Nutzbarmachung von Semantic-Web-Technologien ... - ebSemantics
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2. BACHELORARBEIT<br />
Titel der 2. Bachelorarbeit:<br />
<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong><br />
<strong>Nutzbarmachung</strong> <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />
zur Verbesserung des Kundenservices<br />
in einer Tourismusdestination<br />
Eingereicht <strong>von</strong>:<br />
Eva Guem<br />
Matrikelnummer: 0710259717<br />
Themenbereich:<br />
IKT-Einsatz im Tourismus<br />
Betreuerin/Betreuer:<br />
Univ. Lekt. Mag. DDr. Harald Richar<br />
Ich versichere,<br />
dass ich die Bachelorarbeit selbständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und<br />
Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe,<br />
dass ich diese Bachelorarbeit bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als<br />
Prüfungsarbeit vorgelegt habe.<br />
Datum:<br />
Unterschrift:
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
ABSTRACT<br />
Das Internet befindet sich zurzeit an einer wichtigen Schwelle. Mit Hilfe des <strong>Semantic</strong><br />
<strong>Web</strong> wird es ermöglicht, Daten im Netz maschineninterpretierbar darzustellen und<br />
weiter zu verarbeiten. Tourismusdestinationen müssen heute mehr denn je die Fähigkeit<br />
haben, sich an die Gegebenheiten und Veränderungen der Märkte schnell<br />
und flexibel anpassen zu können. Hierbei muss die IT touristischer Organisationen<br />
und Leistungsträger in einer Destination in der Lage sein, dies zu unterstützen.<br />
Die forschungsleitende Frage geht auf die Verwendung <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong><br />
in Bezug auf die Verbesserung der Kundenorientierung ein. Der Leser wird aufbauend<br />
an die Thematik herangeführt, indem zu Beginn der Arbeit näher auf das<br />
<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong>, die damit verbundenen Ziele und <strong>Technologien</strong> eingegangen wird.<br />
Ferner werden die Anwendungspotentiale semantischer <strong>Technologien</strong> <strong>von</strong> zwei<br />
Sichtweisen betrachtet. Einerseits wird auf den Einsatz <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<br />
<strong>Technologien</strong> im E-Commerce-Bereich eingegangen, und andererseits werden semantische<br />
<strong>Technologien</strong> im Bereich des Wissensmanagement näher betrachtet. Das<br />
Augenmerk in der Empirie wird auf den Bereich des E-Commerce gelegt, weil aus<br />
den Erkenntnissen der Theorie ersichtlich wurde, dass sich in diesem Bereich wesentliche<br />
Vorteile für Tourismusdestinationen ergeben, sowie eine Verbesserung der<br />
Kundenorientierung beziehungsweise der Dienstleistungsgesinnung festgestellt werden.<br />
Als Schlussbetrachtung wird ein Anwendungsszenario dargestellt, wie in Zukunft<br />
semantische <strong>Technologien</strong> im Tourismus sinnvoll genutzt werden könnten.<br />
Semantische <strong>Technologien</strong> haben das Potential den E-Commerce im Tourismus<br />
nachhaltig zu verändern. Anbieter haben die Möglichkeit, die eigenen Wettbewerbsvorteile<br />
besser zu kommunizieren, und Kunden finden passende Produkte und<br />
Dienstleistungen, die den individuellen Bedürfnissen entsprechen. Jedoch führt die<br />
gesteigerte Transparenz am Markt gleichzeitig zu neuen Herausforderungen, und<br />
damit zu einem härteren Wettbewerb zwischen den Anbietern.<br />
Eva Guem<br />
I
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Abstract.......................................................................................................................I<br />
Inhaltsverzeichnis .....................................................................................................II<br />
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................... IV<br />
1. Einleitung.....................................................................................................1<br />
1.1 Ausgangslage ...............................................................................................1<br />
1.2 Problemstellung ............................................................................................2<br />
1.3 Zielsetzung und Forschungsfrage.................................................................3<br />
1.4 Aufbau der Arbeit ..........................................................................................4<br />
2. <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> .............................................................................................6<br />
2.1 Definition und Ziele des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> ........................................................6<br />
2.2 Zentrale Begriffe............................................................................................8<br />
2.2.1 Semantik................................................................................................8<br />
2.2.2 Metadaten..............................................................................................9<br />
2.2.3 Ontologie ...............................................................................................9<br />
2.3 <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong>......................................................................11<br />
2.3.1 Resource Description Framework (RDF) .............................................12<br />
2.3.2 RDF-Schema (RDFS) ..........................................................................15<br />
2.3.3 Ontologien und <strong>Web</strong> Ontology Language (OWL).................................16<br />
3. Anwendungspotentiale semantischer <strong>Technologien</strong><br />
in Tourismusdestinationen.......................................................................20<br />
3.1 <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> im E-Commerce ...........................................20<br />
3.1.1 Semantische Empfehlungssysteme.....................................................21<br />
3.1.2 Mobile Dienste .....................................................................................24<br />
3.1.3 Werbung ..............................................................................................27<br />
3.2 <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> im Wissensmanagement..............................30<br />
3.2.1 Textbasierte Suchmaschinen...............................................................31<br />
3.2.2 Social Software und das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> ..............................................34<br />
3.2.3 Entwicklungsperspektiven <strong>von</strong> Social Software ...................................40<br />
Eva Guem<br />
II
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
4. Empirische Untersuchung .......................................................................42<br />
4.1 Ziel der Untersuchung.................................................................................42<br />
4.2 Forschungsfrage und Hypothesen ..............................................................42<br />
4.3 Forschungsdesign.......................................................................................43<br />
5. Ergebnisdiskussion und Überprüfung der Hypothesen........................49<br />
5.1 Überprüfung der Hypothesen......................................................................49<br />
5.2 Zusammenfassung der Ergebnisse und<br />
Beantwortung der Forschungsfrage............................................................64<br />
6. Schlussbetrachtung..................................................................................67<br />
Literaturverzeichnis ................................................................................................. V<br />
Verzeichnis der sekundär zitierten Quellen............................................................ IX<br />
Verzeichnis der sonstigen Quellen ......................................................................... X<br />
Expertengespräche................................................................................................ XI<br />
Anhang .................................................................................................................. XIII<br />
Interviewleitfaden................................................................................................. XIII<br />
Eva Guem<br />
III
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
Abb. 1: RDF-Triple, Eigene Darstellung (vgl. www.altova.com 2009) ................13<br />
Abb. 2: RDF-Triples, Eigene Darstellung (vgl. www.altova.com 2009)...............13<br />
Abb. 3: Ausschnitt einer Gastronomie-Ontologie, Eigene Darstellung<br />
(vgl. ebsemantics.net 2008b).................................................................17<br />
Abb. 4: Urlaubsberater der Kärnten Werbung (net4you.net 2009) .....................22<br />
Abb. 5: Navigationsdialog durch die Kombination <strong>von</strong> mehreren <strong>Web</strong>diensten<br />
(Wahlster 2007a, S. 11) .........................................................................25<br />
Abb. 6: Stichwortbasierte Suche versus Fragebeantwortung<br />
(Wahlster 2007a, S. 1) ...........................................................................33<br />
Abb. 7: Verlinkungen bei der <strong>Semantic</strong>-Wiki (Meißner et al. 2007, S. 10)..........36<br />
Abb. 8: Schema qualitativer Forschung, Eigene Darstellung<br />
(vgl. Lamnek 2005, S. 292)....................................................................44<br />
Abb. 9: Darstellung der Interviewpartner ............................................................46<br />
Eva Guem<br />
IV
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
1. EINLEITUNG<br />
1.1 Ausgangslage<br />
Die Entwicklungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie haben seit<br />
dem Aufkommen des World Wide <strong>Web</strong> Anfang der neunziger Jahre die<br />
Tourismusbranche nachhaltig verändert. Das so genannte <strong>Web</strong> 1.0, dessen<br />
Bestehen Tim Berners-Lee zu verdanken ist, orientierte sich an der Funktionsweise<br />
der klassischen Massenmedien und daher auch der Einweg-Kommunikation. Die<br />
Nutzer waren <strong>von</strong> den übrigen Teilnehmern abgekapselt und galten als anonyme<br />
Masse, die lediglich lesen, kaufen und Werbebanner anklicken sollten. Der zentrale<br />
Aspekt war damals die strikte Trennung zwischen Produzent und Konsument der<br />
angebotenen Informationen. Mit dem Aufkommen <strong>von</strong> <strong>Web</strong> 2.0 entstand eine neue<br />
Generation <strong>von</strong> Aktivitäten und Diensten. <strong>Web</strong> 2.0 bietet dem Nutzer die Möglichkeit,<br />
Inhalte aktiv mitzugestalten und ist zugleich Konsument sowie Produzent <strong>von</strong><br />
Inhalten (vgl. Sack 2006, S 6-9).<br />
Heute sind Internet-basierte Anwendungen in den vielfältigen Bereichen des<br />
Tourismus nicht mehr wegzudenken. Leistungsanbieter setzen zunehmend auf das<br />
Internet als Kommunikations- und Transaktionskanal, die Konsumenten nutzen das<br />
Internet verstärkt zur Informationssuche, Reiseplanung und –buchung (vgl. Freyer<br />
2006, S. 281). Aufgrund des Erfolges des WWW wurden unzählige Informationen,<br />
Angebote und Daten unkontrolliert im <strong>Web</strong> publiziert. Laut einer Studie aus dem<br />
Jahre 2005 (vgl. Gulli/Alessio 2005, o.S.) gibt es mehr als 11,5 Milliarden indizierbare<br />
<strong>Web</strong>seiten. Durch diese Datenflut ist es für die Internetbenutzer zunehmend<br />
schwieriger, die richtigen Informationen und Angebote zu finden. Diese<br />
Ausgangslage führt uns nun zu der Problemstellung der vorliegenden Arbeit.<br />
Eva Guem 1
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
1.2 Problemstellung<br />
Die große Herausforderung ist derzeit, diese Datenmenge semantisch anzureichern,<br />
damit sie <strong>von</strong> Maschinen interpretiert werden kann. Ein menschlicher Nutzer kann<br />
die Informationen auf einer <strong>Web</strong>seite ohne Probleme erfassen und zu anderen<br />
Informationen in Beziehung setzen. Eine Maschine hingegen scheitert an diesem<br />
Versuch. Das nützlichste Werkzeug beim Suchen und Verwenden <strong>von</strong> Informationen<br />
sind zurzeit Suchmaschinen. Mit den auf Schlagwörtern basierenden<br />
Suchmaschinen wie z.B. Google oder Yahoo sind allerdings einige Probleme<br />
verbunden. Sie liefern eine hohe Trefferzahl, leider aber auch oft geringe<br />
Genauigkeit, denn zu viele Suchergebnisse sind letztendlich genauso unbrauchbar<br />
wie zu wenige. Außerdem können Wortdoppeldeutungen nicht unterschieden werden<br />
und die Ergebnisse sind stets nur auf einzelnen <strong>Web</strong>seiten zu finden. Benötigen wir<br />
Informationen, die sich über mehrere <strong>Web</strong>seiten verteilen, müssen wir die<br />
Informationen selbst einzeln entnehmen und zusammenfügen (vgl. Hitzler et al.<br />
2008, S. 10).<br />
Das folgende Beispiel soll die Problematik des heutigen <strong>Web</strong> besser verdeutlichen.<br />
Nehmen wir an, jemand sucht im Internet nach einer Pension für den Urlaub. Die<br />
Unterkunft soll familienfreundlich und mit Halbpension sein, ein Wellnessangebot<br />
haben und einen Sportkurs in der Umgebung anbieten - und all diese Anforderungen<br />
sollen natürlich zum gewünschten Urlaubszeitpunkt passen. Schon beim Begriff<br />
„Pension“ treten die ersten Schwierigkeiten auf. Hier muss der Mensch selbst<br />
selektieren, ob man eine Unterkunft oder die Rente meint. Spätestens beim<br />
Sportkurs steigt die herkömmliche Technologie aus und ist nicht mehr in der Lage mit<br />
vertretbarem Aufwand gute Ergebnisse zu liefern. Durch semantische <strong>Technologien</strong><br />
ist es dagegen auf sehr einfache Weise möglich, Verbindungen zwischen einer<br />
Unterkunft und einem Event, die beide in der gleichen Region sind, herzustellen.<br />
Dabei handelt es sich hierbei noch um ein eher einfaches Beispiel. Je individueller<br />
Eva Guem 2
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
und komplexer die Kundenwünsche werden, umso deutlicher wird der Vorteil der<br />
semantischen <strong>Technologien</strong> sichtbar (vgl. ebsemantics 2008a, S. 7 f.).<br />
Betrachtet man diese Entwicklung genauer im Kontext Tourismus, so wird deutlich,<br />
dass es auf wissenschaftlicher Ebene bis dato noch kaum Erkenntnisse darüber gibt,<br />
welche Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen sich durch den aktiven<br />
Einsatz <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong> in Tourismusdestinationen ergeben. Auch<br />
der Blick in die Praxis zeigt, dass sich die aktive Nutzung <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<br />
Anwendungen in österreichischen Tourismusdestinationen gerade erst in der<br />
Entwicklung befindet. Es handelt sich somit um ein dynamisches Forschungsfeld,<br />
dem unbedingt Beachtung geschenkt werden sollte.<br />
Bereits im Jahr 2006 nutzten 77% der deutschen Urlauber die Suchmaschine Google<br />
zur Vorbereitung, Planung und Informationssuche für ihren Österreich-Urlaub (vgl.<br />
Österreich Werbung 2006, S. 4). Diese Aussage untermauert das Nutzenpotential<br />
der <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-Technologie vor allem im Bereich des E-Commerce.<br />
1.3 Zielsetzung und Forschungsfrage<br />
Im Gegensatz zum <strong>Web</strong> 2.0 hat das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> noch keine starke Verbreitung in<br />
den Medien gewonnen und ist der Masse noch relativ unbekannt. Seit Jahren wird<br />
viel in diesem Bereich geforscht, doch in den meisten Publikationen wird dieses<br />
Thema hauptsächlich <strong>von</strong> der technischen Seite betrachtet. Vor diesem Hintergrund<br />
ist das primäre Ziel dieser Arbeit, die Anwendungspotentiale der semantischen<br />
<strong>Technologien</strong> für jeden Menschen verständlich zu machen und den Mehrwert dieser<br />
Technologie für Benutzer und Unternehmen in einer Tourismusdestination<br />
darzustellen. Ein weiteres Ziel ist das Beleuchten <strong>von</strong> Etablierungsbarrieren sowie<br />
das Aufzeigen <strong>von</strong> Möglichkeiten und Chancen, welche sich bei der Verwendung <strong>von</strong><br />
Eva Guem 3
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
semantischen <strong>Technologien</strong> in einer Tourismusdestination ergeben. Auf diesen<br />
Aspekt wird hauptsächlich im empirischen Teil näher eingegangen.<br />
Die forschungsleitende Frage der vorliegenden Arbeit kann auf Basis der zuvor<br />
erläuterten Problemstellung und den erwähnten Forschungszielen wie folgt<br />
zusammengefasst werden:<br />
• Wie ist die Verwendung <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong> in Bezug auf die<br />
Verbesserung der Kundenorientierung in einer Tourismusdestination zu<br />
bewerten?<br />
1.4 Aufbau der Arbeit<br />
Im Folgenden soll nun ein Überblick über den Aufbau der Arbeit und den Gang der<br />
Argumentation erfolgen.<br />
Kapitel 2 gibt einen Überblick über den Begriff <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> und die damit<br />
