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Dezember 2000 N<strong>um</strong>mer 4<br />

12. Jahrgang<br />

INFORMATIONEN RUND UM DEN BAMBUS<br />

Europäische Bambusgesellschaft · EBS-Deutschland · ISSN 0942-4679<br />

www.<strong>bambus</strong>-deutschland.de


Editorial ....................................................................... 3<br />

Winterhärte auch eine Frage <strong>der</strong> Pflege .......................... 4<br />

Werner meint... Wind und Wasser .................................. 5<br />

Ab März abzugeben ...................................................... 5<br />

Bambus für Innenrä<strong>um</strong>e ................................................ 6<br />

EBS ab 1. Januar im Internet ........................................ 8<br />

Neues von Yvonne Widmann ........................................ 8<br />

Rezensionen ................................................................ 9<br />

News ........................................................................... 9<br />

Bed and Breakfast for Gar<strong>den</strong>-Lovers ............................ 9<br />

Der Botanische Garten von Jena ................................... 10<br />

Die Wurzeln <strong>der</strong> Pflanzen .............................................. 11<br />

Fotowettbewerb 2000 .................................................. 11<br />

Von Trä<strong>um</strong>en und Wünschen ........................................ 14<br />

Von Leuten und Bambus in Nepal ................................ 15<br />

Gräfin Sonja Bernadotte, Schloß Insel Mainau<br />

Prof. Dr. Dr. mult. h.c. Walter Liese, Hamburg<br />

Eberts, Wolfgang, Saarstraße 3-5, 76532 Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong><br />

Glatzel, Wolfgang, Schillerstraße 14, 68775 Ketsch<br />

Goerrings, Josef, St.-Sebastianus-Straße 2, 51519 O<strong>den</strong>thal<br />

Hoag, Bill, Goethestraße 8, 76477 Elchesheim<br />

Dr. Liese, Walter, Bernhard-Ihnen-Straße 2F, 21465 Reinbek<br />

Münst, Alois, Richard-Strauß-Straße 8, 88276 Berg<br />

Pleister, Hans, Am großen Kuhkamp 3a, 28307 Bremen<br />

Riede, Wolfgang, Wilh.-Pitt-Weg 17, 07749 Jena<br />

Salz <strong>der</strong> Erde e.V.<br />

Radtke, O., Ollendorfer Straße 4, 17237 Grünow<br />

Rippert, Andreas, Bergstraße 31, 28865 Lilienthal<br />

Hübner, Matthias, Elzer Straße 26, 31132 Hildesheim<br />

Schulze, Jörg, Opla<strong>den</strong>er Straße 92, 40764 Langenfeld<br />

Hantelmann, Christian R., Westerwaldstraße 17, 57299 Burbach<br />

Werner, Norbert, Schwarzwaldstraße 36, 58093 Hagen<br />

Inhalt<br />

Ehrenmitglie<strong>der</strong><br />

Autoren<br />

Impress<strong>um</strong><br />

Expo 2000 – ganz persönliche Ansichten ...................... 16<br />

Wenig Neues von Chusquea ......................................... 16<br />

Vielseitige Bambuskohle ............................................... 16<br />

Bambusbrücken in Europa ........................................... 17<br />

Der Garten des wie<strong>der</strong>gewonnenen Mondes .................. 18<br />

Noch einmal: Faszination Jiuzhaigou ............................. 19<br />

Unsere Nachbarn: EBS NL .......................................... 20<br />

Blüten im Winter: Hamamelis ....................................... 20<br />

Reise in Gärten und Parks <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande und Belgiens 21<br />

Ein Riese von Musa basjoo ........................................... 21<br />

Chimono<strong>bambus</strong>a marmorea ....................................... 22<br />

Wer kennt die Namen? ................................................ 23<br />

Neues Buch über die Yuccas ......................................... 23<br />

Termine ...................................................................... 23<br />

Wichtige Adressen ....................................................... 23<br />

Werner Vogel, Hebertsfel<strong>den</strong><br />

Palmengarten (Leitung Dr. Jenny), Frankfurt a. Main<br />

Rodmann, Stephan, Klosterhofstraße 23, 65931 Frankfurt<br />

Sieber, Gerhard, Schloßstraße 10, 65439 Flörsheim-Weilbach<br />

Sieber, Klaus-Peter, Fraulbrunenweg 6, 65439 Weilbach<br />

Trautmann, Reinhard, Goldregenweg 12, 51061 Köln<br />

Vaupel, Fred, Beim Gesundbrunnen 3, 20537 Hamburg<br />

Vogel, Werner, Spanberg 19, 84332 Hebertsfel<strong>den</strong><br />

Weiß, Albrecht, Im Mundklingen, 64342 Seeheim-Jugenheim<br />

Wir begrüßen unsere neuen Mitglie<strong>der</strong><br />

Harlos, Jürgen, He<strong>um</strong>a<strong>den</strong>er Straße 181, 70619 Stuttgart-Le<strong>der</strong>berg<br />

Schmidt, Eberhard, Lammstraße 19, 72072 Tübingen<br />

Streck, Andrea, Reuchener Weg 1, 77855 Achern<br />

Althaus, Peter, Pfaffenmattweg 15, CH-2572 Lattrigen<br />

Unbekannt verzogen – wer kann mithelfen?<br />

Jägers, Peter, Feldstraße 100, 47506 Neukirchen<br />

Herausgeber: EBS Deutschland<br />

Geschäftsstelle:<br />

Edeltraud Weber · John-Wesley-Straße 4 · 63584 Gründau / Rbn · Telefon (0172) 6 64 42 90<br />

eMail: EBS-E.Weber@t-online.de<br />

Redaktion:<br />

Christine Recht · Vogesenstraße 49 · 77743 Neuried-Altenheim · Telefon (0 78 07) 28 38<br />

Telefax (0 78 07) 1764<br />

Herstellung/Anzeigen:<br />

Roland Eitel · Feldstraße 37 · 63584 Gründau/Rbn · Telefon (0 61 04) 24 46 (tagsüber) und<br />

(0 60 51) 1 24 71 (ab 18 Uhr) · Fax (0 61 04) 6 59 08 · eMail: Roland.Eitel@km-digital.com<br />

Titelgestaltung: Franz Josef Steinhage<br />

Das Bambus-Journal erscheint viermal im Jahr.<br />

Für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> EBS-D ist <strong>der</strong> Bezug <strong>der</strong> Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für<br />

Nichtmitglie<strong>der</strong> beträgt <strong>der</strong> Bezugspreis DM 12,50 plus Porto pro Ausgabe. Alle Rechte vorbehalten,<br />

Nachdruck, Vervielfältigung, Übersetzung und Übernahme in an<strong>der</strong>e Medien nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.<br />

Die Auffassung <strong>der</strong> Autoren und die Inhalte müssen nicht mit <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> EBS übereinstimmen.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht vor, Artikel zu än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu kürzen.<br />

Titelfoto: Reinhart Mundt<br />

Liebe Bambusfreunde,<br />

das Jahr 2001 rückt näher und damit auch die nächste Beitragszahlung!<br />

Für alle, die eine Einzugsermächtigung erteilt haben: Um unnötige Bankgebühren zu vermei<strong>den</strong>, überprüfen Sie<br />

bitte Ihre Bankverbindung und teilen Sie mir bitte schnellstens Än<strong>der</strong>ungen mit. Für alle, die noch selbständig<br />

überweisen: Mitgliedsbeitrag DM 50,–; im Ausland – wegen höherer Portokosten – DM 60,–. Ich bitte unsere<br />

ausländischen Mitglie<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> außeror<strong>den</strong>tlich hohen Bankgebühren die Beitragszahlung per Postscheck<br />

o<strong>der</strong> in bar vorzunehmen. Bankverbindung: Kreissparkasse Gelnhausen · Konto 27 001 068 · BLZ 507 500 94<br />

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein besinnliches Weihnachtsfest<br />

und alles Gute für 2001<br />

Ihre Geschäftsstelle Edeltraud Weber<br />

2


Gerhard Sieber<br />

Editorial<br />

Noch wenige Tage, und das erste Jahr im<br />

neuen Jahrtausend neigt sich seinem Ende<br />

zu. Je<strong>der</strong> wird sich die Frage stellen, sind alle<br />

Wünsche und Erwartungen in Erfüllung gegangen<br />

o<strong>der</strong> lag er voll daneben. Für mich<br />

kann ich sagen: Alles im grünen Bereich.<br />

Und für die EBS Deutschland?<br />

Ich <strong>den</strong>ke, wir können alle stolz auf unsere<br />

Pflanzengesellschaft sein. Das Jahr 2000 war<br />

ein <strong>rund</strong>her<strong>um</strong> erfolgreiches Jahr. Angefangen<br />

hatte es mit einem<br />

<strong>der</strong> mildesten<br />

Bambuswinter, ein<br />

warmes und nie<strong>der</strong>schlagsreiches<br />

Frühjahr<br />

folgte. Ende März<br />

kam unser langersehnter<br />

Bambusbrief<br />

nicht nur mit einem<br />

neuen Namen – jetzt<br />

Bambus-Journal –<br />

nein, auch in ganz<br />

neuem Outfit und an<strong>der</strong>em<br />

Format.<br />

Die Reise nach<br />

Tschechien übertraf<br />

all unsere Erwartungen,<br />

egal, ob in Botanischen<br />

Gärten, im<br />

Hradschin o<strong>der</strong> im<br />

Alpin<strong>um</strong> im Adlergebirge.<br />

Und dann das<br />

Sommerfest in Offenbach:<br />

Fast alle waren<br />

da, die Mühen<br />

unserer Gastgeber<br />

Lisa Wahl-Hyronimi<br />

und Josef Cermak<br />

sind schon fast vergessen.<br />

Es wird<br />

schwer sein, dies zu<br />

übertreffen.<br />

Auch in Sachen Bambus<br />

hat sich einiges<br />

getan. Unsere Fargesia<br />

murielae gibt es<br />

so nicht mehr, dafür<br />

schickte sie uns einige<br />

ihrer Schwestern aus<br />

dem fernen Jiuzhaigou<br />

mit dunkelroten Halmen o<strong>der</strong> mit schwarzen<br />

o<strong>der</strong> gar gelben Halmen. Ich <strong>den</strong>ke, <strong>der</strong> eine<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e wird sich wohl nach einem<br />

größeren G<strong>rund</strong>stück <strong>um</strong>sehen müssen.<br />

Das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t wird auch in Sachen Information<br />

im Zeitalter <strong>der</strong> elektronischen<br />

Datenübermittlung nicht spurlos an <strong>der</strong> EBS<br />

vorüber gehen. Ab dem 1. Januar 2001 sind<br />

wir unter www.<strong>bambus</strong>-deutschland.de im<br />

Internet weltweit erreichbar. Möglich war<br />

dies durch unser Mitglied Stephan Rodmann.<br />

Er und Holger Ehrlich haben eine sehenswerte<br />

Homepage geschaffen. Wir bieten<br />

dem Internetbenutzer <strong>um</strong>fassende Informationen<br />

in Sachen Bambus. Beginnend mit<br />

ausführlicher Aufklärung über die Bedürfnisse<br />

unseres Grases, über Bezugsquellen,<br />

Pflanzenporträts, Vorkommen, Bil<strong>der</strong> und<br />

kompetente Ansprechpartner. Über verschie<strong>den</strong>e<br />

Links können Sie zu an<strong>der</strong>en<br />

Bambusgesellschaften surfen, sich im Gästebuch<br />

eintragen, sogar Mitglied kann man<br />

übers Internet wer<strong>den</strong>. Man kann aber auch<br />

ganz einfach mit Gleichgesinnten über<br />

Bambus- und an<strong>der</strong>e Pflanzenprobleme<br />

diskutieren.<br />

Für das Jahr 2001 haben wir wie<strong>der</strong> eine<br />

Reise geplant. Sie wird uns nach Holland und<br />

Belgien führen und<br />

wie wir es seit Jahren<br />

gewohnt sind,<br />

wer<strong>den</strong> wir fremde<br />

Gärten besuchen, in<br />

Raritätenba<strong>um</strong>schulen<br />

nach Neuem suchen<br />

und uns in Arboreten<br />

von <strong>der</strong><br />

Vielfalt <strong>der</strong> Stau<strong>den</strong><br />

und Gehölze faszinieren<br />

lassen. Dem<br />

vorliegen<strong>den</strong> Bambus-Journal<br />

ist <strong>der</strong><br />

Reiseverlauf und die<br />

Anmeldung beigelegt.<br />

Das Sommerfest im<br />

nächsten Jahr steht<br />

ebenfalls mit Ziel<br />

und Termin schon<br />

fest. Wir wer<strong>den</strong> uns<br />

diesmal in Erfurt<br />

(Cyriaksburg) am<br />

25. und 26. August<br />

bei hoffentlich schönem<br />

Wetter wie<strong>der</strong>sehen.<br />

Ja, meine lieben<br />

Bambusen, Sie sehen,<br />

es war ein lebendiges<br />

und schönes<br />

Jahr mit vielen<br />

Ereignissen und<br />

Neuerungen.<br />

Ich wünsche Ihnen<br />

nicht nur einen mil<strong>den</strong><br />

und windarmen<br />

Foto: Eberts<br />

Winter mit wenig<br />

Ostluft, son<strong>der</strong>n mein Gruß geht an je<strong>den</strong><br />

Einzelnen persönlich: Bleiben Sie gesund<br />

und uns mit Lob und Tadel immer wohlgesonnen.<br />

Für das bevorstehende Weihnachtsfest und <strong>den</strong> Rutsch ins Jahr 2001 Besinnlichkeit, Zufrie<strong>den</strong>heit und alles Gute für Sie und Ihre Familie<br />

wünscht Ihnen Ihr Gerhard Sieber<br />

3


Albrecht Weiß<br />

Winterhärte auch eine Frage <strong>der</strong> Pflege<br />

Bambusse sind, wie an<strong>der</strong>e Pflanzen,<br />

Lebewesen. Fast banal, <strong>den</strong>noch gelegentlich<br />

beinahe vergessen: mit vielfältigen<br />

Reaktionen auf ihre Umweltbedingungen.<br />

Dazu zählt bei uns im Garten ganz beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Witterung und (über<br />

einen längeren Zeitra<strong>um</strong> betrachtet) das<br />

Kleinklima am Pflanzort. Bambusarten und<br />

-formen, die bei uns als Zierpflanzen auch<br />

winters im Freien gehalten wer<strong>den</strong> können,<br />

stammen vom asiatischen Kontinent samt<br />

Inseln (Japan, Korea, Taiwan) ab o<strong>der</strong> vom<br />

amerikanischen Erdteil – also aus Gegen<strong>den</strong><br />

mit temperiertem Klima, will sagen,<br />

ohne extrem heiße o<strong>der</strong> extrem kalte<br />

Jahreszeiten. Doch haben die für und<br />

interessanten Bambusarten und -formen<br />

gegenüber <strong>den</strong> tropischen Arten eine gewisse<br />

genetische Potenz auf Winterhärte.<br />

Beim Bambus ist die Frage <strong>der</strong> Winterhärte<br />

generell nicht an<strong>der</strong>s anzugehen als die<br />

Gretchenfrage bei an<strong>der</strong>en Pflanzen in unseren<br />

Gärten, insbeson<strong>der</strong>e bei immergrünen<br />

Gehölzen, ebenfalls aus entsprechen<strong>den</strong><br />

Klimaten. Wir lenken das Augenmerk<br />

also auf die Wechselwirkungen zwischen<br />

Witterung, Kleinklima und unseren Bambus<br />

und beson<strong>der</strong>s darauf, wie diese Lebewesen<br />

auf die Umstände reagieren.<br />

Die Wissenschaftler betrachten die Frosthärte<br />

bei einem stufenweisen Einfrieren des<br />

Zellsaftes (0 bis -8° C) und <strong>den</strong> dann folgen<strong>den</strong><br />

Reaktionen des Pflanzenkörpers<br />

bei weiter absinken<strong>den</strong> Temperaturen.<br />

Wichtig für uns Liebhaber ist dabei, dass die<br />

Frosthärte keinesfalls generell immer vorliegt,<br />

etwa im Sommer, son<strong>der</strong>n dass erst<br />

im Spätherbst bis Frühwinter die Frosthärte<br />

entsteht. Beson<strong>der</strong>s wichtig: <strong>den</strong> Lebens<strong>um</strong>stän<strong>den</strong><br />

<strong>der</strong> Pflanze entsprechend immer<br />

innerhalb <strong>der</strong> genetisch vorgeprägten<br />

Konstitution – die Frosthärte muss jährlich<br />

erneut biochemisch von <strong>der</strong> Pflanze herbeigeführt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Gesunde Pflanzen wer<strong>den</strong> sich im Verlauf<br />

des Winters erheblich frosthärter zeigen als<br />

irgendwelche ungeeigneten kümmern<strong>den</strong><br />

Abkömmlinge, logisch, doch oft nicht beachtet.<br />

Unsere Pflegebemühungen zielen also<br />

darauf, die Pflanze weit vor dem Winter<br />

durch günstige Lebensbedingungen so erstarken<br />

zu lassen, dass sie selbst am Ende<br />

<strong>der</strong> Saison eine hohe Winterhärte erwerben<br />

kann. Es geht also bei <strong>der</strong> Frosthärte des<br />

Bambus immer <strong>um</strong> die Vorgeschichte <strong>der</strong><br />

Pflanze in <strong>den</strong> letzten Jahren – und insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>um</strong> ihr Wachst<strong>um</strong> in <strong>der</strong> letzten Saison<br />

in unserem Garten. An<strong>der</strong>s formuliert:<br />

Es geht <strong>um</strong> die Wachst<strong>um</strong>sbedingungen, die<br />

wir dem Bambus unter unserer Pflege gewähren<br />

konnten. Noch genauer: Wie er diese<br />

Bedingungen <strong>um</strong>setzen konnte im Blick<br />

auf <strong>den</strong> Erwerb <strong>der</strong> Frosthärte ab Beginn<br />

<strong>der</strong> ungünstigen Zeit.<br />

Der Kürze wegen folgende, nicht wissenschaftliche,<br />

son<strong>der</strong>n angewandt für unsere<br />

Liebhaberbemühungen geeignete Definition<br />

für Frosthärte von Gartenpflanzen:<br />

Tatsächliche Frosthärte (nicht die im Katalog<br />

beschriebene) ist das Vermögen <strong>der</strong><br />

Pflanze, sich unseren ungünstigen mitteleuropäischen<br />

Wintern so anzupassen, dass<br />

sich in <strong>der</strong> nachfolgen<strong>den</strong> Saison ein zufrie<strong>den</strong>stellendes<br />

Wachst<strong>um</strong> einstellt, ohne<br />

dass die Optik/subjektive Ästhetik leidet.<br />

Sicher gibt es keine Frosthärtediskussion<br />

ohne die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit gelegentlichen<br />

