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takt - VDS

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Zur Diskussion<br />

Pop. Können wir nicht gerade mit<br />

Popmusik im Musikunterricht ein<br />

Gemeinschafts- und Gruppengefühl<br />

erzeugen, das hilft, ethnische<br />

und kulturelle Grenzen<br />

leichter zu überwinden? Ist nicht<br />

die Popmusik heute die eigentliche<br />

Volksmusik (lat. populus:<br />

das Volk). Deutsch ist sie zwar<br />

nicht, aber in einer Kultur, die<br />

zunehmend von Globalisierung<br />

gekennzeichnet wird, brauchen<br />

wir vielleicht gar keine „nationale<br />

Leitkultur“. Warum dann nicht<br />

gleich jene Musik ins Zentrum des<br />

Unterrichts stellen und lehren,<br />

die ja auch im musikalischen Erlebniszentrum<br />

der Schülerinnen<br />

und Schüler liegt? Aber wollen<br />

wir ernsthaft, dass Lady Gaga und<br />

Tokio Hotel zum kulturellen Kitt<br />

unserer Multikulti-Gesellschaft<br />

werden. Hier sträuben sich bestimmt<br />

manchem von uns ebenso<br />

die Haare. Musikunterricht als Repetition<br />

eines Musters, das in sich<br />

kaum andere Impulse zulässt, als<br />

seinerseits Muster zu repetieren,<br />

deren einziges echtes Merkmal<br />

ihre Kommerzialisierbarkeit ist.<br />

Popmusik ist eben leider allzu oft<br />

wirklich ein „kleinster gemeinsamer<br />

Nenner“.<br />

6. Musikunterricht als Chance.<br />

Moderner, handlungsorientierter<br />

Musikunterricht schafft immer<br />

wieder Identifikations- und<br />

Integrationsräume. Dabei spielt<br />

eigentlich weniger die Frage eine<br />

Rolle, welche Musik eigentlich<br />

gelehrt wird, als vielmehr die Frage,<br />

wie sie gelehrt wird. Aktive<br />

Teilhabe an musikalische Kultur<br />

führt fast zwangsläufig zu einem<br />

ästhetischen Gemeinschafterlebnis.<br />

Ein Musikunterricht, der Zugang<br />

schafft zu unterschiedlichen<br />

Musikstilen der Gegenwart wie<br />

der Vergangenheit, der musikalische<br />

Erlebnisräume eröffnet mit<br />

Singen, Spielen, Hören, Tanzen<br />

usw. wird in der modernen und<br />

individualisierten Gesellschaft am<br />

ehesten den gesellschaftlichen<br />

Ansprüchen gerecht, ohne sich<br />

kulturpolitisch vereinnahmen zu<br />

lassen. Musikalische Volkskultur<br />

der Zukunft kann sich nicht<br />

definieren über einen Kanon an<br />

Stücken oder Stilen. Sinnfälliger<br />

wird sie sich definieren lassen<br />

über einen Kanon an Kompetenzen:<br />

Jedes Kind in Deutschland<br />

soll singen lernen, ein Instrument<br />

spielen können, sich mit seinem<br />

Körper zu Musik ausdrücken können,<br />

Musik im Konzert genießen<br />

können. Ehrgeizige und lohnende<br />

Ziele für ein Land, das sich auf<br />

diese Weise kulturell neu erfinden<br />

statt abschaffen würde.<br />

Leserbrief<br />

von Prof. Striegel zum letzen Diskussionsbeitrag<br />

In der vergangenen Ausgabe<br />

stand hier das neu ausgerichtete<br />

Lehramtsstudium Musik zur<br />

Diskussion. Kritisiert wurde v.a.<br />

der Netto-Zeitverlust und neue<br />

formale Zwänge, die nicht nur<br />

das Studium unattraktiver machen,<br />

sondern auch eine geringere<br />

Durchlässigkeit zwischen<br />

den Ländern befürchten lassen.<br />

All diese Veränderungen liegen<br />

in den Rahmenbedingungen begründet,<br />

die für alle Lehramtsstudiengänge<br />

zurzeit gelten.<br />

Prof. Striegel von der Universität<br />

Mainz stellt dar, dass im Rahmen<br />

der Reform auch Chancen zu einer<br />

positiven Neuausrichtung<br />

genutzt wurden: „In Ihrem Text<br />

ist sachlich kein Fehler, nur ist<br />

der Tenor gegenüber BA/MA m.<br />

E. zu negativ, was auch den sicher<br />

richtigen Zeitverlust angeht:<br />

Denn dass das Studium hier neue<br />

Akzente setzt, sollte auch dargestellt<br />

werden. Z. B. unterrichten<br />

wir kein Zweitfach mehr über viele<br />

Semester, sondern bieten Bläser-,<br />

Streicher- und auch Chorklassen<br />

an: Die Studenten lernen<br />

also viele Instrumente in Grundzügen<br />

und befassen sich mit der<br />

Didaktik bei Kindern, was in den<br />

späteren Klassen eine große Rolle<br />

spielen wird . Das ist natürlich<br />

nicht der Stein der Weisen, aber<br />

setzt einen ganz neuen Akzent,<br />

der in der bisherigen Ausbildung<br />

nicht möglich war. Bei uns<br />

laufen solche Kurse schon seit 8<br />

Jahren und sind äußerst erfolgreich.<br />

Im BA /MA wird es noch<br />

die Möglichkeit geben, innerhalb<br />

von Modulen Veranstaltungen<br />

aufeinander zu beziehen, also z.<br />

B. Arrangements genau für eine<br />

Bläser- oder Streicherklasse zu<br />

schreiben und dann selber praktisch<br />

auszuprobieren. Mit den<br />

Stundenzahlen allein lässt sich<br />

nicht argumentieren, sondern<br />

es muss auch der Inhalt und die<br />

Verknüpfung von Inhalten gesehen<br />

werden. Das nur mal auch<br />

zur Ehrenrettung des Konzepts.<br />

Wir versuchen eben, ein stimmiges<br />

Gesamtkonzept zu erreichen.,<br />

das mehr ist als nur die<br />

Summe der Teile. Die unsägliche<br />

Bürokratisierung soll ja schon etwas<br />

gelockert werden, das hat<br />

die Ministerin den Hochschulen<br />

zur Aufgabe gestellt. Also: alles<br />

im Fluss, und wo wir selber gestalten<br />

können, sollten wir Spielräume<br />

nutzen.“<br />

6 con.<strong>takt</strong> 2/2010

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