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Weitere Informationen zur LRS-Therapie nach Kossow

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Heidemarie Hoffmann<br />

Zur <strong>LRS</strong> -<strong>Therapie</strong> <strong>nach</strong> <strong>Kossow</strong><br />

Über 30 Jahre durfte ich an der Seite von <strong>Kossow</strong> arbeiten und insofern auch die<br />

Entwicklung seines <strong>Therapie</strong>konzeptes Anfang der 70-iger Jahre in der Praxis erleben und<br />

umsetzen. Sein Anliegen war es, Kindern schon bei ersten Anzeichen von Schwierigkeiten<br />

im Erwerb der Schriftsprache gezielte Hilfestellung zu geben. <strong>Kossow</strong> unterstreicht, dass „die<br />

Hauptform der Bekämpfung der <strong>LRS</strong> in der rechtzeitigen Vermeidung ihres Entstehens<br />

besteht“.<br />

Dazu aufgerufen sind insbesondere Lehrkräfte, aber auch Eltern. Für den <strong>Therapie</strong>verlauf<br />

spielt das Verhalten des Therapeuten oft eine bedeutende Rolle. Kinder - und gerade Kinder<br />

- in der Notsituation sind sehr sensibel. Körpersprache verrät alles.<br />

<strong>Kossow</strong> wendet sich genau aus dem Grunde – bevor die eigentliche Arbeit an der Korrektur<br />

der Schriftsprache beginnen kann - mit einigen Grundgedanken an den Therapeuten und rät:<br />

- Schaffe eine ermutigende Arbeitsatmosphäre!<br />

- Bewerte alle Verhaltensweisen des Kindes unter dem Entwicklungsaspekt ohne die<br />

üblichen Normen zu ver<strong>nach</strong>lässigen!<br />

- Beachte und bewahre die persönlichen Eigenheiten und Besonderheiten des Kindes!<br />

- Sei konsequent, aber nicht stur!<br />

- Erwarte keine zu frühen Erfolge!<br />

- Orientiere, formuliere deutlich und kurz!<br />

- Mache die Handlungsstruktur transparent!<br />

- Wähle eine angemessene Handlungsstruktur!<br />

- Achte nicht nur auf das Resultat des Kindes, konzentriere dich auf den<br />

Prozessverlauf!<br />

- Habe immer die Selbstkontrolle des Kindes in der Entwicklung im Auge!<br />

- UND - Kontrolliere dich selbst!<br />

Zum Wesen des Trainingsprogramms<br />

In einem unveröffentlichten Referat umreißt <strong>Kossow</strong> seine <strong>LRS</strong> - <strong>Therapie</strong> mit folgenden<br />

Eckpunkten:<br />

- Lesen und Rechtschreiben werden in ihrer Einheit gesehen. Es sind zwar<br />

unterschiedliche Prozesse, aber als Einheit stützen und festigen sie sich gegenseitig.<br />

In der Anfangsphase wird deshalb im Lesen wie im Rechtschreiben gleiches<br />

Wortmaterial verwandt. Ab einem bestimmten Lernniveau, öffnet sich in der Regel die<br />

Schere und die Lesetexte können wesentlich anspruchsvoller sein als die des<br />

Schreibens.<br />

- Eine wesentliche Grundlage in der <strong>Therapie</strong> bildet das Eindringen in das Wesen der<br />

Schriftsprache. So wird zum einen die dominierende Stellung des phonologischen<br />

Prinzips berücksichtigt und zum anderen aber auch das Erarbeiten von<br />

Struktureinheiten (Satz, Wort, Silbe und die Silbe mit ihrem vokalischen Zentrum,<br />

Buchstabensequenzen, Morpheme...).<br />

- Analyse- Synthesetätigkeiten am Lautwort werden immer unter Einbeziehung der<br />

Buchstaben vorgenommen (wobei nicht der Buchstabenname, sondern der Laut<br />

benannt wird, z. B.: „Rose“ - Buchstabe „R“ nicht als „er“, sondern als Laut „r“<br />

benennen usw.)<br />

- Bei der Erarbeitung der Buchstaben wird die Lautbildung kindgemäß erklärt. Die<br />

Kinder lernen „Wo“ und „Wie“ Laute entstehen. Entscheidend ist dann, dass die<br />