verbundenen Ziele und Begrifflichkeiten. Weiters wird näher auf die <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<br />
<strong>Technologien</strong> eingegangen. Ergänzend wird ein Teil einer Gastronomie-Ontologie<br />
dargestellt, die zur Beschreibung <strong>von</strong> Restaurants dient. Ziel ist es, die Grundlage für<br />
die weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung zu bilden.<br />
Kapitel 3 grenzt das Themengebiet ab, indem die Anwendungspotentiale<br />
semantischer <strong>Technologien</strong> <strong>von</strong> zwei Sichtweisen betrachtet werden. Einerseits wird<br />
auf den Einsatz <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> im E-Commerce-Bereich eingegangen, und<br />
andererseits wird das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> im Bereich des Wissensmanagements näher<br />
betrachtet.<br />
Kapitel 4 beschäftigt sich mit dem empirischen Teil dieser Arbeit und erläutert als<br />
Erstes das Ziel der Untersuchung. Zur besseren Verständlichkeit werden nochmals<br />
Eva Guem 4
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
die forschungsleitende Frage sowie die zu überprüfenden Hypothesen aufgezeigt. In<br />
einem weiteren Unterkapitel wird das Forschungsdesign, inklusive Vor- und<br />
Nachteile der qualitativen Befragung, beschrieben, und die Experten werden<br />
vorgestellt.<br />
Kapitel 5 diskutiert anhand der zuvor gebildeten Kategorien und Hypothesen die<br />
Ergebnisse der Empirie. Weiters werden die Erkenntnisse aus Theorie und Empirie<br />
dazu verwendet, die Forschungsfrage zu beantworten, und eine Grundlage für die im<br />
Kapitel 6 diskutierte Schlussbetrachtung zu gewinnen.<br />
Kapitel 6 ist der abschließende Teil dieser Arbeit und umfasst eine Schlussbetrachtung,<br />
in der eine Sichtweise dargestellt wird, wie in Zukunft semantische<br />
<strong>Technologien</strong> im Tourismus sinnvoll genutzt werden könnten.<br />
Eva Guem 5
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
2. SEMANTIC WEB<br />
Um eine Basis für das im Verlauf der Arbeit relevante Wissen über das <strong>Semantic</strong><br />
<strong>Web</strong> und dessen <strong>Technologien</strong> zu schaffen, werden in einem ersten Schritt die<br />
Definition des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> und dessen Ziele erläutert. Weiters wird auf zentrale<br />
Begriffe wie Semantik, Metadaten und Ontologien eingegangen. Zum Schluss dieses<br />
Kapitels werden die <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> diskutiert, um ein Verständnis für<br />
die jeweiligen Annwendungspotentiale zu gewinnen.<br />
2.1 Definition und Ziele des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong><br />
Tim Berners-Lee, Erfinder des World Wide <strong>Web</strong> und Direktor des World Wide <strong>Web</strong><br />
Konsortiums (W3C), definiert das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> folgendermaßen:<br />
„The <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> is not a separate <strong>Web</strong> but an extension of the current one, in<br />
which information is given well-defined meaning, better enabling computers and<br />
people to work in cooperation (Berners-Lee 2001, S. 10, zitiert nach Werres 2009,<br />
S. 8).“<br />
Die Definition <strong>von</strong> Tim Berners-Lee in der wissenschaftlichen Zeitschrift Scientific<br />
American, verschaffte erstmalig der breiten Öffentlichkeit einen Einblick in dieses<br />
Thema. Das semantische <strong>Web</strong> verfolgt somit das Ziel, die Bedeutung <strong>von</strong><br />
Informationen im WWW auch für Computer verständlich zu machen und den<br />
Sinneszusammenhang zwischen verschiedenen Quellen zu erkennen. Dadurch soll<br />
das Finden relevanter Informationen vereinfacht und das Verknüpfen ermöglicht<br />
werden (vgl. Geisler 2009, S. 16).<br />
Anhand des einleitenden Beispiels mit der Unterkunftssuche im Internet wurde diese<br />
Technologie veranschaulicht. Es handelt sich jedoch nicht um ein separates <strong>Web</strong>,<br />
Eva Guem 6
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
sondern um eine Reihe <strong>von</strong> Konzepten und <strong>Technologien</strong>, die das aktuelle <strong>Web</strong> in<br />
Zukunft ausbauen sollen.<br />
Das World Wide <strong>Web</strong> Konsortium (W3C) ist die wichtigste Vereinigung bei der<br />
allgemeinen Entwicklung des Internet, und insbesondere zur Verwirklichung der Idee<br />
des semantischen <strong>Web</strong>. Die bedeutendste Aufgabe des W3C ist die Entwicklung <strong>von</strong><br />
<strong>Web</strong>standards. Das Konsortium veröffentlicht hierfür Recommendations, also<br />
festgelegte und offizielle Standards. Damit das gesamte Potential des Internets<br />
ausgeschöpft werden kann, müssen die fundamentalen <strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />
kompatibel untereinander sein und mit jeder beliebigen Hard- und Software, die auf<br />
das Internet zugreift, zusammenarbeiten. Deshalb werden nicht proprietäre, offene<br />
Computersprachen entwickelt, um die in der Vergangenheit vorherrschende<br />
Marktspaltung zu verhindern. Dieses Ziel wird vom W3C als „<strong>Web</strong>-Interoperabilität“<br />
bezeichnet (vgl. www.w3.org 2009a).<br />
Das World Wide <strong>Web</strong> Konsortium legte folgende Ziele des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> fest (vgl.<br />
www.w3.org 2009b):<br />
• Wissensteilung und –austausch: Intelligente Software-Agenten verhelfen im<br />
<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> zu einer besseren Wissensteilung und einem besseren<br />
Wissensaustausch.<br />
• Datenintegration: Es sind Daten vorhanden, die man jeden Tag nutzt und die<br />
in Büchern, Blogs, Wikis, Kalendern, Fotos und PDF-Dokumenten vorhanden<br />
sind. Einige dieser Daten werden <strong>von</strong> verschiedenen Applikationen genutzt.<br />
Ein zentrales Ziel des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> ist, Daten mit verschiedenen Formaten<br />
und aus diversen Orten in eine Applikation zu integrieren. Beispielsweise<br />
könnte man in einem Online-Kalender Fotos ansehen und genau wissen, was<br />
Eva Guem 7
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
man an diesem Tag machte, als man diese aufnahm, und auch, wie viel Geld<br />
man damals auf dem Konto hatte.<br />
• Quellen entdecken und klassifizieren: Durch semantische <strong>Technologien</strong><br />
können Informationen im Internet besser gefunden und klassifiziert werden.<br />
Dadurch werden die Ergebnisse einer Suchmaschine optimiert und besser an<br />
die individuellen Anforderungen der Benutzer angepasst.<br />
2.2 Zentrale Begriffe<br />
Nachstehend werden ausschlaggebende Begriffe geklärt, welche ein Verständnis<br />
über das Konzept eines Internets der nächsten Generation geben sollen.<br />
2.2.1 Semantik<br />
„Die Semantik (Bedeutungslehre) ist das Teilgebiet der Sprachwissenschaft<br />
(Linguistik), das sich mit dem Sinn und Bedeutung <strong>von</strong> Sprache<br />
beziehungsweise sprachlichen Zeichen befasst (Galinski 2006, S. 54).“<br />
Speziell in der Informatik, insbesondere im Bereich semantisches <strong>Web</strong>, versteht man<br />
unter Semantik die Bedeutung <strong>von</strong> Worten bzw. Zeichen (-ketten), ihre Beziehung<br />
untereinander und die logische Dimension. Suchmaschinen wie Google finden,<br />
vereinfacht ausgedrückt, <strong>Web</strong>seiten, auf denen aneinander gereihte Zeichen<br />
vorkommen (=Syntaktik), verstehen jedoch weder wonach User suchen noch die<br />
Bedeutung der Suchergebnisse (vgl. Hitzler et al. 2008, S. 13).<br />
Angelehnt an das Beispiel aus der Einleitung, kann das <strong>Web</strong> 1.0 nicht unterscheiden,<br />
ob unter dem Wort Pension eine Unterkunft, die Rente oder ein Gästehaus gemeint<br />
ist. Des Weiteren kann das WWW keine Beziehung zu einem bevorzugten Sportkurs<br />
Eva Guem 8
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
in der Umgebung herstellen, da es über kein Wissen der individuellen Wünsche des<br />
Gastes verfügt.<br />
2.2.2 Metadaten<br />
Metadaten enthalten Informationen, die weiterführende Daten beschreiben. Mit<br />
Metadaten kann der Sinn der Daten ausgedrückt werden. Dies bezieht sich<br />
wiederum auf die zuvor diskutierte Semantik. Um Informationsressourcen zu<br />
beschreiben, und dadurch eine bessere Auffindbarkeit erzielen und Beziehungen<br />
zwischen Inhalten herstellen zu können, werden Metadaten eingesetzt. Die<br />
Erschließung mit einer gewissen Standardisierung ist die Voraussetzung. Im<br />
<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> werden Metadaten mittels RDF (Ressource Description Framework)<br />
organisiert und strukturiert. Sie bilden so die Basis für den Einsatz <strong>von</strong><br />
Domänenontologien. In der bibliothekarischen Praxis kommen Metadaten schon seit<br />
Jahrhunderten zum Einsatz. Typische Metadaten zu einem Buch sind beispielsweise<br />
der Name des Autors, das Erscheinungsjahr, die Auflage und der Verlag (vgl.<br />
Blumauer/Pellegrini 2006, S. 11).<br />
2.2.3 Ontologie<br />
Ontologien sind in der fachlichen Diskussion über das semantische <strong>Web</strong> nicht<br />
wegzudenken, da sie die zentralen Bausteine des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> sind, sozusagen<br />
die „künstliche Intelligenz“. Unabhängig vom Programm kann Wissen einer Domäne<br />
formal repräsentiert und wieder verwendet werden. Es werden also Konzepte und<br />
ihre Beziehungen innerhalb einer Wissensdomäne beschrieben. Maschinen werden<br />
dadurch unterstützt, Inhalte im <strong>Web</strong> interpretieren zu können, anstatt sie einfach<br />
darzustellen, und damit sämtliche Vernetzungstätigkeiten dem Menschen zu<br />
überlassen (vgl. Blumauer/Pellegrini 2006, S. 12).<br />
Eva Guem 9
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Ontologien werden entwickelt und eingesetzt, um (Blumauer/Pellegrini 2006, S. 12):<br />
• den Datenaustausch zwischen Programmen zu ermöglichen<br />
• die Vereinheitlichung und Übersetzung zwischen verschiedenen<br />
Wissensrepräsentationsformen zu ermöglichen<br />
• die Semantik strukturierter und semi-strukturierter Informationen<br />
auszudrücken<br />
• die Kommunikation zwischen Menschen zu unterstützen und zu erleichtern<br />
Im Unterschied zur Taxonomie, die nur eine hierarchische Untergliederung (Klassen,<br />
Unterklassen) bildet, stellt eine Ontologie ein Netzwerk <strong>von</strong> Informationen mit<br />
logischen Relationen dar. Wie auch bei einer Datenbank, in welcher Inhalt (Daten)<br />
und Struktur ein Ganzes bilden, gehören auch bei einer Ontologie die Begriffe und<br />
Regeln zusammen. Klassische Datenbanken haben keine Informationen über die<br />
Bedeutung der gespeicherten Daten. Ontologien hingegen besitzen eine formale<br />
Beschreibung der Daten und Regeln über deren Zusammenhang. Anhand dieser<br />
Regeln können Schlussfolgerungen gezogen werden, Widersprüche in den Daten<br />
erkannt werden und fehlendes Wissen selbständig aus den vorhandenen Daten<br />
ergänzt werden. Diese Schlussfolgerungen werden durch logisches Folgern<br />
(Inferenz) abgeleitet (vgl. Stock/Stock 2008, S. 255).<br />
Prinzipiell werden Ontologien in zwei Typen unterteilt (vgl. Stock/Stock 2008, S. 256<br />
f.):<br />
• Lightweight-Ontologien:<br />
Diese beinhalten Begriffe, Taxonomien und Beziehungen zwischen Begriffen<br />
und Eigenschaften, welche diese beschreiben.<br />
• Heavyweight-Ontologien:<br />
Diese sind eine Erweiterung <strong>von</strong> lightweight-Ontologien und fügen diesen<br />
Axiome (Aussagen, innerhalb der Ontologie, die immer wahr sind) und<br />
Eva Guem 10
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Einschränkungen hinzu, wodurch die beabsichtigte Bedeutung einzelner<br />
Aussagen innerhalb der Ontologie klarer wird.<br />
Diese kurze Zusammenfassung der wichtigsten Basis-Begriffe des semantischen<br />
<strong>Web</strong> soll das Verständnis <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> vereinfachen, die im<br />
nächsten Kapitel diskutiert werden.<br />
2.3 <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />
Zur Verwendung des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> müssen Daten zunächst ein einheitliches<br />
Format erhalten. Ein grundlegendes Erfordernis auf dem Weg zum semantischen<br />
<strong>Web</strong> ist daher eine einheitliche Auszeichnungssprache, um Daten für alle digitalen<br />
Systeme der Zukunft verständlich zu machen. Des Weiteren ist eine Klassifizierung<br />
der Daten aus verschiedenen Domains anhand ihrer Eigenschaften und<br />
Beziehungen zueinander nötig. Hierfür werden <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> wie<br />
RDF, RDFS und OWL verwendet (vgl. www.altova.com 2009).<br />
XML (Extensible Markup Language) ist eine Vorläuferauszeichnungssprache des<br />
<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong>. Diese erlaubt zwar eine strukturierte Annotation <strong>von</strong> elektronischen<br />
Ressourcen, doch sie kann keinen Bezug zwischen den Objekten herstellen. XML-<br />
Namespaces ermöglichen es, XML-Vokabulare weltweit eindeutig zu definieren.<br />
Diese Schemata erlauben die Syntax <strong>von</strong> Vokabeln eindeutig festzulegen (vgl.<br />
Birkenbihl 2006, S. 80). Ähnlich wie in der Auszeichnungssprache HTML werden<br />
Tags verwendet. Von der Konzeption her ermöglicht XML jedoch nur dann<br />
syntaktische Interoperabilität, wenn sich Sender und Empfänger auf eine<br />
gemeinsame Struktur des XML-Dokuments festlegen, d.h. die verwendeten<br />
Elementnamen kennen und verstehen. Wenn ein Element in einem System mit dem<br />
Tag 12,00 und in einem anderen System mit dem Tag<br />
Eva Guem 11
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
12,00 bezeichnet wird, ist eine Maschine nicht in der Lage zu<br />
wissen, dass es sich um dasselbe Element handelt. Dieses Problem wird durch das<br />
Resource Description Framework (RDF) gelöst, indem es Tags nicht nur für<br />
Menschen sondern auch für Maschinen verständlich macht (vgl. Daconta et al. 2003,<br />
zitiert nach Sistig 2008, S. 35 f.).<br />
2.3.1 Resource Description Framework (RDF)<br />
RDF, eine offizielle Empfehlung des W3C-Konsortiums, ist ein XML-basierter<br />
Standard zur Beschreibung <strong>von</strong> Ressourcen im Internet, Intranet und Extranet.<br />
Ressourcen sind Personen oder sachliche Objekte, wie zum Beispiel Orte, Hotels<br />
oder Zimmer. Das RDF wird benutzt, um Wissen in kleine Segmente aufzuteilen,<br />
beschreibt Ressourcen nach einem bestimmten Modell mit einer bestimmten Syntax,<br />
aber kann nur einfache Beziehungen darstellen (vgl. Tauberer 2006, S. 2).<br />
RDF baut auf existierenden XML- und URI (Uniform Resource Identifier)-<br />
<strong>Technologien</strong> auf, wobei URIs zum Identifizieren der einzelnen Ressourcen und zur<br />
Angabe <strong>von</strong> Statements über Ressourcen dienen. RDF-Statements beschreiben die<br />
Eigenschaften einer Ressource und die Werte dieser Eigenschaften. RDF-<br />
Statements werden oft als "Triples" bezeichnet. Diese Triples bestehen aus einem<br />
Subjekt (Ressource), einem Prädikat (Eigenschaft) und einem Objekt (Wert) (vgl.<br />
www.altova.com 2009).<br />
In Abbildung 1 wird ein einfaches Beispiel für ein RDF-Triple illustriert. Das Subjekt<br />
wird durch eine Ellipse dargestellt und das Objekt durch ein Rechteck.<br />
Eva Guem 12
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Ressource Eigenschaft Wert<br />
Das Hotel heißt Rose<br />
Subjekt Prädikat Objekt<br />
Subjekt Prädikat Objekt<br />
Das Hotel<br />
heißt<br />
Rose<br />
Abb. 1: RDF-Triple, Eigene Darstellung (vgl. www.altova.com 2009)<br />
Es sind auch komplexe Konstrukte durch Kombination <strong>von</strong> Einzelaussagen möglich.<br />
Beispielsweise kann man das in Abbildung 1 dargestellte Triple erweitern.<br />
Subjekt Prädikat Objekt<br />
Das Hotel<br />
heißt<br />
Rose<br />
Hat die E-<br />
Mail<br />
gehört<br />
service@rose<br />
.com<br />
Max<br />
Muster<br />
Abb. 2: RDF-Triples, Eigene Darstellung (vgl. www.altova.com 2009)<br />
Eva Guem 13
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Maschinen können durch Erstellung <strong>von</strong> Triples mit Subjekt, Prädikat und Objekt in<br />
RDF logische Annahmen auf Basis der Assoziationen machen. Ressourcen<br />
identifizieren sich über die vorher besprochenen URIs und sind somit mit einer<br />
eindeutigen Definition verknüpft, die so das Problem der Wortdoppeldeutungen löst<br />
(vgl. www.altova.com 2009). Bezug nehmend auf das Eingangsbeispiel mit der<br />
Pensionssuche, könnte der Pension als Unterkunftsart ein eindeutiger URI zugeteilt<br />
werden, wodurch die Doppeldeutigkeit (Unterkunft oder Rente) behoben wird.<br />
Das RDF kann für drei wesentliche Anwendungszwecke eingesetzt werden. Erstens<br />
verwendet man das RDF zum Finden <strong>von</strong> Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> besseren<br />
Suchmaschinenkapazitäten. Zweitens kann man die Inhalte und Beziehungen <strong>von</strong><br />
Objekten einer <strong>Web</strong>seite oder einer digitalen Bibliothek beschreiben und drittens<br />
kann man das Wissen im <strong>Web</strong> durch Software-Agenten besser teilen und<br />
