Reflexe Ausgabe Dezember 2010 - vdms
Reflexe Ausgabe Dezember 2010 - vdms
Reflexe Ausgabe Dezember 2010 - vdms
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Reflexe</strong><br />
Zeitschrift für physikalische Therapie<br />
<strong>vdms</strong> verband der medizinischen masseure der schweiz<br />
Schweizerische Vereinigung für Biochemie nach Dr. Schüssler<br />
D E Z E M B E R 2 010<br />
• NERVENSYSTEM<br />
Das enterische<br />
Nervensystem oder<br />
das Gehirn im Bauch<br />
• EFFLORESZENZ<br />
Hautmodalitäten und<br />
häufigste Effloreszenzen<br />
• PHONOLOGIE<br />
Hören, horchen,<br />
körperliches und seelisches<br />
Gleichgewicht<br />
• MUSKULATUR<br />
Der sechste Sinn<br />
geht unter die Haut<br />
• <strong>vdms</strong>: KURSE 2011<br />
Immer gut zu(m) Fuss<br />
Starke Gedanken<br />
• SVfBS: ELEMENT EISEN<br />
Ein Schlüsselelement<br />
für die Sinnesorgane<br />
V E R B Ä N D E P R A X I S<br />
T H E M A<br />
Sinne
R E F L E X E ? D E Z 2 0 1 0 V I E N R H B A A LT N D<br />
2<br />
THEMA PRAXIS VERBÄNDE<br />
4 SINNESORGANE<br />
Von allen Sinnen –<br />
Der Mensch hat fünf Sinne –<br />
und noch einige mehr<br />
7 NERVENSYSTEM<br />
Das enterische Nervensystem<br />
oder das Gehirn im Bauch<br />
11 GERUCHSSINN<br />
Das Riechorgan –<br />
ein verlorener Sinn?<br />
14 EFFLORESZENZ<br />
Hautmodalitäten und häufigste<br />
Effloreszenzen<br />
18 SINNESTÄUSCHUNG<br />
Verwirrte Sinne:<br />
Optische Täuschungen<br />
21 KÖRPERWAHRNEHMUNG<br />
Störungen der Propriozeption –<br />
Folgen der Therapiekonzepte<br />
24 PHONOLOGIE<br />
Audio-Psycho-Phonologie –<br />
Hören, horchen, körperliches und<br />
seelisches Gleichgewicht<br />
28 AROMATOLOGIE<br />
«Immer der Nase nach» –<br />
die etwas andere Art der ganzheitlichen<br />
Aroma-Therapie<br />
30 SPIRALDYNAMIK<br />
Wo Senioren auf Touren kommen<br />
34 SINNE & MUSKULATUR<br />
Der sechste Sinn geht unter die<br />
Haut – Der Muskel als Sinnesorgan<br />
36 nachrichten <strong>vdms</strong><br />
• <strong>vdms</strong> Mitglieder sparen<br />
Versicherungsprämien<br />
• Verbandstätigkeiten<br />
• Nachqualifikation MM FA SRK<br />
• WICHTIG: ASCA-Anerkennung<br />
37 • Rückblick: Klangschalenkurs<br />
• Ausblick: REFLEXE Themen 2011<br />
• Neue Dozenten 2011<br />
38 WEITERBILDUNG <strong>vdms</strong><br />
Neue Kurse 1. Quartal 2011:<br />
• Starke Gedanken<br />
• Immer gut zu(m) Fuss<br />
• Reflexzonentherapie am Fuss<br />
39 AGENDA <strong>vdms</strong><br />
• Fort- & Weiterbildungen 2011<br />
• Zusatzkurse & Links<br />
Thema:<br />
Sinne<br />
G E R U C H S S I N N<br />
S P I R A L D Y N A M I K<br />
40 Verband SVfBS<br />
• Ein Schlüsselelement für die<br />
Sinnesorgane – EISEN<br />
43 • Verbandsnachrichten in Kürze<br />
• Öffentliche Vorträge<br />
• Häufige Fragen<br />
E L E M E N T E I S E N<br />
DAS RIECHORGAN –<br />
EIN VERLORENER SINN?<br />
WO SENIOREN<br />
AUF TOUREN KOMMEN<br />
EIN SCHLÜSSELELEMENT<br />
FÜR DIE SINNESORGANE<br />
Das Fehlen des Geruchssinnes bedeutet eine<br />
wesentliche Einbusse an Lebensqualität. Ein<br />
Mensch kann Tausende von Gerüchen erkennen<br />
und im Gedächtnis behalten. Gerüche<br />
können wissbegierig machen und werden<br />
häufig mit Gefühlen in Verbindung gebracht.<br />
Es können aber auch Emotionen die Assoziation<br />
an spezielle Gerüche hervorrufen.<br />
› Mehr ab S. 11<br />
Titelbild: Sinnhaftigkeit einmal anders. © Jo Marty<br />
Ob der Schuh drückt, der Kiefer knackt<br />
oder der Rücken schmerzt: Bewegungsintelligenz<br />
ist lernbar. Mit Spiraldynamik können<br />
Sie in die dreidimensionale Bewegung<br />
von Kopf bis Fuss eintauchen. Diese ganzheitliche<br />
Methode zur Bewegungsschulung<br />
basiert auf den Spiralprinzipien und die<br />
Bewegungs-Qualität steht im Vordergrund.<br />
› Mehr ab S. 30<br />
Die erste nachweisbare Nutzung von Eisen<br />
findet sich etwa um 4000 v. Chr. in Sumer<br />
und Ägypten. Es war gediegenes Eisen von<br />
Meteoriten, das zur Dekoration und zur<br />
Anfertigung von Speerspitzen diente. Die<br />
Fähigkeit von Eisen, Sauerstoff zu binden,<br />
hat eine Sonderposition in der Biologie und<br />
Biochemie gefunden. › Mehr ab S. 40<br />
VO R SC H A U M Ä R Z 2011<br />
THEMA: BEWEGUNG<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Ein Verband entwickelt sich<br />
ganz individuellen Versicherungsfragen.<br />
Es<br />
zeichnet sich ab, dass<br />
dadurch einige med.<br />
Masseure im Versicherungsbereich<br />
monetäre<br />
Gewinne erzielen werden.<br />
In dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
entnehmen Sie weitere<br />
Hinweise zur Zusammenarbeit<br />
<strong>vdms</strong> – NEU-<br />
TRASS. Ebenso geben<br />
Sachverständige genauere<br />
Auskunft an der<br />
Generalversammlung<br />
2011.<br />
M E D W I Z I N L L & K O G M E S M C E H N I C ! H T E E V D E I R TO B A R N I A D L<br />
3<br />
◗ Jo Marty,<br />
Präsident<br />
I M P R E S S U M<br />
Aktuelle <strong>Ausgabe</strong>: <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong><br />
Nr. 143, 32. Jahrgang<br />
Auflage: 2000 Exemplare<br />
Erscheinung: 4-mal jährlich<br />
Herausgeber<br />
Verband der medizinischen Masseure der<br />
Schweiz <strong>vdms</strong><br />
Schachenallee 29<br />
CH-5000 Aarau<br />
Telefon 062-823 02 70<br />
Fax 062-823 06 22<br />
info@<strong>vdms</strong>.ch; www.<strong>vdms</strong>.ch<br />
Redaktion<br />
Verena Biedermann (vb), Leitung<br />
Heidi Kirchhofer (hk)<br />
Beatrice Widmer (bw), Inseratewesen<br />
Johannes Weiss (we)<br />
Jo Marty (jm)<br />
Preise Abonnement<br />
Inland: Fr. 50.– pro Jahr, inkl. Porto<br />
Ausland: auf Anfrage<br />
Insertionspreise <strong>2010</strong><br />
siehe: www.<strong>vdms</strong>.ch<br />
Insertionsschluss<br />
<strong>Ausgabe</strong> März 2011: 17. Januar<br />
Gestaltung<br />
grafik & design, Stäfa<br />
Druck<br />
Brogle Druck AG, Gipf-Oberfrick<br />
Mit der letzten <strong>Ausgabe</strong> REFLEXE des Jahres<br />
<strong>2010</strong> sei es erlaubt, kurz Rückschau<br />
zu halten. Neben der Tatsache, dass der<br />
<strong>vdms</strong> in diesem Jahr einige Dutzend neue<br />
Mitglieder gewinnen konnte, kamen über<br />
100 Mitglieder zusätzlich durch die Integration<br />
des SVMM (Schweiz. Verband<br />
medizinischer Masseure) hinzu. Ebenfalls<br />
wurde das Weiterbildungsangebot stark<br />
erweitert und gleichzeitig spezialisiert.<br />
Die Teilnehmerzahl stieg weiter an, die<br />
Resonanz auf die Weiterbildungspalette<br />
ist äusserst positiv, ermutigend und stellt<br />
im Weiterbildungsmarkt etwas Einzigartiges<br />
dar.<br />
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt für alle<br />
Mitglieder (gilt für Frauen wie Männer)<br />
und insbesondere für alle potenziellen<br />
neuen, künftigen Mitglieder ist die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem <strong>vdms</strong> und dem<br />
Versicherungspartner NEUTRASS. Damit<br />
eröffnet sich für alle <strong>vdms</strong> Mitglieder versicherungstechnisch<br />
gesehen eine «rundum-<br />
Lösung» – von der neutralen Beratung bis<br />
zur umfangreichen Versicherungslösung<br />
– und unter Umständen entstehen erhebliche<br />
Vergünstigungen wie auch vertiefte<br />
fachliche Unterstützung. Somit beinhaltet<br />
der Vertrag zwischen dem <strong>vdms</strong> und NEU-<br />
TRASS alle relevanten Fragen. Besonders<br />
zu betonen ist sicher: Mit der Zusammenarbeit<br />
der NEUTRASS verfügt der <strong>vdms</strong> –<br />
endlich – über den Zugang zu ausgewiesenen<br />
Experten und neutralen, kompetenten<br />
Beratern in allen Versicherungsanliegen.<br />
Damit profitieren alle <strong>vdms</strong>-Mitglieder bei<br />
Erfreulich sind auch weitere Veränderungsschritte<br />
im <strong>vdms</strong>. Als Beispiel sei die<br />
verstärkte Mitarbeit von Paola Giannini<br />
Sidler im Vorstand des <strong>vdms</strong> erwähnt. Als<br />
med. Masseurin, Ökonomin und professionelle<br />
Projektleiterin wird sie die Vorstandsarbeit<br />
sehr engagiert unterstützen<br />
und gerade in komplexen Belangen mit<br />
entwickeln können.<br />
Schliesslich entwickelte und entwickelt<br />
sich auch diese Zeitschrift. Seit der<br />
letzten <strong>Ausgabe</strong> sind jeweils einige Seiten<br />
für die Vereinigung für Biochemie<br />
nach Dr. Schüssler (SVfBS) integriert.<br />
Die Feedbacks auf diese Seiten waren bereits<br />
durchwegs begeisternd, bestärkend<br />
und überaus wohlwollend. So kann ich<br />
zusammen mit beiden Vorständen <strong>vdms</strong><br />
und SVfBS nur ganz einfach dankbar sein.<br />
Dankbar dafür, wie die Projekte Versicherung,<br />
Weiterbildung, Vorstandsaufgaben,<br />
Zeitschriftenentwicklung, Finanzen und<br />
Zufriedenheit der Mitgliedergruppen, Integration<br />
des SVMM, etc. erfolgreich gestaltet<br />
werden konnten und weiter ausgearbeitet<br />
werden können. Dankbar auch für<br />
die engagierten Mitarbeitenden in den Sekretariaten,<br />
die mit Umsicht und profund<br />
ihren Aufgaben nachgehen. Am meisten<br />
dankbar bin ich jedoch für Ihre Unterstützung,<br />
Ihre Verbandstreue und Ihre Rückmeldungen.<br />
In diesem Sinne und gerade<br />
zum Jahreswechsel: ein aufrichtiges und<br />
grosses DANKE SCHÖN!<br />
Jo Marty l<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
S I N N E S O R G A N E T H E M A<br />
4<br />
Von allen Sinnen<br />
Der Mensch hat fünf Sinne – und noch einige mehr<br />
Jedes Lebewesen nimmt von der Welt nur wahr, was ihm seine<br />
Sinne vermitteln. Wäre der Mensch zum Beispiel ein Hai,<br />
könnte er auch bioelektrische Ströme erspüren und dadurch<br />
seine Beute orten. Als Arbeitsbiene bekäme er das irdische<br />
Magnetfeld mit. Und als Fledermaus fände er per Ultraschall-<br />
Echolot blind seinen Weg. Doch Neid ist nicht nötig. Immerhin,<br />
so heisst es seit Aristoteles, hat der Mensch fünf verschiedene<br />
Sinne. Schauen wir doch mal, was sie können.<br />
◗ Dr. Martin Lindner<br />
Tasten<br />
Angenommen, Ihr Chef gibt Ihnen die<br />
Hand. Vielleicht ist sie kräftig und behaart.<br />
Sie kann aber auch fein oder feucht sein.<br />
All das werden Ihnen die rund 1500 Mechanosensoren<br />
vermitteln, die ein einzelner<br />
Händedruck erregt. Insgesamt hat ein<br />
Erwachsener anderthalb bis zwei Quadratmeter<br />
Haut, in die Millionen Sensoren für<br />
Dehnung, Druck und Vibration eingebettet<br />
sind. Aus jedem Rezeptor führt eine feine<br />
Nervenfaser ohne Unterbrechung über das<br />
Rückenmark in den Hirnstamm; erst dort<br />
werden die Tastsignale auf die nächsten<br />
Nervenzellen weitergeschaltet, die sie an<br />
eine weitere Relaisstation im Thalamus<br />
(Zwischenhirn) weitergeben, von wo aus<br />
sie in die Hirnrinde gelangen. Hier erst<br />
werden uns die Reize bewusst. Und hier registrieren<br />
wir nicht nur: schwacher, feuchter<br />
Händedruck, sondern bewerten dieses<br />
Signal auch, indem wir zum Beispiel den<br />
Schluss ziehen –zögerlicher Charakter.<br />
Durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen<br />
Rezeptorreize entsteht beim<br />
Ergreifen eines Gegenstands gewissermassen<br />
ein taktiles Hologramm – eine Art<br />
drei dimensionales Bild. Freilich ist Haut<br />
nicht gleich Haut. Wenn man einen Zirkel<br />
auf die Mitte des Rückens setzt, müssen<br />
die Spitzen fast sieben Zentimeter auseinander<br />
stehen, um noch als zwei getrennte<br />
Punkte wahrgenommen zu werden. An<br />
den Fingerkuppen liegt die Unterscheidungsschwelle<br />
bei zwei Millimetern. Damit<br />
fühlt man mit den Fingern besser als<br />
mit den Geschlechtsorganen, allerdings<br />
nicht ganz so gut wie mit der Schleimhaut<br />
der Zungenspitze. Chirurgen aus Grenoble<br />
haben vor einigen Jahren mit einem Navigationssystem<br />
für Operationen experimentiert,<br />
das zwecks grösserer Genauigkeit<br />
über die Zunge statt über die Finger<br />
gesteuert wird. Man weiss zudem, dass<br />
Neugeborene nicht nur durch Betasten,<br />
sondern auch durch Ablutschen von Gegenständen<br />
erste abstrakte Konzepte und<br />
Bilder der Welt entwerfen.<br />
Tatsächlich wird ein Baby bereits mit<br />
einem hochentwickelten Tastsinn geboren.<br />
Beim fünf Wochen alten Embryo spriessen<br />
sensible Nerven in die Hautdecke; zur Mitte<br />
der Schwangerschaft bestehen funktionstüchtige<br />
Verbindungen zwischen Haut<br />
und Hirn. Das Tasten und Fühlen – der<br />
Nahsinn par excellence – ist unser frühester<br />
Sinn.<br />
Rezeptoren, die insgesamt 10’000<br />
verschiedene Düfte unterscheiden<br />
Riechen und Schmecken<br />
Sinnliche Wahrnehmung ist ein Lernprozess,<br />
der vor der Geburt beginnt – jedenfalls<br />
gilt das für Riechen und Schmecken.<br />
So ist bekannt, dass Neugeborene<br />
den Geruch des eigenen Fruchtwassers<br />
wiedererkennen. Tatsächlich gehen auch<br />
viele Nahrungskomponenten wie Knoblauch-,<br />
Anis- oder Karottenaromen ins<br />
Fruchtwasser über – und Kinder, deren<br />
Mütter in der Schwangerschaft oft Karottensaft<br />
tranken, zeigen später diese Vorliebe.<br />
So gewöhnt sich vermutlich bereits das<br />
Ungeborene an die Essenstradition seiner<br />
Eltern. Die Sinne werden sozusagen kulturell<br />
kalibriert.<br />
können, senden ihre<br />
Signale über feine Nervenfäden<br />
direkt durch die<br />
Schädelbasis ins Gehirn.<br />
Die biologische Grundlage für das Riechen<br />
und Schmecken indes liefert eine<br />
komplexe Rezeptormaschinerie. Die Zunge<br />
selbst kann mindestens fünf Geschmacksqualitäten<br />
unterscheiden: süss, salzig,<br />
sauer, bitter und «umami» (abgeleitet aus<br />
dem Japanischen für fleischig und herzhaft).<br />
Für den Umami-Geschmack, den<br />
Japaner mit Seegras oder Shiitake-Pilzen,<br />
Europäer dagegen mit Hühnerbrühe assoziieren,<br />
wurde erst vor einigen Jahren<br />
ein eigener Rezeptor entdeckt. Allerdings<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
erklärt sich etwa der Geschmack einer Kirsche<br />
nur zum Teil durch dieses gustatorische<br />
Sensorium. Wichtig sind auch Textur<br />
und Mundgefühl – vor allem aber die Sinnesreize<br />
aus der Nase. Die Riechschleimhäute<br />
in der Nase werden nicht nur beim<br />
Beschnuppern der Nahrung, sondern auch<br />
beim Kauen durch aufwirbelnde Duftmoleküle<br />
aus dem Rachen erregt. Schmecken<br />
und Riechen lassen sich kaum trennen.<br />
Das eigentliche Riechorgan besteht aus<br />
einigen Quadratzentimetern Riechschleimhaut<br />
im Nasendach. Dort finden sich rund<br />
350 verschiedene Sorten Sinneszellen mit<br />
jeweils einem anderen Riechrezeptor. Da<br />
Düfte in der Regel komplexe Substanzgemische<br />
sind – das charakteristische Aroma<br />
einer Kaffeesorte wird durch etwa 15<br />
verschiedene Duftkomponenten bestimmt<br />
–, erregen sie stets ein ganzes Ensemble<br />
von Riechrezeptoren, vergleichbar mit den<br />
vielen Farben in einem Mosaik. Die Rezeptoren,<br />
die insgesamt 10’000 verschiedene<br />
Düfte unterscheiden können, senden ihre<br />
Signale über feine Nervenfäden direkt<br />
durch die Schädelbasis ins Gehirn. Mit<br />
letzter Sicherheit ist allerdings nicht geklärt,<br />
wie das Riechen funktioniert.<br />
Sehen<br />
Zugespitzt lässt sich sagen: Wir sehen<br />
weniger mit den Augen als mit der Grosshirnrinde.<br />
Prinzipiell trifft der Sachverhalt<br />
für alle Sinne zu, allerdings sind die neuronalen<br />
Mechanismen im visuellen System<br />
am besten erforscht. So extrahiert das Gehirn<br />
aus dem Gesehenen zunächst Grundkomponenten<br />
wie Farbe, Kontrast, Kontur<br />
und Bewegung. Die eigentliche Objekterkennung,<br />
etwa eines Löffels, erfolgt erst in<br />
weiteren Verarbeitungsschritten. Mehr als<br />
die Hälfte der Hirnrinde ist in irgendeiner<br />
Form am Sehen beteiligt. Freilich braucht<br />
das Gehirn das richtige Training. Wenn ein<br />
Kind etwa schielt und dadurch die Netzhautbilder<br />
der beiden Augen nicht übereinstimmen,<br />
entsteht eine besondere Sehschwäche,<br />
die Amblyopie. Dabei verwertet<br />
die Hirnrinde nur noch Signale aus einem<br />
Auge und unterdrückt die Informationen<br />
aus dem anderen – das schlimmstenfalls<br />
erblindet. Das Hirn verpasst es, trotz funktionierenden<br />
Netzhäuten, richtig sehen zu<br />
lernen.<br />
Auch die Netzhäute selbst sind ursprünglich<br />
Teil des Gehirns – sie entstehen<br />
in der Embryonalperiode aus einer Ausstülpung<br />
des Zwischenhirnbodens. Jede<br />
Netzhaut fungiert als neuronaler Minicomputer<br />
mit spezialisierten Photosensoren:<br />
Während die rund 6 Millionen «Zapfen»<br />
für die Wahrnehmung der Farben und das<br />
hochauflösende Sehen bei Tag zuständig<br />
sind, reagieren die 120 Mio. «Stäbchen»<br />
auch auf schwache Hell-Dunkel-Kontraste<br />
bei Nacht. Tatsächlich können die Augen<br />
ihre Lichtempfindlichkeit durch Weitung<br />
der Pupillen und Regulationsvorgänge in<br />
der Netzhaut um mehrere Zehnerpotenzen<br />
steigern. Bei völliger Anpassung an die<br />
Dunkelheit reicht ein einziges Lichtquant<br />
pro Sekunde, um eine Stäbchenzelle zu<br />
reizen. Dann sehen wir selbst weit entfernte,<br />
schwach leuchtende Sterne.<br />
Hören<br />
Das Ohr ist der heimliche Star unter<br />
den Sinnesorganen. Es ist mindestens so<br />
empfindlich wie das Auge, schläft im Gegensatz<br />
dazu aber nie. Das Ohr ist vom<br />
Standpunkt des Ingenieurs aus ein Wunderwerk.<br />
Zudem ist das Hören die Grundlage<br />
menschlicher Kommunikation.<br />
Von aussen betrachtet, mutet das Ohr<br />
als knorpeliger Trichter an, doch aus dem<br />
hineinwandernden Schall werden Geräusche,<br />
Sprache und Musik. Hören ist eine<br />
sensorische Wertschöpfungskette. An ihrem<br />
Beginn steht simple Mechanik: Kleine<br />
Druckschwankungen der Luft – die Schallwellen<br />
– bringen das Trommelfell und die<br />
wenige Milligramm schweren Gehörknöchelchen<br />
im Mittelohr zum Schwingen.<br />
Das Mittelohr wiederum fungiert durch<br />
seine anatomischen Proportionen als<br />
akustischer Verstärker und ein zwanzigfach<br />
gesteigerter Schwingungsdruck wird<br />
Die Augen können<br />
ihre Lichtempfindlichkeit<br />
durch Weitung<br />
der Pupillen und<br />
Regulationsvorgänge<br />
in der Netzhaut um<br />
mehrere Zehnerpotenzen<br />
steigern.<br />
S I N N E S O R G A N E T H E M A<br />
5<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
S I N N E S O R G A N E T H E M A<br />
schliesslich auf das Innenohr übertragen.<br />
Hier findet sich, eingebettet in den seitlichen<br />
Schädel, das eigentliche Hörorgan,<br />
die so genannte Gehörschnecke oder Cochlea.<br />
Sie ist mit einer wässrigen Flüssigkeit<br />
gefüllt, so dass bei jeder Druckübertragung<br />
winzige Wellen die Windungen der<br />
Schnecke durchwandern und die dort<br />
verteilten Sinneszellen durch Scherkräfte<br />
erregen. Der Clou: Jede Schallfrequenz erzeugt<br />
eine charakteristische Welle, die immer<br />
nur ganz bestimmte Rezeptoren reizt.<br />
In den Erregungsmustern, die der Hörnerv<br />
Jenseits der fünf Sinne<br />
In seiner Schrift «De anima» (Von der<br />
Seele) argumentierte Aristoteles, dass es<br />
nicht mehr als fünf Sinne geben könne –<br />
eine Einteilung, die über das Mittelalter<br />
bis in die Moderne erhalten blieb, dem<br />
menschlichen Sensorium aber nicht unbedingt<br />
gerecht wird. Beispielsweise ordnete<br />
Aristoteles das Empfinden von Warm<br />
und Kalt dem Berührungssinn zu. Heute<br />
weiss man jedoch, dass Temperatursignale<br />
– ebenso wie Schmerz – durch besondere<br />
Rezeptoren in der Haut wahrgenommen<br />
in Armen und Schultern bei einem Handstand<br />
auch ausreicht. Erst durch die Kombination<br />
aller Informationen werden koordinierte<br />
Bewegungen möglich. In jedem<br />
Augenblick verortet sich dabei der Körper<br />
im Raum.<br />
Im Innern der Sinnesmaschine<br />
Trotz der Vielfalt der Sinne beruht die<br />
Fähigkeit zur sinnlichen Wahrnehmung<br />
auf wenigen Prinzipien. Auf molekularer<br />
Ebene heisst das: Sinnesrezeptoren verwandeln<br />
physikalische oder chemische<br />
aus der Cochlea ans Gehirn überträgt, ist<br />
und über eigenständige Nervenbahnen<br />
Reize in elektrische Entladungsmuster der<br />
dadurch die Frequenz präzise codiert.<br />
ans Gehirn übermittelt werden.<br />
Nerven – und auf die muss sich das Hirn<br />
seinen Reim machen. Ob wir ein Nerven-<br />
Der Mechanismus arbeitet derart ge-<br />
Es ist mehr eine Frage der Vorliebe als<br />
signal als Kitzel im grossen Zeh oder als<br />
6<br />
nau, dass sich in einem Frequenzbereich<br />
von 1’000 Hz – einer typischen Tonhöhe<br />
der Fakten, ob man von fünf, acht oder<br />
noch mehr Sinnen spricht. Allein in sei-<br />
Wohlgeruch in der Nase empfinden, hängt<br />
vor allem damit zusammen, an welcher<br />
beim Sprechen – Unterschiede von nur 3<br />
nem Innern verfügt der Organismus über<br />
Stelle die Sinnesreize die Hirnrinde errei-<br />
Hz wahrnehmen lassen. Bereits bei einem<br />
ein reiches Repertoire von Sensoren, die<br />
chen. Das Grosshirn besitzt für jeden Sinn<br />
etwas schlechteren akustischen Auflö-<br />
beispielsweise die Blasendehnung oder<br />
spezifische sensorische Felder. Allerdings:<br />
sungsvermögen wäre das Sprachverstehen<br />
die Blutkonzentration von Traubenzucker<br />
Diese zerebrale Landkarte der Sinne ist<br />
kaum möglich. Indes scheint sich das Ge-<br />
und Kohlendioxid messen – und Empfin-<br />
nicht unverrückbar. So weiss man inzwi-<br />
hör sogar noch schärfen zu lassen – vor al-<br />
dungen wie Harndrang, Hunger und Atem-<br />
schen, dass bei Blinden Hirnrindenberei-<br />
lem, was die neuronale Interpretation der<br />
not auslösen. Hinzu kommt der hochprä-<br />
che, die üblicherweise das Sehen bewerk-<br />
Hörsignale betrifft. So weisen Hirnscan-<br />
zise Gleichgewichts- und Lagesinn des<br />
stelligen, teilweise Aufgaben beim Tasten<br />
Studien darauf hin, dass sich bei Musikern<br />
Körpers, der gleich mehrere sensorische<br />
und Hören übernehmen. Insofern gibt es<br />
durch langjährige Übung die für das Hören<br />
Systeme integriert. Am bekanntesten ist<br />
im Gehirn keine Wahrheit der Sinne, son-<br />
zuständigen Bereiche in der Hirnrinde ver-<br />
das Gleichgewichtsorgan, eine Art Wasser-<br />
dern nur neuronale Gewohnheiten, die<br />
grössern. Offenbar hinterlässt der ins Ohr<br />
waage im Kopf, das direkt neben der Ge-<br />
Sinnesdaten zu deuten.<br />
hineinwandernde Schall bleibende Spuren<br />
hörschnecke im Innenohr liegt. Es besteht<br />
im Kopf.<br />
aus mehreren Knochenkanälchen, die mit<br />
Sogar selbstverständliche Gewisshei-<br />
einer wässrigen Flüssigkeit gefüllt sind.<br />
ten wie die Körperwahrnehmung sind<br />
Schnelle Kopfdrehungen, das Beschleu-<br />
nicht unumstösslich, wie Neuroforscher<br />
nigen und Abbremsen eines Autos, aber<br />
aus Lausanne unlängst gezeigt haben, in-<br />
auch die Erdanziehung führen zu Flüssig-<br />
dem sie zwei Sinne mit widersprüchlichen<br />
keitsverschiebungen und erregen besonde-<br />
Informationen fütterten. Das Team setzte<br />
re Rezeptoren. Bei jedem Positionswechsel<br />
Testpersonen Videobrillen auf, mit denen<br />
des Kopfes meldet das Innenohr die verän-<br />
sie den eigenen Körper in einer 3-D-Pro-<br />
derte Stellung.<br />
jektion von hinten beobachten konnten.<br />
Dann streichelte man ihnen den Rücken<br />
Diese Signale fliessen dann im Gehirn<br />
– was sie ebenfalls im Kamerabild sahen.<br />
mit Reizen aus speziellen Sensoren in Ge-<br />
Genau diese Szene rief bei den Testteilneh-<br />
lenken, Muskeln und Sehnen zusammen.<br />
mern die verwirrende Empfindung hervor,<br />
Sie geben fortlaufend Auskunft darüber,<br />
sie hätten den eigenen Leib verlassen und<br />
ob die Beine beim Gehen gebeugt oder<br />
der virtuelle Körper vor ihnen sei der ihre.<br />
gestreckt sind oder die Muskelspannung<br />
Im Konflikt zwischen Streichelgefühl und<br />
Videobild war ihnen der Sinn für sich<br />
Der ins Ohr hinein-<br />
selbst abhanden gekommen. Sie trauten<br />
dem, was sie sahen, mehr als dem, was<br />
wandernde Schall<br />
hinterlässt bleibende<br />
Spuren im Kopf.<br />
sie fühlten.<br />
A U T O R<br />
Dr. Martin Lindner<br />
Wissenschaftsjournalist<br />
Griebenowstrasse 10/11<br />
DE-10435 Berlin<br />
l<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Das enterische Nervensystem<br />
