Volltext Prokla 44
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verschlechtert. die Hegemonie Amerikas ist am Ende. Und obwohl die USA noch eine beachtliche<br />
Prasenz im Ausland vorzuweisen hat, geht dies immer mehr auf Kosten wichtiger<br />
Sektoren def nationalen Wirtschaft. Diese Kosten nahern sich jetzt einem kritischen Punkt<br />
und damit droht ein Zusammenbruch def liberalen Internationalen Wirtschaftsordnung<br />
der Nachkriegszeit.<br />
1. Aufstieg und Zerfall der liberalen Kernkoalition<br />
Die USA ging aus demJahr 1945 als die grofite Wirtschafts- und Militarmacht hervof. Dbwohl<br />
die vollige Zerstorung, die der Krieg ihren Hauptkonkurrenten zugefUgt hatte, sich<br />
teilweise zum VOfteil Amerikas auswirkte, war das wirkliche Geheimnis Amerikas phanomenaler<br />
Nachkriegsstarke der Aufstieg einer Reihe von Schlilsselindustrien zu internationale!<br />
Dberlegenheit: internationales Olgeschaft, Computer, Elektronik, Flugzeuge, Autos,<br />
Entwicklungen auf dem Agrarsektor, Investitions- und Handelskapital. Das Resultat war<br />
die schnelle Ausdehnung Amerikas multinationaler Industrie- und Finanzkapitale in einer<br />
Welt, die grofitenteils unfahig war, sich dem zu widersetzen, wahrend die einflufireichen<br />
Teile def amerikanischen Geschaftswelt einen klassischen »Imperialismus des Freihandels«<br />
ptaktizierten.<br />
Freihandel, die Integration ehemals restriktiver Blocke und die militarische Vorherrschaft<br />
auf def ganzen Welt wurde die unantastbare Dreiheit des Nachkriegssystems. Die uberwaltigende<br />
Wirtschaftsmacht garantierte den Gewinn aus einem liberal strukturierten internationalem<br />
System, das dutch den freien Gilter- und Kapitalflufi gekennzeichnet war. Ebenso<br />
erleichterten die amerikanische Dominanz in den internationalen Wahrungsinstitutionen<br />
und Abkommen (inklusive der Weltbank, des IMF und dem Wahrungssystem von<br />
Bretton Woods) das Wachsrum und den Handel.<br />
Die Leistungen dieses liberalen Systems waren beachtlich. Es steht aufier Frage, dafi die<br />
multinationale Expansion zu der bemerkenswerten amerikanischen Prosperitat in def Zeit<br />
zwischen 1945 und 1971 beigetragen hat, und dafi dadurch erfolgreich andere Gebiete - zuerst<br />
Europa und]apan, spater Teile der Dritten Welt - in den Prozefi der internationalen<br />
Wirtschaftsentwicklung einbezogen wurden. Diese Bewegungsfreiheit bilrgte fur Kapital<br />
und Waren, ermoglichte die Expansion und Aussiedelung von Produktionsstatten, senkte<br />
die Anfangsinvestitionen und beschleunigte den Technologietransfer. Au£erdem internationalisierte<br />
sie das Verwaltungssystem und die fur den burokratischen Kapitalismus charakteristische<br />
Form der Arbeitsorganisation. Der Kapitalflufi schuf komplexe internationale<br />
Abhangigkeiten; die inflationsbereinigte Hohe amerikanischer Direktinvestitionen<br />
verdoppelte sich in den 50er ]ahren und diese Verdoppelung wiederholte sich in den<br />
60ern. Sie vergro£terte die Handelsstrome, verbesserte die Kommunikation ilber nationale<br />
Grenzen hinweg, fUhrte zu def Enrwicklung einer Regionalplanung im Weltmafistab und<br />
verbesserte massiv den Kulturaustausch.<br />
Abet zusammen mit den »Errungenschaften« dieses liberalen Systems tauchten eine Reihe<br />
von Nachteilen auf. Einige von ihnen, vor aHem die Gefahren eines unausgeglichenen industriellen<br />
Wachstums und die Instabilitat der sich entwickelnden Gebiete, die von def<br />
Entwicklung der Industrielander abhangig sind, wurden viel diskutiert. Die Nachteile allerdings,<br />
die direkt fur die Erklarung der amerikanischen Politik wichtig wurden, haben<br />
wenig Aufmerksamkeit erregt.<br />
Um sie sichtbar zu machen, ist es erforderlich, scharfe Unterscheidungen zwischen den verschiedenen<br />
politischen Akteuren hinsichtlich ihrer Verbindungen mit bestimmten industriellen<br />
Sektoren (und oft einzelnen Firmen) zu treffen. Die Notwendigkeit einer solchen<br />
Der St"eg Reagans 61