austauschen (vgl. Andersen 2003, S. 36).<br />
Der bekannteste Vertreter um Ontologien zu konstruieren, ist wohl das RDF. Das Ziel<br />
aus technischer Sicht ist es, möglichst viele touristische Angebote strukturiert im<br />
semantischen RDF-Format zu beschreiben, und so für alle intelligenten<br />
Anwendungen verfügbar zu machen. Damit sich das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> in der Praxis<br />
durchsetzt, müssen so viele Daten wie möglich in diesem Format beschrieben<br />
werden (vgl. ebsemantics 2008a, S. 14 f.).<br />
Es gibt derzeit verschiedene Applikationen, die es ermöglichen, sehr einfach ohne<br />
technisches Know-how Daten mit RDF-Annotationen zu versehen. Beispiele dafür<br />
sind das Firmen A-Z der WKÖ oder die Eventplattform OpenEvents.at. Auf diese<br />
Applikationen wird im späteren Verlauf der Arbeit noch genauer eingegangen.<br />
Wie nun festgestellt werden kann, ermöglicht das RDF, in Form eines Triples aus<br />
Subjekt, Prädikat und Objekt, Aussagen über Ressourcen zu machen. Allerdings<br />
sind nur einfache Beziehungen zwischen Subjekt und Objekt darstellbar.<br />
Eva Guem 14
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Strukturierungen durch Hierarchien oder Klassenbildungen sind erst mit dem<br />
Resource Description Framework-Schema (RDFS) und der <strong>Web</strong> Ontology Language<br />
(OWL) möglich (vgl. Geisler 2009, S. 97).<br />
2.3.2 RDF-Schema (RDFS)<br />
Das RDF-Schema ist eine Erweiterung des klassischen RDF Ansatzes. Genauso wie<br />
RDF ist auch RDFS eine Empfehlung des W3C-Konsortiums und somit ein offizieller<br />
Standard. Das RDF-Schema ist eine auf RDF aufgesetzte Vokabular-<br />
Beschreibungssprache, die aus einem Bündel <strong>von</strong> RDF-Ressourcen besteht und<br />
deren Beziehung und Bedeutung zueinander beschreibt. Mit RDF hat man die<br />
Möglichkeit, Aussagen (statements) über Ressourcen, deren Eigenschaften und<br />
Werte zu treffen. RDFS bietet nun die Möglichkeit, ein Vokabular festzulegen, in dem<br />
man RDF-Ressourcen an bestimmte Domains zuweisen und Ressourcenklassen<br />
festlegen kann, die ähnliche Eigenschaften haben (vgl. Sistig 2008, S. 42). RDFS<br />
bietet die Option, Klassen hierarchisch zu organisieren. Ressourcen werden als<br />
Instanzen <strong>von</strong> Klassen definiert, wobei jede Klasse eine Unterklasse <strong>von</strong> einer<br />
anderen sein kann. Diese Hierarchie erlaubt den Maschinen, die Bedeutung der<br />
Informationen auf Basis der Eigenschaften und Klassen <strong>von</strong> Ressourcen zu erfassen<br />
(vgl. Geisler 2009, S. 102 f.).<br />
Die Möglichkeit, solches Schemawissen zu spezifizieren, macht RDFS zu einer<br />
Ontologiesprache, die es ermöglicht, schon eine ganze Reihe der in einer Domäne<br />
vorkommenden semantischen Abhängigkeiten zu beschreiben. Dennoch hat auch<br />
diese Technologie ihre Grenzen, und wird als Beschreibungssprache für einfachere,<br />
weniger komplexe Anwendungsfälle verwendet (vgl. Hitzler et al. 2008, S. 67).<br />
Eva Guem 15
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2.3.3 Ontologien und <strong>Web</strong> Ontology Language (OWL)<br />
Im nun folgenden Abschnitt wird näher auf Ontologien und die spezielle <strong>Web</strong><br />
Ontology Language (OWL) eingegangen.<br />
Ontologien sind, wie schon im oberen Kapitel erwähnt, Strukturen und<br />
Eigenschaften, die als Grundlage einer Angebotsbeschreibung dienen und folglich<br />
mit Daten befüllt werden können. OWL ist neben RDF und RDFS die dritte offizielle<br />
Empfehlung des W3C-Konsortiums, und somit eine Standard-Beschreibungssprache<br />
<strong>von</strong> Ontologien. Diese Sprache soll dazu dienen, Ontologien erstellen und zwischen<br />
Computersystemen austauschen zu können. Aufbauend auf RDF und RDFS definiert<br />
OWL die Arten <strong>von</strong> Beziehungen, die in RDF mittels eines XML-Vokabulars<br />
ausgedrückt werden können, um die Hierarchien und Beziehungen zwischen<br />
verschiedenen Ressourcen zu veranschaulichen. Das Ziel <strong>von</strong> OWL ist es das<br />
Problem zu lösen, Terminologien für einen bestimmten Zusammenhang zu erstellen,<br />
Eigenschaften besser einschränken zu können, logische Charakteristiken <strong>von</strong><br />
Eigenschaften und die Äquivalenz <strong>von</strong> Begriffen zu definieren. Aufgrund der<br />
detaillierten Beziehungsinformationen in der OWL-Ontologie können Applikationen<br />
logische Schlussfolgerungen ziehen (vgl. Birkenbihl 2006, S. 83).<br />
Ontologie Darstellung<br />
In der Abbildung 3 wird ein Teil einer Gastronomie-Ontologie dargestellt, die im<br />
Rahmen der Projektgruppe „eb<strong>Semantic</strong>s“ entwickelt wurde, und zur Beschreibung<br />
<strong>von</strong> Restaurants dient. Das Restaurant wird in der Ontologie mit dem Namen „Inn“<br />
demonstriert. Von diesem Restaurant werden unter anderem das Menü und die<br />
Öffnungszeiten dargestellt. Diese Ontologie stellt einen Inhaltsstandard dar, der <strong>von</strong><br />
der Gastronomie-Branche genutzt werden kann, um die Restaurants einheitlicher zu<br />
beschreiben. Je mehr Restaurants mit dieser Ontologie beschrieben werden, desto<br />
besser können sie im Internet gefunden werden.<br />
Eva Guem 16
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Damit sich das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> durchsetzt, ist es notwendig, gute Ontologien zu<br />
entwickeln, die Inhaltsstandards schaffen. Es gibt verschiedene Initiativen, die<br />
Ontologien für bestimmte Einsatzbereiche entwickeln. Auf eine Initiative der<br />
Projektgruppe „eb<strong>Semantic</strong>s“ wird im Folgenden näher eingegangen, da sie gut im<br />
Tourismus Anwendung findet.<br />
Die kollaborative Entwicklungsplattform „myOntology“ basiert auf Wiki-<strong>Technologien</strong><br />
und ermöglicht eine dynamische und zeitnahe Weiterentwicklung <strong>von</strong> Produkt- und<br />
Dienstleistungs-Ontologien. Zusammen mit Experten <strong>von</strong> touristischen Organisationen<br />
(die das Angebot ihrer Region gut kennen), Portalbetreiber (die Input aus<br />
ihren Beschreibungen aus ihren Portalen bringen können) sowie mit Software- und<br />
Ontologie-Experten versuchte man nachhaltige Standards für die österreichische<br />
Tourismuswirtschaft zu entwickeln. Es wurden Ontologien <strong>von</strong> Unterkünften, Eventund<br />
Freizeitangeboten und gastronomischen Angeboten geschaffen (vgl.<br />
ebsemantics 2008a, S. 12).<br />
In einer Tourismusdestination beispielsweise beschreibt man mittels Ontologien,<br />
welche Eigenschaften eine Unterkunft haben kann (Name, Typ. Zimmer, usw.).<br />
Damit die Unterkünfte in einer Struktur stehen, können Verbindungen zugewiesen<br />
werden. So liegt z.B. eine Unterkunft in einem Ort. Dieser Ort liegt wiederum in einer<br />
Region. In dieser Region gibt es ein entsprechendes gastronomisches Angebot. So<br />
entsteht ein Zusammenhang zwischen Unterkünften und gastronomischen<br />
Angeboten, die der Computer verstehen und verarbeiten kann. Dadurch wird dem<br />
Konsumenten die Suche nach passenden Angeboten erleichtert und liefert ihm ein<br />
optimales Ergebnis.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass heutzutage nicht die Quantität,<br />
sondern die Qualität der Informationen für das Erlangen <strong>von</strong> Wettbewerbsvorteilen<br />
entscheidend ist. Die zuvor vorgestellten semantischen <strong>Technologien</strong> sollen helfen,<br />
bestehende Internetanwendungen zu erweitern, um die Bedeutung <strong>von</strong><br />
Eva Guem 18
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Informationen maschinell verwertbar zu machen und Wissen miteinander verknüpfen<br />
zu können. Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen<br />
Maschine und Maschine wird auf diese Weise enorm verbessert.<br />
Die <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> verschaffen den Vorteil, dass eine zielgruppenorientierte<br />
Darstellung der Angebote auf geeigneten Internetportalen möglich ist, ein<br />
optimiertes Erscheinungsbild auf den gängigsten Suchmaschinen erzielt und eine<br />
neue Dimension der Angebotsvernetzung erlangt wird (vgl. www.ebsemantics.net<br />
2008c).<br />
Eva Guem 19
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
3. ANWENDUNGSPOTENTIALE<br />
SEMANTISCHER TECHNOLOGIEN IN<br />
TOURISMUSDESTINATIONEN<br />
Es gibt verschiedene Sichtweisen und Einsatzmöglichkeiten <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<br />
<strong>Technologien</strong>. In dieser Arbeit wird das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> <strong>von</strong> zwei Sichtweisen<br />
betrachtet. Einerseits wird auf den Einsatz <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong> im<br />
E-Commerce-Bereich eingegangen, und andererseits werden <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<br />
<strong>Technologien</strong> im Bereich des Wissensmanagements näher betrachtet.<br />
E-Commerce ist ein Teil des E-Business, in dem elektronische Geschäftsprozesse<br />
angebahnt, vereinbart und abgewickelt werden. Zur Erzielung einer Wertschöpfung<br />
findet ein Leistungsaustausch im Internet statt (vgl. Meier/Stormer 2009, S. 2).<br />
Wissensmanagement ist zielgerichtet, prozessorientiert und bezieht sich auf das im<br />
Unternehmen vorhandene und benötigte Wissen. Wissensmanagement umfasst<br />
demnach sämtliche Instrumente, Verfahren und Maßnahmen, um das in einem<br />
Unternehmen vorhandene Wissen transparent zu machen und einen Mehrwert des<br />
vorhandenen Wissens zu schaffen. Das bedeutet, Wissen soll „gemanagt“ werden,<br />
indem es optimal genutzt wird (vgl. Bodrow/Bergmann 2003, S. 43).<br />
3.1 <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> im E-Commerce<br />
Der Stellenwert des Internets als Verkaufskanal wird immer wichtiger und die Anzahl<br />
an Händlern und Anbietern, die dieses Medium nutzen, um ihre Produkte oder<br />
Dienstleistungen zu verkaufen, wächst ständig. Da fast jeder Informationen und<br />
Angebote in das Internet stellen kann, gibt es Unmengen an Informationen und<br />
Angeboten. Durch diese enorme Menge an Angeboten in Verbindung mit der<br />
Eva Guem 20
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Unstrukturiertheit der Daten im <strong>Web</strong>, erschwert es den Benutzern, die richtigen<br />
Produkte oder Dienstleistungen zu finden (vgl. Dustdar et al. 2006, S. 4).<br />
Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit den Anwendungen semantischer<br />
<strong>Technologien</strong> im E-Commerce. Ein Schwerpunkt wird auf semantische<br />
Empfehlungssysteme und die Einsatzmöglichkeiten semantischer <strong>Technologien</strong> im<br />
mobilen Bereich gelegt. Anschließend wird die Verknüpfung <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> und<br />
Werbung dargestellt und erläutert.<br />
3.1.1 Semantische Empfehlungssysteme<br />
Digitale B2C (Business to Consumer)-Empfehlungssysteme unterstützen Benutzer<br />
bei der Selektion <strong>von</strong> Informationen über Produkte, Dienstleistungen und bei der<br />
Entscheidungsfindung (vgl. Bauernfeind et al. 2006, S. 2). Das Ziel dieser digitalen<br />
Empfehlungssysteme ist die Qualität bei der Produktauswahl zu optimieren, sodass<br />
die empfohlenen Produkte und Dienstleistungen auf den Benutzer und dessen<br />
Präferenzen individuell abgestimmt sind (vgl. West et al.1999, S. 289).<br />
Empfehlungssysteme finden bei Online-Shops, wie zum Beispiel Amazon,<br />
Anwendung. Diese Systeme haben meist nur einen engen Fokus bei der Erfassung<br />
<strong>von</strong> Transaktionsdaten und empfehlen daher auch nur eng verbundene Produkte.<br />
Ein Online-Shop weiß beispielsweise, dass ein bestimmter Kunde eine Bluse gekauft<br />
hat oder nach einer gesucht hat. Darüber hinaus weiß dieser Shop vielleicht auch,<br />
welche weiteren Kleidungsstücke diese Person in der Vergangenheit erworben hat.<br />
Er kennt den gezahlten Preis, die Marke, die Artikelnummer und den Tag, an dem<br />
der Artikel gekauft wurde. Diese Daten sind nützlich, doch es gibt viele<br />
Informationen, die vom System nicht erfasst werden. Dieses weiß nicht, ob die Bluse<br />
modisch oder konservativ ist oder ob eine bestimmte Marke für den Benutzer<br />
bedeutend ist (vgl. Ghani/Fano 2002, S. 1 f.).<br />
Eva Guem 21
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
<strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> ermöglichen digitalen Empfehlungssystemen Produkte<br />
im Internet zu finden, die den individuellen Bedürfnissen der Benutzer entsprechen.<br />
Heutzutage sind Benutzer bei der Produktsuche auf die limitierte Anzahl <strong>von</strong><br />
Angeboten angewiesen, die zentral auf E-Commerce-Plattformen verfügbar sind.<br />
Zukünftige Applikationen mit semantischen <strong>Technologien</strong> werden den Benutzern<br />
einen bedürfnisorientierten Suchprozess ermöglichen, der alle Produkte erfasst, die<br />
in einem semantisch beschriebenen Format im Internet publiziert werden. Durch<br />
diese Technologie steigt die Markttransparenz und damit der Wettbewerb zwischen<br />
den verschiedenen Anbietern (vgl. Dustdar et al. 2006, S. 4).<br />
Ein Beispiel für ein digitales semantisches Empfehlungssystem ist der Urlaubsberater<br />
der Kärnten Werbung (siehe Abbildung 4).<br />
Abb. 4: Urlaubsberater der Kärnten Werbung (net4you.net 2009)<br />
Eva Guem 22
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Die Firma „Smart Information Systems“ hat in Kooperation mit der Firma „Net4You“<br />
mit dem Urlaubsberater eine der ersten semantischen Anwendungen für den<br />
Tourismusbereich entwickelt. Da die Ansprüche der Konsumenten an ein Urlaubsziel<br />
immer vielfältiger werden, soll nicht nur die Unterkunft, sondern auch das<br />
Rahmenprogramm in einer Tourismusdestination passend sein. Basierend auf<br />
<strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> wird erstmals ermöglicht, dass Daten <strong>von</strong> Maschinen<br />
interpretiert und verstanden werden können. So können Zusammenhänge zwischen<br />
Unterkunfts- und Eventdaten hergestellt werden. Kriterien werden gewichtet und<br />
kombiniert, und somit kann man dem Gast ein individuelles Angebot präsentieren.<br />
Dadurch spart der Gast Zeit und hat einen geringeren Aufwand bei der Suche. Durch<br />
die Einbindung des Urlaubsberaters in einer Destination bietet man dem Gast die<br />
bestmögliche Beratung und es ergibt sich dadurch eine wertvolle Cross-Selling<br />
Funktionalität (vgl. net4you.net 2009).<br />
Wenn touristische Angebote einmal semantisch beschrieben worden sind, können<br />
neben dem semantischen Empfehlungssystem einer Destination alle Portale und<br />
intelligenten Anwendungen dieses automatisch integrieren und nach<br />
Nutzerbedürfnissen interpretieren. Diese sind somit genau dort auffindbar, wo die<br />
Zielgruppe danach sucht. Es könnte damit zum Beispiel eine intelligente Verbindung<br />
mit mobilen Diensten in einer Destination hergestellt werden, die im folgenden<br />
Unterkapitel genauer diskutiert werden.<br />
Eva Guem 23
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
3.1.2 Mobile Dienste<br />
Die mobilen Dienste sind Teil des „Mobile Business“, dieses <strong>von</strong> Steimer wie folgt<br />
definiert wird:<br />
„Mobile Business umfasst die ortsungebundene mobile Beschaffung,<br />
Verarbeitung und Bereitstellung <strong>von</strong> Informationen aller Art, zur Abwicklung <strong>von</strong><br />
Geschäfts- und Kommunikationsvorgängen unter Einsatz mobiler Endgeräte und<br />
Nutzung geeigneter Dienste und Netzinfrastrukturen (Steimer 2001, S. 137).“<br />
Mobile Dienste befriedigen den Wunsch „always online, everywhere at any time“ zu<br />
sein. Unbezweifelt sind die Akzeptanz und Nutzung mobiler Endgeräte, vor allem <strong>von</strong><br />
Handys. Gerade für eine informationsintensive Branche wie den Tourismus können<br />
daher erhebliche Potentiale geortet werden (vgl. Egger et al. 2006, S. 1).<br />
Heutzutage bestehen die mobilen Dienste überwiegend aus einfachen<br />
Dienstleistungen. Man kann zum Beispiel Parktickets oder Kinokarten kaufen,<br />
Nachrichten abonnieren oder nach einem bestimmten Restaurant in der Nähe<br />
suchen. Besonders in mobilen Anwendungssituationen, wie in einem Auto, braucht<br />
der Benutzer schnelle und genaue Antworten auf eine konkrete Frage. Mithilfe<br />
semantischer <strong>Technologien</strong> können mobile Suchanfragen getätigt werden, die<br />
konkrete Antworten auf die jeweiligen Fragen liefern, und somit einen Vorteil<br />
gegenüber anderen Diensten bieten. Diese Dienste können mit Bild- und<br />
Spracherkennungsfunktionen erweitert werden (vgl. Wahlster 2007a, S. 1 f.).<br />
Ein Anwendungsbeispiel dieses mobilen Dienstes mit einer Spracheingabe wird in<br />
Abbildung 5 angeführt.<br />
Eva Guem 24
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Abb. 5: Navigationsdialog durch die Kombination <strong>von</strong> mehreren <strong>Web</strong>diensten<br />
(Wahlster 2007a, S. 11)<br />
Diese Anwendung der semantischen <strong>Technologien</strong> ermöglicht die Verknüpfung <strong>von</strong><br />
