Bleibe in der Zeit - Community of Protestant Churches in Europe
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<strong>Bleibe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Gesellschaftliche Kontexte im Umbruch<br />
mit Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ähnlichen Situation wiegt <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>den auch konfessionelle<br />
Unterschiede auf. In den Kirchen <strong>der</strong> ethnischen M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten, z.B. <strong>in</strong> Rumänien dient <strong>der</strong><br />
Gottesdienst als Geme<strong>in</strong>schaftserfahrung <strong>der</strong> Vergewisserung <strong>der</strong> eigenen Identität und <strong>in</strong> den<br />
Kle<strong>in</strong>stgeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e ist er <strong>of</strong>t verbunden mit geme<strong>in</strong>schaftlichem Essen o<strong>der</strong> Feiern<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fast familiären Atmosphäre.<br />
Individualisierung und Vere<strong>in</strong>zelung setzen starke Bedürfnisse nach Geme<strong>in</strong>schaft frei. Kirchen<br />
versuchen mit ihren Angeboten sowohl <strong>der</strong> Individualität (das s<strong>in</strong>d Bedürfnisse e<strong>in</strong>zelner wie<br />
Interessen von Gruppen) wie <strong>der</strong> Sehnsucht nach Geme<strong>in</strong>schaft gerecht zu werden. Dabei können<br />
sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gewisse Spannung geraten, die sie ständig theologisch zu reflektieren haben,<br />
um dar<strong>in</strong> das Verb<strong>in</strong>dliche <strong>in</strong> den vielen Aktivitäten benennen und bewahren zu können.<br />
3.5.2 Bedürfnis nach Spiritualität und Feier<br />
Wenn Menschen während des E<strong>in</strong>kaufes <strong>in</strong> den Städten o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mittagspause Kirchen aufsuchen,<br />
ist dies nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er, aber signifikanter H<strong>in</strong>weis auf die wachsende Sehnsucht nach<br />
Spiritualität. Kirche ist bei <strong>der</strong> spirituellen Suche zwar nur e<strong>in</strong> möglicher Ort, aber sie kann - den<br />
Standortvorteil <strong>der</strong> Kirchgebäude <strong>in</strong> den Innenstädten nutzend – dieser Sehnsucht öffnen und<br />
spirituelle Erfahrungen ermöglichen: Kerzenecken, Gebetswände, Räume <strong>der</strong> Stille o<strong>der</strong> Musik<br />
bilden <strong>of</strong>t e<strong>in</strong> geeignetes Sett<strong>in</strong>g, den Menschen <strong>in</strong> ihren Pausen zwischen den Alltagsbeschäftigungen<br />
suchen. Über dieses Beispiel h<strong>in</strong>aus ist die Frage, <strong>in</strong>wiefern Kirchen ihre Räume und<br />
ihren spirituellen Reichtum für diese Bedürfnissen zu öffnen vermögen o<strong>der</strong> möchten.<br />
Übere<strong>in</strong>stimmend erfreuen sich die beson<strong>der</strong>en Festgottesdienste <strong>in</strong> vielen Kirchen großer Beliebtheit.<br />
Während die Besucherzahlen im Gottesdienst am Sonntagmorgen zurückgehen, steigen<br />
sie zu den Festen weiter an. Kirche wird wahrgenommen als e<strong>in</strong> positiver Rahmen für Feierlichkeiten<br />
und dies sowohl bei den Festen des Jahreskreises, wie auch im Kreis <strong>der</strong> Familie<br />
bei Taufen, Trauungen und an<strong>der</strong>en Jubiläen. In <strong>der</strong> siebenbürgischen Kirche wird <strong>in</strong> den Festgottesdiensten<br />
von den Besuchern e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s festlich gestaltete Liturgie nach <strong>der</strong> traditionellen<br />
Ordnung erwartet. In den Kirchen <strong>in</strong> Deutschland müssen die Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong>zwischen<br />
davon ausgehen, dass die Besucher <strong>der</strong> Festgottesdienste an Weihnachten o<strong>der</strong> Ostern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
liturgischen Ordnung nur noch rudimentär beheimatet s<strong>in</strong>d und vor allem e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> sich stimmigen<br />
festlichen Rahmen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>es gestaltete Feier erwarten.<br />
Das steigende Bedürfnis nach Spiritualität und Feier bietet den Kirchen die Chance von Anknüpfungspunkten<br />
und stellt sie zugleich vor die Herausfor<strong>der</strong>ung, gegenüber den Erwartungshaltungen<br />
ihr eigenes Proprium zu bewahren. Die Festgottesdienste sollen die Kirchen auch als<br />
„rechte <strong>Zeit</strong>“ (2Tim 4,2) für die Evangelisation wahrnehmen.<br />
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