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Der Geschäfts- oder Firmenwert in den Konzernab ... - Stampa Group

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<strong>Der</strong> <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Konzernab</strong>schlüssen<br />

deutscher IFRS-Bilanzierer<br />

– Von Prof. Dr. Karlhe<strong>in</strong>z Küt<strong>in</strong>g und Dante <strong>Stampa</strong> ∗ –<br />

∗ Prof. Dr. Karlhe<strong>in</strong>z Küt<strong>in</strong>g ist Direktor des Centrums für Bilanzierung und Prüfung (CBP) an der Universität<br />

des Saarlandes. Dante <strong>Stampa</strong> ist Manag<strong>in</strong>g Partner und Mitbegründer der <strong>Stampa</strong> & Partners<br />

AG <strong>in</strong> Zug.<br />

Seite 1


1. E<strong>in</strong>leitung<br />

<strong>Der</strong> <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong> (GoF <strong>oder</strong> auch Goodwill genannt) nimmt <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Bilanzen vieler deutscher IFRS-Bilanzierer e<strong>in</strong>e bedeutende Stellung e<strong>in</strong>. Dies beruht<br />

zum e<strong>in</strong>en auf der <strong>in</strong> der Vergangenheit zunehmen<strong>den</strong> Anzahl an Unternehmensakquisitionen.<br />

Zum anderen unterliegt der GoF nach <strong>den</strong> <strong>in</strong>ternationalen Rechnungslegungsnormen<br />

gem. IFRS 3 ke<strong>in</strong>er planmäßigen Abschreibungsmethodik. Vielmehr ist<br />

er zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal jährlich h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es außerplanmäßigen Abschreibungsbedarfs<br />

auf Ebene sog. zahlungsmittelgenerierender E<strong>in</strong>heiten (auch ZMGE) nach <strong>den</strong><br />

Vorschriften des IAS 36 zu überprüfen 1 .<br />

<strong>Der</strong> GoF stellt i.d.R. e<strong>in</strong>en wesentlichen Teil der Vermögenspositionen deutscher<br />

Konzerne dar und bee<strong>in</strong>flusst daher deren Vermögens-, F<strong>in</strong>anz- und Ertragslage. Die<br />

bilanzielle Behandlung des GoF wird <strong>in</strong>folge se<strong>in</strong>er Bedeutung zu e<strong>in</strong>em wichtigen<br />

Instrument der Bilanzpolitik und somit auch zur Schlüsselposition im Rahmen der<br />

Beurteilung der Konzerne.<br />

Die nachfolgen<strong>den</strong> Ausführungen sollen die Entstehung, die bilanzielle Behandlung<br />

und die Bedeutung des GoF sowohl im Kontext der Bilanzanalyse als auch <strong>in</strong> der<br />

Konsolidierungspraxis aufzeigen. Dabei soll ebenso der negative Goodwill <strong>in</strong>tensiv<br />

analysiert wer<strong>den</strong>. Die empirische Untersuchung basiert auf <strong>den</strong> <strong>Konzernab</strong>schlüssen<br />

der 136 kapitalmarktorientierten und nach IFRS bilanzieren<strong>den</strong> Mutterunternehmen<br />

der e<strong>in</strong>zelnen DAX-Segmente des <strong>Geschäfts</strong>jahrs 2009, die <strong>den</strong> Bereichen<br />

Handel, Dienstleistung und Industrie zuzurechnen s<strong>in</strong>d.<br />

2. <strong>Geschäfts</strong>­ <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong><br />

2.1 Begriffsabgrenzung und Entstehung<br />

<strong>Der</strong> GoF ist der Mehrbetrag, um <strong>den</strong> die Marktkapitalisierung das bilanzielle Eigenkapital<br />

übersteigt 2 . Hat das Unternehmen diesen Mehrwert selbst geschaffen, so<br />

spricht man von e<strong>in</strong>em orig<strong>in</strong>ären GoF. Wurde der GoF h<strong>in</strong>gegen durch die Veräußerung<br />

des Unternehmens objektiviert, so wird er als derivativer GoF bezeichnet und ist<br />

im <strong>Konzernab</strong>schluss als eigenständiger Posten auszuweisen. E<strong>in</strong> orig<strong>in</strong>ärer GoF<br />

1 Vgl. auch Wulf, Inge (2009): Bilanzierung des Goodwill nach IFRS 3 und IAS 36, KoR 2009, S. 729-<br />

736, S. 729.<br />

2 Vgl. Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Weber, Claus-Peter/Wirth, Johannes (2001): Die neue Goodwillbilanzierung<br />

nach SFAS 142, KoR 2001, S. 185–198, S. 185.<br />

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darf grundsätzlich <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Normensystem bilanziert wer<strong>den</strong>. Im E<strong>in</strong>zelabschluss<br />

kann e<strong>in</strong> GoF lediglich im Rahmen e<strong>in</strong>es sog. asset deals als eigenständiger Posten<br />

erfasst wer<strong>den</strong>. Bei diesem Unternehmenserwerb gehen die Vermögenswerte und<br />

Schul<strong>den</strong> des Akquisitionsobjekts unmittelbar <strong>in</strong> die Bilanz des übernehmen<strong>den</strong><br />

Rechtsträgers e<strong>in</strong> (bspw. bei Verschmelzungsvorgängen). Wer<strong>den</strong> demgegenüber<br />

Anteile (Beteiligungen) an e<strong>in</strong>em anderen Unternehmen erworben, handelt es sich<br />

um e<strong>in</strong>en sog. share deal, bei dem der Käufer gegen Barzahlung <strong>oder</strong> Banküberweisung<br />

verbriefte <strong>oder</strong> unverbriefte „Mitgliedschaftsrechte“, die als F<strong>in</strong>anzierungstitel<br />

ausgewiesen und durch e<strong>in</strong>e Urkunde dokumentiert wer<strong>den</strong>, erhält. Bilanztechnisch<br />

handelt es sich hierbei auf E<strong>in</strong>zelabschlussebene lediglich um e<strong>in</strong>en Aktivtausch 3 .<br />

Die für <strong>den</strong> Kauf der Anteile erbrachte Gegenleistung wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> seltensten Fällen<br />

mit dem Zeitwert des Re<strong>in</strong>vermögens übere<strong>in</strong>stimmen 4 . Übersteigt der Kaufpreis das<br />

zu Zeitwerten bewertete Re<strong>in</strong>vermögen, stellt die positive Differenz <strong>den</strong> GoF dar, 5<br />

der auf Ebene des E<strong>in</strong>zelabschlusses jedoch nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenständigen Posten<br />

ausgewiesen wird, sondern implizit im Wertansatz der Beteiligung enthalten ist 6 .<br />

In der weit überwiegen<strong>den</strong> Zahl aller Unternehmenserwerbe entsteht e<strong>in</strong> solcher<br />

Goodwill, der somit als Regelfall zu <strong>in</strong>terpretieren ist. Übersteigt das zu Zeitwerten<br />

bewertete Re<strong>in</strong>vermögen die Gegenleistung zum Kauf der Anteile, liegt e<strong>in</strong> sog. negativer<br />

Goodwill vor; dieser tritt weit weniger häufig auf als der (positive) GoF. Bilanziell<br />

darf der Posten e<strong>in</strong>es negativen GoF nach IFRS – im Gegensatz zur handelsrechtlichen<br />

Rechnungslegung – nicht ausgewiesen wer<strong>den</strong> 7 . Vielmehr ist dieser gem.<br />

IFRS 3 nach erneuter Prüfung der zugrunde gelegten Wertansätze erfolgswirksam <strong>in</strong><br />

der Periode se<strong>in</strong>er Entstehung als Ertrag auszuweisen.<br />

3 Vgl. Marsch-Barner, Re<strong>in</strong>hard (2006): Zur „Holzmüller“-Doktr<strong>in</strong> nach „Gelat<strong>in</strong>e“, <strong>in</strong>: Grundmann, Stefan<br />

et. al. (Hrsg.), Schriften zum europäischen und <strong>in</strong>ternationalen Privat-, Bank- und Wirtschaftsrecht,<br />

Anleger- und Funktionsschutz durch Kapitalmarktrecht, Bd. 7, Berl<strong>in</strong> 2006, S. 105-120, S. 113.<br />

4 Vgl. Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Weber, Claus-Peter (2008): <strong>Der</strong> <strong>Konzernab</strong>schluss, Praxis der Konzernrechnungslegung<br />

nach HGB und IFRS, 11. Aufl., Stuttgart 2008, (nachfolgend: Küt<strong>in</strong>g/Weber (2008)),<br />

S. 229.<br />

5 Vgl. Küt<strong>in</strong>g/Weber (2008), S. 229.<br />

6 Vgl. m.w.N. Haaker, Andreas (2007), Potential der Goodwill-Bilanzierung nach IFRS für e<strong>in</strong>e Konvergenz<br />

im wertorientierten Rechnungswesen, S. 328.<br />

7 Vgl. grundlegend zur Behandlung e<strong>in</strong>es negativen Unterschiedsbetrags nach IFRS Pellens et al.,<br />

Internationale Rechnungslegung, 7. Aufl. 2008, S. 716.<br />

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2.2 Aufdeckung des <strong>Geschäfts</strong>­ <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong> im Zuge der Kapitalkonsolidierung<br />

Kann auf der Grundlage des <strong>in</strong> 2.1 beschriebenen Anteilskaufs e<strong>in</strong> beherrschender<br />

E<strong>in</strong>fluss 8 auf e<strong>in</strong> anderes Unternehmen ausgeübt wer<strong>den</strong>, liegt e<strong>in</strong>e Konzernbeteiligung<br />

vor 9 . Diese Anteile an verbun<strong>den</strong>en Unternehmen stellen rechtlich bloße Urkun<strong>den</strong><br />

dar. H<strong>in</strong>ter diesen Urkun<strong>den</strong> verbirgt sich aber e<strong>in</strong> Bündel an Vermögen und<br />

Schul<strong>den</strong> des Beteiligungsunternehmens 10 .<br />

Gegenstand der Kapitalkonsolidierung ist es, <strong>den</strong> Posten „Anteile an verbun<strong>den</strong>en<br />

Unternehmen“ 11 aufzulösen (zu elim<strong>in</strong>ieren) und stattdessen die dah<strong>in</strong>ter stehen<strong>den</strong><br />

Vermögenswerte und Schul<strong>den</strong> <strong>in</strong> die Konzernbilanz aufzunehmen 12 .<br />

Zum Zeitpunkt der Erstkonsolidierung s<strong>in</strong>d – der der Erwerbsmethode (Purchase-<br />

Methode) 13 zugrunde liegen<strong>den</strong> Erwerbsfiktion folgend – alle i<strong>den</strong>tifizierbaren Vermögenswerte<br />

und Schul<strong>den</strong> des erworbenen Tochterunternehmens zum Zeitwert<br />

anzusetzen und <strong>den</strong> Anschaffungskosten der Beteiligung (anteilig) gegenüber zu<br />

stellen. Übersteigen die Anschaffungskosten der Beteiligung die Summe der zu Zeitwerten<br />

bewerteten Vermögenswerte und Schul<strong>den</strong>, stellt der verbleibende (aktivische)<br />

Unterschiedsbetrag <strong>den</strong> GoF dar. Es s<strong>in</strong>d daher bei der Konsolidierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

ersten Schritt alle stillen Reserven und Lasten aufzudecken bevor der GoF als<br />

nicht verteilbarer Restbetrag übrig bleibt. <strong>Der</strong> GoF ist ke<strong>in</strong>e fest vorgegebene Größe;<br />

er ist vielmehr e<strong>in</strong> rechentechnisch verbleibender Differenzbetrag 14 .<br />

Die Residualgröße GoF wird umso ger<strong>in</strong>ger desto mehr Sachverhalte im Zuge der<br />

Kaufpreisallokation als Vermögenswerte e<strong>in</strong>gestuft, stille Reserven aufgedeckt wer-<br />

8 Vgl. Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Seel, Christoph (2009): Das neue deutsche Konzernbilanzrecht – Änderungen<br />

der Konzernrechnungslegung durch das Bilanzrechtsm<strong>oder</strong>nisierungsgesetz (BilMoG), DStR 2009,<br />

Beihefter zu Heft 26, S. 37*-59*, S. 38*.<br />

9 Vgl. ausführlich hierzu Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Koch, Christian (2009): Aufstellungspflicht, <strong>in</strong>: Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Pfitzer,<br />

Norbert/Weber, Claus-Peter (Hrsg.): Das neue deutsche Bilanzrecht, Handbuch zur<br />

