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Download - Frühkindliche Bildung in der Schweiz

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UNTER DREIJÄHRIGE<br />

Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen –<br />

Tagesbetreuung <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

WiFF Expertisen | 30


Die Weiterbildungs<strong>in</strong>itiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) ist e<strong>in</strong> Projekt des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für <strong>Bildung</strong> und Forschung, <strong>der</strong> Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugend<strong>in</strong>stituts e. V.<br />

Die drei Partner setzen sich dafür e<strong>in</strong>, im frühpädagogischen Weiterbildungssystem <strong>in</strong> Deutschland<br />

mehr Transparenz herzustellen, die Qualität <strong>der</strong> Angebote zu sichern und anschlussfähige<br />

<strong>Bildung</strong>swege zu för<strong>der</strong>n.<br />

© 2012 Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut e. V.<br />

Weiterbildungs<strong>in</strong>itiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)<br />

Nockherstraße 2, 81541 München<br />

Telefon: +49 (0)89 62306-173<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@weiterbildungs<strong>in</strong>itiative.de<br />

Herausgeber: Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut e. V. (DJI)<br />

Lektorat: Jürgen Barthelmes<br />

Gestaltung, Satz: Brandung, Leipzig<br />

Titelfoto: Collage aus mh-werbedesign © Fotolia.com und BEAUTYofLIFE © Fotolia.com<br />

Druck: Henrich Druck + Medien GmbH, Frankfurt a. M.<br />

www.weiterbildungs<strong>in</strong>itiative.de<br />

ISBN 978-3-86379-045-5


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim<br />

unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen –<br />

Tagesbetreuung <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

E<strong>in</strong>e Expertise <strong>der</strong> Weiterbildungs<strong>in</strong>itiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)


Vorwort<br />

Die UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention, die im Dezember 2008 im Deutschen Bundestag ratifiziert<br />

wurde, unterstützt die Öffnung von Regele<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen.<br />

Dies bedeutet, dass allen Eltern e<strong>in</strong> wohnortnahes Angebot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung<br />

gemacht werden muss. Mit dem Ausbau des Betreuungsangebots für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren entstehen zusätzliche Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Fachkräfte. Wenn sie <strong>in</strong>klusive<br />

Konzepte <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen für alle Altersgruppen umsetzen sollen, müssen sie hierfür<br />

qualifiziert werden.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Expertise „K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen – Tagesbetreuung <strong>in</strong> den<br />

ersten drei Lebensjahren“ beschreiben Simone Seitz, N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern, Natascha Korff und<br />

Anja Thim die strukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>klusive Praxis mit dieser Altersgruppe.<br />

Sie stellen den aktuellen Stand <strong>der</strong> Forschung zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuung dar und def<strong>in</strong>ieren Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen an die Fachkräfte. Die<br />

Expertise schließt mit Empfehlungen dazu, wie Aus- und Weiterbildung die Fachkräfte auf diese<br />

Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen vorbereiten kann.<br />

Diese Expertise wurde für die Weiterbildungs<strong>in</strong>itiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) erstellt<br />

und knüpft an die thematische Arbeit <strong>der</strong> Expertengruppe „K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei Jahren“ an. Die<br />

Verantwortung für die fachliche Aufbereitung <strong>der</strong> Inhalte liegt bei den jeweiligen Autor<strong>in</strong>nen.<br />

Die Expertise, <strong>der</strong>en Ergebnisse auch <strong>in</strong> weitere Projektarbeiten e<strong>in</strong>fließen, dient <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Weiterbildungsangeboten und soll den fachlichen Diskurs anregen.<br />

Unser Dank gilt Dr. Hans Rudolf Leu, <strong>der</strong> die Weiterbildungs<strong>in</strong>itiative Frühpädagogische Fachkräfte<br />

von Beg<strong>in</strong>n an bis zu se<strong>in</strong>em Ausscheiden <strong>in</strong> den Ruhestand als wissenschaftlicher Leiter begleitet<br />

und auch diese Publikation <strong>in</strong>tensiv betreut hat.<br />

München, im November 2012<br />

Bernhard Kalicki<br />

Wissenschaftliche Leitung WiFF<br />

4


<br />

Inhalt<br />

1 Theoretische E<strong>in</strong>ordnung 6<br />

1.1 Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung – Beson<strong>der</strong>e Bedürfnisse – Entwicklungsgefährdung 6<br />

1.2 Inklusion als Menschenrecht 7<br />

2 Konzeptionelle Bezugspunkte 9<br />

2.1 Krippenpädagogik 9<br />

2.1.1 Zur Entwicklung von Krippen 9<br />

2.1.2 <strong>Bildung</strong>spädagogischer und sozialpädagogischer Auftrag 10<br />

2.1.3 <strong>Bildung</strong>sbegleitung 11<br />

2.1.4 Struktur und Individualisierung 12<br />

2.1.5 B<strong>in</strong>dungsaufbau und Beziehungsgestaltung 12<br />

2.1.6 Erziehungspartnerschaft mit Eltern und Bezugspersonen 13<br />

2.1.7 Bedeutung von Gleichaltrigen-Kontakten 14<br />

2.2 Familienzentren 15<br />

2.2.1 Entstehung, Entwicklung, Zielsetzung 15<br />

2.2.2 Anknüpfungspunkte für <strong>in</strong>klusive Tagesbetreuung 16<br />

2.3 Frühför<strong>der</strong>ung 17<br />

2.3.1 Strukturelle und konzeptionelle Grundlagen 17<br />

2.3.2 Zugänglichkeit und Wirksamkeit 18<br />

2.3.3 Zusammenarbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>tages e<strong>in</strong>richtungen 19<br />

3 Strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen 20<br />

3.1 Statistische Lage 20<br />

3.2 Gesetzgebung 21<br />

3.3 Ausbildung elementarpädagogischer Fachkräfte 21<br />

4 Forschungsstand 24<br />

4.1 Entwicklungsgefährdete K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen 24<br />

4.2 Zentrale Fragen <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit 25<br />

4.2.1 Gleichaltrigen-Kontakte 25<br />

4.2.2 B<strong>in</strong>dung und Beziehung 26<br />

4.2.3 Individualisierung und soziale E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung 27<br />

4.3 Professionalisierungsbereiche 28<br />

4.3.1 Partizipationsför<strong>der</strong>liche Entwicklungs- und <strong>Bildung</strong>sbegleitung 28<br />

4.3.2 Verständnisweisen von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung 29<br />

4.3.3 <strong>Bildung</strong>sanspruch 29<br />

4.3.4 Multiprofessionelle Kooperation 30<br />

5 Professionelles Handeln: Inklusive Tagesbetreuung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

den ersten drei Lebensjahren 31<br />

5.1 Ausgangspunkte konzeptioneller Entwicklungen 31<br />

5.2 Empfehlungen zur Aus- und Weiterbildung 33<br />

6 Literatur 44<br />

5


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

1 Theoretische E<strong>in</strong>ordnung<br />

Mit dem <strong>der</strong>zeit stattf<strong>in</strong>denden Ausbau von Tagesbetreuungsplätzen<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren unternimmt Deutschland im Bereich<br />

<strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>, Erziehung und Betreuung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

dieser Altersgruppe Schritte <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er Versorgungsdichte,<br />

die <strong>in</strong> vielen an<strong>der</strong>en EU-Län<strong>der</strong>n bereits<br />

verwirklicht ist (Lichtenberger / Wirth 2012 und OECD<br />

2006, S. 86).<br />

Der Ausbau steht <strong>der</strong>zeit im Fokus unterschiedlicher<br />

pädagogischer sowie bildungs- und sozialpolitischer<br />

Diskussionen zur <strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong>n <strong>Bildung</strong>. E<strong>in</strong>e wachsende<br />

Bedeutung kommt dabei <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

zu. Ungeachtet <strong>der</strong> UN-Konvention über die Rechte<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Menschen (UN 2006), die seit 2009 für<br />

Deutschland Gültigkeit besitzt, wird dieser Frage unter<br />

dem Aspekt <strong>der</strong> Entwicklung von <strong>in</strong>klusiven Strukturen<br />

jedoch noch ausgesprochen selten nachgegangen.<br />

Demnach besteht e<strong>in</strong> deutlicher Entwicklungsbedarf<br />

nicht nur auf struktureller Ebene, denn auch<br />

Fragen <strong>der</strong> Konzeption und Professionalisierung e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>klusiven Pädagogik für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren s<strong>in</strong>d bisher weitgehend unbearbeitet.<br />

Von <strong>der</strong> Inklusionsforschung aus betrachtet überrascht<br />

dieser Befund zunächst, denn die historischen<br />

Wurzeln <strong>der</strong> Integrations- und Inklusionsforschung<br />

liegen durchgehend im Elementarbereich (Kron 2006).<br />

Im Rahmen verschiedener Forschungsarbeiten zu den<br />

ersten Modellversuchen geme<strong>in</strong>samen Lebens und<br />

Lernens im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten wurden die theoretischen<br />

Grundmodelle <strong>in</strong>tegrativer bzw. <strong>in</strong>klusiver Pädagogik<br />

entwickelt sowie später vom K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten auf die<br />

Schule bezogen und entsprechend weiterentwickelt.<br />

Ihrer Entstehungszeit entsprechend f<strong>in</strong>den sich<br />

<strong>in</strong> diesen Arbeiten zwar kaum direkte Bezüge zur Altersgruppe<br />

<strong>der</strong> bis zu dreijährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>, doch lassen<br />

sie sich <strong>in</strong> verschiedener H<strong>in</strong>sicht als Ausgangspunkt<br />

nutzen. Die dr<strong>in</strong>gend benötigte genauere Konzeption<br />

<strong>in</strong>klusiver Pädagogik für K<strong>in</strong><strong>der</strong> dieser Altersgruppe<br />

könnte also bei ihrer theoretischen Fundierung auf<br />

e<strong>in</strong>en breiten Wissensvorrat mit empirischen Erkenntnissen<br />

und Theoriegerüsten <strong>in</strong>klusiver Pädagogik <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Alter von<br />

drei bis sechs Jahren zurückgreifen. Da diese an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle nachzulesen s<strong>in</strong>d (Prengel 2010; Seitz 2009;<br />

Heimlich 2003; Kaplan 1993), beschränkt sich die Darstellung<br />

im Folgenden auf die Klärung <strong>der</strong> zentralen<br />

Begriffe Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und Inklusion, um die zugrunde<br />

gelegten Vorannahmen transparent zu machen.<br />

1.1 Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung – Beson<strong>der</strong>e Bedürfnisse –<br />

Entwicklungsgefährdung<br />

Wird Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung als Risiko für Partizipation und Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

verstanden, so gilt <strong>der</strong> fachliche Blick<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang nicht e<strong>in</strong>er bestimmten,<br />

verme<strong>in</strong>tlich feststehenden Eigenschaft von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

(essenzialistische Sichtweise), son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Analyse<br />

von Situationen, <strong>in</strong> denen Partizipation und / o<strong>der</strong><br />

Lern- und Entwicklungsprozesse durch bestimmte<br />

Barrieren beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Konzeptionell geht es<br />

hieran anknüpfend um die Aufmerksamkeit für Barrieren,<br />

die sich K<strong>in</strong><strong>der</strong>n stellen sowie <strong>der</strong>en Reflexion<br />

und M<strong>in</strong>imierung – und nicht um die Anpassung des<br />

e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des an vorgefundene Verhältnisse.<br />

Fragt man genauer nach den <strong>in</strong>dividuellen Entwicklungs-<br />

und <strong>Bildung</strong>sprozessen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, so<br />

sche<strong>in</strong>t es zunächst naheliegend, diese anhand von<br />

Entwicklungsnormen sowie konkret anhand von<br />

Entwicklungstabellen zu beschreiben. Diese s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs kulturell gebunden und nicht zweckfrei,<br />

vielmehr machen sie K<strong>in</strong>desentwicklung anhand<br />

<strong>der</strong> Konstruktion von Normalität und Abweichung<br />

„messbar“ (Kelle 2008).<br />

Das „Normk<strong>in</strong>d“<br />

Als „Normk<strong>in</strong>d“ wird dabei <strong>in</strong> aller Regel (und oftmals<br />

unausgesprochen) e<strong>in</strong> <strong>der</strong> sogenannten Mittelschicht<br />

entstammendes e<strong>in</strong>sprachig aufwachsendes K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

den Blick genommen. Differenzielle Forschungen,<br />

die Unterschiedlichkeiten von jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den<br />

Blick nehmen, haben zwar seit Längerem E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong><br />

die K<strong>in</strong>dheitsforschung gefunden, s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> den<br />

entwicklungspsychologischen Forschungsl<strong>in</strong>ien vergleichsweise<br />

selten (Ahnert 2008 b).<br />

Unterschiedliche Entwicklungswege<br />

Demgegenüber steht die mittlerweile weitgehend als<br />

Konsens verhandelte Erkenntnis, dass sich junge K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

durch e<strong>in</strong>e hohe <strong>in</strong>terpersonelle Varianz <strong>in</strong> den Entwicklungswegen<br />

auszeichnen (Largo 2008 a; 2008 b).<br />

6


Theoretische E<strong>in</strong>ordnung<br />

Entwicklungswege s<strong>in</strong>d dabei eng <strong>in</strong> die <strong>in</strong>dividuellen,<br />

verän<strong>der</strong>lichen und kulturell gebundenen Sozialisationsbed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>gewoben und zudem zusätzlich<br />

„gebrochen“ durch Inkongruenzen und Varianzen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

„K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen“<br />

„K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen“ s<strong>in</strong>d daher im<br />

Verständnis <strong>der</strong> vorliegenden Expertise ke<strong>in</strong>esfalls<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die sich als Gruppe anhand klarer und verallgeme<strong>in</strong>erbarer<br />

Kategorien von an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

unterscheiden ließen. Vielmehr geht es um e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />

Augenmerk für Risiken und Gefährdungen von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die an den Rand gedrängt o<strong>der</strong> ausgegrenzt<br />

werden (Marg<strong>in</strong>alisierung bzw. Exklusion) und / o<strong>der</strong><br />

die eigenen Potenziale für Lernen und Entwicklung<br />

nicht entfalten können (un<strong>der</strong>achievement).<br />

Belastungsfaktoren<br />

Die Lebens- und Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er<br />

steigenden Zahl von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d durch Belastungsfaktoren<br />

geprägt wie materielle Armut und / o<strong>der</strong><br />

soziale Risikolagen (Bundesregierung 2008, S. 66 ff.),<br />

was erhebliche Auswirkungen auf ihre Entwicklung<br />

hat (Weiß 2007, S. 78 ff). Mit <strong>der</strong> hier vertretenen Verständnisweise<br />

wird somit zugleich Bezug genommen<br />

auf die bekannte enge Korrelation sozial schwacher<br />

Ausgangslage mit Diagnosen von „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“<br />

(Weiss 2001) und dah<strong>in</strong>ter zu vermutenden Effekten<br />

<strong>in</strong>stitutioneller Diskrim<strong>in</strong>ierung (Gomolla 2006).<br />

Zunahme (psycho-)sozialer Risikolagen<br />

Unter den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die den gesetzlichen Regelungen<br />

entsprechend die Komplexleistung Frühför<strong>der</strong>ung<br />

erhalten, wächst jedenfalls <strong>der</strong> Anteil von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

(psycho-)sozialer Risikolage ohne klare mediz<strong>in</strong>ische<br />

Diagnose im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er organischen Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es mediz<strong>in</strong>ischen Syndroms (Weiß 2000).<br />

Um diesen Bed<strong>in</strong>gungen gerecht zu werden, werden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Expertise verschiedene mögliche<br />

Risikolagen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>bezogen und nicht etwa<br />

organische Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

gestellt. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Fixierung <strong>der</strong> hier vorzunehmenden<br />

Ausführungen auf letzteres würde nicht nur<br />

die Praxislage ignorieren, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>en zentralen<br />

Aspekt <strong>der</strong> Problemlage umgehen – nämlich<br />

den Zusammenhang von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsfragen und<br />

Gesellschaftsfragen.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> entwickeln sich <strong>in</strong> Zusammenhängen<br />

E<strong>in</strong> soziales Modell von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, wie es auch<br />

<strong>der</strong> UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention zugrunde liegt,<br />

nimmt den Gedanken <strong>der</strong> Kontextbed<strong>in</strong>gtheit <strong>in</strong>dividueller<br />

Entwicklung auf. In <strong>der</strong> Grundl<strong>in</strong>ie wird<br />

dieser bereits im Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbegriff <strong>der</strong> World<br />

Health Organization (WHO) entwickelt (WHO 2005). 1<br />

Die UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention führt ihn weiter<br />

zum erläuterten Verständnis von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung als<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Partizipation und Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

(Bielefeldt 2006).<br />

E<strong>in</strong>e Unterscheidung zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppen<br />

entlang <strong>der</strong> Frage nach e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>ischen Diagnose<br />

ist aus dieser Sicht für pädagogische Fragestellungen<br />

unangemessen. Dies würde konsensuell verhandelte<br />

Erkenntnisse zur sozialökologischen E<strong>in</strong>bettung k<strong>in</strong>dlicher<br />

Entwicklung ignorieren und wäre daher mit<br />

hieran anknüpfenden Grundannahmen <strong>in</strong>klusiver<br />

Pädagogik nicht zu vere<strong>in</strong>baren.<br />

In dieser Expertise werden unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit „beson<strong>der</strong>en<br />

Bedürfnissen“ somit K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Gefährdungen<br />

für ihre Entwicklung und ihre Partizipation<br />

verstanden. Dieser Gedanke wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden<br />

Erläuterung zum Menschenrecht auf Inklusion weiter<br />

ausgeführt.<br />

1.2 Inklusion als Menschenrecht<br />

Die UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention bezieht sich auf<br />

alle Ebenen des Erziehungs- und <strong>Bildung</strong>ssystems und<br />

schließt damit den Elementarbereich e<strong>in</strong> (UN 2006,<br />

S. 16; vgl. auch Prengel 2010; Poscher u. a. 2008, S. 20).<br />

Entscheidend ist neben dem Art. 24 (<strong>Bildung</strong>) beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Art. 26 zur „Habilitation und Rehabilitation“<br />

(Netzwerk 2009, S. 21). Hier wird festgeschrieben, dass<br />

Unterstützung so früh wie möglich erfolgen und auf<br />

e<strong>in</strong>er „multidiszipl<strong>in</strong>ären Bewertung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

1 In <strong>der</strong> Systematik <strong>der</strong> International Classification of Function<strong>in</strong>g, Disability<br />

and Health (ICF) „dient Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung als Oberbegriff für Schädigungen,<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> Aktivität und Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

<strong>der</strong> Partizipation [Teilhabe]“ (ICF, S. 9) unter „explizi ter Bezugnahme<br />

auf Kontextfaktoren“ (ICF, S. 5). Im Fokus steht damit nicht Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

<strong>der</strong> körperlichen Strukturen („Schädigung“), son<strong>der</strong>n<br />

die Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Teilhabe und Aktivität, die entsteht, wenn<br />

die Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umwelt nicht optimal an die<br />

Entwicklungsvoraussetzungen e<strong>in</strong>er Person anknüpfen.<br />

7


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

Bedürfnisse und Stärken beruhen“ sowie „so geme<strong>in</strong>denah<br />

wie möglich zur Verfügung stehen“ soll (ebd., S. 21).<br />

Damit wird für den Elementarbereich das Komplement<br />

zu <strong>der</strong> <strong>in</strong> Art. 24 dokumentierten Verpflichtung geschaffen,<br />

notwendige Unterstützung im allgeme<strong>in</strong>en<br />

Erziehungs- und <strong>Bildung</strong>ssystem zu geben (ebd., S. 18).<br />

Menschenrecht auf <strong>Bildung</strong><br />

Zentral für das Verständnis <strong>der</strong> UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

ist <strong>der</strong> hier<strong>in</strong> implizierte rechtebasierte<br />

Zugang. Es geht demnach bei <strong>der</strong> Verpflichtung zum<br />

Aufbau e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>klusiven Erziehungs- und <strong>Bildung</strong>ssystems<br />

nicht um e<strong>in</strong>en Akt <strong>der</strong> Fürsorge, son<strong>der</strong>n<br />

um die Verwirklichung von Nichtdiskrim<strong>in</strong>ierung<br />

gegenüber universalen Menschenrechten (Aichele<br />

2010; Bielefeldt 2006). Basierend auf dem Menschenrecht<br />

auf <strong>Bildung</strong> (Motakef 2006) werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konvention<br />

mit dem Begriff „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ e<strong>in</strong>erseits<br />

unzureichende Partizipation, an<strong>der</strong>erseits fehlende<br />

Möglichkeiten beschrieben, das eigene Potenzial zu<br />

entwickeln und angemessene Herausfor<strong>der</strong>ungen für<br />

den Entwicklungs- und <strong>Bildung</strong>sprozess zu erhalten<br />

(achievement).<br />

Handlungsebene bezieht sich Inklusion entsprechend<br />

auf alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung.<br />

Die vorliegende Expertise geht damit von <strong>der</strong> vorläufigen<br />

Leitidee <strong>in</strong>klusiver Pädagogik aus: <strong>in</strong>dividuelle<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> sozialer E<strong>in</strong>gebundenheit auf <strong>der</strong><br />

Basis von Gleichberechtigung. Entsprechend dieser<br />

Zielsetzung wird nach <strong>der</strong> Qualifizierung für professionelles<br />

Handeln gefragt.<br />

Gleichberechtigung<br />

Beides ist eng mit Gleichberechtigung verbunden (Prengel<br />

2010; UNESCO 2009). Zentraler Aspekt ist dabei die<br />

gegenwärtig mit <strong>der</strong> begrifflichen Weiterentwicklung<br />

von <strong>der</strong> „Integration“ zur „Inklusion“ verbundene<br />

Aufmerksamkeit für die bewegliche Verschränkung<br />

verschiedener Dimensionen von Heterogenität und<br />

ihrer Zusammenwirkung (H<strong>in</strong>z 2002; Prengel 1995).<br />

Dieser Auffassung folgend werden Dimensionen<br />

wahrgenommener Verschiedenheiten wie kulturelle<br />

Zugehörigkeit, Religion, Alter, Gen<strong>der</strong> und Befähigung<br />

auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er anerkennenden Haltung als<br />

perspektivengebundene Konstrukte und nicht als<br />

feststehende Eigenschaften e<strong>in</strong>zelner K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

gar Gruppen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n betrachtet (Prengel 2003).<br />

Inklusion betrifft das Ganze<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Perspektive, Barrieren für Partizipation<br />

und Herausfor<strong>der</strong>ung bezogen auf alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu<br />

m<strong>in</strong>imieren und nicht e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong><strong>der</strong> an bestehenden<br />

Strukturen „anzupassen“, betrifft Inklusion <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung als Ganzes und<br />

sollte <strong>in</strong>tegraler Teil <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungskonzeption se<strong>in</strong> –<br />

also ke<strong>in</strong> „Zusatzprogramm“. Auf <strong>der</strong> pädagogischen<br />

8


Konzeptionelle Bezugspunkte<br />

2 Konzeptionelle Bezugspunkte<br />

<strong>Bildung</strong>, Betreuung und Erziehung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

den ersten drei Lebensjahren f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Institutionen und Organisationsformen statt.<br />

Der Schwerpunkt liegt hier bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen.<br />

Damit ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die Krippenpädagogik<br />

als Bezugspunkt für die Konzeptbildung<br />

<strong>in</strong>klusiver Pädagogik mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n dieser Altersgruppe<br />

verwiesen (Kapitel 2.1).<br />

Zur E<strong>in</strong>ordnung <strong>der</strong> aktuellen fachlichen Diskussion<br />

um e<strong>in</strong>e Pädagogik für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren wird zunächst e<strong>in</strong> fokussierter Rückblick<br />

auf die historische Entwicklung des Tagesbetreuungssystems<br />

für junge K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland gegeben<br />

sowie e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ordnung des (politischen und pädagogischen)<br />

Auftrages von Krippen vorgenommen.<br />

Anschließend werden zentrale Elemente krippenpädagogischer<br />

Konzeptionen unter <strong>in</strong>klusionspädagogischer<br />

Perspektive beleuchtet.<br />

Dem beson<strong>der</strong>en Augenmerk auf entwicklungsgefährdete<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> entsprechend können weitere<br />

wichtige Bezugspunkte auch <strong>in</strong> Konzepten für die<br />

Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Familien <strong>in</strong> Risikolagen (hier<br />

beispielhaft Familienzentren Kapitel 2.2) und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Frühför<strong>der</strong>ung (Kapitel 2.3) vermutet werden. Somit<br />

f<strong>in</strong>den auch diese beiden Aspekte für die Konzeptbildung<br />

<strong>in</strong>klusiver Pädagogik mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten<br />

drei Lebensjahren Berücksichtigung.<br />

2.1 Krippenpädagogik<br />

2.1.1 Zur Entwicklung von Krippen<br />

Ziele und Aufgaben von Krippen unterscheiden sich<br />

heute deutlich von denen <strong>der</strong> ersten Krippen, die<br />

Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts gegründet wurden. Diese<br />

waren E<strong>in</strong>richtungen für Familien <strong>in</strong> Notlagen, welche<br />

die grundlegende Versorgung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht gewährleisten<br />

konnten. In heutiger Lesart hatten diese<br />

Krippen damit vor allem e<strong>in</strong>en familienbezogenen<br />

kompensatorischen Auftrag.<br />

In (West-)Deutschland dauerte es bis <strong>in</strong> die 1990er-<br />

Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, bis sich <strong>der</strong> fachliche Konsens durchsetzte,<br />

dass e<strong>in</strong>e qualitativ hochwertige Betreuung <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>en wichtigen Bauste<strong>in</strong><br />

für die Entwicklung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n als Gesamtpersönlichkeiten<br />

sowie für ihre zukünftigen <strong>Bildung</strong>schancen<br />

darstellt.<br />

In verschiedenen europäischen Län<strong>der</strong>n dagegen<br />

haben sich deutlich früher Betreuungsangebote entwickelt.<br />

Aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR wurde bereits ab 1948<br />

e<strong>in</strong> reguläres Betreuungsangebot für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />

ersten drei Lebensjahren etabliert. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe<br />

war als erste Stufe des <strong>Bildung</strong>ssystems ausgelegt, die<br />

Aufsicht über das Krippenwesen lag allerd<strong>in</strong>gs beim<br />

Gesundheitsm<strong>in</strong>isterium. Der Fokus <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> den<br />

Krippen <strong>der</strong> DDR lag <strong>in</strong>sgesamt eher auf Betreuung<br />

und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung (Israel 2008, S. 18). Die <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />

bezog sich vornehmlich auf die Vermittlung<br />

von E<strong>in</strong>stellungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />

die für das Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sozialistischen Gesellschaft<br />

als relevant erachtet wurden.<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe <strong>der</strong> Krippen <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR war<br />

e<strong>in</strong>e stetige Überwachung <strong>der</strong> physischen, psychischen<br />

und kognitiven Entwicklung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>. K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

mit „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ wurden über e<strong>in</strong> zentralistisch<br />

organisiertes Kontrollsystem früh erfasst und <strong>in</strong> staatliche<br />

För<strong>der</strong><strong>in</strong>stitutionen e<strong>in</strong>gebunden. Seit 1954 bestand<br />

e<strong>in</strong>e Meldepflicht für „K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“,<br />

sowohl mit dem Ziel <strong>der</strong> Aufnahme <strong>in</strong> das För<strong>der</strong>system<br />

als auch für empirische Zwecke (Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend BMFSFJ<br />

1994, S. 281). Die Betreuung entwicklungsgefährdeter<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Krippenalter erfolgte entwe<strong>der</strong> ambulant<br />

durch sogenannte „Dispensaires für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong>“<br />

o<strong>der</strong> als „Son<strong>der</strong>erziehung“ <strong>in</strong> (Son<strong>der</strong>-)Krippen<br />

(Sohns 2000, S. 244). Zuweisungskriterium war die<br />

„<strong>Bildung</strong>sfähigkeit“ <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> (Theunissen 2006,<br />

S. 33 ff.), wobei es ke<strong>in</strong> Mitspracherecht <strong>der</strong> Eltern gab.<br />

Die Krippenpraxis <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR brachte eigenständige<br />

konzeptionelle Entwicklungen mit sich, die krippenbezogene<br />

Forschung wurde unterstützt (Ahnert 2008 b).<br />

In <strong>der</strong> damaligen BRD h<strong>in</strong>gegen wurden entsprechend<br />

<strong>der</strong> zögerlichen Bereitstellung von Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> lange Zeit ke<strong>in</strong>e<br />

fundierten Konzeptionen speziell für die Arbeit mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren entwickelt.<br />

Auch heute noch s<strong>in</strong>d differierende gesellschaftliche<br />

Bewertungen früher Betreuung und vor allem<br />

e<strong>in</strong>e höchst unterschiedliche Versorgungslage zwischen<br />

den ost- und westdeutschen Bundeslän<strong>der</strong>n zu<br />

beobachten (vgl. Kapitel 2.3).<br />

9


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

Zur Entwicklung <strong>in</strong>tegrativer (bzw. <strong>in</strong>klusiver) <strong>Bildung</strong>,<br />

Betreuung und Erziehung im Elementarbereich<br />

lässt sich konstatieren, dass diese zwar mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

im Alter zwischen drei und sechs Jahren bereits seit<br />

be<strong>in</strong>ahe vier Jahrzehnten praktiziert wird, jedoch mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren <strong>in</strong> (West-)<br />

Deutschland ke<strong>in</strong>e Tradition hat. Erst 2006 kam es<br />

zur Eröffnung <strong>der</strong> ersten <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe<br />

(Zusammenfassung <strong>in</strong>: Prengel 2010; Seitz 2009). Es<br />

kann allerd<strong>in</strong>gs davon ausgegangen werden, dass<br />

auch <strong>in</strong> den vorangegangenen Jahrzehnten bereits<br />

vere<strong>in</strong>zelt und ohne zusätzliche Ressourcen K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit<br />

beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen <strong>in</strong> Krippen aufgenommen<br />

wurden („graue Integration“).<br />

2.1.2 <strong>Bildung</strong>spädagogischer und<br />

sozialpädagogischer Auftrag<br />

Wie alle K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen unterliegen auch<br />

Krippen gegenwärtig sowohl e<strong>in</strong>em sozialpädagogischen<br />

Auftrag als auch e<strong>in</strong>em <strong>Bildung</strong>sauftrag.<br />

Die Anerkennung e<strong>in</strong>er qualitativ hochwertigen<br />

frühen Betreuung <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen als<br />

wertvoller Beitrag zur <strong>Bildung</strong> und Erziehung hat<br />

sich im Alltagsdiskurs <strong>in</strong> (West-)Deutschland nur<br />

schleppend durchgesetzt. Im Unterschied zu an<strong>der</strong>en<br />

europäischen Län<strong>der</strong>n hält sich hier e<strong>in</strong>e skeptische<br />

Haltung auch heute noch recht hartnäckig und wirkt<br />

<strong>in</strong> sozial- und familienpolitische Debatten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Dies<br />

lässt sich beispielsweise an <strong>der</strong> Diskussion um das sogenannte<br />

Betreuungsgeld ablesen (Koalitionsvertrag<br />

17. Legislaturperiode o. J., S. 68). 2<br />

Aktuellen fachlichen Erkenntnissen folgend ist<br />

allerd<strong>in</strong>gs unumstritten, dass die Aufnahme junger<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionelle Betreuungssysteme spezifische<br />

Entwicklungs- und <strong>Bildung</strong>schancen bietet und<br />

damit ke<strong>in</strong>eswegs nur e<strong>in</strong>e „Notlösung“ im Angesicht<br />

elterlicher Erwerbstätigkeit o<strong>der</strong> schwieriger häuslicher<br />

Verhältnisse ist (Bertelsmann Stiftung 2008).<br />

Zugleich ist festzuhalten, dass von diesen Angeboten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Risikolagen offenbar bislang <strong>in</strong> Deutschland<br />

weniger profitieren, denn die Teilhabe an <strong>in</strong>stitutio-<br />

2 Auch wenn diese geplanten Maßnahme laut Koalitionsvertrag<br />

lediglich dem Erhalt <strong>der</strong> Wahlfreiheit <strong>der</strong> Eltern dienen soll, wird<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> begleitenden öffentlichen Diskussion die Frage, ob die<br />

Familie nicht doch <strong>der</strong> grundsätzlich „bessere“ Ort für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

den ersten drei Lebensjahren ist, regelmäßig angesprochen (vgl.<br />

u. a. www.zeit.de/2007/46/Argument-K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung).<br />

neller Tagesbetreuung korreliert quantitativ bislang<br />

mit höherem E<strong>in</strong>kommen, höherem <strong>Bildung</strong>sabschluss<br />

<strong>der</strong> Eltern und E<strong>in</strong>sprachigkeit <strong>der</strong> Familien (BMFSFJ<br />

2005, S. 295).<br />

Bleibt dieser Trend bestehen, so können mögliche<br />

problematische entwicklungshemmende Effekte bei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit schwacher sozialer Ausgangslage verstärkt<br />

werden, wenn gerade diese weiterh<strong>in</strong> tendenziell<br />

später <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen aufgenommen<br />

werden (Fuchs 2005). Demgegenüber arbeiten Jens<br />

Kratzmann und Thorsten Schnei<strong>der</strong> (2008) heraus,<br />

dass e<strong>in</strong> quantitativ breiter und früher E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die<br />

Tagesbetreuung (hier allerd<strong>in</strong>gs geme<strong>in</strong>t: ab drei<br />

Jahren) <strong>Bildung</strong>sungleichheiten abschwächen kann.<br />

Diese E<strong>in</strong>schätzungen bestärkend zeigte e<strong>in</strong>e von<br />

uns durchgeführte Studie, dass gerade K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit wenig<br />

entwicklungsför<strong>der</strong>licher familiärer Umgebung <strong>in</strong><br />

spezifischer Weise von <strong>der</strong> frühen Aufnahme <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

profitieren können (Seitz / Korff<br />

2008). Bei <strong>der</strong> weiteren strukturellen Gestaltung des<br />

Ausbaus von Tagesbetreuungsplätzen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

den ersten drei Lebensjahren ist aus <strong>in</strong>klusionspädagogischer<br />

