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Text - BAG-KJP

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PED-Preis 2009 – Projektarbeit „Eltern im Dialog“ – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

Helga Koss & Olaf Neumann<br />

<strong>Text</strong> der Videopräsentation<br />

Hallo Olaf,<br />

schöne Idee von Dir, mich in Wort und Bild mitzunehmen. So bin ich ein bisschen mehr dabei,<br />

wenn wir diesen erfreulichen Preis einholen.<br />

Olaf Neumann und ich, Helga Koss, stellen das Projekt "Eltern im Dialog" vor.<br />

Ich erzähle von der Geschichte und vom Verlauf, Olaf wird die Rahmenbedingungen darstellen,<br />

seine Sicht hinzufügen und ggf. für Fragen zur Verfügung stehen.<br />

Vor mehr als 25 Jahren hospitierte ich 3 Monate während meiner sozialpsychiatrischen<br />

Zusatzausbildung, wie der Vorläufer der Fachpflege hieß, in der <strong>KJP</strong> im ZK Bremen Ost. Der<br />

Arbeitsalltag weckte in mir den Wunsch, einmal in diesem Bereich zu arbeiten. Die Kinder und<br />

Jugendlichen berührten mich, der Kontakt zu den Eltern erschien mir wichtig und als<br />

Herausforderung.<br />

Vor ca. 15 Jahren war es dann soweit. Die Arbeit in der <strong>KJP</strong> des Universitätsklinikum Eppendorf<br />

begann. Der Kontakt zu den Eltern war eher ein Stiefkind gewesen, beschränkte sich auf Tür und<br />

Angelkontakte und wurde in krisenhaften Situationen intensiviert. Nicht immer gelang und gelingt<br />

die Teilnahme an Familiengesprächen.<br />

Eine sich fortbildende Kollegin hatte sich die Arbeit mit den Eltern auf die Fahne geschrieben und<br />

ein handfestes Konzept erstellt. Der (hospitierende) Kontakt zur bestehenden Angehörigengruppe<br />

ließ die Hoffnung auf gute Beteiligung schrumpfen.<br />

So wurde dieses überstationäre Angebot dann auch kaum von den Eltern angenommen, ohne<br />

dass sich ergründen ließ, woran es lag.<br />

Beim Stöbern im Internet stieß ich auf eine Form der Arbeit mit den Eltern, die mich sehr ansprach.<br />

"Eltern Stärken" heißt das Konzept und Begegnung auf Augenhöhe ist die Devise.<br />

Ressourcenorientierung wird in den Mittelpunkt gestellt. Wie unbehaglich fühlte ich mich in der<br />

Position des vermeintlichen Besserwissers und wie angenehm war diese Aussicht. Alle Teilnehmer<br />

sind gleich wichtig.<br />

Die Weiterbildung passierte in der Form, wie ich mich den Elternabenden stellen würde. Im Dialog,<br />

ohne doppelten Boden, schöpfend aus den eigenen Erfahrungen, gehalten und inspiriert durch die<br />

Dialogregeln, einem Thema, Impulsfragen und einem dreiteiligen Ablauf. Der<br />

Vorstellung/Aufwärmrunde, in der auch die Reste vom letzten Mal einen Platz haben, der<br />

Dialogrunde mit den Impulsfragen zum Thema und einer Geschichte zur Einstimmung und der<br />

Abschlussrunde, die eine Sicht aus der Metaebene auf den Abend beinhaltet.<br />

Völlig ungewohnt war es, keine direkte Rückmeldung zu erhalten. Überraschend war die Nähe, die<br />

entstand. Eindrucksvoll war der Stimmungswandel, wenn der Dialog in die Diskussion kippte.<br />

Und wirklich überzeugend zeigte sich das Konzept, als wir werdenden Dialogbegleiter in der<br />

Dialogwerkstatt das Ruder übernahmen. Die erwarteten "Anfängerrunden" gab es nicht. Wie<br />

erlebten weiterhin die Dialogrunden auf dem kennen gelernten Niveau.