Anwendung des Bilanzrechtsm<strong>oder</strong>nisierungsgesetzes (BilMoG), 2. Aufl., Stuttgart 2009, S. 377-413,<br />

S. 380.<br />

10 Vgl. Schildbach, Thomas (2008): <strong>Der</strong> <strong>Konzernab</strong>schluss nach HGB, IFRS und US-GAAP, 7. Aufl.,<br />

München 2008, S. 137.<br />

11 § 266 Abs. 2 Buchst. A. III. 1 HGB.<br />

12 Vgl. Oser, Peter/Reichart, Susanne/Wirth, Johannes (2009): Kapitalkonsolidierung, <strong>in</strong>: Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Pfitzer,<br />

Norbert/Weber, Claus-Peter (Hrsg.): Das neue deutsche Bilanzrecht, Handbuch zur<br />

Anwendung des Bilanzrechtsm<strong>oder</strong>nisierungsgesetzes (BilMoG), 2. Aufl., Stuttgart 2009, S. 415-439,<br />

S. 418.<br />

13 Vgl. zur Purchase-Methode grundlegend Küt<strong>in</strong>g/Weber (2008), S. 231 ff.<br />

14 Vgl. Moxter, Adolf (1979): Die <strong>Geschäfts</strong>wertbilanzierung <strong>in</strong> der Rechtsprechung des BFH und nach<br />

EG-Bilanzrecht, BB 1979, S. 741-747, S. 743.<br />

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<strong>den</strong> und je höher damit der Zeitwert angesetzt wird 15 . Infolgedessen wird der GoF zu<br />

e<strong>in</strong>er "Funktion" der Wertansätze von Vermögen und Schul<strong>den</strong> sowie der Aufdeckungsmodalitäten<br />

stiller Reserven.<br />

Das Wesen der Kapitalkonsolidierung ist auch dar<strong>in</strong> zu sehen, die Anteilsrechte des<br />

E<strong>in</strong>zelabschlusses im Zuge der Konzernrechnungslegung durch die dah<strong>in</strong>ter stehen<strong>den</strong><br />

Vermögenswerte und Schul<strong>den</strong> zu substituieren 16 . Dieser Sachverhalt kann<br />

auch durch <strong>den</strong> sog. E<strong>in</strong>heitsgedanken verdeutlicht wer<strong>den</strong>, wonach das gesamte<br />

fiktive Gebilde Konzern e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges E<strong>in</strong>heitsunternehmen darstellt 17 . Die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Tochterunternehmen, die demnach als rechtlich unselbstständige Betriebe zu charakterisieren<br />

s<strong>in</strong>d, können ke<strong>in</strong>e Anteile ausgeben und können auch ke<strong>in</strong> eigenständiges<br />

Eigenkapital ausweisen.<br />

Folglich stellt sich die Kapitalkonsolidierung <strong>in</strong> der Weise dar, dass<br />

(1) die Anteile an verbun<strong>den</strong>en Unternehmen gegen das (anteilige) Eigenkapital<br />

aufgerechnet 18 und<br />

(2) die Vermögenswerte und Schul<strong>den</strong>, die durch die Anteilswerte repräsentiert<br />

wer<strong>den</strong>, als eigenständige Abschlussposten <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Konzernab</strong>schluss aufgenommen<br />

wer<strong>den</strong> 19 .<br />

15 Vgl. hierzu Ballwieser, Wolfgang (2006): IFRS-Rechnungslegung, Konzept, Regeln und Wirkungen,<br />

München 2006, S. 176 ff.<br />

16 Vgl. Adler, Hans/Dür<strong>in</strong>g, Walther/Schmaltz, Kurt (1995): Rechnungslegung und Prüfung der Unternehmen<br />

– Kommentar zum HGB, AktG, GmbHG, PublG nach <strong>den</strong> Vorschriften des Bilanzrichtl<strong>in</strong>ien-<br />

Gesetzes, 6. Aufl., Stuttgart 1995, (nachfolgend: Adler/Dür<strong>in</strong>g/Schmaltz (1995)), § 301 HGB, Rn. 37.<br />

17 Vgl. Busse von Colbe et al.(2010), S. 38.<br />

18 Vgl. Le<strong>in</strong>en, Markus (2009): Konsolidierte Rechnungslegung, <strong>in</strong>: Kessler, Harald/Le<strong>in</strong>en, Markus/Strickmann,<br />

Michael (Hrsg.), Handbuch BilMoG, <strong>Der</strong> praktische Leitfa<strong>den</strong> zum Bilanzrechtsm<strong>oder</strong>nisierungsgesetz,<br />

Freiburg 2009, S. 553-621, S. 588.<br />

19 Vgl. Küt<strong>in</strong>g/Weber (2008), S. 228.<br />

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2.3. Bilanzielle Behandlung<br />

Die lang diskutierte Frage, ob der Goodwill e<strong>in</strong>e Bilanzierungshilfe, e<strong>in</strong> Vermögenswert<br />

<strong>oder</strong> e<strong>in</strong> Wert eigener Art ist, haben sowohl das HGB (im Zuge des Bilanzrechtsm<strong>oder</strong>nisierungsgesetz<br />

– BilMoG) 20 als auch die IFRS e<strong>in</strong>deutig beantwortet.<br />

Beide Bilanzierungsnormen gehen im Ergebnis davon aus, dass der GoF e<strong>in</strong>en immateriellen<br />

Vermögenswert (<strong>in</strong>tangible asset) darstellt. Er ist bilanziell wie alle anderen<br />

immaterielle Vermögenswerte zu behandeln.<br />

2.3.1. Erstmalige Erfassung<br />

Sowohl nach HGB als auch nach IFRS ergibt sich der GoF als rechentechnischer<br />

Unterschied zwischen der bewirkten Gegenleistung (Anschaffungskosten) zzgl. des<br />

Anteils der M<strong>in</strong>derheitsgesellschafter und dem beizulegen<strong>den</strong> Zeitwert der übernommenen<br />

Vermögenswerte und Schul<strong>den</strong>. Diese Aussage gilt nach IFRS unabhängig<br />

davon, ob die Neubewertungs- <strong>oder</strong> die Full Goodwill-Methode angewandt<br />

wird. <strong>Der</strong> GoF ist im Zugangszeitpunkt nach HGB und IFRS zw<strong>in</strong>gend zu aktivieren.<br />

E<strong>in</strong>e Verrechnung mit e<strong>in</strong>em ggf. bestehen<strong>den</strong> passivischen Unterschiedsbetrag ist<br />

handelsrechtlich nicht mehr zulässig.<br />

2.3.2. Planmäßige Fortschreibung des <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>s<br />

E<strong>in</strong>e planmäßige Fortschreibung des GoF ist nur nach HGB zulässig. Nach IFRS ist<br />

e<strong>in</strong>e planmäßige Abschreibung seit der E<strong>in</strong>führung des IFRS 3 für Unternehmenszusammenschlüsse,<br />

die nach dem 31. März 2004 durchgeführt wur<strong>den</strong>, verboten.<br />

Stattdessen ist der GoF e<strong>in</strong>em jährlichen Werthaltigkeitstest zu unterziehen. Die erfolgswirksame<br />

Fortschreibung erfolgt daher lediglich außerplanmäßig.<br />

Das handelsrechtliche Wahlrecht, <strong>den</strong> GoF planmäßig über die Nutzungsdauer bzw.<br />

pauschaliert zu m<strong>in</strong>d. 25 % <strong>in</strong> jedem Folgejahr abzuschreiben <strong>oder</strong> vollständig bzw.<br />

teilweise mit <strong>den</strong> Rücklagen zu verrechnen, wurde durch das BilMoG aufgehoben.<br />

<strong>Der</strong> GoF wird nun nach § 309 Abs. 1 i.V.m. § 246 Abs. 1 Satz 3 HGB im Wege e<strong>in</strong>er<br />

Fiktion zu e<strong>in</strong>em abnutzbaren Vermögenswert deklariert, der über se<strong>in</strong>e voraussichtliche<br />

Nutzungsdauer abzuschreiben ist.<br />

20 Vgl. BT-Drucks. (16/10067): Gesetzentwurf der Bundesregierung, Entwurf e<strong>in</strong>es Gesetzes zur M<strong>oder</strong>nisierung<br />

des Bilanzrechts (Bilanzrechtsm<strong>oder</strong>nisierungsgesetz-BilMoG) vom 30. Juli 2008; abrufbar<br />

unter: http://www.bmj.bund.de/files/-/3152/RegE_bilmog.pdf, (nachfolgend: BT-Drucks.<br />

(16/10067)), S. 47.<br />

Seite 6


E<strong>in</strong>e planmäßige Fortschreibung bed<strong>in</strong>gt die Aufstellung e<strong>in</strong>es Abschreibungsplans,<br />

d.h., vor Abschreibungsbeg<strong>in</strong>n müssen die Grundlagen (voraussichtliche Nutzungsdauer,<br />

Abschreibungsmethode) für die Ermittlung der jährlichen Abschreibungsbeträge<br />

feststehen. Nach <strong>den</strong> allgeme<strong>in</strong>en Grundsätzen für die handelsrechtliche<br />

Folgebewertung muss die Abschreibungsmethode <strong>den</strong> wirtschaftlichen und betriebs<strong>in</strong>dividuellen<br />

Umstän<strong>den</strong> des abzuschreiben<strong>den</strong> Vermögenswerts entsprechen.<br />

Da allerd<strong>in</strong>gs schon die Ermittlung der Bestandteile, aus <strong>den</strong>en sich der GoF zusammensetzt,<br />

erhebliche Schwierigkeiten bereitet, ist e<strong>in</strong>e Bestimmung des Werteverlaufs<br />

kaum möglich. <strong>Der</strong> GoF wird daher regelmäßig nach der l<strong>in</strong>earen Abschreibungsmethode<br />

fortgeschrieben 21 . In E<strong>in</strong>zelfällen, wenn z.B. s<strong>in</strong>kende Übergew<strong>in</strong>ne<br />

begründbar s<strong>in</strong>d, ist auch e<strong>in</strong>e degressive Abschreibung möglich 22 .<br />

Wird bei e<strong>in</strong>em GoF e<strong>in</strong>e Abschreibungsdauer von mehr als fünf Jahren angenommen,<br />

muss nach § 314 Abs. 1 Nr. 20 HGB im Anhang über die Gründe der längeren<br />

Nutzungsdauer berichtet wer<strong>den</strong>. <strong>Der</strong> gesetzliche Regelfall sieht damit e<strong>in</strong>e Nutzungsdauer<br />

des GoF von maximal fünf Jahren vor. E<strong>in</strong>e darüber h<strong>in</strong>aus gehende<br />

Nutzungsdauer ist zwar möglich, erfordert allerd<strong>in</strong>gs von dem Bilanzieren<strong>den</strong> e<strong>in</strong>en<br />

sachlichen Nachweis. E<strong>in</strong> Verweis auf die steuerliche Abschreibungsdauer von 15<br />

Jahren nach § 7 Abs. 1 Satz 3 EStG ist hierfür nicht ausreichend 23 . Als allgeme<strong>in</strong>e<br />

Anhaltspunkte können Kriterien wie die Branchenstabilität, Produktlebenszyklen,<br />

Veränderungen der Absatz- und Beschaffungsmärkte, Vertragslaufzeiten <strong>oder</strong> das<br />

Verhalten der Wettbewerber 24 herangezogen wer<strong>den</strong>. Für die Beurteilung der Nutzungsdauer<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Umstände des E<strong>in</strong>zelfalls zu berücksichtigen, die<br />

zu dem Entstehen e<strong>in</strong>es GoF beigetragen haben. Für e<strong>in</strong>e genaue Bestimmung der<br />

Abschreibungsdauer müsste diese Residualgröße <strong>in</strong> ihre Bestandteile zerlegt wer<strong>den</strong>.<br />

„Die Nutzungsdauer e<strong>in</strong>es so heterogen zusammengesetzten Wertes wie des<br />

derivativen <strong>Firmenwert</strong>es zu schätzen, dürfte <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten Fällen re<strong>in</strong>e Willkür<br />

se<strong>in</strong>“ 25 . E<strong>in</strong>e zuverlässige Schätzung wird daher i.d.R. nur möglich se<strong>in</strong>, wenn der<br />

GoF auf e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen bestimmbaren Faktor zurückzuführen ist, so z.B., wenn das<br />

Image e<strong>in</strong>es Unternehmens über längere Zeit genutzt wer<strong>den</strong> kann. E<strong>in</strong>e Nutzungs-<br />

