Reichsverfassung und Landstände - obere-meerbach.de
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nach Inhalt <strong>de</strong>r ostfriesischen Konkordaten, ihrem Lan<strong>de</strong>sfürsten an seinen ihm zukommen<strong>de</strong>n Rechten,<br />
Hoheiten <strong>und</strong> Regalien keinen Eintrag noch Verkleinerung zu tun, ... also soll auch hinwie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sfürst, gegen vorhergesetzte wirkliche Bezeugung seiner gehorsamen <strong>Landstän<strong>de</strong></strong>, dieselbe <strong>und</strong><br />
alle Untertanen bei ihren Privilegien, altem Herkommen <strong>und</strong> guten Gewohnheiten, auch ihrem Hab<br />
<strong>und</strong> Gütern in- <strong>und</strong> außerhalb Lan<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r Billig- <strong>und</strong> Gerechtigkeit ganz ungekränkt lassen, auch gegen<br />
an<strong>de</strong>re schützen <strong>und</strong> schirmen“. Gleichwohl kam es in Ostfriesland neuerlich zu teilweise militärisch<br />
ausgetragenen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen zwischen <strong>de</strong>m Grafen Christian Eberhard <strong>und</strong> seinen <strong>Landstän<strong>de</strong></strong>n,<br />
die auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage einer Entscheidung <strong>de</strong>s kaiserlichen Reichshofrates vom 18. August<br />
1721, wonach <strong>de</strong>r Fürst seine Lan<strong>de</strong>sregierung nach <strong>de</strong>r allgemein bekannten <strong>Reichsverfassung</strong> führen<br />
<strong>und</strong> auch die <strong>Landstän<strong>de</strong></strong> die Lan<strong>de</strong>saccor<strong>de</strong> nicht an<strong>de</strong>rs gebrauchen dürften, als die <strong>Reichsverfassung</strong><br />
das regele 123 , schließlich in <strong>de</strong>r kaiserlichen Finalresolution von 1731 mit einer Teilamnestie en<strong>de</strong>ten<br />
<strong>und</strong> einen geschwächten ostfriesischen Landtag zur Folge hatten.<br />
Erfolgreich verlief auch das Einschreiten <strong>de</strong>s Reichshofrates gegen Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin,<br />
<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Kaiser nach ersten Mahnungen 1715 schließlich am 13.4.1722 <strong>de</strong>utlich<br />
darlegte, dass er die Vasallen <strong>und</strong> Untertanen bei ihrem aus Verträgen <strong>und</strong> Lan<strong>de</strong>sreversalien sowie<br />
darauf gegrün<strong>de</strong>ten kaiserlichen Verordnungen erlangten Recht erhalten <strong>und</strong> gegen die „darwi<strong>de</strong>r unternommenen<br />
Bedrängnisse“ zu beschützen habe 124 . Diese Auseinan<strong>de</strong>rsetzung en<strong>de</strong>te schließlich unter<br />
kaiserlicher Vermittlung mit einem lan<strong>de</strong>sgr<strong>und</strong>gesetzlichen Erbvergleich vom 18. April 1755 125 ,<br />
<strong>de</strong>r, ähnlich <strong>de</strong>m Binger Rezess von 1650 in Kurtrier, je<strong>de</strong> Art lan<strong>de</strong>sherrlichen Absolutismus unterband<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Landtag die beherrschen<strong>de</strong> Stellung unter Führung <strong>de</strong>s A<strong>de</strong>ls bis 1918 beließ.<br />
Mit <strong>de</strong>r Pflicht zur Anzeige beim Kaiser 126 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Anerkennung <strong>de</strong>s Vergleichs als „Pragmatisches<br />
Lan<strong>de</strong>s-F<strong>und</strong>amental-Gesetz“ 127 , das in Druck gegeben 128 <strong>und</strong> im Streitfall von <strong>de</strong>r Reichsgerichtsbarkeit<br />
überprüft wer<strong>de</strong>n sollte 129 , sowie <strong>de</strong>r Anerkennung <strong>de</strong>r reichskonstitutionsmäßigen Rechte <strong>de</strong>s<br />
Kaisers <strong>und</strong> seiner Kommissare überhaupt 130 war die enge Verbindung von landständischer Verfassung<br />
<strong>und</strong> <strong>Reichsverfassung</strong> für je<strong>de</strong>rmann erkennbar <strong>und</strong> unbestreitbar.<br />
In <strong>de</strong>m dritten großen Streitfall <strong>de</strong>s 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, in Württemberg 131 , hatten die Herzöge Eberhard<br />
Ludwig <strong>und</strong> Karl Alexan<strong>de</strong>r von 1699 bis 1731 trotz Nichtberufung <strong>de</strong>r Landtage doch die ständischen<br />
Mitbestimmungsrechte nicht völlig beseitigen können, aber so viele Konflikte aufgehäuft, dass nur ein<br />
vom Kaiser bestätigter Vergleich von 1738 schließlich die Ruhe um <strong>de</strong>n Preis gestärkter Funktionen<br />
<strong>de</strong>s Landtages wie<strong>de</strong>rherstellen konnte. Gegen weitere Versuche zur Abschaffung <strong>de</strong>s Landtages unter<br />
Herzog Karl Eugen beim Reichshofrat eingereichte Klagen führten 1764 zum Erfolg in <strong>de</strong>m Vergleich<br />
von 1770 132 , <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum die Rechte <strong>de</strong>s Landtages bestätigte.<br />
123 Vgl. Moser, ebda S. 1005f.<br />
124<br />
Moser, Von <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shoheit <strong>de</strong>rer Teutschen Reichsstän<strong>de</strong> überhaupt, Frankfurt <strong>und</strong> Leipzig 1773, S.<br />
264-281, hier S. 280f.<br />
125<br />
Des durchlauchtigsten Fürsten <strong>und</strong> Herrn Herrn Christian Lu<strong>de</strong>wigs ... mit <strong>de</strong>ro Ritter- <strong>und</strong> Landschaft getroffener<br />
Lan<strong>de</strong>s-Gr<strong>und</strong>-Gesetzlicher Erb-Vergleich, von Dato Rostock 18. April 1755 (gedruckt). Vgl. Kersten<br />
Krüger, Der Lan<strong>de</strong>s-Gr<strong>und</strong>-Gesetzliche Erb-Vergleich von 1755. Mecklenburg zwischen Monarchie <strong>und</strong><br />
A<strong>de</strong>lsrepublik. In: A<strong>de</strong>l – Geistlichkeit – Militär. Festschrift für Eckardt Opitz zum 60. Geburtstag, hrsg. v.<br />
Michael Bursch <strong>und</strong> Jörg Hillmann, Bochum 1999, S. 91ff.<br />
126 Ebda. § 528.<br />
127 Erklärung von Landmarschall, Ritterschaft <strong>und</strong> <strong>Landstän<strong>de</strong></strong>n, Erbvergleich S. 271.<br />
128 Ebda. § 520.<br />
129 Ebda. § 522.<br />
130 Vgl. ebda. § 1 <strong>und</strong> öfter.<br />
131<br />
Walter Grube, Der Stuttgarter Landtag 1457-1957. Von <strong>de</strong>n <strong>Landstän<strong>de</strong></strong>n zum <strong>de</strong>mokratischen Parlament,<br />
Stuttgart 1957.<br />
132<br />
Volker Press, Der württembergische Landtag im Zeitalter <strong>de</strong>s Umbruchs 1770-1830, in: Zeitschrift für württembergische<br />
Lan<strong>de</strong>sgeschichte 42, 1983, S. 255ff.<br />
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