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Reflexe Ausgabe Dezember 2010 - vdms

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<strong>Reflexe</strong><br />

Zeitschrift für physikalische Therapie<br />

<strong>vdms</strong> verband der medizinischen masseure der schweiz<br />

Schweizerische Vereinigung für Biochemie nach Dr. Schüssler<br />

D E Z E M B E R 2 010<br />

• NERVENSYSTEM<br />

Das enterische<br />

Nervensystem oder<br />

das Gehirn im Bauch<br />

• EFFLORESZENZ<br />

Hautmodalitäten und<br />

häufigste Effloreszenzen<br />

• PHONOLOGIE<br />

Hören, horchen,<br />

körperliches und seelisches<br />

Gleichgewicht<br />

• MUSKULATUR<br />

Der sechste Sinn<br />

geht unter die Haut<br />

• <strong>vdms</strong>: KURSE 2011<br />

Immer gut zu(m) Fuss<br />

Starke Gedanken<br />

• SVfBS: ELEMENT EISEN<br />

Ein Schlüsselelement<br />

für die Sinnesorgane<br />

V E R B Ä N D E P R A X I S<br />

T H E M A<br />

Sinne


R E F L E X E ? D E Z 2 0 1 0 V I E N R H B A A LT N D<br />

2<br />

THEMA PRAXIS VERBÄNDE<br />

4 SINNESORGANE<br />

Von allen Sinnen –<br />

Der Mensch hat fünf Sinne –<br />

und noch einige mehr<br />

7 NERVENSYSTEM<br />

Das enterische Nervensystem<br />

oder das Gehirn im Bauch<br />

11 GERUCHSSINN<br />

Das Riechorgan –<br />

ein verlorener Sinn?<br />

14 EFFLORESZENZ<br />

Hautmodalitäten und häufigste<br />

Effloreszenzen<br />

18 SINNESTÄUSCHUNG<br />

Verwirrte Sinne:<br />

Optische Täuschungen<br />

21 KÖRPERWAHRNEHMUNG<br />

Störungen der Propriozeption –<br />

Folgen der Therapiekonzepte<br />

24 PHONOLOGIE<br />

Audio-Psycho-Phonologie –<br />

Hören, horchen, körperliches und<br />

seelisches Gleichgewicht<br />

28 AROMATOLOGIE<br />

«Immer der Nase nach» –<br />

die etwas andere Art der ganzheitlichen<br />

Aroma-Therapie<br />

30 SPIRALDYNAMIK<br />

Wo Senioren auf Touren kommen<br />

34 SINNE & MUSKULATUR<br />

Der sechste Sinn geht unter die<br />

Haut – Der Muskel als Sinnesorgan<br />

36 nachrichten <strong>vdms</strong><br />

• <strong>vdms</strong> Mitglieder sparen<br />

Versicherungsprämien<br />

• Verbandstätigkeiten<br />

• Nachqualifikation MM FA SRK<br />

• WICHTIG: ASCA-Anerkennung<br />

37 • Rückblick: Klangschalenkurs<br />

• Ausblick: REFLEXE Themen 2011<br />

• Neue Dozenten 2011<br />

38 WEITERBILDUNG <strong>vdms</strong><br />

Neue Kurse 1. Quartal 2011:<br />

• Starke Gedanken<br />

• Immer gut zu(m) Fuss<br />

• Reflexzonentherapie am Fuss<br />

39 AGENDA <strong>vdms</strong><br />

• Fort- & Weiterbildungen 2011<br />

• Zusatzkurse & Links<br />

Thema:<br />

Sinne<br />

G E R U C H S S I N N<br />

S P I R A L D Y N A M I K<br />

40 Verband SVfBS<br />

• Ein Schlüsselelement für die<br />

Sinnesorgane – EISEN<br />

43 • Verbandsnachrichten in Kürze<br />

• Öffentliche Vorträge<br />

• Häufige Fragen<br />

E L E M E N T E I S E N<br />

DAS RIECHORGAN –<br />

EIN VERLORENER SINN?<br />

WO SENIOREN<br />

AUF TOUREN KOMMEN<br />

EIN SCHLÜSSELELEMENT<br />

FÜR DIE SINNESORGANE<br />

Das Fehlen des Geruchssinnes bedeutet eine<br />

wesentliche Einbusse an Lebensqualität. Ein<br />

Mensch kann Tausende von Gerüchen erkennen<br />

und im Gedächtnis behalten. Gerüche<br />

können wissbegierig machen und werden<br />

häufig mit Gefühlen in Verbindung gebracht.<br />

Es können aber auch Emotionen die Assoziation<br />

an spezielle Gerüche hervorrufen.<br />

› Mehr ab S. 11<br />

Titelbild: Sinnhaftigkeit einmal anders. © Jo Marty<br />

Ob der Schuh drückt, der Kiefer knackt<br />

oder der Rücken schmerzt: Bewegungsintelligenz<br />

ist lernbar. Mit Spiraldynamik können<br />

Sie in die dreidimensionale Bewegung<br />

von Kopf bis Fuss eintauchen. Diese ganzheitliche<br />

Methode zur Bewegungsschulung<br />

basiert auf den Spiralprinzipien und die<br />

Bewegungs-Qualität steht im Vordergrund.<br />

› Mehr ab S. 30<br />

Die erste nachweisbare Nutzung von Eisen<br />

findet sich etwa um 4000 v. Chr. in Sumer<br />

und Ägypten. Es war gediegenes Eisen von<br />

Meteoriten, das zur Dekoration und zur<br />

Anfertigung von Speerspitzen diente. Die<br />

Fähigkeit von Eisen, Sauerstoff zu binden,<br />

hat eine Sonderposition in der Biologie und<br />

Biochemie gefunden. › Mehr ab S. 40<br />

VO R SC H A U M Ä R Z 2011<br />

THEMA: BEWEGUNG<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Ein Verband entwickelt sich<br />

ganz individuellen Versicherungsfragen.<br />

Es<br />

zeichnet sich ab, dass<br />

dadurch einige med.<br />

Masseure im Versicherungsbereich<br />

monetäre<br />

Gewinne erzielen werden.<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

entnehmen Sie weitere<br />

Hinweise zur Zusammenarbeit<br />

<strong>vdms</strong> – NEU-<br />

TRASS. Ebenso geben<br />

Sachverständige genauere<br />

Auskunft an der<br />

Generalversammlung<br />

2011.<br />

M E D W I Z I N L L & K O G M E S M C E H N I C ! H T E E V D E I R TO B A R N I A D L<br />

3<br />

◗ Jo Marty,<br />

Präsident<br />

I M P R E S S U M<br />

Aktuelle <strong>Ausgabe</strong>: <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong><br />

Nr. 143, 32. Jahrgang<br />

Auflage: 2000 Exemplare<br />

Erscheinung: 4-mal jährlich<br />

Herausgeber<br />

Verband der medizinischen Masseure der<br />

Schweiz <strong>vdms</strong><br />

Schachenallee 29<br />

CH-5000 Aarau<br />

Telefon 062-823 02 70<br />

Fax 062-823 06 22<br />

info@<strong>vdms</strong>.ch; www.<strong>vdms</strong>.ch<br />

Redaktion<br />

Verena Biedermann (vb), Leitung<br />

Heidi Kirchhofer (hk)<br />

Beatrice Widmer (bw), Inseratewesen<br />

Johannes Weiss (we)<br />

Jo Marty (jm)<br />

Preise Abonnement<br />

Inland: Fr. 50.– pro Jahr, inkl. Porto<br />

Ausland: auf Anfrage<br />

Insertionspreise <strong>2010</strong><br />

siehe: www.<strong>vdms</strong>.ch<br />

Insertionsschluss<br />

<strong>Ausgabe</strong> März 2011: 17. Januar<br />

Gestaltung<br />

grafik & design, Stäfa<br />

Druck<br />

Brogle Druck AG, Gipf-Oberfrick<br />

Mit der letzten <strong>Ausgabe</strong> REFLEXE des Jahres<br />

<strong>2010</strong> sei es erlaubt, kurz Rückschau<br />

zu halten. Neben der Tatsache, dass der<br />

<strong>vdms</strong> in diesem Jahr einige Dutzend neue<br />

Mitglieder gewinnen konnte, kamen über<br />

100 Mitglieder zusätzlich durch die Integration<br />

des SVMM (Schweiz. Verband<br />

medizinischer Masseure) hinzu. Ebenfalls<br />

wurde das Weiterbildungsangebot stark<br />

erweitert und gleichzeitig spezialisiert.<br />

Die Teilnehmerzahl stieg weiter an, die<br />

Resonanz auf die Weiterbildungspalette<br />

ist äusserst positiv, ermutigend und stellt<br />

im Weiterbildungsmarkt etwas Einzigartiges<br />

dar.<br />

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt für alle<br />

Mitglieder (gilt für Frauen wie Männer)<br />

und insbesondere für alle potenziellen<br />

neuen, künftigen Mitglieder ist die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem <strong>vdms</strong> und dem<br />

Versicherungspartner NEUTRASS. Damit<br />

eröffnet sich für alle <strong>vdms</strong> Mitglieder versicherungstechnisch<br />

gesehen eine «rundum-<br />

Lösung» – von der neutralen Beratung bis<br />

zur umfangreichen Versicherungslösung<br />

– und unter Umständen entstehen erhebliche<br />

Vergünstigungen wie auch vertiefte<br />

fachliche Unterstützung. Somit beinhaltet<br />

der Vertrag zwischen dem <strong>vdms</strong> und NEU-<br />

TRASS alle relevanten Fragen. Besonders<br />

zu betonen ist sicher: Mit der Zusammenarbeit<br />

der NEUTRASS verfügt der <strong>vdms</strong> –<br />

endlich – über den Zugang zu ausgewiesenen<br />

Experten und neutralen, kompetenten<br />

Beratern in allen Versicherungsanliegen.<br />

Damit profitieren alle <strong>vdms</strong>-Mitglieder bei<br />

Erfreulich sind auch weitere Veränderungsschritte<br />

im <strong>vdms</strong>. Als Beispiel sei die<br />

verstärkte Mitarbeit von Paola Giannini<br />

Sidler im Vorstand des <strong>vdms</strong> erwähnt. Als<br />

med. Masseurin, Ökonomin und professionelle<br />

Projektleiterin wird sie die Vorstandsarbeit<br />

sehr engagiert unterstützen<br />

und gerade in komplexen Belangen mit<br />

entwickeln können.<br />

Schliesslich entwickelte und entwickelt<br />

sich auch diese Zeitschrift. Seit der<br />

letzten <strong>Ausgabe</strong> sind jeweils einige Seiten<br />

für die Vereinigung für Biochemie<br />

nach Dr. Schüssler (SVfBS) integriert.<br />

Die Feedbacks auf diese Seiten waren bereits<br />

durchwegs begeisternd, bestärkend<br />

und überaus wohlwollend. So kann ich<br />

zusammen mit beiden Vorständen <strong>vdms</strong><br />

und SVfBS nur ganz einfach dankbar sein.<br />

Dankbar dafür, wie die Projekte Versicherung,<br />

Weiterbildung, Vorstandsaufgaben,<br />

Zeitschriftenentwicklung, Finanzen und<br />

Zufriedenheit der Mitgliedergruppen, Integration<br />

des SVMM, etc. erfolgreich gestaltet<br />

werden konnten und weiter ausgearbeitet<br />

werden können. Dankbar auch für<br />

die engagierten Mitarbeitenden in den Sekretariaten,<br />

die mit Umsicht und profund<br />

ihren Aufgaben nachgehen. Am meisten<br />

dankbar bin ich jedoch für Ihre Unterstützung,<br />

Ihre Verbandstreue und Ihre Rückmeldungen.<br />

In diesem Sinne und gerade<br />

zum Jahreswechsel: ein aufrichtiges und<br />

grosses DANKE SCHÖN!<br />

Jo Marty l<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


S I N N E S O R G A N E T H E M A<br />

4<br />

Von allen Sinnen<br />

Der Mensch hat fünf Sinne – und noch einige mehr<br />

Jedes Lebewesen nimmt von der Welt nur wahr, was ihm seine<br />

Sinne vermitteln. Wäre der Mensch zum Beispiel ein Hai,<br />

könnte er auch bioelektrische Ströme erspüren und dadurch<br />

seine Beute orten. Als Arbeitsbiene bekäme er das irdische<br />

Magnetfeld mit. Und als Fledermaus fände er per Ultraschall-<br />

Echolot blind seinen Weg. Doch Neid ist nicht nötig. Immerhin,<br />

so heisst es seit Aristoteles, hat der Mensch fünf verschiedene<br />

Sinne. Schauen wir doch mal, was sie können.<br />

◗ Dr. Martin Lindner<br />

Tasten<br />

Angenommen, Ihr Chef gibt Ihnen die<br />

Hand. Vielleicht ist sie kräftig und behaart.<br />

Sie kann aber auch fein oder feucht sein.<br />

All das werden Ihnen die rund 1500 Mechanosensoren<br />

vermitteln, die ein einzelner<br />

Händedruck erregt. Insgesamt hat ein<br />

Erwachsener anderthalb bis zwei Quadratmeter<br />

Haut, in die Millionen Sensoren für<br />

Dehnung, Druck und Vibration eingebettet<br />

sind. Aus jedem Rezeptor führt eine feine<br />

Nervenfaser ohne Unterbrechung über das<br />

Rückenmark in den Hirnstamm; erst dort<br />

werden die Tastsignale auf die nächsten<br />

Nervenzellen weitergeschaltet, die sie an<br />

eine weitere Relaisstation im Thalamus<br />

(Zwischenhirn) weitergeben, von wo aus<br />

sie in die Hirnrinde gelangen. Hier erst<br />

werden uns die Reize bewusst. Und hier registrieren<br />

wir nicht nur: schwacher, feuchter<br />

Händedruck, sondern bewerten dieses<br />

Signal auch, indem wir zum Beispiel den<br />

Schluss ziehen –zögerlicher Charakter.<br />

Durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen<br />

Rezeptorreize entsteht beim<br />

Ergreifen eines Gegenstands gewissermassen<br />

ein taktiles Hologramm – eine Art<br />

drei dimensionales Bild. Freilich ist Haut<br />

nicht gleich Haut. Wenn man einen Zirkel<br />

auf die Mitte des Rückens setzt, müssen<br />

die Spitzen fast sieben Zentimeter auseinander<br />

stehen, um noch als zwei getrennte<br />

Punkte wahrgenommen zu werden. An<br />

den Fingerkuppen liegt die Unterscheidungsschwelle<br />

bei zwei Millimetern. Damit<br />

fühlt man mit den Fingern besser als<br />

mit den Geschlechtsorganen, allerdings<br />

nicht ganz so gut wie mit der Schleimhaut<br />

der Zungenspitze. Chirurgen aus Grenoble<br />

haben vor einigen Jahren mit einem Navigationssystem<br />

für Operationen experimentiert,<br />

das zwecks grösserer Genauigkeit<br />

über die Zunge statt über die Finger<br />

gesteuert wird. Man weiss zudem, dass<br />

Neugeborene nicht nur durch Betasten,<br />

sondern auch durch Ablutschen von Gegenständen<br />

erste abstrakte Konzepte und<br />

Bilder der Welt entwerfen.<br />

Tatsächlich wird ein Baby bereits mit<br />

einem hochentwickelten Tastsinn geboren.<br />

Beim fünf Wochen alten Embryo spriessen<br />

sensible Nerven in die Hautdecke; zur Mitte<br />

der Schwangerschaft bestehen funktionstüchtige<br />

Verbindungen zwischen Haut<br />

und Hirn. Das Tasten und Fühlen – der<br />

Nahsinn par excellence – ist unser frühester<br />

Sinn.<br />

Rezeptoren, die insgesamt 10’000<br />

verschiedene Düfte unterscheiden<br />

Riechen und Schmecken<br />

Sinnliche Wahrnehmung ist ein Lernprozess,<br />

der vor der Geburt beginnt – jedenfalls<br />

gilt das für Riechen und Schmecken.<br />

So ist bekannt, dass Neugeborene<br />

den Geruch des eigenen Fruchtwassers<br />

wiedererkennen. Tatsächlich gehen auch<br />

viele Nahrungskomponenten wie Knoblauch-,<br />

Anis- oder Karottenaromen ins<br />

Fruchtwasser über – und Kinder, deren<br />

Mütter in der Schwangerschaft oft Karottensaft<br />

tranken, zeigen später diese Vorliebe.<br />

So gewöhnt sich vermutlich bereits das<br />

Ungeborene an die Essenstradition seiner<br />

Eltern. Die Sinne werden sozusagen kulturell<br />

kalibriert.<br />

können, senden ihre<br />

Signale über feine Nervenfäden<br />

direkt durch die<br />

Schädelbasis ins Gehirn.<br />

Die biologische Grundlage für das Riechen<br />

und Schmecken indes liefert eine<br />

komplexe Rezeptormaschinerie. Die Zunge<br />

selbst kann mindestens fünf Geschmacksqualitäten<br />

unterscheiden: süss, salzig,<br />

sauer, bitter und «umami» (abgeleitet aus<br />

dem Japanischen für fleischig und herzhaft).<br />

Für den Umami-Geschmack, den<br />

Japaner mit Seegras oder Shiitake-Pilzen,<br />

Europäer dagegen mit Hühnerbrühe assoziieren,<br />

wurde erst vor einigen Jahren<br />

ein eigener Rezeptor entdeckt. Allerdings<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


erklärt sich etwa der Geschmack einer Kirsche<br />

nur zum Teil durch dieses gustatorische<br />

Sensorium. Wichtig sind auch Textur<br />

und Mundgefühl – vor allem aber die Sinnesreize<br />

aus der Nase. Die Riechschleimhäute<br />

in der Nase werden nicht nur beim<br />

Beschnuppern der Nahrung, sondern auch<br />

beim Kauen durch aufwirbelnde Duftmoleküle<br />

aus dem Rachen erregt. Schmecken<br />

und Riechen lassen sich kaum trennen.<br />

Das eigentliche Riechorgan besteht aus<br />

einigen Quadratzentimetern Riechschleimhaut<br />

im Nasendach. Dort finden sich rund<br />

350 verschiedene Sorten Sinneszellen mit<br />

jeweils einem anderen Riechrezeptor. Da<br />

Düfte in der Regel komplexe Substanzgemische<br />

sind – das charakteristische Aroma<br />

einer Kaffeesorte wird durch etwa 15<br />

verschiedene Duftkomponenten bestimmt<br />

–, erregen sie stets ein ganzes Ensemble<br />

von Riechrezeptoren, vergleichbar mit den<br />

vielen Farben in einem Mosaik. Die Rezeptoren,<br />

die insgesamt 10’000 verschiedene<br />

Düfte unterscheiden können, senden ihre<br />

Signale über feine Nervenfäden direkt<br />

durch die Schädelbasis ins Gehirn. Mit<br />

letzter Sicherheit ist allerdings nicht geklärt,<br />

wie das Riechen funktioniert.<br />

Sehen<br />

Zugespitzt lässt sich sagen: Wir sehen<br />

weniger mit den Augen als mit der Grosshirnrinde.<br />

Prinzipiell trifft der Sachverhalt<br />

für alle Sinne zu, allerdings sind die neuronalen<br />

Mechanismen im visuellen System<br />

am besten erforscht. So extrahiert das Gehirn<br />

aus dem Gesehenen zunächst Grundkomponenten<br />

wie Farbe, Kontrast, Kontur<br />

und Bewegung. Die eigentliche Objekterkennung,<br />

etwa eines Löffels, erfolgt erst in<br />

weiteren Verarbeitungsschritten. Mehr als<br />

die Hälfte der Hirnrinde ist in irgendeiner<br />

Form am Sehen beteiligt. Freilich braucht<br />

das Gehirn das richtige Training. Wenn ein<br />

Kind etwa schielt und dadurch die Netzhautbilder<br />

der beiden Augen nicht übereinstimmen,<br />

entsteht eine besondere Sehschwäche,<br />

die Amblyopie. Dabei verwertet<br />

die Hirnrinde nur noch Signale aus einem<br />

Auge und unterdrückt die Informationen<br />

aus dem anderen – das schlimmstenfalls<br />

erblindet. Das Hirn verpasst es, trotz funktionierenden<br />

Netzhäuten, richtig sehen zu<br />

lernen.<br />

Auch die Netzhäute selbst sind ursprünglich<br />

Teil des Gehirns – sie entstehen<br />

in der Embryonalperiode aus einer Ausstülpung<br />

des Zwischenhirnbodens. Jede<br />

Netzhaut fungiert als neuronaler Minicomputer<br />

mit spezialisierten Photosensoren:<br />

Während die rund 6 Millionen «Zapfen»<br />

für die Wahrnehmung der Farben und das<br />

hochauflösende Sehen bei Tag zuständig<br />

sind, reagieren die 120 Mio. «Stäbchen»<br />

auch auf schwache Hell-Dunkel-Kontraste<br />

bei Nacht. Tatsächlich können die Augen<br />

ihre Lichtempfindlichkeit durch Weitung<br />

der Pupillen und Regulationsvorgänge in<br />

der Netzhaut um mehrere Zehnerpotenzen<br />

steigern. Bei völliger Anpassung an die<br />

Dunkelheit reicht ein einziges Lichtquant<br />

pro Sekunde, um eine Stäbchenzelle zu<br />

reizen. Dann sehen wir selbst weit entfernte,<br />

schwach leuchtende Sterne.<br />

Hören<br />

Das Ohr ist der heimliche Star unter<br />

den Sinnesorganen. Es ist mindestens so<br />

empfindlich wie das Auge, schläft im Gegensatz<br />

dazu aber nie. Das Ohr ist vom<br />

Standpunkt des Ingenieurs aus ein Wunderwerk.<br />

Zudem ist das Hören die Grundlage<br />

menschlicher Kommunikation.<br />

Von aussen betrachtet, mutet das Ohr<br />

als knorpeliger Trichter an, doch aus dem<br />

hineinwandernden Schall werden Geräusche,<br />

Sprache und Musik. Hören ist eine<br />

sensorische Wertschöpfungskette. An ihrem<br />

Beginn steht simple Mechanik: Kleine<br />

Druckschwankungen der Luft – die Schallwellen<br />

– bringen das Trommelfell und die<br />

wenige Milligramm schweren Gehörknöchelchen<br />

im Mittelohr zum Schwingen.<br />

Das Mittelohr wiederum fungiert durch<br />

seine anatomischen Proportionen als<br />

akustischer Verstärker und ein zwanzigfach<br />

gesteigerter Schwingungsdruck wird<br />

Die Augen können<br />

ihre Lichtempfindlichkeit<br />

durch Weitung<br />

der Pupillen und<br />

Regulationsvorgänge<br />

in der Netzhaut um<br />

mehrere Zehnerpotenzen<br />

steigern.<br />

S I N N E S O R G A N E T H E M A<br />

5<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


S I N N E S O R G A N E T H E M A<br />

schliesslich auf das Innenohr übertragen.<br />

Hier findet sich, eingebettet in den seitlichen<br />

Schädel, das eigentliche Hörorgan,<br />

die so genannte Gehörschnecke oder Cochlea.<br />

Sie ist mit einer wässrigen Flüssigkeit<br />

gefüllt, so dass bei jeder Druckübertragung<br />

winzige Wellen die Windungen der<br />

Schnecke durchwandern und die dort<br />

verteilten Sinneszellen durch Scherkräfte<br />

erregen. Der Clou: Jede Schallfrequenz erzeugt<br />

eine charakteristische Welle, die immer<br />

nur ganz bestimmte Rezeptoren reizt.<br />

In den Erregungsmustern, die der Hörnerv<br />

Jenseits der fünf Sinne<br />

In seiner Schrift «De anima» (Von der<br />

Seele) argumentierte Aristoteles, dass es<br />

nicht mehr als fünf Sinne geben könne –<br />

eine Einteilung, die über das Mittelalter<br />

bis in die Moderne erhalten blieb, dem<br />

menschlichen Sensorium aber nicht unbedingt<br />

gerecht wird. Beispielsweise ordnete<br />

Aristoteles das Empfinden von Warm<br />

und Kalt dem Berührungssinn zu. Heute<br />

weiss man jedoch, dass Temperatursignale<br />

– ebenso wie Schmerz – durch besondere<br />

Rezeptoren in der Haut wahrgenommen<br />

in Armen und Schultern bei einem Handstand<br />

auch ausreicht. Erst durch die Kombination<br />

aller Informationen werden koordinierte<br />

Bewegungen möglich. In jedem<br />

Augenblick verortet sich dabei der Körper<br />

im Raum.<br />

Im Innern der Sinnesmaschine<br />

Trotz der Vielfalt der Sinne beruht die<br />

Fähigkeit zur sinnlichen Wahrnehmung<br />

auf wenigen Prinzipien. Auf molekularer<br />

Ebene heisst das: Sinnesrezeptoren verwandeln<br />

physikalische oder chemische<br />

aus der Cochlea ans Gehirn überträgt, ist<br />

und über eigenständige Nervenbahnen<br />

Reize in elektrische Entladungsmuster der<br />

dadurch die Frequenz präzise codiert.<br />

ans Gehirn übermittelt werden.<br />

Nerven – und auf die muss sich das Hirn<br />

seinen Reim machen. Ob wir ein Nerven-<br />

Der Mechanismus arbeitet derart ge-<br />

Es ist mehr eine Frage der Vorliebe als<br />

signal als Kitzel im grossen Zeh oder als<br />

6<br />

nau, dass sich in einem Frequenzbereich<br />

von 1’000 Hz – einer typischen Tonhöhe<br />

der Fakten, ob man von fünf, acht oder<br />

noch mehr Sinnen spricht. Allein in sei-<br />

Wohlgeruch in der Nase empfinden, hängt<br />

vor allem damit zusammen, an welcher<br />

beim Sprechen – Unterschiede von nur 3<br />

nem Innern verfügt der Organismus über<br />

Stelle die Sinnesreize die Hirnrinde errei-<br />

Hz wahrnehmen lassen. Bereits bei einem<br />

ein reiches Repertoire von Sensoren, die<br />

chen. Das Grosshirn besitzt für jeden Sinn<br />

etwas schlechteren akustischen Auflö-<br />

beispielsweise die Blasendehnung oder<br />

spezifische sensorische Felder. Allerdings:<br />

sungsvermögen wäre das Sprachverstehen<br />

die Blutkonzentration von Traubenzucker<br />

Diese zerebrale Landkarte der Sinne ist<br />

kaum möglich. Indes scheint sich das Ge-<br />

und Kohlendioxid messen – und Empfin-<br />

nicht unverrückbar. So weiss man inzwi-<br />

hör sogar noch schärfen zu lassen – vor al-<br />

dungen wie Harndrang, Hunger und Atem-<br />

schen, dass bei Blinden Hirnrindenberei-<br />

lem, was die neuronale Interpretation der<br />

not auslösen. Hinzu kommt der hochprä-<br />

che, die üblicherweise das Sehen bewerk-<br />

Hörsignale betrifft. So weisen Hirnscan-<br />

zise Gleichgewichts- und Lagesinn des<br />

stelligen, teilweise Aufgaben beim Tasten<br />

Studien darauf hin, dass sich bei Musikern<br />

Körpers, der gleich mehrere sensorische<br />

und Hören übernehmen. Insofern gibt es<br />

durch langjährige Übung die für das Hören<br />

Systeme integriert. Am bekanntesten ist<br />

im Gehirn keine Wahrheit der Sinne, son-<br />

zuständigen Bereiche in der Hirnrinde ver-<br />

das Gleichgewichtsorgan, eine Art Wasser-<br />

dern nur neuronale Gewohnheiten, die<br />

grössern. Offenbar hinterlässt der ins Ohr<br />

waage im Kopf, das direkt neben der Ge-<br />

Sinnesdaten zu deuten.<br />

hineinwandernde Schall bleibende Spuren<br />

hörschnecke im Innenohr liegt. Es besteht<br />

im Kopf.<br />

aus mehreren Knochenkanälchen, die mit<br />

Sogar selbstverständliche Gewisshei-<br />

einer wässrigen Flüssigkeit gefüllt sind.<br />

ten wie die Körperwahrnehmung sind<br />

Schnelle Kopfdrehungen, das Beschleu-<br />

nicht unumstösslich, wie Neuroforscher<br />

nigen und Abbremsen eines Autos, aber<br />

aus Lausanne unlängst gezeigt haben, in-<br />

auch die Erdanziehung führen zu Flüssig-<br />

dem sie zwei Sinne mit widersprüchlichen<br />

keitsverschiebungen und erregen besonde-<br />

Informationen fütterten. Das Team setzte<br />

re Rezeptoren. Bei jedem Positionswechsel<br />

Testpersonen Videobrillen auf, mit denen<br />

des Kopfes meldet das Innenohr die verän-<br />

sie den eigenen Körper in einer 3-D-Pro-<br />

derte Stellung.<br />

jektion von hinten beobachten konnten.<br />

Dann streichelte man ihnen den Rücken<br />

Diese Signale fliessen dann im Gehirn<br />

– was sie ebenfalls im Kamerabild sahen.<br />

mit Reizen aus speziellen Sensoren in Ge-<br />

Genau diese Szene rief bei den Testteilneh-<br />

lenken, Muskeln und Sehnen zusammen.<br />

mern die verwirrende Empfindung hervor,<br />

Sie geben fortlaufend Auskunft darüber,<br />

sie hätten den eigenen Leib verlassen und<br />

ob die Beine beim Gehen gebeugt oder<br />

der virtuelle Körper vor ihnen sei der ihre.<br />

gestreckt sind oder die Muskelspannung<br />

Im Konflikt zwischen Streichelgefühl und<br />

Videobild war ihnen der Sinn für sich<br />

Der ins Ohr hinein-<br />

selbst abhanden gekommen. Sie trauten<br />

dem, was sie sahen, mehr als dem, was<br />

wandernde Schall<br />

hinterlässt bleibende<br />

Spuren im Kopf.<br />

sie fühlten.<br />

A U T O R<br />

Dr. Martin Lindner<br />

Wissenschaftsjournalist<br />

Griebenowstrasse 10/11<br />

DE-10435 Berlin<br />

l<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Das enterische Nervensystem<br />