21 Vgl. Adler/Dür<strong>in</strong>g/Schmaltz (1995), § 309 HGB, Rn. 23.<br />

22 Vgl. Mujkanovic, Rob<strong>in</strong> (2010): Die Bilanzierung des derivativen <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>s, StuB<br />

2010, S. 167-173, S. 170.<br />

23 Vgl. BT-Drucks. (16/10067), S. 70.<br />

24 Vgl. DRS 4.33.<br />

25 Wöhe, Günther (1980): Zur Bilanzierung und Bewertung des <strong>Firmenwert</strong>s, StuW 1980, S. 89-99, S.<br />

98.<br />

Seite 7


dauer von mehr als 20 Jahren stellt nach DRS 4.31 die Ausnahme dar. Schätzungsunsicherheiten<br />

wer<strong>den</strong> jedoch regelmäßig aus Vorsichtsgrün<strong>den</strong> zu der Festlegung<br />

e<strong>in</strong>er kurzen Abschreibungsdauer führen 26 . Des Weiteren fordert DRS 4.30 i.V.m.<br />

DRS 4.33, sofern das erworbene Unternehmen aus mehreren <strong>Geschäfts</strong>feldern besteht,<br />

<strong>den</strong> GoF auf die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Geschäfts</strong>felder aufzuteilen und die Nutzungsdauer<br />

für je<strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen Teil gesondert zu ermitteln.<br />

Erfolgt die Erstkonsolidierung bei e<strong>in</strong>em unterjährig erworbenen Unternehmen auf<br />

Basis der Wertansätze zum Erwerbszeitpunkt, so ist mit der planmäßigen Abschreibung<br />

des GoF bereits im Zugangsjahr zu beg<strong>in</strong>nen. Die Abschreibung kann dabei<br />

pro-rata-temporis erfolgen.<br />

2.3.3. Erfassung e<strong>in</strong>es Wertberichtigungsbedarfs<br />

Sowohl nach HGB als auch nach IFRS ist für e<strong>in</strong>en verbleiben<strong>den</strong> Restbuchwert des<br />

GoF m<strong>in</strong>d. e<strong>in</strong>mal pro Jahr e<strong>in</strong> Werthaltigkeitstest (»impairment test«) durchzuführen.<br />

Nach HGB hat dieser Werthaltigkeitstest <strong>in</strong>des nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Bedeutung,<br />

da er lediglich dann zum Tragen kommt, wenn die Nutzungsdauer falsch bestimmt<br />

wurde <strong>oder</strong> unerwartete Ereignisse e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d, die se<strong>in</strong>e Nutzungsdauer verkürzen<br />

27 . Nach IFRS kommt dem Werthaltigkeitstest mit E<strong>in</strong>führung des »impairment<br />

only«-Ansatzes e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung zu, da mit Wegfall der planmäßigen Abschreibung<br />

e<strong>in</strong> GoF m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal jährlich auf se<strong>in</strong>e Werthaltigkeit h<strong>in</strong> zu überprüfen<br />

ist. In e<strong>in</strong>em ersten Schritt ist der Buchwert des bilanziellen Re<strong>in</strong>vermögens<br />

(Bruttovermögen m<strong>in</strong>us Schul<strong>den</strong> 28 ) zu ermitteln. Dieser Buchwert ist sodann dem<br />

Vergleichswert des „erzielbaren Betrags” gegenüberzustellen. <strong>Der</strong> erzielbare Betrag<br />

ist der höhere der bei<strong>den</strong> Beträge aus Veräußerungs- und Nutzungswert:<br />

• <strong>Der</strong> marktbezogene Veräußerungswert (Fair Value less Cost to Sell) ist<br />

der Betrag, der durch <strong>den</strong> Verkauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Transaktion zu Marktbed<strong>in</strong>gungen<br />

nach Abzug der Veräußerungskosten erzielt wer<strong>den</strong> könnte.<br />

26 Vgl. Förschle, Gerhart/Hoffmann, Karl (2010): Kommentierung des § 309 HGB, <strong>in</strong>: Ellrott, Helmuth<br />

et. al. (Hrsg.): Beck’scher Bilanzkommentar, Handels- und Steuerbilanz, 7. Aufl., München 2010,<br />

(nachfolgend: Förschle/Hoffmann (2010)), Rn. 1.<br />

27 Vgl. Weber, Claus-Peter/Zündorf, Horst (1998): Kommentierung des § 309 HGB, <strong>in</strong>: Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Weber,<br />

Claus-Peter (Hrsg): Handbuch der Konzernrechnungslegung, Kommentar zur Bilanzierung<br />

und Prüfung, Bd. II, 2. Aufl., Stuttgart 1998, (nachfolgend: Weber/Zündorf (1998)), Rn. 29.<br />

28 Nach Maßgabe von IAS 36.78<br />

Seite 8


• <strong>Der</strong> eher unternehmensspezifisch ausgerichtete Nutzungswert (Value <strong>in</strong><br />

Use) ist der Barwert der künftigen Cashflows, die unter Beachtung der objektivieren<strong>den</strong><br />

Vorgaben des IAS 36 ermittelt wer<strong>den</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Wertm<strong>in</strong>derungsbedarf ist immer dann gegeben, wenn der Buchwert des Re<strong>in</strong>vermögens<br />

<strong>den</strong> erzielbaren Betrag überschreitet. E<strong>in</strong>e positive Differenz stellt <strong>den</strong><br />

Wertm<strong>in</strong>derungsaufwand dar, der unter Beachtung von IAS 36.104 <strong>in</strong> der Gew<strong>in</strong>nund<br />

Verlustrechnung zu erfassen ist. Vgl. zu diesen Ausführungen Übersicht 1.<br />

Das Testverfahren wird nicht zw<strong>in</strong>gend auf der Ebene e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Erwerbsvorgangs<br />

und somit e<strong>in</strong>es Goodwill aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Unternehmenszusammenschluss<br />

durchgeführt. Sowohl die Ermittlung des Buchwerts als auch die Ermittlung<br />

des erzielbaren Betrags erfolgt vielmehr auf der Basis von sog. „firmenwerttragen<strong>den</strong><br />

zahlungsmittelgenerieren<strong>den</strong> E<strong>in</strong>heiten” (kurz: ZMGE <strong>oder</strong> im Englischen „Cash Generat<strong>in</strong>g<br />

Units” genannt), <strong>in</strong> die Goodwillkomponenten aus unterschiedlichen Erwerbsvorgängen<br />

e<strong>in</strong>gehen können. Demzufolge ist die Werthaltigkeitsüberprüfung<br />

e<strong>in</strong>es Goodwills stets auf Ebene von Sachgesamtheiten vorzunehmen und im Kontext<br />

von Unternehmensbewertungsverfahren zu sehen.<br />

Übersicht 1: Die Vorgehensweise bei e<strong>in</strong>em Impairmenttest nach IAS 36<br />

Seite 9


<strong>Der</strong> erzielbare Betrag e<strong>in</strong>er Sachgesamtheit wird als Unternehmenswert ermittelt.<br />

Unabhängig davon, ob sich dieser Unternehmenswert <strong>in</strong> Form des Nutzungswerts<br />

<strong>oder</strong> <strong>in</strong> der Form des Veräußerungswerts darstellt, basiert die Wertf<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> der<br />

praktischen Anwendung der Norm auf der Grundlage der <strong>in</strong>ternen Planungsrechnungen.<br />

Naturgemäß berücksichtigen diese Planungsrechnungen <strong>in</strong>sbesondere die Erwartungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der künftigen Umsatz- und Kostenentwicklung des betrieblichen<br />

Teilbereichs.<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Rolle bei der Erstellung der Planungsrechnungen spielt <strong>in</strong>sofern die<br />

E<strong>in</strong>schätzung der künftigen Unternehmensentwicklung und deren Abhängigkeit von<br />

der allgeme<strong>in</strong>en konjunkturellen Entwicklung. In Zeiten e<strong>in</strong>es konjunkturellen Aufschwungs<br />

schlagen sich die positiven Signale der Marktentwicklung <strong>in</strong> höheren<br />

Prognosewerten nieder. Die so ermittelten Planzahlen wer<strong>den</strong> über e<strong>in</strong> Discounted-<br />

Cash-Flow-Verfahren zum Unternehmenswert verdichtet, der <strong>den</strong> Vergleichswert für<br />

Zwecke des Impairmenttests darstellt. Mit anderen Worten: In Zeiten e<strong>in</strong>er positiven<br />

Konjunkturerwartung wird sich diese positive Grundstimmung im Datenmaterial der<br />

Planung niederschlagen und <strong>in</strong>sofern zu e<strong>in</strong>em höheren Unternehmenswert führen.<br />

Nicht zuletzt durch die immer größer wer<strong>den</strong>de Bedeutung von immateriellen Vermögenswerten<br />

<strong>in</strong> der Unternehmenspraxis und <strong>den</strong> auf der anderen Seite bestehen<strong>den</strong><br />

bilanziellen Objektivierungserfordernissen wird <strong>in</strong> vielen Fällen der Marktwert signifikant<br />

höher se<strong>in</strong> als der bilanzielle Buchwert. Verdeutlicht man sich, dass der Vergleichswert<br />

des Werthaltigkeitstests, der erzielbare Betrag, e<strong>in</strong>en Markt- bzw. Zeitwert<br />

repräsentiert, signalisiert e<strong>in</strong>e Marktwert-Buchwert-Lücke e<strong>in</strong> bestehendes „Abschreibungspolster”,<br />

welches e<strong>in</strong>en Abwertungsbedarf vermei<strong>den</strong> kann. Mit anderen<br />

Worten: E<strong>in</strong> positives Unternehmensumfeld kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Umfang e<strong>in</strong>zelne<br />

Fehl<strong>in</strong>vestitionen kaschieren.<br />

In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs spiegelt sich die Krise ebenfalls sehr<br />

deutlich <strong>in</strong> <strong>den</strong> Planungsrechnungen wider. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für e<strong>in</strong>e Wirtschaftskrise<br />

im Ausmaß der heutigen Zeit. Die Auswirkungen der Krise auf die Planungsrechnungen<br />

verdeutlicht das nachfolgende Zitat aus dem Hause BMW e<strong>in</strong>drucksvoll:<br />

„Nach e<strong>in</strong>em Gew<strong>in</strong>ne<strong>in</strong>bruch im dritten Quartal zieht BMW se<strong>in</strong>e im August<br />

gesenkte Gew<strong>in</strong>nprognose für 2008 endgültig zurück und verabschiedet sich<br />

auch von dem Ziel, mehr Fahrzeuge als im Vorjahr abzusetzen.” „Die Kun<strong>den</strong> kaufen<br />

weniger Autos <strong>in</strong> allen Größenklassen”, räumte der Vorsitzende des Vorstands<br />

Seite 10


Reithofer e<strong>in</strong>. Für Absatz und Ergebnis <strong>in</strong> diesem und dem nächsten Jahr sei wegen<br />

der Wirtschaftskrise „ke<strong>in</strong>e verlässliche Prognose mehr möglich”, sagte das Mitglied<br />

des Vorstands Eich<strong>in</strong>er. 29<br />

E<strong>in</strong>e detaillierte Planungsrechnung ist jedoch – wie vorstehend dargestellt – e<strong>in</strong> wesentlicher<br />

Eckpfeiler für die Ermittlung des erzielbaren Betrags nach IAS 36. Die F<strong>in</strong>dung<br />

verlässlicher und nachvollziehbarer Projektionen bezüglich des weiteren Unternehmensverlaufs<br />

dürfte <strong>in</strong>soweit <strong>in</strong> dem derzeitigen Unternehmensumfeld e<strong>in</strong>e der<br />

größten Herausforderungen darstellen, die aus dem ausgeprägten Zukunftsbezug<br />

der IFRS resultieren. Wie man sich als Verantwortlicher diesen Herausforderungen<br />

stellen soll, wenn die E<strong>in</strong>gangsparameter nur noch mehr <strong>oder</strong> weniger willkürbehaftet<br />

festgelegt wer<strong>den</strong> können, ist e<strong>in</strong> Teil der Anwendungsfragen der IFRS-Normen, deren<br />

Antwort nicht aus <strong>den</strong> Standards herausgelesen wer<strong>den</strong> kann. E<strong>in</strong>e weitere nicht<br />

unerhebliche Unsicherheit <strong>in</strong> der Durchführung des Impairmenttests <strong>in</strong> dieser Krisensituation<br />

liegt <strong>in</strong> der Festlegung des anzuwen<strong>den</strong><strong>den</strong> Diskontierungsfaktors und des<br />

