Volltext Prokla 44
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Das Grundubel cler nordamerikanischen AuBenpolitik in def Dritten Welt unter Carter, so schrieb Kirkpatrick, sei die Unfahigkeit zu erkennen, daB trotz allef Kritik gegenuber »autokratischen« oder »autoritaren« Regierungen ihre Beseitigung nicht nur keine bessere Situation schaffe, sondern - im Gegenteil- def entsprechenden Bevolkerung noch vie! gro Bere Opfer abverlange. Zwar wiirden »Autokraten« nlcht immer - vielleicht auch sehr ten - die gleichen Ziele anstreben, die in den USA von def Bevolkerung angestrebt wet· den, u.a. die liberale Demokratie. Man musse jedoch anerkennen, daB autoritare Regime meistens eine - wenn auch gemaBigte - Opposition zulassen, ihre Gegner nur gelegentlich physisch bedrohen, eine gewisse Meinungsfreiheit erlauben und diese nur in extremen Gefahrensituationen aufheben wrden, somit also def eigenen Bevolkerung den Ablauf des gewohnten Lebensrhythmus garantieren, d.h. ihre Bewegung innerhalb def traditionellen personlichen, familiaren und sozialen (dorflichen) Bindungen gewahrleisten. sei innerhab solcher Autokratien immer die Moglichkeit lum sozialen Wandel clenn anders als in totalitaren Regimen wUrcle schon die Zulassung einer gemaBigten Opposition die ford ern und in einem gewissen Umfang auch durchsetzen konnen. Anders sei die Situation in »totalitaren« die durch Beseitigung der »Autokraten« errichtet werden. Statt sich ahnlich wie »autoritare« Regime die langfristige Errichtungder Demokratie zum Ziele zu setzen, wurden »totalitare« Regime eine vollstandige, permanente und unveranderbare Kontrolle des Staates Uber die gesamte Gesellschaft anstreben. Familiare Beziehungen wrden ignoriert, def »gewohnte Rhythmus zwischen Arbeit und Freizeit« gestoft, das ,>Anbeten traditioneller Gotter und die Einhaltung traditioneller Tae bus« nicht respektiert, sondern im Gegenteil verfolgt. Und statt es so zu belassen wie z.B. in lndien, wo die 'Kinder der Unberuhrbaren' »die Fahigkeiten und Attiruden« schon von Geburt aus erlernen, urn ,>die armselige Rolle zu spielen, die ihnen das Schicksal zugeord" net hat«, wurden totalitare Regime diese narurliche Umgebung def eigenen Bev51kerung zerstoren und damit unendliches Leid hervorrufen (Kirkpatrick 1979, S. 44). Es sind daher vom Standpunkt des elementaren Humanismus die autoritaren Regime in den tandern der Dritten Welt den »totalitaren« Regierungen vorzuziehen. Aber auch unter dem Gesichtselementarer US-Sicherheitsinteressen ware dafUr zu pladieren, daB die US-Regiee rung autoritare Regime srutzt wenn notig, dutch eigene Militarinterventionen am Leben halt. Diese Schlufifolgerung ergibt sich aus def spezifischen neokonservativen Betrachtungsweise def Dritten Welt. Dort herrschen - wit folgen immer noch dem von Kirkpatrick - die schon beschriebenen »autoritaren« Regime. Darin k5nne sich keine Gesellschaftsgrup- U1'..IAm;lCl.l, daB sie die Macht anzustreben in der set. Das sei gerade der Gesellschaft. Anders wenn eme Oppositionsgruppen von Hilfe bekommt, wie im FaIle der »sozialistisch-revolutionaren die von def UdSSR oder von Kuba untersrutzt wrden. Solche konnten dann in def Tat zu dner Gefahr fUr die etablierten ,>Autokraten« nicht wegen deren sondern nur wegen ihrer militarischen Schwache. Setze def von Kuba und! oder def UdSSR untersrutzte de! Aufstandischen gegen das autokratische erst einmal falle dieses fast von selber zusammen. Krafte wiirden sich dann auf die Seite Aufstandischen schlagen, ihnen sozusagen als dienen (urn ihre »totalitaren« zu Teile def Militar- und Polizeikrafte WIden Reagans militarische 99
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Das Grundubel cler nordamerikanischen AuBenpolitik in def Dritten Welt unter Carter, so<br />
