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Betriebswirtschaftliche Analysen richtig visualisieren - Hichert+Partner

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<strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

Prof. Dr. Rolf Hichert, MIS Schweiz AG, Zürich<br />

In diesem Artikel wird gefordert, dass im Rahmen von Managementberichten betriebswirtschaftliche<br />

<strong>Analysen</strong> "<strong>richtig</strong>" visualisiert werden sollen. Als Managementbericht wird hierbei eine<br />

periodisch (meistens monatlich) aktualisierte und in einer vorgegebenen Struktur und möglichst<br />

einheitlicher Form dargestellte Zusammenfassung von wichtigen Unternehmensdaten bezeichnet.<br />

Die hierfür verwendeten Medien sind Papier (Berichtsmappe oder Tischvorlage), Leinwand<br />

(bei Präsentationen) und Bildschirm (interaktive Systeme, MIS). Ein Managementbericht besteht<br />

meistens aus mehreren Berichtsseiten (Bildschirmseiten, Papierseiten), die wiederum aus<br />

einzelnen Berichtskomponenten (Texte, Diagramme, Tabellen) zusammengesetzt sind.<br />

Nachfolgend geht es um einen Aspekt dieser Managementbericht, nämlich um die Gestaltung<br />

von Diagrammen. Einige dieser Forderungen sind aber ohne weiteres auch auf Texte und<br />

Tabellen übertragbar.<br />

Das "<strong>richtig</strong>e Visualisieren" von betriebswirtschaftlichen Tatbeständen, um so das Management<br />

zu "informieren", gehört zu den wichtigen Controllingaufgaben. Diese Informationen sollen dabei<br />

einerseits "<strong>richtig</strong>" und andererseits für die Entscheidungsfindung "wichtig" sein. Außerdem wird<br />

erwartet, dass es sich dabei sowohl um "aktuelle" als auch "verständliche" Informationen<br />

handelt.<br />

Nicht verstandene Information ist keine Information, sondern Rauschen (ich weiß gar nicht, um<br />

was es hier geht) oder Redundanz (das weiß ich doch schon). Information liegt damit immer<br />

"irgendwo zwischen Rauschen und Redundanz": Ein Minimum an Redundanz ist dabei unvermeidbar,<br />

denn ich muss immer schon etwas wissen, um eine Information zu verstehen. Und ein<br />

Minimum an Rauschen ist ebenfalls nicht vermeidbar, da sich viele Informationen an mehrere<br />

Empfänger richten, deren Vorwissen naturgemäß unterschiedlich ist.<br />

Es sollte also nur verstandene Information als Information bezeichnet werden, denn nur die<br />

verstandene Information verändert das Wissen des Empfängers über bestimmte Tatbestände<br />

und ist damit in der Lage, sein Entscheidungsverhalten zu beeinflussen. Ein Bericht, eine Grafik<br />

oder eine Tabelle, die auf dem Schreibtisch des Managers liegt und noch nicht gelesen und<br />

damit auch nicht verstanden wurde, ist in diesem Sinne keine Information: Es handelt sich dabei<br />

lediglich um Daten, die erst dann zu Information werden können, wenn sie dazu beitragen, das<br />

Wissen des Betrachters zu verändern. Mit diesen Überlegungen wird auch leicht klar, dass eine<br />

bestimmte Analyse oder eine bestimmte Grafik für unterschiedliche Empfänger in der Regel<br />

völlig unterschiedliche Informationen enthält.<br />

Grafische Darstellungen in Form von Diagrammen haben bei der betriebswirtschaftlichen<br />

Analyse große Verbreitung erfahren, zumal zahlreiche Software-Werkzeuge zur bequemen<br />

Grafikerstellung bereitstehen – allen voran Microsoft Excel, das wohl mit Abstand beliebteste<br />

Controller-Werkzeug.<br />

Businessgrafiken, Diagramme und Geschäftsgrafiken sind heute synonym verwendete Begriffe<br />

für die visuelle, analoge Darstellung von betriebswirtschaftlichen Zahlenwerten, die dem Analysierenden<br />

als Zahlenreihen oder Tabellen zur Verfügung stehen. In vielen Fällen werden<br />

derartige "Business Charts" allerdings eher zur "Dekoration" von Managementberichten denn als<br />

gezielte Information eingesetzt.<br />

Die folgenden Hinweise sollen dazu beitragen, "professionellere" Diagramme im Rahmen von<br />

Managementberichten zu verwenden. Unter professionell soll hier handwerklich gut, grafisch<br />

ansprechend und fachlich kompetent verstanden werden.<br />

In diesem Beitrag geht es nicht darum, die grafische Darstellungsform beliebig ausgewählte<br />

Zahlenreihen zu beurteilen, die lediglich zum besseren Verständnis einer individuellen Ad-hoc-<br />

Analyse beitragen soll. Diese Form der Zahlenanalyse – oft interaktiv mit geeigneten Analysewerkzeugen<br />

vorgenommen – hilft dem Untersuchenden, sich Klarheit über die gesuchten oder<br />

zu vermittelnden Aussagen zu verschaffen. Diese Form dient dazu, Hypothesen mit Hilfe des<br />

verfügbaren Datenmaterials zu formulieren, zu untermauern oder zu widerlegen. Diese grafischen<br />

Darstellungen haben Arbeitscharakter, sie werden spontan erstellt und wieder gelöscht –<br />

sie sind sozusagen die "grafische Schnittstelle" zwischen Datenbank und Benutzer.


Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

In diesem Beitrag geht es stattdessen vorrangig darum, Businessgrafiken zur Vermittlung von<br />

bestimmten Informationen einzusetzen, die für das Management von hoher Bedeutung sind.<br />

Diese Diagramme basieren auf Zahlen, die zur Erweiterung des vorhandenen Wissens der<br />

Führungskräfte und damit zur Entscheidungsfindung herangezogen werden. Derartige Businessgrafiken<br />

werden eingesetzt, um eine "Message" zu vermitteln: Es geht hier darum, etwas<br />

auszudrücken, auf etwas hinzuweisen, etwas zu unterstreichen oder zu vermitteln. Ich muss<br />

dabei also wissen, was ich sagen will, um zu sagen, was ich zu sagen habe...<br />

1 Eine Aussage vermitteln<br />

Wir können keine Businessgrafik in diesem Sinne entwerfen, wenn nicht klar ist, was wir sagen<br />

wollen. Diese Aussage ("Message") muss formuliert werden, bevor wir uns an die Auswahl der<br />

bestgeeignete grafischen Darstellungsform machen. Gegen diese Forderung wird bei vielen<br />

betriebswirtschaftlichen <strong>Analysen</strong> verstoßen.<br />

Eine derartige "Message" besteht aus einer vollständigen Aussage in Form von einer Feststellung<br />

oder Behauptung wie "Im Werk Berlin sind die Anlaufverluste nach einem Schichtwechsel<br />

größer als zehn Prozent" oder "Wir haben die Warenbestände gegenüber dem Vorjahr um vier<br />

Millionen Euro gesenkt" oder "Mehr als die Hälfte der befragten Kunden erwartet von uns einen<br />

besseren Telefonsupport".<br />

Diese Aussagen können aber auch Empfehlungen sein wie "Wir sollten in Italien zwei neue<br />

Standorte eröffnen", "Mehr als zehn neue Vertriebsmitarbeiter sind erforderlich, um das Umsatzziel<br />

im kommenden Jahr zu erreichen" oder "Unsere drei Filialen in der Schweiz sollten baldmöglichst<br />

verkauft werden". Feststellungen sind die heute bei weitem überwiegende Form bei<br />

der Darstellung von Controllingergebnissen, während Empfehlungen natürlich das wären, was<br />

die Empfänger weitaus lieber vom Controlling erhalten würden, die Erarbeitung von Empfehlungen<br />

ist aber deutlich zeitaufwendiger – und schwieriger.<br />

Feststellungen und Empfehlungen sollten so formuliert werden, dass der Leser darauf mit "wie?"<br />

oder "warum?" reagieren würde – und das Ziel der grafischen Darstellung ist es, genau diese<br />

Fragen zu beantworten. Informationen, die nicht dazu beitragen, diese Message in Feststellungs-<br />

oder Empfehlungsform zu unterstreichen, haben in der grafischen Darstellungen keinen<br />

Platz.<br />

<strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> in grafischer Form mit schlichten Titeln wie "Personalentwicklung",<br />

"Umsatzentwicklung", Bilanzkennzahlen" oder "Deckungsbeitragsrechnung" – ohne jede<br />

schriftlich formulierte Aussage – sind heute leider der Standard bei den Managementberichten:<br />

Fehlende Aussagen sind aber der wesentlichste Grund für schwer verständliche, unklare und<br />

ungeliebte <strong>Analysen</strong> und damit die geringe Akzeptanz und Resonanz auf aufwendig erstellte<br />

Berichte.<br />

Fragen und prädikatslose Sätze wie "Im letzten Monat sinkende Fixkosten", "Höherer Umsatz<br />

gegenüber dem Vorjahr" oder "Wieder bessere Ergebnisse" sind keine Aussagen im hier<br />

verstandenen Sinn. Dazu sind Formulierungen wie "sinkend", "höherer" und "besser" wenig<br />

hilfreich, da sie schwammig und nicht treffend sind.<br />

Nachfolgend wird gezeigt, wie aus einem Umsatzdiagramm, wie es heute bei vielen Managementberichten<br />

zu finden ist, eine "Aussage-orientierte" Analyse wird. Ausgang ist das in Schaubild<br />

1 dargestellte Diagramm, das durchaus gestalterischen Ansprüchen (keine unnötigen<br />

Gestaltungselemente wie 3-D und Schatten, Zahlen in der Grafik, klare Titelangabe, Quellennennung<br />

und so weiter) genügt –- aber dieses Schaubild "sagt nichts".<br />

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Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Nettoumsatz in Mio. EUR<br />

1995 - 2003<br />

402<br />

366<br />

388<br />

330<br />

307 309<br />

333<br />

305<br />

327<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

2002 2003<br />

Budget<br />

Quelle: veröffentlichte Jahresabschlusszahlen 1995 bis 2002 (nominal) sowie Budget 2003<br />

Schaubild 1: Diese Businessgrafik ist ein typisches Beispiel für eine Analyse "ohne<br />

Message"<br />

Indem der Controller Stellung bezieht, werden die gleichen Zahlen wie in Schaubild 1 in einem<br />

ganz anderen Licht gesehen.<br />

In den Schaubilder 2 bis 4 wird beispielhaft gezeigt, dass völlig unterschiedliche Dinge in<br />

diesen neun Zahlenwerten gesehen werden können. Es ist leicht einzusehen, dass die Anzahl<br />

der unterschiedlichen Sichten mit steigender Komplexität einer Analyse zunimmt – und auch<br />

wichtiger wird.<br />

Der Betrachter einer Analyse erwartet, dass ihm gesagt wird, warum er ein bestimmtes Schaubild<br />

näher betrachten sollte – und genau dies ist die Aufgabe der als Überschriftzeile ausgebildeten<br />