Internet- und Fahrzeug-Diensten. Wie in der obigen Abbildung ersichtlich ist, kann<br />
ein Fahrer eines PKW die Frage „Wo gibt es ein italienisches Restaurant hier in der<br />
Nähe?“ eingeben. Darauf folgend werden die jeweiligen Restaurants auf einer<br />
digitalen Karte angezeigt. Nachdem der Fahrer ein Restaurant ausgewählt hat, fragt<br />
er sein mobiles Endgerät „Wie komme ich dahin? Und vorher muss ich noch tanken“.<br />
Als Ergebnis wird eine Routenplanung mit dem Weg zum Restaurant und einem<br />
Tankstopp angezeigt (vgl. Wahlster 2007a, S. 11).<br />
Eva Guem 25
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit der <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-Technologie bei mobilen<br />
Endgeräten bietet das eTourism Competence Center Austria (ECCA). Das<br />
Referenzprojekt „innsbruck.mobile“ ist eine Planungshilfe zur Gestaltung<br />
personalisierter Reiseaufenthalte rund um Innsbruck. Der Aufenthalt kann neben<br />
typischen Suchanfragen wie Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten, Wetterinformationen,<br />
usw. intelligent geplant werden. Ein besonderes Augenmerk wird auf<br />
die individuelle Empfehlung gelegt. Aufgrund persönlicher Profilmerkmale wie zum<br />
Beispiel Zeitbudget oder Kinder, wird dem Gast ein abgestimmtes Freizeitangebot<br />
mit Buchungsmöglichkeiten angeboten. Gemäß den Präferenzen des Gastes erhält<br />
er eine „Guten Morgen Post“ via SMS oder E-Mail mit Wettervorhersage und einem<br />
individuellen Tagestipp. Weiters stellt die Applikation bei Sehenswürdigkeiten und<br />
wichtigen Plätzen spezielle Informationen für den Gast bereit. Mittels einer<br />
Feedback-Funktion hat der Gast die Möglichkeit für jedes touristische Produkt eine<br />
Bewertung als auch einen Kommentar abzugeben (vgl. ecca.at 2008).<br />
Einen Mehrwert würden mobile Dienste auch für Nischenanbieter (z.B. spezielle<br />
Restaurants) schaffen. Nehmen wir an, ein Gast hat sich in dem System einer<br />
Tourismusdestination registriert, um die Vorzüge der mobilen Service zu genießen.<br />
Dieser geht nun auf eine Besichtigungstour durch die Stadt, da er schon am Morgen<br />
ein auf ihn maßgeschneidertes Freizeitprogramm zugesandt bekommen hat. Nun<br />
wäre es möglich, dass er einen Hinweis für einen Rabatt eines Restaurants (bei dem<br />
er gerade vorbei spaziert) inklusive Tagesangebot vom System via Sms bekommt.<br />
Mit dem Vorzeigen dieser Sms kann dann der Rabatt bei einer Konsumation in<br />
diesem Restaurant verrechnet werden. Dies wäre möglich, wenn der Gast im<br />
Vorhinein bei der Registrierung seine Speisenpräferenzen angegeben hat. Somit<br />
bekommt er nur für ihn relevante Vorschläge. Voraussetzung für die Durchführung<br />
solcher Dienste ist natürlich die semantische Beschreibung der Daten der diversen<br />
Leistungsanbieter. Diese Tätigkeit könnte auch in die Verantwortung der<br />
Regionsverbände <strong>von</strong> Tourismusdestinationen gegeben werden, die ohnehin<br />
touristische Angebotsdaten regelmäßig pflegen müssen. Somit könnten diese Daten<br />
Eva Guem 26
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
auch für das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> nutzbar gemacht werden. Daraus würde für eine<br />
Tourismusdestination ein eindeutiger Wettbewerbsvorteil entstehen.<br />
Wie man sieht, sind die Möglichkeiten in diesem Bereich sehr umfassend und bieten<br />
viele Verwendungszwecke für einen Reiseaufenthalt in einer Destination. Mit diesen<br />
mobilen Diensten kann man dem Urlaubsgast das bestmögliche personalisierte<br />
Beratungsservice bieten. Wenn eine Tourismusdestination diese Möglichkeiten<br />
erkennt und nutzt, kann sie langfristige Erfolge erzielen. Wichtig in diesem<br />
Zusammenhang ist die Tatsache, dass der Markt für mobile Services auf dem Weg<br />
aus der Nische in den Massenmarkt ist. Diese Entwicklung wird jedoch durch<br />
verschiedene strategische, organisatorische und technische Unsicherheiten<br />
gebremst. Auch die Kostenfrage ist bei diesen Anwendungen nicht unwesentlich für<br />
die Akzeptanz dieser Dienste bei den Gästen. So müssen Touristen, die nicht aus<br />
Österreich kommen, Roaming-Gebühren für Sprachtelefonie beziehungsweise<br />
Datendienste bezahlen. Eine Vereinheitlichung (eventuell Abschaffung) der<br />
Roaming-Gebühren wäre daher sinnvoll.<br />
3.1.3 Werbung<br />
Konventionelle kontextbezogene Werbung ist oft nicht in der Lage, den richtigen<br />
Kontext der <strong>Web</strong>seite zu identifizieren und liefert öfters fehlplatzierte Werbung. Bei<br />
dieser kontextbezogenen Werbung wird die <strong>Web</strong>seite, die der Benutzer gerade<br />
ansieht, nach Keywords (Schlüsselworten) durchsucht, und passende Werbung wird<br />
geliefert. Als Resultat werden oftmals Werbekosten verschwendet und die falsche<br />
Zielgruppe angesprochen. Da die kontextbasierten Systeme wenig Verständnis für<br />
die Bedeutung und den Zusammenhang der Wörter haben, kann dies zu<br />
Fehlplatzierungen der Werbung führen, die wiederum zu Imageschäden für die<br />
verschiedenen Marken zur Folge haben. Die Werbewirkung geht somit verloren (vgl.<br />
isense.net 2009a).<br />
Eva Guem 27
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Bei kontextbasierter Werbung ist Google AdWords zu nennen. Dabei handelt es sich<br />
um textbasierte Kleinanzeigen, die in Abhängigkeit eines Suchbegriffes im Umfeld<br />
der objektiven Tefferliste bei der Suchmaschine Google erscheinen. Bei AdWords<br />
handelt es sich um eine für den User klar erkennbare Werbung, die durch<br />
Platzierung am rechten oder oberen Rand des Bildschirms und durch farbliche<br />
Hervorhebung deutlich <strong>von</strong> der objektiven Trefferliste getrennt ist. Neben den<br />
Kontoeinrichtungskosten entstehen nur geringe Kosten, wenn ein Suchender<br />
tatsächlich auf die Textanzeige klickt. Je mehr Suchbegriffe man im eigenen<br />
AdWords-Konto hinterlegt, desto größer ist die theoretische Anzahl der auf diese<br />
Weise zu gewinnenden Besucher. Doch wie schon oben erwähnt, kann eine nach<br />
Keyword platzierte Werbung nicht die Semantik der Werbebotschaft verstehen, und<br />
deswegen zu Fehlplatzierungen führen.<br />
Ein Beispiel für eine semantisch angereicherte Werbemethode ist die iSense-<br />
Applikation der Firma „ad pepper media“, die mithilfe <strong>von</strong> semantischen<br />
<strong>Technologien</strong> alle Wörter <strong>von</strong> <strong>Web</strong>seiten analysiert, Wortbedeutungen erfasst,<br />
Redewendungen berücksichtigt und die lexikalische Thematik des Inhaltes erfasst.<br />
So kann passende Werbung für das jeweilige Themenumfeld geschaltet werden. Die<br />
Ergebnisse sind zielgerichtet und zuverlässiger als bei konventionellen Online-<br />
Werbemethoden. Wenn ein Unternehmen gewissenhafte Markenführung betreiben<br />
will, muss es wissen, in welchem Kontext seine Werbung platziert wird,<br />
beziehungsweise in welchen inhaltlichen Zusammenhängen sie definitiv nicht stehen<br />
darf. Der Werbetreibende (z.B. Hotelier) kann die für ihn kritischen Themen und die<br />
Intensität der Sicherheits-Filterung selbst auswählen und ein personalisiertes<br />
Kampagnenprofil erstellen lassen (vgl. isense.net 2009b).<br />
Kontextbasierte Werbung kann auch mit semantischen Bilderkennungsmethoden<br />
verknüpft werden. Mittels visueller Suchmaschinen wie „like.com“ werden Bilder aus<br />
den Social-Networking-Plattformen analysiert und passende Werbung geschaltet.<br />
Zum Beispiel, eine Person trägt auf ihrem Profilfoto eine Sonnenbrille, die vom<br />
Eva Guem 28
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
System als solche erkannt wird. Mit diesem Wissen wird auf der Profilseite dieser<br />
Person automatisch Werbung für ähnliche Sonnenbrillen geschaltet. Diese Werbung<br />
ist keine Werbung im klassischen Sinne, sondern eine Dienstleistung, die dem<br />
Benutzer einen Mehrwert bietet, weil dieser durch die Werbeeinblendung nicht<br />
gestört wird und eventuell einen Nutzen daraus ziehen könnte. Somit erreicht der<br />
Werbetreibende nur die Personen, die potentielles Interesse an einem Produkt<br />
haben (vgl. TrendONE 2008, zitiert nach Hidalgo 2008, S. 28 f.).<br />
Das gleiche Szenario wäre auch im Tourismusbereich denkbar. Eine<br />
Tourismusorganisation einer Destination könnte ebenfalls Bilder <strong>von</strong> visuellen<br />
Suchmaschinen analysieren lassen, und demzufolge passende Werbung schalten.<br />
Erkennt zum Beispiel das System ein Profilbild mit Skifahrern oder einer winterlicher<br />
Landschaft und Bergen, kann eine Wintersportdestination für den User<br />
ansprechende Werbung schalten.<br />
Ein weiteres Anwendungspotential besteht auch bei semantisch angereicherter<br />
Werbung in Verbindung mit mobilen Diensten. Nach Schätzungen des Zentrums für<br />
Zukunftsstudien der Forschung Urstein liegen große Umsatzpotentiale im Bereich<br />
des Mobile Advertising (mobile Werbung). Zurzeit ist Mobile Advertising durch zu<br />
kleine Displays und fehlenden graphischen Visualisierungsmöglichkeiten erst<br />
eingeschränkt möglich. Dies wird sich jedoch mit der Weiterentwicklung <strong>von</strong> mobilen<br />
Endgeräten und den Möglichkeiten zur Lokalisierung sowie der Identifizierung eines<br />
Gastes bald ändern. Persönliche Interessen können anhand <strong>von</strong> Kundenprofilen<br />
herausgefunden und demnach passende Werbetätigkeiten durchgeführt werden. In<br />
Folge wird auch das mobile One-to-One-Marketing ermöglicht, welches erlaubt,<br />
individuell zugeschnittene Marketing-Maßnahmen durchzuführen (vgl. Egger et al.<br />
2006, S. 7).<br />
Eva Guem 29
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
3.2 <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />
im Wissensmanagement<br />
Im Folgenden Kapitel werden verschiedene Anwendungen dargestellt, in denen man<br />
<strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> im Wissensmanagement sinnvoll einsetzen kann. Ein<br />
Schwerpunkt wird auf <strong>Web</strong> 2.0 Applikationen gelegt, da der User generated Content<br />
(UGC) ein wichtiger Teil des Wissens im Internet darstellt, der schwer zu<br />
durchsuchen und zu erfassen ist. Semantische <strong>Technologien</strong> übernehmen hierbei<br />
die Rolle diese Daten zu strukturieren und zu beschreiben, damit diese im <strong>Web</strong><br />
auffindbar sind und <strong>von</strong> allen genutzt werden können.<br />
Das Wissensmanagement beschäftigt sich mit der Akquise, dem Zugriff und der<br />
Wartung <strong>von</strong> Informationen innerhalb einer Organisation (vgl. Antoniou/Van<br />
Harmelen 2004, S. 3). Das traditionelle Wissensmanagement wird heutzutage mit<br />
neuen Problemen im <strong>Web</strong>-Bereich konfrontiert, wie zum Beispiel<br />
Informationsüberflutung, ineffizienter Keyword-Suche und heterogener Integration<br />
der Informationen (vgl. Fensel et al. 2002, S. 2). Darüber hinaus gibt es nach<br />
Antoniou und Van Harmelen noch weitere Schwächen. Es wird zum einen die<br />
Wartung <strong>von</strong> Informationen angesprochen. Derzeit gibt es Widersprüche bei den<br />
Terminologien und des Weiteren werden veraltete Daten nicht gelöscht. Zum<br />
anderen besteht ein Defizit bei der Auswahl und Suche <strong>von</strong> Informationen. Auf Grund<br />
<strong>von</strong> unstrukturierten Daten ist es schwierig, mit herkömmlichen Systemen die<br />
richtigen Informationen zu finden. Wenn man dann ein Dokument gefunden hat,<br />
müssen die Benutzer dieses lange durchsuchen, um die relevanten Daten zu finden<br />
(vgl. Antoniou/Van Harmelen 2004, S. 4).<br />
Ein effektives Wissensmanagement ist im Zeitalter der Informationsflut entscheidend,<br />
und wurde als Schlüsselfaktor für das Beibehalten und der Gewinnung <strong>von</strong><br />
Wettbewerbsvorteilen in Organisationen identifiziert (vgl. Fensel et al. 2002, S. 2).<br />
Eva Guem 30
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Das Ziel der semantischen Technologie ist es, fortgeschrittene Wissensmanagement-Systeme<br />
zu schaffen, die Folgendes ermöglichen (vgl. Antoniou/Van<br />
Harmelen 2004, S. 4):<br />
• Das Unterstützen <strong>von</strong> automatisierten Tools für die Wartung <strong>von</strong> Daten und<br />
zur Suche nach Widersprüchen und nach neuem Wissen<br />
• Das Einteilen <strong>von</strong> Wissen gemäß dessen Bedeutung<br />
• Das Ersetzen einer Keyword-basierten-Suche durch intelligente Antwortmaschinen<br />
3.2.1 Textbasierte Suchmaschinen<br />
Leistungsfähige Online-Suchmaschinen wie Google oder Yahoo sind unabdingbar,<br />
um sich in der Informationsflut zurechtzufinden. Doch diese weisen auch einige<br />
Defizite auf (vgl. Wahlster 2007b, S. 3):<br />
• Die Anfragen werden als Zeichenketten verstanden, die Bedeutung und der<br />
Zusammenhang der Wörter werden vernachlässigt<br />
• Die Suchanfragen werden <strong>von</strong>einander unabhängig betrachtet und der<br />
Zusammenhang <strong>von</strong> vorherigen Suchanfragen wird nicht berücksichtigt<br />
• Komplexe Anfragen, die sich auf mehrere Relationen beziehen, liefern wenig<br />
zufrieden stellende bis falsche Resultate<br />
• „Versteckte Inhalte“, die nur über PDF-Dokumente und <strong>Web</strong>dienste verfügbar<br />
sind, werden im so genannten „Deep <strong>Web</strong>“ nicht gefunden<br />
Duke et al. (vgl. Duke et al. 2007, S. 341) unterstützen die oben genannten<br />
Aussagen <strong>von</strong> Wahlster, und vertreten die Meinung, dass es bei konventionellen<br />
Suchmaschinen dazu kommt, dass der Benutzer eine sehr lange Auflistung an Links<br />
Eva Guem 31
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
bekommt, die unstrukturiert ist und viele irrelevante Ergebnisse aufzeigt. Dies kann<br />
darauf zurückgeführt werden, dass die Semantik der Wörter selten erfasst und die<br />
Mehrdeutigkeit kaum analysiert wird. Es gibt zwar Algorithmen wie den PageRank-<br />
Algorithmus <strong>von</strong> Google, der benutzt wird, um Suchergebnisse zu optimieren, indem<br />
er Seiten, auf die mehr Links verweisen, weiter vorne in der Ergebnisliste anzeigt.<br />
Doch mit diesem Ansatz bekommen neue <strong>Web</strong>seiten eine niedrigere Rangordnung,<br />
die auch niedrig bleibt, wenn Personen diese Seiten nicht finden und diese nicht<br />
verlinken.<br />
Das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> will das bestehende <strong>Web</strong> erweitern und bietet die technischen<br />
Voraussetzungen, um die Probleme <strong>von</strong> herkömmlichen Suchmaschinen zu<br />
überwinden. Die Daten bekommen hierfür eine für Maschinen verarbeitbare<br />
Semantik, die es ermöglicht, Informationen einzelner Wörter zu verstehen und<br />
Zusammenhänge zu erkennen, sodass gezielte Anfragen möglich sind (vgl.<br />
Andersen 2003, S. 36).<br />
In Zukunft werden Suchmaschinen nicht nur mehr nach Schlüsselwörtern suchen<br />
und eine lange Auflistung an Links mit Dokumentenverweisen liefern, sondern auch<br />
komplexe, natürlich-sprachlich formulierte Fragen zulassen, die eine konkrete<br />
Antwort auf die Anfrage liefern. Somit werden aus konventionellen Suchmaschinen<br />
Antwortmaschinen, die Anfragen <strong>von</strong> Benutzern inhaltlich verstehen. In Abbildung 6<br />
wird dies mit einem Vergleich dargestellt. Semantische Suchmaschinen suchen<br />
einerseits Informationen aus den Passagen <strong>von</strong> Dokumenten im offenen <strong>Web</strong>, wie<br />
bei den klassischen Suchmaschinen. Andererseits haben sie auch Zugriffsmöglichkeiten<br />
auf verschiedene <strong>Web</strong>dienste wie zum Beispiel Veranstaltungskalender,<br />
Verkehrsinformation, Wetterinformation, usw. (vgl. Wahlster 2007a, S. 7 f.).<br />
Eva Guem 32
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Abb. 6: Stichwortbasierte Suche versus Fragebeantwortung (Wahlster 2007a, S. 1)<br />
Im Gegensatz zu den derzeit führenden Stichwort-orientierten Online-<br />
Suchmaschinen, die nur auf <strong>Web</strong>seiten verweisen, versucht die semantische<br />
Suchmaschine „Wolfram Alpha“ eine Antwort auf die Suchanfrage zu finden, die aus<br />
einzelnen Aussagen, Graphiken und Bildern statt aus ganzen Dokumenten besteht.<br />
Wolfram Alpha versteht die natürliche Sprache und versucht die Semantik einer<br />
Frage zu erfassen. Der Microsoft-Suchdienst „Bing“ arbeitet künftig mit der<br />
semantischen Suchmaschine Wolfram Alpha zusammen und versucht damit<br />
verstärkt Google Paroli zu bieten. Weiters ist eine Kooperation mit dem<br />
Bewertungsportal „Ciao“ geplant, das den User generated Content (UGC) wie<br />
Erfahrungsberichte zu Produkten, Restaurants etc. zuliefern wird (vgl.<br />
www.teletarif.de 2009).<br />
Somit hat der User einen Zusatznutzen, wenn er zum Beispiel ein Restaurant in einer<br />
Tourismusdestination sucht, das auch gleich auf den ersten Blick dessen<br />
Bewertungen <strong>von</strong> anderen Gästen aufzeigt.<br />
Eva Guem 33
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3.2.2 Social Software und das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong><br />
Während in der letzten Zeit das Thema <strong>Web</strong> 2.0 ein Konjunkturhoch erlebt hat,<br />
entstand abseits der öffentlichen Wahrnehmung eine technologische Komplementärinnovation.<br />
