informationen rund um den bambus - Forum der European Bamboo ...
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Dezember 2000 Nummer 4 12. Jahrgang INFORMATIONEN RUND UM DEN BAMBUS Europäische Bambusgesellschaft · EBS-Deutschland · ISSN 0942-4679 www.bambus-deutschland.de
- Seite 2 und 3: Editorial .........................
- Seite 4 und 5: Albrecht Weiß Winterhärte auch ei
- Seite 6 und 7: Fred Vaupel Bambus für Innenräume
- Seite 8 und 9: Stephan Rodman EBS ab 1. Januar im
- Seite 10 und 11: Wolfgang Riede Der Botanische Garte
- Seite 12 und 13: 1. Preis „Ohne Titel“ Foto: And
- Seite 14 und 15: Alois Münst Von Träumen und Wüns
- Seite 16 und 17: Reinhard Trautmann Expo 2000 - ganz
- Seite 18 und 19: Edelstahlrinne durch die Mitte der
- Seite 20 und 21: Bill Hoag Unsere Nachbarn: EBS NL B
- Seite 22 und 23: Ein Riese von Musa Basjoo: Gabi und
- Seite 24: Foto: Michael Davo BAMBUSCENTRUM DE
Dezember 2000 N<strong>um</strong>mer 4<br />
12. Jahrgang<br />
INFORMATIONEN RUND UM DEN BAMBUS<br />
Europäische Bambusgesellschaft · EBS-Deutschland · ISSN 0942-4679<br />
www.<strong>bambus</strong>-deutschland.de
Editorial ....................................................................... 3<br />
Winterhärte auch eine Frage <strong>der</strong> Pflege .......................... 4<br />
Werner meint... Wind und Wasser .................................. 5<br />
Ab März abzugeben ...................................................... 5<br />
Bambus für Innenrä<strong>um</strong>e ................................................ 6<br />
EBS ab 1. Januar im Internet ........................................ 8<br />
Neues von Yvonne Widmann ........................................ 8<br />
Rezensionen ................................................................ 9<br />
News ........................................................................... 9<br />
Bed and Breakfast for Gar<strong>den</strong>-Lovers ............................ 9<br />
Der Botanische Garten von Jena ................................... 10<br />
Die Wurzeln <strong>der</strong> Pflanzen .............................................. 11<br />
Fotowettbewerb 2000 .................................................. 11<br />
Von Trä<strong>um</strong>en und Wünschen ........................................ 14<br />
Von Leuten und Bambus in Nepal ................................ 15<br />
Gräfin Sonja Bernadotte, Schloß Insel Mainau<br />
Prof. Dr. Dr. mult. h.c. Walter Liese, Hamburg<br />
Eberts, Wolfgang, Saarstraße 3-5, 76532 Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong><br />
Glatzel, Wolfgang, Schillerstraße 14, 68775 Ketsch<br />
Goerrings, Josef, St.-Sebastianus-Straße 2, 51519 O<strong>den</strong>thal<br />
Hoag, Bill, Goethestraße 8, 76477 Elchesheim<br />
Dr. Liese, Walter, Bernhard-Ihnen-Straße 2F, 21465 Reinbek<br />
Münst, Alois, Richard-Strauß-Straße 8, 88276 Berg<br />
Pleister, Hans, Am großen Kuhkamp 3a, 28307 Bremen<br />
Riede, Wolfgang, Wilh.-Pitt-Weg 17, 07749 Jena<br />
Salz <strong>der</strong> Erde e.V.<br />
Radtke, O., Ollendorfer Straße 4, 17237 Grünow<br />
Rippert, Andreas, Bergstraße 31, 28865 Lilienthal<br />
Hübner, Matthias, Elzer Straße 26, 31132 Hildesheim<br />
Schulze, Jörg, Opla<strong>den</strong>er Straße 92, 40764 Langenfeld<br />
Hantelmann, Christian R., Westerwaldstraße 17, 57299 Burbach<br />
Werner, Norbert, Schwarzwaldstraße 36, 58093 Hagen<br />
Inhalt<br />
Ehrenmitglie<strong>der</strong><br />
Autoren<br />
Impress<strong>um</strong><br />
Expo 2000 – ganz persönliche Ansichten ...................... 16<br />
Wenig Neues von Chusquea ......................................... 16<br />
Vielseitige Bambuskohle ............................................... 16<br />
Bambusbrücken in Europa ........................................... 17<br />
Der Garten des wie<strong>der</strong>gewonnenen Mondes .................. 18<br />
Noch einmal: Faszination Jiuzhaigou ............................. 19<br />
Unsere Nachbarn: EBS NL .......................................... 20<br />
Blüten im Winter: Hamamelis ....................................... 20<br />
Reise in Gärten und Parks <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande und Belgiens 21<br />
Ein Riese von Musa basjoo ........................................... 21<br />
Chimono<strong>bambus</strong>a marmorea ....................................... 22<br />
Wer kennt die Namen? ................................................ 23<br />
Neues Buch über die Yuccas ......................................... 23<br />
Termine ...................................................................... 23<br />
Wichtige Adressen ....................................................... 23<br />
Werner Vogel, Hebertsfel<strong>den</strong><br />
Palmengarten (Leitung Dr. Jenny), Frankfurt a. Main<br />
Rodmann, Stephan, Klosterhofstraße 23, 65931 Frankfurt<br />
Sieber, Gerhard, Schloßstraße 10, 65439 Flörsheim-Weilbach<br />
Sieber, Klaus-Peter, Fraulbrunenweg 6, 65439 Weilbach<br />
Trautmann, Reinhard, Goldregenweg 12, 51061 Köln<br />
Vaupel, Fred, Beim Gesundbrunnen 3, 20537 Hamburg<br />
Vogel, Werner, Spanberg 19, 84332 Hebertsfel<strong>den</strong><br />
Weiß, Albrecht, Im Mundklingen, 64342 Seeheim-Jugenheim<br />
Wir begrüßen unsere neuen Mitglie<strong>der</strong><br />
Harlos, Jürgen, He<strong>um</strong>a<strong>den</strong>er Straße 181, 70619 Stuttgart-Le<strong>der</strong>berg<br />
Schmidt, Eberhard, Lammstraße 19, 72072 Tübingen<br />
Streck, Andrea, Reuchener Weg 1, 77855 Achern<br />
Althaus, Peter, Pfaffenmattweg 15, CH-2572 Lattrigen<br />
Unbekannt verzogen – wer kann mithelfen?<br />
Jägers, Peter, Feldstraße 100, 47506 Neukirchen<br />
Herausgeber: EBS Deutschland<br />
Geschäftsstelle:<br />
Edeltraud Weber · John-Wesley-Straße 4 · 63584 Gründau / Rbn · Telefon (0172) 6 64 42 90<br />
eMail: EBS-E.Weber@t-online.de<br />
Redaktion:<br />
Christine Recht · Vogesenstraße 49 · 77743 Neuried-Altenheim · Telefon (0 78 07) 28 38<br />
Telefax (0 78 07) 1764<br />
Herstellung/Anzeigen:<br />
Roland Eitel · Feldstraße 37 · 63584 Gründau/Rbn · Telefon (0 61 04) 24 46 (tagsüber) und<br />
(0 60 51) 1 24 71 (ab 18 Uhr) · Fax (0 61 04) 6 59 08 · eMail: Roland.Eitel@km-digital.com<br />
Titelgestaltung: Franz Josef Steinhage<br />
Das Bambus-Journal erscheint viermal im Jahr.<br />
Für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> EBS-D ist <strong>der</strong> Bezug <strong>der</strong> Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für<br />
Nichtmitglie<strong>der</strong> beträgt <strong>der</strong> Bezugspreis DM 12,50 plus Porto pro Ausgabe. Alle Rechte vorbehalten,<br />
Nachdruck, Vervielfältigung, Übersetzung und Übernahme in an<strong>der</strong>e Medien nur mit<br />
schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.<br />
Die Auffassung <strong>der</strong> Autoren und die Inhalte müssen nicht mit <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> EBS übereinstimmen.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht vor, Artikel zu än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu kürzen.<br />
Titelfoto: Reinhart Mundt<br />
Liebe Bambusfreunde,<br />
das Jahr 2001 rückt näher und damit auch die nächste Beitragszahlung!<br />
Für alle, die eine Einzugsermächtigung erteilt haben: Um unnötige Bankgebühren zu vermei<strong>den</strong>, überprüfen Sie<br />
bitte Ihre Bankverbindung und teilen Sie mir bitte schnellstens Än<strong>der</strong>ungen mit. Für alle, die noch selbständig<br />
überweisen: Mitgliedsbeitrag DM 50,–; im Ausland – wegen höherer Portokosten – DM 60,–. Ich bitte unsere<br />
ausländischen Mitglie<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> außeror<strong>den</strong>tlich hohen Bankgebühren die Beitragszahlung per Postscheck<br />
o<strong>der</strong> in bar vorzunehmen. Bankverbindung: Kreissparkasse Gelnhausen · Konto 27 001 068 · BLZ 507 500 94<br />
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein besinnliches Weihnachtsfest<br />
und alles Gute für 2001<br />
Ihre Geschäftsstelle Edeltraud Weber<br />
2
Gerhard Sieber<br />
Editorial<br />
Noch wenige Tage, und das erste Jahr im<br />
neuen Jahrtausend neigt sich seinem Ende<br />
zu. Je<strong>der</strong> wird sich die Frage stellen, sind alle<br />
Wünsche und Erwartungen in Erfüllung gegangen<br />
o<strong>der</strong> lag er voll daneben. Für mich<br />
kann ich sagen: Alles im grünen Bereich.<br />
Und für die EBS Deutschland?<br />
Ich <strong>den</strong>ke, wir können alle stolz auf unsere<br />
Pflanzengesellschaft sein. Das Jahr 2000 war<br />
ein <strong>rund</strong>her<strong>um</strong> erfolgreiches Jahr. Angefangen<br />
hatte es mit einem<br />
<strong>der</strong> mildesten<br />
Bambuswinter, ein<br />
warmes und nie<strong>der</strong>schlagsreiches<br />
Frühjahr<br />
folgte. Ende März<br />
kam unser langersehnter<br />
Bambusbrief<br />
nicht nur mit einem<br />
neuen Namen – jetzt<br />
Bambus-Journal –<br />
nein, auch in ganz<br />
neuem Outfit und an<strong>der</strong>em<br />
Format.<br />
Die Reise nach<br />
Tschechien übertraf<br />
all unsere Erwartungen,<br />
egal, ob in Botanischen<br />
Gärten, im<br />
Hradschin o<strong>der</strong> im<br />
Alpin<strong>um</strong> im Adlergebirge.<br />
Und dann das<br />
Sommerfest in Offenbach:<br />
Fast alle waren<br />
da, die Mühen<br />
unserer Gastgeber<br />
Lisa Wahl-Hyronimi<br />
und Josef Cermak<br />
sind schon fast vergessen.<br />
Es wird<br />
schwer sein, dies zu<br />
übertreffen.<br />
Auch in Sachen Bambus<br />
hat sich einiges<br />
getan. Unsere Fargesia<br />
murielae gibt es<br />
so nicht mehr, dafür<br />
schickte sie uns einige<br />
ihrer Schwestern aus<br />
dem fernen Jiuzhaigou<br />
mit dunkelroten Halmen o<strong>der</strong> mit schwarzen<br />
o<strong>der</strong> gar gelben Halmen. Ich <strong>den</strong>ke, <strong>der</strong> eine<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e wird sich wohl nach einem<br />
größeren G<strong>rund</strong>stück <strong>um</strong>sehen müssen.<br />
Das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t wird auch in Sachen Information<br />
im Zeitalter <strong>der</strong> elektronischen<br />
Datenübermittlung nicht spurlos an <strong>der</strong> EBS<br />
vorüber gehen. Ab dem 1. Januar 2001 sind<br />
wir unter www.<strong>bambus</strong>-deutschland.de im<br />
Internet weltweit erreichbar. Möglich war<br />
dies durch unser Mitglied Stephan Rodmann.<br />
Er und Holger Ehrlich haben eine sehenswerte<br />
Homepage geschaffen. Wir bieten<br />
dem Internetbenutzer <strong>um</strong>fassende Informationen<br />
in Sachen Bambus. Beginnend mit<br />
ausführlicher Aufklärung über die Bedürfnisse<br />
unseres Grases, über Bezugsquellen,<br />
Pflanzenporträts, Vorkommen, Bil<strong>der</strong> und<br />
kompetente Ansprechpartner. Über verschie<strong>den</strong>e<br />
Links können Sie zu an<strong>der</strong>en<br />
Bambusgesellschaften surfen, sich im Gästebuch<br />
eintragen, sogar Mitglied kann man<br />
übers Internet wer<strong>den</strong>. Man kann aber auch<br />
ganz einfach mit Gleichgesinnten über<br />
Bambus- und an<strong>der</strong>e Pflanzenprobleme<br />
diskutieren.<br />
Für das Jahr 2001 haben wir wie<strong>der</strong> eine<br />
Reise geplant. Sie wird uns nach Holland und<br />
Belgien führen und<br />
wie wir es seit Jahren<br />
gewohnt sind,<br />
wer<strong>den</strong> wir fremde<br />
Gärten besuchen, in<br />
Raritätenba<strong>um</strong>schulen<br />
nach Neuem suchen<br />
und uns in Arboreten<br />
von <strong>der</strong><br />
Vielfalt <strong>der</strong> Stau<strong>den</strong><br />
und Gehölze faszinieren<br />
lassen. Dem<br />
vorliegen<strong>den</strong> Bambus-Journal<br />
ist <strong>der</strong><br />
Reiseverlauf und die<br />
Anmeldung beigelegt.<br />
Das Sommerfest im<br />
nächsten Jahr steht<br />
ebenfalls mit Ziel<br />
und Termin schon<br />
fest. Wir wer<strong>den</strong> uns<br />
diesmal in Erfurt<br />
(Cyriaksburg) am<br />
25. und 26. August<br />
bei hoffentlich schönem<br />
Wetter wie<strong>der</strong>sehen.<br />
Ja, meine lieben<br />
Bambusen, Sie sehen,<br />
es war ein lebendiges<br />
und schönes<br />
Jahr mit vielen<br />
Ereignissen und<br />
Neuerungen.<br />
Ich wünsche Ihnen<br />
nicht nur einen mil<strong>den</strong><br />
und windarmen<br />
Foto: Eberts<br />
Winter mit wenig<br />
Ostluft, son<strong>der</strong>n mein Gruß geht an je<strong>den</strong><br />
Einzelnen persönlich: Bleiben Sie gesund<br />
und uns mit Lob und Tadel immer wohlgesonnen.<br />
Für das bevorstehende Weihnachtsfest und <strong>den</strong> Rutsch ins Jahr 2001 Besinnlichkeit, Zufrie<strong>den</strong>heit und alles Gute für Sie und Ihre Familie<br />
wünscht Ihnen Ihr Gerhard Sieber<br />
3
Albrecht Weiß<br />
Winterhärte auch eine Frage <strong>der</strong> Pflege<br />
Bambusse sind, wie an<strong>der</strong>e Pflanzen,<br />
Lebewesen. Fast banal, <strong>den</strong>noch gelegentlich<br />
beinahe vergessen: mit vielfältigen<br />
Reaktionen auf ihre Umweltbedingungen.<br />
Dazu zählt bei uns im Garten ganz beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Witterung und (über<br />
einen längeren Zeitra<strong>um</strong> betrachtet) das<br />
Kleinklima am Pflanzort. Bambusarten und<br />
-formen, die bei uns als Zierpflanzen auch<br />
winters im Freien gehalten wer<strong>den</strong> können,<br />
stammen vom asiatischen Kontinent samt<br />
Inseln (Japan, Korea, Taiwan) ab o<strong>der</strong> vom<br />
amerikanischen Erdteil – also aus Gegen<strong>den</strong><br />
mit temperiertem Klima, will sagen,<br />
ohne extrem heiße o<strong>der</strong> extrem kalte<br />
Jahreszeiten. Doch haben die für und<br />
interessanten Bambusarten und -formen<br />
gegenüber <strong>den</strong> tropischen Arten eine gewisse<br />
genetische Potenz auf Winterhärte.<br />
Beim Bambus ist die Frage <strong>der</strong> Winterhärte<br />
generell nicht an<strong>der</strong>s anzugehen als die<br />
Gretchenfrage bei an<strong>der</strong>en Pflanzen in unseren<br />
Gärten, insbeson<strong>der</strong>e bei immergrünen<br />
Gehölzen, ebenfalls aus entsprechen<strong>den</strong><br />
Klimaten. Wir lenken das Augenmerk<br />
also auf die Wechselwirkungen zwischen<br />
Witterung, Kleinklima und unseren Bambus<br />
und beson<strong>der</strong>s darauf, wie diese Lebewesen<br />
auf die Umstände reagieren.<br />
Die Wissenschaftler betrachten die Frosthärte<br />
bei einem stufenweisen Einfrieren des<br />
Zellsaftes (0 bis -8° C) und <strong>den</strong> dann folgen<strong>den</strong><br />
Reaktionen des Pflanzenkörpers<br />
bei weiter absinken<strong>den</strong> Temperaturen.<br />
Wichtig für uns Liebhaber ist dabei, dass die<br />
Frosthärte keinesfalls generell immer vorliegt,<br />
etwa im Sommer, son<strong>der</strong>n dass erst<br />
im Spätherbst bis Frühwinter die Frosthärte<br />
entsteht. Beson<strong>der</strong>s wichtig: <strong>den</strong> Lebens<strong>um</strong>stän<strong>den</strong><br />
<strong>der</strong> Pflanze entsprechend immer<br />
innerhalb <strong>der</strong> genetisch vorgeprägten<br />
Konstitution – die Frosthärte muss jährlich<br />
erneut biochemisch von <strong>der</strong> Pflanze herbeigeführt<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Gesunde Pflanzen wer<strong>den</strong> sich im Verlauf<br />
des Winters erheblich frosthärter zeigen als<br />
irgendwelche ungeeigneten kümmern<strong>den</strong><br />
Abkömmlinge, logisch, doch oft nicht beachtet.<br />
Unsere Pflegebemühungen zielen also<br />
darauf, die Pflanze weit vor dem Winter<br />
durch günstige Lebensbedingungen so erstarken<br />
zu lassen, dass sie selbst am Ende<br />
<strong>der</strong> Saison eine hohe Winterhärte erwerben<br />
kann. Es geht also bei <strong>der</strong> Frosthärte des<br />
Bambus immer <strong>um</strong> die Vorgeschichte <strong>der</strong><br />
Pflanze in <strong>den</strong> letzten Jahren – und insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>um</strong> ihr Wachst<strong>um</strong> in <strong>der</strong> letzten Saison<br />
in unserem Garten. An<strong>der</strong>s formuliert:<br />
Es geht <strong>um</strong> die Wachst<strong>um</strong>sbedingungen, die<br />
wir dem Bambus unter unserer Pflege gewähren<br />
konnten. Noch genauer: Wie er diese<br />
Bedingungen <strong>um</strong>setzen konnte im Blick<br />