oder das Gehirn im Bauch<br />

Das enterische Nervensystem (ENS) ist ein<br />

in der Darmwand lokalisiertes intrinsisches<br />

Nervengeflecht, das sich entlang des gesamten<br />

Magen-Darmtraktes – vom Ösophagus bis<br />

zum Anus – zieht. Es besteht im Wesentlichen<br />

aus zwei ganglionierten Plexus, dem Plexus<br />

myentericus, der zwischen den beiden äusseren<br />

Muskelschichten gelegen ist, und dem<br />

Plexus submucosus, der direkt der Mucosa<br />

anliegt. Das ENS enthält ca. 100 Mio. Nervenzellen,<br />

die in Ganglien lokalisiert sind.<br />

N E R V E N S Y S T E M T H E M A<br />

7<br />

◗ Michael Schemann<br />

Es wurde sehr früh erkannt, dass das<br />

Nervensystem im Darm nicht als diffuses<br />

parasympathisches Ganglion angesehen<br />

werden kann, sondern vielmehr ein eigenständiger<br />

Teil des vegetativen Nervensystems<br />

ist. Langley führte daher 1900 den<br />

Begriff «enterisches Nervensystem» ein,<br />

um deutlich zu machen, dass intrinsische<br />

Nerven des Darms unabhängig von anderen<br />

vegetativen Nerven arbeiten.<br />

Das vegetative Nervensystem wird<br />

heute in drei Teile gegliedert: das enterische,<br />

das sympathische und das parasympathische<br />

Nervensystem. Das ENS ist<br />

wesentlich an der Regulation der lebenswichtigen<br />

Magen-Darm-Funktionen wie<br />

Motilität, Sekretion, lokale Durchblutung<br />

(Mikrozirkulation) und Abwehrmechanismen<br />

beteiligt (Abb. 1).<br />

Im Vergleich zum ENS spielt das sympathische<br />

und parasympathische Nervensystem<br />

für die Regulation der Magen-<br />

Darmfunktionen eine eher untergeordnete<br />

Rolle. So verdankt der Magen-Darmtrakt<br />

dem ENS seine Ausnahmestellung, da er<br />

als einziges Organ in der Lage ist, seine<br />

Funktionen auch im isolierten Zustand<br />

und damit unabhängig von zentralnervösen<br />

Einflüssen aufrechtzuerhalten. Diese<br />

Fähigkeit des ENS wurde zuerst 1899 von<br />

Bayliss und Starling beschrieben [W.M.<br />

Bayliss und E.H. Starling, J. Physiol. 24<br />

(1899) 99–143]. Sie entdeckten, dass <strong>Reflexe</strong><br />

auch an einem isolierten Darmstück<br />

ablaufen und unter anderem dafür sorgen,<br />

dass der Darm seinen Inhalt koordiniert<br />

in anale Richtung transportieren kann.<br />

Dieser Muskelreflex wird aufgrund seiner<br />

grundsätzlichen Bedeutung für die Propulsion<br />

des Darminhaltes auch als «law of the<br />

intestine» (Gesetz des Darms) bezeichnet.<br />

Das ENS ist für die autonome Regulation<br />

der elementaren Magen-Darmfunktionen<br />

verantwortlich, während die extrinsischen,<br />

sympathischen und parasympathischen<br />

Nervenbahnen primär eine Überwachungsfunktion<br />

innehaben und nur gelegentlich<br />

regulierend und kontrollierend eingreifen.<br />

Da das ENS strukturell wie funktionell<br />

dem Gehirn ähnlich ist und vergleichbar<br />

komplexe Leistungen erbringt, wird es<br />

auch häufig als «little brain of the gut»<br />

bzw. als Bauchgehirn bezeichnet.<br />

Die anatomische Zweiteilung des<br />

ENS in den Plexus myentericus und den<br />

Plexus submucosus hat auch ein funktionelles<br />

Korrelat. Während Nervenzellen<br />

des Plexus myentericus primär die Aktivität<br />

der Muskulatur steuern, übernehmen<br />

Nervenzellen des Plexus submucosus die<br />

Steuerung der verschiedenen Mucosafunktionen<br />

wie Sekretion und Resorption.<br />

A B B I L D U N G 1<br />

enterisches Nervensystem<br />

Mucosa<br />

Muskulatur Sekretion Blutgefässe Immunsystem<br />

Motilität Absorption Durchblutung Abwehr<br />

Permeabilität<br />

von Noxen<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


N E R V E N S Y S T E M T H E M A<br />

8<br />

Gemeinsam beeinflussen beide Plexus die lierten Programmen (Reflexschaltkreise),<br />

Durchblutung des Darms. Ebenso beteiligen<br />

sich myenterische wie submucöse<br />

die es je nach Stimulus initiieren kann.<br />

Nervenzellen an der Interaktion mit dem Um die Kommunikation innerhalb des<br />

Darmimmunsystem.<br />

ENS aufrecht zu erhalten, und die fein abgestimmte<br />

Kontrolle der Effektorsysteme<br />

Das ENS kann die Effektoren wie Muskulatur<br />

und Mucosa getrennt ansteuern Nervenzellen über 25 verschiedene Trans-<br />

zu ermöglichen, synthetisieren enterische<br />

und deren Aktivität stimulieren oder hemmen.<br />

Darüber hinaus ist das ENS auch in die im zentralen Nervensystem existiemittersubstanzen.<br />

Alle Neurotransmitter,<br />

der Lage, verschiedene Aktivitäten zu koordinieren.<br />

Verbindungen zwischen dem werden. Des Weiteren kann jede einzelne<br />

ren, konnten auch im ENS nachgewiesen<br />

Plexus myentericus und dem Plexus submucosus<br />

sorgen z.B. dafür, dass Sekretion, mitter synthetisieren. Damit würden sich<br />

Nervenzelle des ENS verschiedene Trans-<br />

Durchblutung und Muskelkontraktionen über 1’000 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten<br />

ergeben. Tatsächlich exis-<br />

während der Propulsion des Darminhaltes<br />

zeitlich aufeinander abgestimmt werden. tieren jedoch weit weniger Kodierungsmuster,<br />

was darauf hindeutet, dass sich<br />

Um die verschiedenen Funktionen autonom<br />

regulieren zu können, existieren etabliert haben. Bisher konnten ca. 30 Po-<br />

nur ganz bestimmte Kolokalisationsmuster<br />

im ENS funktionell unterschiedliche Zelltypen.<br />

Ähnlich wie im zentralen Nerven-<br />

Interneurone oder Motorneurone fungiepulationen,<br />

die als sensorische Neurone,<br />

system besitzt das ENS sensorische Neurone,<br />

Interneurone und Motorneurone. Die sation von Neurotransmittern identifiziert<br />

ren, aufgrund ihrer spezifischen Kolokali-<br />

Existenz all dieser funktionell unterschiedlichen<br />

Nerven ist für die Regulation komliert<br />

dieser neurochemische Code mit der<br />

werden. Je nach Region und Spezies korelplexer<br />

Vorgänge zwingend erforderlich. Funktion der Nervenzelle, d.h. spezifische<br />

Das ENS besitzt eine Reihe von fest instal-<br />

Transmitter-Kombinationen sind charak-<br />

A B B I L D U N G 2<br />

teristisch für sensorische Neurone, Interneurone<br />

bzw. erregende oder hemmende<br />

Motorneuronen. Wahrscheinlich gibt es<br />

innerhalb der verschiedenen Kombinationen<br />

in funktioneller Sicht primäre und<br />

sekundäre Transmitter.<br />

Das ENS verfügt über das gesamte<br />

Repertoire synaptisch vermittelter Aktivierung<br />

oder Hemmung. Schnelle erregende<br />

postsynaptische Potenziale (E fast<br />

excitatory postsynaptic potentials, fEP-<br />

SP) stellen einen der wichtigsten Übertragungsmechanismen<br />

dar. Als primärer<br />

Transmitter dieser fEPSP fungiert Acetylcholin,<br />

das die postsynaptische Nervenzelle<br />

über nicotinerge Rezeptoren aktiviert.<br />

Des Weiteren sind auch Serotonin (5-HT)<br />

und Adenosintriphosphat (ATP) an der<br />

Vermittlung der fEPSP beteiligt. Serotonin<br />

wirkt hierbei über 5-HT3-Rezeptoren,<br />

ATP über P2X-Rezeptoren. Diskutiert wird<br />

ebenfalls eine Beteiligung von Glutamat<br />

an der Übertragung der fEPSP. Neben<br />

den schnellen erregenden Übertragungsmechanismen<br />

existieren auch langsame<br />

erregende postsynaptische Potenziale (E<br />

slow excitatory postsynaptic potentials,<br />

sEPSP). Wie bei den fEPSP werden auch<br />

sEPSP durch verschiedene Neurotransmitter<br />

vermittelt. Acetylcholin spielt auch bei<br />

sEPSP als Überträgersubstanz eine Rolle.<br />

Im Gegensatz zu fEPSP werden cholinerge<br />

sEPSP über muscarinerge Rezeptoren<br />

vermittelt. Neben Acetycholin sind ca. 20<br />

weitere Neurotransmitter und Neuropeptide<br />

an der Initiierung von sEPSP beteiligt,<br />

wie z.B. 5-HT über einen 5-HT1-Rezeptorsubtyp,<br />

Substanz P über NK-1- und NK-3-<br />

Rezeptoren oder Glutamat über metabotrope<br />

Rezeptoren. Hemmung im ENS wird<br />

durch hemmende postsynaptische Potenziale<br />

(E slow inhibitory postsynaptic potentials,<br />

sIPSP) oder durch präsynaptische<br />

Hemmmechanismen vermittelt. Als Überträgersubstanzen<br />

der sIPSP werden ATP,<br />

Galanin, 5-HT, Somatostatin und Neuropeptid<br />

Y diskutiert. Präsynaptische Hemmung<br />

tritt an Synapsen auf, die fEPSP oder<br />

sEPSP vermitteln, indem die Ausschüttung<br />

von Acetylcholin bzw. verschiedener Neuropeptide<br />

gehemmt wird. Die präsynaptische<br />

Hemmung der Acetylcholin-Ausschüttung<br />

enterischer Nervenzellen ist der<br />

entscheidende Mechanismus, über den<br />

der Sympathikus die Aktivität des Magen-<br />

Darmkanals hemmt.<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


All diese synaptischen Übertragungsmechanismen<br />

halten die Kommunikation<br />

innerhalb des ENS aufrecht und sind die<br />

Grundlage für Reizverarbeitung, Integration<br />

und Regulation der verschiedenen<br />

Effektorsysteme. Dabei ist entscheidend,<br />

dass das ENS über die notwendige Plastizität<br />

verfügt, um sich an veränderte physiologische<br />

Bedingungen zu adaptieren bzw.<br />

um auf pathophysiologische Veränderungen<br />

zu reagieren.<br />

Sensorische Verschaltung im ENS<br />

Das ENS kodiert Reize unabhängig<br />

vom zentralen Nervensystem, da es über<br />

eine eigene sensorische Verschaltung verfügt.<br />

Das ENS scheint über eine enorme<br />

Anzahl von IPAN zu verfügen; mehrere<br />

A B B I L D U N G 3<br />

hundert IPAN pro cm2 Darm sind für die<br />

Kodierung verschiedener Reize verantwortlich.<br />

IPAN haben spezifische Eigenschaften,<br />

die sie von anderen enterischen<br />

Nervenzellen unterscheiden. So besitzen<br />

sie mehrere lange Nervenfortsätze und<br />

nur wenige Dendriten. Elektrophysiologisch<br />

sind die meisten IPAN AH-Neurone<br />

(E after hyperpolarisation, AH), da nach<br />

Aktionspotenzialentladung eine lang-anhaltende<br />

Nachhyperpolarisation auftritt.<br />

IPAN erhalten keine fEPSP, werden aber<br />

synaptisch über sEPSP aktiviert und über<br />

sIPSP gehemmt. Die funktionelle Relevanz<br />

der stark ausgeprägten Aktivierung über<br />

sEPSP liegt vermutlich darin, dass IPAN<br />

sich gegenseitig durch sEPSP aktivieren<br />

und somit sensorische Einheiten bilden.<br />

Substanz P ist einer der Transmitter, der<br />

diesen positiven Kopplungsmechanismus<br />

vermittelt. Noch ist unbekannt, wie<br />

viele IPAN aktiviert werden müssen, um<br />

Reflexantworten zu initiieren. Neben den<br />

synaptischen Verbindungen zu anderen<br />

IPAN sind die primären Zielzellen der<br />

IPAN Interneurone oder Motorneurone im<br />

ENS. Axone einiger IPAN projizieren jedoch<br />

auch zu den sympathischen Bauchganglien<br />

und zum ZNS. Die IPAN kodieren<br />

hauptsächlich mechanische und chemische<br />

Reize. Mechanosensible Nerven registrieren<br />

Wandspannung, intraluminalen<br />

Druck, Volumenänderungen oder auch<br />

Scherreize an der Mucosa. Die Erkenntnis,<br />

dass mechanosensible IPAN wahrscheinlich<br />

auf Wandspannung und nicht auf<br />

Dehnung reagieren, ist für das Verständnis<br />

von Störungen der Magen-Darm-Motilität<br />

von grosser Bedeutung. Schon sehr früh<br />

wurde von Lüderitz beobachtet, dass Dehnung<br />

eines Darmsegmentes nur dann zu<br />

einer koordinierten Peristaltik und Propulsion<br />

führt, wenn am Ort der Dehnung eine<br />

lokale Aktivierung der Muskulatur erfolgt.<br />

Dies bedeutet, dass die IPAN nur dann den<br />

peristaltischen Reflex initiieren können,<br />

wenn die Muskulatur einen ausreichend<br />

hohen Tonus produziert. Ob dieser Tonus<br />

nerval oder, analog zum myogenen Tonus<br />

bei Blutgefässen, myogen vermittelt wird,<br />

ist noch nicht eindeutig geklärt. Chemosensible<br />

Nerven reagieren auf Nährstoffe,<br />

Osmolarität oder pH-Änderungen. Obwohl<br />

IPAN mechanische und chemische Reize<br />

auch direkt detektieren können, geht man<br />

inzwischen davon aus, dass IPAN zwar die<br />

sensorischen Stimuli kodieren, andere Zellen<br />

jedoch den eigentlichen Sensor darstellen.<br />

Als eine Art «Geschmacksknospen» im<br />

Darm reagieren enterochromaffine Zellen<br />

in der Schleimhaut auf chemische und<br />

mechanische Stimuli und setzen daraufhin<br />

ihren primären Mediator, das Serotonin,<br />

frei. Serotonin aktiviert dann serotonerge<br />

Rezeptoren auf den Fortsätzen der IPAN.<br />

Interneuronale Verschaltung im<br />

ENS<br />

Die Kommunikation zwischen enterischen<br />

Nervenzellen wird durch Interneurone<br />

sichergestellt, die Millionen<br />

von synaptischen Verbindungen im ENS<br />

aufrechterhalten [S.J.H. Brookes, Neurogastroent.<br />

& Motil. 13 (2001) 1–18]. Sie<br />

verarbeiten Signale, die von anderen en-<br />

N E R V E N S Y S T E M T H E M A<br />

9<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


N E R V E N S Y S T E M T H E M A<br />

10<br />

terischen Nervenzellen oder auch vom<br />

Gehirn kommen und entscheiden über die<br />

Aktivierung oder Hemmung der verschiedenen<br />

Reflexschaltkreise. Wie im Gehirn<br />

sind die interneuronalen Schaltkreise Basis<br />

für höhere Funktionen eines integrativen<br />

Nervensystems. Transmitter, die von<br />

Interneuronen benutzt werden sind unter<br />

anderem Acetylcholin, Substanz P, Serotonin,<br />

Stickoxid und Somatostatin (Abb. 3).<br />

Motorische Verschaltung im ENS<br />

Motorneurone des ENS innervieren<br />

die Effektorsysteme im Magen-Darmtrakt.<br />

Man unterscheidet zwischen Muskel-,<br />

Sekreto- und Vaso-Motorneuronen. Die<br />

Signale der IPAN bzw. der Interneurone<br />

werden über EPSP an die Motorneurone<br />

weitergegeben. Die Transmitter, die diese<br />

EPSP erzeugen, sind neben Acetylcholin<br />

eine Reihe von Neuropeptiden. Eine Aktivierung<br />

der Motorneurone kann zu einer<br />

Hemmung oder Erregung der Effektoren<br />

führen, je nachdem ob die Motorneurone<br />

hemmende oder erregende Neurotransmitter<br />

ausschütten.<br />

Der wichtigste Neurotransmitter der<br />

erregenden Muskel-Motorneurone ist Acetylcholin,<br />

das muscarinerge Rezeptoren<br />

auf den glatten Muskelzellen der Magen-<br />

Darm-Wand aktiviert und motilitätsstimulierend<br />

wirkt. Ein weiterer motilitätsstimulierender<br />

Transmitter ist Substanz P, die<br />

meist mit Acetylcholin in einer bestimmten<br />

Population von Motorneuronen kolokalisiert<br />

ist. Die wichtigsten hemmenden Neurotransmitter<br />

der Muskel-Motorneurone<br />

sind Stickstoffmonoxid (NO), vasoaktives<br />

intestinales Peptid (VIP), ATP und pituitary<br />

adenylate cyclase activating peptide<br />

(PACAP). Ihre hemmende Wirkung auf die<br />

Muskelaktivität führt zu einer Relaxation<br />

des Darms. Diese Art der Hemmung wird<br />

als NANC-Hemmung bezeichnet (nichtadrenerg<br />

nicht-cholinerg vermittelt), da<br />

weder Noradrenalin noch Acetylcholin primär<br />

beteiligt sind.<br />

Sekreto-Motorneurone sind in der<br />

Mehrzahl erregend und verstärken durch<br />

ihre Transmitter Acetylcholin und VIP die<br />

sekretorische Aktivität des Epithels. Einige<br />

hemmende Sekreto-Motorneurone schütten<br />

Somatostatin oder Neuropeptid Y aus.<br />

Enterische Vasomotorneurone sind an<br />

der Regulation der Mikrozirkulation beteiligt.<br />

Nachgewiesen sind bisher cholinerge<br />

und VIP-erge Vasomotorneurone, die<br />

die Blutgefässe erweitern und damit die<br />

Durchblutung im Darm erhöhen.<br />

Der oben beschriebene strukturelle<br />

Aufbau des enterischen Nervensystems<br />

ist die Basis für Reflexschaltkreise, die, je<br />

nach Bedarf, an- oder ausgeschaltet werden<br />

können.<br />

l<br />

Auf die verschiedenen <strong>Reflexe</strong> und<br />

Interaktionen des ENS wird in der<br />

nächsten <strong>Ausgabe</strong> eingegangen.<br />

A U T O R<br />

Michael Schemann<br />

Hannover<br />

mit freundlicher Genehmigung:<br />

Springer-Verlag GmbH<br />

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Das Riechorgan –<br />

ein verlorener Sinn?<br />

Dem Geruchssinn wird von vielen Menschen zu Unrecht<br />

eine untergeordnete Bedeutung beigemessen, obwohl<br />

er für unser Wohlbefinden eine grosse Rolle spielt. Geruchs-<br />

und Geschmackssinn sind zwar räumlich getrennt,<br />

ihre Funktion ist aber eng miteinaner verbunden.<br />

◗ Ariane Baumann, Marco Caversaccio<br />

Abb. 1: «Von Nase zu Nase». (L. Schäublin, Naturhistorisches Museum Bern)<br />

G E R U C H S S I N N T H E M A<br />

Das Wort Schmecken wird oft fälschlicher-<br />

sowie Abwassersystemen, der Entstehung<br />

sie die Duftstoffe wahrnehmen. Ihre zen-<br />

weise benutzt, wenn wir riechen meinen.<br />

von Gestank direkt entgegen zu wirken.<br />

tralen Fortsätze, die zum Gehirn führen<br />

Denn Schmecken können wir im Prinzip<br />

nur wenige Grundqualitäten: salzig, süss,<br />

bitter und sauer. Alle Feinheiten des Essens<br />

Düfte als Mittel zur Partnersuche<br />

Bei den Tieren ist bekannt, dass sie<br />

(Axone), vereinigen sich zu grösseren<br />

Fäden (Fila olfactoria), die durch die vordere<br />

Schädelbasis treten und zum Bulbus<br />

11<br />

oder Trinkens nehmen wir ausschliesslich<br />

spezifische Duftstoffe absondern und die<br />

olfactorius, einem kolbigen Gebilde, zie-<br />

mit dem Geruchsinn wahr, wobei die ent-<br />

umliegende Luft «parfümieren», um Paa-<br />

hen (Abb. 3). Von dort gelangen Geruchs-<br />

sprechenden Gerüche zwar mit der Nase<br />

rungsbereitschaft und Territorialansprü-<br />

reize zu den sekundären Riechzentren in<br />

wahrgenommen werden, aber auch vom<br />

che anzuzeigen. Diese Botenstoffe werden<br />

verschiedenen Hirnbereichen. Diese sind<br />

hinteren Teil des Mundes über den Gau-<br />

Pheromone genannt, sie werden bei den<br />

einerseits in der Hirnrinde lokalisiert, wo<br />

men in die Nase steigen (Abb. 1).<br />

Tieren über ein spezifisches zusätzliches<br />

die Gerüche wahrgenommen werden und<br />

Kulturhistorische Aspekte<br />

Dem Geruchssinn kommt auch kultur-<br />

Riechorgan in der Nasenscheidewand,<br />

das Vomeronasale oder Jacobson Organ,<br />

aufgenommen, das beim Menschen nur<br />

Assoziationen zu anderen Sinneseindrücken<br />

entstehen. Andererseits findet im<br />

limbischen System am Rande des Gross-<br />

historisch eine grosse Bedeutung zu. Mit<br />

rudimentär angelegt ist. Über das vomero-<br />

hirns der Anschluss an vegetative Zentren<br />

der Entwicklung der menschlichen Kultu-<br />

nasale Organ des Menschen wird zur Zeit<br />

statt, wo emotionale Begleiterscheinungen<br />

ren ging ein zunehmender Gebrauch von<br />

noch viel geforscht. Bekannt ist aber, dass<br />

ausgelöst werden.<br />

Duftstoffen einher. Alle grossen Weltkulturen<br />

kennen jahrtausendalte Duftstoffe. So<br />

versuchten in Ägypten die Pharaonen, mit<br />

Weihrauch ihre Götter günstig zu stimmen<br />

die nicht als eigentliche Gerüche wahrnehmbaren<br />

Pheromone wahrscheinlich<br />

auch beim Menschen eine wichtige Rolle<br />

spielen. Sie können die Stimmung, insbe-<br />

Wie nehmen wir den Geruch<br />

wahr?<br />

Der Geruchssinn ist aussergewöhnlich<br />

und verwendeten Nardenöl als Grabbei-<br />

sondere das Sozial- und Sexualverhalten<br />

spezifisch und lässt fast 10 Mio. Duftstof-<br />

gabe. Die Römer verschönerten ihre Feste<br />

unbewusst beeinflussen und entscheiden<br />

fe auch bei kleinsten Konzentrationen<br />

mit exotischen Düften, welche durch par-<br />

somit oft darüber, ob man einen Partner<br />

unterscheiden. Duftmoleküle werden mit<br />

fümierte Tauben verbreitet wurden. Beim<br />

«riechen kann oder nicht». Viele alltägli-<br />

Hilfe des Schleimes der Geruchsdrüsen<br />

Baden wurden dem Wasser aromatische<br />

che Redewendungen wie z.B. «die Nase<br />

gebunden und in konzentrierter Form den<br />

Essenzen beigemischt. Mit raffinierten<br />

von etwas voll haben», «jemanden nicht<br />

Rezeptoren der Riechzellen präsentiert.<br />

Parfümen überdeckten im Mittelalter rei-<br />

riechen können» oder «er soll verduften»<br />

Dabei werden unter anderem Botenstoffe<br />

che Bürger üble Gerüche, z.B. jene niedri-<br />

haben vermutlich hier ihren Ursprung.<br />

abgegeben, welche auch die angrenzen-<br />

gerer Klassen, aber auch den Geruch des<br />

eigenen, zum Teil ungewaschenen Körpers.<br />

Ebenso wurde versucht, Krankheiten<br />

wie z.B. die Pest mit Blütenblättern und<br />

brennenden Dufthölzern fernzuhalten.<br />

Aus dieser Zeit stammt auch der Name<br />

Malaria (mala aria).<br />

Erst Ende des 18. Jahrhunderts fand<br />

eine eigentliche «Geruchsrevolution» statt.<br />

Das Verhältnis der Menschen zu den Gerüchen<br />

änderte sich grundlegend. Statt üble<br />

Gerüche mit Wohlgerüchen zu überdecken,<br />

versuchte man nun durch bessere Kör-<br />

Anatomische und physiologische<br />

Aspekte<br />

Der Geruchssinn ist im Riechepithel<br />

der Nasenschleimhaut lokalisiert. Es handelt<br />

sich um etwa briefmarkengrosse Areale<br />

von je 2,5 cm 2 , welche am Dach der<br />

Nasenhaupthöhle gelegen sind. Im Riechepithel<br />

befinden sich beidseits je 10–20<br />

Millionen bipolare Rezeptorzellen, die so<br />

genannten Riechzellen (Abb. 2). Die nasenwärts<br />

gerichteten Fortsätze (Dendriten)<br />

enden mit je 10–20 Zilien (Wimperhaaren)<br />

den Riechzellen depolarisieren und damit<br />

A B B I L D U N G 2<br />

Das Riechepithel<br />

Riechepitheloberfläche (1),<br />

Riechzelle (2) mit Dendriten<br />

(3) und Axon (4).<br />

Die Axone vereinigen sich zur<br />

Fila olfactoria (5).<br />

(Modifiziert nach R. V. Krstic,<br />

Human Microscopic Anatomy,<br />

Springer V. 1991)<br />

perhygiene und den Bau von Klärgruben<br />

auf der Oberfläche des Riechepithels, wo<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


