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Theorie & Praxis<br />

Theorie und Praxis – Ein alter Hut<br />

Dass die Praxis der Theorie vorausgehen müsse, ist ein verbreitetes und sehr zähes Vorurteil, dem sich<br />

nur schwer beikommen lässt. Niklas Luhmann hat einen seiner Aufsätze pointiert als »Die Praxis der<br />

Theorie« überschrieben und erinnert damit an jene Praxis, die zur Überprüfung von theoretischem Wissen<br />

immer notwendig ist. Die folgende Unterrichtseinheit zum Thema Fuge (Unterrichtsheft → S. 9)<br />

konkretisiert Luhmanns Ausführungen für den <strong>Musik</strong>unterricht und veranschaulicht, wie eine praktische<br />

Unterrichtseinheit mit <strong>Musik</strong>theorie beginnen kann.<br />

Einleitend wird die Fuge definiert als ein Wechsel von Abschnitten, in denen entweder das Fugenthema<br />

vorkommt (Durchführungen) oder nicht vorkommt (Zwischenspiele). Einige Fugen Bachs lassen sich<br />

durch dieses Formmodell beschreiben. Ist dieses Standardmodell der Formenlehre vorgestellt worden,<br />

kann deren Gültigkeit durch Schülerinnen und Schüler an den Fugen Bachs überprüft werden. Das ist<br />

möglich, weil eine sehr gute visuelle Aufbereitung der Analysen aller Fugen Bachs im Web existiert:<br />

Die Verantwortlichkeit der Überprüfung <strong>des</strong> theoretischen Wissens wird also in diesem Fall auf Schülerinnen<br />

und Schüler übertragen. Die Überprüfung der Theorie bzw. dass eine Fuge aus thematischen und<br />

themenfreien Abschnitten besteht, ist jedoch nur durch Praxis möglich, denn hierzu müssen viele Fugen<br />

Bachs aufmerksam angehört werden. Das Anhören wiederum wird auf der genannten Website durch<br />

visuelle Hilfen unterstützt, die jederzeit die augenblickliche Position in den Noten und in einer Formübersicht<br />

anzeigen. Scheitert das Formmodell in der praktischen Überprüfung (und wie die Abbildung oben<br />

zeigt, scheitert es bereits in der ersten Fuge in C-Dur <strong>des</strong> ersten Ban<strong>des</strong> <strong>des</strong> Wohltemperierten Klaviers),<br />

könnte sich die Frage nach alternativen Formmodellen anschließen. Neben dem genannten Fugentyp,<br />

der an barocke Concerto-Formen erinnert (Exposition = Orchesterritornell; Durchführungen = Ritornelle;<br />

Zwischenspiele = Episoden), gibt es bei Bach auch Formkonzeptionen, die eher an Ricercare denken<br />

lassen (dominierende Präsenz <strong>des</strong> Themas ohne nennenswerte themenfreie Abschnitte) sowie symmehttp://www2.nau.edu/tas3/wtc/wtc.html<br />

Site ©1996 Timothy A. Smith<br />

8 Ulrich Kaiser – Johann Sebastian Bach

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