Jahresbericht 2010 / 2011 Goutte d'eau - Gouttedeau.org
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Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />
Poipet: Wo Kinder Ware sind<br />
Poipet, eine Stadt an der Grenze von Kambodscha<br />
zu Thailand ist Grenzland, ein Niemandsland für<br />
Verzweifelte und Gestrandete. Die Stadt ist ein<br />
schmutziges Riesennest geprägt von Armut,<br />
schlammverkrustet in der Monsumzeit und staubverhüllt<br />
in der Trockenzeit. Vor allem aber ist Poipet<br />
ein riesiger Umschlagplatz für den<br />
Menschenhandel. Jahr für Jahr werden hier Hunderte<br />
von Kindern als billige Arbeitskräfte, Bettler<br />
oder Prostituierte nach Thailand verkauft.<br />
Seit Beginn der 90er Jahre strömten Tausende<br />
armer Familien, Landlose und Verzweifelte in die<br />
wuchernde Stadt, in ihren Herzen die Hoffnung,<br />
hier als Taglöhner oder Händler überleben zu<br />
können.<br />
In Slums und windigen Buden leben sie hier<br />
am Rande des Existenzminimums und aus Not<br />
verkaufen Mütter für wenig Geld auch ihre Kinder.<br />
Alles hat hier seinen Preis und für 20 Dollar<br />
ist ein Kind zu haben. Der Kinderhandel ist hier<br />
alltäglich. Wer ein Kind verkaufen will, fragt einfach<br />
die Nachbarin. Die Frauen sind oft Täter und<br />
Opfer zugleich – Menschenhändlerin am Tag, und<br />
weinende Mutter nachts. Moralische Werte, die<br />
wir aus unserer satten westlichen Ethik kennen,<br />
haben hier nichts zu suchen. Die Polizisten an der<br />
Grenze schauen dem Handel zu und sind oftmals<br />
selbst daran beteiligt. Korruption und Bestechung<br />
sind hier an der Tagesordnung.<br />
Viele Kinder tragen oder ziehen für wenig<br />
Lohn riesige Lasten über die Grenze, vorbei am<br />
goldenen Tor, das die Grenze markiert und jeden<br />
M<strong>org</strong>en um halb acht geöffnet wird. Alles wird<br />
hier vorbeigeschleust, billige Waren aus Thailand<br />
und billige Menschen aus Kambodscha.<br />
Hunderte von Kindern schleppen hier täglich<br />
schwere Lasten hinüber auf den Markt von Thailand.<br />
Viele dieser Border children kehren am<br />
Abend nicht zurück, da sie von Menschenhändlern<br />
entführt werden, die drüben auf sie warten.<br />
Ein Berufsrisiko, von dem alle wissen, über das<br />
aber alle schweigen.<br />
Deshalb betreibt <strong>Goutte</strong> d’eau an diesem<br />
strategisch wichtigen Ort ein Zentrum an neun<br />
verschiedenen Standorten, wo täglich mehr als 500<br />
Kinder betreut werden.<br />
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« With full commitment I am taking care as a doctor for so<br />
many children needing medical attention. »<br />
Heng, Ärztin von <strong>Goutte</strong> d‘eau in Poipet<br />
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