G E R U C H S S I N N T H E M A<br />

12<br />

zu einer potenzierten Fortleitung der Geruchsempfindung<br />

führen. Die Duftstoffe<br />

werden somit aufgrund ihres chemischen<br />

Aufbaus mit Hilfe von Absorptionsmechanismen<br />

erkannt und in spezielle elektrische<br />

Nervenreize umgewandelt.<br />

Die Empfindlichkeit des Riechens ist<br />

individuell sehr verschieden, aber trainierbar.<br />

Im Gegensatz zum Geruchsorgan<br />

ist das Erkennen und Beschreiben von Gerüchen<br />

nicht erbbedingt, sondern eine erworbene<br />

und erlernbare Fähigkeit. Parfümeure<br />

können somit viel mehr Duftsorten<br />

unterscheiden als andere Menschen.<br />

Bei den Tieren sind die Riechleistungen<br />

in der Regel noch viel besser ausgebildet.<br />

Ein Hund mit einem Riechareal<br />

von etwa 150 cm 2 und 220 Mio. Riechsinneszellen<br />

kann sogar Fettsubstanzen des<br />

Fussschweisses, welche durch die Schuhsohlen<br />

dringen, anhand weniger Duftmoleküle<br />

als Fährte identifizieren.<br />

A B B I L D U N G 3<br />

Sagittaler Schnitt durch Nase und vordere Schädelbasis:<br />

Naseneingang (1), Nasenmuscheln (2), Gaumen (3).<br />

Die Fila olfactoria (4) vereinigen sich nach dem Durchtritt<br />

durch die Schädelbasis zum Bulbus olfactorius (5).<br />

Klassifikation und Ursachen von<br />

Riechstörungen<br />

Normales Riechen wird als Normosmie<br />

bezeichnet. Funktionsstörungen des<br />

Riechens lassen sich in quantitative und<br />

qualitative Riechstörungen unterteilen.<br />

Quantitative Störungen manifestieren sich<br />

in Änderungen der Riechschwelle im Sinne<br />

einer Riechverminderung (Hyposmie)<br />

oder eines Riechverlustes (Anosmie).<br />

Qualitative Störungen werden als Parosmien<br />

zusammengefasst und entsprechen verzerrten<br />

oder falschen Geruchsempfindungen.<br />

So können Rosen wie Abfall riechen<br />

(Kakosmien) oder inexistente Gerüche<br />

wahrgenommen werden (Phantosmien).<br />

Parosmien treten oft im Gefolge von Nervenleiden<br />

oder bei Hirntumoren auf. Die<br />

Ursache der quantitativen Riechstörung<br />

lässt sich am besten nach dem Ort der<br />

Schädigung einteilen und kann somit im<br />

Bereiche des Sinnesorganes (Riechepithel<br />

in der Nase), der ableitenden Nervenfasern<br />

oder auch zentral in den Riechzentren<br />

des Gehirns liegen. Die einzelnen<br />

Störungen sind im Kasten «Störungen im<br />

Riechsystem» zusammengefasst.<br />

Untersuchungs- und Therapiemöglichkeiten<br />

Beim Riechen unterscheidet man<br />

Wahrnehmung, Erkennung und Unterscheidung<br />

von Gerüchen. Aufgrund der<br />

grossen individuellen Unterschiede bestehen<br />

keine «Normwerte». Angewandt werden<br />

daher vor allem subjektive Riechprüfungen<br />

mit verschiedenen Geruchsproben<br />

in standardisierten Testbatterien (Sniffing<br />

Sticks, Schnüffelflaschen, Geruchs- und<br />

Geschmacksbonbons). Diese liefern rein<br />

qualitative Resultate.<br />

Man unterscheidet reine Riechstoffe,<br />

welche ausschliesslich den Riechnerv (N.<br />

olfactorius) reizen (Kaffee, Vanille, Zimt,<br />

Lavendel), Riechstoffe mit Trigeminusreizkomponenten<br />

(zusätzliche Reizung eines<br />

weiteren Hirnnervs) wie z.B. Menthol<br />

sowie Riechstoffe mit Geschmackskomponenten<br />

(Chloroform). Bei einem reinen<br />

Ausfall des Riechvermögens werden<br />

nur noch Trigeminusreizstoffe (z.B. Senf)<br />

und Geschmackskomponenten wahrgenommen.<br />

Objektive Riechprüfungen sind<br />

aufwendig. An grösseren Kliniken werden<br />

olfaktorisch ausgelöste, elektrische<br />

Potenziale (elektrische Antworten der<br />

Hirnrinde auf Riechreize) gemessen, die<br />

an der Kopfhaut abgeleitet werden. Ihre<br />

Aussagekraft ist aber trotz hohem Zeitaufwand<br />

und grossen Kosten begrenzt. Sie<br />

dienen vor allem der Beantwortung von<br />

Fragestellungen bei Gutachten sowie wissenschaftlichen<br />

Zwecken. Zum Studium<br />

der noch wenig bekannten zerebralen Mechanismen<br />

werden Untersuchungen mit<br />

funktionellen Magnetresonanzaufnahmen<br />

und Positronen-Emissions-Tomographien<br />

durchgeführt.<br />

A U T O R E N<br />

S T Ö R U N G E N<br />

Störungen im Riechsystem<br />

1. Störungen durch behinderte<br />

Nasenatmung<br />

Nasenschleimhautschwellungen oder<br />

-polypen, chronische Nasennebenhöhlenentzündungen,<br />

Nasenscheidewandveränderungen<br />

2. Störungen des Sinnesepithel der<br />

Riechschleimhaut<br />

Viren (Grippe) und giftige Substanzen<br />

(Gase, Chemikalien)<br />

3. Neurale Störungen<br />

Schädelhirntrauma, frontale Schädelbasisfraktur<br />

mit Abriss der Fila olfactoria<br />

4. Zentrale Riechstörungen<br />

(Riechbahnen, Riechzentren)<br />

Trauma, Tumor, Neurodegenerative<br />

Erkrankung (Alzheimer, Parkinson,<br />

Multiple Sklerose), Psychiatrische<br />

Erkrankungen (Schizophrenie)<br />

Therapiemöglichkeiten<br />

Liegt die Ursache einer Riechstörung<br />

in einer behinderten Nasenatmung, kann<br />

die Störung chirurgisch behoben werden.<br />

Dabei werden allfällige Nasenpolypen<br />

entfernt, Nasennebenhöhlen saniert oder<br />

verformte Nasenscheidewände korrigiert.<br />

Eine primäre Störung der Riechschleimhaut,<br />

die von Viren oder giftigen Stoffen<br />

herrührt, ist nur unbefriedigend behandelbar,<br />

ebenso eine Verletzung der Fila olfactoria<br />

bei Schädelhirntrauma. An erster<br />

Stelle in der medikamentösen Therapie<br />

werden sowohl lokal wirkende (in Nasensprayform)<br />

oder allgemein wirkende Kortisonpräparate<br />

(in Tablettenform) verwendet.<br />

Eine kausale medikamentöse Therapie<br />

ist lediglich bei Mangelerkrankungen (Vitamin/Zink)<br />

durch Substitution erfolgsversprechend.<br />

Ein Verlust des Riechorganes<br />

wird zwar besser akzeptiert als ein Gehöroder<br />

Sehverlust, die entstandene Einbusse<br />

an Lebensqualität ist aber für viele Menschen<br />

beträchtlich und kann in manchen<br />

Berufen (Köche, Parfümeure, Degusteure)<br />

sogar zur Berufsaufgabe zwingen. l<br />

Artikel erstmals erschienen in UNIPRESS,<br />

dem Wissenschaftsmagazin der Universität<br />

Bern, Nr. 113/2002.<br />

Ariane Baumann, Marco Caversaccio<br />

Klinik für HNO<br />

Hals- Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

Inselspital, Bern<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


■ Firmenporträt<br />

MitoTherm – Behandlung im Bereich des sichtbaren<br />

Lichts und der Infrarotstrahlung<br />

Seit 1993 entwickelt die VITATEC atmosphärischen Fensters, vom<br />

Products AG innovative Produkte für blauvioletten sichtbaren Licht bis<br />

die Therapie mit der Natur nachempfundenen<br />

zum Bereich der Infrarotstrahlung,<br />

Frequenzspektren. Ziel ist mit einer Wellenlänge von etwa 14<br />

es, aktuelle Erkenntnisse aus Physik, µm (Mikrometer), abgedeckt. Die<br />

Anatomie, Medizin und Physiologie in Besonderheit des MitoTherm ist<br />

fortschrittlichen Therapiegeräten zu die Möglichkeit der Aufnahme von<br />

vereinen, deren Anwendung für den körpereigenen infraroten Schwingungsmustern<br />

Patienten grösstmöglichen Nutzen<br />

und deren Verarbei-<br />

erzielen soll, ohne ihn unnötig zu tung. Ähnlich der Bioresonanzbelasten.<br />

Methode werden die veränderten<br />

Frequenzmuster anschliessend wieder auf den<br />

pd. Bisher war es im Rahmen der von der VITA- Körper zurück übertragen. Das MitoTherm wird<br />

TEC entwickelten VitalfeldTechnologie möglich, zusammen mit dem MitoPlus verwendet.<br />

mit dem MitoPlus-Gerät einen Frequenzbereich<br />

der natürlichen Umgebungsstrahlung von Die Kombination der beiden Geräte bietet<br />

< 1Hz bis ca. 10,5 GHz breitbandig zu erzeugen eine grosse Bandbreite an Programmen und<br />

und für die Anwendung zu nutzen.<br />

Anwendungsmöglichkeiten sowie einen bisher<br />

einzigartig grossen Frequenzumfang. Für die<br />

Mit dem neu entwickelten MitoTherm Zukunft plant VITATEC das MitoTherm auch als<br />

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13<br />

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<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


E F F LO R E S Z E N Z T H E M A<br />

14<br />

Hautmodalitäten und<br />

häufigste Effloreszenzen<br />

Unter Effloreszenzen werden im<br />

wörtlichen Sinne Hautblüten verstanden.<br />

Damit sind die verschiedenen<br />

Reaktionsmuster gemeint,<br />

mit welcher die Haut auf innere<br />

oder äussere Reize reagieren und<br />

dann eben aufblühen kann. Grundsätzlich<br />

gibt es Effloreszenzen, die<br />

tastbar sind und solche die rein<br />

flächig, fleckig sind.<br />

◗ Dr. med. Erich E. Küng<br />

Effloreszenzen können die Folge von Tumoren<br />

oder entzündlichen Prozessen sein.<br />

Daneben gibt es so genannte primäre Effloreszenzen,<br />

also Hautblüten, welche<br />

ohne zutun des Patienten direkt entstehen.<br />

Es können sich jedoch auch so genannte<br />

sekundäre Effloreszenzen entwickeln,<br />

welche meistens auf Grund eines<br />

äusseren Einflusses, eines zeitlichen Ablaufes<br />

oder dem Zutun des Patienten (z.B.<br />

kratzen) und aus primären Effloreszenzen<br />

entstehen. Effloreszenzen können sowohl<br />

die Oberhaut (Epidermis), die Lederhaut<br />

(Dermis) als auch das Unterhautfettgewebe<br />

(Subcutis) betreffen.<br />

Primäre Effloreszenzen<br />

Der Fleck, die Makel ist verschiedenfarbig:<br />

rot, braun, grau, grünlich, blau;<br />

kurz der ganze Regenbogen – aber nicht<br />

tastbar. Eine makellose Haut ist streng genommen<br />

ohne Flecken.<br />

Histologie Oberhaut und Lederhaut<br />

Die Quaddel oder Nessel imponiert<br />

meist rötlich oder weisslich und ist aufgrund<br />

des Ödems der Lederhaut immer als<br />

Papel oder Plaque tastbar.<br />

Das Knötchen oder die Papel sind zumeist<br />

hautfarben oder rötlich entzündlich,<br />

tastbar, unter 5 mm und liegen innerhalb<br />

der Oberhaut (epidermale Papel) oder der<br />

Lederhaut (dermale Papel) und sie können<br />

verschiedene Ursachen haben. Neben entzündlichen<br />

Erkrankungen wie der Knötchenflechte<br />

kommen Papeln u.a. auch bei<br />

Akne und Rosazea vor.<br />

Der Knoten ist mehrheitlich von derber<br />

Konsistenz und misst über 5 mm. Er<br />

liegt zumeist in der tieferen Lederhaut<br />

oder im subkutanen Fettgewebe und ist<br />

in der Regel nicht entzündlich sondern<br />

tumorös. Seine Farbe kann aufgrund der<br />

Beschaffenheit von hautfarben bis zu rot<br />

oder violett und schwarz gehen.<br />

Das Bläschen und die Blase sind ebenfalls<br />

tastbare Befunde und zwar liegen sie<br />

entweder in der Oberhaut oder unmittelbar<br />

unter der Oberhaut. Das Bläschen (<<br />

5 mm) enthält wie die Blase (> 5 mm)<br />

seröse Flüssigkeit. Blasen könne prallelastisch<br />

oder schlaff sein und treten nach<br />

thermischer Schädigung, als Reaktion auf<br />

Medikamente und als Zeichen von so genannten<br />

Blasen bildenden Erkrankungen<br />

auf.<br />

Die Pustel enthält Eiter und ist in der<br />

Regel innerhalb der Oberhaut gelegen. Sie<br />

muss aber keinesfalls immer mit Mikroorganismen<br />

kontaminiert sein (sterile Pusteln<br />

z.B. bei Schuppenflechte).<br />

Sekundäre Effloreszenzen<br />

Die Schuppe zeigt sich in unterschiedlichen<br />

Grössen. Sie kann feinschuppig<br />

(pityriasiform) und grobschuppig (psoriasiform)<br />

sowie fein lamellär oder dick<br />

anhaftend sein. Die verschiedenen Arten<br />

von Schuppung entstehen zumeist durch<br />

eine übermässige Verhornung aufgrund<br />

einer entzündlichen Hautkrankheit, einem<br />

bösartigen Tumor und natürlich durch vermehrte<br />

Irritation (kratzen).<br />

Die Kruste besteht zumeist aus eingetrocknetem<br />

Exsudat oder Serum und tritt<br />

häufig nach einer oberflächlichen Verletzung<br />

(Erosion und Exkoriation) auf.<br />

Nekrose, Erosion und die Exkoriation<br />

sind sekundäre Erscheinungen als unmittelbare<br />

Folge einer mehr oder weniger<br />

Atrophie (Atrophodermie) Auslöser von Effloreszenzen, z.B. Skabies Bläschen mit entzündlichem Randsaum (Gürtelrose)<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


oberflächlichen Verletzung der Haut. Erosionen<br />

sind oberflächlich und heilen meist<br />

ohne Narben ab, wogegen Exkoriationen,<br />

welche bereits mit einer Verletzung der<br />

Lederhaut einhergehen, häufig narbig abheilen.<br />

Das Ulcus ist ein Geschwür mit einem<br />

tiefen Gewebedefekt, welcher bis ins subkutane<br />

Fettgewebe reicht. Es tritt häufig z.B.<br />

nach Wundliegen, Infekten oder aber auch<br />

lange vernachlässigten Geschwüren auf.<br />

Die Atrophie ist ein Schwund des Gewebes<br />

und letztlich ist auch die Narbe ein<br />

Sekundärphänomen z.B. nach einer Verletzung<br />

oder einer Entzündung.<br />

Vielfältige Formen und Alter einer<br />

Hauterkrankung<br />

Grundsätzlich sind überraschend viele<br />

einzelne, verschiedenartige Blütenformen<br />

der Haut möglich. Die genaue Kenntnis<br />

der Effloreszenzenlehre machen es dem<br />

geschulten Auge möglich, das Gesehene<br />

nachvollziehbar zu beschreiben und<br />

aufgrund der beschriebenen Art, der Verteilung<br />

und evt. der Abfolge oder Veränderung<br />

der Effloreszenzen über die Zeit<br />

gesehen, eine genaue klinische Diagnose<br />

zu machen.<br />

So ist eine violett-livide Papel, an welcher<br />

gekratzt wird und bei welcher dieses<br />

kratzen eine Quaddel auslöst, mit grosser<br />

Wahrscheinlichkeit ein Mastozytom, ein<br />

gutartiger Tumor aus Mastzellen (spezielle<br />

Entzündungszellen, welche Histamin<br />

freisetzen und so zu einem intradermalen<br />

Ödem führen).<br />

Auch das Alter einer Hauterkrankung<br />

kann relativ genau bestimmt werden. Ein<br />

akutes Ekzem besteht vorwiegend nur aus<br />

Bläschen und hat noch keine Krusten oder<br />

Schuppen, weil schlicht noch keine Zeit<br />

geblieben ist, um diese sekundäre Effloreszenz<br />

auszubilden. Hingegen kann eine<br />

Z u s a m m e n f a s s u n g d e r E f f l o r e s z e n z e n<br />

Primäreffloreszenzen<br />

l Erythema (Rötung)<br />

l Macula (Makel, Fleck)<br />

l Quaddel (Urtica, Nessel)<br />

l Papel (Knötchen)<br />

l Nodulus (Nodus, Knoten)<br />

l Vesikel (Bläschen, Vesicula)<br />

l Bulla (Blase)<br />

l Pustel (Pustula)<br />

l Komedo (Mitesser)<br />

l Blutung<br />

l Petechien<br />

l Purpura<br />

l Ekchymose<br />

l Sugillation<br />

l Suffusion<br />

lange Zeit verschleppte Krätzmilbe mit<br />

massiven Kratzspuren, Krusten und Verschuppungen<br />

einhergehen, so dass es klar<br />

möglich ist, diesen Parasitenbefall über<br />

Wochen bis Monate zurückzudatieren.<br />

Sekundäreffloreszenzen<br />

l Desquamation (Schuppung, Squama)<br />

l Hyperkeratose (Mehrverhornung)<br />

l Parakeratose (Fehlverhornung)<br />

l Kruste (Schorf, Borke)<br />

l Nekrose<br />

l Erosion<br />

l Exkoriation<br />

l Ulcus (Geschwür)<br />

l Atrophie<br />

l Narbe (Cicatrix)<br />

l Striae (Striaecutisatrophicae,<br />

Dehnungsstreifen,Vibex)<br />

l Keloid<br />

l Lichenifikation (Vergröberung)<br />

l Rhagade (Schrunden)<br />

Diagnoseformen<br />

Auch bei Tumoren kann der Einzelaspekt<br />

der Effloreszenz bereits schon mit einem<br />

recht hohen Mass an Sicherheit eine<br />

Diagnose ergeben. So sind z.B. Knoten<br />

oder aneinander gereihte Knötchen mit<br />

einem etwas glasigen Aspekt und einzelnen<br />

etwas korkenzieherartig, untypisch<br />

geformten Gefässen stark hinweisend auf<br />

ein Basalzellkarzinom.<br />

Stark verhornende Knoten können<br />

eher dem Plattenepithelkarzinom oder<br />

wenn es einen schön symmetrisch zirkulären<br />

Rand zeigt auch einem gutartigen<br />

Keratoakanthom zugeordnet werden.<br />

Weiche, wegdrückbare Knoten der<br />

Lederhaut können, schon von ihrem klinischen<br />

Aspekt her, einem Neurofibrom<br />

zugeordnet werden.<br />

Hilft die Effloreszenzenlehre mal nicht<br />

weiter, so muss in vielen Fällen zur Erzwingung<br />

der Diagnose eine Biopsie durchgeführt<br />

werden. Dabei ist es entscheidend,<br />

dass die Effloreszenz an ihrer richtigen<br />

Stelle biopsiert wird. So ist eine Biopsie<br />

aus einer Blase immer aus dem Randbereich<br />

zu entnehmen, wo man histologisch<br />

(feingeweblich) klar erkennen kann, wo<br />

sich das Blasendach vom Blasenboden<br />

abspaltet, um so die entsprechenden Zuordnungen<br />

machen zu können. Daneben<br />

ist aber gerade die heutige apparative Medizin<br />

durchaus in der Lage, weitere technische<br />

Hilfsmittel zu bieten, welche bis auf<br />

molekularbiologische Marker alle Ebenen<br />

umfassen kann und so teils eine hochpräzise<br />

Diagnostik erlaubt – auch nach klinisch<br />

nicht mehr unterscheidbaren Untergruppen<br />

von Erkrankungen.<br />

E F F LO R E S Z E N Z T H E M A<br />

15<br />

Knoten Fleischfarben (Basaliom) Knoten schmierig belegt Knoten schwarz(Melanom)<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


E F F LO R E S Z E N Z T H E M A<br />

Makula (Melanom)<br />

Ursachen von Hauteffloreszenzen<br />

Die Ursachen von Hautblüten sind so<br />

vielfältig wie ihr Aussehen. Wie der Name<br />

schon sagt, sind primäre Effloreszenzen in<br />

der Regel eine Folge einer entzündlichen<br />

oder tumorösen Hauterkrankung, gelegentlich<br />

können aus diesem Hintergrund<br />

heraus auch allergologische Erkrankungen<br />

Makeln Krusten Exkoriation (Hautinfekt)<br />

oder Krätzmilben nachweisen. Ebenfalls<br />

eignen sich bakterielle Abstriche oder<br />

oberflächliche oder tiefe Gewebeproben<br />

zur feingeweblichen (histologischen) Sicherung<br />

zu einer Diagnose.<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

Die Behandlungsmöglichkeiten sind<br />

Makula Fussohlen (Plantaarsyphilid)<br />

Krusten und Rötung Pusteln (Pilzinfekt)<br />

eine Rolle spielen. Anders gesagt hat die<br />

so vielfältig wie die dermatologischen<br />

Haut eine limitierte Anzahl Möglichkeiten<br />

Erkrankungen bzw. Effloreszenzen. Bei<br />

Alternativ und komplementärmedi-<br />

16<br />

ihrer «Stimmungslage» Ausdruck zu geben.<br />

Dies ist vergleichbar mit den Äusse-<br />

entzündlichen Hauterkrankungen ist<br />

meistens eine antientzündliche oder eine<br />

zinisch können vor allem entzündliche<br />

Hautdermatosen behandelt werden. Ins-<br />

rungsmöglichkeiten eines Menschen. Die-<br />

entzündungshemmende<br />

Behandlung<br />

besondere Anwendung finden solche<br />

ser kann beispielsweise wütend, fröhlich<br />

häufig unter zu Hilfenahme von lokalen<br />

Methoden bei ekzematösen, allergologi-<br />

oder traurig sein. Um den genauen Grund<br />

Crème-Anwendungen mit Cortison ge-<br />

schen und «immunologisch» bedingten<br />

dieser Stimmungslage zu erfahren, muss<br />

geben. Wenn eine Hauterkrankung al-<br />

Hautkrankheiten wie Warzen, Herpeser-<br />

nach den Hintergründen (z.B. fröhlich,<br />

lerdings den ganzen Körper oder grosse<br />

krankungen und bakteriellen Infekten.<br />

gut gelaunt oder traurig) gefragt werden<br />

Teile davon betrifft und der Patient durch<br />

Dabei kann z.B. durch die Gabe von im-<br />

– ähnlich ist es bei den Hauteffloreszen-<br />

einen quälenden Juckreiz massiv gestört<br />

munstärkenden, pflanzlichen Mitteln eine<br />

zen. Wenn z.B. ein Bild rot und schup-<br />

wird, kann sogar eine systemische, anti-<br />

Verbesserung des Hautzustandes erreicht<br />

pend (erythematosquamös) ist, dann lässt<br />

entzündliche Behandlung mit Cortisonta-<br />

werden.<br />

l<br />

dieses allein noch keine Diagnose zu. Bei<br />

genauer Befragung des Patienten sowie die<br />

genaue Beobachtung der Verteilung dieser<br />

erythematosquamösen<br />

Veränderungen<br />

kann dann z.B. die Diagnose eines Kontaktekzems<br />

(z.B. auf Nickel oder auf andere<br />

bletten, -spritzen oder ultraviolettem Licht<br />

oder auch moderneren antientzündlichen<br />

Substanzen (Zyklosporin, verschiedene<br />

Antikörper, so genannte Biologics) angezeigt<br />

sein.<br />

Nicht entzündliche Effloreszenzen, im<br />

A U T O R<br />

Dr. med. Erich E. Küng<br />

Dermatologe FMH<br />

Bahnhofstrasse 110, 8001 Zürich<br />

Tel. 044-225 41 41<br />

eMail: ekueng@hin.ch<br />

Substanzen) gestellt werden. Ebenso häu-<br />

wesentlichen Tumore, werden nach ihrer<br />

fig ist es möglich, direkt und ohne weitere<br />

klinischen Beurteilung in gutartig oder<br />

Untersuchungen z.B. eine Neurodermitis<br />

bösartig eingeteilt. Entsprechend dieser<br />

im Rahmen einer allergischen Grunder-<br />

Einteilung werden die bösartigen in der<br />

krankung zu diagnostizieren.<br />

Regel chirurgisch entfernt, wogegen gut-<br />

Oft gelingt es allerdings nicht, die be-<br />

artige Knoten, welche funktionell stören,<br />

stehenden Effloreszenzen, mit einer ge-<br />

ebenfalls entfernt werden können. Bei<br />

nügend hohen Sicherheit, einer Krankheit<br />

kosmetischer Beeinträchtigung werden sie<br />

zuzuordnen. Dann kommen noch weitere<br />

häufig mit lasertechnologischen Mitteln<br />

Untersuchungen dazu. Diese können bei-<br />

eingeebnet. Diese Behandlung ist aller-<br />

spielsweise mittels Direktpräparaten Pilze<br />

dings vom Patienten selber zu bezahlen.<br />

Rötung mit knotigem Randsaum ohne Schuppen<br />

(Granuloma anulare, kein Pilz)<br />

Makula mit leicht erhabenem Randsaum (Borrelieninfekt) Nekrose Rot-braune Makeln (Lichen aureus)<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


I N S E R AT E<br />

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17<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


O P T I S C H E TÄ U S C H U N G T H E M A<br />

Verwirrte Sinne:<br />

Optische<br />

Täuschungen<br />

Wie wir Dinge wahrnehmen, hängt von der Fähigkeit<br />

unseres Gehirns ab, die von den Augen<br />

erfassten Informationen zu verarbeiten. Eine wichtige<br />

Rolle spielt dabei die Erfahrung: Das Gehirn<br />

merkt sich ähnliche Objekte und ordnet sie zu.<br />

Es versucht, Verbindungen herzustellen und ein<br />

18<br />

räumliches Bild daraus zu konstruieren.<br />

◗ Britta Pawlak<br />

Bild 1: Weiter entfernte Objekte sind beim<br />

räumlichen Bild kleiner als nahe. Deshalb<br />

erscheinen die Frauen im Vordergrund kleiner –<br />

tatsächlich sind sie überall gleich gross.<br />

Durch unsere Augen erfassen wir Dinge in<br />

unserer Umgebung. Lichtwellen, die von<br />

Objekten zurückgeworfen werden, nimmt<br />

die Netzhaut des Auges auf. Doch damit<br />

ist unsere Fähigkeit, Dinge zu sehen, noch<br />

nicht erklärt. Wie wir unsere Umwelt<br />

wahrnehmen, hängt von dem Zusammenspiel<br />

zwischen Sehapparat und Gehirn<br />

ab. Gegenstände, die vom Auge erfasst<br />

werden, müssen erst verarbeitet werden,<br />

um sich zu dem Bild zu fügen, wie wir es<br />

letztendlich begreifen.<br />

Dabei spielt die Erinnerung und Erfahrung<br />

eine grosse Rolle. Wir lernen,<br />

ähnliche Gegenstände miteinander in<br />

Verbindung zu bringen und dadurch zu<br />

erkennen, was wir eigentlich sehen. Das<br />

Gehirn vergleicht also Objekte und ordnet<br />

sie zu. Dabei versucht es, Informationen,<br />

die vom Auge weitergegeben werden, in<br />

ein dreidimensionales Bild zu verwandeln<br />

– schliesslich leben wir in einer räumlichen<br />

Welt. Aus diesem Grund sind Gegenstände,<br />

die sich in der Ferne befinden,<br />

logischerweise kleiner – bzw. nehmen wir<br />

sie so wahr. Wie wir die Bilder erfassen,<br />

hängt also auch von der jeweiligen Betrachter-Perspektive<br />

ab.<br />

Visuelle Illusion:<br />

Täuschung der Sinne<br />

Bild 2: Bild links: "Fehlende Linien" werden durch<br />

unsere Sinne ergänzt und wir sehen einen Würfel<br />

mit weissen Kanten. Bild rechts: Die parallelen<br />

Linien wirken schief, da sie durch unterschiedlich<br />

ausgerichtete kleinere Striche gekreuzt werden.<br />

Dieses Zusammenspiel zwischen Auge<br />

und Gehirn ist entscheidend für die Fähigkeit,<br />

Dinge zu begreifen und richtig einzuordnen.<br />

Unser Gehirn kann aber auch<br />

getäuscht werden – und unsere Sinne führen<br />

uns in die Irre. Die so genannte «visuelle<br />

Illusion» kommt zustande, weil das<br />

Gehirn mit Hilfe der Erfahrung versucht,<br />

ein wahrgenommenes Bild zu erkennen.<br />

Das ist eigentlich nützlich – führt in speziellen<br />

Fällen allerdings zu Verwirrungen.<br />

Ein zweidimensionales Bild wird dreidimensional<br />

erfasst, und wir ziehen falsche<br />

Rückschlüsse über Objekte, die wir sehen.<br />

Unser Gehirn ist dann bestrebt, eine<br />

Verbindung zwischen den dargestellten<br />

Objekten zu erkennen. Eine Figur scheint<br />

z.B. durch die perspektivische Darstellung<br />

kleiner als die andere – obwohl beide<br />

gleich gross sind. Oder gerade Linien werden<br />

schief wahrgenommen. Auch Farben<br />

werden unterschiedlich erfasst. Je nachdem,<br />

auf welchem Hintergrund sie sich<br />

befinden, können sie heller oder dunkler<br />

wirken. Bei optischen Täuschungen sehen<br />

wir auch Dinge, die es überhaupt nicht<br />

gibt. Wie genau kommen solche Phänomene<br />

zustande?<br />

Grösser, kleiner –<br />

oder gleich gross?<br />

Betrachten wir Abbildungen mit verschiedenen<br />

Objekten, stellt unser Gehirn<br />

eine Beziehung zwischen diesen her. Wir<br />

erkennen einen "Weg", der von vorne<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Bild 3: Die Grössenwahrnehmung ist relativ:<br />

