Volltext Prokla 44
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Wenn def Liberalismus einmal gefaBt ist als die Verteidigung des freien Unternehmertums<br />
und def individuellen Freiheit, ist def nachste Schritt die Neudefinierung def Demokratie,<br />
und zwat dergestalt, daB ihr potentieller Antagonismus mit der Existenz def kapitalistischen<br />
Gesellschaftsordnung geleugnet wird. D iese Veranderung findet tiber eine Kritik der<br />
lwei wichtigsten Lehrsatze des demokratischen Ideals, wie es heute formuliert wird, statt:<br />
Die soziale Gleichheit und die politische Partizipation. Hierbei spielen die Theoretiker einer<br />
Gruppe, die in den USA Neokonservative genannt werden, die wichtigste Rolle. Die<br />
geistige Herkunft dieser Gruppe unterscheidet sich stark von def def Neoliberalen. Sie<br />
setzt sich hauptsachlich aus Intellektuellen und Professoren renommierter U niversitaten zusammen,<br />
die von einer linksliberalen Position auf eine konservative Kritik an der amerikauischen<br />
Gesellschaft geschweukt sind.<br />
1m Allgemeinen stehen sie dem Sozialstaat nicht feindlich gegenuber, abet sie uben starke<br />
Kritik an dem Projekt »great society«, das in den 60er Jahren zu einer Uberbetonung des<br />
$ozialen gefiihrt hat und damit am Aufang def Uberforderung des Staates stand, die eine<br />
Autoritatskrise verursacht hat und damit die soziale Stabilitat bedroht. Die Neokonservativen<br />
gehen davon aus, daB es das demokratische System ist, das den groBten Beitrag zu def<br />
Uberforderung des Staates geleistet hat. Der Bericht def Trilateralen Kommission aus dem<br />
Jahre 1975 tiber die »Regierbarkeit von Demokratien«, def eine ganze Reihe von Thesen<br />
des neokonservativen Gedankenguts zum Ausdruck bringt, zieht folgende SchluBfolgerung:<br />
»Neben den eigentlichen politischen Frgen, mit denen demokratische Regierungen<br />
konfrontiert sind, haben sich eine Menge spezifischer Probleme ergeben, die ein fester Bestandteil<br />
des Funktionierens def Demokratie selbst zu sein scheinen«16. Anhaltende Forde"<br />
rungen nach wachsender gesellschaftlicher Gleichheit werden als einer def Hauptfaktoren<br />
der gegenwartigen Krise herausgesondert,. weil sie die amerikanischeGeseUschaft an den<br />
Rand des »egalitaren Abgrunds« gefiihrt haben. Was seit den 60ern passiert ist, ist eine Bedeumngsverschiebung<br />
von »Gleichheit« in zweifacher Sicht: 1. Das Abweichen von einer<br />
Gleichheit def Moglichkeiten zu einer Gleichheit des Resultats. 2. Das Abweichen von der<br />
Gleichheit zwischen einzelnen und der zwischen Gruppen. Dieser »New egalitarism« bedraht<br />
nach Daniell Bell das wahre Ideal def Gleichheit, dessen Ziel nlcht eine »equality of<br />
results«, sondem dne »just meritocracy« istl7 . Was Irving Kristal angeht, geht er davon aus,<br />
daB ein solches Konzept von Gleichheit