Die osteuropäischen Juden - Martin Bucer Seminar
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Thomas Schirrmacher<br />
züge auslösten. Aus diesem Zusammentreffen<br />
entstanden die aschkenasischen<br />
<strong>Juden</strong>. <strong>Die</strong> Nachnamen Kagan und<br />
Kaganovitch und die Dorfnamen<br />
in Polen wie Kaganka bezeugen die<br />
Anwesenheit der jüdischen Khasaren in<br />
dieser Gegend.“ 49<br />
Alexei Terechtchenko grenzt sich<br />
2005 weitgehend von Koestler ab, ist<br />
aber trotzdem der Meinung, dass ein<br />
Teil der Khasaren von den Aschkenasim<br />
absorbiert wurde. 50<br />
Veseline Vachkova kommt 2006 zu<br />
dem Schluss, dass von den unmittelbar<br />
in der Ukraine und in bei Kiew lebenden<br />
<strong>Juden</strong> abgesehen das Schicksal der<br />
jüdischen Khasaren im Dunkel bleibt. 51<br />
Shlomo Sand 2008<br />
Shlomo Sand vertritt in seinem<br />
Buch ‚<strong>Die</strong> Erfindung des jüdischen<br />
Volkes: Israels Gründungsmythos auf<br />
dem Prüfstand‘, dass die gemeinsame<br />
biologische Abstammung der <strong>Juden</strong>,<br />
also die ‚Rasse‘ der <strong>Juden</strong>, ein Mythos<br />
sei. 52 Wir führen ihn hier stellvertretend<br />
für eine in Israel stattfindende<br />
Debatte zwischen den traditionellen<br />
Vertretern einer abstammungsmäßigen<br />
Gemeinsamkeit aller <strong>Juden</strong> – auch als<br />
Grundlage des jüdischen Staates – und<br />
Kritikern wie Sand, die dies ablehnen<br />
und den jüdischen Staat in gemeinsamen<br />
Überzeugungen der Freiheit und<br />
Sicherheit wurzeln lassen wollen. 53<br />
Eine gute Zusammenfassung bietet die<br />
Wikipedia:<br />
„Sand vertritt die These, dass die heute<br />
in Israel lebenden <strong>Juden</strong> keine Nachfahren<br />
von Bewohnern Judäas zur Zeit<br />
des Ersten und Zweiten Tempels seien,<br />
sondern Abkömmlinge diverser Bevölkerungsgruppen<br />
aus verschiedenen<br />
Bereichen des Mittelmeerraumes. Ein<br />
jüdisches Volk habe nie als Entität mit<br />
gemeinsamem nationalen Ursprung<br />
existiert, sondern sei aus einer bunten<br />
Mischung verschiedenster Gruppen entstanden,<br />
die zu unterschiedlichen Zeiten<br />
den jüdischen Glauben angenommen<br />
hätten. ... Das spätere Auftauchen<br />
jüdischer Gemeinschaften außerhalb<br />
Judäas ist nach Sand nicht auf Vertreibung<br />
der dort lebenden <strong>Juden</strong>, sondern<br />
auf Konversion indigener Bevölkerung<br />
zum <strong>Juden</strong>tum zurückzuführen. Nicht<br />
ein jüdisches Volk, sondern die jüdische<br />
Religion habe sich ausgebreitet. Wenn<br />
es überhaupt eigentliche <strong>Juden</strong> gebe,<br />
dann als arabische Palästinenser.“ 54<br />
Micha Brumlik hebt hervor, dass es<br />
Shlomo Sand um den Versuch geht, die<br />
Selbstdarstellung der <strong>Juden</strong> als eines<br />
ethnischen Kollektivs in kaum unterbrochener<br />
Kontinuität seit der augusteischen<br />
Zeit zu widerlegen.<br />
Denn das <strong>Juden</strong>tum sei eine erfolgreich<br />
missionierende Religion gewesen,<br />
weil in seinem Monotheismus die Religion<br />
ethisiert worden sei und zu sozialer<br />
Fürsorge angeleitet habe, was auf das<br />
heidnische Umfeld anziehend gewirkt<br />
habe.<br />
Sands Hauptargumente sind:<br />
• Es gab keine Exilierung der <strong>Juden</strong> 70<br />
n. Chr., denn die Römer vertrieben<br />
Völker nicht. 55<br />
10<br />
MBS Texte 23