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Jahresbericht 2010 / 2011 Goutte d'eau - Gouttedeau.org

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Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Von den Strassen Poipets an die<br />

Universität in Phnom Penh<br />

Chan Lin wurde am 21. Juni 1985 in Poipet, der<br />

Grenzstadt zwischen Kambodscha und Thailand<br />

als erstes von fünf Kindern geboren. Sein Vater war<br />

Gelegenheitsarbeiter und seine Mutter Hausfrau.<br />

Bis ins Jahr 1997 lebte Chan Lin auf der Strasse<br />

und betäubte sein Elend mit Drogen. Er konnte<br />

keine Schule besuchen, hatte keinerlei Hoffnung<br />

und sah keine Zukunft vor sich.<br />

Ein Sozialarbeiter von <strong>Goutte</strong> d’eau wurde<br />

auf ihn aufmerksam und machte ihn mit den<br />

Projekten von <strong>Goutte</strong> d’eau bekannt. Chan Lin<br />

entschied sich nach vielen Gesprächen für die<br />

Aufnahme ins Rehabilitation Center von <strong>Goutte</strong><br />

d’eau Poipet, um dort in einem sechsmonatigen<br />

Programm langsam von den Drogen wegzukommen.<br />

Die Kinder, meistens Knaben, werden dort<br />

an einen strukturierten Tagesablauf gewöhnt und<br />

können sich dank vieler Aktivitäten wie Sport und<br />

kreativen Beschäftigungen ablenken und langsam<br />

stabilisieren. Vor allem ist das Theaterspiel ein<br />

wichtiger Teil auf ihrem Weg, um von der Strasse<br />

und den Drogen loszukommen. Es ist gleichzeitig<br />

Therapie und Traumabewältigung und hilft bei<br />

der Aufarbeitung des Erlebten.<br />

Während ihres Aufenthalts kreieren die Kinder<br />

mit viel Begeisterung ein Theaterstück, aufgelockert<br />

durch Tanz- und Akrobatikeinlagen. Es<br />

erzählt ihre eigene Geschichte über Kinderhandel,<br />

Drogen und Gewalt, - alles Themen, die ein Spiegelbild<br />

ihres Lebens auf der Strasse sind.<br />

Zudem werden die Kinder während ihrer Zeit<br />

im Rehabilitation Center in intensiven Einzelgesprächen<br />

psychologisch unterstützt und erhalten<br />

viel Aufmerksamkeit, Unterstützung und Zuwendung.<br />

Dies alles bewirkt eine emotionale Wandlung,<br />

das Kind gewinnt langsam Lebensfreude und<br />

beginnt wieder an sich zu glauben. So erging es<br />

auch Chan Lin, er bezeichnet heute das Rehabilitationsprogramm<br />

als den eigentlichen Wendepunkt<br />

in seinem Leben.<br />

Zusammen mit den Betreuern kam Chan Lin<br />

am Ende seines sechsmonatigen Aufenthaltes zum<br />

Entschluss ins <strong>Goutte</strong> d’eau Projekt nach Neak<br />

Loeung zu wechseln, um dort die Schule besuchen<br />

zu können.<br />

Am 5. Dezember 1999 kam Chan Lin in Neak<br />

Loeung an. Er nahm von Anfang an seine Chance<br />

wahr, war lernwillig und fleissig und durchlief<br />

während mehrerer Jahre bei <strong>Goutte</strong> d’eau die<br />

Schule bis zu Grad 11. Daneben konnte er sich<br />

auch handwerkliche Fähigkeiten aneignen, wie<br />

in der Lehrwerkstätte für Motorrad-Reparaturen,<br />

in der Schreinerei und im Garten beim Anbau<br />

von Gemüse und Pflanzen. Bei der Organisation<br />

Enfant du Mekong in Banteay Mean Chey, konnte<br />

er sich anschliessend noch bis zu Grad 12 weiterbilden<br />

und nahm auch diese Hürde mit Bravour.<br />

Anschliessend gelang es ihm mit der Unterstützung<br />

seiner Betreuer ein Stipendiat an der<br />

Universität für Sozialarbeit in Phnom Penh zu<br />

bekommen. Zielstrebig steht er dort bereits im 3.<br />

Jahr seines Studiums und wird in einem Jahr, das<br />

auch ein Praktikum einschliesst, seinen Bachelor<br />

in Sozialarbeit machen.<br />

Chan Lin denkt oft zurück an die Zeit auf der<br />

Strasse. Er sagt, er vergesse nie woher er gekommen<br />

sei und dass er es nur dank der Hilfe so vieler<br />

engagierter Menschen so weit gebracht habe.<br />

Vor allem aber will er dieses Bewusstsein nun für<br />

die nächste Generation einsetzen. Deshalb ist es<br />

ihm wichtig, seine eigene Erfahrung bei seinen<br />

regelmässigen Besuchen im <strong>Goutte</strong> d’eau Center<br />

auch immer wieder den jüngeren Kindern näher<br />

zu bringen, um auch ihnen den Glauben an eine<br />

eigene Zukunft zu geben.<br />

Chan Lin<br />

Theater in Poipet<br />

Schule in Neak Loeung<br />

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