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ein Ursprungsvolk in Schweden - Samer.se

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Tourismus,<br />

der die Kultur<br />

wahrnimmt<br />

Foto: Staffan Widstrand<br />

Es gibt bedeutende Möglichkeiten, den<br />

samischen Tourismus zu entwickeln. Aber<br />

um Erfolg zu haben muss der Inhalt <strong>in</strong><br />

höherem Maße den Erwartungen der Besucher<br />

angepasst s<strong>e<strong>in</strong></strong>, m<strong>e<strong>in</strong></strong>t der Forscher<br />

Robert Pettersson. In <strong>Schweden</strong> s<strong>in</strong>d cirka<br />

40 private samische Unternehmer tätig im<br />

Tourismus, und die meisten Unternehmen<br />

s<strong>in</strong>d jünger als zehn Jahre.<br />

Um mit Tourismus Erfolg zu haben, muss der Unternehmer den Erwartungen der Besucher gerecht<br />

werden.<br />

– Es gibt mehrere Ursachen, mit samischem<br />

Tourismus anzufangen, sagt der Tourismusforscher<br />

Robert Pettersson. Es ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e Art<br />

Geld zu verdienen, man kann wohnen bleiben,<br />

und es schafft Beschäftigung. Es ist<br />

auch <strong>e<strong>in</strong></strong>e Art, Information über samische<br />

Kultur zu verbreiten. Deshalb kann der<br />

Tourismus <strong>e<strong>in</strong></strong> Platz für lehrende und<br />

lernende Begegnungen zwischen Sami und<br />

der Allgem<strong>e<strong>in</strong></strong>heit werden.<br />

Robert Pettersson hat <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong></strong>er Abhandlung<br />

Sami Tourism <strong>in</strong> Northern Sweden<br />

unter anderem die Risiken von <strong>e<strong>in</strong></strong>er „Disneyfizierung“<br />

oder Überkommerzialisierung des<br />

samischen Tourismus untersucht, die man<br />

beim Tourismus <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den<br />

Ursprungsvölkern <strong>in</strong> beispielwei<strong>se</strong> Australien,<br />

Neu<strong>se</strong>eland und Nordamerika festgestellt<br />

hat.<br />

– Bisher sieht man <strong>in</strong> <strong>Schweden</strong> k<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />

Beispiele von Überkommerzialisierung die<br />

die Grenzen überschreitet, erklärt Robert<br />

Pettersson. Es besteht <strong>e<strong>in</strong></strong> starkes Bewussts<strong>e<strong>in</strong></strong><br />

über die Risiken und die Grenzziehung,<br />

die man vornehmen muss.<br />

Außer den sozialen und kulturellen<br />

Aspekten <strong>e<strong>in</strong></strong>es erweiterten Tourismus muss<br />

man auch die ökonomischen und die umweltbezogenen<br />

Fragen beachten. Ökonomisch<br />

kann der Tourismus E<strong>in</strong>nahmen und<br />

mehr Möglichkeiten zu Beschäftigung geben,<br />

gleichzeitig ist er kräftigen Saisonvariationen<br />

ausge<strong>se</strong>tzt. Es können sich auch negative<br />

Folgen für die physische Umwelt ergeben <strong>in</strong><br />

Form von Verschmutzung, Verschleiß und<br />

Lärm.<br />

Wie auf der Szene zu stehen<br />

Unter den samischen Unternehmern im<br />

Tourismus, die Robert Pettersson getroffen<br />

hat, spricht man von „on stage“ und „back<br />

stage“, d.h. wenn man Besucher trifft bzw.<br />

wenn man frei ist oder <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong></strong>em Büro sitzt.<br />

– Es handelt sich um <strong>e<strong>in</strong></strong>e Grenzziehung,<br />

man will das Alltagsleben verkaufen, aber<br />

das Alltagsleben unterscheidet sich nicht<br />

vom gewöhnlichen Alltagsleben. Deshalb<br />

bedarf es <strong>e<strong>in</strong></strong>er „Touristifizierung“. Jeder<br />

Unternehmer muss <strong>se</strong>lbst die Grenzen ziehen,<br />

aber es geht darum, <strong>e<strong>in</strong></strong> verkaufbares<br />

und <strong>in</strong>teressantes Produkt zu schaffen.<br />

E<strong>in</strong>e offenbare Begrenzung für den Tourismus<br />

s<strong>in</strong>d die Abstände. Es ist fast überall<br />

weit bis zu den samischen Gebieten. Aber<br />

das ist auch ihre Stärke.<br />

– Es ist das periphere Paradox, je weiter<br />

weg und unzugänglicher etwas liegt, desto<br />

<strong>in</strong>teressanter ist es. Jokkmokks Markt ist<br />

eigentlich so falsch wie etwas nur s<strong>e<strong>in</strong></strong><br />

kann.<br />

Wenige wohnen dort, er f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der<br />

ersten Woche im Februar statt und es ist<br />

kalt. Aber genau das ist auch s<strong>e<strong>in</strong></strong>e Attraktion.<br />

Um das Gewerbe weiter zu entwikkeln<br />

bedarf es laut Robert Pettersson <strong>e<strong>in</strong></strong>es<br />

größeren Bewussts<strong>e<strong>in</strong></strong>s um die Verbraucherperspektive.<br />

Es reicht nicht, <strong>e<strong>in</strong></strong> Schild<br />

aufzustellen um die Touristen anzulocken.<br />

Zusammenarbeit <strong>in</strong> Netzwerken<br />

– Um <strong>e<strong>in</strong></strong> langfristig nachhaltiges Gewerbe<br />

zu schaffen bedarf es mehr Zusammenarbeit<br />

<strong>in</strong> Netzwerken. Wer <strong>e<strong>in</strong></strong>e lebhafte<br />

Aktivität anbietet schickt die Besucher<br />

weiter zu <strong>e<strong>in</strong></strong>em anderen Unternehmer, der<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>e <strong>in</strong>formative Aktivität anbietet. Bislang<br />

hat man im samischen Tourismus oft<br />

umgekehrt gehandelt: hat man <strong>e<strong>in</strong></strong>e gute<br />

Idee, gibt man sie am liebsten nicht weiter.<br />

Robert Pettersson ist der Ansicht, das<br />

Rationellste ist, Rentierzucht und Tourismus<br />

geplant zu komb<strong>in</strong>ieren. Da verdient der<br />

Rentierbesitzer an beiden Tätigkeiten.<br />

– Die Touristen kommen allemal, und auf<br />

die<strong>se</strong> Wei<strong>se</strong> kann man <strong>e<strong>in</strong></strong> gutes Touristenprodukt<br />

anbieten und <strong>se</strong>lbst die Kontrolle<br />

über den Tourismus behalten.<br />

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