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Die osteuropäischen Juden - Martin Bucer Seminar

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Thomas Schirrmacher<br />

<strong>Juden</strong>tum ein, 20 wobei er die Bekehrung<br />

des Volkes der Khasaren recht<br />

umfassend veranschlagt.<br />

<strong>Die</strong> Frage der Nachwirkungen streift<br />

er aber nur kurz am Ende, 21 ohne eine<br />

eigene These zu entwickeln, auch wenn<br />

er die These, die <strong>osteuropäischen</strong> <strong>Juden</strong><br />

seien Nachfahren der Khasaren, eher<br />

kritisch sieht, wobei er weniger damit<br />

meint, dass Nachfahren der jüdischen<br />

Khasaren nicht in die jüdische Gemeinschaft<br />

eingegangen sein können, als die<br />

These, dass die Aschkenasim ganz oder<br />

überwiegend von den Khasaren abstammen.<br />

Gleichzeitig listet er jeweils mit<br />

Belegen auf, wo überall noch Nachfahren<br />

der Khasaren verstreut wurden. 22<br />

Dunlop scheint später nichts mehr zu<br />

den Khasaren veröffentlicht zu haben,<br />

sondern sich der arabischen Zivilisation<br />

zwischen 700 und 1500 zugewandt zu<br />

haben.<br />

Koestler 1976<br />

Der jüdische Autor Arthur Koestler<br />

geht in seinem teilweise romanhaften<br />

Buch ‚Der dreizehnte Stamm‘ 23 davon<br />

aus, dass das mittel alterliche Reich<br />

der Khasaren der Ursprungsort der<br />

osteuro päischen <strong>Juden</strong> und damit des<br />

größten Teils der gegen wärtigen <strong>Juden</strong><br />

über haupt ist. Als das Khasarenreich,<br />

das zwi schen dem 7. und 10. Jh. als<br />

jüdi scher Staat zwischen dem Kaukasus<br />

und der Wolga auf dem Höhepunkt<br />

seiner Macht stand und im 12.<br />

und 13. Jh. unterging, verstreuten sich<br />

die khasari schen <strong>Juden</strong> in Osteuropa,<br />

vor allem in Russland und Polen, so<br />

„daß ein wesentli cher Teil – viel leicht<br />

sogar die Mehrheit der Ostjuden – und<br />

damit auch des Weltju dentums – vielleicht<br />

khasarischer und nicht semitischer<br />

Ab stammung ist.“ 24 (<strong>Die</strong> Khasaren<br />

waren ein Turkvolk.) Für Koestler<br />

steht, wenn auch zum Teil nur durch<br />

Indizien beweise, fest, dass „die Hauptmasse<br />

der modernen <strong>Juden</strong> ... nicht<br />

palästinensi schen, son dern kaukasischen<br />

Ursprungs“ 25 ist. „Der Hauptstrom<br />

der jüdischen Ein wanderung<br />

floß nicht aus den Mittel meerländern<br />

über Frankreich und Deutschland nach<br />

Osten und dann wieder zurück. <strong>Die</strong>ser<br />

Strom bewegte sich vielmehr aus dem<br />

Kaukasus ständig in westlicher Richtung<br />

durch die Ukraine nach Polen<br />

und von dort nach Mit teleuropa.“ 26<br />

Den Einfluss der Khasaren könne man,<br />

so Koestler, bis heute in Sprache und<br />

Schrift, in der typischen Klei dung der<br />

<strong>osteuropäischen</strong> <strong>Juden</strong> und an ande ren<br />

kul turellen Einflüssen erkennen.<br />

Aller dings scheint es Koestler<br />

„unmöglich, eine zahlen mäßige Relation<br />

zwi schen Khasaren, Se miten und<br />

den genetischen Beiträgen an derer Völker<br />

zu der heutigen Gesamtmasse herzustellen“<br />

27 . Aufgrund der Rassenforschung,<br />

die Koestler insgesamt sehr<br />

skeptisch beurteilt, steht für Koestler<br />

mit den Wor ten von Juan Comas fest,<br />

„daß die <strong>Juden</strong> als Ganzes so große<br />

morphologische Verschiedenheiten<br />

untereinander aufweisen, wie sie sonst<br />

nur zwi schen den Angehörigen zweier<br />

oder meh rerer Rassen zu finden sind“ 28 .<br />

Meist weisen die jeweili gen Ju den mehr<br />

Gemeinsamkei ten mit ihren Gastvölkern<br />

auf als untereinander oder mit<br />

6<br />

MBS Texte 23

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