Volltext Prokla 44

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1.2. Grenzen der Internationalisiet'~ngsanalyse auf der Ebene des Einzelkapitalsl der Branche Der wesentliche Beitrag der franzosischen Polit-Okonomie liegt methodologisch in der systematisch-strukturellen Rekonstruktion der verschiedenen Analyse-Ebenen kapitalistischer Produktionsverhaltnisse. »Internationalisierung« wurde in der Polit-Okonomie bisher primar ais internationale Verwertungsstrategie des Einzelkapitalsbzw. def Branche v'hstan" den und analysiert. Diese Bereiche wurden in Frankreich insbesondere von Pallone (z.B. 1975) undMichalet (z.B. 1976) systematisch und empirisch untersucht. Auf dieser"Ebene kana jedoch die internationale Arbeitstetlung (iAt) nicht untersucht und bestimmt werden, vielmehr ist dazu systematischandere Ebene der Betrachtung erforderlich. Der dazu notwendige Bruch solI an dnem Beispiel verdeutlicht werden (nach Pallone J978 I, 42 ff.): Mit de! Internationalisierung des Produktiv-Kapitals ais Problem der Kapitalverwertung werden z.B. Auslagerungen von Produktionsbestandteilen innerhalb einer Produktionskette analysiert. In der Regel sind es Oligopole, die Kapital exportieren. Fur diese Oligopole bedeutet def Kapitalexport Aufrechterhaltung und Ausbreitung det oligopolistischen Position innerhalb der Branche. Fur das abhangige Land bedeutet er die Ansiedelung eines Produktionssegments ohne die dazugehorige, koharente Produktionsstrukrur. Die Akkumulationsgesetze, die den Kapitalexport erklaren konnen (tendenzieller Fall clef Profitrate innerhalb def Branche, Konkurrenz und Zentralisation auf dem Weltmarkt, Ausgleich der Profitraten zwischen den Branchen) haben nicht fur beide Internationalisierungs-Objekte die strukturell gleichen Konsequenzen, da der Import dnes Produktionssegments destrukturierende Effekte fur die nationale Produktionsstruktur haben kann. Wenn wit also die !At analysieren wollen, mussen wir einen erweiterten theoretischen Raum schaffen. . Die Internationalisierung der Verwertung des Einzelkapitals als Gegenstand traditioneller polit-okonomischer Internationalisierungstheorien kann nur entsprechend den Gesetzma­ Bigkeiten des Vetwertungsprozesses betrachtet werden, wobei die Grenzen dieses Prozesses auch die Grenzen des Analyseobjektes »Internationalisierung« sind. Die Formbestimmtheit des Reproduktionsprozesses, der mehr ist ais die Summe def Einzelkapitalien, kann auf dieser Ebene nicht betrachtet werden. Diese »struktufalistische« Herleitung ist nun kein Selbstzweck. Die bisherige Betrachtung def Internationalisierung auf def Ebene des Einzdkapitals hat zu einer eigenen »Entwicklungs-Strtegie« gefuhrt: die Import-Substitutionsstrategie. Die gesamtgesellschaftliche Reproduktion fallt in dieser Strategie mit der Wachsrumsphase einiger (weniger) (Schliissel-) Branchen zusammen. Das Scheitern dieser Strategie in def Dritten Welt zeigt, daB imperialistische Abhangigkeit strukturell uber das Einzelkapital oder die Kontrolle von Schliisselbranchen hinausgehen muK Nachdem in def franzosischen Diskussion die internationalen Kapitalverwertungsstrategien des Einzelkapitals in det durch Konkurrenz und Zentralisation sich ergebenden Bewec gungsform def Branche hinreichend genau theoretisch und empirisch untersuchtwurden (vgL die bei Deubner u.a. 1979 abgedruckten Branchenstudien), konzentrieren sich die neuesten Analysen auf die Zusammenhange zwischen den Reproduktionsabteilung~n, urn lje:sel:zrrHHl,lg~,el1ten fiber Funktions~eise und Hierarchie nationaler Produktionssysteme herausfinden zu konnen .. Es ist in diesem Zusammenhang nicht vetwunderlich, daB ein Teil der Internationalisierungstheorie sich zu dner eigenen Industrie-Politik entwickelt hat. . Neuere franzosische Internationalisierungstheorien 145

1.2. Grenzen der Internationalisiet'~ngsanalyse auf der Ebene des Einzelkapitalsl<br />

der Branche<br />

Der wesentliche Beitrag der franzosischen Polit-Okonomie liegt methodologisch in der systematisch-strukturellen<br />

