Nr. 243 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen

Die Lage der Industrie und der arbeitenden
Klassen. Infolge der
günstigen Witterung haben die Arbeiter
bis zum Dezember lohnende
Beschäftigung gefunden. Inzwischen
ist mit der Anfuhr des Langholzes für
die Schneidemühlen und des Eises
für die Brauereien begonnen, auch
fanden zahlreiche Arbeiter während
der Wintermonate Beschäftigung in
den städtischen und fiskalischen
Forsten, so dass die Lage der arbeitenden
Klassen befriedigend ist, zumal
da die Löhne nur unbedeutend
gesunken sind.
Sonstige Vorkommnisse. Am 10.
Oktober feierte Herr Oberbürgermeister
Belian sein 30-jähriges Dienstjubiläum
und am 27. Oktober seinen 75.
Geburtstag.
Am 19. Oktober fand die Feier des
10jährigen Bestehens der Abteilung
Allenstein der deutschen Kolonialgesellschaft
statt.
Am 23. Oktober verstarb in Charlottenburg
der Ehrenbürger der Stadt
Allenstein Stadtrat a. D. Walter. Am
30. Oktober fand die Einweihung der
Lungenheilstätte für weibliche Personen
im Allensteiner Stadtwalde
statt, aus welchem Anlass die
Stadtgemeinde dieser Anstalt zwei
silberne Leuchter und ein wertvolles
Bild von I.M. der Kaiserin überwies.
Am 8. November war zum Zweck der
Einrichtung einer staatlichen Haushaltungsschule,
eines Haushaltungs-
Lehrerinnen-Seminars in hiesiger
Stadt ein Ministerial-Kommissar anwesend.
Obgleich bindende Beschlüsse
noch nicht gefasst werden
konnten, begegnete das Unternehmen
in unserer Stadt doch großen
Sympathien bei den Vertretern der
erschienenen Behörden, die Beiträge
zu den Unterhaltungskosten leisten
sollen.
Am 28. November fand im Anschluss
an eine Kreistagssitzung die
Einführung des neugewählten Landrats
Herrn Dr. Pauly durch den Herrn
Regierungs-Präsidenten statt.
Am 3. Dezember haben die städtischen
Vertretungen für das hier zu
errichtende Kopernikus-Denkmal einen
Betrag von 3000 M. bewilligt.
Vor 200 Jahren - Napoleon in Allenstein
Nach über 40 Friedensjahren brach
das Unglück wieder mit elementarer
Gewalt herein. Am 16. August 1803
brannten die Krummstraße, die
südwestliche Marktseite und die
westliche Seite der Richtstraße. Ein
Viertel der Stadt war ein Raub der
Flammen geworden, 63 Häuser lagen
in Schutt und Asche. Dann kam
das Unglücksjahr 1806/07. Das
Ermland hatte unter der feindlichen
Invasion härter zu leiden als die anderen
preußischen Landesteile, da
innerhalb dieses Gebietes die Heere
Napoleons, Preußens und Russlands
miteinander rangen und abwechselnd
monatelang im Quartier
lagen. Schon Anfang 1806 zogen
russische Truppen, die seit November
1805 Hannover besetzt hatten,
durchs Ermland ostwärts in ihre
Heimat.
Jeder Krieg brachte Not und Entbehrungen
mit sich; dieser aber
mehr als alle vorangegangenen. Napoleon
übte in seinem Reiche die
größte Nachsicht; denn er wusste
wohl, dass rücksichtsloses Handeln
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