Volltext Prokla 44
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Zentrums des kapitalistischenWeltsystems.als def letzte Schrei derWirtschaftswissenschaften, als die neue Alternative zum Keynesianismus verkauft werden kann. Als in vielen lateinamerikanischen Landern die Strategien def Industrialisierung durch Importsubstitution scheiterten, war die Dutchsetzung dieser angebotsorientierten Politik def einzige Weg, urn diese Lander innerhalb des kapitalistischen Systems zu halten. Und in mehreren Landern war das nicht anders moglich als dutch einen MiEtatputsch. Chile ist fur unsere Uberlegungen der interessanteste und wichtigste Fall. Und das nicht nur, weil die gesellsehaftiche und politische Entwicklung vor dem Putsch zu einem ernst" haften Versuch gefuhrt hatte, das kapitalistische Funktionieren def Wirtschaft dUfch etwas anderes zu ersetzen, sondern VOl aHem, weil das ultraliberale und monetaristsche Wittschaftsteam def Militarregierung es verstanden sieh nach dem Putsch von 1973 schnell innerhalb des Maehtblocks durchzusetzen, .und so seine Entscheidungsgewalt weit tiber die reine Wirtschaftspolitik hinaus ausdehnen konnte, urn sowohl die Wittschaft, als auch Staat und Gesellschaft aufierordentlich konsequent (und nach den eigenen Kriterien erc folgreich) neu zu gestalten. Das Hauptziel dieser ehilenischen Wirtschaftsexperten unter def Ftihrung von Sergio de Castro und Alvaro Bard6n und unter dem Schutz von Prasident Pinochet, besteht nicht darin, eine Wirtschaftspolitik dutch eine andere zu ersetzen, sondern, soweit das moglieh ist, jeder Art von staatlicher Wirtschaftspolitik ein Ende zu setzen. Wir konnten ihr Hauptzie! die »Desorganisation« des organisierten Kapitalismus nennen. Sie solI zur Schaffung einer »freien Gesellschaft« (gemafi dem Sprachgebrauch des »Wall StreetJournal«) fUhren, in def die unbeschrankte wirtschaftliche Freiheit jedes Einzelnen die Grundlage aller anderen Freiheiten ware. Man hat oft darauf bestanden, daB das chilenische Militar-Regime die Kombination eines extremen Manehester-Liberalismus in del Wirtschaft mit einem extremen Anti-Liberalismus in def Politik darstelle. Das ist abet nicht so. Das chilenische Militar-Regime folgt dem Ultra-Liberalismus in jeder Beziehung. Nach der Ideologie seiner politisehen Fuhrer besteht die Hauptaufgabe des Staates das Individuum gegen die gesellschaftlichen und politischen Organisationen zu »schiitzen«, die, statt ihm zu helfen, nur seine Freiheit und Personlichkeit zu unterdrucken suchen. Um dies en Schutz des Individuums zu gewahdeisten, mufi def Staat entschlossen sein, vo! keinem Druck organisierter gesellschaftlicher Krafte zuruckzuweichen. Das bedeutet, daB sich seine Autoritat in keinem FaIle auf ein System def Legitimation smtzen darf, das es den gesellschaftlichen und politischen Organisationen erlauben Macht und Einflufi zu gewinnen und so Druck auf den Staat ausuben zu konnen. AuBerdem muE def Staat gentigend gerustet, vorbereitet und entschlossen Versuch der Neubelebung von Organisationen zu die die »sozialisierenden« Tendenzen def Vergangenheit wieder zu starken versuchen. Die direkte Unterdruckung ist aber nicht def einzige Faktor, def bei def Schwachung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Organisationen eine Rolle spiek Wenn def Staat sich dutch keinerlei Druck beeinflussen verlieren die Organisationen, die mit dem Zid geschaffen worden waren, auf den Staat Druck und die mit jedem Erfolg Macht gesammelt hatten, notwendigerweise wieder an Starke. Das Ergebnis ist eine Atomisierung de! Gesellem , wie er fur aIle im engen Sinne wirtschaftlichen Sozialbeziehungen kennzeiehnend die nicht auch in einen Ausdruck finden. Zur dritten Grofien Depression 35
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Zentrums des kapitalistischenWeltsystems.als def letzte Schrei derWirtschaftswissenschaften,<br />