Message in Form einer Feststellung oder Empfehlung.<br />

Seite 3 von 16


Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

2003 ist eine Umsatzsteigerung von sechs Prozent geplant<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Nettoumsatz in Mio. EUR<br />

1995 - 2003<br />

330<br />

307 309<br />

333<br />

402<br />

305<br />

327<br />

366<br />

388<br />

+6%<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

2002 2003<br />

Budget<br />

Quelle: veröffentlichte Jahresabschlusszahlen 1995 bis 2002 (nominal) sowie Budget 2003<br />

Schaubild 2: Bei allen Schaubildern sollte angestrebt warden, dass die "Message" im<br />

Schaubild deutlich hervorgehoben wird.<br />

Der Plan von 2003 liegt niedriger als 1999<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Nettoumsatz in Mio. EUR<br />

1995 - 2003<br />

402<br />

388<br />

366 -1%<br />

330<br />

307 309<br />

333<br />

305<br />

327<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

2003<br />

Budget<br />

Quelle: veröffentlichte Jahresabschlusszahlen 1995 bis 2002 (nominal) sowie Budget 2003<br />

Schaubild 3: Es ist immer wieder überraschend, wie unterschiedlich die gleichen<br />

Zahlenwerte interpretiert werden können (beispielsweise bei Vergleich der Schaubilder<br />

2 und 3).<br />

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Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

Das durchschnittliche Wachstum von 2000 bis 2003 beträgt<br />

acht Prozent pro Jahr<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Nettoumsatz in Mio. EUR<br />

1995 - 2003<br />

330<br />

307 309<br />

333<br />

402<br />

305<br />

327<br />

366<br />

388<br />

Ø Wachstum<br />

8% pro Jahr<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Budget<br />

Quelle: veröffentlichte Jahresabschlusszahlen 1995 bis 2002 (nominal) sowie Budget 2003<br />

Schaubild 4: Die Beschränkung auf wenige Zeitperioden oder die Hervorhebung nur<br />

einzelner Perioden ist ein häufig eingesetztes Mittel zur bewussten oder unbewussten<br />

Beeinflussung des Betrachters.<br />

Die Konjunkturzyklen sind im Mehrjahresvergleich gut zu erkennen<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Nettoumsatz in Mio. EUR<br />

1995 - 2003<br />

402<br />

366<br />

388<br />

330<br />

307 309<br />

333<br />

305<br />

327<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

2003<br />

Budget<br />

Quelle: veröffentlichte Jahresabschlusszahlen 1995 bis 2002 (nominal) sowie Budget 2003<br />

Schaubild 5: Durch Hervorhebung mit Linien, Pfeilen oder Umrahmungen wird die zu<br />

vermittelnde Aussage eines Schaubildes deutlich erleichtert.<br />

Die hier gezeigten vier "Interpretationen" der Zahlenwerte von Schaubild 1 mit Hilfe der Schaubilder<br />

2 bis 5 zeigen, wie unterschiedlich die gleichen Zahlenwerte gesehen werden können.<br />

Während dies bei diesem einfachen Beispiel als vermeidbar oder gar unnötig gesehen werden<br />

kann, so wird die Bedeutung der zu vermittelnden Message bei komplexeren <strong>Analysen</strong> immer<br />

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Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

wichtiger, und bei sehr komplexen <strong>Analysen</strong> ist sie unerlässlich, um keine völlig falschen<br />

Schlüsse durch den Betrachter ziehen zu lassen.<br />

2 Die Informationsdichte erhöhen<br />

Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass grafische Darstellungen "einfach" sein sollen.<br />

Grafiken sind ganz im Gegenteil nicht dazu da, Banalitäten aufwendig zu <strong>visualisieren</strong>, sondern<br />

sie sind dafür da, komplexe Tatbestände, die sich einer einfachen Beschreibung oder Erklärung<br />

entziehen, in verständlicher Form zu präsentieren.<br />

Die oft zitierte Erkenntnis "ein Bild sagt mehr als tausend Worte" bleibt bei der Visualisierung<br />

von betriebswirtschaftlichen Tatbeständen leider häufig unbeachtet: Minimalerkenntnisse wie<br />

"40 Prozent des Umsatzes wird im Inland erzielt" bedürfen durchaus keiner besonderen Visualisierung,<br />

da sich die meisten Empfänger dieser Botschaft auch ohne Kreisdiagramm vorstellen<br />

können, wie viel "40 Prozent" sind.<br />

Mit Hilfe der Schaubilder 6 und 7 soll vergleichend dargestellt werden, wofür grafische Darstellungen<br />

geeignet sind und wofür nicht.<br />

Food-Division<br />

Anteile am Nettoumsatz<br />

Gläserware<br />

Q2 2002<br />

Total: 45,6 Mio. CHF<br />

Tomaten<br />

38%<br />

Gurken<br />

62%<br />

Schaubild 6: Grafiken sind nicht dafür da, Dinge mit geringem Komplexitätsgrad<br />

aufwendig zu <strong>visualisieren</strong><br />

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Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

Schaubild 7: Grafiken sind dazu da, Dinge mit hoher Komplexität zu verdeutlichen, die<br />

sich einer einfachen mündlichen oder schriftlichen Erklärung entziehen (Dieses Bild ist<br />

dem Klassiker "The Visual Display of Quantitative Information" von Edward Tufte<br />

entnommen).<br />

Der häufig geäußerten Meinung, dass nur visualisierte <strong>Analysen</strong> im Gedächtnis bleiben würden,<br />

muss entgegnet werden, dass eine Minimalaussage wie die von Schaubild 6 auch dadurch<br />

weder verständlicher noch glaubwürdiger werden, dass man sie großflächig präsentiert.<br />