Beim so genannten „Social <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong>“ geht es darum, den User<br />
generated Content (UGC) strukturiert zu erschließen, aber auch den Einsatz <strong>von</strong><br />
Social Software zur kollaborativen Anreicherung <strong>von</strong> <strong>Web</strong> Content mit<br />
maschinenlesbaren Metadaten zu versehen. Mit Social Software bezeichnet man all<br />
die Anwendungen, die Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit im Internet<br />
unterstützen (vgl. Seufert/Brahm 2007, S. 21).<br />
Social Software kann innerhalb <strong>von</strong> Unternehmen oder für private Zwecke genutzt<br />
werden. Unternehmen profitieren <strong>von</strong> Social Software dadurch, dass neue<br />
Möglichkeiten für das Wissensmanagement und die Kollaboration zwischen den<br />
Mitarbeitern aus verschiedenen Unternehmensabteilungen entstehen. Durch Social<br />
Software kann die interne und externe Kommunikation der Unternehmen durch Blogs<br />
oder Wikis erweitert werden. <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> können hierfür als<br />
Mediator zwischen den verschiedenen <strong>Web</strong> 2.0-Applikationen und den Benutzern<br />
agieren (vgl. Passant 2008, S. 1).<br />
In den folgenden Abschnitten werden zwei Applikationen <strong>von</strong> Social Software<br />
erläutert, die mithilfe semantischer <strong>Technologien</strong> optimiert werden können. Diese<br />
sind Wikis und Blogs.<br />
Wikis<br />
Bei Wikis handelt es sich um eine <strong>Web</strong> 2.0-Technologie, die eine Ansammlung <strong>von</strong><br />
Seiten und Artikeln zu verschiedenen Themen und Begriffen enthält, welche <strong>von</strong> den<br />
Benutzern gelesen und kooperativ bearbeitet werden können. Die einzelnen Artikel<br />
sind durch Links miteinander verbunden. Für deren Erstellung sind meistens keine<br />
HTML-Kenntnisse nötig (vgl. Meißner et al. 2007, S. 3).<br />
Eva Guem 34
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Eine Schwäche <strong>von</strong> konventionellen Wikis, wie zum Beispiel der Wikipedia, ist der<br />
Mangel an maschinenverarbeitbaren Daten und die fehlende Verknüpfung der<br />
Konzepte (vgl. Tazzoli et al. 2004, S.1). Das Wissen und die Informationen in der<br />
Wikipedia sind sehr wertvoll, doch in vielen Gebieten nicht anwendbar, weil die<br />
Inhalte der Wikipedia <strong>von</strong> Maschinen nicht interpretiert und verstanden werden<br />
können (vgl. Völkel et al. 2006, S. 1 f.). Derzeit ist es nicht möglich, automatisch<br />
verknüpfte Informationen über verschiedene Artikel zu sammeln und Anfragen wie<br />
zum Beispiel „Zeige mir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten in einer Destination“ zu<br />
beantworten. Trotz der Strukturiertheit der Daten in der Wikipedia (jede<br />
Sehenswürdigkeit hat einen eigenen Artikel und Links zu dazu passenden Themen),<br />
ist die Semantik der Wörter für die Maschinen unklar.<br />
Das Ziel <strong>von</strong> semantischen Wiki-Systemen ist eine Interoperabilität zwischen<br />
verschiedenen Wiki-Systemen und anderen Anwendungen herzustellen. Die Inhalte<br />
der Wikis werden mit Metadaten angereichert und Ontologien werden entwickelt, um<br />
die Daten zu strukturieren. Dafür sind W3C-Standards wie RDF, RDFS und OWL<br />
notwendig. Diese Methode ermöglicht, Inhalte und Metadaten <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />
Wikis zu verschachteln. Es sind Annotationen in Form <strong>von</strong> Triples (Subjekt, Prädikat,<br />
Objekt) möglich. Auf diese Weise können Objekten Relationen und Attribute<br />
hinzugefügt werden, und somit ist es möglich, Beziehungen zu anderen Wiki-Seiten<br />
oder –Begriffen herzustellen (vgl. Meißner et al. 2007, S. 7).<br />
Komplexere Fragen, wie zum Beispiel die oben genannte Frage über alle wichtigen<br />
Sehenswürdigkeiten in einer Destination, können mit semantischen Wikis<br />
beantwortet werden.<br />
Semantische Wikis sind für Computer sinnvoll, weil <strong>Web</strong>inhalte für Maschinen lesbar<br />
gemacht werden. Andererseits sind sie auch für Menschen vorteilhaft, weil durch die<br />
benutzerfreundlichen Anwendungen auch technisch nicht versierte Benutzer Zugang<br />
zu den semantischen <strong>Technologien</strong> haben (vgl. Meißner et al. 2007, S. 5 f.). Darüber<br />
Eva Guem 35
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hinaus können die angereicherten Daten durch die RDF-Export-Funktion für das<br />
gesamte <strong>Web</strong> verfügbar gemacht und <strong>von</strong> verschiedenen externen Applikationen<br />
genutzt werden (vgl. Völkel et al. 2006, S. 11).<br />
Völkel et al. haben in einer Initiative das bekannteste Wiki, die Online-Enzyklopädie<br />
Wikipedia, mit semantischen <strong>Technologien</strong> angereichert, und somit die <strong>Semantic</strong>-<br />
Wikipedia geschaffen. Diese ermöglicht neue Möglichkeiten für die Suche,<br />
Aggregation und den Export <strong>von</strong> Wissen. Benutzer haben in der <strong>Semantic</strong>-Wikipedia<br />
die Gelegenheit, Links zwischen diversen Artikeln zu setzen und Daten innerhalb der<br />
Artikel semantisch zu spezifizieren. Dafür werden semantische Links und Attribute<br />
verwendet. Die semantischen Links sind eine Erweiterung der bereits bestehenden<br />
Links <strong>von</strong> der Wikipedia. Bei der konventionellen Wikipedia werden einzelne Wörter<br />
zu anderen Artikeln verlinkt, während bei der <strong>Semantic</strong>-Wikipedia zusätzlich die<br />
Relationen zwischen den Artikeln dargestellt werden (siehe Abbildung 7).<br />
Abb. 7: Verlinkungen bei der <strong>Semantic</strong>-Wiki (Meißner et al. 2007, S. 10)<br />
Eva Guem 36
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In einem Artikel über London wird das Wort „London“ mit einem weiteren Artikel über<br />
„England“ verlinkt. Jener ist nicht willkürlich verlinkt, sondern mit der Beziehung „ist<br />
die Hauptstadt <strong>von</strong>“. Somit weiß das System ganz genau, dass London die<br />
Hauptstadt <strong>von</strong> England ist und kann auf spezifische Fragen wie „Wie heißt die<br />
Hauptstadt <strong>von</strong> England?“ eine konkrete Antwort liefern (vgl. Völkel et al. 2006, S. 5<br />
f.).<br />
Abschließend kann gesagt werden, dass semantische Wikis die bestehenden Wikis<br />
erweitern und unterstützen. Sie verbessern das laterale Denken und die<br />
Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Wikis. Dadurch wird der Austausch <strong>von</strong><br />
wertvoller Information zwischen den Benutzern ermöglicht. Obwohl dieser Ansatz gut<br />
ist, ist es fraglich, ob sich Benutzer in Zukunft die Zeit nehmen werden, neues<br />
Wissen zu aggregieren und vorhandene Artikel zu aktualisieren.<br />
Blogs<br />
Ein Blog ist eine Art <strong>Web</strong>-Tagebuch, das im Internet geführt wird. Blogs enthalten<br />
Einträge, Kommentare, Bilder und Notizen, die chronologisch geordnet sind. Die<br />
Blog-Autoren (Blogger) schreiben Texte und suchen dann nach passenden Bildern<br />
und Links (vgl. Ankolekar et al. 2007, S. 826).<br />
Blogs unterstützen kommunikative Prozesse und können gleichzeitig genutzt<br />
werden, um Informationen abrufbereit zu halten. Blogs können <strong>von</strong> Mitarbeitern als<br />
Notizsammlung verwendet werden, um Ideen oder offene Fragen festzuhalten, die<br />
eigene Arbeit zu dokumentieren oder Problemlösungen aufzunehmen. Sie eignen<br />
sich ferner als Kommunikationsmedium für die Versorgung <strong>von</strong> Mitarbeitern, Kunden<br />
und Partnern mit Informationen. Dabei sind durch die Kommentarfunktionen immer<br />
Rückkoppelungsoptionen gegeben (vgl. Raabe 2008, S. 45).<br />
Eva Guem 37
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Ein Ansatz, der sich in Zukunft etablieren wird, ist jener, der einen Blog und eine<br />
<strong>Web</strong>seite kombiniert, sodass der Gast auf den ersten Blick nicht merkt, dass es sich<br />
um einen Blog handelt. Größere Tourismusorganisationen führen schon sehr<br />
erfolgreich ihre <strong>Web</strong>seiten als Blog. Somit kann man mit der Zielgruppe persönlich in<br />
Kontakt bleiben und gegebenenfalls auf Feedback reagieren, da Hotelbewertungen<br />
<strong>von</strong> populären Portalen wie „Holidaycheck“ oder „TripAdvisor“ direkt auf der<br />
Homepage angezeigt werden können. Die Sinnhaftigkeit für ein einzelnes<br />
touristisches Unternehmen zusätzlich zu der eigenen <strong>Web</strong>seite einen Blog zu führen,<br />
ist fraglich. Es ist zu bedenken, dass die Aktualisierung eines Blogs viel Zeit in<br />
Anspruch nimmt, und dieser ständig mit neuen Themen versorgt werden muss.<br />
Vernachlässigte Blogs schaden dem Image des Unternehmens. Des Weiteren stellt<br />
sich die Frage, ob überhaupt genügend Leserschaft vorhanden ist, die regelmäßig<br />
die Beiträge liest.<br />
Initial wurden die ersten Stadien des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong>logs im Blogsystem „WordPress“,<br />
einem Content Management System, implementiert. WordPress ist derzeit die<br />
populärste Blogsoftware, die sich auch auf dem eigenen Server betreiben lässt.<br />
WordPress ist Open Source und dient zur Verwaltung der Inhalte eines Blogs. Dieser<br />
kann dann auch in die eigene <strong>Web</strong>seite integriert werden. Weiters bietet das System<br />
die Möglichkeit, externe Plugins (Erweiterungsmodule) mit semantischer Technologie<br />
zu nutzen. Ein schon sehr ausgereiftes Tool zur semantischen Anreicherung <strong>von</strong><br />
Blogs ist „Zemanta“. Diese Applikation ist für FireFox und Internet Explorer erhältlich.<br />
Zemanta ist zurzeit nur auf Englisch verfügbar. Das bedeutet, dass Links zu<br />
Wikipedia, anderen Medien und Tags nur auf englischsprachige Seiten verweisen. In<br />
Zukunft wird jedoch Zemanta auch auf Deutsch verfügbar sein. Dennoch macht<br />
Zemanta bereits jetzt schon Veröffentlichungen in firmeneigenen und privaten Blogs<br />
wesentlich informativer, effizienter und visuell ansprechender (vgl. think-innowise.de<br />
2009).<br />
Eva Guem 38
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Nachstehend wird anhand eines Beispiels ein mögliches Szenario für eine<br />
Hotelwebseite demonstriert.<br />
Blogbetreiber wie zum Beispiel Hoteliers in einer Tourismusdestination können den<br />
Kunden einen Mehrwert bieten, indem semantische Plugins Inhalte aus offen<br />
verfügbaren Datenquellen analysieren und mit themenverwandten Informationen aus<br />
Wikipedia, YouTube, Twitter, holidacheck usw. verknüpfen. Somit können Hoteliers<br />
die eigene Angebotsbeschreibung mit Produkt- oder Dienstleistungsinformationen,<br />
Bildern, Videos, Artikeln, Hotelbewertungen, Kundenzufriedenheitsaussagen usw.<br />
auf der eigenen <strong>Web</strong>seite unkompliziert ergänzen. Durch die Kombination<br />
verschiedener Informationsquellen kann dem Gast mit wenig Aufwand ein<br />
dynamisches Rundum-Angebot präsentiert werden. Man erspart dem Gast dadurch<br />
das Durchklicken <strong>von</strong> verschiedenen Verlinkungen auf der <strong>Web</strong>seite. Er bekommt<br />
ohne großen Rechercheaufwand eine gute Übersicht der Freizeitangebote in der<br />
Umgebung des Hotels. Dies ist möglich, wenn die verschiedenen Leistungsanbieter<br />
in einer Tourismusdestination ihre Informationen semantisch beschrieben haben.<br />
Aus diesem Beispiel wird erkennbar, welchen Mehrwert und Wettbewerbsvorteil die<br />
einzelnen Leistungsträger sowie die gesamte Destination mit semantischen<br />
<strong>Technologien</strong> erzielen können.<br />
Eva Guem 39
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
3.2.3 Entwicklungsperspektiven <strong>von</strong> Social Software<br />
Es gibt die Hoffnung, dass durch <strong>Web</strong> 2.0 Anwendungen ein Mehrwert für das<br />
Unternehmen entsteht, wenn Kunden diese <strong>Web</strong> 2.0 Tools nützen und über das<br />
Unternehmen geredet wird oder ein Unternehmen zumindest ein modernes Image<br />
bekommt. Einer Studie zufolge haben Kundenforen im Internet einen regen Zulauf.<br />
75% der Internetnutzer lesen regelmäßig Empfehlungen anderer Käufer. Immer mehr<br />
Online-Käufer wenden sich aber mit ihrer Kritik direkt an den Anbieter, anstatt selbst<br />
in Foren aktiv zu werden. Knapp 15% der Online-Kunden schreiben<br />
Verbesserungsvorschläge. Damit wirken sie aktiv an der Gestaltung und<br />
Weiterentwicklung <strong>von</strong> Produkten und Dienstleistungen mit. Für Anbieter bedeutet<br />
diese Auskunftsfreude eine ideale Gelegenheit, Kunden durch persönliche<br />
Beteiligung in „Fans“ und damit in loyale Kunden zu verwandeln (vgl. Bettel 2008, S.<br />
31).<br />
Der User generated Content (UGC) wird in einigen Geschäftsbereichen bereits gerne<br />
genützt. Einerseits, um Kunden Informationen eingeben zu lassen, andererseits, um<br />
den Kunden das Gefühl zu vermitteln, man sei bei neuen technischen Entwicklungen<br />
mit dabei. So begann vor etwa vier Jahren ein regelrechter Hype mit Firmenblogs, in<br />
denen CEO’s oder Mitarbeiter die Besucher ihrer <strong>Web</strong>seiten mit Insiderinformationen<br />
belieferten oder an der Unternehmenskultur teilhaben ließen (vgl. Bettel 2008, S. 39).<br />
Was nun wirklich vom <strong>Web</strong> 2.0 bleiben wird, kann man höchstens in einer Prognose<br />
festhalten. Überlegungen dazu wären wie folgt:<br />
• Der Begriff <strong>Web</strong> 2.0 wird wahrscheinlich wieder verschwinden oder nur mehr<br />
als historisch interessant in Erinnerung bleiben.<br />
Eva Guem 40
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
• Applikationen werden vermehrt in den Hintergrund treten – zumindest für die<br />
User. Dass sie da sind und benützt werden können, wird als Selbstverständlichkeit<br />
wahrgenommen.<br />
• Neue Dienste und Plattformen werden noch eine Weile existieren, mit der Zeit<br />
werden sich aber einige wenige behaupten und bestehen bleiben.<br />
Im Tourismusbereich führt das Social <strong>Web</strong> dazu, dass Konsumenten miteinander<br />
über touristische Leistungen sprechen, und ihre eigenen Eindrücke zu touristischen<br />
Leistungsträgern auf den diversen Bewertungsplattformen wie „Holidaycheck“ oder<br />
„TripAdvisor“ abgeben. Die nutzergenerierten Informationen zu touristischen<br />
Angeboten im Social <strong>Web</strong> machen das Angebot bzw. die Qualität der touristischen<br />
Leistung (z.B. Hotel) transparent.<br />
Eine Möglichkeit für Tourismusdestinationen im Social <strong>Web</strong> ist beispielsweise die<br />
Gestaltung einer Fanpage auf „Facebook“. Es benötigt eine gewisse Anlaufzeit, die<br />
abhängig <strong>von</strong> der Bekanntheit und der Wichtigkeit der Destination ist, bis diese Seite<br />
etabliert ist. Wird aber ein gewisser Level an Awareness erreicht, beginnt die<br />
Fangemeinde zu wachsen. Mit der Zurverfügungstellung <strong>von</strong> Gutscheinen könnte<br />
man den Usern einen Anreiz zum Besuch der Destination geben. Eine weitere Idee<br />
wäre die Integration eines Gewinnspieles. Mit einer Verlinkung <strong>von</strong> der Fanpage auf<br />
die eigene Homepage würde man die User auf das Angebot aufmerksam machen<br />
und wertvolle Kundendaten durch die Gewinnspiele generieren.<br />
Eva Guem 41
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
4. EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG<br />
In diesem Kapitel wird zuerst das Ziel der Untersuchung erläutert. Des Weiteren<br />
werden nochmals die forschungsleitende Frage sowie die zu überprüfenden<br />
Hypothesen aufgezeigt. In einem weiteren Unterkapitel wird das Forschungsdesign,<br />
inklusive der Vor- und Nachteile der qualitativen Befragung, beschrieben, und die<br />
Experten werden vorgestellt.<br />
4.1 Ziel der Untersuchung<br />
Tourismusdestinationen haben bis dato noch sehr wenig Erfahrung mit dem Einsatz<br />
<strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong>. Größtenteils fehlt sogar das Wissen über das<br />
Bestehen <strong>von</strong> solchen neuartigen <strong>Technologien</strong>. Das Ziel dieser Untersuchung ist es,<br />
eine mögliche Verwendung <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong> in Bezug auf die<br />
Verbesserung der Kundenorientierung zu bewerten. Damit soll herausgefunden<br />
werden, ob tatsächlich ein Zusatznutzen <strong>von</strong> semantischen Anwendungen im<br />
Vergleich zur derzeitigen Technologie besteht. Darüber hinaus sollen Erkenntnisse<br />
über Chancen und Möglichkeiten bei der Verwendung dieser neuen Technologie<br />
gewonnen und zu überwindende Etablierungsbarrieren aufgezeigt werden.<br />
4.2 Forschungsfrage und Hypothesen<br />
Die forschungsleitende Frage kann wie folgt zusammengefasst werden:<br />
• Wie ist die Verwendung <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong> in Bezug auf die<br />
Verbesserung der Kundenorientierung in einer Tourismusdestination zu<br />
bewerten?<br />
Eva Guem 42
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Die zu überprüfenden Hypothesen lauten:<br />
Hypothese 1:<br />
Je eher die Notwendigkeit des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> den touristischen Leistungsträgern<br />
