1 Aufgabe der Risikoabschätzung
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7 Zusammenfassung Im Genehmigungsschreiben für den OWP Borkum West formulierte das BSH als Ziel des Genehmigungsverfahrens: ... Für die Erteilung der Genehmigung – ggf. unter Auflagen – ist regelmäßig der Nachweis der Einhaltung der einschlägigen technischen Standards ausreichend, in die zwar ein bestimmtes Maß von Sicherheiten eingearbeitet ist, die jedoch einen worstcase nicht mehr abdecken. Insofern beinhalten staatliche Entscheidungen über die Errichtung von technischen Anlagen in der industrialisierten und technisierten Gesellschaft regelmäßig Erwägungen über die Zumutbarkeit von Risiken, deren Eintritt als möglich, jedoch eher unwahrscheinlich erscheinen... [BSH 2001] Im Gegensatz zum deterministisch ermittelten Risiko, welches rückblickend auf Basis von Datensammlungen gemacht wird, handelt es sich bei der vorgenommenen Risikoabschätzung hinsichtlich der Ausbauphase des Offshore-Windparks „Borkum Riffgrund West“ um eine stochastische, d.h. durch Annahmen in einer Modellbetrachtung in die Zukunft projizierte Schätzung. An dieser Stelle sei nochmals erwähnt, dass die Angabe der Eintrittswahrscheinlichkeit bedeutet, dass eine Kollision Schiff-WEA jederzeit innerhalb des berechneten Zeitraums von 888 Jahren eintreten kann, also vom Zeitpunkt der Gegenwart bis zum Zeitpunkt in 888 Jahren. Hauptaufgabe der vorliegenden Risikoabschätzung war die Bestimmung von Kollisionseintrittswahrscheinlichkeiten für die insgesamt 123 WEA der Pilot- und Ausbauphase einschließlich der Umspannstationen, um einen Beitrag zur Klärung von Sachverhalten zu leisten und dem BSH seine Entscheidung darüber zu erleichtern, ob Versagensgründe vorliegen oder nicht. Obwohl Verkehrswegeführung, Verkehrslenkung und -überwachung, Lotsannahmepflicht, gute Seemannschaft und die Kennzeichnung der Anlagen die Risiken für Schifffahrt und Windpark gering halten, kann eine Erhöhung des Gefährdungspotentials wegen der relativen Nähe des Windparks zu den Verkehrstrennungsgebieten, insbesondere zum VTG GBWA, nicht ausgeschlossen werden. Die Erhöhung des Gefährdungspotentials liegt in der Möglichkeit, dass ein Schiff – egal aus welchen Gründen – statt auf Land oder auf die offene See auf eine Windenergieanlage trifft. Dieser Fall wird auch in der quantitativen Risikoabschätzung betrachtet. Damit wird aber keineswegs zugleich die Windenergieanlage als Ursache einer solchen möglichen Kollision angesehen. Nach unseren Berechnungen ist innerhalb von ca. 863 Jahren (ohne Berücksichtigung von AIS), bzw. innerhalb von ca. 888 Jahren mit AIS-Faktor 1,25 (bzw. 920 Jahren mit dem AIS-Faktor 1,55) mit einem Ereignis dieser Art zu rechnen. Die Unfallaufschreibungen der WSD NW über alle Ereignisse im Bereich der Deutschen Bucht in den Jahren 1981 bis 2001 wurden durch die GAUSS im Hinblick auf Unfallhäufigkeiten ausgewertet, sie sind in Tabelle 7-1 dargestellt. ©GAUSS 3605/2009 Endbericht 4.1 Seite 86 von 104
Schiffstyp je Schiff Stückgutschiff 5,28 * 10 -5 Containerschiff 1,78 * 10 -5 Öltanker 8,38 * 10 -6 Chemikalientanker 6,68 * 10 -6 Passagier-/Fährschiff 3,03 * 10 -6 Deutsche Bucht gesamt 1,06 * 10 -4 Tabelle 7-1 Unfallwahrscheinlichkeiten und -häufigkeiten in der Deutschen Bucht An dieser Stelle soll erneut auf die weiter oben zitierte Definition zu Schiffsunfällen verwiesen werden: ... Schiffsunfälle sind alle bekannt gewordenen Ereignisse, bei denen es in der Folge zu Störungen oder Beeinträchtigungen von "Sicherheit und Leichtigkeit" des Schiffsverkehrs kommt. Dazu zählen auch Ereignisse, welche sich im Nachhinein als wenig belangreich erwiesen und keine konkrete negative Auswirkung hatten. Vorsorgegründe zu zukünftigen Verbesserung und Abwehr rechtfertigen eine Unfallzuschreibung auch auf, im ersten Anschein, kleine Ereignisse. Andere Unfälle, aber ohne Beeinträchtigung der See- oder Revierfahrt, sind keine Schiffsunfälle im Sinne dieser Definition, sondern Betriebsunfälle... [WSD NW, Peter 2002] Die Wahrscheinlichkeit eines Schiffsunfalls in der Deutschen Bucht nach obiger, sehr weitgefasster Definition der WSD NW befindet sich etwa in derselben Größenordnung wie die Wahrscheinlichkeit eines Störfalls in der chemischen Industrie. 