Es gehört zu den großen Missverständnissen bei der Erstellung von Managementberichten,<br />

dass in einem Diagramm lediglich zwei, drei oder nur wenige Zahlen präsentiert werden müssen.<br />

Genau das Gegenteil ist der Fall, und dies soll mit den folgenden vier Schaubildern erläutert<br />

werden.<br />

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Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

Bei Berücksichtigung der Währungs- und Inflationseinflüsse<br />

wird 2003 das schlechteste Jahr seit 1995<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Nettoumsatz in Mio. EUR (real)<br />

1995 - 2003<br />

451<br />

Währungseinflüsse<br />

Inflationseinflüsse<br />

432<br />

423 421 421<br />

389<br />

401<br />

390<br />

388<br />

Ø Rückgang<br />

1,3 % pro Jahr<br />

330<br />

307 309<br />

333<br />

402<br />

305<br />

327<br />

366<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

2003<br />

Budget<br />

Quelle: veröffentlichte Jahresabschlusszahlen 1995 bis 2001: aufgezinst mit jährlich 3%, Währungsdifferenzen hinzugerechnet; 2002 und<br />

Budget 2003 nominal<br />

Schaubild 8: Beim mehrjährigen Vergleich von Wertgrößen sollte immer eine Wertkorrektur<br />

vorgenommen werden. Hier sind neben den Inflationseinflüssen auch noch<br />

Währungseinflüsse berücksichtigt, die die Erkenntnisse der Schaubilder 2 und 4 in<br />

Frage stellen.<br />

Im Partnervertrieb wird AFG die positive Entwicklung<br />

auch 2003 fortsetzen<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Nettoumsatz in Mio. EUR<br />

1995 - 2003<br />

402<br />

366<br />

388<br />

330<br />

307 309<br />

333<br />

305<br />

327<br />

Direktvertrieb<br />

Ø Wachstum<br />

3,1 % pro Jahr<br />

Partnervertrieb<br />

173<br />

170 175<br />

182<br />

175<br />

212 209 206<br />

221<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Budget<br />

Quelle: veröffentlichte Jahresabschlusszahlen 1995 bis 2001 (nominal), Budget 2003 sowie Vertriebstatistik VSt02<br />

Schaubild 9: Durch Anreicherung mit Informationen über den hier als strategisch<br />

wichtig angesehenen Partnervertrieb erhält diese Analyse einen neuen Fokus.<br />

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Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

Ohne den Großkunden ALBI hätte AFG auch nominal einen permanenten<br />

Umsatzrückgang gehabt<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Nettoumsatz in Mio. EUR<br />

1995 - 2003<br />

402<br />

366<br />

388<br />

ALBI<br />

330<br />

307 309<br />

333<br />

305<br />

327<br />

Ø Rückgang<br />

1,4 % pro Jahr<br />

ohne ALBI<br />

299 299<br />

280<br />

298<br />

275 278 279 269<br />

268<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

2003<br />

Budget<br />

Quelle: veröffentlichte Jahresabschlusszahlen 1995 bis 2001 (nominal), Budget 2003 sowie Vertriebstatistik VSt02<br />

Schaubild 10: Die hier dargestellte Erkenntnis wirft einen neuen Blick auf die positive<br />

Grundstimmung der Schaubilder 2 und 4.<br />

Aufgrund der dramatischen Ergebnisentwicklung wird<br />

der Verkauf von AFG empfohlen<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Nettoumsatz und Ergebnis in Mio. EUR<br />

1995 - 2003<br />

402<br />

366<br />

388<br />

Nettoumsatz<br />

330<br />

307 309<br />

333<br />

305<br />

327<br />

100<br />

72<br />

99<br />

76<br />

51<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />

-29<br />

-73<br />

Quelle: veröffentlichte Jahresabschlusszahlen 1995 bis 2001 (nominal), Budget 2003<br />

-98<br />

Ergebnis<br />

Schaubild 11: Diese Ergänzung von Umsatzzahlen mit Ergebnisgrößen führt zu völlig<br />

neuen Erkenntnissen.<br />

Die Analyse in Schaubild 11 zeigt deutlich, dass das Hinzufügen von Informationen (gegenüber<br />

Schaubild 1) selbstverständlich die Komplexität, aber auch die Aussagekraft, deutlich erhöht.<br />

Seite 9 von 16


Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

3 Vier Stufen der visuellen Analyse<br />

Anhand von zwei Praxisbeispielen wird weiter unten gezeigt, wie die "Management-<br />

Orientierung" einer betriebswirtschaftlichen Analyse stufenweise verbessert werden kann. Unter<br />

der Annahme, dass grafische Darstellungen dazu verwendet werden, um betriebswirtschaftliche<br />

Tatbestände klarer vermitteln zu können, lassen sich die folgende vier Stufen der Professionalität<br />

unterscheiden:<br />

Stufe 1: Datenreihen werden mehr oder weniger zufällig in Diagrammform gebracht. Es werden<br />

die Standardeinstellungen des Grafikprogramms übernommen, und es besteht keine erkennbare<br />