Schä<strong>den</strong>. Bevor äußere Schä<strong>den</strong><br />

sichtbar wer<strong>den</strong>, die unter Umstän<strong>den</strong><br />

lange nach dem schädigen<strong>den</strong> Ereignis erst<br />

im zeitigen Frühling - aber dann plötzlich –<br />

sichtbar wer<strong>den</strong>, sind für <strong>den</strong> Wissenschaftler<br />

bereits innere Schä<strong>den</strong> feststellbar.<br />

Diese Schä<strong>den</strong> fallen für <strong>den</strong> Liebhaber<br />

aber letztlich nicht ins Gewicht. Sie<br />

wer<strong>den</strong> aber indirekt abschätzbar, wenn wir<br />

einmal einen beson<strong>der</strong>s mil<strong>den</strong> Winter hinter<br />

uns gebracht haben. Beispielsweise Minim<strong>um</strong>-Temperaturen<br />

kurzzeitig nur bei<br />

-8° C. Danach wer<strong>den</strong> die Bambuspflanzen<br />

bei uns mit einem vergleichsweise erstaunlichen<br />

Wachst<strong>um</strong> aufwarten, welches wir<br />

nach an<strong>der</strong>en Wintern nicht erleben, weil<br />

nach einem für uns extrem mil<strong>den</strong> Winter<br />

keine inneren Schä<strong>den</strong> an <strong>den</strong> Pflanzen<br />

entstan<strong>den</strong> sind.<br />

Treten äußerlich sichtbare Schä<strong>den</strong> nach<br />

o<strong>der</strong> bereits während des Winters auf, so<br />

sind diese stufenweise abschätzbar: zuerst<br />

vertrocknete Blätter, dann zusätzlich abgestorbene<br />

Zweige und Halme, zuletzt vor<br />

dem Absterben <strong>der</strong> gesamten Pflanze auch<br />

schwere Schä<strong>den</strong> an <strong>den</strong> unterirdischen<br />

Organen des Bambus – Rhizomen und<br />

Wurzeln.<br />

Freuen wir uns auf günstige Winter, aber<br />

nicht zuletzt auf genetisch winterhart konstituierte<br />

Bambusarten und -formen. Aber<br />

auch auf <strong>der</strong>en Entfaltungsmöglichkeiten<br />

bei entsprechend guter Liebhaberpflege –<br />

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D<strong>um</strong>me rennen, Kluge warten, Weise gehen in <strong>den</strong> Garten.<br />

Rabindranath Tagore, indischer Philosoph (1861-1941)<br />

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Kreuzstraße 19, 76133 Karlsruhe<br />

Mo.- Fr. 11.00 - 18.30 Uhr<br />

Sa.11.00 - 14.00 Uhr<br />

4


Werner meint....<br />

Wind und Wasser<br />

Eigentlich sind wir Bambusen doch die besseren<br />

Menschen! Schnell haben wir erkannt,<br />

dass es in <strong>der</strong> Bambuskunde ka<strong>um</strong><br />

Fachexperten, Kenner o<strong>der</strong> Spezialisten<br />

gibt. Ich erinnere nur an die bei<strong>den</strong> Fachvorträge<br />

beim Sommerfest in Offenbach.<br />

Beide Redner sind in <strong>der</strong> EBS und in <strong>der</strong><br />

Bambusszene bekannt und anerkannt.<br />

Doch je<strong>der</strong> betonte immer wie<strong>der</strong>, dass wir<br />

erst am Anfang einer Bewegung stehen.<br />

Man weiß von vielem nichts Genaues und<br />

alle sind wir nach wie vor auf die Erfahrungen<br />

unserer Mitglie<strong>der</strong> angewiesen.<br />

Das ist richtig und sehr zu begrüßen. Natürlich<br />

gibt es Leute, die sich ganz intensiv <strong>der</strong><br />

Herausfor<strong>der</strong>ung „Bambus“ stellen. So ist<br />

auch <strong>der</strong> Vorschlag zu bewerten: „Machen<br />

wir doch ein deutschsprachiges Bambusbuch“.<br />

Tatsächlich gibt es nur sehr wenige<br />

Bücher und Veröffentlichungen in deutscher<br />

Sprache, das Bambuswissen hat uns<br />

– wenn wir ehrlich sind – überrollt. Das<br />

Wissen über <strong>den</strong> Bambus ist neu und wird<br />

immer neuer und bedarf ständig <strong>der</strong><br />

Korrekturen. Ich finde es sehr begrüßenswert,<br />

wenn sich so viele Bambusfreunde<br />

bereit erklären, an einem ganz neuen Werk<br />

mitzuarbeiten.<br />

Unter diesen Aspekten kann ich allerdings<br />

weit weniger verstehen, dass es bei uns<br />

schon über 90 deutschsprachige Veröffentlichungen<br />

o<strong>der</strong> Bücher über Feng<br />

Shui gibt. Feng Shui ist eine Jahrtausende<br />

alte chinesische Philosophie o<strong>der</strong> vielleicht<br />

auch eine Lebensweise. Es steht für die<br />

Harmonie zwischen <strong>den</strong> Menschen und ihrer<br />

Umgebung. Sogar weiter: Zwischen<br />

dem Mensch und seiner globalen Umwelt.<br />

Feng Shui bedeutet wörtlich übersetzt<br />

„Wind und Wasser“. Und hat natürlich sehr<br />

viel mit dem Zusammenspiel aller Naturkräfte<br />

zu tun. Die uralten fernöstlichen<br />

Weisheiten basieren auf dem Wissen über<br />

einen harmonischen Energiefluss, dem<br />

Wissen von Yin und Yang und <strong>den</strong> fünf<br />

chinesischen Elementen Holz, Feuer,<br />

Erde, Metall und Wasser. Ein Wissen, das<br />

über Hun<strong>der</strong>te von Generationen weitergegeben<br />

wurde und das auch heute in<br />

China eine mehrjährige Lehre in Theorie<br />

und Praxis bedeutet.<br />

Und das soll man aus einem Buch o<strong>der</strong> gar<br />

auf einem Wochenend-Workshop lernen<br />

können? Feng Shui im Haus, im Garten,<br />

im Büro, im Schlafzimmer und im Ehebett<br />

– für alles gibt es heute Gebrauchsanweisungen.<br />

Wir fin<strong>den</strong> Feng Shui Kerzen,<br />

Streichhölzer, Essstäbchen und Briefpapier.<br />

Feng Shui ist eben <strong>der</strong> große<br />

Renner in Mitteleuropa und je<strong>der</strong> versucht<br />

einen Teil des Kuchens abzukriegen o<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Welle mitzuschwimmen. Die Kenner<br />

und Könner kommen aus dem Dunkel<br />

und sagen uns, dass wir bisher vollkommen<br />

falsch liegen, wohnen o<strong>der</strong> garteln. Und<br />

natürlich sagen sie uns auch, wie wir in<br />

Zukunft richtig liegen, wohnen o<strong>der</strong><br />

garteln sollen.<br />

(Apropos garteln: Marianne Beuchert, eine<br />

exzellente Kennerin <strong>der</strong> chinesischen<br />

Gartenkultur und auch <strong>der</strong> chinesischen<br />

Seele, erwähnt in ihrem Werk über die Gärten<br />

Chinas natürlich auch Feng Shui. Aber<br />

nicht als Ratgeber in gärtnerischen Notfällen!)<br />

Was ich meine: Wir Bambusleute sind nicht<br />

blöde, weil wir immer noch nach Erkenntnissen<br />

suchen, weil wir ehrlich genug sind,<br />

zuzugeben, dass wir sie noch lange<br />

suchen müssen. Wir sind nicht blöde, weil<br />

wir nicht mit Dutzen<strong>den</strong> von Veröffentlichungen<br />

halbgarer Erkenntnisse über<br />

unsere Umwelt herfallen. Wir sind auch<br />

nicht blöde, wenn wir an<strong>der</strong>e nach ihren<br />

Erfahrungen fragen.<br />

Bei all <strong>den</strong> schlauen Feng Shui-Büchern<br />

bin ich da doch etwas skeptisch. Feng Shui<br />

ist ohne Zweifel eine großartige Philosophie,<br />

aber man kann sie nicht als Ratgeber<br />

für verkorkste Lebenslagen anwen<strong>den</strong> –<br />

und schon gar nicht, wenn dieser Rat so<br />

oberflächlich ist, wie in <strong>den</strong> meisten<br />

deutschsprachigen Veröffentlichungen.<br />

Nix für ungut, liebe Feng-Shui Fans – aber<br />

<strong>den</strong>kt mal selbst ein bisschen nach!<br />

Dazu ein Wort von Konfuzius: „Dringet ein<br />

in das geheime Wesen <strong>der</strong> Natur, studiert<br />

das Gute und das Böse und ihr werdet erfüllt<br />

wer<strong>den</strong> von <strong>der</strong> Natur selbst. Und trotz<br />

des Umfanges des Weltalls und <strong>der</strong> Entfernungen,<br />

welche die sozialen Zustände<br />

voneinan<strong>der</strong> trennen, werdet ihr euch des<br />

Prinzips <strong>der</strong> Gleichheit aller Wesen bewusst<br />

wer<strong>den</strong>.“<br />

In diesem Sinne<br />

euer Werner Vogel<br />

Frühjahrsangebot:<br />

Bambus für Heim und Garten<br />

Chusquea culeou ’Neue Generation‘ 60/80 10 l DM 165,--<br />

Bambus-Aktenkoffer hell o<strong>der</strong> dunkel, DM 225,--<br />

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Unseren Sortimentskatalog Kollektion 2000 für<br />

Bambus- u. Granitartikel sen<strong>den</strong> wir gerne auf Anfor<strong>der</strong>ung zu<br />

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Ab März abzugeben<br />

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Phyllostachys <strong>bambus</strong>oides Castilloni<br />

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Phyllostachys aureosulcata Nigra<br />

Phyllostachys aureosulcata Harbin<br />

Phyllostachys arcana Luteosulcata<br />

Pseudosasa japonica Tsuts<strong>um</strong>iana<br />

Semia<strong>rund</strong>inaria fastuosa<br />

Semia<strong>rund</strong>inaria fastuosa f. viridis<br />

Semia<strong>rund</strong>inaria yashadake f. kimmei<br />

Basharia fargesi<br />

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5


Fred Vaupel<br />

Bambus für Innenrä<strong>um</strong>e<br />

Bambus für Innenrä<strong>um</strong>e ist ein sehr heikles<br />

Thema, <strong>den</strong>n <strong>der</strong> Zimmer<strong>bambus</strong> für<br />

alle Innenbereiche wurde bis heute nicht<br />

gefun<strong>den</strong>. Um diesem Thema in allen Bereichen<br />

gerecht zu wer<strong>den</strong>, unterteile ich<br />

Innenrä<strong>um</strong>e in drei Bereiche: 1. Wohnrä<strong>um</strong>e,<br />

2. Wintergärten und geschlossene<br />

Veran<strong>den</strong> und 3. Bürorä<strong>um</strong>e, Ausstellungshallen,<br />

Einkaufspassagen etc. In<br />

dieser Ausgabe soll vom schwierigsten Bereich<br />

die Rede sein, von <strong>der</strong> Verwendung<br />

von Bambusarten im Wohnbereich.<br />

6<br />

Bambus als Zimmerpflanze ist seit vielen<br />

Jahren in Mode und häufig wer<strong>den</strong> in<br />

Gartencenterketten o<strong>der</strong> auch in Bl<strong>um</strong>enlä<strong>den</strong><br />

dekorative Pflanzen preiswert angeboten.<br />

Das erste Problem zeigt sich schon<br />

nach wenigen Tagen. Die bisher sattgrünen<br />

Blätter zeigen die ersten gelblichen<br />

Verfärbungen und sind bereits nach wenigen<br />

Tagen braun und fallen ab. Kein Wun<strong>der</strong>,<br />

waren die dekorativen Gräser doch<br />

bisher an Glashäuser mit hoher Luftfeuchtigkeit,<br />

Wachst<strong>um</strong>slampen und guter<br />

Kulturpflege gewöhnt, jetzt macht ihnen<br />

<strong>der</strong> plötzliche Standortwechsel schwer zu<br />

schaffen. In <strong>der</strong> Regel wird beim ersten Anzeichen<br />

von gelben Blättern zu viel gegossen,<br />

<strong>den</strong>n man meint es ja gut mit seinen<br />

Zimmerpflanzen. Nur, ein tropischer Bambus<br />

benötigt eben nicht so viel Wasser wie<br />

ein Ficus benjamini und so wird <strong>der</strong> Bambus<br />

bereits in <strong>den</strong> ersten Tagen totgegossen.<br />

Natürlich darf nicht vergessen<br />

wer<strong>den</strong>, dass auch eine Bambuspflanze<br />

Wasser benötigt und nicht vertrocknen<br />

darf. Deshalb meine Empfehlung, das Substrat<br />

nur eben feucht zu halten und die Blätter<br />

mindestens einmal am Tag mit abgestan<strong>den</strong>em<br />

Wasser zu befeuchten, bzw,<br />

einzusprühen. Auch <strong>der</strong> richtige Standort<br />

trägt zur Erhaltung Ihres Zimmer<strong>bambus</strong><br />

erheblich bei, wie auch die Helligkeit und<br />

die Luftfeuchte, die Düngung und das Substrat<br />

das A und O für eine erfolgreiche und<br />

langlebige Verwendung <strong>der</strong> beliebten<br />

Grünpflanzen sind.<br />

Die Standortwahl<br />

Bambus gedeiht besser in einem lichtdurchfluteten<br />

Ra<strong>um</strong>. Platzieren Sie Ihren<br />

Bambus also an einem hellen Standort.<br />

Vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> sollten Standorte in <strong>der</strong><br />

Nähe einer Heizung, eines Kamins o<strong>der</strong><br />

Ofens ebenso wie zugige und dunkle Plätze.<br />

Bei Fußbo<strong>den</strong>heizung zeigen sich Bambuspflanzen<br />

beson<strong>der</strong>s wüchsig, allerdings<br />

sollten Sie Ihre Pflanze durch eine entsprechend<br />

dicke Styroporunterlage vor zu<br />

großer Wärme schützen.<br />

Das Substrat<br />

In <strong>der</strong> Regel erweisen sich die Substrate<br />

des Handels als nicht locker genug, da auch<br />

in <strong>den</strong> Gärtnereien des Zierpflanzenbaues<br />

gespart wer<strong>den</strong> muss. Nach meinen Erfahrungen<br />

erweist sich die Umstellung auf<br />

Seramis zwar als schwierig, hat aber bisher<br />

immer Erfolg gehabt. Da Sie Ihre neu<br />

erworbene Bambuspflanze eh nicht in dem<br />

zu kleinen Container halten können – hier<br />

stimmt das Verhältnis von oberirdischem<br />

Pflanzenteil z<strong>um</strong> Wurzelballen nicht – empfiehlt<br />

sich das sofortige Umtopfen. Verwen<strong>den</strong><br />

Sie gleich einen mindestens<br />

doppelt so großen Container mit Abzugslöchern,<br />

<strong>den</strong>n Bambus ist bei richtiger<br />

Pflege sehr wüchsig. Wer seiner Pflanze<br />

etwas beson<strong>der</strong>s Gutes tun möchte, bedeckt<br />

<strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> des Containers mit einer<br />

3-5 cm dicken Schicht aus kleinen,<br />

1-3 cm 2 großen Styroporstücken. Das gibt<br />

warme und trockene Füße.<br />

Dann topfen Sie die Neuerwerbung vorsichtig<br />

aus (Container <strong>um</strong>stülpen und vorsichtig<br />

am Containerrand ausklopfen,<br />

nicht ziehen, <strong>den</strong>n tropische Bambusarten<br />

haben häufig nur wenig feste Wurzeln).<br />

Stellen Sie nun <strong>den</strong> Wurzelballen so tief in<br />

<strong>den</strong> neuen Container, dass Sie später die<br />

Substratoberfläche nur noch mit 2 cm<br />

Seramis bedecken können. Füllen Sie mit<br />

feuchtem Seramis auf und bedecken auch<br />

die Oberfläche des Substrates gut mit dem<br />

Material. Anschließend wird die Pflanze gut<br />

angegossen. In <strong>den</strong> nächsten vier Wochen<br />

zeigt sich, wer ein grünes Händchen hat,<br />

<strong>den</strong>n so lange dauert es mindestens, bis die<br />

Wurzeln in das neue Substrat eingewurzelt<br />

sind. In dieser Zeit ist darauf zu achten, dass<br />

<strong>der</strong> alte Pflanzballen nicht austrocknet und<br />

auch nicht zu nass gehalten wird. Selbstverständlich<br />

eignen sich auch an<strong>der</strong>e Substrate<br />

zur Haltung von Zimmer<strong>bambus</strong>, es<br />

sollten aber immer lufthaltige, nicht zu<br />

leicht vernässende Mischungen verwendet<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Die Düngung<br />

Eine ganzjährige Volldüngung ist nicht zu<br />

empfehlen. Nur wenn Ihre Pflanze neue<br />

Halme und Blätter treibt, sollten Sie mit<br />

einem Bambusdünger, Flüssigdünger für<br />

Zimmerpflanzen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en silizi<strong>um</strong>-,<br />

mangan- und stickstoffhaltigen Düngemitteln<br />

das Wachst<strong>um</strong> unterstützen. Für<br />

die restliche Zeit reicht nach meinen Erfahrungen<br />

14-tägiges Düngen mit Flüssigdünger.<br />

Auch für Bambus ist ein pH-Wert<br />

<strong>um</strong> 6 empfehlenswert. Bambus wächst<br />

zwar auch in sauren Bö<strong>den</strong>, zeigt aber dann<br />

oft eine zu helle Blattfarbe und treibt zu<br />

dünne Halme, die in <strong>der</strong> Wohnungsluft<br />

<strong>um</strong>fallen. Ein Feuchtigkeits- und pHWert-<br />

Messer mit zwei Messstäben (wird in <strong>den</strong><br />

meisten Gartencentern angeboten) ist hier<br />

sehr nützlich.<br />

Die Pflanzenauswahl<br />

Ohne Zweifel eignen sich die kleineren<br />

Arten und Sorten <strong>der</strong> Gattung Bambusa<br />

am besten für die Haltung im Wohnbereich.<br />

Aber auch die unter Tyrsostachys<br />

siamesis (Malaysia Bambus) bekannte Art,<br />

mit kleineren Blättern, und <strong>der</strong> bisher<br />

wenig bekannte in Taiwan vorkommende<br />

Arthrostylidi<strong>um</strong> naibunense mit zierlichem<br />

Laub haben sich gut bewährt. Dekorativ<br />

und in <strong>der</strong> Regel sehr robust ist Bambusa<br />

vulgaris (grüne Halme) und die Form<br />

striata (gelbe Halme mit – wie mit dem<br />

Pinsel gemalten – grünen Streifen). Beide<br />

haben relativ große Blätter. Beson<strong>der</strong>s<br />

beliebt sind die ein- o<strong>der</strong> mehrstämmigen<br />

verdickten und gestauchten Internodien an<br />

Bambus vulgaris „Wamin“. Sehr fein und


schnittverträglich sind die verschie<strong>den</strong>en<br />

Formen von Bambusa multiplex (glaucescens)<br />

wie „Fernleaf“, „Gol<strong>den</strong> Godess“,<br />

„Stripstem“ o<strong>der</strong> „Nana“, die oft nur<br />

Synonyme sind. Die Unterschiede können<br />

wir an <strong>den</strong> kleinen Kübelpflanzen eh ka<strong>um</strong><br />

feststellen. Interessant auch Bambusa<br />

multiplex Alphonso Karrii (Alfons Karr) mit<br />

dekorativen grünen Streifen am gelben<br />

Halm, mit oft rötlichen Ausfärbungen.<br />

Dieser kann auch im Wohnbereich Höhen<br />

<strong>um</strong> die drei Meter erreichen.<br />

Ra<strong>um</strong>luft<br />

Sorgen Sie für einen ausreichen<strong>den</strong> Luftaustausch.<br />

Die warme und trockene<br />

Ra<strong>um</strong>luft in <strong>den</strong> heutigen, gut isolierten<br />

Innenrä<strong>um</strong>en können auch bei Bambuspflanzen<br />

zu Trockenschä<strong>den</strong> führen.<br />

Braune Blattspitzen o<strong>der</strong> Blatträn<strong>der</strong>, vertrocknete<br />

und verkahlte Zweige und ein<br />

lichtes Laubwerk sind Anzeichen für zu<br />

trockene Luft. Hier hilft eine Erhöhung <strong>der</strong><br />

Luftfeuchtigkeit durch einen Zimmerspringbrunnen,<br />

einen Luftbefeuchter auf<br />

<strong>der</strong> Heizung, durch elektrische Luftbefeuchter<br />

o<strong>der</strong> einfach häufiges Besprühen<br />

<strong>der</strong> Pflanzen. Ausserdem kann ein<br />

kleiner Ventilator in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Pflanze<br />

