Seiten 36 – 41 Die Scheibenfibel von Tangendorf, Kr. Harburg von ...
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Gebiet noch die echte Filigranverzierung im Gebrauch war. Da die meisten Funde in<br />
Dänemark gemacht worden sind, dürften die Werkstätten auf den Dänischen Inseln zu<br />
suchen sein. Von dort aus gingen die Handelsbeziehungen in die benachbarten<br />
germanischen Gebiete. Es zeigt sich, das die Beziehungen zwischen den dänischen<br />
Inseln, Südschweden und dem Niederelbegebiet, die besonders im 1. Jahrh. v. d. Ztr.<br />
sehr rege waren, auch im 3. und 4. Jahrh. bestanden.<br />
Während es sich bei diesen Funden um germanische Arbeiten handelt, sind die Motive<br />
und das technische Verfahren aus anderen Gegenden entlehnt. <strong>Die</strong> Vorbilder für die Darstellungen<br />
finden wir auf Gegenständen der pontisch-hellenischen (griechischskythischen)<br />
Metallindustrie - Randor Fettich, Der Schildbuckel <strong>von</strong> Herpáln, sein<br />
nordischer Kunstkreis und seine pontischen Beziehungen. Acta Archaeologica, Bd. I,<br />
1930. S. 221 ff. -. <strong>Die</strong> Motive sind aus Südrussland mit dem Kulturstrom in die keltische<br />
und germanischen Gebiete gekommen und haben dort Eingang gefunden und sich dort<br />
durch die Jahrhunderte am Leben erhalten. Im Osten ist dieser Kulturstrom bis in die<br />
Mongolei vorgedrungen.<br />
Dass die Tierdarstellungen mit rückwärts gerichtetem Kopf und herausgestreckter Zunge<br />
in der germanischen Welt eine mythologische Bedeutung hatten, darf aus dem Fortleben<br />
des Motivs geschlossen werden. Wir können den Zusammenhang durch mehrere Funde<br />
nachweisen. Im swebischen Gebiet treffen wir die Tierzeichnungen auf einem<br />
quadratischen Scherben aus dem späten 2. Jahrhundert an, der aus Prîkas, Ger.-Bez.<br />
Olmütz, Mähren stammt (Abb. 2).<br />
Abb. 2. Zeichnung auf einem quadischen Gefäßscherben des 2. Jahrh.<br />
Prikas, Ger.-Bez. Olmütz, Mähren<br />
Nach: E. Beninger in "Tracht und Schmuck im vordischen Raum" I, Abb. 156<br />
E. Beninger - <strong>Die</strong> Langobarden als Träger germanischer Schmuckkunst in den Ostalpen.<br />
Tracht und Brauchtum im nordischen Raum. Band 1: Tracht und Schmuck der Germanen<br />
in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. 1939. S. 145 ff - hält es für wahrscheinlich, dass die<br />
Zeichnung durch spätkeltische Vorbilder oder durch östliche Einflüsse angeregt wurden.<br />
Trotzdem es sich bei der Zeichnung auf dem Scherben <strong>von</strong> Prikas um eine andere<br />
Technik handelt, ist ein Zusammenhang mit dem Motiv auf der <strong>Tangendorf</strong>er Fibel aus<br />
dem 4. Jahrh. und den beiden langobardischen Goldbrakteaten aus Grab 4 (Abb.3) aus<br />
Ponsdorf, <strong>Kr</strong>. Mistelbach (Niederdonau), die E. Beniger als langobardisch anspricht, deutlich<br />
zu erkennen. <strong>Die</strong>se beiden Schmuckbrakteaten stammen aus der ersten Hälfte des 6.<br />
Jahrh. n. d. Ztr.