Bleibe in der Zeit - Community of Protestant Churches in Europe

Bleibe in der Zeit
Neue Gottesdienste für eine sich verändernde Gesellschaft
6.4.2 Kirchliche Begleitung in der Zivilgesellschaft
Immer noch recht selten sind in Mittelosteuropa Erwartungen nach geistlicher Begleitung und
gottesdienstlichen Feiern zu zivilgesellschaftlichen Anlässen, Eröffnungen von öffentlichen Gebäuden,
etc. Bisweilen sehen sich evangelische Vertreter konfrontiert mit einer Erwartungshaltung,
zusammen mit katholischer oder orthodoxer Kirche profane Gebäude oder Einsatzfahrzeuge
zu weihen. In den Kirchen in Mittelosteuropa besteht eher Zurückhaltung gegenüber gottesdienstlichen
Feiern zu solchen Veranstaltungen.
Dagegen spielen nationale Feiertage insbesondere für Kirchen nationaler Minderheiten eine
große Rolle. Zum Jahrestag der Verschleppung der Deutschen auf der Krim werden in Russland
und der Ukraine – und auch für Russlanddeutsche Aussiedler in Deutschland – Gottesdienste
angeboten, und auch die lutherischen wie reformierten ungarischen Gemeinden in Transsilvanien
feiern ihre nationalen Gedenktage. Hier wird die ungarische Nationalfahne bei vielen Festgottesdiensten
im Gottesdienst aufgestellt und die ungarische Nationalhymne gesungen. Diese
Gottesdienste finden in der Regel in der eigenen Kirche statt. Nur sehr selten gibt es Angebote
von Gottesdiensten in anderen Räumen (Festzelten etc.). Diese finden dann gewöhnlich in
ökumenischem Miteinander statt.
Während in Deutschland der Nationalfeiertag so gut wie kein kirchliches Echo hervorruft, gibt es
besondere Erinnerungsdaten, wie z.B. das 20jährige Jubiläum des Mauerfalls und der Grenzöffnung,
zu denen vielerorts Dank- und Gedenkgottesdienste abgehalten werden.
6.4.3 Gottesdienste bei Katastrophen
Eine wichtige Rolle kommt den Kirchen anlässlich von Katastrophen zu (Naturkatastrophen,
Flugzeugabsturz, Firmenschließungen und Massenentlassungen etc.). Konfrontiert mit sinnloser
Zerstörung und dem Tod von vielen Menschen, sind Kirchen aufgefordert, Menschen in Trauer
zur Seite zu stehen und mit den Verzweifelten Antworten zu suchen. In Bayern und anderen
deutschen Bundesländern wurde in den letzten beiden Jahrzehnten ein flächendeckendes Netz
von Notfallseelsorgerinnen und -seelsorgern aufgebaut, die nicht nur die Angehörigen der Opfer,
sondern auch die
Einsatzkräfte bei Katastrophen seelsorgerlich betreuen. Gottesdienstangebote bei größeren
Katastrophen finden in der Regel mit großer Beteiligung von Politik und Gesellschaft ökumenisch
statt.
Die kleinen Minderheitskirchen in Mittelosteuropa gedenken solcher Katastrophen im Rahmen
ihrer Gemeindegottesdienste oder sie schließen sich Gottesdiensten der Mehrkeitskonfession
an.
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