Bleibe in der Zeit - Community of Protestant Churches in Europe
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<strong>Bleibe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Neue Gottesdienste für e<strong>in</strong>e sich verän<strong>der</strong>nde Gesellschaft<br />
6 Neue Gottesdienste für e<strong>in</strong>e sich verän<strong>der</strong>nde Gesellschaft<br />
Kirchen <strong>in</strong> Deutschland und im deutschsprachigen Raum suchten seit Jahrzehnten verstärkt<br />
Antworten auf die zurückgehenden Besucherzahlen bei den Sonntagsgottesdiensten. Entwickelt<br />
wurden dabei etwa Gottesdienste, die stärker an e<strong>in</strong>e bestimmte Zielgruppe angepasst o<strong>der</strong> zu<br />
an<strong>der</strong>en <strong>Zeit</strong>en angeboten werden. Zudem sollten kle<strong>in</strong>e gottesdienstliche Formen die kle<strong>in</strong>er<br />
werdenden Freiräume im Lebensrhythmus nutzen und den Menschen durch Kasualien Lebensbegleitung<br />
angeboten werden. Wichtiger geworden s<strong>in</strong>d aber auch Gottesdienste zu öffentlichen<br />
o<strong>der</strong> gesellschaftlichen Anlässen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Katastrophen und Unglücken. Diese for<strong>der</strong>n<br />
heraus, die ganze Gesellschaft e<strong>in</strong>zubeziehen und stellen die Frage nach ökumenischer o<strong>der</strong><br />
multireligiöser Zusammenarbeit.<br />
Solche Gottesdienste waren unter <strong>der</strong> kommunistischen Herrschaft für die Kirchen <strong>in</strong> Mittelosteuropa<br />
nicht möglich. Heute allerd<strong>in</strong>gs haben Kirchen e<strong>in</strong>e neue Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft und<br />
müssen mit Anfragen für Gottesdienste <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft umgehen. Auch Gottesdienste für<br />
bestimmte Zielgruppen werden angeboten, wo die personellen Ressourcen ausreichen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
bieten sich für neue Gottesdienstformen, die dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung<br />
tragen, <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitskirchen deutlich weniger Möglichkeiten als <strong>in</strong> den westlichen<br />
Kirchen.<br />
6.1 Alternative Gottesdienste<br />
Während die Besucherzahlen bei den sonntäglichen Gottesdiensten für die ganze Geme<strong>in</strong>de<br />
s<strong>in</strong>ken, nehmen alternative Gottesdienstangebote (zweites Gottesdienstprogramm) immer noch<br />
zu. Die Ausprägungen, Formen, <strong>der</strong> Charakter und ihre Verankerung <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d<br />
sehr unterschiedlich und kaum umfassend darzustellen und zu gewichten. Für Deutschland<br />
lässt sich die Tendenz feststellen, dass sich sowohl Gottesdienstformen, die aus e<strong>in</strong>em politisch-ethischen<br />
Interesse entstanden s<strong>in</strong>d (politisches Nachtgebet), als auch solche, die aus <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>entdeckung des Festlichen (Feierabendmahl) sich entwickelt haben, etabliert s<strong>in</strong>d. Angebote<br />
für bestimmte Zielgruppen (K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Jugendliche, Frauen, Berufsgruppen, Motorradfahrer,<br />
etc.) gehören vielfach zum festen Geme<strong>in</strong>deprogramm. Der neue Schwung bei den alternativen<br />
Gottesdiensten speist sich aber heute eher aus Angeboten zu bestimmten Frömmigkeitsstilen<br />
(Lobpreisgottesdienste), Aufbruchbewegungen (Willow Creek, Thomasmesse) o<strong>der</strong> spirituellen<br />
Angeboten, die gerne auch aus an<strong>der</strong>en Konfessionen übernommen werden (Taizéandachten).<br />
Diese Gottesdienste pflegen eigene Musikstile und benötigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ke<strong>in</strong>e Orgel. Initiatoren<br />
dieser Gottesdienste kommen <strong>of</strong>t aus e<strong>in</strong>er Gruppe <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, die neue Formen anregen,<br />
weil sie mit dem Sonntagsvormittagsgottesdienst unzufrieden s<strong>in</strong>d. Oft wird mit diesen<br />
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