Laute in ihrer Ähnlichkeit und vor allem in ihren Unterscheidungsmerkmalen<br />

1


etrachtet werden. Somit wird den Lernenden eine konkrete Handlungsgrundlage<br />

aufgezeigt, mit der sie sich selbst helfen kÄnnen.<br />

- Buchstaben werden visuell <strong>nach</strong> vorgegebenen Kriterien bewusst abgetastet, der<br />

dazugehÄrige Laut wird mit eingebunden. So wird die Aufmerksamkeit an den<br />

Buchstaben gebunden.<br />

Beispiel:<br />

Å Kriterien: ÇSchrÉgstrichÑ, ÇRundungÑ, Ç waagerechter StrichÑ usw.<br />

Å vorgegebene Buchstaben: G F R S B<br />

Å Kinder ordnen die Buchstaben <strong>nach</strong> den Kriterien ein<br />

SchrÉgstrich Rundung waagerechter Strich<br />

R<br />

R<br />

G<br />

G<br />

S<br />

B<br />

F<br />

- Das Prinzip der Phonemkombination (Prinzip: vom Leichten zum Schweren) wird<br />

durchgÉngig eingehalten. Es wird zu Beginn die Wortstruktur vermieden, in der zwei<br />

Konsonanten aufeinander folgen, wie z. B.: Freude, braten, schreiben. Das gilt fÖr<br />

die isolierte Erarbeitung jeder Rechtschreibschwierigkeit.<br />

- Vokale werden relativ frÖh in ihrer kurz gesprochenen Form in Opposition zum lang<br />

gesprochenen Vokal erarbeitet, in ihrer Ühnlichkeit und in ihrem Unterschied bewusst<br />

trainiert.<br />

- Es werden mÄglichst alle Analysatoren in den Lese á Rechtschreiblernprozess<br />

eingebunden (HÄren, Sehen, Sprechen, FÖhlen). In der WeiterfÖhrung der<br />

<strong>Kossow</strong>schen <strong>Therapie</strong> wird im ÇKompendium zum Abbau von Lese-<br />

RechtschreibschwierigkeitenÑ von Kontrolleuren und ganz explizit Öber die<br />

Pilotsprache geschrieben.<br />

Beispiel:<br />

Auszug aus Heft 3 mit dem UntertitelÑ Silben, StÉmme, Stolperstellen/ Teil1Ñ:<br />

Vier Schreib-Kontrolleure helfen dir beim Schreiben:<br />

Ä + Ä + Å+Ç<br />

(Auge + Hand + Mund/ Sprache + Ohr/hören)<br />

Das Zusammenführen der Sprechspur und der Schreibspur gelingt manchen „Schreibern“nur<br />

schwer. Die Pilotsprache aber lässt sich trainieren.<br />

- Die Lautsprache nimmt eine SchlÖsselstellung ein. Es wird mit ihr und an ihr ÇoperiertÑ<br />

(Beispiel: Bestimme den Anlaut, schreibe nur den Anfangsbuchstaben und bestimme<br />

die Groà- und Kleinschreibung..). Die Sprache wird somit zum bewussten<br />

Lerngegenstand.<br />

- Die Zerlegung des Lese á Rechtschreibprozesses in Teilprozesse ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil. Die Schwierigkeiten werden also zu Beginn vereinzelt, dadurch dem Kind<br />

einsichtig, durchschaubar und beherrschbar gemacht. Ohne Beiwerk ist die<br />

Konzentration auf eine Rechtschreiberscheinung mÄglich. Kritische Erscheinungen<br />

kÄnnen somit einzeln bis hin <strong>zur</strong> Automatisierung geÖbt werden, ohne jeweils ganze<br />

WÄrter zu schreiben.<br />

Beispiel: Ziel: Unterscheidung (Differenzierung) ÇFÑ und ÇWÑ<br />

Å Lautwort ÇwerfenÑ wird vorgegeben<br />

Å Kind schreibt 2 Silbenbogen und spricht beim Schreiben<br />

Å Zuwendung <strong>zur</strong> ersten Silbe, die Silbe wird <strong>nach</strong> dem kritischen<br />

2


Laut/Buchstaben abgesucht, ÇwÑ wird gefunden<br />

Å Abgrenzung ÇfÑ und ÇwÑ erfolgt <strong>nach</strong> der erarbeiteten Handlungsgrundlage<br />

Å Der Buchstabe wird eingetragen<br />

Å Zuwendung <strong>zur</strong> zweiten Silbe, ÇfÑ wird gefunden<br />

Å erneute Abgrenzung ÇfÑ und ÇwÑ, diese erfolgt wieder <strong>nach</strong> der erarbeiteten<br />