Wachstumsfaktors. Es ersche<strong>in</strong>t unerlässlich, dass bei der „Weighted-Average Cost<br />

of Capital”-Ermittlung (kurz: WACC) e<strong>in</strong>e gewisse „Glättung” vorgenommen wird, um<br />

so sicherzustellen, dass (kurzfristige) krisenbed<strong>in</strong>gte Implikationen der e<strong>in</strong>gehen<strong>den</strong><br />

Parameter nicht verfälschend <strong>in</strong> die Wertf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>gehen.<br />

Es kann festgehalten wer<strong>den</strong>, dass gedämpfte Ertragserwartungen im Vergleich zum<br />

Vorjahreszeitraum <strong>den</strong> Unternehmenswert, verstan<strong>den</strong> als erzielbarer Betrag, signifikant<br />

nach unten revidieren können. Die Unternehmenskrise kann e<strong>in</strong>e ggf. bestehende<br />

Marktwert-Buchwert-Lücke <strong>in</strong> <strong>den</strong> Konzernen reduzieren. Mehr noch: Insbesondere<br />

<strong>in</strong> Krisenjahren kann der Unternehmenswert der betrieblichen Teile<strong>in</strong>heiten<br />

deutscher Konzerne leicht unter <strong>den</strong> Buchwert des Nettovermögens der betrieblichen<br />

Teile<strong>in</strong>heit s<strong>in</strong>ken und so nicht unerhebliche Impairmentabschreibungen auf <strong>den</strong> GoF<br />

auslösen.<br />

<strong>Der</strong> E<strong>in</strong>fluss der konjunkturellen Entwicklung auf <strong>den</strong> Unternehmenswert hat damit<br />

e<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss auf die Erfassung e<strong>in</strong>es Wertberichtigungsbedarfs: Je<br />

schlechter die Konjunkturentwicklung e<strong>in</strong>geschätzt wird, umso höher ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

Wertberichtigungen auf <strong>den</strong> Goodwill <strong>in</strong> <strong>den</strong> (Konzern-)Bilanzen zu<br />

f<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

29 Theurer, Marcus (2009), BMW ruft größte Krise der Unternehmensgeschichte aus, FAZ vom 20. 4.<br />

2009.<br />

Seite 11


Ferner kann festgehalten wer<strong>den</strong>, dass die Unternehmen die allgeme<strong>in</strong>e Krisensituation<br />

ausnutzen können, um im Wege e<strong>in</strong>es sog. „Big-Bath-Account<strong>in</strong>g” große Goodwillpositionen<br />

(und Fehl<strong>in</strong>vestitionen) aus <strong>den</strong> Bilanzen zu räumen, um <strong>in</strong> der Zukunft<br />

weitere Impairment-Abschreibungen zu verh<strong>in</strong>dern. <strong>Der</strong> Vorteil für die Unternehmen:<br />

Normalerweise reagiert der Kapitalmarkt auf hohe Impairment-Abschreibungen mit<br />

e<strong>in</strong>em großen Misstrauen und <strong>in</strong>terpretiert <strong>den</strong> Sachverhalt – vielfach nicht unbegründet<br />

– als E<strong>in</strong>geständnis e<strong>in</strong>er überhöhten Kaufpreiszahlung und nicht realisierbarer<br />

Synergiepotenziale. In e<strong>in</strong>er Krisensituation kann e<strong>in</strong>e solche Abschreibung vom<br />

allgeme<strong>in</strong>en negativen wirtschaftlichen Umfeld kaschiert wer<strong>den</strong>.<br />

3. Negativer Unterschiedsbetrag<br />

3.1. Ursachen<br />

E<strong>in</strong> negativer Unterschiedsbetrag entsteht, wenn das neubewertete Nettovermögen<br />

des Tochterunternehmens die Anschaffungskosten übersteigt. Als mögliche Ursachen<br />

hierfür kommen folgende Aspekte <strong>in</strong> Betracht:<br />

(1) Für das erworbene Unternehmen bestehen pessimistische Zukunftserwartungen,<br />

die z.B. auf e<strong>in</strong>er mangelhaften Ertragskraft, konkreten Verlusterwartungen<br />

und/<strong>oder</strong> erwarteten Sanierungsaufwendungen beruhen. Dieser sog.<br />

badwill wurde bereits bei der Festlegung des Kaufpreises berücksichtigt.<br />

Kommt es zur Passivierung e<strong>in</strong>er Restrukturierungsrückstellung (nach<br />

DRS 4.19) <strong>oder</strong> e<strong>in</strong>er Eventualverb<strong>in</strong>dlichkeit (nur IFRS), wer<strong>den</strong> diese negativen<br />

Zukunftserwartungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Posten berücksichtigt. Dem passivischen<br />

Unterschiedsbetrag ist damit Fremdkapitalcharakter beizumessen 30 .<br />

(2) Dem Käufer gelang e<strong>in</strong> günstiger Kauf. Dieser sog. lucky buy ist i.d.R. auf das<br />

besondere Verhandlungsgeschick <strong>oder</strong> die Verhandlungsposition des Käufers<br />

bei <strong>den</strong> Kaufpreisverhandlungen zurückzuführen. Wurde für die Anteile weniger<br />

bezahlt, als sie eigentlich wert s<strong>in</strong>d, so hat der passivische Unterschiedsbetrag<br />

zweifellos Eigenkapitalcharakter 31 .<br />

30 Vgl. Dusemond, Michael/Kessler, Harald (2001): Rechnungslegung kompakt, 2. Aufl., München<br />

2001, S. 311.<br />

31 Vgl. Peemöller, Volker H (2003): Bilanzanalyse und Bilanzpolitik, E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Grundlagen, 3.<br />

Aufl., Wiesba<strong>den</strong> 2003, S. 284.<br />

Seite 12


(3) Die E<strong>in</strong>beziehung basiert nicht auf <strong>den</strong> Wertverhältnissen im Erwerbszeitpunkt,<br />

sondern <strong>den</strong> Wertverhältnissen zu e<strong>in</strong>em späteren Abschlusstichtag.<br />

Wird erstmalig e<strong>in</strong> <strong>Konzernab</strong>schluss erstellt <strong>oder</strong> wurde e<strong>in</strong> Tochterunternehmen<br />

bisher aufgrund der Inanspruchnahme des § 296 HGB nicht <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Konzernab</strong>schluss e<strong>in</strong>bezogen, so können bisher bei dem Tochterunternehmen<br />

vorgenommene Gew<strong>in</strong>nthesaurierungen, die zu e<strong>in</strong>em höheren Eigenkapital<br />

als im Erwerbszeitpunkt führen, re<strong>in</strong> rechnerisch zu e<strong>in</strong>er passivischen<br />

Aufrechnungsdifferenz führen.<br />

3.1. Bilanzielle Behandlung<br />

Die bilanzielle Behandlung e<strong>in</strong>es negativen GoF nach HGB und IFRS stellt sich völlig<br />

unterschiedlich dar.<br />

3.1.1. HGB<br />

Handelsrechtlich ist e<strong>in</strong> negativer Unterschiedsbetrag zu passivieren und zwischen<br />

dem Eigen- und dem Fremdkapital auszuweisen 32 . Die Auflösung des negativen Unterschiedsbetrags<br />

geschieht <strong>in</strong> <strong>den</strong> Folgeperio<strong>den</strong> <strong>in</strong> Abhängigkeit von dessen Charakter:<br />

(1) Gem. § 309 Abs. 2 Nr. 1 HGB ist der passivische Unterschiedsbetrag aufzulösen,<br />

wenn „e<strong>in</strong>e zum Zeitpunkt des Erwerbs der Anteile <strong>oder</strong> der erstmaligen<br />

Konsolidierung erwartete ungünstige Entwicklung der künftigen Ertragslage“<br />

des Tochterunternehmens e<strong>in</strong>getreten ist bzw. sich als „unterdurchschnittliche<br />

Verz<strong>in</strong>sung der Substanz“ ergibt „<strong>oder</strong> zu diesem Zeitpunkt erwartete Aufwendungen<br />

zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d“. In diesen Fällen hat der ursprünglich e<strong>in</strong>gestellte<br />

passivische Unterschiedsbetrag <strong>den</strong> Charakter von Fremdkapital. Die<br />

Auflösung des Unterschiedsbetrags darf und muss <strong>in</strong> diesen Fällen nur erfolgen,<br />

wenn die ihn begrün<strong>den</strong><strong>den</strong> negativen Auswirkungen auf <strong>den</strong> Konzernerfolg<br />

e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d 33 ; die erfolgswirksame Auflösung <strong>in</strong> der Konzern-GuV<br />

kompensiert dann die beim Tochterunternehmen realisierten Verluste bzw. die<br />

beim Mutterunternehmen (<strong>oder</strong> bei e<strong>in</strong>em die Anteile halten<strong>den</strong> anderen Tochterunternehmen)<br />

realisierten Aufwendungen im Zusammenhang mit dem<br />

Tochterunternehmen 34 .<br />

32 Vgl. § 301 Abs. 3 HGB<br />

33 Vgl. Förschle/Hoffmann (2010), Rn. 21.<br />

34 Vgl. Adler/Dür<strong>in</strong>g/Schmaltz (1995), § 309 HGB, Rn. 70.<br />

Seite 13


(2) Gem. § 309 Abs. 2 Nr. 2 HGB darf e<strong>in</strong> passivischer Unterschiedsbetrag mit lucky<br />

buy-Charakter aufgelöst wer<strong>den</strong>, wenn feststeht, dass er e<strong>in</strong>em realisierten<br />

Gew<strong>in</strong>n entspricht. Wann dieser <strong>in</strong> der Literatur – auch schon vor dem<br />

BilMoG – diskutierte und u.U. ermessensbehaftete Zeitpunkt der Gew<strong>in</strong>nrealisierung<br />

vorliegt, bleibt gesetzlich h<strong>in</strong>gegen offen. Nach e<strong>in</strong>er engen Interpretation<br />

des Realisationspr<strong>in</strong>zips ist e<strong>in</strong>e ergebniserhöhende Auflösung erst mit<br />

der Veräußerung der Anteile vorzunehmen 35 . Demgegenüber ist e<strong>in</strong>e Realisierung<br />

nach weiter Interpretation schon dann möglich, wenn das Tochterunternehmen<br />

e<strong>in</strong>e nachhaltig gute Ertragslage aufweist <strong>oder</strong> erhebliche Gew<strong>in</strong>nthesaurierungen<br />

vorgenommen hat 36 .<br />

(3) Wurde e<strong>in</strong> Tochterunternehmen bislang durch die Inanspruchnahme der E<strong>in</strong>beziehungswahlrechte<br />

nach § 296 HGB nicht vollkonsolidiert und entsteht e<strong>in</strong>e<br />

passivische Aufrechnungsdifferenz aufgrund von Gew<strong>in</strong>nthesaurierungen des<br />

Tochterunternehmens, so liegt ke<strong>in</strong> negativer GoF vor. Vielmehr ist diese Aufrechnungsdifferenz<br />

<strong>in</strong> die Gew<strong>in</strong>nrücklagen e<strong>in</strong>zustellen.<br />

3.1.2. IFRS<br />

E<strong>in</strong> passivischer Unterschiedsbetrag kann nach Auffassung des IASB unter gewöhnlichen<br />

Annahmebed<strong>in</strong>gungen nicht auftreten 37 . Denn: <strong>Der</strong> Verkäufer e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />

<strong>oder</strong> von Anteilen wird als Verkaufspreis m<strong>in</strong>destens <strong>den</strong> Zeitwert des<br />

Re<strong>in</strong>vermögens verlangen. Liegt der Angebotspreis unter diesem Wert des Re<strong>in</strong>vermögens,<br />

kann unter dieser Prämisse e<strong>in</strong> Unternehmenserwerb zwischen vone<strong>in</strong>ander<br />

unabhängigen Parteien nicht stattf<strong>in</strong><strong>den</strong>. Da die Preisvorstellung des Verkäufers<br />

die absolute Preisuntergrenze darstellt, kann sich somit im Regelfall nur e<strong>in</strong> GoF ergeben.<br />

Die Ursache e<strong>in</strong>es passivischen Unterschiedsbetrags liegt stattdessen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

fehlerhaften Bewertung der gewährten Gegenleistung des Unternehmenszusammenschlusses,<br />

der i<strong>den</strong>tifizierten Vermögenswerte bzw. Schul<strong>den</strong> <strong>oder</strong> ggf. der<br />