Sicht folglich e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s kritisches<br />

Augen merk auf mögliche differenzielle Effekte und<br />

ihre Folgen zu lenken. Wenn die Zugangspraxis zu<br />

früher <strong>Bildung</strong>, Betreuung und Erziehung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren über politische Steuerungs<strong>in</strong>strumente<br />

wie das geplante Betreuungsgeld<br />

milieu spezifisch differiert, hat dies kritisch zu bewertende<br />

Folgen für die Verteilung von <strong>Bildung</strong>schancen.<br />

E<strong>in</strong> <strong>Bildung</strong>sauftrag wurde Krippen <strong>in</strong> (West-)<br />

Deutschland offiziell erstmals mit <strong>der</strong> Umstrukturierung<br />

des K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfegesetzes (KJHG)<br />

ab 1990 / 1991 erteilt, e<strong>in</strong>e konzeptionelle Umsetzung<br />

dieses Auftrags wird aber erst <strong>in</strong> jüngster Zeit <strong>in</strong>tensiv<br />

diskutiert (Schnei<strong>der</strong> 2010, S. 140; Wehrmann 2009;<br />

Ahnert / Schnurrer 2006).<br />

Der Nachholbedarf <strong>in</strong> dieser Frage ist auch an den<br />

aktuellen <strong>Bildung</strong>splänen <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> ablesbar.<br />

Lediglich <strong>in</strong> drei <strong>Bildung</strong>splänen (Bayern, Sachsen,<br />

Thür<strong>in</strong>gen) s<strong>in</strong>d ausführlichere konkrete Ausarbeitungen<br />

zur <strong>Bildung</strong>sbegleitung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den<br />

ersten drei Lebensjahren zu f<strong>in</strong>den und als „basale <strong>Bildung</strong>sprozesse“<br />

für e<strong>in</strong>zelne <strong>Bildung</strong>sbereiche ausdifferenziert<br />

(Fthenakis 2008; Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für<br />

<strong>Bildung</strong>, Wissenschaft und Kultur 2008; Sächsisches<br />

Staatsm<strong>in</strong>is terium für Soziales 2007).<br />

10


Konzeptionelle Bezugspunkte<br />

In den an<strong>der</strong>en <strong>Bildung</strong>splänen wird dieser Altersbzw.<br />

Kompetenzbereich entwe<strong>der</strong> explizit ausgeschlossen<br />

o<strong>der</strong> aber er f<strong>in</strong>det lediglich im Titel und <strong>in</strong><br />

den e<strong>in</strong>leitenden Ausführungen Erwähnung, ohne<br />

dass die Ausarbeitungen zu den <strong>Bildung</strong>sbereichen<br />

konkret hierauf Bezug nehmen würden.<br />

Mitunter f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den <strong>Bildung</strong>splänen e<strong>in</strong><br />

verkürztes Verständnis frühk<strong>in</strong>dlicher <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />

junger K<strong>in</strong><strong>der</strong>. So wird beispielsweise im Berl<strong>in</strong>er<br />

<strong>Bildung</strong>sprogramm ausgeführt (2004, S. 19), Krippenk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

kreisten mit ihren Fragen eher um sich selbst<br />

und Beziehungen würden erst mit zunehmendem Alter<br />

bedeutungsvoller. Dies steht jedoch im Wi<strong>der</strong>spruch zu<br />

aktuellen konsensuell verhandelten Erkenntnissen zur<br />

K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Interaktion (vgl. Kap. 3), die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

für <strong>in</strong>klusive Sett<strong>in</strong>gs von Bedeutung s<strong>in</strong>d.<br />

Im Gesamtblick lässt sich vorerst festhalten, dass<br />

die Verankerung von <strong>Bildung</strong>saufgaben im krippenpädagogischen<br />

Bereich noch une<strong>in</strong>heitlich ist bzw.<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung bef<strong>in</strong>det. Die Forschungs- und<br />

Praxisentwicklung für <strong>in</strong>klusive <strong>Bildung</strong>skonzepte mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren kann hier<br />

folglich nicht auf e<strong>in</strong>e ausgearbeitete Basis zurückgreifen.<br />

Auch vor diesem H<strong>in</strong>tergrund geht es zukünftig<br />

darum, <strong>in</strong>klusionspädagogische Überlegungen <strong>in</strong><br />

krippenpädagogische Konzeptionen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

unter <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sbegleitung direkt<br />

mit e<strong>in</strong>fließen zu lassen bzw. beides im Verbund zu<br />

entwickeln.<br />

2.1.3 <strong>Bildung</strong>sbegleitung<br />

Der Fachdiskurs über das <strong>Bildung</strong>sverständnis <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Elementarpädagogik wird kontrovers geführt. Auf<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite wird <strong>der</strong> Ausgangspunkt k<strong>in</strong>dlicher<br />

<strong>Bildung</strong>sprozesse vor allem im K<strong>in</strong>d selbst gesehen.<br />

<strong>Bildung</strong> ist <strong>in</strong> diesem Verständnis e<strong>in</strong> Prozess <strong>der</strong><br />

Selbstaneignung von Welt durch das K<strong>in</strong>d, bei dem<br />

sich dieses gleichzeitig selbst hervor br<strong>in</strong>gt (vgl. Schäfer<br />

2007, 2005).<br />

Folglich kann <strong>Bildung</strong> angestoßen, nicht aber<br />

bewirkt werden Aus diesem Verständnis werden <strong>in</strong>struktive<br />

Lehrformen für den Elementarbereich zurückgewiesen.<br />

Es ist zu betonen, dass Selbstbildung<br />

als theoretisch wie praktisch-pädagogisch zu bearbeitende<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung verstanden werden will<br />

und nicht – begründet mit <strong>der</strong> aktiv aneignenden<br />

Selbsttätigkeit des K<strong>in</strong>des – schon selbst als Antwort<br />

(zur Kritik vgl. Grell 2010, S. 162).<br />

Demgegenüber wurde <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong> als<br />

Ko-Konstruktion entwickelt (Fthenakis 2007). Zwar<br />

wird hier auch vom K<strong>in</strong>d als aktiver Gestalter se<strong>in</strong>er<br />

<strong>Bildung</strong>sprozesse ausgegangen, jedoch wird dabei<br />

die Kontextbezogenheit des <strong>Bildung</strong>sgeschehens<br />

akzentuiert. Zugleich wird die Notwendigkeit <strong>der</strong><br />

frühen Aneignung von Basiskompetenzen angesichts<br />

<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen und Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft betont. Unter Rückgriff auf<br />

sozialkonstruktivistische Theorieansätze wird <strong>Bildung</strong><br />

als ko-konstruktiver Prozess verstanden. Der K<strong>in</strong>dzentrierung<br />

des <strong>Bildung</strong>sbegriffes im Selbstbildungskonzept<br />

wird damit <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> kompetenzorientierter<br />

Ansatz entgegengestellt (Drieschner 2010, S. 210).<br />

Ungeachtet dieser konzeptionellen Ausführungen<br />

zum <strong>Bildung</strong>sbegriff muss konstatiert werden, dass<br />

e<strong>in</strong>e wissenschaftlich fundierte Didaktik für den Bereich<br />

<strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit bislang nicht vorliegt.<br />

Zur theoretischen Fundierung und konzeptionellen<br />

Konkretisierung von <strong>Bildung</strong>sbegleitung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren besteht damit<br />

<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> deutlicher Entwicklungsbedarf. Für<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>klusive <strong>Bildung</strong>sbegleitung sollte sowohl <strong>der</strong><br />

eigenaktive Aneignungsprozess des K<strong>in</strong>des anerkannt<br />

und unterstützt, als auch die Bedeutung sozialer Basiertheit<br />

des <strong>Bildung</strong>sprozesses <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch<br />

K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Beziehungen berücksichtigt werden.<br />

In den vorliegenden <strong>in</strong>klusionspädagogischen<br />

Ansätzen zur methodischen Ausgestaltung und zur<br />

<strong>in</strong>dividuellen <strong>Bildung</strong>sbegleitung <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

und Schulen lassen sich dabei teilweise<br />

Potenziale für die Entwicklung <strong>in</strong>klusiver Praxis mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren vermuten.<br />

Diese müssen jedoch deutlicher herausgearbeitet,<br />

<strong>in</strong> Teilen modifiziert und mit dem Diskurs zum <strong>Bildung</strong>sbegriff<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elementarpädagogik zusammengebracht<br />

werden.<br />

Hoch anschlussfähig an die Maßgabe von Individualisierung<br />

und K<strong>in</strong>dorientierung <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusionspädagogischen<br />

Konzeptionen ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> weitgehende<br />

Konsens darüber, dass Lernprozesse durch<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst <strong>in</strong>itiiert werden und Erwachsene vor<br />

allem die Umgebungen gestalten bzw. die Interaktionen<br />

anregen und begleiten sollen (Laewen / Andres<br />

2002).<br />

In diesem Zusammenhang wird von verschiedenen<br />

Seiten betont, dass dies nicht bedeutet, ke<strong>in</strong>erlei Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu stellen o<strong>der</strong> sich weniger<br />

11


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

<strong>in</strong>tensiv auf die <strong>Bildung</strong>s- und Beziehungsarbeit mit<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong> vorbereiten zu müssen (Grell 2010; Prengel<br />

2010, S. 66 ff.). Vielmehr geht es um e<strong>in</strong>e diagnostisch<br />

fundierte Lern- o<strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sbegleitung (Laewen<br />

2008; Leu u. a. 2007). Dies ist unter <strong>in</strong>klusionspädagogischer<br />

Perspektive <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit Blick auf die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> bedeutsam, <strong>der</strong>en eigen<strong>in</strong>itiatives Handeln<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Radius bewegt (etwa bei Mobilitätsbee<strong>in</strong>trächtigung)<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Kommunikationsweisen<br />

nicht auf Anhieb erkennbar s<strong>in</strong>d. Hier ist<br />

beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit gefragt, die es ermöglicht,<br />

auch erste Ansätze von motivierter H<strong>in</strong>wendung zur<br />

sozialen o<strong>der</strong> d<strong>in</strong>glichen Umwelt zu erkennen und<br />

hierauf zu reagieren.<br />

In den bislang vorliegenden Arbeiten zur <strong>in</strong>klusionspädagogischen<br />

Arbeit (auch) mit sogenannten schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule wurden <strong>in</strong> diesem<br />

Kontext Konzepte zur <strong>Bildung</strong>sarbeit entwickelt,<br />

die verschiedene Anknüpfungspunkte zur weiteren<br />

Konzeption <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sbegleitung <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen bieten, u. a. zum körperbasierten<br />

Lernen sowie zum didaktischen Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong><br />

Elementarisierung (Seitz 2005, 2004). E<strong>in</strong>e konzeptionelle<br />

Zusammenführung mit Ansätzen zur <strong>in</strong>klusiven<br />

Pädagogik mit jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sowie entsprechende<br />

empirische Arbeiten stehen aber noch aus.<br />

Spezifische Aspekte <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sbegleitung entwicklungsgefährdeter<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Konzepten<br />

<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d Reflexionen zum <strong>Bildung</strong>sverständnis <strong>der</strong><br />

Frühför<strong>der</strong>ung im entsprechenden fachlichen Diskurs<br />

bislang kaum zu f<strong>in</strong>den. Erste Überlegungen zu e<strong>in</strong>er<br />

Zusammenführung des <strong>Bildung</strong>sanspruches von Frühför<strong>der</strong>ung<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen f<strong>in</strong>den sich<br />

lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vom Hessischen Sozialm<strong>in</strong>isterium<br />

geför<strong>der</strong>ten Projekt (Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium<br />

2006). Mit Blick auf den Ausbau <strong>in</strong>klusiver Tagesbetreuung<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

ist damit e<strong>in</strong>e stärkere <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

über die jeweils diskutierten Konzepte früher<br />

<strong>Bildung</strong> impliziert.<br />

2.1.4 Struktur und Individualisierung<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> richtigen Balance zwischen orientierenden<br />

Strukturen und Flexibilität bei jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

wird <strong>in</strong> krippenpädagogischen und <strong>in</strong>klusionspädagogischen<br />

Veröffentlichungen gleichermaßen<br />

gestellt. In krippenpädagogischen Konzeptionen wird<br />

dabei vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Erkenntnisse zur B<strong>in</strong>dungstheorie<br />

(vgl. Kap. 2.1.5) zentral auf die Notwendigkeit<br />

fester Bezugspersonen verwiesen. Außerdem<br />

s<strong>in</strong>d Rückzugsorte sowie Rituale, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im<br />

Zusammenhang mit Essens- und Schlafenszeiten bedeutsam<br />

(Bensel / Haug-Schnabel 2006, S. 56 f.).<br />

Neben festen Orientierungspunkten ist aber auch<br />

e<strong>in</strong>e hohe Flexibilität notwendig, um auf die <strong>in</strong>dividuellen<br />

Bedürfnisse e<strong>in</strong>zugehen. Dass die notwendige<br />

orientierende Struktur und Verlässlichkeit <strong>der</strong> Bezugspersonen<br />

nicht im Wi<strong>der</strong>spruch zu offenen Konzeptionen<br />

stehen, zeigte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Untersuchung im<br />

Vergleich von offen und gruppenbasiert arbeitenden<br />

E<strong>in</strong>richtungen (Seitz / Korff 2008).<br />

Fabienne Becker-Stoll u. a. (2009, S. 129) arbeiten im<br />

Zusammenhang mit Konzepten <strong>der</strong> Altersmischung<br />

die Bedeutsamkeit von „Flexibilität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em festen<br />

Rahmen“ heraus. Dies umfasst sowohl parallele Angebote<br />

für ältere (z. B. ungestörte, anspruchsvollere<br />

Tätigkeiten) und jüngere K<strong>in</strong><strong>der</strong> (z. B. flexible Essensund<br />

Schlafenszeiten) sowie geme<strong>in</strong>same Phasen bzw.<br />

Projekte (ebd., S. 129) und ist damit anschlussfähig an<br />

die heterogenen Bedürfnisse von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven<br />

Gruppen. Inklusionspädagogisch ist dies stets<br />

verbunden mit dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Balance von Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

und Verschiedenheit, die sich methodisch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er gelungenen Abstimmung von <strong>in</strong>dividualisierten<br />

und gruppenorientierten Phasen ausdrückt (Seitz<br />

2009; Schmidt 2002).<br />

2.1.5 B<strong>in</strong>dungsaufbau und Beziehungsgestaltung<br />

In den vorhandenen Veröffentlichungen zu krippenpädagogischen<br />

Konzeptionen werden ausführlich und<br />

konsensfähig den Fragen <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dung und Beziehung<br />

zu Bezugspersonen hohe Bedeutung beigemessen<br />

(Ahnert 2008 a; Bowlby 2008; Grossmann / Grossmann<br />

2003). Ausgehend vom Wissen um den engen Wirkzusammenhang<br />

von B<strong>in</strong>dungs- und Explorationsverhalten<br />

(Ahnert 2010; Schölmerich / Lengn<strong>in</strong>g 2008)<br />

wird B<strong>in</strong>dungssicherheit als Grundlage für frühe <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />

und damit als zentrales Moment <strong>der</strong><br />

pädagogischen Arbeit mit jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gesehen.<br />

Die Beziehungsfähigkeit wird als e<strong>in</strong>e Schlüsselqualifikation<br />

von Erzieher<strong>in</strong>nen und Erziehern herausgehoben<br />

(Ahnert / Gappa 2010, S. 117). Reflexionsfähigkeit<br />

zum eigenen Beziehungs- und B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />

(Papoušek 2010, S. 132), sollten daher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aus- und<br />

Weiterbildung berücksichtigt werden.<br />

12


Konzeptionelle Bezugspunkte<br />

Erkenntnissen zur sozialen Basiertheit von Entwicklung<br />

und Lernen folgend, geht es dabei auf <strong>der</strong> Zielebene<br />

nicht alle<strong>in</strong> um Zuwendung und Sicherheit,<br />

son<strong>der</strong>n jeweils auch um Explorationsunterstützung<br />

(Drieschner 2011, S. 15). Für die gel<strong>in</strong>gende Verknüpfung<br />

von B<strong>in</strong>dungs- und Explorationsmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen gilt e<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt empathisches<br />

pädagogisches Handeln <strong>der</strong> Fachkräfte<br />

als beson<strong>der</strong>s geeignet, das die wichtigsten sozialen<br />

Bedürfnisse e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gruppe zum richtigen Zeitpunkt<br />

bedient (Ahnert 2008 b). Weniger häufig werden auch<br />

die Beziehungen zwischen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n thematisiert.<br />

Diese s<strong>in</strong>d jedoch für die Konzeption <strong>in</strong>klusiver Pädagogik<br />

beson<strong>der</strong>s relevant.<br />

E<strong>in</strong> weiterer wichtiger gedanklicher H<strong>in</strong>tergrund<br />

für pädagogische Beziehungsgestaltung ist das Konzept<br />

<strong>der</strong> jo<strong>in</strong>t attention, <strong>der</strong> geteilten Aufmerksamkeit<br />

von K<strong>in</strong>d und erwachsener Bezugsperson auf e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

Gegenstand bzw. e<strong>in</strong> Phänomen. Geteilte<br />

Aufmerksamkeit sche<strong>in</strong>t sich positiv auf die Lernfähigkeit<br />

des K<strong>in</strong>des auszuwirken und den Spracherwerb<br />

zu beför<strong>der</strong>n (Carpenter u. a. 1998). Dabei ist aber zu<br />

fragen, <strong>in</strong>wieweit und auf welche Weise Momente<br />

bzw. Phasen von jo<strong>in</strong>t attention s<strong>in</strong>nvoll didaktisiert<br />

werden (Drieschner 2011, S. 18) und so <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />

junger K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krippe planvoll unterstützt<br />

werden können.<br />

Auffälliges Verhalten bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n h<strong>in</strong>sichtlich jo<strong>in</strong>t<br />

attention wird demgegenüber als bedeutsamer H<strong>in</strong>weis<br />

auf autistische Verhaltensweisen angesehen. Diese<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> schauen auffällig wenig zur Bezugsperson<br />

und folgen weniger <strong>der</strong>en Blicken o<strong>der</strong> Zeigegesten.<br />

Auch zeigen diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst weniger auf Objekte<br />

<strong>in</strong> ihrer Umgebung (Mundy u. a. 2010). Probleme <strong>der</strong><br />

Aufmerksamkeitsrichtung auf e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

Gegenstand können gravierende Folgen für die weitere<br />

Entwicklung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n haben (Moore / Dunham<br />

1995).<br />

Insgesamt sollten die spezifischen B<strong>in</strong>dungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

von entwicklungsgefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> pädagogischen Arbeit berücksichtigt werden.<br />

In b<strong>in</strong>dungsbezogenen Forschungsarbeiten werden<br />

diese Aspekte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht berücksichtigt und<br />

stattdessen <strong>in</strong> eigenen Forschungssträngen unter<br />

<strong>der</strong> Perspektive devianter B<strong>in</strong>dungsmuster bzw. spezifischer<br />

Defizite <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> untersucht (Rauh 2008;<br />

Zulauf-Logoz 2008). Insgesamt liegen aber nur lückenhafte<br />

Ergebnisse vor, die noch nicht mit den strukturellen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Bereich <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen<br />

<strong>Bildung</strong> verknüpft wurden (vgl. Kap. 3.2).<br />

Zudem fällt – analog zur späten Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Rolle des Vaters <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungsforschung <strong>in</strong>sgesamt<br />

– auch <strong>in</strong> den spezifischen Arbeiten zur B<strong>in</strong>dung<br />

von entwicklungsgefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die weitgehend<br />

fehlende Reflexion <strong>der</strong> Vater-K<strong>in</strong>d-B<strong>in</strong>dung auf.<br />

Hier liegt mit Blick auf paritätische Elternschaft e<strong>in</strong><br />

weiteres Desi<strong>der</strong>at für die Forschung und Konzeptbildung<br />

(K<strong>in</strong>dler / Grossmann 2008).<br />

Missverständnisse und Schwierigkeiten im B<strong>in</strong>dungsaufbau<br />

können sich ergeben, wenn sich die –<br />

kulturell geprägten – B<strong>in</strong>dungsverhaltensmuster<br />

von Erzieher<strong>in</strong>nen und Erziehern sowie Eltern stark<br />

unterscheiden. In <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungsforschung wurde das<br />

Konzept e<strong>in</strong>er universalen B<strong>in</strong>dung erst <strong>in</strong> jüngerer<br />

Zeit h<strong>in</strong>terfragt und erkannt, dass dieselbe Handlung<br />

ganz unterschiedliche Bedeutungen haben kann und<br />

etwas, „was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kultur als normativ und richtig<br />

gilt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en als <strong>in</strong>trusiv und falsch bewertet<br />

wird“ (Keller 2008, S. 124). Die Reflexion solcher, für<br />

die e<strong>in</strong>zelnen jeweils selbstverständlich sche<strong>in</strong>enden<br />

Bedeutungszuweisungen ist dabei e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

für das professionelle Handeln pädagogischer<br />

Fachkräfte.<br />

E<strong>in</strong> weiterer für e<strong>in</strong>en gel<strong>in</strong>genden B<strong>in</strong>dungsaufbau<br />

unter <strong>in</strong>klusionspädagogischer Perspektive relevanter<br />

Aspekt ist die Mehrsprachigkeit von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Wenn die<br />

Erstsprache des K<strong>in</strong>des von den pädagogischen Fachkräften<br />

nicht gesprochen wird, ist es notwendig, sich<br />

<strong>in</strong>tensiver mit den Kommunikationsmöglichkeiten<br />

des K<strong>in</strong>des ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen. Dies gilt gleichermaßen<br />

und <strong>in</strong> spezifischer Weise für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die (noch)<br />

nicht verbal kommunizieren, da die Deutung von<br />

Bedürfnisäußerungen die Basis für den B<strong>in</strong>dungs- und<br />

Beziehungsaufbau darstellt. So ist ausreichend Zeit für<br />

das Kennenlernen <strong>der</strong> Ausdrucksweisen e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />

e<strong>in</strong>zuplanen, damit hierauf empathisch e<strong>in</strong>gegangen<br />

werden kann (Seitz / Korff 2008).<br />

2.1.6 Erziehungspartnerschaft mit Eltern und<br />

Bezugspersonen<br />

E<strong>in</strong>e partnerschaftliche Zusammenarbeit von Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

und Erziehern sowie Eltern bzw. Bezugspersonen<br />

gilt gegenwärtig konsensuell als zentraler<br />

Bauste<strong>in</strong> qualitativ „guter“ frühk<strong>in</strong>dlicher <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen (Lepenies 2005, S. 13). E<strong>in</strong>e<br />

13


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

gel<strong>in</strong>gende Erziehungspartnerschaft wird als wichtige<br />

Grundlage für die Entwicklung von B<strong>in</strong>dungssicherheit<br />

und Exploration beim K<strong>in</strong>d aufgefasst.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Pluralität von Lebensformen<br />

sollten pädagogische Fachkräfte auf e<strong>in</strong>en<br />

vorurteilsbewussten Umgang beispielsweise mit<br />

unterschiedlichen Familienmodellen vorbereitet<br />

se<strong>in</strong> (Gerlach 2008). Mehrsprachigkeit, verschiedene<br />

Religionen und kulturelle H<strong>in</strong>tergründe <strong>in</strong> den Familien<br />

s<strong>in</strong>d weitere Faktoren, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzeption von<br />

Erziehungspartnerschaften <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

Antworten brauchen, um K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

mit diesen Sozialisations- und Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

nicht zu marg<strong>in</strong>alisieren.<br />

Das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (BMFSFJ) betont explizit die hohe Bedeutsamkeit<br />

e<strong>in</strong>er erfolgreichen Erziehungspartnerschaft<br />

mit den Eltern, wenn es um „von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bedrohte<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ (BMFSFJ 2008, S. 16) geht. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist die Vermutung e<strong>in</strong>er Entwicklungsvarianz<br />

bzw. Entwicklungsbee<strong>in</strong>trächtigung zumeist<br />

mit Ängsten und Sorgen <strong>der</strong> Eltern verbunden,<br />

weil es <strong>in</strong> diesem Fall für e<strong>in</strong>e mitunter lange Zeit nicht<br />

klar ist, welche Entwicklungswege das K<strong>in</strong>d gehen<br />

wird und welche Unterstützung es möglicherweise<br />

dabei benötigt.<br />

Die frühe Aufnahme des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tagese<strong>in</strong>richtung<br />

kann <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong>en Beitrag<br />

zur sozialen E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesamten Familie<br />

darstellen, im Fall e<strong>in</strong>er Entwicklungsgefährdung<br />

können hier wertvolle Hilfen gegeben werden. E<strong>in</strong>e<br />

spezifische Herausfor<strong>der</strong>ung besteht diesbezüglich<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die im S<strong>in</strong>ne des Tagesbetreuungsausbaugesetzes<br />

(TAG) e<strong>in</strong> prioritäres Anrecht auf e<strong>in</strong>en<br />

Krippenplatz haben, um „e<strong>in</strong>e ihrem Wohl entsprechende<br />

För<strong>der</strong>ung“ abzusichern (TAG 2004, § 24). 3<br />

Auch für Familien, <strong>der</strong>en K<strong>in</strong>d bereits kurz nach <strong>der</strong><br />

Geburt e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Diagnose im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung erhalten hat, kann <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>e wichtige Entlastung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> pflegerischen und versorgerischen Arbeit sowie<br />

die Stärkung <strong>der</strong> sozialen Teilhabe bedeuten. Die ungewöhnlich<br />

lange Verweildauer gerade dieser K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

3 Interessante Anknüpfungspunkte bietet hier auch das Modell <strong>der</strong><br />

Familienzentren, mit denen beson<strong>der</strong>s niedrigschwellige Angebote<br />

geschaffen werden sollen (vgl. Kap. 2.2).<br />

<strong>in</strong> den Familien, wie sie lange Zeit üblich war und <strong>der</strong><br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Besuch e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtung<br />

(Son<strong>der</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, Son<strong>der</strong>schule) anschloss, bedeutete<br />

für die Familien oftmals soziale Isolation.<br />

2.1.7 Bedeutung von Gleichaltrigen-Kontakten<br />

Während lange Zeit die Vorstellung vorherrschte,<br />

junge K<strong>in</strong><strong>der</strong> wären nicht zu komplexen K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-<br />

Beziehungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage (etwa beim Spielverhalten),<br />

wird heute den Kontakten mit Gleichaltrigen e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Bedeutung für die Krippenpädagogik zugesprochen<br />

(Ahnert 2005; Viernickel 2000). Konsensuell<br />

wird die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die Gruppe bei gleichzeitiger<br />

Achtung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

als wichtige Basis für <strong>Bildung</strong>sprozesse und für die<br />

Ko-Konstruktion betrachtet (Becker-Stoll u. a. 2009,<br />

S. 113 f.).<br />

In son<strong>der</strong>pädagogischen Konzeptionen früher<br />

För<strong>der</strong>ung wurde demgegenüber die K<strong>in</strong>d-zu-K<strong>in</strong>d-<br />

Ebene und ihre Bedeutsamkeit für Lernen und Entwicklung<br />

lange Zeit vernachlässigt. Fokussiert wurde<br />

stattdessen <strong>in</strong>dividuelle „För<strong>der</strong>ung“ und die Beziehung<br />

K<strong>in</strong>d-Pädagog<strong>in</strong> / Pädagoge. Dies h<strong>in</strong>g sicherlich<br />

strukturell mit <strong>der</strong> Praxislage <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>systeme und<br />

dem entsprechend ger<strong>in</strong>gen Erkenntnis<strong>in</strong>teresse an<br />

Interaktionsfragen zusammen. Erst <strong>in</strong>tegrationspädagogische<br />

Forschungen machten den spezifischen<br />

Motivationscharakter von Gleichaltrigen für <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e entwicklungsgefährdeter<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> deutlich (Seitz / Korff 2008; Kle<strong>in</strong> u. a. 1987;<br />

Feuser 1984). Der persönliche Gew<strong>in</strong>n aller K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

vom Zusammense<strong>in</strong> mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unterschiedlicher<br />

Kompetenzniveaus im H<strong>in</strong>blick auf Lernen sowie auf<br />

soziale Kompetenzen wurde <strong>in</strong> diesen Studien deutlich<br />

herausgearbeitet (vgl. Kap. 4). Die soziale Basiertheit<br />

von Lernen und Entwicklung stellt gegenwärtig e<strong>in</strong>en<br />

Grundbauste<strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzeption <strong>in</strong>klusiver Pädagogik<br />

im Elementarbereich dar.<br />

Diese Erkenntnisse s<strong>in</strong>d hochbedeutsam für die<br />

Professionalisierung von Fachkräften für <strong>in</strong>klusive<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten<br />

drei Lebensjahren. So zeigte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> von uns durchgeführten<br />

Untersuchung („För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung unter drei Jahren <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen“)<br />

beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heilpädagogischen<br />

E<strong>in</strong>richtung nicht nur die Korrelation e<strong>in</strong>er Gruppenzusammensetzung<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die <strong>in</strong>sgesamt über<br />

weniger ausgeprägte kommunikative Kompetenzen<br />

14


Konzeptionelle Bezugspunkte<br />

verfügen mit sehr ger<strong>in</strong>g ausgeprägten K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-<br />

Interaktionen, son<strong>der</strong>n es ließen sich darüber h<strong>in</strong>aus<br />

auch bei den pädagogischen Fachkräften reduzierte<br />

Erwartungen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Interaktionsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> erkennen. Dies g<strong>in</strong>g jedenfalls im untersuchten<br />

Fall mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Aufmerksamkeit<br />

und Unterstützung für entsprechende Prozesse <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>her (Seitz / Korff 2008, S. 215, S. 248), und im<br />

E<strong>in</strong>zelfall wurde deutlich, dass vorhandenes Interaktionsverhalten<br />

als störend reglementiert wurde (ebd.,<br />

S. 174).<br />

In e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrativen K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong><br />

gleichen Studie zeigte sich demgegenüber <strong>der</strong> Entwicklungsanreiz<br />

e<strong>in</strong>es anregungsreichen Umfeldes<br />

auch für K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zu drei Jahren mit ger<strong>in</strong>gem<br />

Aktionsradius, wie e<strong>in</strong>e Gruppenleiter<strong>in</strong> beispielhaft<br />

über e<strong>in</strong> Mädchen erläutert: „Sie will offenbar möglichst<br />

viel sehen, richtet ihren Blick auf alle Objekte,<br />

denen sich Erwachsene und K<strong>in</strong><strong>der</strong> zuwenden, sucht<br />

Geräuschquellen und erkennt bekannte Personen<br />

wie<strong>der</strong>“ (ebd. S. 126).<br />

Unsere Untersuchung machte <strong>in</strong>sgesamt deutlich,<br />

dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ganz spezieller Weise von <strong>der</strong><br />

Interaktion mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unterschiedlicher Kompetenz-<br />

und Entwicklungsniveaus profitieren – dies ist<br />

offensichtlich e<strong>in</strong> zentraler Motivationsfaktor auch<br />

für die Entwicklung junger K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Doch partizipierten<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuell sehr unterschiedlich<br />

am Gruppengeschehen, und zwar abhängig von den<br />

pädagogischen Interventionen (Seitz u. a. 2010). Wir<br />

konnten dabei <strong>in</strong>sgesamt recht wenige Aktivitäten<br />

von pädagogischen Fachkräften f<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>e<br />

Anbahnung bzw. Aufrechterhaltung von Interaktion<br />

zwischen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aktiv unterstützten, etwa die<br />

systematische Anregung e<strong>in</strong>er Begrüßung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> beim morgendlichen E<strong>in</strong>treffen<br />

(Seitz / Korff 2008, S. 197).<br />

Insgesamt machte die Untersuchung aber erneut<br />

deutlich, dass sich Partizipation nicht „von selbst“<br />

e<strong>in</strong>stellt, son<strong>der</strong>n pädagogisches Handeln im E<strong>in</strong>zelnen<br />

partizipationsför<strong>der</strong>lich zu organisieren ist.<br />

Ko-konstruktive Prozesse gel<strong>in</strong>gen auch <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven<br />

Sett<strong>in</strong>gs nicht quasi naturwüchsig über das bloße<br />

Zusammense<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, sie brauchen auch und im<br />

Beson<strong>der</strong>en systematische Begleitung und Unterstützung<br />

(Prengel 2010, S. 47; Ytterhus 2008).<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Befunde ist zu fragen,<br />

wie die Unterstützung <strong>der</strong> Gleichaltrigen-Beziehungen<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven Sett<strong>in</strong>gs mit jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n von pädagogischen<br />

Fachkräften so gestaltet werden können, dass<br />

Partizipation und ko-konstruktive Prozesse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> angeregt und unterstützt werden.<br />

Das Potenzial gel<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Interaktion<br />

gerade für entwicklungsgefährdete K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist dabei<br />

bislang offensichtlich noch nicht im Detail bearbeitet,<br />

hier besteht deutlicher Konzeptions- und Forschungsbedarf<br />

(Seitz u. a. 2010).<br />

2.2 Familienzentren<br />

2.2.1 Entstehung, Entwicklung, Zielsetzung<br />

Ungeachtet <strong>der</strong> Ausweitung von <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Betreuungsformen s<strong>in</strong>d Familien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die<br />

erste Sozialisations- und Erziehungs<strong>in</strong>stanz für junge<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Familien unterliegen dabei unterschiedlichen<br />

politischen, sozioökonomischen und gesellschaftlichkulturellen<br />

Wandlungsprozessen. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d entwickelt<br />

sich <strong>in</strong>nerhalb dieser verän<strong>der</strong>lichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und <strong>in</strong> konkreten Lebenslagen se<strong>in</strong>er Familie.<br />