Handlungsgrundlage<br />

Å Der Buchstabe wird eingetragen<br />

Å Wird keiner der kritischen Laute/Buchstaben in der Silbe gefunden, wird<br />

ein Strich gesetzt, um die Bearbeitung der Silbe kenntlich zu machen.<br />

Å Das Wort wird noch einmal gesprochen, die Silben mit dem Finger<br />

abgefahren, dadurch werden die Buchstaben nochmals erfasst.<br />

- Schwach ausgebildete bzw. gestÄrte Funktionen werden unter Einbeziehung anderer<br />

Funktionen gestÉrkt, wie z. B.: durch die bewusste Anwendung von Algorithmen,<br />

durch die Erarbeitung und Nutzung von Handlungsgrundlagen, durch Speicherhilfen<br />

usw..<br />

Zur Wirksamkeit des Programms<br />

Das Trainingsprogramm wurde u. a. an 70 lese-rechtschreibschwachen Kindern im<br />

Grundschulalter mit Hilfe der Worttafel <strong>nach</strong> Kossakowski in seiner Wirksamkeit geprÖft. FÖr<br />

den Zeitraum des Trainings (4 Monate) besuchten die Kinder nicht ihre Heimatschule. Sie<br />

wurden in einer <strong>LRS</strong> - Gruppe im Fach Deutsch (Rechtschreibung und Lesen) <strong>nach</strong> dem<br />

<strong>LRS</strong>- <strong>Therapie</strong>programm und in den weiteren FÉchern <strong>nach</strong> dem aktuellen Lehrplan<br />

unterrichtet. Die Rechtschreibleistungen wurden vor Beginn und zum Ende des Trainings<br />

gemessen. Es konnte ein GesamtfehlerrÖckgang von 78,45 % <strong>nach</strong>gewiesen werden. In<br />

allen Fehlerbereichen sind signifikante Verbesserungen <strong>nach</strong>gewiesen worden. So betrug<br />

der FehlerrÖckgang im Bereich der Grobgliederung 91,82 %, im Bereich der<br />

Differenzierung 71,62 % und in der Feingliederung 77,57 %. Die Leistungsverbesserung<br />

spiegelte sich auch in den Schulnoten wider. Dazu wurden die Schulnoten der<br />

Herkunftsschulen herangezogen. Vor dem Training lag der Zensurendurchschnitt in<br />

Rechtschreibung bei 4,76 und im Lesen bei 4,09, <strong>nach</strong> dem Training in Rechtschreibung bei<br />

3,01 und im Lesen bei 2,7. Angemerkt sei hier noch, dass zu dem Zeitpunkt die 5 als<br />

schlechteste Note gegeben wurde.<br />

Zu den Übungsformen<br />

Das Wesen des Trainingsprogramms findet sich in 10 speziellen âbungsformen wieder. Es<br />

sind dies:<br />

- GrobgliederungsÖbungen<br />

- DifferenzierungsÖbungen<br />

- FeingliederungsÖbungen<br />

- EinprÉgungsÖbungen<br />

- Etymologische á morphologische - grammatikalische âbungen<br />

- AnalogieÖbungen<br />

- EinsetzÖbungen<br />

- BestimmungsÖbungen<br />

- Lese - und DiktatÖbungen<br />

- KonzentrationsÖbungen<br />

Jede âbungsform zielt auf ganz bestimmte Rechtschreibfehler ab. <strong>Kossow</strong> Öbernimmt dabei<br />

die Fehlerkategorien <strong>nach</strong> Kossakowski: Wortentstellungen, Auslassungen, HinzufÖgungen,<br />

Verwechslungsfehler, Fehler in der Groà- und Kleinschreibung. Im <strong>Therapie</strong>verlauf dringen<br />

3


die Kinder bewusst in das Wesen unserer Sprache und unseres Schriftsystems ein,<br />

erkennen die langen oder kurzen Vokale als Bestandteil einer jeden Sprechsilbe (grobe<br />

Gliederung) und als Orientierungspunkt beim Erlesen wie beim Schreiben von Silben.<br />

Ganz bewusst durchgefÖhrte GrobgliederungsÖbungen helfen, die Silbengrenzen sicherer zu<br />

erkennen, FeingliederungsÖbungen machen die Lautfolge bewusst. âber Erkenntnisse <strong>zur</strong><br />

Lautbildung und mit Hilfe von phonematisch- sprechmotorischen und visuellschreibmotorischen<br />