Die beiden blauen Kugeln sind gleich gross.<br />

Dadurch, dass die linke von grösseren Kugeln<br />

umgeben ist und die rechte von kleineren,<br />

wirkt die linke Kugel kleiner.<br />

nach hinten des Bildes verläuft, und deshalb<br />

entsteht der Eindruck räumlicher Tiefe.<br />

So scheinen sich Objekte des unteren<br />

Bildrandes «in der Nähe» zu befinden. Mit<br />

grösserer Entfernung wirken Gegenstände<br />

kleiner. Durch die Bestrebung, ein dreidimensionales<br />

Bild zu erfassen, erscheinen<br />

Körper derselben Grösse deshalb unterschiedlich<br />

gross.<br />

Gleich grosse Gegenstände nehmen<br />

wir auch dann verschieden wahr, wenn<br />

sich in ihrer Umgebung jeweils andere –<br />

kleinere oder grössere – Objekte befinden.<br />

Wir bewerten Dinge «relativ» – also in Abhängigkeit<br />

oder im Vergleich zu anderen.<br />

Etwas ist nicht einfach nur gross, klein,<br />

hell oder dunkel – es hängt vom jeweiligen<br />

Massstab ab. Jemand, der eigentlich gross<br />

ist, könnte neben einem Riesen dennoch<br />

wie ein Zwerg wirken. Im Grössenverhältnis<br />

zu anderen Objekten kann derselbe<br />

Körper also einmal relativ gross und dann<br />

wieder relativ klein wirken.<br />

Bild 4: Die Trennlinien zwischen den grossen Quadraten<br />

scheinen durch die viel kleineren weissen<br />

in den Ecken der schwarzen Quadrate gekrümmt.<br />

Wie gerade Linien schief werden<br />

Durch unterschiedliche Farbspiele<br />

können Linien, die eigentlich gerade sind,<br />

schief aussehen. In der Abbildung sind die<br />

winzigen hellen Quadrate in den Ecken<br />

der dunklen dafür verantwortlich. Sie stören<br />

den Gesamteindruck der Trennlinien<br />

zwischen den hellen und dunklen Quadraten<br />

– und die eigentlich geraden Linien<br />

wirken gekrümmt.<br />

Die Ausrichtung von Geraden kann<br />

auch völlig anders wirken, wenn sich<br />

noch weitere Linien in der Umgebung befinden,<br />

die im Gesamtbild für Verwirrung<br />

sorgen. Zwei zueinander parallele Geraden<br />

können beispielsweise schief erscheinen,<br />

wenn sie durch andere Striche gekreuzt<br />

werden, die jeweils in verschiedene<br />

Richtungen verlaufen.<br />

Gleiche Farben erscheinen heller<br />

oder dunkler<br />

Farben und ihre Helligkeit können sehr<br />

unterschiedlich wahrgenommen werden.<br />

Bei starkem Sonnenlicht erscheint der<br />

gleiche Farbton anders als im dämmrigen<br />

Licht. Auf dunklem Hintergrund sieht eine<br />

Farbe deutlich heller aus als auf hellem. In<br />

Abhängigkeit zur Umgebung wirken gleiche<br />

Farben also verschieden.<br />

Auch das Verhältnis von Licht und<br />

Schatten ordnet unser Gehirn ein. Aus<br />

Erfahrung wissen wir, dass der gleiche<br />

Gegenstand viel dunkler aussieht, wenn<br />

er im Schatten liegt. Glauben wir, einen<br />

Schatteneffekt zu erkennen, vermuten<br />

wir in demselben Farbton also eine hellere<br />

Farbe, die durch den Schatten dunkel<br />

wirkt.<br />

A<br />

B<br />

Bild 5: Fläche A ist viel dunkler als B?<br />

Eine optische Täuschung. Es scheint nur so,<br />

weil wir uns am Schachbrettmuster orientieren<br />

und der grüne Körper für einen Schatteneffekt<br />

sorgt. Die Flächen sind gleichfarbig.<br />

O P T I S C H E TÄ U S C H U N G T H E M A<br />

19<br />

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<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


O P T I S C H E TÄ U S C H U N G T H E M A<br />

Bild 6: Verstärkung von Kontrasten: Auf dieser Ab-<br />

Punkt in der Mitte und bewegt dabei den<br />

Kopf vor und zurück, scheinen sich die<br />

beiden Kreise in entgegen gesetzter Rich-<br />

bildung scheinen sich an der Stelle graue Flecken<br />

tung zu drehen. Zustande kommt dieser<br />

zu befinden, wo sich die weissen Linien kreuzen.<br />

Effekt durch die schräg ausgerichteten<br />

20<br />

Im Bild spielt sowohl die dargestellte<br />

Vierecke, die den jeweiligen Kreis bilden:<br />

Im äusseren Kreis sind sie nach links ge-<br />

Schattierung als auch unsere Erfahrung,<br />

neigt, im inneren nach rechts.<br />

l<br />

dass ein Schachbrettmuster zweifarbig<br />

sein muss, eine Rolle – deshalb nehmen<br />

wir die gleichfarbigen Felder A und B völlig<br />

verschieden wahr.<br />

Dinge sehen, die es überhaupt<br />

nicht gibt?<br />

Einige Bilder täuschen unsere Sinne<br />

Bild 7: Die Illusion von bewegten Figuren:<br />

Blicken wir auf den schwarzen Punkt und<br />

A U T O R I N<br />

Britta Pawlak<br />

Redaktionsleiterin<br />

Quelle:<br />

http://www.helles-koepfchen.de/optischetaeuschungen.html<br />

in der Form, dass wir Dinge sehen, die<br />

bewegen unseren Kopf vor und zurück,<br />

Bild 8: Bei dieser Abbildung scheinen sich<br />

eigentlich nicht da sind. Unser Gehirn<br />

scheinen sich die beiden Kreise in<br />

die Räder zu drehen – tatsächlich bewegt sich<br />

versucht z.B., durch Erfahrung die Form<br />

entgegengesetzter Richtung zu drehen.<br />

aber überhaupt nichts! Der Effekt entsteht durch<br />

eines bestimmten Objekts zu erfassen. Es<br />

die vielen verschiedenfarbigen Elemente,<br />

ergänzt dann Linien oder Kanten, die für<br />

aus denen sich das Bild zusammensetzt.<br />

den Gesamteindruck dieses Gegenstandes<br />

Dies funktioniert am besten, wenn<br />

Unser Gehirn versucht, das Gesehene zu erfassen<br />

entscheidend sind, im eigentlichen Bild<br />

man die Gegenstände, die bewegt wahrge-<br />

und einzuordnen, findet hier allerdings keinen<br />

aber fehlen.<br />

nommen werden, nicht fokussiert. Blickt<br />

Orientierungspunkt. Die räumliche Lage der<br />

Das menschliche Gehirn ist stets be-<br />

man in der Abbildung auf den schwarzen<br />

Objekte kann nicht zugeordnet werden.<br />

müht, zu erfassen, was das Auge ihm an<br />

Eindrücken liefert. Für die Verarbeitung<br />

der Sehinformationen richtet es sich stark<br />

nach Linien und Kanten, da diese eine Orientierung<br />

ermöglichen. So erkennen wir<br />

Strichzeichnungen mit deutlichen Konturen<br />

schneller als Bilder mit schwammigen<br />

Farbschattierungen. Kontraste werden bei<br />

der Verarbeitung von Objekten verstärkt.<br />

Illusion der Bewegung<br />

Bei manchen optischen Täuschungen<br />

glaubt der Betrachter, Teile des Bildes würden<br />

sich bewegen. Das passiert z.B. dann,<br />

wenn ein Gegenstand vor einem Hintergrund<br />

betrachtet wird, dessen räumliche<br />

Lage nicht zugeordnet werden kann. Bei<br />

einigen Bildern muss der Kopf oder die<br />

Grafik selbst bewegt werden, um die vermeintliche<br />

«Bewegung» wahrzunehmen.<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Störungen der<br />

Propriozeption –<br />

Der Begriff Propriozeption beschreibt<br />

die Fähigkeit, unseren Körper<br />

wahrzunehmen, insbesondere<br />

die Stellung oder die Bewegung<br />

des eigenen Körpers im Raum. So<br />

wissen wir selbst bei geschlossenen<br />

Augen, ob wir eine Faust geschlossen<br />

halten, den Kopf schief<br />

halten oder ob wir dabei sind, das<br />

Gleichgewicht zu verlieren.<br />

◗ Dr. med. Klaus G. Weber<br />

Die zentrale Verarbeitung der Informationen,<br />

die von der Peripherie zum Stamm-,<br />

Klein- und Grosshirn geleitet werden, ist<br />

durch körpertherapeutische Massnahmen<br />

kaum zu beeinflussen. Hingegen können<br />

wir auf den Beginn der Propriozeptionskette<br />

(Gelenkkapseln, Bänder und Muskulatur),<br />

dort wo sich die Stellungsrezeptoren<br />

befinden, therapeutisch sehr wohl<br />

einwirken.<br />

In diesem Fachbeitrag geht es um zwei<br />

besondere Teilaspekte der Propriozeption,<br />

die im Alltag von grosser Bedeutung sind:<br />

Die Wahrnehmung des Gleichgewichtes<br />

im Schwerkraftfeld und die Wahrnehmung<br />

der Stellung des Kopfes zum Körper. Störungen<br />

dieser Funktionen sind eine häufige<br />

Ursache von Gangunsicherheit und<br />

Schwindel bei älteren Menschen – unabhängig<br />

davon, ob sie zusätzlich z.B. noch<br />

unter einer diabetischen Neuropathie<br />

leiden. Bei Kindern können sie Symptome<br />

des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms<br />

(ADS) und des Aufmerksamkeitsdefizit-<br />

und Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS)<br />

auslösen oder verstärken.<br />

Worum geht es in der Praxis?<br />

Die Nackenmuskeln sind ein effektives<br />

und massgebliches Glied unserer Gleichgewichts-<br />

und Raumwahrnehmung. Für<br />

die Alltagsanforderungen sind sie ebenso<br />

bedeutsam wie das Innenohr und sicherlich<br />

wichtiger als die Augen. So melden<br />

Folgen und<br />

Therapiekonzepte<br />

Abb. 1: Palpation der Muskelansätze am Nacken, des dorsalen Längs- und der interspinalen Bänder.<br />

uns die Nackenmuskeln wie unser Kopf<br />

im Raum zum Körper steht. Versuchen<br />

Sie es selbst: Sie können einen Punkt im<br />

Raum fixieren, während Sie an ihm vorbeigehen.<br />

Auch wenn Sie den Kopf dabei<br />

drehen, wissen Sie immer auf wohin sich<br />

Ihr Körper im Raum bewegt. Diese Information<br />

vermitteln Ihnen die Bänder und<br />

Muskeln der Nackenregion. Das Innenohr<br />

könnte Ihnen diese genauen Informationen<br />

nicht geben, da es vor allem auf Winkel-Beschleunigung<br />

reagiert.<br />

Irritationen in den Muskel-Sehnenansätzen<br />

oder im Periost-Knochenanker der<br />

Muskeln stören die korrekte Vermittlung<br />

propriozeptiver Meldungen aus der Peripherie.<br />

Damit wird die Fähigkeit, sich<br />

angemessen im Raum zu orientieren,<br />

drastisch eingeschränkt. Das wirkt sich<br />

wie erwähnt bei zwei Personengruppen<br />

besonders stark aus.<br />

Konsequenzen für ältere<br />

Patienten<br />

Nachlassende Elastizität der Bindgewebe,<br />

abnehmende Muskelkraft und<br />

Beweglichkeit sowie statische Veränderungen<br />

(z.B. durch Osteoporose) belasten<br />

die Propriozeption im höheren Lebensalter.<br />

Ältere Menschen klagen deswegen<br />

über eine zunehmende Gangunsicherheit<br />

und diffusen Schwindel. Das Nachlassen<br />

der Sehkraft reduziert die Möglichkeiten,<br />

die Orientierungsdefizite optisch auszugleichen.<br />

Typischerweise berichten die<br />

Patienten von anfallsweiser Gangunsicherheit.<br />

Einige Schritte gelingen sicher,<br />

um dann von einer diffusen, zittrigen Unsicherheit<br />

abgelöst zu werden. Die Angst<br />

vor Stürzen erschwert Einkäufe, soziale<br />

Kontakte und viele andere Aspekte der Lebensqualität.<br />

Eine Erklärung des Phänomens<br />

könnte sein, dass die sensorischen<br />

Verluste eine gewisse Zeit durch höhere<br />

Aufmerksamkeit wettgemacht werden. Da<br />

diese Konzentrationsleistung nicht anhaltend<br />

erbracht werden kann, kommt es mit<br />

Nachlassen der Aufmerksamkeit zu den<br />

beschriebenen «Schwindelattacken». Das<br />

Erschrecken hebt die Achtsamkeit eine<br />

Weile wieder auf ein höheres Niveau, um<br />

schliesslich erneut einzubrechen.<br />

Konsequenzen für Kinder<br />

Schädelverletzungen (Prellungen,<br />

Stürze, etc.), eine erschwerte, eine zu rasche<br />

Geburt oder eine Kaiserschnitt-Entbindung<br />

beeinträchtigen oft die Plastizität<br />

und Elastizität der Schädelkalotte. Später<br />

können Zahnspangen mit ihren verformenden<br />

Kräften am Schädel als weitere Belastung<br />

hinzukommen. Die Veränderung der<br />

Schädelgeometrie und der Knochenspannung<br />

im Bereich der Muskelansätze führt<br />

zu den eingangs genannten Störungen der<br />

Propriozeption. Zuhause und in der Schule<br />

fallen die Kinder als Tollpatsche auf, die<br />

öfter etwas umstossen (wegen der Defizite<br />

der Koordination im Raum). Um ihre<br />

Propriozeption zu aktivieren, kippeln die<br />

Kinder auf dem Stuhl, da das zu höherer<br />

sensorischer Reizdichte führt. Eine andere<br />

Hilfsaktion zur Eigenorientierung ist das<br />

dauernde Anfassen unterschiedlicher Gegenstände<br />

(haptische Orientierung) und/<br />

oder eine vermehrte motorische Aktivität<br />

(kinästhetische Orientierung).<br />

K Ö R P E R WA H R N E H M U N G P R A X I S<br />

21<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


K Ö R P E R WA H R N E H M U N G P R A X I S<br />

22<br />

Diese Ausgleichshandlungen reduzieren<br />

natürlich die Aufnahmefähigkeit für<br />

andere Aufgaben. Die Kinder erscheinen<br />

unkonzentriert und werden rasch von<br />

Reizen überfordert. Sie lenken ab oder<br />

«stören» unbewusst, um die Reizmenge<br />

durch andere bzw. den Fluss der Reize zu<br />

kontrollieren. Eigenes «stören» ist für sie<br />

leichter zu verarbeiten, als Fremdanforderungen<br />

zu bewältigen. Damit entsteht das<br />

für alle Beteiligte anstrengende und frustrierende<br />

klinische Bild eines Kindes oder<br />

eines Erwachsenen mit ADS oder ADHS.<br />

Mit dem Verlust der Raumorientierung<br />

geht zugleich ein Verlust der räumlichen<br />

Vorstellung einher. Da die Kinder sich den<br />

Raum und damit auch einen Zahlenraum<br />

schlecht vorstellen können, erzielen sie<br />

logie wenden wir am ehesten Effleurage-<br />

Striche an. Denkbar wären auch sehr feine<br />

Vibrationsimpulse und Zirkelungen über<br />

die Fingerbeeren, gefolgt von Ausstreichungen<br />

von kopf- nach fusswärts. Eine<br />

wichtige Rolle spielen in unserer Praxis zudem<br />

die weichen manuellen Entlastungstechniken<br />

und die cranioskrale Arbeit der<br />

Ortho-Bionomy®. Prinzipiell zu vermeiden<br />

sind in diesen Fällen Traktionen (sie erhöhen<br />

physiologisch den Muskeltonus) oder<br />

korrigierende, manuelle und cranioskrale<br />

Techniken, die auf eine wie auch immer<br />

geartete Lösung abzielen.<br />

Die Ansätze der Nackenmuskulatur<br />

Die Nackenmuskelansätze lassen sich<br />

gut mit sanften, langsamen und aufmerk-<br />

Die Facettengelenke der Wirbelsäule<br />

und die interspinalen Bänder<br />

Für die Behandlung der Wirbelsäule<br />

bietet sich wiederum die Massage als<br />

Behandlungsmöglichkeit an. Achten Sie<br />

darauf, dass es dabei nicht um den langen<br />

Rückenstrecker geht, sondern mehr<br />

um die tiefe autochtone Muskulatur. Dazu<br />

finden Sie den Zugang in den Rinnen zwischen<br />

den Dornfortsätzen und dem Erector<br />

spinae.<br />

Eine sehr entspannende Technik ist die<br />

Schwingungsmobilisation der Wirbelsäule<br />

(Abb. 3). Nehmen Sie mit den Fingern einer<br />

Hand Kontakt auf zu zwei oder drei<br />

benachbarten Dornfortsätzen. Die andere<br />

Hand versetzt am Becken oder Rumpf den<br />

Patienten in weiche sanfte Schwingungen.<br />

schlechtere schulische Ergebnisse beson-<br />

samen Strichen von cranial nach caudal<br />

Über die Tasthand können Sie spüren, in<br />

ders in den Naturwissenschaften. Weitere,<br />

entlasten. Wenn ein auffälliger Hartspann<br />

welche Richtung (rechts oder links) die<br />

wenig beachtete Symptome sind die plötz-<br />

der Mm. trapezii vorliegt, sollte unbedingt<br />

Rumpfrotation leichter oder fliessender<br />

liche Aufgabe eines vorher geliebten Mu-<br />

wegen des muskulären Gleichgewichtes<br />

fortgeleitet wird. Begleiten sie den Körper<br />

sikinstrumentes oder einer sportlichen Ak-<br />

vorab eine detonisierende Massage der<br />

einige Male in seine freiere Richtung und<br />

tivität nach Spangenversorgung, eine neu<br />

Pektoralmuskulatur erfolgen (Abb. 1).<br />

bieten Sie danach kurz zwei bis drei wei-<br />

aufgetretene Reisekrankheit oder plötzli-<br />

che Schwingungsimpulse in die Gegen-<br />

che Höhenangst.<br />

Bei Patienten mit gleichzeitigen cra-<br />

richtung an. Auf diese Weise können sie<br />

Therapeutische Ansatzpunkte<br />

Die Angaben zur Verteilung der pro-<br />

nialen Belastungen hat sich die «Nackenschwebe»<br />

(Abb. 2) bewährt. Dabei ruht<br />

der Nacken des Patienten auf Höhe der<br />

die ganze Wirbelsäule behandeln. Diese<br />

Technik wird von den Patienten als sehr<br />

angenehm empfunden.<br />

priozeptiven «Messfühler» (Paccini- und<br />

Muskelansätze am Hinterhaupt auf den<br />

Ruffini-Körperchen) im Körper sind in der<br />

aufgestellten Fingern des Therapeuten.<br />

Bei starkem Hartspann der tiefen au-<br />

Literatur recht ungenau. Eine besonders<br />

Dieser achtet darauf, dass der Kopf, dessen<br />

tochtonen Muskeln können Sie nachein-<br />

hohe Dichte an Rezeptoren findet sich, je<br />

Gewicht vorwiegend auf den Kleinfinger-<br />

ander jeweils eine dieser Zonen palpieren<br />

nach Autor, im Bereich der Nackenmus-<br />

und Daumenballen abgelegt ist, gleichmä-<br />

und durch leichtes Anheben und Zug der<br />

kelansätze, in den Bändern der Wirbel-<br />

ssig auf allen Finger ruht. Die Finger lie-<br />

säule und in den Muskel- Sehnenansätzen<br />

gen in gleichmässigen Abständen von der<br />

an der Ferse und der Fusssohle. Demnach<br />

Paramedianlinie bis medial der Mastoide.<br />

müsste eine Behandlung in diesen Regio-<br />

Falls die Muskelansätze immer noch viel<br />

nen besonders effektiv sein, wenn es um<br />

Spannung aufweisen, kann der Kopf noch<br />

die Behandlung von Propriozeptionsstö-<br />

leicht in den Nacken gelegt werden. Diese<br />

rungen geht. In unserer Praxis hat sich das<br />

Position wird 20-30 Sek. gehalten, bis sich<br />

in herausragender Weise für die Nacken-<br />

ein annähernd gleichmässiges Kontaktge-<br />

muskelansätze und damit verbundene cra-<br />

fühl einstellt. Variieren Sie gegebenenfalls<br />

niale Belastungen bestätigt.<br />

den Anpressdruck der Finger.<br />

Da die Insertionsstellen der Bänder<br />

und Muskeln eine besonders grosse Rolle<br />

spielen, wird auf der therapeutischen Seite<br />

sicher der Massage ein hoher Stellenwert<br />

zuzuordnen sein. In unserer Arbeit haben<br />

sich langsame detonisierende Massagen<br />

im Ansatzbereich bewährt. Je tiefer die<br />

beteiligten Strukturen liegen, umso langsamer<br />

und achtsamer bezüglich des Tiefenkontaktes<br />

haben die Massagestriche zu<br />

Abb. 3: Schwingungsmobilisation der Wirbelsäule<br />

erfolgen. Nach der klassischen Termino-<br />

Abb. 2: «Nackenschwebe».<br />

mit Fokus auf Längs- und Interspinalbänder.<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Abb. 6: Palpation von Schmerzpunkten an der<br />

Fusssohle, Einstellung der Plantarflexion.<br />

K Ö R P E R WA H R N E H M U N G P R A X I S<br />

Gegenhüfte, der Schulter oder der Rippen<br />

– den Verlauf beachten (Abb. 4) – in Richtung<br />

der Verspannung entlasten. Diese Position<br />

wird jeweils zwei bis drei Atemzüge<br />

lang gehalten.<br />

Die Achillessehne und die Muskelansätze<br />

an Fussrücken und Fusssohle<br />

Versuchen Sie es selbst: Wenn sie im<br />

Stand langsam nach vorne und hinten an<br />

die Grenzen Ihres Gleichgewichts pendeln,<br />

werden Sie genau spüren, wie stark Ihr<br />

Gleichgewichtsgefühl von der Druck- und<br />

Zugwahrnehmung am Fuss abhängt. Ich<br />

nehme an, dass für die Peropriozeption<br />

die Muskeln, die vom Unterschenkel zum<br />

Abb. 4: Entlastung der Facettengelenke über die Rippen der Gegenseite.<br />

Fuss verlaufen, wichtiger sind als die kleineren<br />

Muskeln, die nur am Fuss ansetzen.<br />

Um die Achillessehne bzw. die Wadenmuskulatur<br />

zu entlasten bringen Sie den<br />

Fuss des Patienten in eine Streckung (Abb.<br />

5), mobilisieren Sie die Sehne in die Vorzugsrichtung<br />

nach medial oder lateral und<br />

verschieben zum Abschluss Unterhaut<br />

und Sehnenscheide je nach Wunsch des<br />

Patienten nach proximal oder distal. Diese<br />

Position halten Sie einige Atemzüge. Dann<br />

können Sie die dorsale und lateral-anteriore<br />

Wadenmuskulatur sanft massieren.<br />

Tasten Sie anschliessend die Fusssohle<br />

nach Spannungszonen ab. In Fussstreckung<br />

wird der Fuss in eine Hohlfussposition<br />

(Abb. 6) gebracht, um die<br />

Weichteilgewebe zu entspannen.<br />

Abb. 7: Streichmassage an der Fusssohle.<br />

Aus dieser Ausgangslage können Sie<br />

mit Streichungen oder sanften Zirkelungen<br />

eine weiche Massage für die verbleibenden<br />

druckempfindlichen Zonen anbieten.<br />

Ergänzend bieten sich manuelle und isotonische<br />

Techniken der Ortho-Bionomy®<br />

oder die reflektorische Behandlung über<br />

neurolymphatische Reflexpunkte an.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude und<br />

Erfolg bei der Erprobung dieser für unsere<br />

Patienten so angenehmen und effektiven<br />

Behandlung.<br />

l<br />

23<br />

Verwendete Literatur:<br />

Weber, K., Wiese M.; Weiche manuelle<br />

Techniken der Ortho-Bionomy®,<br />

2. Auflage, Sonntag Stuttgart, 2005.<br />

Weber K., Bayerlein R.; Neurolymphatische<br />

Reflextherapie nach Chapman<br />

und Goodheart, 2. überarbeitete Auflage,<br />

Sonntag Stuttgart, 2007.<br />

Abb. 5: Fussstreckung und Mobilisation der<br />

Achillessehne sowie der Sehnenscheide.<br />

A U T O R<br />

Dr. med. Klaus G. Weber<br />

Deutsches Institut für Ortho-Bionomy ®<br />

Buttenwegle 10, DE-72108 Rottenburg<br />

Tel. +49-7472 24794<br />

eMail: weber@ortho-bionomy.de<br />

www.ortho-bionomy.de<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


P H O N O LO G I E P R A X I S<br />

Audio-Psycho-Phonologie –<br />

Hören, horchen,<br />

körperliches und seelisches<br />

Gleichgewicht<br />

Wie wichtig das Ohr mit seinen vielfältigen Funktionen für das körperliche<br />

und seelische Wohlbefinden und Gleichgewicht ist, ist uns oft zu<br />

wenig bewusst. Das Ohr in seiner Ganzheit steht im Zentrum des Lebenswerks<br />

von Prof. Alfred A. Tomatis. Sie sollen hier einen Einblick in seine<br />

24<br />

Forschungsarbeit und in die Entwicklung der Audio-Psycho-Phonologie<br />

als Therapiemethode bekommen.<br />

◗ Marianne Zimmermann<br />

«Die Hauptaufgabe des Ohres ist, das wissen<br />

wir heute, eine Energiezentrale zu<br />

sein. Die zweite Aufgabe ist es, die Aufrichtung<br />

des Menschen abzusichern. Und<br />

danach alles, was mit Bewegung zu tun<br />

hat. Es gibt keinen einzigen Muskel im<br />

Körper, der nicht vom Innenohr abhängt.<br />

Darauf können wir Hören, Sprache und<br />

alle Fähigkeiten der Kommunikation aufbauen.»<br />

Prof. Alfred A. Tomatis<br />

Prof. Alfred A. Tomatis<br />

(1920-2001), französischer Facharzt<br />

für Hals – Nasen – Ohrenmedizin<br />

und Phoniatrie<br />

Ab Mitte der 1940er Jahre beschäftigte<br />

sich Tomatis mit den wechselseitigen<br />

Beziehungen zwischen Gehör und Stimme.<br />

Er stellte fest, dass die Hörkurven<br />

von psychischen Faktoren mit beeinflusst<br />

sind, d.h. vom Hören und Nicht-Hören-<br />

Wollen. Er konnte nachweisen, dass jede<br />

Art stimmlicher Äusserung durch die Aktivität<br />

der Ohren gesteuert wird. Seine 1957<br />

an der Akademie der Wissenschaften und<br />

an der Medizinischen Akademie von Paris<br />

unter dem Namen "Tomatis – Effekt"<br />

veröffentlichten Entdeckungen standen<br />

am Anfang der Entwicklung von Technologien<br />

zur Behandlung auditiver Wahrnehmungsprobleme<br />

und Kommunikationsschwierigkeiten.<br />

In zahlreichen Schriften<br />

und Büchern veröffentlichte Tomatis seine<br />

Forschungsergebnisse und ihre Bedeutung<br />

in Pädagogik, Psychologie, Linguistik und<br />

Philosophie. Einige Bücher sind auch in<br />

deutscher Sprache erhältlich.<br />

Die Audio-Psycho-Phonologie (abgekürzt<br />

APP) ist ein psychopädagogisches<br />

Training, das vorbeugend und heilend auf<br />

die komplexen Funktionen des Ohres einwirkt<br />

und sie mit bleibender Veränderung<br />

verbessert.<br />

Elektronisches Ohr<br />

Um Gehör und Stimme zu korrigieren,<br />

entwickelte Tomatis einen Apparat, der<br />

in seinen Funktionen dem menschlichen<br />

Ohr nachgebildet ist und den er deswegen<br />

«elektronisches Ohr» nannte. Es ist das<br />

wichtigste Hilfsmittel im Horchtraining,<br />

das Herzstück unserer Therapie. Im Verlauf<br />

der letzten 40 Jahre wurde der Apparat<br />

immer differenzierter und leistungsfähiger.<br />

Durch auditive Stimulation über das<br />

«Elektronische Ohr» wird, mittels eines<br />

Systems von Filtern, dem Ohr die «ideale<br />

Hörweise» vermittelt. So ist es möglich,<br />

das Hören entscheidend zu beeinflussen<br />

und bleibend zu verändern. Das Ohr wird<br />

darin geschult, bisher vernachlässigte Frequenzen<br />

besser wahrzunehmen und in<br />

anderen, zu intensiv empfundenen Frequenzbereichen<br />

weniger sensibel zu reagieren.<br />

Für das Horchtraining werden spezielle<br />

Kopfhörer verwendet, mit denen das<br />

Ohr gleichzeitig über Luftleitung und Knochenleitung<br />

stimuliert werden kann. Dazu<br />

werden hauptsächlich Werke von W. A.<br />

Mozart, gregorianische Gesänge und die<br />

Mutterstimme verwendet. Das Klangmaterial<br />

wird teilweise gefiltert und immer<br />

über das «elektronische Ohr» in die speziellen<br />

Kopfhörer geleitet.<br />

Hören – Horchen<br />

Unsere Ohren sind – im Unterschied<br />

zu den Augen – scheinbar immer geöffnet.<br />

Wir hören immer. Dennoch nehmen<br />

wir nicht alles bewusst wahr, was Tag und<br />

Nacht in unsere Ohren dringt, denn wir<br />

hören längst nicht immer zu. Wir horchen<br />

nicht unablässig, sondern nur dann, wenn<br />

wir es wollen.<br />

Horchen oder Zuhören ist – im Gegensatz<br />

zum Hören – ein aktiver, willentlicher<br />

Vorgang, vergleichbar mit dem<br />

Auge, wenn es gezielt fokussiert. Horchen<br />

bedeutet Präsenz, Aufmerksamkeit, Wachheit.<br />

Es zentriert den Körper und führt zu<br />

Konzentration. Beim Horchen richtet sich<br />

die Wirbelsäule auf, die Ohren spitzen<br />

sich, die Gesichtszüge werden gespannt,<br />

der Ausdruck wird wach. Horchen setzt<br />

den ganzen Menschen in Bereitschaft.<br />

Zuhören bezeichnet die zielgerichtete<br />

Konzentration des Ohres auf bestimmte<br />

akustische Reize und die Fähigkeit, störende<br />

Geräusche auszublenden oder zu<br />

überhören. Dank der Mittelohrmuskeln<br />

(musculus tensor tympani und musculus<br />

stapedius) können wir die Ohren spitzen<br />

und wie Objektive auf bestimmte Geräu-<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


sche richten. Die Anpassung an ungewohnte<br />

oder ungeübte Frequenzbereiche<br />

erfordert ein Training.<br />

Hören = passiv, akustische<br />

Reize aufnehmen<br />

Horchen = aktiv, gezielt Reize<br />

auswählen (Mittelohr<br />

muskeln spannen sich)<br />

Im Laufe des Horchtrainings werden<br />

die erwähnten Mittelohrmuskeln mittels<br />

der Kippschalter des «elektronischen Ohres»<br />

intensiv geschult.<br />

Horchstörungen<br />

Manchmal ist die Fähigkeit oder der<br />

Wille zum Horchen beeinträchtigt oder<br />

aus emotionalen Gründen blockiert. Dies<br />

kann in jedem Alter, in jeder Lebensphase<br />

tief greifende Auswirkungen haben.<br />

Horchprobleme, die sich nach<br />

aussen richten<br />

Ist das Horchen nach aussen betroffen,<br />

auf das, was jemand sagt, so kann der<br />

«horchgeschädigte» Mensch nicht folgen.<br />

Er nimmt schlecht oder verzerrt wahr, ist<br />

leicht ablenkbar und hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne.<br />