als die neue Alternative zum Keynesianismus verkauft werden kann.<br />
Als in vielen lateinamerikanischen Landern die Strategien def Industrialisierung durch<br />
Importsubstitution scheiterten, war die Dutchsetzung dieser angebotsorientierten<br />
Politik def einzige Weg, urn diese Lander innerhalb des kapitalistischen Systems zu<br />
halten. Und in mehreren Landern war das nicht anders moglich als dutch einen MiEtatputsch.<br />
Chile ist fur unsere Uberlegungen der interessanteste und wichtigste Fall. Und das nicht<br />
nur, weil die gesellsehaftiche und politische Entwicklung vor dem Putsch zu einem ernst"<br />
haften Versuch gefuhrt hatte, das kapitalistische Funktionieren def Wirtschaft dUfch etwas<br />
anderes zu ersetzen, sondern VOl aHem, weil das ultraliberale und monetaristsche Wittschaftsteam<br />
def Militarregierung es verstanden sieh nach dem Putsch von 1973 schnell<br />
innerhalb des Maehtblocks durchzusetzen, .und so seine Entscheidungsgewalt weit tiber die<br />
reine Wirtschaftspolitik hinaus ausdehnen konnte, urn sowohl die Wittschaft, als auch<br />
Staat und Gesellschaft aufierordentlich konsequent (und nach den eigenen Kriterien erc<br />
folgreich) neu zu gestalten.<br />
Das Hauptziel dieser ehilenischen Wirtschaftsexperten unter def Ftihrung von Sergio de<br />
Castro und Alvaro Bard6n und unter dem Schutz von Prasident Pinochet, besteht nicht<br />
darin, eine Wirtschaftspolitik dutch eine andere zu ersetzen, sondern, soweit das moglieh<br />
ist, jeder Art von staatlicher Wirtschaftspolitik ein Ende zu setzen. Wir konnten ihr Hauptzie!<br />
die »Desorganisation« des organisierten Kapitalismus nennen. Sie solI zur Schaffung einer<br />
»freien Gesellschaft« (gemafi dem Sprachgebrauch des »Wall StreetJournal«) fUhren, in<br />
def die unbeschrankte wirtschaftliche Freiheit jedes Einzelnen die Grundlage aller anderen<br />
Freiheiten ware.<br />
Man hat oft darauf bestanden, daB das chilenische Militar-Regime die Kombination eines<br />
extremen Manehester-Liberalismus in del Wirtschaft mit einem extremen Anti-Liberalismus<br />
in def Politik darstelle. Das ist abet nicht so. Das chilenische Militar-Regime folgt dem<br />
Ultra-Liberalismus in jeder Beziehung. Nach der Ideologie seiner politisehen Fuhrer besteht<br />
die Hauptaufgabe des Staates das Individuum gegen die gesellschaftlichen und<br />
politischen Organisationen zu »schiitzen«, die, statt ihm zu helfen, nur seine Freiheit und<br />
Personlichkeit zu unterdrucken suchen. Um dies en Schutz des Individuums zu gewahdeisten,<br />
mufi def Staat entschlossen sein, vo! keinem Druck organisierter gesellschaftlicher<br />
Krafte zuruckzuweichen. Das bedeutet, daB sich seine Autoritat in keinem FaIle auf ein System<br />
def Legitimation smtzen darf, das es den gesellschaftlichen und politischen Organisationen<br />
erlauben Macht und Einflufi zu gewinnen und so Druck auf den Staat ausuben<br />
zu konnen. AuBerdem muE def Staat gentigend gerustet, vorbereitet und entschlossen<br />
Versuch der Neubelebung von Organisationen zu<br />
die die »sozialisierenden«<br />
Tendenzen def Vergangenheit wieder zu starken versuchen. Die direkte Unterdruckung<br />
ist aber nicht def einzige Faktor, def bei def Schwachung der wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Organisationen eine Rolle spiek Wenn def Staat sich dutch keinerlei<br />
Druck beeinflussen verlieren die Organisationen, die mit dem Zid geschaffen worden<br />
waren, auf den Staat Druck<br />
und die mit jedem Erfolg Macht gesammelt<br />
hatten, notwendigerweise wieder an Starke. Das Ergebnis ist eine Atomisierung de! Gesellem<br />
, wie er fur aIle im engen Sinne wirtschaftlichen Sozialbeziehungen<br />
kennzeiehnend die nicht auch in einen Ausdruck<br />
finden.<br />
Zur dritten Grofien Depression 35