hilfreich sein. Sie wer<strong>den</strong> schnell feststellen:<br />

je höher die Luftfeuchtigkeit und je<br />

besser <strong>der</strong> Luftaustausch, desto besser<br />

gedeihen Ihre Bambuspflanzen.<br />

Das Licht<br />

Auch tropische Bambusarten, die an<br />

Naturstandorten in <strong>den</strong> dicht wachsen<strong>den</strong><br />

Bambuswäl<strong>der</strong>n nur in <strong>den</strong> Halmkronen<br />

ausreichend Licht bekommen, brauchen in<br />

vielen Fällen in <strong>den</strong> Wohnrä<strong>um</strong>en eine<br />

Pflanzenleuchte o<strong>der</strong> Neonlicht. Bambus<br />

gedeiht bei 2.000 bis 2.500 Lux. Es ist<br />

daher beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> kalten Jahreszeit zu<br />

empfehlen, die Pflanzenleuchte für ca. vier<br />

Stun<strong>den</strong> am Tag einzuschalten. Mo<strong>der</strong>ne<br />

Halogenlampen tragen z<strong>um</strong> Gedeihen <strong>der</strong><br />

Pflanzen nicht bei. Die Pflanzenleuchte<br />

sollte so installiert wer<strong>den</strong>, dass zwischen<br />

Leuchte und Pflanze ein Abstand von<br />

50 cm eingehalten wird. Sollten Sie einen<br />

Strahler mit Wachst<strong>um</strong>sbirnen installieren<br />

wollen, so <strong>den</strong>ken Sie bitte daran, dass die<br />

Pflanze bei einseitiger Beleuchtung dem<br />

Licht entgegenwachsen wird. Hier sind<br />

zwei seitlich angebrachte Strahler empfehlenswert.<br />

Die Schädlinge<br />

Bei fehlen<strong>der</strong> Luft<strong>um</strong>wälzung, zu viel<br />

Wärme, zu hoher Luftfeuchte (wie in Treibhäusern)<br />

und Nässe im Pflanzbehälter stellt<br />

sich schnell Ungeziefer ein. Blatt-,<br />

Schmier- und Schildlaus können Ihre Pflanze<br />

schädigen. Blattläuse können durch Besprühen<br />

mit Steinmehl, mit<br />

Seifenwasser und an<strong>der</strong>en Laugen entfernt<br />

wer<strong>den</strong>, Spinnmilben und Schmierläuse<br />

sind nach meinen Erfahrungen nur<br />

mit Rapsöl (z.B. Naturen von Celaflor) und<br />

mit chemischen Mitteln zu bekämpfen.<br />

Schildläuse (eher selten am Bambus)<br />

müssen abgesammelt wer<strong>den</strong>.<br />

Fazit<br />

Vermei<strong>den</strong> Sie Staunässe an Ihren<br />

Pflanzen und wässern Sie regelmäßig.<br />

Überdüngen Sie Ihre Bambuspflanzen<br />

nicht. Sorgen Sie für Luftaustausch und die<br />

erfor<strong>der</strong>liche Luftfeuchtigkeit. Überheizen<br />

Sie die Pflanzen nicht. Sorgen Sie für ausreichend<br />

Licht. Wenn Sie diese G<strong>rund</strong>regeln<br />

beachten, so wer<strong>den</strong> Sie auch im<br />

Wohnbereich über viele Jahre Freude an<br />

<strong>den</strong> dekorativen tropischen Gräsern haben.<br />

Bambusa vulgaris „Striata“<br />

Foto: Jürgen Bürkle<br />

7


Stephan Rodman<br />

EBS ab 1. Januar im Internet<br />

„Der Computer löst Probleme, die wir<br />

nicht hätten, wenn wir keinen Computer<br />

hätten“.<br />

Da aber inzwischen viele Menschen einen<br />

Computer besitzen und sich das Internet<br />

als gigantische Informationsquelle etabliert<br />

hat, wird sich die EBS Deutschland ab<br />

dem 1. Januar 2001 im Internet präsentieren.<br />

Sagen wir es auf neudeutsch:<br />

„Golive unserer Web-Site wird am<br />

01.01.2001 sein!<br />

Die Adresse: www.<strong>bambus</strong>-deutschland.de<br />

Was bedeutet es für die EBS, im Internet<br />

präsent zu sein? Die EBS kann sich und<br />

ihre Anliegen präsentieren. Wir erreichen<br />

über dieses Medi<strong>um</strong> eine Vielzahl interessierter<br />

und neugieriger Menschen,<br />

Pflanzenliebhaber, Gärtner und Bambusfans,<br />

die bislang vielleicht von <strong>der</strong> EBS<br />

noch gar nichts wussten.<br />

Wir bringen ein bisschen Licht in die<br />

Geheimnisse, die unser Gras für viele Menschen<br />

<strong>um</strong>geben. Es wer<strong>den</strong> häufig gestellte<br />

Fragen (sogenannte FAQs –<br />

frequently asked questions) beantwortet, es<br />

wer<strong>den</strong> Bambusporträts zu fin<strong>den</strong> sein,<br />

Pflanzanleitungen und Pflegetips und jede<br />

Menge schöne Fotos.<br />

Wir wer<strong>den</strong> auch unser Bambusjournal<br />

schmackhaft präsentieren und es wird die<br />

Möglichkeit geben, ältere Exemplare „online“,<br />

d.h. direkt im Internet zu bestellen.<br />

Für Laien, Interessierte und Profis wird es<br />

ein For<strong>um</strong> geben, in dem man sich austauschen<br />

kann, wo man Fragen stellen und<br />

Diskussionen über das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Thema führen kann.<br />

Ausserdem wird es die sogenannten „Bambus-Topics“<br />

geben, das sind wechselnde<br />

Themen <strong>rund</strong> <strong>um</strong> <strong>den</strong> Bambus, News aus<br />

an<strong>der</strong>en Bambusgesellschaften, Kurioses,<br />

Kulinarisches und Themen z<strong>um</strong> Staunen<br />

und Schmunzeln.<br />

Für Lob und Kritik wird Ihnen ein Gästebuch<br />

zur Verfügung stehen und last but not<br />

least wird es jede Menge „Links“ geben.<br />

Das sind Verknüpfungen zu an<strong>der</strong>en<br />

Seiten, z.B. zu an<strong>der</strong>en Pflanzengesellschaften,<br />

privaten Bambus-Seiten und<br />

natürlich unseren an<strong>der</strong>en Bambusgesellschaften<br />

in Europa und Übersee.<br />

In Planung ist ein Internet-Fotoalb<strong>um</strong>: Es<br />

wird die Bambuspflanzen einfach ohne viel<br />

Text in ihrer ganzen Vielfalt und Schönheit<br />

in einer Art Dia-Serie zeigen und bietet die<br />

Möglichkeit, mit dem Artenreicht<strong>um</strong> des<br />

Bambus auf einfache Weise in Berührung<br />

zu kommen.<br />

Außerdem wer<strong>den</strong> nach und nach anspruchsvolle<br />

botanische Berichte erscheinen,<br />

die eventuell über das normale Interesse<br />

eines Gartenbesitzers hinausgehen<br />

können. Dennoch wer<strong>den</strong> sie mit Sicherheit<br />

ihren „Fan-Kreis“ fin<strong>den</strong> und deutlich<br />

die Fachkompetenz <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> EBS<br />

unterstreichen.<br />

Ein Internet-Auftritt ist immer eine<br />

Visitenkarte. Die Aktualität und <strong>der</strong> Informationsgehalt<br />

einer Internet-Site wirft<br />

Licht und Schatten auf <strong>den</strong>, <strong>der</strong> sich durch<br />

sie darstellen lässt, ob das nun ein Konzern,<br />

ein Verein o<strong>der</strong> eine Interessengemeinschaft<br />

ist. Ich möchte Sie deshalb<br />

bitten, mich nach Kräften zu unterstützen<br />

und mir viele Informationen zukommen zu<br />

lassen. Wann immer Sie vielleicht ein<br />

Regionaltreffen planen, schöne Fotos von<br />

ihren Bambussen o<strong>der</strong> Ihren Gärten<br />

haben, lassen Sie es mich wissen; ich<br />

brauche ständig neues Material. Suchen<br />

Sie im Urlaub Kuriositäten und beson<strong>der</strong>s<br />

exotische Motive, auf unserer Bambus-<br />

Homepage haben Sie die Möglichkeit, sie<br />

<strong>der</strong> Welt zu zeigen.<br />

Noch ein paar Worte zu meiner Person:<br />

Ich heiße Stephan Rodmann, bin 36 Jahre<br />

alt, verheiratet und habe einen kleinen<br />

Sohn (4). Ich bin von Beruf Informatiker,<br />

war eine Zeitlang im Nebenberuf Fotograf<br />

und beschäftige mich seit vier Jahren mit<br />

Bambus. Ich bin seit 1997, seit dem Fest<br />

in Weilbach, Mitglied in <strong>der</strong> EBS und<br />

habe mich im Juli dieses Jahres entschlossen,<br />

die EDV und <strong>den</strong> Bambus zu<br />

mischen. Schauen wir mal, was dabei<br />

herauskommt.<br />

Sie erreichen mich per Mail, per Post o<strong>der</strong><br />

natürlich telefonisch:<br />

Stephan Rodmann<br />

Klosterhofstraße 23<br />

65931 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 36 28 19<br />

stephan.rodmann@<strong>bambus</strong>-deutschland.de<br />

Wer unsere Pflanzen noch nicht kennt,<br />

<strong>der</strong> hat die neue Zeit verpennt!<br />

BAMBUSZENTRUM<br />

NIEDERBAYERN<br />

Versand frostharter Pflanzenraritäten<br />

Bambusneuheiten aus aller Welt<br />

AGAVEN · BAMBUSSE · KAKTEEN<br />

PALMEN · PALMLILIEN · STEINROSEN<br />

Neues von Yvonne Widmann<br />

Aus <strong>der</strong> Schweizer Bambusgesellschaft erfuhren<br />

wir, dass die bekannte Botanikerin<br />

Yvonne Widmann nun ihre Doktorarbeit<br />

über Chusqueen abgeschlossen und <strong>den</strong><br />

Doktorhut bekommen hat. Ihre jahrelange<br />

Forschungsarbeit über Chusqueen in<br />

Costa-Rica wird in einem tollen Buch veröffentlicht<br />

wer<strong>den</strong>. Ausserdem hat Yvonne<br />

geheiratet – herzlichen Glückwunsch<br />

auch von uns.<br />

Spanberg 19 · 84332 Spanberg-Herbertsfel<strong>den</strong> · Fon & Fax 0 87 21 - 22 88<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Neue Liste ab März 2001 gegen DM 3,30 in Briefmarken · Besuche nur nach vorheriger Vereinbarung.<br />

8


Walter Liese<br />

Selected Works of <strong>Bamboo</strong> Research<br />

Nanjing Forestry University, China, 2000,<br />

Prof. Zhou Fangchun, 164 Seiten,<br />

ISSN: 1001-2176.<br />

Der langjährige Direktor des <strong>Bamboo</strong><br />

Research Institute <strong>der</strong> Nanjing Forestry<br />

University, Prof. Zhou Fangchun, hat die<br />

<strong>um</strong>fangreichen Erfahrungen und Ergebnisse<br />

über die verschie<strong>den</strong>sten Bambus-<br />

Themen seiner 40-jährigen Tätigkeit<br />

durch 140 Beiträge in chinesischen<br />

Zeitschriften veröffentlicht. Diese sind nun<br />

zusammengefasst in einer etwas holperigen<br />

englischen Übersetzung verfügbar<br />

gewor<strong>den</strong>. In 19 Kapiteln wer<strong>den</strong> u.a.<br />

erörtert: Handel und Perspektiven für<br />

Bambus z<strong>um</strong> Jahrtausendwechsel, Realität<br />

von Erzeugung und Nutzung von Bambus<br />

weltweit, Produktion und Nutzung des<br />

Bambus in China, Wachst<strong>um</strong> von<br />

Sprossen und Bambushalmen, Bühen des<br />

Bambus, Vermehrung und Bewirtschaftung<br />

von Bambus, Ökologische Wirkung<br />

von Bambuswäl<strong>der</strong>n, Struktur und biologische<br />

Eigenschaften von Bambusholz,<br />

physikalische, mechanische und chemische<br />

Eigenschaften, Heizwert von<br />

Bambus, biologische Schä<strong>den</strong> und ihre<br />

Vermeidung, Bambus in <strong>der</strong> Medizin,<br />

Liste <strong>der</strong> Bambusarten weltweit.<br />

Ein inhaltsreiches und lesenswertes Buch!<br />

INBAR Veröffentlichungen<br />

Das International Network for <strong>Bamboo</strong><br />

and Rattan (INBAR), Peking, veröffentlicht<br />

regelmäßig Technische Berichte und<br />

Arbeitspapiere, die über<br />

INBAR<br />

208 Jor Bagh<br />

New Delhi, 110 003<br />

Indien<br />

Telefax 00 91-11-4 62 27 07<br />

eMail inbar@idrc.org.in<br />

erhältlich sind.<br />

Rezensionen<br />

Seit <strong>den</strong> ersten plattenförmigen Werkstoffen<br />

aus Bambus 1940 in China sind<br />

28 verschie<strong>den</strong>e Plattentypen entwickelt<br />

wor<strong>den</strong>. Die große Bedeutung dieser<br />

Werkstoffe, auch als Ersatz für Holz, zeigt<br />

u.a. die <strong>der</strong>zeitige Produktion von <strong>rund</strong><br />

100 000 m 3 in 200 Fabriken in China und<br />

etwa 2.000 m 3 in sieben Fabriken in<br />

Indien. Die Autoren aus Indien, China,<br />

Kanada und <strong>den</strong> Philippinen haben <strong>den</strong><br />

technischen Stand <strong>um</strong>fassend dargestellt<br />

und die verschie<strong>den</strong>en Typen eingehend<br />

charakterisiert. Eine <strong>um</strong>fangreiche Bibliographie<br />

bereichert <strong>den</strong> Inhalt.<br />

Dieses technisch gestaltete Handbuch enthält<br />

eine Fülle wichtiger Informationen, die<br />

weit über das publizierte Wissen hinausgehen.<br />

Design and Building with <strong>Bamboo</strong><br />

J.J. Janssen, INBAR Techn. Rep. No. 20,<br />

2000, 207 Seiten, 107 Abbildungen,<br />

US $ 56,00 zzgl. US $ 10,00 Versand.<br />

Dr. Jules J. Janssen ist die europäische<br />

Autorität für Bambuskonstruktionen und<br />

leitete 25 Jahre das Bambus-Zentr<strong>um</strong> an<br />

<strong>der</strong> Technischen Universität Eindhoven,<br />

Nie<strong>der</strong>lande. Seine <strong>um</strong>fangreichen Erfahrungen<br />

aus <strong>der</strong> Laborarbeit und <strong>der</strong><br />

Mitwirkung von Doktoran<strong>den</strong> und Gästen,<br />

sowie zahlreichen Auslandseinsätzen,<br />

beson<strong>der</strong>s für FUNBAMBU in Costa Rica,<br />

sind in dem vorliegen<strong>den</strong> Buch zusammenfassend<br />

dargestellt. Die 12 Kapitel,<br />

u.a. über Mechanische Eigenschaften <strong>der</strong><br />

Halme, Modellberechnungen, Verbindungen,<br />

Internationale Standards, Bambus als<br />

Zementverstärkung, für <strong>den</strong> Hausbau,<br />

Technologietransfer, sowie Kosten und<br />

Nutzen-Kalkulation geben eine Fülle an<br />

Information über Bambus als Ba<strong>um</strong>aterial.<br />

Das Buch basiert auf Vorträgen auf Hawaii<br />

und behandelt die mitunter technisch anspruchsvolle<br />

Materie in einer didaktisch<br />

ansprechen<strong>den</strong> Form mit Betonung <strong>der</strong> für<br />

die Praxis wichtigen Fragen und wird<br />

bereichert durch zahlreiche instruktive<br />

Zeichnungen und Photographien.<br />

Bambus für Harnischwelse<br />

Aus „Aquaristik aktuell“: Als richtiger<br />

Aquarianer ist man ja ständig darauf bedacht,<br />

seinen Pfleglingen <strong>den</strong> Aufenthalt<br />

im Aquari<strong>um</strong> so angenehm wie möglich zu<br />

machen. Bei <strong>der</strong> Suche nach geeigneten<br />

Versteckmöglichkeiten für Harnischwelse,<br />

Pseudoacanthicus-Arten, Peckoltia-Arten<br />

und dem Gold-Ancistrus habe ich viele Materialien<br />

ausprobiert, Bl<strong>um</strong>entöpfe mit ausgesägtem<br />

Schlupfloch, Tonhöhlen, Schieferaufbauten<br />

und so weiter. Subjektiv<br />

waren alle nicht optimal. Auf Auqarienfotografien<br />

aus Asien sieht man des öfteren<br />

Bambusstäbchen als Dekoration, die senkrecht<br />

im Becken angebracht sind. Beim<br />

Versuch mit Bambus stellte ich fest, dass<br />

er im Aquari<strong>um</strong> nicht fault und keine für<br />

Fische schädlichen Stoffe an das Wasser<br />

abgibt. Zersägt man <strong>den</strong> Bambus, kann<br />

man erkennen dass er im Inneren hohl ist,<br />

sich also als Schlupfhöhle bestens eignet.<br />

Für kleine Fische wird ein größeres Loch<br />

in die Bambushalme gebohrt, für große<br />

Tiere sägt man das Bambusrohr einfach<br />

durch. Gerade Kaktuswelse erreichen mit<br />

<strong>der</strong> Zeit eine beachtliche Größe und dann<br />

wer<strong>den</strong> die im Handel erstan<strong>den</strong>en Bambustäbe<br />

schnell zu klein. Ich fand glücklicherweise<br />

eine Importfirma für Bambus,<br />

über die ich Bambusröhren mit größerem<br />

Durchmesser beziehen konnte, wenn auch<br />

nur in großen Mengen. Nun konnte ich<br />

z<strong>um</strong> ersten Mal all meinen Welsen <strong>den</strong> passen<strong>den</strong><br />

Unterschlupf bieten, was im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit mit reichlichem Nachwuchs belohnt<br />

wurde.<br />

Das Abraspeln von Holz gehört bei <strong>den</strong><br />

meisten Harnischwelsen zu <strong>den</strong> wichtigen<br />

Beschäftigungen und ist zur Aufnahme von<br />

ballaststoffreicher Zusatznahrung unerlässlich.<br />

Diese Art <strong>der</strong> Nahrungsquelle wird<br />

durch Bambus ebenfalls geboten. In <strong>den</strong><br />

ersten Tagen nach dem Einbringen ins<br />

Aquari<strong>um</strong> bildet sich auf <strong>den</strong> Bambushalmen<br />

eine weissliche Schicht, die von <strong>den</strong><br />

Welsen gierig abgeweidet wird und danach<br />

nicht wie<strong>der</strong> auftaucht. Nach zwei Jahren<br />

waren bei mir die ersten Bambusröhren<br />

völlig zerfressen, ich habe sie durch neue<br />

ersetzt.<br />

<strong>Bamboo</strong> Panel Boards,<br />

A State of the Art Review<br />

P.M. Ganapathy, Zhu Huan Ming,<br />

S.S. Zoolagud, D. Turke, Z.B. Espiloy,<br />

INBAR Techn. Rep. No. 12, 1999,<br />

115 Seiten, US $ 10,00 zzgl. US $ 4,75<br />

Versand.<br />

Bed and Breakfast for Gar<strong>den</strong>-Lovers<br />

Wer nach England reisen und dort Gärten<br />

besichtigen möchte, kann bei an<strong>der</strong>en<br />

Gartenfans übernachten – Bed and<br />

Breakfast. Es gibt einen aktuellen Führer<br />

für „Bed and Breakfast for Gar<strong>den</strong>-<br />

Lovers“. Bestellen kann man ihn mit adressiertem<br />

Rück<strong>um</strong>schlag DIN A 5 und drei<br />

internationalen Antwortcoupons bei<br />

BBGL, Handywater Farm<br />

Sibford Gower<br />

Banbury, Oxfordshire OX 155 AE<br />

England<br />

Auf <strong>der</strong> Website www.bbgl.co.uk sind alle<br />

Mitglie<strong>der</strong> aufgeführt.<br />

9


Wolfgang Riede<br />

Der Botanische Garten von Jena<br />

Der Botanische Garten ist eine <strong>der</strong> ältesten<br />

naturwissenschaftlichen Institutionen an <strong>der</strong><br />

Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine Geschichte<br />

reicht bis in die ersten Jahrzehnte<br />

<strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Alma Mater Jenensis zurück,<br />

als <strong>der</strong> damalige Rektor <strong>der</strong> Universität am 3.<br />