auf <strong>den</strong> Erwerb <strong>der</strong> Frosthärte ab Beginn<br />
<strong>der</strong> ungünstigen Zeit.<br />
Der Kürze wegen folgende, nicht wissenschaftliche,<br />
son<strong>der</strong>n angewandt für unsere<br />
Liebhaberbemühungen geeignete Definition<br />
für Frosthärte von Gartenpflanzen:<br />
Tatsächliche Frosthärte (nicht die im Katalog<br />
beschriebene) ist das Vermögen <strong>der</strong><br />
Pflanze, sich unseren ungünstigen mitteleuropäischen<br />
Wintern so anzupassen, dass<br />
sich in <strong>der</strong> nachfolgen<strong>den</strong> Saison ein zufrie<strong>den</strong>stellendes<br />
Wachst<strong>um</strong> einstellt, ohne<br />
dass die Optik/subjektive Ästhetik leidet.<br />
Sicher gibt es keine Frosthärtediskussion<br />
ohne die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit gelegentlichen<br />
Schä<strong>den</strong>. Bevor äußere Schä<strong>den</strong><br />
sichtbar wer<strong>den</strong>, die unter Umstän<strong>den</strong><br />
lange nach dem schädigen<strong>den</strong> Ereignis erst<br />
im zeitigen Frühling - aber dann plötzlich –<br />
sichtbar wer<strong>den</strong>, sind für <strong>den</strong> Wissenschaftler<br />
bereits innere Schä<strong>den</strong> feststellbar.<br />
Diese Schä<strong>den</strong> fallen für <strong>den</strong> Liebhaber<br />
aber letztlich nicht ins Gewicht. Sie<br />
wer<strong>den</strong> aber indirekt abschätzbar, wenn wir<br />
einmal einen beson<strong>der</strong>s mil<strong>den</strong> Winter hinter<br />
uns gebracht haben. Beispielsweise Minim<strong>um</strong>-Temperaturen<br />
kurzzeitig nur bei<br />
-8° C. Danach wer<strong>den</strong> die Bambuspflanzen<br />
bei uns mit einem vergleichsweise erstaunlichen<br />
Wachst<strong>um</strong> aufwarten, welches wir<br />
nach an<strong>der</strong>en Wintern nicht erleben, weil<br />
nach einem für uns extrem mil<strong>den</strong> Winter<br />
keine inneren Schä<strong>den</strong> an <strong>den</strong> Pflanzen<br />
entstan<strong>den</strong> sind.<br />
Treten äußerlich sichtbare Schä<strong>den</strong> nach<br />
o<strong>der</strong> bereits während des Winters auf, so<br />
sind diese stufenweise abschätzbar: zuerst<br />
vertrocknete Blätter, dann zusätzlich abgestorbene<br />
Zweige und Halme, zuletzt vor<br />
dem Absterben <strong>der</strong> gesamten Pflanze auch<br />
schwere Schä<strong>den</strong> an <strong>den</strong> unterirdischen<br />
Organen des Bambus – Rhizomen und<br />
Wurzeln.<br />
Freuen wir uns auf günstige Winter, aber<br />
nicht zuletzt auf genetisch winterhart konstituierte<br />
Bambusarten und -formen. Aber<br />
auch auf <strong>der</strong>en Entfaltungsmöglichkeiten<br />
bei entsprechend guter Liebhaberpflege –<br />
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Mo.- Fr. 11.00 - 18.30 Uhr<br />
Sa.11.00 - 14.00 Uhr<br />
4
Werner meint....<br />
Wind und Wasser<br />
Eigentlich sind wir Bambusen doch die besseren<br />
Menschen! Schnell haben wir erkannt,<br />
dass es in <strong>der</strong> Bambuskunde ka<strong>um</strong><br />
Fachexperten, Kenner o<strong>der</strong> Spezialisten<br />
gibt. Ich erinnere nur an die bei<strong>den</strong> Fachvorträge<br />
beim Sommerfest in Offenbach.<br />
Beide Redner sind in <strong>der</strong> EBS und in <strong>der</strong><br />
Bambusszene bekannt und anerkannt.<br />
Doch je<strong>der</strong> betonte immer wie<strong>der</strong>, dass wir<br />
erst am Anfang einer Bewegung stehen.<br />
Man weiß von vielem nichts Genaues und<br />
alle sind wir nach wie vor auf die Erfahrungen<br />
unserer Mitglie<strong>der</strong> angewiesen.<br />
Das ist richtig und sehr zu begrüßen. Natürlich<br />
gibt es Leute, die sich ganz intensiv <strong>der</strong><br />
Herausfor<strong>der</strong>ung „Bambus“ stellen. So ist<br />
auch <strong>der</strong> Vorschlag zu bewerten: „Machen<br />
wir doch ein deutschsprachiges Bambusbuch“.<br />
Tatsächlich gibt es nur sehr wenige<br />
Bücher und Veröffentlichungen in deutscher<br />
Sprache, das Bambuswissen hat uns<br />
– wenn wir ehrlich sind – überrollt. Das<br />
Wissen über <strong>den</strong> Bambus ist neu und wird<br />
immer neuer und bedarf ständig <strong>der</strong><br />
Korrekturen. Ich finde es sehr begrüßenswert,<br />
wenn sich so viele Bambusfreunde<br />
bereit erklären, an einem ganz neuen Werk<br />
mitzuarbeiten.<br />
Unter diesen Aspekten kann ich allerdings<br />
weit weniger verstehen, dass es bei uns<br />
schon über 90 deutschsprachige Veröffentlichungen<br />
o<strong>der</strong> Bücher über Feng<br />
Shui gibt. Feng Shui ist eine Jahrtausende<br />
alte chinesische Philosophie o<strong>der</strong> vielleicht<br />
auch eine Lebensweise. Es steht für die<br />
Harmonie zwischen <strong>den</strong> Menschen und ihrer<br />
Umgebung. Sogar weiter: Zwischen<br />
dem Mensch und seiner globalen Umwelt.<br />
Feng Shui bedeutet wörtlich übersetzt<br />
„Wind und Wasser“. Und hat natürlich sehr<br />
viel mit dem Zusammenspiel aller Naturkräfte<br />
zu tun. Die uralten fernöstlichen<br />
Weisheiten basieren auf dem Wissen über<br />
einen harmonischen Energiefluss, dem<br />
Wissen von Yin und Yang und <strong>den</strong> fünf<br />
chinesischen Elementen Holz, Feuer,<br />
Erde, Metall und Wasser. Ein Wissen, das<br />
über Hun<strong>der</strong>te von Generationen weitergegeben<br />
wurde und das auch heute in<br />
China eine mehrjährige Lehre in Theorie<br />
und Praxis bedeutet.<br />
Und das soll man aus einem Buch o<strong>der</strong> gar<br />
auf einem Wochenend-Workshop lernen<br />
können? Feng Shui im Haus, im Garten,<br />
im Büro, im Schlafzimmer und im Ehebett<br />
– für alles gibt es heute Gebrauchsanweisungen.<br />
Wir fin<strong>den</strong> Feng Shui Kerzen,<br />
Streichhölzer, Essstäbchen und Briefpapier.<br />
Feng Shui ist eben <strong>der</strong> große<br />
Renner in Mitteleuropa und je<strong>der</strong> versucht<br />
einen Teil des Kuchens abzukriegen o<strong>der</strong><br />
auf <strong>der</strong> Welle mitzuschwimmen. Die Kenner<br />
und Könner kommen aus dem Dunkel<br />
und sagen uns, dass wir bisher vollkommen<br />
falsch liegen, wohnen o<strong>der</strong> garteln. Und<br />
natürlich sagen sie uns auch, wie wir in<br />
Zukunft richtig liegen, wohnen o<strong>der</strong><br />
garteln sollen.<br />
(Apropos garteln: Marianne Beuchert, eine<br />
exzellente Kennerin <strong>der</strong> chinesischen<br />
Gartenkultur und auch <strong>der</strong> chinesischen<br />
Seele, erwähnt in ihrem Werk über die Gärten<br />
Chinas natürlich auch Feng Shui. Aber<br />
nicht als Ratgeber in gärtnerischen Notfällen!)<br />
Was ich meine: Wir Bambusleute sind nicht<br />
blöde, weil wir immer noch nach Erkenntnissen<br />
suchen, weil wir ehrlich genug sind,<br />
zuzugeben, dass wir sie noch lange<br />
suchen müssen. Wir sind nicht blöde, weil<br />
wir nicht mit Dutzen<strong>den</strong> von Veröffentlichungen<br />
halbgarer Erkenntnisse über<br />
unsere Umwelt herfallen. Wir sind auch<br />
nicht blöde, wenn wir an<strong>der</strong>e nach ihren<br />
Erfahrungen fragen.<br />
Bei all <strong>den</strong> schlauen Feng Shui-Büchern<br />
bin ich da doch etwas skeptisch. Feng Shui<br />
ist ohne Zweifel eine großartige Philosophie,<br />
aber man kann sie nicht als Ratgeber<br />
für verkorkste Lebenslagen anwen<strong>den</strong> –<br />
und schon gar nicht, wenn dieser Rat so<br />
oberflächlich ist, wie in <strong>den</strong> meisten<br />
deutschsprachigen Veröffentlichungen.<br />
Nix für ungut, liebe Feng-Shui Fans – aber<br />
<strong>den</strong>kt mal selbst ein bisschen nach!<br />
Dazu ein Wort von Konfuzius: „Dringet ein<br />
in das geheime Wesen <strong>der</strong> Natur, studiert<br />
das Gute und das Böse und ihr werdet erfüllt<br />
wer<strong>den</strong> von <strong>der</strong> Natur selbst. Und trotz<br />
des Umfanges des Weltalls und <strong>der</strong> Entfernungen,<br />
welche die sozialen Zustände<br />
voneinan<strong>der</strong> trennen, werdet ihr euch des<br />
Prinzips <strong>der</strong> Gleichheit aller Wesen bewusst<br />
wer<strong>den</strong>.“<br />
In diesem Sinne<br />
euer Werner Vogel<br />
Frühjahrsangebot:<br />
Bambus für Heim und Garten<br />
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Phyllostachys aureosulcata Harbin<br />
Phyllostachys arcana Luteosulcata<br />
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Semia<strong>rund</strong>inaria fastuosa<br />
Semia<strong>rund</strong>inaria fastuosa f. viridis<br />
Semia<strong>rund</strong>inaria yashadake f. kimmei<br />
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5
Fred Vaupel<br />
Bambus für Innenrä<strong>um</strong>e<br />
Bambus für Innenrä<strong>um</strong>e ist ein sehr heikles<br />
Thema, <strong>den</strong>n <strong>der</strong> Zimmer<strong>bambus</strong> für<br />
alle Innenbereiche wurde bis heute nicht<br />
gefun<strong>den</strong>. Um diesem Thema in allen Bereichen<br />
gerecht zu wer<strong>den</strong>, unterteile ich<br />
Innenrä<strong>um</strong>e in drei Bereiche: 1. Wohnrä<strong>um</strong>e,<br />
2. Wintergärten und geschlossene<br />
Veran<strong>den</strong> und 3. Bürorä<strong>um</strong>e, Ausstellungshallen,<br />
Einkaufspassagen etc. In<br />
dieser Ausgabe soll vom schwierigsten Bereich<br />
die Rede sein, von <strong>der</strong> Verwendung<br />
von Bambusarten im Wohnbereich.<br />
6<br />
Bambus als Zimmerpflanze ist seit vielen<br />
Jahren in Mode und häufig wer<strong>den</strong> in<br />
Gartencenterketten o<strong>der</strong> auch in Bl<strong>um</strong>enlä<strong>den</strong><br />
dekorative Pflanzen preiswert angeboten.<br />
Das erste Problem zeigt sich schon<br />
nach wenigen Tagen. Die bisher sattgrünen<br />
Blätter zeigen die ersten gelblichen<br />
Verfärbungen und sind bereits nach wenigen<br />
Tagen braun und fallen ab. Kein Wun<strong>der</strong>,<br />
waren die dekorativen Gräser doch<br />
bisher an Glashäuser mit hoher Luftfeuchtigkeit,<br />
Wachst<strong>um</strong>slampen und guter<br />
Kulturpflege gewöhnt, jetzt macht ihnen<br />
<strong>der</strong> plötzliche Standortwechsel schwer zu<br />
schaffen. In <strong>der</strong> Regel wird beim ersten Anzeichen<br />
von gelben Blättern zu viel gegossen,<br />
<strong>den</strong>n man meint es ja gut mit seinen<br />
Zimmerpflanzen. Nur, ein tropischer Bambus<br />
benötigt eben nicht so viel Wasser wie<br />
ein Ficus benjamini und so wird <strong>der</strong> Bambus<br />
bereits in <strong>den</strong> ersten Tagen totgegossen.<br />
Natürlich darf nicht vergessen<br />
wer<strong>den</strong>, dass auch eine Bambuspflanze<br />
Wasser benötigt und nicht vertrocknen<br />
darf. Deshalb meine Empfehlung, das Substrat<br />
nur eben feucht zu halten und die Blätter<br />
mindestens einmal am Tag mit abgestan<strong>den</strong>em<br />
Wasser zu befeuchten, bzw,<br />
einzusprühen. Auch <strong>der</strong> richtige Standort<br />
trägt zur Erhaltung Ihres Zimmer<strong>bambus</strong><br />
erheblich bei, wie auch die Helligkeit und<br />
die Luftfeuchte, die Düngung und das Substrat<br />
das A und O für eine erfolgreiche und<br />
langlebige Verwendung <strong>der</strong> beliebten<br />
Grünpflanzen sind.<br />
Die Standortwahl<br />
Bambus gedeiht besser in einem lichtdurchfluteten<br />
Ra<strong>um</strong>. Platzieren Sie Ihren<br />
Bambus also an einem hellen Standort.<br />
Vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> sollten Standorte in <strong>der</strong><br />
Nähe einer Heizung, eines Kamins o<strong>der</strong><br />
Ofens ebenso wie zugige und dunkle Plätze.<br />
Bei Fußbo<strong>den</strong>heizung zeigen sich Bambuspflanzen<br />
beson<strong>der</strong>s wüchsig, allerdings<br />
sollten Sie Ihre Pflanze durch eine entsprechend<br />
dicke Styroporunterlage vor zu<br />
großer Wärme schützen.<br />
Das Substrat<br />
In <strong>der</strong> Regel erweisen sich die Substrate<br />
des Handels als nicht locker genug, da auch<br />
in <strong>den</strong> Gärtnereien des Zierpflanzenbaues<br />
gespart wer<strong>den</strong> muss. Nach meinen Erfahrungen<br />
erweist sich die Umstellung auf<br />
Seramis zwar als schwierig, hat aber bisher<br />
immer Erfolg gehabt. Da Sie Ihre neu<br />
erworbene Bambuspflanze eh nicht in dem<br />
zu kleinen Container halten können – hier<br />
stimmt das Verhältnis von oberirdischem<br />
Pflanzenteil z<strong>um</strong> Wurzelballen nicht – empfiehlt<br />
sich das sofortige Umtopfen. Verwen<strong>den</strong><br />
Sie gleich einen mindestens<br />
doppelt so großen Container mit Abzugslöchern,<br />
<strong>den</strong>n Bambus ist bei richtiger<br />
Pflege sehr wüchsig. Wer seiner Pflanze<br />
etwas beson<strong>der</strong>s Gutes tun möchte, bedeckt<br />
<strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> des Containers mit einer<br />
3-5 cm dicken Schicht aus kleinen,<br />
1-3 cm 2 großen Styroporstücken. Das gibt<br />
warme und trockene Füße.<br />
Dann topfen Sie die Neuerwerbung vorsichtig<br />
aus (Container <strong>um</strong>stülpen und vorsichtig<br />
am Containerrand ausklopfen,<br />
nicht ziehen, <strong>den</strong>n tropische Bambusarten<br />
haben häufig nur wenig feste Wurzeln).<br />
Stellen Sie nun <strong>den</strong> Wurzelballen so tief in<br />
<strong>den</strong> neuen Container, dass Sie später die<br />
Substratoberfläche nur noch mit 2 cm<br />
Seramis bedecken können. Füllen Sie mit<br />
feuchtem Seramis auf und bedecken auch<br />
die Oberfläche des Substrates gut mit dem<br />
Material. Anschließend wird die Pflanze gut<br />
angegossen. In <strong>den</strong> nächsten vier Wochen<br />
zeigt sich, wer ein grünes Händchen hat,<br />
<strong>den</strong>n so lange dauert es mindestens, bis die<br />
Wurzeln in das neue Substrat eingewurzelt<br />
sind. In dieser Zeit ist darauf zu achten, dass<br />
<strong>der</strong> alte Pflanzballen nicht austrocknet und<br />
auch nicht zu nass gehalten wird. Selbstverständlich<br />
eignen sich auch an<strong>der</strong>e Substrate<br />
zur Haltung von Zimmer<strong>bambus</strong>, es<br />
sollten aber immer lufthaltige, nicht zu<br />
leicht vernässende Mischungen verwendet<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Die Düngung<br />
Eine ganzjährige Volldüngung ist nicht zu<br />
empfehlen. Nur wenn Ihre Pflanze neue<br />
Halme und Blätter treibt, sollten Sie mit<br />
einem Bambusdünger, Flüssigdünger für<br />
Zimmerpflanzen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en silizi<strong>um</strong>-,<br />
mangan- und stickstoffhaltigen Düngemitteln<br />
das Wachst<strong>um</strong> unterstützen. Für<br />
die restliche Zeit reicht nach meinen Erfahrungen<br />
14-tägiges Düngen mit Flüssigdünger.<br />
Auch für Bambus ist ein pH-Wert<br />
<strong>um</strong> 6 empfehlenswert. Bambus wächst<br />
zwar auch in sauren Bö<strong>den</strong>, zeigt aber dann<br />
oft eine zu helle Blattfarbe und treibt zu<br />
dünne Halme, die in <strong>der</strong> Wohnungsluft<br />
<strong>um</strong>fallen. Ein Feuchtigkeits- und pHWert-<br />
Messer mit zwei Messstäben (wird in <strong>den</strong><br />
meisten Gartencentern angeboten) ist hier<br />
sehr nützlich.<br />
Die Pflanzenauswahl<br />
Ohne Zweifel eignen sich die kleineren<br />
Arten und Sorten <strong>der</strong> Gattung Bambusa<br />
am besten für die Haltung im Wohnbereich.<br />
Aber auch die unter Tyrsostachys<br />
siamesis (Malaysia Bambus) bekannte Art,<br />
mit kleineren Blättern, und <strong>der</strong> bisher<br />
wenig bekannte in Taiwan vorkommende<br />
Arthrostylidi<strong>um</strong> naibunense mit zierlichem<br />
Laub haben sich gut bewährt. Dekorativ<br />
und in <strong>der</strong> Regel sehr robust ist Bambusa<br />
vulgaris (grüne Halme) und die Form<br />
striata (gelbe Halme mit – wie mit dem<br />
Pinsel gemalten – grünen Streifen). Beide<br />
haben relativ große Blätter. Beson<strong>der</strong>s<br />
beliebt sind die ein- o<strong>der</strong> mehrstämmigen<br />
verdickten und gestauchten Internodien an<br />
Bambus vulgaris „Wamin“. Sehr fein und
schnittverträglich sind die verschie<strong>den</strong>en<br />
Formen von Bambusa multiplex (glaucescens)<br />
wie „Fernleaf“, „Gol<strong>den</strong> Godess“,<br />
„Stripstem“ o<strong>der</strong> „Nana“, die oft nur<br />
