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Leseprobe downloaden (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

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Peter Böhlemann/Michael Herbst, Geistlich leiten. Ein Handbuch<br />

Einleitung<br />

13<br />

noch schwach kirchlich sozialisierten Kreisen will der Glaube erst persönlich ergriffen<br />

werden.5<br />

Denn Religiosität und Spiritualität sind nicht – wie Freund und Feind im Zuge<br />

der zahlreichen Säkularisierungsthesen meinten, fürchteten oder hofften – einfach<br />

mit der Dominanz des Christlichen abgetreten. Im Gegenteil: Religiös kreative<br />

Menschen machen sich auf die Suche nach dem, was die Welt im Innersten<br />

zusammenhält und ihrem Leben Energie, Heilung, Sinn oder innere Erfüllung<br />

verleihen kann. Natürlich gibt es hochsäkularisierte Menschen, denen das religiöse<br />

Alphabet nahezu ganz abhanden kam. Aber es gibt ebenso viel Menschen<br />

mit Sinn und Geschmack für das Überweltliche und Heilige. Nur bei der Kirche<br />

schauen diese Menschen in der Regel nicht vorbei. Zu wenig verheißt ihnen offenbar<br />

diese alte Agentur für Sinn und Hoffnung für ihr eigenes Leben.<br />

Ebenso dramatisch sieht unsere Lage aus, wenn wir die verschiedenen Milieus<br />

in unserer Kultur betrachten.<br />

¿¿Definition<br />

Milieus setzen sich zusammen aus Menschen mit ähnlichen oder gleichen ästhetischen<br />

Vorlieben, Geselligkeitsformen und Lebenswerten.<br />

Wer diese Präferenzen teilt, gehört einem bestimmten Milieu an; oft verbinden<br />

sich Lebensstil und Milieu mit sozialen Positionierungen in der Gesellschaft.<br />

Manchen Milieus gehören tendenziell eher jüngere, anderen eher ältere Menschen<br />

an. Manche Milieus sind eher von traditionellem, andere von modernem<br />

und wieder andere vom sogenannten postmodernen Denken geprägt.<br />

Die Erkenntnis der verschiedenen Milieustudien, die sich auch mit der Kirche<br />

befasst haben6, ist einfach und erschütternd: Zu manchen Milieus haben unsere<br />

Gemeinden Zugang, zu anderen dagegen kaum oder auch überhaupt nicht. Jüngere,<br />

erfolgreiche Leistungsträger wird man seltener in Kirchenbänken vorfinden.<br />

Auch sozial eher schwache, postmodern geprägte junge Hedonisten nicht.<br />

Die etwas ältere, bürgerliche Mitte dominiert. Wenn die Mission der Kirche nicht<br />

ohne Inkarnation ins Milieu zu denken ist, ist das ein ernstes Problem. Denn unsere<br />

kirchliche Kultur zieht offenbar als eigenes Milieu die einen an, während es<br />

die anderen eher abstößt.7 Während der EKD-Zukunftswerkstatt im September<br />

5 Vgl. Zimmermann, Johannes/Schröder, Anna-Konstanze, Wie finden Erwachsene<br />

zum Glauben? Neukirchen-Vluyn 2010, BEG-Praxis.<br />

6 Vgl. vor allem das Sinus-Milieuhandbuch »Religiöse und kirchliche Orientierungen in den<br />

Sinus-Milieus® 2005«. Im Auftrag der Medien-Dienstleistung GmbH, München 2005. Vgl. aber<br />

auch Schulz, Claudia/Hauschildt, Eberhard/Kohler, Eike, Milieus praktisch. Analyseund<br />

Planungshilfen für Kirche und Gemeinden, Göttingen 2008.<br />

7 Vgl. Benthaus-Apel, Friederike, Lebensstilspezifische Zugänge zur Kirchenmitgliedschaft,<br />

in: Huber, W. u. a. (Hg.), Kirche in der Vielfalt der Lebensbezüge. Die vierte EKD-Erhebung<br />

über Kirchenmitgliedschaft, Gütersloh 2006, 205–235.<br />

© 2011, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 978-3-525-57014-2 — ISBN E-Book: 978-3-647-57014-3

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