Qualitativ gute K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen bieten<br />

e<strong>in</strong> wichtiges und entwicklungsför<strong>der</strong>liches Komplement<br />

dieser <strong>in</strong>dividuellen Lebens- und Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und können auf dieser Basis e<strong>in</strong>e<br />

spezifische Ressource für K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus Familien <strong>in</strong><br />

schwierigen Lebenslagen darstellen. Als e<strong>in</strong> wesentlicher<br />

Gel<strong>in</strong>gensfaktor <strong>in</strong> diesem Zusammenhang wird<br />

die Zusammenarbeit mit Eltern aus verschiedenen soziokulturellen<br />

Lebenszusammenhängen angesehen,<br />

die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Modell <strong>der</strong> Familienzentren e<strong>in</strong>e<br />

konzeptionelle Verankerung f<strong>in</strong>det (Prengel 2010,<br />

S. 45; Lorenz, 2008, S. 97 f.). Die <strong>in</strong> Großbritannien<br />

entwickelten Early Excellence Centres (bzw. Children’s<br />

Centres) gelten dabei als „Paten“ für die circa 1.000<br />

Familienzentren, die seit 2001 <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>gerichtet<br />

wurden (Böllert 2008, S. 59; Diller 2005, S. 8). 4<br />

Aus <strong>der</strong> Erfahrung heraus, dass Angebote verschiedener<br />

Träger <strong>der</strong> Erwachsenen- und Familienbildung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Familien mit mittlerem bis hohem <strong>Bildung</strong>sniveau<br />

erreichten (Weiß 2007, S. 82), sollen<br />

durch Familienzentren als örtlich nahe gelegene<br />

Begegnungsorte mit offenen Angebotsstrukturen<br />

4 Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung „Pen Green Centre“ <strong>in</strong> Großbritannien<br />

wurde 1997 zum ersten Early Excellence Centre (EEC).<br />

15


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

auch gezielt Eltern mit niedrigen <strong>Bildung</strong>sabschlüssen<br />

angesprochen werden. 5 Ziel ist e<strong>in</strong>e Verknüpfung von<br />

Angeboten <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong> und Betreuung für K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit<br />

niedrigschwelligen <strong>Bildung</strong>s- und Freizeitangeboten<br />

für Eltern und Familien, beispielsweise Elterncafés,<br />

Deutschkurse, Alphabetisierungskurse. Die Vernetzung<br />

im Stadtteil sowie e<strong>in</strong>e offene Angebotsstruktur<br />

s<strong>in</strong>d zentrale konzeptionelle Aspekte <strong>der</strong> Familienzentren<br />

(Diller 2005, S. 4). Über niedrigschwellige<br />

Beratungsangebote sollen demnach auch Erziehungsprozesse<br />

direkt unterstützt werden, um Eltern <strong>in</strong> ihrer<br />

Erziehungskompetenz zu stärken und die soziale<br />

Integration <strong>der</strong> Familie zu unterstützen.<br />

2.2.2 Anknüpfungspunkte für <strong>in</strong>klusive<br />

Tagesbetreuung<br />

Die Ausrichtung von Familienzentren auf die Partizipation<br />

von Familien <strong>in</strong> sozial schwacher Ausgangslage<br />

trifft sich zunächst mit e<strong>in</strong>em „klassischen“ Anliegen<br />

<strong>in</strong>klusiver Pädagogik: wohnortnahe Betreuung aller<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, um <strong>der</strong>en soziale E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung vor Ort zu ermöglichen<br />

und die Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> durch Son<strong>der</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

oftmals gegebenen sozialen Isolation<br />

<strong>der</strong> Familien (Kron 2006).<br />

Mit Blick auf die Präventionsaufgabe von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

bietet sich <strong>in</strong> Familienzentren<br />

dabei e<strong>in</strong>e niedrigschwellige Möglichkeit, (entwicklungs-)gefährdete<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und ihre Familien ohne<br />

k<strong>in</strong>dbezogene Diagnose (Etikettierung als „beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t“<br />

bzw. „von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bedroht“) mit vielfältigen<br />

<strong>Bildung</strong>s- und Entwicklungsanregungen zu unterstützen.<br />

Gerade die sozialökologische Dimension von<br />

Entwicklungsgefährdungen f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> diesem Konzept<br />

explizite Beachtung, sodass verengte Deutungen als<br />

<strong>in</strong>dividuelle Defizite vermieden werden können. E<strong>in</strong><br />

weiterer Anknüpfungspunkt zeigt sich <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verknüpfung von Maßnahmen<br />

auf mehreren Ebenen. Diese Aspekte s<strong>in</strong>d von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung <strong>in</strong> Fällen, bei denen e<strong>in</strong>e Erziehung<br />

zum Wohl des K<strong>in</strong>des durch die Familie alle<strong>in</strong> nicht<br />

möglich sche<strong>in</strong>t (BMFSFJ 2008, S. 30 f., S. 45 f.).<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>äre, ressourcenorientierte Fallberatungen,<br />

wie sie <strong>in</strong> Familienzentren umgesetzt werden<br />

5 Christian Peucker und Birgit Riedel (2004) identifizierten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

bundesweiten Recherche des DJI zu „Häusern für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Familien“<br />

unterschiedliche Organisationsformen bzw. Modelle, die dort<br />

im E<strong>in</strong>zelnen nachzulesen s<strong>in</strong>d.<br />

können, ermöglichen zudem e<strong>in</strong>e fachlich fundierte<br />

Früherkennung und bieten die Möglichkeit, geme<strong>in</strong>same<br />

präventive Strategien zu entwickeln.<br />

Die Überlegungen zur Fundierung und konzeptionellen<br />

Weiterentwicklung von Familienzentren laufen<br />

<strong>der</strong>zeit noch weitgehend unverbunden mit <strong>in</strong>klusionspädagogischen<br />

Fragestellungen, aber auch mit dem<br />

son<strong>der</strong>pädagogischen Diskurs zur Frühför<strong>der</strong>ung. So<br />

f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur zu Familienzentren ke<strong>in</strong>e<br />

erkennbaren H<strong>in</strong>weise darauf, dass die Konzepte gezielt<br />

auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen im S<strong>in</strong>ne<br />

<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung ausgerichtet se<strong>in</strong> könnten (Weiß<br />

2007, S. 84), wohl aber auf entwicklungsgefährdete<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> im hier def<strong>in</strong>ierten S<strong>in</strong>ne.<br />

In den fachlichen Diskursen zu Familienzentren und<br />

zur <strong>in</strong>klusiven Pädagogik wird also offenbar unterschiedlichen<br />

Verständnisweisen von Gefährdung bzw.<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung gefolgt. E<strong>in</strong>e Verknüpfung könnte e<strong>in</strong>en<br />

notwendigen, klärenden Beitrag liefern und damit e<strong>in</strong>e<br />

noch vielfach zu f<strong>in</strong>dende artifizierende Differenzierung<br />

zwischen sozialer und organischer Bed<strong>in</strong>gtheit<br />

von „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ überwunden werden (vgl. Kap 2.1).<br />

Die Beachtung <strong>der</strong> Heterogenität von Familiensituationen<br />

und Familienstrukturen ist dabei <strong>in</strong> das Konzept<br />

<strong>der</strong> Familienzentren e<strong>in</strong>gelassen, wobei aufgrund<br />

des spezifischen Fokus auf Risikolagen e<strong>in</strong> kompensatorisches<br />

Anliegen im Vor<strong>der</strong>grund steht und weniger<br />

die <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusionspädagogischen Schriften herausgearbeitete<br />

Wertschätzung von Vielfalt als Wert „an sich“.<br />

Diese Perspektive sollte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verknüpfung nicht<br />

verkürzt werden zu e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> defizitären Betrachtung<br />

bestimmter Familiensituationen und Lebenslagen,<br />

denn dies könnte bedeuten, nicht mehr das K<strong>in</strong>d,<br />

aber dessen familiäre Situation zu stigmatisieren.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs liefert <strong>der</strong> Ansatz e<strong>in</strong> wichtiges gedankliches<br />

Komplement für differenzierte Reflexionen von<br />

Heterogenität im Rahmen <strong>in</strong>klusiver Pädagogik (Seitz<br />

2009). Angesichts beispielsweise materieller Armut<br />

kann es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>klusiven Pädagogik nicht um e<strong>in</strong>e<br />

undifferenzierte Befürwortung von Vielfalt (und damit<br />

um e<strong>in</strong>e verkürzte Lesart von „Inklusion“) gehen,<br />

son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>bettung dieser Überlegung <strong>in</strong><br />

gerechtigkeitstheoretische Fragestellungen (Prengel<br />

2010, 1993; Seitz u. a. 2012). Aus Professionalisierungssicht<br />

ergibt sich hier die Anfor<strong>der</strong>ung, e<strong>in</strong>e Balance<br />

zwischen Wertschätzung verschiedenster Lebenssituationen<br />

und <strong>der</strong> Unterstützung s<strong>in</strong>nvoller Impulse für<br />

e<strong>in</strong>e entwicklungsför<strong>der</strong>liche Umgebung zu schaffen.<br />

16


Konzeptionelle Bezugspunkte<br />

Für e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende Verknüpfung zwischen Zielsetzungen<br />

von <strong>in</strong>klusiver Pädagogik und Familienzentren<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis bedarf es außerdem <strong>der</strong> Etablierung<br />

e<strong>in</strong>es erweiterten professionellen Selbstverständnisses<br />

<strong>der</strong> pädagogischen Fachkräfte. Hierzu gehört <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

e<strong>in</strong>e systemische und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Orientierung<br />

(Rietmann 2008, S. 38) und damit auch die<br />

Implementierung systemischer Herangehensweisen<br />

<strong>in</strong> die Ausbildung. Außer<strong>in</strong>stitutionelle Kooperation<br />

und <strong>in</strong>tensive Teamarbeit gehören <strong>in</strong> beiden Sett<strong>in</strong>gs<br />

zum Qualifikationsprofil (Peucker/ Riedel 2004 b, S. 39),<br />

verbunden mit <strong>der</strong> Fähigkeit zum vorurteilsbewussten<br />

sowie sensiblen Zugang zu differierenden, sozioökonomischen<br />

und kulturellen Lebenswelten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Mit Blick auf das Potenzial des Konzeptes <strong>der</strong> Familienzentren<br />

für entwicklungsgefährdete K<strong>in</strong><strong>der</strong> bezüglich<br />

<strong>der</strong> Konzeption <strong>in</strong>klusiver Pädagogik <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

lassen sich zusammenfassend folgende drei<br />

Aspekte benennen:<br />

––<br />

Niedrigschwellige Angebote ermöglichen soziale<br />

Kontakte für die gesamte Familie und erleichtern<br />

den Kontakt zu Angeboten <strong>der</strong> Familienberatung<br />

und Familienbildung.<br />

––<br />

Die Angebote von Familienzentren können die<br />

Erziehungskompetenz von Eltern stärken und so<br />

unter Umständen Entwicklungsrisiken von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

verr<strong>in</strong>gern.<br />

––<br />

Verschiedene Unterstützungsmaßnahmen können<br />

koord<strong>in</strong>iert, Praxiskompetenz sowie fachspezifisches<br />

Wissen zusammengebracht werden.<br />

2.3 Frühför<strong>der</strong>ung<br />

2.3.1 Strukturelle und konzeptionelle Grundlagen<br />

Pädagogische Frühför<strong>der</strong>ung als Komplexleistung f<strong>in</strong>det<br />

ihre rechtliche Grundlage im § 30 Früherkennung<br />

und Frühför<strong>der</strong>ung Abs. 1 – 3 des Sozialgesetzbuches,<br />

SGB IX (SGB IX, § 4, Abs. 3).<br />

In das Leistungsspektrum <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung als<br />

„ganzheitliches und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres System von<br />

Hilfen“ (Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Soziales,<br />

BMAS 2005, S. 2) gehören demnach Früherkennung,<br />

Therapie und pädagogische För<strong>der</strong>ung sowie Beratung,<br />

Anleitung und Unterstützung <strong>der</strong> Eltern.<br />

Frühför<strong>der</strong>ung soll unter <strong>der</strong> Maßgabe von Partizipation<br />

erfolgen. Diagnostik und För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> diesem<br />

Rahmen sollen ihrem Anspruch nach nicht alle<strong>in</strong> auf<br />

das K<strong>in</strong>d bezogene Merkmale fokussieren, son<strong>der</strong>n<br />

Umweltfaktoren und das soziale Umfeld e<strong>in</strong>beziehen<br />

sowie dadurch die „Integration vor Ort“ von K<strong>in</strong>d und<br />

Familie stärken (Diehl / Leyendecker 2004, S. 45; Sohns<br />

2000, S. 29). Die Zusammenarbeit mit Eltern hat sich<br />

dabei im Selbstverständnis <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahrzehnten deutlich verän<strong>der</strong>t. Ähnlich wie<br />

im pädagogischen Elementarbereich entwickelten<br />

sich die Rollen von Eltern und Fachkräften <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung<br />

zu e<strong>in</strong>er (annähernd) gleichberechtigten<br />

Interaktionskultur <strong>in</strong> partnerschaftlicher Kooperation<br />

(Fröhlich 1995, S. 2).<br />

Die Zusammenarbeit mit Eltern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung<br />

soll so gestaltet werden, dass sie auf Stärken und<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Eltern aufbaut. Eltern gefährdeter<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden somit als Experten <strong>in</strong> eigener Sache<br />

verstanden (Böhm 1992, S. 170; Weiß 1991, S. 208).<br />

Gegenwärtig wird sich <strong>in</strong> diesem Kontext vermehrt<br />

auf Empowerment-Konzepte bezogen, um die Zusammenarbeit<br />

von Eltern und Fachleuten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Die fö<strong>der</strong>alistische Regelung zur F<strong>in</strong>anzierung<br />

<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung durch die Frühför<strong>der</strong>verordnung<br />

überlässt es den Bundeslän<strong>der</strong>n, Leistungsprofile und<br />

Qualitätskriterien <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen konkreter zu<br />

bestimmen, was zu e<strong>in</strong>er recht unübersichtlichen Vielfalt<br />

<strong>in</strong> den Organisations- und F<strong>in</strong>anzierungsformen<br />

geführt hat (Sohns 2010). 6<br />

Entsprechend une<strong>in</strong>heitlich zeigen sich <strong>in</strong> den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Bundeslän<strong>der</strong>n die personellen Strukturen<br />

sowie das Berufsbild <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung tätigen<br />

Personen. Unter den praktizierenden Frühför<strong>der</strong>kräften<br />

f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e ganze Bandbreite an beruflichen<br />

Qualifikationen (Sohns 2010; Vere<strong>in</strong>igung für Interdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Frühför<strong>der</strong>ung e.V. VIFF 2003). So wird Frühför<strong>der</strong>ung<br />

beispielsweise <strong>in</strong> Baden-Württemberg größtenteils<br />

von Lehrkräften ausgeführt, an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong><br />

6 Vorgaben zu den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen liegen <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> folgenden<br />

zehn Bundeslän<strong>der</strong>n vor: Rahmenempfehlungen (<strong>in</strong>: Hamburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Sachsen-<br />

Anhalt), Rahmen - vere<strong>in</strong>barungen (<strong>in</strong>: Berl<strong>in</strong>, Hessen, Sachsen,<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong>), Rahmenverträge (<strong>in</strong>: Bayern).<br />

Leistungs- bzw. Kostenträger s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Städte und<br />

Geme<strong>in</strong>den (Landkreise) o<strong>der</strong> Bezirke für heilpädagogische Leistungen<br />

nach dem Bundessozialhilfegesetz (BSHG) und dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>und<br />

Jugendhilfegesetz (KJHG) sowie die Krankenkassenverbände<br />

für mediz<strong>in</strong>isch-therapeutische Leistungen.<br />

17


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit Frühför<strong>der</strong>kräften aus unterschiedlichen<br />

außerschulischen pädagogischen<br />

Bereichen. Während e<strong>in</strong>ige Kostenträger o<strong>der</strong> Landesgesetzgeber<br />

e<strong>in</strong>e Hochschulausbildung <strong>der</strong> Fachkräfte<br />

verlangen, werden <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Regionen vorwiegend<br />

Erzieher<strong>in</strong>nen und Erzieher e<strong>in</strong>gestellt.<br />

Der Bewilligung e<strong>in</strong>er Frühför<strong>der</strong>maßnahme geht –<br />

strukturell gesehen – die k<strong>in</strong><strong>der</strong>ärztliche Diagnose<br />

e<strong>in</strong>er Gefährdung bzw. e<strong>in</strong>es Defizits voraus (vgl.<br />

Kapitel 2.1.2)<br />

Während also gesetzliche und politische Vorgaben<br />

für die Ausgestaltung <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>e<br />

ganzheitliche und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Ausrichtung implizieren,<br />

s<strong>in</strong>d Frühför<strong>der</strong>maßnahmen zwangsläufig<br />

selektiv <strong>in</strong>diziert.<br />

Frühför<strong>der</strong>ung legitimiert ihre Leistungen <strong>der</strong>zeit<br />

mit spezifischen Merkmalen des K<strong>in</strong>des und nicht mit<br />

an<strong>der</strong>en (sozialökologischen) Problemhorizonten se<strong>in</strong>er<br />

Lebenslage. Entsprechend sollen alle Maßnahmen<br />

vorrangig auf das K<strong>in</strong>d bezogen se<strong>in</strong>, obgleich das<br />

Umfeld <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> konzeptionell und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis Berücksichtigung<br />

f<strong>in</strong>det. Dies steht im Wi<strong>der</strong>spruch zum<br />

Anspruch <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung auf „Ganzheitlichkeit“<br />

(Hasselhorn 2010) und verschleiert die komplexen<br />

Wirkzusammenhänge zwischen <strong>der</strong> soziokulturellen<br />

Umgebung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des und möglicher Entwicklungsauffälligkeit.<br />

Soziokulturelle Benachteiligungen werden über<br />

diese Engführung strukturell <strong>in</strong> verfälschen<strong>der</strong> Weise<br />

<strong>in</strong>dividualisiert. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung zentralen<br />

Ziele <strong>der</strong> sozialen Integration und <strong>der</strong> Anspruch auf<br />

e<strong>in</strong>e systemisch-ökologische Sicht s<strong>in</strong>d auf dieser<br />

Basis nur schwer e<strong>in</strong>zuholen. Zugleich wird Frühför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren vermehrt unter <strong>der</strong><br />

Maßgabe „von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bedroht“ bereitgestellt<br />

(Sohns 2010), was e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Aufgabenstellung<br />

von Frühför<strong>der</strong>ung bedeutet und konzeptionelle<br />

Verknüpfungen etwa mit Familienzentren<br />

nahe legt.<br />

Im Diskurs um Frühför<strong>der</strong>ung wird dabei mitunter<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>klusionspädagogischen Sichtweise konfligierenden<br />

Unterscheidung gefolgt zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n „mit<br />

manifesten biologischen Risiken bzw. Schädigungen“<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, „die ohne manifeste biologische Schädigungen<br />

– unter <strong>der</strong>art schwierigen Lebens-, Entwicklungs-<br />

und Erziehungsbed<strong>in</strong>gungen (psychosoziale<br />

Risiken) aufwachsen, dass ihre Entwicklung als erheblich<br />

gefährdet zu betrachten ist“ (Weiß 2004, S. 132).<br />

Diese Wi<strong>der</strong>sprüche erschweren die Zusammenführung<br />

mit den Grundannahmen und Konzepten<br />

<strong>in</strong>klusiver Pädagogik und verweisen damit auf e<strong>in</strong>en<br />

entsprechenden Diskussions- und Forschungsbedarf<br />

(Seitz 2012). 7<br />

2.3.2 Zugänglichkeit und Wirksamkeit<br />

In <strong>der</strong> Regel fungieren die Praxen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzt<strong>in</strong>nen<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzten im Rahmen <strong>der</strong> Vorsorgeuntersuchung<br />

als die wichtigsten Anlaufstellen für<br />

Frühför<strong>der</strong>ung. Daher wird es als prekär diskutiert,<br />

dass die freiwilligen und kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen<br />

(U1 bis U9) von e<strong>in</strong>em Teil <strong>der</strong> Familien<br />

nicht wahrgenommen werden (Sohns 2000, S. 63).<br />

Um die Teilnahmerate zu erhöhen, wurden <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren verschiedene gesundheitspolitische<br />

Handlungsstrategien diskutiert. 8 Für die Früherkennung<br />

und Frühför<strong>der</strong>ung bedeutet dies, die unterschiedlich<br />

begründete Sorge von Eltern vor behördlichen<br />

Kontrollen konzeptionell aufzugreifen (Weiß<br />

2004, S. 139 f.).<br />

In sozial benachteiligten Regionen ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

das Durchschnittsalter <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die Frühför<strong>der</strong>ung<br />

erhalten, nachweislich höher (Sohns 2000, S. 311).<br />

Das Frühför<strong>der</strong>system ist also mit dem Problem<br />

konfrontiert, ausgerechnet viele <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht<br />

zu erreichen, für die e<strong>in</strong>e frühe För<strong>der</strong>ung beson<strong>der</strong>e<br />

Chancen für die weitere Entwicklung bedeuten<br />

könnte (Weiß 2000 a). Mit dem Ansatz <strong>der</strong> „aufspürenden<br />

Früh erkennung“, d. h. über Kooperation von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen, Pflegepersonal o<strong>der</strong> Familienhebammen<br />

(Kreuzer 2008) sollen daher <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Familien <strong>in</strong> schwierigen sozialen Lebenslagen<br />

erreicht werden. An diesem Punkt setzt auch das <strong>in</strong><br />

den Nie<strong>der</strong>landen entwickelte und vor allem über das<br />

entsprechende Projekt des Deutschen Jugend<strong>in</strong>stitutes<br />

(DJI) <strong>in</strong> Deutschland verbreitete För<strong>der</strong>programm<br />

Opstapje an (Jurczyk u. a. 2005). 9<br />

7 Dieser Wi<strong>der</strong>spruch f<strong>in</strong>det sich auch auf konkreteren Ebenen wie<strong>der</strong>,<br />

wenn e<strong>in</strong>erseits betont wird, dass die pädagogische Arbeit<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung auf die Entwicklung <strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen<br />

Gesamtpersönlichkeit ausgerichtet ist, an<strong>der</strong>erseits hierbei<br />

gezielt den ausgemachten Sozialisationsdefiziten und Entwicklungsgefährdungen<br />

entgegengewirkt werden soll.<br />

8 Verb<strong>in</strong>dliches E<strong>in</strong>lade- und Meldewesen (Beschlüsse <strong>der</strong> Jugendm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

Mai 2005)<br />

9 Weitere Informationen zum Projekt unter: www.dji.de/opstapje<br />

18


Konzeptionelle Bezugspunkte<br />

Die Forschungslage zur Wirksamkeit von Frühför<strong>der</strong>ung<br />

ist <strong>in</strong>sgesamt prekär (Krause 2003, S. 39). Dies<br />

resultiert unter an<strong>der</strong>em aus den methodischen<br />

Schwierigkeiten, die Mehrdimensionalität von Zielvorstellungen<br />

<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung zu operationalisieren.<br />

Zudem s<strong>in</strong>d Gruppenvergleiche schwierig, denn<br />

Wirksamkeitsmessungen müssten sich jeweils am <strong>in</strong>dividuellen<br />

Niveau des K<strong>in</strong>des orientieren (ebd., S. 40).<br />

Als am ehesten geeignete Möglichkeit, Wirksamkeit<br />

zu evaluieren, werden E<strong>in</strong>zelfallstudien gesehen.<br />

Die vorliegenden Studien machen <strong>in</strong>sgesamt deutlich,<br />

dass e<strong>in</strong>e frühzeitige und <strong>in</strong>tensive systematische<br />

För<strong>der</strong>ung sich auf kognitive Merkmale sowie auf die<br />

Sprachentwicklung zunächst positiv auswirkt, jedoch<br />

wenig nachhaltige Effekte zeigt. Die vorliegenden Befunde<br />

weisen außerdem darauf h<strong>in</strong>, dass elternorientierte<br />

Interventionen, etwa h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> Eltern-K<strong>in</strong>d-Interaktion, für die Wirksamkeit von<br />

Frühför<strong>der</strong>maßnahmen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen<br />

(ebd., S. 39 f.).<br />

Auch aus dieser Perspektive sollten Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung die sozialökologische Dimension<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den Fokus stellen und <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern e<strong>in</strong>e zentrale Rolle geben.<br />

2.3.3 Zusammenarbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> zentraler Ort <strong>der</strong><br />

Früherkennung und es ist abzusehen, dass sich dies im<br />

Zuge des Ausbaus <strong>der</strong> Tagesbetreuung noch verstärken<br />

wird, sodass gerade <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren geeignete Systeme <strong>der</strong><br />

Kooperation mit dem Frühför<strong>der</strong>system entwickelt<br />

werden müssen.<br />

E<strong>in</strong>e Verknüpfung <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit den Präventionsaufgaben,<br />

die bislang vorrangig durch das Frühför<strong>der</strong>system<br />

wahrgenommen wurden, ist bisher allerd<strong>in</strong>gs erst<br />

im Ansatz erfolgt (Sohns 2010). Die Ausführungen zu<br />

Familienzentren zeigten aber das mögliche Potenzial<br />

von Verknüpfungen gerade im H<strong>in</strong>blick auf soziale<br />

und materielle Risikolagen.<br />

Trotz <strong>der</strong> erklärten Zielsetzung <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung,<br />

soziale Integration zu ermöglichen, wird im Diskurs<br />

zur Frühför<strong>der</strong>ung zwar häufig auf die notwendige<br />

E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Maßnahmen <strong>in</strong> den Alltag <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

h<strong>in</strong>gewiesen, jedoch kaum auf e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong><br />

soziale Alltagswelten <strong>der</strong> Tagesbetreuung. Die K<strong>in</strong>d-<br />

K<strong>in</strong>d-Interaktion f<strong>in</strong>det als Ressource im Rahmen <strong>der</strong><br />

Frühför<strong>der</strong>ung kaum Beachtung.<br />

In den Untersuchungen von Simone Seitz und Natascha<br />

Korff (2008) stellte sich allerd<strong>in</strong>gs gerade die weith<strong>in</strong><br />

übliche Praxis, Frühför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

außerhalb <strong>der</strong> Gruppe durchzuführen, als<br />

Qualitätshemmnis dar (vgl. Kap. 4). Die spezifischen<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>kräfte für die Beratung<br />

und Unterstützung <strong>der</strong> pädagogischen Fachkräfte<br />

konnten demgegenüber <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>gebracht werden.<br />

Gel<strong>in</strong>gt die Kooperation, so können Therapeut<strong>in</strong>nen<br />

und Therapeuten sowie Frühför<strong>der</strong>kräfte bedeutsame<br />

Mitglie<strong>der</strong> des <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Teams <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung se<strong>in</strong> und somit spezifische<br />

Unterstützung bzw. Therapie im S<strong>in</strong>ne von Partizipation<br />

und Ressourcenorientiertheit umgesetzt werden<br />

(Burggraf / Forst 2004, S. 149). 10<br />

Es zeigen sich damit <strong>in</strong>sgesamt vielfältige Klärungsfragen<br />

zwischen den Aufgabenbereichen und Verständnisweisen<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen und<br />

dem Frühför<strong>der</strong>system. Diskussionen zum Verhältnis<br />

bei<strong>der</strong> Systeme, d. h. zur Abgrenzung und zur s<strong>in</strong>nvollen<br />

Zusammenführung, verlaufen <strong>der</strong>zeit kontrovers<br />

(Sohns 2010). Auch e<strong>in</strong>e Zusammenführung mit den<br />

Ansätzen zur Weiterentwicklung von Familien zentren<br />

steht noch aus. Die (Weiter-)Entwicklung <strong>in</strong>klusiver<br />

Qualität im Frühför<strong>der</strong>system stellt damit im Zusammenhang<br />

mit dem Ausbau (<strong>in</strong>klusiver) Tagesbetreuung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />

Fähigkeiten zur multiprofessionellen Zusammenarbeit<br />

s<strong>in</strong>d vor diesem H<strong>in</strong>tergrund aber <strong>in</strong> jedem<br />

Fall e<strong>in</strong>e bedeutsame Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ung an<br />

pädagogische Fachkräfte <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven Tagese<strong>in</strong>richtungen.<br />

10 Modellhaft kann hier die Kooperation von Frühför<strong>der</strong>ung und<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten <strong>in</strong> Hessen aufgeführt werden. Diese zeichnet<br />

sich durch e<strong>in</strong>e übergreifende Verantwortlichkeit von sozialpädagogischen<br />

und heilpädagogischen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

aus. Mit dem Ausbau entsprechen<strong>der</strong> Fachberatung stehen den<br />

Erzieher<strong>in</strong>nen und Erziehern außerdem heilpädagogische Kompetenzen<br />

für die Beratung zur Verfügung (Weiss 2001, S. 173 f.).<br />

19


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

3 Strukturelle<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Inklusive Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten<br />

drei Lebensjahren entstehen vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>der</strong> aktuellen gesellschaftlichen, politischen und<br />

gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Daher werden<br />

hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die <strong>der</strong>zeitige Versorgungslage, <strong>der</strong><br />

gesetzliche Rahmen und damit verbundene politische<br />

Ziele sowie die Ausbildungssituation fokussierend auf<br />

<strong>in</strong>klusionsrelevante Aspekte dargestellt.<br />

3.1 Statistische Lage<br />

Etwa die Hälfte <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Vorschulalter, denen<br />

Unterstützungsbedarf im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe<br />

attestiert wurde, besucht <strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative<br />

bzw. <strong>in</strong>klusive K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung (Prengel 2010;<br />

BMFSFJ 2009, S. 193; Riedel 2008 c, S. 146). 11 H<strong>in</strong>ter dem<br />

vergleichsweise hohen Durchschnittswert im Elementarbereich<br />

verbergen sich allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge,<br />

gleichwohl aber stabile Zahl an heilpädagogischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen sowie deutliche Schwankungen zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Bundeslän<strong>der</strong>n (Bremen: 98,3 %;<br />

Sachsen-Anhalt 96,8 %; Sachsen 55,1 %; Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

42,1 %) (Riedel 2008 c, S. 147).<br />

Außerdem ist zu bedenken, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit attestiertem<br />

Unterstützungsbedarf im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe<br />

weiterh<strong>in</strong> erst verhältnismäßig spät<br />

<strong>in</strong>nerhalb ihrer <strong>in</strong>dividuellen <strong>Bildung</strong>sbiografien <strong>in</strong><br />

das <strong>in</strong>stitutionelle <strong>Bildung</strong>s- und Erziehungssystem<br />

e<strong>in</strong>treten (Riedel 2008 c).<br />

Um e<strong>in</strong>e Vorstellung geben zu können von <strong>der</strong> Zahl<br />

an K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren, die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative bzw.<br />

<strong>in</strong>klusive K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung besuchen, ist es<br />

notwendig, die Versorgungsdichte mit Betreuungsplätzen<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> dieser Altersspanne <strong>in</strong>sgesamt kurz<br />

darzustellen:<br />

11 Dies stellt im Vergleich zur Schule e<strong>in</strong>en enormen Vorsprung dar,<br />

denn die Quote hier liegt <strong>der</strong>zeit lediglich bei rund 17 % (Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

KMK 2009).<br />

Die aktuelle Versorgungsquote mit Betreuungsplätzen<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Alter von e<strong>in</strong> bis drei Jahren lag 2010<br />

im Bundesdurchschnitt bei rund 23 % (BMFSFJ 2011),<br />

allerd<strong>in</strong>gs mit e<strong>in</strong>em deutlichen Ost-West-Gefälle.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d diese Zahlen bereits Ausdruck e<strong>in</strong>es rasanten<br />

Wandels, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den westdeutschen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n (Riedel 2008 b, S. 18).<br />

Offen ist <strong>der</strong>zeit noch, <strong>in</strong>wieweit <strong>der</strong> schnelle<br />

Ausbau mit <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Arbeit<br />

vere<strong>in</strong>bar se<strong>in</strong> wird. Zudem kann befürchtet werden,<br />

dass e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen, die <strong>der</strong>zeit Betreuungsplätze<br />

für junge K<strong>in</strong><strong>der</strong> ausbauen, dies bereits für sich<br />

genommen als große Herausfor<strong>der</strong>ung sehen und<br />

daher K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit vermuteten Entwicklungsauffälligkeiten<br />

nachrangig aufnehmen möchten, hierbei<br />

aber <strong>in</strong> Konflikt mit eigenen Ansprüchen, zum<strong>in</strong>dest<br />

aber mit <strong>der</strong> UN-Konvention über die Rechte beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

Menschen (UN 2006) geraten (vgl. Kap. 1.2).<br />

Für Deutschland liegt bislang ke<strong>in</strong>e verlässliche<br />

Zahl entwicklungsgefährdeter K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zu drei Jahren<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuung vor. Nach den Angaben<br />

des Zahlenspiegels 2007 (Riedel 2008 c) weisen 1 %<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die im Alter von null bis drei Jahren e<strong>in</strong>e<br />

Tagesbetreuungse<strong>in</strong>richtung besuchen, e<strong>in</strong>e „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“<br />

auf. 12<br />

Angesichts <strong>der</strong> hohen Varianz <strong>in</strong>dividueller Entwicklungsverläufe<br />

<strong>in</strong> dieser Altersspanne (Largo<br />

2008 a, 2008 b) kann jedoch vermutet werden, dass<br />

sich viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> zunächst ohne „Etikett“ <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen<br />

bef<strong>in</strong>den, denn die Schwelle, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

dauerhaft zu etikettieren, ist recht hoch. Dies hängt<br />

auch mit strukturellen Schwierigkeiten zusammen,<br />

e<strong>in</strong>en Integrationsstatus für K<strong>in</strong><strong>der</strong> dieser Altersgruppe<br />

zugesprochen zu bekommen. Die Zuständigkeit für<br />

entwicklungsgefährdete junge K<strong>in</strong><strong>der</strong> wird strukturell<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> den mediz<strong>in</strong>ischtherapeutischen<br />

Diensten zugeordnet und <strong>in</strong>sofern<br />

wird <strong>der</strong> Bedarf an Tagesbetreuung für diese K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

vermutlich unterschätzt.<br />

Zu bedenken ist <strong>in</strong> diesem Kontext außerdem, dass<br />

sich unter den entwicklungsgefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e<br />

12 Von 253.894 K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zu drei Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuung<br />

haben 1.610 K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung (Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut<br />

2008, S. 16, S. 151). Der Anteil <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung,<br />

die e<strong>in</strong>e Tagesbetreuung für K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zu drei Jahren <strong>in</strong> Anspruch<br />

nehmen, kann an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zu drei Jahren mit e<strong>in</strong>er<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung hieraus nicht abgeleitet werden.<br />

