Urheberrecht - ZAR - KIT
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<strong>Urheberrecht</strong><br />
2. System des <strong>Urheberrecht</strong>s<br />
Prof. Dr. Thomas DREIER, Institut für Informations- und Wirtschaftsrecht / Zentrum für angewandte Rechtswissenschaft<br />
<strong>KIT</strong> – Universität des Landes Baden-Württemberg und<br />
nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft<br />
www.kit.edu
SYSTEM DES URHEBERRECHTS<br />
<strong>Urheberrecht</strong> Prof. Dr. iur. Thomas Dreier, M. C. J.<br />
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Aufbau des UrhG<br />
Schöpfer (§ 7 ff. UrhG)<br />
Werk (§ 2 ff. UrhG)<br />
Ausschließlichkeitsrechte<br />
• Verwertungsrechte (§§ 15 ff.)<br />
• Persönlichkeitsrechte (§§ 12 ff.)<br />
Schranken<br />
(§§ 44a ff. UrhG)<br />
Dauer (§§ 64 ff. UrhG)<br />
Werkverwertung<br />
(§§ 28 ff., 31 ff. UrhG)<br />
Rechtsdurchsetzung<br />
(§§ 95a ff. UrhG)<br />
<strong>Urheberrecht</strong> Prof. Dr. iur. Thomas Dreier, M. C. J.<br />
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<strong>Urheberrecht</strong>sfall - Subsumtion<br />
Anspruchsgrundlage<br />
Unterlassung, Beseitigung (§ 97 I)<br />
Schadensersatz (§ 97 II)<br />
S. auch: §§ 97a (Abmahnung), 98 (Vernichtung/Rückruf/Überlassung), 101<br />
(Auskunft), 101a (Vorlage und Besichtigung), 102a (sonstige Ansprüche), 103<br />
(Urteilsveröffentlichung)<br />
Voraussetzungen<br />
Fremdes geschütztes Werk (§§ 2 I; 69a; 70 ff.)<br />
Schutzfähigkeit (insb. §§ 2 II; 69a III; 87a I)<br />
Schutzdauer noch nicht abgelaufen (§§ 64 ff.)<br />
Anspruchsteller Inhaber des Rechts (Urheber/Leistungsschutzberechtigter)<br />
oder Inhaber eines ausschließlichen Nutzungsrechts<br />
Eingriff in Verwertungsrechte (§§ 15 ff.)<br />
Keine Schrankenregelung (§§ 44a)<br />
Keine vertragliche Nutzungsberechtigung<br />
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BEISPIELSFALL<br />
<strong>Urheberrecht</strong> Prof. Dr. iur. Thomas Dreier, M. C. J.<br />
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Beispielsfall<br />
Designer (D) hat für Unternehmer (U) exklusiv einen Webauftritt gestaltet.<br />
Eines Tages stellt U fest, dass sein Konkurrent (K) den Webauftritt<br />
weitgehend identisch auch für sich verwendet. D seinerseits entdeckt, dass<br />
Informationswirt (IW) die Grafiken für seine Mitstudenten als Poster<br />
ausdruckt und an Mitstudenten verkauft. IW beruft sich darauf, dass er den<br />
Mitstudenten nur helfe, auf deren Verlangen hin eine private Kopie<br />
anzufertigen.<br />
1. U verlangt von K wegen der Übernahme des Webauftritts Unterlassung<br />
2. D will dem IW das Geschäft mit den ausgedruckten Grafiken untersagen<br />
und verlangt von IW zusätzlich Schadensersatz. .<br />
Werden U und D Recht bekommen?<br />
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Beispielsfall – Lösung Teil 1<br />
U./.K auf Unterlassung, § 97 I UrhG?<br />
Webauftritt als geschütztes Werk?<br />
In § 2 I 1 nicht genannt<br />
aber: Katalog offen<br />
entscheidend: Schöpfungshöhe, § 2 II (+)<br />
Verletzung von Rechten:<br />
Speicherung: Vervielfältigung gem. §§ 15 I, 16<br />
Online: öffentliche Zugänglichmachung gem. §§ 15 II, 19a<br />