Synonyme sind. Die Unterschiede können<br />
wir an <strong>den</strong> kleinen Kübelpflanzen eh ka<strong>um</strong><br />
feststellen. Interessant auch Bambusa<br />
multiplex Alphonso Karrii (Alfons Karr) mit<br />
dekorativen grünen Streifen am gelben<br />
Halm, mit oft rötlichen Ausfärbungen.<br />
Dieser kann auch im Wohnbereich Höhen<br />
<strong>um</strong> die drei Meter erreichen.<br />
Ra<strong>um</strong>luft<br />
Sorgen Sie für einen ausreichen<strong>den</strong> Luftaustausch.<br />
Die warme und trockene<br />
Ra<strong>um</strong>luft in <strong>den</strong> heutigen, gut isolierten<br />
Innenrä<strong>um</strong>en können auch bei Bambuspflanzen<br />
zu Trockenschä<strong>den</strong> führen.<br />
Braune Blattspitzen o<strong>der</strong> Blatträn<strong>der</strong>, vertrocknete<br />
und verkahlte Zweige und ein<br />
lichtes Laubwerk sind Anzeichen für zu<br />
trockene Luft. Hier hilft eine Erhöhung <strong>der</strong><br />
Luftfeuchtigkeit durch einen Zimmerspringbrunnen,<br />
einen Luftbefeuchter auf<br />
<strong>der</strong> Heizung, durch elektrische Luftbefeuchter<br />
o<strong>der</strong> einfach häufiges Besprühen<br />
<strong>der</strong> Pflanzen. Ausserdem kann ein<br />
kleiner Ventilator in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Pflanze<br />
hilfreich sein. Sie wer<strong>den</strong> schnell feststellen:<br />
je höher die Luftfeuchtigkeit und je<br />
besser <strong>der</strong> Luftaustausch, desto besser<br />
gedeihen Ihre Bambuspflanzen.<br />
Das Licht<br />
Auch tropische Bambusarten, die an<br />
Naturstandorten in <strong>den</strong> dicht wachsen<strong>den</strong><br />
Bambuswäl<strong>der</strong>n nur in <strong>den</strong> Halmkronen<br />
ausreichend Licht bekommen, brauchen in<br />
vielen Fällen in <strong>den</strong> Wohnrä<strong>um</strong>en eine<br />
Pflanzenleuchte o<strong>der</strong> Neonlicht. Bambus<br />
gedeiht bei 2.000 bis 2.500 Lux. Es ist<br />
daher beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> kalten Jahreszeit zu<br />
empfehlen, die Pflanzenleuchte für ca. vier<br />
Stun<strong>den</strong> am Tag einzuschalten. Mo<strong>der</strong>ne<br />
Halogenlampen tragen z<strong>um</strong> Gedeihen <strong>der</strong><br />
Pflanzen nicht bei. Die Pflanzenleuchte<br />
sollte so installiert wer<strong>den</strong>, dass zwischen<br />
Leuchte und Pflanze ein Abstand von<br />
50 cm eingehalten wird. Sollten Sie einen<br />
Strahler mit Wachst<strong>um</strong>sbirnen installieren<br />
wollen, so <strong>den</strong>ken Sie bitte daran, dass die<br />
Pflanze bei einseitiger Beleuchtung dem<br />
Licht entgegenwachsen wird. Hier sind<br />
zwei seitlich angebrachte Strahler empfehlenswert.<br />
Die Schädlinge<br />
Bei fehlen<strong>der</strong> Luft<strong>um</strong>wälzung, zu viel<br />
Wärme, zu hoher Luftfeuchte (wie in Treibhäusern)<br />
und Nässe im Pflanzbehälter stellt<br />
sich schnell Ungeziefer ein. Blatt-,<br />
Schmier- und Schildlaus können Ihre Pflanze<br />
schädigen. Blattläuse können durch Besprühen<br />
mit Steinmehl, mit<br />
Seifenwasser und an<strong>der</strong>en Laugen entfernt<br />
wer<strong>den</strong>, Spinnmilben und Schmierläuse<br />
sind nach meinen Erfahrungen nur<br />
mit Rapsöl (z.B. Naturen von Celaflor) und<br />
mit chemischen Mitteln zu bekämpfen.<br />
Schildläuse (eher selten am Bambus)<br />
müssen abgesammelt wer<strong>den</strong>.<br />
Fazit<br />
Vermei<strong>den</strong> Sie Staunässe an Ihren<br />
Pflanzen und wässern Sie regelmäßig.<br />
Überdüngen Sie Ihre Bambuspflanzen<br />
nicht. Sorgen Sie für Luftaustausch und die<br />
erfor<strong>der</strong>liche Luftfeuchtigkeit. Überheizen<br />
Sie die Pflanzen nicht. Sorgen Sie für ausreichend<br />
Licht. Wenn Sie diese G<strong>rund</strong>regeln<br />
beachten, so wer<strong>den</strong> Sie auch im<br />
Wohnbereich über viele Jahre Freude an<br />
<strong>den</strong> dekorativen tropischen Gräsern haben.<br />
Bambusa vulgaris „Striata“<br />
Foto: Jürgen Bürkle<br />
7
Stephan Rodman<br />
EBS ab 1. Januar im Internet<br />
„Der Computer löst Probleme, die wir<br />
nicht hätten, wenn wir keinen Computer<br />
hätten“.<br />
Da aber inzwischen viele Menschen einen<br />
Computer besitzen und sich das Internet<br />
als gigantische Informationsquelle etabliert<br />
hat, wird sich die EBS Deutschland ab<br />
dem 1. Januar 2001 im Internet präsentieren.<br />
Sagen wir es auf neudeutsch:<br />
„Golive unserer Web-Site wird am<br />
01.01.2001 sein!<br />
Die Adresse: www.<strong>bambus</strong>-deutschland.de<br />
Was bedeutet es für die EBS, im Internet<br />
präsent zu sein? Die EBS kann sich und<br />
ihre Anliegen präsentieren. Wir erreichen<br />
über dieses Medi<strong>um</strong> eine Vielzahl interessierter<br />
und neugieriger Menschen,<br />
Pflanzenliebhaber, Gärtner und Bambusfans,<br />
die bislang vielleicht von <strong>der</strong> EBS<br />
noch gar nichts wussten.<br />
Wir bringen ein bisschen Licht in die<br />
Geheimnisse, die unser Gras für viele Menschen<br />
<strong>um</strong>geben. Es wer<strong>den</strong> häufig gestellte<br />
Fragen (sogenannte FAQs –<br />
frequently asked questions) beantwortet, es<br />
wer<strong>den</strong> Bambusporträts zu fin<strong>den</strong> sein,<br />
Pflanzanleitungen und Pflegetips und jede<br />
Menge schöne Fotos.<br />
Wir wer<strong>den</strong> auch unser Bambusjournal<br />
schmackhaft präsentieren und es wird die<br />
Möglichkeit geben, ältere Exemplare „online“,<br />
d.h. direkt im Internet zu bestellen.<br />
Für Laien, Interessierte und Profis wird es<br />
ein For<strong>um</strong> geben, in dem man sich austauschen<br />
kann, wo man Fragen stellen und<br />
Diskussionen über das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Thema führen kann.<br />
Ausserdem wird es die sogenannten „Bambus-Topics“<br />
geben, das sind wechselnde<br />
Themen <strong>rund</strong> <strong>um</strong> <strong>den</strong> Bambus, News aus<br />
an<strong>der</strong>en Bambusgesellschaften, Kurioses,<br />
Kulinarisches und Themen z<strong>um</strong> Staunen<br />
und Schmunzeln.<br />
Für Lob und Kritik wird Ihnen ein Gästebuch<br />
zur Verfügung stehen und last but not<br />
least wird es jede Menge „Links“ geben.<br />
Das sind Verknüpfungen zu an<strong>der</strong>en<br />
Seiten, z.B. zu an<strong>der</strong>en Pflanzengesellschaften,<br />
privaten Bambus-Seiten und<br />
natürlich unseren an<strong>der</strong>en Bambusgesellschaften<br />
in Europa und Übersee.<br />
In Planung ist ein Internet-Fotoalb<strong>um</strong>: Es<br />
wird die Bambuspflanzen einfach ohne viel<br />
Text in ihrer ganzen Vielfalt und Schönheit<br />
in einer Art Dia-Serie zeigen und bietet die<br />
Möglichkeit, mit dem Artenreicht<strong>um</strong> des<br />
Bambus auf einfache Weise in Berührung<br />
zu kommen.<br />
Außerdem wer<strong>den</strong> nach und nach anspruchsvolle<br />
botanische Berichte erscheinen,<br />
die eventuell über das normale Interesse<br />
eines Gartenbesitzers hinausgehen<br />
können. Dennoch wer<strong>den</strong> sie mit Sicherheit<br />
ihren „Fan-Kreis“ fin<strong>den</strong> und deutlich<br />
die Fachkompetenz <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> EBS<br />
unterstreichen.<br />
Ein Internet-Auftritt ist immer eine<br />
Visitenkarte. Die Aktualität und <strong>der</strong> Informationsgehalt<br />
einer Internet-Site wirft<br />
Licht und Schatten auf <strong>den</strong>, <strong>der</strong> sich durch<br />
sie darstellen lässt, ob das nun ein Konzern,<br />
ein Verein o<strong>der</strong> eine Interessengemeinschaft<br />
ist. Ich möchte Sie deshalb<br />
bitten, mich nach Kräften zu unterstützen<br />
und mir viele Informationen zukommen zu<br />
lassen. Wann immer Sie vielleicht ein<br />
Regionaltreffen planen, schöne Fotos von<br />
ihren Bambussen o<strong>der</strong> Ihren Gärten<br />
haben, lassen Sie es mich wissen; ich<br />
brauche ständig neues Material. Suchen<br />
Sie im Urlaub Kuriositäten und beson<strong>der</strong>s<br />
exotische Motive, auf unserer Bambus-<br />
Homepage haben Sie die Möglichkeit, sie<br />
<strong>der</strong> Welt zu zeigen.<br />
Noch ein paar Worte zu meiner Person:<br />
Ich heiße Stephan Rodmann, bin 36 Jahre<br />
alt, verheiratet und habe einen kleinen<br />
Sohn (4). Ich bin von Beruf Informatiker,<br />
war eine Zeitlang im Nebenberuf Fotograf<br />
und beschäftige mich seit vier Jahren mit<br />
Bambus. Ich bin seit 1997, seit dem Fest<br />
in Weilbach, Mitglied in <strong>der</strong> EBS und<br />
habe mich im Juli dieses Jahres entschlossen,<br />
die EDV und <strong>den</strong> Bambus zu<br />
mischen. Schauen wir mal, was dabei<br />
herauskommt.<br />
Sie erreichen mich per Mail, per Post o<strong>der</strong><br />
natürlich telefonisch:<br />
Stephan Rodmann<br />
Klosterhofstraße 23<br />
65931 Frankfurt<br />
Telefon: 0 69 / 36 28 19<br />
stephan.rodmann@<strong>bambus</strong>-deutschland.de<br />
Wer unsere Pflanzen noch nicht kennt,<br />
<strong>der</strong> hat die neue Zeit verpennt!<br />
BAMBUSZENTRUM<br />
NIEDERBAYERN<br />
Versand frostharter Pflanzenraritäten<br />
Bambusneuheiten aus aller Welt<br />
AGAVEN · BAMBUSSE · KAKTEEN<br />
PALMEN · PALMLILIEN · STEINROSEN<br />
Neues von Yvonne Widmann<br />
Aus <strong>der</strong> Schweizer Bambusgesellschaft erfuhren<br />
wir, dass die bekannte Botanikerin<br />
Yvonne Widmann nun ihre Doktorarbeit<br />
über Chusqueen abgeschlossen und <strong>den</strong><br />
Doktorhut bekommen hat. Ihre jahrelange<br />
Forschungsarbeit über Chusqueen in<br />
Costa-Rica wird in einem tollen Buch veröffentlicht<br />
wer<strong>den</strong>. Ausserdem hat Yvonne<br />
geheiratet – herzlichen Glückwunsch<br />
auch von uns.<br />
Spanberg 19 · 84332 Spanberg-Herbertsfel<strong>den</strong> · Fon & Fax 0 87 21 - 22 88<br />
____________________________________________________________________________________________<br />
Neue Liste ab März 2001 gegen DM 3,30 in Briefmarken · Besuche nur nach vorheriger Vereinbarung.<br />
8
Walter Liese<br />
Selected Works of <strong>Bamboo</strong> Research<br />
Nanjing Forestry University, China, 2000,<br />
Prof. Zhou Fangchun, 164 Seiten,<br />
ISSN: 1001-2176.<br />
Der langjährige Direktor des <strong>Bamboo</strong><br />
Research Institute <strong>der</strong> Nanjing Forestry<br />
University, Prof. Zhou Fangchun, hat die<br />
<strong>um</strong>fangreichen Erfahrungen und Ergebnisse<br />
über die verschie<strong>den</strong>sten Bambus-<br />
Themen seiner 40-jährigen Tätigkeit<br />
durch 140 Beiträge in chinesischen<br />
Zeitschriften veröffentlicht. Diese sind nun<br />
zusammengefasst in einer etwas holperigen<br />
englischen Übersetzung verfügbar<br />
gewor<strong>den</strong>. In 19 Kapiteln wer<strong>den</strong> u.a.<br />
erörtert: Handel und Perspektiven für<br />
Bambus z<strong>um</strong> Jahrtausendwechsel, Realität<br />
von Erzeugung und Nutzung von Bambus<br />
weltweit, Produktion und Nutzung des<br />
Bambus in China, Wachst<strong>um</strong> von<br />
Sprossen und Bambushalmen, Bühen des<br />
Bambus, Vermehrung und Bewirtschaftung<br />
von Bambus, Ökologische Wirkung<br />
von Bambuswäl<strong>der</strong>n, Struktur und biologische<br />
Eigenschaften von Bambusholz,<br />
physikalische, mechanische und chemische<br />
Eigenschaften, Heizwert von<br />
Bambus, biologische Schä<strong>den</strong> und ihre<br />
Vermeidung, Bambus in <strong>der</strong> Medizin,<br />
Liste <strong>der</strong> Bambusarten weltweit.<br />
Ein inhaltsreiches und lesenswertes Buch!<br />
INBAR Veröffentlichungen<br />
Das International Network for <strong>Bamboo</strong><br />
and Rattan (INBAR), Peking, veröffentlicht<br />
regelmäßig Technische Berichte und<br />
Arbeitspapiere, die über<br />
INBAR<br />
208 Jor Bagh<br />
New Delhi, 110 003<br />
Indien<br />
Telefax 00 91-11-4 62 27 07<br />
eMail inbar@idrc.org.in<br />
erhältlich sind.<br />
Rezensionen<br />
Seit <strong>den</strong> ersten plattenförmigen Werkstoffen<br />
aus Bambus 1940 in China sind<br />
28 verschie<strong>den</strong>e Plattentypen entwickelt<br />
wor<strong>den</strong>. Die große Bedeutung dieser<br />
Werkstoffe, auch als Ersatz für Holz, zeigt<br />
u.a. die <strong>der</strong>zeitige Produktion von <strong>rund</strong><br />
100 000 m 3 in 200 Fabriken in China und<br />
etwa 2.000 m 3 in sieben Fabriken in<br />
Indien. Die Autoren aus Indien, China,<br />
Kanada und <strong>den</strong> Philippinen haben <strong>den</strong><br />
technischen Stand <strong>um</strong>fassend dargestellt<br />
und die verschie<strong>den</strong>en Typen eingehend<br />
charakterisiert. Eine <strong>um</strong>fangreiche Bibliographie<br />
bereichert <strong>den</strong> Inhalt.<br />
Dieses technisch gestaltete Handbuch enthält<br />
eine Fülle wichtiger Informationen, die<br />
weit über das publizierte Wissen hinausgehen.<br />
Design and Building with <strong>Bamboo</strong><br />
J.J. Janssen, INBAR Techn. Rep. No. 20,<br />
2000, 207 Seiten, 107 Abbildungen,<br />
US $ 56,00 zzgl. US $ 10,00 Versand.<br />
Dr. Jules J. Janssen ist die europäische<br />
Autorität für Bambuskonstruktionen und<br />
leitete 25 Jahre das Bambus-Zentr<strong>um</strong> an<br />
<strong>der</strong> Technischen Universität Eindhoven,<br />
Nie<strong>der</strong>lande. Seine <strong>um</strong>fangreichen Erfahrungen<br />
aus <strong>der</strong> Laborarbeit und <strong>der</strong><br />
Mitwirkung von Doktoran<strong>den</strong> und Gästen,<br />
sowie zahlreichen Auslandseinsätzen,<br />
beson<strong>der</strong>s für FUNBAMBU in Costa Rica,<br />
sind in dem vorliegen<strong>den</strong> Buch zusammenfassend<br />
dargestellt. Die 12 Kapitel,<br />
u.a. über Mechanische Eigenschaften <strong>der</strong><br />
Halme, Modellberechnungen, Verbindungen,<br />
Internationale Standards, Bambus als<br />
Zementverstärkung, für <strong>den</strong> Hausbau,<br />
Technologietransfer, sowie Kosten und<br />
Nutzen-Kalkulation geben eine Fülle an<br />
Information über Bambus als Ba<strong>um</strong>aterial.<br />
Das Buch basiert auf Vorträgen auf Hawaii<br />
und behandelt die mitunter technisch anspruchsvolle<br />
Materie in einer didaktisch<br />
ansprechen<strong>den</strong> Form mit Betonung <strong>der</strong> für<br />
die Praxis wichtigen Fragen und wird<br />
bereichert durch zahlreiche instruktive<br />
Zeichnungen und Photographien.<br />
Bambus für Harnischwelse<br />
Aus „Aquaristik aktuell“: Als richtiger<br />
Aquarianer ist man ja ständig darauf bedacht,<br />
seinen Pfleglingen <strong>den</strong> Aufenthalt<br />
im Aquari<strong>um</strong> so angenehm wie möglich zu<br />
machen. Bei <strong>der</strong> Suche nach geeigneten<br />
Versteckmöglichkeiten für Harnischwelse,<br />
Pseudoacanthicus-Arten, Peckoltia-Arten<br />
und dem Gold-Ancistrus habe ich viele Materialien<br />
ausprobiert, Bl<strong>um</strong>entöpfe mit ausgesägtem<br />
Schlupfloch, Tonhöhlen, Schieferaufbauten<br />
und so weiter. Subjektiv<br />
waren alle nicht optimal. Auf Auqarienfotografien<br />
aus Asien sieht man des öfteren<br />
Bambusstäbchen als Dekoration, die senkrecht<br />
im Becken angebracht sind. Beim<br />
Versuch mit Bambus stellte ich fest, dass<br />
er im Aquari<strong>um</strong> nicht fault und keine für<br />
Fische schädlichen Stoffe an das Wasser<br />
abgibt. Zersägt man <strong>den</strong> Bambus, kann<br />
man erkennen dass er im Inneren hohl ist,<br />
sich also als Schlupfhöhle bestens eignet.<br />
Für kleine Fische wird ein größeres Loch<br />
in die Bambushalme gebohrt, für große<br />
Tiere sägt man das Bambusrohr einfach<br />
durch. Gerade Kaktuswelse erreichen mit<br />
<strong>der</strong> Zeit eine beachtliche Größe und dann<br />
wer<strong>den</strong> die im Handel erstan<strong>den</strong>en Bambustäbe<br />
schnell zu klein. Ich fand glücklicherweise<br />
eine Importfirma für Bambus,<br />
über die ich Bambusröhren mit größerem<br />
Durchmesser beziehen konnte, wenn auch<br />
nur in großen Mengen. Nun konnte ich<br />
z<strong>um</strong> ersten Mal all meinen Welsen <strong>den</strong> passen<strong>den</strong><br />
Unterschlupf bieten, was im Laufe<br />
<strong>der</strong> Zeit mit reichlichem Nachwuchs belohnt<br />
wurde.<br />
Das Abraspeln von Holz gehört bei <strong>den</strong><br />
