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Der Oelprinz Über den Autor ... - thule-italia.net

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Die bei<strong>den</strong> Brüder, welche sich nicht kennen durften, beabsichtigten ganz selbstverständlich, sich gegen<br />

einander auszusprechen; dies mußte aber heimlich geschehen. Darum stand Grinley nach dem Essen auf<br />

und sagte, er wolle hinter das Haus gehen und sich dort im Schatten niederlegen, um ein wenig auszuruhen.<br />

Buttler folgte ihm nach einiger Zeit so unauffällig und unbefangen wie möglich. Die andern blieben sitzen.<br />

Und wieder kamen zwei Reiter, aber nicht jenseits des Flusses, sondern am diesseitigen Ufer entlang. Sie<br />

waren sehr gut beritten. Wären ihre Figuren andre gewesen, so hätte man sie von weitem für Old<br />

Shatterhand, <strong>den</strong> berühmten Prairiejäger, und für Win<strong>net</strong>ou, <strong>den</strong> ebenso berühmten Häuptling der Apachen,<br />

halten können. Aber sie waren beide von zu kleiner Gestalt, der eine dick und der andre schmächtig.<br />

<strong>Der</strong> Schmächtige trug lederne ausgefranste Leggins und ein ebenso ausgefranstes ledernes Jagdhemde,<br />

dazu lange Stiefel, deren Schäfte er über die Kniee emporgezogen hatte. Auf seinem Kopfe saß ein sehr<br />

breitkrämpiger Filzhut. In dem breiten, aus einzelnen Riemen geflochtenen Gürtel steckten zwei Revolver<br />

und ein Bowiemesser. Von der linken Schulter nach der rechten Hüfte hing ein Lasso und am Halse an<br />

einer sei<strong>den</strong>en Schnur eine indianische Frie<strong>den</strong>spfeife. Quer über dem Rücken hatte er zwei Gewehre, ein<br />

langes und ein kurzes. Genau so pflegte sich Old Shatterhand zu klei<strong>den</strong>. Auch er besaß zwei Gewehre, <strong>den</strong><br />

gefürchteten Henrystutzen und <strong>den</strong> weltbekannten langen, schweren Bärentöter.<br />

Während dieser kleine hagere Mann bemüht zu sein schien, ein Eben- oder Abbild von Old Shatterhand zu<br />

liefern, war der andre bemüht gewesen, Win<strong>net</strong>ou nachzuahmen. Er trug ein weißgegerbtes und mit roter,<br />

indianischer Stickerei verziertes Jagdhemde. Die Leggins waren aus demselben Stoffe gefertigt und an <strong>den</strong><br />

Nähten mit Haaren besetzt; ob dies aber Skalphaare waren, das ließ sich sehr bezweifeln. Die Füße steckten<br />

in mit Perlen gestickten Mokassins, welche mit Stachelschweinsborsten geschmückt waren. Am Halse trug<br />

er auch eine Frie<strong>den</strong>spfeife und dazu ein Ledersäckchen, welches einen indianischen Medizinbeutel<br />

vorstellen sollte. Um die dicke Taille schlang sich ein breiter Gürtel, welcher aus einer Santillodecke<br />

bestand. Aus demselben schauten die Griffe eines Messers und zweier Revolver hervor. Sein Kopf war<br />

unbedeckt; er hatte sich die Haare lang wachsen lassen und sie in einen hohen Schopf geord<strong>net</strong>. Quer über<br />

dem Rücken hing ihm ein doppelläufiges Gewehr, dessen Holzteile mit silbernen Nägeln beschlagen waren<br />

-eine Imitation der berühmten Silberbüchse des Apachenhäuptlings Win<strong>net</strong>ou.<br />

Wer Old Shatterhand und Win<strong>net</strong>ou kannte und hier diese bei<strong>den</strong> Männlein sah, der hätte sich sicher eines<br />

Lächelns nicht erwehren können - das glattrasierte, gutmütige und etwas naseweise Gesicht des Hageren im<br />

Vergleiche zu <strong>den</strong> durchgeistigten, gebieterischen Zügen Old Shatterhands -und die blühend roten, run<strong>den</strong><br />

Backen, die treuherzigen Augen und freundlich lächeln<strong>den</strong> Lippen des Dicken als Konterfei des ernsten,<br />

bronzenen Gesichtes des Apachen!<br />

Und doch waren diese bei<strong>den</strong> ganz und gar nicht Personen, über welche zu lachen man Ursache gehabt<br />

hätte. Ja, sie besaßen gewisse auffällige Eigentümlichkeiten, aber sie waren Ehrenmänner, Gentlemen<br />

durch und durch, und hatten mancher großen und seltenen Gefahr tapfer und unerschrocken in das Auge<br />

geschaut. Mit einem Worte: der Dicke war der als »Tante Droll« bekannte Westmann und der Hagere sein<br />

Freund und Vetter Hobble-Frank.<br />

Ihre Verehrung für Old Shatterhand und Win<strong>net</strong>ou war so groß, daß sie sich wie diese bei<strong>den</strong> gekleidet<br />

hatten, was ihnen freilich ein ganz ungewohntes Aussehen gab. Ihre Anzüge waren neu und hatten<br />

je<strong>den</strong>falls ein nicht geringes Geld gekostet; und in Beziehung auf ihre Pferde waren sie auch nicht<br />

sparsamer gewesen.<br />

Auch sie hatten <strong>den</strong> Rancho zum Ziele und ritten durch das Thor desselben ein. Als sie auf dem Hofe<br />

erschienen, erregten sie einiges Aufsehen, welches seinen Grund in dem Kontraste hatte, welcher zwischen<br />

ihrer kriegerischen Ausrüstung und ihrem gutmütigen Aussehen bestand. Sie machten nicht viel<br />

Federlesens, stiegen von ihren Pfer<strong>den</strong>, grüßten kurz und setzten sich auf zwei noch leere Steine, ohne zu<br />

fragen, ob dies <strong>den</strong> andern angenehm sei oder nicht.<br />

Forner musterte die bei<strong>den</strong> Ankömmlinge mit neugierigen Augen. Er war ein erfahrener Mann und wußte

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