Nr. 243 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen
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Baum ein paar Äste nehmen. Besonders<br />
die, mit denen er uns nicht<br />
in Ruhe lässt.“<br />
„Das wird“, sprach der Freier, „geordnet<br />
in zwei Minuten.“ Schnappte<br />
sich ein Küchenmesser und trat unter<br />
den Baum, um die fraglichen Äste<br />
auszumachen. In diesem Augenblick<br />
schüttelte sich Adam Arbatzki<br />
so, dass das Bürschchen erst einmal<br />
gehörig nass wurde, und als es<br />
sich mit zwei, drei Schritten in Sicherheit<br />
bringen wollte, stellte ihm<br />
der Adam Arbatzki ein Bein, genauer<br />
gesagt, er stellte dem Lachodder eine<br />
Wurzel, woraufhin dieser dergestalt<br />
stolperte und sich drehte, dass<br />
ihm das Küchenmesser in eine seiner<br />
bemerkenswerten Hinterbacken<br />
fuhr. Der jungen Witwe blieb es vorbehalten,<br />
das Küchenmesser herauszuziehen<br />
und zu säubern, und<br />
es braucht nicht gesagt zu werden,<br />
dass jener Freier ziemlich rasch verduftete.<br />
Ja, und nun begann es sich allmählich<br />
herumzusprechen, was mit diesem<br />
Bäumchen los war, und es gab<br />
nicht wenige in Suleyken, die es höflich<br />
grüßten und hin und wieder<br />
auch ein Wörtchen zu ihm sprachen.<br />
Vor allem fand sich keiner, der bereit<br />
gewesen wäre, das Marjellchen Sofja<br />
als regelrechte Witwe anzusehen –<br />
ein Umstand, der ihr außerordentlich<br />
zu Herzen ging und sie, wo nicht<br />
schwermütig, so doch ratlos machte.<br />
Dieser Zustand hielt auch ein paar<br />
Jährchen an. Aber in ihrem Kopf rumorte<br />
es, rumorte es so lange, bis<br />
ergrübelt war ein neuer Plan, wie<br />
dem Bäumchen zur Rinde zu gehen<br />
wäre. Und sie ließ kommen einen<br />
auswärtigen Knecht aus Schissomir,<br />
einen düsteren Menschen namens<br />
Strichninski, der von nichts wusste.<br />
Diesem wurde aufgetragen, eine Fackel<br />
an das Bäumchen zu legen und<br />
es sachte abpesern zu lassen.<br />
Wickelte auch gleich, dieser Strichninski,<br />
ein Stück Sackleinwand um<br />
einen Knüppel, tauchte ihn in Teer,<br />
zündete ihn an und warf ihn gegen<br />
das Bäumchen. Und jetzt mag man<br />
es glauben oder nicht: die Fackel<br />
prallte so forsch ab, als ob der<br />
Baum sie zurückgeschleudert hätte;<br />
sie flog zu jenem Strichninski zurück<br />
und leckte ihm einen über die Visage,<br />
was bewirkte, dass er schreiend<br />
davonrannte.<br />
Wieder trat Sofja, die junge Witwe, in<br />
den Garten und beschimpfte Adam<br />
Arbatzki im Baum. Aber der blieb<br />
stumm. Schon war das Marjellchen<br />
daran, sich für immer in ihr Geschick<br />
zu fügen, als sich ein kleiner, lebhafter<br />
Gärtner mit Namen Butzereit bei<br />
ihr einstellte, der von ihrem Unglück<br />
vernommen hatte. Kam also zu ihr<br />
und sagte: „Was man zu hören bekommt<br />
über den Adam Arbatzki im<br />
Baum, es stimmt einen nachdenklich.<br />
Aber wer, frage ich, wird sich<br />
nicht wehren, wenn man ihm fährt<br />
an die Haut? Da muss man anders<br />
handeln. Gegen entsprechende Vergütung<br />
würde ich es schon übernehmen.“<br />
„Es wird“, sagte Sofja, „alles vergütet<br />
bei Gelegenheit.“<br />
Was bleibt zu sagen? Dieser kleine,<br />
lebhafte Gärtner nahm ihre Hand<br />
und sagte: „Ich werde“, sagte er,<br />
„das Bäumchen verschönern. Dagegen<br />
wird es wohl nichts haben. Es<br />
geht alles ohne Gewalt.“<br />
Und er ging hin und begann, das Apfelbäumchen<br />
auf verschiedene Weise<br />
zu veredeln: durch, wie es heißt, Äu-<br />
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