"Message" dieses Diagramms für den Betrachter. Die häufigsten Schwächen dieser Darstellungen<br />

sind falsche Skalierungen, unterschiedlich breite Säulen oder Balken, Legenden statt<br />

geeigneter Beschriftungen, kein gezielter Einsatz von Farbe sowie Schwächen in der Gestaltung<br />

wie "3D"-Darstellungen, Schatten und Umrahmungen.<br />

Kurz gesagt: Diagramme von Stufe 1 weisen in einem Bericht kein durchdachtes Konzept auf,<br />

ihr Verständnis ist meistens auf die persönlichen Erläuterungen des Autors angewiesen, und der<br />

Vergleich mit anderen Darstellungen im gleichen Bericht ist stark erschwert.<br />

Stufe 2: Die zugrunde liegenden Daten werden in einer gestalterisch ansprechenden und<br />

einheitlichen Form dargestellt. Der optische Vergleich mehrerer Diagramme innerhalb eines<br />

Berichtes ist deshalb möglich, weil einheitliche Skalen verwendet werden und nicht die automatische<br />

Skalierung des Grafikprogramms. (Diese automatische Skalierung, die bei großen und<br />

kleinen Zahlenwerte die zur Verfügung stehende Fläche "ausnützt", ist eine der häufigsten<br />

Schwächen in Managementberichten.)<br />

Kurz gesagt: In Stufe 2 wurde handwerklich ordentlich gearbeitet und keine der vermeidbaren<br />

Darstellungsfehler begangen: Es liegen einheitliche Titel vor, wo es erforderlich ist, werden die<br />

Quellen genannt, die Darstellung ist einheitlich festgelegt. Allerdings fehlt hier noch die "Message"<br />

– der Betrachter muss sich selbst Gedanken machen, was wohl mit diesem Diagramm<br />

gemeint sein könnte. Dadurch ist die Zeit, die der Betrachter benötigt, um ein Diagramm zu<br />

verstehen, sehr lange; dazu kommt, dass er das Diagramm erst komplett verstehen muss, um<br />

zu beurteilen, ob er überhaupt an dieser Information interessiert gewesen ist(!). Stufe 2 kann<br />

weitgehend automatisiert werden, sie benötigt im allgemeinen nicht die Unterstützung des<br />

Fachmanns: Software kann diese zweite Stufe selbständig leisten, oder aber der Controller<br />

delegiert diese Arbeit an Hilfskräfte.<br />

Stufe 3: Bei der dritten Stufe steht die "Message" im Vordergrund: Der Ersteller hat nicht ein<br />

Diagramm erstellt und überlegt dann, was hierzu wohl am besten gesagt werden sollte, sondern<br />

er hat eine Aussage (Empfehlung oder Feststellung) zu machen, die den Empfänger interessieren<br />

könnte. Der Unterschied von der zweiten zur dritten Stufe ist sehr groß, und nur die Diagramme<br />

der dritten Stufe sind Bestandteil eines professionellen Management-Berichtes. Diese<br />

Message bietet für den Leser einen ganz gravierenden Vorteil: Er muss die – möglicherweise<br />

recht komplexe – Analyse nicht erst verstehen, um beurteilen zu können, ob diese Erkenntnis<br />

überhaupt für ihn interessant ist. Dadurch kann die benötigte Betrachtungszeit von Minuten auf<br />

Sekunden(!) reduziert werden. Jedes Schaubild hat nur eine Message, und die grafische<br />

Darstellung unterstützt diese Message – nicht mehr und nicht weniger. Die Qualität des Diagramms<br />

misst sich daran, ob es geeignet ist, die Message zu unterstützen.<br />

Kurz gesagt: Stufe 3 macht klar, dass es in vielen Fällen gar nicht erforderlich ist, eine Message<br />

zu <strong>visualisieren</strong>, weil sie auch ohne ein Diagramm glaubhaft und verständlich ist (siehe Schaubilder<br />

6 und 7). Die dritte Stufe benötigt den erfahrenen Controller, nur er weiß, was er mit<br />

seiner Analyse sagen will. Nur derjenige, der etwas zu sagen hat, wird auf dieser Stufe berichten<br />

können; hier wird auch deutlich, dass die Maschine zwar die zweite Stufe erreichen kann, für die<br />

dritte Stufe bedarf es des Fachkenners.<br />

Stufe 4: Bei der vierten Stufe wird wieder ein völlig neues Informationsniveau erreicht: Aus der<br />

Arbeit mit den einfach erhältlichen Zahlen aus den üblichen Quellen der Buchhaltung, der<br />

Vertriebsstatistiken und so weiter wird durch zusätzliche Informationen, durch Schätzwerte oder<br />

andere intelligente Ergänzungen eine signifikante Erhöhung der Informationsdichte erzielt, die<br />

auf einen Blick völlig neue Einsichten vermittelt. Die vierte Stufe ist die Analyseart, die der<br />

Controller infolge fehlender Zeit oder möglicherweise auch infolge fehlender Ausbildung in der<br />

Regel nicht erreichen kann. Es ist typischerweise die Aufgabe externer Berater oder spezieller<br />

Projektteams vorbehalten, sich derartig komplexen <strong>Analysen</strong> anzunehmen. Nicht selten kann<br />

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Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

dabei eine auf einem Schaubild zusammengefasst dargestellte Analyse mehrere Arbeitswochen<br />

erfordern.<br />

Kurz gesagt: Die vierte Stufe wird zwar vom Management gewünscht und manchmal auch<br />

erwartet, ist aber aufgrund der genannten Restriktionen nur bei wenigen, ausgewählten <strong>Analysen</strong><br />

erreichbar.<br />

Das nachfolgende erste Beispiel zeigt diese vier Stufen anhand des Themas "Analyse von<br />