schrieb Kirkpatrick, sei die Unfahigkeit zu erkennen, daB trotz allef Kritik gegenuber »autokratischen«<br />
oder »autoritaren« Regierungen ihre Beseitigung nicht nur keine bessere<br />
Situation schaffe, sondern - im Gegenteil- def entsprechenden Bevolkerung noch vie! gro<br />
Bere Opfer abverlange. Zwar wiirden »Autokraten« nlcht immer - vielleicht auch sehr<br />
ten - die gleichen Ziele anstreben, die in den USA von def Bevolkerung angestrebt wet·<br />
den, u.a. die liberale Demokratie. Man musse jedoch anerkennen, daB autoritare Regime<br />
meistens eine - wenn auch gemaBigte - Opposition zulassen, ihre Gegner nur gelegentlich<br />
physisch bedrohen, eine gewisse Meinungsfreiheit erlauben und diese nur in extremen Gefahrensituationen<br />
aufheben wrden, somit also def eigenen Bevolkerung den Ablauf des<br />
gewohnten Lebensrhythmus garantieren, d.h. ihre Bewegung innerhalb def traditionellen<br />
personlichen, familiaren und sozialen (dorflichen) Bindungen gewahrleisten.<br />
sei innerhab solcher Autokratien immer die Moglichkeit lum sozialen Wandel<br />
clenn anders als in totalitaren Regimen wUrcle schon die Zulassung einer gemaBigten Opposition<br />
die<br />
ford ern und in einem gewissen Umfang auch durchsetzen<br />
konnen.<br />
Anders sei die Situation in »totalitaren« die durch Beseitigung der »Autokraten«<br />
errichtet werden. Statt sich ahnlich wie »autoritare« Regime die langfristige Errichtungder<br />
Demokratie zum Ziele zu setzen, wurden »totalitare« Regime eine vollstandige, permanente<br />
und unveranderbare Kontrolle des Staates Uber die gesamte Gesellschaft anstreben. Familiare<br />
Beziehungen wrden ignoriert, def »gewohnte Rhythmus zwischen Arbeit und<br />
Freizeit« gestoft, das ,>Anbeten traditioneller Gotter und die Einhaltung traditioneller Tae<br />
bus« nicht respektiert, sondern im Gegenteil verfolgt. Und statt es so zu belassen wie z.B.<br />
in lndien, wo die 'Kinder der Unberuhrbaren' »die Fahigkeiten und Attiruden« schon von<br />
Geburt aus erlernen, urn ,>die armselige Rolle zu spielen, die ihnen das Schicksal zugeord"<br />
net hat«, wurden totalitare Regime diese narurliche Umgebung def eigenen Bev51kerung<br />
zerstoren und damit unendliches Leid hervorrufen (Kirkpatrick 1979, S. <strong>44</strong>). Es sind daher<br />
vom Standpunkt des elementaren Humanismus die autoritaren Regime in den tandern der<br />
Dritten Welt den »totalitaren« Regierungen vorzuziehen. Aber auch unter dem Gesichtselementarer<br />
US-Sicherheitsinteressen ware dafUr zu pladieren, daB die US-Regiee<br />
rung autoritare Regime srutzt wenn notig, dutch eigene Militarinterventionen am<br />
Leben halt.<br />
Diese Schlufifolgerung ergibt sich aus def spezifischen neokonservativen Betrachtungsweise<br />
def Dritten Welt. Dort herrschen - wit folgen immer noch dem von Kirkpatrick<br />
- die schon beschriebenen »autoritaren« Regime. Darin k5nne sich keine Gesellschaftsgrup-<br />
U1'..IAm;lCl.l, daB sie die Macht anzustreben in der set. Das sei gerade<br />
der<br />
Gesellschaft.<br />
Anders wenn eme Oppositionsgruppen von Hilfe bekommt, wie im FaIle<br />
der »sozialistisch-revolutionaren<br />
die von def UdSSR oder von Kuba untersrutzt<br />
wrden. Solche konnten dann in def Tat zu dner Gefahr fUr die etablierten<br />
,>Autokraten« nicht wegen deren sondern nur<br />
wegen ihrer militarischen Schwache. Setze def von Kuba und! oder def UdSSR untersrutzte<br />
de! Aufstandischen gegen das autokratische erst einmal falle<br />
dieses fast von selber zusammen.<br />
Krafte wiirden sich dann auf die Seite<br />
Aufstandischen schlagen, ihnen sozusagen als<br />
dienen (urn ihre »totalitaren«<br />
zu Teile def Militar- und Polizeikrafte WIden<br />
Reagans militarische 99