oder das Gehirn im Bauch<br />
Das enterische Nervensystem (ENS) ist ein<br />
in der Darmwand lokalisiertes intrinsisches<br />
Nervengeflecht, das sich entlang des gesamten<br />
Magen-Darmtraktes – vom Ösophagus bis<br />
zum Anus – zieht. Es besteht im Wesentlichen<br />
aus zwei ganglionierten Plexus, dem Plexus<br />
myentericus, der zwischen den beiden äusseren<br />
Muskelschichten gelegen ist, und dem<br />
Plexus submucosus, der direkt der Mucosa<br />
anliegt. Das ENS enthält ca. 100 Mio. Nervenzellen,<br />
die in Ganglien lokalisiert sind.<br />
N E R V E N S Y S T E M T H E M A<br />
7<br />
◗ Michael Schemann<br />
Es wurde sehr früh erkannt, dass das<br />
Nervensystem im Darm nicht als diffuses<br />
parasympathisches Ganglion angesehen<br />
werden kann, sondern vielmehr ein eigenständiger<br />
Teil des vegetativen Nervensystems<br />
ist. Langley führte daher 1900 den<br />
Begriff «enterisches Nervensystem» ein,<br />
um deutlich zu machen, dass intrinsische<br />
Nerven des Darms unabhängig von anderen<br />
vegetativen Nerven arbeiten.<br />
Das vegetative Nervensystem wird<br />
heute in drei Teile gegliedert: das enterische,<br />
das sympathische und das parasympathische<br />
Nervensystem. Das ENS ist<br />
wesentlich an der Regulation der lebenswichtigen<br />
Magen-Darm-Funktionen wie<br />
Motilität, Sekretion, lokale Durchblutung<br />
(Mikrozirkulation) und Abwehrmechanismen<br />
beteiligt (Abb. 1).<br />
Im Vergleich zum ENS spielt das sympathische<br />
und parasympathische Nervensystem<br />
für die Regulation der Magen-<br />
Darmfunktionen eine eher untergeordnete<br />
Rolle. So verdankt der Magen-Darmtrakt<br />
dem ENS seine Ausnahmestellung, da er<br />
als einziges Organ in der Lage ist, seine<br />
Funktionen auch im isolierten Zustand<br />
und damit unabhängig von zentralnervösen<br />
Einflüssen aufrechtzuerhalten. Diese<br />
Fähigkeit des ENS wurde zuerst 1899 von<br />
Bayliss und Starling beschrieben [W.M.<br />
Bayliss und E.H. Starling, J. Physiol. 24<br />
(1899) 99–143]. Sie entdeckten, dass <strong>Reflexe</strong><br />
auch an einem isolierten Darmstück<br />
ablaufen und unter anderem dafür sorgen,<br />
dass der Darm seinen Inhalt koordiniert<br />
in anale Richtung transportieren kann.<br />
Dieser Muskelreflex wird aufgrund seiner<br />
grundsätzlichen Bedeutung für die Propulsion<br />
des Darminhaltes auch als «law of the<br />
intestine» (Gesetz des Darms) bezeichnet.<br />
Das ENS ist für die autonome Regulation<br />
der elementaren Magen-Darmfunktionen<br />
verantwortlich, während die extrinsischen,<br />
sympathischen und parasympathischen<br />
Nervenbahnen primär eine Überwachungsfunktion<br />
innehaben und nur gelegentlich<br />
regulierend und kontrollierend eingreifen.<br />
Da das ENS strukturell wie funktionell<br />
dem Gehirn ähnlich ist und vergleichbar<br />
komplexe Leistungen erbringt, wird es<br />
auch häufig als «little brain of the gut»<br />
bzw. als Bauchgehirn bezeichnet.<br />
Die anatomische Zweiteilung des<br />
ENS in den Plexus myentericus und den<br />
Plexus submucosus hat auch ein funktionelles<br />
Korrelat. Während Nervenzellen<br />
des Plexus myentericus primär die Aktivität<br />
der Muskulatur steuern, übernehmen<br />
Nervenzellen des Plexus submucosus die<br />
Steuerung der verschiedenen Mucosafunktionen<br />
wie Sekretion und Resorption.<br />
A B B I L D U N G 1<br />
enterisches Nervensystem<br />
Mucosa<br />
Muskulatur Sekretion Blutgefässe Immunsystem<br />
Motilität Absorption Durchblutung Abwehr<br />
Permeabilität<br />
von Noxen<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
N E R V E N S Y S T E M T H E M A<br />
8<br />
Gemeinsam beeinflussen beide Plexus die lierten Programmen (Reflexschaltkreise),<br />
Durchblutung des Darms. Ebenso beteiligen<br />
sich myenterische wie submucöse<br />
die es je nach Stimulus initiieren kann.<br />
Nervenzellen an der Interaktion mit dem Um die Kommunikation innerhalb des<br />
Darmimmunsystem.<br />
ENS aufrecht zu erhalten, und die fein abgestimmte<br />
Kontrolle der Effektorsysteme<br />
Das ENS kann die Effektoren wie Muskulatur<br />
und Mucosa getrennt ansteuern Nervenzellen über 25 verschiedene Trans-<br />
zu ermöglichen, synthetisieren enterische<br />
und deren Aktivität stimulieren oder hemmen.<br />
Darüber hinaus ist das ENS auch in die im zentralen Nervensystem existiemittersubstanzen.<br />
Alle Neurotransmitter,<br />
der Lage, verschiedene Aktivitäten zu koordinieren.<br />
Verbindungen zwischen dem werden. Des Weiteren kann jede einzelne<br />
ren, konnten auch im ENS nachgewiesen<br />
Plexus myentericus und dem Plexus submucosus<br />
sorgen z.B. dafür, dass Sekretion, mitter synthetisieren. Damit würden sich<br />
Nervenzelle des ENS verschiedene Trans-<br />
Durchblutung und Muskelkontraktionen über 1’000 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten<br />
ergeben. Tatsächlich exis-<br />
während der Propulsion des Darminhaltes<br />
zeitlich aufeinander abgestimmt werden. tieren jedoch weit weniger Kodierungsmuster,<br />
was darauf hindeutet, dass sich<br />
Um die verschiedenen Funktionen autonom<br />
regulieren zu können, existieren etabliert haben. Bisher konnten ca. 30 Po-<br />
nur ganz bestimmte Kolokalisationsmuster<br />
im ENS funktionell unterschiedliche Zelltypen.<br />
Ähnlich wie im zentralen Nerven-<br />
Interneurone oder Motorneurone fungiepulationen,<br />
die als sensorische Neurone,<br />
system besitzt das ENS sensorische Neurone,<br />
Interneurone und Motorneurone. Die sation von Neurotransmittern identifiziert<br />
ren, aufgrund ihrer spezifischen Kolokali-<br />
Existenz all dieser funktionell unterschiedlichen<br />
Nerven ist für die Regulation komliert<br />
dieser neurochemische Code mit der<br />
werden. Je nach Region und Spezies korelplexer<br />
Vorgänge zwingend erforderlich. Funktion der Nervenzelle, d.h. spezifische<br />
Das ENS besitzt eine Reihe von fest instal-<br />
Transmitter-Kombinationen sind charak-<br />
A B B I L D U N G 2<br />
teristisch für sensorische Neurone, Interneurone<br />
bzw. erregende oder hemmende<br />
Motorneuronen. Wahrscheinlich gibt es<br />
innerhalb der verschiedenen Kombinationen<br />
in funktioneller Sicht primäre und<br />
sekundäre Transmitter.<br />
Das ENS verfügt über das gesamte<br />
Repertoire synaptisch vermittelter Aktivierung<br />
oder Hemmung. Schnelle erregende<br />
postsynaptische Potenziale (E fast<br />
excitatory postsynaptic potentials, fEP-<br />
SP) stellen einen der wichtigsten Übertragungsmechanismen<br />
dar. Als primärer<br />
Transmitter dieser fEPSP fungiert Acetylcholin,<br />
das die postsynaptische Nervenzelle<br />
über nicotinerge Rezeptoren aktiviert.<br />
Des Weiteren sind auch Serotonin (5-HT)<br />
und Adenosintriphosphat (ATP) an der<br />
Vermittlung der fEPSP beteiligt. Serotonin<br />
wirkt hierbei über 5-HT3-Rezeptoren,<br />
ATP über P2X-Rezeptoren. Diskutiert wird<br />
ebenfalls eine Beteiligung von Glutamat<br />
an der Übertragung der fEPSP. Neben<br />
den schnellen erregenden Übertragungsmechanismen<br />
existieren auch langsame<br />
erregende postsynaptische Potenziale (E<br />
slow excitatory postsynaptic potentials,<br />
sEPSP). Wie bei den fEPSP werden auch<br />
sEPSP durch verschiedene Neurotransmitter<br />
vermittelt. Acetylcholin spielt auch bei<br />
sEPSP als Überträgersubstanz eine Rolle.<br />
Im Gegensatz zu fEPSP werden cholinerge<br />
sEPSP über muscarinerge Rezeptoren<br />
vermittelt. Neben Acetycholin sind ca. 20<br />
weitere Neurotransmitter und Neuropeptide<br />
an der Initiierung von sEPSP beteiligt,<br />
wie z.B. 5-HT über einen 5-HT1-Rezeptorsubtyp,<br />
Substanz P über NK-1- und NK-3-<br />
Rezeptoren oder Glutamat über metabotrope<br />
Rezeptoren. Hemmung im ENS wird<br />
durch hemmende postsynaptische Potenziale<br />
(E slow inhibitory postsynaptic potentials,<br />
sIPSP) oder durch präsynaptische<br />
Hemmmechanismen vermittelt. Als Überträgersubstanzen<br />
der sIPSP werden ATP,<br />
Galanin, 5-HT, Somatostatin und Neuropeptid<br />
Y diskutiert. Präsynaptische Hemmung<br />
tritt an Synapsen auf, die fEPSP oder<br />
sEPSP vermitteln, indem die Ausschüttung<br />
von Acetylcholin bzw. verschiedener Neuropeptide<br />
gehemmt wird. Die präsynaptische<br />
Hemmung der Acetylcholin-Ausschüttung<br />
enterischer Nervenzellen ist der<br />
entscheidende Mechanismus, über den<br />
der Sympathikus die Aktivität des Magen-<br />
Darmkanals hemmt.<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
All diese synaptischen Übertragungsmechanismen<br />
halten die Kommunikation<br />
innerhalb des ENS aufrecht und sind die<br />
Grundlage für Reizverarbeitung, Integration<br />
und Regulation der verschiedenen<br />
Effektorsysteme. Dabei ist entscheidend,<br />
dass das ENS über die notwendige Plastizität<br />
verfügt, um sich an veränderte physiologische<br />
Bedingungen zu adaptieren bzw.<br />
um auf pathophysiologische Veränderungen<br />
zu reagieren.<br />
Sensorische Verschaltung im ENS<br />
Das ENS kodiert Reize unabhängig<br />
vom zentralen Nervensystem, da es über<br />
eine eigene sensorische Verschaltung verfügt.<br />
Das ENS scheint über eine enorme<br />
Anzahl von IPAN zu verfügen; mehrere<br />
A B B I L D U N G 3<br />
hundert IPAN pro cm2 Darm sind für die<br />
Kodierung verschiedener Reize verantwortlich.<br />
IPAN haben spezifische Eigenschaften,<br />
die sie von anderen enterischen<br />
Nervenzellen unterscheiden. So besitzen<br />
sie mehrere lange Nervenfortsätze und<br />
nur wenige Dendriten. Elektrophysiologisch<br />
sind die meisten IPAN AH-Neurone<br />
(E after hyperpolarisation, AH), da nach<br />
Aktionspotenzialentladung eine lang-anhaltende<br />
Nachhyperpolarisation auftritt.<br />
IPAN erhalten keine fEPSP, werden aber<br />
synaptisch über sEPSP aktiviert und über<br />
sIPSP gehemmt. Die funktionelle Relevanz<br />
der stark ausgeprägten Aktivierung über<br />
sEPSP liegt vermutlich darin, dass IPAN<br />
sich gegenseitig durch sEPSP aktivieren<br />
und somit sensorische Einheiten bilden.<br />
Substanz P ist einer der Transmitter, der<br />
diesen positiven Kopplungsmechanismus<br />
vermittelt. Noch ist unbekannt, wie<br />
viele IPAN aktiviert werden müssen, um<br />
Reflexantworten zu initiieren. Neben den<br />
synaptischen Verbindungen zu anderen<br />
IPAN sind die primären Zielzellen der<br />
IPAN Interneurone oder Motorneurone im<br />
ENS. Axone einiger IPAN projizieren jedoch<br />
auch zu den sympathischen Bauchganglien<br />
und zum ZNS. Die IPAN kodieren<br />
hauptsächlich mechanische und chemische<br />
Reize. Mechanosensible Nerven registrieren<br />
Wandspannung, intraluminalen<br />
Druck, Volumenänderungen oder auch<br />
Scherreize an der Mucosa. Die Erkenntnis,<br />
dass mechanosensible IPAN wahrscheinlich<br />
auf Wandspannung und nicht auf<br />
Dehnung reagieren, ist für das Verständnis<br />
von Störungen der Magen-Darm-Motilität<br />
von grosser Bedeutung. Schon sehr früh<br />
wurde von Lüderitz beobachtet, dass Dehnung<br />
eines Darmsegmentes nur dann zu<br />
einer koordinierten Peristaltik und Propulsion<br />
führt, wenn am Ort der Dehnung eine<br />
lokale Aktivierung der Muskulatur erfolgt.<br />
Dies bedeutet, dass die IPAN nur dann den<br />
peristaltischen Reflex initiieren können,<br />
wenn die Muskulatur einen ausreichend<br />
hohen Tonus produziert. Ob dieser Tonus<br />
nerval oder, analog zum myogenen Tonus<br />
bei Blutgefässen, myogen vermittelt wird,<br />
ist noch nicht eindeutig geklärt. Chemosensible<br />
Nerven reagieren auf Nährstoffe,<br />
Osmolarität oder pH-Änderungen. Obwohl<br />
IPAN mechanische und chemische Reize<br />
auch direkt detektieren können, geht man<br />
inzwischen davon aus, dass IPAN zwar die<br />
sensorischen Stimuli kodieren, andere Zellen<br />
jedoch den eigentlichen Sensor darstellen.<br />
Als eine Art «Geschmacksknospen» im<br />
Darm reagieren enterochromaffine Zellen<br />
in der Schleimhaut auf chemische und<br />
mechanische Stimuli und setzen daraufhin<br />
ihren primären Mediator, das Serotonin,<br />
frei. Serotonin aktiviert dann serotonerge<br />
Rezeptoren auf den Fortsätzen der IPAN.<br />
Interneuronale Verschaltung im<br />
ENS<br />
Die Kommunikation zwischen enterischen<br />
Nervenzellen wird durch Interneurone<br />
sichergestellt, die Millionen<br />
von synaptischen Verbindungen im ENS<br />
aufrechterhalten [S.J.H. Brookes, Neurogastroent.<br />
& Motil. 13 (2001) 1–18]. Sie<br />
verarbeiten Signale, die von anderen en-<br />
N E R V E N S Y S T E M T H E M A<br />
9<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
N E R V E N S Y S T E M T H E M A<br />
10<br />
terischen Nervenzellen oder auch vom<br />
Gehirn kommen und entscheiden über die<br />
Aktivierung oder Hemmung der verschiedenen<br />
Reflexschaltkreise. Wie im Gehirn<br />
sind die interneuronalen Schaltkreise Basis<br />
für höhere Funktionen eines integrativen<br />
Nervensystems. Transmitter, die von<br />
Interneuronen benutzt werden sind unter<br />
anderem Acetylcholin, Substanz P, Serotonin,<br />
Stickoxid und Somatostatin (Abb. 3).<br />
Motorische Verschaltung im ENS<br />
Motorneurone des ENS innervieren<br />
die Effektorsysteme im Magen-Darmtrakt.<br />
Man unterscheidet zwischen Muskel-,<br />
Sekreto- und Vaso-Motorneuronen. Die<br />
Signale der IPAN bzw. der Interneurone<br />
werden über EPSP an die Motorneurone<br />
weitergegeben. Die Transmitter, die diese<br />
EPSP erzeugen, sind neben Acetylcholin<br />
eine Reihe von Neuropeptiden. Eine Aktivierung<br />
der Motorneurone kann zu einer<br />
Hemmung oder Erregung der Effektoren<br />
führen, je nachdem ob die Motorneurone<br />
hemmende oder erregende Neurotransmitter<br />
ausschütten.<br />
Der wichtigste Neurotransmitter der<br />
erregenden Muskel-Motorneurone ist Acetylcholin,<br />
das muscarinerge Rezeptoren<br />
auf den glatten Muskelzellen der Magen-<br />
Darm-Wand aktiviert und motilitätsstimulierend<br />
wirkt. Ein weiterer motilitätsstimulierender<br />
Transmitter ist Substanz P, die<br />
meist mit Acetylcholin in einer bestimmten<br />
Population von Motorneuronen kolokalisiert<br />
ist. Die wichtigsten hemmenden Neurotransmitter<br />
der Muskel-Motorneurone<br />
sind Stickstoffmonoxid (NO), vasoaktives<br />
intestinales Peptid (VIP), ATP und pituitary<br />
adenylate cyclase activating peptide<br />
(PACAP). Ihre hemmende Wirkung auf die<br />
Muskelaktivität führt zu einer Relaxation<br />
des Darms. Diese Art der Hemmung wird<br />
als NANC-Hemmung bezeichnet (nichtadrenerg<br />
nicht-cholinerg vermittelt), da<br />
weder Noradrenalin noch Acetylcholin primär<br />
beteiligt sind.<br />
Sekreto-Motorneurone sind in der<br />
Mehrzahl erregend und verstärken durch<br />
ihre Transmitter Acetylcholin und VIP die<br />
sekretorische Aktivität des Epithels. Einige<br />
hemmende Sekreto-Motorneurone schütten<br />
Somatostatin oder Neuropeptid Y aus.<br />
Enterische Vasomotorneurone sind an<br />
der Regulation der Mikrozirkulation beteiligt.<br />
Nachgewiesen sind bisher cholinerge<br />
und VIP-erge Vasomotorneurone, die<br />
die Blutgefässe erweitern und damit die<br />
Durchblutung im Darm erhöhen.<br />
Der oben beschriebene strukturelle<br />
Aufbau des enterischen Nervensystems<br />
ist die Basis für Reflexschaltkreise, die, je<br />
nach Bedarf, an- oder ausgeschaltet werden<br />
können.<br />
l<br />
Auf die verschiedenen <strong>Reflexe</strong> und<br />
Interaktionen des ENS wird in der<br />
nächsten <strong>Ausgabe</strong> eingegangen.<br />
A U T O R<br />
Michael Schemann<br />
Hannover<br />
mit freundlicher Genehmigung:<br />
Springer-Verlag GmbH<br />
DE-69126 Heidelberg ©<br />
Für jede Behandlung das richtige Präparat<br />
Öle – Lotionen – Cremes | Zum Beispiel Massageöl Q10, 200 ml<br />
nur CHF 6.90 statt 7.90<br />
Weitere Aktionen<br />
www.simonkeller.ch/winteraktion<strong>2010</strong><br />
Hauptsitz Burgdorf | 034 420 08 00 | info@simonkeller.ch<br />
Filiale Dübendorf | 044 420 08 00 | duebendorf@simonkeller.ch<br />
Filiale Echandens | 021 702 40 00 | vente@simonkeller.ch<br />
www.simonkeller.ch
Das Riechorgan –<br />
ein verlorener Sinn?<br />
Dem Geruchssinn wird von vielen Menschen zu Unrecht<br />
eine untergeordnete Bedeutung beigemessen, obwohl<br />
er für unser Wohlbefinden eine grosse Rolle spielt. Geruchs-<br />
und Geschmackssinn sind zwar räumlich getrennt,<br />
ihre Funktion ist aber eng miteinaner verbunden.<br />
◗ Ariane Baumann, Marco Caversaccio<br />
Abb. 1: «Von Nase zu Nase». (L. Schäublin, Naturhistorisches Museum Bern)<br />
G E R U C H S S I N N T H E M A<br />
Das Wort Schmecken wird oft fälschlicher-<br />
sowie Abwassersystemen, der Entstehung<br />
sie die Duftstoffe wahrnehmen. Ihre zen-<br />
weise benutzt, wenn wir riechen meinen.<br />
von Gestank direkt entgegen zu wirken.<br />
tralen Fortsätze, die zum Gehirn führen<br />
Denn Schmecken können wir im Prinzip<br />
nur wenige Grundqualitäten: salzig, süss,<br />
bitter und sauer. Alle Feinheiten des Essens<br />
Düfte als Mittel zur Partnersuche<br />
Bei den Tieren ist bekannt, dass sie<br />
(Axone), vereinigen sich zu grösseren<br />
Fäden (Fila olfactoria), die durch die vordere<br />
Schädelbasis treten und zum Bulbus<br />
11<br />
oder Trinkens nehmen wir ausschliesslich<br />
spezifische Duftstoffe absondern und die<br />
olfactorius, einem kolbigen Gebilde, zie-<br />
mit dem Geruchsinn wahr, wobei die ent-<br />
umliegende Luft «parfümieren», um Paa-<br />
hen (Abb. 3). Von dort gelangen Geruchs-<br />
sprechenden Gerüche zwar mit der Nase<br />
rungsbereitschaft und Territorialansprü-<br />
reize zu den sekundären Riechzentren in<br />
wahrgenommen werden, aber auch vom<br />
che anzuzeigen. Diese Botenstoffe werden<br />
verschiedenen Hirnbereichen. Diese sind<br />
hinteren Teil des Mundes über den Gau-<br />
Pheromone genannt, sie werden bei den<br />
einerseits in der Hirnrinde lokalisiert, wo<br />
men in die Nase steigen (Abb. 1).<br />
Tieren über ein spezifisches zusätzliches<br />
die Gerüche wahrgenommen werden und<br />
Kulturhistorische Aspekte<br />
Dem Geruchssinn kommt auch kultur-<br />
Riechorgan in der Nasenscheidewand,<br />
das Vomeronasale oder Jacobson Organ,<br />
aufgenommen, das beim Menschen nur<br />
Assoziationen zu anderen Sinneseindrücken<br />
entstehen. Andererseits findet im<br />
limbischen System am Rande des Gross-<br />
historisch eine grosse Bedeutung zu. Mit<br />
rudimentär angelegt ist. Über das vomero-<br />
hirns der Anschluss an vegetative Zentren<br />
der Entwicklung der menschlichen Kultu-<br />
nasale Organ des Menschen wird zur Zeit<br />
statt, wo emotionale Begleiterscheinungen<br />
ren ging ein zunehmender Gebrauch von<br />
noch viel geforscht. Bekannt ist aber, dass<br />
ausgelöst werden.<br />
Duftstoffen einher. Alle grossen Weltkulturen<br />
kennen jahrtausendalte Duftstoffe. So<br />
versuchten in Ägypten die Pharaonen, mit<br />
Weihrauch ihre Götter günstig zu stimmen<br />
die nicht als eigentliche Gerüche wahrnehmbaren<br />
Pheromone wahrscheinlich<br />
auch beim Menschen eine wichtige Rolle<br />
spielen. Sie können die Stimmung, insbe-<br />
Wie nehmen wir den Geruch<br />
wahr?<br />
Der Geruchssinn ist aussergewöhnlich<br />
und verwendeten Nardenöl als Grabbei-<br />
sondere das Sozial- und Sexualverhalten<br />
spezifisch und lässt fast 10 Mio. Duftstof-<br />
gabe. Die Römer verschönerten ihre Feste<br />
unbewusst beeinflussen und entscheiden<br />
fe auch bei kleinsten Konzentrationen<br />
mit exotischen Düften, welche durch par-<br />
somit oft darüber, ob man einen Partner<br />
unterscheiden. Duftmoleküle werden mit<br />
fümierte Tauben verbreitet wurden. Beim<br />
«riechen kann oder nicht». Viele alltägli-<br />
Hilfe des Schleimes der Geruchsdrüsen<br />
Baden wurden dem Wasser aromatische<br />
che Redewendungen wie z.B. «die Nase<br />
gebunden und in konzentrierter Form den<br />
Essenzen beigemischt. Mit raffinierten<br />
von etwas voll haben», «jemanden nicht<br />
Rezeptoren der Riechzellen präsentiert.<br />
Parfümen überdeckten im Mittelalter rei-<br />
riechen können» oder «er soll verduften»<br />
Dabei werden unter anderem Botenstoffe<br />
che Bürger üble Gerüche, z.B. jene niedri-<br />
haben vermutlich hier ihren Ursprung.<br />
abgegeben, welche auch die angrenzen-<br />
gerer Klassen, aber auch den Geruch des<br />
eigenen, zum Teil ungewaschenen Körpers.<br />
Ebenso wurde versucht, Krankheiten<br />
wie z.B. die Pest mit Blütenblättern und<br />
brennenden Dufthölzern fernzuhalten.<br />
Aus dieser Zeit stammt auch der Name<br />
Malaria (mala aria).<br />
Erst Ende des 18. Jahrhunderts fand<br />
eine eigentliche «Geruchsrevolution» statt.<br />
Das Verhältnis der Menschen zu den Gerüchen<br />
änderte sich grundlegend. Statt üble<br />
Gerüche mit Wohlgerüchen zu überdecken,<br />
versuchte man nun durch bessere Kör-<br />
Anatomische und physiologische<br />
Aspekte<br />
Der Geruchssinn ist im Riechepithel<br />
der Nasenschleimhaut lokalisiert. Es handelt<br />
sich um etwa briefmarkengrosse Areale<br />
von je 2,5 cm 2 , welche am Dach der<br />
Nasenhaupthöhle gelegen sind. Im Riechepithel<br />
befinden sich beidseits je 10–20<br />
Millionen bipolare Rezeptorzellen, die so<br />
genannten Riechzellen (Abb. 2). Die nasenwärts<br />
gerichteten Fortsätze (Dendriten)<br />
enden mit je 10–20 Zilien (Wimperhaaren)<br />
den Riechzellen depolarisieren und damit<br />
A B B I L D U N G 2<br />
Das Riechepithel<br />
Riechepitheloberfläche (1),<br />
Riechzelle (2) mit Dendriten<br />
(3) und Axon (4).<br />
Die Axone vereinigen sich zur<br />
Fila olfactoria (5).<br />
(Modifiziert nach R. V. Krstic,<br />
Human Microscopic Anatomy,<br />
Springer V. 1991)<br />
perhygiene und den Bau von Klärgruben<br />
auf der Oberfläche des Riechepithels, wo<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
G E R U C H S S I N N T H E M A<br />
12<br />
zu einer potenzierten Fortleitung der Geruchsempfindung<br />
führen. Die Duftstoffe<br />
werden somit aufgrund ihres chemischen<br />
Aufbaus mit Hilfe von Absorptionsmechanismen<br />
erkannt und in spezielle elektrische<br />
Nervenreize umgewandelt.<br />
Die Empfindlichkeit des Riechens ist<br />
individuell sehr verschieden, aber trainierbar.<br />
Im Gegensatz zum Geruchsorgan<br />
ist das Erkennen und Beschreiben von Gerüchen<br />
nicht erbbedingt, sondern eine erworbene<br />
und erlernbare Fähigkeit. Parfümeure<br />
können somit viel mehr Duftsorten<br />
unterscheiden als andere Menschen.<br />
Bei den Tieren sind die Riechleistungen<br />
in der Regel noch viel besser ausgebildet.<br />
Ein Hund mit einem Riechareal<br />
von etwa 150 cm 2 und 220 Mio. Riechsinneszellen<br />
kann sogar Fettsubstanzen des<br />
Fussschweisses, welche durch die Schuhsohlen<br />
dringen, anhand weniger Duftmoleküle<br />
als Fährte identifizieren.<br />
A B B I L D U N G 3<br />
Sagittaler Schnitt durch Nase und vordere Schädelbasis:<br />
Naseneingang (1), Nasenmuscheln (2), Gaumen (3).<br />
Die Fila olfactoria (4) vereinigen sich nach dem Durchtritt<br />
durch die Schädelbasis zum Bulbus olfactorius (5).<br />
Klassifikation und Ursachen von<br />
Riechstörungen<br />
Normales Riechen wird als Normosmie<br />
bezeichnet. Funktionsstörungen des<br />
Riechens lassen sich in quantitative und<br />
qualitative Riechstörungen unterteilen.<br />
Quantitative Störungen manifestieren sich<br />
in Änderungen der Riechschwelle im Sinne<br />
einer Riechverminderung (Hyposmie)<br />
oder eines Riechverlustes (Anosmie).<br />
Qualitative Störungen werden als Parosmien<br />
zusammengefasst und entsprechen verzerrten<br />
oder falschen Geruchsempfindungen.<br />
So können Rosen wie Abfall riechen<br />
(Kakosmien) oder inexistente Gerüche<br />
wahrgenommen werden (Phantosmien).<br />
Parosmien treten oft im Gefolge von Nervenleiden<br />
oder bei Hirntumoren auf. Die<br />
Ursache der quantitativen Riechstörung<br />
lässt sich am besten nach dem Ort der<br />
Schädigung einteilen und kann somit im<br />
Bereiche des Sinnesorganes (Riechepithel<br />
in der Nase), der ableitenden Nervenfasern<br />
oder auch zentral in den Riechzentren<br />
des Gehirns liegen. Die einzelnen<br />
Störungen sind im Kasten «Störungen im<br />
Riechsystem» zusammengefasst.<br />
Untersuchungs- und Therapiemöglichkeiten<br />
