02.11.2013 Aufrufe

Bozen gestaltet seine Zukunft Ideen für einen neuen Bauleitplan

Bozen gestaltet seine Zukunft Ideen für einen neuen Bauleitplan

Bozen gestaltet seine Zukunft Ideen für einen neuen Bauleitplan

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Bozen</strong> <strong>gestaltet</strong><br />

<strong>seine</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

Francesco Sbetti<br />

Carlo Azzolini<br />

Helene Hölzl<br />

Claudio Lucchin<br />

Elena Mezzanotte<br />

Lia Nadalet<br />

Wolfgang Piller<br />

Peter Plattner<br />

Alessia Politi<br />

Luigi Scolari<br />

<strong>Ideen</strong> <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Bauleitplan</strong>


GEMEINDE BOZEN<br />

Silvano Bassetti, Assessor <strong>für</strong> Urbanistik<br />

<strong>Bozen</strong> <strong>gestaltet</strong> <strong>seine</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

<strong>Ideen</strong> <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Bauleitplan</strong><br />

Arbeitsgruppe:<br />

Francesco Sbetti, Koordinator<br />

Carlo Azzolini<br />

Helene Hölzl<br />

Claudio Lucchin<br />

Elena Mezzanotte<br />

Lia Nadalet<br />

Wolfgang Piller<br />

Peter Plattner<br />

Alessia Politi<br />

Luigi Scolari<br />

Ausgabe Mai 2007<br />

Übersetzungen:<br />

Armin Benedikter<br />

Helene Hölzl<br />

Wolfgang Piller<br />

Peter Plattner<br />

Luigi Scolari


<strong>Bozen</strong> <strong>gestaltet</strong> <strong>seine</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

<strong>Ideen</strong> <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Bauleitplan</strong><br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

44<br />

DIE PLANUNGSWERKSTATT<br />

Ein zukünftiges Szenario<br />

Das Gefüge der Stadt<br />

Ein Ausblick, drei Ziele<br />

Wachstum, wohin?<br />

Die wesentlichen Themen<br />

Schritt <strong>für</strong> Schritt im Konsens<br />

NATUR und Landschaft<br />

Die Landschaft breitet ihre Arme um die Stadt<br />

Grünräume durchwachsen sie<br />

Frischluft-Alleen<br />

Dem Wasser entlang: Ein Uferpark<br />

Die Hänge als Erholungsraum<br />

DIE STADT und ihre Zentren<br />

Aufwertung der Stadtviertel<br />

Treffpunkt Talferbrücke<br />

Neue Impulse <strong>für</strong> die Altstadt<br />

Gries und der Lagrein<br />

Chaussee Reschenstraße<br />

Don Bosco: Musik im Park<br />

Alt und Jung am Matteottiplatz<br />

Kreatives in Oberau<br />

MOBILITÄT und Verkehr<br />

Galilei wird untergraben<br />

Durch den Berg: Die Autobahn<br />

Eine Umfahrung im Nordosten<br />

Güterverkehr: Ein Durchstich <strong>für</strong> die Schiene<br />

Das öffentliche Verkehrsnetz<br />

Aus der Stadt und in die Höhen<br />

HANDEL und Gewerbe<br />

Produktion: Standort <strong>Bozen</strong><br />

Im Stadion: Uni und Forschung<br />

Ein Park <strong>für</strong> neue Energien<br />

Strategien <strong>für</strong> den Handel<br />

STADTTEILE im Wandel<br />

Kommt der Zug rechtzeitig am Bahnhof an?<br />

Neues aus der „Zone“<br />

Sigmundskron: Leben am Fluss<br />

Stadterweiterung: Wie und wo sonst noch?<br />

EIN VERBINDLICHES Regelwerk<br />

Inhalte des Planes<br />

Urbanistik: Normen, Gesetze


Häuser, Flüsse, Autobahn,<br />

Eisackuferstraße, Eisenbahn,<br />

Industrie, Berghänge:<br />

Und morgen? (links).<br />

Ein Herz <strong>für</strong> <strong>Bozen</strong> (rechts)<br />

DIE PLANUNGSWERKSTATT<br />

Die Urbanistik wird des Öfteren als ein Hindernis<br />

betrachtet, als ein überflüssiges Planungsinstrument,<br />

welches durch <strong>seine</strong> Behäbigkeit mit der Dynamik<br />

der Erneuerung auf urbaner Ebene nicht Schritt halten und<br />

auf die Bedürfnisse einer raschen Umsetzung städtebaulicher<br />

Entwicklungen und Veränderungen nicht unmittelbar antworten<br />

kann. Auch aus technischer Sicht scheint ein <strong>Bauleitplan</strong>,<br />

der die Anforderungen einer gezielten Stadtentwicklung<br />

zu bewältigen hat, in dieser Form nicht mehr das effektivste<br />

Planungsinstrument zu sein, um die aktuellen urbanistischen<br />

Probleme einer Stadt zu lösen. Das vorliegende Dokument<br />

versucht eine Antwort auf diese Schwierigkeiten zu<br />

geben und versteht sich als innovative Planungswerkstatt,<br />

welche jene Erneuerungstendenzen aufzeigen soll, die derzeit<br />

auf urbanistischem Gebiet auch auf gesamtstaatlicher Ebene<br />

zu erkennen sind: Erneuerung in der Form, in der Umsetzung<br />

und in den Projektinhalten. Mit dem <strong>neuen</strong> Plan<br />

und einem entsprechenden Umsetzungspotenzial der darin<br />

vorgesehenen Maßnahmen soll die Stadt mit gezielten<br />

Strategien neu strukturiert werden. Wesentliche Bereiche der<br />

Stadt sind in ihrer Funktionstüchtigkeit nachhaltig aufzuwerten,<br />

wie z.B. das Bahnhofsareal und die Industriezone.<br />

2 – Die Planungswerkstatt


Ein zukünftiges SZENARIO<br />

Diese Vorstudie ermöglicht neue <strong>Zukunft</strong>svisionen <strong>für</strong><br />

<strong>Bozen</strong> zu erarbeiten, gleichzeitig jedoch die Chance<br />

wahrzunehmen, in absoluter Planungsfreiheit ein zukünftiges<br />

Bild der Stadt anzudenken und zu gestalten, ohne<br />

dabei an ein starres urbanistisches Regelwerk gebunden zu<br />

sein. Zwei wichtige Ziele verfolgt dieses Dokument: Als erstes<br />

sollen die wesentlichen übergeordneten Themen zusammengefasst<br />

werden. Spezifische Einzelaspekte werden dabei<br />

ausgeklammert, das Augenmerk wird auf eine Gesamtvision<br />

ausgerichtet, was <strong>einen</strong> methodologischen Bruch mit der<br />

herkömmlichen <strong>Bauleitplan</strong>ung darstellt, die sich sofort ins<br />

Detail begibt, um anschließend aus den Einzelteilen ein Gesamtbild<br />

und ein einheitliches Ziel <strong>für</strong> die Planung festzulegen.<br />

Zweites Ziel ist es, mit den verschiedenen Interessensgruppen<br />

von Beginn an über die Inhalte zu diskutieren, auch<br />

um gewisse Schwerpunkte festzulegen.<br />

Die Häuser in der<br />

Sparkassenstraße (oben).<br />

Bozner Puzzle: Die Stadtteile werden<br />

zusammengefügt (unten)<br />

3 – Die Planungswerkstatt


Die verdichtete (oben)<br />

und die durchgrünte<br />

Stadt(unten)<br />

DAS GEFÜGE der Stadt<br />

Alle Stadtplanungsmodelle <strong>für</strong> <strong>Bozen</strong> haben bisher<br />

ihren Schwerpunkt auf den Mangel an potenziellem<br />

Bauland gelegt. Diese Einschränkung konnte<br />

die Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt nur einseitig erfassen,<br />

da die Teile der Stadt nicht miteinander in Beziehung<br />

gesetzt wurden. Die Planung muss sich auf das<br />

gesamte Stadtgefüge beziehen unter vorgreifender Miteinbeziehung<br />

der bebauten Flächen, der Freiflächen und<br />

der Hänge. <strong>Bozen</strong> soll ein neues Erscheinungsbild erhalten,<br />

das sich innerhalb der Grenzen der Stadt und auch darüber<br />

hinaus festsetzen kann. Dieser Ansatz soll vorangegangene<br />

urbanistische Planungskonzepte nicht in Frage stellen, die<br />

immerhin imstande waren, den Verbrauch an Grund und<br />

Boden einzuschränken und eine kompakte Stadt ohne<br />

Ausuferung in die Peripherien entstehen zu lassen. Wert<br />

gelegt wurde besonders auf die Beziehung der Stadt zum<br />

umliegenden Agrarland als klimatische und landschaftliche<br />

Ressource <strong>für</strong> <strong>Bozen</strong>.<br />

4 – Die Planungswerkstatt


Luftbild von Südtirol (oben)<br />

und des Gemeindegebietes<br />

von <strong>Bozen</strong> (unten)<br />

EIN AUSBLICK. Drei Ziele<br />

Die Identität der Stadt und die Herausforderung durch<br />

die Globalisierung bewirken, dass die zukünftige<br />

Rolle der Stadt <strong>Bozen</strong> in ökonomischer und kultureller<br />

Hinsicht nicht nur auf das Gemeindegebiet beschränkt<br />

betrachtet werden kann, sondern auch auf Landesebene<br />

und darüber hinaus definiert und aufgewertet werden<br />

muss. Die zukünftige Lebensqualität der Stadt und der<br />

daraus resultierende Baulandbedarf sind auf folgende drei<br />

Szenarien abzustimmen: 1. Ein internationaler Horizont,<br />

der der Stadt <strong>Bozen</strong> die Rolle einer kl<strong>einen</strong> Hauptstadt zu<br />