20


Strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

zunehmende Zahl von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bef<strong>in</strong>det, die von Armut<br />

bedroht o<strong>der</strong> betroffen s<strong>in</strong>d. Materielle Armut hängt dabei<br />

häufig mit an<strong>der</strong>en Belastungsfaktoren zusammen,<br />

wie kulturelle, soziale und gesundheitliche Unterversorgung<br />

(Bundesregierung 2008; Holz 2005). 13 Hier gilt<br />

es also, bei <strong>der</strong> weiteren strukturellen Gestaltung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung für entwicklungsgefährdete<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf steuernde Effekte zu achten.<br />

Für entwicklungsgefährdete K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten<br />

drei Lebensjahren können bezüglich <strong>der</strong> Tagesbetreuung<br />

demnach deutliche strukturelle Defizite vermutet<br />

werden. Der Großteil dieser K<strong>in</strong><strong>der</strong> wird weiterh<strong>in</strong> zumeist<br />

im Format <strong>der</strong> aufsuchenden o<strong>der</strong> ambulanten<br />

Frühför<strong>der</strong>ung (und damit punktuell) betreut, und<br />

nur im Ausnahmefall <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen.<br />

Die Betreuungsquote von entwicklungsgefährdeten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren korreliert<br />

dabei mit <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Betreuungsplätze <strong>in</strong><br />

den e<strong>in</strong>zelnen Regionen (Riedel 2008 c). Die <strong>in</strong>sgesamt<br />

verschw<strong>in</strong>dend ger<strong>in</strong>ge Zahl an K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten<br />

drei Lebensjahren, die <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

Unterstützung durch die E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe erhalten,<br />

ist daher <strong>in</strong>sgesamt vermutlich primär auf e<strong>in</strong><br />

unzureichendes Platzangebot zurückzuführen und<br />

nicht etwa darauf, dass viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> erst später entsprechend<br />

e<strong>in</strong>geschätzt und diagnostiziert würden o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> elterliche Bedarf <strong>in</strong> diesen Fällen ger<strong>in</strong>ger wäre.<br />

3.2 Gesetzgebung<br />

Die gesetzliche Verpflichtung zu e<strong>in</strong>em bedarfsgerechten<br />

Ausbau von Betreuungsplätzen für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren und e<strong>in</strong>em entsprechenden<br />

Rechtsanspruch auf e<strong>in</strong>en Betreuungsplatz<br />

ab 2013 für K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit vollendetem ersten Lebensjahr<br />

wurde <strong>in</strong> dem seit 01.05.2005 gültigen Tagesbetreuungsausbaugesetz<br />

(TAG) festgehalten (BMFSFJ 2006).<br />

Daran anknüpfend trat zum 16.12.2008 das K<strong>in</strong><strong>der</strong>för<strong>der</strong>gesetz<br />

(KiföG) <strong>in</strong> Kraft, das angelehnt an den<br />

prognostizierten Elternbedarf e<strong>in</strong>en Ausbau von<br />

Plätzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuung bis 2013 für jedes dritte<br />

K<strong>in</strong>d ab dem vollendeten ersten Lebensjahr vorsieht<br />

(Bundesgesetzblatt 2008).<br />

Mit den gesetzgeberischen Än<strong>der</strong>ungen wird<br />

sowohl auf Aspekte <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit als auch auf<br />

den unterstellten kompensatorischen Effekt früher<br />

<strong>Bildung</strong> Bezug genommen. Priorität bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

haben entsprechend K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Eltern <strong>in</strong><br />

Erwerbstätigkeit o<strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung sowie<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, bei denen „ohne diese Leistung e<strong>in</strong>e ihrem<br />

Wohl entsprechende För<strong>der</strong>ung nicht gewährleistet<br />

ist“ (TAG § 24 Abs. 3) (BMFSFJ 2006).<br />

Für Familien <strong>in</strong> Risikolage kann die frühe Aufnahme<br />

ihres K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tagese<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>en Beitrag<br />

zur sozialen E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesamten Familie<br />

darstellen. Auch für Familien, <strong>der</strong>en K<strong>in</strong>d bereits kurz<br />

nach <strong>der</strong> Geburt e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Diagnose im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung erhalten hat, bedeutet <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stieg<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung oftmals e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Entlastung <strong>in</strong> <strong>der</strong> pflegerischen sowie versorgerischen<br />

Arbeit und kann auf diesem Weg e<strong>in</strong>en Beitrag leisten,<br />

soziale Teilhabe zu stärken.<br />

Für E<strong>in</strong>richtungen kann es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung e<strong>in</strong><br />

Dilemma bedeuten, gleichzeitig K<strong>in</strong><strong>der</strong> erwerbstätiger<br />

Eltern und K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Risikolagen bevorzugt aufnehmen<br />

zu sollen, denn oftmals s<strong>in</strong>d gerade die Eltern <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

bei denen Risikolagen im S<strong>in</strong>ne des TAG vermutet<br />

werden, nicht erwerbstätig. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

s<strong>in</strong>d die politischen Überlegungen zur E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>es Betreuungsgeldes für Familien, die ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

zu Hause betreuen, beson<strong>der</strong>s kritisch zu betrachten,<br />

denn sie könnten Effekte <strong>der</strong> Ausgrenzung von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> benachteiligten Lebenssituationen noch<br />

verstärken (vgl. Kap. 2.2).<br />

3.3 Ausbildung elementarpädagogischer<br />

Fachkräfte<br />

Die personelle Besetzung <strong>in</strong> Tagesbetreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

besteht <strong>der</strong>zeit vorrangig aus Erzieher<strong>in</strong>nen und<br />

Erziehern als Gruppenleitungen und (<strong>in</strong> Westdeutschland)<br />

aus K<strong>in</strong><strong>der</strong>pfleger<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>pflegern 14 als<br />

13 Armut im frühen K<strong>in</strong>desalter be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong> Zusammenspiel komplexer<br />

Faktoren. Das Lebenslagenkonzept umfasst vier zentrale<br />

k<strong>in</strong>dspezifische Ersche<strong>in</strong>ungsformen von Armut: materielle, kulturelle,<br />

gesundheitliche und soziale Unterversorgung (Holz 2005,<br />

S. 100).<br />

14 K<strong>in</strong><strong>der</strong>pfleger<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>pfleger machen allerd<strong>in</strong>gs nur<br />

10 % mehr aus als im Durchschnitt aller K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

(Fuchs-Rechl<strong>in</strong> / Schill<strong>in</strong>g 2009).<br />

21


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

Zweitkräfte (Fuchs-Rechl<strong>in</strong> / Schill<strong>in</strong>g 2009). Unter dem<br />

Druck des Ausbaus an Tagesbetreuungsplätzen ist für<br />

die nächsten Jahre e<strong>in</strong> deutlich wachsen<strong>der</strong> Bedarf an<br />

Fachkräften abzusehen (Fröhlich-Gildhoff u. a. 2009;<br />

Thanner 2009; BMFSFJ 2008).<br />

Angesichts <strong>der</strong> dargestellten Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

<strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>richtungen nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>klusiven Ausrichtung<br />

ist bezüglich <strong>der</strong> zukünftigen Ausbildung<br />

e<strong>in</strong>e Etablierung von entsprechenden Schwerpunkten<br />

dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, um nicht nur den quantitativen<br />

Ausbau, son<strong>der</strong>n auch die qualitative Sicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis zu gewährleisten.<br />

Gegenwärtig gibt es <strong>in</strong> Deutschland ke<strong>in</strong>e spezifische<br />

Erstausbildung für die <strong>Bildung</strong>, Betreuung und Erziehung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen. 15 In <strong>der</strong> DDR war Krippenerzieher<strong>in</strong><br />

demgegenüber seit 1963 e<strong>in</strong> eigenständiger<br />

Beruf, <strong>der</strong> aus dem Beruf <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>pfleger<strong>in</strong> hervorgegangen<br />

war. Die später <strong>in</strong>stallierte dreijährige Ausbildung<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Fachschulstudiums lief 1990 aus und<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form bislang nicht wie<strong>der</strong>aufgenommen<br />

(Nentwig-Gesemann 2010, S. 27 ff.).<br />

Während die Krippenpraxis <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR eigenständige<br />

konzeptionelle Entwicklungen mit sich brachte,<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> damaligen BRD lange Zeit ke<strong>in</strong>e fundiert<br />

entwickelten Konzeptionen speziell für die Arbeit<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren entwickelt<br />

– zugleich wurde die öffentliche Betreuung für<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> auch nur äußerst zögerlich bereitgestellt.<br />

Unter dem Druck des Ausbaus an Tagesbetreuungsplätzen<br />

s<strong>in</strong>d diesbezüglich aber für die nächsten Jahre<br />

deutliche Probleme zu befürchten, um den absehbar<br />

hohen Bedarf an professionellen Fachkräften abdecken<br />

zu können.<br />

Schon jetzt ist die Tendenz zu beobachten, dass zu<br />

wenig qualifizierte Erzieher<strong>in</strong>nen und Erzieher zur<br />

Verfügung stehen, sodass auf an<strong>der</strong>e Qualifikationen<br />

(Sozialassistent<strong>in</strong>nen und Sozialassistenten) zurückgegriffen<br />

werden muss. Im H<strong>in</strong>blick auf <strong>in</strong>klusive<br />

15 Im europäischen Bereich zeigt sich das Feld <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung für<br />

diese Altersgruppe differenzierter. Die Qualifizierung ist jedoch<br />

im Unterschied zur Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ab drei Jahren seltener<br />

auf Hochschulniveau angesiedelt, Letzteres ist im Gegensatz<br />

zu Deutschland <strong>in</strong> den meisten europäischen Län<strong>der</strong>n Standard<br />

(Oberhuemer 2006). E<strong>in</strong>e Ausbildung auf Hochschulniveau für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren mit sozialpädagogischer<br />

Ausrichtung gibt es zurzeit <strong>in</strong> Dänemark, Estland, F<strong>in</strong>nland, Lettland,<br />

Litauen, Schweden und Spanien (ebd., S. 359).<br />

Praktiken ist hier zukünftig vor allem darauf zu achten,<br />

dass nicht gerade <strong>in</strong>klusionspädagogische Arbeit als<br />

„Zusatzangebot“ def<strong>in</strong>iert und an nicht ausreichend<br />

qualifizierte Hilfskräfte delegiert wird.<br />

Die Etablierung von entsprechenden Ausbildungsschwerpunkten<br />

ist damit dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich und<br />

bedarf fundierter Kompetenzprofile und Curricula<br />

als Basis, um nicht nur e<strong>in</strong>en quantitativen Ausbau,<br />

son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e Absicherung <strong>der</strong> Qualität zu gewährleisten.<br />

Im Jahr 2006 verfügten <strong>in</strong> Gesamtdeutschland rund<br />

72 % <strong>der</strong> im Elementarbereich tätigen pädagogischen<br />

Fachkräfte <strong>in</strong> Deutschland über e<strong>in</strong>en Fachschulabschluss<br />

als Erzieher<strong>in</strong> bzw. Erzieher. In den ostdeutschen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> Anteil an Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

und Erziehern mit 90 % deutlich höher, hier f<strong>in</strong>den<br />

sich kaum K<strong>in</strong><strong>der</strong>pfleger<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>pfleger,<br />

die <strong>in</strong> den westlichen Bundeslän<strong>der</strong>n mehr als 13 % des<br />

pädagogischen Personals ausmachen.<br />

Die nichtuniversitären Ausbildungsgänge für den<br />

Elementarbereich <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d dabei <strong>in</strong>sgesamt<br />

von e<strong>in</strong>er großen Heterogenität geprägt und<br />

aktuell im Umbruch begriffen. Beson<strong>der</strong>s deutliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zeigen sich auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Fachhochschulen<br />

– hier entwickeln sich <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> großem<br />

Umfang neue frühpädagogische Studiengänge (Fröhlich-Gildhoff<br />

2009; von Balluseck 2008).<br />

Derzeit verfügen deutschlandweit nur 3,2 % <strong>der</strong><br />

Fachkräfte über e<strong>in</strong>en Hochschulabschluss, mit e<strong>in</strong>er<br />

deutlich höheren Quote <strong>in</strong> den westdeutschen (3,4 %) gegenüber<br />

den ostdeutschen Bundeslän<strong>der</strong>n (2,1 %) (Riedel<br />

2008 a, S. 183). Interessant ist daher die Frage, <strong>in</strong>wiefern<br />

sich das Ausbildungsniveau im Zuge <strong>der</strong> Akademisierungsbestrebungen<br />

zukünftig noch verän<strong>der</strong>n wird.<br />

Die zahlreichen neu e<strong>in</strong>gerichteten Studiengänge<br />

an Hochschulen haben allerd<strong>in</strong>gs zwischen 2007 und<br />

2009 noch ke<strong>in</strong>en deutlichen Anstieg bei <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong><br />

Absolvent<strong>in</strong>nen und Absolventen von Hochschulen<br />

unter den pädagogischen Fachkräften im Elementarbereich<br />

bewirkt (Bertelsmann Stiftung 2010).<br />

Im europäischen Ausland ist die pädagogische Ausbildung<br />

für den Elementarbereich fast durchgängig<br />

auf akademischem Niveau angesiedelt, allerd<strong>in</strong>gs<br />

existieren auch dort <strong>der</strong>zeit nur wenige spezielle<br />

Studiengänge zur Qualifizierung für die Arbeit mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren.<br />

Dem aktuellen Qualifizierungsbedarf für die Arbeit<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n dieser Altersgruppe wird <strong>in</strong> Deutschland<br />

22


Strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

bisher überwiegend auf <strong>der</strong> Ebene mit Angeboten<br />

<strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung begegnet. Zunehmend<br />

werden entsprechende Inhalte aber auch <strong>in</strong> die<br />

Erstausbildungen aufgenommen, die sich bisher auf<br />

die Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Alter von drei bis sechs Jahren<br />

konzentriert haben. Allerd<strong>in</strong>gs erfolgt dies bislang<br />

nur wenig systematisch (Fröhlich-Gildhoff u. a. 2009;<br />

Thanner 2009).<br />

Aus den bisherigen Ausbildungsprofilen bzw. Curricula<br />

lassen sich dennoch e<strong>in</strong>ige spezifische Kompetenzen<br />

bzw. Qualifizierungsbereiche ableiten. Neben<br />

den allgeme<strong>in</strong>en Ausbildungs<strong>in</strong>halten wie rechtliche<br />

und <strong>in</strong>stitutionelle Aspekte, entwicklungspsychologische<br />

Grundlagen und Teamarbeit, die sich <strong>in</strong><br />

je<strong>der</strong> elementarpädagogischen Ausbildung f<strong>in</strong>den,<br />

wird für diesen Bereich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Bedeutung<br />

von Kenntnissen und Handlungskompetenzen zur<br />

B<strong>in</strong>dungstheorie, zur Erziehungspartnerschaft mit<br />

Eltern und zu E<strong>in</strong>gewöhnungskonzepten hervorgehoben,<br />

was sich wie<strong>der</strong>um mit den oben ausgeführten<br />

Schwerpunkten krippenpädagogischer Ansätze<br />

deckt. H<strong>in</strong>zu kommen Schwerpunkte wie spezifische<br />

Handlungsansätze (z. B. die Beziehungsvolle Pflege nach<br />

Pikler) sowie selbstreflexive Anteile, zum Teil auch<br />

unter <strong>der</strong> Perspektive von Vielfalt (z. B. Gen<strong>der</strong>fragen).<br />

Drei Studiengänge für <strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland, e<strong>in</strong> universitärer und zwei an Fachhochschulen,<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong>haltlich explizit auf Inklusion<br />

und <strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> ausgerichtet. Angesiedelt<br />

s<strong>in</strong>d die Studiengänge an <strong>der</strong> Fachhochschule Emden,<br />

<strong>der</strong> Hochschule Fulda sowie <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen. 16<br />

Spezielle <strong>in</strong>klusionsbezogene Angebote f<strong>in</strong>den sich<br />

auch <strong>in</strong>ternational selten – dies ist allerd<strong>in</strong>gs zum Teil<br />

dar<strong>in</strong> begründet, dass <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n<br />

Fragen von „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ selbstverständlich <strong>in</strong><br />

die elementarpädagogischen Studiengänge e<strong>in</strong>bezogen<br />

s<strong>in</strong>d (Kron u. a. 2010).<br />

16 Informationen hierzu unter:<br />

www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb03/<strong>in</strong>stitute/isd/Abteilungen/<br />

Schulpaedagogik/elementar/MA%20IPE<br />

www.hs-emden-leer.de/fachbereiche/soziale-arbeit-undgesundheit/studium/studiengaenge/<strong>in</strong>klusive-fruehpaedagogik.<br />

html<br />

www.fruehk<strong>in</strong>dliche-<strong>in</strong>klusive-bildung.de/<br />

E<strong>in</strong> weiterer Studiengang an <strong>der</strong> <strong>in</strong> Gründung bef<strong>in</strong>dlichen Sozialpädagogischen<br />

Hochschule Rostock ist <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> Planung:<br />

www.kolleg-rostock.de/hochschule-<strong>in</strong>-gruendung/<strong>in</strong>formationen/<br />

Die fachliche Qualifizierung von Integrationsfachkräften<br />

ist <strong>der</strong>zeit nicht abgesichert. In diesem Feld<br />

s<strong>in</strong>d sowohl akademisch ausgebildete Diplompädagog<strong>in</strong>nen<br />

und Diplompädagogen mit unterschiedlichen<br />

Ausbildungsschwerpunkten, wie Heilpädagogik,<br />

Son<strong>der</strong>pädagogik o<strong>der</strong> Sozialpädagogik, als auch<br />

Erzieher<strong>in</strong>nen und Erzieher mit entsprechen<strong>der</strong> Zusatzqualifikation<br />

tätig.<br />

In Folge des Bologna-Prozesses werden auf Universitäts-<br />

und Fachhochschulniveau zunehmend<br />

Ausbildungsgänge sowohl auf Bachelor- als auch<br />

Masterniveau im Bereich <strong>der</strong> Heilpädagogik bzw. Son<strong>der</strong>pädagogik<br />

angeboten, <strong>der</strong>en Absolvent<strong>in</strong>nen und<br />

Absolventen <strong>in</strong> diesem Bereich tätig werden könnten. 17<br />

Zudem bieten größere Träger (von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen)<br />

18 und Fachschulen 19 Zusatzqualifikationen<br />

für pädagogische Fachkräfte im Bereich<br />

Integrationspädagogik an. Die Vielzahl <strong>der</strong> Aus- und<br />

Weiterbildungsangebote mit ihren unterschiedlichen<br />

fachlichen Schwerpunktsetzungen legen die Notwendigkeit<br />

nahe, e<strong>in</strong>heitliche Qualitätsstandards für<br />

Weiterbildungen 20 im Bereich <strong>der</strong> Integrations- / Inklusionsfachkräfte<br />

zu erarbeiten.<br />

17 Zur Übersicht vgl.:<br />

www.heilpaedagogik-<strong>in</strong>fo.de/studium-ausbildung/700-studien<br />

gang-heilpaedagogik-fachhochschule.html<br />

18 Vgl. hierzu u. a.:<br />

www.ev.kiki-bremen.de/cms/459/Ausschreibung %20NEU.pdf<br />

www.lebenshilfe.de/wDeutsch/unsere_angebote/fort_weiter<br />

bildungen/veranstaltungen/Lebenshilfe-Fachkraft-Integrations<br />

paedagogik-<strong>in</strong>-Hessen.pdf<br />

www.k<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenakademie.de/<strong>in</strong>dex.php?thema=Integr.&titel<br />

=Fachkraft+f %FCr+Integrationsp %E4dagogik<br />

www.<strong>in</strong>tegrationspaedagogik.com/<br />

19 Vgl. hierzu u. a.:<br />

www.evangelische-fachschulen.de/pages/weiterbildung.html<br />

www.kigafueralle.de/fortbildungsangebote-menue/flyer-ma<strong>in</strong><br />

menu-73.html<br />

20 Vgl. hierzu auch:<br />

www.weiterbildungs<strong>in</strong>itiative.de/ueber-wiff/qualitaet-<strong>in</strong>-<strong>der</strong>fort-und-weiterbildung.html<br />

23


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

4 Forschungsstand<br />

Die Forschungslage zur <strong>in</strong>klusiven <strong>Bildung</strong>, Betreuung<br />

und Erziehung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen zeichnet sich<br />

<strong>der</strong>zeit vor allem durch Lücken und offene Fragen aus.<br />

Dies gilt <strong>in</strong> Deutschland allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundl<strong>in</strong>ie<br />

für den frühk<strong>in</strong>dlichen Bereich <strong>in</strong>sgesamt (OECD 2004,<br />

S. 62). Die vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Forschungsaktivität<br />

hängt dabei unter an<strong>der</strong>em mit <strong>der</strong> weiterh<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Zahl an spezifisch ausgewiesenen universitären<br />

Lehrstühlen zur <strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong>n <strong>Bildung</strong> und <strong>der</strong><br />

Ausbildungssituation zusammen. 21 Deutlichere Verän<strong>der</strong>ungen<br />

zeigen sich diesbezüglich auf <strong>der</strong> Ebene<br />

<strong>der</strong> Fachhochschulen (vgl. Kap. 2.3.3).<br />

Die Frage <strong>der</strong> Qualifizierung und Professionalisierung<br />

für die pädagogische Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

diesem Alter (auch für K<strong>in</strong><strong>der</strong> ohne Bee<strong>in</strong>trächtigung)<br />

ist ebenso wie die Frage nach den Qualitätsmerkmalen<br />

<strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>sgesamt noch unzureichend<br />

wissenschaftlich untersucht (BMFSFJ 2005,<br />

S. 312). Forschungslücken bestehen unter an<strong>der</strong>em<br />

auf folgenden Gebieten:<br />

––<br />

Prozesse langfristiger Professionalisierung (Fried<br />

u. a. 2003, S. 137 f.)<br />

––<br />

Pädagogisches Handeln und Interaktionsgeschehen<br />

(Hoff 2002)<br />

––<br />

Umsetzung von pädagogischen Leitbil<strong>der</strong>n <strong>in</strong> konkrete<br />

Handlungen<br />

––<br />

Aufbau von Handlungskompetenzen (Dieppelhofer-Stiem<br />

2006).<br />

Inklusive Pädagogik mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren ist also <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> im Aufbau bef<strong>in</strong>dliches<br />

Forschungsfeld. Es kann hier zwar auf empirische<br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> Integrationsforschung mit drei- bis<br />

sechsjährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Elementarbereich zurückgegriffen<br />

werden (Kron 2009, S.178 – 190), spezifisch zur<br />

<strong>in</strong>tegrativen bzw. <strong>in</strong>klusiven <strong>Bildung</strong>, Betreuung und<br />

Erziehung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

21 Aktuell gibt es <strong>in</strong> Deutschland zwar acht universitäre Studiengänge<br />

mit frühpädagogischer Ausrichtung und sieben weitere<br />

an Pädagogischen Hochschulen, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d dort nicht immer<br />

Professuren mit entsprechen<strong>der</strong> Denom<strong>in</strong>ation <strong>in</strong>stalliert (vgl.<br />

www.weiterbildungs<strong>in</strong>itiative.de).<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d im deutschsprachigen<br />

Raum jedoch <strong>der</strong>zeit nur zwei nennenswerte<br />

Untersuchungen zu verzeichnen (Seitz / Korff 2008;<br />

Heimlich / Behr 2007), <strong>der</strong>en Konzeption und zentrale<br />

Erkenntnisse <strong>in</strong> Kapitel 4.1 kurz vorgestellt werden.<br />

Anhand <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> beiden Untersuchungen<br />

sowie unter E<strong>in</strong>bezug weiterer empirischer Arbeiten<br />

zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren (ohne<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung) werden <strong>der</strong> Forschungstand, aber<br />

auch vorhandene Forschungslücken zu denjenigen<br />

Aspekten herausgearbeitet, die für die pädagogische<br />

Arbeit mit entwicklungsgefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n als<br />

beson<strong>der</strong>s relevant angenommen werden können:<br />

Gleichaltrigen-Kontakte, B<strong>in</strong>dung und Beziehung sowie<br />

Entwicklungsför<strong>der</strong>ung durch Individualisierung<br />

<strong>in</strong> sozialer E<strong>in</strong>gebundenheit (Kap 4.2.).<br />

Abschließend werden die empirischen Erkenntnisse<br />

zu den verschiedenen Aspekten unter <strong>der</strong> Perspektive<br />

<strong>der</strong> Professionalisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühpädagogik mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> diesem Alter zusammengefasst (Kap. 4.3).<br />

4.1 Entwicklungsgefährdete K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

Während Simone Seitz und Natascha Korff (2008)<br />

über E<strong>in</strong>zelfallstudien, Interviews und Fragebögen<br />

die notwendigen Bed<strong>in</strong>gungen für <strong>in</strong>klusive Praxis mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren untersuchten,<br />

erarbeiteten Ulrich Heimlich und Isabel Behr (2007)<br />

Qualitätsstandards für die Integrationsentwicklung<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrativen K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippen, und zwar anhand <strong>der</strong><br />

revidierten Fassung <strong>der</strong> standardisierten Krippenskala<br />

(KRIPS-R) sowie e<strong>in</strong>er Analyse <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungskonzepte,<br />

Interviews und e<strong>in</strong>em Expertenzirkel.<br />

Beide Studien s<strong>in</strong>d damit nicht als Vergleichsstudien<br />

angelegt worden – Arbeiten, die L<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von entwicklungsgefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Tagesbetreuung mit häuslicher Betreuung o<strong>der</strong><br />

ambulanten Frühför<strong>der</strong>angeboten vergleichen würden,<br />

liegen bislang nicht vor. 22<br />

22 E<strong>in</strong>e vergleichend angelegte Studie zur <strong>in</strong>klusionspädagogischen<br />

Arbeit <strong>in</strong> unterschiedlichen Formen <strong>in</strong>stitutionalisierter Tagesbetreuung<br />

ist <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> Arbeit – Albers / L<strong>in</strong>dmeier / Jungmann:<br />

„Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong> und Entwicklung unter 3 – Sprachliche,<br />

emotionale und soziale Entwicklungsverläufe von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tagespflege und <strong>der</strong> Krippe unter <strong>der</strong> Zielperspektive von Inklusion“:<br />

nifbe.de/pages/posts/neue-forschung-fuer-fruehk<strong>in</strong>dlichebildung-gefoer<strong>der</strong>t112.php<br />

24


Forschungsstand<br />

Mit dieser E<strong>in</strong>schränkung ist als zentrales Ergebnis<br />

bei<strong>der</strong> Studien <strong>in</strong> Bezug auf entwicklungsgefährdete<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zunächst die positive Wirksamkeit e<strong>in</strong>er frühen<br />

Aufnahme <strong>in</strong> die Tagesbetreuung – bezogen auf Teilhabe<br />

und Entwicklung – zu nennen. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> konnten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Verän<strong>der</strong>ungen<br />

für die Bereiche Sprache / Kommunikation,<br />

Selbstständigkeit, sozialemotionale Entwicklung und<br />

Kognition festgestellt werden (Seitz / Korff 2008, S. 246).<br />

Ulrich Heimlich und Isabel Behr (2007) arbeiteten zudem<br />

„e<strong>in</strong> hohes Qualitätsniveau <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit“<br />

(ebd., S. 47) <strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrativen K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippen heraus.<br />

Dieses Ergebnis entspricht damit den frühen Studien<br />

zur Praxis <strong>in</strong>tegrativer Arbeit im Elementarbereich mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Alter von drei bis sechs Jahren (Kaplan 1993).<br />

In <strong>der</strong> Studie von Simone Seitz und Natascha Korff<br />

(2008) wurde als beson<strong>der</strong>s geeignete Basis für e<strong>in</strong>e<br />

qualitativ hochwertige Praxis <strong>in</strong> diesem sich neu<br />

entwickelnden Feld e<strong>in</strong>e klare konzeptionelle Verankerung<br />

und reflektierte Umsetzung von <strong>Bildung</strong>,<br />

Betreuung und Erziehung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten<br />

drei Lebensjahren <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrativen<br />

/ <strong>in</strong>klusiven Ausrichtung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung und<br />

dem Zugriff auf die entsprechenden Fachkompetenzen<br />

herausgearbeitet (ebd., S. 252).<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> pädagogischen Prozessqualität<br />

bzw. des pädagogischen Handelns wird <strong>in</strong> beiden<br />

Untersuchungen e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s hohe Bedeutung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Interaktion <strong>in</strong> Bezug auf die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> herausgestellt. Insgesamt konnten gel<strong>in</strong>gende<br />

Partizipationsprozesse dokumentiert werden,<br />

wobei Simone Seitz und Natascha Korff <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfallstudien<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Zunahme von Kontaktpartnern<br />

<strong>der</strong> beobachteten K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bezogen auf<br />

komplexere Interaktionen und / o<strong>der</strong> Dialoge verzeichneten<br />

(Seitz / Korff 2008, S. 247, S. 193 ff.).<br />

Heimlich und Behr (2007) beobachteten e<strong>in</strong>e „überwiegend<br />

gelungene K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Interaktion“ (ebd.,<br />

S. 44) und dokumentierten darüber h<strong>in</strong>aus, dass sich<br />

Teilhabeprozesse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht alle<strong>in</strong>e auf die Zeit<br />

<strong>der</strong> Anwesenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe beschränken,<br />

son<strong>der</strong>n Kontakte auch außerhalb <strong>der</strong> Betreuungszeit<br />

aufrechterhalten werden (ebd., S. 39). E<strong>in</strong>e frühe Aufnahme<br />

<strong>in</strong> die Tagesbetreuung ist damit offensichtlich<br />

von Bedeutung für die Entwicklung sozialer Teilhabe<br />

bereits bei jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und ihren Familien.<br />

Aus den <strong>in</strong>tegrationspädagogischen Forschungen<br />

ist bekannt, dass soziale Integration im Vorschulalter<br />

beson<strong>der</strong>s gut gel<strong>in</strong>gt, weil sich Vorurteile erst im<br />

Laufe des Sozialisationsprozesses ausbilden und dieser<br />

Prozess entsprechend erst am Beg<strong>in</strong>n steht (Kle<strong>in</strong> u. a.<br />

1987). Die beiden neuen Studien legen nun die Hypothese<br />

nahe, dass dies umso besser gel<strong>in</strong>gen könnte,<br />

je früher damit begonnen wird und je klarer dies <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Konzept vorurteilsbewusster Erziehung (Wagner<br />

2009) und <strong>in</strong>klusiver Kulturen (Heimlich u.a 2005)<br />

e<strong>in</strong>gebettet ist. Dies müsste aber durch weitere Studien<br />

abgesichert werden.<br />

4.2 Zentrale Fragen <strong>der</strong> pädagogischen<br />

Arbeit<br />

4.2.1 Gleichaltrigen-Kontakte<br />

Die soziale Basis von <strong>Bildung</strong> und Entwicklung wird<br />

nicht alle<strong>in</strong> im <strong>in</strong>klusionspädagogischen Diskurs<br />

herausgehoben, son<strong>der</strong>n ist <strong>in</strong>sgesamt elementarer<br />

Bestandteil aktueller frühpädagogischer Konzeptionen<br />

und Fundierungen geworden, wenn auch je<br />

nach Entwicklungsverständnis mit unterschiedlichen<br />

Konnotationen (vgl. Kap, 2.1.3).<br />

Belegt ist mittlerweile, dass auch junge K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bereits geme<strong>in</strong>same Themen und Bedeutungen <strong>in</strong><br />

ihren Interaktionen entwickeln, <strong>in</strong> denen sie herausgefor<strong>der</strong>t<br />

s<strong>in</strong>d, die Interaktionen zu <strong>in</strong>itiieren und<br />

aufrechtzuerhalten sowie die eigene Spielidee mit<br />

<strong>der</strong> des Gegenübers abzustimmen (Viernickel 2000).<br />

Gleichaltrigen-Prozesse bzw. Ko-Konstruktionen <strong>in</strong> (<strong>in</strong>klusiven)<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs –<br />

ebenso wie Selbstbildungsprozesse – auf professionelle<br />

Begleitung und Unterstützung angewiesen und vollziehen<br />

sich nicht „von selbst“.<br />

Bisherige Untersuchungen zur K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Interaktion<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren zeigen,<br />

dass bereits bei jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n (ab e<strong>in</strong>em Alter<br />

von 12 Monaten) dyadische Interaktionen mit e<strong>in</strong>em<br />

(e<strong>in</strong>zelnen) an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong>d kont<strong>in</strong>uierlich zunehmen<br />

(Simoni u. a. 2008). Konflikte zwischen Gleichaltrigen<br />

werden dabei als wesentlicher Bestandteil <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von sozialen Kompetenzen gesehen (ebd., S. 16 f.;<br />

Dittrich u. a. 2001) und nicht polarisierend als unkooperatives<br />

Handeln (Schnei<strong>der</strong> / Wüstenberg 2001, S. 73).<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeiten von Susanne Viernickel<br />

(2000) zu Gleichaltrigen-Prozessen Zweijähriger<br />

<strong>in</strong> „Regele<strong>in</strong>richtungen“ machten zudem deutlich,<br />

welche beson<strong>der</strong>en Entwicklungsanregungen <strong>in</strong><br />

25


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

den Interaktionen von gleichaltrigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n liegen.<br />

Diese zeichnen sich durch ähnliche Handlungsbeiträge<br />

und e<strong>in</strong>e gleichwertigere Rollenverteilung als<br />

<strong>in</strong> Erwachsenen-K<strong>in</strong>d-Interaktionen aus.<br />

Die Forschungsarbeiten zu dieser Frage zeigen<br />

zwar <strong>in</strong>sgesamt vor allem die grundsätzliche Interaktionsbereitschaft<br />

und Interaktionskompetenz von<br />

Säugl<strong>in</strong>gen und auch Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n sowie die positiven<br />

Effekte sozialer Begegnungen. Sie beziehen<br />

sich jedoch auf gleichaltrige K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit ähnlichen<br />