kommuniziert wird, desto schneller wird der Schritt aus der Forschung in die Praxis<br />
geschafft.<br />
Hypothese 2:<br />
Wenn man <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> im Bereich des E-Commerce einsetzt, dann<br />
profitieren einerseits die Gäste durch den individuellen Service, und andererseits<br />
Leistungsanbieter durch den zielgruppenorientierten Zugang zu den Kunden.<br />
Hypothese 3:<br />
Wenn eine weit reichende Durchdringung semantischer <strong>Technologien</strong> im Tourismus<br />
erreicht werden soll, dann müssen bestehende Barrieren bewältigt werden.<br />
Hypothese 4:<br />
Wenn Produkt- und Dienstleistungsangebote in einer Ontologie definiert werden,<br />
dann können Angebotsinformationen im <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> maschineninterpretierbar<br />
dargestellt und genutzt werden.<br />
4.3 Forschungsdesign<br />
Im Folgenden wird näher auf die Untersuchungsmethode qualitativer Forschung<br />
eingegangen. Beginnend mit einer schematischen Übersicht der Vorgehensweise,<br />
werden die einzelnen Punkte genauer beschrieben.<br />
Eva Guem 43
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Erhebungsmethode<br />
Problemzentriertes Interview<br />
Auswahlverfahren<br />
Experten/Interviewpartner<br />
Datenerfassung<br />
Tonbandaufzeichnung<br />
Aufbereitungsverfahren<br />
Transkription<br />
Auswertungsverfahren<br />
Qualitative Inhaltsanalyse<br />
Abb. 8: Schema qualitativer Forschung, Eigene Darstellung (vgl. Lamnek 2005, S. 292)<br />
Erhebungsmethode<br />
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird die Methode des problemzentrierten<br />
Interviews nach Witzel verwendet. Ziel der Interviews ist es, die zuvor in der Literatur<br />
ausgearbeiteten Verwendungsmöglichkeiten semantischer <strong>Technologien</strong> in<br />
Tourismusdestinationen <strong>von</strong> verschiedenen Seiten betrachtet zu bekommen, und die<br />
Chancen einer möglichen Umsetzung zu klären. Der Versuch herauszufinden, wie<br />
Experten einen Sachverhalt sehen, welche individuelle Bedeutung er für sie hat und<br />
wie sie das Entwicklungspotential einschätzen, machen diese Erhebungsmethode<br />
sehr interessant. Die Auseinandersetzung mit dem Thema <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> führte sehr<br />
bald zur Erkenntnis, dass eine geringe Anzahl an wissenschaftlichen Beiträgen<br />
bezogen auf die Anwendung in der Praxis <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong> existiert.<br />
Meist wird rein die technische Seite beleuchtet, die für die künftigen Anwender, mit<br />
wenig oder keinen Informationstechnik-Kenntnissen, schwer zu verstehen ist. Daraus<br />
konnte geschlossen werden, dass es aufgrund der Neuartigkeit sinnvoll und<br />
Eva Guem 44
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
notwendig ist, theoriegenerierend zu arbeiten. Nach der Bearbeitung der Literatur<br />
wurde daher ein Leitfaden für die problemzentrierten Interviews gestaltet.<br />
Das problemzentrierte Interview unterscheidet sich vom narrativen Interview dadurch,<br />
dass der Forscher durch intensives Literaturstudium und Ausarbeitung des<br />
Theorieteils mit einem Vorwissen in die Erhebungsphase eintritt. Bei dieser<br />
Interviewmethode wird das Erzählprinzip angewendet. Wie auch im narrativen<br />
Interview werden zu Beginn des Gesprächs das Thema und die Problematik<br />
geschildert. Mit offen formulierten Fragen werden die Experten in den<br />
interessierenden Themenbereich eingeführt, und somit zum Erzählen angeregt. Nach<br />
und nach versucht der Interviewer die Erzählungen des Befragten nachzuvollziehen.<br />
Den Experten werden immer wieder Verständnisfragen gestellt. Dies dient dazu,<br />
widersprüchliche Antworten oder ausweichende Äußerungen zu thematisieren, um<br />
so zu einer präziseren Interpretation zu gelangen (vgl. Lamnek 2005, S. 365 f.).<br />
Die Vorteile dieser Methode sind (vgl. Hienerth et al. 2009, S. 116):<br />
• Versuch, die Nachteile quantitativer Forschung auszugleichen,<br />
indem es keinen standardisierten Fragebogen gibt, sondern die<br />
Antwortmöglichkeiten offen gestaltet sind<br />
• Es wird keine künstliche Interviewsituation geschaffen<br />
• Der explorative Ansatz ermöglicht das Entdecken neuer Phänomene<br />
• Hypothesen generierender Ansatz<br />
• Weist eine hohe Validität auf, da Befragte nicht gezwungen werden,<br />
Antworten Kategorien anzupassen<br />
Eva Guem 45
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Auswahlverfahren<br />
Bei der qualitativen Methode kann es passieren, dass die gewünschten<br />
Interviewpartner wegen geografischen Distanzen nicht in die Analyse Eingang<br />
finden. Da sich nicht alle Experten in der unmittelbaren Umgebung befanden, wurden<br />
neben den persönlichen Interviews, telefonische Interviews geführt. Zur weiteren<br />
Erkenntnisgewinnung wurden auch noch Fragen zu gewissen Problemstellungen <strong>von</strong><br />
Experten schriftlich beantwortet.<br />
Die Auswahl der Experten erfolgte unter anderem durch Rücksprache mit dem<br />
Betreuer, eigene Recherche und Empfehlungen seitens der Experten. Wichtigstes<br />
Kriterium bei der Auswahl war der unmittelbare Bezug zu dem Thema <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong><br />
und semantischen <strong>Technologien</strong>. Um die wichtigsten Bereiche des semantischen<br />
<strong>Web</strong> bezogen auf den Tourismus abzudecken, wurden Experten aus der Forschung<br />
und aus der Praxis ausgewählt. So konnten diverse Sichtweisen und individuelle<br />
Einschätzungen erfasst werden.<br />
Die nachfolgende Auflistung der Experten zeigt die Namen, den Betrieb<br />
beziehungsweise die Organisation und die Funktionen der Befragten auf.<br />
Name Betrieb/Organisation Funktion<br />
DI Michael Ablass Netresearch Geschäftsführer,<br />
Verantwortlich für<br />
Projektmanagement &<br />
Informatik mit Schwerpunkt<br />
<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong><br />
FH-Prof. Mag. Dr.<br />
Roman Egger<br />
Fachhochschule<br />
Salzburg -<br />
Tourismusforschung<br />
Leiter der Abteilung für<br />
Tourismusforschung, Lektor<br />
am Studiengang Innovation<br />
& Management im<br />
Tourismus<br />
Eva Guem 46
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
ao. Univ. Prof. Dr. Karl<br />
Fröschl<br />
Bernd Gruber<br />
Universität Wien,<br />
E-Commerce<br />
Competence Center<br />
(EC3),<br />
Österreichische<br />
Computer<br />
Gesellschaft (OCG)<br />
Wirtschaftskammer<br />
Österreich & Smart<br />
Information Systems<br />
Lektor am Institut für<br />
Scientific Computing,<br />
Mitglied des Präsidiums der<br />
OCG, Leiter des EC3<br />
Projekts „FIT-IT <strong>Semantic</strong><br />
Systems“<br />
Projektleiter <strong>von</strong><br />
eb<strong>Semantic</strong>s<br />
Markus Linder<br />
Prof. Dr. Paul Müller<br />
Smart Information<br />
Systems<br />
Deutsches<br />
Forschungszentrum<br />
für Künstliche<br />
Intelligenz (DFKI)<br />
Jens Öllrich Tourismuszukunft –<br />
Institut für eTourismus<br />
MMag. Michael Schuster System One<br />
FH-Prof. DI Harald Wahl<br />
Fachhochschule<br />
Technikum Wien<br />
Geschäftsführer,<br />
Verantwortlich für Strategie<br />
& Business Development<br />
Leiter des<br />
Forschungsbereiches<br />
„Intelligente<br />
Kommunikationssysteme“<br />
Geschäftsführer des<br />
größten deutschen<br />
Tourismusblogs, Autor zu<br />
den Themen „Neue Medien<br />
& Internet im Tourismus,<br />
eTourismus<br />
Geschäftsführer,<br />
Verantwortlich für<br />
Produktentwicklung &<br />
Beratung im Bereich<br />
<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong><br />
Stv. Studiengangsleiter<br />
Bachelor Intelligente<br />
Verkehrssysteme & Master<br />
Informationsmanagement<br />
und Computersicherheit<br />
Abb. 9: Darstellung der Interviewpartner<br />
Eva Guem 47
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Datenerfassung<br />
Als Hilfsmittel und als Datenträger wird beim persönlichen sowie beim telefonischen<br />
Interview ein Tonbandgerät verwendet. Das gesamte Interview wird aufgenommen.<br />
Aufbereitungsverfahren<br />
Im Anschluss an die Interviews steht die Datenaufbereitung. Diese erfolgt mittels<br />
wörtlicher Transkription (Übertragung in normales Schriftdeutsch), um die Daten<br />
demnach auswerten zu können.<br />
Auswertungsverfahren<br />
Als Auswertungsmethode wird die „Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring“<br />
(zusammenfassende Inhaltsanalyse) herangezogen. Diese ermöglicht eine gute<br />
Übersicht und Kategorisierung der transkribierten Interviewtexte. Das Ziel dieser<br />
Auswertungsmethode ist die Analyse der gesammelten Daten. Das bedeutet, dass<br />
das Material so reduziert wird, dass nur mehr die wesentlichsten Inhalte erhalten<br />
bleiben.<br />
Der Ablauf der zusammenfassenden Inhaltsanalyse beginnt mit der Bestimmung der<br />
Analyseeinheiten. Danach folgt die Paraphrasierung. Hier werden alle nicht<br />
inhaltsrelevanten Textteile weggestrichen und die inhaltstragenden Stellen in<br />
eigenen Worten zusammengefasst. Der nächste Schritt nennt sich Reduktion. Hier<br />
werden Paraphrasen mit gleichem Gegenstand und ähnlicher Aussage zu einer<br />
Paraphrase gebündelt, sodass in einem weiteren Schritt ein Kategoriesystem<br />
gebildet werden kann (vgl. Mayring 2003, S. 61). Die resultierenden Ergebnisse<br />
werden dann im Anschluss in eine Ergebnisdiskussion miteinbezogen und<br />
interpretiert, um schlussendlich die Forschungsfrage beantworten zu können.<br />
Eva Guem 48
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
5. ERGEBNISDISKUSSION UND<br />
ÜBERPRÜFUNG DER HYPOTHESEN<br />
5.1 Überprüfung der Hypothesen<br />
Anhand der zuvor gebildeten Kategorien und Hypothesen werden nun die<br />
Ergebnisse der Empirie diskutiert.<br />
Aus den Erkenntnissen der Theorie wurde ersichtlich, dass die wesentlichen Vorteile<br />
für Tourismusdestinationen im Bereich des E-Commerce zu finden sind. Deswegen<br />
wurde das Augenmerk in der Empirie auf den Bereich des E-Commerce gelegt.<br />
Hypothese 1:<br />
Je eher die Notwendigkeit des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> den touristischen Leistungsträgern<br />
kommuniziert wird, desto schneller wird der Schritt aus der Forschung in die Praxis<br />
geschafft.<br />
Kategorie 1: Verständnis der Begrifflichkeiten und Abgrenzung<br />
Tim Berners-Lee hat erstmals den Begriff <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> vorgestellt. Das <strong>Semantic</strong><br />
<strong>Web</strong> ist die Vision <strong>von</strong> einem WWW das mit semantischen Daten angereichert ist.<br />
Man spricht heutzutage <strong>von</strong> dem „<strong>Web</strong> of data“, in welchem jede Ressource<br />
verfügbar ist, und semantische <strong>Technologien</strong> als Zusatz zum herkömmlichen WWW<br />
verwendet werden. Man muss somit <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> vom <strong>Semantic</strong><br />
<strong>Web</strong> differenziert betrachten. Das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> ist demnach der Platz, in welchem<br />
semantische <strong>Technologien</strong> angewendet werden, damit man auf eine konkrete<br />
Fragestellung eine konkrete Antwort zurückbekommt. Die Idee dahinter ist die<br />
intelligente Zusammenführung <strong>von</strong> Daten aus verschiedenen Ressourcen und die<br />
Eva Guem 49
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
daraus resultierende Schlussfolgerungsmöglichkeit. <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />
werden auch in Anwendungsszenarien außerhalb des WWW verwendet wie zum<br />
Beispiel für Textanalysen oder Wissensmanagementaufgaben. Bei diesen Anwendungen<br />
wird ebenfalls Inferencing betrieben, das heißt, Rückschlüsse aus<br />
bestehenden Daten gezogen.<br />
Alle <strong>Technologien</strong>, die nicht semantisch sind, sind einfache Muster oder<br />
vorgegebene Strukturen wie zum Beispiel eine Volltextsuche über einen Begriff oder<br />
das Darstellen <strong>von</strong> Informationen in Graphen. Für diese Anwendungen braucht man<br />
noch keine semantischen <strong>Technologien</strong>. Semantische Technologie fängt dort an, wo<br />
die Bedeutung dessen, was verarbeitet wird, eine Rolle spielt. Es wird erstmals die<br />
Schwelle <strong>von</strong> der reinen Mustererkennung überschritten, wenn man beispielsweise in<br />
einer Suchanfrage erkennt, dass es sich bei Essen entweder um eine Stadt oder um<br />
eine Tätigkeit handelt. Ein weiteres Beispiel lässt sich auch bei der Durchführung <strong>von</strong><br />
Medienmonitoring demonstrieren. Nehmen wir an, es werden die zwei Marken<br />
„BMW“ und „MINI“ beobachtet. BMW ist als Begriff noch relativ eindeutig, insofern<br />
kann man BMW noch gut ohne <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> untersuchen. Bei dem<br />
Begriff MINI wird es schon schwieriger. Meint man nun die Automarke, den Rock<br />
oder ein anderes Produkt? Wenn der Computer erkennt, dass MINI diese<br />
Mehrfachbedeutung hat, kann man auswählen, welche Bedeutung vom Kontext her<br />
richtig ist. Zusammenfassend kann anhand dieser Beispiele gesagt werden, dass<br />
hier der Nutzen <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong> deutlich ersichtlich ist.<br />
Kategorie 2: Status quo des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> und semantischer <strong>Technologien</strong><br />
Forschungen im Bereich <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> werden weltweit durchgeführt. Die<br />
Forschungen sind in unterschiedlichen Bereichen angesiedelt. Dazu gehören<br />
Themen wie Ontologien, Berechenbarkeit, Inferenz-Regelsysteme, aber auch<br />
neuartige Benutzer-Dialogsysteme. Österreich ist im internationalen Vergleich<br />
Eva Guem 50
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
forschungstechnisch sehr gut positioniert. Es ist sehr früh damit begonnen worden,<br />
Entwicklungen in diesem Bereich durch gezielte Fördermaßnahmen zu unterstützen.<br />
Es gab und gibt in Österreich sehr viele Initiativen, welche die anspruchsvolle IT-<br />
Forschung, speziell auch im Tourismus, fördern. Zu nennen sind hier federführende<br />
Projekte wie „FIT IT“, eine Initiative des Bundensministeriums für Verkehr, Innovation<br />
und Technologie, sowie die Projektgruppe DERI <strong>von</strong> der Universität in Innsbruck, der<br />
Forschungsverein EC3 in Wien, die <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> Company in Wien, das Projekt<br />
eb<strong>Semantic</strong>s mit der WKÖ und Austria Pro, die Kompetenzzentren ECCA in<br />
Innsbruck, ETC in Salzburg und das TRC in Krems. Des Weiteren gibt es auch einige<br />
Start-up Unternehmen, wie zum Beispiel Smart Information Systems, die<br />
Förderungsmaßnahmen genutzt haben und zu europaweit führenden <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<br />
Technologie-Anbieter avanciert sind. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass<br />
Österreich durchaus konkurrenzfähig mit Deutschland oder anderen Ländern ist und<br />
eine führende Rolle in der Entwicklung semantischer Lösungen einnimmt.<br />
Bezug nehmend auf die praktische Anwendung dieser <strong>Technologien</strong> kann gesagt<br />
werden, dass es in der Tourismusbranche eine gewisse Diffusionsgeschwindigkeit<br />
gibt, die man auch durch keine Maßnahme künstlich beschleunigen kann. Es hat 10<br />
Jahre gedauert, dass Tourismusbetriebe Social Media entdeckten und herausgefunden<br />
haben, wie sie dies für sich nutzen können. Im österreichischen Tourismus<br />
existieren bereits einige prototypische Umsetzungen wie beispielsweise der<br />
Urlaubsberater der Kärnten Werbung oder die Erlebnissuchmaschine lovo.cc. Doch<br />
<strong>von</strong> einer produktiven Umsetzung semantischer <strong>Technologien</strong> in touristischen<br />
Unternehmen beziehungsweise Organisationen kann noch nicht gesprochen werden.<br />
Hingegen basieren schon viele Online-Shop Lösungen, vor allem im Elektronikbereich,<br />
auf semantischen <strong>Technologien</strong>. Die Experten sind sich einig, dass es<br />
derzeit keine vergleichbare oder bessere Technologieentwicklung gibt. Es kann der<br />
<strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-Forschung jedoch vorgeworfen werden, dass sie über viele Jahre<br />
sehr akademisch war und wenig Verwertbares produziert hat, beziehungsweise<br />
wenig anwendungsorientiert geforscht hat. Es haben sich einige Forschungsbereiche<br />
Eva Guem 51
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
als praxisirrelevant heraus gestellt. Als Beispiel ist hier das Datenformat OWL zu<br />
nennen. Dieses kommt aus einem rein akademischen Kontext, in welchem es gut<br />
funktioniert, doch für die Praxis ist es zu langsam und zu groß. Theoretisch könnte<br />
man damit sehr viel tun, aber es sind die entsprechenden Rechnerkapazitäten nicht<br />
vorhanden, um alle Möglichkeiten zu nutzen und Schlüsse ziehen zu können.<br />
Kategorie 3: Kommunikation<br />
Der österreichische Tourismusmarkt besteht hauptsächlich, abgesehen <strong>von</strong><br />
Hotelketten, den österreichischen Bundesbahnen und Fluglinien, aus Klein- und<br />