verleihen imstande ist aufgrund ihrer Position entlang des<br />

europäischen Korridors Nr. 1, und zwar als Stadt der Kultur<br />

und der Begegnung zwischen Kulturen, als Stadt mit<br />

ökonomischen und vor allem innovativen Funktionen, die<br />

mit der Umwelt, mit dem Tourismus und mit den Bergen<br />

zu tun haben. 2. Die Bedeutung in territorialer Hinsicht:<br />

<strong>Bozen</strong> ist die Hauptstadt des Landes, und diese Rolle ist<br />

und bleibt auf das ganze Südtirol bezogen eine zentrale,<br />

vor allem was öffentliche Dienstleistungen und Verwaltung<br />

angeht. 3. Die Bedeutung auf städtischer Ebene: Die<br />

Stadt muss mit den umliegenden Gemeinden zusammenarbeiten<br />

und die Bedürfnisse der eigenen Einwohner auf<br />

den Gebieten des Wohnungsbaus, der Mobilität, der Dienstleistungen,<br />

der Umwelt und des Grüns berücksichtigen.<br />

5 – Die Planungswerkstatt


Einwohneranzahl<br />

nach Stadtteilen<br />

4.676<br />

12.340<br />

3.737<br />

8.696<br />

7.247<br />

1.546<br />

2.062<br />

5.918<br />

10.232<br />

7.478<br />

10.334<br />

8.381<br />

5.877<br />

2.918<br />

WACHSTUM, wohin?<br />

Sas Thema der Größenordnung und des Ausmaßes ist<br />

ein komplexes und kann nicht nur statistisch gelöst<br />

werden. <strong>Bozen</strong> wird so groß, wie es werden will oder<br />

wie es sein will, und das bedeutet, dass das Festlegen auf<br />

eine Größenordnung auch mit Perspektiven zu tun hat und<br />

nicht nur mit dem natürlichen Wachstum der Bevölkerung.<br />

Welche Rolle als Hauptstadt, als Handelsstadt und<br />

als Stadt der Begegnung der Kulturen <strong>Bozen</strong> einnehmen<br />

wird, hängt auch davon ab, wie in dieser Perspektive Angebot<br />

und Nachfrage an Wohnraum, an Handelsflächen und<br />

an Kultur abgedeckt werden. Es erscheint unerlässlich, diese<br />

Probleme einer politischen oder ideologischen Diskussionen<br />

zu entziehen, um auf die effektiven Bedürfnisse und<br />

auf die <strong>Zukunft</strong> der Stadt eingehen zu können, ohne dabei<br />

eine Aufwertung in urbanistischer und funktionaler<br />

Hinsicht aus den Augen zu verlieren. Laut Untersuchungen<br />

des Amtes <strong>für</strong> Urbanistik besteht derzeit eine Nachfrage<br />

von 2000 bis 3000 Wohnungen. Diese Größenordnung ist<br />

sozusagen der Bezugspunkt, um Strategien festzulegen,<br />

wobei man sich die Wiedergewinnung und Aufwertung<br />

bestehender Flächen zum Ziel gesetzt hat und weniger die<br />

Bebauung noch nicht urbanisierter Flächen.<br />

DIE BEVÖLKERUNGSVERTEILUNG In <strong>Bozen</strong> leben fast 100.000 Einwohner in über 45.000 Haushalten. Bezogen<br />

auf die einzelnen Stadtviertel, ist die höchste Einwohnerzahl in Gries-Quirein zu verzeichnen und in der Zone zwischen<br />

Romstraße, Drususstraße und Eisack, wo etwa die Hälfte der Bevölkerung <strong>Bozen</strong>s lebt.<br />

EINWOHNERZAHLEN NACH STADTVIERTELN 2005<br />

Zentrum-Bozner Oberau Europaviertel Gries<br />

Boden-Rentsch Haslach Neustift Don Bosco Quirein Total<br />

Einwohner 17.369 13.443 16.170 22.477 29.593 99.052<br />

Haushalte 8.376 5.952 7.869 9.193 13.880 45.270<br />

6 – Die Planungswerkstatt


Übersichtsplan der<br />

wesentlichen Themen (oben).<br />

Virgl, Altstadt, Autobahn,<br />

Gewerbegebiet (unten)<br />

Die wesentlichen<br />

THEMEN<br />

Dieses Dokument bezieht sich auf urbanistisch konsolidierte<br />

Erfahrungswerte aus dem italienischen und<br />

europäischen Städtebau und soll eine Grundlage<br />

sein, welche unter Berücksichtigung und Bewertung der vorhandenen<br />

urbanen und territorialen Vorgaben eine Strategie<br />

<strong>für</strong> eine nachhaltige Entwicklung der Stadt <strong>Bozen</strong> vorbestimmt.<br />

Es ist ein programmatisches Dokument, das <strong>einen</strong><br />

starken Kommunikationsinhalt hat und das eine Entwicklung<br />

<strong>für</strong> die <strong>Zukunft</strong> der Stadt vermitteln soll. Es ist unterteilt<br />

in sechs Kapitel und zwar: NATUR UND LANDSCHAFT:<br />

Natur- und Stadtraum werden in Relation gesetzt. DIE<br />

STADT UND IHRE ZENTREN: Die Wertigkeit der einzelnen<br />

Stadtviertel. MOBILITÄT UND VERKEHR: Die<br />

Hierarchien des Verkehrs und ihre wechselseitige Beziehung.<br />

HANDEL UND GEWERBE: Möglichkeiten zu einer nachhaltigen<br />

Entwicklung. STADT IM WANDEL: Mögliche Entwicklungschancen.<br />

Und schließlich EIN VERBIND-<br />

LICHES REGELWERK: Normen und juridische Verfahren.<br />

7 – Die Planungswerkstatt


Schritt <strong>für</strong> Schritt<br />

In Folge mehrerer Zusammenkünfte mit den Stadtviertelräten,<br />

mit Vertretern diverser Verbände, mit Kulturver<strong>einen</strong>,<br />

mit verschiedenen Institutionen und Ämtern,<br />

wurden in einem partezipativen Verfahren alle Interessensgruppen<br />

angehört und im Vorfeld eingebunden, im Gegensatz<br />

zur üblichen Praxis, welche die Planungsbeteiligung erst<br />

am Ende des Instanzenweges in Form von Bemerkungen<br />

oder Rekursen vorsieht. Ein <strong>Bauleitplan</strong> soll nicht nur die<br />

unmittelbar anstehenden Probleme lösen, er muss auch in<br />

die <strong>Zukunft</strong> wirken und aufzeigen, wie neue städtebauliche<br />

Szenarien umsetzbar sind. Gerade deshalb ist eine fortschreitende<br />

Planungsbeteiligung im öffentlichen und privaten<br />

Interesse unbedingt erforderlich.<br />

IM KONSENS<br />

8 – Die Planungswerkstatt


NATUR und Landschaft<br />

Die natürliche Landschaft der Hänge und Anhöhen,<br />

die Kulturlandschaft der Obst- und Rebanlagen,<br />

die Flussläufe und das innerstädtische Grün definieren<br />

und strukturieren in ihrem Zusammenspiel das<br />

landschaftliche System der Stadt, welches als tragendes<br />

Element die Gesamtheit aller natürlichen, landschaftlichen<br />

und historischen Freiräume umfasst und aufwertet.<br />

9 – Natur und Landschaft


Die Obstwiesen im Etschtal,<br />

der Guntschnaberg und Gries,<br />

Weinberge ober Kampill (von<br />

oben). Ein optimales Verhältnis<br />

zwischen bebauter und freier<br />

Landschaft (unten rechts)<br />

DIE LANDSCHAFT<br />

breitet ihre Arme um die Stadt<br />

Zwei Drittel der Grundfläche <strong>Bozen</strong>s bestehen aus<br />

landwirtschaftlich genutztem und naturnahem<br />

Grün. Durch sorgfältigen Landschaftsschutz und<br />

kompakte Siedlungsentwicklung sind in <strong>Bozen</strong> bis heute<br />

die landschaftlich wertvollsten Gebiete an den Hängen und<br />

auf den Anhöhen, wie St. Magdalena, St. Peter, Guntschna,<br />

Virgl, Kohlern sowie große Teile von Moritzing vorwiegend<br />

landwirtschaftlich genutzt oder naturbelassen geblieben.<br />

Was sich nach außen hin so außerordentlich positiv<br />

zeigt, hatte im Stadtgebiet selbst eine Reihe von negativen<br />

Auswirkungen: Fehlende übergeordnete Planung bei der<br />

Gestaltung des öffentlichen Raumes und des städtischen<br />

Grüns führte vor allem in den westlichen und südlichen<br />

Stadtteilen <strong>Bozen</strong>s zu einer immer stärkeren und zusammenhangsloseren<br />

Verdichtung, sodass sich die Zwischenräume<br />

nur noch auf reine Verkehrsflächen beschränkten.<br />

Um einer derartigen Weiterentwicklung entgegen zu wirken<br />

braucht es <strong>einen</strong> <strong>neuen</strong> städtebaulichen Ansatz: Nicht die<br />

Stadt vereinnahmt die Landschaft, sondern die Landschaft<br />

eignet sich die Stadt an. Fünf Grünkeile (Gries, Guntschna,<br />

St. Magdalena, Virgl und Kohlern, Grutzen) statt nur<br />

einem, wie bisher, sollen langfristig von weiterer Bebauung<br />

freigehalten werden, um die landschaftlichen Werte der<br />

Stadt auch in <strong>Zukunft</strong> zu sichern.<br />

10 – Natur und Landschaft


Das städtische Grün (oben).<br />

Die Runkelsteinerstraße, ein<br />

vorbildliches Beispiel (unten)<br />

GRÜNRÄUME durchwachsen sie<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich gezeigt, dass Investitionen<br />

in ein gut funktionierendes System von öffentlichen<br />

Freiräumen und Grün städtebaulich äußerst wirkungsvoll<br />

sind. Die positiven Auswirkungen auf die Zufriedenheit<br />

der Bevölkerung, auf das Mikroklima, auf das Bild<br />

und die Identität einer Stadt haben die Grünraumplanung<br />

zu einer Trumpfkarte der Kommunen in ganz Europa gemacht.<br />

Die Frei- und Grünflächen einer Stadt sollen mit der<br />

umliegenden Landschaft als Ganzes in Beziehung gestellt<br />

und verbunden werden. Die unterschiedliche Durchgrünung<br />

einzelner Stadtgebiete und eventuelle Defizite werden<br />

so kompensiert und in ein harmonisches System integriert.<br />

11 – Natur und Landschaft


Frischluftkorridore (oben).<br />

Prinz-Eugen-Allee<br />

und Wassermauerpromenade<br />

(unten)<br />

FRISCHLUFT-Alleen<br />

Ein angenehmes Stadtklima ist von ausreichender<br />

Frischluftzufuhr abhängig. Frischluft fließt wie Wasser<br />

immer von der Quelle nach unten, im Fall von <strong>Bozen</strong><br />

entlang der Hänge und Flussläufe. Die Verteilung erfolgt<br />

über das städtische Grün, das zu einem zusammenhängenden<br />

Luftkorridor von Uferparks, Alleen, öffentlichen und<br />

privaten Grünflächen vernetzt wird. Dieses System gestattet<br />

eine sanfte Erschließung der Stadtviertel über ein begrüntes<br />

Fuß- und Fahrradwegenetz und bietet gleichzeitig Bereiche<br />

von hohem Naherholungswert an. Auch Tiere und Pflanzen<br />

brauchen in der Stadt zusammenhängende Grünflächen, zur<br />

Fortpflanzung, als Nahrungsquelle und als Lebensraum.<br />

Einige kleine naturnahe Biotope als Rückzugsgebiete <strong>für</strong> die<br />