meisten Harnischwelsen zu <strong>den</strong> wichtigen<br />
Beschäftigungen und ist zur Aufnahme von<br />
ballaststoffreicher Zusatznahrung unerlässlich.<br />
Diese Art <strong>der</strong> Nahrungsquelle wird<br />
durch Bambus ebenfalls geboten. In <strong>den</strong><br />
ersten Tagen nach dem Einbringen ins<br />
Aquari<strong>um</strong> bildet sich auf <strong>den</strong> Bambushalmen<br />
eine weissliche Schicht, die von <strong>den</strong><br />
Welsen gierig abgeweidet wird und danach<br />
nicht wie<strong>der</strong> auftaucht. Nach zwei Jahren<br />
waren bei mir die ersten Bambusröhren<br />
völlig zerfressen, ich habe sie durch neue<br />
ersetzt.<br />
<strong>Bamboo</strong> Panel Boards,<br />
A State of the Art Review<br />
P.M. Ganapathy, Zhu Huan Ming,<br />
S.S. Zoolagud, D. Turke, Z.B. Espiloy,<br />
INBAR Techn. Rep. No. 12, 1999,<br />
115 Seiten, US $ 10,00 zzgl. US $ 4,75<br />
Versand.<br />
Bed and Breakfast for Gar<strong>den</strong>-Lovers<br />
Wer nach England reisen und dort Gärten<br />
besichtigen möchte, kann bei an<strong>der</strong>en<br />
Gartenfans übernachten – Bed and<br />
Breakfast. Es gibt einen aktuellen Führer<br />
für „Bed and Breakfast for Gar<strong>den</strong>-<br />
Lovers“. Bestellen kann man ihn mit adressiertem<br />
Rück<strong>um</strong>schlag DIN A 5 und drei<br />
internationalen Antwortcoupons bei<br />
BBGL, Handywater Farm<br />
Sibford Gower<br />
Banbury, Oxfordshire OX 155 AE<br />
England<br />
Auf <strong>der</strong> Website www.bbgl.co.uk sind alle<br />
Mitglie<strong>der</strong> aufgeführt.<br />
9
Wolfgang Riede<br />
Der Botanische Garten von Jena<br />
Der Botanische Garten ist eine <strong>der</strong> ältesten<br />
naturwissenschaftlichen Institutionen an <strong>der</strong><br />
Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine Geschichte<br />
reicht bis in die ersten Jahrzehnte<br />
<strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Alma Mater Jenensis zurück,<br />
als <strong>der</strong> damalige Rektor <strong>der</strong> Universität am 3.<br />
August 1579 die Einrichtung eines „Hortus<br />
medicor<strong>um</strong>“ beantragte, mit <strong>der</strong> Zielstellung,<br />
die Ausbildung <strong>der</strong> Medizinstu<strong>den</strong>ten in <strong>der</strong><br />
Heilkräuterkunde auf einem höheren Niveau<br />
durchzuführen und die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Umgebung<br />
von Jena und von ganz Thüringen<br />
erforschen zu können.<br />
Ein solcher Garten befand sich nachweislich<br />
von 1586 bis 1833 auf dem Gelände des<br />
„Collegi<strong>um</strong> Jenense“ in unmittelbarer Nähe<br />
des Anatomieturmes, eines Eckturmes <strong>der</strong><br />
ehemaligen Stadtmauer. 1833 musste er <strong>der</strong><br />
inzwischen einsetzen<strong>den</strong> regen Bautätigkeit<br />
weichen.<br />
Mit Goethes Hilfe<br />
Neben diesem Garten hatte zeitweilig (1640<br />
bis 1662) ein zweiter, sehr viel größerer Hortus<br />
medicus auf dem Gelände des ehemaligen<br />
Fürstengartens existiert, <strong>der</strong> wegen seines<br />
Pflanzenreicht<strong>um</strong>s berühmt wurde und von<br />
dem sein damaliger Direktor, Theodor<br />
Schenk, 1659 einen Führer mit einem<br />
Pflanzenverzeichnis veröffentlichte. Durch<br />
die Willkür eines regionalen Fürsten wurde<br />
daraus dann ein Lustgarten.<br />
Die Gründung des heute noch existieren<strong>den</strong><br />
Botanischen Gartens ist eng mit dem vielfältigen<br />
Wirken Goethes an <strong>der</strong> Jenaer Universität<br />
verknüpft. Mit Goethes Unterstützung<br />
erhielt <strong>der</strong> or<strong>den</strong>tliche Professor supern<strong>um</strong>erarius<br />
Batsch vom Herzog Karl August<br />
von Sachsen-Weimar die Erlaubnis, auf dem<br />
Gelände des Fürstengartens einen Botanischen<br />
Garten einzurichten. Batsch wurde <strong>der</strong><br />
erste Direktor dieses Gartens und führte ihn<br />
rasch zu hoher Blüte. An die Gründungszeit<br />
des Gartens erinnert das Goethe-Haus, das<br />
in <strong>den</strong> Jahren 1825/26 nach Vorgabe Goethes<br />
anstelle eines baufälligen Gärtnerhauses<br />
gebaut wurde und ein mächtiger Gingko-<br />
Ba<strong>um</strong> in unmittelbarer Nähe des Hauses, von<br />
dem gesagt wird, dass er von Goethe eigenhändig<br />
gepflanzt wor<strong>den</strong> sei. Im Goethe-<br />
Haus befindet sich in zwei Rä<strong>um</strong>en eine<br />
Goethe-Ge<strong>den</strong>kstätte mit zahlreichen Zeugen<br />
seiner äußerst fruchtbaren Tätigkeit als<br />
Dichter, Naturforscher und als Staatsminister,<br />
verantwortlich für die Entwicklung <strong>der</strong> Universität<br />
in dieser Zeit.<br />
Urbä<strong>um</strong>e die verschollen waren<br />
Zur Zeit <strong>um</strong>fasst <strong>der</strong> Botanische Garten ca.<br />
4,5 ha G<strong>rund</strong>fläche, darauf Freianlagen und<br />
Gewächshäuser, die mehr als 12.000 Pflanzenarten<br />
aus allen Kontinenten <strong>der</strong> Erde beherbergen.<br />
Er ist also durchaus ein „kleiner“<br />
unter seinesgleichen.<br />
Entsprechend <strong>der</strong> unterschiedlichen Gruppierungskriterien<br />
fin<strong>den</strong> wir hier für Gebirgsund<br />
Felspflanzen, für Bä<strong>um</strong>e und Sträucher,<br />
zur Formenvielfalt und zur Dok<strong>um</strong>entation<br />
<strong>der</strong> natürlichen Verwandtschaft innerhalb <strong>der</strong><br />
Bedecktsamer je eine Wald-, Steppen-, Heide-,<br />
Moor- und Teichpflanzen-Anlage, Anlagen<br />
für S<strong>um</strong>pf und Wasserpflanzen, für Heilund<br />
Nutzpflanzen sowie Kultur- und Wildrosen,<br />
für Dahlien, Rhodo<strong>den</strong>dren und zur Erläuterung<br />
biologischer und botanischer Fachtermini<br />
(Biologische Gruppen).<br />
Dabei sind <strong>den</strong> öffentlichen, für alle Besucher<br />
frei zugänglichen Schauanlagen jeweils spezielle<br />
Einrichtungen für die Nachzucht, bzw.<br />
Ersatzkultur, teils auch für die Spezialkulturen<br />
zugeordnet.<br />
Im Arboret<strong>um</strong> sind <strong>rund</strong> 900 verschie<strong>den</strong>e<br />
Laub- und Nadelholzarten aus Gebieten mit<br />
warm- o<strong>der</strong> kühlgemäßigtem Klima (fast ausschließlich<br />
von <strong>der</strong> Nordhalbkugel) großenteils<br />
nach <strong>der</strong> natürlichen Verwandtschaft geordnet.<br />
Unter <strong>den</strong> Nadelhölzern sind<br />
beson<strong>der</strong>s hervorzuheben <strong>der</strong> Sommer-<br />
Mammutba<strong>um</strong> (Metasequoia glyptostroboides),<br />
ein sommergrüner Ba<strong>um</strong>, <strong>der</strong> zunächst<br />
nur als Fossil aus <strong>der</strong> Braunkohle bekannt war<br />
und 1941 lebend in Zentralchina entdeckt<br />
wurde. Und die S<strong>um</strong>pfzypresse (Taxodi<strong>um</strong> distich<strong>um</strong>),<br />
ebenfalls ein sommergrüner Nadelba<strong>um</strong>,<br />
<strong>der</strong> im Tertiär auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel<br />
weit verbreitet war, heute auf die Halbinsel<br />
Florida beschränkt ist und dort die berühmten<br />
Swamps bildet.<br />
Gingko o<strong>der</strong> Straße?<br />
Verwandt mit <strong>den</strong> Nadelbä<strong>um</strong>en, weil auch<br />
ein Nacktsamer, ist <strong>der</strong> Gingkoba<strong>um</strong>. Direkt<br />
am Fürstengraben (Bundesstraße 7) unmittelbar<br />
neben dem Goethe-Haus steht <strong>der</strong><br />
berühmte und oft <strong>um</strong>strittene Goethe-Gingko.<br />
Berühmt ist er nicht nur wegen des Dichterfürsten,<br />
son<strong>der</strong>n auch, weil auf das männliche<br />
Exemplar ein weiblicher Zweig<br />
aufgepfropft ist, <strong>der</strong> seit Jahren fruchtet. Umstritten,<br />
weil es in <strong>der</strong> DDR weit gediehene<br />
Pläne gab, diesen Ba<strong>um</strong> dem Ausbau <strong>der</strong> jetzigen<br />
B 7 zu opfern. Nur dem engagierten<br />
Einsatz und unerschrockenen Protesten von<br />
Pflanzenfreun<strong>den</strong> und Kulturschaffen<strong>den</strong> ist<br />
es zu verdanken, dass <strong>der</strong> Gingko erhalten<br />
blieb und <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Straße zurückgestellt<br />
wurde. Neueste Planvorstellungen für<br />
<strong>den</strong> Ausbau und die Verbreiterung <strong>der</strong> immer<br />
noch zweispurigen Straße gehen vernünftigerweise<br />
davon aus, eine dritte Fahrspur auf<br />
<strong>der</strong> dem Botanischen Garten abgewandten<br />
Straßenseite einzurichten und <strong>den</strong> dort befindlichen<br />
Fußweg hinter die erste <strong>der</strong> Ba<strong>um</strong>reihen<br />
dort zu verlegen. Dies bedeutet, dass<br />
alle die Straße sä<strong>um</strong>en<strong>den</strong>, teils über 200 Jahre<br />
alten Bä<strong>um</strong>e, erhalten bleiben. Dafür müssen<br />
allerdings einige weitere Voraussetzungen<br />
geschaffen wer<strong>den</strong>. Denken wir nur<br />
daran, dass bei Altbä<strong>um</strong>en die Wurzeln oft<br />
wesentlich über <strong>den</strong> Traufbereich <strong>der</strong> Krone<br />
hinausreichen. Am Beispiel des berühmtem<br />
Gingko (Höhe 19,5 m, Stamm<strong>um</strong>fang 4 m,<br />
Radius <strong>der</strong> Kronentraufe 8 m) bedeutet das,<br />
dass weit in <strong>den</strong> gegenwärtigen Straßenbereich<br />
hinein mit Wurzeln zu rechnen ist, was<br />
<strong>um</strong>fangreiche Sanierungen (Wurzelschutz,<br />
Bo<strong>den</strong>lockerung, Bo<strong>den</strong>belüftung, Düngung<br />
usw.) erfor<strong>der</strong>t. Dies betrifft allein für <strong>den</strong> botanischen<br />
Garten 28 Bä<strong>um</strong>e.<br />
Doch nicht nur Goethe, son<strong>der</strong>n auch die<br />
EBS hat im Botanischen Garten ihre Spuren<br />
hinterlassen. Im Frühjahr 1997 legte ich dort<br />
eine kleine Taglilien-Pflanzung an, geglie<strong>der</strong>t<br />
nach Arten, historischen Sorten, neueren<br />
Sorten und Eigenzüchtungen. Im Folgejahr<br />
organisierten Holger Ehrlich und ich an dieser<br />
Stelle eine kleine Pflanzen-Verkaufsschau.<br />
Bei dieser Gelegenheit entdeckten wir eine<br />
nur nach Osten offene, 3 bis 5 Meter schmale<br />
und ca. 15 Meter lange Gebäudeschlucht,<br />
die noch nicht bepflanzt war. Am Ende <strong>der</strong><br />
Wochenendveranstaltung hatten wir dort eine<br />
kleine, aber feine Bambuspflanzung mit<br />
geeigneten Begleitern angelegt. Hervorzuheben<br />
sind beson<strong>der</strong>s solche „Sensibelchen“<br />
wie Fargesia utilis, Semia<strong>rund</strong>inaria yashadake<br />
Kimmei und Shibatea k<strong>um</strong>asasa, die sich<br />
mittlerweile prächtig entwickelt haben, aber<br />
ihren Härtetest wohl noch bestehen müssen.<br />
Je<strong>den</strong>falls halten wir diese Bambusaktion für<br />
sehr gelungen, wird doch allen auf Exkursionen<br />
befindlichen Schulklassen das echte Panda-Futter<br />
vorgeführt - ganz im Sinne unserer<br />
Gesellschaft, wie ich meine.<br />
Im nächsten Bambus-Journal wird auf eine<br />
beson<strong>der</strong>e Errungenschaft des Botanischen<br />
Gartens eingegangen, nämlich auf die größte<br />
Sammlung kubanischer Flora außerhalb<br />
von Kuba.<br />
10
Gerhard Sieber<br />
Die Wurzeln <strong>der</strong> Pflanzen<br />
Beim Kauf einer Pflanze <strong>den</strong>kt man in<br />
erster Linie an <strong>den</strong> oberirdischen Teil (Habitus)<br />
einer Pflanze. Man <strong>den</strong>kt an Wuchshöhe,<br />
ob laubabwerfend o<strong>der</strong> immergrün, bei Blütenpflanzen<br />
an die Farbe und Form <strong>der</strong> Blüte,<br />
bei Fruchttragen<strong>den</strong> an die Reifezeit –<br />
aber wer <strong>den</strong>kt schon an die Wurzeln. Es ist<br />
in einigen Fällen sicherlich sehr wichtig zu<br />
wissen, ob eine Pflanze Flach- o<strong>der</strong> Pfahlwurzler<br />
ist. Aber haben Sie sich schon einmal<br />
Gedanken über die Aufgaben <strong>der</strong> Wurzeln<br />
gemacht?<br />
Wurzeln sind meist unterirdische, horizontal,<br />
bzw. abwärtsstrebende Pflanzenteile und sie<br />
haben folgende Aufgaben zu erfüllen:<br />
1. die Pflanze im Bo<strong>den</strong> zu verankern<br />
2. Wasser und Nährstoffe aus dem Bo<strong>den</strong><br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Luft aufzunehmen und weiterzuleiten.<br />
3. Nährstoffe zu speichern.<br />
Damit sie diese Aufgaben erfüllen können,<br />
sind Wurzeln in <strong>der</strong> Regel im Bo<strong>den</strong> stark verzweigt<br />
- so wird die Berührungsfläche mit<br />
dem Bo<strong>den</strong> vergrößert. Es gibt mehrere Arten<br />
von Wurzeln:<br />
Bo<strong>den</strong>wurzeln die, egal ob Tief- o<strong>der</strong><br />
Flachwurzler, Wasser und Nährstoffe aus<br />
dem Bo<strong>den</strong> aufnehmen.<br />
Luftwurzeln sind meist bei tropischen<br />
Pflanzen zu fin<strong>den</strong>, sie nehmen Wasserdampf<br />
und Gase auf. Bei Bo<strong>den</strong>kontakt verholzen<br />
sie und wer<strong>den</strong> zu Stützwurzeln (z.B.<br />
Ficus, Monstera).<br />
Stelzwurzeln halten Pflanzen in tropischen<br />
Gewässern über <strong>der</strong> Flutgrenze.<br />
Atemwurzeln wachsen mit ihren Spitzen<br />
senkrecht nach oben über <strong>den</strong> Wasserspiegel,<br />
bzw. S<strong>um</strong>pfbo<strong>den</strong>, hinaus, <strong>um</strong> die<br />
Pflanze mit Sauerstoff zu versorgen (z.B. Taxidi<strong>um</strong>).<br />
Haftwurzeln bil<strong>den</strong> alle Pflanzen, die an<br />
Ba<strong>um</strong>stämmen und Wän<strong>den</strong> emporklettern.<br />
Sie bil<strong>den</strong> büschelige Wurzeln wie Efeu o<strong>der</strong><br />
Wurzeln mit Saugnäpfen wie Parthenocissus.<br />
Saugwurzeln bil<strong>den</strong> Schmarotzer, die ihre<br />
Sauggefäße, sog. Haustorien (Pilzfä<strong>den</strong>) in<br />
das Gewebe <strong>der</strong> Wirtspflanze senken, <strong>um</strong><br />
organische Nahrung aufzunehmen (z.B.<br />
Mistel, Kleeseide).<br />
Speicherwurzeln sind augenlose Wurzelknollen<br />
(z.B. Dahlia, Iris)<br />
Adventivwurzeln sind stengelbürtige Wurzeln,<br />
die sich durch äußere Reizwirkung<br />
bil<strong>den</strong> (z.B. bei <strong>der</strong> vegetativen Vermehrung<br />
und auch beim Walzen des Rasens). An manchen<br />
Palmen bil<strong>den</strong> sich am Stamm sog. Wurzeldornen,<br />
auch sie sind Adventivwurzeln.<br />
Eine Wurzel besteht aus:<br />
Wurzelhaube mit Schleimzellen, die das Gleiten<br />
im Bo<strong>den</strong> erleichtern,<br />
Zellbildungszone o<strong>der</strong> Vegetationspunkt,<br />
Längenwachst<strong>um</strong>s- o<strong>der</strong> Streckungszone,<br />
Wurzelhaar- o<strong>der</strong> Ernährungszone. Nur sie<br />
sind für die Wasser- und Nährstoffversorgung<br />
verantwortlich.<br />
Verholzte Zone,<br />
Wurzelhals, das ist <strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong><br />
Wurzel z<strong>um</strong> Spross, vom unterirdischen z<strong>um</strong><br />
oberirdischen Teil.<br />
Addiert man bei einigen Pflanzen die Länge<br />
sämtlicher Wurzeln, so erhält man erstaunliche<br />
Werte. Sie können mehrere Kilometer<br />
lang sein. Bei unserem Bambus befin<strong>den</strong> sich<br />
die Wurzeln an <strong>den</strong> Rhizomen und zwar im<br />
Bereich <strong>der</strong> Nodien (Knoten). Dort wer<strong>den</strong><br />
sie z.T. einige Meter lang und sind sehr stark<br />
verzweigt.<br />
Reinhard Trautmann<br />
Fotowettbewerb 2000<br />
Auch in diesem Jahr konnte wie<strong>der</strong> ein<br />
kleiner Fotowettbewerb in unserer Pflanzengesellschaft<br />
durchgeführt wer<strong>den</strong>. Inzwischen<br />
scheint er sich in <strong>der</strong> EBS-D etabliert<br />
zu haben, er ist z<strong>um</strong> festen Bestandteil<br />
des Sommerfest-Programms gewor<strong>den</strong>.<br />
Obwohl immer klar war, dass Spaß und<br />
Heiterkeit auch bei <strong>der</strong> Präsentation und<br />
Siegerehrung gegenüber dem professionellen<br />
Anspruch dominieren sollen, hat<br />
sich im Laufe <strong>der</strong> Jahre eine Fülle schöner<br />
Fotos angesammelt, die unsere Lieblingspflanze<br />
ins rechte Licht setzt. Das Ergebnis<br />
des diesjährigen Wettbewerbs fügt sich<br />
nahtlos in diese Tradition ein.<br />
Zwar war auch diesmal lange ungewiss, wie<br />
hoch die Teilnehmerzahl sein würde und<br />
sogar, ob möglicherweise <strong>der</strong> Wettbewerb<br />
