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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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»Unser Kantor Hampel! Is das <strong>den</strong>n die Möglichkeet! Schteigen Sie ab, und schweben Sie in meine<br />

Arme!«<br />

<strong>Der</strong> langsame Opernbeflissene war, wie gewöhnlich, zurückgeblieben und erst jetzt beim Thore<br />

angekommen. Er hielt warnend <strong>den</strong> Finger empor und antwortete:<br />

»Kantor emeritus, wenn ich bitten darf, Herr Frank! Sie wissen ja, es ist nur der Vollständigkeit halber und<br />

um etwaige Verwechselungen zu vermei<strong>den</strong>. Es könnte leicht einen zweiten Kantor Matthäus Aurelius<br />

Hampel geben, der noch nicht emeritiert wor<strong>den</strong> ist. Und sodann möchte ich Sie, ehe ich absteige, auf einen<br />

noch andern Punkt aufmerksam machen.«<br />

»Off welchen <strong>den</strong>n?«<br />

»Das werde ich Ihnen gleich sagen.«<br />

»Sie sehen, wie begierig ich darauf bin, mein sehr verehrter und lieber Kantor.«<br />

»Sehen Sie, da ist es schon wieder! Sie sagen bloß Kantor, während ich Sie höflicher Weise Herr Frank<br />

tituliere. Ein jünger der Kunst darf sich nichts vergeben, und darum muß ich Sie bitten, bei mir zukünftig<br />

<strong>den</strong> "Herrn" nicht wegzulassen. Das ist nicht etwa Stolz von mir, sondern nur der Vollständigkeit wegen,<br />

wie Sie wohl wissen wer<strong>den</strong>.«<br />

<strong>Der</strong> Kantor kletterte sehr vorsichtig vom Pferde und umarmte Frank mit majestätischen Bewegungen.<br />

Dieser meinte lachend:<br />

»Wir befin<strong>den</strong> uns hier merschtenteels im wil<strong>den</strong> Westen, wo so eene Vollschtändigkeet eegentlich gar<br />

nich nötig is; aber wenn es Ihnen Schpaß und Vergnügen macht, da werde ich Herr Kantor sagen.«<br />

»Herr Kantor emeritus, bitte ich!«<br />

»Gut, schön! Aber sagen Sie mir jetzt zu allererscht, wo und wie Sie da so hergeschneit kommen. Sie<br />

können sich mit aller Offiziellität daroff verlassen, daß ich een Reservoir mit Ihnen hier nicht für möglich<br />

gehalten hätte.«<br />

»Revoir, auf deutsch Wiedersehen, wollen Sie wohl sagen! Das wundert mich sehr. Sie mußten auf ein<br />

Zusammentreffen mit mir gefaßt sein, Sie kennen doch meine Absicht, eine Oper zu komponieren?«<br />

»Ja, Sie haben davon gesprochen, eene Oper von drei oder vier Aktricen.«<br />

»Zwölf! Und nicht Aktricen, sondern Akte! Es soll eine Hel<strong>den</strong>oper wer<strong>den</strong>, und da Sie mir von <strong>den</strong><br />

"Hel<strong>den</strong> des Westens" erzählt haben, so wollte ich mit Ihnen nach dem Westen reisen, um mir Stoff für<br />

diese Oper zu sammeln. Sie sind aber leider fortgegangen, ohne mich zu benachrichtigen, und da ich<br />

ungefähr wußte, wohin Sie sind, so bin ich nachgekommen.«<br />

»Welche Unvorsichtigkeet! Meenen Sie etwa, daß man sich hier so leicht und so schnell treffen kann wie<br />

derbeeme off dem Haus- oder Oberbo<strong>den</strong>? Sie haben da mit eener gradezu lebensgefährlichen<br />

Unvorsichtigkeet gehandelt, und ich muß Ihnen eene kräftige Reprisande erteelen, <strong>den</strong>n es gibt -«<br />

»Reprimande wollen Sie wohl sagen,« fiel ihm der Kantorin die Rede, »was einen Verweis, einen Tadel zu<br />

bedeuten hat.«<br />

Da zog Frank die Stirn in Falten und sagte in sehr ernstem Tone:

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