Kleinaufträgen" mit Hilfe der Schaubilder 12 bis 15.<br />

Detailinfo 2002: Verteilung der Auftragspositionen<br />

Deutschland<br />

graphische Analyse<br />

Analysefilter gesamt: 72808 untersuchte Aufträge<br />

Verteilung<br />

Verteilung<br />

der<br />

der<br />

Auftragspositionen<br />

Auftragspositionen<br />

für<br />

für<br />

Vertriebsgebiet<br />

Vertriebsgebiet<br />

Deutschland/Ost<br />

Deutschland/Ost<br />

unter 3,00 €<br />

12,5% 1,0%<br />

unter 3,00 €<br />

12,5% 1,0%<br />

34,0%<br />

34,0%<br />

3,01<br />

3,01<br />

bis<br />

bis<br />

100,00<br />

100,00<br />

€<br />

€<br />

7,0%<br />

7,0%<br />

100,01<br />

100,01<br />

€<br />

€<br />

bis<br />

bis<br />

300,00<br />

300,00<br />

€<br />

€<br />

300,01<br />

300,01<br />

€<br />

€<br />

bis<br />

bis<br />

3000,00<br />

3000,00<br />

€<br />

€<br />

45,5%<br />

über 3000,00 €<br />

45,5%<br />

über 3000,00 €<br />

6,0%<br />

6,0%<br />

50,7%<br />

50,7%<br />

2002: insgesamt 22345 Aufträge 2002: insgesamt 16789 Aufträge<br />

Verteilung<br />

Verteilung<br />

der<br />

der<br />

Auftragspositionen<br />

Auftragspositionen<br />

für<br />

für<br />

Vertriebsgebiet<br />

Vertriebsgebiet<br />

Deutschland/Nord<br />

Deutschland/Nord<br />

unter 3,00 €<br />

8,4% 1,8 %<br />

unter 3,00 €<br />

8,4% 1,8 %<br />

30,0%<br />

30,0%<br />

10 ,0 %<br />

10 ,0 %<br />

3,01 bis 100,00 9,0%<br />

3,01 bis 100,00<br />

€<br />

€<br />

100,01<br />

100,01<br />

€<br />

€<br />

bis<br />

bis<br />

300,00<br />

300,00<br />

€<br />

€<br />

300,01<br />

300,01<br />

€<br />

€<br />

bis<br />

bis<br />

3000,00 €<br />

49,8%<br />

3000,00 €<br />

45,6%<br />

49,8%<br />

über<br />

über<br />

3000,00<br />

3000,00<br />

€<br />

€<br />

45,6%<br />

2002: insgesamt 17896 Aufträge 2002: insgesamt 15778 Aufträge<br />

9,0%<br />

Verteilung<br />

Verteilung<br />

der<br />

der<br />

Auftragspositionen<br />

Auftragspositionen<br />

für<br />

für<br />

Vertriebsgebiet<br />

Vertriebsgebiet<br />

Deutschland/West<br />

Deutschland/West<br />

11,8 %<br />

1,5 %<br />

unter<br />

unter<br />

3,00<br />

3,00<br />

€<br />

€<br />

11,8 %<br />

1,5 %<br />

30,0%<br />

30,0%<br />

Verteilung<br />

Verteilung<br />

der<br />

der<br />

Auftragspositionen<br />

Auftragspositionen<br />

für<br />

für<br />

Vertriebsgebiet<br />

Vertriebsgebiet<br />

Deutschland/Süd<br />

Deutschland/Süd<br />

10 ,4 %<br />

10 ,4 %<br />

2,0%<br />

2,0%<br />

3,01<br />

3,01<br />

bis<br />

bis<br />

100,00<br />

100,00<br />

€<br />

€<br />

100,01<br />

100,01<br />

€<br />

€<br />

bis<br />

bis<br />

300,00<br />

300,00<br />

€<br />

€<br />

300,01<br />

300,01<br />

€<br />

€<br />

bis<br />

bis<br />

3000,00<br />

3000,00<br />

€<br />

€<br />

über<br />

über<br />

3000,00<br />

3000,00<br />

€<br />

€<br />

unter<br />

unter<br />

3,00<br />

3,00<br />

€<br />

€<br />

33,0%<br />

33,0%<br />

3,01<br />

3,01<br />

bis<br />

bis<br />

100,00<br />

100,00<br />

€<br />

€<br />

100,01<br />

100,01<br />

€<br />

€<br />

bis<br />

bis<br />

300,00<br />

300,00<br />

€<br />

€<br />

300,01<br />

300,01<br />

€<br />

€<br />

bis<br />

bis<br />

3000,00<br />

3000,00<br />

€<br />

€<br />

über<br />

über<br />

3000,00<br />

3000,00<br />

€<br />

€<br />

Schaubild 12: Diese Analyse aus einem "Managementbericht" ist weder in der grafischen<br />

Darstellung gelungen noch ist sie leicht verständlich.<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Vertriebsgebiete Deutschland<br />