August 1579 die Einrichtung eines „Hortus<br />

medicor<strong>um</strong>“ beantragte, mit <strong>der</strong> Zielstellung,<br />

die Ausbildung <strong>der</strong> Medizinstu<strong>den</strong>ten in <strong>der</strong><br />

Heilkräuterkunde auf einem höheren Niveau<br />

durchzuführen und die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Umgebung<br />

von Jena und von ganz Thüringen<br />

erforschen zu können.<br />

Ein solcher Garten befand sich nachweislich<br />

von 1586 bis 1833 auf dem Gelände des<br />

„Collegi<strong>um</strong> Jenense“ in unmittelbarer Nähe<br />

des Anatomieturmes, eines Eckturmes <strong>der</strong><br />

ehemaligen Stadtmauer. 1833 musste er <strong>der</strong><br />

inzwischen einsetzen<strong>den</strong> regen Bautätigkeit<br />

weichen.<br />

Mit Goethes Hilfe<br />

Neben diesem Garten hatte zeitweilig (1640<br />

bis 1662) ein zweiter, sehr viel größerer Hortus<br />

medicus auf dem Gelände des ehemaligen<br />

Fürstengartens existiert, <strong>der</strong> wegen seines<br />

Pflanzenreicht<strong>um</strong>s berühmt wurde und von<br />

dem sein damaliger Direktor, Theodor<br />

Schenk, 1659 einen Führer mit einem<br />

Pflanzenverzeichnis veröffentlichte. Durch<br />

die Willkür eines regionalen Fürsten wurde<br />

daraus dann ein Lustgarten.<br />

Die Gründung des heute noch existieren<strong>den</strong><br />

Botanischen Gartens ist eng mit dem vielfältigen<br />

Wirken Goethes an <strong>der</strong> Jenaer Universität<br />

verknüpft. Mit Goethes Unterstützung<br />

erhielt <strong>der</strong> or<strong>den</strong>tliche Professor supern<strong>um</strong>erarius<br />

Batsch vom Herzog Karl August<br />

von Sachsen-Weimar die Erlaubnis, auf dem<br />

Gelände des Fürstengartens einen Botanischen<br />

Garten einzurichten. Batsch wurde <strong>der</strong><br />

erste Direktor dieses Gartens und führte ihn<br />

rasch zu hoher Blüte. An die Gründungszeit<br />

des Gartens erinnert das Goethe-Haus, das<br />

in <strong>den</strong> Jahren 1825/26 nach Vorgabe Goethes<br />

anstelle eines baufälligen Gärtnerhauses<br />

gebaut wurde und ein mächtiger Gingko-<br />

Ba<strong>um</strong> in unmittelbarer Nähe des Hauses, von<br />

dem gesagt wird, dass er von Goethe eigenhändig<br />

gepflanzt wor<strong>den</strong> sei. Im Goethe-<br />

Haus befindet sich in zwei Rä<strong>um</strong>en eine<br />

Goethe-Ge<strong>den</strong>kstätte mit zahlreichen Zeugen<br />

seiner äußerst fruchtbaren Tätigkeit als<br />

Dichter, Naturforscher und als Staatsminister,<br />

verantwortlich für die Entwicklung <strong>der</strong> Universität<br />

in dieser Zeit.<br />

Urbä<strong>um</strong>e die verschollen waren<br />

Zur Zeit <strong>um</strong>fasst <strong>der</strong> Botanische Garten ca.<br />

4,5 ha G<strong>rund</strong>fläche, darauf Freianlagen und<br />

Gewächshäuser, die mehr als 12.000 Pflanzenarten<br />

aus allen Kontinenten <strong>der</strong> Erde beherbergen.<br />

Er ist also durchaus ein „kleiner“<br />

unter seinesgleichen.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> unterschiedlichen Gruppierungskriterien<br />

fin<strong>den</strong> wir hier für Gebirgsund<br />

Felspflanzen, für Bä<strong>um</strong>e und Sträucher,<br />

zur Formenvielfalt und zur Dok<strong>um</strong>entation<br />

<strong>der</strong> natürlichen Verwandtschaft innerhalb <strong>der</strong><br />

Bedecktsamer je eine Wald-, Steppen-, Heide-,<br />

Moor- und Teichpflanzen-Anlage, Anlagen<br />

für S<strong>um</strong>pf und Wasserpflanzen, für Heilund<br />

Nutzpflanzen sowie Kultur- und Wildrosen,<br />

für Dahlien, Rhodo<strong>den</strong>dren und zur Erläuterung<br />

biologischer und botanischer Fachtermini<br />

(Biologische Gruppen).<br />

Dabei sind <strong>den</strong> öffentlichen, für alle Besucher<br />

frei zugänglichen Schauanlagen jeweils spezielle<br />

Einrichtungen für die Nachzucht, bzw.<br />

Ersatzkultur, teils auch für die Spezialkulturen<br />

zugeordnet.<br />

Im Arboret<strong>um</strong> sind <strong>rund</strong> 900 verschie<strong>den</strong>e<br />

Laub- und Nadelholzarten aus Gebieten mit<br />

warm- o<strong>der</strong> kühlgemäßigtem Klima (fast ausschließlich<br />

von <strong>der</strong> Nordhalbkugel) großenteils<br />

nach <strong>der</strong> natürlichen Verwandtschaft geordnet.<br />

Unter <strong>den</strong> Nadelhölzern sind<br />

beson<strong>der</strong>s hervorzuheben <strong>der</strong> Sommer-<br />

Mammutba<strong>um</strong> (Metasequoia glyptostroboides),<br />

ein sommergrüner Ba<strong>um</strong>, <strong>der</strong> zunächst<br />

nur als Fossil aus <strong>der</strong> Braunkohle bekannt war<br />

und 1941 lebend in Zentralchina entdeckt<br />

wurde. Und die S<strong>um</strong>pfzypresse (Taxodi<strong>um</strong> distich<strong>um</strong>),<br />

ebenfalls ein sommergrüner Nadelba<strong>um</strong>,<br />

<strong>der</strong> im Tertiär auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel<br />

weit verbreitet war, heute auf die Halbinsel<br />

Florida beschränkt ist und dort die berühmten<br />

Swamps bildet.<br />

Gingko o<strong>der</strong> Straße?<br />

Verwandt mit <strong>den</strong> Nadelbä<strong>um</strong>en, weil auch<br />

ein Nacktsamer, ist <strong>der</strong> Gingkoba<strong>um</strong>. Direkt<br />

am Fürstengraben (Bundesstraße 7) unmittelbar<br />

neben dem Goethe-Haus steht <strong>der</strong><br />

berühmte und oft <strong>um</strong>strittene Goethe-Gingko.<br />

Berühmt ist er nicht nur wegen des Dichterfürsten,<br />

son<strong>der</strong>n auch, weil auf das männliche<br />

Exemplar ein weiblicher Zweig<br />

aufgepfropft ist, <strong>der</strong> seit Jahren fruchtet. Umstritten,<br />

weil es in <strong>der</strong> DDR weit gediehene<br />

Pläne gab, diesen Ba<strong>um</strong> dem Ausbau <strong>der</strong> jetzigen<br />

B 7 zu opfern. Nur dem engagierten<br />

Einsatz und unerschrockenen Protesten von<br />

Pflanzenfreun<strong>den</strong> und Kulturschaffen<strong>den</strong> ist<br />

es zu verdanken, dass <strong>der</strong> Gingko erhalten<br />

blieb und <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Straße zurückgestellt<br />

wurde. Neueste Planvorstellungen für<br />

<strong>den</strong> Ausbau und die Verbreiterung <strong>der</strong> immer<br />

noch zweispurigen Straße gehen vernünftigerweise<br />

davon aus, eine dritte Fahrspur auf<br />

<strong>der</strong> dem Botanischen Garten abgewandten<br />

Straßenseite einzurichten und <strong>den</strong> dort befindlichen<br />

Fußweg hinter die erste <strong>der</strong> Ba<strong>um</strong>reihen<br />

dort zu verlegen. Dies bedeutet, dass<br />

alle die Straße sä<strong>um</strong>en<strong>den</strong>, teils über 200 Jahre<br />

alten Bä<strong>um</strong>e, erhalten bleiben. Dafür müssen<br />

allerdings einige weitere Voraussetzungen<br />

geschaffen wer<strong>den</strong>. Denken wir nur<br />

daran, dass bei Altbä<strong>um</strong>en die Wurzeln oft<br />

wesentlich über <strong>den</strong> Traufbereich <strong>der</strong> Krone<br />

hinausreichen. Am Beispiel des berühmtem<br />

Gingko (Höhe 19,5 m, Stamm<strong>um</strong>fang 4 m,<br />

Radius <strong>der</strong> Kronentraufe 8 m) bedeutet das,<br />

dass weit in <strong>den</strong> gegenwärtigen Straßenbereich<br />

hinein mit Wurzeln zu rechnen ist, was<br />

<strong>um</strong>fangreiche Sanierungen (Wurzelschutz,<br />

Bo<strong>den</strong>lockerung, Bo<strong>den</strong>belüftung, Düngung<br />

usw.) erfor<strong>der</strong>t. Dies betrifft allein für <strong>den</strong> botanischen<br />

Garten 28 Bä<strong>um</strong>e.<br />

Doch nicht nur Goethe, son<strong>der</strong>n auch die<br />

EBS hat im Botanischen Garten ihre Spuren<br />

hinterlassen. Im Frühjahr 1997 legte ich dort<br />

eine kleine Taglilien-Pflanzung an, geglie<strong>der</strong>t<br />

nach Arten, historischen Sorten, neueren<br />

Sorten und Eigenzüchtungen. Im Folgejahr<br />

organisierten Holger Ehrlich und ich an dieser<br />

Stelle eine kleine Pflanzen-Verkaufsschau.<br />

Bei dieser Gelegenheit entdeckten wir eine<br />

nur nach Osten offene, 3 bis 5 Meter schmale<br />

und ca. 15 Meter lange Gebäudeschlucht,<br />

die noch nicht bepflanzt war. Am Ende <strong>der</strong><br />

Wochenendveranstaltung hatten wir dort eine<br />

kleine, aber feine Bambuspflanzung mit<br />

geeigneten Begleitern angelegt. Hervorzuheben<br />

sind beson<strong>der</strong>s solche „Sensibelchen“<br />

wie Fargesia utilis, Semia<strong>rund</strong>inaria yashadake<br />

Kimmei und Shibatea k<strong>um</strong>asasa, die sich<br />

mittlerweile prächtig entwickelt haben, aber<br />

ihren Härtetest wohl noch bestehen müssen.<br />

Je<strong>den</strong>falls halten wir diese Bambusaktion für<br />

sehr gelungen, wird doch allen auf Exkursionen<br />

befindlichen Schulklassen das echte Panda-Futter<br />

vorgeführt - ganz im Sinne unserer<br />

Gesellschaft, wie ich meine.<br />

Im nächsten Bambus-Journal wird auf eine<br />

beson<strong>der</strong>e Errungenschaft des Botanischen<br />

Gartens eingegangen, nämlich auf die größte<br />

Sammlung kubanischer Flora außerhalb<br />

von Kuba.<br />

10


Gerhard Sieber<br />

Die Wurzeln <strong>der</strong> Pflanzen<br />

Beim Kauf einer Pflanze <strong>den</strong>kt man in<br />

erster Linie an <strong>den</strong> oberirdischen Teil (Habitus)<br />

einer Pflanze. Man <strong>den</strong>kt an Wuchshöhe,<br />

ob laubabwerfend o<strong>der</strong> immergrün, bei Blütenpflanzen<br />

an die Farbe und Form <strong>der</strong> Blüte,<br />

bei Fruchttragen<strong>den</strong> an die Reifezeit –<br />

aber wer <strong>den</strong>kt schon an die Wurzeln. Es ist<br />

in einigen Fällen sicherlich sehr wichtig zu<br />

wissen, ob eine Pflanze Flach- o<strong>der</strong> Pfahlwurzler<br />

ist. Aber haben Sie sich schon einmal<br />

Gedanken über die Aufgaben <strong>der</strong> Wurzeln<br />

gemacht?<br />

Wurzeln sind meist unterirdische, horizontal,<br />

bzw. abwärtsstrebende Pflanzenteile und sie<br />

haben folgende Aufgaben zu erfüllen:<br />

1. die Pflanze im Bo<strong>den</strong> zu verankern<br />

2. Wasser und Nährstoffe aus dem Bo<strong>den</strong><br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Luft aufzunehmen und weiterzuleiten.<br />

3. Nährstoffe zu speichern.<br />

Damit sie diese Aufgaben erfüllen können,<br />

sind Wurzeln in <strong>der</strong> Regel im Bo<strong>den</strong> stark verzweigt<br />

- so wird die Berührungsfläche mit<br />

dem Bo<strong>den</strong> vergrößert. Es gibt mehrere Arten<br />

von Wurzeln:<br />

Bo<strong>den</strong>wurzeln die, egal ob Tief- o<strong>der</strong><br />

Flachwurzler, Wasser und Nährstoffe aus<br />

dem Bo<strong>den</strong> aufnehmen.<br />

Luftwurzeln sind meist bei tropischen<br />

Pflanzen zu fin<strong>den</strong>, sie nehmen Wasserdampf<br />

und Gase auf. Bei Bo<strong>den</strong>kontakt verholzen<br />

sie und wer<strong>den</strong> zu Stützwurzeln (z.B.<br />

Ficus, Monstera).<br />

Stelzwurzeln halten Pflanzen in tropischen<br />

Gewässern über <strong>der</strong> Flutgrenze.<br />

Atemwurzeln wachsen mit ihren Spitzen<br />

senkrecht nach oben über <strong>den</strong> Wasserspiegel,<br />

bzw. S<strong>um</strong>pfbo<strong>den</strong>, hinaus, <strong>um</strong> die<br />

Pflanze mit Sauerstoff zu versorgen (z.B. Taxidi<strong>um</strong>).<br />

Haftwurzeln bil<strong>den</strong> alle Pflanzen, die an<br />

Ba<strong>um</strong>stämmen und Wän<strong>den</strong> emporklettern.<br />

Sie bil<strong>den</strong> büschelige Wurzeln wie Efeu o<strong>der</strong><br />

Wurzeln mit Saugnäpfen wie Parthenocissus.<br />

Saugwurzeln bil<strong>den</strong> Schmarotzer, die ihre<br />

Sauggefäße, sog. Haustorien (Pilzfä<strong>den</strong>) in<br />

das Gewebe <strong>der</strong> Wirtspflanze senken, <strong>um</strong><br />

organische Nahrung aufzunehmen (z.B.<br />

Mistel, Kleeseide).<br />

Speicherwurzeln sind augenlose Wurzelknollen<br />

(z.B. Dahlia, Iris)<br />

Adventivwurzeln sind stengelbürtige Wurzeln,<br />

die sich durch äußere Reizwirkung<br />

bil<strong>den</strong> (z.B. bei <strong>der</strong> vegetativen Vermehrung<br />

und auch beim Walzen des Rasens). An manchen<br />

Palmen bil<strong>den</strong> sich am Stamm sog. Wurzeldornen,<br />

auch sie sind Adventivwurzeln.<br />

Eine Wurzel besteht aus:<br />

Wurzelhaube mit Schleimzellen, die das Gleiten<br />

im Bo<strong>den</strong> erleichtern,<br />

Zellbildungszone o<strong>der</strong> Vegetationspunkt,<br />

Längenwachst<strong>um</strong>s- o<strong>der</strong> Streckungszone,<br />

Wurzelhaar- o<strong>der</strong> Ernährungszone. Nur sie<br />

sind für die Wasser- und Nährstoffversorgung<br />

verantwortlich.<br />

Verholzte Zone,<br />

Wurzelhals, das ist <strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong><br />

Wurzel z<strong>um</strong> Spross, vom unterirdischen z<strong>um</strong><br />

oberirdischen Teil.<br />

Addiert man bei einigen Pflanzen die Länge<br />

sämtlicher Wurzeln, so erhält man erstaunliche<br />

Werte. Sie können mehrere Kilometer<br />

lang sein. Bei unserem Bambus befin<strong>den</strong> sich<br />

die Wurzeln an <strong>den</strong> Rhizomen und zwar im<br />

Bereich <strong>der</strong> Nodien (Knoten). Dort wer<strong>den</strong><br />

sie z.T. einige Meter lang und sind sehr stark<br />

verzweigt.<br />

Reinhard Trautmann<br />

Fotowettbewerb 2000<br />

Auch in diesem Jahr konnte wie<strong>der</strong> ein<br />

kleiner Fotowettbewerb in unserer Pflanzengesellschaft<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>. Inzwischen<br />

scheint er sich in <strong>der</strong> EBS-D etabliert<br />

zu haben, er ist z<strong>um</strong> festen Bestandteil<br />

des Sommerfest-Programms gewor<strong>den</strong>.<br />

Obwohl immer klar war, dass Spaß und<br />

Heiterkeit auch bei <strong>der</strong> Präsentation und<br />

Siegerehrung gegenüber dem professionellen<br />

Anspruch dominieren sollen, hat<br />

sich im Laufe <strong>der</strong> Jahre eine Fülle schöner<br />

Fotos angesammelt, die unsere Lieblingspflanze<br />

ins rechte Licht setzt. Das Ergebnis<br />

des diesjährigen Wettbewerbs fügt sich<br />

nahtlos in diese Tradition ein.<br />

Zwar war auch diesmal lange ungewiss, wie<br />

hoch die Teilnehmerzahl sein würde und<br />

sogar, ob möglicherweise <strong>der</strong> Wettbewerb<br />

ganz entfallen müsse. Doch schließlich trudelten<br />

doch noch 35 Fotos von 14 Mitglie<strong>der</strong><br />

ein – ihnen gilt mein herzlicher<br />

Dank.<br />

Für alle, die vielleicht im nächsten Jahr mitmachen<br />

wollen, hier nochmals die Regeln<br />

für <strong>den</strong> Fotowettbewerb:<br />

1. Der Fotowettbewerb findet jedes Jahr<br />

auf dem Sommerfest statt.<br />

2. Die Besucher wählen die Sieger, auf die<br />

attraktive Preise warten. Die drei Sieger-<br />

Fotos wer<strong>den</strong> im Bambus-Journal veröffentlicht.<br />

3. Teilnehmen kann jedes Mitglied <strong>der</strong><br />

EBS -D.<br />

4. Einzelheiten wer<strong>den</strong> immer im Heft 1<br />

des entsprechen<strong>den</strong> Jahres mitgeteilt.<br />

Also: Der nächste Fotowettbewerb kommt<br />

bestimmt. Deshalb sollten Sie jetzt schon<br />

nach geeigneten Motiven Ausschau halten<br />

und mitmachen.<br />

Und dies ist das Ergebnis des diesjährigen<br />

Wettbewerbs:<br />

Platz 1 „Foto ohne Titel“ von Andreas<br />

Rust, Frankfurt.<br />

Platz 2 „Bambus frisch“ von Hans Pleister,<br />

Bremen.<br />

Platz 3 „Knoten eines mir unbekannten<br />

Bambus“ von Jürgen Volz aus Scheibenhard.<br />

Die Siegerfotos fin<strong>den</strong> Sie auf <strong>den</strong> nachfolgen<strong>den</strong><br />