Es kostete einigen Mut und viel Vorarbeit, das Konzept in unseren Arbeitsalltag zu integrieren. Und<br />

gleich beim ersten Abend wurden wir auf eine harte Probe gestellt, als ein Teilnehmer in der<br />

Anfangsrunde erklärte, das sei nichts für ihn und die Veranstaltung verließ. Der Dialog begann. Es<br />

gab ein für und wieder, jeder sprach von sich und als alles gesagt war, kamen wir zur<br />

Vorstellungsrunde zurück.<br />

Nach dem Verlesen einer Geschichte zur Einstimmung auf das Thema wird die Klangschale<br />

angeschlagen und der Dialog ist eröffnet. Auf einem Flipchart sind die 3-4 Impulsfragen zu sehen,<br />

die in den Abend einfließen. Bei der Vorbereitung der Fragen wird die Ressourcenorientierung im<br />

Blick behalten. Jeder, der etwas sagen möchte, nimmt den Stein aus der Mitte und hat das Wort.<br />

Auf das Wörtchen man wird verzichtet, so kommt kein Plauderton auf. Die Beiträge sind<br />

persönlich, eigene Erfahrungen, Ein- und Ansichten finden Raum. Auch haben alle Emotionen<br />

Platz und dürfen sein. Die Atmosphäre ist getragen von Ehrlichkeit und Nähe. Radikaler Respekt<br />

wird gefordert und Ansichten werden in der Schwebe gehalten.<br />

Niemand nimmt direkten Bezug auf den anderen, wohl aber dürfen Fragen in den Raum gestellt<br />

werden. Im Verlauf des Abends, der ca. 2 Stunden dauert, kann sich ein Thema für den nächsten<br />

Elternabend herauskristallisieren. Raum und Zeit zu haben, um eine gemeinsames Thema zu<br />

vertiefen, erlebe ich als ein ganz besondere Qualität. Auch in der Abschlussrunde, wo jeder noch<br />

einmal auf den Dialog schaut und seine momentane Befindlichkeit z.B. symbolisch in einem<br />

Theaterbild markiert, kann ein Thema fürs nächste Mal gefunden werden. Die Eltern im Dialog<br />

Abende unterstützen die Selbstreflexion und lassen die Eltern erfahren, dass sie nicht allein in<br />

ihrer Situation sind.<br />

Insgesamt wurde der Eltern im Dialog Abend gut angenommen. Es war keine Seltenheit, dass von<br />

zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen ein und beide Elternteile teilnehmen. Es kam auch vor,<br />

dass ehemalige Eltern teilnahmen und die Abende mit ihren Erfahrungen bereicherten. Auch<br />

mussten wir, wenn sich nicht mehr als drei Eltern verbindlich angemeldet hatten, den Abend<br />

absagen. So entschieden wir, die Frequenz von 14tägig auf 4wöchentlich zu verändern.<br />

Auch hat so ein weiteres Angebot, die Kind Elterngruppe im Wechsel, einen guten Platz gefunden.<br />

Sehr hoch im Kurs steht der Eltern im Dialog Abend im Ansehen der Kinder und Jugendlichen.<br />

Überwiegend freuen sie sich über die Teilnahme der Eltern und schauen mit Interesse auf die<br />

Vorbereitungen.<br />

Eine Chance hatte das Angebot jedoch nur mit der tatkräftigen Unterstützung durch dich, Olaf.<br />

Dass du dich als Teamleitung zurücknehmen kannst, dich im Bedarfsfall sogar von mir auf die<br />

Dialogregeln hinweisen lässt und gleichzeitig vollen Einsatz zeigst, indem du dich mit deinen<br />

persönlichen Erfahrungen, auch oder ganz besonders als Vater, beteiligst, hat diese Form der<br />

Arbeit mit entstehen lassen.<br />

Mein Dank geht natürlich auch an Johannes Schopp und Jana Wehner, die durch ihr Konzept<br />

"Eltern stärken" den Dialog auf meinen Arbeitsalltag zugeschnitten haben.<br />

Lohnenswert finde ich nach wie vor die Gedanken an ein überstationäres Angebot. Die mögliche<br />

Teilnehmerzahl ist zur Zeit eine relativ kleine. Und der Dialog, der lebt von der Vielfalt.<br />

September 2009<br />

Helga Koss

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