Entwicklungsvoraussetzungen. Bei diesen relativ<br />

homogen angelegten Samples wurde deutlich, dass<br />

Merkmale wie gleiches Geschlecht, Bekanntheitsgrad<br />

und ähnliches Entwicklungsniveau e<strong>in</strong>en positiven<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Dauer und Qualität <strong>der</strong> Interaktionen<br />

haben (Viernickel 2000).<br />

Hierbei wurde allerd<strong>in</strong>gs nicht spezifisch nach dem<br />

möglichen Potenzial des Austausches gerade unter<br />

„Ungleichen“ gefragt und das Sett<strong>in</strong>g nicht daraufh<strong>in</strong><br />

angelegt. Damit ist folglich nicht beantwortet, ob sich<br />

dieses Ergebnis <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven Gruppen, <strong>in</strong> denen K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bewusst nach dem Kriterium <strong>der</strong> Heterogenität<br />

zusammengesetzt s<strong>in</strong>d und dies auch stärker <strong>in</strong> den<br />

Haltungen <strong>der</strong> pädagogischen Fachkräfte verankert<br />

se<strong>in</strong> könnte, replizieren lässt. Für genauere Aussagen<br />

zur <strong>in</strong>klusionspädagogischen Konzeption ist es demnach<br />

notwendig, die Spezifika heterogener Interaktionssett<strong>in</strong>gs<br />

und ihre Entwicklungsbedeutsamkeit<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren genauer<br />

herauszuarbeiten. E<strong>in</strong>e Pilotstudie zu dieser Frage<br />

wird <strong>der</strong>zeit durchgeführt (Seitz u. a. 2010).<br />

4.2.2 B<strong>in</strong>dung und Beziehung<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gewöhnung <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen (vgl. Kapitel<br />

2.2.2) verweisen Ulrich Heimlich und Isabel Behr (2007,<br />

S. 13) auf die diesbezügliche Zufriedenheit <strong>der</strong> Eltern<br />

<strong>in</strong> den untersuchten Münchener Krippen. Umfassende<br />

qualitative Untersuchungen zur E<strong>in</strong>gewöhnung von<br />

gefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n liegen entsprechend unseren<br />

Recherchen bislang allerd<strong>in</strong>gs nicht vor.<br />

Die Gestaltung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gewöhnung und die Entwicklung<br />

sicherer B<strong>in</strong>dungen zu den pädagogischen<br />

Fachkräften ist e<strong>in</strong> sensibler Prozess, bei dessen Untersuchung<br />

es zahlreiche Facetten zu beachten gilt, für<br />

die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Bezug auf entwicklungsgefährdete<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> noch e<strong>in</strong>e deutliche Forschungslücke zu<br />

konstatieren ist. So liegen beispielsweise nur wenige<br />

Untersuchungen zum <strong>in</strong>dividuellen B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />

von entwicklungsgefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vor (vgl.<br />

Kap. 2.2.2). Da sich die Gestaltung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gewöhnung<br />

jedoch wesentlich an <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dung zur Bezugsperson<br />

und dem B<strong>in</strong>dungsverhalten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n orientiert<br />

(Laewen 1989), wären entsprechende Studien e<strong>in</strong>e<br />

bedeutsame Grundlage für die Konzeption professionellen<br />

Handelns.<br />

Während <strong>in</strong> den entsprechenden Arbeiten lange<br />

Zeit auf vermutete e<strong>in</strong>geschränkte Erziehungskompetenzen<br />

<strong>der</strong> Eltern rekurriert wurde, wird gegenwärtig<br />

e<strong>in</strong>em dialogischen Ansatz gefolgt und elterliches<br />

Verhalten als kompetente Reaktion auf k<strong>in</strong>dliche<br />

„Beson<strong>der</strong>heiten“ im B<strong>in</strong>dungsverhalten <strong>in</strong> den Blick<br />

genommen (Rauh 2008, S. 331 f.). Aus <strong>in</strong>klusionspädagogischer<br />

Sicht fällt auf, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong><br />

Ergebnisse das soziale Umfeld kaum Beachtung f<strong>in</strong>det<br />

und dies, obgleich <strong>in</strong> diesen Forschungsarbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel mit chronologisch älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n als üblich<br />

gearbeitet wird, weil <strong>der</strong>en diagnostisch erhobenes<br />

„Entwicklungsalter“ als Referenzgröße herangezogen<br />

wird.<br />

Berücksichtigt man aber mögliche sozialisatorische<br />

Effekte e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong><strong>in</strong>stitution und / o<strong>der</strong> son<strong>der</strong>pädagogisch<br />

geprägter früher För<strong>der</strong>ung, die dann<br />

schon wirksam gewesen se<strong>in</strong> können, so könnte dies<br />

e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tes Licht auf die b<strong>in</strong>dungsbezogenen<br />

Forschungsergebnisse ermöglichen. So wurde etwa<br />

bei sechsjährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit motorischer Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

e<strong>in</strong> tendenziell distanzloses Verhalten<br />

gegenüber Erwachsenen sowie ger<strong>in</strong>ge Kontakte zu<br />

Gleichaltrigen dokumentiert und dies auf spezifische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungsentwicklung<br />

zurückgeführt – verursacht durch die motorische<br />

E<strong>in</strong>schränkung (Rauh 2008, S. 319).<br />

Führt man dieses Ergebnis e<strong>in</strong>er erweiterten Sichtweise<br />

zu, so wird deutlich, dass möglicherweise e<strong>in</strong><br />

verspäteter E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Tagesbetreuung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

eng geschnittenes soziales Feld <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong><strong>in</strong>stitution<br />

hier als entscheidende sozialisatorisch wirkende<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren das soziale Handeln <strong>der</strong> sechsjährigen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> überlagert haben können. Mit e<strong>in</strong>em eng<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbezogenen Erklärungsansatz kann dies<br />

nicht erfasst werden.<br />

Hier zeigt sich folglich e<strong>in</strong> spezifischer Bedarf an<br />

e<strong>in</strong>em neuen Forschungstyp, <strong>der</strong> (<strong>in</strong>klusions-)pädagogische<br />

und entwicklungspsychologische Zugangsweisen<br />

zu verb<strong>in</strong>den sucht, sich dabei allerd<strong>in</strong>gs zunächst<br />

26


Forschungsstand<br />

kritisch mit Denkmustern von Normalität und Devianz<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen sollte.<br />

E<strong>in</strong> Forschungsdesi<strong>der</strong>at besteht damit zunächst<br />

h<strong>in</strong>sichtlich des B<strong>in</strong>dungsaufbaus von entwicklungsgefährdeten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen, aber<br />

auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Sichtweisen von Eltern mit früh diagnostizierten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. So ist unklar, welche Bedeutung<br />

es für die E<strong>in</strong>gewöhnungskonzepte hat, wenn elterliche<br />

Responsivität durch e<strong>in</strong>e frühe Diagnose belas tet ist. Unsicherheiten<br />

bestehen außerdem gegenüber <strong>der</strong> Frage,<br />

wie mit Beziehungsmustern, die durch hohe Abhängigkeit<br />

gekennzeichnet s<strong>in</strong>d, umzugehen ist.<br />

4.2.3 Individualisierung und soziale E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

Die Zusammenführung von <strong>in</strong>dividueller Entwicklungs-<br />

und <strong>Bildung</strong>sbegleitung sowie sozialer E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

ist e<strong>in</strong> Kernaspekt <strong>in</strong>klusiver Pädagogik und e<strong>in</strong><br />

bedeutsamer Schlüssel zur weiteren Ausgestaltung<br />

<strong>in</strong>klusiver Pädagogik mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren (vgl. Kap. 2.1). Gel<strong>in</strong>gt die Verknüpfung<br />

<strong>der</strong> beiden Aspekte, ist e<strong>in</strong>e entwicklungsför<strong>der</strong>liche<br />

Wirksamkeit zu vermuten, die über Partizipation<br />

und hiermit verbundene emotional-soziale Aspekte<br />

h<strong>in</strong>ausgeht. Solche H<strong>in</strong>weise wurden jedenfalls <strong>in</strong><br />

unseren Untersuchungen <strong>in</strong> Bezug auf die sprachliche,<br />

motorische und auf die kognitive Entwicklung gefunden<br />

(Seitz / Korff 2008, S. 165).<br />

Für e<strong>in</strong>e genauere E<strong>in</strong>schätzung wären jedoch<br />

weiterführende und breiter angelegte Studien zum<br />

vermuteten Entwicklungspotenzial von K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-<br />

Interaktionen <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven Betreuungsformen für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Alter notwendig. Hieran könnten<br />

dann Studien zu <strong>in</strong>teraktionsför<strong>der</strong>lichen Interventionen<br />

des pädagogischen Fachpersonals anknüpfen<br />

(Seitz u. a. 2010).<br />

Die Verzahnung von sozialer E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und <strong>in</strong>dividueller<br />

Entwicklungsför<strong>der</strong>ung wirft zudem Fragen<br />

nach den Zuständigkeitsbereichen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter sowie <strong>der</strong><br />

Repräsentanz <strong>der</strong> verschiedenen Fachdiszipl<strong>in</strong>en <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen auf.<br />

Als e<strong>in</strong>e wesentliche Rahmenbed<strong>in</strong>gung für e<strong>in</strong>e<br />

qualitativ hochwertige Arbeit wird <strong>in</strong> den Untersuchungen<br />

von Ulrich Heimlich und Isabel Behr sowie<br />

Simone Seitz und Natascha Korff übere<strong>in</strong>stimmend<br />

die regelmäßige Anwesenheit e<strong>in</strong>er Integrationskraft<br />

bzw. Inklusionspädagog<strong>in</strong> mit entsprechen<strong>der</strong> Qualifizierung<br />

gesehen (Seitz / Korff 2008, S. 252). Hierbei<br />

sollte allerd<strong>in</strong>gs nicht nur die <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung<br />

des e<strong>in</strong>zelnen (gefährdeten) K<strong>in</strong>des im Fokus stehen.<br />

Vielmehr sollten die fachspezifischen Kenntnisse <strong>der</strong><br />

verschiedenen beteiligten Professionen zusammengeführt<br />

werden, um Gruppenprozesse so gestalten<br />

zu können, dass alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> entsprechend ihrer <strong>in</strong>dividuellen<br />

Voraussetzungen sozial e<strong>in</strong>gebunden<br />

herausgefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>arität ist damit als wesentlicher Qualitätsfaktor<br />

<strong>in</strong>klusiver Pädagogik mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den<br />

ersten drei Lebensjahren herauszustellen. Simone Seitz<br />

und Natascha Korff (2008) fanden diesbezüglich <strong>in</strong><br />

ihrer Untersuchung e<strong>in</strong>e große Bandbreite an Kooperationsformen<br />

mit Frühför<strong>der</strong>e<strong>in</strong>richtungen – von <strong>der</strong><br />

Tätigkeit <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>kraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie und / o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle mit e<strong>in</strong>zelnen Gesprächsterm<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung bis h<strong>in</strong> zur Tätigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

und sporadischer Rückkopplung mit <strong>der</strong> Familie.<br />

Zentrale Themen <strong>der</strong> Gespräche zwischen Gruppenleitungen<br />

bzw. Integrationskräften <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

und den externen Frühför<strong>der</strong>kräften waren die För<strong>der</strong>möglichkeiten,<br />

die Entwicklung des K<strong>in</strong>des sowie die<br />

Inhalte <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung (Seitz / Korff 2008, S.220 f.).<br />

Die praktische Umsetzung <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung wurde<br />

<strong>in</strong> beiden Untersuchungen allerd<strong>in</strong>gs überwiegend<br />

als E<strong>in</strong>zelformat und nur <strong>in</strong> wenigen Fällen im Kle<strong>in</strong>gruppenformat<br />

durchgeführt (Seitz / Korff 2008, S. 250;<br />

Heimlich / Behr 2007, S. 35).<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund erstaunt <strong>der</strong> Befund aus<br />

<strong>der</strong> Studie von Simone Seitz und Natascha Korff wenig,<br />

dass die Frühför<strong>der</strong>maßnahmen ke<strong>in</strong>e erkennbare<br />

partizipationsför<strong>der</strong>liche Wirkung entfalten konnten.<br />

Als wesentliches Wirkmerkmal <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong><br />

bzw. neben <strong>der</strong> Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tagese<strong>in</strong>richtung<br />

zeigten sich vielmehr spezifisch <strong>in</strong>dividuumsbezogene<br />

Entwicklungsanregungen für das K<strong>in</strong>d. Frühför<strong>der</strong>kräfte<br />

leisten dabei offensichtlich über Fachberatungen<br />

außerdem e<strong>in</strong>en wichtigen Kompetenztransfer<br />

sowohl <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung als<br />

auch <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> Eltern bzw. <strong>der</strong> Bezugspersonen<br />

(Seitz / Korff 2008, S. 255).<br />

Insgesamt wurde als Forschungsergebnis e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

den Gruppenalltag <strong>in</strong>tegrierte Frühför<strong>der</strong>ung gerade<br />

für junge K<strong>in</strong><strong>der</strong> als geeignete Form <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

empfohlen, da sie <strong>in</strong> diesem Format <strong>in</strong> vertrauten<br />

Strukturen und <strong>in</strong> sozialer E<strong>in</strong>gebundenheit mit Gleichaltrigen<br />

agieren können – zwei Aspekte, die Motivation<br />

entscheidend erhöhen und hierdurch die Entwicklung<br />

27


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

neuer Kompetenzen unterstützen können (Seitz/ Korff<br />

2008, S. 250). Vergleichbare Ergebnisse f<strong>in</strong>den sich<br />

auch bei Toni Mayr <strong>in</strong> Bezug auf die Zusammenarbeit<br />

von Frühför<strong>der</strong>stellen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, also bezogen<br />

auf die Arbeit mit drei- bis sechsjährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n (Mayr<br />

2002, S. 108). 23<br />

Um die <strong>in</strong>ter- bzw. transdiszipl<strong>in</strong>ären Kooperationen<br />

zwischen Frühför<strong>der</strong>ung und K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

unter <strong>der</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> Partizipation weiterzuentwickeln,<br />

wurden auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Studie<br />

von Simone Seitz und Natascha Korff (2008, S. 255)<br />

folgende vorläufigen Empfehlungen formuliert:<br />

––<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>maßnahmen <strong>in</strong> den<br />

pädagogischen Gruppenalltag und die hier entwickelten<br />

sozialen Netze<br />

––<br />

Strukturelle Verankerung des Kompetenztransfers<br />

zwischen (externen) Fachkräften für Frühför<strong>der</strong>ung<br />

und / o<strong>der</strong> Therapie und pädagogischen Fachkräften<br />

––<br />

Verankerung <strong>der</strong> zeitlichen Ressourcen für Frühför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

––<br />

Schaffung rechtlich-organisatorischer Strukturen,<br />

die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Form <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung ermöglichen, damit diese zu e<strong>in</strong>er<br />

umfassenden Beratungs- und Vernetzungs<strong>in</strong>stanz<br />

ausgebaut werden kann.<br />

Langfristig könnte sich die Entwicklung e<strong>in</strong>es Modells<br />

empfehlen, das Struktur und Konzept <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong><br />

Familienzentren mit demKonzept <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung<br />

verknüpft und zusammenb<strong>in</strong>det (vgl. Kap. 2.2 und 2.3).<br />

4.3 Professionalisierungsbereiche<br />

4.3.1 Partizipationsför<strong>der</strong>liche Entwicklungsund<br />

<strong>Bildung</strong>sbegleitung<br />

Der Anspruch, <strong>in</strong>dividuelle Entwicklungs- und <strong>Bildung</strong>sbegleitung<br />

partizipationsför<strong>der</strong>lich umzusetzen,<br />

verweist auf e<strong>in</strong>e Schlüsselqualifikation für<br />

23 Im Modellversuch Pädagogisch-Psychologischer Dienst im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

wurde neben <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Strukturqualität (Präsenz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtung, regelmäßige Kontakte) <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Prozessqualität betont, für die unter an<strong>der</strong>em die persönlichen<br />

Beziehungen e<strong>in</strong>e Rolle spielt. Im regionalen Vergleich war die<br />

Qualität <strong>der</strong> Kooperation dort höher, wo e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Frühför<strong>der</strong>ung<br />

stattgefunden hatte (Mayr 2002).<br />

Fachkräfte, die im pädagogischen Handeln <strong>in</strong> Bezug<br />

auf junge K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Untersuchung von Simone<br />

Seitz und Natascha Korff nur ansatzweise gefunden<br />

werden konnte und für <strong>der</strong>en Ausdifferenzierung die<br />

Fachkräfte entsprechende Unterstützung benötigen<br />

(vgl. Seitz u. a. 2010). In diesem Kontext kann auf e<strong>in</strong>e<br />

Ambivalenz im Denken <strong>der</strong> Fachkräfte verwiesen<br />

werden, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie zeigte:<br />

Die Gruppenleitungen betonen neben dem unmittelbaren<br />

Gew<strong>in</strong>n, den entwicklungsgefährdete K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

durch Gleichaltrigen-Kontakte <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung<br />

erhalten, e<strong>in</strong>mütig den hohen Bedarf an<br />

<strong>in</strong>dividueller Unterstützung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Form von<br />

<strong>in</strong>dividueller Begleitung durch Erwachsene und die<br />

Bedeutung von E<strong>in</strong>zelbetreuungssituationen – ohne<br />

jedoch die hier<strong>in</strong> enthaltenen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

pädagogisches Handeln gedanklich zusammenzuführen.<br />

Die Fachkräfte sche<strong>in</strong>en hier also eher sich<br />

wi<strong>der</strong>streitende als sich ergänzende Aufgaben zu<br />

erkennen. E<strong>in</strong>e genauere Betrachtung dieser Aspekte<br />

im Denken <strong>der</strong> Fachkräfte könnte für weitere Konzeptionsarbeiten<br />

ertragreich se<strong>in</strong>.<br />

Zur Frage, ob und <strong>in</strong>wieweit die pädagogischen<br />

Fachkräfte das Potenzial, das sie den Interaktionen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zuschreiben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> pädagogischen Praxis auch<br />

ausschöpfen, s<strong>in</strong>d die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchungen<br />

von Seitz / Korff (2008) sowie von Heimlich / Behr (2007)<br />

une<strong>in</strong>heitlich:<br />

Während <strong>in</strong> <strong>der</strong> Münchener Studie beobachtet<br />

wurde, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> dar<strong>in</strong> unterstützt wurden, positives<br />

und kooperatives Verhalten gegenüber an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu entwickeln, <strong>in</strong>dem „die pädagogischen<br />

Fachkräfte beispielsweise die K<strong>in</strong><strong>der</strong> häufig dabei<br />

[unterstützten], die Folgen ihres Tuns gegenüber den<br />

an<strong>der</strong>en zu verstehen“ (ebd., S. 44), zeigte sich dies bei<br />

Seitz und Korff etwas weniger e<strong>in</strong>deutig. So betonten<br />

die <strong>in</strong>terviewten Gruppenleitungen zwar durchgängig<br />

die hohe Bedeutung <strong>der</strong> sozialen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und<br />

<strong>der</strong> Interaktionen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Auch die<br />

Beobachtungen <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

deuteten auf e<strong>in</strong>e positive Wirksamkeit von entsprechenden<br />

pädagogischen Interventionen bezogen auf<br />

Teilhabe und die Entwicklung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> h<strong>in</strong>, wenn sie<br />

denn stattfanden (Seitz / Korff 2009, S. 195).<br />

Nicht ganz <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung hierzu steht aber<br />

das Ergebnis, dass Fachkräfte <strong>in</strong> den meisten Fällen<br />

auch auf Nachfragen nur schwer konkretes pädagogisches<br />

Handeln benennen konnten, um die K<strong>in</strong>d-<br />

28


Forschungsstand<br />

K<strong>in</strong>d-Interaktion zu unterstützen (Seitz u. a. 2010). Da<br />

sich auch <strong>in</strong> den durchgeführten Beobachtungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> überwiegenden Zahl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen nur sehr<br />

vere<strong>in</strong>zelt pädagogische Interventionen <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

fanden, ist zu vermuten, dass diese Schwierigkeit<br />

nicht alle<strong>in</strong> darauf zurückzuführen ist, Handlungsrout<strong>in</strong>en<br />

bzw. implizite Handlungsmuster zu verbalisieren,<br />

son<strong>der</strong>n dies auch auf <strong>der</strong> Handlungsebene<br />

unklar bleibt. Zur Absicherung wären hier gezieltere<br />

Forschungsarbeiten zu dieser Thematik vonnöten, um<br />

Qualifizierungen für Fachkräfte fundiert konzipieren<br />

zu können.<br />

Für genauere Aussagen zur Qualifizierung e<strong>in</strong>er<br />

professionellen Initiierung und Begleitung von K<strong>in</strong>d-<br />

K<strong>in</strong>d-Interaktionen fehlt es <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong>sgesamt noch an<br />

empirisch fundierten Erkenntnissen zur Dynamik von<br />

Gleichaltrigen-Prozessen und zu sozialen Unterscheidungspraxen<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren.<br />

4.3.2 Verständnisweisen von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Neben den genannten Ambivalenzen bezüglich <strong>der</strong><br />

Bedeutung von Gleichaltrigen-Interaktionen und<br />

dem hohen <strong>in</strong>dividuellen Unterstützungsbedarf<br />

zeichnet sich als e<strong>in</strong>e spezifische Anfor<strong>der</strong>ung für die<br />

Professionalisierung von Fachkräften für die <strong>in</strong>klusive<br />

Tagesbetreuung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren die<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Vorstellungen und Verständnisweisen<br />

von Gefährdung und Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ab.<br />

Die Untersuchungen machten deutlich, dass nicht<br />

alle Fachkräfte das eigene Arbeitsfeld als wirklich<br />

geeignet für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> ansahen. Dies wurde von den<br />

Gruppenleitungen mit unangemessenen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

begründet, letztlich aber <strong>in</strong> personalisieren<strong>der</strong><br />

Form spezifischen „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen“ o<strong>der</strong><br />

den „Eigenheiten“ bestimmter K<strong>in</strong><strong>der</strong> zugeschrieben<br />

(Seitz / Korff 2008, S. 249). Dieses hier erkennbare personalisierte<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsverständnis wird auch an<br />

den Wünschen <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen und Erzieher nach<br />

„mehr Fortbildungen beson<strong>der</strong>s über das Thema<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und die <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ deutlich (Heimlich / Behr<br />

2007, S. 46).<br />

In <strong>der</strong> Sichtweise <strong>der</strong> Fachkräfte fand sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Untersuchung von Seitz und Korff dabei e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Differenzierung zwischen „beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten“ und<br />

„normalen“ K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die mit fachlichen Sichtweisen<br />

kollidiert (vgl. Kap. 2.1). Außerdem wurde mitunter<br />

<strong>der</strong> Denkfigur von „<strong>in</strong>tegrationsunfähigen“ K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

gefolgt. Dies steht e<strong>in</strong>er fachlich weith<strong>in</strong> anerkannten<br />

systemischen Sichtweise entgegen. Diese fand sich <strong>in</strong><br />

den Interviews bei Seitz und Korff zwar nicht <strong>in</strong> Bezug<br />

auf K<strong>in</strong><strong>der</strong>, bei denen im S<strong>in</strong>ne des TAG ohne e<strong>in</strong>e<br />

Aufnahme <strong>in</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>e ihrem<br />

Wohl entsprechende För<strong>der</strong>ung nicht gewährleistet<br />

zu se<strong>in</strong> schien, jedoch bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, bei denen früh<br />

e<strong>in</strong>e organische Auffälligkeit diagnostiziert worden<br />

war. E<strong>in</strong>e kritische Reflexion <strong>der</strong> Vorstellungen von<br />

„Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ ist daher e<strong>in</strong>e bedeutsame Implikation<br />

für Professionalisierungsprozesse (Seitz / Korff 2010,<br />

2008, S. 249).<br />

Welche Relevanz dies haben kann, ist durch die<br />

wissenschaftliche Evaluation <strong>der</strong> Ausbildung zur<br />

Inklusionsassistent<strong>in</strong> für den Elementarbereich <strong>in</strong> Reutl<strong>in</strong>gen<br />

belegt (Jerg u. a. 2002). Hier war im Verlauf <strong>der</strong><br />

Ausbildung e<strong>in</strong> deutlicher Verän<strong>der</strong>ungsprozess bei<br />

den Teilnehmenden von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividualistischen<br />

Verständnis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em systemischen Ansatz zu<br />

erkennen (ebd., S. 24 f.).<br />

Auch zu entsprechenden subjektiven Vorstellungen<br />

pädagogischer Fachkräfte bezüglich <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungsfähigkeit<br />

von entwicklungsgefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

eigenen Vorbehalten bzw. Ängsten ist kaum etwas bekannt.<br />

Entsprechend fehlt es dazu an Wissen, welche<br />

spezifischen Kompetenzen pädagogische Fachkräfte<br />

vorhalten müssen und wie sie diese erwerben können.<br />

Ebenso fehlt es <strong>der</strong>zeit an abgesicherten Erkenntnissen<br />

zu den Auswirkungen e<strong>in</strong>er frühen (Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungs-)<br />

Diagnose auf das Denken und Handeln von pädagogischen<br />

Fachkräften sowie auf das Erleben <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

selbst.<br />

4.3.3 <strong>Bildung</strong>sanspruch<br />

Ihrem Auftrag nach hat die <strong>in</strong>stitutionelle Tagesbetreuung<br />

auch für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

e<strong>in</strong>en <strong>Bildung</strong>saspekt zu erfüllen. Die konzeptionelle<br />

Umsetzung <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit als <strong>Bildung</strong>szeit sche<strong>in</strong>t<br />

jedoch noch <strong>in</strong> den Anfängen zu stecken (Fthenakis<br />

2007; Schäfer 2005, 2001). Die damit verbundene Anfor<strong>der</strong>ung<br />

an die pädagogische Professionalität könnte im<br />

Zusammenhang mit jungen entwicklungsgefährdeten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Problematik entwickeln.<br />

Verschiedene Untersuchungen zeigen bei Fachkräften<br />

übere<strong>in</strong>stimmend e<strong>in</strong> möglicherweise problematisches<br />

Verständnis von ganzheitlicher Entwicklung,<br />

demzufolge die aktive För<strong>der</strong>ung und Begleitung von<br />

29


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

<strong>Bildung</strong>sprozessen weniger im Fokus <strong>der</strong> pädagogischen<br />

Arbeit gesehen wird (Seitz / Korff 2008, S. 260;<br />

Kron / Papke 2006, S.82; Fried 2002).<br />

Ziele und Gestaltung <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit mit<br />

dieser Altersspanne be<strong>in</strong>halten aus Sicht von Gruppenleitungen<br />

zusammenfassend formuliert „vorrangig<br />

Aspekte <strong>der</strong> sozialen Entwicklung und Selbständigkeitsentwicklung,<br />

sowie die Unterstützung <strong>der</strong> Sprachentwicklung“<br />

(Seitz / Korff 2009, S. 249). Die frühe<br />

För<strong>der</strong>ung von entwicklungsgefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

diesem Alter wird zwar vielfach als e<strong>in</strong>e „ganzheitliche<br />

För<strong>der</strong>ung“ verhandelt, dabei bleibt allerd<strong>in</strong>gs unklar,<br />

wie <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sbegriff <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> beteiligten<br />

Fachdiszipl<strong>in</strong>en gefüllt wird. Für Qualifizierungsmaßnahmen<br />

bedeutet dies vor allem, dazu anzuregen, das<br />

lernende Handeln <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

<strong>in</strong>sgesamt als „<strong>Bildung</strong>shandeln“ verstehen zu<br />

lernen und pädagogische Angebote dementsprechend<br />

zuzuschneiden – und zwar unabhängig von <strong>der</strong> Frage<br />

nach e<strong>in</strong>er Entwicklungsfährdung.<br />

Ziele entsprechen<strong>der</strong> Forschungsarbeiten wären<br />

vor allem die Identifizierung geeigneter Muster bildungsbezogener<br />

pädagogischer Interventionen sowie<br />

geeigneter Gestaltungsweisen <strong>der</strong> materiellen und<br />

sozialen Lern- und Entwicklungsumgebung. Hierfür<br />

wäre es auch notwendig, das Verhältnis des (eigenmotivierten)<br />

Handelns, also <strong>der</strong> Konstruktion des K<strong>in</strong>des<br />

zu gezielter pädagogischer Intervention genauer zu<br />

untersuchen.<br />

In <strong>der</strong> Untersuchung von Simone Seitz und Natascha<br />

Korff (2008) wurde bei <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> Gruppenleitungen<br />

deutlich, dass diese die Zuständigkeiten <strong>der</strong><br />

heilpädagogischen Kräfte bzw. <strong>der</strong> Integrationskräfte<br />

<strong>in</strong> spezifischem Fachwissen sehen, und zwar zu den<br />

Aspekten „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“, zu entwicklungsför<strong>der</strong>lichen<br />

Maßnahmen, rechtlichen und strukturellen<br />

Möglichkeiten sowie zur Netzwerkarbeit mit weiteren<br />

Fachkräften und Institutionen (ebd., S. 235 f.). Den<br />

heilpädagogischen Kräften bzw. Integrationskräften<br />

werden hier mit ihrem spezifischen Know-how vor<br />

allem k<strong>in</strong>dbezogene Aufgaben zugeordnet. Sie werden<br />

weniger als Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen mit e<strong>in</strong>er<br />

beratenden Funktion im gesamten Gefüge <strong>der</strong> Gruppe<br />

bzw. <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung gesehen.<br />

Aus <strong>in</strong>klusionstheoretischer Perspektive ist hieran<br />

anknüpfend die Entwicklung von <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

bzw. von transdiszipl<strong>in</strong>ären Kooperationsmodellen<br />

und Kooperationskonzepten sowie <strong>der</strong>en Evaluation<br />

von Forschungs<strong>in</strong>teresse.<br />

4.3.4 Multiprofessionelle Kooperation<br />

Die Zusammenarbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em multiprofessionellen<br />

Team bzw. die Kooperation mit verschiedenen Fachdiszipl<strong>in</strong>en<br />

stellt e<strong>in</strong>en hohen Anspruch an die Team- und<br />

Kommunikationsfähigkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Personen.<br />

Für konzeptionelle Überlegungen gilt es demnach<br />

zum e<strong>in</strong>en, strukturelle Fragen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Zuständigkeiten<br />

s<strong>in</strong>nvoll zu klären, zum an<strong>der</strong>en die<br />

unterschiedlichen beruflichen Rollen im Interesse<br />

teilhabeför<strong>der</strong>licher pädagogischer Arbeit <strong>in</strong> den Blick<br />

zu nehmen und zu reflektieren.<br />

In den vier <strong>in</strong>tegrativen K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippen <strong>in</strong> München<br />

konnten Ulrich Heimlich und Isabel Behr (2007, S. 35)<br />

e<strong>in</strong>e grundsätzliche Zufriedenheit mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternen Heilpädagog<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe sowie e<strong>in</strong>e<br />

klare Sicht sowohl auf die Aufgaben als auch <strong>der</strong>en<br />

Rolle feststellen, wobei diese allerd<strong>in</strong>gs nicht näher<br />

spezifiziert werden.<br />

30


Professionelles Handeln: Inklusive Tagesbetreuung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

5 Professionelles Handeln:<br />

Inklusive Tagesbetreuung<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren<br />

In diesem Kapitel werden <strong>in</strong> Thesenform Überlegungen<br />

zur konzeptionellen Rahmung <strong>in</strong>klusiver Pädagogik<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

formuliert, abschließend werden Kompetenzfel<strong>der</strong><br />

für professionelles Handeln benannt sowie Empfehlungen<br />

zur Aus- und Weiterbildung gegeben. 24<br />

5.1 Ausgangspunkte konzeptioneller<br />

Entwicklungen<br />

Die folgende Darstellung gedanklicher Ausgangspunkte<br />

zur Entwicklung e<strong>in</strong>es konzeptionellen<br />

Rahmens für professionelles Handeln <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen fokussiert die spezifischen<br />

Aspekte <strong>der</strong> Arbeit (auch) mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten<br />

drei Lebensjahren. Zur Orientierung dient (neben<br />

den <strong>in</strong> den vorangegangenen Abschnitten formulierten<br />

Überlegungen) unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Index für<br />

Inklusion <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen (Booth u. a. 2006). Er<br />

stellt e<strong>in</strong>e übergreifende Rahmenkonzeption für die<br />

Entwicklung <strong>in</strong>klusiver Qualität <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

dar.<br />

Angesichts des lückenhaften Forschungsstandes<br />

und fehlen<strong>der</strong> abgeschlossener Konzeptionen (vgl.<br />

Kap. 4) sowie e<strong>in</strong>er Praxisentwicklung unter hohem<br />

Druck und <strong>in</strong> großer Unsicherheit werden die<br />

Überlegungen <strong>in</strong> Thesenform formuliert. Sie sollen<br />

damit Anregungen für weiterführende Diskussionen<br />

und Forschungsvorhaben liefern sowie zugleich als<br />

Grundlage <strong>der</strong> Empfehlungen zur Professionalisierung<br />

dienen.<br />

24 Im Rahmen <strong>der</strong> Entwicklung dieses Abschnitts wurde e<strong>in</strong> Überblick<br />

über die Kompetenzen <strong>in</strong> Form des DQR entwickelt. Dieser<br />

ist <strong>in</strong> die Arbeit <strong>der</strong> Expert / <strong>in</strong>nengruppe zur <strong>in</strong>klusiven Pädagogik<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>geflossen.<br />

These 1<br />

Konzeptionelle Entwicklungen <strong>in</strong> Richtung <strong>in</strong>klusiver<br />