M<strong>in</strong>derheitsgesellschafter zum beizulegen<strong>den</strong> Zeitwert 38 . IFRS 3.36 verlangt daher<br />

e<strong>in</strong>e erneute Überprüfung aller Wertansätze. Sofern nach nochmaliger Überprüfung<br />

35 Vgl. IDW SABI 2/1988: Behandlung des Unterschiedsbetrags aus der Kapitalkonsolidierung, zur<br />

Diskussion Hoffmann, Wolf-Dieter/Lü<strong>den</strong>bach, Norbert (2009): NWB Kommentar Bilanzierung, Herne<br />

2009, S. 1521.<br />

36 Vgl. Weber/Zündorf (1998), Rn. 69.<br />

37 Vgl. IFRS 3.BC371.<br />

38 Vgl. IFRS 3.BC373.<br />

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der Wertansätze e<strong>in</strong> passivischer Unterschiedsbetrag verbleibt, handelt es sich nach<br />

Auffassung des IASB regelmäßig um e<strong>in</strong>en lucky buy bzw. <strong>in</strong> der Term<strong>in</strong>ologie des<br />

IFRS 3 um e<strong>in</strong>en barga<strong>in</strong> purchase 39 . E<strong>in</strong> Verkauf unterhalb des beizulegen<strong>den</strong> Zeitwerts<br />

wird durch e<strong>in</strong>e außergewöhnliche Situation des Veräußerers begleitet. Gründe<br />

hierfür s<strong>in</strong>d u.a. e<strong>in</strong>e erzwungene Liquidation bzw. e<strong>in</strong> Notverkauf, der sich bspw.<br />

<strong>in</strong>folge des Todes des Gründers bzw. Vorstandes ergeben kann. Diese Umstände<br />

zw<strong>in</strong>gen die Anteilseigner zu e<strong>in</strong>er zeitnahen Veräußerung, die e<strong>in</strong>en negativen E<strong>in</strong>fluss<br />

auf <strong>den</strong> Verkaufspreis mit sich br<strong>in</strong>gt 40 .<br />

<strong>Der</strong> passivische Unterschiedsbetrag entspricht daher nach IFRS e<strong>in</strong>em wirtschaftlichen<br />

Vorteil der erfolgswirksam als Ertrag zu realisieren und vollständig dem herrschen<strong>den</strong><br />

Gesellschafter zuzurechnen ist 41 . Pessimistische Zukunftserwartungen<br />

wer<strong>den</strong> h<strong>in</strong>gegen als Ursache für e<strong>in</strong>en passivischen Unterschiedsbetrag (sog. „negative<br />

goodwill“) abgelehnt, da diese regelmäßig bei der Bewertung der Vermögenswerte<br />

und Schul<strong>den</strong> Berücksichtigung f<strong>in</strong><strong>den</strong> 42 .<br />

Nach der Full Goodwill-Methode wird der Anteil der M<strong>in</strong>derheitsgesellschafter am zu<br />

konsolidieren<strong>den</strong> Unternehmen zum beizulegen<strong>den</strong> Zeitwert bewertet 43 . Nach der<br />

gem. IFRS 3.32 für die Ermittlung der Residualgröße aus dem Unternehmenszusammenschluss<br />

anzuwen<strong>den</strong><strong>den</strong> Methodik kann auch bei der Full Goodwill-Methode<br />

e<strong>in</strong> passivischer Unterschiedsbetrag entstehen, wenn das neubewertete Nettovermögen<br />

<strong>den</strong> beizulegen<strong>den</strong> Zeitwert der von dem Mutterunternehmen gewährten Gegenleistung<br />

und der Anteile der M<strong>in</strong>derheitsgesellschafter übersteigt. <strong>Der</strong> passivische<br />

Unterschiedsbetrag ist unmittelbar erfolgswirksam zu erfassen und nach IFRS 3.32 <strong>in</strong><br />

voller Höhe dem Mehrheitsgesellschafter zuzurechnen. Im Vergleich zur Neubewertungsmethode<br />

hat die Bewertung der M<strong>in</strong>derheitsgesellschafter zum (höheren) beizulegen<strong>den</strong><br />

Zeitwert u.U. zur Folge, dass der passivische Unterschiedsbetrag bei der<br />

Full Goodwill-Methode ger<strong>in</strong>ger ausfällt 44 . Die Bewertung der M<strong>in</strong>derheitsgesellschafter<br />

kann damit (m<strong>in</strong>dernd) E<strong>in</strong>fluss auf <strong>den</strong> passivischen Unterschiedsbetrag neh-<br />

39 Vgl. IFRS 3.BC371.<br />

40 Vgl. IFRS 3.BC371.<br />

41 Vgl. IFRS 3.34.<br />

42 Vgl. IFRS 3.BC135.<br />

43 Vgl. Pellens, Bernhard/Basche, Kerst<strong>in</strong>/Sellhorn, Thorsten (2003): Full Goodwill Method, Renaissance<br />

der re<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>heitstheorie <strong>in</strong> der Konzernbilanzierung?, KoR 2003, S. 1-4, S. 1; Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Weber,<br />

Claus-Peter/Wirth, Johannes (2008): Die Goodwillbilanzierung im f<strong>in</strong>alisierten Bus<strong>in</strong>ess<br />

Comb<strong>in</strong>ations Project Phase II, KoR 2008, S. 139-152, S. 141.<br />

44 Vgl. Baetge, Jörg/Hayn, Sven/Ströher, Thomas (2009): IFRS 3 – Unternehmenszusammenschlüsse<br />

(Bus<strong>in</strong>ess Comb<strong>in</strong>ations), <strong>in</strong>: Baetge et al. (Hrsg.): Rechnungslegung nach IFRS, 2. Aufl Stuttgart<br />

2002, Rn. 299.<br />

Seite 15


men, obwohl unter wirtschaftlicher Betrachtungsweise der günstige Kauf <strong>in</strong> voller Höhe<br />

– wie bei der Neubewertungsmethode – <strong>den</strong> Mehrheitsgesellschaftern zuzurechnen<br />

wäre.<br />

4. Bilanzpolitische und bilanzanalytische Bedeutung e<strong>in</strong>es <strong>Geschäfts</strong>-<br />

<strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>s<br />

<strong>Der</strong> GoF stellt "e<strong>in</strong>e der größten Hür<strong>den</strong> bei e<strong>in</strong>er sachgemäßen Beurteilung der<br />

wirtschaftlichen Lage von Konzernen dar" 45 . E<strong>in</strong> Goodwill kann nur im Wege e<strong>in</strong>er<br />

Unternehmensveräußerung entstehen und "als Differenzbetrag zwischen Gesamtwert<br />

e<strong>in</strong>es Unternehmens und der Summe se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelwerte (...) nur im Zusammenhang<br />

mit diesen, nicht aber selbständig ermittelt wer<strong>den</strong>" 46 . Gleichwohl stellt dieser<br />

GoF <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen und nach BilMoG auch <strong>in</strong> der nationalen Rechnungslegung<br />

e<strong>in</strong>en immateriellen Vermögenswert dar, 47 dessen Behandlung <strong>in</strong> der Strukturbilanz<br />

der Unternehmensbeurteilung 48 wesentlich über die Qualität der Untersuchungsergebnisse<br />

entscheidet. Im Zuge der weltweiten Globalisierung positionierten<br />

sich viele Konzerne durch strategische Unternehmensübernahmen neu. Häufig ergibt<br />

sich hierbei e<strong>in</strong>e große Wertelücke zwischen dem Marktpreis des Eigenkapitals und<br />

dem bilanziellen Eigenkapital des Akquisitionsobjekts, die sich nur zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen<br />

Teil über die Aufdeckung stiller Reserven und Lasten erklären lässt. Schmidt bemerkt<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang, dass sich die Marktkapitalisierung bei vielen Unternehmen<br />

"regelmäßig auf e<strong>in</strong> (hohes) Vielfaches des bilanziellen Eigenkapitals beläuft" 49 .<br />

Für <strong>den</strong> GoF existiert ke<strong>in</strong> objektiver Marktpreis. Hier<strong>in</strong> können sich völlig heterogene<br />

positive und negative Wertkomponenten (saldiert) widerspiegeln. Busse von Colbe/Ordelheide<br />

sprechen daher von „besonders unsicheren Vermögenswerten" 50 und<br />

Gräfer weist auf e<strong>in</strong>en „nicht unerheblichen Unsicherheitsfaktor der Vermögensbe-<br />

45 Lachnit, Laurenz/Müller, Stefan: Bilanzanalytische Behandlung von <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>en,<br />

KoR 2003, S. 540-550, S. 540.<br />

46 Tiedchen, Susanne (1991): <strong>Der</strong> Vermögensgegenstand im Handelsbilanzrecht, Köln 1991, S. 166.<br />

47 Vgl. hierzu Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Ellmann, David (2009): Immaterielles Vermögen, <strong>in</strong>: Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Pfitzer,<br />

Norbert/Weber, Claus-Peter (Hrsg.): Das neue deutsche Bilanzrecht – Handbuch zur<br />

Anwendung des Bilanzrechtsm<strong>oder</strong>nisierungsgesetzes (BilMoG), 2. Aufl., Stuttgart 2009, S. 263-292,<br />

S. 263 ff.<br />

48 Vgl. hierzu Küt<strong>in</strong>g, Karlhe<strong>in</strong>z/Weber, Claus-Peter (2009): Die Bilanzanalyse, Beurteilung von Abschlüssen<br />

nach HGB und IFRS, 9. Aufl., Stuttgart 2009, (nachfolgend Küt<strong>in</strong>g/Weber (2009)), S. 82 ff.<br />

49 Schmidt, Ingo M. (2002): Bilanzierung des Goodwills im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich, e<strong>in</strong>e kritische<br />

Analyse, Wiesba<strong>den</strong> 2002, S. 12.<br />

50 Busse von Colbe, Walther/Ordelheide, Dieter (1996): <strong>Konzernab</strong>schlüsse, 6. Aufl., Wiesba<strong>den</strong><br />

1996, S. 233; vgl. auch Busse von Colbe et. al. (2009): <strong>Konzernab</strong>schlüsse,9. Aufl., Wiesba<strong>den</strong> 2010,<br />

S. 235 ff.<br />

Seite 16


stimmung" 51 h<strong>in</strong>. Pellens u.a. sehen <strong>in</strong> dem Goodwill „e<strong>in</strong>e über <strong>den</strong> beizulegen<strong>den</strong><br />

Zeitwert des erworbenen Nettovermögens h<strong>in</strong>ausgehende Prämie" 52 . Se<strong>in</strong> Gehalt<br />

leitet sich ab aus künftigen (erwarteten und unsicheren) „Erträgen, die der Erwerber<br />

mit Hilfe des Zusammenschlusses zu generieren plant" 53 . Die Behandlung des GoF<br />

stellt e<strong>in</strong>en zentralen Bestandteil des konzernbilanzpolitischen Instrumentariums dar.<br />

Da er e<strong>in</strong>e rechnerische Saldogröße darstellt, reicht der bilanzpolitische Bogen von<br />

der Bestimmung der Goodwill-Höhe bis h<strong>in</strong> zur Überprüfung se<strong>in</strong>er Werthaltigkeit und<br />

e<strong>in</strong>er sich daran eventuell anschließen<strong>den</strong> außerplanmäßigen Abschreibung. Die<br />

Aussage erhält e<strong>in</strong> umso größeres Gewicht, als mit der Ermittlung des Goodwill „e<strong>in</strong>e<br />

weitgehende Entobjektivierung der Zuordnungs- und Bewertungsvorgaben“ 54 , verbun<strong>den</strong><br />

ist, sodass sich die Bilanzpolitik weitgehend still vollzieht und für <strong>den</strong> externen<br />

Bilanzadressaten nicht erkennbar ist.<br />

Daraus folgt, dass der GoF der Bilanzpolitik zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten<br />

eröffnet und zu e<strong>in</strong>er Schlüsselposition der Bilanzanalyse wird 55 Er kann maßgeblich<br />

die Unternehmenslage bee<strong>in</strong>flussen. „Je nachdem, wie der <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Abschlüssen behandelt wird, entstehen vollkommen unterschiedliche Bilder<br />

von der Vermögenslage und von der Ertragslage des Unternehmens" 56 .<br />

5. Empirische Erhebung<br />

Die nachfolgen<strong>den</strong> Ergebnisse basieren auf e<strong>in</strong>er Auswertung von 136 <strong>Konzernab</strong>schlüssen<br />

des <strong>Geschäfts</strong>jahres 2009. Diese beziehen sich auf die Unternehmen der<br />

e<strong>in</strong>zelnen DAX-Segmente aus <strong>den</strong> Bereichen Handel, Dienstleistung und Industrie.<br />