Beim Riechen unterscheidet man<br />
Wahrnehmung, Erkennung und Unterscheidung<br />
von Gerüchen. Aufgrund der<br />
grossen individuellen Unterschiede bestehen<br />
keine «Normwerte». Angewandt werden<br />
daher vor allem subjektive Riechprüfungen<br />
mit verschiedenen Geruchsproben<br />
in standardisierten Testbatterien (Sniffing<br />
Sticks, Schnüffelflaschen, Geruchs- und<br />
Geschmacksbonbons). Diese liefern rein<br />
qualitative Resultate.<br />
Man unterscheidet reine Riechstoffe,<br />
welche ausschliesslich den Riechnerv (N.<br />
olfactorius) reizen (Kaffee, Vanille, Zimt,<br />
Lavendel), Riechstoffe mit Trigeminusreizkomponenten<br />
(zusätzliche Reizung eines<br />
weiteren Hirnnervs) wie z.B. Menthol<br />
sowie Riechstoffe mit Geschmackskomponenten<br />
(Chloroform). Bei einem reinen<br />
Ausfall des Riechvermögens werden<br />
nur noch Trigeminusreizstoffe (z.B. Senf)<br />
und Geschmackskomponenten wahrgenommen.<br />
Objektive Riechprüfungen sind<br />
aufwendig. An grösseren Kliniken werden<br />
olfaktorisch ausgelöste, elektrische<br />
Potenziale (elektrische Antworten der<br />
Hirnrinde auf Riechreize) gemessen, die<br />
an der Kopfhaut abgeleitet werden. Ihre<br />
Aussagekraft ist aber trotz hohem Zeitaufwand<br />
und grossen Kosten begrenzt. Sie<br />
dienen vor allem der Beantwortung von<br />
Fragestellungen bei Gutachten sowie wissenschaftlichen<br />
Zwecken. Zum Studium<br />
der noch wenig bekannten zerebralen Mechanismen<br />
werden Untersuchungen mit<br />
funktionellen Magnetresonanzaufnahmen<br />
und Positronen-Emissions-Tomographien<br />
durchgeführt.<br />
A U T O R E N<br />
S T Ö R U N G E N<br />
Störungen im Riechsystem<br />
1. Störungen durch behinderte<br />
Nasenatmung<br />
Nasenschleimhautschwellungen oder<br />
-polypen, chronische Nasennebenhöhlenentzündungen,<br />
Nasenscheidewandveränderungen<br />
2. Störungen des Sinnesepithel der<br />
Riechschleimhaut<br />
Viren (Grippe) und giftige Substanzen<br />
(Gase, Chemikalien)<br />
3. Neurale Störungen<br />
Schädelhirntrauma, frontale Schädelbasisfraktur<br />
mit Abriss der Fila olfactoria<br />
4. Zentrale Riechstörungen<br />
(Riechbahnen, Riechzentren)<br />
Trauma, Tumor, Neurodegenerative<br />
Erkrankung (Alzheimer, Parkinson,<br />
Multiple Sklerose), Psychiatrische<br />
Erkrankungen (Schizophrenie)<br />
Therapiemöglichkeiten<br />
Liegt die Ursache einer Riechstörung<br />
in einer behinderten Nasenatmung, kann<br />
die Störung chirurgisch behoben werden.<br />
Dabei werden allfällige Nasenpolypen<br />
entfernt, Nasennebenhöhlen saniert oder<br />
verformte Nasenscheidewände korrigiert.<br />
Eine primäre Störung der Riechschleimhaut,<br />
die von Viren oder giftigen Stoffen<br />
herrührt, ist nur unbefriedigend behandelbar,<br />
ebenso eine Verletzung der Fila olfactoria<br />
bei Schädelhirntrauma. An erster<br />
Stelle in der medikamentösen Therapie<br />
werden sowohl lokal wirkende (in Nasensprayform)<br />
oder allgemein wirkende Kortisonpräparate<br />
(in Tablettenform) verwendet.<br />
Eine kausale medikamentöse Therapie<br />
ist lediglich bei Mangelerkrankungen (Vitamin/Zink)<br />
durch Substitution erfolgsversprechend.<br />
Ein Verlust des Riechorganes<br />
wird zwar besser akzeptiert als ein Gehöroder<br />
Sehverlust, die entstandene Einbusse<br />
an Lebensqualität ist aber für viele Menschen<br />
beträchtlich und kann in manchen<br />
Berufen (Köche, Parfümeure, Degusteure)<br />
sogar zur Berufsaufgabe zwingen. l<br />
Artikel erstmals erschienen in UNIPRESS,<br />
dem Wissenschaftsmagazin der Universität<br />
Bern, Nr. 113/2002.<br />
Ariane Baumann, Marco Caversaccio<br />
Klinik für HNO<br />
Hals- Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
Inselspital, Bern<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
■ Firmenporträt<br />
MitoTherm – Behandlung im Bereich des sichtbaren<br />
Lichts und der Infrarotstrahlung<br />
Seit 1993 entwickelt die VITATEC atmosphärischen Fensters, vom<br />
Products AG innovative Produkte für blauvioletten sichtbaren Licht bis<br />
die Therapie mit der Natur nachempfundenen<br />
zum Bereich der Infrarotstrahlung,<br />
Frequenzspektren. Ziel ist mit einer Wellenlänge von etwa 14<br />
es, aktuelle Erkenntnisse aus Physik, µm (Mikrometer), abgedeckt. Die<br />
Anatomie, Medizin und Physiologie in Besonderheit des MitoTherm ist<br />
fortschrittlichen Therapiegeräten zu die Möglichkeit der Aufnahme von<br />
vereinen, deren Anwendung für den körpereigenen infraroten Schwingungsmustern<br />
Patienten grösstmöglichen Nutzen<br />
und deren Verarbei-<br />
erzielen soll, ohne ihn unnötig zu tung. Ähnlich der Bioresonanzbelasten.<br />
Methode werden die veränderten<br />
Frequenzmuster anschliessend wieder auf den<br />
pd. Bisher war es im Rahmen der von der VITA- Körper zurück übertragen. Das MitoTherm wird<br />
TEC entwickelten VitalfeldTechnologie möglich, zusammen mit dem MitoPlus verwendet.<br />
mit dem MitoPlus-Gerät einen Frequenzbereich<br />
der natürlichen Umgebungsstrahlung von Die Kombination der beiden Geräte bietet<br />
< 1Hz bis ca. 10,5 GHz breitbandig zu erzeugen eine grosse Bandbreite an Programmen und<br />
und für die Anwendung zu nutzen.<br />
Anwendungsmöglichkeiten sowie einen bisher<br />
einzigartig grossen Frequenzumfang. Für die<br />
Mit dem neu entwickelten MitoTherm Zukunft plant VITATEC das MitoTherm auch als<br />
wird Halbseite zusätzlich neu der wesentliche 12.11.<strong>2010</strong> Bereich 17:06 des 1. Uhr Einzelgerät Seite auf 1 den Markt zu bringen.<br />
Für mehr Informationen wenden Sie sich bitte<br />
direkt an VITATEC (Anschrift unten). l<br />
K O N T A K T<br />
Vitatec<br />
Medizinaltechnik GmbH<br />
Zugerstrasse 70<br />
CH - 6340 Baar<br />
Telefon: 041-766 01 70<br />
schweiz@vitatec.com<br />
www.vitatec.com<br />
P U B L I R E P O R TA G E M A R K T<br />
13<br />
Es tut nicht weh, Sie müssen sich nicht einmal ausziehen und es<br />
dauert nur 8 Minuten – dennoch könnte Ihnen die Erprobung dieses<br />
Gerätes einige wichtige Erkenntnisse bringen.<br />
Global Diagnostics<br />
Ein neuartiges, physikalisches Messgerät, das individuelle<br />
Strukturen im elektrischen und elektromagnetischen Spektrum<br />
des Organismus messen und ablesbar darstellen kann.<br />
I N S E R AT<br />
Möchten Sie sehen, wie Ihr<br />
eigener Körper auf Messimpulse<br />
im elektromagnetischen<br />
Spektrum reagiert?<br />
Nur 8 Minuten braucht das neue<br />
Global Diagnostics für die präzise<br />
Messung und Auswertung von über<br />
550 verschiedenen Messobjekten<br />
des Körpers. Lassen Sie sich (oder<br />
einen Ihrer Patienten) im Rahmen<br />
einer unverbindlichen Demonstration<br />
messen! Wir führen Ihnen gerne in<br />
Ihrer Praxis die Wirkungsweise des<br />
Global Diagnostics vor.<br />
Alle Messergebnisse (Systeme, Funktionen,<br />
Organe usw.) werden sofort auf<br />
dem Computer-Bildschirm dargestellt.<br />
Möglicherweise werden Sie von den Ergebnissen<br />
überrascht sein. Es kann aber<br />
auch sein, dass Sie etwas erkennen,<br />
das Sie vielleicht geahnt haben, bisher<br />
jedoch nicht nachweisen konnten.<br />
Die Messung mit Global Diagnostics<br />
erfolgt auf physikalischer Grundlage.<br />
Nach automatischer E-Smog-Messung,<br />
um äussere Störeinflüsse auszuschliessen,<br />
folgen mehr als 100 Mio. Einzelmessungen<br />
des Körpers – anschliessend<br />
werden alle Messungen wiederholt,<br />
um grösstmögliche Präzision der<br />
Ergebnisse zu erreichen.<br />
Wir zeigen Ihnen unverbindlich, wie<br />
das Global Diagnostics funktioniert.<br />
Rufen Sie uns an oder senden Sie<br />
ein Fax bzw. eine E-Mail.<br />
VITATEC Medizintechnik GmbH<br />
Zugerstrasse 70<br />
CH-6340 Baar<br />
Tel: +41(0)41 / 766 01 70<br />
Fax: +41(0)41 / 766 01 74<br />
schweiz@vitatec.com<br />
www.vitatec.com<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
E F F LO R E S Z E N Z T H E M A<br />
14<br />
Hautmodalitäten und<br />
häufigste Effloreszenzen<br />
Unter Effloreszenzen werden im<br />
wörtlichen Sinne Hautblüten verstanden.<br />
Damit sind die verschiedenen<br />
Reaktionsmuster gemeint,<br />
mit welcher die Haut auf innere<br />
oder äussere Reize reagieren und<br />
dann eben aufblühen kann. Grundsätzlich<br />
gibt es Effloreszenzen, die<br />
tastbar sind und solche die rein<br />
flächig, fleckig sind.<br />
◗ Dr. med. Erich E. Küng<br />
Effloreszenzen können die Folge von Tumoren<br />
oder entzündlichen Prozessen sein.<br />
Daneben gibt es so genannte primäre Effloreszenzen,<br />
also Hautblüten, welche<br />
ohne zutun des Patienten direkt entstehen.<br />
Es können sich jedoch auch so genannte<br />
sekundäre Effloreszenzen entwickeln,<br />
welche meistens auf Grund eines<br />
äusseren Einflusses, eines zeitlichen Ablaufes<br />
oder dem Zutun des Patienten (z.B.<br />
kratzen) und aus primären Effloreszenzen<br />
entstehen. Effloreszenzen können sowohl<br />
die Oberhaut (Epidermis), die Lederhaut<br />
(Dermis) als auch das Unterhautfettgewebe<br />
(Subcutis) betreffen.<br />
Primäre Effloreszenzen<br />
Der Fleck, die Makel ist verschiedenfarbig:<br />
rot, braun, grau, grünlich, blau;<br />
kurz der ganze Regenbogen – aber nicht<br />
tastbar. Eine makellose Haut ist streng genommen<br />
ohne Flecken.<br />
Histologie Oberhaut und Lederhaut<br />
Die Quaddel oder Nessel imponiert<br />
meist rötlich oder weisslich und ist aufgrund<br />
des Ödems der Lederhaut immer als<br />
Papel oder Plaque tastbar.<br />
Das Knötchen oder die Papel sind zumeist<br />
hautfarben oder rötlich entzündlich,<br />
tastbar, unter 5 mm und liegen innerhalb<br />
der Oberhaut (epidermale Papel) oder der<br />
Lederhaut (dermale Papel) und sie können<br />
verschiedene Ursachen haben. Neben entzündlichen<br />
Erkrankungen wie der Knötchenflechte<br />
kommen Papeln u.a. auch bei<br />
Akne und Rosazea vor.<br />
Der Knoten ist mehrheitlich von derber<br />
Konsistenz und misst über 5 mm. Er<br />
liegt zumeist in der tieferen Lederhaut<br />
oder im subkutanen Fettgewebe und ist<br />
in der Regel nicht entzündlich sondern<br />
tumorös. Seine Farbe kann aufgrund der<br />
Beschaffenheit von hautfarben bis zu rot<br />
oder violett und schwarz gehen.<br />
Das Bläschen und die Blase sind ebenfalls<br />
tastbare Befunde und zwar liegen sie<br />
entweder in der Oberhaut oder unmittelbar<br />
unter der Oberhaut. Das Bläschen (<<br />
5 mm) enthält wie die Blase (> 5 mm)<br />
seröse Flüssigkeit. Blasen könne prallelastisch<br />
oder schlaff sein und treten nach<br />
thermischer Schädigung, als Reaktion auf<br />
Medikamente und als Zeichen von so genannten<br />
Blasen bildenden Erkrankungen<br />
auf.<br />
Die Pustel enthält Eiter und ist in der<br />
Regel innerhalb der Oberhaut gelegen. Sie<br />
muss aber keinesfalls immer mit Mikroorganismen<br />
kontaminiert sein (sterile Pusteln<br />
z.B. bei Schuppenflechte).<br />
Sekundäre Effloreszenzen<br />
Die Schuppe zeigt sich in unterschiedlichen<br />
Grössen. Sie kann feinschuppig<br />
(pityriasiform) und grobschuppig (psoriasiform)<br />
sowie fein lamellär oder dick<br />
anhaftend sein. Die verschiedenen Arten<br />
von Schuppung entstehen zumeist durch<br />
eine übermässige Verhornung aufgrund<br />
einer entzündlichen Hautkrankheit, einem<br />
bösartigen Tumor und natürlich durch vermehrte<br />
Irritation (kratzen).<br />
Die Kruste besteht zumeist aus eingetrocknetem<br />
Exsudat oder Serum und tritt<br />
häufig nach einer oberflächlichen Verletzung<br />
(Erosion und Exkoriation) auf.<br />
Nekrose, Erosion und die Exkoriation<br />
sind sekundäre Erscheinungen als unmittelbare<br />
Folge einer mehr oder weniger<br />
Atrophie (Atrophodermie) Auslöser von Effloreszenzen, z.B. Skabies Bläschen mit entzündlichem Randsaum (Gürtelrose)<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
oberflächlichen Verletzung der Haut. Erosionen<br />
sind oberflächlich und heilen meist<br />
ohne Narben ab, wogegen Exkoriationen,<br />
welche bereits mit einer Verletzung der<br />
Lederhaut einhergehen, häufig narbig abheilen.<br />
Das Ulcus ist ein Geschwür mit einem<br />
tiefen Gewebedefekt, welcher bis ins subkutane<br />
Fettgewebe reicht. Es tritt häufig z.B.<br />
nach Wundliegen, Infekten oder aber auch<br />
lange vernachlässigten Geschwüren auf.<br />
Die Atrophie ist ein Schwund des Gewebes<br />
und letztlich ist auch die Narbe ein<br />
Sekundärphänomen z.B. nach einer Verletzung<br />
oder einer Entzündung.<br />
Vielfältige Formen und Alter einer<br />
Hauterkrankung<br />
Grundsätzlich sind überraschend viele<br />
einzelne, verschiedenartige Blütenformen<br />
der Haut möglich. Die genaue Kenntnis<br />
der Effloreszenzenlehre machen es dem<br />
geschulten Auge möglich, das Gesehene<br />
nachvollziehbar zu beschreiben und<br />
aufgrund der beschriebenen Art, der Verteilung<br />
und evt. der Abfolge oder Veränderung<br />
der Effloreszenzen über die Zeit<br />
gesehen, eine genaue klinische Diagnose<br />
zu machen.<br />
So ist eine violett-livide Papel, an welcher<br />
gekratzt wird und bei welcher dieses<br />
kratzen eine Quaddel auslöst, mit grosser<br />
Wahrscheinlichkeit ein Mastozytom, ein<br />
gutartiger Tumor aus Mastzellen (spezielle<br />
Entzündungszellen, welche Histamin<br />
freisetzen und so zu einem intradermalen<br />
Ödem führen).<br />
Auch das Alter einer Hauterkrankung<br />
kann relativ genau bestimmt werden. Ein<br />
akutes Ekzem besteht vorwiegend nur aus<br />
Bläschen und hat noch keine Krusten oder<br />
Schuppen, weil schlicht noch keine Zeit<br />
geblieben ist, um diese sekundäre Effloreszenz<br />
auszubilden. Hingegen kann eine<br />
Z u s a m m e n f a s s u n g d e r E f f l o r e s z e n z e n<br />
Primäreffloreszenzen<br />
l Erythema (Rötung)<br />
l Macula (Makel, Fleck)<br />
l Quaddel (Urtica, Nessel)<br />
l Papel (Knötchen)<br />
l Nodulus (Nodus, Knoten)<br />
l Vesikel (Bläschen, Vesicula)<br />
l Bulla (Blase)<br />
l Pustel (Pustula)<br />
l Komedo (Mitesser)<br />
l Blutung<br />
l Petechien<br />
l Purpura<br />
l Ekchymose<br />
l Sugillation<br />
l Suffusion<br />
lange Zeit verschleppte Krätzmilbe mit<br />
massiven Kratzspuren, Krusten und Verschuppungen<br />
einhergehen, so dass es klar<br />
möglich ist, diesen Parasitenbefall über<br />
Wochen bis Monate zurückzudatieren.<br />
Sekundäreffloreszenzen<br />
l Desquamation (Schuppung, Squama)<br />
l Hyperkeratose (Mehrverhornung)<br />
l Parakeratose (Fehlverhornung)<br />
l Kruste (Schorf, Borke)<br />
l Nekrose<br />
l Erosion<br />
l Exkoriation<br />
l Ulcus (Geschwür)<br />
l Atrophie<br />
l Narbe (Cicatrix)<br />
l Striae (Striaecutisatrophicae,<br />
Dehnungsstreifen,Vibex)<br />
l Keloid<br />
l Lichenifikation (Vergröberung)<br />
l Rhagade (Schrunden)<br />
Diagnoseformen<br />
Auch bei Tumoren kann der Einzelaspekt<br />
der Effloreszenz bereits schon mit einem<br />
recht hohen Mass an Sicherheit eine<br />
Diagnose ergeben. So sind z.B. Knoten<br />
oder aneinander gereihte Knötchen mit<br />
einem etwas glasigen Aspekt und einzelnen<br />
etwas korkenzieherartig, untypisch<br />
geformten Gefässen stark hinweisend auf<br />
ein Basalzellkarzinom.<br />
Stark verhornende Knoten können<br />
eher dem Plattenepithelkarzinom oder<br />
wenn es einen schön symmetrisch zirkulären<br />
Rand zeigt auch einem gutartigen<br />
Keratoakanthom zugeordnet werden.<br />
Weiche, wegdrückbare Knoten der<br />
Lederhaut können, schon von ihrem klinischen<br />
Aspekt her, einem Neurofibrom<br />
zugeordnet werden.<br />
Hilft die Effloreszenzenlehre mal nicht<br />
weiter, so muss in vielen Fällen zur Erzwingung<br />
der Diagnose eine Biopsie durchgeführt<br />
werden. Dabei ist es entscheidend,<br />
dass die Effloreszenz an ihrer richtigen<br />
Stelle biopsiert wird. So ist eine Biopsie<br />
aus einer Blase immer aus dem Randbereich<br />
zu entnehmen, wo man histologisch<br />
(feingeweblich) klar erkennen kann, wo<br />
sich das Blasendach vom Blasenboden<br />
abspaltet, um so die entsprechenden Zuordnungen<br />
machen zu können. Daneben<br />
ist aber gerade die heutige apparative Medizin<br />
durchaus in der Lage, weitere technische<br />
Hilfsmittel zu bieten, welche bis auf<br />
molekularbiologische Marker alle Ebenen<br />
umfassen kann und so teils eine hochpräzise<br />
Diagnostik erlaubt – auch nach klinisch<br />
nicht mehr unterscheidbaren Untergruppen<br />
von Erkrankungen.<br />
E F F LO R E S Z E N Z T H E M A<br />
15<br />
Knoten Fleischfarben (Basaliom) Knoten schmierig belegt Knoten schwarz(Melanom)<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
E F F LO R E S Z E N Z T H E M A<br />
Makula (Melanom)<br />
Ursachen von Hauteffloreszenzen<br />
Die Ursachen von Hautblüten sind so<br />
vielfältig wie ihr Aussehen. Wie der Name<br />
schon sagt, sind primäre Effloreszenzen in<br />
der Regel eine Folge einer entzündlichen<br />
oder tumorösen Hauterkrankung, gelegentlich<br />
können aus diesem Hintergrund<br />
heraus auch allergologische Erkrankungen<br />
Makeln Krusten Exkoriation (Hautinfekt)<br />
oder Krätzmilben nachweisen. Ebenfalls<br />
eignen sich bakterielle Abstriche oder<br />
oberflächliche oder tiefe Gewebeproben<br />
zur feingeweblichen (histologischen) Sicherung<br />
zu einer Diagnose.<br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
Die Behandlungsmöglichkeiten sind<br />
Makula Fussohlen (Plantaarsyphilid)<br />
Krusten und Rötung Pusteln (Pilzinfekt)<br />
eine Rolle spielen. Anders gesagt hat die<br />
so vielfältig wie die dermatologischen<br />
Haut eine limitierte Anzahl Möglichkeiten<br />
Erkrankungen bzw. Effloreszenzen. Bei<br />
Alternativ und komplementärmedi-<br />
16<br />
ihrer «Stimmungslage» Ausdruck zu geben.<br />
Dies ist vergleichbar mit den Äusse-<br />
entzündlichen Hauterkrankungen ist<br />
meistens eine antientzündliche oder eine<br />
zinisch können vor allem entzündliche<br />
Hautdermatosen behandelt werden. Ins-<br />
rungsmöglichkeiten eines Menschen. Die-<br />
entzündungshemmende<br />
Behandlung<br />
besondere Anwendung finden solche<br />
ser kann beispielsweise wütend, fröhlich<br />
häufig unter zu Hilfenahme von lokalen<br />
Methoden bei ekzematösen, allergologi-<br />
oder traurig sein. Um den genauen Grund<br />
Crème-Anwendungen mit Cortison ge-<br />
schen und «immunologisch» bedingten<br />
dieser Stimmungslage zu erfahren, muss<br />
geben. Wenn eine Hauterkrankung al-<br />
Hautkrankheiten wie Warzen, Herpeser-<br />
nach den Hintergründen (z.B. fröhlich,<br />
lerdings den ganzen Körper oder grosse<br />
krankungen und bakteriellen Infekten.<br />
gut gelaunt oder traurig) gefragt werden<br />
Teile davon betrifft und der Patient durch<br />
Dabei kann z.B. durch die Gabe von im-<br />
– ähnlich ist es bei den Hauteffloreszen-<br />
einen quälenden Juckreiz massiv gestört<br />
munstärkenden, pflanzlichen Mitteln eine<br />
zen. Wenn z.B. ein Bild rot und schup-<br />
wird, kann sogar eine systemische, anti-<br />
Verbesserung des Hautzustandes erreicht<br />
pend (erythematosquamös) ist, dann lässt<br />
entzündliche Behandlung mit Cortisonta-<br />
werden.<br />
l<br />
dieses allein noch keine Diagnose zu. Bei<br />
genauer Befragung des Patienten sowie die<br />
genaue Beobachtung der Verteilung dieser<br />
erythematosquamösen<br />
Veränderungen<br />
kann dann z.B. die Diagnose eines Kontaktekzems<br />
(z.B. auf Nickel oder auf andere<br />
bletten, -spritzen oder ultraviolettem Licht<br />
oder auch moderneren antientzündlichen<br />
Substanzen (Zyklosporin, verschiedene<br />
Antikörper, so genannte Biologics) angezeigt<br />
sein.<br />
Nicht entzündliche Effloreszenzen, im<br />
A U T O R<br />
Dr. med. Erich E. Küng<br />
Dermatologe FMH<br />
Bahnhofstrasse 110, 8001 Zürich<br />
Tel. 044-225 41 41<br />
eMail: ekueng@hin.ch<br />
Substanzen) gestellt werden. Ebenso häu-<br />
wesentlichen Tumore, werden nach ihrer<br />
fig ist es möglich, direkt und ohne weitere<br />
klinischen Beurteilung in gutartig oder<br />
Untersuchungen z.B. eine Neurodermitis<br />
bösartig eingeteilt. Entsprechend dieser<br />
im Rahmen einer allergischen Grunder-<br />
Einteilung werden die bösartigen in der<br />
krankung zu diagnostizieren.<br />
Regel chirurgisch entfernt, wogegen gut-<br />
Oft gelingt es allerdings nicht, die be-<br />
artige Knoten, welche funktionell stören,<br />
stehenden Effloreszenzen, mit einer ge-<br />
ebenfalls entfernt werden können. Bei<br />
nügend hohen Sicherheit, einer Krankheit<br />
kosmetischer Beeinträchtigung werden sie<br />
zuzuordnen. Dann kommen noch weitere<br />
häufig mit lasertechnologischen Mitteln<br />
Untersuchungen dazu. Diese können bei-<br />
eingeebnet. Diese Behandlung ist aller-<br />
spielsweise mittels Direktpräparaten Pilze<br />
dings vom Patienten selber zu bezahlen.<br />
Rötung mit knotigem Randsaum ohne Schuppen<br />
(Granuloma anulare, kein Pilz)<br />
Makula mit leicht erhabenem Randsaum (Borrelieninfekt) Nekrose Rot-braune Makeln (Lichen aureus)<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
I N S E R AT E<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
17<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
O P T I S C H E TÄ U S C H U N G T H E M A<br />
Verwirrte Sinne:<br />
Optische<br />
Täuschungen<br />
Wie wir Dinge wahrnehmen, hängt von der Fähigkeit<br />
unseres Gehirns ab, die von den Augen<br />
erfassten Informationen zu verarbeiten. Eine wichtige<br />
Rolle spielt dabei die Erfahrung: Das Gehirn<br />
merkt sich ähnliche Objekte und ordnet sie zu.<br />
Es versucht, Verbindungen herzustellen und ein<br />
18<br />
räumliches Bild daraus zu konstruieren.<br />
◗ Britta Pawlak<br />
Bild 1: Weiter entfernte Objekte sind beim<br />
räumlichen Bild kleiner als nahe. Deshalb<br />
erscheinen die Frauen im Vordergrund kleiner –<br />
tatsächlich sind sie überall gleich gross.<br />
Durch unsere Augen erfassen wir Dinge in<br />
unserer Umgebung. Lichtwellen, die von<br />
Objekten zurückgeworfen werden, nimmt<br />
die Netzhaut des Auges auf. Doch damit<br />
ist unsere Fähigkeit, Dinge zu sehen, noch<br />
nicht erklärt. Wie wir unsere Umwelt<br />
wahrnehmen, hängt von dem Zusammenspiel<br />
zwischen Sehapparat und Gehirn<br />
ab. Gegenstände, die vom Auge erfasst<br />
werden, müssen erst verarbeitet werden,<br />
um sich zu dem Bild zu fügen, wie wir es<br />
letztendlich begreifen.<br />
Dabei spielt die Erinnerung und Erfahrung<br />
eine grosse Rolle. Wir lernen,<br />
ähnliche Gegenstände miteinander in<br />
Verbindung zu bringen und dadurch zu<br />
erkennen, was wir eigentlich sehen. Das<br />
Gehirn vergleicht also Objekte und ordnet<br />
sie zu. Dabei versucht es, Informationen,<br />
die vom Auge weitergegeben werden, in<br />
ein dreidimensionales Bild zu verwandeln<br />
– schliesslich leben wir in einer räumlichen<br />
Welt. Aus diesem Grund sind Gegenstände,<br />
die sich in der Ferne befinden,<br />
logischerweise kleiner – bzw. nehmen wir<br />
sie so wahr. Wie wir die Bilder erfassen,<br />
hängt also auch von der jeweiligen Betrachter-Perspektive<br />
ab.<br />
Visuelle Illusion:<br />
Täuschung der Sinne<br />
Bild 2: Bild links: "Fehlende Linien" werden durch<br />
unsere Sinne ergänzt und wir sehen einen Würfel<br />
mit weissen Kanten. Bild rechts: Die parallelen<br />
Linien wirken schief, da sie durch unterschiedlich<br />
ausgerichtete kleinere Striche gekreuzt werden.<br />
Dieses Zusammenspiel zwischen Auge<br />
und Gehirn ist entscheidend für die Fähigkeit,<br />
Dinge zu begreifen und richtig einzuordnen.<br />
Unser Gehirn kann aber auch<br />
getäuscht werden – und unsere Sinne führen<br />
uns in die Irre. Die so genannte «visuelle<br />
Illusion» kommt zustande, weil das<br />
Gehirn mit Hilfe der Erfahrung versucht,<br />
ein wahrgenommenes Bild zu erkennen.<br />
Das ist eigentlich nützlich – führt in speziellen<br />
Fällen allerdings zu Verwirrungen.<br />
Ein zweidimensionales Bild wird dreidimensional<br />
erfasst, und wir ziehen falsche<br />
Rückschlüsse über Objekte, die wir sehen.<br />
Unser Gehirn ist dann bestrebt, eine<br />
Verbindung zwischen den dargestellten<br />
Objekten zu erkennen. Eine Figur scheint<br />
z.B. durch die perspektivische Darstellung<br />
kleiner als die andere – obwohl beide<br />
gleich gross sind. Oder gerade Linien werden<br />
schief wahrgenommen. Auch Farben<br />
