Volltext Prokla 44

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02.11.2013 Aufrufe

ael zu raumenden Basen auf Sinai anboten (Tucker 1981, S. 89). Das betreffe die Land-, See- und Luftstreitkrafte. Das zu losende »strategische Dilemma« bestehe dagegen darin, durch nukleare Waffensysteme jeden sowjetischen Einmischungsversuch in der Region abzuschrecken oder in dner »Grenzsituation« aktiv zuruckzuschlagen. Wenn also das vorhandene Machtvakuum nicht durch konventionelle Waffensysteme - die in der Region standig stationiert werden soUen - gefullt werden kanne, und die UdSSR den Versuch unternehmensollte, das Vakuum durch eigene Prasenz zu fullen, dann bliebe auch nach Meinung der »gemaBigten« Eindammungsideologen keine andere Alternative als def Atomkrieg. Wenn dennoch die V orschlage einer »gemaBigten Eindammung« realistischer als die der !>globalen Eindammung« zu sein scheinen, so das daran, daB die erste Alternative die inriere Ordnung def Staaten nicht notwendig zum MaEstab der Bedrohung fur die USA macht. Det Neonationalismus von Podhoretz begreift als Feind jede Regierung, die fur »kommunistisch« gehalten und als solche definiert wird. Die »gemaEigten« Neonationalisten akzeptieren dagegen die Legitimitat def globalen Weltmachtbestrebungen der UdSSR, weshalb sie nicht notwendig jede Regierung zum Feind der USA erklaren, die zu Weltmacht diplomatische oder enge politische Beziehungen unterhalt. AuEerdem raumen diese Neonationalisten ein, daB es ein breites Feld gegenseitiger Kooperation zwischen den Supermachten gabe. Sie weisen also auf die Moglichkeit hin, daB sich die USA »mit def Perspektive einer Welt anfreunden mussen, in der ein groEer - und vielleicht wachsender - Teil der nicht zu den industriellen Demokratien gehorenden Lander sich det Ausubung eines amerikanischen Einflusses widersetzen« (Tucker 1981, S. 265). Gerade deshalb sei es notig, nicht in jeder sozialen Bewegung in der Dritten Welt eine Bedrohung fur die US-Sicherheitsinteressen zu sehen. Gleichwohllst die vorgeschlagene Polii:ik der »gemaEigten Eindammung« nicht weniger interventionistisch und militaristisch als jede andere, die die sogenannten »Lebensinteressen« der USA zum letzten MaBstab fur die Entscheidung fur oder wider Krieg macht. Wenn namlich, urn ein aktuelles Beispiel zu nehmen, die Intervention in Mittelamerika und im karibischen Raum davon abhangt, ob die dortigen Interessen als »primare« ode! »sekundafe« Lebensinteressen definiert werden, dann ist die Interventionsdrohung immer latent vorhanden. Es reicht aus, daE der gesellschaftliche Protest in diesem Raum einen bestimmten Rebellionsgrad ubersteigt, damit die Klassifizierung und die Bedrohung konkretisiert wird. »Die Definition unserer Lebensinteressen ist keineswegs selbstevident«, schreibt Hoffmann. »Nicht jede Position in def Welt kann verteidigt werden, und nlcht aUe sind gegenuber allen Arten von potentiellen Bedrohungen verteidigungswert. Die Neue Orthodoxie erklart z.B. nlcht, ob man nur def Expansion der sowjetischen kubanischerr ode! vietnamesischen) Militarmacht widerstehen soH. Oder sollen wir Regime bedie zur UdSSR eine ahnliche Beziehung wie Kuba? Oder sollen wir die ~lJ.1L!llU.H~ aile! Regime bekampfen, die von Moskau ode! Kuba untersmtzt werden? Tucker nimmt eine mittlere Position aber es ist eine Position: Wie kann man vorher wissen?« (Hoffmann 1981, S. 26 f.) Das Problem des US-Neonationalismus besteht abet nicht nur darin, daB man nie im voraus wissen kann, was Reagan, Weinberger, Haig und andere unter »primaren« und »sekundaren« Lebensinteressen verstehen und mit welchen sie die angeblichen Bedrohungen erst schaffen, urn die Intervention zu Daruber hinaus droht die bipolare Interpretation des gegenwartigen W eltgeschehens, die u berall den »W esten« auf den »Osten« stoEen sieht, allen internationalen Konflikten eine eminent militarische 96 Alexander Schubert

ael zu raumenden Basen auf Sinai anboten (Tucker 1981, S. 89). Das betreffe die Land-,<br />