DifferenzierungsÖbungen wird eine hohe Sicherheit in der Laut-<br />

Buchstabenbeziehung erreicht. Dabei werden erste und grundlegendste Phonem-Graphem-<br />

Korrespondenzregeln vermittelt. In vielfÉltigen âbungen werden die analytisch-synthetischen<br />

FÉhigkeiten der Kinder am Laut- und/oder Schriftwort entwickelt. Algorithmen in Symbolform<br />

spiegeln in verdichteter Form vermitteltes Wissen wider. Mit Hilfe von Algorithmen und<br />

Handlungsvorschriften wird der komplex angelegte Leselernprozess soweit wie mÄglich<br />

entwirrt, gestÖtzt und gesteuert. âber die silbische Ebene hinaus werden die Kinder <strong>zur</strong><br />

morphematischen Durchdringung der Sprache gefÖhrt. Das Erkennen von Wortbildungs- und<br />

Flexionsmorphemen sowie das Erlernen von orthografischen Regeln und Besonderheiten<br />

fÖhren die Kinder zu einem immer hÄheren Niveau der Schriftsprachbeherrschung. Der<br />

Rechtschreiblernprozess beeinflusst in hohem Maàe die Entwicklung von Lesefertigkeiten,<br />

diese wiederum bewirken umgekehrt eine Verbesserung der Rechtschreibleistungen. Und<br />

doch muss jeder Prozess als ein eigenstÉndiger verstanden werden, mÖssen seine ganz<br />

spezifischen GesetzmÉàigkeiten berÖcksichtigt, erarbeitet und geÖbt werden.<br />

An einem Beispiel soll das Gesagte nochmals praktisch dargestellt werden:<br />

Eine der stÉrksten SÉulen ist die Zerlegung des Lese-Rechtschreiblernprozesses in<br />

Teilprozesse. Im Zusammenhang mit den bewusst durchgefÖhrten GliederungsÖbungen sind<br />

die Teilprozesse gut zu verdeutlichen. Die silbische Strukturierung gilt als grundlegende<br />

GliederungsmÄglichkeit, in der die Struktur eines Wortes bzw. eines Satzes objektiviert und<br />

fixiert wird.<br />

Beispiele fÖr einfachste, aber effiziente âbungen:<br />

1. GliederungsÖbungen<br />

Arbeit an SÉtzen, auch am KÖchentisch durchfÖhrbar:<br />

- Nachsprechen von kleinen SÉtzen mit Legen eines Bausteines/eines HÄlzchens/<br />

eines StÉbchens ..... fÖr jedes Wort<br />

- Lesen des gelegten Satzes, dabei jeweils zum gesprochenen Wort den<br />

dazugehÄrigen Baustein antippen, somit ist eine Verbindung hergestellt zwischen<br />

dem ÇPseudogeschriebenenÑ und dem real gesprochenen Wort<br />

- In einer Gruppensituation ÇliestÑ jedes Kind nur ein Wort, im Anschluss wird der Satz<br />

im Ganzen gesprochen, dadurch wird die Sinnentnahme gewÉhrleistet<br />

- Anzahl von Bausteinen vorgeben und da<strong>nach</strong> erst SÉtze bilden oder SÉtze vollenden<br />

lassen (lexikalische/grammatikalische âbungen mit Ausbildung des SprachgefÖhls)<br />

- Nachgehen von SÉtzen mit gleichzeitigem Sprechen (fÖr jedes Wort einen Schritt<br />

gehen Å fÄrdert zusÉtzlich die Konzentration)<br />

- Mit Bleistift und Papier arbeiten! Jedes einzelne Wort wird durch einen Strich<br />

dargestellt; dabei wird bereits Arbeitsrichtung, HÉndigkeit, Umgang mit Bleistift und<br />

Lineal oder auch nur mit Bleistift u.a.m. gefestigt<br />

- usw.<br />

-<br />

Arbeit an einzelnen WÄrtern:<br />

Achtung:<br />

ä Nicht mit einsilbigen WÄrtern beginnen! Erfordert hohes SprachgefÖhl!<br />

ä ZunÉchst einfache, bekannte WÄrter verwenden (keine PhonemhÉufungen<br />

Wortanfang, wie z. B.: Grillpfanne, Sprungschanze.. besser: Tomate,<br />

Lokomotive, Schokolade)!<br />

am<br />

4


ä Auf eine saubere Artikulation achten!<br />

- Beispiel: âbung der silbischen Strukturierung eines Wortes<br />

Å Tomate: das Kind spricht und schreibt fÖr jede Silbe einen Bogen<br />

(Silbenschreiben)<br />

Å das Kind liest das Wort mit Nachfahren der Silbenbogen<br />

Å einzelne Silben werden aus dem Ganzen benannt (Lies nur die erste Silbe,<br />

die letzte, die 2., die 3. usw. , auch eine gute KonzentrationsÖbung<br />

Å in der Gruppenarbeit kann abwechselnd silbenweise gelesen werden, um<br />

das Abheben der Silben voneinander gut zu trainieren<br />

- SÉtze werden vorgegeben, diese werden silbenweise geschrieben, dabei ist zu<br />