werden unterschiedlich erfasst. Je nachdem,<br />
auf welchem Hintergrund sie sich<br />
befinden, können sie heller oder dunkler<br />
wirken. Bei optischen Täuschungen sehen<br />
wir auch Dinge, die es überhaupt nicht<br />
gibt. Wie genau kommen solche Phänomene<br />
zustande?<br />
Grösser, kleiner –<br />
oder gleich gross?<br />
Betrachten wir Abbildungen mit verschiedenen<br />
Objekten, stellt unser Gehirn<br />
eine Beziehung zwischen diesen her. Wir<br />
erkennen einen "Weg", der von vorne<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Bild 3: Die Grössenwahrnehmung ist relativ:<br />
Die beiden blauen Kugeln sind gleich gross.<br />
Dadurch, dass die linke von grösseren Kugeln<br />
umgeben ist und die rechte von kleineren,<br />
wirkt die linke Kugel kleiner.<br />
nach hinten des Bildes verläuft, und deshalb<br />
entsteht der Eindruck räumlicher Tiefe.<br />
So scheinen sich Objekte des unteren<br />
Bildrandes «in der Nähe» zu befinden. Mit<br />
grösserer Entfernung wirken Gegenstände<br />
kleiner. Durch die Bestrebung, ein dreidimensionales<br />
Bild zu erfassen, erscheinen<br />
Körper derselben Grösse deshalb unterschiedlich<br />
gross.<br />
Gleich grosse Gegenstände nehmen<br />
wir auch dann verschieden wahr, wenn<br />
sich in ihrer Umgebung jeweils andere –<br />
kleinere oder grössere – Objekte befinden.<br />
Wir bewerten Dinge «relativ» – also in Abhängigkeit<br />
oder im Vergleich zu anderen.<br />
Etwas ist nicht einfach nur gross, klein,<br />
hell oder dunkel – es hängt vom jeweiligen<br />
Massstab ab. Jemand, der eigentlich gross<br />
ist, könnte neben einem Riesen dennoch<br />
wie ein Zwerg wirken. Im Grössenverhältnis<br />
zu anderen Objekten kann derselbe<br />
Körper also einmal relativ gross und dann<br />
wieder relativ klein wirken.<br />
Bild 4: Die Trennlinien zwischen den grossen Quadraten<br />
scheinen durch die viel kleineren weissen<br />
in den Ecken der schwarzen Quadrate gekrümmt.<br />
Wie gerade Linien schief werden<br />
Durch unterschiedliche Farbspiele<br />
können Linien, die eigentlich gerade sind,<br />
schief aussehen. In der Abbildung sind die<br />
winzigen hellen Quadrate in den Ecken<br />
der dunklen dafür verantwortlich. Sie stören<br />
den Gesamteindruck der Trennlinien<br />
zwischen den hellen und dunklen Quadraten<br />
– und die eigentlich geraden Linien<br />
wirken gekrümmt.<br />
Die Ausrichtung von Geraden kann<br />
auch völlig anders wirken, wenn sich<br />
noch weitere Linien in der Umgebung befinden,<br />
die im Gesamtbild für Verwirrung<br />
sorgen. Zwei zueinander parallele Geraden<br />
können beispielsweise schief erscheinen,<br />
wenn sie durch andere Striche gekreuzt<br />
werden, die jeweils in verschiedene<br />
Richtungen verlaufen.<br />
Gleiche Farben erscheinen heller<br />
oder dunkler<br />
Farben und ihre Helligkeit können sehr<br />
unterschiedlich wahrgenommen werden.<br />
Bei starkem Sonnenlicht erscheint der<br />
gleiche Farbton anders als im dämmrigen<br />
Licht. Auf dunklem Hintergrund sieht eine<br />
Farbe deutlich heller aus als auf hellem. In<br />
Abhängigkeit zur Umgebung wirken gleiche<br />
Farben also verschieden.<br />
Auch das Verhältnis von Licht und<br />
Schatten ordnet unser Gehirn ein. Aus<br />
Erfahrung wissen wir, dass der gleiche<br />
Gegenstand viel dunkler aussieht, wenn<br />
er im Schatten liegt. Glauben wir, einen<br />
Schatteneffekt zu erkennen, vermuten<br />
wir in demselben Farbton also eine hellere<br />
Farbe, die durch den Schatten dunkel<br />
wirkt.<br />
A<br />
B<br />
Bild 5: Fläche A ist viel dunkler als B?<br />
Eine optische Täuschung. Es scheint nur so,<br />
weil wir uns am Schachbrettmuster orientieren<br />
und der grüne Körper für einen Schatteneffekt<br />
sorgt. Die Flächen sind gleichfarbig.<br />
O P T I S C H E TÄ U S C H U N G T H E M A<br />
19<br />
Briefbogen<br />
Karteikarten<br />
Agenden<br />
Terminkarten<br />
schmid<br />
mogelsberg<br />
Seit 1933 gestalten und drucken wir:<br />
• Karteikarten (Patientenkarten)<br />
• Terminkarten<br />
• Rezeptur-Etiketten<br />
• Briefbogen / Visitenkarten<br />
Verlangen Sie Mustervorlagen!<br />
Weiter im Angebot:<br />
Rezeptur-Etiketten<br />
• Büroartikel<br />
• Agenden<br />
• Stempel<br />
Stempel<br />
Visitenkar<br />
alles Wir für beraten den Sie gerne. Bürobedarf<br />
Profitieren Sie von unserer Erfahrung!<br />
I N S E R AT<br />
P. S c h m i d + C o . A G · S o n n m a t t s t r a s s e 1 · 9 1 2 2 M o g e l s b e r g<br />
Tel. 071 375 60 80 · Fax 071 375 60 81 · info@schmid-mogelsberg.ch · www.schmid-mogelsberg.ch<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
O P T I S C H E TÄ U S C H U N G T H E M A<br />
Bild 6: Verstärkung von Kontrasten: Auf dieser Ab-<br />
Punkt in der Mitte und bewegt dabei den<br />
Kopf vor und zurück, scheinen sich die<br />
beiden Kreise in entgegen gesetzter Rich-<br />
bildung scheinen sich an der Stelle graue Flecken<br />
tung zu drehen. Zustande kommt dieser<br />
zu befinden, wo sich die weissen Linien kreuzen.<br />
Effekt durch die schräg ausgerichteten<br />
20<br />
Im Bild spielt sowohl die dargestellte<br />
Vierecke, die den jeweiligen Kreis bilden:<br />
Im äusseren Kreis sind sie nach links ge-<br />
Schattierung als auch unsere Erfahrung,<br />
neigt, im inneren nach rechts.<br />
l<br />
dass ein Schachbrettmuster zweifarbig<br />
sein muss, eine Rolle – deshalb nehmen<br />
wir die gleichfarbigen Felder A und B völlig<br />
verschieden wahr.<br />
Dinge sehen, die es überhaupt<br />
nicht gibt?<br />
Einige Bilder täuschen unsere Sinne<br />
Bild 7: Die Illusion von bewegten Figuren:<br />
Blicken wir auf den schwarzen Punkt und<br />
A U T O R I N<br />
Britta Pawlak<br />
Redaktionsleiterin<br />
Quelle:<br />
http://www.helles-koepfchen.de/optischetaeuschungen.html<br />
in der Form, dass wir Dinge sehen, die<br />
bewegen unseren Kopf vor und zurück,<br />
Bild 8: Bei dieser Abbildung scheinen sich<br />
eigentlich nicht da sind. Unser Gehirn<br />
scheinen sich die beiden Kreise in<br />
die Räder zu drehen – tatsächlich bewegt sich<br />
versucht z.B., durch Erfahrung die Form<br />
entgegengesetzter Richtung zu drehen.<br />
aber überhaupt nichts! Der Effekt entsteht durch<br />
eines bestimmten Objekts zu erfassen. Es<br />
die vielen verschiedenfarbigen Elemente,<br />
ergänzt dann Linien oder Kanten, die für<br />
aus denen sich das Bild zusammensetzt.<br />
den Gesamteindruck dieses Gegenstandes<br />
Dies funktioniert am besten, wenn<br />
Unser Gehirn versucht, das Gesehene zu erfassen<br />
entscheidend sind, im eigentlichen Bild<br />
man die Gegenstände, die bewegt wahrge-<br />
und einzuordnen, findet hier allerdings keinen<br />
aber fehlen.<br />
nommen werden, nicht fokussiert. Blickt<br />
Orientierungspunkt. Die räumliche Lage der<br />
Das menschliche Gehirn ist stets be-<br />
man in der Abbildung auf den schwarzen<br />
Objekte kann nicht zugeordnet werden.<br />
müht, zu erfassen, was das Auge ihm an<br />
Eindrücken liefert. Für die Verarbeitung<br />
der Sehinformationen richtet es sich stark<br />
nach Linien und Kanten, da diese eine Orientierung<br />
ermöglichen. So erkennen wir<br />
Strichzeichnungen mit deutlichen Konturen<br />
schneller als Bilder mit schwammigen<br />
Farbschattierungen. Kontraste werden bei<br />
der Verarbeitung von Objekten verstärkt.<br />
Illusion der Bewegung<br />
Bei manchen optischen Täuschungen<br />
glaubt der Betrachter, Teile des Bildes würden<br />
sich bewegen. Das passiert z.B. dann,<br />
wenn ein Gegenstand vor einem Hintergrund<br />
betrachtet wird, dessen räumliche<br />
Lage nicht zugeordnet werden kann. Bei<br />
einigen Bildern muss der Kopf oder die<br />
Grafik selbst bewegt werden, um die vermeintliche<br />
«Bewegung» wahrzunehmen.<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Störungen der<br />
Propriozeption –<br />
Der Begriff Propriozeption beschreibt<br />
die Fähigkeit, unseren Körper<br />
wahrzunehmen, insbesondere<br />
die Stellung oder die Bewegung<br />
des eigenen Körpers im Raum. So<br />
wissen wir selbst bei geschlossenen<br />
Augen, ob wir eine Faust geschlossen<br />
halten, den Kopf schief<br />
halten oder ob wir dabei sind, das<br />
Gleichgewicht zu verlieren.<br />
◗ Dr. med. Klaus G. Weber<br />
Die zentrale Verarbeitung der Informationen,<br />
die von der Peripherie zum Stamm-,<br />
Klein- und Grosshirn geleitet werden, ist<br />
durch körpertherapeutische Massnahmen<br />
kaum zu beeinflussen. Hingegen können<br />
wir auf den Beginn der Propriozeptionskette<br />
(Gelenkkapseln, Bänder und Muskulatur),<br />
dort wo sich die Stellungsrezeptoren<br />
befinden, therapeutisch sehr wohl<br />
einwirken.<br />
In diesem Fachbeitrag geht es um zwei<br />
besondere Teilaspekte der Propriozeption,<br />
die im Alltag von grosser Bedeutung sind:<br />
Die Wahrnehmung des Gleichgewichtes<br />
im Schwerkraftfeld und die Wahrnehmung<br />
der Stellung des Kopfes zum Körper. Störungen<br />
dieser Funktionen sind eine häufige<br />
Ursache von Gangunsicherheit und<br />
Schwindel bei älteren Menschen – unabhängig<br />
davon, ob sie zusätzlich z.B. noch<br />
unter einer diabetischen Neuropathie<br />
leiden. Bei Kindern können sie Symptome<br />
des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms<br />
(ADS) und des Aufmerksamkeitsdefizit-<br />
und Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS)<br />
auslösen oder verstärken.<br />
Worum geht es in der Praxis?<br />
Die Nackenmuskeln sind ein effektives<br />
und massgebliches Glied unserer Gleichgewichts-<br />
und Raumwahrnehmung. Für<br />
die Alltagsanforderungen sind sie ebenso<br />
bedeutsam wie das Innenohr und sicherlich<br />
wichtiger als die Augen. So melden<br />
Folgen und<br />
Therapiekonzepte<br />
Abb. 1: Palpation der Muskelansätze am Nacken, des dorsalen Längs- und der interspinalen Bänder.<br />
uns die Nackenmuskeln wie unser Kopf<br />
im Raum zum Körper steht. Versuchen<br />
Sie es selbst: Sie können einen Punkt im<br />
Raum fixieren, während Sie an ihm vorbeigehen.<br />
Auch wenn Sie den Kopf dabei<br />
drehen, wissen Sie immer auf wohin sich<br />
Ihr Körper im Raum bewegt. Diese Information<br />
vermitteln Ihnen die Bänder und<br />
Muskeln der Nackenregion. Das Innenohr<br />
könnte Ihnen diese genauen Informationen<br />
nicht geben, da es vor allem auf Winkel-Beschleunigung<br />
reagiert.<br />
Irritationen in den Muskel-Sehnenansätzen<br />
oder im Periost-Knochenanker der<br />
Muskeln stören die korrekte Vermittlung<br />
propriozeptiver Meldungen aus der Peripherie.<br />
Damit wird die Fähigkeit, sich<br />
angemessen im Raum zu orientieren,<br />
drastisch eingeschränkt. Das wirkt sich<br />
wie erwähnt bei zwei Personengruppen<br />
besonders stark aus.<br />
Konsequenzen für ältere<br />
Patienten<br />
Nachlassende Elastizität der Bindgewebe,<br />
abnehmende Muskelkraft und<br />
Beweglichkeit sowie statische Veränderungen<br />
(z.B. durch Osteoporose) belasten<br />
die Propriozeption im höheren Lebensalter.<br />
Ältere Menschen klagen deswegen<br />
über eine zunehmende Gangunsicherheit<br />
und diffusen Schwindel. Das Nachlassen<br />
der Sehkraft reduziert die Möglichkeiten,<br />
die Orientierungsdefizite optisch auszugleichen.<br />
Typischerweise berichten die<br />
Patienten von anfallsweiser Gangunsicherheit.<br />
Einige Schritte gelingen sicher,<br />
um dann von einer diffusen, zittrigen Unsicherheit<br />
abgelöst zu werden. Die Angst<br />
vor Stürzen erschwert Einkäufe, soziale<br />
Kontakte und viele andere Aspekte der Lebensqualität.<br />
Eine Erklärung des Phänomens<br />
könnte sein, dass die sensorischen<br />
Verluste eine gewisse Zeit durch höhere<br />
Aufmerksamkeit wettgemacht werden. Da<br />
diese Konzentrationsleistung nicht anhaltend<br />
erbracht werden kann, kommt es mit<br />
Nachlassen der Aufmerksamkeit zu den<br />
beschriebenen «Schwindelattacken». Das<br />
Erschrecken hebt die Achtsamkeit eine<br />
Weile wieder auf ein höheres Niveau, um<br />
schliesslich erneut einzubrechen.<br />
Konsequenzen für Kinder<br />
Schädelverletzungen (Prellungen,<br />
Stürze, etc.), eine erschwerte, eine zu rasche<br />
Geburt oder eine Kaiserschnitt-Entbindung<br />
beeinträchtigen oft die Plastizität<br />
und Elastizität der Schädelkalotte. Später<br />
können Zahnspangen mit ihren verformenden<br />
Kräften am Schädel als weitere Belastung<br />
hinzukommen. Die Veränderung der<br />
Schädelgeometrie und der Knochenspannung<br />
im Bereich der Muskelansätze führt<br />
zu den eingangs genannten Störungen der<br />
Propriozeption. Zuhause und in der Schule<br />
fallen die Kinder als Tollpatsche auf, die<br />
öfter etwas umstossen (wegen der Defizite<br />
der Koordination im Raum). Um ihre<br />
Propriozeption zu aktivieren, kippeln die<br />
Kinder auf dem Stuhl, da das zu höherer<br />
sensorischer Reizdichte führt. Eine andere<br />
Hilfsaktion zur Eigenorientierung ist das<br />
dauernde Anfassen unterschiedlicher Gegenstände<br />
(haptische Orientierung) und/<br />
oder eine vermehrte motorische Aktivität<br />
(kinästhetische Orientierung).<br />
K Ö R P E R WA H R N E H M U N G P R A X I S<br />
21<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
K Ö R P E R WA H R N E H M U N G P R A X I S<br />
22<br />
Diese Ausgleichshandlungen reduzieren<br />
natürlich die Aufnahmefähigkeit für<br />
andere Aufgaben. Die Kinder erscheinen<br />
unkonzentriert und werden rasch von<br />
Reizen überfordert. Sie lenken ab oder<br />
«stören» unbewusst, um die Reizmenge<br />
durch andere bzw. den Fluss der Reize zu<br />
kontrollieren. Eigenes «stören» ist für sie<br />
leichter zu verarbeiten, als Fremdanforderungen<br />
zu bewältigen. Damit entsteht das<br />
für alle Beteiligte anstrengende und frustrierende<br />
klinische Bild eines Kindes oder<br />
eines Erwachsenen mit ADS oder ADHS.<br />
Mit dem Verlust der Raumorientierung<br />
geht zugleich ein Verlust der räumlichen<br />
Vorstellung einher. Da die Kinder sich den<br />
Raum und damit auch einen Zahlenraum<br />
schlecht vorstellen können, erzielen sie<br />
logie wenden wir am ehesten Effleurage-<br />
Striche an. Denkbar wären auch sehr feine<br />
Vibrationsimpulse und Zirkelungen über<br />
die Fingerbeeren, gefolgt von Ausstreichungen<br />
von kopf- nach fusswärts. Eine<br />
wichtige Rolle spielen in unserer Praxis zudem<br />
die weichen manuellen Entlastungstechniken<br />
und die cranioskrale Arbeit der<br />
Ortho-Bionomy®. Prinzipiell zu vermeiden<br />
sind in diesen Fällen Traktionen (sie erhöhen<br />
physiologisch den Muskeltonus) oder<br />
korrigierende, manuelle und cranioskrale<br />
Techniken, die auf eine wie auch immer<br />
geartete Lösung abzielen.<br />
Die Ansätze der Nackenmuskulatur<br />
Die Nackenmuskelansätze lassen sich<br />
gut mit sanften, langsamen und aufmerk-<br />
Die Facettengelenke der Wirbelsäule<br />
und die interspinalen Bänder<br />
Für die Behandlung der Wirbelsäule<br />
bietet sich wiederum die Massage als<br />
Behandlungsmöglichkeit an. Achten Sie<br />
darauf, dass es dabei nicht um den langen<br />
Rückenstrecker geht, sondern mehr<br />
um die tiefe autochtone Muskulatur. Dazu<br />
finden Sie den Zugang in den Rinnen zwischen<br />
den Dornfortsätzen und dem Erector<br />
spinae.<br />
Eine sehr entspannende Technik ist die<br />
Schwingungsmobilisation der Wirbelsäule<br />
(Abb. 3). Nehmen Sie mit den Fingern einer<br />
Hand Kontakt auf zu zwei oder drei<br />
benachbarten Dornfortsätzen. Die andere<br />
Hand versetzt am Becken oder Rumpf den<br />
Patienten in weiche sanfte Schwingungen.<br />
schlechtere schulische Ergebnisse beson-<br />
samen Strichen von cranial nach caudal<br />
Über die Tasthand können Sie spüren, in<br />
ders in den Naturwissenschaften. Weitere,<br />
entlasten. Wenn ein auffälliger Hartspann<br />
welche Richtung (rechts oder links) die<br />
wenig beachtete Symptome sind die plötz-<br />
der Mm. trapezii vorliegt, sollte unbedingt<br />
Rumpfrotation leichter oder fliessender<br />
liche Aufgabe eines vorher geliebten Mu-<br />
wegen des muskulären Gleichgewichtes<br />
fortgeleitet wird. Begleiten sie den Körper<br />
sikinstrumentes oder einer sportlichen Ak-<br />
vorab eine detonisierende Massage der<br />
einige Male in seine freiere Richtung und<br />
tivität nach Spangenversorgung, eine neu<br />
Pektoralmuskulatur erfolgen (Abb. 1).<br />
bieten Sie danach kurz zwei bis drei wei-<br />
aufgetretene Reisekrankheit oder plötzli-<br />
che Schwingungsimpulse in die Gegen-<br />
che Höhenangst.<br />
Bei Patienten mit gleichzeitigen cra-<br />
richtung an. Auf diese Weise können sie<br />
Therapeutische Ansatzpunkte<br />
Die Angaben zur Verteilung der pro-<br />
nialen Belastungen hat sich die «Nackenschwebe»<br />
(Abb. 2) bewährt. Dabei ruht<br />
der Nacken des Patienten auf Höhe der<br />
die ganze Wirbelsäule behandeln. Diese<br />
Technik wird von den Patienten als sehr<br />
angenehm empfunden.<br />
priozeptiven «Messfühler» (Paccini- und<br />
Muskelansätze am Hinterhaupt auf den<br />
Ruffini-Körperchen) im Körper sind in der<br />
aufgestellten Fingern des Therapeuten.<br />
Bei starkem Hartspann der tiefen au-<br />
Literatur recht ungenau. Eine besonders<br />
Dieser achtet darauf, dass der Kopf, dessen<br />
tochtonen Muskeln können Sie nachein-<br />
hohe Dichte an Rezeptoren findet sich, je<br />
Gewicht vorwiegend auf den Kleinfinger-<br />
ander jeweils eine dieser Zonen palpieren<br />
nach Autor, im Bereich der Nackenmus-<br />
und Daumenballen abgelegt ist, gleichmä-<br />
und durch leichtes Anheben und Zug der<br />
kelansätze, in den Bändern der Wirbel-<br />
ssig auf allen Finger ruht. Die Finger lie-<br />
säule und in den Muskel- Sehnenansätzen<br />
gen in gleichmässigen Abständen von der<br />
an der Ferse und der Fusssohle. Demnach<br />
Paramedianlinie bis medial der Mastoide.<br />
müsste eine Behandlung in diesen Regio-<br />
Falls die Muskelansätze immer noch viel<br />
nen besonders effektiv sein, wenn es um<br />
Spannung aufweisen, kann der Kopf noch<br />
die Behandlung von Propriozeptionsstö-<br />
leicht in den Nacken gelegt werden. Diese<br />
rungen geht. In unserer Praxis hat sich das<br />
Position wird 20-30 Sek. gehalten, bis sich<br />
in herausragender Weise für die Nacken-<br />
ein annähernd gleichmässiges Kontaktge-<br />
muskelansätze und damit verbundene cra-<br />
fühl einstellt. Variieren Sie gegebenenfalls<br />
niale Belastungen bestätigt.<br />
den Anpressdruck der Finger.<br />
Da die Insertionsstellen der Bänder<br />
und Muskeln eine besonders grosse Rolle<br />
spielen, wird auf der therapeutischen Seite<br />
sicher der Massage ein hoher Stellenwert<br />
zuzuordnen sein. In unserer Arbeit haben<br />
sich langsame detonisierende Massagen<br />
im Ansatzbereich bewährt. Je tiefer die<br />
beteiligten Strukturen liegen, umso langsamer<br />
und achtsamer bezüglich des Tiefenkontaktes<br />
haben die Massagestriche zu<br />
Abb. 3: Schwingungsmobilisation der Wirbelsäule<br />
erfolgen. Nach der klassischen Termino-<br />
Abb. 2: «Nackenschwebe».<br />
mit Fokus auf Längs- und Interspinalbänder.<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Abb. 6: Palpation von Schmerzpunkten an der<br />
Fusssohle, Einstellung der Plantarflexion.<br />
K Ö R P E R WA H R N E H M U N G P R A X I S<br />
Gegenhüfte, der Schulter oder der Rippen<br />
– den Verlauf beachten (Abb. 4) – in Richtung<br />
der Verspannung entlasten. Diese Position<br />
wird jeweils zwei bis drei Atemzüge<br />
lang gehalten.<br />
Die Achillessehne und die Muskelansätze<br />
an Fussrücken und Fusssohle<br />
Versuchen Sie es selbst: Wenn sie im<br />
Stand langsam nach vorne und hinten an<br />
die Grenzen Ihres Gleichgewichts pendeln,<br />
werden Sie genau spüren, wie stark Ihr<br />
Gleichgewichtsgefühl von der Druck- und<br />
Zugwahrnehmung am Fuss abhängt. Ich<br />
nehme an, dass für die Peropriozeption<br />
die Muskeln, die vom Unterschenkel zum<br />
Abb. 4: Entlastung der Facettengelenke über die Rippen der Gegenseite.<br />
Fuss verlaufen, wichtiger sind als die kleineren<br />
Muskeln, die nur am Fuss ansetzen.<br />
Um die Achillessehne bzw. die Wadenmuskulatur<br />
zu entlasten bringen Sie den<br />
Fuss des Patienten in eine Streckung (Abb.<br />
5), mobilisieren Sie die Sehne in die Vorzugsrichtung<br />
nach medial oder lateral und<br />
verschieben zum Abschluss Unterhaut<br />
und Sehnenscheide je nach Wunsch des<br />
Patienten nach proximal oder distal. Diese<br />
Position halten Sie einige Atemzüge. Dann<br />
können Sie die dorsale und lateral-anteriore<br />
Wadenmuskulatur sanft massieren.<br />
Tasten Sie anschliessend die Fusssohle<br />
nach Spannungszonen ab. In Fussstreckung<br />
wird der Fuss in eine Hohlfussposition<br />
(Abb. 6) gebracht, um die<br />
Weichteilgewebe zu entspannen.<br />
Abb. 7: Streichmassage an der Fusssohle.<br />
Aus dieser Ausgangslage können Sie<br />
mit Streichungen oder sanften Zirkelungen<br />
eine weiche Massage für die verbleibenden<br />
druckempfindlichen Zonen anbieten.<br />
Ergänzend bieten sich manuelle und isotonische<br />
Techniken der Ortho-Bionomy®<br />
oder die reflektorische Behandlung über<br />
neurolymphatische Reflexpunkte an.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude und<br />
Erfolg bei der Erprobung dieser für unsere<br />
Patienten so angenehmen und effektiven<br />
Behandlung.<br />
l<br />
23<br />
Verwendete Literatur:<br />
Weber, K., Wiese M.; Weiche manuelle<br />
Techniken der Ortho-Bionomy®,<br />
2. Auflage, Sonntag Stuttgart, 2005.<br />
Weber K., Bayerlein R.; Neurolymphatische<br />
Reflextherapie nach Chapman<br />
und Goodheart, 2. überarbeitete Auflage,<br />
Sonntag Stuttgart, 2007.<br />
Abb. 5: Fussstreckung und Mobilisation der<br />
Achillessehne sowie der Sehnenscheide.<br />
A U T O R<br />
Dr. med. Klaus G. Weber<br />
Deutsches Institut für Ortho-Bionomy ®<br />
Buttenwegle 10, DE-72108 Rottenburg<br />
Tel. +49-7472 24794<br />
eMail: weber@ortho-bionomy.de<br />
www.ortho-bionomy.de<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
P H O N O LO G I E P R A X I S<br />
Audio-Psycho-Phonologie –<br />
Hören, horchen,<br />
körperliches und seelisches<br />
Gleichgewicht<br />
Wie wichtig das Ohr mit seinen vielfältigen Funktionen für das körperliche<br />
und seelische Wohlbefinden und Gleichgewicht ist, ist uns oft zu<br />
wenig bewusst. Das Ohr in seiner Ganzheit steht im Zentrum des Lebenswerks<br />
von Prof. Alfred A. Tomatis. Sie sollen hier einen Einblick in seine<br />
24<br />
Forschungsarbeit und in die Entwicklung der Audio-Psycho-Phonologie<br />
als Therapiemethode bekommen.<br />
◗ Marianne Zimmermann<br />
«Die Hauptaufgabe des Ohres ist, das wissen<br />
wir heute, eine Energiezentrale zu<br />
sein. Die zweite Aufgabe ist es, die Aufrichtung<br />
des Menschen abzusichern. Und<br />
danach alles, was mit Bewegung zu tun<br />
hat. Es gibt keinen einzigen Muskel im<br />
Körper, der nicht vom Innenohr abhängt.<br />
Darauf können wir Hören, Sprache und<br />
alle Fähigkeiten der Kommunikation aufbauen.»<br />
Prof. Alfred A. Tomatis<br />
Prof. Alfred A. Tomatis<br />
(1920-2001), französischer Facharzt<br />
für Hals – Nasen – Ohrenmedizin<br />
und Phoniatrie<br />
Ab Mitte der 1940er Jahre beschäftigte<br />
sich Tomatis mit den wechselseitigen<br />
Beziehungen zwischen Gehör und Stimme.<br />
Er stellte fest, dass die Hörkurven<br />
von psychischen Faktoren mit beeinflusst<br />
sind, d.h. vom Hören und Nicht-Hören-<br />
Wollen. Er konnte nachweisen, dass jede<br />
Art stimmlicher Äusserung durch die Aktivität<br />
der Ohren gesteuert wird. Seine 1957<br />
an der Akademie der Wissenschaften und<br />
an der Medizinischen Akademie von Paris<br />
unter dem Namen "Tomatis – Effekt"<br />
veröffentlichten Entdeckungen standen<br />
am Anfang der Entwicklung von Technologien<br />
zur Behandlung auditiver Wahrnehmungsprobleme<br />
und Kommunikationsschwierigkeiten.<br />
In zahlreichen Schriften<br />
und Büchern veröffentlichte Tomatis seine<br />
Forschungsergebnisse und ihre Bedeutung<br />
in Pädagogik, Psychologie, Linguistik und<br />
Philosophie. Einige Bücher sind auch in<br />
deutscher Sprache erhältlich.<br />
Die Audio-Psycho-Phonologie (abgekürzt<br />
APP) ist ein psychopädagogisches<br />
Training, das vorbeugend und heilend auf<br />
die komplexen Funktionen des Ohres einwirkt<br />