Er ist überempfindlich<br />

auf bestimmte Töne und missversteht<br />

Bemerkungen und Fragen. Er verwechselt<br />

ähnlich klingende Wörter und Laute und<br />

kann komplexen Anweisungen schlecht<br />

folgen. Dies kann sehr verunsichern, ermüden<br />

und auch grosse Ängste verursachen.<br />

Horchprobleme, die sich nach<br />

innen richten<br />

Richtet sich die Horchstörung nach innen,<br />

auf sich selbst, so kann der Mensch<br />

Gehörtes schlecht ordnen und wiedergeben.<br />

Die eigene Stimme und der Ausdruck sind<br />

mit betroffen: Die Sprechqualität ist flach<br />

und monoton, das Sprechen ist zögernd<br />

und lässt Fluss und Rhythmus vermissen.<br />

Der Wortschatz ist eingeschränkt, die Satzstruktur<br />

stereotyp und armselig, das Singen<br />

unrein, Leseprobleme tauchen auf.<br />

Störungen im vestibulären<br />

Bereich<br />

Bezieht sich die Horchstörung auf<br />

das Gleichgewichtsorgan (Vestibulum),<br />

so spürt der Mensch den eigenen Körper<br />

schlecht oder hat kein sicheres «Körperbewusstsein»,<br />

was sich in schlechter, schlaffer<br />

Haltung, in unkoordinierten Bewegungen,<br />

in Rhythmus- oder Balanceproblemen<br />

ausdrücken kann. Ein Unwohlsein im eigenen<br />

Körper wird spür- bzw. sichtbar durch<br />

nervöse Unruhe, Unbeholfenheit, schlechte<br />

Regulierung von Nähe und Distanz. Es<br />

kann auch sein, dass dieser Mensch die<br />

Körpersprache nicht beherrscht, d.h. er<br />

kann Signale weder unmissverständlich<br />

aussenden noch sicher deuten, was zu<br />

grossem Unbehagen und Missverständnissen<br />

in der «non-verbalen Kommunikation»<br />

führen kann.<br />

Da das Vestibulum auch das Zusammenspiel<br />

von Augen- und Handbewegungen<br />

steuert, wird die Feinmotorik zum<br />

Problem: Die Schrift wird ungelenk und<br />

schwer leserlich.<br />

Anwendungsgebiete von APP<br />

Schulschwierigkeiten und<br />

Lernprobleme<br />

Sprachentwicklungsverzögerungen,<br />

Lese-, Rechtschreibschwäche, Störungen<br />

im Redefluss, funktionell bedingte<br />

Stimmstörungen, psychogen bedingte<br />

Hör-, Sprech- und Stimmstörungen,<br />

Schulängste. Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme,<br />

Verhaltensstörungen, Aggressivität,<br />

erhöhte Ermüdbarkeit, innere<br />

Unruhe, mangelnde Vitalität oder Kreativität.<br />

Gewöhnung an Hörgeräte, Förderung<br />

des Hörvermögens.<br />

Während der Schwangerschaft<br />

Harmonisierung der Gefühle der Mutter,<br />

Abbau von Ängsten, Entspannung,<br />

Förderung der Kommunikation Mutter-<br />

Kind<br />

Verhaltensauffälligkeiten<br />

Soziale Unangepasstheit, Ängste, fehlendes<br />

Selbstbewusstsein, niedrige Frustrationstoleranz,<br />

mangelnde Motivation,<br />

Unreife, emotionaler Rückzug, Hyperaktivität.<br />

Wohlbefinden, Energie,<br />

Re-Dynamisierung<br />

Stressabbau, erhöhte Ermüdbarkeit,<br />

Gleichgewichtsstörungen, Gedächtnisschwäche.<br />

Auditive Wahrnehmungs-,<br />

Verarbeitungs- und Differenzierungsschwierigkeiten<br />

Nicht-Hören-Wollen, Ablenkbarkeit,<br />

Irritierbarkeit, Lärmempfindlichkeit.<br />

Entwicklungsstörungen<br />

Entwicklungsverzögerungen: im Allgemeinen<br />

im Bereich der Sprache und der<br />

Motorik.<br />

Fremdsprachenintegration<br />

Auditive Sensibilisierung für Fremdsprachen.<br />

Stimme, Musik, Gesang<br />

Lampenfieber, allgemeine Probleme in<br />

den Bereichen von Rhythmus, Intonation,<br />

Ausdruck.<br />

P H O N O LO G I E P R A X I S<br />

25<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


P H O N O LO G I E P R A X I S<br />

26<br />

Bewegung, Sport, Störungen im<br />

vestibulären Bereich<br />

Koordination, Gleichgewicht, Reaktionsfähigkeit,<br />

Körperbild, Haltung, Grobmotorik,<br />

Feinmotorik.<br />

Als begleitende Therapie bei<br />

Autismus, Impfschäden, cerebralen<br />

Bewegungsstörungen, Down-Syndrom,<br />

geistiger Behinderung, Schwindelzuständen,<br />

Ménièr’sche Krankheit, Hörsturz,<br />

Schlafstörungen, Altersdepression, Hirnverletzungen.<br />

Praktisches Vorgehen –<br />

Behandlungsablauf<br />

Nach einer ausführlichen Abklärung<br />

(Anamnese, Horchtest, Lateralitätstest)<br />

wird ein individuelles Horchprogramm<br />

lichkeiten zur Verfügung. Kinder werden<br />

in der Regel von beiden Eltern oder einem<br />

Elternteil begleitet, damit diese die Wirkung<br />

der Methode auf ihr Kind verstehen<br />

und nachvollziehen können. Das ist wichtig,<br />

weil das Kind in seiner Entwicklung<br />

Eine offene Gesprächskultur<br />

zwischen Klient und Therapeut<br />

ist von grosser Wichtigkeit.<br />

zusammengestellt. Kinder werden in der<br />

stark nachreift. Seine Veränderung wirkt<br />

Regel von einem oder beiden Elternteilen<br />

sich auf die Dynamik der ganzen Familie<br />

de eines erfahrenen ORL-Arztes gehören.<br />

begleitet.<br />

aus.<br />

Schon bei der Anmeldung zu einer APP-<br />

Basis-Intensivprogramm<br />

Jede/r KlientIn durchläuft eine indi-<br />

Zu Beginn des Trainings steht die rein<br />

auditive Stimulation (rezeptive Phase) im<br />

Vordergrund. Zu einem späteren Zeitpunkt<br />

Abklärung legen wir Wert darauf, dass<br />

keine aktuellen medizinischen Probleme<br />

(Mittelohrentzündung, Tubenkatarrh, Ent-<br />

viduelle Intensiv-Horchschulung mit dem<br />

kommen je nach Fragestellung audio-vo-<br />

zündungen des äusseren Hörkanals, chro-<br />

"elektronischen Ohr" und wird von einer<br />

kale Übungen am Mikrofon dazu (expres-<br />

nische Erkältungen, allergische, den HNO-<br />

pädagogisch-therapeutischen Fachperson<br />

sive Phase). Es können Sing-, Sprech- oder<br />

Bereich beeinträchtigende Erkrankungen,<br />

begleitet. Dauer: 10 – 15 aufeinander fol-<br />

Leseübungen sein. Auch andere Aktivitä-<br />

Missbildungen im Bereich der Mittelohr-<br />

gende Tage à 2 Stunden.<br />

ten können das Training ergänzen.<br />

knöchelchen, etc.) vorliegen. Hingegen<br />

kann es hilfreich sein, nach einer weitge-<br />

Fortsetzungsprogramme<br />

Nach einer Ruhephase von jeweils 3<br />

– 4 Wochen, die als Nachreifung verstan-<br />

Die Grenzen der Audio-Psycho-<br />

Phonologie<br />

In einigen Therapiemethoden, auch<br />

hend ausgeheilten Mittelohrproblematik<br />

die Funktionen des Ohres wieder anzuregen<br />

und eine übersensible Knochenleitung<br />

den wird und in der die Veränderungen<br />

teilweise in jenen des alternativmedizini-<br />

mit damit verbundener Hyperakusie mit-<br />

assimiliert werden, wird das individuelle<br />

schen Bereichs, werden sehr breite, unspe-<br />

tels eines APP-Horchtrainings zu desensi-<br />

Horchprogramm fortgesetzt. Nach einem<br />

zifische Anwendungsbereiche aufgeführt,<br />

bilisieren.<br />

Kontroll-Horchtest werden die Fortschritte<br />

was bei Patienten einerseits falsche Hoff-<br />

Wenn es um eine Kombination ver-<br />

besprochen und das weitere Vorgehen ge-<br />

nungen auslösen kann, in medizinischen<br />

schiedener schul- und alternativmedi-<br />

plant. Dauer: 5 –10 aufeinander folgende<br />

Fachkreisen aber andererseits Skepsis über<br />

zinischer Methoden geht, ist eine gute<br />

Tage à 2 Stunden.<br />

die Seriosität der Methode auslöst.<br />

Zusammenarbeit mit den involvierten<br />

Die Anzahl der notwendigen Fortset-<br />

Wenn wir auf der Website des schwei-<br />

Fachleuten von immenser Wichtigkeit und<br />

zungsprogramme hängt von der persön-<br />

zerischen Berufsverbandes für APP<br />

die Grundbedingung für einen stabilen<br />

lichen Entwicklung und der individuellen<br />

(www.a-p-p.ch) nachschauen, erscheint<br />

Therapieerfolg mit einem Mindestmass<br />

Fragestellung ab.<br />

uns die Liste der Anwendungsbereiche<br />

an notwendigen Konsultationen und The-<br />

Horchtests und Besprechungen<br />

In regelmässigen Abständen werden<br />

auch relativ breit gefasst, doch lassen sich<br />

die dort erwähnten Problembereiche alle<br />

auf die verschiedenen Funktionen des Oh-<br />

rapiesitzungen. Dies entspricht auch den<br />

wachsenden Forderungen der finanziell<br />

gebeutelten Krankenkassen.<br />

Kontrolltests durchgeführt und bespro-<br />

res mit seinen vestibulären, auditiven und<br />

Bei schweren psychischen Erkran-<br />

chen. Sie erlauben es, Entwicklung und<br />

hirndynamisierenden Funktionen zurück-<br />

kungen (auch bei Suchterkrankungen)<br />

Fortschritte zu messen und das Horchpro-<br />

führen.<br />

ist mit vielen Therapiemethoden absolute<br />

gramm entsprechend anzupassen.<br />

Die Audio-Psycho-Phonologie behan-<br />

Vorsicht geboten. Die APP-Fachleute sind<br />

Bemerkungen zum Ablauf<br />

delt somit Probleme, die mit den Funkti-<br />

sich bewusst, dass während des APP-<br />

Während des Horchtrainings kann sich<br />

onen des Ohres und den damit verbun-<br />

Horchtrainings psychodynamische Vor-<br />

der/die KlientIn ausruhen oder kreativ be-<br />

denen Hirnfunktionen zusammenhängen,<br />

gänge ausgelöst werden können, die einer<br />

tätigen. Kindern steht eine reichhaltige Pa-<br />

klammert aber gleichzeitig alle rein medi-<br />

intensiveren Betreuung (z.B. Ganztages-<br />

lette von Spielen und Beschäftigungsmög-<br />

zinischen Probleme aus, die in die Hän-<br />

struktur, medikamentöse Behandlung)<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Horchtraining nach A. Tomatis<br />

Mit der Arbeit an Ohr, Stimme und<br />

Atem zurück zur Mitte<br />

In der Zeit von Februar bis Juli <strong>2010</strong> habe<br />

ich drei Trainingsblocks à 8 und 10 Tagen<br />

im Tomatis-Horch-Atelier bei Frau Claire<br />

Blättler und Frau Marianne Zimmermann in<br />

Luzern gemacht.<br />

Ein Blick auf die Vorgeschichte aus meiner<br />

heutigen Warte aus betrachtet<br />

Beruflich arbeite ich viel mit Kindern<br />

zusammen. Für Kinder hatte ich immer ein<br />

offenes Ohr und konnte dort ganz «mich<br />

selbst» sein. In der Zusammenarbeit und<br />

im Zusammensein mit Erwachsenen war<br />

ich vorsichtig, nicht wirklich wortgewandt<br />

und oft sehr nervös. Ich lebte in einem<br />

häufigen inneren Konflikt – etwas sagen zu<br />

wollen, mitreden zu wollen, die Worte nicht<br />

E r f a h r u n g s b e r i c h t<br />

Horchtrainings. Bereits seit einigen Jahren<br />

kenne ich die Methode von A. Tomatis<br />

aus Erzählungen und Schriften. Für mich,<br />

als lange allein erziehende, berufstätige<br />

Mutter war es aber nie wirklich realistisch,<br />

täglich den weiten Weg ins nächstgelegene<br />

Tomatis-Institut in Zug zu gehen, so blieb es<br />

beim Interesse daran. Ich staunte nicht wenig,<br />

als ich nun über das Internet feststellte,<br />

dass seit ein paar Jahren in Luzern ein<br />

Horchtraining nach A. Tomatis möglich ist.<br />

Das Horchtraining und Erfahrungen<br />

Die Ergebnisse der Hörtests und die daraus<br />

gedeuteten Zusammenhänge mit «mir<br />

in meinem Leben» waren überwältigend<br />

treffend und machten Vieles bewusst. Das<br />

Horchtraining empfand ich von Beginn weg<br />

als sehr angenehm. Die filtrierten Klänge<br />

von Mozart waren wie eine Massage für<br />

meine müden Ohren – eine Wohltat.<br />

heit darüber, wie mein Kommunikationsmittel<br />

«Stimme» beim vis-à-vis ankam, mich<br />

immer etwas gehemmt hatte. Mit dem<br />

Stimmbewusstsein kam die Freude an der<br />

Kommunikation zurück.<br />

Mit dem Stimmbewusstsein und den<br />

anregenden Gesprächen kam das Selbstbewusstsein.<br />

Mit dem Stimmbewusstsein,<br />

dem Selbstbewusstsein und der verbesserten,<br />

ausgeglichenen Hörfähigkeit kam in<br />

der Kommunikation die Fähigkeit, den Inhalt<br />

des Gesprochenen mehr zu gewichten,<br />

als die Stimmung in der Stimme.<br />

Dies macht mich diskussions- und auch<br />

konfliktfähiger, was ich seither im Alltag<br />

fest spüre. Ich erlebe mich, seit ich das<br />

Tomatis-Training gestartet und abgeschlossen<br />

habe offener, selbstbewusster, sicherer<br />

und ausgeglichener und denke, dass ich<br />

dadurch für meine Umwelt authentischer<br />

bin. Tomatis hat mich gestärkt.<br />

P H O N O LO G I E P R A X I S<br />

27<br />

zu finden oder dann zu «burschikos» zu<br />

reden, die Stimme entsprechend gehemmt<br />

Anfänglich genoss ich es einfach, dass ich<br />

Ich fühl mich stark genug, um im Leben<br />

und wenig kontrolliert einzusetzen, was be-<br />

bequem dasitzen durfte, ohne dass etwas<br />

auch in schwierigen, zwischenmenschlichen<br />

wirkte, dass ich wie eine Gefangene meiner<br />

von mir erwartet wurde. Ich begann, wieder<br />

Situationen nicht mehr nur hilflos aufzuhor-<br />

Ängste war. Kam dann noch leiseste Kritik<br />

gerne zu hören. Die Wirkung der filtrierten<br />

chen und «schnellschüssig» einen holprigen<br />

an meiner Person, meinen Ideen, meinen<br />

Musik war erstaunlich. Ich empfand es<br />

Monolog von mir zu geben, sondern zuzu-<br />

Worten, verletzte dies mich unverhältnis-<br />

als beruhigend, aber auch anregend. Ich<br />

hören und mitzureden.<br />

mässig, machte mich mundtot und total<br />

schrieb in dieser Zeit ein Tagebuch mit<br />

Seit ich wieder kommunizieren kann – als<br />

traurig. Ich war dadurch sehr angreifbar,<br />

Gedanken, Ideen und Skizzen voll.<br />

«ich» – nicht «als gefallen-wollendes-ich» –<br />

geschwächt doch hochkonzentriert und<br />

geht es mir mit meinem Kopf auch viel<br />

Migräne war mein ständiger Begleiter. Eine<br />

Mit dem Horchtraining und den täglichen<br />

besser.<br />

anstrengende Zeit.<br />

aktiven Trainings habe ich meine Stimme<br />

bewusst wahrgenommen. Ich liebte es, die<br />

Ich möchte meinen beiden Therapeutinnen<br />

Vor einem Jahr bewarb ich mich, aufgrund<br />

gregorianischen Choräle mit- und nachzu-<br />

für die wohlwollende, denkanregende,<br />

von Erschöpfungszuständen, täglichen<br />

singen. Ich hörte den «Sing-Sang» in der<br />

respektvolle, stärkende Begleitung und<br />

Migräneattacken und Ohrengeräuschen für<br />

französischen Sprache neu und bewusst<br />

die «offenen Ohren» in dieser für mich<br />

eine achtwöchige Auszeit in Form eines<br />

und genoss das «singende» Nachsprechen<br />

wichtigen Zeit von Herzen danken, danken,<br />

Projektkurses. Ich bekam dadurch die Mög-<br />

der französischen Wörter. Beeindruckend<br />

danken. Es geht mir so gut! Ich bin durch<br />

lichkeit, an einem eigenen Projekt und par-<br />

war für mich, meine Stimme direkt zu hö-<br />

die Arbeit an Ohr, Stimme und Atem zurück<br />

allel dazu an der Gesundheit zu arbeiten.<br />

ren. Ich begann, meine Stimme zu mögen<br />

zur Mitte gekommen! Ich bin offen und<br />

Diese «Gesundheits-Zeit» nutzte ich für die<br />

und merke rückblickend, dass die Unsicher-<br />

stark für neue Taten!<br />

bedürfen, als diese ein Institut für APP<br />

Motivation erhöhen, eine psychotherapeu-<br />

nahmen sorgfältig zu prüfen und kritisch<br />

bieten kann. Auch in diesem Fall ist eine<br />

tische Massnahme bei einer entsprechen-<br />

zu hinterfragen. Dabei ist eine offene Ge-<br />

sorgfältige Abklärung vor Therapiebeginn,<br />

den Fachperson in Angriff zu nehmen.<br />

sprächskultur zwischen Klient und Thera-<br />

aber auch eine ständige einfühlsame Be-<br />

APP-Therapeuten sind auch gerne bei der<br />

peut von grosser Wichtigkeit.<br />

l<br />

obachtung und Begleitung im Therapieall-<br />

Suche nach einer solchen Fachperson be-<br />

tag von grösster Bedeutung. Bei der APP<br />

besteht der Vorteil, dass die Schwelle zu<br />

Beratungsgesprächen oft nicht so hoch<br />

ist wie der Schritt in eine eigentliche psychotherapeutische<br />

Behandlung («ich bin<br />

doch normal ...»). Es kann aber in der Folge<br />

vorkommen, dass diese Gespräche die<br />

hilflich.<br />

Dieser Beitrag hat nicht zum Ziel,<br />

sämtliche Grenzen der Audio-Psycho-<br />

Phonologie zu beleuchten. Vielmehr soll<br />

er die Leser (auch diejenigen, die im therapeutischen<br />

Bereich tätig sein) dazu sensibilisieren,<br />

jegliche therapeutische Mass-<br />

A U T O R I N<br />

Marianne Zimmermann<br />

APP-Therapeutin und Maja Schiftan,<br />

APP-Therapeutin und Hauptsitz des Schweizerischen<br />

Berufsverbandes für Audio-Psycho-<br />

Phonologie, Theaterstrasse 13, 6003 Luzern,<br />

Tel. 041-210 57 03, www.a-p-p.ch<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


A R O M ATO LO G I E T H E M A<br />

28<br />

«Immer der Nase<br />

nach» –<br />

Düfte sind nicht nur ein Gemisch<br />

von Molekülen, sie sind die Nahrung<br />

der Götter. Aromen enthalten<br />

subtile Energien und sind die<br />

Essenz unseres Lebens.<br />

◗ Myrtha Gächter<br />

Die Wissenschaft forscht intensiv wie<br />

Duftmoleküle unser tägliches Leben bestimmen.<br />

So wird beispielsweise in der<br />

Zellbiologie untersucht, wie und warum<br />

Pflanzenzellen flüstern, schwatzen, kommunizieren.<br />

Immer genauer zeigt die Wissenschaft<br />

auf, was Duftmoleküle bewirken,<br />

wenn sie unser Riechhirn beflügeln.<br />

Sie decken auf, was wir beeinflussen können,<br />

wenn wir diese flüchtigen Moleküle<br />

im therapeutischen Bereich anwenden.<br />

Mit Aromatherapie ist die Anwendung<br />

von natürlichen Duftstoffen nach<br />

den Prinzipien der Naturheilverfahren<br />

gemeint. Aber Vorsicht mit Werbeversprechen,<br />

denn nicht überall wo Aromatherapie<br />

«verkündet» wird, wird auch Aromatherapie<br />

praktiziert.<br />

Aromapflege gehört zur komplementären<br />

Pflegemethode. In der Dekubitusprophylaxe<br />

werden z.B. zellregenerierende<br />

und durchblutungsfördernde Öle<br />

bevorzugt. Als Einschlafhilfe die Variante<br />

der Inhalation, je nach Vorlieben des Patienten.<br />

Duftstoffe werden vermehrt auch<br />

zur Reduktion der Keimbelastung in Spitälern<br />

eingesetzt und ausgetestet. Evelyn<br />

Deutsch, Fachfrau Aromapflege aus Österreich<br />

betonte an einem Kongress, dass<br />

Prophylaxetherapien mit ätherischen Ölen<br />

generell günstiger sind, als schulmedizinische<br />

Varianten, allen voran die Prophylaxe<br />

und Behandlung bei Dekubitus.<br />

Aromatologie beinhaltet das Grundlagenwissen<br />

über die Herstellung, Zusammensetzung<br />

und Anwendung der natürlichen<br />

Duftstoffe. In der Schweiz sind<br />

Mischungen von 3 % üblich. In der EU ist<br />

auf Grund der Inhaltsstoffe die Prozentmischung<br />

vorgeschrieben. «Wer unter 3%<br />

arbeitet, steht generell auf der sicheren<br />

Seite», so Dietmar Wolz, Apotheker aus<br />

Deutschland.<br />

die etwas andere Art<br />

der ganzheitlichen<br />

Aroma-Therapie<br />

Heutige Lavendeldistillerie «Bleu», Nyons/Provence<br />

Wer hochprozentige Anwendungen<br />

macht, schlechte Qualität einkauft, Billigware<br />

bevorzugt, nicht richtig lagert, darf<br />

sich nicht wundern, wenn er mit Hautirritationen,<br />

Kopfschmerzen, Schwindel,<br />

Brechgefühl und mit Verschlechterung<br />

des Krankheitsbildes konfrontiert wird.<br />

Bestmögliche Qualität, die ihren Preis hat,<br />

kompetente Beratung durch Therapeuten,<br />

seriöse Verkaufsstellen, angepasste Lagerung<br />

und Dosierung, sind Grundvoraussetzung<br />

für den Einsatz der ätherischen Öle.<br />

Osmologie ist das traditionelle oder<br />

wissenschaftliche Wissen über die Heilwirkung<br />

von Duftstoffen über den Riechvorgang<br />

mit Schwerpunkt auf Nervensystem<br />

und Psyche. In der Therapie spricht<br />

man von Duftheilkunde oder Osmotherapie.<br />

Ein Grundprinzip bei der Auswahl<br />

der ätherischen Öle heisst: «Lass die Nase<br />

und dein Gefühl bestimmen, dein Körper<br />

und deine Seele werden es dir danken und<br />

positiv darauf antworten». Keine andere<br />

Therapieform kann mittels Inhalation von<br />

Düften unser Hirn so schnell und direkt<br />

ansprechen.<br />

Der Riechtest ist das Arbeitsinstrument<br />

und die Grundlage der Duftarbeit. Hierzu<br />

werden fundierte Kenntnisse benötigt. Ein<br />

hervorragendes Hilfsmittel in der Osmotherapie<br />

ist die Methodik über den archetypischen<br />

Duftkreis nach M. Henglein.<br />

Weg der Duftmoleküle<br />

Wie spärlich auf der einen Seite die<br />

Worte auch sein mögen, wenn es gilt, Düfte<br />

zu beschreiben, so reichhaltig sind die Gefühle,<br />

die bei der Dufteinatmung geweckt<br />

werden. In dem Augenblick, in dem wir die<br />

Duftstoffe wahrnehmen, haben sie bereits<br />

das limbische System erreicht, also jenen<br />

Teil des Gehirns von dem aus unsere Gefühlswelt<br />

und Emotionen gesteuert werden.<br />

Unser Geruchssinn steht in direkter Verbindung<br />

zu unserem Gedächtnis. Dies erklärt,<br />

warum Düfte so schnell und direkt Gefühle<br />

und gefühlsbetonte Gedanken wecken. Sie<br />

öffnen das Tor zum Unbewussten.<br />

Ein einfacher Selbsttest genügt, um in<br />

andere «Duftsphären» zu gelangen. Nehmen<br />

Sie einen unbekannten Duft, schliessen<br />

Sie die Augen, atmen die Duftmoleküle<br />

tief ein und versuchen Sie zu fühlen<br />

was passiert. Sie werden den Geruch als<br />

positiv oder negativ beurteilen, sehen<br />

Bilder, Ereignisse, spüren Wärme, Kälte,<br />

Schatten, etc.<br />

Die Osmotherapie nutzt die Informationen<br />

über die Gefühle seines Klienten und<br />

kann ihm helfen, mit den richtigen ätherischen<br />

Ölen, Blockaden zu lösen und sich<br />

energetisch auszugleichen.<br />

Duftbeschreibung<br />

Gerüche haben keine eigenen Namen.<br />

Daher ist es so schwierig, Düfte zu benennen.<br />

Je nachdem was gegessen wurde, ob<br />

wir krank sind, wie der Gemütszustand ist<br />

oder wie es um unseren Hormonhaushalt<br />

bestellt ist, steigen die individuellen Gerüche<br />

unterschiedlich in die Nase.<br />

Unverwechselbar zeigt sich auch der<br />

Duft des Partners. Pheromone sind geruchlos<br />

für uns Menschen und dennoch<br />

nehmen wir sie unbewusst wahr. Solche<br />

Signalstoffe oder sexuelle Lockstoffe wirken<br />

bereits in kleinsten Mengen (ein Milliardstel<br />

von einem Millionstel Gramm).<br />

Diese genügen jedoch, um ein winziges<br />

Organ in der Nase, das so genannte Jacobson-Organ,<br />

zu aktivieren. Es leitet die<br />

Reize direkt ins Gehirn, wo in Sekundenschnelle<br />

ein instinktiver Eindruck heraus<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Destillationsapparat aus Terrakotta im Museum von<br />