Lebewesen und als Naturbeobachtungsstellen <strong>für</strong> die Einwohner<br />

sollten deshalb, auf das verdichtete Stadtgebiet verteilt,<br />

zur Aufwertung der Stadtökologie beitragen.<br />

12 – Natur und Landschaft


Magdalena und Guntschna in<br />

alten Ansichten (oben). Schloss<br />

Sigmundskron, historisches<br />

Wegenetz rund um <strong>Bozen</strong> in<br />

einer Skizze von G. Innerebner<br />

1955 (unten)<br />

DIE HÄNGE als Erholungsraum<br />

Die Hänge um <strong>Bozen</strong> bilden seit jeher das Naherholungsgebiet<br />

der Stadt. Hier findet man eine Reihe<br />

historischer Baudenkmäler, Burgen, Kirchen und<br />

archäologische Fundstätten vor. Eine zusammenhängende<br />

fußläufige Verbindung markanter Punkte rund um den Bozner<br />

Talkessel (St. Jakob, Haselburg, St.Vigil am Virgl, St.<br />

Martin in Kampill, St.Magdalena, St. Peter, St. Georgen und<br />

Moritzing) mit Einbeziehung der Promenaden erscheint<br />

gerade in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung.<br />

Die sanfte Aufwertung dieser Orte soll weiterhin deren<br />

Benutzbarkeit gewährleisten, da sie direkt von der Stadt über<br />

Spazierwege erreichbar sind. Eine forcierte Erschließung<br />

durch so genannte Attraktionen oder Themenparks ist unserer<br />

Ansicht nach hier nicht förderlich und würde die heutige<br />

Idylle langfristig ruinieren.<br />

13 – Natur und Landschaft


Der Uferpark als „aufgefädelte<br />

Perlenkette“(oben).<br />

Eine mögliche<br />

Ufergestaltung (unten).<br />

Auf S.15: Das Eisackufer mit<br />

und ohne Autobahn<br />

OBERSCHULZENTRUM<br />

SCHLOSS MARETSCH<br />

UNIVERSITÄT<br />

UND FORSCHUNG<br />

TALFERBRÜCKE<br />

ARCHÄOLOGIEMUSEUM<br />

MUSEUM FÜR MODERNE<br />

UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST<br />

SPORTANLAGEN<br />

DON BOSCO<br />

MUSIK<br />

IM PARK<br />

PARK FÜR<br />

JUNG UND ALT<br />

VIRGL<br />

GALILEISTRASSE<br />

SIGMUNDS-<br />

KRON<br />

ENERGIE-<br />

PARK<br />

OBERAU<br />

Dem Wasser entlang:<br />

EIN UFERPARK<br />

Der Zusammenfluss von Talfer und Eisack ist mehr<br />

als nur orographische Mitte <strong>Bozen</strong>s: Deren Verlauf<br />

berührt alle Stadtteile, ihr Ufer wird das lebensspendende<br />

Rückgrat der Stadt. Die Uferbereiche müssen von<br />

undurchlässigen Barrieren, die ihre Erreichbarkeit behindern,<br />

befreit werden. Neue Brücken als zusätzliche Fußgängerverbindungen<br />

zwischen den verschiedenen Stadtteilen<br />

werden entstehen. Neue Implantate, Perlen von öffentlicher<br />

Bedeutung, werden das Flussufer punktuell beleben. In ihnen<br />

sollen übergeordnete Funktionen angesiedelt sein, wo sich<br />

besondere städtische Momente und Ereignisse ergeben und<br />

abspielen können. Die Stadt wendet sich dem Wasser zu, sie<br />

erhält eine neue Front und prominente Ausschnitte am Fluss.<br />

14 – Natur und Landschaft


Die zentralen Orte und ihre<br />

Verknüpfung mit dem Uferpark<br />

1 Waltherplatz<br />

2 Siegespatz<br />

3 Mazziniplatz<br />

4 Grieserplatz<br />

5 Oberschulen<br />

6 Gerichtsplatz<br />

7 Hadriansplatz<br />

8 Romstraße<br />

9 Drususstadion<br />

10 Rosenbach<br />

15<br />

4<br />

3<br />

6<br />

7<br />

2<br />

5<br />

1<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

16<br />

14<br />

12 8<br />

13<br />

9<br />

17<br />

10<br />

11 Kirche Hl. Rosenkranz<br />

12 Kirche Regina Pacis<br />

13 Matteottiplatz<br />

14 Don-Bosco-Platz<br />

15 Krankenhaus<br />

16 Stadthalle<br />

17 Kirche Hl. Pius X<br />

18 Metro<br />

19 Messe <strong>Bozen</strong><br />

20 St. Jakob<br />

21 Theaterplatz<br />

22 Bahnhof<br />

23 Bozner Boden<br />

24 Rentsch<br />

19<br />

18<br />

20<br />

11<br />

DIE STADT und ihre Zentren<br />

<strong>Bozen</strong> ist eine polyzentrische Stadt, zumindest seit<br />

Anfang des 20.Jahrhunderts, als jene Gemeinden<br />

und Orte einverleibt wurden, die es heute begrenzen.<br />

Trotz dieser Beschaffenheit hat sich im Laufe der<br />

Zeit das alte und neue Zentrum wegen <strong>seine</strong>r primären<br />

Verwaltungs-, Kultur- und Handelsfunktion fortschreitend<br />

konsolidiert. Die übrigen Stadtviertel sind im<br />

Wesentlichen periphäre Wohngebiete geblieben. Es<br />

braucht neben den bereits bestehenden, mit starken<br />

Identifikationsmerkmalen behafteten und ob ihrer<br />

besonderen Funktion anerkannten Zentren zusätzlich<br />

Mittelpunkte mit neuer Funktion und herausragendem<br />

Symbolcharakter. Urbane Zentren sind jene Orte, an<br />

denen Funktionen und Dienstleistungen <strong>für</strong> ein größeres<br />

Einzugsgebiet und viele Nutzer angesiedelt sind. Mehrere<br />

dieser zentralen Orte mit unterschiedlicher Rangordnung<br />

und Bedeutung müssen ermittelt, geplant und untereinander<br />

vernetzt werden. Lokalisierung, Zugänglichkeit<br />

und Ausstattung derselben müssen den jeweils zugedachten<br />

Rollen angemessen sein. Diese <strong>neuen</strong> Subzentren<br />

sind über das ganze Stadtgebiet verstreut und an das<br />

öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Sie sind vorwiegend<br />

entlang des Uferparks aufgefädelt, der grünen<br />

Arterie <strong>Bozen</strong>s, welche die Stadtteile miteinander verbindet.<br />

Auf diese Weise ergibt sich ein neues urbanes<br />

Modell, das durch integrierte Planungsmethoden<br />

Synergien <strong>für</strong> verschiedene Funktionen und Akteure freisetzen<br />

