Bleibe in der Zeit - Community of Protestant Churches in Europe

Bleibe in der Zeit
Neue Gottesdienste für eine sich verändernde Gesellschaft
Da in der kommunistischen Zeit kirchliche Trauungen kaum möglich waren, bitten Eheleute aus
der Kerngemeinde – meist im Zusammenhang eines Hochzeitsjubiläums – um eine „nachträgliche“
kirchliche Trauung und Segnung. Auch diese besonderen Feste finden weniger im familiären
Kreis als in der Mitte der Gemeinde statt.
6.3.4 Einbeziehung des Einzelnen
Die Kasualfeier ist eingebettet in seelsorgerliche Gespräche, die auf die individuelle Situation
eingehen und diese für den Gottesdienst erschließen wollen. Sie machen die Kasualbegleitung
anspruchsvoller und zeitintensiver, helfen aber auch, dass Menschen in Schwellensituationen
persönlich erreicht werden.
Individualisierung und Eventkultur verändern vor allem in den westlichen Kirchen die klassischen
Kasualien – etwa dort, wo Familien immer häufiger mit besonderen Gestaltungswünschen
(in Bezug auf den Ort der Feier wie auch im Blick auf Texte, Lieder oder Ritualen, besonders
bei Hochzeiten) an die Gemeinde herantreten. Im Interesse, den Gottesdienst als Lebensbegleitung
nahe an den Menschen zu gestalten, muss jeweils abgewogen werden, inwieweit
solche Wünsche mit dem Anliegen des Gottesdienstes vereinbar sind. Dies gilt auch für das
weiter zunehmende Interesse der möglichst professionellen Dokumentation von
Kasualgottesdiensten, die eine Konzentration auf die Verkündigung und Segnung empfindlich
stören können. In vielen Gemeinden in Deutschland wird daher gebeten, vom Filmen und Fotografieren
während des Gottesdienstes Abstand zu nehmen.
6.3.5 Besondere Kasualien
Die kirchliche Begleitung bei Ehejubiläen und Familienfesten (Geburtstagen) geschieht in der
Regel durch Besuche des Pfarrers oder von Mitarbeitenden in der Gemeinde. In Bayern werden
gelegentlich auch Gottesdienste zu solchen Anlässen erbeten. Solche Wünsche, die zunächst
von besonders mit der Gemeinde Verbundenen an Pfarrerinnen oder Pfarrer herangetragen
werden, wecken den Wunsch zu einer gottesdienstlichen Begleitung auch für einen größeren
Kreis und bieten eine besondere Chance der gottesdienstlichen Begleitung im Lebenslauf. Diese
Gottesdienste richten sich in den westlichen Kirchen überwiegend an den engen Kreis der
Familie. Dort wo sie in den Kirchen Mittelosteuropas gefeiert werden, wird der engere Bezug
von Gemeinde und Familie meist durch eine größere Gemeindebeteiligung sichtbar. In kleineren
Gemeinden in Mittelosteuropa wird z.B. zu Geburtstagen den Jubilaren öffentlich im Hauptgottesdienst
gratuliert und in den Fürbitten an sie gedacht.
Das Vorbild von Verabschiedungen kirchlicher Mitarbeitender in einem Gottesdienst stößt in
Deutschland auch bei anderen Gemeindegliedern am Ende Ihres Berufslebens auf Interesse. In
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