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Projektbericht (1.714 KB, pdf) - wiener wohnbau forschung

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Baugemeinschaften in der Wiener Seestadt Aspern<br />

Bürgerpartizipation“ dar, die in durchaus polemischer Absicht verschiedene Stufen<br />

der Beteiligung von der Manipulation der Bürger durch Pseudo-Mitbestimmung<br />

bis zur weitreichenden Kontrolle von Entscheidungen durch die Bürgerinnen<br />

reicht. Die beiden untersten Stufen, Manipulation und Therapie, nennt sie “Nicht-<br />

Partizipation”, die als Beteiligung ausgegeben wird. Dabei geht es nicht um<br />

Empowerment, sondern darum, dass Entscheiderinnen die Bürger „erziehen“ oder<br />

„bessern“ können. Anschließend folgen die Stufen Informieren und Konsultation.<br />

Das bedeutet, dass Bürgerinnen zwar informiert oder sogar um ihre Meinung gebeten<br />

werden, es jedoch keinerlei Werkzeuge gibt, um ihre Anliegen auch umzusetzen.<br />

Die fünfte Stufe, Beschwichtigung, ähnelt diesen Vorgangsweisen, indem hier<br />

zwar Empfehlungen eingeholt, die Entscheidungen aber anderswo getroffen werden;<br />

alle drei werden als Alibipolitik (tokenism) bezeichnet, obwohl Arnstein die<br />

Beschwichtigung als die erste Ebene bezeichnet, auf der es einen gewissen Einfluss<br />

der Betroffenen auf die sie betreffenden Entscheidungen gibt. Noch eine Stufe höher<br />

– und erst hier befinden wir uns nach Arnstein im Bereich der „Bürgermacht“<br />

– steht eine Partnerschaft, die Verhandlung und Interessensausgleich zwischen<br />

Bürgerinnen und Machthabern möglich macht. Danach folgt delegierte Macht und<br />

Bürgerkontrolle, bei denen die Bürger die Entscheidungsmehrheit oder sogar die<br />

volle Kontrolle besitzen. 17<br />

Klar ist allerdings, dass diese Kategorisierung nicht für Mitbestimmung im<br />

Wohnbau, sondern in stadtplanerischen und ähnlichen „politischen“ Entscheidungsfällen<br />

konzipiert ist. Das heißt sie würde eher zum Beispiel auf den Zugang<br />

zu partizipativem Wohnbau angewendet werden können als auf die Beteiligung im<br />

Rahmen eines Wohnbauprojektes selbst, in der es – im Unterschied zur Beteiligung<br />

in der Stadtplanung – relativ klar verteilte Rollen gibt. Zukünftige Bewohnerinnen<br />

eines partizipativen Wohnbaus haben grundsätzlich eine ähnliche Rolle wie die<br />

Bauherren bei konventionellen Projekten, wenn sie auch 1. in wesentlich größerer<br />

Zahl beteiligt sind und 2. nicht professionell tätig sind (was allerdings bei Bauherren<br />

häufiger vorkommt, wenn auch nicht unbedingt im großmaßstäblichen Wohnbau).<br />

Dazu kommt 3., dass bei partizipativen Projekten das persönliche Risiko der<br />

Beteiligten nicht immer so hoch ist wie beim individuellen Bauherrn.<br />

17 Sherry R. Arnstein: „A Ladder of Citizen Participation“, in: Journal of the American Planning<br />

Association, Vol. 35, Nr. 4, Juli 1969, S. 216–224.<br />

50<br />

Robert Temel

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