beachten, dass die Wortgrenzen erkannt werden. Zur Erleichterung kann zunÉchst<br />

die Anzahl der WÄrter festgehalten werden, erst dann geht man zum Silbenschreiben<br />

Öber.<br />

2. DifferenzierungsÖbung<br />

Entwicklung der DifferenzierungsfÉhigkeit, dargestellt am Beispiel der Selbstlaute (Vokale)<br />

- Die Selbstlaute werden als lang gesprochener Laut erarbeitet unter Einbindung der<br />

Mundstellung, eventuell auch unter Einbindung von Handzeichen und immer in<br />

Verbindung mit dem Buchstaben/Graphem<br />

- Bereits da<strong>nach</strong> wird jeder Selbstlaut in GegenÖberstellung zu seinem kurz<br />

gesprochenen Pendant erarbeitet, Gleiches und Unterschiedliches wird<br />

herausgearbeitet und geÖbt<br />

- HÄr- Sprech- SchreibÖbungen (Einbindung aller Sinne) wechseln sich ab<br />

- Differenzierung zwischen langen und kurzen Vokalen am Einzellaut<br />

- HeraushÄren der Selbstlaute aus einfachen einsilbigen WÄrtern (Buchstabenkarten<br />

einbinden)<br />

- Verbinden der Vokale mit Konsonanten zu Buchstabensequenzen (en, er, el, aber<br />

auch le, re, ne oder am, an, na ,ma; dabei besonders auf den Selbstlaut vor dem<br />

Mitlaut achten, der dann kurz gesprochen wird; die âbung kann gut mit<br />

Rutschbuchstaben durchgefÖhrt werden<br />

- Schreiben <strong>nach</strong> Diktat und Lesen von Buchstabensequenzen<br />

3. Grobgliederungs-, Differenzierungs- und FeingliederungsÖbungen<br />

1. Beispiel: Schokolade<br />

Ådas Kind spricht und schreibt fÖr jede Silbe einen Bogen<br />

(Silbenschreiben und grobe Gliederung)<br />

Åjede Silbe wird einzeln <strong>nach</strong>einander <strong>nach</strong> einem Selbstlaut abgesucht,<br />

der Selbstlaut wird eingetragen (Wortmaterial beachten)<br />

Erkenntnis: In jeder Silbe steht ein Selbstlaut (Vokale)!<br />

ÅSelbstlaute kÄnnen, je <strong>nach</strong> Lernniveau <strong>nach</strong> LÉnge und KÖrze<br />

bestimmt werden (lang gesprochen =Strich; kurz = ã )<br />

2. Beispiel: Nach der Erarbeitung der Buchstabensequenzen von Ç en - neÑ,<br />

Çel á leÑ, Çes á seÑ, Çer á reÑ<br />

ÅWort ÇverlaufenÑ wird vorgegeben, Kind schreibt 3 Silbenbogen<br />

5


ÅKind sucht die erste Silbe <strong>nach</strong> den kritischen Merkmalen ab, findet im<br />

Lautwort ÇerÑ und setzt ÇerÑ in den ersten Silbenbogen, sucht die zweite<br />

Silbe des Lautwortes ab, findet nichts, macht einen Strich, operiert an<br />

der 3.Silbe und findet ÇenÑ und schreibt ÇenÑ in den dritten Silbenbogen<br />

er --- en<br />

Å Wort wird noch einmal gelesen<br />

3. Analog dazu kÄnnen DifferenzierungsfÉhigkeiten an alle Lauten/Buchstaben<br />

effizient entwickelt, die Groà- und Kleinschreibung gefestigt oder das<br />

Auslautgesetz u.a.m. trainiert werden.<br />

Die Beispiele zeigen deutlich, wie grÖndlich an einzelnen RechtschreibhÖrden gearbeitet<br />

werden kann, ohne das ganze Wort zu ver<strong>nach</strong>lÉssigen und wie Teilprozesse miteinander<br />

verknÖpft und in EtÖden wiederholt werden kÄnnen.<br />

Altersgruppe/ und Dauer der Förderung<br />

Wenn auch das FÄrderkonzept auf den ersten Blick insbesondere den Grundschulbereich<br />

umreiàt, so kann aber mit dem zweiten Blick nicht Öbersehen werden, dass alle<br />

