Bleibe in der Zeit - Community of Protestant Churches in Europe
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<strong>Bleibe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Neue Gottesdienste für e<strong>in</strong>e sich verän<strong>der</strong>nde Gesellschaft<br />
Spielraum. Zum An<strong>der</strong>en haben die Kirchen <strong>in</strong> Mittelosteuropa erst vor gut zwei Jahrzehnten<br />
begonnen, ihre Gottesdienste <strong>in</strong> Freiheit zu halten. Wie beschrieben wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong><br />
Kirchen Liturgiereformen und Gesangbuchreformen durchgeführt. Die Abwan<strong>der</strong>ung aus dem<br />
Hauptgottesdienst ist nicht so stark spürbar wie im Westen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass<br />
gerade unter den nationalen M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tradition höheren Stellenwert besitzt.<br />
E<strong>in</strong> Kennzeichen evangelischer Frömmigkeit ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitensituation die traditionelle<br />
Feier des Gottesdienstes. Neue Formen können das eigene Selbstbewusstse<strong>in</strong> nicht <strong>in</strong> gleicher<br />
Weise ausdrücken.<br />
Zum Teil bilden sich über die <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>den alternative Gottesdienstformen heraus.<br />
In ihnen steht die Geme<strong>in</strong>schaft Gleichges<strong>in</strong>nter im Vor<strong>der</strong>grund. Unterschiedliche Gottesdienstformen<br />
sprechen wie bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>de <strong>der</strong> Methodisten <strong>in</strong> Wien viele Besucher<br />
an lassen an fremden Traditionen teilhaben.<br />
In den Rückmeldungen aus den Kirchen <strong>der</strong> Regionalgruppe wird jedoch auch deutlich, dass<br />
Wege gesucht werden, die Dom<strong>in</strong>anz des Pfarrers im Gottesdienst abzubauen und die Geme<strong>in</strong>de<br />
bei <strong>der</strong> Gestaltung aktiver mit e<strong>in</strong>zubeziehen, neue Lie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zuführen und die Geme<strong>in</strong>schaft<br />
zu stärken. Diese Grundanliegen <strong>der</strong> alternativen Gottesdienste lassen sich <strong>in</strong> Mittelosteuropa<br />
<strong>of</strong>fensichtlich auch im Sonntagsgottesdienst umsetzen und nehmen den Druck zur<br />
Gründung alternativer Gottesdienste.<br />
6.2 Kle<strong>in</strong>e gottesdienstliche Formen<br />
In den verän<strong>der</strong>ten Lebensrhythmen gew<strong>in</strong>nen kurze gottesdienstliche Formen an Bedeutung.<br />
Innenstadtgeme<strong>in</strong>den stellen sich darauf e<strong>in</strong>, dass Besucher zufällig und für kurze <strong>Zeit</strong> <strong>in</strong> die<br />
Kirchen kommen. Für sie werden Mittagsgebete und Abendandachten, nicht länger als 15 M<strong>in</strong>uten,<br />
angeboten. Passanten werden durch Plakate o<strong>der</strong> durch das Glockengeläut e<strong>in</strong>geladen. Es<br />
ist ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dlichkeit vorausgesetzt. Doch werden <strong>in</strong> diesen kurzen Formen Menschen erreicht,<br />
die nicht zu den regelmäßigen Gottesdienstbesuchern gehören. Solche Andachten und<br />
Gebete reagieren auf das Bedürfnis nach Spiritualität, stellen jedoch nicht nur e<strong>in</strong>en Raum zur<br />
Verfügung, <strong>in</strong> dem Spiritualität erfahren werden kann (<strong>of</strong>fene Kirchen), son<strong>der</strong>n bieten e<strong>in</strong>en<br />
kurzen <strong>in</strong>haltlichen Impuls und lenken so die spirituelle Erfahrung.<br />
In Mittelosteuropa f<strong>in</strong>det man auch <strong>of</strong>fene Kirchen, die zum E<strong>in</strong>treten e<strong>in</strong>laden und <strong>in</strong> denen<br />
viele spirituelle Angebote stattf<strong>in</strong>den. Die Zielgruppen sche<strong>in</strong>en dabei noch stärker mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />
verbunden zu se<strong>in</strong> und die Besucher br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mehr <strong>Zeit</strong> mit. So begegnet<br />
man eher Formen von Wochengottesdiensten als flüchtigen Passantengeme<strong>in</strong>den.<br />
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