und sie mit bleibender Veränderung<br />
verbessert.<br />
Elektronisches Ohr<br />
Um Gehör und Stimme zu korrigieren,<br />
entwickelte Tomatis einen Apparat, der<br />
in seinen Funktionen dem menschlichen<br />
Ohr nachgebildet ist und den er deswegen<br />
«elektronisches Ohr» nannte. Es ist das<br />
wichtigste Hilfsmittel im Horchtraining,<br />
das Herzstück unserer Therapie. Im Verlauf<br />
der letzten 40 Jahre wurde der Apparat<br />
immer differenzierter und leistungsfähiger.<br />
Durch auditive Stimulation über das<br />
«Elektronische Ohr» wird, mittels eines<br />
Systems von Filtern, dem Ohr die «ideale<br />
Hörweise» vermittelt. So ist es möglich,<br />
das Hören entscheidend zu beeinflussen<br />
und bleibend zu verändern. Das Ohr wird<br />
darin geschult, bisher vernachlässigte Frequenzen<br />
besser wahrzunehmen und in<br />
anderen, zu intensiv empfundenen Frequenzbereichen<br />
weniger sensibel zu reagieren.<br />
Für das Horchtraining werden spezielle<br />
Kopfhörer verwendet, mit denen das<br />
Ohr gleichzeitig über Luftleitung und Knochenleitung<br />
stimuliert werden kann. Dazu<br />
werden hauptsächlich Werke von W. A.<br />
Mozart, gregorianische Gesänge und die<br />
Mutterstimme verwendet. Das Klangmaterial<br />
wird teilweise gefiltert und immer<br />
über das «elektronische Ohr» in die speziellen<br />
Kopfhörer geleitet.<br />
Hören – Horchen<br />
Unsere Ohren sind – im Unterschied<br />
zu den Augen – scheinbar immer geöffnet.<br />
Wir hören immer. Dennoch nehmen<br />
wir nicht alles bewusst wahr, was Tag und<br />
Nacht in unsere Ohren dringt, denn wir<br />
hören längst nicht immer zu. Wir horchen<br />
nicht unablässig, sondern nur dann, wenn<br />
wir es wollen.<br />
Horchen oder Zuhören ist – im Gegensatz<br />
zum Hören – ein aktiver, willentlicher<br />
Vorgang, vergleichbar mit dem<br />
Auge, wenn es gezielt fokussiert. Horchen<br />
bedeutet Präsenz, Aufmerksamkeit, Wachheit.<br />
Es zentriert den Körper und führt zu<br />
Konzentration. Beim Horchen richtet sich<br />
die Wirbelsäule auf, die Ohren spitzen<br />
sich, die Gesichtszüge werden gespannt,<br />
der Ausdruck wird wach. Horchen setzt<br />
den ganzen Menschen in Bereitschaft.<br />
Zuhören bezeichnet die zielgerichtete<br />
Konzentration des Ohres auf bestimmte<br />
akustische Reize und die Fähigkeit, störende<br />
Geräusche auszublenden oder zu<br />
überhören. Dank der Mittelohrmuskeln<br />
(musculus tensor tympani und musculus<br />
stapedius) können wir die Ohren spitzen<br />
und wie Objektive auf bestimmte Geräu-<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
sche richten. Die Anpassung an ungewohnte<br />
oder ungeübte Frequenzbereiche<br />
erfordert ein Training.<br />
Hören = passiv, akustische<br />
Reize aufnehmen<br />
Horchen = aktiv, gezielt Reize<br />
auswählen (Mittelohr<br />
muskeln spannen sich)<br />
Im Laufe des Horchtrainings werden<br />
die erwähnten Mittelohrmuskeln mittels<br />
der Kippschalter des «elektronischen Ohres»<br />
intensiv geschult.<br />
Horchstörungen<br />
Manchmal ist die Fähigkeit oder der<br />
Wille zum Horchen beeinträchtigt oder<br />
aus emotionalen Gründen blockiert. Dies<br />
kann in jedem Alter, in jeder Lebensphase<br />
tief greifende Auswirkungen haben.<br />
Horchprobleme, die sich nach<br />
aussen richten<br />
Ist das Horchen nach aussen betroffen,<br />
auf das, was jemand sagt, so kann der<br />
«horchgeschädigte» Mensch nicht folgen.<br />
Er nimmt schlecht oder verzerrt wahr, ist<br />
leicht ablenkbar und hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne.<br />
Er ist überempfindlich<br />
auf bestimmte Töne und missversteht<br />
Bemerkungen und Fragen. Er verwechselt<br />
ähnlich klingende Wörter und Laute und<br />
kann komplexen Anweisungen schlecht<br />
folgen. Dies kann sehr verunsichern, ermüden<br />
und auch grosse Ängste verursachen.<br />
Horchprobleme, die sich nach<br />
innen richten<br />
Richtet sich die Horchstörung nach innen,<br />
auf sich selbst, so kann der Mensch<br />
Gehörtes schlecht ordnen und wiedergeben.<br />
Die eigene Stimme und der Ausdruck sind<br />
mit betroffen: Die Sprechqualität ist flach<br />
und monoton, das Sprechen ist zögernd<br />
und lässt Fluss und Rhythmus vermissen.<br />
Der Wortschatz ist eingeschränkt, die Satzstruktur<br />
stereotyp und armselig, das Singen<br />
unrein, Leseprobleme tauchen auf.<br />
Störungen im vestibulären<br />
Bereich<br />
Bezieht sich die Horchstörung auf<br />
das Gleichgewichtsorgan (Vestibulum),<br />
so spürt der Mensch den eigenen Körper<br />
schlecht oder hat kein sicheres «Körperbewusstsein»,<br />
was sich in schlechter, schlaffer<br />
Haltung, in unkoordinierten Bewegungen,<br />
in Rhythmus- oder Balanceproblemen<br />
ausdrücken kann. Ein Unwohlsein im eigenen<br />
Körper wird spür- bzw. sichtbar durch<br />
nervöse Unruhe, Unbeholfenheit, schlechte<br />
Regulierung von Nähe und Distanz. Es<br />
kann auch sein, dass dieser Mensch die<br />
Körpersprache nicht beherrscht, d.h. er<br />
kann Signale weder unmissverständlich<br />
aussenden noch sicher deuten, was zu<br />
grossem Unbehagen und Missverständnissen<br />
in der «non-verbalen Kommunikation»<br />
führen kann.<br />
Da das Vestibulum auch das Zusammenspiel<br />
von Augen- und Handbewegungen<br />
steuert, wird die Feinmotorik zum<br />
Problem: Die Schrift wird ungelenk und<br />
schwer leserlich.<br />
Anwendungsgebiete von APP<br />
Schulschwierigkeiten und<br />
Lernprobleme<br />
Sprachentwicklungsverzögerungen,<br />
Lese-, Rechtschreibschwäche, Störungen<br />
im Redefluss, funktionell bedingte<br />
Stimmstörungen, psychogen bedingte<br />
Hör-, Sprech- und Stimmstörungen,<br />
Schulängste. Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme,<br />
Verhaltensstörungen, Aggressivität,<br />
erhöhte Ermüdbarkeit, innere<br />
Unruhe, mangelnde Vitalität oder Kreativität.<br />
Gewöhnung an Hörgeräte, Förderung<br />
des Hörvermögens.<br />
Während der Schwangerschaft<br />
Harmonisierung der Gefühle der Mutter,<br />
Abbau von Ängsten, Entspannung,<br />
Förderung der Kommunikation Mutter-<br />
Kind<br />
Verhaltensauffälligkeiten<br />
Soziale Unangepasstheit, Ängste, fehlendes<br />
Selbstbewusstsein, niedrige Frustrationstoleranz,<br />
mangelnde Motivation,<br />
Unreife, emotionaler Rückzug, Hyperaktivität.<br />
Wohlbefinden, Energie,<br />
Re-Dynamisierung<br />
Stressabbau, erhöhte Ermüdbarkeit,<br />
Gleichgewichtsstörungen, Gedächtnisschwäche.<br />
Auditive Wahrnehmungs-,<br />
Verarbeitungs- und Differenzierungsschwierigkeiten<br />
Nicht-Hören-Wollen, Ablenkbarkeit,<br />
Irritierbarkeit, Lärmempfindlichkeit.<br />
Entwicklungsstörungen<br />
Entwicklungsverzögerungen: im Allgemeinen<br />
im Bereich der Sprache und der<br />
Motorik.<br />
Fremdsprachenintegration<br />
Auditive Sensibilisierung für Fremdsprachen.<br />
Stimme, Musik, Gesang<br />
Lampenfieber, allgemeine Probleme in<br />
den Bereichen von Rhythmus, Intonation,<br />
Ausdruck.<br />
P H O N O LO G I E P R A X I S<br />
25<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
P H O N O LO G I E P R A X I S<br />
26<br />
Bewegung, Sport, Störungen im<br />
vestibulären Bereich<br />
Koordination, Gleichgewicht, Reaktionsfähigkeit,<br />
Körperbild, Haltung, Grobmotorik,<br />
Feinmotorik.<br />
Als begleitende Therapie bei<br />
Autismus, Impfschäden, cerebralen<br />
Bewegungsstörungen, Down-Syndrom,<br />
geistiger Behinderung, Schwindelzuständen,<br />
Ménièr’sche Krankheit, Hörsturz,<br />
Schlafstörungen, Altersdepression, Hirnverletzungen.<br />
Praktisches Vorgehen –<br />
Behandlungsablauf<br />
Nach einer ausführlichen Abklärung<br />
(Anamnese, Horchtest, Lateralitätstest)<br />
wird ein individuelles Horchprogramm<br />
lichkeiten zur Verfügung. Kinder werden<br />
in der Regel von beiden Eltern oder einem<br />
Elternteil begleitet, damit diese die Wirkung<br />
der Methode auf ihr Kind verstehen<br />
und nachvollziehen können. Das ist wichtig,<br />
weil das Kind in seiner Entwicklung<br />
Eine offene Gesprächskultur<br />
zwischen Klient und Therapeut<br />
ist von grosser Wichtigkeit.<br />
zusammengestellt. Kinder werden in der<br />
stark nachreift. Seine Veränderung wirkt<br />
Regel von einem oder beiden Elternteilen<br />
sich auf die Dynamik der ganzen Familie<br />
de eines erfahrenen ORL-Arztes gehören.<br />
begleitet.<br />
aus.<br />
Schon bei der Anmeldung zu einer APP-<br />
Basis-Intensivprogramm<br />
Jede/r KlientIn durchläuft eine indi-<br />
Zu Beginn des Trainings steht die rein<br />
auditive Stimulation (rezeptive Phase) im<br />
Vordergrund. Zu einem späteren Zeitpunkt<br />
Abklärung legen wir Wert darauf, dass<br />
keine aktuellen medizinischen Probleme<br />
(Mittelohrentzündung, Tubenkatarrh, Ent-<br />
viduelle Intensiv-Horchschulung mit dem<br />
kommen je nach Fragestellung audio-vo-<br />
zündungen des äusseren Hörkanals, chro-<br />
"elektronischen Ohr" und wird von einer<br />
kale Übungen am Mikrofon dazu (expres-<br />
nische Erkältungen, allergische, den HNO-<br />
pädagogisch-therapeutischen Fachperson<br />
sive Phase). Es können Sing-, Sprech- oder<br />
Bereich beeinträchtigende Erkrankungen,<br />
begleitet. Dauer: 10 – 15 aufeinander fol-<br />
Leseübungen sein. Auch andere Aktivitä-<br />
Missbildungen im Bereich der Mittelohr-<br />
gende Tage à 2 Stunden.<br />
ten können das Training ergänzen.<br />
knöchelchen, etc.) vorliegen. Hingegen<br />
kann es hilfreich sein, nach einer weitge-<br />
Fortsetzungsprogramme<br />
Nach einer Ruhephase von jeweils 3<br />
– 4 Wochen, die als Nachreifung verstan-<br />
Die Grenzen der Audio-Psycho-<br />
Phonologie<br />
In einigen Therapiemethoden, auch<br />
hend ausgeheilten Mittelohrproblematik<br />
die Funktionen des Ohres wieder anzuregen<br />
und eine übersensible Knochenleitung<br />
den wird und in der die Veränderungen<br />
teilweise in jenen des alternativmedizini-<br />
mit damit verbundener Hyperakusie mit-<br />
assimiliert werden, wird das individuelle<br />
schen Bereichs, werden sehr breite, unspe-<br />
tels eines APP-Horchtrainings zu desensi-<br />
Horchprogramm fortgesetzt. Nach einem<br />
zifische Anwendungsbereiche aufgeführt,<br />
bilisieren.<br />
Kontroll-Horchtest werden die Fortschritte<br />
was bei Patienten einerseits falsche Hoff-<br />
Wenn es um eine Kombination ver-<br />
besprochen und das weitere Vorgehen ge-<br />
nungen auslösen kann, in medizinischen<br />
schiedener schul- und alternativmedi-<br />
plant. Dauer: 5 –10 aufeinander folgende<br />
Fachkreisen aber andererseits Skepsis über<br />
zinischer Methoden geht, ist eine gute<br />
Tage à 2 Stunden.<br />
die Seriosität der Methode auslöst.<br />
Zusammenarbeit mit den involvierten<br />
Die Anzahl der notwendigen Fortset-<br />
Wenn wir auf der Website des schwei-<br />
Fachleuten von immenser Wichtigkeit und<br />
zungsprogramme hängt von der persön-<br />
zerischen Berufsverbandes für APP<br />
die Grundbedingung für einen stabilen<br />
lichen Entwicklung und der individuellen<br />
(www.a-p-p.ch) nachschauen, erscheint<br />
Therapieerfolg mit einem Mindestmass<br />
Fragestellung ab.<br />
uns die Liste der Anwendungsbereiche<br />
an notwendigen Konsultationen und The-<br />
Horchtests und Besprechungen<br />
In regelmässigen Abständen werden<br />
auch relativ breit gefasst, doch lassen sich<br />
die dort erwähnten Problembereiche alle<br />
auf die verschiedenen Funktionen des Oh-<br />
rapiesitzungen. Dies entspricht auch den<br />
wachsenden Forderungen der finanziell<br />
gebeutelten Krankenkassen.<br />
Kontrolltests durchgeführt und bespro-<br />
res mit seinen vestibulären, auditiven und<br />
Bei schweren psychischen Erkran-<br />
chen. Sie erlauben es, Entwicklung und<br />
hirndynamisierenden Funktionen zurück-<br />
kungen (auch bei Suchterkrankungen)<br />
Fortschritte zu messen und das Horchpro-<br />
führen.<br />
ist mit vielen Therapiemethoden absolute<br />
gramm entsprechend anzupassen.<br />
Die Audio-Psycho-Phonologie behan-<br />
Vorsicht geboten. Die APP-Fachleute sind<br />
Bemerkungen zum Ablauf<br />
delt somit Probleme, die mit den Funkti-<br />
sich bewusst, dass während des APP-<br />
Während des Horchtrainings kann sich<br />
onen des Ohres und den damit verbun-<br />
Horchtrainings psychodynamische Vor-<br />
der/die KlientIn ausruhen oder kreativ be-<br />
denen Hirnfunktionen zusammenhängen,<br />
gänge ausgelöst werden können, die einer<br />
tätigen. Kindern steht eine reichhaltige Pa-<br />
klammert aber gleichzeitig alle rein medi-<br />
intensiveren Betreuung (z.B. Ganztages-<br />
lette von Spielen und Beschäftigungsmög-<br />
zinischen Probleme aus, die in die Hän-<br />
struktur, medikamentöse Behandlung)<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Horchtraining nach A. Tomatis<br />
Mit der Arbeit an Ohr, Stimme und<br />
Atem zurück zur Mitte<br />
In der Zeit von Februar bis Juli <strong>2010</strong> habe<br />
ich drei Trainingsblocks à 8 und 10 Tagen<br />
im Tomatis-Horch-Atelier bei Frau Claire<br />
Blättler und Frau Marianne Zimmermann in<br />
Luzern gemacht.<br />
Ein Blick auf die Vorgeschichte aus meiner<br />
heutigen Warte aus betrachtet<br />
Beruflich arbeite ich viel mit Kindern<br />
zusammen. Für Kinder hatte ich immer ein<br />
offenes Ohr und konnte dort ganz «mich<br />
selbst» sein. In der Zusammenarbeit und<br />
im Zusammensein mit Erwachsenen war<br />
ich vorsichtig, nicht wirklich wortgewandt<br />
und oft sehr nervös. Ich lebte in einem<br />
häufigen inneren Konflikt – etwas sagen zu<br />
wollen, mitreden zu wollen, die Worte nicht<br />
E r f a h r u n g s b e r i c h t<br />
Horchtrainings. Bereits seit einigen Jahren<br />
kenne ich die Methode von A. Tomatis<br />
aus Erzählungen und Schriften. Für mich,<br />
als lange allein erziehende, berufstätige<br />
Mutter war es aber nie wirklich realistisch,<br />
täglich den weiten Weg ins nächstgelegene<br />
Tomatis-Institut in Zug zu gehen, so blieb es<br />
beim Interesse daran. Ich staunte nicht wenig,<br />
als ich nun über das Internet feststellte,<br />
dass seit ein paar Jahren in Luzern ein<br />
Horchtraining nach A. Tomatis möglich ist.<br />
Das Horchtraining und Erfahrungen<br />
Die Ergebnisse der Hörtests und die daraus<br />
gedeuteten Zusammenhänge mit «mir<br />
in meinem Leben» waren überwältigend<br />
treffend und machten Vieles bewusst. Das<br />
Horchtraining empfand ich von Beginn weg<br />
als sehr angenehm. Die filtrierten Klänge<br />
von Mozart waren wie eine Massage für<br />
meine müden Ohren – eine Wohltat.<br />
heit darüber, wie mein Kommunikationsmittel<br />
«Stimme» beim vis-à-vis ankam, mich<br />
immer etwas gehemmt hatte. Mit dem<br />
Stimmbewusstsein kam die Freude an der<br />
Kommunikation zurück.<br />
Mit dem Stimmbewusstsein und den<br />
anregenden Gesprächen kam das Selbstbewusstsein.<br />
Mit dem Stimmbewusstsein,<br />
dem Selbstbewusstsein und der verbesserten,<br />
ausgeglichenen Hörfähigkeit kam in<br />
der Kommunikation die Fähigkeit, den Inhalt<br />
des Gesprochenen mehr zu gewichten,<br />
als die Stimmung in der Stimme.<br />
Dies macht mich diskussions- und auch<br />
konfliktfähiger, was ich seither im Alltag<br />
fest spüre. Ich erlebe mich, seit ich das<br />
Tomatis-Training gestartet und abgeschlossen<br />
habe offener, selbstbewusster, sicherer<br />
und ausgeglichener und denke, dass ich<br />
dadurch für meine Umwelt authentischer<br />
bin. Tomatis hat mich gestärkt.<br />
P H O N O LO G I E P R A X I S<br />
27<br />
zu finden oder dann zu «burschikos» zu<br />
reden, die Stimme entsprechend gehemmt<br />
Anfänglich genoss ich es einfach, dass ich<br />
Ich fühl mich stark genug, um im Leben<br />
und wenig kontrolliert einzusetzen, was be-<br />
bequem dasitzen durfte, ohne dass etwas<br />
auch in schwierigen, zwischenmenschlichen<br />
wirkte, dass ich wie eine Gefangene meiner<br />
von mir erwartet wurde. Ich begann, wieder<br />
Situationen nicht mehr nur hilflos aufzuhor-<br />
Ängste war. Kam dann noch leiseste Kritik<br />
gerne zu hören. Die Wirkung der filtrierten<br />
chen und «schnellschüssig» einen holprigen<br />
an meiner Person, meinen Ideen, meinen<br />
Musik war erstaunlich. Ich empfand es<br />
Monolog von mir zu geben, sondern zuzu-<br />
Worten, verletzte dies mich unverhältnis-<br />
als beruhigend, aber auch anregend. Ich<br />
hören und mitzureden.<br />
mässig, machte mich mundtot und total<br />
schrieb in dieser Zeit ein Tagebuch mit<br />
Seit ich wieder kommunizieren kann – als<br />
traurig. Ich war dadurch sehr angreifbar,<br />
Gedanken, Ideen und Skizzen voll.<br />
«ich» – nicht «als gefallen-wollendes-ich» –<br />
geschwächt doch hochkonzentriert und<br />
geht es mir mit meinem Kopf auch viel<br />
Migräne war mein ständiger Begleiter. Eine<br />
Mit dem Horchtraining und den täglichen<br />
besser.<br />
anstrengende Zeit.<br />
aktiven Trainings habe ich meine Stimme<br />
bewusst wahrgenommen. Ich liebte es, die<br />
Ich möchte meinen beiden Therapeutinnen<br />
Vor einem Jahr bewarb ich mich, aufgrund<br />
gregorianischen Choräle mit- und nachzu-<br />
für die wohlwollende, denkanregende,<br />
von Erschöpfungszuständen, täglichen<br />
singen. Ich hörte den «Sing-Sang» in der<br />
respektvolle, stärkende Begleitung und<br />
Migräneattacken und Ohrengeräuschen für<br />
französischen Sprache neu und bewusst<br />
die «offenen Ohren» in dieser für mich<br />
eine achtwöchige Auszeit in Form eines<br />
und genoss das «singende» Nachsprechen<br />
wichtigen Zeit von Herzen danken, danken,<br />
Projektkurses. Ich bekam dadurch die Mög-<br />
der französischen Wörter. Beeindruckend<br />
danken. Es geht mir so gut! Ich bin durch<br />
lichkeit, an einem eigenen Projekt und par-<br />
war für mich, meine Stimme direkt zu hö-<br />
die Arbeit an Ohr, Stimme und Atem zurück<br />
allel dazu an der Gesundheit zu arbeiten.<br />
ren. Ich begann, meine Stimme zu mögen<br />
zur Mitte gekommen! Ich bin offen und<br />
Diese «Gesundheits-Zeit» nutzte ich für die<br />
und merke rückblickend, dass die Unsicher-<br />
stark für neue Taten!<br />
bedürfen, als diese ein Institut für APP<br />
Motivation erhöhen, eine psychotherapeu-<br />
nahmen sorgfältig zu prüfen und kritisch<br />
bieten kann. Auch in diesem Fall ist eine<br />
tische Massnahme bei einer entsprechen-<br />
zu hinterfragen. Dabei ist eine offene Ge-<br />
sorgfältige Abklärung vor Therapiebeginn,<br />
den Fachperson in Angriff zu nehmen.<br />
sprächskultur zwischen Klient und Thera-<br />
aber auch eine ständige einfühlsame Be-<br />
APP-Therapeuten sind auch gerne bei der<br />
peut von grosser Wichtigkeit.<br />
l<br />
obachtung und Begleitung im Therapieall-<br />
Suche nach einer solchen Fachperson be-<br />
tag von grösster Bedeutung. Bei der APP<br />
besteht der Vorteil, dass die Schwelle zu<br />
Beratungsgesprächen oft nicht so hoch<br />
ist wie der Schritt in eine eigentliche psychotherapeutische<br />
Behandlung («ich bin<br />
doch normal ...»). Es kann aber in der Folge<br />
vorkommen, dass diese Gespräche die<br />
hilflich.<br />
Dieser Beitrag hat nicht zum Ziel,<br />
sämtliche Grenzen der Audio-Psycho-<br />
Phonologie zu beleuchten. Vielmehr soll<br />
er die Leser (auch diejenigen, die im therapeutischen<br />
Bereich tätig sein) dazu sensibilisieren,<br />
jegliche therapeutische Mass-<br />
A U T O R I N<br />
Marianne Zimmermann<br />
APP-Therapeutin und Maja Schiftan,<br />
APP-Therapeutin und Hauptsitz des Schweizerischen<br />
Berufsverbandes für Audio-Psycho-<br />
Phonologie, Theaterstrasse 13, 6003 Luzern,<br />
Tel. 041-210 57 03, www.a-p-p.ch<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
A R O M ATO LO G I E T H E M A<br />
28<br />
«Immer der Nase<br />
nach» –<br />
Düfte sind nicht nur ein Gemisch<br />
von Molekülen, sie sind die Nahrung<br />
der Götter. Aromen enthalten<br />
subtile Energien und sind die<br />
Essenz unseres Lebens.<br />
◗ Myrtha Gächter<br />
Die Wissenschaft forscht intensiv wie<br />
Duftmoleküle unser tägliches Leben bestimmen.<br />
So wird beispielsweise in der<br />
Zellbiologie untersucht, wie und warum<br />
Pflanzenzellen flüstern, schwatzen, kommunizieren.<br />
Immer genauer zeigt die Wissenschaft<br />
auf, was Duftmoleküle bewirken,<br />
wenn sie unser Riechhirn beflügeln.<br />
Sie decken auf, was wir beeinflussen können,<br />
wenn wir diese flüchtigen Moleküle<br />
im therapeutischen Bereich anwenden.<br />
Mit Aromatherapie ist die Anwendung<br />
von natürlichen Duftstoffen nach<br />
den Prinzipien der Naturheilverfahren<br />
gemeint. Aber Vorsicht mit Werbeversprechen,<br />
denn nicht überall wo Aromatherapie<br />
«verkündet» wird, wird auch Aromatherapie<br />
praktiziert.<br />
Aromapflege gehört zur komplementären<br />
Pflegemethode. In der Dekubitusprophylaxe<br />
werden z.B. zellregenerierende<br />
und durchblutungsfördernde Öle<br />
bevorzugt. Als Einschlafhilfe die Variante<br />
der Inhalation, je nach Vorlieben des Patienten.<br />
Duftstoffe werden vermehrt auch<br />
zur Reduktion der Keimbelastung in Spitälern<br />
eingesetzt und ausgetestet. Evelyn<br />
Deutsch, Fachfrau Aromapflege aus Österreich<br />
betonte an einem Kongress, dass<br />
Prophylaxetherapien mit ätherischen Ölen<br />
generell günstiger sind, als schulmedizinische<br />
Varianten, allen voran die Prophylaxe<br />
und Behandlung bei Dekubitus.<br />
Aromatologie beinhaltet das Grundlagenwissen<br />
über die Herstellung, Zusammensetzung<br />
und Anwendung der natürlichen<br />
Duftstoffe. In der Schweiz sind<br />
Mischungen von 3 % üblich. In der EU ist<br />
auf Grund der Inhaltsstoffe die Prozentmischung<br />
vorgeschrieben. «Wer unter 3%<br />
arbeitet, steht generell auf der sicheren<br />
Seite», so Dietmar Wolz, Apotheker aus<br />
Deutschland.<br />
die etwas andere Art<br />
der ganzheitlichen<br />
Aroma-Therapie<br />
Heutige Lavendeldistillerie «Bleu», Nyons/Provence<br />
Wer hochprozentige Anwendungen<br />
macht, schlechte Qualität einkauft, Billigware<br />
bevorzugt, nicht richtig lagert, darf<br />
sich nicht wundern, wenn er mit Hautirritationen,<br />
Kopfschmerzen, Schwindel,<br />
Brechgefühl und mit Verschlechterung<br />
des Krankheitsbildes konfrontiert wird.<br />
Bestmögliche Qualität, die ihren Preis hat,<br />
kompetente Beratung durch Therapeuten,<br />
seriöse Verkaufsstellen, angepasste Lagerung<br />
und Dosierung, sind Grundvoraussetzung<br />
für den Einsatz der ätherischen Öle.<br />
Osmologie ist das traditionelle oder<br />
wissenschaftliche Wissen über die Heilwirkung<br />
von Duftstoffen über den Riechvorgang<br />
mit Schwerpunkt auf Nervensystem<br />
und Psyche. In der Therapie spricht<br />
man von Duftheilkunde oder Osmotherapie.<br />
Ein Grundprinzip bei der Auswahl<br />
der ätherischen Öle heisst: «Lass die Nase<br />
und dein Gefühl bestimmen, dein Körper<br />
und deine Seele werden es dir danken und<br />
positiv darauf antworten». Keine andere<br />
Therapieform kann mittels Inhalation von<br />
Düften unser Hirn so schnell und direkt<br />
ansprechen.<br />
Der Riechtest ist das Arbeitsinstrument<br />
und die Grundlage der Duftarbeit. Hierzu<br />
werden fundierte Kenntnisse benötigt. Ein<br />
hervorragendes Hilfsmittel in der Osmotherapie<br />
ist die Methodik über den archetypischen<br />
Duftkreis nach M. Henglein.<br />
Weg der Duftmoleküle<br />
Wie spärlich auf der einen Seite die<br />
Worte auch sein mögen, wenn es gilt, Düfte<br />
zu beschreiben, so reichhaltig sind die Gefühle,<br />
die bei der Dufteinatmung geweckt<br />
werden. In dem Augenblick, in dem wir die<br />
Duftstoffe wahrnehmen, haben sie bereits<br />
das limbische System erreicht, also jenen<br />
Teil des Gehirns von dem aus unsere Gefühlswelt<br />
und Emotionen gesteuert werden.<br />
Unser Geruchssinn steht in direkter Verbindung<br />
zu unserem Gedächtnis. Dies erklärt,<br />
warum Düfte so schnell und direkt Gefühle<br />
und gefühlsbetonte Gedanken wecken. Sie<br />
öffnen das Tor zum Unbewussten.<br />
Ein einfacher Selbsttest genügt, um in<br />
andere «Duftsphären» zu gelangen. Nehmen<br />
Sie einen unbekannten Duft, schliessen<br />
Sie die Augen, atmen die Duftmoleküle<br />
tief ein und versuchen Sie zu fühlen<br />
was passiert. Sie werden den Geruch als<br />
positiv oder negativ beurteilen, sehen<br />
Bilder, Ereignisse, spüren Wärme, Kälte,<br />
Schatten, etc.<br />