7.1 Abschließende Risikobewertung In der Risikobetrachtung wurde eine Kollisionshäufigkeit Schiff-WEA mit einer Kollision in 888 Jahren für die 123 WEA der Pilot- und Ausbauphase des OWP „Borkum Riffgrund West“ abgeschätzt. Welcher Art eine kumulative Wirkung von mehreren in einem Betrachtungsgebiet gebauten Windenergieparks ist, lässt sich zum heutigen Zeitpunkt nicht abschließend sagen. Folgende Faktoren müssen im Hinblick auf eine mögliche gegenseitige Beeinflussung berücksichtigt werden: 1. Jeweilige Parkgeometrien, 2. Jeweilige Nähe zu Schifffahrtsrouten, 3. Lage und Breite von Durchfahrtskorridoren, 4. Gegenseitige Abschirmung bezogen auf Verkehrswege, 5. Verkehrslenkende Wirkung von Bauwerken, 6. Sicherheitskonzept und Notfallmanagement der Parks. Die kumulative Berechnung wurde mit dem in Kapitel 5.2 beschriebenen Modell zur Berechnung der Kollisionseintrittswahrscheinlichkeit durchgeführt. Durch die Berücksichtigung der benachbarten OWP in der Modellbetrachtung wurde ein kumulatives Ergebnis von einer Kollision Schiff-WEA in 45 Jahren ermittelt. ©GAUSS 3605/2009 Endbericht 4.1 Seite 87 von 104
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7 Zusammenfassung<br />
Im Genehmigungsschreiben für den OWP Borkum West formulierte das BSH als Ziel des<br />
Genehmigungsverfahrens:<br />
... Für die Erteilung <strong>der</strong> Genehmigung – ggf. unter Auflagen – ist regelmäßig <strong>der</strong><br />
Nachweis <strong>der</strong> Einhaltung <strong>der</strong> einschlägigen technischen Standards ausreichend, in die<br />
zwar ein bestimmtes Maß von Sicherheiten eingearbeitet ist, die jedoch einen worstcase<br />
nicht mehr abdecken.<br />
Insofern beinhalten staatliche Entscheidungen über die Errichtung von technischen<br />
Anlagen in <strong>der</strong> industrialisierten und technisierten Gesellschaft regelmäßig Erwägungen<br />
über die Zumutbarkeit von Risiken, <strong>der</strong>en Eintritt als möglich, jedoch eher unwahrscheinlich<br />
erscheinen... [BSH 2001]<br />
Im Gegensatz zum deterministisch ermittelten Risiko, welches rückblickend auf Basis von<br />
Datensammlungen gemacht wird, handelt es sich bei <strong>der</strong> vorgenommenen <strong>Risikoabschätzung</strong><br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Ausbauphase des Offshore-Windparks „Borkum Riffgrund West“ um eine<br />
stochastische, d.h. durch Annahmen in einer Modellbetrachtung in die Zukunft projizierte<br />
Schätzung.<br />
An dieser Stelle sei nochmals erwähnt, dass die Angabe <strong>der</strong> Eintrittswahrscheinlichkeit bedeutet,<br />
dass eine Kollision Schiff-WEA je<strong>der</strong>zeit innerhalb des berechneten Zeitraums von<br />
888 Jahren eintreten kann, also vom Zeitpunkt <strong>der</strong> Gegenwart bis zum Zeitpunkt in 888 Jahren.<br />
Hauptaufgabe <strong>der</strong> vorliegenden <strong>Risikoabschätzung</strong> war die Bestimmung von Kollisionseintrittswahrscheinlichkeiten<br />
für die insgesamt 123 WEA <strong>der</strong> Pilot- und Ausbauphase einschließlich<br />
<strong>der</strong> Umspannstationen, um einen Beitrag zur Klärung von Sachverhalten zu leisten und<br />
dem BSH seine Entscheidung darüber zu erleichtern, ob Versagensgründe vorliegen o<strong>der</strong><br />
nicht.<br />
Obwohl Verkehrswegeführung, Verkehrslenkung und -überwachung, Lotsannahmepflicht,<br />
gute Seemannschaft und die Kennzeichnung <strong>der</strong> Anlagen die Risiken für Schifffahrt und<br />
Windpark gering halten, kann eine Erhöhung des Gefährdungspotentials wegen <strong>der</strong> relativen<br />
Nähe des Windparks zu den Verkehrstrennungsgebieten, insbeson<strong>der</strong>e zum VTG GBWA,<br />
nicht ausgeschlossen werden.<br />
Die Erhöhung des Gefährdungspotentials liegt in <strong>der</strong> Möglichkeit, dass ein Schiff – egal aus<br />
welchen Gründen – statt auf Land o<strong>der</strong> auf die offene See auf eine Windenergieanlage trifft.<br />
Dieser Fall wird auch in <strong>der</strong> quantitativen <strong>Risikoabschätzung</strong> betrachtet. Damit wird aber keineswegs<br />
zugleich die Windenergieanlage als Ursache einer solchen möglichen Kollision angesehen.<br />
Nach unseren Berechnungen ist innerhalb von ca. 863 Jahren (ohne Berücksichtigung<br />
von AIS), bzw. innerhalb von ca. 888 Jahren mit AIS-Faktor 1,25 (bzw. 920 Jahren mit<br />
dem AIS-Faktor 1,55) mit einem Ereignis dieser Art zu rechnen.<br />
Die Unfallaufschreibungen <strong>der</strong> WSD NW über alle Ereignisse im Bereich <strong>der</strong> Deutschen<br />
Bucht in den Jahren 1981 bis 2001 wurden durch die GAUSS im Hinblick auf Unfallhäufigkeiten<br />
ausgewertet, sie sind in Tabelle 7-1 dargestellt.<br />
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