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2. Personale Identität 32 in der philosophischen Anthropologie beispielsweise durch Helmuth Plessner in Form der „exzentrischen Positionalität“ als besonderes Merkmal des Menschen aufgegriffen und diskutiert. Von diesem begriffstheoretischen Standpunkt aus scheint die Frage personaler Identität in erster Linie ein innerhalb des Individuums angelegtes Problem zu sein, welches sich in der Kernfrage „Wer bin ich?“ ausdrückt. Vor allem die Annahme eines unbewussten Anteils im Menschen im Rahmen der Psychoanalyse und Psychologie zeigt auf, dass die Frage nach der Identität einer Person nicht nur „einfach“ durch objektive Anschauung beantwortet werden kann und die Frage danach, wie Identität überhaupt entsteht durchaus wissenschaftlich interessant ist. So ist es nicht verwunderlich, dass die klassischen Identitätsmodelle vor allem auf diese Disziplinen zurück gehen. Allen voran ist die Einbindung der Bildung der Ich-Identität in die psychosoziale Entwicklung des Individuums bei Erik H. Erikson zu nennen (vgl. Noack 2010, S. 37). Dabei stellt er fest, dass die eigentliche Identitätsbildung in der Adoleszenz einsetzt, wobei sie als die letzte Phase der Ich-Entwicklung betrachtet werden kann und die Erfahrungen der früheren Lebensphasen zu einem kohärenten Ganzen integriert (vgl. ebd., S. 45). Problematisch wird die Identitätsfindung dann, wenn sich die einzelnen Elemente nicht zu einem anerkannten Ganzen zusammenfügen lassen, sondern zu einer diffusen Identität führen (vgl. Krappmann 2009, S. 76). Erikson macht deutlich, dass es so etwas wie eine gelungene Identität gibt und Fälle, welche zu kritischen Entwicklungen bzw. Fehlentwicklungen führen, wobei nicht nur die Adoleszenzphase entscheidend ist, sondern auch die erfolgreiche Bewältigung der ihr vorangehenden psychosozialen Entwicklungsstufen der Kindheit. Es ist allerdings hervor zu heben, dass Erikson Identität nicht als einen zu irgendeinem Zeitpunkt fertig gestellten und unveränderlichen Bestandteil der Psyche annimmt, sondern die Auseinandersetzung mit ihr als einen Prozess betrachtet, der zu keinem Moment als grundsätzlich abgeschlossen gelten kann (vgl. ebd., S. 67). Dabei betrachtet er den Ich-Prozess als Resultat eines sowohl biologischen als auch gesellschaftlichen Prozesses (vgl. Noack 2010, S. 43). So klingt bereits bei Erikson der Anteil der Gesellschaft für die individuelle Identität an.

2. Personale Identität 33 Durch das Aufgreifen des Identitätsbegriffes im Rahmen der Soziologie, unter dem Fokus der Bedeutung der Gesellschaft für die personale Identität und der personalen Identität für die Gesellschaft, wandelt sich das Problem der Entwicklung der Identität von einem primär individuellen Problem zu einer gesellschaftlichen Fragestellung. Aus Sicht des Symbolischen Interaktionismus beispielsweise gestaltet sich auch Identität im Zuge kommunikativer Aushandlungsprozesse und ist damit notwendig dynamisch und entsteht in jeder Kommunikationssituation neu. In dem von Lothar Krappmann (2009) geprägten Begriff der „balancierenden Identität“ wird dabei eben nicht eine sich im Gleichgewicht befindliche, ausbalancierte Identität formuliert, sondern die individuelle Balanceleistung betont, welche in Interaktionssituationen erbracht wird (vgl. a.a.O., S. 81). Die Interpretation der jeweiligen Situation und die Identität der Beteiligten wird im wechselseitigen Austausch von Erwartungen in Form eines Aushandlungsprozesses abgestimmt (vgl. Krappmann 2010, S. 34). Dazu erörtert Krappmann vier grundlegende Fähigkeiten, welche das Individuum benötigt, um in sozialen Interaktionen die eigenen Bedürfnisse und Erwartungen mit den sozialen Rollenerwartungen erfolgreich ausbalancieren zu können. Hermann Veith (2010) erweitert und verfeinert diese im Hinblick auf die Erfordernisse einer zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft zu den Fähigkeiten zur Ko-Konstruktion sozialer Perspektiven, zur reflexiven Normbegründung, zur emotionalen Empathie, mit Kontingenzen umzugehen und Frustrationen auszuhalten, zur Flexibilität des kommunikativen Handelns in Bezug auf unterschiedliche Situationen sowie zur performativen Identitätsdarstellung (vgl. a.a.O., S. 193 f.). Dabei wird deutlich, dass jede Interaktionssituation, unabhängig ihrer spezifischen Zielsetzung, auch die Annahme von Rollenerwartungen sowie die Aushandlung von Identität beinhaltet, welche als individuelle Leistung von jedem Teilnehmer / jeder Teilnehmerin in Abstimmung auf den jeweiligen Kontext erbracht wird. Es lässt sich jedenfalls sagen, dass es einen einheitlichen Begriff von Identität ebenso wenig gibt wie eine einzige ausschlaggebende Theorie der Identität. Wie