Widerrechtlich:<br />
keine gesetzliche Schranke<br />
Keine Lizenz oder Gestattung<br />
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Beispielsfall – Lösung Teil 1 (Forts.)<br />
U Verletzter?<br />
ursprünglicher Urheber ist D (§ 7)<br />
aber: U Inhaber eine exklusiven Lizenz<br />
(Anm: Inhaber einer nicht-exklusiven Lizenz nicht klagebefugt )<br />
RechtsfolgeUnterlassung: § 97 I:<br />
Schuldhafte Verletzung (§ 276 BGB): spielt bei Unterlassung keine Rolle<br />
Wiederholungsgefahr: nach erster Verletzung gegeben<br />
Aber auch: Erstbegehungsgefahr (Verletzung „drohend“)<br />
(sog. vorbeugende Unterlassungsklage)<br />
U./.K auf Unterlassung, § 97 I UrhG (+)<br />
Durchsetzung: Androhung von Ordnungsstrafe für Fall der<br />
Zuwiderhandlung<br />
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Beispielsfall – Lösung Teil 2<br />
D ./. IW auf Unterlassung und Schadensersatz, 97 I und II UrhG?<br />
Grafik geschütztes Werk<br />
Werkkategorie: § 2 I 4<br />
Schöpfungshöhe: § 2 II<br />
Verletzung von Rechten:<br />
Ausdruck: Vervielfältigung, § 16<br />
Vertrieb: Verbreitung, § 17<br />
D Verletzter?<br />
Schöpfer, § 7 (s.o.)<br />
Als Schöpfer ist D auch aktivlegitimiert<br />
(und zwar auch neben exklusivem Lizenznehmer)<br />
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Beispielsfall – Lösung Teil 2 (Forts.)<br />
widerrechtlich?<br />
Schranke?<br />
§ 53? Privatkopie<br />
IW nutz aber selbst nicht privat<br />
§ 53 I 2: Herstellen lassen grds. erlaubt, entweder auf Papier oder in<br />
digitaler Form nur unentgeltlich; Auftrag müsste aber von einzelnen<br />
Studenten kommen<br />
hier: Beweisfrage, SV sagt nichts; da IW beweispflichtig: Schranke (-)<br />
Rechtsfolge:<br />
Unterlassung: § 97 I (ohne Verschulden)<br />
Schadensersatz: § 97 II:<br />
Schuldhafte Verletzung (§ 276 BGB): (+)<br />
dreifache Schadensberechnung<br />
D ./. IW auf Unterlassen und Schadensersatz,<br />
97 I und II UrhG (+)<br />
<strong>Urheberrecht</strong> Prof. Dr. iur. Thomas Dreier, M. C. J.<br />
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ÜBERPRÜFE DEIN WISSEN<br />
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Übungsfälle<br />
FALL<br />
Fall 2/I<br />
Fußballer F fühlt sich zurückgesetzt und will gegenüber seinem Verein mehr<br />
Geld aus der Fernsehvermarktung bekommen.<br />
→ Er fragt daher, ob seine Leistung nicht urheberrechtlich geschützt ist?<br />
Fall 2/II<br />
A und B streiten sich darüber, ob ein Push-Dienst dem Recht der öffentlichen<br />
Zugänglichmachung gem. § 19a UrhG unterfällt<br />
→ Können Sie helfen?<br />
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Übungsfälle<br />
FALL<br />
Fall 2/III<br />
Google meint, das Zeigen von Thumbnails bei einer Bildersuchmaschine sei<br />
vom Zitatrecht gedeckt.<br />
→ Was halten Sie davon?<br />
Fall 2/IV<br />
Kommilitone K findet eine Zeichnung seines Großonkels G, der im 2.<br />
Weltkrieg gefallen ist. K will das Gemälde auf seiner privaten Webpage als<br />
Hintergrund benutzen. Dazu unterlegt er die Bleistiftzeichnung farbig. Das<br />
gefällt der Tochter T des Großonkels gar nicht.<br />
→ Kann T gegen K vorgehen?<br />
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