und bündeln kann.<br />

16 – Die Stadt und ihre Zentren


Europaallee (links)<br />

und Runkelsteinerstraße<br />

(rechts).<br />

Wichtige Stadtbereiche<br />

mit zentraler Funktion<br />

(unten)<br />

AUFWERTUNG der Stadtviertel<br />

Die einzelnen Stadtviertel sollen durch einige neue<br />

und bedeutende öffentliche Einrichtungen bereichert<br />

werden, zusätzlich zum bereits vorhandenen Dienstleistungsangebot<br />

<strong>für</strong> die Anrainerschaft. Nur mit flankierenden<br />

Maßnahmen wie der Reduzierung des Individualverkehrs<br />

zugunsten des öffentlichen Verkehrs, der Ausweitung<br />

der Fußgängerzonen, der Verdichtung des Baum- und Alleenbestandes<br />

und der intensiven Begrünung der öffentlichen<br />

Bereiche kann eine effektive Verflechtung der Handels-,<br />

Arbeits-, Kultur- und Freizeitaktivitäten erfolgen. Unter Heranziehung<br />

von Freiflächen und urbanen Leerräumen können<br />

somit kleinmaschige Identitätsmomente von hoher architektonischer<br />

Qualität entstehen. Die Qualität des städtischen<br />

Raumes wird dadurch verstärkt wahrgenommen und<br />

verinnerlicht, da er den Bedürfnissen und dem Lebensrhythmus<br />

der Stadtbewohner gerecht wird. Gehwege, auch<br />

abseits bestehender Straßenzüge, werden die Stadtteile fußläufig<br />

sicher und rasch verbinden. Vertiefende Untersuchungen<br />

werden <strong>für</strong> die Bedarfsermittlung und Bemessung<br />

der öffentlichen Einrichtungen vor allem im sozialen, schulischen<br />

und sportlichen Bereich notwendig sein, sind diese<br />

doch heute schon räumlich eingeengt und ausgelastet.<br />

17 – Die Stadt und ihre Zentren


Die Talferbrücke und<br />

ihre Umgebung.<br />

Blick von Norden (unten)<br />

und Westen (oben)<br />

Treffpunkt TALFERBRÜCKE<br />

Eine erste strategische Maßnahme besteht in der<br />

Schaffung eines <strong>neuen</strong> Schwerpunktes rund um<br />

die Talferbrücke. So können durch gezielte ökologische<br />

und architektonische Maßnahmen Alt- und<br />

Neustadt, die zwei symbolischen Kernzonen der deutschen<br />

und italienischen Sprachgruppe, an dieser Stelle<br />

durch Neugestaltung und Aufwertung der Freiräume an<br />

den beiden Brückenköpfen einander näher gebracht werden,<br />

indem der Zugang zur Brücke auf der Seite der<br />

Museumstraße weiträumig zur Talfer hin geöffnet, der<br />

spontane Uferbewuchs gärtnerisch aufgewertet und<br />

parkähnlich bepflanzt wird, und der Bereich um das<br />

Siegesdenkmal vom fließenden und ruhenden Verkehr<br />

weitgehend befreit wird, um <strong>einen</strong> „städtischen“ Platz zu<br />

erhalten. Der Abschnitt entlang der Freiheitsstraße muss<br />

mit attraktiveren Nutzungen <strong>für</strong> Fußgänger ausgestattet<br />

werden.<br />

18 – Die Stadt und ihre Zentren


Altstadt, Garibaldistraße,<br />

Bozner Boden sowie der<br />

Stadtplan von 1858<br />

(von oben nach unten)<br />

NEUE IMPULSE<br />

<strong>für</strong> die Altstadt<br />

Ein Schwerpunkt ist die Überarbeitung bestehender<br />

bzw. die Erstellung neuer Wiedergewinnungspläne, da<br />

sie, sofern überhaupt vorhanden, nicht mehr der Zeit<br />

angemessen sind oder sich als nicht umsetzbar erwiesen<br />

haben. Ein weiterer Schwerpunkt betrifft das übermäßige<br />

Verkehrsaufkommen in der Altstadt. Durch die Verwirklichung<br />

der Nordost-Umfahrung und der Untertunnelung der<br />

Galileistraße mit Durchstich bis zur Virglbrücke gelänge es,<br />

den Durchzugsverkehr zu verringern, so dass die Marconiund<br />

Garibaldistraße nur mehr den Erschließungsverkehr zu<br />

bewältigen hätten. Die städtebauliche Qualität des Altstadtkerns<br />

sollte sich bis in <strong>seine</strong> Randbereiche ausdehnen. Die<br />

Wassermauerpromenade muss in derselben gestalterischen<br />

Qualität bis zum Zusammenfluss mit dem Eisack weitergeführt<br />

werden. Gilmpark, Marconistraße, Verdiplatz, die Garibaldistraße<br />

und der Bahnhofspark verdienen eine städtebauliche<br />

Aufwertung. In diesem Kontext muss auch die<br />

Diskussion um die Beibehaltung oder Verlegung des Eisenbahntrasse<br />

und die Aufwertung der gesamten Zone zwischen<br />

Zentrum und Bozner <strong>Bozen</strong> reifen. Ein begrüntes Flussufer<br />

am Eisack könnte im Abschnitt bis zur Kampiller Brücke<br />

auch <strong>für</strong> punktuelle Sport- und Freizeiteinrichtungen <strong>für</strong> die<br />

Einwohner des Stadtzentrums herangezogen werden.<br />

19 – Die Stadt und ihre Zentren


Der Grieser Platz (oben)<br />

und der Grünkeil (unten).<br />

Stadtplanausschnitt<br />

von 1858 (rechts)<br />

GRIES und der Lagrein<br />

Gries ist eine hochwertige Wohngegend und ist in <strong>seine</strong>n<br />

Randbereichen durch weitläufige Anbauflächen bodenständiger<br />

Weinsorten, hauptsächlich Lagrein, gekennzeichnet.<br />

Gerade deshalb ist das Erscheinungsbild und das<br />

kulturelle Erbe dieses „Weindorfes“ zu schützen, zu pflegen<br />

und aufzuwerten. Ein neues Verkehrsrkonzept könnte vor<br />

allem den Durchzugsverkehr Richtung Meran und Überetsch<br />

beseitigen. Um den Grieser Platz herum, einem der interessantesten<br />

Ensembles der Stadt mit <strong>seine</strong>n Baudenkmälern<br />

wie dem Benediktinerkloster, der Stiftskirche, der Alten Pfarrkirche<br />

und den zwischen der Bebauung noch erhalten gebliebenen<br />

Weingärten, sollte sich, durch nachhaltige Maßnahmen<br />

zur Verkehrsberuhigung und durch Wiederherstellung<br />

der ursprünglichen Platzgestalt, wieder ein Dorfzentrum <strong>für</strong><br />

eine gewachsene Gemeinschaft, die mit dem Weinbau eng<br />

verbunden ist, bilden. Der Petrarca-Park an der Grieser Wassermauer<br />

muss <strong>für</strong> die Schüler, die täglich zuhauf den schmalen<br />

Gehsteig der Cadornastraße benutzen, der natürliche Zugang<br />

zu den Oberschulen werden, wobei am Siegesplatz eine<br />

entsprechende Haltestelle <strong>für</strong> die öffentlichen Verkehsmittel<br />

vorzusehen ist. Das Talferufer kann als <strong>gestaltet</strong>e Grünzone<br />

durch neue Baumbestände, welche die invadenten<br />

Sporteinrichtungen verdecken, bis zum Schloss Runkelstein,<br />

dem Endpunkt des Uferparks, weitergeführt werden.<br />

20 – Die Stadt und ihre Zentren


CHAUSSEE Reschenstraße<br />

Die Zone um die Reschenstraße bündelt zwar viele<br />

urbane Funktionen, entbehrt jedoch, vor allem in<br />

der Wahrnehmung und im Selbstverständnis der<br />

Bewohner, jener besonderen Konnotation, die „Stadt“<br />

ausmacht. Um aus der Reschenstraße eine „Chaussee“ zu<br />

machen, muss urbane Dichte, durch eine bessere Nutzung<br />

und Aufwertung des öffentlichen Raumes, in städtische<br />

Qualität umgewandelt werden. Vorzusehen ist die Neugestaltung<br />

der Verkehrsflächen, der Straßenräume, Grünanlagen,<br />

Baumbestände und aller der Kommunikation dienenden<br />

Treffpunkte, um die verschiedenen Funktionen<br />

untereinander und mit dem Rest der Stadt zu verbinden.<br />

Der zentrale Bereich an der<br />

Reschenstraße (unten).<br />

Die Kirche Pius X und<br />

Umgebung und das<br />

Wohnviertel Firmian von<br />

Südwesten (oben)<br />

21 – Die Stadt und ihre Zentren


DON BOSCO: Musik im Park<br />

Durch Don Bosco wurde eine neue städtische Achse<br />

gelegt, eine Fußgängerverbindung, die vom Neubruchweg<br />

ausgehend die Montecassinostraße durchläuft<br />

und am neu <strong>gestaltet</strong>en Don-Bosco-Platz, der mit wichtigen<br />

Funktionen bereichert sein wird, zwischen Kirche und<br />

Bürgerzentrum mündet, anschließend dem Semirurali-Park<br />

entlang läuft und am Eisackufer in einem Park der Musik<br />

endet, einer Einrichtung in Gebäuden und im Freien, wo<br />

Musik, Tanz und Schauspiel unterrichtet und experimentiert<br />

werden kann, kein Auditorium zum Zuhören, sondern eine<br />

Struktur, offen <strong>für</strong> alle, die lernen und mitspielen wollen.<br />

Die ex-Semirurali-Zone<br />

im Bereich des<br />

Eisackufers (oben).<br />

Ein Vorschlag <strong>für</strong> den<br />

Park der Musik (unten)<br />

22 – Die Stadt und ihre Zentren


ALT UND JUNG<br />

am Matteottiplatz<br />

Von der Regina-Pacis-Kirche über den Matteottiplatz<br />

zur Eisackuferpromenade spazierend gelangt man zum<br />

Park <strong>für</strong> Senioren und Kinder, wo ein neues Brückengebäude<br />

zur Begegnungs- und Sozialisierungsstätte <strong>für</strong> verschiedene<br />

Altersstufen werden kann. Die neue Einrichtung<br />

dient auch als Bindeglied zum gegenüber liegenden Stadterneuerungsgebiet<br />

in der Galileistraße und soll im Sinne einer<br />

städtebaulichen Vernetzung bis nach Oberau überleiten.<br />

Blick auf die Kirche<br />

Regina Pacis Richtung<br />

Eisack und die<br />

Grünanlagen südlich des<br />

Matteottiplatzes (oben).<br />

Ein Vorschlag <strong>für</strong> den<br />

Kinder- und Seniorenpark<br />

(unten)<br />

23 – Die Stadt und ihre Zentren


Das Viertel Rosenbach<br />

(oben links). Die Kirche<br />

zum hl. Rosenkranz<br />

und Umgebung (oben<br />

rechts). Ein Vorschlag<br />

<strong>für</strong> die Durchgrünung<br />

von Oberau (unten).<br />

Nächste Seite:<br />

Luftbild von <strong>Bozen</strong><br />

KREATIVES<br />

in Oberau<br />

Im Bereich um die Kirche und den Tambosi-Park und<br />

vom Schießstandplatz bis ins Rosenbach-Viertel ist an<br />

ein System von Einrichtungen <strong>für</strong> Jugendliche gedacht,<br />

an <strong>einen</strong> Park <strong>für</strong> die Kreativität. Das Projekt stützt sich auf<br />

vier Schwerpunkte: Wiederbelebung der historischen<br />

Einkaufs- und Fußgängerachse der Claudia-Augusta-Straße<br />

durch Errichtung einer Allee, welche den Rosenbach- und<br />

Schießstandplatz mit einem neu zu gestaltenden Platz vor<br />

der Rosenkranzkirche verbindet; Schaffung eines Parks der<br />

Kreativität <strong>für</strong> die gesamte Stadt, mit Räumlichkeiten <strong>für</strong> verschiedene<br />