Die Osmotherapie nutzt die Informationen<br />
über die Gefühle seines Klienten und<br />
kann ihm helfen, mit den richtigen ätherischen<br />
Ölen, Blockaden zu lösen und sich<br />
energetisch auszugleichen.<br />
Duftbeschreibung<br />
Gerüche haben keine eigenen Namen.<br />
Daher ist es so schwierig, Düfte zu benennen.<br />
Je nachdem was gegessen wurde, ob<br />
wir krank sind, wie der Gemütszustand ist<br />
oder wie es um unseren Hormonhaushalt<br />
bestellt ist, steigen die individuellen Gerüche<br />
unterschiedlich in die Nase.<br />
Unverwechselbar zeigt sich auch der<br />
Duft des Partners. Pheromone sind geruchlos<br />
für uns Menschen und dennoch<br />
nehmen wir sie unbewusst wahr. Solche<br />
Signalstoffe oder sexuelle Lockstoffe wirken<br />
bereits in kleinsten Mengen (ein Milliardstel<br />
von einem Millionstel Gramm).<br />
Diese genügen jedoch, um ein winziges<br />
Organ in der Nase, das so genannte Jacobson-Organ,<br />
zu aktivieren. Es leitet die<br />
Reize direkt ins Gehirn, wo in Sekundenschnelle<br />
ein instinktiver Eindruck heraus<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Destillationsapparat aus Terrakotta im Museum von<br />
Taxila. Durch die Froschungsreise von Paolo Rovesti<br />
konnte das Destillationsgerät in das 3. Jahrtausend<br />
vor unserer Zeitwende datiert werden. Bildquelle:<br />
Buch: äth. Öle, Gildemeister & Hoffmann<br />
kristallisiert wird. Dieser Eindruck wird<br />
dementsprechend ausgedrückt: z.B. «Ich<br />
kann dich nicht riechen» oder «ich hab<br />
dich zum fressen gern».<br />
Nicht nur die Bezeichnung der Düfte<br />
machen Schwierigkeiten, auch die Qualität<br />
eines Geruchs lässt sich nicht gut feststellen.<br />
Dementsprechend wird ein Duft als angenehm,<br />
schön, reich, voll, stinkig, schimmlig,<br />
etc. betitelt. Auf den Geschmackssinn<br />
bezogen sprechen wir von sauer, süss,<br />
scharf. Mit dem Tastsinn werden Gerüche<br />
mit den Eigenschaften warm, kühl oder stechend<br />
umschrieben und was den Gesichtsund<br />
Gehörsinn anbelangt, kann es eine<br />
grüne Note sein oder ein schriller Duft.<br />
Letztendlich haben wir jedoch keine eigenen<br />
Begriffe dafür, obwohl es in Südmexiko<br />
totonakische Sprachen gibt, die ihre Düfte<br />
in Wörter fassen können.<br />
Der Weg über die Haut<br />
Die Haut wird durch warmes Wasser,<br />
durch Einreiben oder Massage angeregt und<br />
erwärmt, mit dem Ziel, die Durchblutung<br />
zu aktivieren und dadurch eine schnelle<br />
Aufnahme der Stoffe zu gewährleisten. In<br />
den Unterschichten der Haut folgt eine Umwandlung,<br />
damit die Stoffe von den Zellen<br />
aufgenommen und weiter transportiert<br />
werden können. Gelangen die Impulse in<br />
den Kreislauf- und/oder das Lymphsystem<br />
werden sie an ihren Bestimmungsort weiter<br />
geleitet – es sind also mehrere Barrieren<br />
zu überwinden. Verknüpfen wir eine Pflanzenbotschaft<br />
mit einer sanften Massage,<br />
dann «nähren» wir den Menschen mit der<br />
Berührung einerseits und mit der Pflanzenkraft<br />
andererseits. Eine Aroma-Massage ist<br />
Nahrung für unsere Seele.<br />
Der Weg über die Ausscheidung<br />
Nicht benötigte Stoffe werden innerhalb<br />
eines Tages über Niere, Blase oder<br />
Lunge ausgeschieden. Da der Organismus<br />
die natürlichen Stoffe erkennt und weiss,<br />
was zu tun ist, gibt es weder Ablagerungen<br />
noch Depotansammlungen im Körper.<br />
D i e S p r a c h e d e r D ü f t e<br />
Aromen können mit mehr Worten bezeichnet werden, als nur gut oder schlecht<br />
Farben feuerrot sonnengelb himmelblau braun<br />
orange grasgrün violett dunkel<br />
Geschmack scharf süss bitter sauer<br />
würzig honigartig ranzig prickelnd<br />
krautig vanillig modrig fäkalartig<br />
fruchtig klebrig muffig käsig<br />
kampferig minzig brenzlig fettig<br />
ananasartig nussig zitronig<br />
Duftnoten stechend heiter lieblich tabakartig<br />
spritzig erhebend schützend sinnlich<br />
dynamisch eklig holzig schwer<br />
klärend abweisend harzig bleiernd<br />
sonnig wässrig männlich heuig<br />
waldig blumig weiblich üppig<br />
tiefgreifend pudrig verführerisch schwül<br />
Wirkung anregend befreiend beruhigend narkotisch<br />
stechend einengend ausgleichend animalisch<br />
stimulierend luftig wärmend bleiern<br />
aufhellend zuschnürend erdend verunsichernd<br />
motivierend herausfordernd schwankend suggerierend<br />
impulsierend beängstigend wohlwollend verschleiernd<br />
vermittelt Kraft Energie Ruhe Geborgenheit<br />
Tatendrang Konzentration Urvertrauen Weitsicht<br />
Freiheit Antrieb Übelkeit Angst<br />
Halt Abschied Neubeginn Klarheit<br />
erinnert an.. Ferien Felsen Süden Meer<br />
Sonne Strand Mutter Vater<br />
Kindheit Grossmutter Sport Familie<br />
Krankheit Spital Erkältung Weihnacht<br />
Dufteinsatz kochen Körperpflege Dessert Raumduft<br />
würzen Parfüm Drink Putzen<br />
Duftplazierung Wohnzimmer Arbeitszimmer Schlafzimmer Keller<br />
Bad / Toilette Auto Handtasche Küche<br />
Nicht so bei synthetisch, chemischen<br />
Düften oder Medikamenten. Da hat unser<br />
Organismus keinen klaren Bestimmungsort<br />
für die unbekannten Stoffe. Deshalb werden<br />
sie im Fett abgelagert und angesammelt.<br />
Das hat zur Folge, dass der Mensch<br />
nach längerer Medikamententherapie eine<br />
unerwünschte Reaktion haben kann.<br />
Duftgeschichte<br />
Früheste Beweise wie Wandmalereien,<br />
Keramikgefässe, Behältnisse, Steine deuten<br />
darauf hin, dass diese schon 30'000 v. Chr.<br />
höchstwahrscheinlich zur Aufbewahrung<br />
von duftenden Ölen und Medizin dienten.<br />
In Taxila (Industal/Pakistan) befindet<br />
sich im Museum ein Destilliergerät aus<br />
der mittleren Steinzeit (ca. 3000 v. Chr.),<br />
die Periode der alten Induskulturen. Dieser<br />
Kultur ist das Verfahren zu verdanken,<br />
dass die Trennung von flüchtigen und festen<br />
Duftsubstanzen möglich ist.<br />
Der Holländer, Rembert Dodens (1517-<br />
1585), schreibt Kräuterbücher und stellt<br />
Duft in den Vordergrund.<br />
1623 wurde erstmals der Begriff Osmologie<br />
im Zusammenhang mit der Bekämpfung<br />
der Pest mittels Duftstoffen erwähnt.<br />
Julien-Joseph Virey (1775-1846), Begründer<br />
der Chronobiologie, hat die Osmologie<br />
ebenfalls erwähnt.<br />
Als «Stammvater» und Begründer der<br />
modernen Aromatherapie gilt Gattefossé<br />
(1881-1950). Paolo Rovesti (gest. 1983) zählt<br />
als Begründer der modernen Osmologie.<br />
In diesem Sinne möchte ich Sie ermutigen,<br />
bei der Auswahl und dem Einsatz von<br />
Duftstoffen Ihrer Nase zu vertrauen. So<br />
kann sich Ihr Feingefühl und die Sicherheit<br />
entwickeln, immer den richtigen Duftstoff<br />
zur Hand zu haben. Nebenwirkungen können<br />
auftreten, doch wie schon Hahnemann<br />
für die Homöopathie sagte: «Allein die Dosis<br />
macht, dass ein Ding kein Gift ist». l<br />
A U T O R I N<br />
Myrtha Gächter<br />
dipl. Aromatherapeutin, Aromatologin,<br />
Osmologin<br />
natura odoris, 8907 Wettswil<br />
Tel. 044-700 23 07, mgaechter@swissonline.ch<br />
A R O M ATO LO G I E T H E M A<br />
29<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
S P I R A L DY N A M I K P R A X I S<br />
Spiraldynamik:<br />
Wo Senioren auf<br />
Touren kommen<br />
Die Zeit der «schonungsbedürftigen Alten» ist<br />
vorbei. Der Trend geht endlich in Richtung mehr<br />
Bewegung. Mit Quantität ist es aber nicht getan.<br />
Bewegungs-Qualität steht im Zentrum – und viel<br />
Freude an Bewegung.<br />
◗ Barbara Eichenberger und Bea Miescher<br />
30<br />
Beim Menschen ist es ähnlich wie bei<br />
zuträglich oder geht es bei vielen um den<br />
Szenen zu üben. Denn, isolierte Übungen<br />
Autos: Es gibt kaum etwas schöneres, als<br />
Beweis, noch nicht alt zu sein? Der quan-<br />
bringen wenig. Aus diesem Grund brau-<br />
einen gepflegten, fahrtüchtigen Oldtimer.<br />
titative Anspruch steht im Vordergrund –<br />
chen ältere Menschen eine klare Strategie,<br />
Während der Jugend neben Schönheit<br />
die Qualität geht oft baden. Nur bewegen<br />
um ihre Sicherheit im Alltag zu behalten.<br />
auch Vergänglichkeit und Ungewissheit<br />
ist gut, intelligent bewegen ist besser. Das<br />
Konkret heisst das: Sturz-Prävention mit<br />
anhaftet, ist ein fiter älterer Mensch eine<br />
ist altersunabhängig, wird aber mit der<br />
propriozeptivem Training, und für den Fall<br />
wandelnde Erfolgsgeschichte. Die Statisti-<br />
Zeit immer wichtiger. Genau hinsehen<br />
des Falles Kraft und Bewegungskoordinati-<br />
ken belegen auch die Kehrseite: Gebrech-<br />
und klug trainieren lohnt sich. Mit Spiral-<br />
on, um reagieren und wenn möglich, selb-<br />
lichkeit, Stürze, Immobilität, Isolation<br />
dynamik haben Trainierende und Trainer,<br />
ständig wieder auf die Beine zu kommen.<br />
– wenn ältere Menschen ihre Mobilität<br />
einbüssen, wird die Rehabilitation schwierig.<br />
Zu oft wird Osteoporose als alleiniger<br />
Therapeuten und Therapierte ein messbares<br />
Qualitätsinstrument zur Hand – und<br />
auch zu Kopf.<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Bevor die Senioren auf wackelige Un-<br />
Sündenbock herangebeten. Das Potenzial<br />
eigenverantwortlicher Prävention ist<br />
auch im Alter gewaltig – und oft unaus-<br />
Spiraldynamik-Ansatz<br />
Im Zentrum der Spiraldynamik steht<br />
terlagen gestellt werden, wird die Basis<br />
geschöpft.<br />
Bewegungsqualität. Das Ziel ist ein Minimum<br />
an Abnutzung durch ein Maximum<br />
Falsch verstandenes Anti-Aging<br />
Guter Wille herrscht überall: 75jährige<br />
an Koordination. Das bedeutet anatomisch-funktionelle<br />
Bewegung, sprich Ab-<br />
Walker und Jogger, ja sogar Marathon-Ab-<br />
läufe, die im Alltag hilfreich sind. Deshalb<br />
solventen, sind vordergründig ein erfreu-<br />
brauchen besonders ältere Menschen in-<br />
liches und oft gesehenes Bild. Bei genau-<br />
telligente Bewegungsstrategien. Sollte es<br />
erem Hinsehen wird die Sache heikel:<br />
zu einem Sturz kommen, muss die Per-<br />
Walking mit X-Beinen und Knickfüssen<br />
son wissen, wie sie wieder auf die Beine<br />
schadet mehr, als dass es nützt. Die be-<br />
kommt. Die Hilflosigkeit bringt betagte<br />
tagten Gelenke federn nicht mehr so elas-<br />
Menschen oft in eine prekäre Situation.<br />
tisch wie in der Jugend, Schlag auf Schlag<br />
Deshalb ist es wichtig, neben Prävention<br />
werden aktive und passive Strukturen ge-<br />
auch ganz konkret mit und für Alltags-<br />
stresst. Die Nordic-Stöcke als Sportgerät<br />
mögen das Gefühl dynamischer Aktivität<br />
suggerieren – wer die Technik analysiert<br />
Am Anfang jeder positiven<br />
entdeckt überlastete, fehl positionierte<br />
Schultern und einen starren Brustkorb.<br />
Veränderung steht das<br />
Genau das Gegenteil von dem, was man<br />
mit dem körperdurchlüftenden Walking ei-<br />
Verständnis: Darauf baut<br />
gentlich möchte. Auch der 70jährige Marathonläufer<br />
beweist eine bewundernswer-<br />
das Erlernen intelligenter<br />
te Leistung. Aber ist das Leiden über 42<br />
Kilometer seiner Gesundheit tatsächlich<br />
Bewegung auf.<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Bewegungsfreude:<br />
Das Gehirn lernt am<br />
besten unter fröhlichen<br />
Bedingungen. Da kommt<br />
Bewegung und Gruppendynamik<br />
gerade recht!<br />
tung, Längsspannung der Wirbelsäule,<br />
sichernde Stabilität im unteren Rücken<br />
und entlastende Flexibilität in der Brustwirbelsäule.<br />
Der aufgerichtete Nacken und<br />
der zentrierte Kopf machen das Kunstwerk<br />
«Mensch» vollkommen. Spätestens hier<br />
stellen die meisten Kunden und Patienten<br />
konsterniert die Frage: "Warum hat mir<br />
das keiner gesagt?" Die Frage ist berechtigt.<br />
Was Spiraldynamik angeht, liegt die<br />
Antwort auf der Hand: Weil man es bisher<br />
noch nie so angesehen hat. Dreidimensionale<br />
Bewegungskoordination war bisher<br />
allenfalls im Spitzensport ein Thema. Je-<br />
Schritt 3: Beweglichkeit<br />
Das A und O der Mobilität im Alter<br />
ist Bewahrung oder Wiedererlangung<br />
der Beweglichkeit auf möglichst vielen<br />
Körpersegmenten. Die Bewegungseinschränkungen<br />
sind oft alarmierend. Das<br />
hat verschiedene Gründe: Falsch verstandenes<br />
"Sorge tragen" zum Körper durch<br />
übermässige Schonung war bis vor kurzem<br />
schon ab 50 angesagt. Geforderte Sittsamkeit<br />
war und ist auch nicht hilfreich:<br />
Still sitzen, nicht rennen, schon gar nicht<br />
hopsen oder hüpfen, speziell Frauen wurden<br />
bis in die 70er Jahre konsequent in die<br />
S P I R A L DY N A M I K P R A X I S<br />
doch wurde «Otto-Normalverbraucher»<br />
Schranken gewiesen. "Benimm di nid wi<br />
punktuell behandelt und auf Bewegungs-<br />
ne Bueb" mahnte Oma. Und immer wieder<br />
quantität getrimmt.<br />
fehlte und fehlt das Know-how. Die Rück-<br />
erarbeitet: Junge lernen schneller als die<br />
Alten – aber Senioren haben mehr Ver-<br />
Schritt 2: Wahrnehmen<br />
Nun geht es an die Erfahrung am ei-<br />
eroberung der Flexibilität vermittelt Bewegungsfreiheit<br />
und Umsicht. Zwei Faktoren,<br />
die für Sicherheit im Alltag entscheidend<br />
31<br />
netzungsmöglichkeiten. Das schöne dar-<br />
genen Leib. Wo bin ich in meinem Körper<br />
sind, ganz zu schweigen vom gesteigerten<br />
an: Der Lernerfolg ist fühl- und messbar.<br />
und wo will ich hin? Bei älteren Menschen<br />
Souveränitätsgefühl.<br />
Kein Mensch, auch kein betagter, muss<br />
mit Knickfüssen und X-Beinen durchs<br />
Leben gehen. Beinachsen und Fussgewöl-<br />
hat die Schwerkraft seit Jahrzehnten gewerkelt:<br />
Der vor verlagerte Kopf, der<br />
Rundrücken und instabile Beinachsen<br />
Schritt 3: Kräftigung<br />
Kraft ist das körpereigene ABS-Sys-<br />
be können bei geistiger Vitalität auch im<br />
gaben reichlich Ansatzpunkte, um den<br />
tem: Sicherheit kommt zustande, wenn<br />
Alter optimiert werden. Ein gestauchter<br />
Menschen aus dem Lot zu bringen. Die<br />
Muskeln stabilisieren, im entscheidenden<br />
Nacken mit seinen unerfreulichen Neben-<br />
Erkenntnis steht am Anfang der Gegen-<br />
Moment wohl dosiert halten und loslas-<br />
wirkungen (Nacken- und Kopfschmerzen,<br />
massnahmen. Eine spannende Reise durch<br />
sen können, auch unter erschwerten Be-<br />
Verspannungen, Buckel, bis hin zu Tin-<br />
den eigenen Körper. Nun können Ziele ins<br />
dingungen. Spiraldynamik setzt dabei auf<br />
nitus und anderen Einschränkungen der<br />
Visier genommen werden. Von heute auf<br />
propriozeptives Training. Nicht das Ge-<br />
Wahrnehmung) kann mit dem nötigen<br />
morgen geht wenig. Fehlhaltungen sind<br />
wicht der Hantel ist massgebend, sondern<br />
Know-how gestreckt, geöffnet und dyna-<br />
oft fixiert, die Beweglichkeit nicht mehr<br />
die <strong>Reflexe</strong> im Körper: Blitzschnell und<br />
misiert werden, damit die Energien wie-<br />
vorhanden, aber wie gesagt: Die «Golden<br />
angemessen reagieren können auf Verän-<br />
der – oder endlich – fliessen können. Der<br />
Ager» haben Zeit – und Interesse! Realisti-<br />
derungen. Instabile Unterlagen und Ther-<br />
starre Brustkasten kann zu einem flexiblen<br />
sche Ziele motivieren mehr als Ideale.<br />
abänder versetzen den Körper in mittleren<br />
Brustkorb werden und kluge Kräftigung<br />
und sanftes Stretching vermitteln lebendige<br />
Dynamik auf Schritt und Tritt. Das<br />
Balance mit<br />
vermittelt Standsicherheit und einen erweiterten<br />
Bewegungsradius. Zudem fühlt<br />
Unterstützung:<br />
es sich einfach gut an. Zunehmender Erfolg<br />
macht zunehmend Freude: Genau das<br />
Kritischen Alltags-<br />
richtige Rezept, um die Schwerkraft und<br />
Schwermut auszutricksen. Grosse Worte,<br />
situationen kann<br />
denen wir mit Spiraldynamik praktische<br />
Taten folgen lassen.<br />
begegnet werden,<br />
Schritt 1: Aufrichten<br />
Um etwas erkennen zu können, muss<br />
man hingucken: Ein Blick in die Theorie<br />
wenn die Situation<br />
bekannt ist.<br />
veranschaulicht durch Modelle, Bilder und<br />
Animationen die natürliche Funktion des<br />
Das kann mit<br />
Körpers. Wer hautnah das Leiden einer<br />
geplagten Bandscheibe erkennt, kann sie<br />
Reflextraining geübt<br />
mit Überzeugung und Know-how entlasten.<br />
Konkret heisst das: Beckenaufrich-<br />
werden.<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
S P I R A L DY N A M I K P R A X I S<br />
32<br />
I N S E R AT<br />
Aufruhr: Nichts ist stabil, das Gehirn tut<br />
sein bestes, muss aber einen Grossteil der<br />
Reaktionen an die viel schnelleren <strong>Reflexe</strong><br />
delegieren – Körper und Geist arbeiten auf<br />
Hochtouren. Die Bewegungen sind funktional,<br />
also nicht isoliert, sondern von Alltagsbewegungen<br />
abgeleitet.<br />
Schritt 5: Integration<br />
Die Königsdisziplin der Spiraldynamik<br />
ist die Integration in den Alltag. Was<br />
Königsdisziplin:<br />
Flexibilität, Koordination<br />
und Sicherheit können<br />
Schritt für Schritt zurückerobert<br />
werden. Gelebte<br />
Körperintelligenz ist die<br />
<strong>Reflexe</strong> 4 <strong>2010</strong>:Therapie und Praxis 1-6/05 13.10.<strong>2010</strong> 16:58 Uhr Seite 1<br />
beste Prävention.<br />
Bewährtes erhalten, dem medizinischen Fortschritt verpflichtet:<br />
AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel<br />
Wir bilden seit 35 Jahren<br />
aus. Profitieren Sie von<br />
unserer Erfahrung. Die<br />
APM-Ausbildung entspricht<br />
den EMR-Richtlinien zur<br />
Anerkennung von Praxen<br />
und wird von der ASCA<br />
Stiftung anerkannt.<br />
Wir unterrichten:<br />
- Meridianmassage<br />
- Akupunkturpunkte<br />
- Narbenpflege<br />
- Wirbelsäulentherapie<br />
- Gelenkmobilisation<br />
- Ohr-Befunderhebung<br />
Die APM nach Penzel<br />
- ist eine der ältesten Meridiantherapien in Europa.<br />
- ist ganzheitliche Behandlung von funktionellen<br />
Störungen der Organe, des Bewegungsapparates<br />
und des Vegetativums.<br />
- ist nur an der Penzel-Akademie erlernbar.<br />
EUROPÄISCHE PENZEL-AKADEMIE ®<br />
Willy-Penzel-Platz 1-8 • D-37619 Heyen bei Bodenwerder<br />
T: +49 55 33/97 37-0 • www.apm-penzel.com<br />
Kursort in der Schweiz: St. Niklausen OW<br />
Sekretariat Susanne Bärlocher<br />
Steinwichslen 27, Postfach 72, 9052 Niederteufen<br />
Tel.: 071 / 330 00 22 sekretariat@apmnachpenzel.ch<br />
S p i r a l d y n a m i k<br />
Spiraldynamik<br />
wurde 1992 vom Basler Arzt Christian<br />
Larsen und der französischen Physiotherapeutin<br />
Yolande Deswarte gegründet.<br />
Kunst und Wissenschaft menschlicher<br />
Bewegung wurde von einem interdisziplinären<br />
Team zu einem lehr- und<br />
lernbaren Konzept entwickelt; zu einer<br />
«Gebrauchsanweisung für den eigenen<br />
Körper». Heute sind über 5’000 Fachkräfte<br />
im deutschsprachigen Europa, in<br />
Tschechien und Frankreich ausgebildet.<br />
entdeckt, entwickelt und optimiert wurde,<br />
wird im Leben angewandt. Längsspannung<br />
der Wirbelsäule und bewusste<br />
links-rechts Verschraubung von Ober- und<br />
Unterkörper sowie lotrechte Beinachsen<br />
durch aktive Muskelketten auf Schritt<br />
und Tritt ermöglichen eine Art Ganztagstraining.<br />
Nicht eine halbe Stunde isoliert<br />
üben, sondern den ganzen Tag richtig<br />
Bewegen ist das Ziel des Spiraldynamik-<br />
Trainings.<br />
Für wen eignet sich<br />
Spiraldynamik?<br />
Grundvoraussetzung für Erfolg mit<br />
Spiraldynamik ist Lernfähigkeit und der<br />
Wille, aktiv etwas am eigenen Bewegungsverhalten<br />
ändern zu wollen. Sind diese<br />
Voraussetzungen gegeben, sind die Erfolge<br />
meist erfreulich: Wie fast überall sind vor<br />
allem Frauen bereit, aktiv etwas für ihre<br />
Gesundheit zu tun und den Qualitäts- vor<br />
den Leistungsaspekt zu stellen. Männer<br />
sind allerdings schwer am Aufholen und<br />
enorm begeisterungsfähig: Die Logik und<br />
Lernbarkeit des Spiraldynamik-Konzepts<br />
überzeugt sie. Was der Erfolg des Konzeptes<br />
im hohen Alter betrifft, gilt folgende<br />
Faustregel: Solange der Mensch in der<br />
Lage ist, eine Sprache zu lernen, kann er<br />
auch Spiraldynamik verstehen und umsetzen.<br />
Ein Gesundheitspotenzial, das mit<br />
zunehmender Lebenserwartung der Menschen<br />
an Wichtigkeit gewinnt. l<br />
A U T O R I N N E N<br />
Barbara Eichenberger-Wiezel<br />
& Bea Miescher<br />
Spiraldynamik AG<br />
Toblerstrasse 51<br />
8044 Zürich<br />
Tel. 087-888 68 88<br />
www.spiraldynamik.com<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
P U B L I R E P O R TA G E M A R K T<br />
33<br />
- die neue Dimension in der<br />
Massage<br />
Dieser revolutionäre «Daumen», der an der ETH Zürich entwickelt wurde, bringt grossen Nutzen – für die<br />
Therapeuten und die Patienten.<br />
Früher plagten Robert Don seine Finger<br />
bei der Arbeit als Podologe und Masseur.<br />
Des Leidens überdrüssig, baute er kurzerhand<br />
einen gummierten Massage-<br />
Daumen-Prototypen, den er als Schutz<br />
einsetzte. Seine Klienten waren begeistert<br />
– einer ganz besonders. Dieser verfügte<br />
als erfolgreicher High-Tech-Unternehmer<br />
über gute Kontakte zur ETH Zürich. Die<br />
Wissenschaftler erkannten in der Idee<br />
eine technologische Herausforderung und<br />
begannen in Zusammenarbeit mit Robert<br />
Don und der Surgimed AG den revolutionären<br />
Massage-Daumen zu entwickeln.<br />
12 Monate dauerte dieser aufwändige Entwicklungsprozess,<br />
bis der «SiliDon» fertig<br />
gestellt und in Produktion gehen konnte.<br />
Beste Qualität beim Material garantiert<br />
einen einwandfreien Einsatz des Daumens<br />
über mehrere Jahre.<br />
Die Einsatzgebiete<br />
Der SiliDon ® Massage-Daumen aus biokompatiblem<br />
Material, sterilisierbar bis<br />
140°C, kann in folgenden Bereichen zum<br />
Einsatz gelangen: Fussreflexzonenmassage,<br />
Sportmassagen, Klassische Massage,<br />
Dorn Breuss-Therapien, Cellulite-Massagen,<br />
Triggerpunkttherapien usw.<br />
Die Vorteile<br />
Die Erfahrungen mit dem SiliDon-Daumen<br />
haben gezeigt, dass die Therapeuten ihre<br />
gewohnten Massagetechniken in einer<br />
komplett neuen Form kennen lernen: Die<br />
Gleitfähigkeit hat sich als deutlich verbessert<br />
herausgestellt, die Druckverteilung<br />
ist optimal, das Gelenk wird stabilisiert,<br />
der Daumen wird vor Rissen und Verletzungen<br />
geschützt. Und zu guter Letzt benötigt<br />
der Therapeut weniger Massageöl.<br />
Vorteilhaft für die Patienten ist, dass diese<br />
keine Fingernägel mehr spüren, die<br />
Massage ist sehr angenehm, sanfter und<br />
behaarte Zonen lassen sich schonender<br />
massieren.<br />
SiliDon ® Vertrieb in der Schweiz<br />
Exklusivvertrieb Massage/Therapie:<br />
Simon Keller AG, Burgdorf<br />
T 034 420 08 38, info@simonkeller.ch<br />
Mehr Infos: www.silidon.ch<br />
Daumen-Grössen: XS, S, M, L, XL<br />
Preis: Fr. 85.– pro Stück<br />
S<br />
XS<br />
XL<br />
L<br />
M<br />
Non Sterile<br />
Surgimed Ag<br />
Mövenstrasse 12, 9015<br />
www.ulrich-swiss.ch<br />
SChoNEND für pA<br />
UND MASSEUr<br />
AUSGEzEiChNEtE<br />
DrUCkvErtEilUNG<br />
StEriliSiErbAr biS<br />
SiliDoN ® bEStEht<br />
biokoMpAtiblEM<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong><br />
MASSAGE-DA
S I N N E & M U S K U L AT U R P R A X I S<br />
34<br />
Der sechste Sinn geht unter die<br />
Haut – Der Muskel als Sinnesorgan<br />
Im ganzen Körper wohnen Abermilliarden von Nervenzellen, vernetzt und gesteuert in der Grosshirn-Zentrale.<br />
In fünf Sinne soll das ganze Netzwerk unterteilt sein, ich plädiere für einen sechsten Sinn – die Muskulatur.<br />
◗ Karin Albrecht<br />
Schauen, hören, riechen, schmecken und<br />
fühlen – das Fühlen jedoch bezieht sich<br />
stark auf die Hautoberfläche. Dabei werden<br />
all die wunderbaren Wahrnehmungen<br />
unseres Körpers, der Bewegungen, der<br />
Körperhaltung tief unter der Haut generiert.<br />
Das Erleben dieses Platzes, wo das<br />
Ich-Gefühl wohnt, wird überwiegend über<br />
die Nervenrezeptoren in unserem Körper<br />
zu den Muskeln, Sehnen und Gelenken geleitet.<br />
Und genau dort liegt ein wichtiger<br />
Schlüssel.<br />
Je tiefer desto anspruchsvoller<br />
Eine attraktive Körperhaltung, eine<br />
schöne Erscheinung, ein flacher Bauch,<br />
ein starker gesunder Rücken oder ein belastbarer<br />
Beckenboden – sind Wünsche<br />