Seiten.<br />

11


1. Preis „Ohne Titel“ Foto: Andreas Rust<br />

12


2. Preis: „Bambus-frisch“ Foto: Hans Pleister<br />

3. Preis: „Knoten eines mir unbekannten Bambus“ Foto: Jürgen Volz<br />

13


Alois Münst<br />

Von Trä<strong>um</strong>en und Wünschen<br />

Muss Bambus kosten, was er kostet? O<strong>der</strong><br />

sind die Preise unangemessen hoch? Diese<br />

Frage wurde schon öfter an Mitglie<strong>der</strong><br />

des Redaktionsteams herangetragen.<br />

Wenn ich die Preise <strong>der</strong> maßgeblichen<br />

Bambus-Produzenten studiere, dann meine<br />

ich: eher nicht. Aufwand, also<br />

Produktionskosten, stehen in aller Regel in<br />

einem realistischen Verhältnis z<strong>um</strong> Preis.<br />

Z<strong>um</strong>indest für 80 bis 90 Prozent aller angebotenen<br />

Pflanzen. 40 DM für einen<br />

Phyllostachys <strong>der</strong> kleinsten Verkaufsgröße,<br />

wenn die Pflanze gut in Schuss mit gut<br />

durchwurzeltem Ballen ist, da kann man<br />

nicht meckern.<br />

Dass für Neuheiten ein Mehrfaches gefor<strong>der</strong>t<br />

wird, ist für einen Interessenten<br />

zwar ärgerlich, aber es ist letztlich das<br />

Spiel, die Regel eines Marktes. Auch in<br />

jedem an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweig. War<strong>um</strong><br />

das Gejaule gerade bei uns?<br />

Wir haben lei<strong>der</strong> verlernt zu warten. Wir<br />

sind die Generation „Alles und zwar zu<br />

je<strong>der</strong> Zeit“. Tomaten im strengsten Winter,<br />

<strong>den</strong> Spargel im Dezember aus Argentinien.<br />

Und das Auto fahren wir bereits und<br />

zahlen noch jahrelang ab. Wir haben das<br />

Warten verlernt und Vorfreude ist längst zu<br />

einem Fremdwort gewor<strong>den</strong>. Und so brauchen<br />

viele Bambus-Freaks eben auch die<br />

tollste und unglaublichste Fargesia aus dem<br />

Jiuzhaigou- Wun<strong>der</strong>land sofort und gleich,<br />

obwohl von <strong>der</strong> Pflanze bestenfalls <strong>der</strong><br />

Sammelort bekannt ist. Welche Art es ist,<br />

welche Ansprüche die Pflanze an Standort<br />

und Klima hat und von <strong>der</strong> Winterhärte<br />

wollen wir gar nicht erst re<strong>den</strong>. Beinahe<br />

jede Neueinfuhr ist doch, ganz ohne<br />

Frage, unübertrefflich bezüglich <strong>der</strong><br />

Winterhärte. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen?<br />

Gut, ich habe auch schon 200 DM für zwei<br />

Halme einer relativ neuen Fargesia-<br />

Einfuhr bezahlt, aus freiem Willen. Ich<br />

beklage mich nicht, allenfalls nenne ich<br />

mich in lichten Momenten einen dämlichen<br />

alten Esel. Schließlich ist eine Blaue<br />

Mauritius auch nur ein Stück Papier. Was<br />

ich, <strong>um</strong> auf die bei<strong>den</strong> sündhaft teuren<br />

Halme zurückzukommen, exklusiv habe,<br />

ist die Tatsache, dass wohl kein Mensch<br />

sicher sagen kann (o<strong>der</strong> will), welche Art<br />

es ist. Da ist es gut, wenn man immer <strong>den</strong><br />

neuesten Katalog besitzt, da kann ich dann<br />

z<strong>um</strong>indest nachlesen, welche Art es im<br />

14<br />

Moment nicht ist (Wrong name). Und<br />

hoffentlich weiß die Pflanze auch, dass <strong>der</strong><br />

Verkäufer eine sehr gute Winterhärte (z<strong>um</strong>indest)<br />

vermutet, so dass Hoffnung besteht,<br />

die bei<strong>den</strong> Halme mindestens so<br />

lange zu erhalten, bis sie einen Namen<br />

bekommen. Ich möchte die Importeure,<br />

Händler und Vermehrer schon mal fragen,<br />

ob es zuviel verlangt ist, dass Pflanzen erst<br />

in <strong>den</strong> Handel gegeben wer<strong>den</strong>, wenn Art<br />

und Winterhärte zweifelsfrei bekannt sind.<br />

O<strong>der</strong> wer<strong>den</strong> wir Käufer einfach als Versuchskaninchen<br />

missbraucht?<br />

Dabei haben viele Bambusliebhaber zig<br />

wun<strong>der</strong>schöne Arten in ihren Gärten<br />

stehen. Aber wie sagt schon Schopenhauer:<br />

„Wir <strong>den</strong>ken selten an das, was wir<br />

haben, aber immer an das, was uns noch<br />

fehlt“.<br />

Übrigens, es soll (europäische) EBS-<br />

Sektionen geben, da gewähren Bambushändler<br />

<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong>n einen Preisnachlass.<br />

Aber Hallo!<br />

Waren Sie auf dem diesjährigen Sommerfest,<br />

liebe Leser? Ja? Dann haben Sie doch<br />

sicher, so ziemlich beim Eingang rechter<br />

Hand, diese Prachtpflanze, diesen beinahe<br />

außerirdischen Tra<strong>um</strong> einer Fargesia<br />

gesehen namens F. utilis. Wenngleich noch<br />

nicht so überwältigend, wie in meinem eigenen<br />

Garten, so doch respektabel. Die<br />

Art hat lei<strong>der</strong> zwei Macken. Erstens wird<br />

sie in <strong>den</strong> meisten Listen zu billig angeboten,<br />

<strong>um</strong> „Exklusivität“ zu gewährleisten.<br />

Würde ein winziges Töpflein für 200 DM<br />

feilgeboten, die Freaks wür<strong>den</strong> vor soviel<br />

Schönheit und Eleganz auf Knien vor <strong>der</strong><br />

Pflanze rutschen. Das zweite Manko ist <strong>der</strong><br />

relativ späte Austrieb und die lange Entwicklungszeit<br />

<strong>der</strong> einzelnen bis 4 m hohen<br />

Halme, was bei mir dazu führt, dass die<br />

Nachzügler oft dem ersten strengen Frost<br />

z<strong>um</strong> Opfer fallen. Den gut gemeinten Rat<br />

in einem Verkaufskatalog, sonnig zu pflanzen,<br />

habe ich bei meiner zweiten Pflanze<br />

befolgt, ohne dass sich am Ergebnis etwas<br />

geän<strong>der</strong>t hätte.<br />

Ka<strong>um</strong> weniger schön als Fargesia utilis:<br />

F. nitida anceps o<strong>der</strong> „Nymphenburg“.<br />

Lei<strong>der</strong> auch diese zu billig, <strong>um</strong> groß<br />

herauszukommen. Schade. Dabei haben<br />

diese bei<strong>den</strong> keine weiteren Macken, es sei<br />

<strong>den</strong>n, die schon oft herbeigeredete Blüte<br />

rafft sie doch noch weg.<br />

Phyllostachys ist mega-out! Fargesia,<br />

Borinda, Yushania, Yunnans sind „in“.<br />

Z<strong>um</strong>indest hört man es in Händlerkreisen<br />

allenthalben. Aber das ist Unfug, glauben<br />

Sie es mir bitte, bevor Sie Ihren ganzen<br />

Bambus ro<strong>den</strong>. Genau so gut könnte man<br />

Äpfel mit Karotten vergleichen. Es war<br />

schon einfältig und töricht, während <strong>der</strong><br />

F. murielae-Blüte <strong>den</strong> Leuten Phyllostachys<br />

einzure<strong>den</strong> und heute ist es <strong>um</strong>gekehrt<br />

ka<strong>um</strong> besser.<br />

Die Yunnas können Sie vermutlich in<br />

unserem Klima als Freilandpflanze total<br />

vergessen. Und gut beraten sind Sie als<br />

Kaufinteressent, wenn Sie sich bei <strong>den</strong><br />

meisten Yushania und Borinda nach jedem<br />

einigermaßen strengen Winter Ihren Garten<br />

geistig ohne Ihre Lieblinge vorstellen,<br />

z<strong>um</strong>indest abgefroren bis auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>.<br />

Schade dr<strong>um</strong>, <strong>den</strong>n die meisten mit ihrem<br />

filigran-zarten Blattwerk sind begeisternd<br />

schöne Pflanzen.<br />

Apropos Jiuzhaigou (sprich: tschiu-tsaigu).<br />

Wenn sich an klaren Tagen die Nebel<br />

im sagenhaften Tal lichten, dann wer<strong>den</strong><br />

wir vieles weniger überhöht und weniger<br />

euphorisch sehen. Die ersten Händler<br />

ringen sich dazu durch, die gefun<strong>den</strong>en<br />

Fargesien als das zu bezeichnen, was sie<br />

wohl wirklich sind: Fargesia nitida. Also<br />

eine Erweiterung <strong>der</strong> zahlreichen, bereits<br />

bekannten Fargesia-nitida-Klone, genannt<br />

seien nur stellvertretend für viele: anceps,<br />

Eisenach, Nymphenburg, McClure.<br />

Nach meiner Beobachtung wird die Halmfärbung<br />

<strong>der</strong> bereits gesammelten Pflanzen<br />

stark vom Standort beeinflusst. F. nitida<br />

Jiuzhaigou, wie im B.J. 3/2000 abgebildet,<br />

kommt in <strong>der</strong> Farbe nicht richtig<br />

rüber und erweckt falsche Vorstellungen.<br />

Sie ist in Wirklichkeit nicht so leuchtend<br />

rot, son<strong>der</strong>n sehr dunkelrot. Davon abgesehen,<br />

spielt manchem Fargesia-Freak<br />

<strong>den</strong>n doch die Phantasie einen Streich,<br />

wer<strong>den</strong> Wunschvorstellungen und Tagträ<strong>um</strong>e<br />

unters Volk gebracht. Schwarzgefärbte<br />

Halme bei Fargesia z<strong>um</strong> Beispiel<br />

sah ich tags noch nirgends. Man müsste<br />

sie vielleicht in stockdunkler Nacht einmal<br />

betrachten.<br />

Neulich sah ich übrigens einen Dia-Vortrag<br />

von Dr. Scherzinger, <strong>der</strong> dreimal für jeweils<br />

einige Wochen im Jiuzhaigou-Tal weilte,<br />

zur Beobachtung des Chinesischen Hasel-


huhns, eines Rauhfußhuhns. Während <strong>der</strong><br />

Wintermonate ernährt sich das Wildhuhn<br />

von Laubholzknospen, die im Geäst gesammelt<br />

wer<strong>den</strong>, weil <strong>der</strong> Schnee so hoch<br />

liegt und <strong>den</strong> Hühnern die Nahrungsaufnahme<br />

am Bo<strong>den</strong> verwehrt. Das zeigt,<br />

dass <strong>der</strong> Bambus im Tal unter Schnee vergraben<br />

und daher frostgeschützt überwintert.<br />

Beim zweiten Besuch im späten<br />

Frühjahr fand <strong>der</strong> Wissenschaftler verschie<strong>den</strong>e<br />

von <strong>den</strong> brüten<strong>den</strong> Hennen aufgegebene<br />

Gelege, weil die Nestmul<strong>den</strong><br />

total unter Wasser stan<strong>den</strong>. Welche<br />

Wassermassen müssen da im Frühjahr<br />

vom Himmel prasseln. Da wird so ein Kind<br />

des Jiuzhaigou-Tals aber Augen machen,<br />

wenn es an <strong>der</strong> sonnig-trockenen Weino<strong>der</strong><br />

Bergstraße eine neue Heimat findet.<br />

O<strong>der</strong> wenn heftige Barfröste und eiskalter<br />

Wind ohne schützen<strong>den</strong> Schnee an <strong>den</strong><br />

zarten Blättern zerren. Im Übrigen wäre es<br />

für mich eine große Überraschung, wenn<br />

im Tal, außer F. nitida, eine weitere Fargesia<br />

Art vorhan<strong>den</strong> wäre. Was wir durch<br />

Sammler aus dem Jiuzhaigou noch erwarten<br />

können, sind somit allenfalls weitere<br />

Klone, also Abwandlungen, die in <strong>der</strong><br />

Variationsbreite von nitida angelegt sind.<br />

Wenn ich meine eigenen F. murielae-<br />

Sämlinge betrachte, dann bekomme ich<br />

eine Vorstellung, was uns aus dem<br />

Wun<strong>der</strong>land Jiuzhaigou noch ins Haus,<br />

o<strong>der</strong> besser gesagt, in <strong>den</strong> Garten schneien<br />

könnte.<br />

Von einem horstig wachsen<strong>den</strong>, absolut<br />

winterharten Bambus mit filigranem Blatt<br />

und gut 6-7 Meter hoch wer<strong>den</strong> wir wohl<br />

auch in Zukunft nur trä<strong>um</strong>en können. Aber<br />

dazu sind lange Winterabende wie geschaffen.<br />

Wolfgang Eberts<br />

Von Leuten und Bambus in Nepal<br />

Im Frühsommer besuchte mich Dr. Tribikram<br />

Battari, Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> nepalesischen<br />

Bambusgesellschaft (die eigentlich<br />

<strong>Bamboo</strong> and Rattan Society heisst und<br />

unter <strong>der</strong> Dachorganisation von INBAR<br />

steht, welche Programme ankurbelt und<br />

manchmal auch För<strong>der</strong>mittel locker<br />

macht). Dr. Battari kam über <strong>den</strong> Deutschen<br />

Akademischen Austauschdienst vor<br />

8 Jahren nach Tübingen, hat in Hohenheim<br />

studiert und promoviert und lehrt seit<br />

nunmehr drei Jahren an <strong>der</strong> Tribhuwan<br />

Universität in Kathmandu/Nepal. Sein<br />

Spezialgebiet ist die Erforschung <strong>der</strong> Genbiologie.<br />

Er wusste interessant von Leuten<br />

und Bambus in Nepal zu erzählen.<br />

Nepal hat ca. 20 Millionen Einwohner,<br />

davon leben 1 Million in <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

Kathmandu. Das Land hat die verschie<strong>den</strong>sten<br />

Klimazonen, fast überall wer<strong>den</strong><br />

Zitrusfrüchte angebaut, in einigen Gegen<strong>den</strong><br />

auch Äpfel, Birnen, Kirschen und Pfirsiche.<br />

In günstigen Gebieten gibt es drei<br />

Reisernten, in weniger günstigen nur eine.<br />

Ein großes Problem ist die Logistik innerhalb<br />

des Landes, es ist schwierig, die landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnisse auf die<br />

Märkte zu bringen. Oft bleibt nur <strong>der</strong> Lufttransport<br />

und <strong>der</strong> ist teuer. Ein großer Teil<br />

des Landes ist überhaupt nicht nutzbar,<br />

karge Felslandschaften bis z<strong>um</strong> Dach <strong>der</strong><br />

Welt - wir kennen alle die Bil<strong>der</strong>. Die Landwirtschaft<br />

konzentriert sich auf die Täler<br />

und entlang <strong>der</strong> Flüsse.<br />

In Nepal gibt es ka<strong>um</strong> natürliche Bambusvorkommen.<br />

Die meisten Bambusse sind<br />

in Plantagen o<strong>der</strong> vereinzelt am Rand <strong>der</strong><br />

Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Gehöfte<br />

angepflanzt. Sorten: Bambusa nepalensis,<br />

Bambusa balcoa, Dendrocalamus hookeri.<br />

Aus <strong>den</strong> Bambushalmen wer<strong>den</strong> viele<br />

Gerätschaften für <strong>den</strong> eigenen Bedarf <strong>der</strong><br />

Familien hergestellt. Die nepalesischen<br />

Bauern beschaffen sich die nötigen<br />

Halme, spalten und verarbeiten sie nach<br />

alter Tradition. Beim Treffen <strong>der</strong> Schweizerischen<br />

EBS vor zwei Jahren gab es<br />

solche Gebrauchsgegenstände zu sehen.<br />

Das Tollste, was ich persönlich gesehen<br />

habe, war eine himmelhohe Leiter, mit<br />

<strong>der</strong>en Hilfe in schwindeln<strong>der</strong> Höhe unter<br />

Felsvorsprüngen die Waben wil<strong>der</strong> Bienen<br />

eingeholt wur<strong>den</strong>.<br />

Die Bauern versuchen auch, schöne Korbwaren<br />

herzustellen und zu verkaufen, eine<br />

<strong>der</strong> wenigen Möglichkeiten, zu etwas Geld<br />

zu kommen. Vorerst steckt diese Art <strong>der</strong><br />

Bambusverarbeitung noch in <strong>den</strong> Kin<strong>der</strong>schuhen<br />

- aber das wird sich durch <strong>den</strong> zunehmen<strong>den</strong><br />

Tourismus än<strong>der</strong>n. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Entwicklungshilfe hat Japan<br />

Experten geschickt, die <strong>der</strong> ländlichen Bevölkerung<br />

raffiniertere Flechttechniken<br />

beibringen sollen.<br />

Bambus hat für die Nepalesen eine große<br />

religiöse Bedeutung. Bei Hochzeitsfesten<br />

wer<strong>den</strong> fünf Bambushalme in einem weiten<br />

Kreis eingegraben und mit Tüchern<br />

überspannt. Innerhalb dieses Kreises fin<strong>den</strong><br />

die rituellen Handlungen statt. Auch<br />

bevor die Kin<strong>der</strong> eingeschult wer<strong>den</strong>, gibt<br />

es ein solches Ritual und am Ende eines<br />

Lebens wird <strong>der</strong> Mensch auf einer Bahre<br />

aus Bambus zu Grabe getragen.<br />

Eine wichtige Rolle spielt <strong>der</strong> Bambus auch<br />

beim Erosionsschutz. Immer wie<strong>der</strong><br />

kommt es nämlich vor, dass nach heftigen<br />

Regenfällen ganze Hänge abrutschen und<br />

unpassierbar wer<strong>den</strong>. Auch Flussbankette<br />

wer<strong>den</strong> mit Bambus bepflanzt, <strong>um</strong> das Auswaschen<br />

<strong>der</strong> Ufer zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Dendrocalamus strictus spielt eine wichtige<br />