Vereine. Diese Einrichtung soll so angeordnet sein,<br />

dass der zukünftige Platz beim Wendehammer am Ende der<br />

Weinegg-Straße die Ebene des Kindergartens anbinden kann<br />

und so neue Freiräume entstehen, die die Strukturen des<br />

Kreativitätsparks aufzunehmen imstande sind. Die Sportanlagen,<br />

die derzeit alle verstreut sind, könnten jenseits der<br />

Bahnlinie vorgesehen werden. Sie wären durch Unterführungen<br />

erreichbar und könnten das Bindeglied zur <strong>neuen</strong> Gewerbezone<br />

sein. Die weiträumigen Grünanlagen von Rosenbach<br />

sind durch baumgesäumte Wege mit dem Mignone-Park<br />

verbunden.<br />

24 – Die Stadt und ihre Zentren


San Genesio<br />

Jenesien<br />

Sarentino<br />

Sarnthein<br />

Schematische Darstellung des<br />

übergeordneten Verkehrsnetzes<br />

Renon<br />

Ritten<br />

BOLZANO NORD<br />

BOZEN NORD<br />

Merano<br />

Meran<br />

Val D’Ega<br />

Eggental<br />

Bressanone<br />

Brixen<br />

Appiano<br />

Eppan<br />

BOLZANO SUD<br />

BOZEN SÜD<br />

Laives<br />

Leifers<br />

MOBILITÄT und Verkehr<br />

Wie in vielen Städten Italiens hat auch in <strong>Bozen</strong> die<br />

städtische Qualität durch die Invasion des Individualverkehrs<br />

ständig abgenommen. Diese Art des<br />

Personen- und Gütertransports steht in krassem Gegensatz<br />

zur Struktur der Altstadt, zur Umwelt und zur begrenzten<br />

Kapazität des städtischen Straßennetzes. Dadurch wird nicht<br />

nur die Erreichbarkeit des Zentrums, sondern auch der<br />

Zugang zu den restlichen Stadtteilen erschwert. Der Schwerpunkt<br />

des Mobilitätsangebotes muss auf den öffentlichen<br />

Verkehr verlagert werden, der durch Effizienz, Konkurrenzfähigkeit<br />

und Nachhaltigkeit wesentlich zur Verbesserung<br />

der Umweltqualität und der städtischen Funktionsabläufe<br />

beitragen kann. Unter Berücksichtigung städtebaulicher und<br />

verkehrstechnischer Kriterien müssen die Erschließungssysteme<br />

<strong>für</strong> Ziel- und Quellverkehr <strong>neuen</strong> Mustern folgen. Der<br />

öffentliche Nahverkehr muss ausgebaut, das Fuß- und Radwegenetz<br />

besser genutzt werden können. Die Autobahntrasse<br />

und die Eisackuferstraße durchschneiden die Stadt und<br />

bilden eine Barriere zwischen den verschiedenen Stadtteilen.<br />

Neue Infrastrukturen bieten auch neue Chancen zur<br />

Aufwertung der gesamten Stadt ebenso wie deren Erschließung<br />

und Vernetzung durch ein integriertes öffentliches<br />

Verkehrsystem (Schnellbahn, Straßenbahn, Buslinien und<br />

Seilbahnen). Über den Flugplatz wird derzeit heftig diskutiert.<br />

Bewertungen und Untersuchungen sind im Gange, die<br />

zu einer Entscheidung führen sollen, wie sich die Stadt zur<br />

„großen weiten Welt“ in Beziehung stellen will und kann.<br />

Flugplätze erfordern mehr noch als Platzbedarf höchste technische<br />

Ausstattung. Entscheidend ist deshalb die Frage, ob<br />

der Flugplatz ausgebaut oder zurückgestuft werden soll.<br />

26 – Mobilität und Verkehr


Appiano<br />

Eppan<br />

BOLZANO SUD<br />

BOZEN SÜD<br />

GALILEI<br />

wird untergraben<br />

Die Eisackuferstraße und das Projekt zu ihrer Verdopplung<br />

stellen <strong>einen</strong> Einschnitt in das städtische<br />

Gefüge dar, auch als Verursacher erheblicher Luftverschmutzung,<br />

akustischer Belästigung und erhöhter Feinstaubwerte.<br />

Die Maßnahme ist nicht geeignet, die Verkehrsflüsse<br />

zu entflechten. Die angestrebte Verkehrsreduzierung in<br />

der Industriezone, die beschränkte Durchlässigkeit der Brücken<br />

und die erhebliche Umweltbelastung erfordern ein<br />

neues Verkehrskonzept. Eine unterirdische Trassenführung<br />

<strong>für</strong> den Erschließungs- und Durchzugsverkehr führt zu einer<br />

nachhaltigen Entlastung, welche den Straßen an der Oberfläche<br />

ihre innerstädtische Verteilerrolle zurückzugibt.<br />

Anstelle der Einbahnen in der Galilei- und Eisackuferstraße<br />

wird eine unterirdische und doppelspurige Trassierung vorgeschlagen.<br />

Diese würde den aus dem Umland ins Zentrum<br />

strömenden Verkehr sammeln und das Verkehrsaufkommen<br />

auf der Galileistraße verringern. Konfliktsituationen an den<br />

Ein- und Ausfahrten hier bestehender Betriebe könnten<br />

somit entschärft werden. Durch eine zweite Tunnelröhre unterm<br />

Virgl könnte die gesamte Zone rund um die Trientstraße<br />

<strong>für</strong> die Stadt wiedergewonnen werden. Die Landesverwaltung<br />

ihrerseits hat eine Verlängerung der Staatsstraße 12<br />

im Tunnel zwischen der Ausfahrt St. Jakob und der Virglbrücke<br />

ins Auge gefasst. Diese Variante, sofern an die Rombrücke<br />

angebunden, stellt eine weitere mögliche Lösung dar.<br />

Die urbanistische und verkehrstechnische Machbarkeit der<br />

jeweiligen Lösungen ist gegeneinander abzuwägen.<br />

Die Achsen der Galilei- und<br />

Siemensstraße (oben links).<br />

Die Trassenführung <strong>für</strong> die<br />

Unterflurverbindung (oben<br />

rechts). Der Vorschlag der<br />

Landesverwaltung (unten)<br />

27 – Mobilität und Verkehr


Das Eisackufer mit<br />

und ohne Autobahn<br />

Durch den Berg:<br />

DIE AUTOBAHN<br />

Die Autobahn mit ihrer von täglich 30.000 Verkehrsteilnehmern<br />

verursachten Schadstoffemission,<br />

muss verlegt werden, um der Stadt ihre<br />

angestrebte Rolle als umweltbewusstes Vorzeigemodell<br />

im Herzen der Alpen zu verleihen. Eine Trassenführung,<br />

die im Bereich des Siedlungsgebietes von St. Jakob unterirdisch<br />

verläuft und im Anschluss als Tunnel bis Kardaun<br />

weitergeführt wird, würde die einschneidendste Barriere<br />

durch <strong>Bozen</strong> beseitigen, in Kampill den Zufahrtsbereich<br />

nach Kohlern aufschließen und die St.-Martin-Kirche<br />

freispielen.<br />

28 – Mobilität und Verkehr


TAGESVERKEHRSAUFKOMMEN 2005<br />

Zählstelle<br />

Steinmannwald 12.737<br />

Kardaun Nord 17.904<br />

Schwefelbad 7.857<br />

Sigmundskroner Brücke 21.553<br />

Eggental 5.410<br />

Sarntal 4.612<br />

70.073<br />

<strong>Bozen</strong> Süd 26.297<br />

TOTAL 96.370<br />

Auswertung Daten ASTAT – INFOMOB<br />

San Genesio<br />

Jenesien<br />

Sarentino<br />

Sarnthein<br />

Renon<br />

Ritten<br />

BOLZANO NORD<br />

BOZEN NORD<br />

Val D’Ega Bressanone<br />

Eggental Brixen<br />

EINE UMFAHRUNG im Nordosten<br />

Notwendig erscheint auch eine Nordostumfahrung,<br />

um den Verkehr von Jenesien, aus dem Sarntal und<br />

vom Ritten zu sammeln. Ausgehend vom E-Werk in<br />

St. Anton würde der Verkehr im Tunnel durch den Hörtenberg<br />

geführt und am Rande von Rentsch beim Sitz der MILA<br />

in die Virglvariante einmünden. Dadurch würde einerseits<br />

der durch Cadorna- und Weggensteinstraße fließende Schwerverkehr<br />

verlegt, andererseits auch der Durchzugsverkehr durch<br />

Rentsch über den Bahnhofsplatz bis zum Verdiplatz reduziert.<br />

Die Trasse der Nord-Ost-<br />

Umfahrung (oben) und der<br />

Anbindungsbereich des<br />

östlichen Tunneltors (unten)<br />

29 – Mobilität und Verkehr


Die Tunneltrasse <strong>für</strong> den<br />

Güterverkehr (oben).<br />

Der Bahnhof heute (unten)<br />

Eisenbahnnetz<br />

Straßennetz<br />

Tunneltrasse <strong>für</strong> den Güterverkehr<br />

GÜTERVERKEHR:<br />

Ein Durchstich <strong>für</strong> die Schiene<br />

Der Gütertransitverkehr wird voraussichtlich in kurzer<br />

Zeit stark zunehmen. Eine Lösung dieses Problems<br />

kann der geplante 17 km lange Durchstich zwischen<br />

Branzoll und Kardaun sein. Dieses Bauvorhaben ist von der<br />

Europäischen Union vorgesehen und Bestandteil des strategischen<br />

Planes der Staatsbahnen zur Vervierfachung der<br />

Brennerbahnlinie. Diese Güterbahnlinie kann auch unabhängig<br />

von der Realisierung des Brennerbasistunnels in<br />

Betrieb gehen und gestattet eine Nutzung des Bozner<br />

Bahnhofs <strong>für</strong> den r<strong>einen</strong> Personenverkehr. Daraus folgend<br />

reduziert sich die Anzahl der Durchgangszüge mit erheblicher<br />

Verminderung der Lärmimmission. Außerdem werden<br />

mit dieser Maßnahme neue Flächen zur städtischen Nutzung<br />

am Bozner Bodens verfügbar.<br />

30 – Mobilität und Verkehr


Das öffentliche<br />

VERKEHRS-<br />

NETZ<br />

Entlang der Brennerbahn könnte durch den Bau eines<br />

dritten Geleises zwischen Friedhof und Bahnhof eine<br />

Stadtbahnlinie gelegt werden. Dies ermöglicht eine<br />

höhere Frequenz der Züge und die Errichtung zweier zusätzlicher<br />

Haltestellen beim Friedhof und in Oberau. Die Bahnlinie<br />

<strong>Bozen</strong>-Meran erhält eine neue Haltestelle am Casanova-<br />

Viertel, jene von Sigmundskron soll neu<strong>gestaltet</strong> werden, um<br />

diese Stadtteile besser an die Schiene anzubinden. Wichtig<br />

<strong>für</strong> die Effizienz der Stadtbahn ist die Vernetzung mit städtischen<br />