Die Konzerne verteilen sich auf die vier DAX-Indizes wie folgt (vgl. Übersicht 2).<br />

51 Gräfer, Horst (1997): Bilanzanalyse, 7. Aufl., Herne 1997, S. 69; vgl. auch Gräfer, Horst (2008):<br />

Bilanzanalyse, 10. Aufl., Herne 2008, (nachfolgend: Gräfer (2008)), S. 121 ff.<br />

52 Pellens et. al. (2008), S. 685.<br />

53 Pellens et. al.(2008), S. 693.<br />

54 Wulf, Inge (2008): Immaterielle Vermögenswerte nach IFRS: Ansatz, Bewertung, Goodwill-<br />

Bilanzierung, Berl<strong>in</strong> 2008, S.98.<br />

55 Zur Wechselbeziehung von Bilanzanalyse und Bilanzpolitik vgl. Küt<strong>in</strong>g/Weber (2009), S. 46 ff.; obwohl<br />

der <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong> im E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>en durchaus beträchtlichen objektiven Wert haben<br />

kann, wird er <strong>den</strong>noch regelmäßig aus Vorsichtsgrün<strong>den</strong> bei der zur Bilanzanalyse vorzunehmen<strong>den</strong><br />

Strukturbilanz gegen das Eigenkapital saldiert.<br />

56 Baetge, Jörg/Kirsch, Hans-Jürgen/Thiele, Stefan (2004): Bilanzanalyse, 2. Aufl., Düsseldorf 2004, S.<br />

207.<br />

Seite 17


DAX 25<br />

MDAX 43<br />

SDAX 39<br />

TecDAX 29<br />

Insgesamt 136<br />

Übersicht 2: Struktur der Untersuchungsgesamtheit<br />

5.1. Goodwill<br />

5.1.1. Zur Bedeutung des <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>s<br />

Von <strong>den</strong> analysierten 136 Konzernen wiesen 12 Konzerne (8,82 %) ke<strong>in</strong>en Goodwill<br />

aus (vgl. Übersicht 3). Damit kann die These vertreten wer<strong>den</strong>, dass im Regelfall <strong>in</strong><br />

deutschen <strong>Konzernab</strong>schlüssen e<strong>in</strong> GoF ausgewiesen wird. Erstmalig wurde auch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em DAX-Abschluss (Salzgitter) ke<strong>in</strong> GoF ausgewiesen.<br />

Häufigkeit<br />

absolut <strong>in</strong> %<br />

Anzahl der Konzerne, die im <strong>Geschäfts</strong>jahr 2009 ke<strong>in</strong>en GoF ausgewiesen<br />

haben<br />

12 8,82<br />

(Salzgitter AG, Krones AG, Wacker Chemie AG, Delticom AG, Deutz<br />

AG, Gerry Weber International AG, Loewe AG, Medion AG, Tipp24<br />

SE, Dialog Semiconductor plc, Q-CELLS SE, SMA Solar Technology<br />

AG)<br />

Anzahl der Konzerne, die im <strong>Geschäfts</strong>jahr 2009 zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en<br />

GoF ausgewiesen haben<br />

124 91,18<br />

Anzahl der ausgewerteten Unternehmen 136 100,00<br />

Übersicht 3:<br />

Zum bilanziellen Ausweis des <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>s<br />

Wie der Übersicht 4 entnommen wer<strong>den</strong> kann, enthalten die 124 <strong>Konzernab</strong>schlüsse,<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong>en e<strong>in</strong> GoF ausgewiesen wurde, Restbuchwerte (= RBW) <strong>in</strong> Höhe von <strong>in</strong>sgesamt<br />

192.107 Mio. €. Dabei entfallen auf <strong>den</strong> DAX 73,66 % und auf <strong>den</strong> MDAX<br />

22,31 % der gesamten Restbuchwerte an GoF (vgl. Übersicht 3). Die Anteilswerte im<br />

SDAX und im TecDAX s<strong>in</strong>d von untergeordneter Bedeutung. Die Zugänge machen<br />

ca. 10.754 Mio. € (5,60 %) des Bilanzpostens aus, wobei auch hier im DAX und im<br />

MDAX die höchsten Bewegungen registriert wur<strong>den</strong>. Im Vergleich dazu ist festzustel-<br />

Seite 18


len, dass die Abgänge mit <strong>in</strong>sgesamt 10,49 % nur e<strong>in</strong>en Bruchteil der Zugänge ausmachen.<br />

Index RBW absolut<br />

<strong>in</strong> Mio. €<br />

<strong>in</strong> %<br />

Zugänge absolut<br />

<strong>in</strong> Mio. €<br />

<strong>in</strong> %<br />

Abgänge absolut<br />

<strong>in</strong> Mio. €<br />

DAX 141.512,268 73,66 8.874,286 82,52 887,600 78,66<br />

MDAX 42.854,250 22,31 1.273,711 11,84 153,988 13,65<br />

SDAX 3.349,892 1,74 134,623 1,26 22,936 2,03<br />

TecDAX 4.390,683 2,29 471,013 4,38 63,813 5,66<br />

Insgesamt<br />

Übersicht 4:<br />

<strong>in</strong> %<br />

192.107,093 100,00 10.753,633 100,00 1.128,337 100,00<br />

Die Verteilung der Restbuchwerte, Zugänge und Abgänge im Bereich des <strong>Geschäfts</strong><strong>oder</strong><br />

<strong>Firmenwert</strong>s auf die e<strong>in</strong>zelnen Indexkategorien<br />

Im Zeitvergleich haben sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten drei Jahren nur ger<strong>in</strong>gfügige Veränderungen<br />

ergeben (vgl. Übersicht 5). Während sich im Jahr 2007 die Restbuchwerte auf<br />

175.300 Mio. € beliefen, stiegen sie im Jahre 2008 auf 189.200 Mio. € und im Jahre<br />

2009 dann auf 192.100 Mio. €.<br />

Jahr<br />

2005 133.600<br />

2006 153.800<br />

2007 175.300<br />

2008 189.200<br />

2009 192.100<br />

Übersicht 5:<br />

Restbuchwerte <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong><br />

<strong>Firmenwert</strong> (<strong>in</strong> Mio. €)<br />

<strong>Der</strong> <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong> im Zeitvergleich<br />

Die Übersicht 6 zeigt die 15 Konzerne mit <strong>den</strong> absolut höchsten Restbuchwerten an<br />

GoF. Unter diesen 15 Spitzenreitern bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sich zwölf DAX-Werte. Die restlichen<br />

drei Konzerne gehören dem MDAX an. <strong>Der</strong> SDAX und der TecDAX s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser<br />

Übersicht nicht enthalten.<br />

Seite 19


Konzern Index Restbuchwert GoF (<strong>in</strong> Mio.<br />

€)<br />

Deutsche Telekom AG DAX 20.334,000<br />

E.ON AG DAX 16.901,000<br />

Siemens AG DAX 15.821,000<br />

RWE AG DAX 13.252,000<br />

Fresenius SE DAX 10.356,000<br />

Deutsche Post AG DAX 10.243,000<br />

HeidelbergCement AG MDAX 9.804,195<br />

EADS N.V. MDAX 9.741,000<br />

Bayer AG DAX 8.704,000<br />

L<strong>in</strong>de AG DAX 7.297,000<br />

Henkel AG & Co. KGaA DAX 6.137,000<br />

Cont<strong>in</strong>ental AG MDAX 5.536,600<br />

Fresenius Medical Care AG<br />

& Co. KGaA<br />

DAX 5.213,362<br />

BASF SE DAX 5.069,000<br />

SAP AG DAX 4.994,000<br />

Übersicht 6:<br />

Die 15 Konzerne mit <strong>den</strong> absolut höchsten Restbuchwerten an <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>en<br />

Die Übersicht 7 zeigt e<strong>in</strong>drucksvoll, dass der Goodwill bei <strong>den</strong> dort aufgeführten Konzernen<br />

die e<strong>in</strong>deutig größte Teilkomponente des immateriellen Vermögens darstellt.<br />

Hier dom<strong>in</strong>ieren mit acht bzw. fünf Konzernen die Unternehmen des MDAX bzw.<br />

SDAX. <strong>Der</strong> DAX (Fresenius) und der TecDAX (Drägerwerke) s<strong>in</strong>d hierbei nur mit jeweils<br />

e<strong>in</strong>em Konzern vertreten.<br />

Seite 20


Konzern Index Restbuchwert GoF/ <strong>in</strong>tangible assets<br />

HeidelbergCement AG MDAX 97,37%<br />

C.A.T. OIL AG SDAX 96,18%<br />

Dyckerhoff AG SDAX 95,45%<br />

Teleplan International N.V. SDAX 95,39%<br />

Südzucker AG MDAX 95,16%<br />

RHÖN-KLINIKUM AG MDAX 94,58%<br />

WINCOR NIXDORF AG MDAX 93,03%<br />

Balda AG SDAX 92,78%<br />

Drägerwerk AG & Co. KGaA TecDAX 92,59%<br />

Vossloh AG MDAX 92,55%<br />

Puma AG MDAX 91,62%<br />

H&R WASAG AG SDAX 91,57%<br />

Fresenius SE DAX 90,77%<br />

Celesio AG MDAX 90,74%<br />

GEA <strong>Group</strong> AG MDAX 90,58%<br />

Übersicht 7:<br />

Die 15 höchsten Relationen des <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>s zu <strong>den</strong> <strong>in</strong>tangible assets<br />

Selbst die non-current assets (vere<strong>in</strong>fachend: das Anlagevermögen) wer<strong>den</strong> bei <strong>den</strong><br />

<strong>in</strong> der Übersicht 8 genannten Konzernen maßgeblich durch <strong>den</strong> Goodwill bestimmt.<br />

Unter <strong>den</strong> 15 Konzernen, deren Relation Restbuchwerte der GoF zu non-current assets<br />

am höchsten ist, f<strong>in</strong><strong>den</strong> sich drei DAX-Werte.<br />

Seite 21


Konzern Index Restbuchwert GoF/ non-current assets<br />

Sky Deutschland AG MDAX 75,73%<br />

CTS Eventim AG SDAX 70,94%<br />

GfK SE SDAX 68,32%<br />

Teleplan International N.V. SDAX 67,09%<br />

Celesio AG MDAX 66,92%<br />

Fresenius SE DAX 66,73%<br />

Fresenius Medical Care AG<br />

& Co. KGaA<br />

DAX 65,95%<br />

Bechtle AG TecDAX 64,67%<br />

Software AG TecDAX 64,67%<br />

TAKKT AG SDAX 62,07%<br />

SAP AG DAX 61,51%<br />

Vossloh AG MDAX 60,89%<br />

Dürr AG SDAX 59,93%<br />

WINCOR NIXDORF AG MDAX 59,91%<br />

freenet AG TecDAX 57,02%<br />

Übersicht 8:<br />

Die 15 höchsten Relationen des <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>s zu <strong>den</strong> non-current<br />

assets<br />

Die Übersicht 9 zeigt, dass bei elf Konzernen der Goodwill das Eigenkapital übersteigt.<br />

Spitzenreiter ist e<strong>in</strong>deutig ProSiebenSat.1 Media; hier beträgt die Relation<br />

Goodwill zum Eigenkapital 395,14 %. Unter <strong>den</strong> 15 Spitzenreitern bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sich mit<br />

Fresenius, Deutsche Post, Fresenius Medical Care, RWE und Henkel auch fünf<br />

DAX-Werte. Hierdurch wird besonders e<strong>in</strong>drucksvoll gezeigt, wie der GoF das Bilanzbild<br />

und – darauf basierend – auch die Bilanzkennzahlen maßgeblich bee<strong>in</strong>flussen<br />

kann.<br />

Seite 22


Konzern Index Restbuchwert GoF / Eigenkapital<br />

ProSiebenSat.1 Media AG MDAX 395,14%<br />

GfK SE SDAX 143,05%<br />

Sky Deutschland AG MDAX 136,47%<br />

Cont<strong>in</strong>ental AG MDAX 136,31%<br />

Fresenius SE DAX 135,34%<br />

Deutsche Post AG DAX 123,81%<br />

TUI AG MDAX 114,11%<br />

freenet AG TecDAX 106,56%<br />

Fresenius Medical Care AG<br />

& Co. KGaA<br />

DAX 105,74%<br />

Software AG TecDAX 105,40%<br />

WINCOR NIXDORF AG MDAX 100,88%<br />

TAKKT AG SDAX 99,16%<br />

Celesio AG MDAX 97,90%<br />

RWE AG DAX 96,61%<br />

Henkel AG & Co. KGaA DAX 93,78%<br />

Übersicht 9:<br />

Die 15 höchsten Relationen des <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong>s zum Eigenkapital<br />