2. Personale Identität 33<br />

Durch das Aufgreifen des Identitätsbegriffes im Rahmen der Soziologie, unter<br />

dem Fokus der Bedeutung der Gesellschaft für die personale Identität <strong>und</strong> der<br />

personalen Identität für die Gesellschaft, wandelt sich das Problem der Entwicklung<br />

der Identität von einem primär individuellen Problem zu einer<br />

gesellschaftlichen Fragestellung.<br />

Aus Sicht des Symbolischen Interaktionismus beispielsweise gestaltet sich auch<br />

Identität im Zuge kommunikativer Aushandlungsprozesse <strong>und</strong> ist damit<br />

notwendig dynamisch <strong>und</strong> entsteht in jeder Kommunikationssituation neu. In dem<br />

von Lothar Krappmann (2009) geprägten Begriff der „balancierenden Identität“<br />

wird dabei eben nicht eine sich im Gleichgewicht befindliche, ausbalancierte<br />

Identität formuliert, sondern die individuelle Balanceleistung be<strong>to</strong>nt, welche in<br />

Interaktionssituationen erbracht wird (vgl. a.a.O., S. 81). Die Interpretation der<br />

jeweiligen Situation <strong>und</strong> die Identität der Beteiligten wird im wechselseitigen<br />

Austausch von Erwartungen in Form eines Aushandlungsprozesses abgestimmt<br />

(vgl. Krappmann 2010, S. 34). Dazu erörtert Krappmann vier gr<strong>und</strong>legende<br />

Fähigkeiten, welche das Individuum benötigt, um in sozialen Interaktionen die<br />

eigenen Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen mit den sozialen Rollenerwartungen<br />

erfolgreich ausbalancieren zu können. Hermann Veith (2010) erweitert <strong>und</strong><br />

verfeinert diese im Hinblick <strong>auf</strong> die Erfordernisse einer zunehmend komplexer<br />

werdenden Gesellschaft zu den Fähigkeiten zur Ko-Konstruktion sozialer<br />

Perspektiven, zur reflexiven Normbegründung, zur emotionalen Empathie, mit<br />

Kontingenzen umzugehen <strong>und</strong> Frustrationen auszuhalten, zur Flexibilität des<br />

kommunikativen Handelns in Bezug <strong>auf</strong> unterschiedliche Situationen sowie zur<br />

performativen Identitätsdarstellung (vgl. a.a.O., S. 193 f.). Dabei wird deutlich,<br />

dass jede Interaktionssituation, unabhängig ihrer spezifischen Zielsetzung, auch<br />

die Annahme von Rollenerwartungen sowie die Aushandlung von Identität<br />

beinhaltet, welche als individuelle Leistung von jedem Teilnehmer / jeder<br />

Teilnehmerin in Abstimmung <strong>auf</strong> den jeweiligen Kontext erbracht wird.<br />

Es lässt sich jedenfalls sagen, dass es einen einheitlichen Begriff von Identität<br />

ebenso wenig gibt wie eine einzige ausschlaggebende Theorie der Identität. Wie

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