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Nr. 243 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen

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800 Rtlr., an Getränken 165 Rtlr., für<br />

Reparatur der Equipage und Hufbeschlag<br />

235 Rtlr., bar auf Befehl des<br />

Generals an Allensteiner Bürger für<br />

die Beobachtung des Feindes (Spionage)<br />

104 Rtlr. So waren die Vorräte,<br />

die man unter Entbehrung und<br />

mit großer Sparsamkeit zusammengebracht<br />

hatte, bald dahin.<br />

General Gardain blieb bis zum 24.<br />

Januar in Allenstein; als er abgezogen<br />

war, kam russische Besatzung.<br />

Napoleon wollte die Verbündeten<br />

umgehen, deshalb ließ er Bernadotte<br />

von Osterode nach der Weichsel zurückgehen.<br />

Bennigsen folgte zunächst<br />

über Osterode und Löbau.<br />

Napoleon hatte von Willenberg aus<br />

seinen Einkreisungsplan den Armeen<br />

bekannt gegeben. Zum Glück kam<br />

dieser nicht an die französischen<br />

Führer, sondern er wurde von einem<br />

Kosaken abgefangen und Bennigsen<br />

überbracht. Dieser beschloss nun,<br />

seine gesamte Armee um Allenstein<br />

und Jonkendorf zu konzentrieren.<br />

Am 3. Februar war die Bewegung<br />

der Russen auf Jonkendorf hin ausgeführt,<br />

während Bernadotte infolge<br />

Täuschung seitens der Russen nicht<br />

nachzog. Auch Napoleon hatte seinem<br />

rechten Flügel am 1. Februar<br />

den Befehl gegeben, auf Allenstein zu<br />

marschieren, dort sollten Augerau,<br />

Ney und Soult den Feind angreifen.<br />

Beide Parteien marschierten auf<br />

Jonkendorf und Allenstein. Am 2.<br />

Februar verließen die Russen Allenstein<br />

in Richtung auf Göttkendorf zu,<br />

und eine französische Abteilung zog<br />

ein. Da musste Vorspann geleistet,<br />

mussten Wagen und Schlitten hergegeben<br />

werden, aber niemand von<br />

den Bürgern der Stadt hatte Wagen,<br />

Schlitten oder Pferde zurückbekommen.<br />

Die Franzosen plünderten<br />

die Stadt vom 2. Februar abends bis<br />

zum 4. früh morgens. Auch das Rathaus<br />

blieb nicht verschont; man<br />

suchte dort nach Geld und Wertpapieren.<br />

Zwei Depositenkassen wurden<br />

zertrümmert, und Pfandbriefe im<br />

Betrage von 4900 Rtlr., und 194<br />

Rtlr., 47 Gr., 14 Pf. in bar fielen in die<br />

Hände der Plünderer. Auch die Anwesenheit<br />

Napoleons störte das<br />

Plündern der Truppen nicht.<br />

Am 3. Februar früh kam Napoleon<br />

selbst nach Allenstein und gab hier<br />

auf dem Marktplatz hoch zu Ross<br />

seine Befehle für die Schlacht bei<br />

Göttkendorf und Jonkendorf. Hier<br />

hätte sich bald sein Schicksal und<br />

das von ganz Europa erfüllt. Ein<br />

preußischer Jäger mit Namen Rydziewski<br />

stieg auf das Dach des Otto<br />

Grunenbergschen Hauses (später<br />

Schuhhaus Tack & Co., Markt 8). In<br />

der Dachrinne stehend, spannte er<br />

seine scharfgeladene Büchse und<br />

legte auf den Kaiser an. Aber einige<br />

Bürger fürchteten die sofortige, vollständige<br />

Zerstörung der Stadt, eilten<br />

dem Rydziewski nach und hielten<br />

ihn von seinem Vorhaben ab. So erzählt<br />

Grunenberg in seiner Geschichte<br />

und Statistik des Kreises<br />

Allenstein von 1864. Urkunden sind<br />

über diesen Vorgang nicht vorhanden,<br />

aber nach kaum 60 Jahren wird<br />

das Ereignis noch frisch im Gedächtnis<br />

der älteren Bürger gewesen<br />

sein, so dass die Erzählung kaum<br />

Anlass zum Zweifeln gibt.<br />

Die Stadt Allenstein blieb nun dauernd<br />

von feindlichen Truppen besetzt.<br />

Die Leiden der Allensteiner<br />

Bevölkerung waren fürchterlich.<br />

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