Projektbericht (1.714 KB, pdf) - wiener wohnbau forschung

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Baugemeinschaften in der Wiener Seestadt Aspern ist die Lage in der Seestadt Aspern für das Baugemeinschafts-Klientel ein eher ungewöhnlicher Ort: Derartige Projekte liegen meistens entweder innerstädtisch oder im Speckgürtel rund um die Städte. Aus all diesen Gründen sind die fünf Asperner Baugemeinschaften alle nicht von zukünftigen Bewohnerinnen selbst, sondern von professionellen Akteuren initiiert worden. Trotzdem gibt es große Unterschiede bei der Entstehung der Gruppen, und auch darüber hinausgehend unterscheiden sich die fünf Gruppen gravierend in vielerlei Hinsicht. Im Folgenden soll eine gemeinsame Charakterisierung der fünf Gruppen versucht werden, um danach die wichtigsten Aspekte dieser Gruppen direkt miteinander zu vergleichen. Vorab muss festgestellt werden, dass es sich bei den extrem verkürzt charakterisierenden Überschriften der Einzeldarstellungen (3.3.2 Die Solidarischen (SO), 3.3.3 Die Ökologischen (ÖK), 3.3.4 Die Engagierten (EN), 3.3.5 Die Pragmatischen (PR), 3.3.6 Die Spirituellen (SP)) natürlich nicht um einander ausschließende Eigenschaften der fünf Gruppen handelt. Man kann vermutlich in jeder der fünf Gruppen gewisse Aspekte dieser fünf Charakterisierungen finden. Ich denke jedoch, dass diese Titel einen ersten, kurzen und wiedererkennbaren Eindruck von zentralen Eigenschaften der Gruppen erlauben, wenn sie auch zweifellos stereotyp sind. 3.3.1 Gemeinsamkeiten der Asperner Baugemeinschaften Man könnte meinen, dass ein solches Spezialthema wie gemeinschaftliches Wohnen ein enges soziales Segment interessiert und somit die verschiedenen Baugemeinschaften relativ große Ähnlichkeiten besitzen. Tatsächlich sind die fünf Asperner Baugemeinschaften jedoch überaus vielgestaltig und besitzen jeweils unterschiedliche Rechtsformen, Konzepte und Vorgangsweisen. Trotzdem gibt es selbstverständlich Gemeinsamkeiten der fünf Gruppen, die im Folgenden dargestellt sind. Dass die Kooperation der fünf Gruppen trotz dieser Vielfalt möglich ist, zeigt, dass die behauptete Gemeinschaftlichkeit von den Gruppen ernst genommen wird. Im Unterschied zu den anderen Asperner Wohnbaufeldern bilden die fünf Häuser auf dem Baufeld D13 ein kleinteiliges, aufeinander abgestimmtes Ensemble. Bei den Baufeldern des Bauträgerwettbewerbs fehlt eine solche Abstimmung weitgehend; außerdem fehlt dort die Kleinteiligkeit, weil fast immer ein Projekt ein ganzes Baufeld einnimmt. (Allerdings wird manchmal mit architektonischen Mitteln versucht, den Eindruck einer kleinteiligen Bebauung zu vermitteln). Mit 28 Robert Temel
Baugemeinschaften in der Wiener Seestadt Aspern Kleinteiligkeit ist hier gemeint, dass die Bebauung nicht aus wenigen großen, sondern vielen kleineren Gebäuden besteht, auch wenn diese in Summe genauso hoch und groß sind wie wenige große Gebäude – das heißt, dieselbe Baumasse ist stärker gegliedert. Weitere Aspekte von Kleinteiligkeit sind viele Zugänge und Stiegenhäuser, die Kombination verschiedener Nutzungen, verschiedener Planungen, verschiedener Eigentümerinnnen und Rechtsformen. Auch die Gebäude der Wohnbauinitiative in der Seestadt sind überwiegend nicht kleinteilig, wenn es dort auch ein kooperatives Verfahren zur gegenseitigen Abstimmung der Entwürfe gegeben hat (siehe Abschnitt 5.3 Kooperative Planung bei der Wohnbauinitiative in Aspern, S. 90). Allerdings war dieser Abstimmungsprozess auf D13 intensiver und voraussetzungsloser (es gab großteils noch keine auf den jeweiligen Bauplatz zugeschnittenen architektonischen Entwürfe, als die Abstimmung begann), sodass – soweit das heute absehbar ist – die städtebauliche und architektonische Qualität auf D13 vergleichsweise hoch ist. Das heißt es handelt sich zwar um fünf unterschiedliche Häuser, die jeweils für Gruppen mit spezifischer Identität stehen, was sich auch in der Architektur äußert; allerdings sind diese fünf Häuser vergleichsweise tiefgehend aufeinander abgestimmt. Durch diese spezifische Verknüpfung von Besonderheit und Angepasstheit wird das Baufeld vielfältig und überschaubar wirken, obwohl es nicht weniger dicht ist als die anderen Wohnbaufelder. Auch wenn die spezifischen Gruppen- und Mitbestimmungsmodelle sehr verschieden sind, wurden die Gebäude jeweils unter Beteiligung von relativ vielen Personen mit verschiedenen Perspektiven entwickelt, und das über wesentlich längere Zeiträume, als das etwa im Rahmen eines Bauträgerwettbewerbs möglich ist. Das heißt, die Projekte sind intensiver durchdacht, enthalten vielfältigere Ideen und wurden, wenn auch in verschieden großem Ausmaß, partizipativ entwickelt. Und die Projekte orientieren sich in ihrer Bau- und Ausstattungsqualität nicht an abstrakten, marktorientierten Bedürfnissen, sondern an den konkreten Anforderungen ihrer Mitglieder, was sicherlich zu hohen Qualitäten führen wird. Ebenso sind die Wohnungsgrundrisse und Gemeinschaftsräume Resultat individueller Anforderungen und dem entsprechend hochwertig und spezifisch. Auch wenn mittlerweile fast alle Anbieterinnen geförderter Wohnungen mit Gemeinschaftsräumen werben, sind die hier angebotenen sicherlich besonders umfangreich, vielfältig und selbstständig nutzbar. Ein interessanter Aspekt dabei wird sein, wie sich diese Gemeinschaftsflächen auf die Nutzung der Privatwohnungen auswirken werden, ins- Robert Temel 29
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