und außerstädtischen Verkehrsmitteln und die Anbindung<br />

an ein Park & Ride-System. Schwerpunkt <strong>für</strong> ein<br />

neues öffentliches Verkehrsnetz ist eine Schnellverbindung<br />

zwischen Alt- und Neustadt mittels Citybussen oder einer<br />

Straßenbahn. Mit dieser Maßnahme würde die Frequenz der<br />

örtlichen und überörtlichen Buslinien, die heute zwischen<br />

Bahnhof und Talferbrücke das Stadtzentrum durchqueren,<br />

reduziert. Die Stadtteile mit hoher Arbeitsplatzdichte, die<br />

städtischen Museen, Theater, Plätze und Grünanlagen wären<br />

so unmittelbar angebunden. Die Bozner Fußgängerzone<br />

könnte somit erweitert werden, da sie im Vergleich zu anderen<br />

Städten unterdimensioniert ist. Das öffentliche Verkehrsnetz<br />

wird durch zwei weitere Verbindungen ergänzt: Eine<br />

Straßenbahnlinie von St.Jakob bis zum Hadriansplatz dient<br />

der Erschließung der Industriezone. Eine Buslinie vom<br />

Krankenhaus über die Reschen- und Voltastraße bis nach<br />

Oberau und von dort ins Stadtzentrum verbindet das<br />

Krankenhaus mit den dicht bewohnten Stadtvierteln.<br />

Ponte Adige<br />

Sigmundskron<br />

Ospedale<br />

Krankenhaus<br />

Casanova<br />

Casello A22<br />

Mautstelle A22<br />

Piazza Mazzini<br />

Mazziniplatz<br />

Piazza Adriano<br />

Hadrianplatz<br />

Fiera<br />

Messe<br />

Aeroporto<br />

Flughafen<br />

Oltrisarco<br />

Oberau<br />

Cimitero<br />

Friedhof<br />

S. Antonio<br />

St. Anton<br />

Stazione<br />

Bahnhof<br />

Rencio<br />

Rentsch<br />

Campiglio<br />

Kampill<br />

Die Brennerbahnlinie<br />

zwischen Industriezone<br />

und Oberau (oben).<br />

Ein Ringsystem<br />

<strong>für</strong> zwei Zentren (unten)<br />

31 – Mobilität und Verkehr


AUS DER STADT<br />

und in die Höhen<br />

Eine wesentliche Rolle im öffentlichen Verkehr<br />

spielt auch der Ausbau der bestehenden Seilbahnen<br />

(Jenesien und Ritten) sowie eine Wiederherstellung<br />

bzw. Reaktivierung aufgelassener Anlagen (Guntschna<br />

und Virgl), sei es zur Aufnahme des Pendlerverkehrs als<br />

auch zur touristischen Nutzung der Wanderwege an den<br />

Berghängen. Eine bequeme Erreichbarkeit derselben<br />

würde Stätten von geschichtlichem und naturkundlichem<br />

Wert mit der Stadt besser verbinden. Ein historisches<br />

Wegenetz, das von alters her Kapellen mit<br />

Gehöften und Burganlagen im Bozner Talkessel verband,<br />

kann so wiederhergetellt werden. Das System der<br />

Aufstiegsanlagen sollte auch durch kleine, aber strategische<br />

Maßnahmen (Fahrtreppen, Aufzüge) ergänzt werden.<br />

Beispielsweise könnte das Ortteilzentrum an der<br />

Claudia Augusta-Straße in Oberau mit den höher gelegenen<br />

Wohnanlagen, welche nur zu Fuß oder mit dem<br />

Auto erreichbar sind, verbunden werden.<br />

Die ehemaligen Standseilbahnen<br />

nach Guntschna<br />

und auf den Virgl. Seite 33:<br />

Die Bozner Industrie- und<br />

Gewerbezone<br />

32 – Mobilität und Verkehr


HANDEL und Gewerbe<br />

Südtirol besitzt eine traditionell solide und stabile<br />

Wirtschaftsstruktur. Die Herausforderung der<br />

<strong>Zukunft</strong> besteht vor allem darin, die eingeschränkten<br />

Umwelt- und Raumressourcen noch wirkungsvoller zu<br />

verwalten. In diesem Zusammenhang hat <strong>Bozen</strong> eine<br />

bedeutende Rolle. Die Industrie bestand ursprünglich aus<br />

Großunternehmen, die mit der heimischen Wirtschaftsund<br />

Produktionswelt wenig gemein hatte. Mit der Zeit glichen<br />

sich jedoch die Produktionstypologie und die Betriebsgröße<br />

immer mehr der wirtschaftlichen Struktur des<br />

Landes an. Die Gewerbegebiete <strong>Bozen</strong>-Süd und Bozner<br />

Boden werden mehr und mehr von heimischen Großhandels-,<br />

Handwerks- und Industriebetrieben geprägt, die<br />

sich deshalb hier ansiedeln, weil qualifizierte Arbeitskräfte<br />

und Produktionsflächen dieser Größenordnung in anderen<br />

Teilen des Landes nicht zur Verfügung stehen. 2001 beschäftigte<br />

der Tertiärsektor im Handel und Fremdenverkehr<br />

zusammen 18% der berufstätigen Bevölkerung, die<br />

anderen Dienstleistungsbereiche 61,0%. Auf Landesebene<br />

beträgt das Verhältnis 17% zu 54%. Der Stellenwert des<br />

Handels ist klar ersichtlich, umfasst doch dieser Sektor ein<br />

Viertel der örtlichen Einheiten samt Beschäftigten. Die<br />

öffentliche Verwaltung beschäftigt auf Landesebene in<br />

<strong>Bozen</strong> mehr als die Hälfte der Bediensteten, während private<br />

Dienstleistungsunternehmen 5% bzw. 19%, auf Landesebene<br />

hingegen 4% und 12% ausmachen. Der Fremdenverkehr<br />

schließlich fällt in der Stadt nur mit 6% ins<br />

Gewicht, während er auf Landesebene 19% beträgt.<br />

33 – Handel und Gewerbe


PRODUKTION: Standort <strong>Bozen</strong><br />

Die Produktionsflächen in der Industriezone und am<br />

Bozner Boden umfassen zusammen 260 ha, davon<br />

fallen allein 230 ha auf die Industriezone. 2001<br />

beschäftigten 1800 örtliche Produktionsbetriebe zirka<br />

13.000 Personen. Die Bedeutung dieses Sektors ist somit<br />

evident und erfordert auch <strong>für</strong> die <strong>Zukunft</strong> produktionsadäquate<br />

Flächen, um einer steigenden Nachfrage gerecht<br />

werden zu können. Die Industriezone macht ungefähr ein<br />

Drittel des gesamten Stadtgebietes aus und hat sich aufgrund<br />

von Umwandlungs- und Auflassungsprozessen,<br />

wovon einige Großunternehmen betroffen waren, nach<br />

und nach dahingehend umgewandelt, dass sich vor allem<br />

im nördlichen stadtnahen Teil Dienstleistungs- und<br />

Handelsstrukturen entwickeln konnten. Im zentralen<br />

Bereich der Industriezone hingegen geht eine verstärkte<br />

Tendenz in Richtung Technologie und Forschung, waren<br />

doch hier Produktionsprozesse stets mit Innovation verbunden.<br />

Da durch Umwandlungs- und Auflassungsprozesse<br />

von Industriebetrieben eine Art „urbanistisches<br />

Chaos“ entstand, ist auch ein Mangel an Verfügbarkeit<br />

von geeigneten, zusammenhängenden Produktionsflächen<br />

zu verzeichnen. Diese Studie weist im Besonderen darauf<br />

hin, ein planerisches Instrument zur strukturellen Gliederung<br />

der Industriezone bereit zu stellen. Hierbei sollen vor<br />

allem angemessene Flächen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> erforderlichen<br />

Produktionszuwachs, <strong>für</strong> die Ansiedlung von Einrichtungen<br />

<strong>für</strong> Forschung und Technologie zur Unterstützung von<br />

Unternehmen und <strong>für</strong> logistische Infrastrukturen geschaffen<br />

werden.<br />

Bebauungsplan der<br />

Industriezone mit den<br />

ersten Anlagen<br />

34 – Handel und Gewerbe


Das Areal rund um das<br />

Drusus-Stadion (oben).<br />

Vorschlag <strong>für</strong> <strong>einen</strong><br />

Campus <strong>für</strong> Bildung und<br />

Forschung (unten)<br />

IM STADION: Uni und Forschung<br />

Das Drususstadion belegt derzeit eine ausgedehnte<br />

und städtebaulich privilegierte Fläche an einer zentralen<br />

Stelle der Stadt. Eine Verlegung desselben auf<br />

das durch die <strong>neuen</strong> öffentlichen Verkehrslinien erschlossene<br />

Areal im Bereich der Autobahnausfahrt <strong>Bozen</strong>-Süd würde<br />

<strong>einen</strong> <strong>für</strong> Universität und Forschung idealen Standort freispielen.<br />

Hier, in der Nähe von Uni und EURAC, könnten<br />

sich auf Umweltthemen, Energiesparmaßnahmen, alternative<br />

Energien und nachhaltiges Bauen spezialisierte Institute<br />

und Forschungseinrichtungen ansiedeln.<br />

35 – Handel und Gewerbe


EIN PARK <strong>für</strong> neue Energien<br />

Kurz vor dem Zusammenfluss von Etsch und Eisack<br />

befinden sich in Ufernähe mehrere städtische Verund<br />

Entsorgungsanlagen wie der Müllverbrennungsofen,<br />

die Kläranlage, und das Fernheizwerk. Ein<br />

Zentrum zur Energiegewinnung mit nachhaltigen und<br />

innovativen Technologien hätte an dieser Stelle eine Standortberechtigung.<br />

Die Kläranlage könnte z.B. durch eine<br />

Pergolastruktur mit Photovoltaikzellen bedeckt und mit<br />

einem besonderen Luftfiltersystem ausgestattet werden.<br />

Auch eine Staustufe am Eisack zwischen der Reschenbrücke<br />

und dem Zusammenfluss mit der Etsch würde sich<br />

unter Ausnutzung des Höhenunterschiedes der beiden<br />

Flüsse <strong>für</strong> die Errichtung eines E-Werks, welches die Stadt<br />

