Volltext Prokla 44

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02.11.2013 Aufrufe

den kontinuierlichen Zetfall der organisierten Arbeiterschaft und der Biirge'rre,chts­ Friedensbewegilngen und andeten Urspriingen und Themen deJlllo,krlltischier n'v ... 'll!"'~"~ rung und des Massenprotestes in den siebzigerJahren. In det Gesamtheit Tendenzen den Zusammenbruch der amerikanischen Massenpolitik an. Wie Walter Dean Burnham in einem Aufsatz beschreibt" miissen der Schauplatz und Strukturen def Biirgerbeteiligung bei den,amerikanischen Wahlen streng von denen anderen entwickelten, formal-demokratischen Industriestaaten unterschieden werden. gegenwanige amerikanische Parteiensystem zeichnet sich durch eine erstaunlich n1(:dr:lge Mitbestimmung und organisatorisch schwache politische Parteien einer »nicht-l'C teologlschen« Spielart aus. Die Wahlbeteiligung in Amerika ist nicht nur niedrig im Vergleichzu ahnlich entwickelten Industriesystemen, sondern auch ziemlich klassenspezifisch und macht groBe Unterschiede im Einkommen und Reichtum deutlich. 'Relativ wenige Amedkaner gehen zur Wahl, und die Armen zahlen weniger als die Reichen. Diejenigen, die am meisten Demokratie brauchen, haben sie am wenigsten. Obwohl die schwindende Wahlbeteiligung und die ausgedorrten Parteistrukturen die beiden am meisten erorterten Momente des Zetfalls der Massenpolitik in Amerika darstellen, sind sie lange nicht ihre zentralen Merkmale. Hinter diesen formaldemokratischen IndikaT toren steht ein wesentlich mehr fundamentaler ProzeB: der Vetfall unabhangiger (d.h. nicht profitbeherrschter, -kontrollierter oder -orientierter) sozialer Organisationen im Allgemeinen. Das wichtigste, wenn auch nicht das einzige Beispiel der Auflosung des Pluralis,­ mus ist der Zetfall der organisierten Arbeiterschaft als politischer Kraft in Amerika. Da die Starke der organisierten Arbeiterschaft der Priifstein jedweder unabhangiger Massetibewec, gung ist, verlangt der spektakulare Niedergang der Gewerkschaften besondere Beachtung. Es gibt jede Menge statistischer Beweise fUr die schwierige Situation der Arbeiter in det genwart. Am Ende des 2. Weltkrieges waren ungefahr 30 % der gesamten ...... ' ... ., ....... ".0 ....... "". Arbeiter gewerkschaftlich organisiert. Heute sind es weniger als 20 %. Die sinkende Anzahl der Gewerkschaftsmitglieder wird begleitet von einer Verlagerung in d~n meisten Ge~ werkschaftenvon organisierenden zu biirokratischen Strukturen; diese Verlagerung spie~ gelt sich in etwa im Verhaltnis von Reprasentation (einschlieBlich des Anspruchs aer. Gewerkschaft, die Arbeiter zu vertreten) und den Fallen ungesetzlichen Vorgehens gegen die Arbeiter wider (einschlieBlich der offensichtlichen Verletzung des Gesetzes zUlll' Schutz gemeinsamer Aktivitaten), die vor den National Labor Relations Board (NLRB) kommen. 1945 waren 75 % der vor den NLRB geladenen faIle Reprasentationsfalle, bis 1978 ist diese Zahl auf ganze 25 % gefallen. AuBerdem sind die Kampagnen, die die Gewerkschaften organisieren, zunehmend etfolgloser. Noch Mitte der sechzigerJahre gewari.­ nen die Gewerkschaften ungefahr 60 % ihrer »RC«-Wahlen (in denen sie versuchen, .als Verhandlungspartner anerkannt zu werden), abet schon Ende der siebziger Jahre gewan., nen sie nur noch knapp iiber 40 %. Mit dem Schwinden des Etfolgs der Organisation geht eine allgemeine Schwachung der Gewerkschaft beziiglich ihrer Mitgliederzahl einher. Etit~ machtigungsumfragen (= deauthorization polls - eine Anfechtung der Sicherheitsklausel der Gewerkschaft) und Absetzungswahlen (= decertification elections - Anfechtungdes Reprasentantenstatus der Gewerkschaft bei Tarifverhandlungen) werden immer haufiger. 1950 gab es ungefahr 100 »decertification elections«, von denen 9500 Arbeiter betrofftn waren, 1978 waren es mehr als 800, und fast 40000 Arbeiter waren betroffen. Obwohl die! »decertification procedures« oft in dem morderischen Rechtsspechungsvetfahren ablaufen, Der Sieg Reagans

den kontinuierlichen Zetfall der organisierten Arbeiterschaft und der Biirge'rre,chts­<br />