Anzahl Aufträge nach Umsatzklassen<br />

2002<br />

< 3 000 €<br />

> 3 000 €<br />

12,5%<br />

1,0%<br />

< 3 €<br />

9,0%<br />

Ost<br />

(22 345 Aufträge)<br />

11,8%<br />

1,5% West<br />

9,0%<br />

(16 789)<br />

< 300 €<br />

26,0%<br />

37,0%<br />

40,7%<br />

51,5%<br />

< 300 €: 87%<br />

< 30 €<br />

87%<br />

; ,<br />

8,4%<br />

1,8% 1; 7,0%<br />

7,0%<br />

Nord<br />

(17 896)<br />

10,4%<br />

2,0%<br />

16,0%<br />

Süd<br />

(15 778)<br />

31,8%<br />

31,6%<br />

51,0%<br />

2; 51<br />

40,0%<br />

90%<br />

88%<br />

Schaubild 13: Diese visuelle Darstellung der gleichen Zahlen wie die von Schaubild 12<br />

ist zwar "handwerklich" deutlich besser, es fehlt aber noch die "Message".<br />

Seite 11 von 16


i<br />

tr<br />

i tr<br />

Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

In Deutschland liegt der Anteil der Kleinaufträge (< € 300)<br />

bei rund 88 Prozent<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Vertriebsgebiete Deutschland<br />

Anzahl Aufträge nach Umsatzklassen<br />

2002<br />

>3 000<br />


Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

Tagesarbeit des Controllers erreicht werden kann. Erst nach Einführung spezieller<br />

Prozesskostenuntersuchungen bei der Auftragsabwicklung sind die hier dargestellten<br />

Erkenntnisse erhältlich.<br />

Die Schaubilder 16 bis 19 zeigen ein zweites Beispiel zur Verdeutlichung der Informationsgenerierung<br />

in den vier beschriebenen Stufen. Hier ist die erste Stufe (Schaubild<br />

16) eine recht ungeschickt gewählte Liniengrafik mit darunter stehender Tabelle.<br />

Die hier gewählte Darstellung der eigenen (Gesamt-)Absatzzahlen mit der Größe der<br />

regionalen Märkte ist zwar per Knopfdruck aus den bereitstehenden Daten erstellbar –<br />

aber erst in Schaubild 19 ist – mit den gleichen Zahlenwerten – eine schnell und klar<br />

verständliche Aussage erkennbar.<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Weltmarkt 1992/2003<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Europa 169 166 200 205 210 245 240 270 267 288 286 280<br />

USA 123 130 120 124 140 134 130 156 150 143 145 140<br />

Ostasien 34 37 34 67 87 102 103 100 104 110 119 133<br />

RdW 4 9 8 12 24 24 34 30 30 36 44 42<br />

AFG 135 131 139 139 154 164 133 148 135 148 140 130<br />

Schaubild 16: Ausgangsgrafik, die per Knopfdruck erzeugt wurde (wenig ohne weitere<br />

Erläuterungen nicht einfach zu verstehen, deshalb: Stufe 1)<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Regionale Märkte und AFG-Absatz in tausend to.<br />

1992 - 2003<br />

288 280<br />

245<br />

267<br />

200<br />

210<br />

Europa<br />

164<br />

AFG (gesamt)<br />

USA<br />

135<br />

139<br />

123 120<br />

102<br />

130<br />

100<br />

135<br />

110<br />

140<br />

133<br />

Ostasien<br />

RdW<br />

42<br />

34<br />

34<br />

34<br />

8<br />

4<br />

92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03<br />

Quelle: Marktbericht von A&A, Produktionsstatistik AFG<br />

Schaubild 17: Die Überarbeitung von Schaubild 16 in vorgegebenen Standardform als<br />

Beispiel für Diagrammstufe 2.<br />

Seite 13 von 16


Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

Während der Weltmarkt konstant gewachsen ist,<br />

hat AFG seine Position nicht halten können<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Regionale Märkte und AFG-Absatz in tausend to.<br />

1992 - 2003<br />

Absatz<br />

in 1 000 to<br />

600<br />

500<br />

400<br />

regionale Märkte<br />

Welt<br />

300<br />

Europa<br />

200<br />

USA<br />

AFG (gesamt)<br />

100<br />

Ostasien<br />

RdW<br />

0<br />

92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03<br />

Quelle: Marktbericht von A&A, Produktionsstatistik AFG<br />

Schaubild 18: Diese Darstellung der identischen Zahlen von Schaubild 16 wird infolge<br />

der klaren Message viel leichter verständlich (deshalb Diagrammstufe 3)<br />

In der wichtigsten Region Europa hat AFG<br />

dramatisch an Marktbedeutung verloren<br />

Geschäftsbereich AFG<br />

Regionale Märkte und AFG-Absatz in tausend to.<br />

1992 - 2003<br />

Markt<br />

Europa<br />

169 166<br />

200 205 210<br />

288 286<br />

270 280<br />

267<br />

245 240<br />

USA<br />

123 130 120 124 140 156 150<br />

134 143 145<br />

130<br />

140<br />

AFG<br />

135 128 132 127 132 140<br />

103 113 99 107 94 78<br />

92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03<br />

7 11 9 14 19 17 19 16 18<br />

92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03<br />

Ostasien<br />

133<br />

102 103 100 104 110 119<br />

87<br />

67<br />

34 37 34<br />

10 9 9 12 14 18 21<br />

92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03<br />

Quelle: Marktbericht von A&A, Produktionsstatistik AFG<br />

RdW<br />

4 9 8 12 24 24 34 30 30 36 44 42<br />

9 11 13<br />

92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03<br />

Schaubild 19: Diese Darstellungsform entspricht der Diagrammstufe 4: Es wird in<br />

wenigen Sekunden klar, was gesagt werden soll.<br />

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Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

4 Das <strong>richtig</strong>e Diagramm auswählen<br />

Zelazny (3) hat gezeigt, dass es bei Businessgrafiken um Vergleiche der folgenden Art geht:<br />

Strukturvergleiche, Rangfolgenvergleiche, Zeitreihenvergleiche, Häufigkeitsvergleiche und Korrelationsvergleiche.<br />