mit Strom versorgt, anbieten. Durch eine Rückführung<br />

und extensive Bewirtschaftung nicht bebauter Flächen und<br />

Zwischenräume in den Naturzustand könnten diese Infrastrukturen<br />

zudem ökologisch ergänzt und aufgewertet<br />

werden. Auf diese Weise hätte auch die ursprünglich in<br />

den Flussauen endemische Flora und Fauna wieder ein<br />

geeignetes Habitat. Eine Fußgängerbrücke über die Etsch<br />

könnte den Uferpark mittels einer kl<strong>einen</strong> Aufstiegsanlage<br />

oder eines Spazierwegs mit Schloss Sigmundskron verbinden.<br />

Der Park <strong>für</strong> <strong>neuen</strong> Energien:<br />

Ein Vorschlag (oben links).<br />

Die Kläranlage (oben rechts).<br />

Eine Fotovoltaikanlage in<br />

Barcelona und eine mögliche<br />

Ufergestaltung (unten)<br />

Seite 37: Der Obstmarkt, das<br />

Herz der Handelstadt <strong>Bozen</strong><br />

36 – Handel und Gewerbe


STRATEGIEN <strong>für</strong> den Handel<br />

Die natürliche Marktentwicklung hat den herkömmlichen<br />

Kleinhandel stark zurückgedrängt, sodass nach<br />

und nach die „Tante Emma“-Läden <strong>für</strong> die Nahversorgung<br />

(Brot, Milch, Obst und Gemüse) verschwinden,<br />

während der No-food-Sektor nur bei hoher Spezialisierung<br />

und vorwiegend innerhalb hochwertig ausgestatteter Bereiche<br />

in Einkaufsstraßen oder Einkaufszentren zu überleben<br />

vermag. Diese an und <strong>für</strong> sich irreversiblen Prozesse führen<br />

zu einer Monofunktionalität und nachhaltigen Verarmung<br />

der Wohnqualität ganzer Stadtviertel und erschweren die<br />

tägliche Versorgung der ansässigen Bevölkerung mit lebensnotwendigen<br />

Gütern. Auch in <strong>Bozen</strong> sind Maßnahmen <strong>für</strong><br />

eine neue Entwicklungsstrategie im Handel dringend geboten<br />

und zwar auf einer „Mikroebene“: Wirksamer Schutz des<br />

über die Stadtviertel verteilten Kleinhandels, vorzugsweise<br />

im hochqualifizierten Bereich; Erhaltung und Aufwertung<br />

historisch gewachsener Standorte und Einkaufsstraßen. Auf<br />

einer „mittleren“ Ebene der Nahversorgung: Ausgeglichene<br />

Verteilung der Warensegmente im innerstädtischen Angebot<br />

mit besonderem Augenmerk auf den Lebensmittelsektor;<br />

Berücksichtigung des Attraktivitätswertes von Standorten<br />

zur Warenverteilung mit besonderem Augenmerk auf<br />

Verkehrsbelastung und Luftverschmutzung; Garantien <strong>für</strong><br />

die Erreichbarkeit durch entsprechendes Parkplatzangebot.<br />

Auf einer „Makroebene“ des Großhandels, der Einkaufszentren<br />

und der Markthallen: Revision der gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen zur Standortbestimmung am Stadtrand<br />

und sorgfältige Auswahl dieser Standorte; strategische<br />

Maßnahmen zum Ausbau und zur Ergänzung der Infrastrukturen;<br />

Erarbeitung unterschiedlicher und alternativer<br />

Modelle zu den herkömmlichen Einkaufszentren <strong>für</strong> integrierte<br />

Handelsstrukturen mit dem Ziel der Wiedergewinnung<br />

und Aufwertung bestehender und attraktiver Standorte.<br />

37 – Handel und Gewerbe


Bereiche städtischer<br />

Umstrukturierung<br />

STADTTEILE im Wandel<br />

Die Stadterneuerung betrifft vor allem Flächen, welche<br />

brachliegen und deren Kubaturpotenzial nicht optimal<br />

ausgenutzt ist. In einigen Fällen sind es Bereiche<br />

mit zufällig entstandener Bebauung, fehlender urbaner<br />

Infrastruktur und unzulänglicher Erreichbarkeit. In anderen<br />

wiederum ist ein Verfall der Gebäudestrukturen erkennbar,<br />

unterschiedlichste Bautypologien lassen jegliche städtebauliche<br />

Identität vermissen. Des Weiteren sind Zonen betroffen,<br />

welche durch vereinzelte, nicht koordinierte Baumaßnahmen<br />

ohne ordnende Vorgaben und Mindeststandards entstanden<br />

sind. Hier bedarf es <strong>für</strong> die <strong>Zukunft</strong> dringend einer städtebaulichen<br />

und funktionellen Aufwertung, um den Bedarf an<br />

neuer Wohnkubatur und Produktionsflächen zu decken. Auf<br />

diese Weise könnte der bisherige Trend zur Stadterweiterung<br />

Richtung Sigmundskron gestoppt werden, so dass die wertvollen<br />

landwirtschaftlichen Flächen in diesem Bereich erhalten<br />

werden können. Besonders drei Zonen bieten sich <strong>für</strong><br />

eine grundlegende städtebauliche Umgestaltung an: das gesamte<br />

Bahnhofsareal, der nördliche Teil der Industriezone<br />

und der noch eher dünn besiedelte Nahbereich um die<br />

Sigmundskroner Brücke. Hinzukommen einige ähnlich<br />

strukturierte Flächen geringeren Ausmaßes sowie mehrere<br />

Areale, welche derzeit noch vom Militär als Kasernen genutzt<br />

werden. Vor allem die ersten beiden Areale bilden ein enormes<br />

städtebauliches Potenzial, sind jedoch kurzfristig nicht<br />

verwertbar und stehen dehalb <strong>für</strong> eine unmittelbare Bedarfsabdeckung<br />

an Wohn-, Dienstleistungs- und Produktionsflächen<br />

nicht zur Verfügung. Zur Deckung des Wohnraumbedarfes<br />

dürfen die noch verbliebenen unbebauten Flächen im<br />

innerstädtischen Gebiet nicht herangezogen werden, ebenso<br />

wenig wie die Bereiche westlich der Reschenstraße. Die Hauptgrundsätze<br />

des <strong>Bauleitplan</strong>s sollen weiterhin sein: Weiterbauen<br />

und Verdichten ohne zusätzlichen Flächenverbrauch;<br />

Berücksichtung landschaftlicher und ökologischer Kriterien<br />

bei der zukünftigen Stadtentwicklungsplanung; künftige<br />

Stadterweiterung in drei Richtungen mit Reduzierung der<br />

urbanistischen Dichte im Vergleich zu den in jüngster Zeit<br />

ausgeführten Bauvorhaben.<br />

38 – Stadtteile im Wandel


Rechts: Das Bahnhofsareal.<br />

Links: Die Beibehaltung der<br />

Trasse und des Bahnhofs<br />

(oben) oder deren<br />

Verschiebung nach Osten<br />

unten)<br />

KOMMT DER ZUG<br />

rechtzeitig am Bahnhof an?<br />

Das in <strong>Zukunft</strong> freiwerdende Bahnhofsgelände stellt<br />

ein enormes Flächenpotential dar, sobald durch den<br />

Güterverkehrsdurchstich und die Eliminierung der<br />

Rangiergeleise jene Areale zur Verfügung stehen, welche <strong>für</strong><br />

den Bahnbetrieb dann nicht mehr erforderlich sind. Es handelt<br />

sich dabei um eine Fläche von ca. 30 ha, zu der bei<br />

Verlegung der Bahntrasse noch 6 ha hinzukommen könnten.<br />

Der Flächenbedarf einer <strong>neuen</strong> Bahnhofsanlage dürfte ca. 10 ha<br />

betragen, so dass ca. 20 ha <strong>für</strong> Produktion, Handel, Wohnen,<br />

öffentliche Einrichtungen und Dienstleistungen verfügbar<br />

wären. Zur Diskussion stehen derzeit zwei Positionen: Eine<br />

steht <strong>für</strong> die Beibehaltung des bisherigen Bahnhofstandortes<br />

mit daraus folgender städtebaulicher Neugestaltung der Zone<br />

am Bozner Boden, die andere be<strong>für</strong>wortet die Verlegung des<br />

Bahnhofs nach Osten, so dass das gesamte Areal des derzeitigen<br />

Bahnhofes an das Stadtzentrum angebunden wäre. In<br />

jedem Fall ist es notwendig, das Gelände <strong>für</strong> die Stadt wieder<br />

zu gewinnen. Dies kann durch Mischnutzung mittels eines<br />

PPP-Modells (PublicPrivatProject) geschehen, geregelt durch<br />

ein einheitliches urbanistisches Planungs- und Rechtsinstrument<br />

, welches im Stande ist, ein zukunftorientiertes<br />

städtebauliches Leitbild umzusetzen.<br />

39 – Stadtteile im Wandel


Städtebauliches Schema<br />

<strong>für</strong> eine mögliche<br />

Gestaltung (oben).<br />

Der nördliche Bereich<br />

der Industriezone<br />

(links und unten)<br />

Neues aus der „ZONE“<br />

Der nördlichste Teil der Industriezone an der<br />

Galileistraße bildet eine Art Puffer zwischen den<br />

Stadtvierteln Neustift und Oberau. Das Areal ist geprägt<br />

von einer zum Teil unkontrolliert <strong>gestaltet</strong>en Bebauungsstruktur,<br />