Rolle. Dieser Bambus wird ausgesät, die<br />

Sämlinge wer<strong>den</strong> danach über Gewebekultur<br />

weitervermehrt. Wenn <strong>der</strong> Bambus<br />

z<strong>um</strong> Blühen kommt, ist dies für die Bevölkerung<br />

ein schlechtes Omen. Es könnte zur<br />

Nahrungsmittelknappheit führen. Die<br />

reichlich vorhan<strong>den</strong>e Bambussaat zieht<br />

magisch die Vögel an, die sich hier sattfressen.<br />

Deshalb wer<strong>den</strong> die blühen<strong>den</strong><br />

Halme ganz abgeschnitten, man wartet<br />

nicht, bis sich <strong>der</strong> Hain durch die eigene<br />

Saat generativ erholt. Alles wird gerodet<br />

und dann neu gepflanzt, wobei man von<br />

einer an<strong>der</strong>en Stelle, wo <strong>der</strong> Bambus nicht<br />

blüht, Pflanzen holt.<br />

15


Reinhard Trautmann<br />

Expo 2000 – ganz persönliche Ansichten<br />

Natürlich fährt niemand zu einer Weltausstellung,<br />

weil er sich für Bambus interessiert.<br />

Allerdings fällt einem Bambusbegeisterten<br />

auf, wenn 180 Nationen<br />

unter dem Thema „Mensch, Natur, Technik“<br />

Visionen für die Gestaltung <strong>der</strong> Welt<br />

von morgen entwickeln und <strong>der</strong> Bambus<br />

dabei eine Rolle spielt.<br />

Ich möchte mich nicht mit <strong>der</strong> Frage beschäftigen,<br />

ob eine solche Weltausstellung<br />

im Zeitalter des Internet überhaupt noch<br />

zeitgemäß ist und erst recht nicht damit,<br />

ob das Ergebnis im Verhältnis zu <strong>den</strong> Kosten<br />

steht. Ich kann nur ganz subjektiv resümieren.<br />

Die Expo 2000 war für mich<br />

– trotz gewisser Ärgernisse – insgesamt<br />

hochinteressant und bei keinem meiner<br />

sechs Besuche kam das Gefühl von Langeweile<br />

auf. Schon allein die Architektur vieler<br />

Pavillons war atemberaubend und reichte<br />

von traditionell (Nepal) bis futuristisch<br />

(Ungarn, Venezuela). Dass <strong>der</strong> ZERI-<br />

Pavillon, das „größte Bambushaus <strong>der</strong><br />

Welt“, dabei nur eine unter vielen Sensationen<br />

sein konnte und einen Teil seiner<br />

Wirkung einbüßen musste, überrascht<br />

mich nicht. Es ist aus meiner Sicht beson<strong>der</strong>s<br />

schade, dass die beabsichtigte Wirkung<br />

dieses Projektes möglicherweise<br />

nicht erreicht wurde. Während sich die<br />

„Zero Emission Research Initiative“ nämlich<br />

mutig dem eigentlichen Thema dieser<br />

Weltausstellung stellte, missbrauchten<br />

manche Län<strong>der</strong> die Expo zur puren<br />

Tourismuswerbung und manche Firmen zu<br />

leidlich visionär verbrämter Reklame – <strong>der</strong><br />

Weltmacht Nr. 1 fiel zu diesem Thema<br />

überhaupt nichts ein. Bleibt zu hoffen, dass<br />

unter dem Aspekt <strong>der</strong> langfristigen Wirkung,<br />

das Resümee <strong>der</strong> Initiatoren von<br />

ZERI vielleicht insgesamt doch besser ausfällt,<br />

als es die ersten Eindrücke vermuten<br />

lassen.<br />

Bambus begegnete dem interessierten Besucher<br />

<strong>der</strong> Expo aber nicht nur als eigenständiges<br />

Thema, son<strong>der</strong>n auch als dekorativer<br />

Baustoff und als gestaltendes Grün.<br />

Aufgefallen sind mir dabei beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

großflächig aus parkettartig zusammengesetztem<br />

Bambus gebaute Pavillon <strong>der</strong><br />

Philippinen und die atemberaubende Konstruktion<br />

mit dicken Bambusrohren, mit<br />

dem Equador seinen Stand optisch hervorgehoben<br />

hat. Als gestaltendes Grün<br />

konnte Bambus hingegen nur eingeschränkte<br />

Wirkung erzielen. Oft diente<br />

er als optische Begrenzung und Sichtschutz,<br />

wobei die unvermeidliche Phyllostachys<br />

aurea überwiegend z<strong>um</strong> Zuge kam,<br />

ka<strong>um</strong> geeignet, <strong>den</strong> Zauber unserer Lieblingspflanze<br />

zu vermitteln. Besser setzte<br />

sich <strong>der</strong> Bambus in <strong>den</strong> „Gärten im Wandel“<br />

in Szene. Hier hatte <strong>der</strong> Marktführer<br />

gegen die örtliche Konkurrenz einige schöne<br />

große Pflanzen plazieren können, die<br />

durchaus Beachtung fan<strong>den</strong>. Lei<strong>der</strong> wurde<br />

dieser Eindruck doch deutlich relativiert<br />

durch einige Halmgerippe, die sich (fast)<br />

blattlos dem meist grauen Himmel über<br />

dem Expo-Gelände entgegenstreckten.<br />

Wahrscheinlich habe ich während meiner<br />

Besuche o<strong>der</strong> in meiner kleinen Darstellung<br />

manch Wichtiges und Interessantes<br />

z<strong>um</strong> Thema „Bambus auf <strong>der</strong> Expo“ übersehen.<br />

Aber so subjektiv die Bewertung einer<br />

solch gigantischen Veranstaltung ausfallen<br />

muss, so persönlich gefärbt ist halt<br />

auch <strong>der</strong> Blick durch die Bambusbrille.<br />

Alois Münst<br />

Wenig Neues von Chusquea<br />

Lei<strong>der</strong> hat sich nur ein EBS-Mitglied aufgerafft,<br />

auf meine Bitte im letzten Bambus-Journal hin<br />

über seine Erfahrungen mit Chusquea zu berichten.<br />

Für mich enttäuschend. Es nützt mir<br />

und unserer EBS herzlich wenig, wenn mich<br />

Mitglie<strong>der</strong> anrufen und erzählen: „Ja auch ich<br />

habe Chusqueen gekauft, aber alle sind eingegangen“.<br />

Ja, aber welche Arten? Wie lange<br />

haben sie ausgehalten? Wur<strong>den</strong> Kulturfehler<br />

gemacht? Sicher gibt es auch noch glückliche<br />

Besitzer dieser schönen und interessanten<br />

Bambusart. Es wäre schön, wenn sich das eine<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e EBS-Mitglied doch noch zu einem<br />

Bericht aufraffen könnte, uns allen zur Freude<br />

(und Lehre).<br />

Herzlichen Dank an Josef Goerrings für seinen<br />

Beitrag zu diesem Thema. Und das schrieb Josef<br />

Goerrings: „Ich habe von 1989 bis 1997<br />

die Arten Chusquea quila und Ch. brevigl<strong>um</strong>is<br />

gepflegt und seither nur noch die Letztere. Zu<br />

Ch. brevigl<strong>um</strong>is ist zu sagen, dass sie hier am<br />

Ostrand <strong>der</strong> Kölner Bucht nach wenigen aufeinan<strong>der</strong><br />

folgen<strong>den</strong> Nächten mit Temperaturen<br />

unter minus 7 Grad bereits alle oberirdischen<br />

Teile einbüßt. Das war im genannten Zeitra<strong>um</strong><br />

<strong>der</strong> Fall in <strong>den</strong> Wintern 1990/91, 1992/93,<br />

1995/96 und 1996/97. Trotz <strong>der</strong> häufigen<br />

starken Schä<strong>den</strong> erholte sich die Art immer wie<strong>der</strong><br />

und hat jetzt, nach drei ‘Ruhejahren’, eine<br />

Höhe von 5,30 m erreicht bei gutem Zuwachs<br />

an neuen Halmen und dichter Belaubung.<br />

Chusquea quila wurde in <strong>den</strong> ersten härteren<br />

Wintern deutlich weniger geschädigt als ihre<br />

Schwester, starb aber im Winter 1996/97 (20<br />

Eistage) völlig ab, d.h. auch alle Rhizome waren<br />

erfroren, wie ich nach einem halben Jahr<br />

beim Ausgraben feststellen musste. Mein Rat:<br />

Auch in günstigeren klimatischen Lagen z<strong>um</strong><br />

Winter eine dicke Mulchschicht aufbringen, ggf.<br />

mit Tannenreisern beschweren. Bastmatten<br />

hören sich zwar gut an, aber machen Sie das<br />

mal bei mehr als 5 m hohen Halmen. Bitte nicht<br />

vergessen, <strong>den</strong> Mulch, weil er ja relativ dick liegen<br />

sollte, von Zeit zu Zeit etwas aufzuhacken,<br />

damit es nicht zu Luftabschluss kommt.“<br />

Bill Hoag<br />

Vielseitige Bambuskohle<br />

Auch so kann man Bambus verwen<strong>den</strong>:<br />

Wird Bambus in einem luftdichten Ra<strong>um</strong><br />

verkocht, entsteht ein trockenes poröses<br />

16<br />

Material (Bambuskohle), das sehr reich an<br />

Mineralien ist, vor allem natürlich an<br />

Kieselsäure. Es ist nicht mehr festzustellen,<br />

wann solche kontrollierten „Kochvorgänge“<br />

z<strong>um</strong> ersten Mal gemacht wur<strong>den</strong>, aber<br />

sie fan<strong>den</strong> mit Sicherheit in China, Korea


o<strong>der</strong> Japan statt. Aus diesen Län<strong>der</strong>n kommen<br />

heute neue Produkte, für <strong>der</strong>en Herstellung<br />

diese alte Methode angewendet<br />

wird.<br />

Und so kann man die Bambuskohle verwen<strong>den</strong>:<br />

Als Dünger: Die Bambuskohle wird in die<br />

Erde eingearbeitet, sie för<strong>der</strong>t die Wurzelbildung<br />

und bietet Bambus über Jahre hinweg<br />

die notwendige Kieselsäure.<br />

Zur Geruchshemmung: Die Kohle nimmt<br />

Gerüche auf und zersetzt sie. Sie wird in<br />

kleinen Beuteln in <strong>den</strong> Kühlschrank und in<br />

<strong>den</strong> Mülleimer gelegt. Man kann auch<br />

Flüssigkeiten damit filtern.<br />

Zur Abschirmung: Die Kohle absorbiert<br />

elektromagnetische Wellen und strahlt<br />

negative Ionen aus. Man schläft länger und<br />

tiefer auf einem mit Bambuskohle gefüllten<br />

Kopfkissen.<br />

Für Schnittbl<strong>um</strong>en: Im Wasser verlängert<br />

die Kohle das Leben von Bl<strong>um</strong>ensträußen.<br />

Als Brennstoff: Bambuskohle wird auch in<br />

Form von Briketts verkauft, die einen hohen<br />

Heizwert haben. Eine Alternative z<strong>um</strong><br />

Tropenwaldabbau.<br />

Manche Leute fin<strong>den</strong> sogar eine spirituelle<br />

Annäherung, wenn sie die Kohle in medizinischen<br />

o<strong>der</strong> kulinarischen Anwendungen<br />

benutzen.<br />

Und wie baut man einen Ofen zur Herstellung<br />

von Bambuskohle? Man braucht<br />

ein Fass aus Stahl mit einem hermetisch<br />

dichten Deckel, ein Ofenrohr, ein paar<br />

Werkzeuge und das Brennmaterial, nämlich<br />

Stücke ausgereifter Bambushalme.<br />

Zuerst wird ein Loch im Bo<strong>den</strong> ausgehoben,<br />

etwas tiefer als das Fass hoch ist.<br />

In dieses Loch wird das Fass gestellt. In <strong>den</strong><br />

Deckel wer<strong>den</strong> zwei Öffnungen geschnitten.<br />

Eine große für das Ofenrohr, eine kleine<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite z<strong>um</strong> Anbrennen<br />

und Lufteinlass. Das Fass wird dicht mit<br />

Bambus gefüllt, in Stücken o<strong>der</strong> gespalten<br />

und zwar mit möglichst wenigen Hohlrä<strong>um</strong>en.<br />

Einige Zweige o<strong>der</strong> Holzstücke<br />

und Papierfetzen wer<strong>den</strong> obenauf gelegt,<br />

<strong>um</strong> das Anzün<strong>den</strong> zu erleichtern. Dann<br />

wird das Rohr eingebaut, <strong>der</strong> Deckel luftdicht<br />

verschlossen und das Ganze mit<br />

Erde zugedeckt. Die kleine Öffnung muss<br />

allerdings zugänglich bleiben.<br />

Papier und Holz wer<strong>den</strong> durch die kleine<br />

Öffnung angezündet und mit einem dünnen<br />

Rohr wird solange Luft eingeblasen,<br />

bis <strong>der</strong> Bambus sich entzündet. Nun wird<br />

die kleine Öffnung vorsichtig auf ein Minim<strong>um</strong><br />

verringert, sodass ka<strong>um</strong> noch Luft<br />

hineinkommt. Wenn das Feuer gut zugange<br />

ist, wird sie komplett mit Erde zugeschüttet.<br />

Aus dem Kaminrohr kommt<br />

nun weißer Rauch. Wenn <strong>der</strong> Rauch bläulich<br />

wird, ist <strong>der</strong> Vorgang beendet. Das dauert<br />

ca. drei Stun<strong>den</strong>. Nun wird die Erdschicht<br />

abgenommen und <strong>der</strong> Inhalt mit<br />

Wasser gelöscht. Die Kohlestücke wer<strong>den</strong><br />

danach z<strong>um</strong> Trocknen ausgelegt. Man wird<br />

feststellen, dass nicht alle Halmstücke dieselbe<br />

Verwandlung durchgemacht haben.<br />

Die am stärksten karbonisierten Stücke<br />

sind sehr porös und brüchig, an<strong>der</strong>e sind<br />

eher starr. Nach einer sorgfältigen Reinigung<br />

wird an ihnen eine schwarze Patina<br />

sichtbar, das Halmstück sieht aus wie Ebenholz<br />

und kann nun auch wie Holz bearbeitet<br />

wer<strong>den</strong>. Das Kon<strong>den</strong>sat, das sich<br />

während des „Kochvorganges“ bildet, ist<br />

konzentrierte Kieselsäure. Es soll die Haut<br />

weich und elastisch machen.<br />

Ich suche schon nach geeigneten Fässern!!<br />

(Mit freundlicher Erlaubnis von Michel<br />

Maulet (Bambuougnat), EBS France.)<br />

Bill Hoag<br />

Bambusbrücken in Europa<br />

Mit <strong>der</strong> wachsen<strong>den</strong> Beliebtheit des Bambus<br />

als Gartenpflanze in Europa steigt<br />

offenbar auch die Beliebtheit von Bambus<br />

als dekorativer und unverwüstlicher Baustoff.<br />

War<strong>um</strong> sonst sollten in letzter Zeit<br />

gerade zwei spektakuläre Bambusbrücken<br />

gebaut wor<strong>den</strong> sein – eine über die Loire,<br />

eine in Amsterdam.<br />

Bambusbrücke in Amsterdam<br />

Im weitläufigen Erholungsgebiet im<br />

Amsterdamer Wald wurde im vergangenen<br />

Jahr eine 175 m lange Bambusbrücke<br />

gebaut, die nicht nur wegen ihrer<br />

Länge etwas Beson<strong>der</strong>es ist son<strong>der</strong>n auch,<br />

weil es das erste Mal ist, dass in Europa ein<br />

solches Bauwerk geplant und durchgeführt<br />

wird. Um eine beson<strong>der</strong>s stabile Konstruktion<br />

zu erzielen, wur<strong>den</strong> mehrere Ba<strong>um</strong>aterialien<br />

kombiniert: Die tragende Konstruktion<br />

besteht aus 800 Bambushalmen<br />

aus Costa Rica, 16 m lang und vermutlich<br />

Guadua angustifolia, die sich durch ihren<br />

spiralförmigen Fiberaufbau ka<strong>um</strong> spaltet<br />

und nicht reisst. Bambus bringt hier dieselben<br />

Vorteile wie bei allen an<strong>der</strong>en Bauwerken,<br />

er ist ein stark und schnell wachsendes<br />

Material und bietet eine gute<br />

Alternative zu Tropenholz, das man sonst<br />

vielleicht verwendet hätte. Die stützen<strong>den</strong><br />

Streben und Pfeiler <strong>der</strong> Brücke sind aus<br />

Stahl, die Fundamente aus Beton. Die<br />

Kombination aller drei Materialien ist sehr<br />

stabil und gibt <strong>der</strong> Brücke auch ein ganz<br />

beson<strong>der</strong>es Aussehen. Der Vorsitzende <strong>der</strong><br />

EBS Nie<strong>der</strong>lande, Pim de Blaey, hat das<br />

Projekt vorangetrieben, war als Berater<br />

tätig. In <strong>der</strong> Anfangsphase <strong>der</strong> Planung<br />

wurde Dr. Janssen von <strong>der</strong> Technischen<br />

Universität Eindhoven zugezogen, <strong>der</strong> seine<br />

Kenntnisse über Spannung und Belastung<br />

von Bambus eingebracht hat. Auftraggeber<br />

für die Brücke, über welche die<br />

Besucher z<strong>um</strong> Kersenbloesempark gelangen,<br />

war <strong>der</strong> Erholungspark und die Stadt<br />

Amsterdam.<br />

Und Bambusbrücke in La Gloriette<br />

Im August letzten Jahres fuhr ich ins<br />

Loiretal und habe dort eine ähnliche<br />

Brücke bewun<strong>der</strong>t. Der mächtige Fluss war<br />

bis vor hun<strong>der</strong>t Jahren <strong>der</strong> wichtigste<br />

Transportweg in Mittelfrankreich. Aber<br />

nach und nach ist er versandet und heute<br />

nicht mehr schiffbar. Entlang <strong>der</strong> Loire sind<br />

heute breite Auenlandschaften entstan<strong>den</strong>.<br />

In einem Vorort von Tours ist eine<br />

solche von <strong>der</strong> Natur zurückeroberte<br />

Auenlandschaft, La Gloriette, in einen<br />

Erholungs- und Wasserpark <strong>um</strong>gewandelt<br />

wor<strong>den</strong>. Hier dreht sich alles <strong>um</strong> die Kraft<br />

des Wassers. In <strong>den</strong> Pappelwäl<strong>der</strong>n wer<strong>den</strong><br />

verschie<strong>den</strong>e Wassergeräusche wahrgenommen,<br />

aus Wasserspielen, Türmen<br />

und Aquädukten sprudelt es heraus. In <strong>der</strong><br />

Mitte des Parks schlängelt sich eine<br />

Bambusbrücke zwischen <strong>den</strong> Bä<strong>um</strong>en<br />

durch, etwa 150 m lang. Sie beginnt mit<br />

einem Bambusturm, das Wasser kommt<br />

darin als Fontäne herauf und fließt in eine<br />

17


Edelstahlrinne durch die Mitte <strong>der</strong> Lauffläche<br />

auf <strong>der</strong> Brücke. Das Wasser überquert<br />

hier sozusagen die Landschaft auf<br />

einer Brücke. Am Ende <strong>der</strong> Brücke gerät<br />

es in einen Mahlstrom und verschwindet<br />

spiralförmig in die Erde. In dieser Konstruktion<br />

sind die stützen<strong>den</strong> Elemente, die<br />

tragen<strong>den</strong> Teile und das Gelän<strong>der</strong> aus<br />

Guadua-Halmen. Auch eine Bambusart<br />

aus Vietnam mit 7,8 cm dicken Halmen<br />

ohne Hohlrä<strong>um</strong>e wurde verwendet. Nur<br />

die Lauffläche besteht aus Holzbrettern.<br />

Drei Wochen lang bauten örtliche Handwerksschulen<br />

unter <strong>der</strong> Anleitung von<br />

Profis aus Mittelamerika an <strong>der</strong> Brücke. Bei<br />

einer Belastungsprobe von Veritas, dem<br />

französischen TÜV, musste die Brücke<br />

acht Tonnen Wasser aushalten. Nächstes<br />

Jahr wird entschie<strong>den</strong>, ob diese Bambuskreation<br />

erweitert o<strong>der</strong> abgebaut wird.<br />

Foto: Bill Hoag<br />

Ch. Recht<br />

Der Garten des wie<strong>der</strong>gewonnenen Mondes<br />

Mitten im Berliner Stadtteil Marzahn, <strong>um</strong>geben<br />

von Plattenbauten, wurde im Herbst<br />

<strong>der</strong> größte chinesische Garten Europas<br />

eröffnet, <strong>der</strong> „Garten des wie<strong>der</strong>gewonnen<br />

Mondes“. Woher <strong>der</strong> Name? Bei <strong>der</strong> Benennung<br />

eines chinesischen Gartens ist immer<br />

auch <strong>der</strong> Name des Besitzers o<strong>der</strong> sein<br />

Lebensschicksal verschlüsselt enthalten.<br />

Der Name des Berliner Gartens steht für die<br />

Wie<strong>der</strong>vereinigung <strong>der</strong> geteilten Stadt Berlin.<br />