ganz entfallen müsse. Doch schließlich trudelten<br />
doch noch 35 Fotos von 14 Mitglie<strong>der</strong><br />
ein – ihnen gilt mein herzlicher<br />
Dank.<br />
Für alle, die vielleicht im nächsten Jahr mitmachen<br />
wollen, hier nochmals die Regeln<br />
für <strong>den</strong> Fotowettbewerb:<br />
1. Der Fotowettbewerb findet jedes Jahr<br />
auf dem Sommerfest statt.<br />
2. Die Besucher wählen die Sieger, auf die<br />
attraktive Preise warten. Die drei Sieger-<br />
Fotos wer<strong>den</strong> im Bambus-Journal veröffentlicht.<br />
3. Teilnehmen kann jedes Mitglied <strong>der</strong><br />
EBS -D.<br />
4. Einzelheiten wer<strong>den</strong> immer im Heft 1<br />
des entsprechen<strong>den</strong> Jahres mitgeteilt.<br />
Also: Der nächste Fotowettbewerb kommt<br />
bestimmt. Deshalb sollten Sie jetzt schon<br />
nach geeigneten Motiven Ausschau halten<br />
und mitmachen.<br />
Und dies ist das Ergebnis des diesjährigen<br />
Wettbewerbs:<br />
Platz 1 „Foto ohne Titel“ von Andreas<br />
Rust, Frankfurt.<br />
Platz 2 „Bambus frisch“ von Hans Pleister,<br />
Bremen.<br />
Platz 3 „Knoten eines mir unbekannten<br />
Bambus“ von Jürgen Volz aus Scheibenhard.<br />
Die Siegerfotos fin<strong>den</strong> Sie auf <strong>den</strong> nachfolgen<strong>den</strong><br />
Seiten.<br />
11
1. Preis „Ohne Titel“ Foto: Andreas Rust<br />
12
2. Preis: „Bambus-frisch“ Foto: Hans Pleister<br />
3. Preis: „Knoten eines mir unbekannten Bambus“ Foto: Jürgen Volz<br />
13
Alois Münst<br />
Von Trä<strong>um</strong>en und Wünschen<br />
Muss Bambus kosten, was er kostet? O<strong>der</strong><br />
sind die Preise unangemessen hoch? Diese<br />
Frage wurde schon öfter an Mitglie<strong>der</strong><br />
des Redaktionsteams herangetragen.<br />
Wenn ich die Preise <strong>der</strong> maßgeblichen<br />
Bambus-Produzenten studiere, dann meine<br />
ich: eher nicht. Aufwand, also<br />
Produktionskosten, stehen in aller Regel in<br />
einem realistischen Verhältnis z<strong>um</strong> Preis.<br />
Z<strong>um</strong>indest für 80 bis 90 Prozent aller angebotenen<br />
Pflanzen. 40 DM für einen<br />
Phyllostachys <strong>der</strong> kleinsten Verkaufsgröße,<br />
wenn die Pflanze gut in Schuss mit gut<br />
durchwurzeltem Ballen ist, da kann man<br />
nicht meckern.<br />
Dass für Neuheiten ein Mehrfaches gefor<strong>der</strong>t<br />
wird, ist für einen Interessenten<br />
zwar ärgerlich, aber es ist letztlich das<br />
Spiel, die Regel eines Marktes. Auch in<br />
jedem an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweig. War<strong>um</strong><br />
das Gejaule gerade bei uns?<br />
Wir haben lei<strong>der</strong> verlernt zu warten. Wir<br />
sind die Generation „Alles und zwar zu<br />
je<strong>der</strong> Zeit“. Tomaten im strengsten Winter,<br />
<strong>den</strong> Spargel im Dezember aus Argentinien.<br />
Und das Auto fahren wir bereits und<br />
zahlen noch jahrelang ab. Wir haben das<br />
Warten verlernt und Vorfreude ist längst zu<br />
einem Fremdwort gewor<strong>den</strong>. Und so brauchen<br />
viele Bambus-Freaks eben auch die<br />
tollste und unglaublichste Fargesia aus dem<br />
Jiuzhaigou- Wun<strong>der</strong>land sofort und gleich,<br />
obwohl von <strong>der</strong> Pflanze bestenfalls <strong>der</strong><br />
Sammelort bekannt ist. Welche Art es ist,<br />
welche Ansprüche die Pflanze an Standort<br />
und Klima hat und von <strong>der</strong> Winterhärte<br />
wollen wir gar nicht erst re<strong>den</strong>. Beinahe<br />
jede Neueinfuhr ist doch, ganz ohne<br />
Frage, unübertrefflich bezüglich <strong>der</strong><br />
Winterhärte. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen?<br />
Gut, ich habe auch schon 200 DM für zwei<br />
Halme einer relativ neuen Fargesia-<br />
Einfuhr bezahlt, aus freiem Willen. Ich<br />
beklage mich nicht, allenfalls nenne ich<br />
mich in lichten Momenten einen dämlichen<br />
alten Esel. Schließlich ist eine Blaue<br />
Mauritius auch nur ein Stück Papier. Was<br />
ich, <strong>um</strong> auf die bei<strong>den</strong> sündhaft teuren<br />
Halme zurückzukommen, exklusiv habe,<br />
ist die Tatsache, dass wohl kein Mensch<br />
sicher sagen kann (o<strong>der</strong> will), welche Art<br />
es ist. Da ist es gut, wenn man immer <strong>den</strong><br />
neuesten Katalog besitzt, da kann ich dann<br />
z<strong>um</strong>indest nachlesen, welche Art es im<br />
14<br />
Moment nicht ist (Wrong name). Und<br />
hoffentlich weiß die Pflanze auch, dass <strong>der</strong><br />
Verkäufer eine sehr gute Winterhärte (z<strong>um</strong>indest)<br />
vermutet, so dass Hoffnung besteht,<br />
die bei<strong>den</strong> Halme mindestens so<br />
lange zu erhalten, bis sie einen Namen<br />
bekommen. Ich möchte die Importeure,<br />
Händler und Vermehrer schon mal fragen,<br />
ob es zuviel verlangt ist, dass Pflanzen erst<br />
in <strong>den</strong> Handel gegeben wer<strong>den</strong>, wenn Art<br />
und Winterhärte zweifelsfrei bekannt sind.<br />
O<strong>der</strong> wer<strong>den</strong> wir Käufer einfach als Versuchskaninchen<br />
missbraucht?<br />
Dabei haben viele Bambusliebhaber zig<br />
wun<strong>der</strong>schöne Arten in ihren Gärten<br />
stehen. Aber wie sagt schon Schopenhauer:<br />
„Wir <strong>den</strong>ken selten an das, was wir<br />
haben, aber immer an das, was uns noch<br />
fehlt“.<br />
Übrigens, es soll (europäische) EBS-<br />
Sektionen geben, da gewähren Bambushändler<br />
<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n einen Preisnachlass.<br />
Aber Hallo!<br />
Waren Sie auf dem diesjährigen Sommerfest,<br />
liebe Leser? Ja? Dann haben Sie doch<br />
sicher, so ziemlich beim Eingang rechter<br />
Hand, diese Prachtpflanze, diesen beinahe<br />
außerirdischen Tra<strong>um</strong> einer Fargesia<br />
gesehen namens F. utilis. Wenngleich noch<br />
nicht so überwältigend, wie in meinem eigenen<br />
Garten, so doch respektabel. Die<br />
Art hat lei<strong>der</strong> zwei Macken. Erstens wird<br />
sie in <strong>den</strong> meisten Listen zu billig angeboten,<br />
<strong>um</strong> „Exklusivität“ zu gewährleisten.<br />
Würde ein winziges Töpflein für 200 DM<br />
feilgeboten, die Freaks wür<strong>den</strong> vor soviel<br />
Schönheit und Eleganz auf Knien vor <strong>der</strong><br />
Pflanze rutschen. Das zweite Manko ist <strong>der</strong><br />
relativ späte Austrieb und die lange Entwicklungszeit<br />
<strong>der</strong> einzelnen bis 4 m hohen<br />
Halme, was bei mir dazu führt, dass die<br />
Nachzügler oft dem ersten strengen Frost<br />
z<strong>um</strong> Opfer fallen. Den gut gemeinten Rat<br />
in einem Verkaufskatalog, sonnig zu pflanzen,<br />
habe ich bei meiner zweiten Pflanze<br />
befolgt, ohne dass sich am Ergebnis etwas<br />
geän<strong>der</strong>t hätte.<br />
Ka<strong>um</strong> weniger schön als Fargesia utilis:<br />
F. nitida anceps o<strong>der</strong> „Nymphenburg“.<br />
Lei<strong>der</strong> auch diese zu billig, <strong>um</strong> groß<br />
herauszukommen. Schade. Dabei haben<br />
diese bei<strong>den</strong> keine weiteren Macken, es sei<br />
<strong>den</strong>n, die schon oft herbeigeredete Blüte<br />
rafft sie doch noch weg.<br />
Phyllostachys ist mega-out! Fargesia,<br />
Borinda, Yushania, Yunnans sind „in“.<br />
Z<strong>um</strong>indest hört man es in Händlerkreisen<br />
allenthalben. Aber das ist Unfug, glauben<br />
Sie es mir bitte, bevor Sie Ihren ganzen<br />
Bambus ro<strong>den</strong>. Genau so gut könnte man<br />
Äpfel mit Karotten vergleichen. Es war<br />
schon einfältig und töricht, während <strong>der</strong><br />
F. murielae-Blüte <strong>den</strong> Leuten Phyllostachys<br />
einzure<strong>den</strong> und heute ist es <strong>um</strong>gekehrt<br />
ka<strong>um</strong> besser.<br />
Die Yunnas können Sie vermutlich in<br />
unserem Klima als Freilandpflanze total<br />
vergessen. Und gut beraten sind Sie als<br />
Kaufinteressent, wenn Sie sich bei <strong>den</strong><br />
meisten Yushania und Borinda nach jedem<br />
einigermaßen strengen Winter Ihren Garten<br />
geistig ohne Ihre Lieblinge vorstellen,<br />
z<strong>um</strong>indest abgefroren bis auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>.<br />
Schade dr<strong>um</strong>, <strong>den</strong>n die meisten mit ihrem<br />
filigran-zarten Blattwerk sind begeisternd<br />
schöne Pflanzen.<br />
Apropos Jiuzhaigou (sprich: tschiu-tsaigu).<br />
Wenn sich an klaren Tagen die Nebel<br />
im sagenhaften Tal lichten, dann wer<strong>den</strong><br />
wir vieles weniger überhöht und weniger<br />
euphorisch sehen. Die ersten Händler<br />
ringen sich dazu durch, die gefun<strong>den</strong>en<br />
Fargesien als das zu bezeichnen, was sie<br />
wohl wirklich sind: Fargesia nitida. Also<br />
eine Erweiterung <strong>der</strong> zahlreichen, bereits<br />
bekannten Fargesia-nitida-Klone, genannt<br />
seien nur stellvertretend für viele: anceps,<br />
Eisenach, Nymphenburg, McClure.<br />
Nach meiner Beobachtung wird die Halmfärbung<br />
<strong>der</strong> bereits gesammelten Pflanzen<br />
stark vom Standort beeinflusst. F. nitida<br />
Jiuzhaigou, wie im B.J. 3/2000 abgebildet,<br />
kommt in <strong>der</strong> Farbe nicht richtig<br />
rüber und erweckt falsche Vorstellungen.<br />
Sie ist in Wirklichkeit nicht so leuchtend<br />
rot, son<strong>der</strong>n sehr dunkelrot. Davon abgesehen,<br />
spielt manchem Fargesia-Freak<br />
<strong>den</strong>n doch die Phantasie einen Streich,<br />
wer<strong>den</strong> Wunschvorstellungen und Tagträ<strong>um</strong>e<br />
unters Volk gebracht. Schwarzgefärbte<br />
Halme bei Fargesia z<strong>um</strong> Beispiel<br />
sah ich tags noch nirgends. Man müsste<br />
sie vielleicht in stockdunkler Nacht einmal<br />
betrachten.<br />
Neulich sah ich übrigens einen Dia-Vortrag<br />
von Dr. Scherzinger, <strong>der</strong> dreimal für jeweils<br />
einige Wochen im Jiuzhaigou-Tal weilte,<br />
zur Beobachtung des Chinesischen Hasel-
huhns, eines Rauhfußhuhns. Während <strong>der</strong><br />
Wintermonate ernährt sich das Wildhuhn<br />
von Laubholzknospen, die im Geäst gesammelt<br />
wer<strong>den</strong>, weil <strong>der</strong> Schnee so hoch<br />
liegt und <strong>den</strong> Hühnern die Nahrungsaufnahme<br />
am Bo<strong>den</strong> verwehrt. Das zeigt,<br />
dass <strong>der</strong> Bambus im Tal unter Schnee vergraben<br />
und daher frostgeschützt überwintert.<br />
Beim zweiten Besuch im späten<br />
Frühjahr fand <strong>der</strong> Wissenschaftler verschie<strong>den</strong>e<br />
von <strong>den</strong> brüten<strong>den</strong> Hennen aufgegebene<br />
Gelege, weil die Nestmul<strong>den</strong><br />
total unter Wasser stan<strong>den</strong>. Welche<br />
Wassermassen müssen da im Frühjahr<br />
vom Himmel prasseln. Da wird so ein Kind<br />
des Jiuzhaigou-Tals aber Augen machen,<br />
wenn es an <strong>der</strong> sonnig-trockenen Weino<strong>der</strong><br />
Bergstraße eine neue Heimat findet.<br />
O<strong>der</strong> wenn heftige Barfröste und eiskalter<br />
Wind ohne schützen<strong>den</strong> Schnee an <strong>den</strong><br />
zarten Blättern zerren. Im Übrigen wäre es<br />
für mich eine große Überraschung, wenn<br />
im Tal, außer F. nitida, eine weitere Fargesia<br />
Art vorhan<strong>den</strong> wäre. Was wir durch<br />
Sammler aus dem Jiuzhaigou noch erwarten<br />
können, sind somit allenfalls weitere<br />
Klone, also Abwandlungen, die in <strong>der</strong><br />
Variationsbreite von nitida angelegt sind.<br />
Wenn ich meine eigenen F. murielae-<br />
Sämlinge betrachte, dann bekomme ich<br />
eine Vorstellung, was uns aus dem<br />
Wun<strong>der</strong>land Jiuzhaigou noch ins Haus,<br />
o<strong>der</strong> besser gesagt, in <strong>den</strong> Garten schneien<br />
könnte.<br />
Von einem horstig wachsen<strong>den</strong>, absolut<br />
winterharten Bambus mit filigranem Blatt<br />
und gut 6-7 Meter hoch wer<strong>den</strong> wir wohl<br />
auch in Zukunft nur trä<strong>um</strong>en können. Aber<br />
dazu sind lange Winterabende wie geschaffen.<br />
Wolfgang Eberts<br />
Von Leuten und Bambus in Nepal<br />
Im Frühsommer besuchte mich Dr. Tribikram<br />
Battari, Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> nepalesischen<br />
Bambusgesellschaft (die eigentlich<br />
<strong>Bamboo</strong> and Rattan Society heisst und<br />
unter <strong>der</strong> Dachorganisation von INBAR<br />
steht, welche Programme ankurbelt und<br />
manchmal auch För<strong>der</strong>mittel locker<br />
macht). Dr. Battari kam über <strong>den</strong> Deutschen<br />
Akademischen Austauschdienst vor<br />
8 Jahren nach Tübingen, hat in Hohenheim<br />
studiert und promoviert und lehrt seit<br />
nunmehr drei Jahren an <strong>der</strong> Tribhuwan<br />
Universität in Kathmandu/Nepal. Sein<br />
Spezialgebiet ist die Erforschung <strong>der</strong> Genbiologie.<br />
Er wusste interessant von Leuten<br />
und Bambus in Nepal zu erzählen.<br />
Nepal hat ca. 20 Millionen Einwohner,<br />
davon leben 1 Million in <strong>der</strong> Hauptstadt<br />
Kathmandu. Das Land hat die verschie<strong>den</strong>sten<br />
Klimazonen, fast überall wer<strong>den</strong><br />
Zitrusfrüchte angebaut, in einigen Gegen<strong>den</strong><br />
auch Äpfel, Birnen, Kirschen und Pfirsiche.<br />
In günstigen Gebieten gibt es drei<br />
Reisernten, in weniger günstigen nur eine.<br />
Ein großes Problem ist die Logistik innerhalb<br />
des Landes, es ist schwierig, die landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnisse auf die<br />
Märkte zu bringen. Oft bleibt nur <strong>der</strong> Lufttransport<br />
und <strong>der</strong> ist teuer. Ein großer Teil<br />
des Landes ist überhaupt nicht nutzbar,<br />
karge Felslandschaften bis z<strong>um</strong> Dach <strong>der</strong><br />
Welt - wir kennen alle die Bil<strong>der</strong>. Die Landwirtschaft<br />
konzentriert sich auf die Täler<br />
und entlang <strong>der</strong> Flüsse.<br />
In Nepal gibt es ka<strong>um</strong> natürliche Bambusvorkommen.<br />
Die meisten Bambusse sind<br />
in Plantagen o<strong>der</strong> vereinzelt am Rand <strong>der</strong><br />
Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Gehöfte<br />
angepflanzt. Sorten: Bambusa nepalensis,<br />
Bambusa balcoa, Dendrocalamus hookeri.<br />
Aus <strong>den</strong> Bambushalmen wer<strong>den</strong> viele<br />
Gerätschaften für <strong>den</strong> eigenen Bedarf <strong>der</strong><br />
Familien hergestellt. Die nepalesischen<br />
Bauern beschaffen sich die nötigen<br />
Halme, spalten und verarbeiten sie nach<br />
alter Tradition. Beim Treffen <strong>der</strong> Schweizerischen<br />
EBS vor zwei Jahren gab es<br />
solche Gebrauchsgegenstände zu sehen.<br />
Das Tollste, was ich persönlich gesehen<br />
habe, war eine himmelhohe Leiter, mit<br />
<strong>der</strong>en Hilfe in schwindeln<strong>der</strong> Höhe unter<br />
Felsvorsprüngen die Waben wil<strong>der</strong> Bienen<br />
eingeholt wur<strong>den</strong>.<br />
Die Bauern versuchen auch, schöne Korbwaren<br />
herzustellen und zu verkaufen, eine<br />
<strong>der</strong> wenigen Möglichkeiten, zu etwas Geld<br />
zu kommen. Vorerst steckt diese Art <strong>der</strong><br />
Bambusverarbeitung noch in <strong>den</strong> Kin<strong>der</strong>schuhen<br />
- aber das wird sich durch <strong>den</strong> zunehmen<strong>den</strong><br />
Tourismus än<strong>der</strong>n. Im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Entwicklungshilfe hat Japan<br />
Experten geschickt, die <strong>der</strong> ländlichen Bevölkerung<br />
raffiniertere Flechttechniken<br />
beibringen sollen.<br />
Bambus hat für die Nepalesen eine große<br />
religiöse Bedeutung. Bei Hochzeitsfesten<br />
wer<strong>den</strong> fünf Bambushalme in einem weiten<br />
Kreis eingegraben und mit Tüchern<br />
überspannt. Innerhalb dieses Kreises fin<strong>den</strong><br />
die rituellen Handlungen statt. Auch<br />
bevor die Kin<strong>der</strong> eingeschult wer<strong>den</strong>, gibt<br />
es ein solches Ritual und am Ende eines<br />
Lebens wird <strong>der</strong> Mensch auf einer Bahre<br />
aus Bambus zu Grabe getragen.<br />
Eine wichtige Rolle spielt <strong>der</strong> Bambus auch<br />
beim Erosionsschutz. Immer wie<strong>der</strong><br />
kommt es nämlich vor, dass nach heftigen<br />