Taxila. Durch die Froschungsreise von Paolo Rovesti<br />

konnte das Destillationsgerät in das 3. Jahrtausend<br />

vor unserer Zeitwende datiert werden. Bildquelle:<br />

Buch: äth. Öle, Gildemeister & Hoffmann<br />

kristallisiert wird. Dieser Eindruck wird<br />

dementsprechend ausgedrückt: z.B. «Ich<br />

kann dich nicht riechen» oder «ich hab<br />

dich zum fressen gern».<br />

Nicht nur die Bezeichnung der Düfte<br />

machen Schwierigkeiten, auch die Qualität<br />

eines Geruchs lässt sich nicht gut feststellen.<br />

Dementsprechend wird ein Duft als angenehm,<br />

schön, reich, voll, stinkig, schimmlig,<br />

etc. betitelt. Auf den Geschmackssinn<br />

bezogen sprechen wir von sauer, süss,<br />

scharf. Mit dem Tastsinn werden Gerüche<br />

mit den Eigenschaften warm, kühl oder stechend<br />

umschrieben und was den Gesichtsund<br />

Gehörsinn anbelangt, kann es eine<br />

grüne Note sein oder ein schriller Duft.<br />

Letztendlich haben wir jedoch keine eigenen<br />

Begriffe dafür, obwohl es in Südmexiko<br />

totonakische Sprachen gibt, die ihre Düfte<br />

in Wörter fassen können.<br />

Der Weg über die Haut<br />

Die Haut wird durch warmes Wasser,<br />

durch Einreiben oder Massage angeregt und<br />

erwärmt, mit dem Ziel, die Durchblutung<br />

zu aktivieren und dadurch eine schnelle<br />

Aufnahme der Stoffe zu gewährleisten. In<br />

den Unterschichten der Haut folgt eine Umwandlung,<br />

damit die Stoffe von den Zellen<br />

aufgenommen und weiter transportiert<br />

werden können. Gelangen die Impulse in<br />

den Kreislauf- und/oder das Lymphsystem<br />

werden sie an ihren Bestimmungsort weiter<br />

geleitet – es sind also mehrere Barrieren<br />

zu überwinden. Verknüpfen wir eine Pflanzenbotschaft<br />

mit einer sanften Massage,<br />

dann «nähren» wir den Menschen mit der<br />

Berührung einerseits und mit der Pflanzenkraft<br />

andererseits. Eine Aroma-Massage ist<br />

Nahrung für unsere Seele.<br />

Der Weg über die Ausscheidung<br />

Nicht benötigte Stoffe werden innerhalb<br />

eines Tages über Niere, Blase oder<br />

Lunge ausgeschieden. Da der Organismus<br />

die natürlichen Stoffe erkennt und weiss,<br />

was zu tun ist, gibt es weder Ablagerungen<br />

noch Depotansammlungen im Körper.<br />

D i e S p r a c h e d e r D ü f t e<br />

Aromen können mit mehr Worten bezeichnet werden, als nur gut oder schlecht<br />

Farben feuerrot sonnengelb himmelblau braun<br />

orange grasgrün violett dunkel<br />

Geschmack scharf süss bitter sauer<br />

würzig honigartig ranzig prickelnd<br />

krautig vanillig modrig fäkalartig<br />

fruchtig klebrig muffig käsig<br />

kampferig minzig brenzlig fettig<br />

ananasartig nussig zitronig<br />

Duftnoten stechend heiter lieblich tabakartig<br />

spritzig erhebend schützend sinnlich<br />

dynamisch eklig holzig schwer<br />

klärend abweisend harzig bleiernd<br />

sonnig wässrig männlich heuig<br />

waldig blumig weiblich üppig<br />

tiefgreifend pudrig verführerisch schwül<br />

Wirkung anregend befreiend beruhigend narkotisch<br />

stechend einengend ausgleichend animalisch<br />

stimulierend luftig wärmend bleiern<br />

aufhellend zuschnürend erdend verunsichernd<br />

motivierend herausfordernd schwankend suggerierend<br />

impulsierend beängstigend wohlwollend verschleiernd<br />

vermittelt Kraft Energie Ruhe Geborgenheit<br />

Tatendrang Konzentration Urvertrauen Weitsicht<br />

Freiheit Antrieb Übelkeit Angst<br />

Halt Abschied Neubeginn Klarheit<br />

erinnert an.. Ferien Felsen Süden Meer<br />

Sonne Strand Mutter Vater<br />

Kindheit Grossmutter Sport Familie<br />

Krankheit Spital Erkältung Weihnacht<br />

Dufteinsatz kochen Körperpflege Dessert Raumduft<br />

würzen Parfüm Drink Putzen<br />

Duftplazierung Wohnzimmer Arbeitszimmer Schlafzimmer Keller<br />

Bad / Toilette Auto Handtasche Küche<br />

Nicht so bei synthetisch, chemischen<br />

Düften oder Medikamenten. Da hat unser<br />

Organismus keinen klaren Bestimmungsort<br />

für die unbekannten Stoffe. Deshalb werden<br />

sie im Fett abgelagert und angesammelt.<br />

Das hat zur Folge, dass der Mensch<br />

nach längerer Medikamententherapie eine<br />

unerwünschte Reaktion haben kann.<br />

Duftgeschichte<br />

Früheste Beweise wie Wandmalereien,<br />

Keramikgefässe, Behältnisse, Steine deuten<br />

darauf hin, dass diese schon 30'000 v. Chr.<br />

höchstwahrscheinlich zur Aufbewahrung<br />

von duftenden Ölen und Medizin dienten.<br />

In Taxila (Industal/Pakistan) befindet<br />

sich im Museum ein Destilliergerät aus<br />

der mittleren Steinzeit (ca. 3000 v. Chr.),<br />

die Periode der alten Induskulturen. Dieser<br />

Kultur ist das Verfahren zu verdanken,<br />

dass die Trennung von flüchtigen und festen<br />

Duftsubstanzen möglich ist.<br />

Der Holländer, Rembert Dodens (1517-<br />

1585), schreibt Kräuterbücher und stellt<br />

Duft in den Vordergrund.<br />

1623 wurde erstmals der Begriff Osmologie<br />

im Zusammenhang mit der Bekämpfung<br />

der Pest mittels Duftstoffen erwähnt.<br />

Julien-Joseph Virey (1775-1846), Begründer<br />

der Chronobiologie, hat die Osmologie<br />

ebenfalls erwähnt.<br />

Als «Stammvater» und Begründer der<br />

modernen Aromatherapie gilt Gattefossé<br />

(1881-1950). Paolo Rovesti (gest. 1983) zählt<br />

als Begründer der modernen Osmologie.<br />

In diesem Sinne möchte ich Sie ermutigen,<br />

bei der Auswahl und dem Einsatz von<br />

Duftstoffen Ihrer Nase zu vertrauen. So<br />

kann sich Ihr Feingefühl und die Sicherheit<br />

entwickeln, immer den richtigen Duftstoff<br />

zur Hand zu haben. Nebenwirkungen können<br />

auftreten, doch wie schon Hahnemann<br />

für die Homöopathie sagte: «Allein die Dosis<br />

macht, dass ein Ding kein Gift ist». l<br />

A U T O R I N<br />

Myrtha Gächter<br />

dipl. Aromatherapeutin, Aromatologin,<br />

Osmologin<br />

natura odoris, 8907 Wettswil<br />

Tel. 044-700 23 07, mgaechter@swissonline.ch<br />

A R O M ATO LO G I E T H E M A<br />

29<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


S P I R A L DY N A M I K P R A X I S<br />

Spiraldynamik:<br />

Wo Senioren auf<br />

Touren kommen<br />

Die Zeit der «schonungsbedürftigen Alten» ist<br />

vorbei. Der Trend geht endlich in Richtung mehr<br />

Bewegung. Mit Quantität ist es aber nicht getan.<br />

Bewegungs-Qualität steht im Zentrum – und viel<br />

Freude an Bewegung.<br />

◗ Barbara Eichenberger und Bea Miescher<br />

30<br />

Beim Menschen ist es ähnlich wie bei<br />

zuträglich oder geht es bei vielen um den<br />

Szenen zu üben. Denn, isolierte Übungen<br />

Autos: Es gibt kaum etwas schöneres, als<br />

Beweis, noch nicht alt zu sein? Der quan-<br />

bringen wenig. Aus diesem Grund brau-<br />

einen gepflegten, fahrtüchtigen Oldtimer.<br />

titative Anspruch steht im Vordergrund –<br />

chen ältere Menschen eine klare Strategie,<br />

Während der Jugend neben Schönheit<br />

die Qualität geht oft baden. Nur bewegen<br />

um ihre Sicherheit im Alltag zu behalten.<br />

auch Vergänglichkeit und Ungewissheit<br />

ist gut, intelligent bewegen ist besser. Das<br />

Konkret heisst das: Sturz-Prävention mit<br />

anhaftet, ist ein fiter älterer Mensch eine<br />

ist altersunabhängig, wird aber mit der<br />

propriozeptivem Training, und für den Fall<br />

wandelnde Erfolgsgeschichte. Die Statisti-<br />

Zeit immer wichtiger. Genau hinsehen<br />

des Falles Kraft und Bewegungskoordinati-<br />

ken belegen auch die Kehrseite: Gebrech-<br />

und klug trainieren lohnt sich. Mit Spiral-<br />

on, um reagieren und wenn möglich, selb-<br />

lichkeit, Stürze, Immobilität, Isolation<br />

dynamik haben Trainierende und Trainer,<br />

ständig wieder auf die Beine zu kommen.<br />

– wenn ältere Menschen ihre Mobilität<br />

einbüssen, wird die Rehabilitation schwierig.<br />

Zu oft wird Osteoporose als alleiniger<br />

Therapeuten und Therapierte ein messbares<br />

Qualitätsinstrument zur Hand – und<br />

auch zu Kopf.<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Bevor die Senioren auf wackelige Un-<br />

Sündenbock herangebeten. Das Potenzial<br />

eigenverantwortlicher Prävention ist<br />

auch im Alter gewaltig – und oft unaus-<br />

Spiraldynamik-Ansatz<br />

Im Zentrum der Spiraldynamik steht<br />

terlagen gestellt werden, wird die Basis<br />

geschöpft.<br />

Bewegungsqualität. Das Ziel ist ein Minimum<br />

an Abnutzung durch ein Maximum<br />

Falsch verstandenes Anti-Aging<br />

Guter Wille herrscht überall: 75jährige<br />

an Koordination. Das bedeutet anatomisch-funktionelle<br />

Bewegung, sprich Ab-<br />

Walker und Jogger, ja sogar Marathon-Ab-<br />

läufe, die im Alltag hilfreich sind. Deshalb<br />

solventen, sind vordergründig ein erfreu-<br />

brauchen besonders ältere Menschen in-<br />

liches und oft gesehenes Bild. Bei genau-<br />

telligente Bewegungsstrategien. Sollte es<br />

erem Hinsehen wird die Sache heikel:<br />

zu einem Sturz kommen, muss die Per-<br />

Walking mit X-Beinen und Knickfüssen<br />

son wissen, wie sie wieder auf die Beine<br />

schadet mehr, als dass es nützt. Die be-<br />

kommt. Die Hilflosigkeit bringt betagte<br />

tagten Gelenke federn nicht mehr so elas-<br />

Menschen oft in eine prekäre Situation.<br />

tisch wie in der Jugend, Schlag auf Schlag<br />

Deshalb ist es wichtig, neben Prävention<br />

werden aktive und passive Strukturen ge-<br />

auch ganz konkret mit und für Alltags-<br />

stresst. Die Nordic-Stöcke als Sportgerät<br />

mögen das Gefühl dynamischer Aktivität<br />

suggerieren – wer die Technik analysiert<br />

Am Anfang jeder positiven<br />

entdeckt überlastete, fehl positionierte<br />

Schultern und einen starren Brustkorb.<br />

Veränderung steht das<br />

Genau das Gegenteil von dem, was man<br />

mit dem körperdurchlüftenden Walking ei-<br />

Verständnis: Darauf baut<br />

gentlich möchte. Auch der 70jährige Marathonläufer<br />

beweist eine bewundernswer-<br />

das Erlernen intelligenter<br />

te Leistung. Aber ist das Leiden über 42<br />

Kilometer seiner Gesundheit tatsächlich<br />

Bewegung auf.<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Bewegungsfreude:<br />

Das Gehirn lernt am<br />

besten unter fröhlichen<br />

Bedingungen. Da kommt<br />

Bewegung und Gruppendynamik<br />

gerade recht!<br />

tung, Längsspannung der Wirbelsäule,<br />

sichernde Stabilität im unteren Rücken<br />

und entlastende Flexibilität in der Brustwirbelsäule.<br />

Der aufgerichtete Nacken und<br />

der zentrierte Kopf machen das Kunstwerk<br />

«Mensch» vollkommen. Spätestens hier<br />

stellen die meisten Kunden und Patienten<br />

konsterniert die Frage: "Warum hat mir<br />

das keiner gesagt?" Die Frage ist berechtigt.<br />

Was Spiraldynamik angeht, liegt die<br />

Antwort auf der Hand: Weil man es bisher<br />

noch nie so angesehen hat. Dreidimensionale<br />

Bewegungskoordination war bisher<br />

allenfalls im Spitzensport ein Thema. Je-<br />

Schritt 3: Beweglichkeit<br />

Das A und O der Mobilität im Alter<br />

ist Bewahrung oder Wiedererlangung<br />

der Beweglichkeit auf möglichst vielen<br />

Körpersegmenten. Die Bewegungseinschränkungen<br />

sind oft alarmierend. Das<br />

hat verschiedene Gründe: Falsch verstandenes<br />

"Sorge tragen" zum Körper durch<br />

übermässige Schonung war bis vor kurzem<br />

schon ab 50 angesagt. Geforderte Sittsamkeit<br />

war und ist auch nicht hilfreich:<br />

Still sitzen, nicht rennen, schon gar nicht<br />

hopsen oder hüpfen, speziell Frauen wurden<br />

bis in die 70er Jahre konsequent in die<br />

S P I R A L DY N A M I K P R A X I S<br />

doch wurde «Otto-Normalverbraucher»<br />

Schranken gewiesen. "Benimm di nid wi<br />

punktuell behandelt und auf Bewegungs-<br />

ne Bueb" mahnte Oma. Und immer wieder<br />

quantität getrimmt.<br />

fehlte und fehlt das Know-how. Die Rück-<br />

erarbeitet: Junge lernen schneller als die<br />

Alten – aber Senioren haben mehr Ver-<br />

Schritt 2: Wahrnehmen<br />

Nun geht es an die Erfahrung am ei-<br />

eroberung der Flexibilität vermittelt Bewegungsfreiheit<br />

und Umsicht. Zwei Faktoren,<br />

die für Sicherheit im Alltag entscheidend<br />

31<br />

netzungsmöglichkeiten. Das schöne dar-<br />

genen Leib. Wo bin ich in meinem Körper<br />

sind, ganz zu schweigen vom gesteigerten<br />

an: Der Lernerfolg ist fühl- und messbar.<br />

und wo will ich hin? Bei älteren Menschen<br />

Souveränitätsgefühl.<br />

Kein Mensch, auch kein betagter, muss<br />

mit Knickfüssen und X-Beinen durchs<br />

Leben gehen. Beinachsen und Fussgewöl-<br />

hat die Schwerkraft seit Jahrzehnten gewerkelt:<br />

Der vor verlagerte Kopf, der<br />

Rundrücken und instabile Beinachsen<br />

Schritt 3: Kräftigung<br />

Kraft ist das körpereigene ABS-Sys-<br />

be können bei geistiger Vitalität auch im<br />

gaben reichlich Ansatzpunkte, um den<br />

tem: Sicherheit kommt zustande, wenn<br />

Alter optimiert werden. Ein gestauchter<br />

Menschen aus dem Lot zu bringen. Die<br />

Muskeln stabilisieren, im entscheidenden<br />

Nacken mit seinen unerfreulichen Neben-<br />

Erkenntnis steht am Anfang der Gegen-<br />

Moment wohl dosiert halten und loslas-<br />

wirkungen (Nacken- und Kopfschmerzen,<br />

massnahmen. Eine spannende Reise durch<br />

sen können, auch unter erschwerten Be-<br />

Verspannungen, Buckel, bis hin zu Tin-<br />

den eigenen Körper. Nun können Ziele ins<br />

dingungen. Spiraldynamik setzt dabei auf<br />

nitus und anderen Einschränkungen der<br />

Visier genommen werden. Von heute auf<br />

propriozeptives Training. Nicht das Ge-<br />

Wahrnehmung) kann mit dem nötigen<br />

morgen geht wenig. Fehlhaltungen sind<br />

wicht der Hantel ist massgebend, sondern<br />

Know-how gestreckt, geöffnet und dyna-<br />

oft fixiert, die Beweglichkeit nicht mehr<br />

die <strong>Reflexe</strong> im Körper: Blitzschnell und<br />

misiert werden, damit die Energien wie-<br />

vorhanden, aber wie gesagt: Die «Golden<br />

angemessen reagieren können auf Verän-<br />

der – oder endlich – fliessen können. Der<br />

Ager» haben Zeit – und Interesse! Realisti-<br />

derungen. Instabile Unterlagen und Ther-<br />

starre Brustkasten kann zu einem flexiblen<br />

sche Ziele motivieren mehr als Ideale.<br />

abänder versetzen den Körper in mittleren<br />

Brustkorb werden und kluge Kräftigung<br />

und sanftes Stretching vermitteln lebendige<br />

Dynamik auf Schritt und Tritt. Das<br />

Balance mit<br />

vermittelt Standsicherheit und einen erweiterten<br />

Bewegungsradius. Zudem fühlt<br />

Unterstützung:<br />

es sich einfach gut an. Zunehmender Erfolg<br />

macht zunehmend Freude: Genau das<br />

Kritischen Alltags-<br />

richtige Rezept, um die Schwerkraft und<br />

Schwermut auszutricksen. Grosse Worte,<br />

situationen kann<br />

denen wir mit Spiraldynamik praktische<br />

Taten folgen lassen.<br />

begegnet werden,<br />

Schritt 1: Aufrichten<br />

Um etwas erkennen zu können, muss<br />

man hingucken: Ein Blick in die Theorie<br />

wenn die Situation<br />

bekannt ist.<br />

veranschaulicht durch Modelle, Bilder und<br />

Animationen die natürliche Funktion des<br />

Das kann mit<br />

Körpers. Wer hautnah das Leiden einer<br />

geplagten Bandscheibe erkennt, kann sie<br />

Reflextraining geübt<br />

mit Überzeugung und Know-how entlasten.<br />

Konkret heisst das: Beckenaufrich-<br />

werden.<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


S P I R A L DY N A M I K P R A X I S<br />

32<br />

I N S E R AT<br />

Aufruhr: Nichts ist stabil, das Gehirn tut<br />

sein bestes, muss aber einen Grossteil der<br />

Reaktionen an die viel schnelleren <strong>Reflexe</strong><br />

delegieren – Körper und Geist arbeiten auf<br />

Hochtouren. Die Bewegungen sind funktional,<br />

also nicht isoliert, sondern von Alltagsbewegungen<br />

abgeleitet.<br />

Schritt 5: Integration<br />

Die Königsdisziplin der Spiraldynamik<br />

ist die Integration in den Alltag. Was<br />

Königsdisziplin:<br />

Flexibilität, Koordination<br />

und Sicherheit können<br />

Schritt für Schritt zurückerobert<br />

werden. Gelebte<br />

Körperintelligenz ist die<br />

<strong>Reflexe</strong> 4 <strong>2010</strong>:Therapie und Praxis 1-6/05 13.10.<strong>2010</strong> 16:58 Uhr Seite 1<br />

beste Prävention.<br />

Bewährtes erhalten, dem medizinischen Fortschritt verpflichtet:<br />

AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel<br />

Wir bilden seit 35 Jahren<br />

aus. Profitieren Sie von<br />

unserer Erfahrung. Die<br />

APM-Ausbildung entspricht<br />

den EMR-Richtlinien zur<br />

Anerkennung von Praxen<br />

und wird von der ASCA<br />

Stiftung anerkannt.<br />

Wir unterrichten:<br />

- Meridianmassage<br />

- Akupunkturpunkte<br />

- Narbenpflege<br />

- Wirbelsäulentherapie<br />

- Gelenkmobilisation<br />

- Ohr-Befunderhebung<br />

Die APM nach Penzel<br />

- ist eine der ältesten Meridiantherapien in Europa.<br />

- ist ganzheitliche Behandlung von funktionellen<br />

Störungen der Organe, des Bewegungsapparates<br />

und des Vegetativums.<br />

- ist nur an der Penzel-Akademie erlernbar.<br />

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Willy-Penzel-Platz 1-8 • D-37619 Heyen bei Bodenwerder<br />

T: +49 55 33/97 37-0 • www.apm-penzel.com<br />

Kursort in der Schweiz: St. Niklausen OW<br />

Sekretariat Susanne Bärlocher<br />

Steinwichslen 27, Postfach 72, 9052 Niederteufen<br />

Tel.: 071 / 330 00 22 sekretariat@apmnachpenzel.ch<br />

S p i r a l d y n a m i k<br />

Spiraldynamik<br />

wurde 1992 vom Basler Arzt Christian<br />

Larsen und der französischen Physiotherapeutin<br />

Yolande Deswarte gegründet.<br />

Kunst und Wissenschaft menschlicher<br />

Bewegung wurde von einem interdisziplinären<br />

Team zu einem lehr- und<br />

lernbaren Konzept entwickelt; zu einer<br />

«Gebrauchsanweisung für den eigenen<br />

Körper». Heute sind über 5’000 Fachkräfte<br />

im deutschsprachigen Europa, in<br />

Tschechien und Frankreich ausgebildet.<br />

entdeckt, entwickelt und optimiert wurde,<br />

wird im Leben angewandt. Längsspannung<br />

der Wirbelsäule und bewusste<br />

links-rechts Verschraubung von Ober- und<br />

Unterkörper sowie lotrechte Beinachsen<br />

durch aktive Muskelketten auf Schritt<br />

und Tritt ermöglichen eine Art Ganztagstraining.<br />

Nicht eine halbe Stunde isoliert<br />

üben, sondern den ganzen Tag richtig<br />

Bewegen ist das Ziel des Spiraldynamik-<br />

Trainings.<br />

Für wen eignet sich<br />

Spiraldynamik?<br />

Grundvoraussetzung für Erfolg mit<br />

Spiraldynamik ist Lernfähigkeit und der<br />

Wille, aktiv etwas am eigenen Bewegungsverhalten<br />

ändern zu wollen. Sind diese<br />

Voraussetzungen gegeben, sind die Erfolge<br />

meist erfreulich: Wie fast überall sind vor<br />

allem Frauen bereit, aktiv etwas für ihre<br />

Gesundheit zu tun und den Qualitäts- vor<br />

den Leistungsaspekt zu stellen. Männer<br />

sind allerdings schwer am Aufholen und<br />

enorm begeisterungsfähig: Die Logik und<br />

Lernbarkeit des Spiraldynamik-Konzepts<br />

überzeugt sie. Was der Erfolg des Konzeptes<br />

im hohen Alter betrifft, gilt folgende<br />

Faustregel: Solange der Mensch in der<br />

Lage ist, eine Sprache zu lernen, kann er<br />

auch Spiraldynamik verstehen und umsetzen.<br />

Ein Gesundheitspotenzial, das mit<br />

zunehmender Lebenserwartung der Menschen<br />

an Wichtigkeit gewinnt. l<br />

A U T O R I N N E N<br />

Barbara Eichenberger-Wiezel<br />

& Bea Miescher<br />

Spiraldynamik AG<br />

Toblerstrasse 51<br />

8044 Zürich<br />

Tel. 087-888 68 88<br />

www.spiraldynamik.com<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


P U B L I R E P O R TA G E M A R K T<br />

33<br />

- die neue Dimension in der<br />

Massage<br />

Dieser revolutionäre «Daumen», der an der ETH Zürich entwickelt wurde, bringt grossen Nutzen – für die<br />

Therapeuten und die Patienten.<br />

Früher plagten Robert Don seine Finger<br />

bei der Arbeit als Podologe und Masseur.<br />

Des Leidens überdrüssig, baute er kurzerhand<br />

einen gummierten Massage-<br />

Daumen-Prototypen, den er als Schutz<br />

einsetzte. Seine Klienten waren begeistert<br />

– einer ganz besonders. Dieser verfügte<br />

als erfolgreicher High-Tech-Unternehmer<br />

über gute Kontakte zur ETH Zürich. Die<br />

Wissenschaftler erkannten in der Idee<br />

eine technologische Herausforderung und<br />

begannen in Zusammenarbeit mit Robert<br />

Don und der Surgimed AG den revolutionären<br />

Massage-Daumen zu entwickeln.<br />

12 Monate dauerte dieser aufwändige Entwicklungsprozess,<br />

bis der «SiliDon» fertig<br />

gestellt und in Produktion gehen konnte.<br />

Beste Qualität beim Material garantiert<br />

einen einwandfreien Einsatz des Daumens<br />

über mehrere Jahre.<br />

Die Einsatzgebiete<br />

Der SiliDon ® Massage-Daumen aus biokompatiblem<br />

Material, sterilisierbar bis<br />

140°C, kann in folgenden Bereichen zum<br />

Einsatz gelangen: Fussreflexzonenmassage,<br />

Sportmassagen, Klassische Massage,<br />

Dorn Breuss-Therapien, Cellulite-Massagen,<br />

Triggerpunkttherapien usw.<br />

Die Vorteile<br />

Die Erfahrungen mit dem SiliDon-Daumen<br />

haben gezeigt, dass die Therapeuten ihre<br />

gewohnten Massagetechniken in einer<br />

komplett neuen Form kennen lernen: Die<br />

Gleitfähigkeit hat sich als deutlich verbessert<br />

herausgestellt, die Druckverteilung<br />

ist optimal, das Gelenk wird stabilisiert,<br />

der Daumen wird vor Rissen und Verletzungen<br />

geschützt. Und zu guter Letzt benötigt<br />

der Therapeut weniger Massageöl.<br />

Vorteilhaft für die Patienten ist, dass diese<br />

keine Fingernägel mehr spüren, die<br />

Massage ist sehr angenehm, sanfter und<br />

behaarte Zonen lassen sich schonender<br />

massieren.<br />

SiliDon ® Vertrieb in der Schweiz<br />

Exklusivvertrieb Massage/Therapie:<br />

Simon Keller AG, Burgdorf<br />

T 034 420 08 38, info@simonkeller.ch<br />

Mehr Infos: www.silidon.ch<br />

Daumen-Grössen: XS, S, M, L, XL<br />

Preis: Fr. 85.– pro Stück<br />

S<br />

XS<br />

XL<br />

L<br />

M<br />

Non Sterile<br />

Surgimed Ag<br />

Mövenstrasse 12, 9015<br />

www.ulrich-swiss.ch<br />

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<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong><br />

MASSAGE-DA


S I N N E & M U S K U L AT U R P R A X I S<br />

34<br />

Der sechste Sinn geht unter die<br />

Haut – Der Muskel als Sinnesorgan<br />

Im ganzen Körper wohnen Abermilliarden von Nervenzellen, vernetzt und gesteuert in der Grosshirn-Zentrale.<br />

In fünf Sinne soll das ganze Netzwerk unterteilt sein, ich plädiere für einen sechsten Sinn – die Muskulatur.<br />

