ein Ursprungsvolk in Schweden - Samer.se
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wäre es noch schlechter gegangen, sagt<br />
Mattias.<br />
Zeitfixierte Rentierzucht<br />
– Heute ist die Rentierzucht viel mehr zeitfixiert<br />
als früher. Jetzt gibt es Probleme<br />
wenn das Wetter <strong>e<strong>in</strong></strong>ige Tage schlecht ist,<br />
oder wenn die Sammlungen schlecht laufen.<br />
Da alle Samidörfer gleichartige Aktivitäten<br />
zur gleichen Zeit durchführen, müsste man<br />
Hubschrauber, Schlachtereien und Rentiertransportwagen<br />
eigentlich klonen. Alle brauchen<br />
sie genau gleichzeitig.<br />
Manchmal geht das Sammeln von Rentieren<br />
nicht wie geplant, oft wegen Wetter<br />
und W<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Herbstschlachtung kann<br />
beispielswei<strong>se</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong> weiteres Jahr aufgeschoben<br />
werden wegen allzu kräftigen Regnens.<br />
An den Traditionen festhalten<br />
Wenn Elchjagd, Sarvschlachtung (Schlachtung<br />
von unkastrierten männlichen Rentieren)<br />
und alles was zu der Zeit des schneelo<strong>se</strong>n<br />
Bodens gehört vorbei ist, beg<strong>in</strong>nt<br />
Mattias Leben als Rentierzüchter. Zusammen<br />
mit s<strong>e<strong>in</strong></strong>em Vater zieht er mit s<strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />
W<strong>in</strong>terherde an die Küste nach Piteå. Wenn<br />
möglich ziehen sie entlang den Zugwegen,<br />
aber manchmal kommt es vor, dass sie die<br />
Tiere auf Lastwagen und Schlepper laden,<br />
um sie so schnell wie möglich <strong>in</strong> die W<strong>in</strong>terweidegebiete<br />
zu br<strong>in</strong>gen. Mattias und s<strong>e<strong>in</strong></strong><br />
Vater halten so weit wie möglich an den<br />
Traditionen fest.<br />
– Und erfreulich ist, dass die Hunde<br />
zurückzukommen beg<strong>in</strong>nen. Gute Rentierhunde<br />
s<strong>in</strong>d Gold wert!<br />
Aber am liebsten spricht Mattias doch<br />
von Motorrädern.<br />
– Vater ist wohl nicht so begeistert von<br />
m<strong>e<strong>in</strong></strong>em Hobby. Wenn man sich beim Fahren<br />
entspannt und die B<strong>e<strong>in</strong></strong>e fest um das<br />
Rad klammert und das Steuer leicht hält<br />
kann man <strong>se</strong>hr schnell fahren.<br />
Es ist k<strong>e<strong>in</strong></strong> Zweifel, es ist die Geschw<strong>in</strong>digkeit,<br />
die die Begeisterung <strong>in</strong> Mattias<br />
Leben ist!<br />
Technische Entwicklung bei der Rentierzucht<br />
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Rentierzucht<br />
mit Skiern als <strong>e<strong>in</strong></strong>zigem Hilfsmittel<br />
betrieben. Mit Hilfe von Hütehunden, sog. Rentierhunden,<br />
konnte man Kontrolle über die<br />
Rentierherden behalten und sie treiben. Um<br />
die Arbeit schaffen zu können, brauchte man<br />
mehr Rentierzüchter als heute, nachdem man<br />
sich heute schnell mit Hilfe von modernen<br />
Transportmitteln fortbewegt.<br />
Ende der 60er Jahre begannen der<br />
Schneeskooter und das Kommunikationsradio<br />
bei den Rentierzüchtern Boden zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Erst Ende der 70er Jahre jedoch hatte man den<br />
Schneeskooter so weit entwickelt und verbes<strong>se</strong>rt,<br />
dass es möglich war, ihn als <strong>e<strong>in</strong></strong> arbeitsparendes<br />
Gerät bei der Rentierzucht anzuwenden.<br />
In den 80er Jahren <strong>se</strong>tzte sich die<br />
neue Technik allen Ernstes durch, und die<br />
Rentierhunde wurden teilwei<strong>se</strong> durch Motorräder<br />
und Hubschrauber er<strong>se</strong>tzt.<br />
Heute nutzt man alte und neue Technik<br />
Seite an Seite. Das hängt teilwei<strong>se</strong> davon ab,<br />
dass die Kosten für die moderne Technik <strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
große Belastung für <strong>e<strong>in</strong></strong>zelne Rentierzuchtunternehmen<br />
darstellen. E<strong>in</strong> gutes Beispiel wie<br />
neue und alte Technik gem<strong>e<strong>in</strong></strong>sam zur Anwendung<br />
gelangen ist dass Rentierhunde fleißig<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>ge<strong>se</strong>tzt werden, aber heute <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit Vierrädern und Skootern. Im Rentiergewerbe<br />
und <strong>in</strong> Sápmi im übrigen versucht man es<br />
auch mit neuer Technik. Mit Hilfe von Satellit<br />
und Internet kann man erfahren, wo es gute<br />
Rentierweide gibt, aber es ermöglicht auch<br />
Kommunikation im spärlich besiedelten Gebiet,<br />
wo es weder Straßen noch Mobilnetz oder Elektrizität<br />
gibt. Heute übernehmen Satellitentelefone<br />
immer mehr von dem Televerkehr, der früher<br />
mittels Kommunikationsradio und NMT-<br />
Telefonen betrieben wurde. Im Takt mit der<br />
Entwicklung der Technik <strong>in</strong> der übrigen Ge<strong>se</strong>llschaft<br />
entstehen auch neue Anwendungsbereiche<br />
bei der Rentierzucht und anderen<br />
samischen Gewerbezweigen.<br />
Technik, die im Laufe der Geschichte die<br />
Rentierzucht und das Leben <strong>in</strong> Sápmi<br />
be<strong>e<strong>in</strong></strong>flusst hat<br />
Ei<strong>se</strong>nbahn<br />
Radio<br />
Elektrischer Strom<br />
Außenbordmotor<br />
Auto<br />
Schneeskooter<br />
Kommunikationsradio<br />
Was<strong>se</strong>rflugzeuge<br />
Hubschrauber<br />
MRG (<strong>e<strong>in</strong></strong>e Komb<strong>in</strong>ation von<br />
Kommunikationsradio und Telefon)<br />
NMT (Vorgänger des heutigen GSM)<br />
Motorrad<br />
EDV<br />
Internet<br />
Vierrad<br />
Satellitentelefon<br />
Foto: Tor Lundberg<br />
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