Qualität sowie zur Öffnung (auch) für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

den ersten drei Jahren sollten im Verbund erfolgen.<br />

Theorie- und Konzeptentwicklungen sollten beide<br />

Aspekte gedanklich zusammenführen, denn es geht<br />

dabei jeweils um weit mehr als nur um die konkrete<br />

Öffnung für chronologisch junge o<strong>der</strong> entwicklungsgefährdete<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Vielmehr s<strong>in</strong>d konzeptionelle Verän<strong>der</strong>ungen<br />

gefragt, die sich auf e<strong>in</strong>en gel<strong>in</strong>genden<br />

Umgang mit Heterogenität <strong>in</strong>sgesamt und letztlich<br />

auf e<strong>in</strong>en Beitrag zur <strong>Bildung</strong>sgerechtigkeit zurückführen<br />

lassen.<br />

Als Klammer fungiert die übergreifende Leitidee,<br />

<strong>Bildung</strong>, Betreuung und Erziehung <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

ausgehend von vielfältigen k<strong>in</strong>dlichen Bedürfnissen<br />

<strong>in</strong> sozialer E<strong>in</strong>gebundenheit zu gestalten. Akzeptiert<br />

man dies, so handelt es sich folglich nicht um<br />

gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auszuspielende o<strong>der</strong> konkurrierende<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e übergreifende Reformentwicklung<br />

und Innovationschance.<br />

These 2<br />

Der Blick ist auf verschiedene Formen von Ausgrenzung<br />

zu richten und nicht alle<strong>in</strong> auf „beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te“<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung ist nicht dadurch <strong>in</strong>klusiv, dass sich<br />

dort K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit vorliegenden Diagnosen als „beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t“<br />

bzw. „von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bedroht“ bef<strong>in</strong>den.<br />

Vielmehr bedeutet dies e<strong>in</strong>e konzeptionelle Öffnung<br />

für die Leitidee <strong>in</strong>sgesamt. Umgekehrt ist <strong>in</strong>klusive<br />

Qualität <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen möglich, ohne dass sich dort<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit konkreten Diagnoseerfahrungen bef<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong> umfassendes Verständnis von Inklusion nimmt<br />

unterschiedliche Risiken für Exklusion und Marg<strong>in</strong>alisierung<br />

<strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> den Blick und macht sich<br />

hiermit gedanklich unabhängig von mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Diagnosen. Partizipation und die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Potenziale <strong>in</strong> sozialer E<strong>in</strong>gebundenheit markieren<br />

dabei das Leitziel.<br />

Auch wenn nach <strong>der</strong>zeitigem Stand die Ressourcenzuweisung<br />

von e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>ischen Diagnose<br />

e<strong>in</strong>zelner K<strong>in</strong><strong>der</strong> abhängig gemacht wird und damit<br />

e<strong>in</strong>e Restriktion (die Ausstattung betreffend) gegeben<br />

ist, ersche<strong>in</strong>t es umso wichtiger, gedanklich vorurteilsbewusste,<br />

milieusensible und geschlechtersensible<br />

Erziehung gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend zu Ansätzen reflektierter<br />

<strong>in</strong>klusiver Pädagogik zusammenzuführen.<br />

31


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

These 3<br />

Die <strong>Bildung</strong>s- und Entwicklungsbegleitung ist nach<br />

dem Pr<strong>in</strong>zip sozialer E<strong>in</strong>gebundenheit zu gestalten.<br />

Die Integrationsforschung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Alter von<br />

drei bis sechs Jahren hat e<strong>in</strong>drücklich den persönlichen<br />

Gew<strong>in</strong>n sowohl für entwicklungsgefährdete<br />

als auch für sogenannte „nichtbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te“ K<strong>in</strong><strong>der</strong> gezeigt,<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unterschiedlicher Kompetenz- und<br />

Entwicklungsniveaus zu <strong>in</strong>teragieren. Entsprechend<br />

neuerer Forschungen zum sozialen Handeln junger<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> kann begründet angenommen werden, dass<br />

dies auch für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

gilt und das Zusammense<strong>in</strong> mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en<br />

zentralen Motivationsfaktor für die Entwicklung<br />

junger K<strong>in</strong><strong>der</strong> darstellen kann.<br />

Folglich gilt es, die sozialen Interaktionen anzuregen<br />

und zu begleiten sowie die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer<br />

Kompetenz mit Gleichaltrigen-Kontakten zu unterstützen<br />

– beispielsweise K<strong>in</strong><strong>der</strong> für unterschiedliche<br />

Kommunikationswege vorzubereiten.<br />

„Wenn Aktivitäten so ausgerichtet s<strong>in</strong>d, dass sie die<br />

Partizipation aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> för<strong>der</strong>n, verr<strong>in</strong>gert sich <strong>der</strong><br />

Bedarf an <strong>in</strong>dividueller Unterstützung“ (Booth u. a.<br />

2006, S. 19).<br />

These 4<br />

B<strong>in</strong>dungssicherheit ist für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Basis für<br />

Exploration. In <strong>in</strong>klusiven Konzepten ist dies mit<br />

dem Leitziel <strong>der</strong> sozialen E<strong>in</strong>gebundenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe verbunden.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen benötigen <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong><br />

flexibles E<strong>in</strong>gewöhnungskonzept, das <strong>in</strong>dividuell auf<br />

unterschiedliche B<strong>in</strong>dungstypen, Kommunikationsformen<br />

sowie familiäre o<strong>der</strong> kulturelle Beson<strong>der</strong>heiten<br />

angepasst werden kann. Je nach K<strong>in</strong>d kann die<br />

E<strong>in</strong>gewöhnung also sehr unterschiedlich lange dauern<br />

und Bezugspersonen müssen auf unterschiedliche<br />

Art und Weise e<strong>in</strong>gebunden werden.<br />

Bei Familien <strong>in</strong> Risikolagen o<strong>der</strong> belasteten Verhältnissen<br />

gilt es, die spezifischen Probleme im S<strong>in</strong>ne<br />

des K<strong>in</strong>des reflektiert aufzunehmen, aber nicht abzuwerten.<br />

These 5<br />

Gezielte Unterstützung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen <strong>Bildung</strong>sund<br />

Entwicklungsprozesse sowie die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Entwicklungsplanung s<strong>in</strong>d Teil des Gesamtkonzepts<br />

e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung und für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Bedeutung.<br />

Entwicklungsbeobachtung und Entwicklungsdokumentation<br />

sollten selbstverständlicher Teil <strong>der</strong> pädagogischen<br />

Arbeit mit allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n se<strong>in</strong> und ke<strong>in</strong><br />

Spezialangebot für e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Frühför<strong>der</strong>ung und Therapien s<strong>in</strong>d hiermit zu verb<strong>in</strong>den<br />

und als Teil <strong>der</strong> Entwicklungs- und <strong>Bildung</strong>sbegleitung<br />

<strong>in</strong>sgesamt alltagsnah sowie sozial e<strong>in</strong>gebunden<br />

umzusetzen.<br />

Langfristig wäre es wünschenswert, personelle<br />

Ressourcen für spezifische Beratung und Unterstützung<br />

systemisch zu organisieren, also <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

zuzusprechen und nicht e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Dies<br />

würde frühe Stigmatisierungen und Verletzungen<br />

vermeiden helfen.<br />

These 6<br />

Inklusive K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis<br />

zu drei Jahren s<strong>in</strong>d stadtteil- und familienbezogen<br />

eng zu vernetzten.<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollten im Verbund mit ihren Bezugspersonen<br />

gesehen werden und es sollten Angebote für<br />

Familien vorgehalten werden. Dies ist beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig im H<strong>in</strong>blick auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Risikolagen.<br />

Spezielle Unterstützungsangebote und Beratung<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> konkreten Entwicklungs- und <strong>Bildung</strong>sbegleitung<br />

e<strong>in</strong>zelner K<strong>in</strong><strong>der</strong> können auf diese<br />

Weise leichter von den Adressaten erreicht und fallbezogen<br />

<strong>in</strong> Anspruch genommen werden.<br />

E<strong>in</strong>e Vernetzung <strong>der</strong> <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung<br />

mit an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>richtungen und Angeboten im<br />

Stadtteil ermöglicht e<strong>in</strong>e Transparenz im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

gegenseitigen Kennenlernens sowie e<strong>in</strong>en gezielten<br />

Umgang mit den Ressourcen vor Ort. So können familienbezogene<br />

Angebote mit Angeboten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

strukturell, räumlich o<strong>der</strong> personell<br />

verbunden werden.<br />

These 7<br />

Kollegiale und multiprofessionelle Zusammenarbeit<br />

ist e<strong>in</strong>e Schlüsselkompetenz <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren.<br />

Im Team gilt es, geme<strong>in</strong>sam die Verantwortung für<br />

alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu übernehmen.<br />

Die Verteilung von Arbeitsanteilen im Team sollte<br />

aufgabenbezogen und nicht k<strong>in</strong>dbezogen erfolgen.<br />

Ressourcen für Verfügungszeiten, <strong>in</strong> denen Abstimmungen<br />

und Fallbesprechungen stattf<strong>in</strong>den können,<br />

32


Professionelles Handeln: Inklusive Tagesbetreuung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

s<strong>in</strong>d hierfür wichtig, auch Möglichkeiten für Beratung<br />

von außen (Fachberatung und Supervision).<br />

In <strong>der</strong> Kooperation zwischen den professionellen<br />

Fachkräften kann Transdiszipl<strong>in</strong>arität e<strong>in</strong>e Leitidee<br />

für die Weiterentwicklung <strong>in</strong>klusiver Qualität <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen werden. Dies bezieht sich<br />

gleichermaßen auf die Zusammenarbeit <strong>in</strong> multiprofessionellen<br />

Teams <strong>in</strong>nerhalb von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

sowie auf strukturelle und professionsbezogene<br />

Voraussetzungen für die Kooperation mit<br />

externen Fachkräften.<br />

These 8<br />

Die Öffnung für Inklusion impliziert e<strong>in</strong>e Reflexion<br />

über Vorstellungen von <strong>Bildung</strong>sgerechtigkeit.<br />

Die enge Koppelung von sozial schwacher Ausgangslage<br />

und <strong>der</strong> Zuschreibung von E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe<br />

bzw. För<strong>der</strong>bedarf ist seit Langem bekannt. Inklusion<br />

ist folglich nicht ohne diese Reflexion zu haben.<br />

Demnach greift es zu kurz, wenn E<strong>in</strong>richtungen sich<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit „Bee<strong>in</strong>trächtigungen“ öffnen wollen,<br />

ohne sich zugleich für alle sozialen Milieus zu öffnen<br />

bzw. ohne sich dabei mit Fragen sozialer Ungleichheit<br />

und (<strong>in</strong>stitutioneller) Diskrim<strong>in</strong>ierung ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen<br />

zu wollen. Dabei sollte auch selbstkritisch über<br />

Ausgrenzungsprozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung gesprochen<br />

werden. Denn Inklusion thematisiert Prozesse von<br />

E<strong>in</strong>beziehung und Ausgrenzung <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />

Ausprägung. Wenn die Öffnung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

ke<strong>in</strong>en differenziellen Effekt haben soll, gilt es, diese<br />

Zusammenhänge kritisch im Blick zu haben.<br />

These 9<br />

Professionelles Arbeiten ist nur unter geeigneten<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen möglich.<br />

Im Zuge des Ausbaus von Tagesbetreuungsplätzen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit viele Verwerfungen <strong>in</strong> Form von Tendenzen<br />

zur Deprofessionalisierung zu beobachten.<br />

So wird vermehrt weniger gut qualifiziertes Personal<br />

e<strong>in</strong>gestellt – offenbar bed<strong>in</strong>gt durch den Mangel an<br />

h<strong>in</strong>reichend qualifizierten Erzieher<strong>in</strong>nen und Erziehern<br />

für die Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren und unter dem Druck des Ausbaus von<br />

Betreuungsplätzen.<br />

Auch h<strong>in</strong>sichtlich des Betreuungsschlüssels ist auf<br />

e<strong>in</strong>e angemessene Ausstattung zu achten. Inklusion<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> diesem Alter ist sicherlich weniger kostspielig<br />

als es e<strong>in</strong> Son<strong>der</strong>system wäre, aber sie ist auch<br />

nicht als Sparmaßnahme umsetzbar. Demnach s<strong>in</strong>d<br />

ausreichend zeitliche Ressourcen für die Kooperation<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Teams und mit externen Fachdiszipl<strong>in</strong>en<br />

bzw. Beratungs<strong>in</strong>stitutionen zur Verfügung zu stellen,<br />

des Weiteren s<strong>in</strong>d Ressourcen für die zentral bedeutsame<br />

Vernetzungsarbeit mit <strong>der</strong> Familie sowie für die<br />

Fortbildung und Supervision vonnöten.<br />

5.2 Empfehlungen zur Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Voraussetzung für e<strong>in</strong>e tragfähige Entwicklung <strong>in</strong>klusiver<br />

Qualität <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren ist <strong>der</strong> verb<strong>in</strong>dliche E<strong>in</strong>bezug<br />

grundlegen<strong>der</strong> Themen „Inklusiver Pädagogik“ <strong>in</strong> alle<br />

Qualifizierungswege des frühk<strong>in</strong>dlichen Bereichs.<br />

Jede pädagogische Fachkraft sollte darauf vorbereitet<br />

se<strong>in</strong>, mit entwicklungsgefährdeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n arbeiten<br />

zu können und sich dafür die menschenrechtliche<br />

Dimension bewusst zu machen (UN 2006).<br />

In <strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung kann dies jedoch<br />

nicht <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es optionalen „Spezialmoduls“<br />

geschehen, das sich „mediz<strong>in</strong>isch“ auf die Thematik<br />

„Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ e<strong>in</strong>engen würde, vielmehr ist Inklusive<br />

Pädagogik <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>zubetten <strong>in</strong> verpflichtend zu<br />

belegende Qualifizierungssäulen bzw. <strong>in</strong> übergreifende<br />

Modulstrukturen zum Umgang mit Heterogenität,<br />

zur Intersektionalität sowie zu Risiken für Exklusion,<br />

Marg<strong>in</strong>alisierung und un<strong>der</strong>achievement (UNESCO<br />

2009).<br />

Der Kompetenzerwerb zur <strong>in</strong>terkulturellen, vorurteilsbewussten,<br />

milieu- und geschlechtersensiblen<br />

sowie <strong>in</strong>klusiven Pädagogik ist curricular zusammenzuführen,<br />

damit die Zusammenhänge erfasst und<br />

entsprechendes Handlungswissen entwickelt werden<br />

können.<br />

Als konkrete Hilfen für die Qualifizierung im Bereich<br />

Inklusiver Pädagogik werden im Folgenden<br />

Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen und notwendige Kompetenzen<br />

für professionelles Handeln (<strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten<br />

drei Lebensjahren) erläutert und diskutiert. Dabei<br />

geht es <strong>in</strong>sgesamt um Kompetenzen im S<strong>in</strong>ne von<br />

opportunities to learn und nicht um Qualitätsstandards<br />

– wenngleich sich diese leicht daraus ableiten<br />

lassen. Die Ausführungen erheben angesichts <strong>der</strong><br />

33


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

Ausgangslage nicht den Anspruch auf Vollständigkeit<br />

und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Punkten zwangsläufig unscharf,<br />

da sie erst über weitergehende Forschungsarbeiten<br />

entsprechend konkretisiert werden können.<br />

Zwei übergreifende Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d<br />

hierbei zu nennen:<br />

––<br />

Die Begleitung und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

––<br />

die Zusammenarbeit <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen.<br />

A Die Begleitung und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

A 1 K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihren <strong>in</strong>dividuellen Entwicklungsund<br />

<strong>Bildung</strong>sprozessen begleiten<br />

<strong>Bildung</strong>skonzepte<br />

Die professionelle Begleitung von <strong>Bildung</strong> und Entwicklung<br />

ist e<strong>in</strong>e zentrale Handlungsanfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> pädagogischen Praxis mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei<br />

Jahren. Wesentliche Voraussetzung für die Gestaltung<br />

<strong>in</strong>dividueller <strong>Bildung</strong>s- und Entwicklungsbegleitung<br />

mit dieser Altersgruppe <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

ist e<strong>in</strong> grundlegendes Wissen zu verschiedenen<br />

<strong>Bildung</strong>skonzepten, um im <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Austausch e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames <strong>Bildung</strong>sverständnis als<br />

Arbeitsgrundlage zu erarbeiten und dieses an <strong>in</strong>klusionspädagogischen<br />

Leitideen auszurichten.<br />

E<strong>in</strong>e weitere wichtige Säule stellen Kenntnisse über<br />

Selbstbildungspotenziale sowie über die Verschiedenheit<br />

<strong>der</strong> Ausdrucksformen k<strong>in</strong>dlicher Aneignungsprozesse<br />

dar.<br />

Erfor<strong>der</strong>lich ist die Selbstkompetenz, die Vorstellungen<br />

von <strong>Bildung</strong> und die <strong>Bildung</strong>smuster <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

eigenen (<strong>Bildung</strong>s-)Biografie zu durchdenken sowie<br />

e<strong>in</strong> erweitertes <strong>Bildung</strong>sverständnis <strong>in</strong> Bezug auf<br />

elementare Handlungsweisen junger bzw. entwicklungsgefährdeter<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu entwickeln.<br />

<strong>Bildung</strong> und Entwicklung<br />

Untrennbar verbunden mit bildungsbezogenen s<strong>in</strong>d<br />

entwicklungsbezogene Kompetenzen. Kenntnisse<br />

entwicklungspsychologischer Grundlagen und e<strong>in</strong><br />

Wissen über (Selbst-)<strong>Bildung</strong>spotenziale von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

sowie über die Unvorhersagbarkeit und Varianzen von<br />

Entwicklungsprozessen kennzeichnen die notwendige<br />

Wissensbasis für diesen Bereich.<br />

Im konkreten Handeln geht es um die Fertigkeit,<br />

Vorstellungen von Entwicklungsprozessen auf die<br />

Entwicklungsbiografie des e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des zu beziehen<br />

sowie Entwicklungskonzepte mit Vorstellungen<br />

zur Sozialisation zu verknüpfen.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage von Beobachtung und Dokumentation<br />

<strong>der</strong> Entwicklung soll mit e<strong>in</strong>em entwicklungsbezogenen<br />

Wissen e<strong>in</strong>e anregungsreiche Umgebung<br />

auf das <strong>in</strong>dividuelle <strong>Bildung</strong>shandeln von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

abgestimmt und an <strong>der</strong>en spezifische Ausgangslagen<br />

angepasst werden. Dazu gehört es auch, Barrieren (z. B.<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumgestaltung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Materialauswahl) für<br />

geme<strong>in</strong>same Spiel- und Lernprozesse im Alltag <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung zu erkennen und zu m<strong>in</strong>imieren<br />

sowie <strong>Bildung</strong>skonzepte mit Beziehungshandeln<br />

zu verb<strong>in</strong>den.<br />

Selbstbildungspotenziale<br />

Auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>es Selbstverständnisses als „<strong>Bildung</strong>sbegleiter<strong>in</strong>“<br />

bzw. „<strong>Bildung</strong>sbegleiter“ haben Fachkräfte<br />

sich Fertigkeiten dazu anzueignen, wie <strong>in</strong>dividuelle<br />

Lernprozesse ermöglicht werden können, wie diese<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe unterstützen bzw. anregen lassen<br />

und <strong>in</strong> welchem Maße für E<strong>in</strong>zelaktivitäten Raum<br />

geboten wird. Dabei ist das K<strong>in</strong>d als Akteur se<strong>in</strong>er eigenen<br />

Entwicklung anzuerkennen; die pädagogische<br />

Fachkraft wie<strong>der</strong>um hat sich selbst als Gegenüber <strong>in</strong><br />

diesen Prozessen wahrzunehmen.<br />

Die pädagogischen Interventionen sollten an den<br />

aktuellen dom<strong>in</strong>anten Tätigkeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> ausgerichtet<br />

werden. Tempo und Temperament jedes<br />

K<strong>in</strong>des s<strong>in</strong>d zu respektieren und die Individualität des<br />

<strong>Bildung</strong>sprozesses anzuerkennen. Von beson<strong>der</strong>er<br />

Relevanz ist es, basale Ansätze zum <strong>Bildung</strong>shandeln<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu erkennen, Zeichen von Eigen<strong>in</strong>itiative<br />

fe<strong>in</strong>fühlig zu erfassen sowie mit <strong>in</strong>dividualisierten Angeboten<br />

darauf zu reagieren und mögliche Ursachen<br />

für Begrenzungen <strong>der</strong> Aktivität des K<strong>in</strong>des zu bedenken.<br />

Im Team geht es darum, Rückmeldung von Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

und Kollegen konstruktiv zu nutzen, um auch<br />

kle<strong>in</strong>e Handlungsansätze wahrnehmen zu können.<br />

Soziale Bezüge<br />

Für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>klusive Praxis <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en Kenntnisse<br />

über die (jeweiligen) sozialen Bezüge von <strong>Bildung</strong>sprozessen<br />

und ihre Bedeutsamkeit för<strong>der</strong>lich, zum an<strong>der</strong>en<br />

Kenntnisse von Konzepten ko-konstruktiven Lernens.<br />

34


Professionelles Handeln: Inklusive Tagesbetreuung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

Die soziale Bezogenheit des Lernens und <strong>der</strong> Entwicklung<br />

(aller K<strong>in</strong><strong>der</strong>) soll als anthropologische Konstante<br />

verstanden und verhandelt werden. Damit ist die<br />

Fertigkeit verbunden, entwicklungsför<strong>der</strong>liche Angebote<br />

<strong>in</strong> sozialer E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung gestalten zu können.<br />

Dies bedeutet im E<strong>in</strong>zelnen, ko-konstruktives Handeln<br />

als solches zu erkennen, zu unterstützen und zu<br />

begleiten. Außerdem s<strong>in</strong>d entwicklungsanregende<br />

Spielsituationen zu gestalten und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />

Unterstützung im Rahmen von Gruppenprozessen<br />

vorzunehmen.<br />

Soziale E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung sollte im Team als Wert anerkannt<br />

und entsprechend umgesetzt werden. Ausgehend<br />

von <strong>der</strong> Leitung und unterstützt durch Beratung<br />

bzw. Supervision soll e<strong>in</strong> anerkennendes Klima im<br />

Team entwickelt werden.<br />

Zeitliche und räumliche Orientierung<br />

Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutsamkeit zeitlicher<br />

und räumlicher Orientierung für <strong>in</strong>klusive<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei<br />

Jahren. Hierüber sollten Fachkräfte Kenntnisse haben.<br />

Dementsprechend s<strong>in</strong>d Rituale als Orientierungshilfen<br />

e<strong>in</strong>zusetzen und mit Flexibilität zu verb<strong>in</strong>den.<br />

Orientierende pädagogische Maßnahmen sollten als<br />

Teil <strong>der</strong> Entwicklung von Selbstständigkeit und Mündigkeit<br />

ausgerichtet werden. Bei offenen Strukturen<br />

s<strong>in</strong>d H<strong>in</strong>führungen bzw. Orientierungshilfen für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

zu entwickeln.<br />

Um zeitliche und räumliche Orientierungen konsistent<br />

sowie situationsadäquat umzusetzen, müssen<br />

diese im Team abgestimmt und durch Konsens getragen<br />

werden. Für e<strong>in</strong> Gel<strong>in</strong>gen des praktischen Handelns<br />

ist es bedeutsam, sich das eigene (pädagogische)<br />

Handeln <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Relevanz für zeitliche und räumliche<br />

Orientierung klar zu machen.<br />

A 2 Entwicklungsperspektiven entwickeln und<br />

Entwicklungsgefährdungen wahrnehmen<br />

Zentraler Bestandteil pädagogischen Handelns <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

bis zu drei Jahren ist diagnostisches Handeln und<br />

Reflektieren.<br />

Entwicklungsvarianzen<br />

Potenzialität und Gefährdung von Entwicklung sollten<br />

gleichermaßen reflektiert sowie Normalitätskonstrukte<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> eigenen Vorstellung von k<strong>in</strong>dlicher<br />

Entwicklung erkannt und h<strong>in</strong>terfragt werden. In Überw<strong>in</strong>dung<br />

„klassischer“ son<strong>der</strong>pädagogischer Vorstellungen<br />

von Normalität und Devianz geht es darum, die<br />

Akzeptanz von <strong>in</strong>terpersonellen und <strong>in</strong>trapersonellen<br />

Entwicklungsvarianzen mit <strong>der</strong> Früherkennung von<br />

Auffälligkeiten auszuloten. Um dies leisten zu können,<br />

ist Wissen über entwicklungspsychologische Grundlagen<br />

vonnöten.<br />

Darauf aufbauend sollten Ergebnisse entwicklungspsychologischer<br />

Forschung unter <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />

impliziten Normorientierung und <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Varianz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis bedacht, e<strong>in</strong>geordnet und auf<br />

e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong><strong>der</strong> bezogen werden.<br />

K<strong>in</strong>d-Umfeld-Analyse<br />

Von beson<strong>der</strong>er Relevanz ist e<strong>in</strong> Verständnis <strong>der</strong> systemischen<br />

Zusammenhänge von Entwicklung, also <strong>der</strong><br />

Sozialisationsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des. Das Umfeld<br />

des K<strong>in</strong>des ist im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>d-Umfeld-Analyse <strong>in</strong><br />

diagnostische Prozesse e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Die E<strong>in</strong>bettung von Entwicklungs- und <strong>Bildung</strong>sprozessen<br />

<strong>in</strong> die soziale Lage von Familien ist dabei<br />

zu berücksichtigen und ihre gesellschaftliche Bed<strong>in</strong>gtheit<br />

kritisch zu überdenken. E<strong>in</strong> respektvoller<br />

Umgang mit den Bezugspersonen und dem persönlichen<br />

Umfeld des K<strong>in</strong>des versteht sich von selbst. Über<br />

E<strong>in</strong>schätzungen und Beobachtungen sollte im Team<br />

respektvoll kommuniziert werden.<br />

Früherkennung<br />

Fachkräfte haben über Kenntnisse zur Bedeutsamkeit<br />

und Ambivalenz von Früherkennung zu verfügen. Sie<br />

sollten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, Auffälligkeiten als solche zu<br />

erkennen, zugleich aber sowohl die Normorientierung<br />

von Entwicklungsrastern als auch die Bedeutsamkeit<br />

von Sozialisationsbed<strong>in</strong>gungen und sozialer Lage<br />

reflektieren zu können.<br />

Mögliche Ängste von Bezugspersonen, die durch<br />

e<strong>in</strong>e vermutete Auffälligkeit des eigenen K<strong>in</strong>des<br />

evoziert werden, sollten bedacht, anerkannt und angemessen<br />

beantwortet werden. Verbunden mit <strong>der</strong><br />

hier gefragten Sensibilität für das persönliche Umfeld<br />

des K<strong>in</strong>des ist die Fähigkeit zur kritischen E<strong>in</strong>ordnung<br />

<strong>der</strong> eigenen Sozialisationsbed<strong>in</strong>gungen. Auch die<br />

kulturelle Gebundenheit von Auffassungen von „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“<br />

ist für sich zu überdenken und im Team<br />

zu kommunizieren.<br />

35


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

Mehrperspektivität<br />

E<strong>in</strong>e Ressource für diagnostisches Handeln stellt die<br />

Vielfalt <strong>der</strong> Perspektiven des Teams dar. Diese kann im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er mehrperspektivischen Diagnostik genutzt<br />

werden, um e<strong>in</strong> differenziertes Bild des k<strong>in</strong>dlichen<br />

Entwicklungsstandes aufzuzeigen – vorausgesetzt, es<br />

wurden Kenntnisse von Strategien für mehrperspektivische,<br />

multiprofessionelle Diagnostik erarbeitet.<br />

Dann lassen sich hierüber gewonnene Erkenntnisse<br />

<strong>in</strong> das pädagogische Handeln e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Im Team s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>e Sichtweisen auf „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“<br />

zu respektieren und gegebenenfalls behutsam<br />

zu diskutieren. Auch kulturell gebundene Auffassungen<br />

von „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ sowie eigene Ängste und<br />

Auffassungen von „Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ sollten im Team respektvoll<br />

aufgenommen und berücksichtigt werden.<br />

E<strong>in</strong>e geeignete personale Grundlage ist e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong><br />

über die Begrenztheit <strong>der</strong> eigenen Perspektive,<br />

verbunden mit e<strong>in</strong>er anerkennenden, dialogischen<br />

Haltung gegenüber Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen sowie<br />

externen Fachkräften, um e<strong>in</strong>en gleichberechtigten<br />

Austausch abzusichern. Somit lassen sich auf das<br />

K<strong>in</strong>d bezogene Beobachtungen wertschätzend und<br />

kompetenzorientiert kommunizieren und die entsprechenden<br />

Deutungen als Teil des eigenen diagnostischen<br />

Prozesses verstehen und nutzen.<br />

Diagnostische Verfahren und Instrumente<br />

Für das diagnostische Handeln s<strong>in</strong>d grundlegende<br />

Kenntnisse <strong>der</strong> vorliegenden diagnostischen Verfahren<br />

und Instrumente zur Beobachtung und Dokumentation<br />

<strong>der</strong> Entwicklung sowie <strong>der</strong> Möglichkeiten<br />

des E<strong>in</strong>satzes im pädagogischen Alltag vonnöten. Auf<br />

dieser Wissensbasis können diese geprüft, kritisch<br />

e<strong>in</strong>gesetzt und angewandt werden – vorausgesetzt,<br />

dass e<strong>in</strong>e Haltung des ressourcenorientierten Blicks<br />

<strong>in</strong> diagnostischen Situationen entwickelt wurde.<br />

Diagnostische Situationen s<strong>in</strong>d spielerisch <strong>in</strong> den Alltag<br />

e<strong>in</strong>zubauen und aus Alltagsbeobachtungen s<strong>in</strong>d<br />

diagnostische Schlüsse zu ziehen.<br />

Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> gegenseitigen Ergänzung ist es wichtig,<br />

die jeweils vorzuf<strong>in</strong>denden Kenntnisse und Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> Fachkolleg<strong>in</strong>nen und Fachkollegen sowie<br />

des Teams über unterschiedliche Diagnostikverfahren<br />

e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und diese zu nutzen. Dies kann bedeuten,<br />

arbeitsteilig Handlungswissen zu unterschiedlichen<br />

Verfahren im Team zu erarbeiten und zusammenzuführen.<br />

Entwicklungsplanung und Entwicklungsbegleitung<br />

Um die Diagnostik dem pädagogischen Handeln sowie<br />

<strong>der</strong> Entwicklungs- und <strong>Bildung</strong>sbegleitung zu unterlegen,<br />

s<strong>in</strong>d Kenntnisse <strong>der</strong> Möglichkeiten angemessener<br />

Entwicklungsplanung und Entwicklungsbegleitung<br />

vonnöten. Verknüpft hiermit ist die Fertigkeit, von<br />

diagnostisch gewonnenen E<strong>in</strong>schätzungen Entwicklungsperspektiven<br />

ableiten zu können, um entsprechende<br />

Entwicklungsanregungen im pädagogischen<br />

Alltag zu gestalten und eigenes Handeln planvoll und<br />

entwicklungsför<strong>der</strong>lich auszurichten.<br />

Schlussfolgerungen zu Entwicklungszielen und<br />

möglichen Maßnahmen s<strong>in</strong>d im Team zu kommunizieren,<br />

damit die Kongruenz des pädagogischen<br />

Handelns abgesichert wird.<br />

A 3 Partizipation, Kommunikation und soziale<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung unterstützen<br />

Die soziale Dimension des pädagogischen Geschehens<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe hat für die Inklusive Pädagogik<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Die K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Interaktion ist<br />

e<strong>in</strong>e spezifische Ressource für <strong>Bildung</strong>s- und Entwicklungsprozesse<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven Sett<strong>in</strong>gs auch bei jungen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die soziale E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung dieser Prozesse ist e<strong>in</strong><br />

wichtiger Qualitäts<strong>in</strong>dikator.<br />

Soziales Lernen<br />

Basis für Soziales Lernen <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren ist das Wissen über<br />

Konzepte des Sozialen Lernens. Um e<strong>in</strong>en respektvollen<br />

Umgang <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu unterstützen, sollten die<br />

Muster Sozialen Lernens <strong>der</strong> eigenen <strong>Bildung</strong>s- und<br />

Sozialisationsbiografie reflektiert werden.<br />

Aspekte von Partizipation und demokratischer<br />

Mitbestimmung s<strong>in</strong>d außerdem von Bedeutung. E<strong>in</strong>e<br />

entwicklungsangemessene E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

die Abstimmungsprozesse im Team und <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

ist demnach umzusetzen.<br />

Kenntnisse zur Bedeutung <strong>der</strong> Gleichaltrigen-<br />

Beziehungen für Entwicklungs- und <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />

s<strong>in</strong>d Voraussetzung für die pädagogische Arbeit. Im<br />

pädagogischen Handeln ist die Fertigkeit gefragt,<br />

geme<strong>in</strong>same Situationen zu schaffen, sie als solche<br />

wahrzunehmen und für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> wahrnehmbar zu<br />

machen.<br />

Die Entwicklungsbegleitung beim Erwerb sozialer<br />

Kompetenzen hat die Aufgabe, die K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Kontakte<br />

als <strong>Bildung</strong>sressource wertzuschätzen und <strong>in</strong><br />

36


Professionelles Handeln: Inklusive Tagesbetreuung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

Bezug auf alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Gleichaltrigen-Beziehungen<br />

als Ressource zu nutzen, <strong>in</strong>dem Interaktionen zwischen<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n angeregt und unterstützt werden.<br />

Damit dies dauerhaft zum Tragen kommen kann,<br />

muss das Handeln im Team abgestimmt werden. Die<br />

beteiligten Fachkräfte sollten dementsprechend <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage se<strong>in</strong>, sich über die Gleichaltrigen-Beziehungen<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und ihre möglichen Funktionen sowie<br />

über pädagogische Interventionsmöglichkeiten zur<br />

Absicherung sozialer E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung auszutauschen.<br />