◗ Karin Albrecht<br />

Schauen, hören, riechen, schmecken und<br />

fühlen – das Fühlen jedoch bezieht sich<br />

stark auf die Hautoberfläche. Dabei werden<br />

all die wunderbaren Wahrnehmungen<br />

unseres Körpers, der Bewegungen, der<br />

Körperhaltung tief unter der Haut generiert.<br />

Das Erleben dieses Platzes, wo das<br />

Ich-Gefühl wohnt, wird überwiegend über<br />

die Nervenrezeptoren in unserem Körper<br />

zu den Muskeln, Sehnen und Gelenken geleitet.<br />

Und genau dort liegt ein wichtiger<br />

Schlüssel.<br />

Je tiefer desto anspruchsvoller<br />

Eine attraktive Körperhaltung, eine<br />

schöne Erscheinung, ein flacher Bauch,<br />

ein starker gesunder Rücken oder ein belastbarer<br />

Beckenboden – sind Wünsche<br />

und Bedürfnisse mit denen ich jeden Tag<br />

konfrontiert bin. Die oben genannten Aspekte<br />

sind die wichtigsten Motivationen<br />

für Training und Bewegung und die Abwesenheit<br />

derer, häufigste Ursache für<br />

Schmerz, Unwohlsein und Therapie. Das<br />

moderne Bewegungskonzept Antara® orientiert<br />

sich genau an diesen Bedürfnissen<br />

und an diesen Aspekten. Die Umsetzung<br />

jedoch bedingt wache Sinne und gute, tiefe<br />

Körperwahrnehmung.<br />

Die Muskelschichten –<br />

ein Zwiebelsystem<br />

Die oberflächlichen, grossen Muskeln<br />

sind einfach zu spüren. Sie sind auch einfach<br />

anzuspannen und zu verbessern. Die<br />

tiefen Muskelschichten, die Muskeln, die<br />

für das Erscheinungsbild, die Körpersilhouette<br />

verantwortlich sind, liegen tief im<br />

Körper drin, nah an den Gelenken und es<br />

braucht Zeit und Feingefühl diese Muskeln<br />

zu finden. Die tiefste Schicht, mitten im<br />

Körper, im Rumpf ist das Core-System. Im<br />

Core-System arbeiten vier Muskeln (M.<br />

multifidii, Beckenboden, M. tranversus,<br />

Zwerchfell) zusammen. Sie schützen die<br />

Lendenwirbelsäule, den Beckenboden und<br />

sie bestimmen die Bauchform sowie die<br />

Atemkraft.<br />

Das Core-System<br />

Die Körperhaltung und das<br />

Körperbild<br />

Meine Erfahrung ist, dass viele Menschen<br />

ein unreales Körperbild von sich<br />

haben. Wenn sie sich dann überraschend<br />

entdecken, sei es auf einem Foto oder<br />

in einem Spiegel, erschrecken sie. Wie<br />

kommt es, dass der Körper verloren geht,<br />

dass die reale Form sich von der Vorstellung<br />

entfernt? Es ist das monotone Sitzen,<br />

Bewegungsmangel und Fehlhaltungen!<br />

Wenn jemand täglich<br />

während Stunden in einer<br />

Beugung sitzt, wenig<br />

und ohne Längsspannung<br />

geht und sich in<br />

eine bequeme Haltung<br />

hängt, dann werden<br />

diese Alltags-Haltungen<br />

zur Norm.<br />

Erst wehrt sich der Körper<br />

(z.B. mit Verspannungen),<br />

irgendwann<br />

jedoch gibt er auf, je<br />

nach Belastung und<br />

Belastbarkeit. Er macht<br />

aus den Verspannungen<br />

Triggerpunkte, aus Störungen werden Verletzungen,<br />

Bandscheibenschäden, Abnützung<br />

und das Core-System «vergisst», wie<br />

es eigentlich funktionieren sollte, vergisst<br />

seinen «Urprint».<br />

Eigentlich müsste die Mitte, das Core-<br />

System, immer in einer leichten Spannung<br />

arbeiten und in einer gewissen Festigkeit<br />

sein, so dass die äussere Muskulatur entspannt<br />

auf Bewegung und Leistung warten<br />

kann, so dass die Körperhaltung ökonomisch<br />

ist.<br />

Dynamische Körperhaltung,<br />

das Core-System<br />

funktioniert.<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Durch schlechte Körperhaltung<br />

und Beugung<br />

(sitzen) wird das<br />

Core-System<br />

gestört,<br />

der untere Rücken und<br />

der Beckenboden sind belastet und der<br />

Bauch wird nach aussen geschoben.<br />

Erst die Nerven,<br />

dann die Muskeln<br />

Im Laufe der Haltungsveränderung<br />

verändert sich als erstes die Ansteuerung<br />

und die Innervierung der Muskulatur.<br />

Anschliessend verändert sich die Zusammensetzung<br />

der Muskulatur, der Fettanteil<br />

wird immer höher und der Muskelanteil<br />

nimmt ab. Je fortgeschrittener dieser Prozess<br />

ist, desto schwieriger wird es, seine<br />

Lendenlordose und seine Beckenposition<br />

wahrzunehmen. Dieser Veränderungsprozess<br />

muss so früh wie möglich gestoppt<br />

bzw. rückgängig gemacht werden.<br />

Um diese Veränderungen zu vermeiden<br />

oder rückgängig zu machen, braucht<br />

es eine feine Wahrnehmung und sanfte<br />

Ansteuerung. Es braucht Core- und Haltungs-Arbeit.<br />

Das Core-System kann über drei Zugänge<br />

geweckt werden: über den Beckenboden,<br />

den Unterbauch oder über die kleinen<br />

Rückenmuskeln Multifidii.<br />

Um den Muskel aufzuwecken, muss<br />

er so präzise wie möglich gespürt werden.<br />

Anschliessend muss diese Muskulatur<br />

langsam angespannt und die Spannung<br />

während 3-4 Atemzügen gehalten werden<br />

können. Diese Übung führt zurück<br />

zum «Urprint». Das Besondere an dieser<br />

Muskulatur ist, dass es nicht lediglich um<br />

Kraftfähigkeit geht, sondern vielmehr um<br />

die Funktion, d.h. die Verbesserung dieser<br />

Muskulatur ist eine koordinative Leistung<br />

und bedeutet demnach eine reine Sinnesund<br />

Kopf-Arbeit.<br />

Den Sinnen einen Weg bahnen<br />

Wer sich in dieser Tiefe noch nie gespürt<br />

hat, die Sinne ihren Weg dahin noch<br />

nicht gefunden haben, ist dankbar für taktile<br />

Unterstützung.<br />

Medizinische Masseure haben ideale<br />

Vorraussetzungen, um Kunden und Patienten<br />

zu helfen, die Wahrnehmung in die<br />

Tiefe zu schicken. Propriozeptive Unterstützung<br />

der Masseure gibt den Kunden<br />

Orientierung und Sicherheit. In der Ausbildung<br />

zum Antara®-med. Masseur des<br />

<strong>vdms</strong> lernen Sie die tiefe Core-Muskulatur<br />

zu tasten und zu testen. Sie lernen, wie<br />

sich die korrekte Ansteuerung anfühlen<br />

muss, so dass der Kunde und der Patient<br />

lernen und üben können.<br />

l<br />

A U T O R I N<br />

KURSE ANTARA ®<br />

Werden Sie Antara ® -med. Masseur<br />

Das funktionieren des Core-Systems<br />

hängt direkt mit der Körperhaltung und<br />

den Haltungen im Alltag zusammen.<br />

Deshalb lernen Antara®-med. Masseure<br />

unter anderem auch, wie man die Körperhaltung<br />

analysiert, optimiert und korrigiert.<br />

Hier schliesst sich der Kreis und wir sind<br />

zurück bei den Sinnen, bei den sinnlichen<br />

Wahrnehmungen. Um eine Körperhaltung<br />

zu verändern muss man sich dieser<br />

erstmal bewusst sein. Um eine Veränderung<br />

zu generieren, muss man aufmerksam<br />

seine Gefühle und inneren Bilder<br />

beobachten. Haltungsveränderung geht<br />

stets über differenzierte Wahrnehmung,<br />

Selbst-Reflexion und Mut aus seiner<br />

Komfort-Zone (Norm-Haltung) raus zu<br />

wagen. Es ist ein spannender Weg, mit<br />

wertvollen Zielen, denn Schönheit, ein<br />

starker Rücken, ein flacher Bauch, für wen<br />

ist dies nicht relevant?<br />

3teilige Ausbildung zum/r<br />

Antara ® -med. MasseurIn:<br />

Teil 1: 16. – 17. Februar 2011<br />

Teil 2: 19. – 20. Oktober 2011<br />

Teil 3: 9. – 10. Februar 2012<br />

Detaillierte Ausbildungsausschreibung<br />

siehe Weiterbildungsbroschüre 2011<br />

oder www.<strong>vdms</strong>.ch › Weiterbildung.<br />

B U C H H I N W E I S<br />

Inhalte, Illustrationen und Fotos<br />

mit freundlicher Druckerlaubnis<br />

des Haug Verlages aus:<br />

Körperhaltung –<br />

gesunder Rücken durch<br />

richtiges Training<br />

K. Albrecht<br />

Haug Verlag, 2005<br />

ISBN-Nr. 9783830472476<br />

Intelligentes Bauchmuskeltraining<br />

K. Albrecht<br />

Haug Verlag, ab Dez. <strong>2010</strong><br />

ISBN-Nr. 978-3830473169<br />

Karin Albrecht<br />

Fachbuchautorin und Leiterin star-school for<br />

training and recreation Schweiz,<br />

Seefeldstrasse 207, 8008 Zürich,<br />

Tel. 044-383 55 77, www.star-education.ch<br />

S I N N E & M U S K U L AT U R P R A X I S<br />

35<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


I N F O S v d m s I N T E R N V D M S<br />

36<br />

■ Erweiterung der Servicepalette für Mitglieder<br />

<strong>vdms</strong> Mitglieder sparen<br />

Versicherungsprämien<br />

Durch die Zusammenarbeit mit der Neutrass<br />

Versicherungs-Partner AG, Rotkreuz,<br />

erweitert der <strong>vdms</strong> die Servicepalette<br />

für die Verbandsmitglieder. Speziell für<br />

Medizinalpersonen zugeschnittene Versicherungslösungen<br />

entlasten nicht nur Ihr<br />

Budget, sondern geben Ihnen die Sicherheit,<br />

im Schadenfall wirklich richtig versichert<br />

zu sein.<br />

Ein Partner für all Ihre<br />

Versicherungen<br />

Unter dem Namen Neutra-Medica spezialisiert<br />

sich die Neutrass AG bereits seit<br />

über 15 Jahren auf die Ausarbeitung von<br />

Rahmenverträgen für medizinische und<br />

paramedizinische Berufsgruppen. Die rund<br />

20 Mitarbeitenden garantieren mit ihrer<br />

Ausbildung und Erfahrung für eine professionelle<br />

Betreuung ihres Versicherungs-<br />

Bestandes. Dank des gut ausgebauten Vertriebsnetzes<br />

mit Standorten in der ganzen<br />

Schweiz ist die Vor-Ort-Betreuung gewährleistet,<br />

denn bei Versicherungen bilden der<br />

persönliche Kontakt und das gegenseitige<br />

Vertrauen die Basis für eine erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit.<br />

Branchengerechte<br />

Versicherungslösungen<br />

Die Rahmenverträge Neutra-Medica<br />

decken den Versicherungsbedarf der <strong>vdms</strong><br />

Mitglieder optimal ab. Die Produktepalette<br />

reicht von der Betriebshaftpflicht-Versicherung<br />

bis hin zur beruflichen Vorsorge,<br />

womit jeder Lebens- und Berufssituation<br />

Rechnung getragen wird. Nebst den guten<br />

Vertragsbedingungen liegt der Vorteil von<br />

Rahmenverträgen darin, dass die <strong>vdms</strong><br />

Mitglieder von attraktiven Prämien profitieren<br />

können. Sie haben daher stets die<br />

Gewissheit, eine Versicherung mit hervorragendem<br />

Preis-/ Leistungsverhältnis zu<br />

haben und können sich voll auf ihre Haupttätigkeit<br />

konzentrieren.<br />

Unverbindlich informieren<br />

Um den neuen Verbandsservice zu nutzen,<br />

kontaktieren Sie ganz einfach einen<br />

der Neutra-Medica-Berater und verlangen<br />

Sie Ihre unverbindliche Offerte. Natürlich<br />

finden Sie das Angebot auch im Internet.<br />

Unter www.neutra-medica.ch können Sie<br />

mit wenigen Mausklicks Ihre Offerte bestellen<br />

und sich über diverse Themen im<br />

Versicherungsbereich informieren. l<br />

I h r e N e u t r a - M e d i c a - B e r at e r<br />

Region Deutschschweiz Region Tessin Region Tessin<br />

Neutrass Versicherungs- Alessandro Beretta Neutrass<br />

Partner AG<br />

Suisse Romande<br />

Schöngrund 26 Via Fesciano 8 Rue de la Gare 18<br />

6343 Rotkreuz 6965 Cadro 1260 Nyon<br />

Tel. 041-799 80 40 Tel. 091-940 29 00 Tel. 022-362 33 34<br />

Region Ostschweiz Region Graubünden Region Nordschweiz<br />

Koch & Partner AG Swissbroke AG Neutrale Versicherungsberatung<br />

Wanner<br />

Hauptstrasse 14 Stellweg 4 Kleebodenweg 1<br />

8280 Kreuzlingen 7005 Chur 4222 Zwingen<br />

Tel. 071-672 76 82 Tel. 081-354 98 88 Tel. 061-761 88 40<br />

■ INFOS <strong>vdms</strong><br />

<strong>vdms</strong> stellt Verbandstätigkeiten<br />

vor<br />

hk. Im <strong>2010</strong> konnten wir wiederum bei<br />

verschiedenen Abschlussklassen die vielseitigen<br />

Verbandstätigkeiten vorstellen<br />

und über aktuelle Themen rund um den<br />

med. Masseur berichten.<br />

Ein herzliches Dankeschön gilt folgenden<br />

Fachschulen, welche uns immer wieder<br />

die Möglichkeit anbieten:<br />

l Massagefachschule Dickerhof AG in<br />

Emmenbrücke<br />

l Prophylaxe Gesundheits- und Schulungszentrum<br />

AG in Bern<br />

Die Schulabsolventen erhalten vom<br />

<strong>vdms</strong> kostenlos ein Jahresabonnement<br />

unserer Zeitschrift REFLEXE sowie einen<br />

Geschenkgutschein über Fr. 100.00, welcher<br />

bei einer Mitgliedschaft oder bei einem<br />

Weiterbildungskurs eingelöst werden<br />

kann.<br />

Wir wünschen den zukünftigen med.<br />

Masseur(e)Innen einen guten Start ins Berufsleben<br />

und grosse Genugtuung bei ihrer<br />

Tätigkeit.<br />

l<br />

Nachqualifikation<br />

MM FA SRK<br />

hk. Eine letzte Gelegenheit bietet sich<br />

allen Masseur(en)Innen, welche nicht<br />

über den MM FA SRK verfügen, diesen bis<br />

Ende 2011 noch zu erlangen.<br />

Wir haben uns bei den Fachschulen,<br />

welche med. Masseur(e)Innen ausbilden<br />

erkundigt, ob sich solche Möglichkeiten<br />

bieten würden. Die verschiedenen<br />

Schulen haben unterschiedliche Modelle,<br />

überprüfen die Dossiers der interessierten<br />

Masseur(e)Innen individuell und zeigen<br />

Ihnen Ihre Möglichkeiten auf. Informieren<br />

Sie sich direkt bei den Fachschulen. l<br />

WICHTIG: ASCA-<br />

Anerkennung<br />

hk. Um die ASCA-Anerkennung aufrecht<br />

zu erhalten, beachten Sie bitte, dass Sie<br />

eine Kopie des aktuellen EMR-Qualitätslabels<br />

an das Sekretariat senden. l<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


■ Sa, 4. September <strong>2010</strong> – Rückblick<br />

Klangschalen Einführungskurs<br />

Erfreulicherweise konnten wir den Kurstag<br />

mit 15 Teilnehmenden durchführen.<br />

Im letzten Jahr war der Kurs nicht ganz<br />

ausgebucht. Schön, wenn das Interesse<br />

am Thema Klangschalen vermehrt geweckt<br />

wurde.<br />

Wie schon im Vorjahr war für mich als<br />

Dozentin der hohe Frauenanteil auffallend.<br />

Dies beruht bestimmt auch auf der Tatsache,<br />

dass mehr Frauen im therapeutischen<br />

Bereich tätig sind. Die Teilnehmenden waren<br />

sehr interessiert, welche Schale welche Aufgabe<br />

oder besser gesagt, welche Wirkung sie<br />

hat. Wie auch bei anderen Einführungskursen<br />

war die Anfangsschwierigkeit, die Schale<br />

optimal anzuschlagen. Was sehr leicht aussieht,<br />

entpuppt sich schwieriger als gedacht.<br />

Durch die verschiedenen praktischen Übungen<br />

an sich selbst bekommt man schnell etwas<br />

Routine. Dadurch wird auch die Wahrnehmung<br />

der verschiedenen Klänge hörbar<br />

Albrecht Karin,<br />

Fachlehrerin für<br />

Körperhaltung<br />

und Beweglichkeit<br />

Kurse:<br />

Antara ® med.<br />

Masseur<br />

Brumm Vreni,<br />

dipl. Erwachsenenbildnerin<br />

HF,<br />

Kneipp Hydrotherapeuting,<br />

dipl. Pflegefachfrau<br />

HF<br />

Kurs: Wickel und<br />

Kompressen<br />

und man erkennt doch schon die kleinen<br />

Nuancen der Klang Qualität. Im Verlaufe des<br />

Tages wurden die verschiedenen Handgriffe<br />

gezeigt und geübt. Krönender Abschluss des<br />

Tages war, dass wir eine kleine Klangmassage<br />

machen konnten.<br />

Es hat mir sehr viel Freude bereitet den<br />

Kurstag zu unterrichten und neuen Menschen<br />

die Faszination der Klänge näher zu<br />

bringen.<br />

Dozentin: Raphaela Lerch-Wapf l<br />

AUSBLICK KURSE 2012<br />

Im Jahr 2012 ist wieder ein Klangschalen<br />

Einführungskurs geplant und eine<br />

umfassendere Weiterbildung in Klangschalenmassage<br />

wird überprüft.<br />

Neue Dozenten 1. Halbjahr 2011:<br />

Tanner Bruno,<br />

Lebensberater,<br />

Mentaltrainer<br />

und Turnlehrer<br />

Kurs:<br />

Starke Gedanken<br />

Urbach<br />

Alexandre,<br />

Naturarzt, Lach<br />

Yoga Therapeut<br />

Kurs:<br />

Lach Yoga<br />

D A N K E S C H Ö N !<br />

hk. Wir sind stolz und dankbar für ein<br />

erfolgreiches Jahr und danken Ihnen für<br />

Ihre Verbandstreue.<br />

Der Vorstand, das Sekretariat<br />

und die Redaktion wünschen<br />

Ihnen frohe Festtage und<br />

ein gutes neues Jahr!<br />

REFLEXE<br />

Themen 2011<br />

hk. An der Vorstandssitzung vom 3. September<br />

haben wir im Beisein von Frau<br />

Verena Biedermann, Redaktorin unserer<br />

Zeitschrift REFLEXE – Zeitschrift für physikalische<br />

Therapie und Herr Johannes<br />

Weiss, Grafiker, die Themen 2011 besprochen<br />

und festgelegt.<br />

Freuen Sie sich auf folgende <strong>Ausgabe</strong>n<br />

mit den Schwerpunktthemen:<br />

März<br />

Juni<br />

September<br />

<strong>Dezember</strong><br />

Bewegung<br />

Angst<br />

Stoffwechsel<br />

Energie<br />

Haben Sie vielleicht einen spannenden<br />

Beitrag dazu oder möchten Sie ein ganz<br />

spezielles Thema unter einem bestimmten<br />

Titel behandelt haben? Auf Ihre Rückmeldungen<br />

freut sich die Redaktorin:<br />

vb@bmo.ch, Tel. 044-905 99 88 l<br />

R Ü C K B L I C K – A U S B L I C K V D M S<br />

37<br />

Sonderegger<br />

Marcel,<br />

Dr. Psychologe<br />

FSP<br />

Kurs:<br />

Das Enneagramm,<br />

Einführung<br />

Zainzinger<br />

Manfred,<br />

Senior Instructor<br />

Kurse:<br />

Die Original<br />

Bowen ® -Technik<br />

Furrer Jinendra,<br />

Ayurvedamassage-<br />

Dozent, dipl. in Ayurveda-Therapie<br />

und<br />

Massage, Craniosacral-Therapie<br />

und<br />

Shiatsu<br />

Kurs: Ayurvedische<br />

Ganzkörpermassage<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


W E I T E R B I L D U N G 2 011 V D M S<br />

38<br />

Neue Kurse 1. Quartal 2011<br />

■ Montag, 17. Januar 2011<br />

Starke Gedanken<br />

Alles spricht von mentaler Stärke. Der<br />

Volksmund sagt, «Alles beginnt im Kopf».<br />

Wer erfolgreich, zufrieden und gesund<br />

sein will, braucht starke Gedanken. Dieser<br />

Kurs zeigt den Teilnehmenden auf, wie<br />

starke Gedanken aufgebaut werden und<br />

welche zusätzlichen Schritte es braucht,<br />

um die geistige Ursache im Alltag erfolgreich<br />

umzusetzen.<br />

Mental starke Menschen wissen, dass<br />

Probleme ihre ganz persönlichen Entwicklungshelfer<br />

sind. Probleme sind die Botschaft<br />

■ Samstag, 12. Februar 2011<br />

Immer gut zu(m) Fuss?<br />

Vor ca. 4 Millionen Jahren hat der Mensch<br />

begonnen sich aufzurichten. Aus vier<br />

multifunktionellen Greif-Stützorganen<br />

hat er zwei Greiforgane und zwei Stützorgane<br />

geschaffen. Um die Hände «frei»<br />

zu bekommen hat er seine ganze Grundkonstruktion<br />

modifiziert – um mit beiden<br />

Beinen bzw. Füssen Bodenkontakt zu<br />

halten. Dieser Vorgang blieb nicht ohne<br />

Folgen.<br />

Viele Jahrtausende war der Mensch<br />

als Nomade auf Wanderschaft und beanspruchte<br />

somit seine Füsse in besonderem<br />

Masse. Mit der zivilisatorischen Entwicklung<br />

traten jedoch eine Reihe von Veränderungen<br />

ein, die dem Fuss nicht automatisch<br />

zum Vorteil gelangten.<br />

Schuhe, zunächst als Schutz der Füsse<br />

gedacht, sind teilweise zu einem Modeartikel<br />

geworden, dessen Nutzen allzu oft dem<br />

Aussehen untergeordnet wird. Eingepfercht<br />

in Strümpfe und Schuhe wird der Fuss vieler<br />

Fähigkeiten beraubt: Ertasten des Untergrundes,<br />

Oberflächenbeschaffenheit,<br />

Temperatur, usw. werden nur unvollständig<br />

wahrgenommen und verzögern die erforderlichen<br />

reflektorischen Antworten. Zu<br />

wenig unterschiedliche mechanische Reize<br />

durch natürliche Bodenbeschaffenheit lassen<br />

teilweise Fussmuskeln verkümmern,<br />

in deren Folge sich die gesamte Fusskonstruktion<br />

verändert.Dieses kann wiederum<br />

Konsequenzen auf die ganze Körperstatik<br />

mit sich bringen. Der Mensch ist zudem<br />

des Lebens, das bisherige Denken kritisch<br />

zu hinterfragen und mit einem veränderten<br />

Denken das Problem zu lösen. Ein Problem<br />

vom Dauerläufer, vom Bewegungstier, zum<br />

Dauersitzer mutiert; Arbeitsplatz und Freizeitverhalten<br />

sorgen in nicht wenigen Fällen<br />

für eine weitere Reduzierung muskulärer<br />

Leistungsfähigkeit.<br />

Veränderungen rechtzeitig zu erkennen<br />

und mit einfachen, zielgerichteten Massnahmen<br />

dagegen zu steuern, ist Anliegen<br />

dieses Kurses.<br />

Dozent: Thomas Braatz<br />

l<br />

Das Beitrittsformular<br />

finden<br />

Sie unter<br />

www.<strong>vdms</strong>.ch<br />

oder füllen Sie<br />

nebenstehenden<br />

Talon aus<br />

kann nicht mit dem Denken gelöst werden,<br />

mit dem es verursacht wurde. Oft erkennt<br />

man den Wert eines Problems oder einer Krise<br />

erst im Nachhinein und viele Menschen<br />

wissen, dass sie an den Schwierigkeiten am<br />

meisten lernen durften. Wer also mental<br />

stark ist, wird sich über ein zukünftiges Problem<br />

«freuen», weil er weiss, daran reifen zu<br />

dürfen.<br />

Der Kurs zeigt auf, dass es oft nur einen<br />

Wechsel der Blickrichtung braucht, um<br />

glücklicher zu sein und die vielen Alltagsbeispiele<br />

bieten die Chance, die eigene, oft<br />

unbewusste Blickrichtung zu erkennen und<br />

zu verändern.<br />

Dozent: Bruno Tanner<br />

l<br />

■ Freitag – Samstag, 4. – 5. März 2011<br />

Reflexzonentherapie<br />

am Fuss<br />

(Lymphkurs)<br />

Im Mittelpunkt steht das Lymphsystem<br />

mit seinen Reflexzonen am Fuss.<br />

Der manuellen Lymphdrainage (ganzer<br />

Körper) entlehnt, erarbeiten wir den Transfer<br />

der reflektorischen Behandlung in allen<br />

therapeutischen Belangen. Daraus eröffnen<br />

sich wertvolle und vielfältige Ergänzungen<br />

für die Praxis. Der Stärkung und Harmonisierung<br />

des Immunsystems schenken wir<br />

grösste Aufmerksamkeit.<br />

Die Reflexzonentherapie am Fuss bietet<br />

hier einen wertvollen und individuellen Ansatz<br />

und eröffnet neue Wege der Therapie.<br />

Dozent: Reto Haag<br />

l<br />

gute Gründe für Sie, die Mitgliedschaft<br />

10 noch heute zu beantragen!<br />

1. <strong>vdms</strong> Weiterbildungsprogramm<br />

2. <strong>vdms</strong> <strong>Reflexe</strong> – Zeitschrift für physikalische Therapie<br />

3. <strong>vdms</strong> Versicherungs-Hotline<br />

4. <strong>vdms</strong> Beratung in Rechtsfragen<br />

5. <strong>vdms</strong> Beratung in fachlichen Anliegen<br />

6. <strong>vdms</strong> Kantons-Management<br />

7. <strong>vdms</strong> Beratung zur beruflichen Selbständigkeit<br />

8. www.<strong>vdms</strong>.ch; kostenlose Einträge und interner<br />

Zugang zu aktuellen Informationen, Formularen etc.<br />

9. <strong>vdms</strong> Mitgliedernähe<br />

10. <strong>vdms</strong> bietet attraktive Mitgliederkonditionen<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Fort- & Weiterbildungen <strong>vdms</strong> 1. Quartal 2011<br />

■ 4. - 5. Januar<br />

Dynamische Wirbelsäulentherapie<br />

nach Popp<br />

■ 7. - 8. Januar<br />

ISG Therapie und Übungsprogramme<br />

(Aufbaukurs)<br />

■ 14. - 15. Januar<br />

Wirbelsäulentherapie nach Dorn<br />

(Aufbaukurs)<br />

■ 17. Januar<br />

Starke Gedanken<br />

■ 21. - 22. Januar<br />

Stickmassage mit dem Deuserstäbchen<br />

■ 24. - 27. Januar<br />

Ortho-Bionomy (2-teiliges Basisseminar)<br />

1. Teil 24. - 27.1.2011<br />

2. Teil 07. - 10.3.2011<br />

■ 4. - 5. Februar<br />

Beckenboden – Stabilität aus der Mitte,<br />

Teil 1<br />

■ 4. - 5. Februar<br />

Dynamische Wirbelsäulentherapie<br />

nach Popp<br />

■ 7. Februar<br />

Die biochemischen Komplexmittel<br />

■ 11. Februar<br />

Kopf- und Gesichtsschmerz<br />

■ 12. Februar<br />

Immer gut zu(m) Fuss?<br />

■ 16. -17. Februar<br />

Antara ® med. Masseur (Teil 1)<br />

Ausbildungslehrgang in 3 Teilen<br />

■ 17. Februar<br />

Virale und bakterielle Krankheiten<br />

■ 18. - 20. Februar<br />

Myofascial Release (Grundkurs)<br />

■ 4. - 5. März<br />

Reflexzonen-Therapie am Fuss<br />

(Lymphkurs)<br />

■ 11. - 12. März<br />

Beckenboden – Stabilität aus der Mitte,<br />

Teil 2<br />

■ 14. - 15. März<br />

Sportverletzungen – obere Extremitäten<br />

■ 18. März<br />

Raus aus dem Stimmungstief<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong><br />

■ 18. - 19. März<br />

Triggerpunkt-Therapie (TP),<br />

Teil 1 (Grundkurs)<br />

■ 21. März<br />

Lymph-Tape (MTC)<br />

■ 25. März<br />

Vernetztes Therapieren am<br />

Bewegungsapparat<br />

■ 30. März<br />

Spiraldynamik: Beinachse –<br />

Hüftgelenk und Fuss<br />

■ 31. März<br />

Narbenpflege- und Narbenentstörung<br />

■ 1. - 2. April<br />

Schädelakupunktur nach Yamamoto<br />

(Grundkurs)<br />

■ 4. - 7. April<br />

Reflektorische Atemtherapie (RAT)<br />

nach Schmitt-Brüne (Grundkurs)<br />

■ 8. - 9. April<br />

Wirbelsäulentherapie nach Dorn und<br />

Breuss-Massage (Grundkurs)<br />

■ 9. April<br />

Wie fit ist meine Praxis?<br />

Weitere Kurse unter<br />

www.<strong>vdms</strong>.ch<br />

› weiterbildungen<br />

WICHTIGE INFOS<br />

Anmeldeschluss für sämtliche Kurse:<br />

4 Wochen vor Kursbeginn. Die Anmeldungen<br />

werden nach Anmeldeeingang<br />

berücksichtigt. Die Detailbeschreibung<br />

ist für Sie in der Weiterbildungsbroschüre<br />

2011 und in der <strong>vdms</strong>-Website<br />

auf www.<strong>vdms</strong>.ch ersichtlich.<br />

Ich wünsche: Kostenlose Probenummer <strong>Reflexe</strong> Jahres-Abo <strong>Reflexe</strong> (Fr. 50.–)<br />

Fort- und Weiterbildungsbroschüre 2011; Anzahl Expl. ____<br />

Ich bin: Med. Masseur FA Physiotherapeut<br />

Andere, nämlich _________________________________________________<br />

Mitglied von _____________________________________________________<br />

Ich wünsche die Insertionsbedingungen<br />

Zusatzkurse<br />

Ergänzend zum Angebot in der<br />

Weiterbildungsbroschüre können wir<br />

Ihnen folgenden Zusatzkurs mit der<br />

Topreferentin anbieten:<br />

■ Mi, 7. September 2011<br />

Spiraldynamik Achterbewegung<br />

mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />

LINKS<br />

Hauteffloreszenzen<br />

www.hautaerzte-zuerich.ch<br />

SPIRALDYNAMIK<br />

www.spiraldynamik.com<br />

Schweiz. Berufsverband für<br />

Audio-Psycho-Phonologie<br />

www.a-p-p.ch<br />

Blindenverband Schweiz<br />

www.sbv-fsa.ch<br />

Schweiz. Gesellschaft für<br />

Dermatologie & Venerologie<br />

www.derma.ch<br />

WORKSHOPS<br />

9. Zurzacher Lymphödem-Workshop<br />

«Kompressionsbandage in der<br />

ambulanten Praxis»<br />

Vorträge und praktische Arbeiten<br />

Referent: Hans Pritschow<br />

nähere Info: angiologie@rehaclinic.ch<br />

Ich bin an einer Mitgliedschaft interessiert. Bitte senden Sie mir Ihre Unterlagen:<br />

Firma: _____________________________ Name, Vorname: _______________________________<br />

Strasse: ____________________________ PLZ, Ort: ______________________________________<br />

Telefon: ____________________________ Fax: ___________________________________________<br />

E-Mail: ____________________________________________________________________________<br />

Ort, Datum: __________________________________ Unterschrift: __________________________<br />

Einsenden an: <strong>vdms</strong>, Schachenallee 29, 5000 Aarau; Faxen an: 062 823 06 22<br />