5.1.2. Impairment-Abschreibungen<br />

Da die IFRS <strong>den</strong> Goodwill als nicht abnutzbaren Vermögensgegenstand betrachten,<br />

s<strong>in</strong>d folgerichtig auch ke<strong>in</strong>e planmäßigen Abschreibungen erlaubt. Es können lediglich<br />

außeror<strong>den</strong>tliche Abschreibungen (Impairment Abschreibungen) auftreten.<br />

Von <strong>den</strong> im <strong>Geschäfts</strong>jahr 2009 e<strong>in</strong>en GoF ausweisen<strong>den</strong> 124 Konzernen nahmen<br />

<strong>in</strong>sgesamt 27 Konzerne (21,77 %) e<strong>in</strong>e laufende (i.d.R. außeror<strong>den</strong>tliche) Abschreibung<br />

vor (vgl. Übersicht 10). Sechs Konzerne entfielen auf <strong>den</strong> DAX und elf Konzerne<br />

auf <strong>den</strong> MDAX. Im SDAX traten sechs Abschreibungen und im TecDAX vier Abschreibungen<br />

auf.<br />

Anzahl der <strong>in</strong>sgesamt vorgenommenen Impairment<br />

Abschreibungen<br />

2005 2006 2007 2008 2009<br />

49 24 25 27 27<br />

Abschreibungsvolumen <strong>in</strong> Mio. € 4.008 870 1.302 6.637 4.371<br />

Relation: Gesamtes Abschreibungsvolumen zu<br />

Restbuchwert vor Berücksichtigung der Abschreibung<br />

(<strong>in</strong> %)<br />

Übersicht 10:<br />

Die Impairment-Abschreibungen im Zeitvergleich<br />

2,92 0,56 0,74 3,39 2,22<br />

Seite 23


Wie der Übersicht 10 zu entnehmen ist,<br />

(1) blieb die Anzahl der Konzerne, die e<strong>in</strong>e Impairment-Abschreibung vorgenommen<br />

haben, <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten vier Jahren relativ konstant,<br />

(2) s<strong>in</strong>d beim absoluten Abschreibungsvolumen und bei der Relation Restbuchwerte<br />

zu Impairment-Abscheibungen erhebliche Schwankungen zu verzeichnen.<br />

Insgesamt wur<strong>den</strong> im <strong>Geschäfts</strong>jahr 2009 4.370,983 Mio. € abgeschrieben. Die<br />

höchsten fünf Abschreibungen umfassen 94,24 % des <strong>in</strong>sgesamt vorgenommenen<br />

Abschreibungsvolumens, so dass die restlichen Fälle von e<strong>in</strong>er relativ ger<strong>in</strong>gen Bedeutung<br />

s<strong>in</strong>d. Unter <strong>den</strong> 15 Konzernen mit <strong>den</strong> höchsten Abschreibungsgrößen bef<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

sich mit der Deutschen Telekom, BASF, Henkel, Siemens und Salzgitter fünf<br />

Konzerne des DAX-Segments (vgl. Übersicht 11).<br />

Konzern Index Mio. €<br />

Deutsche Telekom AG DAX 2.345,000<br />

Cont<strong>in</strong>ental AG MDAX 875,800<br />

HeidelbergCement AG MDAX 420,500<br />

Celesio AG MDAX 257,700<br />

BASF SE DAX 220,000<br />

Wacker Neuson SE SDAX 89,540<br />

Henkel AG & Co. KGaA DAX 46,000<br />

Siemens AG DAX 32,000<br />

Salzgitter AG DAX 20,600<br />

Villeroy & Boch AG SDAX 14,735<br />

Klöckner & Co SE MDAX 7,913<br />

Douglas Hold<strong>in</strong>g AG MDAX 5,700<br />

ProSiebenSat.1 Media AG MDAX 5,335<br />

Puma AG MDAX 4,200<br />

Constat<strong>in</strong> Medien AG SDAX 4,144<br />

Übersicht 11: Die 15 höchsten Abschreibungen auf <strong>den</strong> <strong>Geschäfts</strong>- <strong>oder</strong> <strong>Firmenwert</strong> im <strong>Geschäfts</strong>jahr<br />

2009<br />

Seite 24


In <strong>den</strong> nachfolgen<strong>den</strong> Ausführungen wird nur auf die Berichterstattung jener 27 Konzerne<br />

e<strong>in</strong>gegangen, die e<strong>in</strong>e Abschreibung aufgrund e<strong>in</strong>es Impairmenttests vornahmen.<br />

Insgesamt mussten 27 Konzerne e<strong>in</strong>e Impairment Abschreibung durchführen.<br />

Von <strong>den</strong> 27 Konzernen geben alle Abschlüsse Informationen zu der Anzahl der Impairment<br />

Abschreibungen. In acht Fällen wurde nur jeweils e<strong>in</strong>e Impairment Abschreibung<br />

vorgenommen. Alle acht Konzerne nennen im Anhang die betroffene<br />

cash generat<strong>in</strong>g units (= zahlungsmittelgenierende E<strong>in</strong>heit (ZMGE)) und die Höhe<br />

der Wertberichtigung. In 19 Abschlüssen wird mehr als e<strong>in</strong>e Korrektur vorgenommen.<br />

In sechs Fällen waren es zwei Abschreibungen; <strong>in</strong> acht Konzernen mussten drei Korrekturen<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>. <strong>Der</strong> Spitzenwert, der von drei Konzernen angegeben<br />

wurde, lag bei vier Impairment Abschreibungen. Zwei Konzerne geben an, dass<br />

„mehr als e<strong>in</strong>e Abschreibung” vorgenommen wurde. In 21 Fällen wer<strong>den</strong> die betroffenen<br />

ZMGE genannt und die Wertm<strong>in</strong>derungshöhe <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen ZMGE zugeordnet.<br />

19 Konzerne beschreiben die ZMGE. Am häufigsten wer<strong>den</strong> Produkte (Produktgruppen),<br />

Länder (Regionen) und Tätigkeiten genannt. In sechs Fällen wurde dargelegt,<br />

dass die ZMGE mit e<strong>in</strong>em Tochterunternehmen i<strong>den</strong>tisch ist. Drei Konzerne <strong>in</strong>formieren<br />

darüber, dass die ZMGE i<strong>den</strong>tisch s<strong>in</strong>d mit <strong>den</strong> Berichtse<strong>in</strong>heiten der <strong>in</strong>ternen<br />

Steuerung. Zwölf Konzerne nennen die expliziten Ereignisse und Umstände, die<br />

zu der Erfassung der Wertm<strong>in</strong>derung führten. Insgesamt wur<strong>den</strong> u. a. folgende<br />

Gründe erwähnt:<br />

• Negative Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds <strong>in</strong>folge der F<strong>in</strong>anzmarktkrise,<br />

• Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen aufgrund staatlicher<br />

Maßnahmen,<br />

• zunehmende gesamtwirtschaftliche Unsicherheit,<br />

• allgeme<strong>in</strong>es Konjunkturumfeld und Änderung der aktuellen und künftigen<br />

Marktentwicklung,<br />

• technologischer Wandel,<br />

• zunehmende Volatilität und somit steigende Kapitalkosten.<br />

Von <strong>den</strong> 27 Konzernen, die e<strong>in</strong>e Impairment Abschreibung im <strong>Geschäfts</strong>jahr 2009<br />

durchführen mussten, haben<br />

• zwölf Konzerne alle<strong>in</strong> <strong>den</strong> Nutzungswert,<br />

• sechs Konzerne <strong>den</strong> Nutzungswert und Veräußerungswert,<br />

Seite 25


• fünf Konzerne alle<strong>in</strong> <strong>den</strong> Veräußerungswert,<br />

• e<strong>in</strong> Konzern „grundsätzlich” <strong>den</strong> Veräußerungswert<br />

angewendet.<br />

Damit geben 24 Konzerne an, welche Variante des erzielbaren Betrags zugrunde<br />

gelegt wurde. Drei Konzerne machen hierzu ke<strong>in</strong>e Angaben. Konzeptionell bed<strong>in</strong>gt<br />

dürfte <strong>in</strong> aller Regel bei der Ermittlung des Nutzungswerts und des Veräußerungswerts<br />

formell das gleiche Rechen<strong>in</strong>strument – nämlich das Discounted-Cash-Flow-<br />

Verfahren – angewendet wer<strong>den</strong>. Unterschiede ergeben sich lediglich bei <strong>den</strong> verwendeten<br />

Aktionsparametern (Zahlungsströme und Abz<strong>in</strong>sungssatz).<br />

Wenn der Nutzungswert gewählt wurde, entschie<strong>den</strong> sich 14 Konzerne für e<strong>in</strong> zweistufiges<br />

und vier Konzerne für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>stufiges Verfahren. Beim zweistufigen Verfahren<br />

dom<strong>in</strong>iert ganz e<strong>in</strong>deutig auf der ersten Ebene e<strong>in</strong>e Detailplanung von fünf Jahren<br />

und auf der zweiten Stufe e<strong>in</strong>e sich daran anschließende ewige Rente (elf Konzerne).<br />

Drei Konzerne legen e<strong>in</strong>e Detailplanung von drei Jahren zugrunde.<br />

Acht Konzerne geben e<strong>in</strong>e Wachstumsrate an. In vier Fällen wird e<strong>in</strong> Wachstumsbereich<br />

genannt, der sich von m<strong>in</strong>us 2,5 bis plus 3 % erstreckt. Dah<strong>in</strong>gegen wird <strong>in</strong> vier<br />

Fällen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Größe (m<strong>in</strong>us 1 %, 2 Konzerne plus 1,5 % und plus 3 %) angegeben.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich des gewählten Z<strong>in</strong>ssatzes (vor Steuern) geben 16 Konzerne<br />

quantitative H<strong>in</strong>weise. In zwölf Fällen wird e<strong>in</strong> Z<strong>in</strong>skorridor und <strong>in</strong> vier Fällen (7,2 %,<br />

8,6 %, 9,3 % und 10,2%) wird e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher „Punktz<strong>in</strong>sfuß” gewählt. Durchschnittlich<br />

liegt der Z<strong>in</strong>ssatz im Bereich zwischen 8 % und 12 %.<br />

Fand der Veräußerungswert Anwendung, geben neun Konzerne an, dass das Discounted-Cash-Flow-Verfahren<br />

zum Zuge kam. Drei Konzerne weisen darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass sich der Veräußerungswert aus der Differenz zwischen dem beizulegen<strong>den</strong><br />

Zeitwert und <strong>den</strong> Veräußerungskosten zusammensetzt.<br />

Acht Konzerne geben <strong>den</strong> H<strong>in</strong>weis, dass e<strong>in</strong> zweistufiges Verfahren angewandt wird.<br />

In drei Fällen erstreckt sich die Detailplanung über fünf Jahre mit e<strong>in</strong>er sich daran<br />

anschließen<strong>den</strong> ewigen Rente. Drei Konzerne legen e<strong>in</strong>e Detailplanung von drei Jahren<br />

zugrunde. Neun Konzerne geben Informationen zur Wachstumsrate. In drei Fäl-<br />

Seite 26


len wird e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche „Punktwachstumsrate” angewendet (m<strong>in</strong>us 1 %, 1 % und<br />

1,5 %). In sechs Konzernen wird e<strong>in</strong> Wachstumsbereich zugrunde gelegt, der sich<br />

durchschnittlich zwischen 2 und 3,5 % bewegt. Zum Z<strong>in</strong>ssatz geben neun Konzerne<br />

Informationen. Zwei Konzerne wen<strong>den</strong> e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen „Punktz<strong>in</strong>sfuß“ an, während<br />

sieben Konzerne e<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>sbereich zugrunde legen. <strong>Der</strong> Korridor liegt hier zwischen<br />

5 % und 11,75 %. Die durchschnittliche Spannweite bewegt sich zwischen 6 %<br />

und 9 %.<br />

5.2. Negativer Unterschiedsbetrag<br />

Von <strong>den</strong> analysierten 136 Konzernen verzeichneten 12 Konzerne (8,82 %) e<strong>in</strong>en<br />

passivischen Unterschiedsbetrag. Die 12 Konzerne wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> der Übersicht 12 genannt;<br />

darunter bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sich auch zwei Dax-Konzerne.<br />