Mittelunternehmen, die nicht sehr Technologie-affin sind. Touristische<br />
Leistungsträger stehen neuen <strong>Technologien</strong> sehr kritisch gegenüber, sogar das<br />
Internet wird größtenteils immer noch als eine Gefahr und nicht als eine Chance<br />
gesehen. Einerseits bestehen Ängste vor der Markttransparenz, und andererseits<br />
existiert eine Hemmung bei der Nutzung <strong>von</strong> neuen Informations- und<br />
Kommunikations-<strong>Technologien</strong> wegen den hohen Kosten. Die Befürchtung, dass<br />
sich eine Investition in neue <strong>Technologien</strong> nicht rentiert, hindert die<br />
Tourismusbranche in Österreich zukunftsweisend zu agieren. Wenn man jedoch<br />
bedenkt, wie viel Geld in die Produktion <strong>von</strong> Katalogen investiert wird, und welche<br />
Rückmelderate man aufgrund <strong>von</strong> Katalogen hat, ist die Rentabilität nicht gegeben.<br />
Man verabschiedet sich auch nicht da<strong>von</strong>, weil es als mutig und riskant gelten würde,<br />
wenn man keine mehr produzieren würde. Seitens der Experten wird prognostiziert,<br />
dass man sich Kataloge durch den immer höheren Kostendruck in Zukunft nicht<br />
mehr leisten kann. Erst dann wird der Schritt zur Digitalisierung gewagt werden. Es<br />
ist also <strong>von</strong> Nöten, touristische Leistungsanbieter für die Notwendigkeit des <strong>Semantic</strong><br />
<strong>Web</strong> und dessen <strong>Technologien</strong> zu sensibilisieren. Diese Notwendigkeit kann nur<br />
durch den kommunizierten Nutzen klar werden, denn Informations- und<br />
Kommunikationslösungen sind Nutzungs- bzw. Erfahrungsgüter. Erst wenn<br />
funktionierende Lösungen aufzeigen, wie nutzbringend sie sind, kann Akzeptanz auf<br />
Eva Guem 52
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
breiter Ebene aufkommen. Hotels haben wenigstens schon erkannt, dass<br />
Buchungsplattformen ein geeignetes Distributionstool darstellen, und dadurch eine<br />
höhere Auslastung erzielt werden kann. Jedoch haben in der Gastronomiebranche<br />
größtenteils der Unternehmungen noch nicht einmal eine <strong>Web</strong>seite. Diese vom<br />
Nutzen semantischer <strong>Technologien</strong> zu überzeugen, stellt noch eine große<br />
Herausforderung dar. Demnach müsste seitens der Interessensvertretungen mehr<br />
Überzeugungsarbeit geleistet werden. Nach Meinung der Experten wären<br />
Fachhochschulen und Universitäten die geeigneten Vermittler, um den Nutzen<br />
semantischer <strong>Technologien</strong> darzustellen, indem Use Cases anhand <strong>von</strong><br />
Forschungsprojekten und Prototypen vorgestellt werden. Die ersten<br />
Sensibilisierungsversuche wurden auch schon mit dem Projekt eb<strong>Semantic</strong>s<br />
gestartet. Bei diesem Projekt arbeiten diverse Wirtschaftspartner, akademische<br />
Institutionen und Interessensvertretungen zusammen, um das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> einfach<br />
und ressourcenschonend den vielen kleinen und mittleren touristischen Betrieben<br />
nutzbar zu machen. Das Ziel dieses Projektes ist es, die Projektergebnisse und die<br />
Vorteile des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> basiertem E-Commerce an Tourismus- und<br />
Gastronomiebetriebe, sowie and Freizeitveranstalter offensiv zu kommunizieren.<br />
Zusammenfassend kann behauptet werden, dass der Schritt aus dem akademischen<br />
Kontext in die Praxis nur funktionieren kann, wenn genügend Awareness für das<br />
Thema geschaffen wird, indem anwendungsfreundliche Use Cases und Prototypen<br />
umgesetzt werden und sich Interessensvertretungen vermehrt für das Thema<br />
einsetzen. Die Tourismuswirtschaft muss in Zukunft die Vorteile semantischer<br />
<strong>Technologien</strong> für sich nutzen, um international gesehen wettbewerbsfähig bleiben zu<br />
können. Anhand der Auseinandersetzung mit den Resultaten der oberen drei<br />
Kategorien kann die erste Hypothese verifiziert werden.<br />
Eva Guem 53
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Hypothese 2:<br />
Wenn man <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> im Bereich des E-Commerce einsetzt, dann<br />
profitieren einerseits die Gäste durch den individuellen Service, und andererseits<br />
Leistungsanbieter durch den zielgruppenorientierten Zugang zu den Kunden.<br />
Kategorie 4: Entwicklungspotential<br />
Aufgrund der immer weiter steigenden Datenmasse im Internet wird semantische<br />
Technologie benötigt. Sie stellt derzeit die einzig greifbare Lösung für die<br />
Beherrschung der riesigen Datenmengen dar. Dennoch kann schwer eingeschätzt<br />
werden, wie lange es noch dauern wird, bis sich diese Technologie durchsetzt. Der<br />
Großteil der Befragten nannte eine Zeitspanne <strong>von</strong> 5-10 Jahren. Der Durchbruch<br />
dauert seine Zeit, und es geht wie bei allen <strong>Technologien</strong> schrittweise. Die Experten<br />
sind sich einig, dass semantische <strong>Technologien</strong> im Bereich des E-Commerce ein<br />
sehr hohes Potential aufweisen. Insbesondere bei der Suche nach Produkten,<br />
Dienstleistungen oder Herstellern bietet das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> großes Potential. Denn<br />
oft sind die Suchanfragen der Nutzer unpräzise formuliert und können durch<br />
geeignete semantische Techniken zu den korrekten Produkten führen. Weiters stellte<br />
sich die Frage, ab wann man eigentlich behaupten kann, dass sich eine Technologie<br />
durchgesetzt hat. Ein Teil der Experten war der Meinung, erst wenn die breite Masse<br />
den Terminus <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> kennt und versteht, was darunter gemeint ist, hat sich<br />
diese Technologie etabliert. Der andere Teil der Interviewten war der Meinung, wenn<br />
Leistungsträger beziehungsweise Anbieter den Mehrwert dieser Technologie erkannt<br />
haben und semantische <strong>Technologien</strong> erfolgreich in ihren Unternehmen anwenden,<br />
kann erst behauptet werden, dass sich diese Technologie durchgesetzt hat.<br />
Idealerweise werden Endkunden keinen Unterschied bei der Verwendung <strong>von</strong><br />
semantischen <strong>Technologien</strong> spüren, sondern die neuen Möglichkeiten als normale<br />
Weiterentwicklung empfinden. Die Voraussetzung für die Akzeptanz dieser neuen<br />
Eva Guem 54
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Funktionen ist eine einfache Nutzbarkeit, ein echter Mehrwert und gute nichttechnische<br />
Masken.<br />
Kategorie 5: Zusatznutzen und Vorteile bei der Verwendung<br />
<strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />
Ein wesentlicher Vorteil seitens der Kunden besteht in einer größeren<br />
Nutzerzufriedenheit durch bessere Treffer beim Herausfinden der Nutzer-Intention.<br />
Durch Ableitungs- und Schlussfolgerungsmöglichkeiten, die in <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<br />
Standards wie RDF, RDFS und OWL vorgesehen sind, wird die Empfehlung zum<br />
Beispiel bei Recommender Systemen individualisiert, und kann für jeden Gast das<br />
passende Angebot, wie beispielsweise eine passende Unterkunft, herausfinden. Das<br />
Anbieten <strong>von</strong> semantischen Alternativen sowie <strong>von</strong> dazupassenden Freizeitaktivitäten<br />
bietet die Möglichkeit eines höheren Umsatzes. Es wird bereits die<br />
Erfahrung im Elektronikbereich gemacht, dass die Conversion rate (Anzahl der Käufe<br />
pro User) bei Usern, die eine interaktive Beratung bekommen, ansteigt. Ähnlich wird<br />
das im Tourismus zutreffen. Gäste, die besser und individualisierter beraten werden,<br />
weisen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf, in die Destination zu fahren.<br />
Ein weiterer Vorteil seitens der Anbieter besteht in der assoziativen Verknüpfung <strong>von</strong><br />
Inhalten. Da der Computer die Suche interpretieren kann, wird es möglich,<br />
kategorieübergreifend (innerhalb <strong>von</strong> Ontologiebäumen) zu empfehlen. <strong>Web</strong>seiten<br />
sind prinzipiell für Menschen gedacht. Der Mensch versteht den publizierten Inhalt<br />
auf einer <strong>Web</strong>seite, die Maschine jedoch nicht. Im normalen <strong>Web</strong> kann der Computer<br />
nicht unterscheiden, ob unter dem Wort Hilton die Person oder das Hotel gemeint ist,<br />
oder dass rollstuhlgerecht eigentlich das gleiche bedeutet wie behindertengerecht.<br />
Durch semantische <strong>Technologien</strong> und die dahinter liegende Ontologie versteht der<br />
Computer Zusammenhänge und in welchem Kontext die Wörter darzustellen sind.<br />
Eva Guem 55
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Normale Datenbank-Lösungen gehen bei Empfehlungen <strong>von</strong> einem Kategoriensystem<br />
aus und liefern Filterergebnisse, die nur die Auswahl reduzieren.<br />
Semantische Empfehlungssysteme bieten die Möglichkeit, bedürfnisorientierte<br />
Ergebnisse zu liefern. Man kann den Kunden in einen interaktiven Beratungsdialog<br />
miteinbeziehen. Daraus kann ein klares Ranking der Produkte oder Dienstleistungen<br />
erstellt werden, die am besten zu den individuellen Wünschen passen. Ein weiterer<br />
Vorteil ist die Möglichkeit <strong>von</strong> Cross-Selling. Semantische <strong>Technologien</strong> sind in der<br />
Lage nicht nur eine Empfehlung für ein Produkt in einer Produktkategorie abzuleiten,<br />
sondern auch dynamisch gebildete Produktbündel zu bilden. Dies erleichtert<br />
einerseits den Gästen den Suchprozess, indem sie ein für sie maßgeschneidertes<br />
Produktbündel angeboten bekommen, und andererseits profitieren auch die<br />
Leistungsanbieter da<strong>von</strong>, indem ihr Angebot in einem intelligenten und passenden<br />
Kontext aufgefunden wird. Die bessere Auffindbarkeit der Angebote kann auf die<br />
strukturierte Form der Daten zurückgeführt werden. Informationen und Angebote<br />
können <strong>von</strong> einer Vielzahl <strong>von</strong> Portalen verwendet werden, wenn die Informationen<br />
semantisch beschrieben worden sind. Bei dem Projekt eb<strong>Semantic</strong>s stehen einige<br />
Kooperationspartner zur Verfügung, die semantisch annotierte Daten <strong>von</strong><br />
touristischen Leistungsanbietern kostenlos auf ihren Portalen integrieren. Dadurch<br />
soll es touristischen Klein- und Mittelunternehmen mit wenig Aufwand möglich sein,<br />
die Vorteile des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> zu erleben. Ein Hotel hat dadurch die Möglichkeit <strong>von</strong><br />
Gästen gefunden und gebucht zu werden, an die es gar nie gedacht hätte. Es<br />
entstehen dadurch neue Angebotsmöglichkeiten, auf die man sich konzentrieren<br />
kann. Wenn beispielsweise ein Gast in einer Region nach einem passenden Ort<br />
sucht, der über 1200m Seehöhe liegt, weil dort die Belastung des Pollenflugs<br />
geringer ist, könnte ein semantisches Empfehlungssystem eine klare Reihung <strong>von</strong><br />
Hotels anzeigen, welche genau diesen Anforderungen entspricht. Somit kann ein<br />
zielgruppenorientierter Zugang zu den Gästen geschaffen werden.<br />
Der klare Nutzen <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> ist ersichtlich, wenn verteilte<br />
Daten vorliegen. Durch das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> werden Prozesse in Bezug auf die<br />
Eva Guem 56
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Datenbereitstellung sehr vereinfacht. Daraus resultiert eine enorme Arbeitsersparnis<br />
seitens der Leistungsanbieter. Wenn ein Hotelier zum Beispiel auf diversen<br />
Buchungsplattformen mit seinem Angebot vertreten ist, müsste er sich im<br />
herkömmlichen <strong>Web</strong> bei jedem Portalbetreiber einloggen und sein Angebot ändern,<br />
wenn es zum Beispiel ausgebucht ist. Im <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> (<strong>Web</strong> of data) hat man den<br />
Vorteil, dass man diese Angaben nur einmal machen muss. Die <strong>Web</strong>portale holen<br />
sich dann diese Daten und vergleichen, ob sich etwas verändert hat, und deswegen<br />
sind die Angebote auch immer aktuell.<br />
Durch eine IT-basierte Wettbewerbsstrategie in einer Tourismusdestination erreicht<br />
man auch in den Medien mehr Aufmerksamkeit und eine positive Publicity. Man kann<br />
die Kundenorientierung verstärkt durch die Innovationsgesinnung in den Mittelpunkt<br />
stellen. Durch den immer stärker werdenden Konkurrenzdruck muss man agieren<br />
statt reagieren, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Somit hat man noch die<br />
Möglichkeit den Piloten zu spielen, und an einer Weiterentwicklung mitzuarbeiten.<br />
Ebenso sind die Implementierungskosten geringer, da für solche „Early Adopter<br />
Initiativen“ gezielte Förderungen vergeben werden. Wenn man zukunftsträchtige<br />
<strong>Technologien</strong> erst erkennt, wenn die Konkurrenz den ersten Schritt gewagt hat, ist<br />
die eigene Destination nur mehr eine <strong>von</strong> vielen.<br />
Seit Neuestem werden semantische <strong>Technologien</strong> auch dazu genutzt, eine bessere<br />
Reihung bei Google und Yahoo zu bekommen. Mittels der GoodRelations Ontologie<br />
<strong>von</strong> Dr. Martin Hepp aus München ist es möglich, Produkte und Dienstleistungen<br />
semantisch zu beschreiben. Google und Yahoo nutzen diese semantischen<br />
<strong>Technologien</strong>, um Angebote besser zu reihen. Als Beispiel kann hier der größte<br />
Unterhaltungselektronik-Verkäufer „Best Buy“ in den USA genannt werden. Dieses<br />
Unternehmen beschreibt seine Daten mittels dieser GoodRelations Ontologie. Man<br />
kann erkennen, dass Google das semantisch beschriebene Angebot vor der<br />
normalen Anzeige reiht. Somit kann behauptet werden, dass semantische<br />
Eva Guem 57
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
<strong>Technologien</strong> auch ein Ansatz sind, um bei Suchmaschinen besser gereiht zu<br />
werden.<br />
Kategorie 6: Anwendungsszenarien<br />
Tourismus ist Vertrauensgut, das traditionellerweise sehr informationsintensiv ist. Der<br />
Kunde ist heutzutage <strong>von</strong> der Menge an Informationen im Internet überfordert. Für<br />
ihn ist es immer schwieriger, die richtigen Angebote zu finden. Daher muss man ihm<br />
den bestmöglichen Service bieten, damit er sich vor, während und nach seinem<br />
Urlaub gut betreut fühlt. Eine Destination sucht immer nach Lösungen, die es<br />
ermöglichen, sich bei ihrer Zielgruppe attraktiver zu machen. Nach der Bewertung<br />
seitens der Experten werden in Zukunft zwei Ansätze zur Verbesserung des<br />
Kundenservices in einer Tourismusdestination eine wichtige Rolle spielen. Es<br />
wurden einerseits semantische Empfehlungssysteme genannt, und andererseits<br />
semantische mobile Dienste erwähnt. Die meisten Experten waren der Meinung,<br />
dass der größte Nutzen für Kunden eine Mischung aus beiden Ansätzen wäre. Es<br />
gibt immer mehr Individualtouristen, die sich ihren Urlaub selbst zusammenstellen.<br />
Die Suche nach dem besten Angebot stellt sich jedoch als sehr mühsam heraus, da<br />
man jedes Portal nach passenden Angeboten durchsuchen muss. Die potentiellen<br />
Kunden würden <strong>von</strong> einheitlichen Beschreibungsstandards daher sehr profitieren. In<br />
der Umsetzung bedeutet das, dass touristische Leistungsanbieter ihre Produkte und<br />
Dienstleistungen semantisch beschreiben und basierend auf einer Ontologie in das<br />
<strong>Web</strong> stellen müssten. Insbesondere macht die Implementierung solcher Beraterlösungen<br />
in größeren Destinationen Sinn, um dem Gast ein umfangreicheres<br />
Angebot unterbreiten zu können. Die Umsetzung eines solchen Echtzeit-Ratgebers<br />
auf nationaler Ebene wäre die Idealvorstellung. Weiters wurde angemerkt, dass die<br />
mobile Dimension in Zukunft immer miteinbezogen werden muss. Es kommt zu einer<br />
Verschmelzung des so genannten TIME-Sektors, bestehend aus Telekommunikation,<br />
Informationstechnik, Medien und Elektronik. Damit verschwimmen unter<br />
Eva Guem 58
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
anderem auch die Grenzen zwischen dem stationären Internet und dem Mobilfunk.<br />
Mobile Endgeräte befriedigen, vor allem bei jüngeren Touristen, den Wunsch „always<br />
online, everywhere at anytime“ zu sein. Unbezweifelt sind die Akzeptanz und die<br />
Nutzung <strong>von</strong> mobilen Endgeräten.<br />
Auf Basis <strong>von</strong> Benutzerprofilen wäre nach Meinung der Experten eine Anwendung<br />
dieser Dienste möglich. Es wäre denkbar, das Benutzerprofil semantisch zu<br />
erweitern, indem man Überlegungen anstellt, was unter Begriffen wie beispielsweise<br />
„preisbewusst“ verstanden wird. Es wird sozusagen eine Reihe <strong>von</strong> Begriffen<br />
herausgefunden, die für das Konzept „preisbewusst“ stehen. Eine andere Möglichkeit,<br />
die <strong>von</strong> mehreren Interviewpartnern erwähnt wurde, ist das Lernen aus dem<br />
Verhalten der User. Die Tourismusdestination könnte dem Gast eine Reihe <strong>von</strong><br />
Informationen präsentieren, und folglich auf Basis der Semantik dieser einzelnen<br />
Angebote lernen, welche Attribute dem Gast wichtig sind.<br />
Internationale Besucher der Tourismusportale <strong>von</strong> Wien, Salzburg und Tirol können<br />
