Von der marxistisch-leninistischen Lehre vom Krieg und von ... - DSS
Von der marxistisch-leninistischen Lehre vom Krieg und von ... - DSS
Von der marxistisch-leninistischen Lehre vom Krieg und von ... - DSS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
5<br />
stehend. Man wollte keine <strong>Krieg</strong>stheorie mehr. Diese kam höchstens als<br />
Gegenstand <strong>der</strong> Polemik vor <strong>und</strong> wurde absolut verworfen. Und <strong>von</strong> diesem<br />
Tabu war auch das <strong>marxistisch</strong>-leninistische Denken betroffen.<br />
Aber dann erzeugte die sich verschärfende <strong>Krieg</strong>sgefahr, die sich dem<br />
Bewußtsein aufdrängende militärische Konfrontation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ausbau eigner<br />
Streitkräfte doch das Bedürfnis, zwei nun wesentlich gewordene Tätigkeitsfel<strong>der</strong><br />
tiefer theoretisch zu f<strong>und</strong>ieren - den Friedenskampf <strong>und</strong> die Tätigkeit<br />
im Bereich <strong>der</strong> Landesverteidigung.<br />
Die Auffassungen unserer Soldaten über <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> Streitkräfte wurden in <strong>der</strong><br />
Folgezeit <strong>von</strong> diesen beiden unterschiedlichen Politikfel<strong>der</strong>n, <strong>von</strong> ihren<br />
wi<strong>der</strong>sprüchlichen Bedürfnissen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en geistiger Reflexion beeinflußt.<br />
Dem entsprachen auch zwei unterschiedliche Quellen für die weltanschauliche<br />
Formung dieser Ansichten.<br />
Der Marxismus war inzwischen zur Staatsideologie erhoben worden <strong>und</strong><br />
damit verbindlich für die NVA. Beide Quellen lagen also im Marxismus-<br />
Leninismus, sie fielen hauptsächlich in den Gegenstandsbereich des historischen<br />
Materialismus, deckten sich aber nicht.<br />
Die eine Quelle bildete die relativ selbständige Aneignung des Gegenstandes<br />
<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> Frieden durch <strong>marxistisch</strong>e Philosophen in <strong>der</strong> DDR, hierunter ein<br />
zum Marxismus konvertierter Theologe, Matthäus Klein. Erste systematische<br />
Darstellungen erschienen ab 1957. 1 Sie wurden ergänzt durch Abhandlungen<br />
in Übersetzungen sowjetischer Lehrbücher über den Marxismus-<br />
Leninismus Anfang <strong>der</strong> sechziger Jahre. 2<br />
Die zweite Quelle waren Übersetzungen sowjetischer Publikationen aus<br />
dem Bereich <strong>der</strong> Sowjetarmee 3 <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Adaptionen in Publikationen <strong>von</strong><br />
NVA-Offizieren. Ich nenne als Beispiel das Buch „<strong>Krieg</strong>, Armee, Militärwissenschaft“,<br />
1963 in Deutsch erschienen, verfaßt <strong>von</strong> Offizieren des Lehrstuhls<br />
für dialektischen <strong>und</strong> historischen Materialismus an <strong>der</strong> Militärpolitischen<br />
Akademie „W.I. Lenin“ in Moskau. Zuvor hatte bereits Heinz<br />
Hoffmann, DDR-Verteidigungsminister, eine Schrift unter dem Titel „Die<br />
<strong>marxistisch</strong>-leninistische <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>von</strong> den Streitkräften“<br />
publiziert, mit <strong>der</strong> er die in <strong>der</strong> Sowjetarmee gültigen Auffassungen als die<br />
für uns maßgeblichen offerierte. 4