und Bedürfnisse mit denen ich jeden Tag<br />
konfrontiert bin. Die oben genannten Aspekte<br />
sind die wichtigsten Motivationen<br />
für Training und Bewegung und die Abwesenheit<br />
derer, häufigste Ursache für<br />
Schmerz, Unwohlsein und Therapie. Das<br />
moderne Bewegungskonzept Antara® orientiert<br />
sich genau an diesen Bedürfnissen<br />
und an diesen Aspekten. Die Umsetzung<br />
jedoch bedingt wache Sinne und gute, tiefe<br />
Körperwahrnehmung.<br />
Die Muskelschichten –<br />
ein Zwiebelsystem<br />
Die oberflächlichen, grossen Muskeln<br />
sind einfach zu spüren. Sie sind auch einfach<br />
anzuspannen und zu verbessern. Die<br />
tiefen Muskelschichten, die Muskeln, die<br />
für das Erscheinungsbild, die Körpersilhouette<br />
verantwortlich sind, liegen tief im<br />
Körper drin, nah an den Gelenken und es<br />
braucht Zeit und Feingefühl diese Muskeln<br />
zu finden. Die tiefste Schicht, mitten im<br />
Körper, im Rumpf ist das Core-System. Im<br />
Core-System arbeiten vier Muskeln (M.<br />
multifidii, Beckenboden, M. tranversus,<br />
Zwerchfell) zusammen. Sie schützen die<br />
Lendenwirbelsäule, den Beckenboden und<br />
sie bestimmen die Bauchform sowie die<br />
Atemkraft.<br />
Das Core-System<br />
Die Körperhaltung und das<br />
Körperbild<br />
Meine Erfahrung ist, dass viele Menschen<br />
ein unreales Körperbild von sich<br />
haben. Wenn sie sich dann überraschend<br />
entdecken, sei es auf einem Foto oder<br />
in einem Spiegel, erschrecken sie. Wie<br />
kommt es, dass der Körper verloren geht,<br />
dass die reale Form sich von der Vorstellung<br />
entfernt? Es ist das monotone Sitzen,<br />
Bewegungsmangel und Fehlhaltungen!<br />
Wenn jemand täglich<br />
während Stunden in einer<br />
Beugung sitzt, wenig<br />
und ohne Längsspannung<br />
geht und sich in<br />
eine bequeme Haltung<br />
hängt, dann werden<br />
diese Alltags-Haltungen<br />
zur Norm.<br />
Erst wehrt sich der Körper<br />
(z.B. mit Verspannungen),<br />
irgendwann<br />
jedoch gibt er auf, je<br />
nach Belastung und<br />
Belastbarkeit. Er macht<br />
aus den Verspannungen<br />
Triggerpunkte, aus Störungen werden Verletzungen,<br />
Bandscheibenschäden, Abnützung<br />
und das Core-System «vergisst», wie<br />
es eigentlich funktionieren sollte, vergisst<br />
seinen «Urprint».<br />
Eigentlich müsste die Mitte, das Core-<br />
System, immer in einer leichten Spannung<br />
arbeiten und in einer gewissen Festigkeit<br />
sein, so dass die äussere Muskulatur entspannt<br />
auf Bewegung und Leistung warten<br />
kann, so dass die Körperhaltung ökonomisch<br />
ist.<br />
Dynamische Körperhaltung,<br />
das Core-System<br />
funktioniert.<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Durch schlechte Körperhaltung<br />
und Beugung<br />
(sitzen) wird das<br />
Core-System<br />
gestört,<br />
der untere Rücken und<br />
der Beckenboden sind belastet und der<br />
Bauch wird nach aussen geschoben.<br />
Erst die Nerven,<br />
dann die Muskeln<br />
Im Laufe der Haltungsveränderung<br />
verändert sich als erstes die Ansteuerung<br />
und die Innervierung der Muskulatur.<br />
Anschliessend verändert sich die Zusammensetzung<br />
der Muskulatur, der Fettanteil<br />
wird immer höher und der Muskelanteil<br />
nimmt ab. Je fortgeschrittener dieser Prozess<br />
ist, desto schwieriger wird es, seine<br />
Lendenlordose und seine Beckenposition<br />
wahrzunehmen. Dieser Veränderungsprozess<br />
muss so früh wie möglich gestoppt<br />
bzw. rückgängig gemacht werden.<br />
Um diese Veränderungen zu vermeiden<br />
oder rückgängig zu machen, braucht<br />
es eine feine Wahrnehmung und sanfte<br />
Ansteuerung. Es braucht Core- und Haltungs-Arbeit.<br />
Das Core-System kann über drei Zugänge<br />
geweckt werden: über den Beckenboden,<br />
den Unterbauch oder über die kleinen<br />
Rückenmuskeln Multifidii.<br />
Um den Muskel aufzuwecken, muss<br />
er so präzise wie möglich gespürt werden.<br />
Anschliessend muss diese Muskulatur<br />
langsam angespannt und die Spannung<br />
während 3-4 Atemzügen gehalten werden<br />
können. Diese Übung führt zurück<br />
zum «Urprint». Das Besondere an dieser<br />
Muskulatur ist, dass es nicht lediglich um<br />
Kraftfähigkeit geht, sondern vielmehr um<br />
die Funktion, d.h. die Verbesserung dieser<br />
Muskulatur ist eine koordinative Leistung<br />
und bedeutet demnach eine reine Sinnesund<br />
Kopf-Arbeit.<br />
Den Sinnen einen Weg bahnen<br />
Wer sich in dieser Tiefe noch nie gespürt<br />
hat, die Sinne ihren Weg dahin noch<br />
nicht gefunden haben, ist dankbar für taktile<br />
Unterstützung.<br />
Medizinische Masseure haben ideale<br />
Vorraussetzungen, um Kunden und Patienten<br />
zu helfen, die Wahrnehmung in die<br />
Tiefe zu schicken. Propriozeptive Unterstützung<br />
der Masseure gibt den Kunden<br />
Orientierung und Sicherheit. In der Ausbildung<br />
zum Antara®-med. Masseur des<br />
<strong>vdms</strong> lernen Sie die tiefe Core-Muskulatur<br />
zu tasten und zu testen. Sie lernen, wie<br />
sich die korrekte Ansteuerung anfühlen<br />
muss, so dass der Kunde und der Patient<br />
lernen und üben können.<br />
l<br />
A U T O R I N<br />
KURSE ANTARA ®<br />
Werden Sie Antara ® -med. Masseur<br />
Das funktionieren des Core-Systems<br />
hängt direkt mit der Körperhaltung und<br />
den Haltungen im Alltag zusammen.<br />
Deshalb lernen Antara®-med. Masseure<br />
unter anderem auch, wie man die Körperhaltung<br />
analysiert, optimiert und korrigiert.<br />
Hier schliesst sich der Kreis und wir sind<br />
zurück bei den Sinnen, bei den sinnlichen<br />
Wahrnehmungen. Um eine Körperhaltung<br />
zu verändern muss man sich dieser<br />
erstmal bewusst sein. Um eine Veränderung<br />
zu generieren, muss man aufmerksam<br />
seine Gefühle und inneren Bilder<br />
beobachten. Haltungsveränderung geht<br />
stets über differenzierte Wahrnehmung,<br />
Selbst-Reflexion und Mut aus seiner<br />
Komfort-Zone (Norm-Haltung) raus zu<br />
wagen. Es ist ein spannender Weg, mit<br />
wertvollen Zielen, denn Schönheit, ein<br />
starker Rücken, ein flacher Bauch, für wen<br />
ist dies nicht relevant?<br />
3teilige Ausbildung zum/r<br />
Antara ® -med. MasseurIn:<br />
Teil 1: 16. – 17. Februar 2011<br />
Teil 2: 19. – 20. Oktober 2011<br />
Teil 3: 9. – 10. Februar 2012<br />
Detaillierte Ausbildungsausschreibung<br />
siehe Weiterbildungsbroschüre 2011<br />
oder www.<strong>vdms</strong>.ch › Weiterbildung.<br />
B U C H H I N W E I S<br />
Inhalte, Illustrationen und Fotos<br />
mit freundlicher Druckerlaubnis<br />
des Haug Verlages aus:<br />
Körperhaltung –<br />
gesunder Rücken durch<br />
richtiges Training<br />
K. Albrecht<br />
Haug Verlag, 2005<br />
ISBN-Nr. 9783830472476<br />
Intelligentes Bauchmuskeltraining<br />
K. Albrecht<br />
Haug Verlag, ab Dez. <strong>2010</strong><br />
ISBN-Nr. 978-3830473169<br />
Karin Albrecht<br />
Fachbuchautorin und Leiterin star-school for<br />
training and recreation Schweiz,<br />
Seefeldstrasse 207, 8008 Zürich,<br />
Tel. 044-383 55 77, www.star-education.ch<br />
S I N N E & M U S K U L AT U R P R A X I S<br />
35<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
I N F O S v d m s I N T E R N V D M S<br />
36<br />
■ Erweiterung der Servicepalette für Mitglieder<br />
<strong>vdms</strong> Mitglieder sparen<br />
Versicherungsprämien<br />
Durch die Zusammenarbeit mit der Neutrass<br />
Versicherungs-Partner AG, Rotkreuz,<br />
erweitert der <strong>vdms</strong> die Servicepalette<br />
für die Verbandsmitglieder. Speziell für<br />
Medizinalpersonen zugeschnittene Versicherungslösungen<br />
entlasten nicht nur Ihr<br />
Budget, sondern geben Ihnen die Sicherheit,<br />
im Schadenfall wirklich richtig versichert<br />
zu sein.<br />
Ein Partner für all Ihre<br />
Versicherungen<br />
Unter dem Namen Neutra-Medica spezialisiert<br />
sich die Neutrass AG bereits seit<br />
über 15 Jahren auf die Ausarbeitung von<br />
Rahmenverträgen für medizinische und<br />
paramedizinische Berufsgruppen. Die rund<br />
20 Mitarbeitenden garantieren mit ihrer<br />
Ausbildung und Erfahrung für eine professionelle<br />
Betreuung ihres Versicherungs-<br />
Bestandes. Dank des gut ausgebauten Vertriebsnetzes<br />
mit Standorten in der ganzen<br />
Schweiz ist die Vor-Ort-Betreuung gewährleistet,<br />
denn bei Versicherungen bilden der<br />
persönliche Kontakt und das gegenseitige<br />
Vertrauen die Basis für eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit.<br />
Branchengerechte<br />
Versicherungslösungen<br />
Die Rahmenverträge Neutra-Medica<br />
decken den Versicherungsbedarf der <strong>vdms</strong><br />
Mitglieder optimal ab. Die Produktepalette<br />
reicht von der Betriebshaftpflicht-Versicherung<br />
bis hin zur beruflichen Vorsorge,<br />
womit jeder Lebens- und Berufssituation<br />
Rechnung getragen wird. Nebst den guten<br />
Vertragsbedingungen liegt der Vorteil von<br />
Rahmenverträgen darin, dass die <strong>vdms</strong><br />
Mitglieder von attraktiven Prämien profitieren<br />
können. Sie haben daher stets die<br />
Gewissheit, eine Versicherung mit hervorragendem<br />
Preis-/ Leistungsverhältnis zu<br />
haben und können sich voll auf ihre Haupttätigkeit<br />
konzentrieren.<br />
Unverbindlich informieren<br />
Um den neuen Verbandsservice zu nutzen,<br />
kontaktieren Sie ganz einfach einen<br />
der Neutra-Medica-Berater und verlangen<br />
Sie Ihre unverbindliche Offerte. Natürlich<br />
finden Sie das Angebot auch im Internet.<br />
Unter www.neutra-medica.ch können Sie<br />
mit wenigen Mausklicks Ihre Offerte bestellen<br />
und sich über diverse Themen im<br />
Versicherungsbereich informieren. l<br />
I h r e N e u t r a - M e d i c a - B e r at e r<br />
Region Deutschschweiz Region Tessin Region Tessin<br />
Neutrass Versicherungs- Alessandro Beretta Neutrass<br />
Partner AG<br />
Suisse Romande<br />
Schöngrund 26 Via Fesciano 8 Rue de la Gare 18<br />
6343 Rotkreuz 6965 Cadro 1260 Nyon<br />
Tel. 041-799 80 40 Tel. 091-940 29 00 Tel. 022-362 33 34<br />
Region Ostschweiz Region Graubünden Region Nordschweiz<br />
Koch & Partner AG Swissbroke AG Neutrale Versicherungsberatung<br />
Wanner<br />
Hauptstrasse 14 Stellweg 4 Kleebodenweg 1<br />
8280 Kreuzlingen 7005 Chur 4222 Zwingen<br />
Tel. 071-672 76 82 Tel. 081-354 98 88 Tel. 061-761 88 40<br />
■ INFOS <strong>vdms</strong><br />
<strong>vdms</strong> stellt Verbandstätigkeiten<br />
vor<br />
hk. Im <strong>2010</strong> konnten wir wiederum bei<br />
verschiedenen Abschlussklassen die vielseitigen<br />
Verbandstätigkeiten vorstellen<br />
und über aktuelle Themen rund um den<br />
med. Masseur berichten.<br />
Ein herzliches Dankeschön gilt folgenden<br />
Fachschulen, welche uns immer wieder<br />
die Möglichkeit anbieten:<br />
l Massagefachschule Dickerhof AG in<br />
Emmenbrücke<br />
l Prophylaxe Gesundheits- und Schulungszentrum<br />
AG in Bern<br />
Die Schulabsolventen erhalten vom<br />
<strong>vdms</strong> kostenlos ein Jahresabonnement<br />
unserer Zeitschrift REFLEXE sowie einen<br />
Geschenkgutschein über Fr. 100.00, welcher<br />
bei einer Mitgliedschaft oder bei einem<br />
Weiterbildungskurs eingelöst werden<br />
kann.<br />
Wir wünschen den zukünftigen med.<br />
Masseur(e)Innen einen guten Start ins Berufsleben<br />
und grosse Genugtuung bei ihrer<br />
Tätigkeit.<br />
l<br />
Nachqualifikation<br />
MM FA SRK<br />
hk. Eine letzte Gelegenheit bietet sich<br />
allen Masseur(en)Innen, welche nicht<br />
über den MM FA SRK verfügen, diesen bis<br />
Ende 2011 noch zu erlangen.<br />
Wir haben uns bei den Fachschulen,<br />
welche med. Masseur(e)Innen ausbilden<br />
erkundigt, ob sich solche Möglichkeiten<br />
bieten würden. Die verschiedenen<br />
Schulen haben unterschiedliche Modelle,<br />
überprüfen die Dossiers der interessierten<br />
Masseur(e)Innen individuell und zeigen<br />
Ihnen Ihre Möglichkeiten auf. Informieren<br />
Sie sich direkt bei den Fachschulen. l<br />
WICHTIG: ASCA-<br />
Anerkennung<br />
hk. Um die ASCA-Anerkennung aufrecht<br />
zu erhalten, beachten Sie bitte, dass Sie<br />
eine Kopie des aktuellen EMR-Qualitätslabels<br />
an das Sekretariat senden. l<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
■ Sa, 4. September <strong>2010</strong> – Rückblick<br />
Klangschalen Einführungskurs<br />
Erfreulicherweise konnten wir den Kurstag<br />
mit 15 Teilnehmenden durchführen.<br />
Im letzten Jahr war der Kurs nicht ganz<br />
ausgebucht. Schön, wenn das Interesse<br />
am Thema Klangschalen vermehrt geweckt<br />
wurde.<br />
Wie schon im Vorjahr war für mich als<br />
Dozentin der hohe Frauenanteil auffallend.<br />
Dies beruht bestimmt auch auf der Tatsache,<br />
dass mehr Frauen im therapeutischen<br />
Bereich tätig sind. Die Teilnehmenden waren<br />
sehr interessiert, welche Schale welche Aufgabe<br />
oder besser gesagt, welche Wirkung sie<br />
hat. Wie auch bei anderen Einführungskursen<br />
war die Anfangsschwierigkeit, die Schale<br />
optimal anzuschlagen. Was sehr leicht aussieht,<br />
entpuppt sich schwieriger als gedacht.<br />
Durch die verschiedenen praktischen Übungen<br />
an sich selbst bekommt man schnell etwas<br />
Routine. Dadurch wird auch die Wahrnehmung<br />
der verschiedenen Klänge hörbar<br />
Albrecht Karin,<br />
Fachlehrerin für<br />
Körperhaltung<br />
und Beweglichkeit<br />
Kurse:<br />
Antara ® med.<br />
Masseur<br />
Brumm Vreni,<br />
dipl. Erwachsenenbildnerin<br />
HF,<br />
Kneipp Hydrotherapeuting,<br />
dipl. Pflegefachfrau<br />
HF<br />
Kurs: Wickel und<br />
Kompressen<br />
und man erkennt doch schon die kleinen<br />
Nuancen der Klang Qualität. Im Verlaufe des<br />
Tages wurden die verschiedenen Handgriffe<br />
gezeigt und geübt. Krönender Abschluss des<br />
Tages war, dass wir eine kleine Klangmassage<br />
machen konnten.<br />
Es hat mir sehr viel Freude bereitet den<br />
Kurstag zu unterrichten und neuen Menschen<br />
die Faszination der Klänge näher zu<br />
bringen.<br />
Dozentin: Raphaela Lerch-Wapf l<br />
AUSBLICK KURSE 2012<br />
Im Jahr 2012 ist wieder ein Klangschalen<br />
Einführungskurs geplant und eine<br />
umfassendere Weiterbildung in Klangschalenmassage<br />
wird überprüft.<br />
Neue Dozenten 1. Halbjahr 2011:<br />
Tanner Bruno,<br />
Lebensberater,<br />
Mentaltrainer<br />
und Turnlehrer<br />
Kurs:<br />
Starke Gedanken<br />
Urbach<br />
Alexandre,<br />
Naturarzt, Lach<br />
Yoga Therapeut<br />
Kurs:<br />
Lach Yoga<br />
D A N K E S C H Ö N !<br />
hk. Wir sind stolz und dankbar für ein<br />
erfolgreiches Jahr und danken Ihnen für<br />
Ihre Verbandstreue.<br />
Der Vorstand, das Sekretariat<br />
und die Redaktion wünschen<br />
Ihnen frohe Festtage und<br />
ein gutes neues Jahr!<br />
REFLEXE<br />
Themen 2011<br />
hk. An der Vorstandssitzung vom 3. September<br />
haben wir im Beisein von Frau<br />
Verena Biedermann, Redaktorin unserer<br />
Zeitschrift REFLEXE – Zeitschrift für physikalische<br />
Therapie und Herr Johannes<br />
Weiss, Grafiker, die Themen 2011 besprochen<br />
und festgelegt.<br />
Freuen Sie sich auf folgende <strong>Ausgabe</strong>n<br />
mit den Schwerpunktthemen:<br />
März<br />
Juni<br />
September<br />
<strong>Dezember</strong><br />
Bewegung<br />
Angst<br />
Stoffwechsel<br />
Energie<br />
Haben Sie vielleicht einen spannenden<br />
Beitrag dazu oder möchten Sie ein ganz<br />
spezielles Thema unter einem bestimmten<br />
Titel behandelt haben? Auf Ihre Rückmeldungen<br />
freut sich die Redaktorin:<br />
vb@bmo.ch, Tel. 044-905 99 88 l<br />
R Ü C K B L I C K – A U S B L I C K V D M S<br />
37<br />
Sonderegger<br />
Marcel,<br />
Dr. Psychologe<br />
FSP<br />
Kurs:<br />
Das Enneagramm,<br />
Einführung<br />
Zainzinger<br />
Manfred,<br />
Senior Instructor<br />
Kurse:<br />
Die Original<br />
Bowen ® -Technik<br />
Furrer Jinendra,<br />
Ayurvedamassage-<br />
Dozent, dipl. in Ayurveda-Therapie<br />
und<br />
Massage, Craniosacral-Therapie<br />
und<br />
Shiatsu<br />
Kurs: Ayurvedische<br />
Ganzkörpermassage<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
W E I T E R B I L D U N G 2 011 V D M S<br />
38<br />
Neue Kurse 1. Quartal 2011<br />
■ Montag, 17. Januar 2011<br />
Starke Gedanken<br />
Alles spricht von mentaler Stärke. Der<br />
Volksmund sagt, «Alles beginnt im Kopf».<br />
Wer erfolgreich, zufrieden und gesund<br />
sein will, braucht starke Gedanken. Dieser<br />
Kurs zeigt den Teilnehmenden auf, wie<br />
starke Gedanken aufgebaut werden und<br />
welche zusätzlichen Schritte es braucht,<br />
um die geistige Ursache im Alltag erfolgreich<br />
umzusetzen.<br />
Mental starke Menschen wissen, dass<br />
Probleme ihre ganz persönlichen Entwicklungshelfer<br />
sind. Probleme sind die Botschaft<br />
■ Samstag, 12. Februar 2011<br />
Immer gut zu(m) Fuss?<br />
Vor ca. 4 Millionen Jahren hat der Mensch<br />
begonnen sich aufzurichten. Aus vier<br />
multifunktionellen Greif-Stützorganen<br />
hat er zwei Greiforgane und zwei Stützorgane<br />
geschaffen. Um die Hände «frei»<br />
zu bekommen hat er seine ganze Grundkonstruktion<br />
modifiziert – um mit beiden<br />
Beinen bzw. Füssen Bodenkontakt zu<br />
halten. Dieser Vorgang blieb nicht ohne<br />
Folgen.<br />
Viele Jahrtausende war der Mensch<br />
als Nomade auf Wanderschaft und beanspruchte<br />
somit seine Füsse in besonderem<br />
Masse. Mit der zivilisatorischen Entwicklung<br />
traten jedoch eine Reihe von Veränderungen<br />
ein, die dem Fuss nicht automatisch<br />
zum Vorteil gelangten.<br />
Schuhe, zunächst als Schutz der Füsse<br />
gedacht, sind teilweise zu einem Modeartikel<br />
geworden, dessen Nutzen allzu oft dem<br />
Aussehen untergeordnet wird. Eingepfercht<br />
in Strümpfe und Schuhe wird der Fuss vieler<br />
Fähigkeiten beraubt: Ertasten des Untergrundes,<br />
Oberflächenbeschaffenheit,<br />
Temperatur, usw. werden nur unvollständig<br />
wahrgenommen und verzögern die erforderlichen<br />
reflektorischen Antworten. Zu<br />
wenig unterschiedliche mechanische Reize<br />
durch natürliche Bodenbeschaffenheit lassen<br />
teilweise Fussmuskeln verkümmern,<br />
in deren Folge sich die gesamte Fusskonstruktion<br />
verändert.Dieses kann wiederum<br />
Konsequenzen auf die ganze Körperstatik<br />
mit sich bringen. Der Mensch ist zudem<br />
des Lebens, das bisherige Denken kritisch<br />
zu hinterfragen und mit einem veränderten<br />
Denken das Problem zu lösen. Ein Problem<br />
vom Dauerläufer, vom Bewegungstier, zum<br />
Dauersitzer mutiert; Arbeitsplatz und Freizeitverhalten<br />
sorgen in nicht wenigen Fällen<br />
für eine weitere Reduzierung muskulärer<br />
Leistungsfähigkeit.<br />
Veränderungen rechtzeitig zu erkennen<br />
und mit einfachen, zielgerichteten Massnahmen<br />
dagegen zu steuern, ist Anliegen<br />
dieses Kurses.<br />
Dozent: Thomas Braatz<br />
l<br />
Das Beitrittsformular<br />
finden<br />
Sie unter<br />
www.<strong>vdms</strong>.ch<br />
oder füllen Sie<br />
nebenstehenden<br />
Talon aus<br />
kann nicht mit dem Denken gelöst werden,<br />
mit dem es verursacht wurde. Oft erkennt<br />
man den Wert eines Problems oder einer Krise<br />
erst im Nachhinein und viele Menschen<br />
wissen, dass sie an den Schwierigkeiten am<br />
meisten lernen durften. Wer also mental<br />
stark ist, wird sich über ein zukünftiges Problem<br />
«freuen», weil er weiss, daran reifen zu<br />
dürfen.<br />
Der Kurs zeigt auf, dass es oft nur einen<br />
Wechsel der Blickrichtung braucht, um<br />
glücklicher zu sein und die vielen Alltagsbeispiele<br />
bieten die Chance, die eigene, oft<br />
unbewusste Blickrichtung zu erkennen und<br />
zu verändern.<br />
Dozent: Bruno Tanner<br />
l<br />
■ Freitag – Samstag, 4. – 5. März 2011<br />
Reflexzonentherapie<br />
am Fuss<br />
(Lymphkurs)<br />
Im Mittelpunkt steht das Lymphsystem<br />
mit seinen Reflexzonen am Fuss.<br />
Der manuellen Lymphdrainage (ganzer<br />
Körper) entlehnt, erarbeiten wir den Transfer<br />
der reflektorischen Behandlung in allen<br />
therapeutischen Belangen. Daraus eröffnen<br />
sich wertvolle und vielfältige Ergänzungen<br />
für die Praxis. Der Stärkung und Harmonisierung<br />
des Immunsystems schenken wir<br />
grösste Aufmerksamkeit.<br />
Die Reflexzonentherapie am Fuss bietet<br />
hier einen wertvollen und individuellen Ansatz<br />
und eröffnet neue Wege der Therapie.<br />
Dozent: Reto Haag<br />
l<br />
gute Gründe für Sie, die Mitgliedschaft<br />
10 noch heute zu beantragen!<br />
1. <strong>vdms</strong> Weiterbildungsprogramm<br />
2. <strong>vdms</strong> <strong>Reflexe</strong> – Zeitschrift für physikalische Therapie<br />
3. <strong>vdms</strong> Versicherungs-Hotline<br />
4. <strong>vdms</strong> Beratung in Rechtsfragen<br />
5. <strong>vdms</strong> Beratung in fachlichen Anliegen<br />
6. <strong>vdms</strong> Kantons-Management<br />
7. <strong>vdms</strong> Beratung zur beruflichen Selbständigkeit<br />
8. www.<strong>vdms</strong>.ch; kostenlose Einträge und interner<br />
Zugang zu aktuellen Informationen, Formularen etc.<br />
9. <strong>vdms</strong> Mitgliedernähe<br />
10. <strong>vdms</strong> bietet attraktive Mitgliederkonditionen<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Fort- & Weiterbildungen <strong>vdms</strong> 1. Quartal 2011<br />
■ 4. - 5. Januar<br />
Dynamische Wirbelsäulentherapie<br />
nach Popp<br />
■ 7. - 8. Januar<br />
ISG Therapie und Übungsprogramme<br />
(Aufbaukurs)<br />
■ 14. - 15. Januar<br />
Wirbelsäulentherapie nach Dorn<br />
(Aufbaukurs)<br />
■ 17. Januar<br />
Starke Gedanken<br />
■ 21. - 22. Januar<br />
Stickmassage mit dem Deuserstäbchen<br />
■ 24. - 27. Januar<br />
Ortho-Bionomy (2-teiliges Basisseminar)<br />
1. Teil 24. - 27.1.2011<br />
2. Teil 07. - 10.3.2011<br />
■ 4. - 5. Februar<br />
Beckenboden – Stabilität aus der Mitte,<br />
Teil 1<br />
■ 4. - 5. Februar<br />
Dynamische Wirbelsäulentherapie<br />
nach Popp<br />
■ 7. Februar<br />
Die biochemischen Komplexmittel<br />
■ 11. Februar<br />
Kopf- und Gesichtsschmerz<br />
■ 12. Februar<br />
Immer gut zu(m) Fuss?<br />
■ 16. -17. Februar<br />
Antara ® med. Masseur (Teil 1)<br />
Ausbildungslehrgang in 3 Teilen<br />
■ 17. Februar<br />
Virale und bakterielle Krankheiten<br />
■ 18. - 20. Februar<br />
Myofascial Release (Grundkurs)<br />
■ 4. - 5. März<br />
Reflexzonen-Therapie am Fuss<br />
(Lymphkurs)<br />
■ 11. - 12. März<br />
Beckenboden – Stabilität aus der Mitte,<br />
Teil 2<br />
■ 14. - 15. März<br />
Sportverletzungen – obere Extremitäten<br />
■ 18. März<br />
Raus aus dem Stimmungstief<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong><br />
■ 18. - 19. März<br />
Triggerpunkt-Therapie (TP),<br />
Teil 1 (Grundkurs)<br />
■ 21. März<br />
Lymph-Tape (MTC)<br />
■ 25. März<br />
Vernetztes Therapieren am<br />
Bewegungsapparat<br />
■ 30. März<br />
Spiraldynamik: Beinachse –<br />
Hüftgelenk und Fuss<br />
■ 31. März<br />
Narbenpflege- und Narbenentstörung<br />
■ 1. - 2. April<br />
Schädelakupunktur nach Yamamoto<br />
(Grundkurs)<br />
■ 4. - 7. April<br />
Reflektorische Atemtherapie (RAT)<br />
nach Schmitt-Brüne (Grundkurs)<br />
■ 8. - 9. April<br />
Wirbelsäulentherapie nach Dorn und<br />
Breuss-Massage (Grundkurs)<br />
■ 9. April<br />
Wie fit ist meine Praxis?<br />
Weitere Kurse unter<br />
www.<strong>vdms</strong>.ch<br />
› weiterbildungen<br />
WICHTIGE INFOS<br />
Anmeldeschluss für sämtliche Kurse:<br />
4 Wochen vor Kursbeginn. Die Anmeldungen<br />
werden nach Anmeldeeingang<br />
berücksichtigt. Die Detailbeschreibung<br />
ist für Sie in der Weiterbildungsbroschüre<br />
2011 und in der <strong>vdms</strong>-Website<br />
auf www.<strong>vdms</strong>.ch ersichtlich.<br />
Ich wünsche: Kostenlose Probenummer <strong>Reflexe</strong> Jahres-Abo <strong>Reflexe</strong> (Fr. 50.–)<br />
Fort- und Weiterbildungsbroschüre 2011; Anzahl Expl. ____<br />
Ich bin: Med. Masseur FA Physiotherapeut<br />
Andere, nämlich _________________________________________________<br />
Mitglied von _____________________________________________________<br />
Ich wünsche die Insertionsbedingungen<br />
Zusatzkurse<br />
Ergänzend zum Angebot in der<br />
Weiterbildungsbroschüre können wir<br />
Ihnen folgenden Zusatzkurs mit der<br />
Topreferentin anbieten:<br />
■ Mi, 7. September 2011<br />
Spiraldynamik Achterbewegung<br />
mit Barbara Eichenberger-Wiezel<br />
LINKS<br />
Hauteffloreszenzen<br />
www.hautaerzte-zuerich.ch<br />
SPIRALDYNAMIK<br />
www.spiraldynamik.com<br />