Und wieso ein chinesischer Garten in Berlin-Marzahn?<br />

Als Berlin und Peking 1994<br />

Foto: ???<br />

18<br />

<strong>den</strong> Vertrag einer Städtepartnerschaft unterzeichneten,<br />

waren sich Fachleute und politisch<br />

Verantwortliche darüber einig, dass<br />

ein chinesischer Garten an dieser Stelle kein<br />

pittoreskes Schauobjekt sein sollte, son<strong>der</strong>n<br />

eine Neuschöpfung, <strong>der</strong>en Form und Gestalt<br />

dem entspricht, was Chinas jahrtausende<br />

alte Gartenkunst hervorgebracht hat.<br />

Und so etwas passte und fand Platz im Erholungspark<br />

Marzahn. Nach dem Plan des<br />

Pekinger Instituts für klassische Gartenarchitektur<br />

entstand so <strong>der</strong> „Garten des wie<strong>der</strong>gewonnenen<br />

Mondes“ als Geschenk <strong>der</strong><br />

Stadt Peking an Berlin. Der gesamte Bau<br />

wurde von chinesischen Facharbeitern ausgeführt<br />

mit Materialien aus China. In 100<br />

Seecontainern wur<strong>den</strong> kostbare Hölzer, beson<strong>der</strong>e<br />

Steine und Felsen, Skulpturen und<br />

Möbel aus Peking nach Berlin gebracht.<br />

Es entstand ein Garten von beson<strong>der</strong>em<br />

Charme, in dem man sich ausruhen und innere<br />

Einkehr halten kann. Um einen 4.500<br />

qm großen See gruppieren sich die „Stube<br />

des heiteren Wetters“, <strong>der</strong> „Pavillon des ruhigen<br />

Mondscheins“, das Steinboot „Blick<br />

auf <strong>den</strong> Mond“, <strong>der</strong> Oktogonalpavillon und<br />

als Mittelpunkt natürlich das Teehaus „Berghaus<br />

z<strong>um</strong> Osmanthussaft“, wo man nach<br />

traditioneller Teezeremonie 40 verschie<strong>den</strong>e<br />

Teesorten genießen kann. Natürlich<br />

führen nur Bogenbrücken o<strong>der</strong> Zickzackbrücken<br />

über das Wasser - damit zwar Menschen,<br />

aber keine Dämonen hinübergehen<br />

können.<br />

Schöne Pflanzen, vor allem Magnolien, Koniferen<br />

und auch Bambus, nach chinesischer<br />

Art kombiniert, schmücken <strong>den</strong> Garten<br />

inmitten des Erholungsparks Marzahn.<br />

Berlin hat eine Attraktion mehr.<br />

Auskünfte erteilt:<br />

Grün-Berlin<br />

Sangerhauser Weg 1 · 12685 Berlin<br />

Tel.: 030/54 6980<br />

www.gruen-berlin.de


Werner Vogel<br />

Noch einmal: Faszination Jiuzhaigou<br />

Der Bericht im letzten Bambus-Journal<br />

über <strong>den</strong> Nationalpark Jiuzhaigou hat eine<br />

solche Welle von Anfragen, Anrufen<br />

und Faxen ausgelöst, dass ich wohl<br />

nochmals darauf eingehen muss. Ich selbst<br />

habe dieses Tal noch nicht besucht, bin<br />

aber mit einem chinesischen Stu<strong>den</strong>ten befreundet,<br />

<strong>der</strong> hier in Europa studiert und<br />

Sohn eines Direktors des forstbotanischen<br />

Instituts in Tschengdu (Chengdu) ist.<br />

Viele Bambusfreunde sind daran interessiert,<br />

das Tal zu besuchen. Jiuzhaigou liegt<br />

im Nordwesten Szechuans, an <strong>der</strong> Grenze<br />

zu Gansu. Zu erreichen so: Flug nach<br />

Tschengdu o<strong>der</strong> Chengdu, <strong>der</strong> Millionenhaupstadt<br />

von Szechuan. Hier befindet<br />

sich <strong>der</strong> Sitz <strong>der</strong> Verwaltung des forstbotanischen<br />

Instituts, das von <strong>der</strong> UNESCO mit<br />

<strong>der</strong> Beaufsichtigung und Verwaltung des<br />

Jiuzhaigou-Tales beauftragt wurde.<br />

Von Tschengdu (Chengdu) führt <strong>der</strong> kürzeste<br />

Weg z<strong>um</strong> Nationalpark durch das Tal<br />

des Ming - am besten mit einem Geländewagen.<br />

500 Kilometer Straße mit Makadam-<br />

o<strong>der</strong> Kiesbelag, voller Löcher und mit<br />

vielen Verschüttungen. Zwei Tage dauert<br />

die Fahrt mindestens, übernachten kann<br />

man in Songpan.<br />

Jiuzhaigou bedeutet „das Tal <strong>der</strong> neun<br />

Dörfer“. Bei diesen neun Dörfern handelt<br />

es sich <strong>um</strong> tibetanische Ansiedlungen, die<br />

sich entlang <strong>der</strong> Straße ziehen. Wann die<br />

Tibeter sich dort ansiedelten ist nicht bekannt.<br />

Diese ethnische Min<strong>der</strong>heit hält an<br />

ihren alten Traditionen, Kleidungen, Sitten<br />

und Gebräuchen fest. So wei<strong>den</strong> auch heute<br />

noch ihre Yacks und Wildziegen überall<br />

im Tal. In ihren Ansiedlungen können Touristen<br />

unterkommen und verpflegt wer<strong>den</strong>.<br />

In <strong>den</strong> vergangenen fünf Jahren entstan<strong>den</strong><br />

im Tal drei forstbotanische Gärten.<br />

Hier wer<strong>den</strong> Pflanzen des Jiuzhaigou-<br />

Tales gesammelt, aufgeschult und, wenn<br />

möglich, vermehrt. Außerdem gibt es eine<br />

Zuchtanstalt für chinesische Riesensalaman<strong>der</strong>,<br />

die unter strengstem Schutz<br />

und auf <strong>der</strong> Roten Liste <strong>der</strong> bedrohten<br />

Arten ganz oben stehen.<br />

Da es sich <strong>um</strong> ein vollständig geschlossenes<br />

Hochtal handelt, rings<strong>um</strong> von 5.000<br />

bis 6.000 m hohen Bergen eingeschlossen,<br />

ist das Tal quasi endemisch. Für Naturforscher,<br />

welche die Genehmigung z<strong>um</strong><br />

Sammeln erhalten, das reinste Wun<strong>der</strong>.<br />

Die tieferen Lagen sind klimatisch mediterran,<br />

fast subtropisch, während in <strong>den</strong><br />

höheren Regionen bei 3.000 m die Temperaturen<br />

frostig, dicke Schneelagen normal<br />

sind.<br />

Nach Angaben von chinesischen Forschern<br />

soll es in <strong>den</strong> fast undurchdringlichen<br />

Wäl<strong>der</strong>n hun<strong>der</strong>te kleiner Rinnsale<br />

und viele Seen geben. Für Zoologen sind<br />

die feuchten Nebentäler ein Eldorado mit<br />

ihren Amphibien, von <strong>den</strong>en viele noch unbekannt,<br />

alle aber geschützt sind.<br />

Beson<strong>der</strong>s interessant ist jedoch die Pflanzenwelt.<br />

Unser Mitglied Jos van <strong>der</strong> Palen<br />

schreibt in <strong>der</strong> „Gartenpraxis Nr. 9/2000“<br />

über die bisher dort gefun<strong>den</strong>en Bambusse.<br />

Einer <strong>der</strong> bekanntesten Seen im Tal<br />

heißt nicht <strong>um</strong>sonst Pfeil<strong>bambus</strong>-See.<br />

Diese neuen Bambusse sind für unsere Mitglie<strong>der</strong><br />

natürlich ein Objekt <strong>der</strong> Begierde.<br />

Nach unseren bisherigen Erkenntnissen<br />

rechnen wir mit etwas über 20 Sorten aus<br />

dem Jiuzhaigou-Tal, die in Europa schon<br />

kultiviert wer<strong>den</strong>. Die Pflanzen stammen<br />

meist aus h<strong>um</strong>osen, oft sogar feuchten<br />

Standorten. Nur aus <strong>den</strong> höheren Gebirgslagen<br />

kommen Pflanzen, die in<br />

Geröll- o<strong>der</strong> Kiesbö<strong>den</strong> gedeihen. Wir<br />

rechnen damit, dass die Jiuzhaigou-Sorten,<br />

o<strong>der</strong> besser „Standort-Sorten“ z<strong>um</strong><br />

riesigen Artenkreis <strong>der</strong> Nitida-Gruppe<br />

gehören. Es wird noch Jahre dauern, bis<br />

die neuen Bambusse aus dem Tal ihre wissenschaftlichen<br />

Namen erhalten haben.<br />

Eines jedoch steht jetzt schon fest: bei allen<br />

Jiuzhaigou-Bambussen handelt es sich<br />

<strong>um</strong> klein- bis kleinstblättrige Arten, alle<br />

horstig wachsend, öfters allerdings ungewohnt<br />

weit sich ausbreitend. Die meisten<br />

sind starr hochragend, wenige buschig<br />

überhängend. Die Höhe variiert am Heimatstandort<br />

zwischen 1,50 und 4 Meter.<br />

Eine sehr feinblättrige Form wurde uns vor<br />

drei Jahren als Borinda microphylla geliefert.<br />

Dabei handelt es sich aber zweifellos<br />

<strong>um</strong> eine Jiuzhaigou-Pflanze. Sie ist sehr<br />

starr hochragend, die Halme sind dünn und<br />

gelb, die Blätter dicht und fein, an Chusqueen<br />

erinnernd. Diese Art ist bedingt winterhart<br />

und braucht unwahrscheinlich viel<br />

Wasser. Die Vermehrung ist bisher noch<br />

sehr schwierig.<br />

Ich meine, die Bambusse aus dem Jiuzhaigou<br />

könnten unsere kommen<strong>den</strong> Garten<strong>bambus</strong>se<br />

wer<strong>den</strong>, auch wenn es noch<br />

einige Jahre dauern wird, bis man sie im<br />

Handel bekommt.<br />

Und ganz z<strong>um</strong> Schluss: Im Laufe des Herbstes<br />

2000 wurde bei uns die Sorte Jiuzhaigou<br />

3 A z<strong>um</strong> schönsten Bambus erklärt. Es<br />

handelt sich <strong>um</strong> einen schönen zierlich und<br />

feinblättrigen Bambus. Die Halme wur<strong>den</strong><br />

tief dunkelrot und nach <strong>den</strong> ersten leichten<br />

Nachtfrösten nahmen auch die kleinen<br />

Blättchen diese dunkle Rotfärbung an. Die<br />

Blattunterseite ist blau-violett, die Oberseite<br />

dunkel rot-violett. Alle übrigen nitida-Arten<br />

bekamen gelbe Blätter.<br />

Kompetenz in Sachen Bambus<br />

Ihren wüchsigen Bambus<br />

fin<strong>den</strong> Sie bei uns!<br />

BAMBUSINSEL<br />

BAUMSCHULE<br />

Ihr Bambusteam<br />

Janssen<br />

Stöckheimer Straße 11<br />

50259 Pulheim<br />

Telefon 0 22 38 / 96 55 3-0<br />

Telefax 0 22 38 / 96 55 3-55<br />

19


Bill Hoag<br />

Unsere Nachbarn: EBS NL<br />

Begünstigt durch feucht-ozeanische klimatische<br />

Verhältnisse, ein hohes Maß an gärtnerischem<br />

Geschick und durch exzellente<br />

Kontakte und Verbindungen z<strong>um</strong> asiatischen<br />

Ra<strong>um</strong> ist die Holländische Sektion<br />

<strong>der</strong> EBS innovativ und wegführend. Ihre<br />

Mitglie<strong>der</strong> sind nicht selten für <strong>den</strong> Import<br />

ganz neuer und unbekannter Arten von<br />

Pflanzen verantwortlich und ganz beson<strong>der</strong>s<br />

von Bambusarten und an<strong>der</strong>er Raritäten.<br />

(Unsere nächste Bambusreise dahin<br />

wird deshalb beson<strong>der</strong>s interessant sein).<br />

EBS Ne<strong>der</strong>land hat zur Zeit 275 Mitglie<strong>der</strong>,<br />

Ten<strong>den</strong>z steigend. Vor einigen Tagen hat<br />

mir Wim Masmann, Secretary EBS NL gesagt,<br />

dass man sich jetzt überlegt, ob eine<br />

gemeinsame Sektion mit Belgien machbar<br />

wäre. Alles spricht dafür: Dieselbe Sprache<br />

(z<strong>um</strong>indest was <strong>den</strong> flämischen Teil Belgiens<br />

angeht), dasselbe Klima. Damit wäre<br />

diese Verbindung die zweitgrößte Sektion<br />

<strong>der</strong> EBS und sie würde auch gemeinsamer<br />

Gastgeber für <strong>den</strong> EBS-Kongress 2001<br />

sein, nachdem die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> schon<br />

1999 einen erfolgreichen EBS-Europakongress<br />

organisiert haben.<br />

Die EBS NL bringt viermal im Jahr „Bamboe“<br />

heraus, ein gut gemachtes Heft mit informativen<br />

Berichten über alle Aspekte des<br />

Bambus und seine Begleitpflanzen.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> Pim de Blaey<br />

Tel. 0032 / 7 25 02 18 80<br />

Sekretariat Wim Masman<br />

Boculoseweg 2<br />

7261 BJ Ruurlo<br />

Tel.: 00 32 / 5 73 45 14 65<br />

Fax: 573 45 26 65<br />

E-Mail wim-masman@ wxs.nl<br />

Gerhard Sieber<br />

Blüten im Winter: Hamamelis<br />

Wenn in unseren Regionen <strong>der</strong> Winter Einzug<br />

gehalten hat und <strong>der</strong> Gang in <strong>den</strong> Garten<br />

für eine Zeitlang nicht mehr so häufig<br />

stattfindet, beginnt die hohe Zeit <strong>der</strong><br />

winterblühen<strong>den</strong> Gehölze. Eine <strong>der</strong> schönsten<br />

Pflanzen für die weiße Jahreszeit ist<br />

für mich immer noch Hamamelis, die<br />

Zaubernuss. Die strauchartig wachsende<br />

Pflanzengruppe ist mit sechs Gattungen<br />

über Nordamerika und Ostasien verbreitet.<br />

Ihr beson<strong>der</strong>er Gartenwert liegt in <strong>der</strong> von<br />

Oktober bis April währen<strong>den</strong> Blütezeit.<br />

Zaubernüsse sind sommergrüne Sträucher<br />

o<strong>der</strong> kleine Bä<strong>um</strong>e, die in ihrem Aussehen<br />

etwas an unsere Haselnuss erinnern. Sie<br />

haben eine eigene Familie – die Hamamelidaceae.<br />

In unsere Gärten gepflanzt erreichen<br />

sie eine maximale Höhe von 4 m,<br />

an <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> so gut wie keine Ansprüche<br />

gestellt. Ideal wären neutrale bis<br />

leicht saure mittelschwere bis schwere Bö<strong>den</strong><br />

mit gutem Wasserabzug. Der Standort<br />

sollte sonnig bis halbschattig sein. Wegen<br />

ihres lockeren und malerischen etwas<br />

trichterförmigen Wuchses sollten Hamamelis<br />

im Garten eine Einzelstellung<br />

bekommen. Um die leuchten<strong>den</strong> Farben,<br />

<strong>den</strong> im Freien ka<strong>um</strong> wahrnehmbaren<br />

süßlichen Duft und die abson<strong>der</strong>liche Form<br />

<strong>der</strong> Blüte voll zur Wirkung zu bringen, sollten<br />

sie so dicht wie möglich ans Wohnzimmerfenster<br />

gepflanzt wer<strong>den</strong>. Bei<br />

Hamamelis lassen sich, ähnlich wie bei<br />

unseren Kirschen, knospige Zweige ohne<br />

Probleme in <strong>der</strong> Vase vortreiben. Zusammengerollte<br />

Blüten vertragen ohne<br />

Scha<strong>den</strong> bis ca. -15° C. Nach <strong>der</strong> Blüte setzen<br />

alle Arten und Sorten zapfenähnliche<br />

Früchte an, die erst im nächsten Jahr reifen.<br />

Sie platzen dann auf und schleu<strong>der</strong>n<br />

die Samen bis zu 4 m weit weg. Zaubernüsse<br />

zeichnen sich durch eine hohe<br />

Industriefestigkeit aus und bereichern<br />

sicherlich nicht nur <strong>den</strong> Japangarten.<br />

Mit <strong>der</strong> Blüte beginnt bei uns Hamamelis<br />

virginiana, die aus dem östlichen Nordamerika<br />

kommende Art. Sie blüht im Spätherbst<br />

von Oktober bis November. Außer<br />

Über 40 winterharte Bambusarten<br />

vom Zwerg- bis z<strong>um</strong> Riesen<strong>bambus</strong>.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Do., Fr. 14 – 18 Uhr, Sa. 9 – 18 Uhr<br />

1. März – 30. Oktober<br />

Beratung und Verkauf nach tel. Vereinbarung auch zu an<strong>der</strong>en Zeiten<br />

Waldhofstraße 69a · 63073 Offenbach-Bieber<br />

Tel. und Fax 0 69 / 89 39 83<br />

ihrem starken strengen Duft fällt die hellgelbe<br />

Blüte nur wenig auf. Die Pflanze steht<br />

zu dieser Zeit noch in <strong>der</strong> gelben Herbstfärbung<br />

und beginnt mit dem Laubfall.<br />

Die für unsere Gärten wohl schönste Art<br />

kommt aus China, Hamamelis mollis. Ihre<br />

Blüten erscheinen im Februar/März, sind<br />

duftend und goldgelb. Die Blütenblätter<br />

sind nicht gerollt, son<strong>der</strong>n gerade und bis<br />

3 cm lang. Die Herbstfärbung ist goldgelb.<br />

Eine sehr wertvolle Art.<br />

Aus Japan kommt Hamamelis japonica.<br />

Die dort bis 10 m hoch wer<strong>den</strong>de Art blüht<br />

von Januar bis März dunkelgelb mit ca.<br />

2 cm langen Blütenblättern. Die in unseren<br />

Ba<strong>um</strong>schulen nicht so häufig anzutreffende<br />

Art ist aufg<strong>rund</strong> ihrer prächtig roten<br />

Herbstfärbung ebenfalls ein wertvolles<br />

Solitärgehölz.<br />

Hamamelis vernalis kommt aus <strong>den</strong> südlichen<br />

USA. Dieser nur bis 2 m hoch wer<strong>den</strong>de<br />

ausläufertreibende Strauch hat die<br />

kleinsten Blüten, nur 1-2 cm lang. Der Duft<br />

ist sehr fein, Blütezeit von Januar bis März,<br />

Herbstfärbung kräftig orange.<br />

Außer diesen vier Arten gibt es noch viele<br />

Gartenformen in verschie<strong>den</strong>en Gelbtönen,<br />

orangefarbene, ja sogar rote<br />

Zaubernüsse sind im Handel. Um eine<br />

beson<strong>der</strong>s schöne Wirkung zu erzielen,<br />

sollte man gelb und rot blühende Sorten<br />

zusammensetzen.<br />

20


Gerhard Sieber<br />

Reise in Gärten und Parks <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande und Belgiens<br />