Regenfällen ganze Hänge abrutschen und<br />
unpassierbar wer<strong>den</strong>. Auch Flussbankette<br />
wer<strong>den</strong> mit Bambus bepflanzt, <strong>um</strong> das Auswaschen<br />
<strong>der</strong> Ufer zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Dendrocalamus strictus spielt eine wichtige<br />
Rolle. Dieser Bambus wird ausgesät, die<br />
Sämlinge wer<strong>den</strong> danach über Gewebekultur<br />
weitervermehrt. Wenn <strong>der</strong> Bambus<br />
z<strong>um</strong> Blühen kommt, ist dies für die Bevölkerung<br />
ein schlechtes Omen. Es könnte zur<br />
Nahrungsmittelknappheit führen. Die<br />
reichlich vorhan<strong>den</strong>e Bambussaat zieht<br />
magisch die Vögel an, die sich hier sattfressen.<br />
Deshalb wer<strong>den</strong> die blühen<strong>den</strong><br />
Halme ganz abgeschnitten, man wartet<br />
nicht, bis sich <strong>der</strong> Hain durch die eigene<br />
Saat generativ erholt. Alles wird gerodet<br />
und dann neu gepflanzt, wobei man von<br />
einer an<strong>der</strong>en Stelle, wo <strong>der</strong> Bambus nicht<br />
blüht, Pflanzen holt.<br />
15
Reinhard Trautmann<br />
Expo 2000 – ganz persönliche Ansichten<br />
Natürlich fährt niemand zu einer Weltausstellung,<br />
weil er sich für Bambus interessiert.<br />
Allerdings fällt einem Bambusbegeisterten<br />
auf, wenn 180 Nationen<br />
unter dem Thema „Mensch, Natur, Technik“<br />
Visionen für die Gestaltung <strong>der</strong> Welt<br />
von morgen entwickeln und <strong>der</strong> Bambus<br />
dabei eine Rolle spielt.<br />
Ich möchte mich nicht mit <strong>der</strong> Frage beschäftigen,<br />
ob eine solche Weltausstellung<br />
im Zeitalter des Internet überhaupt noch<br />
zeitgemäß ist und erst recht nicht damit,<br />
ob das Ergebnis im Verhältnis zu <strong>den</strong> Kosten<br />
steht. Ich kann nur ganz subjektiv resümieren.<br />
Die Expo 2000 war für mich<br />
– trotz gewisser Ärgernisse – insgesamt<br />
hochinteressant und bei keinem meiner<br />
sechs Besuche kam das Gefühl von Langeweile<br />
auf. Schon allein die Architektur vieler<br />
Pavillons war atemberaubend und reichte<br />
von traditionell (Nepal) bis futuristisch<br />
(Ungarn, Venezuela). Dass <strong>der</strong> ZERI-<br />
Pavillon, das „größte Bambushaus <strong>der</strong><br />
Welt“, dabei nur eine unter vielen Sensationen<br />
sein konnte und einen Teil seiner<br />
Wirkung einbüßen musste, überrascht<br />
mich nicht. Es ist aus meiner Sicht beson<strong>der</strong>s<br />
schade, dass die beabsichtigte Wirkung<br />
dieses Projektes möglicherweise<br />
nicht erreicht wurde. Während sich die<br />
„Zero Emission Research Initiative“ nämlich<br />
mutig dem eigentlichen Thema dieser<br />
Weltausstellung stellte, missbrauchten<br />
manche Län<strong>der</strong> die Expo zur puren<br />
Tourismuswerbung und manche Firmen zu<br />
leidlich visionär verbrämter Reklame – <strong>der</strong><br />
Weltmacht Nr. 1 fiel zu diesem Thema<br />
überhaupt nichts ein. Bleibt zu hoffen, dass<br />
unter dem Aspekt <strong>der</strong> langfristigen Wirkung,<br />
das Resümee <strong>der</strong> Initiatoren von<br />
ZERI vielleicht insgesamt doch besser ausfällt,<br />
als es die ersten Eindrücke vermuten<br />
lassen.<br />
Bambus begegnete dem interessierten Besucher<br />
<strong>der</strong> Expo aber nicht nur als eigenständiges<br />
Thema, son<strong>der</strong>n auch als dekorativer<br />
Baustoff und als gestaltendes Grün.<br />
Aufgefallen sind mir dabei beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />
großflächig aus parkettartig zusammengesetztem<br />
Bambus gebaute Pavillon <strong>der</strong><br />
Philippinen und die atemberaubende Konstruktion<br />
mit dicken Bambusrohren, mit<br />
dem Equador seinen Stand optisch hervorgehoben<br />
hat. Als gestaltendes Grün<br />
konnte Bambus hingegen nur eingeschränkte<br />
Wirkung erzielen. Oft diente<br />
er als optische Begrenzung und Sichtschutz,<br />
wobei die unvermeidliche Phyllostachys<br />
aurea überwiegend z<strong>um</strong> Zuge kam,<br />
ka<strong>um</strong> geeignet, <strong>den</strong> Zauber unserer Lieblingspflanze<br />
zu vermitteln. Besser setzte<br />
sich <strong>der</strong> Bambus in <strong>den</strong> „Gärten im Wandel“<br />
in Szene. Hier hatte <strong>der</strong> Marktführer<br />
gegen die örtliche Konkurrenz einige schöne<br />
große Pflanzen plazieren können, die<br />
durchaus Beachtung fan<strong>den</strong>. Lei<strong>der</strong> wurde<br />
dieser Eindruck doch deutlich relativiert<br />
durch einige Halmgerippe, die sich (fast)<br />
blattlos dem meist grauen Himmel über<br />
dem Expo-Gelände entgegenstreckten.<br />
Wahrscheinlich habe ich während meiner<br />
Besuche o<strong>der</strong> in meiner kleinen Darstellung<br />
manch Wichtiges und Interessantes<br />
z<strong>um</strong> Thema „Bambus auf <strong>der</strong> Expo“ übersehen.<br />
Aber so subjektiv die Bewertung einer<br />
solch gigantischen Veranstaltung ausfallen<br />
muss, so persönlich gefärbt ist halt<br />
auch <strong>der</strong> Blick durch die Bambusbrille.<br />
Alois Münst<br />
Wenig Neues von Chusquea<br />
Lei<strong>der</strong> hat sich nur ein EBS-Mitglied aufgerafft,<br />
auf meine Bitte im letzten Bambus-Journal hin<br />
über seine Erfahrungen mit Chusquea zu berichten.<br />
Für mich enttäuschend. Es nützt mir<br />
und unserer EBS herzlich wenig, wenn mich<br />
Mitglie<strong>der</strong> anrufen und erzählen: „Ja auch ich<br />
habe Chusqueen gekauft, aber alle sind eingegangen“.<br />
Ja, aber welche Arten? Wie lange<br />
haben sie ausgehalten? Wur<strong>den</strong> Kulturfehler<br />
gemacht? Sicher gibt es auch noch glückliche<br />
Besitzer dieser schönen und interessanten<br />
Bambusart. Es wäre schön, wenn sich das eine<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e EBS-Mitglied doch noch zu einem<br />
Bericht aufraffen könnte, uns allen zur Freude<br />
(und Lehre).<br />
Herzlichen Dank an Josef Goerrings für seinen<br />
Beitrag zu diesem Thema. Und das schrieb Josef<br />
Goerrings: „Ich habe von 1989 bis 1997<br />
die Arten Chusquea quila und Ch. brevigl<strong>um</strong>is<br />
gepflegt und seither nur noch die Letztere. Zu<br />
Ch. brevigl<strong>um</strong>is ist zu sagen, dass sie hier am<br />
Ostrand <strong>der</strong> Kölner Bucht nach wenigen aufeinan<strong>der</strong><br />
folgen<strong>den</strong> Nächten mit Temperaturen<br />
unter minus 7 Grad bereits alle oberirdischen<br />
Teile einbüßt. Das war im genannten Zeitra<strong>um</strong><br />
<strong>der</strong> Fall in <strong>den</strong> Wintern 1990/91, 1992/93,<br />
1995/96 und 1996/97. Trotz <strong>der</strong> häufigen<br />
starken Schä<strong>den</strong> erholte sich die Art immer wie<strong>der</strong><br />
und hat jetzt, nach drei ‘Ruhejahren’, eine<br />
Höhe von 5,30 m erreicht bei gutem Zuwachs<br />
an neuen Halmen und dichter Belaubung.<br />
Chusquea quila wurde in <strong>den</strong> ersten härteren<br />
Wintern deutlich weniger geschädigt als ihre<br />
Schwester, starb aber im Winter 1996/97 (20<br />
Eistage) völlig ab, d.h. auch alle Rhizome waren<br />
erfroren, wie ich nach einem halben Jahr<br />
beim Ausgraben feststellen musste. Mein Rat:<br />
Auch in günstigeren klimatischen Lagen z<strong>um</strong><br />
Winter eine dicke Mulchschicht aufbringen, ggf.<br />
mit Tannenreisern beschweren. Bastmatten<br />
hören sich zwar gut an, aber machen Sie das<br />
mal bei mehr als 5 m hohen Halmen. Bitte nicht<br />
vergessen, <strong>den</strong> Mulch, weil er ja relativ dick liegen<br />
sollte, von Zeit zu Zeit etwas aufzuhacken,<br />
damit es nicht zu Luftabschluss kommt.“<br />
Bill Hoag<br />
Vielseitige Bambuskohle<br />
Auch so kann man Bambus verwen<strong>den</strong>:<br />
Wird Bambus in einem luftdichten Ra<strong>um</strong><br />
verkocht, entsteht ein trockenes poröses<br />
16<br />
Material (Bambuskohle), das sehr reich an<br />
Mineralien ist, vor allem natürlich an<br />
Kieselsäure. Es ist nicht mehr festzustellen,<br />
wann solche kontrollierten „Kochvorgänge“<br />
z<strong>um</strong> ersten Mal gemacht wur<strong>den</strong>, aber<br />
sie fan<strong>den</strong> mit Sicherheit in China, Korea
o<strong>der</strong> Japan statt. Aus diesen Län<strong>der</strong>n kommen<br />
heute neue Produkte, für <strong>der</strong>en Herstellung<br />
diese alte Methode angewendet<br />
wird.<br />
Und so kann man die Bambuskohle verwen<strong>den</strong>:<br />
Als Dünger: Die Bambuskohle wird in die<br />
Erde eingearbeitet, sie för<strong>der</strong>t die Wurzelbildung<br />
und bietet Bambus über Jahre hinweg<br />
die notwendige Kieselsäure.<br />
Zur Geruchshemmung: Die Kohle nimmt<br />
Gerüche auf und zersetzt sie. Sie wird in<br />
kleinen Beuteln in <strong>den</strong> Kühlschrank und in<br />
<strong>den</strong> Mülleimer gelegt. Man kann auch<br />
Flüssigkeiten damit filtern.<br />
Zur Abschirmung: Die Kohle absorbiert<br />
elektromagnetische Wellen und strahlt<br />
negative Ionen aus. Man schläft länger und<br />
tiefer auf einem mit Bambuskohle gefüllten<br />
Kopfkissen.<br />
Für Schnittbl<strong>um</strong>en: Im Wasser verlängert<br />
die Kohle das Leben von Bl<strong>um</strong>ensträußen.<br />
Als Brennstoff: Bambuskohle wird auch in<br />
Form von Briketts verkauft, die einen hohen<br />
Heizwert haben. Eine Alternative z<strong>um</strong><br />
Tropenwaldabbau.<br />
Manche Leute fin<strong>den</strong> sogar eine spirituelle<br />
Annäherung, wenn sie die Kohle in medizinischen<br />
o<strong>der</strong> kulinarischen Anwendungen<br />
benutzen.<br />
Und wie baut man einen Ofen zur Herstellung<br />
von Bambuskohle? Man braucht<br />
ein Fass aus Stahl mit einem hermetisch<br />
dichten Deckel, ein Ofenrohr, ein paar<br />
Werkzeuge und das Brennmaterial, nämlich<br />
Stücke ausgereifter Bambushalme.<br />
Zuerst wird ein Loch im Bo<strong>den</strong> ausgehoben,<br />
etwas tiefer als das Fass hoch ist.<br />
In dieses Loch wird das Fass gestellt. In <strong>den</strong><br />
Deckel wer<strong>den</strong> zwei Öffnungen geschnitten.<br />
Eine große für das Ofenrohr, eine kleine<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite z<strong>um</strong> Anbrennen<br />
und Lufteinlass. Das Fass wird dicht mit<br />
Bambus gefüllt, in Stücken o<strong>der</strong> gespalten<br />
und zwar mit möglichst wenigen Hohlrä<strong>um</strong>en.<br />
Einige Zweige o<strong>der</strong> Holzstücke<br />
und Papierfetzen wer<strong>den</strong> obenauf gelegt,<br />
<strong>um</strong> das Anzün<strong>den</strong> zu erleichtern. Dann<br />
wird das Rohr eingebaut, <strong>der</strong> Deckel luftdicht<br />
verschlossen und das Ganze mit<br />
Erde zugedeckt. Die kleine Öffnung muss<br />
allerdings zugänglich bleiben.<br />
Papier und Holz wer<strong>den</strong> durch die kleine<br />
Öffnung angezündet und mit einem dünnen<br />
Rohr wird solange Luft eingeblasen,<br />
bis <strong>der</strong> Bambus sich entzündet. Nun wird<br />
die kleine Öffnung vorsichtig auf ein Minim<strong>um</strong><br />
verringert, sodass ka<strong>um</strong> noch Luft<br />
hineinkommt. Wenn das Feuer gut zugange<br />
ist, wird sie komplett mit Erde zugeschüttet.<br />
Aus dem Kaminrohr kommt<br />
nun weißer Rauch. Wenn <strong>der</strong> Rauch bläulich<br />
wird, ist <strong>der</strong> Vorgang beendet. Das dauert<br />
ca. drei Stun<strong>den</strong>. Nun wird die Erdschicht<br />
abgenommen und <strong>der</strong> Inhalt mit<br />
Wasser gelöscht. Die Kohlestücke wer<strong>den</strong><br />
danach z<strong>um</strong> Trocknen ausgelegt. Man wird<br />
feststellen, dass nicht alle Halmstücke dieselbe<br />
Verwandlung durchgemacht haben.<br />
Die am stärksten karbonisierten Stücke<br />
sind sehr porös und brüchig, an<strong>der</strong>e sind<br />
eher starr. Nach einer sorgfältigen Reinigung<br />
wird an ihnen eine schwarze Patina<br />
sichtbar, das Halmstück sieht aus wie Ebenholz<br />
und kann nun auch wie Holz bearbeitet<br />
wer<strong>den</strong>. Das Kon<strong>den</strong>sat, das sich<br />
während des „Kochvorganges“ bildet, ist<br />
konzentrierte Kieselsäure. Es soll die Haut<br />
weich und elastisch machen.<br />
Ich suche schon nach geeigneten Fässern!!<br />
(Mit freundlicher Erlaubnis von Michel<br />
Maulet (Bambuougnat), EBS France.)<br />
Bill Hoag<br />
Bambusbrücken in Europa<br />
Mit <strong>der</strong> wachsen<strong>den</strong> Beliebtheit des Bambus<br />
als Gartenpflanze in Europa steigt<br />
offenbar auch die Beliebtheit von Bambus<br />
als dekorativer und unverwüstlicher Baustoff.<br />
War<strong>um</strong> sonst sollten in letzter Zeit<br />
gerade zwei spektakuläre Bambusbrücken<br />
gebaut wor<strong>den</strong> sein – eine über die Loire,<br />
eine in Amsterdam.<br />
Bambusbrücke in Amsterdam<br />
Im weitläufigen Erholungsgebiet im<br />
Amsterdamer Wald wurde im vergangenen<br />
Jahr eine 175 m lange Bambusbrücke<br />
gebaut, die nicht nur wegen ihrer<br />
Länge etwas Beson<strong>der</strong>es ist son<strong>der</strong>n auch,<br />
weil es das erste Mal ist, dass in Europa ein<br />
solches Bauwerk geplant und durchgeführt<br />
wird. Um eine beson<strong>der</strong>s stabile Konstruktion<br />
zu erzielen, wur<strong>den</strong> mehrere Ba<strong>um</strong>aterialien<br />
kombiniert: Die tragende Konstruktion<br />
besteht aus 800 Bambushalmen<br />
aus Costa Rica, 16 m lang und vermutlich<br />
Guadua angustifolia, die sich durch ihren<br />
spiralförmigen Fiberaufbau ka<strong>um</strong> spaltet<br />
und nicht reisst. Bambus bringt hier dieselben<br />
Vorteile wie bei allen an<strong>der</strong>en Bauwerken,<br />
er ist ein stark und schnell wachsendes<br />
Material und bietet eine gute<br />
Alternative zu Tropenholz, das man sonst<br />
vielleicht verwendet hätte. Die stützen<strong>den</strong><br />
Streben und Pfeiler <strong>der</strong> Brücke sind aus<br />
Stahl, die Fundamente aus Beton. Die<br />
Kombination aller drei Materialien ist sehr<br />
stabil und gibt <strong>der</strong> Brücke auch ein ganz<br />
beson<strong>der</strong>es Aussehen. Der Vorsitzende <strong>der</strong><br />
EBS Nie<strong>der</strong>lande, Pim de Blaey, hat das<br />
Projekt vorangetrieben, war als Berater<br />
tätig. In <strong>der</strong> Anfangsphase <strong>der</strong> Planung<br />
wurde Dr. Janssen von <strong>der</strong> Technischen<br />
Universität Eindhoven zugezogen, <strong>der</strong> seine<br />
Kenntnisse über Spannung und Belastung<br />
von Bambus eingebracht hat. Auftraggeber<br />
für die Brücke, über welche die<br />
Besucher z<strong>um</strong> Kersenbloesempark gelangen,<br />
war <strong>der</strong> Erholungspark und die Stadt<br />
Amsterdam.<br />
Und Bambusbrücke in La Gloriette<br />
Im August letzten Jahres fuhr ich ins<br />
Loiretal und habe dort eine ähnliche<br />
Brücke bewun<strong>der</strong>t. Der mächtige Fluss war<br />
bis vor hun<strong>der</strong>t Jahren <strong>der</strong> wichtigste<br />
Transportweg in Mittelfrankreich. Aber<br />
nach und nach ist er versandet und heute<br />
nicht mehr schiffbar. Entlang <strong>der</strong> Loire sind<br />
heute breite Auenlandschaften entstan<strong>den</strong>.<br />
In einem Vorort von Tours ist eine<br />
solche von <strong>der</strong> Natur zurückeroberte<br />
Auenlandschaft, La Gloriette, in einen<br />
Erholungs- und Wasserpark <strong>um</strong>gewandelt<br />
wor<strong>den</strong>. Hier dreht sich alles <strong>um</strong> die Kraft<br />
des Wassers. In <strong>den</strong> Pappelwäl<strong>der</strong>n wer<strong>den</strong><br />
verschie<strong>den</strong>e Wassergeräusche wahrgenommen,<br />
aus Wasserspielen, Türmen<br />
und Aquädukten sprudelt es heraus. In <strong>der</strong><br />
Mitte des Parks schlängelt sich eine<br />
Bambusbrücke zwischen <strong>den</strong> Bä<strong>um</strong>en<br />
durch, etwa 150 m lang. Sie beginnt mit<br />
einem Bambusturm, das Wasser kommt<br />
darin als Fontäne herauf und fließt in eine<br />
17
Edelstahlrinne durch die Mitte <strong>der</strong> Lauffläche<br />
auf <strong>der</strong> Brücke. Das Wasser überquert<br />
hier sozusagen die Landschaft auf<br />
einer Brücke. Am Ende <strong>der</strong> Brücke gerät<br />
es in einen Mahlstrom und verschwindet<br />
spiralförmig in die Erde. In dieser Konstruktion<br />
