ein Ursprungsvolk in Schweden - Samer.se
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Religion im Zusammenspiel mit der Natur<br />
Die Religion ist heute von ebenso großer –<br />
oder ger<strong>in</strong>ger – Bedeutung für die Sami wir<br />
für alle anderen <strong>in</strong> <strong>Schweden</strong>. Aber es gab<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>e Zeit, wo die Religion <strong>e<strong>in</strong></strong>e bedeutend<br />
wichtigere Rolle <strong>in</strong> der samischen Kultur<br />
spielte.<br />
Vor E<strong>in</strong>führung des Christentums hatten<br />
die Sami <strong>e<strong>in</strong></strong>en eigenen Glauben. Nachdem<br />
alles <strong>in</strong> der Natur Lebende <strong>e<strong>in</strong></strong>e Seele hatte<br />
war <strong>e<strong>in</strong></strong>e gute Harmonie zwischen Mensch<br />
und Natur notwendig. Durch besondere<br />
Riten versicherten die Sami sich <strong>e<strong>in</strong></strong>es<br />
guten Zusammenspiels mit der Natur. Sie<br />
hatten <strong>e<strong>in</strong></strong> Weltbild <strong>in</strong> dem man die Welt<br />
<strong>in</strong> drei Sphären aufteilte: die unterirdische,<br />
die irdische und die himmlische Sphäre.<br />
Alle drei Welten hatten ihre eigenen Götter<br />
und We<strong>se</strong>n. In der irdischen Welt lebten<br />
unter anderem Menschen und Tiere, und <strong>in</strong><br />
der unterirdischen die Toten.<br />
Der Noaidi und die Trommel<br />
Die Riten der Männer galten Jagd und Fischfang,<br />
die der Frauen Heim und Familie. Bei<br />
religiö<strong>se</strong>n Zeremonien spielte der Noaidi, der<br />
Schamane, <strong>e<strong>in</strong></strong>e zentrale Rolle als Vermittler<br />
zwischen den Menschen und der göttlichen<br />
Welt. Die Schamanen-Trommel war <strong>e<strong>in</strong></strong><br />
Hilfsmittel für den Noaidi mit der göttlichen<br />
Welt <strong>in</strong> Kontakt zu kommen. Der Klang der<br />
Trommel half ihm, <strong>in</strong> Trance den Weg <strong>in</strong> die<br />
Welt der Götter, <strong>in</strong>s Todesreich oder <strong>in</strong> ferne<br />
Länder zu f<strong>in</strong>den. Dort konnte er das erleben,<br />
was andere nicht <strong>se</strong>hen können, und es<br />
später vermitteln. Der Noaidi war auch<br />
Weissager, Arzt, Heiler und Kräuterspezialist.<br />
In gewis<strong>se</strong>n Gebieten hatte auch jede Familie<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>e eigene Schamanen-Trommel als <strong>e<strong>in</strong></strong><br />
Mittel, die Zukunft zu deuten. Die christlichen<br />
Missionare betrachteten später die<br />
Verb<strong>in</strong>dungen des Noaidi mit der göttlichen<br />
Welt als <strong>e<strong>in</strong></strong> Bündnis mit dem Teufel.<br />
Besondere Plätze <strong>in</strong> der Natur – <strong>e<strong>in</strong></strong><br />
ungewöhnlicher St<strong>e<strong>in</strong></strong>, <strong>e<strong>in</strong></strong>e Klippe oder<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>e andere auf<strong>se</strong>henerweckende Naturbildung<br />
– wurden als religiö<strong>se</strong> Kraftzentren<br />
und heilige Gebiete betrachtet. Dort war<br />
das Übernatürliche besonders stark, und<br />
sie wurden zu Opferplätzen. Bei die<strong>se</strong>n<br />
Opferplätzen stellte man besondere St<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
oder Holzfiguren, sog. Sieidi, auf. Tiere, vor<br />
allem Rentiere, wurden auf dem Platz geopfert,<br />
und man schmierte den Sieidi mit<br />
dem Blut und dem Fett des Opfertieres <strong>e<strong>in</strong></strong>.<br />
Der Bär – <strong>e<strong>in</strong></strong> heiliges Tier<br />
In dem traditionellen Glauben der Sami<br />
