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DIE E PERTEN
PETRA TWARDOKUS
ist Tierpsychologin, erfolgreiche Buchautorin und
Leiterin des P.T. Instituts. Sie ist die Expertin,
wenn es um Katzenpsychologie geht.
Halsband mit
Glöckchen?
Frage: Meine Nachbarin hat ein Vogelnest in ihrem
Baum im Garten und verlangt nun von mir, dass ich
unserer Katze Mimmi ein Halsband mit Glöckchen
umhänge, damit sie den Vögeln nichts tun kann. Irgendwie
fühle ich mich nicht wohl dabei. Außerdem
gibt es hier ja noch andere frei laufende Katzen, die
so etwas auch nicht haben. Was raten Sie mir?
Antwort: Die Liebe Ihrer Nachbarin zu Vögeln in allen
Ehren, aber Ihr ungutes Bauchgefühl täuscht Sie nicht.
Zunächst einmal ist es nicht ganz ungefährlich, einer frei
laufenden Katze ein Halsband umzuhängen, denn sie
kann sich damit in Büschen verheddern oder irgendwo
hängen bleiben. Noch entscheidender finde ich, dass das
nervtötende Gebimmel die Katze unnötig und permanent
drangsaliert, da es für ihr empfindliches Gehör eine
echte Qual ist. Hinzu kommt, dass eine Katze sich so
vorsichtig an einen Vogel heranschleichen kann, dass das
Glöckchen erst zu hören ist, wenn sie den Angriffssprung
ausführt – und dann ist es eh zu spät. Vogelküken nutzt
die Vorankündigung mit einer Glocke nichts, denn sie
können dem Nest nicht entkommen, und der Muttervogel
kann sich durch Wegfliegen in Sicherheit bringen.
In erster Linie gilt nämlich: Vögel können fliegen, Katzen
nicht. Das bedeutet, dass eine Katze einen gesunden,
erwachsenen Vogel in der Regel gar nicht fangen kann.
Anders ist es bei Jungvögeln, die noch nicht flügge sind.
Damit wären wir wieder bei Ihrer Nachbarin. Empfehlen
Sie ihr, eine spezielle Baummanschette mit Stacheln zu
besorgen, die Katzen daran hindert, den Baum erklimmen
und das Nest räubern zu können. Mit dieser Methode ist
allen Beteiligten am besten und zuverlässigsten geholfen.
Dazu fällt mir eine Geschichte über eine Perserkatze
ein, die etwas verwahrlost ins Tierheim kam, da ihr
Frauchen zuletzt krank und dement war und sich schon
lange nicht mehr um ihre Pflege gekümmert hatte. Das
schöne Fell war voller Knoten, was bei jeder Bewegung
oder Berühung ein schmerzhaftes Ziehen an den betroffenen
Hautstellen verursachte. Die Katze wurde nicht nur
immer träger, da ihr jeder Schritt Unbehagen verursachte,
sondern auch immer unleidlicher und abweisender
gegenüber Menschen, die sie berühren wollten. Im
Tierheim hatte man zwar verknotete Stellen aus ihrem Fell
herausgeschnitten, aber an ihrem ungewöhnlich aggressivem
Verhalten, das wie aus heiterem Himmel einsetzte,
änderte sich nichts. Der Tierarzt entschied irgendwann
endlich, dass das Persermädchen in Narkose gelegt,
untersucht und einfach an Rücken und Bauch komplett
geschoren werden sollte. Beim Scheren stieß er plötzlich
auf etwas Hartes und traute seinen Augen nicht. Um den
Hals der wunderschönen Katze lag ein dickes Halsband,
das eingewachsen war und fürchterliche Schmerzen verursacht
haben musste. Das Glöckchen, das daran baumelte,
gab bei jeder Bewegung der Katze einen hellen Laut
ganz nah an ihren Ohren von sich. Dieser schreckliche
Klingelton wurde für die Menschen durch das dichte Fell
gedämpft, aber war für die sensiblen Ohren der Katze
eine Tortur. Die Samtpfote wurde, nachdem sie davon
befreit war, wieder sanftmütig und genoss es, gestreichelt
zu werden.
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