Von Freitag, <strong>den</strong> 27. April bis einschließlich<br />

Montag, <strong>den</strong> 30. April 2001 führt die<br />

nächste Reise <strong>der</strong> EBS-D in hochinteressante<br />

Gärten, Parks und Gärtnereien <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>lande und Belgiens.<br />

Am ersten Tag treffen wir uns zu gewohnter<br />

Zeit <strong>um</strong> 6 Uhr in Gründau und besteigen<br />

<strong>den</strong> bequemen Fernreisebus. Unser<br />

erstes Ziel wird <strong>der</strong> Terrassengarten des<br />

Klosters Kamp bei Düsseldorf sein. Dieser<br />

Garten, <strong>der</strong> vor 300 Jahren entstand,<br />

wird das Sanssouci des Nie<strong>der</strong>rheins<br />

genannt. Es geht weiter über Venlo<br />

Richtung Eindhoven in <strong>den</strong> Bambusgarten<br />

Kimmei von Jos van <strong>der</strong><br />

Palen. Wir wer<strong>den</strong> dort schon die erste<br />

Möglichkeit z<strong>um</strong> Kauf von Bambus bekommen.<br />

Am späten Nachmittag wer<strong>den</strong><br />

wir unser 4-Sterne-Hotel anfahren und<br />

<strong>den</strong> Tag ausklingen lassen.<br />

Der zweite Tag wird uns in <strong>den</strong> hohen Nor<strong>den</strong><br />

nach Groningen in Hortus Haren mit<br />

dem Chinesischen Garten bringen. Er wurde<br />

detailgetreu dem Garten und <strong>den</strong> Wohngebäu<strong>den</strong><br />

eines wohlhaben<strong>den</strong> chinesischen<br />

Beamten aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

nachgebildet. Er ist in Europa einmalig.<br />

Dazu gehört ein einzigartiger Bambusgarten.<br />

Es besteht danach die Möglichkeit, <strong>den</strong><br />

angrenzen<strong>den</strong> Bot. Garten zu besichtigen.<br />

Im Anschluss wer<strong>den</strong> wir uns in Nijmegen<br />

die Gärten von Appeltern ansehen. Für<br />

je<strong>den</strong> <strong>der</strong> seinen Garten <strong>um</strong>- bzw. neugestalten<br />

möchte sind die ca. 140 Mustergärten<br />

ein Muss. Sollte die Zeit noch ausreichen,<br />

wer<strong>den</strong> wir uns Burgers Zoo in<br />

Arnheim ansehen, wo in zwei Themenhallen<br />

naturgetreu Busch und Wüste mit<br />

tausen<strong>den</strong> von Pflanzen und Tieren vorkommen;<br />

dazu ein klassischer Zoo.<br />

Am dritten Tag wird <strong>der</strong> Bambuspark<br />

Schellinkhout besucht, wo es viele Bambusarten<br />

zu besichtigen und zu kaufen gibt.<br />

Danach wer<strong>den</strong> wir in <strong>der</strong> Boskooper Region<br />

ein bis zwei Spezialitäten-Ba<strong>um</strong>schulen<br />

aufsuchen.<br />

Der vierte und letzte Tag wird uns nach Belgien<br />

in das Arboret<strong>um</strong> Kalmthout führen,<br />

wir wer<strong>den</strong> von dem riesigen Angebot an<br />

seltenen Hamamelis, Ahorn, Zierkirschen<br />

und Koniferen von Jelena de Bel<strong>der</strong> begeistert<br />

sein. Der Japanische Garten in<br />

Hasselt schließt daran an. In ihm soll japanische<br />

Kultur des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts authentisch<br />

vermittelt wer<strong>den</strong>. Hasselt hat<br />

gemeinsam mit <strong>der</strong> japanischen Stadt<br />

Itami 1992 diesen Garten angelegt. Sollte<br />

noch Zeit sein wer<strong>den</strong> wir dem Park Paradiso<br />

mit seinen prachtvollen Orchideengärten<br />

und <strong>der</strong> größten Voliere Europas<br />

mit mehreren hun<strong>der</strong>t Vogelarten<br />

noch einen Besuch abstatten. Danach geht<br />

es über Aachen nach Hause, wo wir gegen<br />

22 Uhr ankommen wer<strong>den</strong>.<br />

Der Preis beträgt pro Person:<br />

DM 695,– im Doppelzimmer<br />

DM 145,– Zuschlag im Einzelzimmer.<br />

Das Leistungspaket beinhaltet für Sie<br />

die Fahrt im mo<strong>der</strong>nen Fernreisebus<br />

(Doppelstock mit Sitzgruppen unten),<br />

Bordservice-Angebote, Servicepersonal<br />

Roswitha Leistenschläger und unser altbewährter<br />

Fahrer Joachim Jaschinski, drei<br />

Übernachtungen im 4-Sterne-Hotel Pierre<br />

(Best Western) mit dreimal reichhaltigem<br />

Frühstücksbuffet und dreimal Abendessen.<br />

Alle Zimmer sind ausgestattet mit<br />

Bad o<strong>der</strong> Dusche/WC, TV, Radio und Telefon.<br />

Mel<strong>den</strong> Sie sich auf <strong>der</strong> beiliegen<strong>den</strong> Karte<br />

rechtzeitig an. Wir fahren nur mit einem<br />

Bus. Alle Mitreisen<strong>den</strong> bekommen rechtzeitig<br />

vor Antritt <strong>der</strong> Reise noch detaillierte<br />

Informationen über die einzelnen Stationen.<br />

Es besteht auch die Möglichkeit<br />

eines Zustieges im Köln-Bonner Ra<strong>um</strong>.<br />

Reinhard Trautmann<br />

Ein Riese von Musa basjoo<br />

Im Bambusjournal 3/1999 wur<strong>den</strong> in<br />

einem ausführlichen Artikel Bananen vorgestellt,<br />

die bei uns im Freien überwintern können.<br />

Ich möchte <strong>den</strong> Lesern heute ein ganz<br />

außergewöhnliches Exemplar von Musa basjoo<br />

vorstellen, das ich am östlichen Stadtrand<br />

von Köln, an <strong>der</strong> Grenze z<strong>um</strong> Bergischen<br />

Land, entdeckt habe.<br />

Hier an <strong>der</strong> Terrasse von Gabi und Heinz<br />

Klein zieht die abgebildete Prachtpflanze die<br />

Blicke staunen<strong>der</strong> Besucher auf sich. Sogar<br />

Freunde ihrer Kin<strong>der</strong>, sonst als Angehörige<br />

<strong>der</strong> Computergeneration Naturphänomenen<br />

eher gleichgültig gegenüberstehend,<br />

äußerten sich anerkennend. Dabei hatte alles<br />

recht unspektakulär begonnen. Im Sommerurlaub<br />

1996 entdeckten Gabi und Heinz<br />

Klein auf einem Markt am Gardasee <strong>den</strong><br />

40 cm hohen in feuchtes Papier eingewickelten<br />

Stamm einer Bananenpflanze. Für<br />

15 DM erworben und frisch eingetopft, trat<br />

sie die lange Reise nach Köln an. Auf Empfehlung<br />

des italienischen Gärtners wurde sie<br />

dort in reinen Sand (?!) gepflanzt. Gleich im<br />

ersten Winter hatte sie ihre Feuerprobe zu<br />

bestehen: Während die Gartenbesitzer im<br />

Urlaub weilten, musste die kleine Basjoo minus<br />

18° C und 16 Eistage fast ungeschützt<br />

überstehen, <strong>den</strong>n die Plastikabdeckung über<br />

<strong>der</strong> dünnen Laubdecke war verweht. Umso<br />

erstaunlicher, dass zwischen diesem Ereignis<br />

und dem im September 2000 aufgenommenen<br />

Foto keine vier Jahre verstrichen sind.<br />

Selten habe ich eine Bananenpflanze von so<br />

auffallen<strong>der</strong> Schönheit gesehen, auch nicht<br />

im Sü<strong>den</strong>. Ihre Wuchseigenschaften brauchen<br />

sich hinter <strong>den</strong>en des Bambus keinesfalls<br />

zu verstecken, und für Gabi und Heinz<br />

Klein ist <strong>der</strong> Bambus nur eine Begleitpflanze<br />

ihrer Musa – es kommt eben alles auf <strong>den</strong><br />

Blickwinkel an.<br />

21


Ein Riese von Musa Basjoo: Gabi und Heinz Klein mit ihrer Bananenpflanze<br />

Foto: Reinhard Trautmann<br />

Klaus-Peter Sieber<br />

Chimono<strong>bambus</strong>a marmorea<br />

Als Liebhaber kleinblättriger Bambusse legte<br />

ich mir vor Jahren eine Pflanze von Chimono<strong>bambus</strong>a<br />

marmorea zu. Ich war fasziniert vom<br />

dichten und überhängen<strong>den</strong> Wuchs dieser noch<br />

verhältnismäßíg neuen Art auf unserem Kontinent.<br />

Auch beeindruckt mich seitdem, dass<br />

diese Pflanze noch sehr spät (teilweise noch im<br />

November) neue Halme bildet, die sich ähnlich<br />

Fargesia erst im nächsten Jahr verzweigen. Die<br />

sehr intensiv marmorierten Halmschei<strong>den</strong><br />

stehen in starkem Kontrast zu <strong>den</strong> frischgrünen<br />

Blättern, ebenfalls sind die Nodien stark tellerartig<br />

ausgebildet. Die Pflanze selbst, vor allem<br />

die frischen Halme, sind nicht immer frosthart,<br />

es empfiehlt sich, im Wurzelbereich Laub aufzuschütten<br />

und bei starken Frösten die Pflanze<br />

mit Vlies abzudecken. In meinem Garten steht<br />

Chimono<strong>bambus</strong>a marmorea geschützt im<br />

Halbschatten zwischen Stau<strong>den</strong> und Koniferen.<br />

Die Pflanze hat die letzten Winter ohne<br />

nennenswerte Schä<strong>den</strong> überstan<strong>den</strong>, sie steht<br />

jetzt im vierten Jahr und hat eine Höhe von<br />

1,80m erreicht. Der Ausbreitungsdrang allerdings<br />

ist beeindruckend. Da sie ohne Rhizomsperre<br />

gepflanzt wurde, benötigt sie zwischenzeitlich<br />

8 bis 10 Quadratmeter an Fläche. Aber<br />

sie ist, wie auch die Sorte „Variegata“ mit weiß<br />

gestreiften Blättern, eine Bereicherung des<br />

Bambus-Sortiments.<br />

22<br />

Daten zu Chimono<strong>bambus</strong>a marmorea<br />

Vorkommen: Japan, Insel Honsu<br />

Wuchsform: Sehr dicht und buschig wachsend,<br />

ältere Halme immer überhängend<br />

Höhe: bis 2m, ältere Pflanzen teilweise bis 3m<br />

Ausbreitung: Ausläuferbil<strong>den</strong>d, z<strong>um</strong> Teil sehr<br />

weit vom eigentlichen Standort fortlaufend<br />

Halm: Die Halme bil<strong>den</strong> sich im Herbst und die<br />

Verzweigung beginnt im folgen<strong>den</strong> Frühjahr<br />

von <strong>der</strong> Spitze (insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Form Variegata).<br />

Die Halmfarbe ist grün, an sonnigem<br />

Standort wird sie rot, bis 1cm Durchmesser<br />

Halmscheide: braun marmorierte Halmschei<strong>den</strong>,<br />

daher <strong>der</strong> botanische Name. Durch<br />

das lange Anhaften <strong>der</strong> Halmschei<strong>den</strong> sehr dekorativ.<br />

Am Schei<strong>den</strong>ring ein Kranz brauner<br />

Haare<br />

Blatt: leuchtend hellgrünes Blattwerk, sehr<br />

dicht, 10-12 cm lang und bis 1.5 cm breit<br />

Winterhärte: bei diesem sehr schönen Bambus<br />

lei<strong>der</strong> nicht immer ausreichend, die jungen, im<br />

Herbst entwickelten Halme können bei längerem<br />

Frost geschädigt wer<strong>den</strong><br />

Standort: sonnig bis halbschattig, bevorzugt<br />

lockere und frische Bö<strong>den</strong><br />

Gärtnerische Verwendung: als kleiner Solitär,<br />

Flächenbegrüner, an Teich und Bachläufen,<br />

auch als Topfpflanze für Wintergärten geeignet.<br />

Im Freiland nur für geschützte Standorte.<br />

Foto: Silvia Sieber


Leserbrief<br />

Wer kennt die Namen?<br />

Wann kann man <strong>den</strong> Namen einer<br />

Bambuspflanze bestimmen? In meinem<br />

Garten stehen mehr als ein Dutzend<br />

prächtig wachsen<strong>der</strong> Bambusse aller gängiger<br />

Arten und ihre Namen kenne ich auswendig.<br />

Aber einige stehen da auch und<br />

ihre Namen sind ein Rätsel. Für einen<br />

Bestimmungsversuch nach einem Buch<br />

sind sie noch zu klein.<br />

Während eines Mallorcaurlaubes entdeckten<br />

meine Tochter und ich eine aufgegebene<br />

Finca mit Zitronen-, Apfelsinenund<br />

Avocadobä<strong>um</strong>en. Neben einem zertrümmerten<br />

Gewächshaus stand ein<br />

großer Horst mit 4 cm dicken, 5 m hohen<br />

Bambushalmen. Auch einen verrosteten<br />

Spaten hatte <strong>der</strong> Besitzer dagelassen und<br />

wir gruben mit viel Mühe einige Rhizome<br />

aus. In einem kleinen Privatzoo sahen wir<br />

später Bambus, dessen Halme noch dicker<br />

und höher waren. Und auf einem<br />

Komposthaufen dort fan<strong>den</strong> wir weitere<br />

Wurzeln und Rhizome und nahmen sie mit.<br />

Zuhause in die Erde gebracht kamen im<br />

nächsten Jahr einige etwa 50 cm hohe<br />

dünne Halme heraus und im Jahr darauf –<br />

nach einem Umpflanzen in größerem Abstand<br />

– zahlreiche Halme bis 150 cm<br />

Höhe. Im nächsten Jahr wer<strong>den</strong> es noch<br />

mehr und noch größere sein – wann kann<br />

ich herausfin<strong>den</strong>, was ich da mitgebracht<br />

habe?<br />

Vielleicht kann mir ein EBS-Mitglied da<br />

weiterhelfen?<br />

Noch etwas an<strong>der</strong>es ist mir aufgefallen,<br />

was nicht mit dem übereinstimmt, was ich<br />

in alten Jahrgängen des Bambusbriefes gelernt<br />

habe. Samen von Fargesia murielae,<br />

so man sie haben sollte, keimen nur wenige<br />

Wochen lang. Aber: In diesem Sommer<br />

habe ich dort, wo ich vor fünf Jahren die<br />

gestorbene Fargesia murielae ausgegraben<br />

habe, ein 7 cm hohes Bambuspflänzchen<br />

gefun<strong>den</strong> und natürlich sofort <strong>um</strong>gepflanzt<br />

und ins Gewächshaus gestellt. Sind die Samen<br />

also doch länger keimfähig und wie<br />

heißt das Pflänzchen, wenn es groß wer<strong>den</strong><br />

sollte?<br />

Kurt Gunkel<br />

Ringstraße 70<br />

21218 Seevetal<br />

Neues Buch über die Yuccas<br />

Das Buch für alle Yucca-Fans ist jetzt da,<br />

lei<strong>der</strong> nur in englischer Sprache, aber mit<br />

einer 21-seitigen deutschen Zusammenfassung.<br />

190 farbige Abbildungen, davon<br />

herrliche farbige Standortfotos sind auch<br />

mit englischen Untertiteln verständlich.<br />

Der Autor Fritz Hochstätter bereist seit<br />

20 Jahren die natürlichen Heimatgebiete<br />

<strong>der</strong> Yuccas und lebt einen Großteil des<br />

Jahres in Mo<strong>den</strong>a im Staate Utha / USA.<br />

Sein Werk ist wissenschaftlich sehr korrekt<br />

und weltweit <strong>der</strong>zeit sicherlich die<br />

N<strong>um</strong>ero 1 in Sachen Palmlilien. Für <strong>den</strong><br />

Garten- und Pflanzenfreund ist es wegen<br />

<strong>der</strong> vielen bisher unbekannten und frostharten<br />

gartentauglichen Arten und Sorten<br />

äußerst interessant, für <strong>den</strong> Liebhaber von<br />

Succulenten und Steingärten nahezu ein<br />

Muss.<br />

Yucca I in the Southwest and Midwest of<br />

the USA and Canada, 265 Hochglanz-<br />

Seiten, DM 165,00.<br />

Erschienen bei <strong>der</strong> Druckbild-GmbH<br />

Titisee-Neustadt<br />

Termine<br />

01. bis 04. Februar 2001<br />

Pflanzenmesse (Essen)<br />

Eine für Interessenten in Sachen Bambus<br />

beson<strong>der</strong>s interessante Messe. Unter an<strong>der</strong>em<br />

mit elf Bambus-Ausstellern aus<br />

Deutschland, <strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong>, Belgien,<br />

Frankreich, Italien, England und Costa<br />

Rica.<br />

27. bis 30. April 2001<br />

Bambusreise (Nie<strong>der</strong>lande & Belgien)<br />

Reise zu hochinteressanten Gärten in <strong>den</strong><br />

Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong> und Belgien. Nähere Informationen<br />

auf Seite 5 dieser Ausgabe.<br />

Wichtige Adressen<br />

Leitung <strong>der</strong> EBS<br />

Gerhard Sieber<br />

Schloßstraße 10<br />

65439 Flörsheim-Weilbach<br />

Telefon (0 61 45) 3 14 06<br />

eMail: Gerd.Sieber@<strong>bambus</strong>-deutschland.de<br />

Internationale Kontakte<br />

Wolfgang Eberts<br />

Saarstraße 3-5<br />

76532 Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong><br />

Telefon (0 72 21) 5 07 40<br />

eMail: Wolfgang.Eberts@<strong>bambus</strong>-deutschland.de<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Albrecht Weiß<br />

Im Mundklingen 1<br />

64342 Seeheim-Jugenheim<br />

Telefon (0 62 57) 8 16 42<br />

Bambus-Videothek<br />

Gerd Zimmer<br />

Eisenbahnstraße 17<br />

66333 Völklingen<br />

Telefon (0 61 32) 7 62 88<br />

Bambus-Kunst + Kultur<br />

Hans Peter Bethke<br />

Hauptstraße 5<br />

04895 Saxdorf<br />

Telefon + Fax (03 53 41) 21 52<br />

Kontaktstelle Ost<br />

Wolfgang Riede<br />

Wilhelm-Pitt-Weg 17<br />

07749 Jena<br />

Telefon (0 36 41) 44 52 39<br />

Telefax (0 36 41) 60 69 35<br />

eMail: Gartengest.Riede@t-online.de<br />

23


Foto: Michael Davo<br />

BAMBUSCENTRUM DEUTSCHLAND<br />

Ba<strong>um</strong>schule<br />

Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong><br />

Telefon +49 (0) 72 21 / 50 74 - 0 · Telefax +49 (0) 72 21 / 50 74 - 80<br />

www.<strong>bambus</strong>.de

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