Kommunikation<br />

Damit K<strong>in</strong><strong>der</strong> sich sozial zugehörig fühlen können<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe e<strong>in</strong> Klima <strong>der</strong> Anerkennung<br />

wachsen kann, müssen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Kommunikation<br />

treten. Daher s<strong>in</strong>d Kenntnisse verschiedener Ausdrucks-<br />

und Kommunikationsformen e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Voraussetzung, um dies absichern zu können. Auch<br />

sollten die Fachkräfte e<strong>in</strong> Wissen über die Möglichkeit<br />

bzw. Notwendigkeit alternativer Kommunikationsmittel<br />

und Beratungsformen haben.<br />

Zu den hiermit verbundenen Fertigkeiten gehört es,<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

anzubieten, diese <strong>in</strong>dividuell auf das<br />

e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>d bezogen anzuwenden und angemessen<br />

zu reagieren. Kommunikationsmöglichkeiten nicht<br />

verbal kommunizieren<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d aufzugreifen<br />

und zu nutzen.<br />

Alternative Kommunikationsmittel s<strong>in</strong>d so zu verwenden,<br />

dass alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>in</strong> diese Möglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d. Basis dafür s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e respektvolle,<br />

abwartende Haltung gegenüber dem <strong>in</strong>dividuellen<br />

kommunikativen Handeln des K<strong>in</strong>des und die Kompetenz,<br />

das eigene nonverbale kommunikative Handeln<br />

wahrzunehmen und selbstkritisch zu bedenken.<br />

Im Team ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung über adäquate Kommunikationsmittel<br />

für das jeweilige K<strong>in</strong>d zu erzielen und<br />

diesbezüglich e<strong>in</strong>e (kollegiale) Beratung umzusetzen.<br />

Partizipation und Mitbestimmung<br />

Partizipationsmöglichkeiten für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und ihre<br />

Bezugspersonen s<strong>in</strong>d für <strong>in</strong>klusive Qualität zentral.<br />

Um diese umzusetzen, ist e<strong>in</strong> Verständnis von Partizipation<br />

als Mitentscheidungsrecht von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sowie<br />

Kenntnisse zu Möglichkeiten <strong>der</strong> Partizipation (sehr)<br />

junger K<strong>in</strong><strong>der</strong> und entsprechen<strong>der</strong> Methoden vonnöten.<br />

Wichtig für das konkrete pädagogische Handeln<br />

ist es, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> angemessen auf Entscheidungsprozesse<br />

vorzubereiten und <strong>in</strong> diese mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Hierbei ist <strong>der</strong> Entscheidungsrahmen an das Entwicklungsniveau<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und an die realistischen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Umsetzung anzupassen.<br />

Auch im Team sollte Partizipation e<strong>in</strong>en Spiegel<br />

f<strong>in</strong>den, um dies kongruent an die K<strong>in</strong><strong>der</strong> weiterzuvermitteln.<br />

E<strong>in</strong> demokratisches Klima im Team erleichtert<br />

demokratische Strukturen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe. Auf<br />

dieser Basis gilt es, im Team über den Entscheidungsrahmen<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> Absprachen zu treffen und die<br />

konkreten Vorgehensweisen abzustimmen.<br />

Mehrsprachigkeit<br />

E<strong>in</strong>e respektvolle Haltung gegenüber Erstsprachen<br />

und die Anerkennung von Mehrsprachigkeit als Wert<br />

s<strong>in</strong>d unabd<strong>in</strong>gbar. Demnach s<strong>in</strong>d Kenntnisse von Konzepten<br />

zum Umgang mit Mehrsprachigkeit sowie zur<br />

konstruktiven E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungsalltag<br />

notwendig.<br />

Mehrsprachigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Interaktion ist<br />

wertschätzend zu begleiten. Mehrsprachigkeit ist als<br />

e<strong>in</strong>e Ressource für erste Ansätze <strong>der</strong> Sprachbewusstheit<br />

anzusehen und zu nutzen (beispielsweise durch<br />

den Gebrauch von Schlaf- und Trostlie<strong>der</strong>n <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Sprachen).<br />

E<strong>in</strong>e vorhandene Mehrsprachigkeit im Team sollte<br />

bewusst und pädagogisch nutzbar gemacht werden.<br />

A 4 Ausgrenzungsprozessen entgegenwirken<br />

Inklusive Pädagogik <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren bedeutet unter an<strong>der</strong>em,<br />

auf mögliche Barrieren zu schauen, die K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im<br />

Weg stehen und ihre Entwicklung beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Hierzu<br />

können auch Ausgrenzungsprozesse zählen. Unausgesprochene<br />

Vorurteile gegenüber den Bezugspersonen<br />

e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des werden oftmals auf die K<strong>in</strong><strong>der</strong> projiziert<br />

und färben die Beziehung zwischen Fachkraft und<br />

K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann, wenn diese Vorurteile<br />

nicht reflektiert und bearbeitet werden.<br />

Vorurteilsbewusstheit<br />

Um Ausgrenzungsprozessen entgegenzuwirken, ist e<strong>in</strong><br />

Wissen um die möglichen Auswirkungen bewusster<br />

und / o<strong>der</strong> unbewusster Vorurteile auf das pädagogische<br />

Handeln vonnöten.<br />

Vorurteilsbewusst zu handeln und e<strong>in</strong>en vorurteilsbewussten<br />

Blick auf die <strong>in</strong>dividuellen Entwicklungsprozesse<br />

jedes K<strong>in</strong>des zu entwickeln, bedeutet, die<br />

37


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

eigenen Vorurteile zu überdenken und zur biografischen<br />

Aufarbeitung von Vorurteilen bereit zu se<strong>in</strong>.<br />

Das Thema „Vorurteile“ sollte auf jeden Fall im<br />

Team angesprochen werden; hierbei s<strong>in</strong>d mögliche<br />

bestehende Vorurteile zu reflektieren. Dies kann im<br />

E<strong>in</strong>zelfall auch bedeuten, Beratung und Supervision<br />

<strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.<br />

Zur Gestaltung e<strong>in</strong>es vorurteilsbewussten pädagogischen<br />

Handelns ist e<strong>in</strong> Wissen über mögliche<br />

Mechanismen und Prozesse <strong>der</strong> Ausgrenzung sowie<br />

über Handlungsstrategien zu <strong>der</strong>en M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung hilfreich.<br />

Dies ermöglicht es, die soziale Dynamik <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe zu erkennen, zu analysieren sowie die<br />

gegenseitige Anerkennung zu unterstützen und Prozesse<br />

des Ausgrenzens unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wahrzunehmen<br />

und pädagogisch zu beantworten.<br />

Soziale Prozesse des Ausgrenzens (von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

aber auch im Team) s<strong>in</strong>d kollegial und sensibel zu<br />

kommunizieren und mit den Wahrnehmungen an<strong>der</strong>er<br />

abzugleichen. Im Team sollten darüber h<strong>in</strong>aus<br />

pädagogische Handlungsmöglichkeiten abgestimmt<br />

und umgesetzt werden.<br />

Voraussetzung für das Gel<strong>in</strong>gen ist die Kompetenz<br />

<strong>der</strong> Fachkräfte, eigene ausgrenzende Handlungen<br />

(Übertragungen) wahrnehmen und reflektieren zu<br />

können.<br />

A 5 Beziehungsvolle Begleitung und Gestaltung<br />

von Pflegesituationen<br />

Pflege ist e<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong> pädagogischen Handelns<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren und für viele Fachkräfte,<br />

die sich auf dieses Handlungsfeld e<strong>in</strong>lassen,<br />

e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung. Pflege ist zugleich e<strong>in</strong>e Handlungsanfor<strong>der</strong>ung,<br />

die mit <strong>der</strong> Öffnung für <strong>in</strong>klusive<br />

Strukturen an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt. Insofern treffen<br />

hier verschiedene Aufgabenfel<strong>der</strong> aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, die <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> konzeptionellen Umsetzung zusammenzuführen<br />

s<strong>in</strong>d. Bei <strong>der</strong> Ausstattung kann sich dies beispielsweise<br />

<strong>in</strong> flexibel angelegten Pflegevorrichtungen zeigen,<br />

etwa höhenverstellbare Wickelvorrichtungen.<br />

Pflege als <strong>Bildung</strong>s- und Beziehungssituation<br />

Das pädagogische Handeln gebietet es, Pflegesituationen<br />

als <strong>Bildung</strong>s- und Beziehungssituationen wahrzunehmen,<br />

zu nutzen und diese Tätigkeit entsprechend<br />

wertzuschätzen und die enthaltenen <strong>Bildung</strong>saspekte<br />

anzuerkennen. Dies kann beispielsweise<br />

bedeuten, Anregungen für das motorische Handeln<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflegesituation mit e<strong>in</strong>em therapeutischen Ziel<br />

zu verb<strong>in</strong>den.<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Assistenzkräfte, sollen ebenfalls die Pflegesituation<br />

kompetent als <strong>Bildung</strong>s- und Beziehungssituation<br />

verstehen und nutzen. Teambezogen ist es erfor<strong>der</strong>lich,<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen (zeitliche) Freiräume<br />

zur beziehungsvollen Pflege e<strong>in</strong>zelner K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu<br />

gewähren.<br />

Eigenaktivität<br />

Um e<strong>in</strong>e Situation dialogisch zu gestalten, s<strong>in</strong>d Kenntnisse<br />

über die Bedeutung <strong>der</strong> Eigentätigkeit bzw.<br />

Selbstständigkeit des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege vonnöten.<br />

Eigenaktivitäten des K<strong>in</strong>des sollten demnach aufgegriffen,<br />

begleitet sowie kle<strong>in</strong>e Ansätze zum eigenaktiven<br />

Handeln als solche erkannt und angemessen<br />

unterstützt werden.<br />

Gefragt ist zudem die Kompetenz, praktische Anregungen<br />

von Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen sowie von Eltern<br />

o<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>kräften zu nutzen. Somit können<br />

auch zaghafte Ansätze des K<strong>in</strong>des zum eigentätigen<br />

Handeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege erkannt werden. Das eigene<br />

Handeln ist dah<strong>in</strong>gehend zu überprüfen, ob und wie<br />

dem K<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>reichend Zeit und Raum für Eigentätigkeit<br />

gegeben wird.<br />

Individuelle Unterstützungsbedarfe<br />

Individuelle Bedürfnisse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d zu erkennen<br />

und zu beachten; nur so können entsprechende<br />

Handlungs- und Entwicklungsräume geschaffen<br />

werden (z. B. Pflege o<strong>der</strong> benötigte Rückzugsmöglichkeiten).<br />

Notwendig hierfür ist das Wissen über<br />

unterschiedliche Unterstützungsbedarfe und <strong>der</strong>en<br />

Verän<strong>der</strong>barkeit. Ebenso unabd<strong>in</strong>gbar ist es, das eigene<br />

pädagogische Handeln <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>e mögliche<br />

Überfor<strong>der</strong>ung bzw. Unterfor<strong>der</strong>ung des K<strong>in</strong>des zu<br />

überdenken.<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Beson<strong>der</strong>heiten<br />

Inklusive Praxis hat das pflegerische und pädagogische<br />

Handeln an organisch-mediz<strong>in</strong>ischen Beson<strong>der</strong>heiten<br />

e<strong>in</strong>zelner K<strong>in</strong><strong>der</strong> auszurichten. Grundlegende Kenntnisse<br />

über spezifische Pflegebedürfnisse im Bedarfsfall<br />

s<strong>in</strong>d diesbezüglich e<strong>in</strong>e wichtige Handlungsbasis für<br />

das E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Pflegetätigkeit <strong>in</strong> die<br />

<strong>Bildung</strong>s- und Pflegesituationen.<br />

38


Professionelles Handeln: Inklusive Tagesbetreuung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

In diesem Zusammenhang ist es von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung, verantwortungsvoll die notwendigen<br />

Pflegebedarfe zu erkennen und umzusetzen, hierbei<br />

aber zugleich mögliche eigene Grenzen des Handlungsspielraums<br />

erkennen und benennen zu können,<br />

etwa im H<strong>in</strong>blick auf die Anwendung von Hilfsmitteln<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er notwendigen Medikation. Dies verlangt,<br />

eng mit den Eltern und dem mediz<strong>in</strong>ischen Personal<br />

zu kooperieren und im Team die notwendigen<br />

Pflegebedarfe e<strong>in</strong>zelner K<strong>in</strong><strong>der</strong> festzuhalten und<br />

abzustimmen.<br />

Die Bereitschaft zur Reflexion des persönlichen<br />

Umgangs mit eigenem o<strong>der</strong> auch zukünftigem Hilfebedarf<br />

ist e<strong>in</strong> wichtiges Komplement.<br />

Familien<br />

Pflegerisches Handeln ist persönlichkeitsnahes Handeln<br />

und erfor<strong>der</strong>t entsprechende Abstimmungen mit<br />

den Eltern – dies ist bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die ihre Bedürfnisse<br />

und Abneigungen (noch) nicht verbal äußern, von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung. Hieraus erwächst außerdem e<strong>in</strong>e<br />

spezifische Verantwortung gegenüber den Eltern.<br />

Pflegend und versorgend handeln zu können, bedeutet<br />

daher, die Familien entsprechend zu beraten<br />

und ihnen Unterstützungs<strong>in</strong>stanzen zu nennen bzw.<br />

zu vermitteln.<br />

Im E<strong>in</strong>zelfall s<strong>in</strong>d (über Handlungskonzepte h<strong>in</strong>aus)<br />

auch spezifische Kenntnisse zu Möglichkeiten und<br />

Grenzen des Handelns notwendig, wenn pflegerische<br />

Grundbedürfnisse <strong>in</strong> Familien nach E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />

Fachkräfte nicht erfüllt werden.<br />

Damit verbunden ist die Fertigkeit, Grenzen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong>deswohlgefährdung zu erkennen und angemessen<br />

darauf e<strong>in</strong>zugehen. Hierbei sollte Transparenz<br />

geschaffen und e<strong>in</strong>e respektvolle Kommunikation<br />

gegenüber den Eltern etabliert werden.<br />

Teambezogen ist es unabd<strong>in</strong>gbar, Verhaltensabsprachen<br />

zu treffen und fallbezogen umzusetzen<br />

sowie mit Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen entsprechende<br />

Situationen zu reflektieren und weitere Schritte zu<br />

planen.<br />

A 6 B<strong>in</strong>dungs- und Explorationsbedürfnisse <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> erkennen und unterstützen<br />

Der Zusammenhang von B<strong>in</strong>dung und Exploration ist<br />

zentraler Aspekt für das <strong>Bildung</strong>shandeln von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

bis zu drei Jahren und entsprechend relevant auch für<br />

<strong>in</strong>klusive Sett<strong>in</strong>gs mit dieser Altersgruppe.<br />

E<strong>in</strong>gewöhnung<br />

Professionelles <strong>in</strong>klusionspädagogisches Handeln verlangt<br />

diesbezüglich Kenntnisse <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gewöhnungskonzepte<br />

und e<strong>in</strong> Wissen über mögliche spezifische<br />

Bedarfe – beispielsweise Anfor<strong>der</strong>ungen bei beson<strong>der</strong>en<br />

Kommunikationsmitteln o<strong>der</strong> bei Trennungsängsten<br />

aufgrund vorhergehen<strong>der</strong> Krankenhausaufenthalte.<br />

Die E<strong>in</strong>gewöhnungskonzepte müssen nicht<br />

nur angewendet, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong>dividuell modifiziert<br />

werden. Es ist hilfreich, <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gewöhnungsphase<br />

die Verantwortlichkeiten im Team aufzuteilen.<br />

Eltern s<strong>in</strong>d im Gespräch o<strong>der</strong> über Informationen<br />

auf die E<strong>in</strong>gewöhnung vorzubereiten. Mögliche Sorgen<br />

und Ängste <strong>der</strong> Eltern werden so wahrgenommen<br />

und berücksichtigt; ebenso wird das Handeln darauf<br />

abgestimmt.<br />

Für die Umsetzung im pädagogischen Handeln<br />

ist jene Kompetenz von zentralem Stellenwert, sich<br />

selbst als Bezugserzieher<strong>in</strong> / Bezugserzieher bzw. als<br />

B<strong>in</strong>dungsperson zur Verfügung zu stellen und dabei<br />

professionell reflektiert zu bleiben. Dabei gilt es, auch<br />

bei „auffälligem“ (unerwartetem) B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />

bzw. <strong>in</strong> schwierigen Situationen als stabile B<strong>in</strong>dungsperson<br />

zur Verfügung zu stehen und dabei angemessene<br />

Unterstützungsmöglichkeiten zu entwickeln.<br />

B<strong>in</strong>dungsmuster<br />

Das Wissen um B<strong>in</strong>dungsmuster ist mit <strong>der</strong> Frage zu<br />

verb<strong>in</strong>den, welche Bedeutung sie im Zusammenhang<br />

mit Exploration haben. Beson<strong>der</strong>heiten im b<strong>in</strong>dungsrelevanten<br />

Verhaltensrepertoire bei entwicklungsgefährdeten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sollten bekannt se<strong>in</strong>, damit e<strong>in</strong><br />

unerwartetes B<strong>in</strong>dungsverhalten mit B<strong>in</strong>dungstypen<br />

gedanklich zusammengebracht werden kann.<br />

Jedes als auffällig wahrgenommene B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />

ist als subjektiv s<strong>in</strong>nvoll zu respektieren.<br />

Fachkräfte sollten befähigt se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e annehmende<br />

empathische Haltung gegenüber allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

ihren Eltern zu entwickeln. E<strong>in</strong>e gute Basis hierfür<br />

ist die Kompetenz, die jeweilige Balance zwischen<br />

Verfügbarkeit, Abgrenzung und eigenem Anteil am<br />

B<strong>in</strong>dungsaufbau zu reflektieren sowie mögliche eigene<br />

Vorbehalte e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> den Eltern gegenüber<br />

zu erkennen.<br />

Die Angemessenheit von spezifischen Ausprägungen<br />

elterlichen B<strong>in</strong>dungsverhaltens als Reaktionen<br />

auf das Verhalten und die Verhaltensmöglichkeiten<br />

(sozial, motorisch, S<strong>in</strong>neswahrnehmung) des<br />

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Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

K<strong>in</strong>des ist wahrzunehmen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

umzusetzen. Dazu müssen Interaktionen <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Verhaltensmöglichkeiten des K<strong>in</strong>des beobachtet<br />

und e<strong>in</strong>geschätzt werden.<br />

Hilfreich ist die Kompetenz, mit Kolleg<strong>in</strong>nen und<br />

Kollegen die Schwierigkeiten und Beson<strong>der</strong>heiten im<br />

Prozess des B<strong>in</strong>dungsaufbaus (sowohl vonseiten <strong>der</strong><br />

Fachkraft als auch vonseiten des K<strong>in</strong>des und <strong>der</strong> Eltern)<br />

thematisieren und alternative Handlungsmöglichkeiten<br />

zum B<strong>in</strong>dungsangebot bzw. B<strong>in</strong>dungsaufbau<br />

entwickeln zu können.<br />

Kommunikation und B<strong>in</strong>dung<br />

Für gel<strong>in</strong>gende B<strong>in</strong>dungsprozesse <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

ist es erfor<strong>der</strong>lich, über e<strong>in</strong><br />

Wissen zu unterschiedlichen Ausdrucks- und Kommunikationsformen<br />

zum B<strong>in</strong>dungsaufbau zu verfügen,<br />

beispielsweise bei motorischen E<strong>in</strong>schränkungen o<strong>der</strong><br />

S<strong>in</strong>nesbee<strong>in</strong>trächtigungen.<br />

Somit ist die Fertigkeit gefragt, angemessene Kommunikationsformen<br />

zum B<strong>in</strong>dungsaufbau zu entwickeln<br />

sowie verschiedene Kommunikationsformen (im<br />

E<strong>in</strong>zelfall auch alternative Zugänge) beim B<strong>in</strong>dungsaufbau<br />

anzubieten.<br />

Fachkräfte sollten zudem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, mit<br />

Eltern über Möglichkeiten des Zugangs zum K<strong>in</strong>d<br />

zu sprechen sowie von Eltern o<strong>der</strong> Kolleg<strong>in</strong>nen und<br />

Kollegen H<strong>in</strong>weise zur Verän<strong>der</strong>ung des eigenen<br />

B<strong>in</strong>dungsverhaltens bzw. von alternativen Zugängen<br />

zum K<strong>in</strong>d anzunehmen und umzusetzen. Verbunden<br />

hiermit ist die Kompetenz, das eigene B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />

analysieren, reflektieren und gegebenenfalls<br />

verän<strong>der</strong>n zu können.<br />

Kulturelle E<strong>in</strong>bettung<br />

Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung reflektierten<br />

Wissens zur Kulturspezifität des B<strong>in</strong>dungsverhalten,<br />

um Missverständnisse zwischen Fachkraft und Eltern<br />

zu vermeiden. Dabei geht es darum, das B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />

<strong>in</strong>terkulturell e<strong>in</strong>ordnen, reflektieren und<br />

hierzu e<strong>in</strong>e respektvolle Haltung entwickeln zu können.<br />

Verbunden hiermit ist die Kompetenz, sich im<br />

(multikulturellen) Team o<strong>der</strong> mit den Eltern auszutauschen<br />

und sich <strong>der</strong> eigenen kulturellen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

klar zu werden.<br />

B Die Zusammenarbeit <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

B 1 Organisationsentwicklung an <strong>in</strong>klusiven<br />

Gesichtspunkten ausrichten<br />

Instrumente <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

Kenntnisse von spezifischen Instrumenten <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

stellen e<strong>in</strong> gutes Rüstzeug dar, so <strong>der</strong><br />

Index für Inklusion für Tagese<strong>in</strong>richtungen (Booth u. a.<br />

2006) und <strong>der</strong> Kommunale Index für Inklusion (Montag<br />

Stiftung Jugend und Gesellschaft 2011).<br />

Für e<strong>in</strong> konstruktives Arbeiten mit diesen Indizes<br />

ist die Fertigkeit vonnöten, diese spezifischen Instrumente<br />

sowie an<strong>der</strong>e Instrumente <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

<strong>in</strong>klusionspädagogisch kritisch e<strong>in</strong>zuschätzen<br />

und das Gesamtkonzept <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung unter<br />

<strong>in</strong>klusiven Gesichtspunkten zu prüfen. Dann gilt es,<br />

diese <strong>in</strong> den unterschiedlichen Dimensionen <strong>der</strong><br />

Qualitätsentwicklung zu konkretisieren, d. h. <strong>in</strong>klusive<br />

Strukturen, Kulturen (Orientierungen) und Praktiken<br />

(Prozesse) zu entwickeln.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Fachkräfte sollten aktiv an <strong>der</strong> Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>klusiven E<strong>in</strong>richtungskultur im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Orientierungsqualität beteiligt se<strong>in</strong> und<br />

hierzu beitragen können, <strong>in</strong>klusive Kulturen im Team<br />

zu beachten.<br />

Neben dem Wissen und <strong>der</strong> generellen Bereitschaft,<br />

Ideen und Vorstellungen <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungsprozess<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, ist hier die Haltung <strong>der</strong> beteiligten<br />

Personen e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Faktor. E<strong>in</strong>e gute Voraussetzung<br />

dafür ist die Bereitschaft und <strong>der</strong> Raum, um<br />

die eigene Biografie mit Blick auf die soziale Inklusion /<br />

Exklusion zu durchdenken.<br />

E<strong>in</strong>richtungsteam<br />

Die Zusammenarbeit im Team ist e<strong>in</strong>e zentrale Ressource<br />

für die Entwicklung <strong>in</strong>klusiver Qualität <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen – und für die Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

bis zu drei Jahren gilt dies <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße.<br />

Gefragt ist hier vor allem die Fertigkeit, dauerhafte Kooperationsstrukturen<br />

im gesamten E<strong>in</strong>richtungsteam<br />

sowie zwischen Team und Leitung (mit) entwickeln zu<br />

können. Hilfreich hierfür s<strong>in</strong>d Kenntnisse kollegialer<br />

Beratungsmodelle und die Fertigkeit, <strong>der</strong>en Nutzen<br />

e<strong>in</strong>schätzen und diese situationsangemessen umsetzen<br />

zu können.<br />

40


Professionelles Handeln: Inklusive Tagesbetreuung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

Von Belang ist es auch, über geeignete Handlungsstrategien<br />

zur Initiierung und Umsetzung von Kompetenztransfers<br />

im Team zu verfügen. Hierfür braucht es e<strong>in</strong><br />

Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> unterschiedlichen Kompetenzen im<br />

Team sowie <strong>der</strong> gegenseitigen Rollenerwartungen und<br />

Fertigkeiten, diese angemessen zu kommunizieren.<br />

Ebenso wichtig ist die Bereitschaft zur respektvollen<br />

Inanspruchnahme bzw. zur Praxis kollegialer Beratung.<br />

Offenheit für Anregungen und die Wertschätzung<br />

konkurrieren<strong>der</strong> Auffassungen s<strong>in</strong>d hierbei wichtige<br />

personale Kompetenzen, die zur Absicherung dienen.<br />

Gruppenteam<br />

Damit die Möglichkeiten kollegialer Kooperation für<br />

die K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Kooperation und <strong>in</strong>klusiver Qualität<br />

nutzbar werden, ist Wissen über diesen Zusammenhang<br />

von Bedeutung. Verbunden hiermit ist vor allem<br />

die Fertigkeit, dauerhafte Kooperationsstrukturen im<br />

Team (mit) entwickeln zu können.<br />

Entscheidend für die Entwicklung <strong>in</strong>klusiver Qualität<br />

im Gruppenalltag ist die Bereitschaft und die Fertigkeit,<br />

die Anteile an Teamarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe primär<br />

aufgabenbezogen (und nicht auf das K<strong>in</strong>d bezogen)<br />

zu verteilen und hierüber entsprechende Absprachen<br />

zu treffen. Dies umschließt die personale Kompetenz,<br />

wertschätzend und konstruktiv Kritik und Selbstkritik<br />

üben zu können.<br />

B 2 Vernetzung im Sozialraum planen und<br />

durchführen<br />

Vernetzungen im Sozialraum s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen <strong>in</strong>klusiven<br />

E<strong>in</strong>richtungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e jedoch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zugsgebieten<br />

mit Familien schwacher sozialer Ausgangslage<br />

vonnöten, um <strong>in</strong>klusive Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

wirksam werden zu lassen. E<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende multiprofessionelle<br />

Kooperation und e<strong>in</strong>e dah<strong>in</strong>ter stehende<br />

strukturelle Verankerung von Kooperationsstrukturen<br />

mit externen Partnern s<strong>in</strong>d dabei zentrale Aufgaben.<br />

Kooperation mit externen Partnern<br />

Für die Umsetzung von Kooperationen mit Fachdiensten<br />

und Kooperationspartnern s<strong>in</strong>d Kenntnisse <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Fachdienste und <strong>der</strong>en Aufgabenbereiche hilfreich<br />

sowie Kenntnisse <strong>der</strong> gesetzlichen Lage zu den jeweiligen<br />

Handlungskompetenzen und Zuständigkeiten.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er dialogischen Haltung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>same Handlungsstrategien<br />

zu entwickeln. Hierzu gehört die Bereitschaft,<br />

eigene Kompetenzen zu teilen sowie auf (teilweise<br />

professionsgebundene) Kompetenzen an<strong>der</strong>er Fachkräfte<br />

zurückzugreifen.<br />

Frühför<strong>der</strong>ung<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Frühför<strong>der</strong>ung ist e<strong>in</strong> bedeutsamer<br />

Kooperationspartner. Kenntnisse zum Aufgabenbereich<br />

<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung und zur gesetzlichen Lage (E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe)<br />

sollten bei Fachkräften e<strong>in</strong>hergehen mit<br />

<strong>der</strong> Fertigkeit, über <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Fallberatung und<br />

die geme<strong>in</strong>same Entwicklung von alltagsbezogenen<br />

Unterstützungsstrategien <strong>in</strong> sozialer E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung mit<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung und mit den entsprechenden<br />

Frühför<strong>der</strong>kräften kooperieren zu können.<br />

E<strong>in</strong>e geeignete Basis hierfür stellt e<strong>in</strong>e dialogische, anerkennende<br />

Haltung dar. Verbunden mit <strong>der</strong> Offenheit<br />

für kollegiale Arbeitsprozesse <strong>in</strong> multiprofessionellen<br />

Sett<strong>in</strong>gs können im günstigsten Fall ko-konstruktive<br />

Prozesse <strong>in</strong>itiiert und umgesetzt werden.<br />

B 3 Erziehungspartnerschaft mit den Eltern<br />

aufbauen<br />

Partizipation<br />

Inklusive K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen ermöglichen<br />

Partizipation und demokratische Mitbestimmung<br />

nicht nur im Arbeitsteam, son<strong>der</strong>n vor allem auch für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und ihre Familien. Um dies zu verwirklichen,<br />

benötigen Fachkräfte zunächst e<strong>in</strong> Wissen über mögliche<br />

Barrieren für die Partizipation von Familien und<br />

über mögliche ausschließende Mechanismen (z. B.<br />

Mehrsprachigkeit von Familien versus E<strong>in</strong>sprachigkeit<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung).<br />

Von spezifischer Bedeutung ist die Fertigkeit, Ängste,<br />

Unsicherheiten sowie Partizipationsbedarfe von Familien<br />

<strong>in</strong> schwierigen Lebenslagen und von Familien mit<br />

früh diagnostizierten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wahrzunehmen, aufzugreifen<br />

und zu berücksichtigen. Soziale Isolation von Familien<br />

als e<strong>in</strong>e typische Folge von schwierigen sozialen<br />

Lebenslagen und / o<strong>der</strong> von Diagnoseerfahrungen gilt es<br />

kritisch e<strong>in</strong>zuschätzen und (soweit möglich) aufzugreifen.<br />

Verbunden hiermit sollte die Fähigkeit zum reflektierten<br />

Umgang mit eigenen Ängsten und Vorurteilen<br />

se<strong>in</strong>. Im E<strong>in</strong>zelfall kann es auch von Bedeutung se<strong>in</strong>,<br />

(Sprach-)Barrieren berücksichtigen und überbrücken<br />

zu können. Letztlich geht es dabei um die Kompetenz,<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung als Begegnungsort für alle<br />

Familien auszurichten.<br />

41


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

Elterliche Verarbeitungsprozesse<br />

E<strong>in</strong> reflektierter Umgang mit elterlichen Ängsten und<br />

Verarbeitungsprozessen bei früh diagnostizierten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

erfor<strong>der</strong>t Kenntnisse über typische und atypische<br />

Verläufe von Verarbeitungsprozessen früher Diagnoseerfahrungen<br />

von Eltern und damit verbundener möglicher<br />

Unsicherheiten.<br />

Im konkreten Umgang hiermit ist gefor<strong>der</strong>t, die<br />

Sorgen und Ängste sowie die Stärken <strong>der</strong> Eltern von<br />

jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wahrzunehmen und sich als Begleitperson<br />

<strong>der</strong> Eltern beim Verarbeitungsprozess anzubieten.<br />

Es kann aber auch bedeuten, im E<strong>in</strong>zelfall zu<br />

erkennen, ob eventuell e<strong>in</strong>e professionelle Begleitung<br />

notwendig ist, und dies empathisch anzusprechen.<br />

Basis hierfür ist die Kompetenz, den eigenen Umgang<br />

mit Diagnosen bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n selbstkritisch überdenken<br />

zu können.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen als Familienorte<br />

Inklusive E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ladende Orte nicht<br />

nur für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch für ihre Familien. Grundlegendes<br />

Wissen um den Nutzen bzw. das Potenzial<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung als Familienort ist für das<br />

Gel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung.<br />

Die E<strong>in</strong>richtung als familienfreundlichen Ort zu<br />

gestalten bedeutet konkret, den Austausch zwischen<br />

Eltern von jungen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu unterstützen und entsprechende<br />

Familienangebote zu entwickeln und umzusetzen.<br />

Dazu gehört außerdem, die verschiedenen<br />

Kompetenzen von Eltern bzw. Bezugspersonen konstruktiv<br />

<strong>in</strong> das E<strong>in</strong>richtungsgeschehen e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

Voraussetzung ist e<strong>in</strong>e respektvolle Haltung gegenüber<br />

allen Eltern und die selbstkritische Reflexion<br />

möglicher Berührungsängste und Vorurteile.<br />

Familienmodelle<br />

Familienmodelle haben sich gewandelt, sie s<strong>in</strong>d vielfältiger<br />

und <strong>in</strong>stabiler geworden; viele junge K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

leben <strong>in</strong> Patchworkfamilien o<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em alle<strong>in</strong>erziehenden<br />

Elternteil. In <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den<br />

Eltern und Bezugspersonen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren gilt es,<br />

dies <strong>in</strong> spezifischer Weise zu berücksichtigen und mit<br />

<strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Modelle konstruktiv und wertschätzend<br />

umzugehen.<br />

Hierzu gehört es, sich eigene Vorstellungen von<br />

Familie bewusst zu machen sowie an<strong>der</strong>e Vorstellungen<br />

anzuerkennen. Verbunden hiermit ist die<br />

Kenntnis unterschiedlicher Familienmodelle sowie<br />

möglicher Barrieren für bestimmte Familienkonstellationen<br />

zur Teilhabe an Erziehungspartnerschaften<br />

(beispielsweise Abstimmungsfragen bei getrennt<br />

lebenden Eltern).<br />

Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n als<br />

auch im konkreten Handeln mit Eltern gilt es, unterschiedliche<br />

Familienmodelle gleichberechtigt e<strong>in</strong>zubeziehen,<br />

beispielsweise gleichgeschlechtliche Paare<br />

und alle<strong>in</strong>erziehende Väter. Durch e<strong>in</strong>en respektvollen<br />

Umgang den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und an<strong>der</strong>en Eltern gegenüber<br />

werden Toleranz und Akzeptanz vermittelt, ferner wird<br />

auf mögliche Vorurteile an<strong>der</strong>er Eltern angemessen<br />

reagiert.<br />

K<strong>in</strong>deswohlgefährdung<br />

Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit und Sensibilität ist im<br />

Umgang mit Familien gefor<strong>der</strong>t, <strong>in</strong> denen die Grundbedürfnisse<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nach dem E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong><br />

Fachkräfte nicht erfüllt werden. Die beson<strong>der</strong>e Lage<br />

solcher Konstellationen sollte wahrgenommen und<br />

e<strong>in</strong>geordnet werden. Auch hat die Gesetzeslage bei<br />

(vermuteter) K<strong>in</strong>deswohlgefährdung bekannt zu se<strong>in</strong>.<br />

Im konkreten Fall ist es bedeutsam, Instrumente und<br />

Hilfestrukturen zu kennen und zu organisieren sowie<br />

eigene Möglichkeiten <strong>der</strong> Intervention und Unterstützung<br />

zu erkennen und umzusetzen. Die Bewahrung<br />

e<strong>in</strong>er empathisch-kritischen Haltung gegenüber <strong>der</strong><br />