âbungsformen im Lese-Rechtschreiblernprozess fÖr jedes Alter eine entscheidende<br />

Grundlage bilden. Es wird also ausgehend vom Anfangsunterricht <strong>nach</strong> oben hin keine<br />

Grenze gesetzt. Wortmaterial und âbungsaufbereitung mÖssen jeweils altersgerecht<br />

modelliert werden. Die âbungsformen werden <strong>nach</strong> einer Diagnostik entsprechend dem<br />

StÄrungsbild akzentuiert in die FÄrderung eingebaut.<br />

Die FÄrderdauer ist immer von individuellen Voraussetzungen, von der AusprÉgung der<br />

Leseá RechtschreibstÄrung und damit natÖrlich von Lernfortschritten abhÉngig, Bei grÄàeren<br />

Schwierigkeiten ist eine Intensivbetreuung - also tÉgliche lrs-spezifische âbungseinheiten -<br />

die beste Voraussetzung <strong>zur</strong> Fundamentlegung. Diese sollte mindestens einen Zeitraum von<br />

12 Wochen einnehmen. Im Rahmen der <strong>LRS</strong>-FÄrderstrategie in Mecklenburg - Vorpommern<br />

haben sich Kurse Öber å bis hin zu 2 Schuljahren bewÉhrt. TÉgliche hÉusliche âbung<br />

unterstÖtzt natÖrlich den Verlaufsprozess. Dabei sollte aber z. B. das laute Lesen nicht<br />

lÉnger als 10 Minuten geÖbt werde. Eine zeitliche Ausdehnung kann ins Gegenteil<br />

umschlagen. Am besten ist eine gute Abstimmung mit der Lehrkraft bzw. mit dem<br />

Therapeuten. Mit Hilfe dieses kleinschrittig aufbereiteten Vorgehens spÖren Kinder sehr<br />

schnell Erfolge, und Erfolge sind die besten MotivationstrÉger. Je frÖher die spezifische<br />

FÄrderung einsetzt, umso besser kann der Grundgedanke von <strong>Kossow</strong> umgesetzt werden<br />

ÇVermeidung der AusprÉgung der <strong>LRS</strong>Ñ.<br />

Literatur:<br />

Behrndt, S.-M / Hoffmann, H. / Koschay, E.: Kompendium Zum Abbau von Schwierigkeiten beim Lesen und beim<br />

Rechtschreiben. Eigenverlag, Greifswald, Rostock.<br />

Heft1: FÄrderansÉtze mit Beobachtungshinweisen auf den Lese-Entwicklungsstufen. 2006.<br />

Heft 2: Selbstlaut áSelbstlaut - weg! Rostocker Lesehilfe. 2007.<br />

Heft3: Silben, StÉmme, Stolperstellen / Arbeitsmaterialien Teil 1. 2008.<br />

Heft 4: In Vorbereitung: Beobachtungshinweise mit FÄrderansÉtzen auf den Recht-schreib - Entwicklungsstufen. 2008 geplant.<br />

<strong>Kossow</strong>, H.-J.: Zur <strong>Therapie</strong> der Lese-RechtschreibschwÉche. 1972. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften. Berlin.<br />

<strong>Kossow</strong>, H.-J.: Leitfaden <strong>zur</strong> BekÉmpfung der Lese-RechtschreibschwÉche. 1985 / 1991.Verlag der Wissenschaften. Berlin.<br />

<strong>Kossow</strong>, H.-J.: UnverÄffentlichtes Referat, 1996. <strong>LRS</strong>- Lehrerfortbildung, Mecklenburg/Vorpommern.<br />

<strong>Kossow</strong>, H.-J.: UnverÄffentlichtes Referat, Lese-RechtschreibschwÉche und der Erfolg von Trainingsprogrammen<br />

<strong>Kossow</strong>, H.-J. unter Mitarbeit von Hoffmann, H.: Wahrnehmungstraining. 1999. Winkler Verlag. Bochum.<br />

Ministerium fÖr Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Dokumentation 2002. <strong>LRS</strong>-<br />

FÄrderstrategie in Mecklenburg-Vorpommern. 2002. Schwerin.<br />

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