war der Bär <strong>e<strong>in</strong></strong> heiliges Tier. Es galt, sich<br />
mit dem Bären, der von <strong>e<strong>in</strong></strong>em mächtigen<br />
Geisterwe<strong>se</strong>n be<strong>se</strong>elt war, auf gutem Fuß<br />
zu halten. Viele Riten sollten die<strong>se</strong> Kraft<br />
neutralisieren – der Geist des Bären sollte<br />
besänftigt und geehrt werden. Nach der<br />
Mahlzeit sollten die Knochen des Bären <strong>in</strong><br />
der Form begraben werden, wie sie auf dem<br />
lebenden Tier ge<strong>se</strong>s<strong>se</strong>n haben. Dadurch<br />
sollte der Bär zufrieden gestellt werden und<br />
sich nicht an den Menschen rächen.<br />
Mit Zwang zum Christentum bekehrt<br />
Die Trommel war <strong>e<strong>in</strong></strong> Mittel um die Zukunft zu<br />
deuten. In der Mitte des Bildes ist die Sonne.<br />
Rund um die Sonne wurde die Umgebung der<br />
Menschen abgebildet wie Götter und We<strong>se</strong>n, die<br />
von besonderer Bedeutung s<strong>in</strong>d für die Person<br />
oder die Familie, die Besitzer der Trommel waren.<br />
Die ersten Anstrengungen, die Sami zum<br />
Christentum zu bekehren und zu unterrichten,<br />
gehören eng zusammen mit dem<br />
Bestreben, sie <strong>Schweden</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>zuverleiben.<br />
Anfang des 17. Jahrhunderts begann man,<br />
im Lappengebiet Kirchen zu bauen und<br />
Schulen zu starten.<br />
Es war auch zu die<strong>se</strong>r Zeit, dass man es<br />
wichtig fand, samischsprechende Pfarrer und<br />
Küster zu haben. Die Skytteanische Schule<br />
<strong>in</strong> Lyck<strong>se</strong>le war 1632 die erste Schule, wo<br />
ausgewählte samische Jungen Unterricht <strong>in</strong><br />
Le<strong>se</strong>n und Christenlehre erhalten sollten.<br />
Im Jahre 1685 bestimmte der Staat, dass<br />
die Sami zwangswei<strong>se</strong> zum Christentum<br />
bekehrt werden sollten. In allen Lappengebieten<br />
sollte <strong>e<strong>in</strong></strong> Gericht abgehalten werden<br />
um festzustellen, ob <strong>e<strong>in</strong></strong>e Abgötterverehrung<br />
vorkam. Die Schamanen-Trommeln<br />
sollten verbrannt werden, und wer sich<br />
dem Willen des Staates wider<strong>se</strong>tzte, sollte<br />
mit „Hieben an der Gerichtswand“ oder<br />
durch Spießrutenlaufen bestraft werden. Sieidi<br />
und Opferplätze wurden vernichtet und<br />
heilige samische Plätze wurden geschändet.<br />
1723 wurde beschlos<strong>se</strong>n, Schulen bei<br />
den Kirchen im Lappengebiet zu bauen.<br />
Die<strong>se</strong> Schulen waren kl<strong>e<strong>in</strong></strong>e Internatsschulen,<br />
und die Krone war verantwortlich für<br />
den Aufenthalt von <strong>se</strong>chs Schülern <strong>in</strong> jeder<br />
Schule. Der Schulgang war im allgem<strong>e<strong>in</strong></strong>en<br />
zweijährig und galt Le<strong>se</strong>n und Christenlehre.<br />
Laestadius aus samischem Geschlecht<br />
Im 19. Jahrhundert gelangte die Erwekkungsbewegung<br />
Laestadianismus zu den<br />
samischen Gebieten. Im Jahre 1826 wurde<br />
Lars Levi Laestadius Pfarrer <strong>in</strong> Karesuando,<br />
<strong>Schweden</strong>s nördlichster Gem<strong>e<strong>in</strong></strong>de. Er<br />
stammte aus <strong>e<strong>in</strong></strong>em samischen Geschlecht<br />
mütterlicher<strong>se</strong>its und war <strong>in</strong> samischem<br />
Milieu aufgewach<strong>se</strong>n. Laestadius vermittelte<br />
die christliche Botschaft auf neue Art und<br />
nutzt unter anderem die vorchristliche Religion<br />
der Sami <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Verkündung aus.<br />
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