Rekonstruktion der verschiedenen Analyse-Ebenen kapitalistischer<br />

Produktionsverhaltnisse. »Internationalisierung« wurde in der Polit-Okonomie bisher<br />

primar ais internationale Verwertungsstrategie des Einzelkapitalsbzw. def Branche v'hstan"<br />

den und analysiert. Diese Bereiche wurden in Frankreich insbesondere von Pallone (z.B.<br />

1975) undMichalet (z.B. 1976) systematisch und empirisch untersucht. Auf dieser"Ebene<br />

kana jedoch die internationale Arbeitstetlung (iAt) nicht untersucht und bestimmt werden,<br />

vielmehr ist dazu systematischandere Ebene der Betrachtung erforderlich. Der<br />

dazu notwendige Bruch solI an dnem Beispiel verdeutlicht werden (nach Pallone J978 I,<br />

42 ff.): Mit de! Internationalisierung des Produktiv-Kapitals ais Problem der Kapitalverwertung<br />

werden z.B. Auslagerungen von Produktionsbestandteilen innerhalb einer Produktionskette<br />

analysiert. In der Regel sind es Oligopole, die Kapital exportieren. Fur diese<br />

Oligopole bedeutet def Kapitalexport Aufrechterhaltung und Ausbreitung det oligopolistischen<br />

Position innerhalb der Branche. Fur das abhangige Land bedeutet er die Ansiedelung<br />

eines Produktionssegments ohne die dazugehorige, koharente Produktionsstrukrur.<br />

Die Akkumulationsgesetze, die den Kapitalexport erklaren konnen (tendenzieller Fall clef<br />

Profitrate innerhalb def Branche, Konkurrenz und Zentralisation auf dem Weltmarkt,<br />

Ausgleich der Profitraten zwischen den Branchen) haben nicht fur beide Internationalisierungs-Objekte<br />

die strukturell gleichen Konsequenzen, da der Import dnes Produktionssegments<br />

destrukturierende Effekte fur die nationale Produktionsstruktur haben kann.<br />

Wenn wit also die !At analysieren wollen, mussen wir einen erweiterten theoretischen<br />

Raum schaffen. .<br />

Die Internationalisierung der Verwertung des Einzelkapitals als Gegenstand traditioneller<br />

polit-okonomischer Internationalisierungstheorien kann nur entsprechend den Gesetzma­<br />

Bigkeiten des Vetwertungsprozesses betrachtet werden, wobei die Grenzen dieses Prozesses<br />

auch die Grenzen des Analyseobjektes »Internationalisierung« sind. Die Formbestimmtheit<br />

des Reproduktionsprozesses, der mehr ist ais die Summe def Einzelkapitalien, kann auf<br />

dieser Ebene nicht betrachtet werden. Diese »struktufalistische« Herleitung ist nun kein<br />

Selbstzweck. Die bisherige Betrachtung def Internationalisierung auf def Ebene des Einzdkapitals<br />

hat zu einer eigenen »Entwicklungs-Strtegie« gefuhrt: die Import-Substitutionsstrategie.<br />

Die gesamtgesellschaftliche Reproduktion fallt in dieser Strategie mit der Wachsrumsphase<br />

einiger (weniger) (Schliissel-) Branchen zusammen. Das Scheitern dieser Strategie<br />

in def Dritten Welt zeigt, daB imperialistische Abhangigkeit strukturell uber das Einzelkapital<br />

oder die Kontrolle von Schliisselbranchen hinausgehen muK<br />

Nachdem in def franzosischen Diskussion die internationalen Kapitalverwertungsstrategien<br />

des Einzelkapitals in det durch Konkurrenz und Zentralisation sich ergebenden Bewec<br />

gungsform def Branche hinreichend genau theoretisch und empirisch untersuchtwurden<br />

(vgL die bei Deubner u.a. 1979 abgedruckten Branchenstudien), konzentrieren sich die<br />

neuesten Analysen auf die Zusammenhange zwischen den Reproduktionsabteilung~n, urn<br />

lje:sel:zrrHHl,lg~,el1ten fiber Funktions~eise und Hierarchie nationaler Produktionssysteme<br />

herausfinden zu konnen .. Es ist in diesem Zusammenhang nicht vetwunderlich, daB ein<br />

Teil der Internationalisierungstheorie sich zu dner eigenen Industrie-Politik entwickelt<br />

hat. .<br />

Neuere franzosische Internationalisierungstheorien 145

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