Wenn es beispielsweise um "Anteile an den Gesamtkosten" geht, handelt es<br />

sich um einen Strukturvergleich, wenn es um die Zusammenhänge zwischen Größen geht,<br />

handelt es sich um einen Korrelationsvergleich, und wenn monatliche Veränderungen visualisiert<br />

werden sollen, ist es ein Zeitvergleich. Zur Umsetzung dieser Vergleichsarten stehen einige<br />

wenige Diagramm-Grundformen zur Verfügung: Kreise, Balken, Säulen, Kurven und Punkte.<br />

Meist gibt es aber nur eine Diagrammform, die am besten geeignet ist, eine bestimmte "Message<br />

zu transportieren" (siehe Schaubild 20). Es ist darum im hier vermittelten Sinne nicht <strong>richtig</strong>,<br />

Zahlentabellen – zumeist mit Hilfe von Microsoft Excel – in verschiedenen Darstellungsformen<br />

"auszuprobieren", und dann die "ansprechendste" Variante in einem Bericht zu verwenden.<br />

Derartige Diagramme lassen den Betrachter mit der Frage allein, was damit gemeint sein könne;<br />

sie sind eher als allgemeine Diskussionsgrundlage verwendbar denn als zielgerichteter Informationstransport.<br />

chaubild 20: Mit wenigen Diagrammtypen warden 90 Prozent können die meisten<br />

betriebswirtschaftlichen <strong>Analysen</strong> im Rahmen von Managementberichten dargestellt<br />

warden (Quelle: Zelazny., G.: Say it with Charts. McGraw Hill 2001).<br />

Von den in Schaubild 20 dargestellten Diagrammtypen haben die Säulendiagramme<br />

für Zeitvergleiche und die Balkendiagramme für Strukturvergleiche bei weitem die<br />

größte praktische Bedeutung.<br />

5 Das ausgewählte Diagramm komplettieren<br />

Eine professionell gestaltete Businessgrafik sollte aus fünf Elementen bestehen:<br />

a) Message in Form eines Aussagesatzes, vorzugsweise deutlich im Kopf eines Schaubildes<br />

lesbar<br />

b) Titel mit Angabe von Variable, Zeitperiode, Unternehmensbereich und so weiter<br />

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Hichert, R.: <strong>Betriebswirtschaftliche</strong> <strong>Analysen</strong> <strong>richtig</strong> <strong>visualisieren</strong><br />

c) Diagramm in Form von Säulen, Balken, Punkten und so weiter (und gegebenenfalls Kombinationen<br />

davon)<br />

d) Hervorhebung zur Aussage in Form von Pfeilen, Einkreisungen, Texthinweisen und so<br />

weiter sowie bei Bedarf<br />

e) Fußnote mit Quellenangaben oder wichtigen Definitionen. Die hier gezeigten Beispiele<br />

gehören zum Standardrepertoire von rund einem Dutzend Diagrammtypen, mit denen wohl 90<br />

Prozent aller Businessgrafiken abgedeckt werden können.<br />

6 Fazit<br />

Bei der Betrachtung so genannter Managementberichte und Management-Informationssysteme<br />

fällt als häufigste Schwäche das Fehlen einer "Message" bei den wiedergegebenen Diagrammen<br />

auf. Derartige Diagramme sind nur mit Mühe zu begutachten, weiß man doch nicht immer,<br />

was der Autor damit sagen wollte. In jedem Fall sollte der Aussagesatz nur einen Gedanken<br />

enthalten und nicht länger als zwei Zeilen sein.<br />

Aber auch bei der "handwerklichen Umsetzung" können viele Fehler vermieden werden:<br />

a) Konzentration: Das Diagramm und die Hervorhebung müssen die Aussage unterstützen –<br />

nicht mehr und nicht weniger. Informationen ohne Bezug zur Message sollten entfallen.<br />

b) Einfachheit: Das Diagramm sollte nur das Nötigste enthalten. Alle nicht die Aussage unterstützenden<br />

perspektivischen oder dreidimensionalen Darstellungen, Schatten, vermeidbare<br />

Farben, Umrahmungen, Clip-arts, Hintergrundfarben oder -bilder, überdimensionierte Logos und<br />

andere "Gimmicks" sollten entfallen.<br />

c) Standards: Bei der visuellen Darstellung von Geschäftsdaten haben sich Usancen herausgebildet:<br />

Zeitachse von links nach rechts, Abkürzungen nach üblichen Regeln, Zahlen möglichst<br />

nicht mit mehr als drei Stellen, Achsen vollständig beschriften und so weiter.<br />

Die gravierendsten handwerklichen Fehler sind "abgeschnittene" Achsen (ohne Nulllinie), Vergleiche<br />

mit unterschiedlichen Skalen, Histogramme mit ungleichen Klassenbreiten, unklare Abkürzungen,<br />

fehlende Einheiten und nicht lesbare Legenden.<br />

Fazit: Die Aussagekraft von betriebswirtschaftlichen <strong>Analysen</strong> kann durch geeignete visuelle<br />

Darstellungen verbessert werden, wenn deren "Message" erkennbar ist und wenn bestimmte<br />

"handwerkliche" Gestaltungsregeln eingehalten werden.<br />

7 Literatur<br />

(1) Minto, B.: The Pyramid Principle.<br />

(2) Tufte, E.: The Visual Display of Quantative Information<br />

(3) Zelazny, G.: Say it with Charts (Wie aus Zahlen Bilder werden)<br />

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