A G E N DA 2 011 V D M S<br />

39<br />

✁<br />

T A L O N


E L E M E N T E I S E N S V f B S<br />

Schweizerische Vereinigung für Biochemie nach Dr. Schüssler<br />

Ein Schlüsselelement<br />

für die Sinnesorgane – EISEN<br />

Nach Aluminium ist Eisen das meistvorkommende Metall in der Erde.<br />

Die Fähigkeit des Elements Eisen, Sauerstoff zu binden, hat ihm eine<br />

Sonderposition in der Biologie und der Biochemie verschafft.<br />

40<br />

jm. Eisen nehmen wir mit der Nahrung in<br />

ganz verschiedenen Formen auf: sei es gebunden<br />

an Proteine oder organische Säuren.<br />

Eisen muss im Magen zum Teil gelöst<br />

werden, damit der Dünndarm es anschliessend<br />

aufnehmen kann. Bei einem gesunden<br />

Darm werden jedoch nur 7-15 % des Eisens<br />

aus der Nahrung aufgenommen. Das so genannte<br />

zweiwertige Eisen aus Fleisch wird<br />

nach Kenntnis wissenschaftlicher Studien<br />

besser aufgenommen als das dreiwertige<br />

aus pflanzlicher Kost. Das Sekret Gastroferrin,<br />

das von der Magenschleimhaut gebildet<br />

wird, fördert zusammen mit Vitamin C und<br />

einigen Spurenelementen wie Mangan, Kupfer<br />

und Zink die Resorption von Eisen.<br />

Bei genügendem Vorhandensein dieser<br />

Mikronährstoffe kann Vitamin C das dreiwertige<br />

Eisen in die, für den menschlichen<br />

Organismus günstigere, zweiwertige Form<br />

umwandeln. Unser Körper enthält ca. 5g<br />

Eisen. 75 % davon sind im roten Blutfarbstoff<br />

(Hämoglobin), ca. 10 % befinden sich<br />

in den Muskeln (Myoglobin) und 15 % als<br />

Speicherform in der Leber.<br />

Die wichtigsten Funktionen<br />

von Eisen<br />

Die bekannteste Aufgabe von Eisen ist sicher<br />

die Ermöglichung des Transportes von<br />

Sauerstoff aus der Lunge in das Blut. Ebenso<br />

ist Eisen unverzichtbar für die Sauerstoffverwertung.<br />

Weniger bekannt ist, wie wichtig<br />

das Spurenelement Eisen für die Synthese<br />

lebensnotwendiger Enzyme ist, z.B. für die<br />

ganze Enzymgruppe Cytochromoxidasen<br />

und des Muskelfarbstoffes Myoglobin, wie<br />

auch die Cytochrome, in denen ebenfalls Eisen<br />

vorkommt. Sie sind extrem wichtig für die<br />

Sauerstoffübertragung und zur Bildung des<br />

Zellwassers. Bisher sind mehr als 170 eisenabhängige<br />

Enzyme mit einer unüberschaubaren<br />

Vielzahl von chemischen Funktionen<br />

bekannt. So bestimmt beispielsweise Eisen<br />

die Geschwindigkeit der Zellkernsäureherstellung.<br />

Deshalb kann ein Eisenmangel auf<br />

alle Gewebearten ungünstige Folgen haben.<br />

Eisenstörungen vermindern auch die<br />

Produktion von ATP (Adenosintriphosphat<br />

= Zellenergie) und führen somit zu einer<br />

Schwächung des Zellpotenzials. Dies<br />

kann verschiedene Zellfunktionen stören.<br />

Die labormässig feststellbare Erhöhung der<br />

«Gegenenzyme» (alkalische Phosphatase)<br />

lassen sich bereits bei einem leichten Eisenmangel<br />

im Serum feststellen. Die Auswirkungen<br />

auf das Befinden sind heute gut bekannt:<br />

Müdigkeit, Konzentrationsstörungen,<br />

Ängste, Motivationsstörungen.<br />

Eisenstörungen wirken sich auch auf die<br />

Hormone wie Melatonin, Thyroxin u.a. aus.<br />

Weitere Funktionen des Eisens<br />

l Entgiftungsprozesse durch eisenhaltige<br />

so genannte Hydroxyltransferasen.<br />

l Produktion von Hormonen und Neurotransmittern,<br />

da die «Hirnhormone» in ihrer<br />

Herstellung von eisenhaltigen Eiweissen<br />

abhängig sind.<br />

l Antioxidative Wirkung, denn Eisen inaktiviert<br />

Wasserstoffsuperoxid und trägt zur<br />

Bindung von freien Radikalen bei.<br />

l Kollagenbildung: Eisen ist an den Funktionen<br />

von Knorpel, Bindegewebe, etc. beteiligt.<br />

Erwähnenswert wäre hier auch die<br />

Schutzfunktion der Gefässwände durch<br />

Eisen.<br />

l Dagegen hemmt Stickstoff-Monoxid die<br />

Funktion von Eisen.<br />

Eisenmangel<br />

Die Gründe, wie es zu einem Eisenmangel<br />

kommen kann, sind nur teilweise bekannt.<br />

Die wichtigsten sind:<br />

l Unzureichende Zufuhr durch die Nahrung<br />

(einseitige Ernährung, Diäten, Anorexia,<br />

etc.).<br />

l Starke Blutungen, lang anhaltende Blutungen<br />

(Menstruation, Hämorrhoiden,<br />

Magen-Darm-Geschwüre, etc.).<br />

l Ernährung: hoher Kaffe- und/oder Teekonsum,<br />

hoher Alkoholkonsum.<br />

l Leistungssport, intensive sportliche Betätigung.<br />

l Mangelnde Ruhe, zu wenig Regeneration<br />

und Ruhephasen, Schlafmangel.<br />

l Störungen der Eisenaufnahme durch zu<br />

viel Phosphate in Wurst- und Fleischwaren<br />

sowie Phytinsäure in Weizen.<br />

l Hohe Zufuhr von Fluor.<br />

l Ungenügende Aufnahme durch Krankheiten<br />

wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa,<br />

Zölliakie, u.a.m.<br />

l Medikamente wie z.B. Aspirin, Lipidsenker,<br />

kalzium-, magnesium- und aluminiumhaltige<br />

Medikamente hemmen die<br />

Re<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Eisenresorption um bis zu 80 %. Aber<br />

auch die Pille, Antibiotika, Säureblocker,<br />

etc. hemmen die Eisenaufnahme oder<br />

erhöhen den Eisenbedarf.<br />

l Bei der Säuglingsernährung mit Kuhmilch<br />

erhöht dies die Eisenverluste über die<br />

Darmausscheidung.<br />

Stickstoff-Monoxid<br />

Weniger bekannt ist der Zusammenhang<br />

zwischen Stickstoff und Eisen. Denn das dadurch<br />

gebildete Stickstoff-Monoxid hemmt<br />

die Funktion von Eisen und somit alle eisenabhängigen<br />

Funktionen und die Enzyme.<br />

Wie kommt es zu hohem Stickstoff-Mon-<br />

l Brüchige Fingernägel, weiche Fingernägel.<br />

l Wetterfühligkeit, Nervosität.<br />

l Entzündungen: vor allem Magen, Zunge,<br />

Speiseröhre, Kehlkopf, Schleimhäute.<br />

l Appetitlosigkeit.<br />

l Körpertemperaturregulation kann gestört<br />

sein (Wärme-/Kältegefühl, kalte Füsse,<br />

etc.).<br />

l Verstopfung, Verdauungsstörungen,<br />

Durchfälle, häufige und starke Blähungen.<br />

l Atemnot: auch bei geringer Anstrengung,<br />

Herzklopfen, Kopfschmerzen.<br />

l Schmerzen / Brennen hinter dem Brustbein.<br />

l etc.<br />

W I S S E N S W E R T<br />

Kurioses zu Eisen<br />

Bei gewissen Lebensmitteln tauchen bei<br />

der genauen Inhaltsangabe Begriffe auf<br />

wie: «Eisenoxide» oder «Eisenhydroxide»<br />

oder «Eisen 2-Glyconat» und «Eisen<br />

2-Eisenlaktat» (z.B. E172 / E579 / E585).<br />

Das sind Eisenverbindungen zum Färben<br />

von Nahrungsprodukten (z.B. von Oliven,<br />

Bonbons oder auch Farben von Medikamenten).<br />

Jede dieser Eisenverbindungen<br />

kann nicht aufgenommen werden und<br />

wird vollständig wieder ausgeschieden.<br />

Also: nicht überall wo’s Eisen drin hat,<br />

kann Eisen «verstoffwechselt» werden.<br />

E L E M E N T E I S E N S V f B S<br />

oxid im Organismus? Bekannt und anerkannt<br />

ist die Erhöhung des Stickstoff-Monoxids<br />

Also: Viele so genannte unspezifische Symptome,<br />

die auch andere Gründe haben können.<br />

41<br />

durch Grippeschutzimpfungen und Antibiotikagaben.<br />

Wissenschaftlich umstritten und<br />

dennoch von grosser Bedeutung ist, dass<br />

Zuviel Eisen schadet auch<br />

Ein zu hoher Eisenspiegel schafft Vor-<br />

elektromagnetische Felder, kurz Elektro-<br />

aussetzungen für Entzündungen, da er ein<br />

smog (durch Handy-Strahlen, Computer,<br />

entscheidender Faktor für die Tätigkeit vie-<br />

Stromsparlampen, W-LAN, etc.) die Men-<br />

ler Bakterien ist. Zudem kann zuviel Eisen<br />

ge an Stickstoff-Monoxid zum Teil extrem<br />

nicht nur Gerinnungsstörungen verursachen,<br />

erhöhen. Vielleicht liegt hier die Erklärung<br />

sondern auch die unter «Mangel» beschrie-<br />

darin, weshalb Eisenmangel und die dazu-<br />

benen Symptome nachbilden. Bei einer<br />

gehörenden Symptome vor allem in den so<br />

Eisenverabreichung via Eisentabletten oder<br />

med. W.H. Schüssler, dass zuviel Eisen Ent-<br />

genannten Zivilisationsgesellschaften stark<br />

Infusionen kommt es nicht selten zu Unver-<br />

zündungen auslösen kann und dass Eisen –<br />

zugenommen hat und stark verbreitet ist.<br />

träglichkeiten.<br />

durch die Nahrung aufgenommen – komplexe<br />

Prozesse durchlaufen muss, um in seine<br />

Die wichtigsten Eisenmangel-<br />

Symptome<br />

l Herabgesetzte Konzentration und Merkfä-<br />

Was kann man tun?<br />

l Den Eisenbedarf durch mehr Ruhephasen<br />

und Entspannung verringern.<br />

Wirkformen für die Sauerstoffübertragung,<br />

die Enzyme, Hormone und die Blutqualität<br />

zu kommen. Er empfahl das phosphorsaure<br />

higkeit: nicht nur bei Kindern und Schü-<br />

l Für genügend Schlaf sorgen. Alles da-<br />

Eisen und zwar in einer Verdünnung von 1 zu<br />

lern, sondern auch insbesondere bei al-<br />

ran setzen, dass für eine ausreichende<br />

1 Billion. So kennen wir’s in der Biochemie<br />

ten Menschen. Diese Symptome werden<br />

Schlafhygiene gesorgt ist.<br />

bis heute unter Ferrum phosphoricum D 12<br />

.<br />

oft gleichgesetzt mit einer so genannten<br />

l Darmgesundheit steht an erster Stelle.<br />

Dort sind die Eisenmoleküle ganz vereinzelt<br />

«senilen Demenz» und der Zusammen-<br />

Ebenfalls muss die Funktion des Magens<br />

und in einer grossen Verdünnung. Diese<br />

hang mit einem Eisenmangel wird oft<br />

in guter Regulation sein.<br />

Eisenbestandteile müssen nicht, wie wenn<br />

übersehen.<br />

l Kaffee- und Teekonsum nicht unmittelbar<br />

sie mit der Nahrung aufgenommen werden,<br />

l Auch bei Kindern mit dem so genannten<br />

nach dem Essen.<br />

weiter zerlegt werden. Sie sind auch nicht<br />

hyperkinetischen Syndrom sollte auf das<br />

l Mässiger, ruhiger Sport, kein exzessiver<br />

von einem bestimmten Magen-pH-Wert ab-<br />

Element Eisen geachtet werden. Denn oft<br />

Sport.<br />

hängig und auf eine gute Darmgesundheit<br />

stehen die Verhaltensweisen der Kinder<br />

mit einem Eisenmangel in Zusammenhang.<br />

Eisenhaltige Nahrungsmittel<br />

Aprikosen, Nüsse, Brennnesseltee,<br />

angewiesen, sondern werden direkt über die<br />

Mundschleimhäute ins kapillare System und<br />

somit ins Blut aufgenommen.<br />

l Muskelkrämpfe bei und nach körperlicher<br />

schwarze Melasse, Fleisch, Eier. Eisen aus<br />

Betätigung, nach Wanderungen, etc.<br />

Gemüse ist praktisch nicht resorbierbar, weil<br />

Dr. Schüssler beobachtete bereits im letz-<br />

l Kreislaufbeschwerden, wie tiefer Blut-<br />

es in Form von unlöslichen Salzen vorhan-<br />

ten Drittel des 19. Jahrhunderts, dass durch<br />

druck.<br />

den ist.<br />

die Verdünnung des Eisens zwar stofflich viel<br />

l Blasse, raue, spröde, rissige Haut, Haarausfall,<br />

splissiges Haar.<br />

l Aphten, Risse in den Mundwinkeln.<br />

l Sehr häufig sind Schluckbeschwerden,<br />

Und Eisen in der Biochemie nach<br />

Dr. Schüssler?<br />

Das Interessante ist: Bereits vor 140 Jah-<br />

weniger vorhanden ist, dies aber zugunsten<br />

der weit besseren Aufnahme ist.<br />

Im Sommer <strong>2010</strong> veröffentlichte die ETH<br />

Schluckschmerzen, Schluckbrennen.<br />

ren wusste der Begründer der Biochemie Dr.<br />

Zürich ihre Erkenntnisse, dass Ferrum in ext-<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


E L E M E N T E I S E N S V f B S<br />

42<br />

remer Vereinzelung der Moleküle am besten<br />

vom Organismus aufgenommen wird. 140<br />

Jahre nach der «Schüssler’schen» Beobachtung<br />

kam nun endlich die streng wissenschaftliche<br />

Bestätigung.<br />

Ebenso weiss man heute, dass durch<br />

Mangan, Kupfer und Zink und z.T. Magnesium<br />

die Eisenaufnahme und -funktion wesentlich<br />

verbessert wird. In der Biochemie<br />

nach Dr. Schüssler wurde dies bereits seit<br />

vielen Jahrzehnten genauso empfohlen.<br />

Werfen wir mal einen Blick in die Aussagen<br />

Dr. Schüssler’s aus dem Jahre 1890:<br />

«Eisensalze haben die Eigenschaft, Sauerstoff<br />

anzuziehen. Das in den Blutkörperchen<br />

enthaltene Eisen nimmt den Sauerstoff auf,<br />

mit welchem dann alle Gewebe des Organismus<br />

versorgt werden.»<br />

Schüssler wusste auch, dass Ferrum<br />

ein extrem wichtiges Muskelsalz darstellt.<br />

Erst viele Jahrzehnte später wurde wissenschaftlich<br />

klar, dass das Myoglobin für die<br />

Muskelaktivität mit Eisen unabdingbar verbunden<br />

ist. Nach den Ergründungen von Dr.<br />

Schüssler wird in seiner Biochemie Ferrum<br />

phosphoricum (Nr. 3 der Schüsslersalze)<br />

hauptsächlich als SOS-Mittel verwendet. Indikationen<br />

sind: Erkältungen, Leistungsabfall,<br />

Sport, Fieber unterhalb 38,5°C., Prellungen,<br />

Quetschungen, Kopf- und Magenschmerzen,<br />

bei allen akuten Symptomen, Infektionen,<br />

Hämatomen, usw.<br />

Wenn wir Nr. 3 Ferrum phosphoricum<br />

genauer betrachten, dann können wir seine<br />

Wirkung und seinen Einsatz nach den Organen<br />

verfolgen (siehe Tafel rechts): l<br />

W I R K U N G V O N F E R R U M P H O S P H O R I C U M<br />

Haare:<br />

Haarausfall, spröde Haare, Haarverdünnung infolge Eisenmangel<br />

oder Funktionsverminderung der eisenhaltigen Enzyme.<br />

Hirn:<br />

Konzentrations-/Lernschwäche (als Anfangs- und Akutmittel).<br />

Produktion von Neurotransmittern für gute Stimmung und gute<br />

Laune, Schlafhormone, usw.<br />

Ohren:<br />

Ohrgeräusche, Ohrenschmerzen, Ohrenentzündungen, Hörsturz.<br />

Nervensystem: Allgemeine Schwäche, nächtliche Unruhe, Schlaflosigkeit, oberflächlicher<br />

Schlaf, Nervosität, Sensibilität, innere Anspannung,<br />

Selbstüberforderung, Hang zum Perfektionismus und doch Verzettelung,<br />

Sprunghaftigkeit und Entscheidungsschwäche.<br />

Augen:<br />

Alle akuten Entzündungen und beginnende Sehschwäche.<br />

Stimme:<br />

Heiserkeit, Stimmüberlastung, Überbeanspruchung der Stimmbänder.<br />

Atmungsorgane: Husten (Kinder), Brennen der Speiseröhre, Entzündungen aller<br />

Art, Spannungsgefühle in den Atmungsorganen (zusätzlich ist eine<br />

ärztliche Abklärung notwendig).<br />

Milz:<br />

allgemeine Milzschwäche.<br />

Haut:<br />

Schmerzempfindliche Haut, Neigung zum Schwitzen und Sonnenunverträglichkeit<br />

(mit Nr. 8 Natrium chloratum und Nr. 10 Natrium<br />

sulfuricum), gerötete Haut, aufgesprungene Lippen, gerissene<br />

Mundwinkel, Rhagaden, kalte Füsse, wassergefüllte Bläschen (mit<br />

Nr. 8 Natrium chloratum).<br />

Muskeln: Bei allen akuten Muskelproblemen, Muskelzerrungen, Muskelkater,<br />

Muskelentzündungen.<br />

Herz-Kreislauf: Herzklopfen nach (auch geringer) Anstrengung, Schwindel beim<br />

Aufstehen, Nasenbluten bei Kindern.<br />

Verdauung: Alle Entzündungen vom Mundraum bis zum Enddarm im akuten<br />

Stadium wie Brennen oder Schmerzen beim Schlucken, Magenentzündungen,<br />

«Magenuntersäuerung», Magensäuremangel,<br />

Erbrechen, aufgetriebene Magengegend, Darmbeschwerden aller<br />

Art (als akutes und allgemeines Mittel), Darmträgheit, Durchfall,<br />

Reizdarm, etc., Appetitstörungen.<br />

Ferrum phosphoricum ist auch ein ausgezeichnetes Lebermittel<br />

und zwar bei passiver Stauungsleber, Dyscholie, Gallenblasenund<br />

Gallenwegsbeschwerden, Gallenblasenentzündungen und<br />

-schmerzen.<br />

Harnwegsorgane: Nieren- und Blasenentzündungen, Reizung des Blasenhalses<br />

(Arzt aufsuchen) Blasen- und Schliessmuskelschwäche<br />

Schleimhaut: Alle Entzündungen, alle Katarrhe im akuten Stadium, insbesondere<br />

des Mundes.<br />

Dosierung: nach Bedarf<br />

akut, Sport, Leistung, Lernen, Konzentration, Fieber, Schmerzen:<br />

➜ bis zu alle 10 Min. 2 -3 Tabs; sonst 10 bis 12 Tabs über den<br />

Tag verteilt<br />

Beachten: Nr. 3 Ferrum phosphoricum als Crème bei Muskelschmerzen,<br />

Nasenbluten, Zerrungen, Hautirritationen, etc.<br />

Bei längerer Einnahme und bei Eisenmangel empfiehlt sich die zusätzliche Einnahme von:<br />

Nr. 17 Manganum sulfuricum<br />

Nr. 19 Cuprum arsenicosum<br />

Nr. 21 Zincum chloratum<br />

}<br />

je ca. 3 Tabs/Tag<br />

1 Tab/Tag<br />

<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


I N K Ü R Z E<br />

l Dr. Peter Emmrich, Arzt, Chemiker und<br />

Biologe hielt am 20. September beim<br />

SVfBS in Zürich einen Vortrag über<br />

das Immunsystem. In seinen überaus<br />

spannenden und lehrreichen Ausführungen<br />

zeigte der Wissenschaftler<br />

und praktizierende Homöopath die<br />

umfangreichen Möglichkeiten auf, wie<br />

mit Schüsslersalzen die Funktionen des<br />

Immunsystems zu unterstützen sind.<br />

Er verwies vor allem auf die Säure regulierenden<br />

Substanzen Nr. 9 Natrium<br />

phosphoricum, Nr. 10 Natrium sulfuricum<br />

und Nr. 1 Calcium fluoratum hin.<br />

l Das neue Jahresprogramm des SVfBS<br />

liegt nun vor. Viele packende Vorträge<br />

mit kompetentesten Referenten und<br />

einige Seminare sind angekündigt.<br />

Beachten Sie bitte alle Details unter:<br />

www.svfbs.ch.<br />

l Die Rückmeldungen auf die erste <strong>Ausgabe</strong><br />

im REFLEXE waren rundum und<br />

durchwegs positiv. Vielen Dank an alle,<br />

die sich gemeldet haben.<br />

l Immer mehr Spezialärzte (Augen-, Tier-,<br />

Zahn-, Frauenärzte, etc.) entdecken die<br />

Schüsslersalze als geeignete Unterstützung<br />

zu ihren Therapien. Das Vertrauen<br />

in die Biochemie nach Dr. Schüssler<br />

steigt auch in Kreisen der Medizin und<br />

findet gerade dort von Monat zu Monat<br />

immer mehr Anhänger.<br />

l Immer beliebter auch: die äussere<br />

Anwendung der Schüsslersalze. Salben,<br />

Crèmes, Lotionen, Mischungen und<br />

Bäder mit Schüsslersalzen werden<br />

heute häufig angewendet. Vor 60-70<br />

Jahren gab es in jeder Apotheke und<br />

Drogerie Zäpfchen, Pasten, Bäder,<br />

Waschlotionen, Puder u.v.a. mit den<br />

Mineralstoffen nach Dr. Schüssler. Diese<br />

Produkte waren damals für zahllose<br />

Verwendungen äusserst beliebt. Heute<br />

– 5-6 Jahrzehnte später – «entdeckt»<br />

man die Wirkung der äusseren Applikation<br />

wieder neu.<br />

l Die Hersteller von Schüsslersalzen<br />

bieten so genannte Taschenapotheken<br />

mit Schüsslersalzen an. Eine Geschenksidee<br />

für Weihnachten für alle<br />

Schüssler-Begeisterten.<br />

Montag, 17. Januar 2011<br />

Schmerz und Schmerzphänomen:<br />

19:45 Uhr – ca. 21:30 Uhr Friedeman Garvelmann, Heilpraktiker<br />

Montag, 21. Februar 2011<br />

Allergie-Trilogie Teil III: Allergien<br />

19:45 Uhr – ca. 21:30 Uhr Martin Nedok, Naturarzt<br />

Die Vorträge finden im Cevi Zentrum Glockenhof, Sihlstrasse 33, 8001 Zürich, statt.<br />

Unsere Vorträge sind öffentlich,<br />

eine Anmeldung ist nicht notwendig.<br />

Eintritt: Mitglieder Fr. 8.00<br />

Nichtmitglieder Fr. 18.00<br />

Häufige Fragen<br />

V O R T R Ä G E<br />

Verkauft die Vereinigung Schüsslersalze oder Salben?<br />

Nein, der Verkauf der Schüssler Mittel gehört ausschliesslich in die Drogerien, Apotheken<br />

oder sie können beim Arzt bezogen werden. Die Vereinigung will keinen Verkauf von<br />

Mitteln und nimmt auch keine Stellungsnahme zu Herstellern.<br />

Alle Hersteller von biochemischen Präparaten begrüssen die Anstrengungen des SVfBS<br />

als neutrale Organisation und wir sind dankbar um die Qualität, der sich alle bekannten<br />

Hersteller verpflichtet haben.<br />

Beschäftigt sich der SVfBS ausschliesslich mit Schüsslersalzen?<br />

Die Biochemie nach Dr. Schüssler steht natürlich im Zentrum. Jedoch werden in unseren<br />

Vorträgen viele andere Methoden ebenfalls vorgestellt und angegangen. Wir verstehen die<br />

Biochemie nach Dr. Schüssler auch nicht als Alternative zur Schulmedizin, sondern als eine<br />

sinnvolle, zuverlässige Ergänzung. Die Schulmedizin bildet immer die Basis. Dazu gibt es<br />

keine «Alternative».<br />

Gerade ausgewiesene, kompetente Therapeuten, Ärzte, Tierärzte und Psychologen verwenden<br />

die Schüsslersalze als genuine Unterstützung ihrer Behandlung. Z.B. ein med. Masseur<br />

empfiehlt dem Klienten mit Skoliose neben seiner Therapie die Nr. 2 Calcium phosphoricum<br />

als Daueranwendung zur Stabilität und Relaxierung der Muskulatur, Haltebänder und<br />

Skelettstatik. Oder eine Tierärztin verschreibt die Nr. 4 Kalium chloratum bei Hunden mit<br />

Darmentzündung. Der Hundehalter kann die Mittel dann problemlos dem geplagten Tier<br />

verabreichen und sorgt damit für eine optimale Begleitung<br />

der anderweitigen ärztlichen Behandlung.<br />

Was ist von der SVfBS in naher<br />

Zukunft zu erwarten?<br />

???<br />

Zunächst mal die Weiterführung<br />

der Aufgaben und des<br />

Programms des biochemischen<br />

Vereins Zürich.<br />

Dann die Aufnahme neuer<br />

Tätigkeiten wie z.B. das Einsetzen<br />

von Regionalgruppen und die Schaffung<br />

eines «Wissenschaftskreises» und die<br />

Professionalisierung des Sekretariats. l<br />

Schweizerische Vereinigung für Biochemie<br />

nach Dr. Schüssler:<br />

SVfBS<br />

Dachlissen 90<br />

8932 Mettmenstetten<br />

Tel: 044-767 03 28<br />

Fax: 044-767 03 29<br />

e-mail: info@svfbs.ch<br />

I N F O S & V O R T R Ä G E S V f B S<br />

43<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>


Der Körper Ihres Patienten hält<br />

eine Vielzahl an Informationen<br />

bereit – mit<br />

können sie abgerufen werden.<br />

Global Diagnostics<br />

Nur 8 Minuten braucht<br />

das neue Global Diagnostics<br />

für die präzise Messung<br />

und eine Auswertung von<br />

über 550 verschiedenen<br />

Messobjekten des Körpers.<br />

Die Vorteile einer gründlichen<br />

energetischen Messung stehen<br />

Ihnen nun innerhalb kürzester Zeit<br />

zur Verfügung. Sie erhalten eine<br />

solide Grundlage für Ihre weitere<br />

therapeutische Vorgehensweise.<br />

Alle Messergebnisse (Systeme,<br />

Funktionen, Organe usw.) werden<br />

sofort auf dem Computer-Bildschirm<br />

dargestellt.<br />

Der Messvorgang ist einfach durchzuführen<br />

– er kann auch Ihrem<br />

Praxispersonal übertragen werden.<br />

Die Messung mit Global Diagnostics<br />

erfolgt auf exakter wissenschaftlicher<br />

Grundlage. Nach automatischer<br />

E-Smog-Messung, um äussere Störeinflüsse<br />

auszuschliessen, folgen<br />

mehr als 100 Mio Einzelmessungen<br />

des Körpers – anschliessend werden<br />

alle Messungen wiederholt, um die<br />

Ergebnisse zu verifizieren. Zusätzlich<br />

kann die energetische Reaktion auf<br />

Substanzen (Allergene, Nosoden,<br />

Allopathika usw.) erfasst und dokumentiert<br />

werden.<br />

Das Global Diagnostics ist gemäss<br />

dem Medizinproduktegesetz zugelassen<br />

(CE-zertifiziert).<br />

Die Zeit ist reif für einen neuen<br />

Weg in Diagnose und Therapie.<br />

Bei Patienten macht sich eine gewisse<br />

„Pharmamüdigkeit“ bemerkbar<br />

– viele beginnen sich eigenverantwortlich<br />

nach neuen Therapien<br />

umzusehen.<br />

Zusammen mit der Kostenexplosion<br />

im allgemeinen Gesundheitswesen<br />

ergeben sich daraus vermehrte<br />

Chancen für die ganzheitliche Medizin.<br />

Das Global Diagnostics ist die<br />

Antwort auf diese Entwicklung.<br />

Die Zeit ist reif für einen neuen Weg<br />

bei der Unterstützung von Diagnose<br />

und Therapie durch jederzeit reproduzierbare<br />

und von der Person des<br />

Therapeuten unbeeinflusste energetische<br />

Messungen.<br />

Wir zeigen Ihnen, wie Sie das<br />

Global Diagnostics erfolgreich in<br />

Ihrer Praxis einsetzen können.<br />

Sprechen Sie mit uns.<br />

Rufen Sie uns an oder senden<br />

Sie ein Fax bzw. eine E-Mail.<br />

VITATEC<br />

Medizintechnik GmbH<br />

Zugerstrasse 70<br />

CH-6340 Baar<br />

Tel: +41(0)41 / 766 01 70<br />

Fax: +41(0)41 / 766 01 74<br />

schweiz@vitatec.com<br />

www.vitatec.com

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