Schweiz. Berufsverband für<br />
Audio-Psycho-Phonologie<br />
www.a-p-p.ch<br />
Blindenverband Schweiz<br />
www.sbv-fsa.ch<br />
Schweiz. Gesellschaft für<br />
Dermatologie & Venerologie<br />
www.derma.ch<br />
WORKSHOPS<br />
9. Zurzacher Lymphödem-Workshop<br />
«Kompressionsbandage in der<br />
ambulanten Praxis»<br />
Vorträge und praktische Arbeiten<br />
Referent: Hans Pritschow<br />
nähere Info: angiologie@rehaclinic.ch<br />
Ich bin an einer Mitgliedschaft interessiert. Bitte senden Sie mir Ihre Unterlagen:<br />
Firma: _____________________________ Name, Vorname: _______________________________<br />
Strasse: ____________________________ PLZ, Ort: ______________________________________<br />
Telefon: ____________________________ Fax: ___________________________________________<br />
E-Mail: ____________________________________________________________________________<br />
Ort, Datum: __________________________________ Unterschrift: __________________________<br />
Einsenden an: <strong>vdms</strong>, Schachenallee 29, 5000 Aarau; Faxen an: 062 823 06 22<br />
A G E N DA 2 011 V D M S<br />
39<br />
✁<br />
T A L O N
E L E M E N T E I S E N S V f B S<br />
Schweizerische Vereinigung für Biochemie nach Dr. Schüssler<br />
Ein Schlüsselelement<br />
für die Sinnesorgane – EISEN<br />
Nach Aluminium ist Eisen das meistvorkommende Metall in der Erde.<br />
Die Fähigkeit des Elements Eisen, Sauerstoff zu binden, hat ihm eine<br />
Sonderposition in der Biologie und der Biochemie verschafft.<br />
40<br />
jm. Eisen nehmen wir mit der Nahrung in<br />
ganz verschiedenen Formen auf: sei es gebunden<br />
an Proteine oder organische Säuren.<br />
Eisen muss im Magen zum Teil gelöst<br />
werden, damit der Dünndarm es anschliessend<br />
aufnehmen kann. Bei einem gesunden<br />
Darm werden jedoch nur 7-15 % des Eisens<br />
aus der Nahrung aufgenommen. Das so genannte<br />
zweiwertige Eisen aus Fleisch wird<br />
nach Kenntnis wissenschaftlicher Studien<br />
besser aufgenommen als das dreiwertige<br />
aus pflanzlicher Kost. Das Sekret Gastroferrin,<br />
das von der Magenschleimhaut gebildet<br />
wird, fördert zusammen mit Vitamin C und<br />
einigen Spurenelementen wie Mangan, Kupfer<br />
und Zink die Resorption von Eisen.<br />
Bei genügendem Vorhandensein dieser<br />
Mikronährstoffe kann Vitamin C das dreiwertige<br />
Eisen in die, für den menschlichen<br />
Organismus günstigere, zweiwertige Form<br />
umwandeln. Unser Körper enthält ca. 5g<br />
Eisen. 75 % davon sind im roten Blutfarbstoff<br />
(Hämoglobin), ca. 10 % befinden sich<br />
in den Muskeln (Myoglobin) und 15 % als<br />
Speicherform in der Leber.<br />
Die wichtigsten Funktionen<br />
von Eisen<br />
Die bekannteste Aufgabe von Eisen ist sicher<br />
die Ermöglichung des Transportes von<br />
Sauerstoff aus der Lunge in das Blut. Ebenso<br />
ist Eisen unverzichtbar für die Sauerstoffverwertung.<br />
Weniger bekannt ist, wie wichtig<br />
das Spurenelement Eisen für die Synthese<br />
lebensnotwendiger Enzyme ist, z.B. für die<br />
ganze Enzymgruppe Cytochromoxidasen<br />
und des Muskelfarbstoffes Myoglobin, wie<br />
auch die Cytochrome, in denen ebenfalls Eisen<br />
vorkommt. Sie sind extrem wichtig für die<br />
Sauerstoffübertragung und zur Bildung des<br />
Zellwassers. Bisher sind mehr als 170 eisenabhängige<br />
Enzyme mit einer unüberschaubaren<br />
Vielzahl von chemischen Funktionen<br />
bekannt. So bestimmt beispielsweise Eisen<br />
die Geschwindigkeit der Zellkernsäureherstellung.<br />
Deshalb kann ein Eisenmangel auf<br />
alle Gewebearten ungünstige Folgen haben.<br />
Eisenstörungen vermindern auch die<br />
Produktion von ATP (Adenosintriphosphat<br />
= Zellenergie) und führen somit zu einer<br />
Schwächung des Zellpotenzials. Dies<br />
kann verschiedene Zellfunktionen stören.<br />
Die labormässig feststellbare Erhöhung der<br />
«Gegenenzyme» (alkalische Phosphatase)<br />
lassen sich bereits bei einem leichten Eisenmangel<br />
im Serum feststellen. Die Auswirkungen<br />
auf das Befinden sind heute gut bekannt:<br />
Müdigkeit, Konzentrationsstörungen,<br />
Ängste, Motivationsstörungen.<br />
Eisenstörungen wirken sich auch auf die<br />
Hormone wie Melatonin, Thyroxin u.a. aus.<br />
Weitere Funktionen des Eisens<br />
l Entgiftungsprozesse durch eisenhaltige<br />
so genannte Hydroxyltransferasen.<br />
l Produktion von Hormonen und Neurotransmittern,<br />
da die «Hirnhormone» in ihrer<br />
Herstellung von eisenhaltigen Eiweissen<br />
abhängig sind.<br />
l Antioxidative Wirkung, denn Eisen inaktiviert<br />
Wasserstoffsuperoxid und trägt zur<br />
Bindung von freien Radikalen bei.<br />
l Kollagenbildung: Eisen ist an den Funktionen<br />
von Knorpel, Bindegewebe, etc. beteiligt.<br />
Erwähnenswert wäre hier auch die<br />
Schutzfunktion der Gefässwände durch<br />
Eisen.<br />
l Dagegen hemmt Stickstoff-Monoxid die<br />
Funktion von Eisen.<br />
Eisenmangel<br />
Die Gründe, wie es zu einem Eisenmangel<br />
kommen kann, sind nur teilweise bekannt.<br />
Die wichtigsten sind:<br />
l Unzureichende Zufuhr durch die Nahrung<br />
(einseitige Ernährung, Diäten, Anorexia,<br />
etc.).<br />
l Starke Blutungen, lang anhaltende Blutungen<br />
(Menstruation, Hämorrhoiden,<br />
Magen-Darm-Geschwüre, etc.).<br />
l Ernährung: hoher Kaffe- und/oder Teekonsum,<br />
hoher Alkoholkonsum.<br />
l Leistungssport, intensive sportliche Betätigung.<br />
l Mangelnde Ruhe, zu wenig Regeneration<br />
und Ruhephasen, Schlafmangel.<br />
l Störungen der Eisenaufnahme durch zu<br />
viel Phosphate in Wurst- und Fleischwaren<br />
sowie Phytinsäure in Weizen.<br />
l Hohe Zufuhr von Fluor.<br />
l Ungenügende Aufnahme durch Krankheiten<br />
wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa,<br />
Zölliakie, u.a.m.<br />
l Medikamente wie z.B. Aspirin, Lipidsenker,<br />
kalzium-, magnesium- und aluminiumhaltige<br />
Medikamente hemmen die<br />
Re<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
Eisenresorption um bis zu 80 %. Aber<br />
auch die Pille, Antibiotika, Säureblocker,<br />
etc. hemmen die Eisenaufnahme oder<br />
erhöhen den Eisenbedarf.<br />
l Bei der Säuglingsernährung mit Kuhmilch<br />
erhöht dies die Eisenverluste über die<br />
Darmausscheidung.<br />
Stickstoff-Monoxid<br />
Weniger bekannt ist der Zusammenhang<br />
zwischen Stickstoff und Eisen. Denn das dadurch<br />
gebildete Stickstoff-Monoxid hemmt<br />
die Funktion von Eisen und somit alle eisenabhängigen<br />
Funktionen und die Enzyme.<br />
Wie kommt es zu hohem Stickstoff-Mon-<br />
l Brüchige Fingernägel, weiche Fingernägel.<br />
l Wetterfühligkeit, Nervosität.<br />
l Entzündungen: vor allem Magen, Zunge,<br />
Speiseröhre, Kehlkopf, Schleimhäute.<br />
l Appetitlosigkeit.<br />
l Körpertemperaturregulation kann gestört<br />
sein (Wärme-/Kältegefühl, kalte Füsse,<br />
etc.).<br />
l Verstopfung, Verdauungsstörungen,<br />
Durchfälle, häufige und starke Blähungen.<br />
l Atemnot: auch bei geringer Anstrengung,<br />
Herzklopfen, Kopfschmerzen.<br />
l Schmerzen / Brennen hinter dem Brustbein.<br />
l etc.<br />
W I S S E N S W E R T<br />
Kurioses zu Eisen<br />
Bei gewissen Lebensmitteln tauchen bei<br />
der genauen Inhaltsangabe Begriffe auf<br />
wie: «Eisenoxide» oder «Eisenhydroxide»<br />
oder «Eisen 2-Glyconat» und «Eisen<br />
2-Eisenlaktat» (z.B. E172 / E579 / E585).<br />
Das sind Eisenverbindungen zum Färben<br />
von Nahrungsprodukten (z.B. von Oliven,<br />
Bonbons oder auch Farben von Medikamenten).<br />
Jede dieser Eisenverbindungen<br />
kann nicht aufgenommen werden und<br />
wird vollständig wieder ausgeschieden.<br />
Also: nicht überall wo’s Eisen drin hat,<br />
kann Eisen «verstoffwechselt» werden.<br />
E L E M E N T E I S E N S V f B S<br />
oxid im Organismus? Bekannt und anerkannt<br />
ist die Erhöhung des Stickstoff-Monoxids<br />
Also: Viele so genannte unspezifische Symptome,<br />
die auch andere Gründe haben können.<br />
41<br />
durch Grippeschutzimpfungen und Antibiotikagaben.<br />
Wissenschaftlich umstritten und<br />
dennoch von grosser Bedeutung ist, dass<br />
Zuviel Eisen schadet auch<br />
Ein zu hoher Eisenspiegel schafft Vor-<br />
elektromagnetische Felder, kurz Elektro-<br />
aussetzungen für Entzündungen, da er ein<br />
smog (durch Handy-Strahlen, Computer,<br />
entscheidender Faktor für die Tätigkeit vie-<br />
Stromsparlampen, W-LAN, etc.) die Men-<br />
ler Bakterien ist. Zudem kann zuviel Eisen<br />
ge an Stickstoff-Monoxid zum Teil extrem<br />
nicht nur Gerinnungsstörungen verursachen,<br />
erhöhen. Vielleicht liegt hier die Erklärung<br />
sondern auch die unter «Mangel» beschrie-<br />
darin, weshalb Eisenmangel und die dazu-<br />
benen Symptome nachbilden. Bei einer<br />
gehörenden Symptome vor allem in den so<br />
Eisenverabreichung via Eisentabletten oder<br />
med. W.H. Schüssler, dass zuviel Eisen Ent-<br />
genannten Zivilisationsgesellschaften stark<br />
Infusionen kommt es nicht selten zu Unver-<br />
zündungen auslösen kann und dass Eisen –<br />
zugenommen hat und stark verbreitet ist.<br />
träglichkeiten.<br />
durch die Nahrung aufgenommen – komplexe<br />
Prozesse durchlaufen muss, um in seine<br />
Die wichtigsten Eisenmangel-<br />
Symptome<br />
l Herabgesetzte Konzentration und Merkfä-<br />
Was kann man tun?<br />
l Den Eisenbedarf durch mehr Ruhephasen<br />
und Entspannung verringern.<br />
Wirkformen für die Sauerstoffübertragung,<br />
die Enzyme, Hormone und die Blutqualität<br />
zu kommen. Er empfahl das phosphorsaure<br />
higkeit: nicht nur bei Kindern und Schü-<br />
l Für genügend Schlaf sorgen. Alles da-<br />
Eisen und zwar in einer Verdünnung von 1 zu<br />
lern, sondern auch insbesondere bei al-<br />
ran setzen, dass für eine ausreichende<br />
1 Billion. So kennen wir’s in der Biochemie<br />
ten Menschen. Diese Symptome werden<br />
Schlafhygiene gesorgt ist.<br />
bis heute unter Ferrum phosphoricum D 12<br />
.<br />
oft gleichgesetzt mit einer so genannten<br />
l Darmgesundheit steht an erster Stelle.<br />
Dort sind die Eisenmoleküle ganz vereinzelt<br />
«senilen Demenz» und der Zusammen-<br />
Ebenfalls muss die Funktion des Magens<br />
und in einer grossen Verdünnung. Diese<br />
hang mit einem Eisenmangel wird oft<br />
in guter Regulation sein.<br />
Eisenbestandteile müssen nicht, wie wenn<br />
übersehen.<br />
l Kaffee- und Teekonsum nicht unmittelbar<br />
sie mit der Nahrung aufgenommen werden,<br />
l Auch bei Kindern mit dem so genannten<br />
nach dem Essen.<br />
weiter zerlegt werden. Sie sind auch nicht<br />
hyperkinetischen Syndrom sollte auf das<br />
l Mässiger, ruhiger Sport, kein exzessiver<br />
von einem bestimmten Magen-pH-Wert ab-<br />
Element Eisen geachtet werden. Denn oft<br />
Sport.<br />
hängig und auf eine gute Darmgesundheit<br />
stehen die Verhaltensweisen der Kinder<br />
mit einem Eisenmangel in Zusammenhang.<br />
Eisenhaltige Nahrungsmittel<br />
Aprikosen, Nüsse, Brennnesseltee,<br />
angewiesen, sondern werden direkt über die<br />
Mundschleimhäute ins kapillare System und<br />
somit ins Blut aufgenommen.<br />
l Muskelkrämpfe bei und nach körperlicher<br />
schwarze Melasse, Fleisch, Eier. Eisen aus<br />
Betätigung, nach Wanderungen, etc.<br />
Gemüse ist praktisch nicht resorbierbar, weil<br />
Dr. Schüssler beobachtete bereits im letz-<br />
l Kreislaufbeschwerden, wie tiefer Blut-<br />
es in Form von unlöslichen Salzen vorhan-<br />
ten Drittel des 19. Jahrhunderts, dass durch<br />
druck.<br />
den ist.<br />
die Verdünnung des Eisens zwar stofflich viel<br />
l Blasse, raue, spröde, rissige Haut, Haarausfall,<br />
splissiges Haar.<br />
l Aphten, Risse in den Mundwinkeln.<br />
l Sehr häufig sind Schluckbeschwerden,<br />
Und Eisen in der Biochemie nach<br />
Dr. Schüssler?<br />
Das Interessante ist: Bereits vor 140 Jah-<br />
weniger vorhanden ist, dies aber zugunsten<br />
der weit besseren Aufnahme ist.<br />
Im Sommer <strong>2010</strong> veröffentlichte die ETH<br />
Schluckschmerzen, Schluckbrennen.<br />
ren wusste der Begründer der Biochemie Dr.<br />
Zürich ihre Erkenntnisse, dass Ferrum in ext-<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
E L E M E N T E I S E N S V f B S<br />
42<br />
remer Vereinzelung der Moleküle am besten<br />
vom Organismus aufgenommen wird. 140<br />
Jahre nach der «Schüssler’schen» Beobachtung<br />
kam nun endlich die streng wissenschaftliche<br />
Bestätigung.<br />
Ebenso weiss man heute, dass durch<br />
Mangan, Kupfer und Zink und z.T. Magnesium<br />
die Eisenaufnahme und -funktion wesentlich<br />
verbessert wird. In der Biochemie<br />
nach Dr. Schüssler wurde dies bereits seit<br />
vielen Jahrzehnten genauso empfohlen.<br />
Werfen wir mal einen Blick in die Aussagen<br />
Dr. Schüssler’s aus dem Jahre 1890:<br />
«Eisensalze haben die Eigenschaft, Sauerstoff<br />
anzuziehen. Das in den Blutkörperchen<br />
enthaltene Eisen nimmt den Sauerstoff auf,<br />
mit welchem dann alle Gewebe des Organismus<br />
versorgt werden.»<br />
Schüssler wusste auch, dass Ferrum<br />
ein extrem wichtiges Muskelsalz darstellt.<br />
Erst viele Jahrzehnte später wurde wissenschaftlich<br />
klar, dass das Myoglobin für die<br />
Muskelaktivität mit Eisen unabdingbar verbunden<br />
ist. Nach den Ergründungen von Dr.<br />
Schüssler wird in seiner Biochemie Ferrum<br />
phosphoricum (Nr. 3 der Schüsslersalze)<br />
hauptsächlich als SOS-Mittel verwendet. Indikationen<br />
sind: Erkältungen, Leistungsabfall,<br />
Sport, Fieber unterhalb 38,5°C., Prellungen,<br />
Quetschungen, Kopf- und Magenschmerzen,<br />
bei allen akuten Symptomen, Infektionen,<br />
Hämatomen, usw.<br />
Wenn wir Nr. 3 Ferrum phosphoricum<br />
genauer betrachten, dann können wir seine<br />
Wirkung und seinen Einsatz nach den Organen<br />
verfolgen (siehe Tafel rechts): l<br />
W I R K U N G V O N F E R R U M P H O S P H O R I C U M<br />
Haare:<br />
Haarausfall, spröde Haare, Haarverdünnung infolge Eisenmangel<br />
oder Funktionsverminderung der eisenhaltigen Enzyme.<br />
Hirn:<br />
Konzentrations-/Lernschwäche (als Anfangs- und Akutmittel).<br />
Produktion von Neurotransmittern für gute Stimmung und gute<br />
Laune, Schlafhormone, usw.<br />
Ohren:<br />
Ohrgeräusche, Ohrenschmerzen, Ohrenentzündungen, Hörsturz.<br />
Nervensystem: Allgemeine Schwäche, nächtliche Unruhe, Schlaflosigkeit, oberflächlicher<br />
Schlaf, Nervosität, Sensibilität, innere Anspannung,<br />
Selbstüberforderung, Hang zum Perfektionismus und doch Verzettelung,<br />
Sprunghaftigkeit und Entscheidungsschwäche.<br />
Augen:<br />
Alle akuten Entzündungen und beginnende Sehschwäche.<br />
Stimme:<br />
Heiserkeit, Stimmüberlastung, Überbeanspruchung der Stimmbänder.<br />
Atmungsorgane: Husten (Kinder), Brennen der Speiseröhre, Entzündungen aller<br />
Art, Spannungsgefühle in den Atmungsorganen (zusätzlich ist eine<br />
ärztliche Abklärung notwendig).<br />
Milz:<br />
allgemeine Milzschwäche.<br />
Haut:<br />
Schmerzempfindliche Haut, Neigung zum Schwitzen und Sonnenunverträglichkeit<br />
(mit Nr. 8 Natrium chloratum und Nr. 10 Natrium<br />
sulfuricum), gerötete Haut, aufgesprungene Lippen, gerissene<br />
Mundwinkel, Rhagaden, kalte Füsse, wassergefüllte Bläschen (mit<br />
Nr. 8 Natrium chloratum).<br />
Muskeln: Bei allen akuten Muskelproblemen, Muskelzerrungen, Muskelkater,<br />
Muskelentzündungen.<br />
Herz-Kreislauf: Herzklopfen nach (auch geringer) Anstrengung, Schwindel beim<br />
Aufstehen, Nasenbluten bei Kindern.<br />
Verdauung: Alle Entzündungen vom Mundraum bis zum Enddarm im akuten<br />
Stadium wie Brennen oder Schmerzen beim Schlucken, Magenentzündungen,<br />
«Magenuntersäuerung», Magensäuremangel,<br />
Erbrechen, aufgetriebene Magengegend, Darmbeschwerden aller<br />
Art (als akutes und allgemeines Mittel), Darmträgheit, Durchfall,<br />
Reizdarm, etc., Appetitstörungen.<br />
Ferrum phosphoricum ist auch ein ausgezeichnetes Lebermittel<br />
und zwar bei passiver Stauungsleber, Dyscholie, Gallenblasenund<br />
Gallenwegsbeschwerden, Gallenblasenentzündungen und<br />
-schmerzen.<br />
Harnwegsorgane: Nieren- und Blasenentzündungen, Reizung des Blasenhalses<br />
(Arzt aufsuchen) Blasen- und Schliessmuskelschwäche<br />
Schleimhaut: Alle Entzündungen, alle Katarrhe im akuten Stadium, insbesondere<br />
des Mundes.<br />
Dosierung: nach Bedarf<br />
akut, Sport, Leistung, Lernen, Konzentration, Fieber, Schmerzen:<br />
➜ bis zu alle 10 Min. 2 -3 Tabs; sonst 10 bis 12 Tabs über den<br />
Tag verteilt<br />
Beachten: Nr. 3 Ferrum phosphoricum als Crème bei Muskelschmerzen,<br />
Nasenbluten, Zerrungen, Hautirritationen, etc.<br />
Bei längerer Einnahme und bei Eisenmangel empfiehlt sich die zusätzliche Einnahme von:<br />
Nr. 17 Manganum sulfuricum<br />
Nr. 19 Cuprum arsenicosum<br />
Nr. 21 Zincum chloratum<br />
}<br />
je ca. 3 Tabs/Tag<br />
1 Tab/Tag<br />
<strong>Reflexe</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>
I N K Ü R Z E<br />
l Dr. Peter Emmrich, Arzt, Chemiker und<br />
Biologe hielt am 20. September beim<br />
SVfBS in Zürich einen Vortrag über<br />
das Immunsystem. In seinen überaus<br />
spannenden und lehrreichen Ausführungen<br />
zeigte der Wissenschaftler<br />
und praktizierende Homöopath die<br />
umfangreichen Möglichkeiten auf, wie<br />
mit Schüsslersalzen die Funktionen des<br />
Immunsystems zu unterstützen sind.<br />
Er verwies vor allem auf die Säure regulierenden<br />
Substanzen Nr. 9 Natrium<br />
phosphoricum, Nr. 10 Natrium sulfuricum<br />
und Nr. 1 Calcium fluoratum hin.<br />
l Das neue Jahresprogramm des SVfBS<br />
liegt nun vor. Viele packende Vorträge<br />
mit kompetentesten Referenten und<br />
einige Seminare sind angekündigt.<br />
Beachten Sie bitte alle Details unter:<br />
www.svfbs.ch.<br />
l Die Rückmeldungen auf die erste <strong>Ausgabe</strong><br />
im REFLEXE waren rundum und<br />
durchwegs positiv. Vielen Dank an alle,<br />
die sich gemeldet haben.<br />
l Immer mehr Spezialärzte (Augen-, Tier-,<br />
Zahn-, Frauenärzte, etc.) entdecken die<br />
Schüsslersalze als geeignete Unterstützung<br />
zu ihren Therapien. Das Vertrauen<br />
in die Biochemie nach Dr. Schüssler<br />
steigt auch in Kreisen der Medizin und<br />
findet gerade dort von Monat zu Monat<br />
immer mehr Anhänger.<br />
l Immer beliebter auch: die äussere<br />
Anwendung der Schüsslersalze. Salben,<br />
Crèmes, Lotionen, Mischungen und<br />
Bäder mit Schüsslersalzen werden<br />
heute häufig angewendet. Vor 60-70<br />
Jahren gab es in jeder Apotheke und<br />
Drogerie Zäpfchen, Pasten, Bäder,<br />
Waschlotionen, Puder u.v.a. mit den<br />
Mineralstoffen nach Dr. Schüssler. Diese<br />
Produkte waren damals für zahllose<br />
Verwendungen äusserst beliebt. Heute<br />
– 5-6 Jahrzehnte später – «entdeckt»<br />
man die Wirkung der äusseren Applikation<br />
wieder neu.<br />
l Die Hersteller von Schüsslersalzen<br />
bieten so genannte Taschenapotheken<br />
mit Schüsslersalzen an. Eine Geschenksidee<br />
für Weihnachten für alle<br />
Schüssler-Begeisterten.<br />
Montag, 17. Januar 2011<br />
Schmerz und Schmerzphänomen:<br />
19:45 Uhr – ca. 21:30 Uhr Friedeman Garvelmann, Heilpraktiker<br />
Montag, 21. Februar 2011<br />
Allergie-Trilogie Teil III: Allergien<br />
19:45 Uhr – ca. 21:30 Uhr Martin Nedok, Naturarzt<br />
Die Vorträge finden im Cevi Zentrum Glockenhof, Sihlstrasse 33, 8001 Zürich, statt.<br />
Unsere Vorträge sind öffentlich,<br />
eine Anmeldung ist nicht notwendig.<br />
Eintritt: Mitglieder Fr. 8.00<br />
Nichtmitglieder Fr. 18.00<br />
Häufige Fragen<br />
V O R T R Ä G E<br />
Verkauft die Vereinigung Schüsslersalze oder Salben?<br />
Nein, der Verkauf der Schüssler Mittel gehört ausschliesslich in die Drogerien, Apotheken<br />
oder sie können beim Arzt bezogen werden. Die Vereinigung will keinen Verkauf von<br />
Mitteln und nimmt auch keine Stellungsnahme zu Herstellern.<br />
Alle Hersteller von biochemischen Präparaten begrüssen die Anstrengungen des SVfBS<br />
als neutrale Organisation und wir sind dankbar um die Qualität, der sich alle bekannten<br />
Hersteller verpflichtet haben.<br />
Beschäftigt sich der SVfBS ausschliesslich mit Schüsslersalzen?<br />
Die Biochemie nach Dr. Schüssler steht natürlich im Zentrum. Jedoch werden in unseren<br />
Vorträgen viele andere Methoden ebenfalls vorgestellt und angegangen. Wir verstehen die<br />
Biochemie nach Dr. Schüssler auch nicht als Alternative zur Schulmedizin, sondern als eine<br />
sinnvolle, zuverlässige Ergänzung. Die Schulmedizin bildet immer die Basis. Dazu gibt es<br />
keine «Alternative».<br />
Gerade ausgewiesene, kompetente Therapeuten, Ärzte, Tierärzte und Psychologen verwenden<br />
die Schüsslersalze als genuine Unterstützung ihrer Behandlung. Z.B. ein med. Masseur<br />
empfiehlt dem Klienten mit Skoliose neben seiner Therapie die Nr. 2 Calcium phosphoricum<br />
als Daueranwendung zur Stabilität und Relaxierung der Muskulatur, Haltebänder und<br />
Skelettstatik. Oder eine Tierärztin verschreibt die Nr. 4 Kalium chloratum bei Hunden mit<br />
Darmentzündung. Der Hundehalter kann die Mittel dann problemlos dem geplagten Tier<br />
verabreichen und sorgt damit für eine optimale Begleitung<br />
der anderweitigen ärztlichen Behandlung.<br />
Was ist von der SVfBS in naher<br />
Zukunft zu erwarten?<br />
???<br />
Zunächst mal die Weiterführung<br />
der Aufgaben und des<br />
Programms des biochemischen<br />
Vereins Zürich.<br />
Dann die Aufnahme neuer<br />
Tätigkeiten wie z.B. das Einsetzen<br />
von Regionalgruppen und die Schaffung<br />
eines «Wissenschaftskreises» und die<br />
Professionalisierung des Sekretariats. l<br />
Schweizerische Vereinigung für Biochemie<br />
nach Dr. Schüssler:<br />
SVfBS<br />
Dachlissen 90<br />
8932 Mettmenstetten<br />
Tel: 044-767 03 28<br />
Fax: 044-767 03 29<br />
e-mail: info@svfbs.ch<br />
I N F O S & V O R T R Ä G E S V f B S<br />
43<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> <strong>Reflexe</strong>
Der Körper Ihres Patienten hält<br />
eine Vielzahl an Informationen<br />
bereit – mit<br />
können sie abgerufen werden.<br />
Global Diagnostics<br />
Nur 8 Minuten braucht<br />
das neue Global Diagnostics<br />
für die präzise Messung<br />
und eine Auswertung von<br />
über 550 verschiedenen<br />
Messobjekten des Körpers.<br />
Die Vorteile einer gründlichen<br />
energetischen Messung stehen<br />
Ihnen nun innerhalb kürzester Zeit<br />
zur Verfügung. Sie erhalten eine<br />
solide Grundlage für Ihre weitere<br />
therapeutische Vorgehensweise.<br />
Alle Messergebnisse (Systeme,<br />
Funktionen, Organe usw.) werden<br />
sofort auf dem Computer-Bildschirm<br />
dargestellt.<br />
Der Messvorgang ist einfach durchzuführen<br />
– er kann auch Ihrem<br />
Praxispersonal übertragen werden.<br />
Die Messung mit Global Diagnostics<br />
erfolgt auf exakter wissenschaftlicher<br />
Grundlage. Nach automatischer<br />
E-Smog-Messung, um äussere Störeinflüsse<br />
auszuschliessen, folgen<br />
mehr als 100 Mio Einzelmessungen<br />
des Körpers – anschliessend werden<br />
alle Messungen wiederholt, um die<br />
Ergebnisse zu verifizieren. Zusätzlich<br />
kann die energetische Reaktion auf<br />
Substanzen (Allergene, Nosoden,<br />
Allopathika usw.) erfasst und dokumentiert<br />
werden.<br />
Das Global Diagnostics ist gemäss<br />
dem Medizinproduktegesetz zugelassen<br />
(CE-zertifiziert).<br />
Die Zeit ist reif für einen neuen<br />
Weg in Diagnose und Therapie.<br />
Bei Patienten macht sich eine gewisse<br />
„Pharmamüdigkeit“ bemerkbar<br />
– viele beginnen sich eigenverantwortlich<br />
nach neuen Therapien<br />
umzusehen.<br />
Zusammen mit der Kostenexplosion<br />
im allgemeinen Gesundheitswesen<br />
ergeben sich daraus vermehrte<br />
Chancen für die ganzheitliche Medizin.<br />
Das Global Diagnostics ist die<br />
Antwort auf diese Entwicklung.<br />
Die Zeit ist reif für einen neuen Weg<br />
bei der Unterstützung von Diagnose<br />
und Therapie durch jederzeit reproduzierbare<br />
und von der Person des<br />
Therapeuten unbeeinflusste energetische<br />
Messungen.<br />
Wir zeigen Ihnen, wie Sie das<br />
Global Diagnostics erfolgreich in<br />
Ihrer Praxis einsetzen können.<br />
Sprechen Sie mit uns.<br />
Rufen Sie uns an oder senden<br />
Sie ein Fax bzw. eine E-Mail.<br />
VITATEC<br />
Medizintechnik GmbH<br />
Zugerstrasse 70<br />
CH-6340 Baar<br />
Tel: +41(0)41 / 766 01 70<br />
Fax: +41(0)41 / 766 01 74<br />
schweiz@vitatec.com<br />
www.vitatec.com