sind die stützen<strong>den</strong> Elemente, die<br />
tragen<strong>den</strong> Teile und das Gelän<strong>der</strong> aus<br />
Guadua-Halmen. Auch eine Bambusart<br />
aus Vietnam mit 7,8 cm dicken Halmen<br />
ohne Hohlrä<strong>um</strong>e wurde verwendet. Nur<br />
die Lauffläche besteht aus Holzbrettern.<br />
Drei Wochen lang bauten örtliche Handwerksschulen<br />
unter <strong>der</strong> Anleitung von<br />
Profis aus Mittelamerika an <strong>der</strong> Brücke. Bei<br />
einer Belastungsprobe von Veritas, dem<br />
französischen TÜV, musste die Brücke<br />
acht Tonnen Wasser aushalten. Nächstes<br />
Jahr wird entschie<strong>den</strong>, ob diese Bambuskreation<br />
erweitert o<strong>der</strong> abgebaut wird.<br />
Foto: Bill Hoag<br />
Ch. Recht<br />
Der Garten des wie<strong>der</strong>gewonnenen Mondes<br />
Mitten im Berliner Stadtteil Marzahn, <strong>um</strong>geben<br />
von Plattenbauten, wurde im Herbst<br />
<strong>der</strong> größte chinesische Garten Europas<br />
eröffnet, <strong>der</strong> „Garten des wie<strong>der</strong>gewonnen<br />
Mondes“. Woher <strong>der</strong> Name? Bei <strong>der</strong> Benennung<br />
eines chinesischen Gartens ist immer<br />
auch <strong>der</strong> Name des Besitzers o<strong>der</strong> sein<br />
Lebensschicksal verschlüsselt enthalten.<br />
Der Name des Berliner Gartens steht für die<br />
Wie<strong>der</strong>vereinigung <strong>der</strong> geteilten Stadt Berlin.<br />
Und wieso ein chinesischer Garten in Berlin-Marzahn?<br />
Als Berlin und Peking 1994<br />
Foto: ???<br />
18<br />
<strong>den</strong> Vertrag einer Städtepartnerschaft unterzeichneten,<br />
waren sich Fachleute und politisch<br />
Verantwortliche darüber einig, dass<br />
ein chinesischer Garten an dieser Stelle kein<br />
pittoreskes Schauobjekt sein sollte, son<strong>der</strong>n<br />
eine Neuschöpfung, <strong>der</strong>en Form und Gestalt<br />
dem entspricht, was Chinas jahrtausende<br />
alte Gartenkunst hervorgebracht hat.<br />
Und so etwas passte und fand Platz im Erholungspark<br />
Marzahn. Nach dem Plan des<br />
Pekinger Instituts für klassische Gartenarchitektur<br />
entstand so <strong>der</strong> „Garten des wie<strong>der</strong>gewonnenen<br />
Mondes“ als Geschenk <strong>der</strong><br />
Stadt Peking an Berlin. Der gesamte Bau<br />
wurde von chinesischen Facharbeitern ausgeführt<br />
mit Materialien aus China. In 100<br />
Seecontainern wur<strong>den</strong> kostbare Hölzer, beson<strong>der</strong>e<br />
Steine und Felsen, Skulpturen und<br />
Möbel aus Peking nach Berlin gebracht.<br />
Es entstand ein Garten von beson<strong>der</strong>em<br />
Charme, in dem man sich ausruhen und innere<br />
Einkehr halten kann. Um einen 4.500<br />
qm großen See gruppieren sich die „Stube<br />
des heiteren Wetters“, <strong>der</strong> „Pavillon des ruhigen<br />
Mondscheins“, das Steinboot „Blick<br />
auf <strong>den</strong> Mond“, <strong>der</strong> Oktogonalpavillon und<br />
als Mittelpunkt natürlich das Teehaus „Berghaus<br />
z<strong>um</strong> Osmanthussaft“, wo man nach<br />
traditioneller Teezeremonie 40 verschie<strong>den</strong>e<br />
Teesorten genießen kann. Natürlich<br />
führen nur Bogenbrücken o<strong>der</strong> Zickzackbrücken<br />
über das Wasser - damit zwar Menschen,<br />
aber keine Dämonen hinübergehen<br />
können.<br />
Schöne Pflanzen, vor allem Magnolien, Koniferen<br />
und auch Bambus, nach chinesischer<br />
Art kombiniert, schmücken <strong>den</strong> Garten<br />
inmitten des Erholungsparks Marzahn.<br />
Berlin hat eine Attraktion mehr.<br />
Auskünfte erteilt:<br />
Grün-Berlin<br />
Sangerhauser Weg 1 · 12685 Berlin<br />
Tel.: 030/54 6980<br />
www.gruen-berlin.de
Werner Vogel<br />
Noch einmal: Faszination Jiuzhaigou<br />
Der Bericht im letzten Bambus-Journal<br />
über <strong>den</strong> Nationalpark Jiuzhaigou hat eine<br />
solche Welle von Anfragen, Anrufen<br />
und Faxen ausgelöst, dass ich wohl<br />
nochmals darauf eingehen muss. Ich selbst<br />
habe dieses Tal noch nicht besucht, bin<br />
aber mit einem chinesischen Stu<strong>den</strong>ten befreundet,<br />
<strong>der</strong> hier in Europa studiert und<br />
Sohn eines Direktors des forstbotanischen<br />
Instituts in Tschengdu (Chengdu) ist.<br />
Viele Bambusfreunde sind daran interessiert,<br />
das Tal zu besuchen. Jiuzhaigou liegt<br />
im Nordwesten Szechuans, an <strong>der</strong> Grenze<br />
zu Gansu. Zu erreichen so: Flug nach<br />
Tschengdu o<strong>der</strong> Chengdu, <strong>der</strong> Millionenhaupstadt<br />
von Szechuan. Hier befindet<br />
sich <strong>der</strong> Sitz <strong>der</strong> Verwaltung des forstbotanischen<br />
Instituts, das von <strong>der</strong> UNESCO mit<br />
<strong>der</strong> Beaufsichtigung und Verwaltung des<br />
Jiuzhaigou-Tales beauftragt wurde.<br />
Von Tschengdu (Chengdu) führt <strong>der</strong> kürzeste<br />
Weg z<strong>um</strong> Nationalpark durch das Tal<br />
des Ming - am besten mit einem Geländewagen.<br />
500 Kilometer Straße mit Makadam-<br />
o<strong>der</strong> Kiesbelag, voller Löcher und mit<br />
vielen Verschüttungen. Zwei Tage dauert<br />
die Fahrt mindestens, übernachten kann<br />
man in Songpan.<br />
Jiuzhaigou bedeutet „das Tal <strong>der</strong> neun<br />
Dörfer“. Bei diesen neun Dörfern handelt<br />
es sich <strong>um</strong> tibetanische Ansiedlungen, die<br />
sich entlang <strong>der</strong> Straße ziehen. Wann die<br />
Tibeter sich dort ansiedelten ist nicht bekannt.<br />
Diese ethnische Min<strong>der</strong>heit hält an<br />
ihren alten Traditionen, Kleidungen, Sitten<br />
und Gebräuchen fest. So wei<strong>den</strong> auch heute<br />
noch ihre Yacks und Wildziegen überall<br />
im Tal. In ihren Ansiedlungen können Touristen<br />
unterkommen und verpflegt wer<strong>den</strong>.<br />
In <strong>den</strong> vergangenen fünf Jahren entstan<strong>den</strong><br />
im Tal drei forstbotanische Gärten.<br />
Hier wer<strong>den</strong> Pflanzen des Jiuzhaigou-<br />
Tales gesammelt, aufgeschult und, wenn<br />
möglich, vermehrt. Außerdem gibt es eine<br />
Zuchtanstalt für chinesische Riesensalaman<strong>der</strong>,<br />
die unter strengstem Schutz<br />
und auf <strong>der</strong> Roten Liste <strong>der</strong> bedrohten<br />
Arten ganz oben stehen.<br />
Da es sich <strong>um</strong> ein vollständig geschlossenes<br />
Hochtal handelt, rings<strong>um</strong> von 5.000<br />
bis 6.000 m hohen Bergen eingeschlossen,<br />
ist das Tal quasi endemisch. Für Naturforscher,<br />
welche die Genehmigung z<strong>um</strong><br />
Sammeln erhalten, das reinste Wun<strong>der</strong>.<br />
Die tieferen Lagen sind klimatisch mediterran,<br />
fast subtropisch, während in <strong>den</strong><br />
höheren Regionen bei 3.000 m die Temperaturen<br />
frostig, dicke Schneelagen normal<br />
sind.<br />
Nach Angaben von chinesischen Forschern<br />
soll es in <strong>den</strong> fast undurchdringlichen<br />
Wäl<strong>der</strong>n hun<strong>der</strong>te kleiner Rinnsale<br />
und viele Seen geben. Für Zoologen sind<br />
die feuchten Nebentäler ein Eldorado mit<br />
ihren Amphibien, von <strong>den</strong>en viele noch unbekannt,<br />
alle aber geschützt sind.<br />
Beson<strong>der</strong>s interessant ist jedoch die Pflanzenwelt.<br />
Unser Mitglied Jos van <strong>der</strong> Palen<br />
schreibt in <strong>der</strong> „Gartenpraxis Nr. 9/2000“<br />
über die bisher dort gefun<strong>den</strong>en Bambusse.<br />
Einer <strong>der</strong> bekanntesten Seen im Tal<br />
heißt nicht <strong>um</strong>sonst Pfeil<strong>bambus</strong>-See.<br />
Diese neuen Bambusse sind für unsere Mitglie<strong>der</strong><br />
natürlich ein Objekt <strong>der</strong> Begierde.<br />
Nach unseren bisherigen Erkenntnissen<br />
rechnen wir mit etwas über 20 Sorten aus<br />
dem Jiuzhaigou-Tal, die in Europa schon<br />
kultiviert wer<strong>den</strong>. Die Pflanzen stammen<br />
meist aus h<strong>um</strong>osen, oft sogar feuchten<br />
Standorten. Nur aus <strong>den</strong> höheren Gebirgslagen<br />
kommen Pflanzen, die in<br />
Geröll- o<strong>der</strong> Kiesbö<strong>den</strong> gedeihen. Wir<br />
rechnen damit, dass die Jiuzhaigou-Sorten,<br />
o<strong>der</strong> besser „Standort-Sorten“ z<strong>um</strong><br />
riesigen Artenkreis <strong>der</strong> Nitida-Gruppe<br />
gehören. Es wird noch Jahre dauern, bis<br />
die neuen Bambusse aus dem Tal ihre wissenschaftlichen<br />
Namen erhalten haben.<br />
Eines jedoch steht jetzt schon fest: bei allen<br />
Jiuzhaigou-Bambussen handelt es sich<br />
<strong>um</strong> klein- bis kleinstblättrige Arten, alle<br />
horstig wachsend, öfters allerdings ungewohnt<br />
weit sich ausbreitend. Die meisten<br />
sind starr hochragend, wenige buschig<br />
überhängend. Die Höhe variiert am Heimatstandort<br />
zwischen 1,50 und 4 Meter.<br />
Eine sehr feinblättrige Form wurde uns vor<br />
drei Jahren als Borinda microphylla geliefert.<br />
Dabei handelt es sich aber zweifellos<br />
<strong>um</strong> eine Jiuzhaigou-Pflanze. Sie ist sehr<br />
starr hochragend, die Halme sind dünn und<br />
gelb, die Blätter dicht und fein, an Chusqueen<br />
erinnernd. Diese Art ist bedingt winterhart<br />
und braucht unwahrscheinlich viel<br />
Wasser. Die Vermehrung ist bisher noch<br />
sehr schwierig.<br />
Ich meine, die Bambusse aus dem Jiuzhaigou<br />
könnten unsere kommen<strong>den</strong> Garten<strong>bambus</strong>se<br />
wer<strong>den</strong>, auch wenn es noch<br />
einige Jahre dauern wird, bis man sie im<br />
Handel bekommt.<br />
Und ganz z<strong>um</strong> Schluss: Im Laufe des Herbstes<br />
2000 wurde bei uns die Sorte Jiuzhaigou<br />
3 A z<strong>um</strong> schönsten Bambus erklärt. Es<br />
handelt sich <strong>um</strong> einen schönen zierlich und<br />
feinblättrigen Bambus. Die Halme wur<strong>den</strong><br />
tief dunkelrot und nach <strong>den</strong> ersten leichten<br />
Nachtfrösten nahmen auch die kleinen<br />
Blättchen diese dunkle Rotfärbung an. Die<br />
Blattunterseite ist blau-violett, die Oberseite<br />
dunkel rot-violett. Alle übrigen nitida-Arten<br />
bekamen gelbe Blätter.<br />
Kompetenz in Sachen Bambus<br />
Ihren wüchsigen Bambus<br />
fin<strong>den</strong> Sie bei uns!<br />
BAMBUSINSEL<br />
BAUMSCHULE<br />
Ihr Bambusteam<br />
Janssen<br />
Stöckheimer Straße 11<br />
50259 Pulheim<br />
Telefon 0 22 38 / 96 55 3-0<br />
Telefax 0 22 38 / 96 55 3-55<br />
19
Bill Hoag<br />
Unsere Nachbarn: EBS NL<br />
Begünstigt durch feucht-ozeanische klimatische<br />
Verhältnisse, ein hohes Maß an gärtnerischem<br />
Geschick und durch exzellente<br />
Kontakte und Verbindungen z<strong>um</strong> asiatischen<br />
Ra<strong>um</strong> ist die Holländische Sektion<br />
<strong>der</strong> EBS innovativ und wegführend. Ihre<br />
Mitglie<strong>der</strong> sind nicht selten für <strong>den</strong> Import<br />
ganz neuer und unbekannter Arten von<br />
Pflanzen verantwortlich und ganz beson<strong>der</strong>s<br />
von Bambusarten und an<strong>der</strong>er Raritäten.<br />
(Unsere nächste Bambusreise dahin<br />
wird deshalb beson<strong>der</strong>s interessant sein).<br />
EBS Ne<strong>der</strong>land hat zur Zeit 275 Mitglie<strong>der</strong>,<br />
Ten<strong>den</strong>z steigend. Vor einigen Tagen hat<br />
mir Wim Masmann, Secretary EBS NL gesagt,<br />
dass man sich jetzt überlegt, ob eine<br />
gemeinsame Sektion mit Belgien machbar<br />
wäre. Alles spricht dafür: Dieselbe Sprache<br />
(z<strong>um</strong>indest was <strong>den</strong> flämischen Teil Belgiens<br />
angeht), dasselbe Klima. Damit wäre<br />
diese Verbindung die zweitgrößte Sektion<br />
<strong>der</strong> EBS und sie würde auch gemeinsamer<br />
Gastgeber für <strong>den</strong> EBS-Kongress 2001<br />
sein, nachdem die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> schon<br />
1999 einen erfolgreichen EBS-Europakongress<br />
organisiert haben.<br />
Die EBS NL bringt viermal im Jahr „Bamboe“<br />
heraus, ein gut gemachtes Heft mit informativen<br />
Berichten über alle Aspekte des<br />
Bambus und seine Begleitpflanzen.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> Pim de Blaey<br />
Tel. 0032 / 7 25 02 18 80<br />
Sekretariat Wim Masman<br />
Boculoseweg 2<br />
7261 BJ Ruurlo<br />
Tel.: 00 32 / 5 73 45 14 65<br />
Fax: 573 45 26 65<br />
E-Mail wim-masman@ wxs.nl<br />
Gerhard Sieber<br />
Blüten im Winter: Hamamelis<br />
Wenn in unseren Regionen <strong>der</strong> Winter Einzug<br />
gehalten hat und <strong>der</strong> Gang in <strong>den</strong> Garten<br />
für eine Zeitlang nicht mehr so häufig<br />
stattfindet, beginnt die hohe Zeit <strong>der</strong><br />
winterblühen<strong>den</strong> Gehölze. Eine <strong>der</strong> schönsten<br />
Pflanzen für die weiße Jahreszeit ist<br />
für mich immer noch Hamamelis, die<br />
Zaubernuss. Die strauchartig wachsende<br />
Pflanzengruppe ist mit sechs Gattungen<br />
über Nordamerika und Ostasien verbreitet.<br />
Ihr beson<strong>der</strong>er Gartenwert liegt in <strong>der</strong> von<br />
Oktober bis April währen<strong>den</strong> Blütezeit.<br />
Zaubernüsse sind sommergrüne Sträucher<br />
o<strong>der</strong> kleine Bä<strong>um</strong>e, die in ihrem Aussehen<br />
etwas an unsere Haselnuss erinnern. Sie<br />
haben eine eigene Familie – die Hamamelidaceae.<br />
In unsere Gärten gepflanzt erreichen<br />
sie eine maximale Höhe von 4 m,<br />
an <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> so gut wie keine Ansprüche<br />
gestellt. Ideal wären neutrale bis<br />
leicht saure mittelschwere bis schwere Bö<strong>den</strong><br />
mit gutem Wasserabzug. Der Standort<br />
sollte sonnig bis halbschattig sein. Wegen<br />
ihres lockeren und malerischen etwas<br />
trichterförmigen Wuchses sollten Hamamelis<br />
im Garten eine Einzelstellung<br />
bekommen. Um die leuchten<strong>den</strong> Farben,<br />
<strong>den</strong> im Freien ka<strong>um</strong> wahrnehmbaren<br />
süßlichen Duft und die abson<strong>der</strong>liche Form<br />
<strong>der</strong> Blüte voll zur Wirkung zu bringen, sollten<br />
sie so dicht wie möglich ans Wohnzimmerfenster<br />
gepflanzt wer<strong>den</strong>. Bei<br />
Hamamelis lassen sich, ähnlich wie bei<br />
unseren Kirschen, knospige Zweige ohne<br />
Probleme in <strong>der</strong> Vase vortreiben. Zusammengerollte<br />
Blüten vertragen ohne<br />
Scha<strong>den</strong> bis ca. -15° C. Nach <strong>der</strong> Blüte setzen<br />
alle Arten und Sorten zapfenähnliche<br />
Früchte an, die erst im nächsten Jahr reifen.<br />
Sie platzen dann auf und schleu<strong>der</strong>n<br />
die Samen bis zu 4 m weit weg. Zaubernüsse<br />
zeichnen sich durch eine hohe<br />
Industriefestigkeit aus und bereichern<br />
sicherlich nicht nur <strong>den</strong> Japangarten.<br />
Mit <strong>der</strong> Blüte beginnt bei uns Hamamelis<br />
virginiana, die aus dem östlichen Nordamerika<br />
kommende Art. Sie blüht im Spätherbst<br />
von Oktober bis November. Außer<br />
Über 40 winterharte Bambusarten<br />
vom Zwerg- bis z<strong>um</strong> Riesen<strong>bambus</strong>.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Do., Fr. 14 – 18 Uhr, Sa. 9 – 18 Uhr<br />
1. März – 30. Oktober<br />
Beratung und Verkauf nach tel. Vereinbarung auch zu an<strong>der</strong>en Zeiten<br />
Waldhofstraße 69a · 63073 Offenbach-Bieber<br />
Tel. und Fax 0 69 / 89 39 83<br />
ihrem starken strengen Duft fällt die hellgelbe<br />
Blüte nur wenig auf. Die Pflanze steht<br />
zu dieser Zeit noch in <strong>der</strong> gelben Herbstfärbung<br />
und beginnt mit dem Laubfall.<br />
Die für unsere Gärten wohl schönste Art<br />
kommt aus China, Hamamelis mollis. Ihre<br />
Blüten erscheinen im Februar/März, sind<br />
duftend und goldgelb. Die Blütenblätter<br />
sind nicht gerollt, son<strong>der</strong>n gerade und bis<br />
3 cm lang. Die Herbstfärbung ist goldgelb.<br />
Eine sehr wertvolle Art.<br />
Aus Japan kommt Hamamelis japonica.<br />
Die dort bis 10 m hoch wer<strong>den</strong>de Art blüht<br />
von Januar bis März dunkelgelb mit ca.<br />
2 cm langen Blütenblättern. Die in unseren<br />
Ba<strong>um</strong>schulen nicht so häufig anzutreffende<br />
Art ist aufg<strong>rund</strong> ihrer prächtig roten<br />
Herbstfärbung ebenfalls ein wertvolles<br />