See- und Luftstreitkrafte. Das zu losende »strategische Dilemma« bestehe dagegen darin,<br />

durch nukleare Waffensysteme jeden sowjetischen Einmischungsversuch in der Region abzuschrecken<br />

oder in dner »Grenzsituation« aktiv zuruckzuschlagen. Wenn also das vorhandene<br />

Machtvakuum nicht durch konventionelle Waffensysteme - die in der Region standig<br />

stationiert werden soUen - gefullt werden kanne, und die UdSSR den Versuch unternehmensollte,<br />

das Vakuum durch eigene Prasenz zu fullen, dann bliebe auch nach Meinung<br />

der »gemaBigten« Eindammungsideologen keine andere Alternative als def Atomkrieg.<br />

Wenn dennoch die V orschlage einer »gemaBigten Eindammung« realistischer als die der<br />

!>globalen Eindammung« zu sein scheinen, so das daran, daB die erste Alternative die<br />

inriere Ordnung def Staaten nicht notwendig zum MaEstab der Bedrohung fur die USA<br />

macht. Det Neonationalismus von Podhoretz begreift als Feind jede Regierung, die fur<br />

»kommunistisch« gehalten und als solche definiert wird. Die »gemaEigten« Neonationalisten<br />

akzeptieren dagegen die Legitimitat def globalen Weltmachtbestrebungen der<br />

UdSSR, weshalb sie nicht notwendig jede Regierung zum Feind der USA erklaren, die zu<br />

Weltmacht diplomatische oder enge politische Beziehungen unterhalt. AuEerdem<br />

raumen diese Neonationalisten ein, daB es ein breites Feld gegenseitiger Kooperation zwischen<br />

den Supermachten gabe. Sie weisen also auf die Moglichkeit hin, daB sich die USA<br />

»mit def Perspektive einer Welt anfreunden mussen, in der ein groEer - und vielleicht<br />

wachsender - Teil der nicht zu den industriellen Demokratien gehorenden Lander sich<br />

det Ausubung eines amerikanischen Einflusses widersetzen« (Tucker 1981, S. 265). Gerade<br />

deshalb sei es notig, nicht in jeder sozialen Bewegung in der Dritten Welt eine Bedrohung<br />

fur die US-Sicherheitsinteressen zu sehen.<br />

Gleichwohllst die vorgeschlagene Polii:ik der »gemaEigten Eindammung« nicht weniger interventionistisch<br />

und militaristisch als jede andere, die die sogenannten »Lebensinteressen«<br />

der USA zum letzten MaBstab fur die Entscheidung fur oder wider Krieg macht. Wenn<br />

namlich, urn ein aktuelles Beispiel zu nehmen, die Intervention in Mittelamerika und im<br />

karibischen Raum davon abhangt, ob die dortigen Interessen als »primare« ode! »sekundafe«<br />

Lebensinteressen definiert werden, dann ist die Interventionsdrohung immer latent<br />

vorhanden. Es reicht aus, daE der gesellschaftliche Protest in diesem Raum einen bestimmten<br />

Rebellionsgrad ubersteigt, damit die Klassifizierung und die Bedrohung konkretisiert<br />

wird. »Die Definition unserer Lebensinteressen ist keineswegs selbstevident«, schreibt<br />

Hoffmann. »Nicht jede Position in def Welt kann verteidigt werden, und nlcht aUe sind<br />

gegenuber allen Arten von potentiellen Bedrohungen verteidigungswert. Die Neue Orthodoxie<br />

erklart z.B. nlcht, ob man nur def Expansion der sowjetischen kubanischerr<br />

ode! vietnamesischen) Militarmacht widerstehen soH. Oder sollen wir Regime bedie<br />

zur UdSSR eine ahnliche Beziehung wie Kuba? Oder sollen wir die<br />

~lJ.1L!llU.H~ aile! Regime bekampfen, die von Moskau ode! Kuba untersmtzt werden?<br />

Tucker nimmt eine mittlere Position aber es ist eine Position: Wie kann<br />

man vorher wissen?« (Hoffmann 1981, S. 26 f.)<br />

Das Problem des US-Neonationalismus besteht abet nicht nur darin, daB man nie im voraus<br />

wissen kann, was Reagan, Weinberger, Haig und andere unter »primaren« und »sekundaren«<br />

Lebensinteressen verstehen und mit welchen<br />

sie die angeblichen<br />

Bedrohungen erst schaffen, urn die Intervention zu<br />

Daruber hinaus droht<br />

die bipolare Interpretation des gegenwartigen W eltgeschehens, die u berall den »W esten«<br />

auf den »Osten« stoEen sieht, allen internationalen Konflikten eine eminent militarische<br />

96 Alexander Schubert

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