Friedensbewegilngen und andeten Urspriingen und Themen deJlllo,krlltischier n'v ... 'll!"'~"~<br />

rung und des Massenprotestes in den siebzigerJahren. In det Gesamtheit<br />

Tendenzen den Zusammenbruch der amerikanischen Massenpolitik an.<br />

Wie Walter Dean Burnham in einem Aufsatz beschreibt" miissen der Schauplatz und<br />

Strukturen def Biirgerbeteiligung bei den,amerikanischen Wahlen streng von denen<br />

anderen entwickelten, formal-demokratischen Industriestaaten unterschieden werden.<br />

gegenwanige amerikanische Parteiensystem zeichnet sich durch eine erstaunlich n1(:dr:lge<br />

Mitbestimmung und organisatorisch schwache politische Parteien einer »nicht-l'C teologlschen«<br />

Spielart aus. Die Wahlbeteiligung in Amerika ist nicht nur niedrig im Vergleichzu<br />

ahnlich entwickelten Industriesystemen, sondern auch ziemlich klassenspezifisch und<br />

macht groBe Unterschiede im Einkommen und Reichtum deutlich. 'Relativ wenige Amedkaner<br />

gehen zur Wahl, und die Armen zahlen weniger als die Reichen. Diejenigen, die am<br />

meisten Demokratie brauchen, haben sie am wenigsten.<br />

Obwohl die schwindende Wahlbeteiligung und die ausgedorrten Parteistrukturen die beiden<br />

am meisten erorterten Momente des Zetfalls der Massenpolitik in Amerika darstellen,<br />

sind sie lange nicht ihre zentralen Merkmale. Hinter diesen formaldemokratischen IndikaT<br />

toren steht ein wesentlich mehr fundamentaler ProzeB: der Vetfall unabhangiger (d.h.<br />

nicht profitbeherrschter, -kontrollierter oder -orientierter) sozialer Organisationen im Allgemeinen.<br />

Das wichtigste, wenn auch nicht das einzige Beispiel der Auflosung des Pluralis,­<br />

mus ist der Zetfall der organisierten Arbeiterschaft als politischer Kraft in Amerika. Da die<br />

Starke der organisierten Arbeiterschaft der Priifstein jedweder unabhangiger Massetibewec,<br />

gung ist, verlangt der spektakulare Niedergang der Gewerkschaften besondere Beachtung.<br />

Es gibt jede Menge statistischer Beweise fUr die schwierige Situation der Arbeiter in det<br />

genwart. Am Ende des 2. Weltkrieges waren ungefahr 30 % der gesamten ...... ' ... ., ....... ".0 ....... "".<br />

Arbeiter gewerkschaftlich organisiert. Heute sind es weniger als 20 %. Die sinkende Anzahl<br />

der Gewerkschaftsmitglieder wird begleitet von einer Verlagerung in d~n meisten Ge~<br />

werkschaftenvon organisierenden zu biirokratischen Strukturen; diese Verlagerung spie~<br />

gelt sich in etwa im Verhaltnis von Reprasentation (einschlieBlich des Anspruchs aer.<br />

Gewerkschaft, die Arbeiter zu vertreten) und den Fallen ungesetzlichen Vorgehens gegen<br />

die Arbeiter wider (einschlieBlich der offensichtlichen Verletzung des Gesetzes zUlll'<br />

Schutz gemeinsamer Aktivitaten), die vor den National Labor Relations Board (NLRB)<br />

kommen. 1945 waren 75 % der vor den NLRB geladenen faIle Reprasentationsfalle, bis<br />

1978 ist diese Zahl auf ganze 25 % gefallen. AuBerdem sind die Kampagnen, die die Gewerkschaften<br />

organisieren, zunehmend etfolgloser. Noch Mitte der sechzigerJahre gewari.­<br />

nen die Gewerkschaften ungefahr 60 % ihrer »RC«-Wahlen (in denen sie versuchen, .als<br />

Verhandlungspartner anerkannt zu werden), abet schon Ende der siebziger Jahre gewan.,<br />

nen sie nur noch knapp iiber 40 %. Mit dem Schwinden des Etfolgs der Organisation geht<br />

eine allgemeine Schwachung der Gewerkschaft beziiglich ihrer Mitgliederzahl einher. Etit~<br />

machtigungsumfragen (= deauthorization polls - eine Anfechtung der Sicherheitsklausel<br />

der Gewerkschaft) und Absetzungswahlen (= decertification elections - Anfechtungdes<br />

Reprasentantenstatus der Gewerkschaft bei Tarifverhandlungen) werden immer haufiger.<br />

1950 gab es ungefahr 100 »decertification elections«, von denen 9500 Arbeiter betrofftn<br />

waren, 1978 waren es mehr als 800, und fast 40000 Arbeiter waren betroffen. Obwohl die!<br />

»decertification procedures« oft in dem morderischen Rechtsspechungsvetfahren ablaufen,<br />

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