Solitärgehölz.<br />
Hamamelis vernalis kommt aus <strong>den</strong> südlichen<br />
USA. Dieser nur bis 2 m hoch wer<strong>den</strong>de<br />
ausläufertreibende Strauch hat die<br />
kleinsten Blüten, nur 1-2 cm lang. Der Duft<br />
ist sehr fein, Blütezeit von Januar bis März,<br />
Herbstfärbung kräftig orange.<br />
Außer diesen vier Arten gibt es noch viele<br />
Gartenformen in verschie<strong>den</strong>en Gelbtönen,<br />
orangefarbene, ja sogar rote<br />
Zaubernüsse sind im Handel. Um eine<br />
beson<strong>der</strong>s schöne Wirkung zu erzielen,<br />
sollte man gelb und rot blühende Sorten<br />
zusammensetzen.<br />
20
Gerhard Sieber<br />
Reise in Gärten und Parks <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande und Belgiens<br />
Von Freitag, <strong>den</strong> 27. April bis einschließlich<br />
Montag, <strong>den</strong> 30. April 2001 führt die<br />
nächste Reise <strong>der</strong> EBS-D in hochinteressante<br />
Gärten, Parks und Gärtnereien <strong>der</strong><br />
Nie<strong>der</strong>lande und Belgiens.<br />
Am ersten Tag treffen wir uns zu gewohnter<br />
Zeit <strong>um</strong> 6 Uhr in Gründau und besteigen<br />
<strong>den</strong> bequemen Fernreisebus. Unser<br />
erstes Ziel wird <strong>der</strong> Terrassengarten des<br />
Klosters Kamp bei Düsseldorf sein. Dieser<br />
Garten, <strong>der</strong> vor 300 Jahren entstand,<br />
wird das Sanssouci des Nie<strong>der</strong>rheins<br />
genannt. Es geht weiter über Venlo<br />
Richtung Eindhoven in <strong>den</strong> Bambusgarten<br />
Kimmei von Jos van <strong>der</strong><br />
Palen. Wir wer<strong>den</strong> dort schon die erste<br />
Möglichkeit z<strong>um</strong> Kauf von Bambus bekommen.<br />
Am späten Nachmittag wer<strong>den</strong><br />
wir unser 4-Sterne-Hotel anfahren und<br />
<strong>den</strong> Tag ausklingen lassen.<br />
Der zweite Tag wird uns in <strong>den</strong> hohen Nor<strong>den</strong><br />
nach Groningen in Hortus Haren mit<br />
dem Chinesischen Garten bringen. Er wurde<br />
detailgetreu dem Garten und <strong>den</strong> Wohngebäu<strong>den</strong><br />
eines wohlhaben<strong>den</strong> chinesischen<br />
Beamten aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
nachgebildet. Er ist in Europa einmalig.<br />
Dazu gehört ein einzigartiger Bambusgarten.<br />
Es besteht danach die Möglichkeit, <strong>den</strong><br />
angrenzen<strong>den</strong> Bot. Garten zu besichtigen.<br />
Im Anschluss wer<strong>den</strong> wir uns in Nijmegen<br />
die Gärten von Appeltern ansehen. Für<br />
je<strong>den</strong> <strong>der</strong> seinen Garten <strong>um</strong>- bzw. neugestalten<br />
möchte sind die ca. 140 Mustergärten<br />
ein Muss. Sollte die Zeit noch ausreichen,<br />
wer<strong>den</strong> wir uns Burgers Zoo in<br />
Arnheim ansehen, wo in zwei Themenhallen<br />
naturgetreu Busch und Wüste mit<br />
tausen<strong>den</strong> von Pflanzen und Tieren vorkommen;<br />
dazu ein klassischer Zoo.<br />
Am dritten Tag wird <strong>der</strong> Bambuspark<br />
Schellinkhout besucht, wo es viele Bambusarten<br />
zu besichtigen und zu kaufen gibt.<br />
Danach wer<strong>den</strong> wir in <strong>der</strong> Boskooper Region<br />
ein bis zwei Spezialitäten-Ba<strong>um</strong>schulen<br />
aufsuchen.<br />
Der vierte und letzte Tag wird uns nach Belgien<br />
in das Arboret<strong>um</strong> Kalmthout führen,<br />
wir wer<strong>den</strong> von dem riesigen Angebot an<br />
seltenen Hamamelis, Ahorn, Zierkirschen<br />
und Koniferen von Jelena de Bel<strong>der</strong> begeistert<br />
sein. Der Japanische Garten in<br />
Hasselt schließt daran an. In ihm soll japanische<br />
Kultur des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts authentisch<br />
vermittelt wer<strong>den</strong>. Hasselt hat<br />
gemeinsam mit <strong>der</strong> japanischen Stadt<br />
Itami 1992 diesen Garten angelegt. Sollte<br />
noch Zeit sein wer<strong>den</strong> wir dem Park Paradiso<br />
mit seinen prachtvollen Orchideengärten<br />
und <strong>der</strong> größten Voliere Europas<br />
mit mehreren hun<strong>der</strong>t Vogelarten<br />
noch einen Besuch abstatten. Danach geht<br />
es über Aachen nach Hause, wo wir gegen<br />
22 Uhr ankommen wer<strong>den</strong>.<br />
Der Preis beträgt pro Person:<br />
DM 695,– im Doppelzimmer<br />
DM 145,– Zuschlag im Einzelzimmer.<br />
Das Leistungspaket beinhaltet für Sie<br />
die Fahrt im mo<strong>der</strong>nen Fernreisebus<br />
(Doppelstock mit Sitzgruppen unten),<br />
Bordservice-Angebote, Servicepersonal<br />
Roswitha Leistenschläger und unser altbewährter<br />
Fahrer Joachim Jaschinski, drei<br />
Übernachtungen im 4-Sterne-Hotel Pierre<br />
(Best Western) mit dreimal reichhaltigem<br />
Frühstücksbuffet und dreimal Abendessen.<br />
Alle Zimmer sind ausgestattet mit<br />
Bad o<strong>der</strong> Dusche/WC, TV, Radio und Telefon.<br />
Mel<strong>den</strong> Sie sich auf <strong>der</strong> beiliegen<strong>den</strong> Karte<br />
rechtzeitig an. Wir fahren nur mit einem<br />
Bus. Alle Mitreisen<strong>den</strong> bekommen rechtzeitig<br />
vor Antritt <strong>der</strong> Reise noch detaillierte<br />
Informationen über die einzelnen Stationen.<br />
Es besteht auch die Möglichkeit<br />
eines Zustieges im Köln-Bonner Ra<strong>um</strong>.<br />
Reinhard Trautmann<br />
Ein Riese von Musa basjoo<br />
Im Bambusjournal 3/1999 wur<strong>den</strong> in<br />
einem ausführlichen Artikel Bananen vorgestellt,<br />
die bei uns im Freien überwintern können.<br />
Ich möchte <strong>den</strong> Lesern heute ein ganz<br />
außergewöhnliches Exemplar von Musa basjoo<br />
vorstellen, das ich am östlichen Stadtrand<br />
von Köln, an <strong>der</strong> Grenze z<strong>um</strong> Bergischen<br />
Land, entdeckt habe.<br />
Hier an <strong>der</strong> Terrasse von Gabi und Heinz<br />
Klein zieht die abgebildete Prachtpflanze die<br />
Blicke staunen<strong>der</strong> Besucher auf sich. Sogar<br />
Freunde ihrer Kin<strong>der</strong>, sonst als Angehörige<br />
<strong>der</strong> Computergeneration Naturphänomenen<br />
eher gleichgültig gegenüberstehend,<br />
äußerten sich anerkennend. Dabei hatte alles<br />
recht unspektakulär begonnen. Im Sommerurlaub<br />
1996 entdeckten Gabi und Heinz<br />
Klein auf einem Markt am Gardasee <strong>den</strong><br />
40 cm hohen in feuchtes Papier eingewickelten<br />
Stamm einer Bananenpflanze. Für<br />
15 DM erworben und frisch eingetopft, trat<br />
sie die lange Reise nach Köln an. Auf Empfehlung<br />
des italienischen Gärtners wurde sie<br />
dort in reinen Sand (?!) gepflanzt. Gleich im<br />
ersten Winter hatte sie ihre Feuerprobe zu<br />
bestehen: Während die Gartenbesitzer im<br />
Urlaub weilten, musste die kleine Basjoo minus<br />
18° C und 16 Eistage fast ungeschützt<br />
überstehen, <strong>den</strong>n die Plastikabdeckung über<br />
<strong>der</strong> dünnen Laubdecke war verweht. Umso<br />
erstaunlicher, dass zwischen diesem Ereignis<br />
und dem im September 2000 aufgenommenen<br />
Foto keine vier Jahre verstrichen sind.<br />
Selten habe ich eine Bananenpflanze von so<br />
auffallen<strong>der</strong> Schönheit gesehen, auch nicht<br />
im Sü<strong>den</strong>. Ihre Wuchseigenschaften brauchen<br />
sich hinter <strong>den</strong>en des Bambus keinesfalls<br />
zu verstecken, und für Gabi und Heinz<br />
Klein ist <strong>der</strong> Bambus nur eine Begleitpflanze<br />
ihrer Musa – es kommt eben alles auf <strong>den</strong><br />
Blickwinkel an.<br />
21
Ein Riese von Musa Basjoo: Gabi und Heinz Klein mit ihrer Bananenpflanze<br />
Foto: Reinhard Trautmann<br />
Klaus-Peter Sieber<br />
Chimono<strong>bambus</strong>a marmorea<br />
Als Liebhaber kleinblättriger Bambusse legte<br />
ich mir vor Jahren eine Pflanze von Chimono<strong>bambus</strong>a<br />
marmorea zu. Ich war fasziniert vom<br />
dichten und überhängen<strong>den</strong> Wuchs dieser noch<br />
verhältnismäßíg neuen Art auf unserem Kontinent.<br />
Auch beeindruckt mich seitdem, dass<br />
diese Pflanze noch sehr spät (teilweise noch im<br />
November) neue Halme bildet, die sich ähnlich<br />
Fargesia erst im nächsten Jahr verzweigen. Die<br />
sehr intensiv marmorierten Halmschei<strong>den</strong><br />
stehen in starkem Kontrast zu <strong>den</strong> frischgrünen<br />
Blättern, ebenfalls sind die Nodien stark tellerartig<br />
ausgebildet. Die Pflanze selbst, vor allem<br />
die frischen Halme, sind nicht immer frosthart,<br />
es empfiehlt sich, im Wurzelbereich Laub aufzuschütten<br />
und bei starken Frösten die Pflanze<br />
mit Vlies abzudecken. In meinem Garten steht<br />
Chimono<strong>bambus</strong>a marmorea geschützt im<br />
Halbschatten zwischen Stau<strong>den</strong> und Koniferen.<br />
Die Pflanze hat die letzten Winter ohne<br />
nennenswerte Schä<strong>den</strong> überstan<strong>den</strong>, sie steht<br />
jetzt im vierten Jahr und hat eine Höhe von<br />
1,80m erreicht. Der Ausbreitungsdrang allerdings<br />
ist beeindruckend. Da sie ohne Rhizomsperre<br />
gepflanzt wurde, benötigt sie zwischenzeitlich<br />
8 bis 10 Quadratmeter an Fläche. Aber<br />
sie ist, wie auch die Sorte „Variegata“ mit weiß<br />
gestreiften Blättern, eine Bereicherung des<br />
Bambus-Sortiments.<br />
22<br />
Daten zu Chimono<strong>bambus</strong>a marmorea<br />
Vorkommen: Japan, Insel Honsu<br />
Wuchsform: Sehr dicht und buschig wachsend,<br />
ältere Halme immer überhängend<br />
Höhe: bis 2m, ältere Pflanzen teilweise bis 3m<br />
Ausbreitung: Ausläuferbil<strong>den</strong>d, z<strong>um</strong> Teil sehr<br />
weit vom eigentlichen Standort fortlaufend<br />
Halm: Die Halme bil<strong>den</strong> sich im Herbst und die<br />
Verzweigung beginnt im folgen<strong>den</strong> Frühjahr<br />
von <strong>der</strong> Spitze (insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Form Variegata).<br />
Die Halmfarbe ist grün, an sonnigem<br />
Standort wird sie rot, bis 1cm Durchmesser<br />
Halmscheide: braun marmorierte Halmschei<strong>den</strong>,<br />
daher <strong>der</strong> botanische Name. Durch<br />
das lange Anhaften <strong>der</strong> Halmschei<strong>den</strong> sehr dekorativ.<br />
Am Schei<strong>den</strong>ring ein Kranz brauner<br />
Haare<br />
Blatt: leuchtend hellgrünes Blattwerk, sehr<br />
dicht, 10-12 cm lang und bis 1.5 cm breit<br />
Winterhärte: bei diesem sehr schönen Bambus<br />
lei<strong>der</strong> nicht immer ausreichend, die jungen, im<br />
Herbst entwickelten Halme können bei längerem<br />
Frost geschädigt wer<strong>den</strong><br />
Standort: sonnig bis halbschattig, bevorzugt<br />
lockere und frische Bö<strong>den</strong><br />
Gärtnerische Verwendung: als kleiner Solitär,<br />
Flächenbegrüner, an Teich und Bachläufen,<br />
auch als Topfpflanze für Wintergärten geeignet.<br />
Im Freiland nur für geschützte Standorte.<br />
Foto: Silvia Sieber
Leserbrief<br />
Wer kennt die Namen?<br />
Wann kann man <strong>den</strong> Namen einer<br />
Bambuspflanze bestimmen? In meinem<br />
Garten stehen mehr als ein Dutzend<br />
prächtig wachsen<strong>der</strong> Bambusse aller gängiger<br />
Arten und ihre Namen kenne ich auswendig.<br />
Aber einige stehen da auch und<br />
ihre Namen sind ein Rätsel. Für einen<br />
Bestimmungsversuch nach einem Buch<br />
sind sie noch zu klein.<br />
Während eines Mallorcaurlaubes entdeckten<br />
meine Tochter und ich eine aufgegebene<br />
Finca mit Zitronen-, Apfelsinenund<br />
Avocadobä<strong>um</strong>en. Neben einem zertrümmerten<br />
Gewächshaus stand ein<br />
großer Horst mit 4 cm dicken, 5 m hohen<br />
Bambushalmen. Auch einen verrosteten<br />
Spaten hatte <strong>der</strong> Besitzer dagelassen und<br />
wir gruben mit viel Mühe einige Rhizome<br />
aus. In einem kleinen Privatzoo sahen wir<br />
später Bambus, dessen Halme noch dicker<br />
und höher waren. Und auf einem<br />
Komposthaufen dort fan<strong>den</strong> wir weitere<br />
Wurzeln und Rhizome und nahmen sie mit.<br />
Zuhause in die Erde gebracht kamen im<br />
nächsten Jahr einige etwa 50 cm hohe<br />
dünne Halme heraus und im Jahr darauf –<br />
nach einem Umpflanzen in größerem Abstand<br />
– zahlreiche Halme bis 150 cm<br />
Höhe. Im nächsten Jahr wer<strong>den</strong> es noch<br />
mehr und noch größere sein – wann kann<br />
ich herausfin<strong>den</strong>, was ich da mitgebracht<br />
habe?<br />
Vielleicht kann mir ein EBS-Mitglied da<br />
weiterhelfen?<br />
Noch etwas an<strong>der</strong>es ist mir aufgefallen,<br />
was nicht mit dem übereinstimmt, was ich<br />
in alten Jahrgängen des Bambusbriefes gelernt<br />
habe. Samen von Fargesia murielae,<br />
so man sie haben sollte, keimen nur wenige<br />
Wochen lang. Aber: In diesem Sommer<br />
habe ich dort, wo ich vor fünf Jahren die<br />
gestorbene Fargesia murielae ausgegraben<br />
habe, ein 7 cm hohes Bambuspflänzchen<br />
gefun<strong>den</strong> und natürlich sofort <strong>um</strong>gepflanzt<br />
und ins Gewächshaus gestellt. Sind die Samen<br />
also doch länger keimfähig und wie<br />
heißt das Pflänzchen, wenn es groß wer<strong>den</strong><br />
sollte?<br />
Kurt Gunkel<br />
Ringstraße 70<br />
21218 Seevetal<br />
Neues Buch über die Yuccas<br />
Das Buch für alle Yucca-Fans ist jetzt da,<br />
lei<strong>der</strong> nur in englischer Sprache, aber mit<br />
einer 21-seitigen deutschen Zusammenfassung.<br />
190 farbige Abbildungen, davon<br />
herrliche farbige Standortfotos sind auch<br />
mit englischen Untertiteln verständlich.<br />
Der Autor Fritz Hochstätter bereist seit<br />
20 Jahren die natürlichen Heimatgebiete<br />
<strong>der</strong> Yuccas und lebt einen Großteil des<br />
Jahres in Mo<strong>den</strong>a im Staate Utha / USA.<br />
Sein Werk ist wissenschaftlich sehr korrekt<br />
und weltweit <strong>der</strong>zeit sicherlich die<br />
N<strong>um</strong>ero 1 in Sachen Palmlilien. Für <strong>den</strong><br />
Garten- und Pflanzenfreund ist es wegen<br />
<strong>der</strong> vielen bisher unbekannten und frostharten<br />
gartentauglichen Arten und Sorten<br />
äußerst interessant, für <strong>den</strong> Liebhaber von<br />
Succulenten und Steingärten nahezu ein<br />
Muss.<br />
Yucca I in the Southwest and Midwest of<br />
the USA and Canada, 265 Hochglanz-<br />
Seiten, DM 165,00.<br />
Erschienen bei <strong>der</strong> Druckbild-GmbH<br />
Titisee-Neustadt<br />
Termine<br />
01. bis 04. Februar 2001<br />
Pflanzenmesse (Essen)<br />
Eine für Interessenten in Sachen Bambus<br />
beson<strong>der</strong>s interessante Messe. Unter an<strong>der</strong>em<br />
mit elf Bambus-Ausstellern aus<br />
Deutschland, <strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong>, Belgien,<br />
Frankreich, Italien, England und Costa<br />
Rica.<br />
27. bis 30. April 2001<br />
Bambusreise (Nie<strong>der</strong>lande & Belgien)<br />
Reise zu hochinteressanten Gärten in <strong>den</strong><br />
Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong> und Belgien. Nähere Informationen<br />
auf Seite 5 dieser Ausgabe.<br />
Wichtige Adressen<br />
Leitung <strong>der</strong> EBS<br />
Gerhard Sieber<br />
Schloßstraße 10<br />
65439 Flörsheim-Weilbach<br />
Telefon (0 61 45) 3 14 06<br />
eMail: Gerd.Sieber@<strong>bambus</strong>-deutschland.de<br />
Internationale Kontakte<br />
Wolfgang Eberts<br />
Saarstraße 3-5<br />
76532 Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong><br />
Telefon (0 72 21) 5 07 40<br />
eMail: Wolfgang.Eberts@<strong>bambus</strong>-deutschland.de<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Albrecht Weiß<br />
Im Mundklingen 1<br />
64342 Seeheim-Jugenheim<br />
Telefon (0 62 57) 8 16 42<br />
Bambus-Videothek<br />
Gerd Zimmer<br />
Eisenbahnstraße 17<br />
66333 Völklingen<br />
Telefon (0 61 32) 7 62 88<br />
Bambus-Kunst + Kultur<br />
Hans Peter Bethke<br />
Hauptstraße 5<br />
04895 Saxdorf<br />
Telefon + Fax (03 53 41) 21 52<br />
Kontaktstelle Ost<br />
Wolfgang Riede<br />
Wilhelm-Pitt-Weg 17<br />
07749 Jena<br />
Telefon (0 36 41) 44 52 39<br />
Telefax (0 36 41) 60 69 35<br />
eMail: Gartengest.Riede@t-online.de<br />
23
Foto: Michael Davo<br />
BAMBUSCENTRUM DEUTSCHLAND<br />
Ba<strong>um</strong>schule<br />
Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong><br />
Telefon +49 (0) 72 21 / 50 74 - 0 · Telefax +49 (0) 72 21 / 50 74 - 80<br />
www.<strong>bambus</strong>.de