Familie und <strong>der</strong> persönlichen Handlungsfähigkeit hat<br />

hier e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Stellenwert.<br />

Ferner s<strong>in</strong>d die Grenzen des eigenen Handlungsspielraums<br />

zu erkennen sowie die Kenntnisse greifbar<br />

zu haben, kompetent Fachdienste und Beratungsstellen<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen und vermitteln zu können.<br />

Eigene Grenzen müssen wahrgenommen und e<strong>in</strong>e<br />

entsprechende Beratung angenommen werden.<br />

Mögliche Interventionen, die von externen Diensten<br />

<strong>in</strong>itiiert werden, s<strong>in</strong>d den Eltern bzw. Bezugspersonen<br />

transparent zu machen (um das Wohl des K<strong>in</strong>des nicht<br />

zusätzlich zu gefährden und Handlungsmöglichkeiten<br />

offenzuhalten).<br />

Kommunikation und Kommunikationsbarrieren<br />

Kenntnisse über Kommunikationsbarrieren und<br />

Strategien zu <strong>der</strong>en Überw<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Basis zur Gestaltung partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />

mit Eltern und Bezugspersonen junger K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Verbunden hiermit s<strong>in</strong>d Gesprächsführungskompe-<br />

42


Professionelles Handeln: Inklusive Tagesbetreuung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

tenzen, beispielsweise auch die Fähigkeit, e<strong>in</strong>e leichte<br />

bzw. verständliche Sprache <strong>in</strong> gleichberechtigten Gesprächen<br />

zu nutzen und mögliche Übersetzungshilfen<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Fachkräfte sollten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, Eltern (unabhängig<br />

von möglichen sprachlichen Differenzen) als<br />

gleichberechtige Gesprächspartner anzuerkennen<br />

und dazu gegebenenfalls Kontakte zu an<strong>der</strong>en gleichsprachigen<br />

Eltern und Bezugspersonen herzustellen.<br />

Schlussendlich s<strong>in</strong>d eigene Grenzen wahrzunehmen<br />

und e<strong>in</strong>e anerkennende Haltung zu entwickeln.<br />

Kulturelle Vielfalt<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf den kompetenten Umgang mit kultureller<br />

Vielfalt <strong>in</strong> <strong>in</strong>klusiven K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong><br />

Bewusstse<strong>in</strong> über die Kulturgebundenheit des eigenen<br />

Erziehungsstils von Bedeutung.<br />

Kenntnisse <strong>der</strong> kulturspezifischen Erziehungsvorstellungen<br />

und des entsprechenden Erziehungsverhaltens<br />

s<strong>in</strong>d Basis für kompetentes Handeln <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich, verbunden mit e<strong>in</strong>em reflektierten und respektvollen<br />

Umgang mit an<strong>der</strong>en Erziehungskulturen<br />

und <strong>der</strong> Fähigkeit, das eigene Erziehungsverständnis<br />

kritisch e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Mögliche Unterschiede des Erziehungsverständnisses<br />

im Team bzw. zwischen Team und Eltern sollten<br />

respektvoll angesprochen werden, um mit allen Beteiligten<br />

e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Handlungsbasis zu erarbeiten.<br />

43


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

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und ihre Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung<br />

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Israel, Agathe/Kerz-Rühl<strong>in</strong>g, Ingrid (Hrsg) (2008):<br />

Krippen-K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR: frühe K<strong>in</strong>dheitserfahrungen<br />

und ihre Folgen für die Persönlichkeitsentwicklung<br />

und Gesundheit. Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

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Kelle, Helga/Tervooren, Anja (Hrsg.) (2008): Ganz normale<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Heterogenität und Standardisierung<br />

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(Hrsg.): Frühe B<strong>in</strong>dung. Entstehung und Entwicklung.<br />

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47


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Largo, Remo H. (2008b): K<strong>in</strong><strong>der</strong>jahre. Die Individualität<br />

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als Frauenberuf. In: Fried, Lilian/<br />

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Artikel 3 e.V. www.netzwerk-artikel-3.de/dokum/<br />

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Oberhuemer, Pamela (2006): Zur Reform <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen-<br />

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Häuser für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Familien.<br />

München<br />

Peucker, Christian/Riedel, Birgit (April 2004b): Teil A:<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Recherche. In: Peucker, Christian/<br />

Riedel, Birgit (Hrsg.): Recherchebericht: Häuser für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Familien. München, S. 14 – 29<br />

Poscher, Ralf/Rux, Johannes/Langer, Thomas (2008):<br />

Von <strong>der</strong> Integration zur Inklusion. Das Recht auf<br />

<strong>Bildung</strong> aus <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen und se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nerstaatliche<br />

Umsetzung. 1. Aufl. Baden-Baden<br />

Prengel, Annedore (1993): Pädagogik <strong>der</strong> Vielfalt. Verschiedenheit<br />

und Gleichberechtigung <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkultureller,<br />

fem<strong>in</strong>istischer und <strong>in</strong>tegrativer Pädagogik.<br />

Opladen<br />

Prengel, Annedore (1995): Pädagogik <strong>der</strong> Vielfalt:<br />

Verschiedenheit und Gleichberechtigung <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkultureller,<br />

fem<strong>in</strong>istischer und <strong>in</strong>tegrativer Pädagogik.<br />

Opladen<br />

Prengel, Annedore (2003): K<strong>in</strong><strong>der</strong> akzeptieren, diagnostizieren,<br />

etikettieren? – Kulturen- und Leistungsvielfalt<br />

im <strong>Bildung</strong>swesen. In: Warzecha,<br />

Birgit (Hrsg.): Heterogenität macht Schule. Beiträge<br />

aus son<strong>der</strong>pädagogischer und <strong>in</strong>terkultureller<br />

Perspektive. Münster/New York/München/Berl<strong>in</strong>,<br />

S. 27 – 39<br />

Prengel, Annedore (2010): Inklusion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühpädagogik<br />

– <strong>Bildung</strong>stheoretische, empirische und<br />

pädagogische Grundlagen. WiFF Expertisen, Band<br />

5. München<br />

Ramseger, Jörg/Wagener, Matthea (Hrsg.) (2008):<br />

Chancenungleichheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule: Ursachen<br />

und Wege aus <strong>der</strong> Krise. Jahrbuch Grundschulforschung.<br />

Wiesbaden<br />

Rauh, Hellgard (2008): K<strong>in</strong>dliche Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und<br />

B<strong>in</strong>dungsentwicklung. In: Ahnert, Lieselotte<br />

(Hrsg.): Frühe B<strong>in</strong>dung. Entstehung und Entwicklung.<br />

2. bearb. Aufl. München, S. 313 – 331<br />

Riedel, Birgit (2008a): Das Personal <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen:<br />

Entwicklungen und Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

In: Forschungsverbund Deutsches Jugend-<br />

49


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

<strong>in</strong>stitut/Universität Dortmund (Hrsg.): Zahlenspiegel<br />

2007. K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung im Spiegel <strong>der</strong> Statistik.<br />

München, S. 183<br />

Riedel, Birgit (2008b): K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zum Schule<strong>in</strong>tritt<br />

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In: Forschungsverbund Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut/<br />

Universität Dortmund (Hrsg.): Zahlenspiegel 2007.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung im Spiegel <strong>der</strong> Statistik.<br />

München, S. 9 – 52<br />

Riedel, Birgit (2008c): K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen.<br />

In: Forschungsverbund Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut/<br />

Universität Dortmund (Hrsg.): Zahlenspiegel 2007.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung im Spiegel <strong>der</strong> Statistik.<br />

München, S. 141 – 158<br />

Rietmann, Stephan (2008): Das <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Paradigma:<br />

Fachübergreifende Zusammenarbeit als<br />

Zukunftsmodell. In: Rietmann, Stephan/Gregor,<br />

Hensen (Hrsg.): Tagesbetreuung im Wandel: Das<br />

Familienzentrum als Zukunftsmodell. Wiesbaden,<br />

S. 39 – 57<br />

Rietmann, Stephan/Gregor, Hensen (Hrsg.) (2008):<br />

Tagesbetreuung im Wandel: Das Familienzentrum<br />

als Zukunftsmodell. Wiesbaden<br />

Sachverständigenkommission Zwölfter K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendbericht (Hrsg.): Materialien zum Zwölften<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbericht: Band 1: <strong>Bildung</strong>, Betreuung<br />

und Erziehung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter sechs<br />

Jahren. München<br />

Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Soziales (Hrsg.)<br />

(2007): Der sächsische <strong>Bildung</strong>splan – e<strong>in</strong> Leitfaden<br />

für pädagogische Fachkräfte <strong>in</strong> Krippen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten<br />

und Horten sowie für K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege.<br />

Weimar/Berl<strong>in</strong><br />

Schäfer, Gerd E. (2001): Prozesse frühk<strong>in</strong>dlicher <strong>Bildung</strong>.<br />

Fassung vom 20. Dezember 2001. www.unikoeln.de/ew-fak/Allg_paeda/fkf/texte/<br />

(19.09.2009)<br />

Schäfer, Gerd E. (2005): <strong>Bildung</strong> beg<strong>in</strong>nt mit <strong>der</strong> Geburt.<br />

E<strong>in</strong> offener <strong>Bildung</strong>splan für K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen. 2. Aufl. Berl<strong>in</strong>/<br />

Düsseldorf/Mannheim<br />

Schildmann, Ulrike (Hrsg.) (2010): Umgang mit Verschiedenheit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensspanne. Bad Heilbrunn<br />

Schmidt, Susanne (2002): Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> spielen, vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

lernen. K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit und ohne Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen. Freiburg im Breisgau<br />

Schnei<strong>der</strong>, Kornelia (2010): Tagesbetreuung von<br />

Säugl<strong>in</strong>gen und Kle<strong>in</strong>(st)k<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Gruppene<strong>in</strong>richtungen:<br />

E<strong>in</strong> Rückblick auf vier Jahrzehnte westdeutscher<br />

Geschichte zur Entwicklung von Qualität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis (1970 – 2010). In Leu, Hans Rudolf/Behr,<br />

Anna von (Hrsg.): Forschung und Praxis <strong>der</strong> Frühpädagogik.<br />

Profiwissen für die Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

von 0 – 3 Jahren. München, S. 135 – 152<br />

Schnei<strong>der</strong>, Kornelia/Wüstenberg, Wiebke (2001):<br />

Entwicklungspsychologische Forschung und ihre<br />

Bedeutung für Peerkontakte im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter.<br />

In: Schlippe, Arist von/Lösche, Gisela/Hawellek,<br />

Christian (Hrsg.): <strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> Lebenswelten und<br />

Erziehungsberatung. Die Chancen des Anfangs.<br />

Münster, S. 67 – 78<br />

Schölmerich, Axel/Lengn<strong>in</strong>g, Anke (2008): Neugier,<br />

Exploration und B<strong>in</strong>dungsverhalten. In: Ahnert,<br />

Lieselotte (Hrsg.): Frühe B<strong>in</strong>dung. Entstehung und<br />

Entwicklung. 2. bearb. Aufl. München, S. 198 – 210<br />

Seitz, Simone (2004): Wie fühlt sich die Zeit an? Ästhetische<br />

Zugangsweisen zum Phänomen Zeit.<br />

In: wi<strong>der</strong>streit-sachunterricht. Onl<strong>in</strong>e-Magaz<strong>in</strong>,<br />

Ausgabe Nr. 3. www.wi<strong>der</strong>streit-sachunterricht.de<br />

(22.07.2011)<br />

Seitz, Simone (2005): Zeit für <strong>in</strong>klusiven Sachunterricht.<br />

Baltmannsweiler<br />

Seitz, Simone (2009): Mittendr<strong>in</strong> verschieden se<strong>in</strong>:<br />

Studienbrief zum Modul: Integrative und <strong>in</strong>klusive<br />

Pädagogik. Berufsbegleiten<strong>der</strong> BA-Studiengang<br />

„Inklusive <strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong>“ (BIB): Hochschule<br />

Fulda. Fulda<br />

Seitz, Simone (2012): Frühför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>klusive? Inklusive<br />

Pädagogik <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren. In: Henn<strong>in</strong>g, Birgit/<br />

Leyendecker, Christoph/Gebhard, Britta (Hrsg.):<br />

Frühför<strong>der</strong>ung und Inklusion. Stuttgart: Kohlhammer<br />

Verlag<br />

Seitz, Simone/Korff, Natascha (2008): För<strong>der</strong>ung von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung unter drei Jahren <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen. Abschlussbericht zur<br />

wissenschaftlichen Begleitung. Münster<br />

Seitz, Simone/Korff, Natascha (2009): Früh e<strong>in</strong>steigen.<br />

Inklusive Pädagogik <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit unter Dreijährigen. In: Jerg, Jo/Thümmler,<br />

Ramona (Hrsg.): Entgrenzung. Neue Impulse für<br />

gegenwärtige Fragen <strong>der</strong> Integration/Inklusion.<br />

Bad Heilbrunn<br />

Seitz, Simone/Korff, Natascha/Thim, Anja (2010): Inklusive<br />

Pädagogik <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren – Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

50


Literatur<br />

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(Hrsg.): Umgang mit Verschiedenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensspanne.<br />

Bad Heilbrunn, S. 79 – 86<br />

Seitz, Simone/F<strong>in</strong>nern, N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong>/Korff, Natascha/<br />

Scheidt, Katja (Hrsg.) (2012): Inklusiv gleich gerecht?<br />

Inklusion und <strong>Bildung</strong>sgerechtigkeit. Bad<br />

Heilbrunn<br />

Simoni, Heidi/Herren, Judith/Kappler, Silvana/Licht, Batya<br />

(2008): Frühe soziale Kompetenz unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. In:<br />

Malti, T<strong>in</strong>a/Perren, Sonja (Hrsg.): Soziale Kompetenz<br />

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und För<strong>der</strong>möglichkeiten. Stuttgart, S. 15 – 34<br />

Sozialgesetzbuch (SGB) Neuntes Buch (IX) (19.06.2001):<br />

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(Artikel 1 des Gesetzes v. 19. 6.2001, BGBl. I S. 1046).<br />

www.juris.de (21.07.2010)<br />

Sohns, Arm<strong>in</strong> (Hrsg.) (2000): Frühför<strong>der</strong>ung entwicklungsauffälliger<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland. Handbuch<br />

<strong>der</strong> fachlichen und organisatorischen Grundlagen.<br />

We<strong>in</strong>heim/Basel<br />

Sohns, Arm<strong>in</strong> (2010): Frühför<strong>der</strong>ung. E<strong>in</strong> Hilfssystem<br />

im Wandel. Stuttgart<br />

Statistisches Bundesamt (2009): K<strong>in</strong><strong>der</strong> und tätige<br />

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geför<strong>der</strong>ter K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege am 01.03.2009. Revidierte<br />

Ergebnisse. Herausgegeben von Statistisches<br />

Bundesamt. www.ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.<br />

html.cms.cBroker.cls?CSPCHD=05m000010000<br />

4d6e2kGK000000lWbXV7HUmsKR$YrwijnOzg--<br />

&cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1024858<br />

(22.07.2011)<br />

TAG (2004): Gesetz zum qualitätsorientierten und<br />

bedarfsgerechten Ausbau <strong>der</strong> Tagesbetreuung für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> (TAG). Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend (BMFSFJ). www.bmfsfj.<br />

de/bmfsfj/generator/RedaktionBMFSFJ/Abteilung5/<br />

Pdf-Anlagen/gesetz-tag,property=pdf,bereich=bm<br />

fsfj,sprache=de,rwb=true.pdf (21.09.2009)<br />

Thanner, Verena (2009): Ausbildungs<strong>in</strong>halte an Fachschulen<br />

für Sozialpädagogik zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei<br />

Jahren E<strong>in</strong>e Dokumentenanalyse. www.<strong>in</strong>tern.<br />

dji.de/bibs/Ausbildungs<strong>in</strong>halte_an_Fachschulen_U3.pdf<br />

(14.09.10)<br />

Theunissen, Georg (2006): Geistigbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenpädagogik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR. In: Wüllenweber, Ernst/Theunissen,<br />

Georg/Mühl, He<strong>in</strong>z: Pädagogik bei geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen.<br />

Stuttgart, S. 30 – 40<br />

Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für <strong>Bildung</strong>, Wissenschaft und<br />

Kultur (2008): Thür<strong>in</strong>ger <strong>Bildung</strong>splan für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bis 10 Jahre. Weimar<br />

Thurmaier, Mart<strong>in</strong>/Naggl, Monika (2007): Praxis <strong>der</strong><br />

Frühför<strong>der</strong>ung: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres<br />

Arbeitsfeld. 3. bearb. Aufl. Stuttgart<br />

UN (2006): Conventions on the Rights of Persons<br />

with Disabilities: www.un.org/disabilities/default.<br />

asp?id=150 (22.07.2011)<br />

UNESCO (2009): Policy Guidel<strong>in</strong>es on Inclusion <strong>in</strong><br />

Education. Paris<br />

Vere<strong>in</strong>igung für Interdiszipl<strong>in</strong>äre Frühför<strong>der</strong>ung e.V.<br />

(VIFF) (2003): Handreichungen zu Leistungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

gemäß SGB IX. Frühför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är<br />

22. In: Frühför<strong>der</strong>ung Interdiszipl<strong>in</strong>är, 22. Jg.,<br />

S. 182 – 184<br />

Viernickel, Susanne (2000): Spiel, Streit, Geme<strong>in</strong>samkeit.<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die soziale K<strong>in</strong><strong>der</strong>welt <strong>der</strong> unter<br />

Zweijährigen. Landau<br />

Wagner, Petra (Hrsg.) (2008): Handbuch K<strong>in</strong><strong>der</strong>welten.<br />

Vielfalt als Chance – Grundlagen e<strong>in</strong>er vorurteilsbewussten<br />

<strong>Bildung</strong> und Erziehung. Freiburg im Breisgau<br />

Weegmann, Waltraud/Kammerlan<strong>der</strong>, Carola (Hrsg.)<br />

(2010): Die Jüngsten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita. E<strong>in</strong> Handbuch zur<br />

Krippenpädagogik. Stuttgart<br />

Wehrmann, Ilse (2009): K<strong>in</strong><strong>der</strong> brauchen gute Krippen.<br />

Kiliansroda<br />

Weiss, Elise (2001): Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte – e<strong>in</strong> Interventionsfeld<br />

<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung? In: Hessisches<br />

Sozialm<strong>in</strong>isterium/Bundesvere<strong>in</strong>igung Lebenshilfe<br />

für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e.V.<br />

(Hrsg.): Ansichten über Frühför<strong>der</strong>ung: Ergebnisse<br />

aus Wissenschaft und Praxis. Marburg, S. 165 – 183<br />

Weiß, Hans (2000a): Frühför<strong>der</strong>ung bei sozioökonomisch<br />

bed<strong>in</strong>gten Entwicklungsgefährdungen.<br />

Stellenwert, fachliche Orientierungen und Aufgaben.<br />

In: Weiß, Hans (Hrsg.): Frühför<strong>der</strong>ung mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Familien <strong>in</strong> Armutslagen. München/<br />

Basel, S. 176 – 197<br />

Weiß, Hans (Hrsg.) (2000b): Frühför<strong>der</strong>ung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Familien <strong>in</strong> Armutslagen. München/Basel<br />

Weiß, Hans (2004): Frühför<strong>der</strong>ung mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Familien <strong>in</strong> multiplen Problemlagen. In: Kühl, Jürgen<br />

(Hrsg.): Frühför<strong>der</strong>ung und SGB IX. Rechtsgrundlagen<br />

und praktische Umsetzung. München/Basel, S. 132 – 144<br />

51


Simone Seitz / N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern / Natascha Korff / Anja Thim – unter Mitarbeit von Simone Dunekacke / Natalie Feldmann<br />

Weiß, Hans (2007): Was brauchen kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

ihre Familien? In: Frühför<strong>der</strong>ung Interdiszipl<strong>in</strong>är,<br />

26. Jg., S. 78 – 86<br />

World Health Organization (WHO) (2005) (Hrsg.):<br />

Internationale Klassifikation <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit,<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und Gesundheit. www.dimdi.de/<br />

dynamic/de/klassi/downloadcenter/icf/endfassung/<br />

icf_endfassung-2005-10-01.pdf) (22.07.2011)<br />

Wüllenweber, Ernst/Theunissen, Georg/Mühl, He<strong>in</strong>z<br />

(2006): Pädagogik bei geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen.<br />

Stuttgart<br />

Wüstenberg, Wibke (2005): Betreuung für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter<br />

drei. Wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartengruppe für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

unter drei geöffnet werden soll, kommt es vor allem<br />

auf die Leitung an, ob das Projekt gel<strong>in</strong>gt. In: KiTa<br />

aktuell NRW, H. 11, S. 220 – 227<br />

www.zeit.de/2007/46/Argument-K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

(22.07.2011)<br />

Ytterhus, Borgunn (2008): „Das K<strong>in</strong><strong>der</strong>kollektiv“ - e<strong>in</strong>e<br />

Analyse <strong>der</strong> sozialen Position und Teilnahme von beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gleichaltrigengruppe. In:<br />

Kreuzer, Max/ Ytterhus, Borgunn (Hrsg.): Dabeise<strong>in</strong><br />

ist nicht alles. Inklusion und Zusammenleben im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten. 1. Aufl. München, S. 112 – 131<br />

Zulauf-Logoz, Mar<strong>in</strong>a (2008): Die Desorganisation<br />

<strong>der</strong> frühen B<strong>in</strong>dung und ihre Konsequenzen. In:<br />

Ahnert, Lieselotte (Hrsg.): Frühe B<strong>in</strong>dung. Entstehung<br />

und Entwicklung. 2. bearb. Aufl. München,<br />

S. 297 – 312<br />

Internet-Adressen<br />

www.awo.org/<strong>in</strong>dex.php?id=newsdetails&tx_ttnews[tt_<br />

news]=163&tx_ttnews[backPid]=45&cHash=087c<br />

1b7680 (22.07.2011)<br />

www.fruehk<strong>in</strong>dliche-<strong>in</strong>klusive-bildung.de/ (22.07.2011)<br />

www.frühpädagogik-studieren.de (22.07.2011)<br />

www.hs-emden-leer.de/fachbereiche/soziale-arbeitund-gesundheit/studium/studiengaenge/<strong>in</strong>klusivefruehpaedagogik.html<br />

(22.07.2011)<br />

www.kolleg-rostock.de /hochschule-<strong>in</strong>-gruendung/<br />

<strong>in</strong>formationen/ (22.07.2011)<br />

www.nifbe.de/pages/posts/neue-forschung-fuer-frueh<br />

k<strong>in</strong>dliche-bildung-gefoer<strong>der</strong>t112.php (22.07.2011)<br />

www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,662677,00.<br />

html (22.07.2011)<br />

www.uni-giesen.de/cms/fbz/fb03/<strong>in</strong>stitute/isd/<br />

Abteilungen/Schulpaedagogik/elementar/MA %20<br />

IPE (22.07.2011)<br />

52


Zu den Autor<strong>in</strong>nen<br />

Prof. Dr. Simone Seitz<br />

ist Professor<strong>in</strong> am Fachbereich Erziehungs- und <strong>Bildung</strong>swissenschaften<br />

<strong>der</strong> Universität Bremen. Ihr Arbeitsgebiet ist Inklusive Pädagogik<br />

mit den Schwerpunkten Inklusion <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen,<br />

Inklusive Pädagogik und Didaktik <strong>in</strong> Schulen sowie Professionalisierung<br />

für <strong>in</strong>klusive Praxis.<br />

N<strong>in</strong>a-Kathr<strong>in</strong> F<strong>in</strong>nern<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong> am Fachbereich Erziehungs- und<br />

<strong>Bildung</strong>swissenschaften <strong>der</strong> Universität Bremen. Im Arbeitsgebiet<br />

Inklusive Pädagogik verfolgt sie die Arbeitsschwerpunkte K<strong>in</strong>dheitsforschung,<br />

<strong>Frühk<strong>in</strong>dliche</strong> <strong>Bildung</strong> und Entwicklung sowie Heterogenität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit.


Natascha Korff<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong> an <strong>der</strong> Universität Bremen mit dem<br />

Arbeitsgebiet Inklusive Pädagogik. Ihre Arbeitsschwerpunkte s<strong>in</strong>d<br />

Inklusive Mathematikdidaktik und Belief Systeme, Inklusion U3 sowie<br />

BA / MA <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>nen- und Lehrerausbildung. Sie begleitete das<br />

Modelprojekt „För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung unter drei<br />

Jahren <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen“ und wirkte an Konzeption und<br />

Umsetzung des Studiengangs „Inklusive Pädagogik“ mit.<br />

Anja Thim<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong> an <strong>der</strong> Universität Bremen mit<br />

dem Arbeitsgebiet Inklusive Pädagogik. Ihre Arbeitsschwerpunkte<br />

s<strong>in</strong>d Inklusive Elementarpädagogik, Fachberatung für K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren sowie Interaktion <strong>in</strong><br />

heterogenen Gruppen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bis zu drei Jahren.


Wie lernen mehrsprachig aufwachsende K<strong>in</strong><strong>der</strong> Sprache? Und wie können Verfahren zur Sprachstandsfeststellung<br />

genutzt werden, um diesen Prozess zu unterstützen? Drorit Lengyel erläutert <strong>in</strong> ihrer Expertise die sprachdiagnostischen<br />

Grundlagen und beschreibt, welche Anfor<strong>der</strong>ungen sich für die Erhebung des Sprachstandes<br />

bei mehrsprachigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n stellen. Sie analysiert verschiedene Erhebungs<strong>in</strong>strumente für mehrsprachige<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und bewertet, <strong>in</strong>wiefern sie die Erstsprache miterfassen und für die Sprachför<strong>der</strong>ung im Elementarbereich<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Abschließend gibt die Expertise Empfehlungen für die Weiterbildung<br />

frühpädagogischer Fachkräfte.<br />

Quere<strong>in</strong>stiege <strong>in</strong> die Ausbildung und <strong>in</strong> das Berufsfeld von Erzieher<strong>in</strong>nen und Erziehern haben aufgrund des<br />

erhöhten Fachkräftebedarfs e<strong>in</strong>e zunehmende Bedeutung. Die vorliegende Expertise stellt die Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Zugänge und Qualifizierung für Quere<strong>in</strong>steigende dar. Der Fokus liegt dabei auf <strong>der</strong> sogenannten Externenprüfung<br />

– e<strong>in</strong>er Prüfung, die das Nachholen des Berufsabschlusses <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong> / des Erziehers ermöglicht –<br />

und auf <strong>der</strong> Teilzeitausbildung. Weitere Möglichkeiten für e<strong>in</strong>en Quere<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Berufsfeld werden exemplarisch<br />

anhand von fünf län<strong>der</strong>spezifischen Maßnahmen aufgezeigt.<br />

WiFF Expertisen | 29<br />

WiFF Studien | 19<br />

ISBN 978-3-86379-069-1<br />

ISBN 978-3-86379-070-7<br />

UCK_Exp_Lengyel_Umschlag.<strong>in</strong>dd 1 DRUCK_Umschlag_Dudek_Gebrande.<strong>in</strong>dd 28.06.12 1 09:26<br />

13.08.12 12:22<br />

WiFF Wegweiser Weiterbildung | 4<br />

WiFF Kooperationen | 3<br />

ISBN 978-3-86379-078-3<br />

DRUCK_WW_Fruḧe_<strong>Bildung</strong>.<strong>in</strong>dd 1 DRUCK_Koop_Expertengruppe_Umschlag.<strong>in</strong>dd 15.11.11 14:55<br />

1 19.06.12 12:59<br />

Die Weiterbildungs<strong>in</strong>itiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) stellt alle Ergebnisse <strong>in</strong> Form<br />

von Pr<strong>in</strong>t- und Onl<strong>in</strong>e-Publikationen zur Verfügung.<br />

Alle Publikationen s<strong>in</strong>d erhältlich unter: www.weiterbildungs<strong>in</strong>itiative.de<br />

WiFF Expertisen<br />

WiFF Studien<br />

WiFF Wegweiser<br />

Weiterbildung<br />

WiFF Kooperationen<br />

Wissenschaftliche Analysen<br />

und Berichte zu aktuellen<br />

Fachdiskussionen,<br />

offenen Fragestellungen<br />

und verwandten Themen<br />

von WiFF<br />

Ergebnisberichte <strong>der</strong><br />

WiFF-eigenen Forschungen<br />

und Erhebungen zur<br />

Vermessung <strong>der</strong> Aus- und<br />

Weiterbildungslandschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühpädagogik<br />

Exemplarisches Praxismaterial<br />

als Orientierungshilfe<br />

für die Konzeption<br />

und den Vergleich von<br />

kompetenzorientierten<br />

Weiterbildungsangeboten<br />

Produkte und Ergebnisberichte<br />

aus <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit unterschiedlichen<br />

Partnern<br />

und Initiativen im Feld<br />

<strong>der</strong> Frühpädagogik<br />

Zuletzt erschienen Zuletzt erschienen Zuletzt erschienen Zuletzt erschienen<br />

SPRACHE<br />

S<br />

Drorit Lengyel<br />

Sprachstandsfeststellung bei<br />

mehrsprachigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Elementarbereich<br />

DURCHLÄSSIGKEIT<br />

D<br />

Joanna Dudek/Johanna Gebrande<br />

Quere<strong>in</strong>stiege <strong>in</strong> den Erzieher<strong>in</strong>nenberuf<br />

Strategien zur Gew<strong>in</strong>nung zusätzlicher Fachkräfte <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

ELEMENTARDIDAKTIK<br />

DURCHLÄSSIGKEIT<br />

D<br />

Expertengruppe „Anschlussfähige <strong>Bildung</strong>swege“<br />

K<strong>in</strong>dheitspädagogische Bachelorstudiengänge<br />

und anschlussfähige<br />

<strong>Bildung</strong>swege<br />

Chancen – Hürden – Lösungswege<br />

Frühe <strong>Bildung</strong> –<br />

Bedeutung und Aufgaben<br />

<strong>der</strong> pädagogischen<br />

Fachkraft<br />

Grundlagen für die kompetenzorientierte<br />

Weiterbildung<br />

Band 29:<br />

Drorit Lengyel: Sprachstandsfeststellung<br />

bei mehrsprachigen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Elementarbereich<br />

Band 19:<br />

Joanne Dudek/Johanna Gebrande:<br />

Quere<strong>in</strong>stiege <strong>in</strong> den Erzieher<strong>in</strong>nen -<br />

beruf<br />

Band 4:<br />

Frühe <strong>Bildung</strong> – Bedeutung<br />

und Aufgaben <strong>der</strong><br />

pädagogischen Fachkraft<br />

Band 3:<br />

Expertengruppe „Anschlussfähige<br />

<strong>Bildung</strong>swege“:<br />

K<strong>in</strong>d heitspädagogische<br />

Bachelorstudiengänge und<br />

anschlussfähige <strong>Bildung</strong>s wege<br />

Band 28:<br />

Elke Kruse: Anrechnung beruflicher<br />

Kompetenzen von Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

und Erziehern auf e<strong>in</strong><br />

Hochschulstudium<br />

Band 27:<br />

Nicole Kirste<strong>in</strong>/Klaus Fröhlich-<br />

Gildhoff/Ralf Ha<strong>der</strong>le<strong>in</strong>: Berufse<strong>in</strong>mündung<br />

und Berufswege von<br />

Absolvent<strong>in</strong>nen und Absolventen<br />

k<strong>in</strong>dheitspädagogischer Bachelorstudiengänge<br />

Band 26:<br />

Anna Kathar<strong>in</strong>a Braun: Früh übt<br />

sich, wer e<strong>in</strong> Meister werden will –<br />

Neurobiologie des k<strong>in</strong>dlichen<br />

Lernens<br />

Band 18:<br />

Norbert Schreiber: Die Ausbildung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>pfleger<strong>in</strong>nen und<br />

Sozial assistent<strong>in</strong>nen<br />

Band 17:<br />

Pamela Oberhuemer: Fort- und<br />

Weiterbildung frühpädagogischer<br />

Fachkräfte im europäischen<br />

Vergleich<br />

Band 16:<br />

Jan Leygraf: Struktur und Organisation<br />

<strong>der</strong> Ausbildung von<br />

Ezieher<strong>in</strong>nen und Erziehern<br />

Band 15:<br />

Kar<strong>in</strong> Beher/Michael Walter:<br />

Qualifikationen und Weiterbildung<br />

frühpädagogischer<br />

Fachkräfte<br />

Band 3:<br />

Zusammenarbeit mit Eltern<br />

Band 2:<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren<br />

Band 1:<br />

Sprachliche <strong>Bildung</strong><br />

Band 2:<br />

Expertengruppe Berufsbegleitende<br />

Weiterbildung:<br />

Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fort- und<br />

Weiterbildung von pädagogischen<br />

Fachkräften <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

Band 1:<br />

Autorengruppe Fachschulwesen:<br />

Qualifikationsprofil<br />

„Frühpädagogik“ – Fachschule<br />

/ Fachakademie<br />

Stand: November 2012


K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen im Alter von null bis drei Jahren besuchen prozentual seltener e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung<br />

als an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> dieser Altersgruppe. Mit dem Rechtsanspruch auf e<strong>in</strong>en Betreuungsplatz<br />

und <strong>der</strong> Ratifizierung <strong>der</strong> UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention wird <strong>in</strong> den nächsten Jahren <strong>der</strong> Bedarf nach <strong>in</strong>klusiven<br />

E<strong>in</strong>richtungen – auch für die Jüngsten – steigen. Die Autor<strong>in</strong>nen gehen <strong>in</strong> dieser Expertise <strong>der</strong> Frage<br />

nach, welche Konzepte e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>klusiven Pädagogik für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren vorliegen und<br />

welche Professionalisierungsbedarfe sich hieraus ergeben. Sie stellen den Forschungsstand und auch die Forschungsdesi<strong>der</strong>ate<br />

dar. Abschließend geben sie Empfehlungen, wie die Fachkräfte für diese neuen Aufgaben<br />

qualifiziert werden können.<br />

ISBN 978-3-86379-045-5

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