Bleibe in der Zeit - Community of Protestant Churches in Europe

Bleibe in der Zeit
Die Feier des Gottesdienstes in den Kirchen der Regionalgruppe
Den Reformen des Gottesdienstes ist es durchweg ein Anliegen, den Charakter des Festes und
der Gemeinschaft zu betonen. In Gottesdienste werden gemeinschaftsstiftende Symbole aufgenommen
(Friedensgruß weitergeben; Abendmahlsempfang im Kreis um den Altar) und Elemente,
bei denen die Gemeinde sich aktiv einbringen kann, gestärkt (Lieder, Responsorien). Alle
sollen sich im Gottesdienst persönlich angesprochen fühlen, am besten in ihrer Sprache und
Tradition. In den bayerischen Gemeinden wurde in den letzten Jahrzehnten gezielt darauf Wert
gelegt, ein Gemeinschaftsbewusstsein der gottesdienstlichen Gemeinde zu stärken. Vielerorts
gibt es Begrüßungsdienste für die Ankommenden. Der Pfarrer oder die Pfarrerin verabschiedet
die Gottesdienstbesucher persönlich am Ende des Gottesdienstes und anschließend ist die
Gemeinde häufig eingeladen zum Kirchenkaffee. Allerdings wird bei letzterem meist nur ein
kleiner Teil der Kerngemeinde erreicht.
Die kleinen Diasporagemeinden Mittelosteuropas haben oft gute Gemeinschaftsstrukturen. Man
kennt sich und begrüßt sich vor dem Gottesdienst und steht hinterher noch zusammen. Nicht
nur für den Gottesdienst selbst, sondern auch für die Begegnung im Anschluss ist in Mittelosteuropa
mehr Zeit als zum Beispiel in Deutschland. Hier ist den unregelmäßigen Gottesdienstbesuchern
des Sonntagsgottesdienstes Gemeinschaft zwar wichtig als ein gemeinsames
Ausgerichtetsein. Auf Interaktion während dem Gottesdienst und auch auf Gespräche und gemeinsames
Essen und Trinken nach dem Gottesdienst legen viele keinen besonderen Wert. 8
Die Ernsthaftigkeit des Gottesdienstes und der Charakter der Feier in Gemeinschaft können
nicht gegeneinander ausgespielt werden. Vielmehr suchen die verschiedenen Reformen in der
neuen Erschließung der Liturgie und geprägter Formen Gemeinschaft und Festcharakter im
Gottesdienst zu verankern.
5.2 Wort und Sakrament im evangelischen Gottesdienst
Durch die beiden in der evangelischen Kirche gebräuchlichen Grundformen des Gottesdienstes
als Messe und in der oberdeutschen Form als Wortgottesdienst stehen Gottesdienste mit und
ohne Abendmahl gleichberechtigt nebeneinander. Noch immer wird der Gottesdienst in der
Mehrzahl als Wortgottesdienst gefeiert. Eine breite Tendenz hin zu einer häufigeren Feier des
Abendmahls ist jedoch – in sehr vielen Kirchen der Regionalgruppe – zu erkennen. Neben den
erwarteten Unterschieden zwischen reformierten, methodistischen und lutherischen Traditionen
lassen sich dabei auch regionale Unterschiede erheben, die sich jedoch allmählich anzugleichen
scheinen.
8 Hanns Kerner, Der Gottesdienst, Wahrnehmungen aus einer neuen empirischen Untersuchung unter evangelisch
Getauften in Bayern, hg. Gottesdienstinstitut der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, S 18f
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