deren Zweckbestimmung nicht nur der Produktion<br />

vorbehalten ist. Die Zone läuft Gefahr, mit baulichen<br />

Eingriffen, die dem öffentlichen Raum, der notwendigen<br />

Durchgrünung und den Dienstleistungseinrichtungen nicht<br />

die nötige Bedeutung zukommen lassen, in städtebauliche<br />

Fragmente zu zerfallen und die Trennung zur Stadt zu verstärken.<br />

Eine städtebauliche Lösung <strong>für</strong> dieses weitläufige<br />

Gelände kann nur durch eine tief greifende verkehrstechnische<br />

Umgestaltung (Untertunnelung der Galileistraße und<br />

Straßenbahnlinie) erfolgen, unter Beibehaltung der Nutzung<br />

als Produktionszone und durch die Ausweisung von Flächen<br />

<strong>für</strong> öffentliche Einrichtungen und Wohnen.<br />

40 – Stadtteile im Wandel


Die Siedlungsstruktur<br />

um die Sigmundskroner<br />

Brücke<br />

SIGMUNDSKRON: Leben am Fluss<br />

Der Bereich um die Sigmundskroner Brücke besteht<br />

aus einem historisch-ländlichen Siedlungskern mit<br />

lockerer Bebauung am Fuße des Schlosses entlang<br />

der Etsch. Die Siedlung befindet sich in unmittelbarer<br />

Nähe der Bahnlinie <strong>Bozen</strong>-Meran, ist mit einer Haltestelle<br />

ausgestattet und somit aus allen Richtungen leicht erreichbar.<br />

Ihre Lage zwischen der Erweiterungszone Firmian, der<br />

Etsch und dem Ortskern von Frangart macht sie zu einem<br />

idealen Standort <strong>für</strong> das Wohnen im Grünen und am<br />

Wasser. Sigmundkron besitzt beste Verkehrsverbindungen<br />

zu <strong>Bozen</strong>, nämlich Bahn, Radwege und potentielle<br />

“Fußgängerkorridore” zur Drusustraße hin, und bietet<br />

sich auch deshalb <strong>für</strong> eine Wohnbebauung mit geringer<br />

Dichte an. Bauliche Eingriffe und Maßnahmen zur weiteren<br />

Urbanisierung müssen auf die Aufwertung des<br />

Gebietes hin zielen und dabei einigen bereits bestehenden<br />

Strukturen wie Mebocenter, Gleisanlagen und Bahnhof,<br />

Rechnung tragen.<br />

41 – Stadtteile im Wandel


Moritzing (oben).<br />

Die Drususallee (unten links).<br />

Rentsch (unten rechts)<br />

STADTERWEITERUNG:<br />

Wie und wo sonst noch?<br />

Kernpunkte dieses Maßnahmenkatalogs sind die Eingriffe<br />

im konsolidierten Stadtgefüge und in den Stadterneuerungsgebieten.<br />

Zusätzliche Bebauungen müssen<br />

auf den effektiven Bedarf, auf die zeitliche Umsetzung<br />

aller geplanten Maßnahmen sowie auf eine rigorose Beschränkung<br />

des Flächenverbrauchs abgestimmt sein. Die<br />

Leitlinien zur städtebaulichen Entwicklung richten sich danach,<br />

Zonen und Flächen, welche gerade in den letzten Jahren<br />

verdichtet wurden, nicht noch weiter zu verbauen. Kleinere<br />

Eingriffe können auf die verschiedenen Stadtviertel entlang<br />

der Hauptachsen der Stadt verteilt werden mit entsprechender<br />

Anbindung an die Grünkeile und deren Richtungslinien.<br />

Zum Beispiel: Die Drususstraße, das Tor zur Stadt: eine auch<br />

hohe Bebauung als urbane Verdichtung rund um die Meraner<br />

Kreuzung; Moritzing, Grenzsteine am Stadtrand: ein bergseitiger<br />

Streifen entlang der Vittorio-Veneto-Straße mit geringer<br />

Dichte und mit dreigeschossigen Stadtvillen punktuell<br />

bebaut, auch um den Grünkeil frei zu halten; Rentsch<br />

bleibt Rentsch: eine leichte Verbauung mit niederer Baudichte<br />

um den Ortskern; die Handwerkerzone an der Drususstraße<br />

und die Zone Pfarrhof mit einem Potential zur Nutzungsänderung<br />

und städtebaulichen Aufwertung auch durch ein Angebot<br />

an Wohnnutzung. Da diese Zonen bereits ein stark<br />

verdichtetes Gefüge aufweisen, müssen sie mit öffentlichem<br />

Grün hinreichend ausgestattet sein ohne bis zum Sättigungsgrad<br />

verbaut zu werden. Die Kasernenareale fallen in den<br />

Zuständigkeitsbereich von Staat und Land. Auch wenn deren<br />

Auflassung in der Agenda noch nicht vorgesehen ist, sind sie als<br />

potentielle Flächen <strong>für</strong> Wohnnutzung und Dienstleistungen<br />

auch im zukünftigen <strong>Bauleitplan</strong> zu berücksichtigen.<br />

42 – Stadtteile im Wandel


Ein verbindliches REGELWERK<br />

Die Strukturplanung ist ein “Rahmen”, innerhalb<br />

dessen Richtlinien und methodische Umsetzungsprozesse<br />

zu entwickeln sind. Sie soll ein System<br />

von Objektiven und Zielen aufzeigen, die in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen öffentlicher Verwaltung und privaten<br />

Akteuren erarbeitet und erreicht werden können.<br />

Der Strukturplan hat den Zweck, Leitlinien <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

eines Gebietes aufzustellen und jene besonderen<br />

Maßnahmen, welche <strong>für</strong> deren Umsetzung nötig<br />

sind, zu definieren. Dadurch wird ein Planungsprozess in<br />

Gang gebracht, der geeignet ist, Prioritäten zu setzen und<br />

gleichzeitig konkrete Bedingungen <strong>für</strong> die technischen<br />

Verfahren, Fristen, Inhalte und Rollen zu schaffen. Ein<br />

„Strukturplan“ erfordert eine neue methodologische<br />

Herangehensweise und andere urbanistische Instrumente<br />

als die herkömmlichen. Dazu bedarf es integrierter<br />

Maßnahmen auf allen Ebenen, bei denen die raumplanerischen<br />

Veränderungen – und somit auch die entsprechenden<br />

Projekte – in ihrer Durchführung durch geeignete<br />

Verfahren abgedeckt sind.<br />

43 – Ein verbindliches Regelwerk


INHALTE des Planes<br />

So wie bei den Inhalten und bei der Form eher auf<br />

Erneuerung als auf Kontinuität gegenüber der geltenden<br />

<strong>Bauleitplan</strong>ung gesetzt wurde, besteht auch<br />

in der Erstellungsmethode und in der potentiellen<br />

Akzeptanz des Planes die Notwendigkeit, andere Verfahren<br />

und Wege als in der Vergangenheit einzuschlagen. Das<br />

Beziehungsnetz zwischen den einzelnen Körperschaften,<br />

zwischen Bürgern und Körperschaften, zwischen öffentlichen<br />

und privaten Interessen muss neu geknüpft und verwoben<br />

werden. Auch unsere herkömmlichen Durchführungspläne<br />

sind ungeeignet, mittlerweile in Europa übliche<br />

Qualitätsstandards der Stadtplanung zu berücksichtigen<br />

und weit davon entfernt, jene komplexen Eingriffe voraus<br />

zu planen, die nötig sind, um zwischen öffentlichem Raum,<br />

Straßen und r<strong>einen</strong> Dienstleistungen zu unterscheiden.<br />

Dazu braucht es komplexe Instrumente wie integrierte<br />

Programme zur städtebaulichen Aufwertung. Verfahren der<br />

strategischen Planung können somit konzertiert eingeleitet,<br />

private Ressourcen miteinbezogen und Ordnungsmuster an<br />

die Kontextbedingungen und an die verfügbaren Ressourcen<br />

angepasst werden. „Gemeinsames Planen” kann neue<br />

Regeln hervorbringen und erfordert Freiwilligkeit und Verantwortungsbewusstsein<br />

aller lokal Beteiligten. Es beruht<br />

nicht mehr auf dem hierarchischen System von Autorität<br />

und Kontrolle, das in der Vergangenheit die Genehmigung<br />

der Bauleitpläne gekennzeichnet hat. Nur unter Miteinbeziehung<br />

der politischen und technischen Struktur des<br />

Landes kann schließlich ein neues urbanistisches Regelwerk<br />

entstehen. Information und Bürgerbeteiligung müssen das<br />

qualifizierende Kennzeichen des <strong>neuen</strong> <strong>Bauleitplan</strong>es sein.<br />

Bereits mit dieser Vorstudie wurde ein Verfahrensprozess<br />

eingeleitet, wo die Beteiligung (derzeit reduziert auf die<br />

Formulierung so genannter „Bemerkungen zum BLP“)<br />

Die Planungsinstrumente des <strong>Bauleitplan</strong>es gliederen<br />

sich in Masterplan, Durchführungspläne, Übereinstimmung<br />

von Zeitprogramm und konkreter Umsetzung<br />

der Pläne und Projekte, in die Rolle der urbanistischen<br />

„Bindungen“ und in die entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen.<br />

Prozesse sind in Gang zu setzen: zur Novellierung<br />

des Regelwerkes (wie z.B. beim Ensembleschutz); zur<br />

Erneuerung der Verfahren (in Zusammenarbeit mit dem<br />

Land); zu einer Neudefinition der Beziehungen mit den angrenzenden<br />

Gemeinden. Inhaltliche Maßnahmen sind<br />

abzuklären und zu erproben wie: Trennung zwischen Struktur-<br />

und Einsatzplan, auch unter Einbringung der Masterplan-Erfahrungen;<br />

Ausgleichsverfahren als Instrument zur<br />

Steuerung von städtebaulichen Prozessen wie Wachstum,<br />

Eingrenzung und Umstrukturierung; Gleichzeitigkeit bei<br />

der Ausarbeitung der Planungsinstrumente (neuer Plan,<br />

Anpassungsvarianten, städtebauliche Projekte, punktuelle<br />

Eingriffe, einzelne Bauprojekte); verschiedene Maßstabsebenen<br />

der Projektierung. Zwischen der Form und den entsprechenden<br />

Schritten zur Erstellung des Plans sind alle<br />

operativen Maßnahmen und Prozesse zu berücksichtigen –<br />

die bereits begonnenen, die geplanten oder auch nur die<br />

angedachten. Dies muss zeitlich parallel zur Ausarbeitung<br />

und in Abhängigkeit zu den Strategien des Planes erfolgen.<br />

URBANISTIK: Normen, Gesetze<br />

nicht mehr <strong>einen</strong> Schlussakt bildet, um getroffene Entscheidungen<br />

demokratisch zu legitimieren, sondern wo die<br />

Allgemeinheit statt dessen im Vorfeld angehört und miteinbezogen<br />

wurde. Beteiligung und Kommunikation müssen<br />

in organisierten Rahmenverhältnissen durch <strong>einen</strong> speziellen<br />

Verfahrensweg <strong>gestaltet</strong> und strukturiert werden, um<br />

das Heranreifen von inhaltlichen Entscheidungen zu<br />

begleiten. Der <strong>Bauleitplan</strong> kann schließlich nicht von der<br />

Umweltbilanz absehen, auf deren Einhaltung und Verbesserung<br />

alle Planungsentscheidungen nachweislich ausgerichtet<br />

sein müssen. Es ist sinnvoll und zweckmäßig, den<br />

gesamten Planungsprozess mit einer strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

zu begleiten, welche gemäß EU-<br />

Richtlinie bei der Abfassung eines städtebaulichen Planes<br />

dieser Größenordnung durchgeführt werden muss mit dem<br />

Ziel, die Angemessenheit der urbanistischen Entscheidungen<br />

anhand ihrer Nachhaltigkeit zu beurteilen, die Umweltbelastungen<br />

aufzuzeigen und eventuell fällige Reduzierungs-<br />

und Ausgleichsmaßnahmen zu setzen.<br />

44 – Ein verbindliches Regelwerk

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!