Häufigkeit<br />

absolut <strong>in</strong> %<br />

Anzahl der Konzerne, die im <strong>Geschäfts</strong>jahr 2009 ke<strong>in</strong>en negativen<br />

Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung erfolgswirksam<br />

erfasst haben<br />

Anzahl der Konzerne, die im <strong>Geschäfts</strong>jahr 2009 e<strong>in</strong>en negativen<br />

Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung erfolgswirksam<br />

erfasst haben<br />

124 91,18<br />

12 8,82<br />

(BMW AG, Deutsche Lufthansa AG, Bauer AG, Cont<strong>in</strong>ental AG,<br />

Fuchs Petrolub AG, GEA <strong>Group</strong> AG, MVV Energie AG, SKW Metallurgie<br />

Hold<strong>in</strong>g AG, Q-Cells SE, Roth & Rau AG, SMARTRAC N.V.,<br />

SolarWorld AG)<br />

Anzahl der ausgewerteten Unternehmen 136 100,00<br />

Übersicht 12:<br />

Anzahl der erfolgswirksam erfassten negativen Unterschiedsbeträge aus der Kapitalkonsolidierung<br />

Die absolute Höhe der aufgetretenen negativen Unterschiedsbeträge beläuft sich auf<br />

<strong>in</strong>sgesamt 121,153 Mio. € (vgl. Übersicht 13).<br />

Seite 27


Konzern Index Erfolgswirksam erfasster<br />

negativer Unterschiedsbetrag<br />

aus der Kapitalkonsolidierung<br />

(<strong>in</strong> Mio. €)<br />

Deutsche Lufthansa DAX 86,000<br />

Q-CELLS SE TecDAX 28,400<br />

BMW DAX 2,000<br />

MVV Energie AG SDAX 1,339<br />

GEA <strong>Group</strong> AG MDAX 1,252<br />

Roth & Rau AG TecDAX 1,141<br />

Cont<strong>in</strong>ental AG MDAX 0,700<br />

SolarWorld AG TecDAX 0,112<br />

Fuchs Petrolub AG MDAX 0,100<br />

SKW Stahl-Metallurgie Hold<strong>in</strong>g AG SDAX 0,062<br />

Bauer AG MDAX 0,042<br />

SMARTRAC N.V. TecDAX 0,005<br />

Übersicht 13:<br />

Absolute Höhe der erfolgswirksam erfassten negativen Unterschiedsbeträge aus der<br />

Kapitalkonsolidierung<br />

E<strong>in</strong> Vergleich der passivischen Unterschiedsbeträge mit dem EBIT 57 zeigt, dass bei<br />

der Lufthansa ca. e<strong>in</strong> Drittel des gesamten EBIT aus der erfolgswirksamen Erfassung<br />

e<strong>in</strong>es negativen Unterschiedsbetrags resultiert, so dass bei e<strong>in</strong>er Unternehmensanalyse<br />

dieses Phänomen durchaus e<strong>in</strong>e beachtliche Größe annehmen kann. Ansonsten<br />

s<strong>in</strong>d die Relationen von untergeordneter Bedeutung (vgl. Übersicht 14).<br />

57 <strong>Der</strong> Begriff „EBIT“ (earn<strong>in</strong>gs before <strong>in</strong>terests and taxes) stellt das operative Jahresergebnis vor Ertragssteuern<br />

und Z<strong>in</strong>sergebnis dar. Darüber h<strong>in</strong>aus wer<strong>den</strong> außeror<strong>den</strong>tliche Aufwendungen und Erträge<br />

elim<strong>in</strong>iert, so dass e<strong>in</strong>e Wertgröße vorliegt, welche e<strong>in</strong>e möglichst vergleichbare Bewertung der<br />

operativen Tätigkeit des Unternehmens ermöglicht (vgl. hierzu auch Gräfer (2008), S. 58).<br />

Seite 28


Konzern Index Erfolgswirksam erfasster<br />

negativer Unterschiedsbetrag<br />

aus der Kapitalkonsolidierung<br />

/ operatives Ergebnis<br />

vor Z<strong>in</strong>sen und<br />

Steuern (EBIT)<br />

Deutsche Lufthansa AG DAX 31,73%<br />

MVV Energie AG SDAX 12,89%<br />

Roth & Rau AG TecDAX 7,09%<br />

BMW AG DAX 0,69%<br />

GEA <strong>Group</strong> AG MDAX 0,47%<br />

SolarWorld AG TecDAX 0,07%<br />

SMARTRAC N.V. TecDAX 0,07%<br />

Fuchs Petrolub AG MDAX 0,06%<br />

Bauer AG MDAX 0,05%<br />

Cont<strong>in</strong>ental AG MDAX k.A.<br />

SKW Stahl-Metallurgie Hold<strong>in</strong>g AG SDAX k.A.<br />

Q-CELLS SE TecDAX k.A.<br />

Übersicht 14:<br />

Relationen von erfolgswirksam erfassten negativen Unterschiedsbeträgen aus der<br />

Kapitalkonsolidierung zu EBIT<br />

Bei <strong>den</strong> Prozentkennzahlen der letzten drei Unternehmen (Cont<strong>in</strong>ental bis Q-Cells)<br />

besteht ke<strong>in</strong>e Aussagefähigkeit, da e<strong>in</strong> negatives EBIT für das Jahr 2009 ausgewiesen<br />

wird.<br />

In <strong>den</strong> 12 Konzernen, bei <strong>den</strong>en e<strong>in</strong> passivischer Unterschiedsbetrag auftritt, ist <strong>in</strong><br />

zehn Fällen lediglich e<strong>in</strong> Unternehmenserwerb zu verzeichnen und bei zwei Konzernen<br />

konnten zwei Unternehmenserwerbe festgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Im Vergleich zum Goodwill lassen sich folgende Ergebnisse ableiten:<br />

(1) <strong>Der</strong> Goodwill entsteht viel häufiger als der negative Unterschiedsbetrag. Den<br />

zwölf Konzernen mit e<strong>in</strong>er negativen Größe stehen 124 Konzerne gegenüber,<br />

die e<strong>in</strong>en Goodwill ausweisen. In 71 Konzernen s<strong>in</strong>d Zugänge beim GoF festzustellen.<br />

Diese Zugänge können zurückgeführt wer<strong>den</strong> auf<br />

- unmittelbar <strong>in</strong> der aktuellen Periode vorgenommene Erwerbe und<br />

- Tochterunternehmen, die bislang aus Wesentlichkeitsgrün<strong>den</strong> nicht vollkonsolidiert<br />

wur<strong>den</strong>.<br />

Seite 29


(2) Insgesamt konnten 14 Unternehmenserwerbe registriert wer<strong>den</strong>, bei deren<br />

Kapitalkonsolidierung e<strong>in</strong> negativer Unterschiedsbetrag entstan<strong>den</strong> ist, woh<strong>in</strong>gegen<br />

bei m<strong>in</strong>destens 116 Unternehmenserwerben e<strong>in</strong> Goodwill festzustellen<br />

war.<br />

(3) Auch durch se<strong>in</strong>e absolute Höhe dom<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>deutig der Goodwill. Dem Gesamtwert<br />

der negativen Unterschiedsbeträge i.H.v. 121,153 Mio. € stehen<br />

Goodwill-Zugänge und -Restbuchwerte <strong>in</strong> Höhe von 10.753,633 Mio. € und<br />

192.107,093 Mio. € gegenüber.<br />

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse lässt sich die These aufstellen, dass <strong>in</strong> der<br />

deutschen Unternehmenspraxis der Goodwill e<strong>in</strong>deutig dom<strong>in</strong>iert und <strong>den</strong> Regelfall<br />

darstellt. Nur <strong>in</strong> Ausnahmesituationen tritt e<strong>in</strong> negativer Unterschiedsbetrag auf.<br />

IFRS 3.B64(n) schreibt vor, dass bei e<strong>in</strong>em Erwerb zu e<strong>in</strong>em Preis unter dem Marktwert<br />

(1) der Betrag der erfassten Gew<strong>in</strong>ne sowie der Posten des Gesamtergebnisses<br />

zu nennen ist, <strong>in</strong> dem dieser Gew<strong>in</strong>n erfasst wurde,<br />

(2) e<strong>in</strong>e Beschreibung der Gründe zu erfolgen hat, weshalb die Transaktion erfasst<br />

wurde.<br />

Die empirische Erhebung zeigt, dass<br />

(1) <strong>in</strong> allen zwölf Fällen die Höhe der aufgetretenen Gew<strong>in</strong>ne angegeben wird,<br />

(2) <strong>in</strong> neun der zwölf Fälle die Unternehmen <strong>oder</strong> Unternehmensgruppen genannt<br />

wer<strong>den</strong>, bei deren Erwerb e<strong>in</strong> passivischer Unterschiedsbetrag auftrat,<br />

(3) neun Konzerne „die aufgelösten Unterschiedsbeträge“ <strong>in</strong> <strong>den</strong> sonstigen betrieblichen<br />

Erträgen erfasst haben. Jeweils e<strong>in</strong> Konzern nennt <strong>den</strong> F<strong>in</strong>anzaufwand<br />

und die sonstigen Erträge,<br />

(4) jeweils e<strong>in</strong> Konzern gibt als Gründe für die Auflösung des Unterschiedsbetrags<br />

e<strong>in</strong>es badwill, „e<strong>in</strong>en vorteilhaften Unternehmenserwerb“, „e<strong>in</strong>en günstigen<br />

Erwerb“ und e<strong>in</strong>en „lucky buy- Fall“ an.<br />

Seite 30


6. Zusammenfassung<br />

Die Kapitalkonsolidierung kann auch <strong>in</strong> der Weise charakterisiert wer<strong>den</strong>, dass<br />

die im E<strong>in</strong>zelabschluss ausgewiesene(n) Beteiligung (Anteile) durch die dah<strong>in</strong>ter<br />

stehen<strong>den</strong> Zeitwerte der Vermögenswerte und Schul<strong>den</strong> substituiert wird (wer<strong>den</strong>).<br />

E<strong>in</strong> GoF entsteht immer dann, wenn der Kaufpreis der Anteile das zu Zeitwerten<br />

bewertete Re<strong>in</strong>vermögen übersteigt. Übersteigt h<strong>in</strong>gegen das neubewertete<br />

Nettovermögen des Tochterunternehmens die Anschaffungskosten, ergibt<br />

sich e<strong>in</strong>en egativer Unterschiedsbetrag. Die Behandlung des GoF und des negativen<br />

Unterschiedsbetrags unterschei<strong>den</strong> sich grundlegend im HGB- und IFRS-<br />

Bilanzrecht.<br />

<strong>Der</strong> GoF, der <strong>in</strong> nahezu allen (deutschen) IFRS-<strong>Konzernab</strong>schlüssen ausgewiesen<br />

wird, bee<strong>in</strong>flusst e<strong>in</strong>e Vielzahl der klassischen Bilanzkennzahlen. Ihm fällt daher<br />

unbestritten e<strong>in</strong>e zentrale Schlüsselposition im Rahmen der Bilanzanalyse<br />

von Konzernen zu.<br />

<strong>Der</strong> Goodwill stellt häufig die größte Teilkomponente der <strong>in</strong>tangible assets und<br />

des Anlagevermögens dar. Bei elf von 124 Konzernen, die e<strong>in</strong>en GoF ausweisen,<br />

übersteigt dieser sogar das Eigenkapital. Während deutsche Konzerne <strong>in</strong> aller<br />

Regel (im <strong>Geschäfts</strong>jahr 2009: 91 %) e<strong>in</strong>en Goodwill ausweisen, stellt e<strong>in</strong> negativer<br />

Unterschiedsbetrag <strong>den</strong> Ausnahmefall dar. Im <strong>Geschäfts</strong>jahr 2009 war bei<br />

weniger als 9 % e<strong>in</strong> negativer GoF zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>. In der Regel ist er von völlig untergeordneter<br />

Bedeutung; jedoch kann er <strong>in</strong> Ausnahmefällen auch e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle spielen. Regelmäßig wird der negative GoF gew<strong>in</strong>nerhöhend im Posten<br />

„Sonstiger betrieblicher Ertrag“ verbucht. Soweit ersichtlich, führen die Konzerne<br />

die Ursachen e<strong>in</strong>es negativen GoF auf e<strong>in</strong>en vorteilhaften Unternehmenskauf<br />

<strong>oder</strong> e<strong>in</strong>en badwill zurück.<br />

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