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Von der marxistisch-leninistischen Lehre vom Krieg und von ... - DSS

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<strong>Krieg</strong>sideologie beim Gegner polemisierten, rechneten wir damit, daß Analogien<br />

zu manchen Leitsätzen <strong>der</strong> eignen Militärideologie auffallen mußten,<br />

so zum Beispiel Denken in den Kategorien militärischer Stärke <strong>und</strong><br />

Überlegenheit, Siegdenken o<strong>der</strong> Bagatellisierung <strong>der</strong> <strong>Krieg</strong>sfolgen bei atomarer<br />

<strong>Krieg</strong>führung.<br />

Zuerst stürzte das Postulat <strong>der</strong> militärischen Überlegenheit. Die These, daß<br />

eine Gesellschaft, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Frieden wesenseigen ist, das an<strong>der</strong>e Gesellschaftssystem,<br />

das seiner Natur nach <strong>Krieg</strong> erzeugt, durch überlegene<br />

militärische Macht zum Frieden zwingen kann, war ja durchaus logisch <strong>und</strong><br />

evident. Im Atomzeitalter versagte aber die Logik des Überlegenheitstheorems.<br />

Gerade das Gleichgewicht des Schreckens durfte nicht verletzt<br />

werden, wenn <strong>der</strong> hierauf gestützt fragile Frieden bewahrt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Übergang<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Hochrüstung zur Abrüstung ermöglicht werden sollte. Es<br />

wi<strong>der</strong>sprach natürlich zutiefst unserer gewohnten weltanschaulichen Sicht,<br />

daß auf einmal nicht mehr soziale Kräfte, son<strong>der</strong>n ein vorrangig technisch<br />

bestimmtes, klassenindifferentes strategisches Gleichgewicht als friedenserhaltend<br />

anerkannt werden sollte.<br />

Als die These <strong>vom</strong> friedensichernden militärstrategischen Gleichgewicht, die<br />

bis dahin als eine bürgerliche Ansicht verworfen worden war, dann auch<br />

staatsoffiziell die Überlegenheitsthese ablöste, blieb das Problem in <strong>der</strong><br />

NVA noch weitgehend unverstanden. Der Wechsel wurde nicht ernst<br />

genommen, zumal sich ja praktisch nichts daran än<strong>der</strong>te, im Verteidigungsfall<br />

eine strategische Offensive zu führen, was ohne strategische<br />

Überlegenheit auf dem <strong>Krieg</strong>sschauplatz nicht möglich ist.<br />

Zum theoretischen Bruch mit den Kategorien <strong>und</strong> Theoremen <strong>der</strong><br />

<strong>marxistisch</strong>-<strong>leninistischen</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>von</strong> den Streitkräften kam es<br />

aber erst, als die Krise des <strong>Krieg</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verteidigung unübersehbar<br />

wurde <strong>und</strong> die Wehrmotivation erschütterte.<br />

In den achtziger Jahren trat ins Bewußtsein, daß sich eine Zeitenwende<br />

vollzogen hatte, die Wende <strong>vom</strong> pränuklearen zum nuklearen Zeitalter. Das<br />

verteidigungspolitische Denken, das sich bisher in Kategorien einer längst<br />

vergangenen Ära bewegt hatte, geriet jetzt in offenen Wi<strong>der</strong>spruch zu den<br />

Bedingungen <strong>der</strong> neuen Ära.<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Umwälzungen in unserem Denken war die Einsicht in<br />

den völlig verän<strong>der</strong>ten Charakter des drohenden <strong>Krieg</strong>es. Der Konflikt ent-

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