bereits ein neues Tool für ihre Reisevorbereitung <strong>von</strong> zu Hause und am Urlaubsort<br />
per Handy nutzen. Die innovative Erlebnissuchmaschine lovo.cc ist eine optimale<br />
Kundenunterstützung, weil sie mit der „<strong>Semantic</strong> Smart-Tag-Technologie“ arbeitet.<br />
Dadurch werden die einzelnen Objekte in einer semantischen Metasprache<br />
beschrieben, und können somit sehr ausgeklügelten Suchalgorithmen zugeführt<br />
werden. Herkömmliche Systeme im Vergleich nahmen ausschließlich Klassifizierungen<br />
der Objekte (Restaurant, Hotel, Sehenswürdigkeit, etc.) vor und suchten<br />
nach diesen Klassifizierungen. LOVO arbeitet einerseits location-based und ist<br />
andererseits environment-sensitive, bezieht also Wetter, Tageszeit und Jahreszeit<br />
automatisch in die Empfehlung mit ein. In der Praxis bedeutet das, dass es<br />
vormittags andere, ortsbezogene Tipps als in der Nacht gibt. An einem sehr heißen<br />
Tag werden dem Kulturinteressierten die Katakomben zur Ansicht empfohlen statt<br />
des Freilufttheaters. Dem Sportbegeisterten wird bei hoher Gewitterwahrscheinlichkeit<br />
vor Ort auch nicht der Kletterkurs in der Klamm empfohlen. Die dazu<br />
Eva Guem 59
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
befragten Experten sind sich einig, dass Erlebnissuchmaschinen wie LOVO früher<br />
oder später den konventionellen Reiseführer ersetzen werden.<br />
Zusammenfassend kann bestätigt werden, dass zum einen das Entwicklungspotential<br />
semantischer <strong>Technologien</strong> im Bereich des E-Commerce im Tourismus<br />
sehr hoch ist. Zum anderen kann festgestellt werden, dass Kunden einen klaren<br />
Nutzen daraus ziehen, wenn sie Dienste wie semantische Empfehlungssysteme für<br />
ihre Reiseplanung oder zur Tippsuche vor Ort verwenden. Für Leistungsanbieter<br />
ergibt sich durch die Verwendung <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong> eine enorme<br />
Arbeitsersparnis. Des Weiteren ist eine bessere und zielgruppenorientierte Auffindbarkeit<br />
im <strong>Web</strong> gegeben. Daraus lässt sich schließen, dass der Einsatz <strong>von</strong><br />
semantischen <strong>Technologien</strong> wiederum zu mehr Buchungen führen kann. Somit kann<br />
die zweite Hypothese verifiziert werden.<br />
Hypothese 3:<br />
Wenn eine weit reichende Durchdringung semantischer <strong>Technologien</strong> im Tourismus<br />
erreicht werden soll, dann müssen bestehende Barrieren bewältigt werden.<br />
Kategorie 7: Herausforderungen und Barrieren<br />
Im Zuge der Expertengespräche wurde herausgefunden, dass eine weit reichende<br />
Durchdringung <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> im Tourismus <strong>von</strong> einigen Kriterien<br />
abhängt. Das Nichtvorhandensein <strong>von</strong> genügend semantisch beschriebenen Daten<br />
stellt nach Meinung der Experten eine wesentliche Barriere dar. Wenn die Betriebe<br />
ihre Daten nicht strukturiert darstellen, können diese nicht genutzt und nicht<br />
gefunden werden. Deshalb ist es wichtig, die Vertreter der Tourismusbranche vom<br />
Nutzen und dem Mehrwert dieser Technologie zu überzeugen.<br />
Eva Guem 60
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Des Weiteren wurde die einfache und intuitive Nutzerführung bei Beratertools als<br />
eine Herausforderung genannt. Obwohl im Tourismus auch Technik-affine Kunden<br />
angesprochen werden, ist die überwiegende Zahl der Gäste nur durch einfache,<br />
sichere und zuverlässige Lösungen dauerhaft zufrieden zu stellen.<br />
Ferner wurde auch der Datenschutz als eine Barriere identifiziert. Österreich ist sehr<br />
bedacht im Umgang mit Daten. Wenn Betriebe ihre Daten, welche im eigentlichen<br />
Sinne auch nur Marketingdaten sind, frei zur Verfügung stellen, können diese mit<br />
anderen Angebotsdaten verbunden und angezeigt werden. Die Freigabe der Daten<br />
kann den Betrieben einen zusätzlichen Nutzen bringen, indem beispielsweise ein<br />
Hotel aktuelle Angebote <strong>von</strong> den in der Nähe liegenden Golfplätzen in die <strong>Web</strong>seite<br />
integriert. Dadurch haben einerseits die Golfplätze den Nutzen, dass ihr Angebot <strong>von</strong><br />
mehr Leuten wahrgenommen wird, und andererseits kann das Hotel dem Kunden ein<br />
besseres Rundum-Angebot bieten. Die Wirtschaftskammer Österreich möchte jedoch<br />
genau wissen, wer Zugriff auf Daten der Betriebe hat, und was mit ihnen geschieht.<br />
Die WKÖ vertritt die Meinung, dass die Daten geschützt bleiben müssen. Doch diese<br />
Barriere ist man dabei zu überwinden, indem über Lobbying versucht wird, die<br />
Entscheidung der Datenfreigabe zu beschleunigen. Seit Kurzem wurde in England<br />
eine Open-Data-Seite (data.gov.uk) gestartet, auf der die britische Regierung<br />
Datensätze aus allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung publiziert. Diese Daten<br />
stehen in maschinenlesbaren Formaten unter einer offenen Lizenz der Öffentlichkeit<br />
zur freien Verfügung. Österreichische Institutionen hingegen weigern sich zum<br />
Beispiel Wasserqualitätsmessungen frei zu geben. Niemand, außer der Institution,<br />
kann diese Daten nutzen. Wenn es ein österreichisches data.gov gäbe, würde ein<br />
Potential für Innovationen und für die Entwicklung <strong>von</strong> neuen Anwendungen<br />
entstehen. Die Daten werden im Unterschied zu jetzt in einem strukturierten Format<br />
dargestellt. Gewissen Mechanismen, die eine negative Auswirkung auf die Daten<br />
haben könnten, wird der Umgang damit erleichtert. Diese Gefahr hat man aber auch<br />
außerhalb des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong>. Wie schon oben erwähnt, sind diese Daten im<br />
Eva Guem 61
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Tourismus im eigentlichen Sinne Marketingdaten, und dazu gedacht, <strong>von</strong> einer<br />
breiten Masse gelesen zu werden.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine weit reichende Durchdringung<br />
semantischer <strong>Technologien</strong> <strong>von</strong> der Bewältigung bestehender Barrieren abhängt. Es<br />
muss ein Umdenken stattfinden, damit der Nutzen <strong>von</strong> frei verfügbaren Daten<br />
erlebbar wird. Somit kann die aufgestellte dritte Hypothese ebenfalls verifiziert<br />
werden.<br />
Hypothese 4:<br />
Wenn Produkt- und Dienstleistungsangebote in einer Ontologie definiert werden,<br />
dann können Angebotsinformationen im <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> maschineninterpretierbar<br />
dargestellt und genutzt werden.<br />
Kategorie 8: Ontologien<br />
Die Experten waren sich einig, dass der Aufwand für Tourismusunternehmen, die<br />
ihre Angebote maschinenlesbar beschreiben wollen, so gering wie möglich sein<br />
sollte. Außerdem müsste eine einfache Nutzbarkeit semantischer Editoren oder<br />
Annotationswerkzeuge gegeben sein. Dies stellt noch eine technologisch anspruchsvolle<br />
Herausforderung dar. Die Ontologieentwicklung ist ein komplexer Prozess, und<br />
braucht deswegen sehr viel Wissen über das Fach, die Zielgruppe, die Technologie<br />
und sprachliches Wissen. Um einen möglichst großen Praxisbezug zu gewährleisten,<br />
sollten diese Ontologien im Rahmen <strong>von</strong> Diskussionen und Workshops gemeinsam<br />
mit Leistungsanbietern, Portalbetreibern und Fachexperten weiterentwickelt werden.<br />
Es ist wichtig, dass das Wording <strong>von</strong> Verantwortlichen aus der Tourismusbranche<br />
stammt. Des Weiteren ist die Korrektheit der Algorithmen wesentlich, denn<br />
Eva Guem 62
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
fehlerhafte Annotationen durch Automatismen sind kontraproduktiv und verringern<br />
die Marktchancen.<br />
Mit dem Einsatz <strong>von</strong> Ontologien wird der Datentransfer vereinfacht. Die<br />
Informationen können Portalen ohne Mehraufwand für den Leistungsanbieter<br />
redundanzfrei zur Verfügung gestellt werden. Demnach können Portale die bereit<br />
gestellten Daten verarbeiten, da nur solche vorhanden sind, die in der Ontologie<br />
vorgesehen und erlaubt sind. Leistungsanbieter müssen somit ihre Angebotsänderungen<br />
nur mehr einmal vornehmen. Dabei ergibt sich eine enorme<br />
Zeitersparnis für das Unternehmen, weil es sich nicht mehr bei jedem einzelnen<br />
Portal einloggen muss, um Angebote zu integrieren oder Änderungen vorzunehmen.<br />
Durch die Fülle an Angebotsinformationen, welche im <strong>Web</strong> zur Verfügung stehen,<br />
fühlt sich der Gast oft überfordert. Er kann nicht genau entscheiden, welche<br />
Informationen für ihn relevant sind. Somit ist es für ihn schwierig, die Angebote<br />
untereinander zu vergleichen. Eine einheitliche Ontologie-Entwicklung im Tourismus<br />
ist notwendig, um Angebotsinformationen intelligent darstellen zu können. Ontologien<br />
besitzen eine formale Beschreibung der Daten und Regeln über deren<br />
Zusammenhang. Anhand dieser Regeln werden Inhalte im <strong>Web</strong> interpretiert,<br />
Schlussfolgerungen gezogen, und Widersprüche in den Daten erkannt. Im <strong>Semantic</strong><br />
<strong>Web</strong> werden Daten am häufigsten mittels RDF organisiert und strukturiert. Eine<br />
Standardisierung der Daten auf weiter Ebene ist daher die Voraussetzung für das<br />
<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong>.<br />
Die Hypothese, dass Angebotsinformationen im <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> maschineninterpretierbar<br />
dargestellt und genutzt werden können, wenn Produkt- und<br />
Dienstleistungsangebote in einer Ontologie definiert werden, lässt sich anhand der<br />
Ergebnisdiskussion verifizieren.<br />
Eva Guem 63
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
5.2 Zusammenfassung der Ergebnisse und<br />
Beantwortung der Forschungsfrage<br />
In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Erkenntnisse aus der Theorie und der<br />
Empirie zusammengefasst, um die zu Beginn formulierte Forschungsfrage bestmöglich<br />
beantworten zu können.<br />
Das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> will das bestehende <strong>Web</strong> erweitern und bietet die technischen<br />
Voraussetzungen, um die Probleme <strong>von</strong> herkömmlichen Suchmaschinen zu<br />
überwinden. Die Daten bekommen hierfür eine für Maschinen verarbeitbare<br />
Semantik, die es ermöglicht, Informationen einzelner Wörter zu verstehen und<br />
Zusammenhänge zu erkennen, sodass gezielte Anfragen möglich sind. In Zukunft<br />
werden Suchmaschinen nicht nur mehr nach Schlüsselwörtern suchen und eine<br />
lange Auflistung an Links mit Dokumentenverweisen liefern, sondern auch komplexe,<br />
natürlich-sprachlich formulierte Fragen zulassen, die eine konkrete Antwort auf die<br />
Anfrage liefert. Die Theorie als auch die interviewten Experten bestätigen dieses<br />
Potential.<br />
Durch diese enorme Menge an Angeboten in Verbindung mit der Unstrukturiertheit<br />
der Daten im <strong>Web</strong>, erschwert es den Benutzern, die richtigen Produkte oder<br />
Dienstleistungen zu finden. Den Kunden wird mit Hilfe des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> die<br />
Vergleichbarkeit der Angebote erleichtert. Wenn sich Leistungsanbieter vor der<br />
Transparenz fürchten, müssen sie sich auch vor dem <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> fürchten.<br />
Jedoch sollte dieser vermeintliche Nachteil vom Vorteil der besseren Auffindbarkeit<br />
mehr als aufgewogen werden. Es wurde herausgefunden, dass semantische<br />
<strong>Technologien</strong> im Tourismus im Bereich des E-Commerce ein sehr hohes Potential<br />
aufweisen. Mit dem Einsatz <strong>von</strong> Ontologien wird der Datentransfer vereinfacht. Die<br />
Informationen können Portalen ohne Mehraufwand für den Leistungsanbieter<br />
Eva Guem 64
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
redundanzfrei zur Verfügung gestellt werden. Daraus resultiert eine enorme<br />
Arbeitsersparnis seitens der Leistungsanbieter.<br />
Ein wesentlicher Vorteil seitens der Kunden besteht in einer größeren Nutzerzufriedenheit<br />
durch bessere Treffer beim Herausfinden der Nutzer-Intention. Durch<br />
Ableitungs- und Schlussfolgerungsmöglichkeiten die in <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-Standards<br />
vorgesehen sind, wird die Empfehlung zum Beispiel bei Recommender Systemen<br />
individualisiert und kann für jeden Gast das passende Angebot herausfinden. Wichtig<br />
in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass der Markt für mobiles Service auf<br />
dem Weg aus der Nische in den Massenmarkt ist. Deswegen muss in Zukunft die<br />
mobile Dimension immer miteinbezogen werden. Es wurde festgestellt, dass der<br />
größte Nutzen für Kunden eine Mischung aus semantischen Empfehlungssystemen<br />
und mobilen Diensten wäre. Diese zwei Ansätze lassen sich in der Praxis gut<br />
miteinander verbinden.<br />
Österreich ist im internationalen Vergleich forschungstechnisch sehr gut positioniert<br />
und nimmt eine führende Rolle in der Entwicklung semantischer Lösungen ein.<br />
Touristische Unternehmen hingegen haben sich zurückgehalten, was die Verwendung<br />
der Standards angeht. Dieser Zustand ist vor allem auf das Fehlen eines<br />
klaren Nutzens sowie die fehlende Aussicht auf kurzfristigen Gewinn zurückzuführen.<br />
Hier ist zum heutigen Zeitpunkt eine Wendung zu erkennen. Immer mehr Unternehmen<br />
implementieren semantische Standards in ihre <strong>Web</strong>dienste. Doch es ist <strong>von</strong><br />
Nöten touristische Leistungsanbieter sowie Interessensvertretungen im Tourismus<br />
vermehrt für die Notwendigkeit des Einsatzes <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong> zu<br />
sensibilisieren.<br />
Das Ziel aus technischer Sicht ist es, möglichst viele touristische Angebote<br />
strukturiert im semantischen RDF-Format zu beschreiben, und so für alle intelligenten<br />
Anwendungen verfügbar zu machen. Damit sich das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> in der<br />
Praxis durchsetzt, müssen so viele Daten wie möglich in diesem Format beschrieben<br />
Eva Guem 65
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
werden. Es gibt bereits schon verschiedene Applikationen, die es ermöglichen, sehr<br />
einfach ohne technisches Know-how Daten mit RDF-Annotationen zu versehen. Der<br />
Aufwand für Tourismusunternehmen, die ihre Angebote maschinenlesbar beschreiben<br />
wollen, sollte dabei so gering wie möglich sein. Ebenfalls ist die Akzeptanz<br />
dieser neuen Funktionen seitens der Kunden <strong>von</strong> einer einfachen Nutzbarkeit, einem<br />
echten Mehrwert und einer guten nicht-technischen Maske abhängig.<br />
Der letzte Abschnitt zur Beantwortung der Forschungsfrage beleuchtet noch einen<br />
Aspekt, der im Laufe der Bearbeitung dieser Arbeit aufgekommen ist.<br />
Jede Tourismusdestination hat ein gewisses Angebot und stellt dieses dar. Empfehlungssysteme<br />
oder mobile Dienste, die auf semantischen <strong>Technologien</strong> basieren,<br />
können dem Gast dabei helfen, das richtige Angebot zu finden. Das ist jedoch eine<br />
klare angebotszentrierte Denkweise. Mittels semantischer <strong>Technologien</strong> ist es aber<br />
auch möglich, die Nachfrage besser zu verstehen, indem man Consumer Reviews<br />
analysiert und strukturiert aufbereitet. Man kann somit kundenseitig die Wahrnehmung<br />
der Destination besser feststellen. Um diese Textanalyseverfahren vereinfacht<br />
durchzuführen, werden semantische Algorithmen verwendet. Oft sind Ontologien hinterlegt,<br />
damit man die Begriffe zuordnen und Zusammenhänge verstehen kann. Diese<br />
Art der Anwendung <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> verfügt schon über einen<br />
breiten Erfahrungshorizont, und es gibt bereits unmittelbare Anwendungen. Jedes<br />
Unternehmen sollte versuchen seine Nachfrage besser zu verstehen, um damit die<br />
Angebotsausrichtung verbessern zu können.<br />
Im Anschluss an die Diskussion lässt sich behaupten, dass die Verwendung semantischer<br />
<strong>Technologien</strong> in Bezug auf die Verbesserung der Kundenorientierung in einer<br />
Tourismusdestination positiv zu bewerten ist. In Anwendungen, wo Interoperabilität<br />
<strong>von</strong> Daten für den Geschäftserfolg sowie für das bessere Kundenservice <strong>von</strong><br />
Bedeutung ist, führt mittelfristig kein Weg an der „Semantifizierung“ vorbei.<br />
Eva Guem 66
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
6. SCHLUSSBETRACHTUNG<br />
In diesem Kapitel wird eine Sichtweise dargestellt, wie in Zukunft semantische<br />
<strong>Technologien</strong> im Tourismus sinnvoll genutzt werden könnten.<br />
Touristische Arbeit in Österreich ist sehr destinationsgetrieben. Deshalb wurde der<br />
Fokus dieser Arbeit auch auf Tourismusdestinationen in Österreich gelegt. Es wird<br />
den Gästen immer kommuniziert, dass sie ihren Urlaub in einer bestimmten Region<br />
in Österreich verbringen sollen. Die Frage ist hier, ob dies der richtige Zugang ist?<br />
Basiert die touristische Kaufentscheidung tatsächlich nach dem Muster, dass der<br />
Gast in eine bestimmte Destination kommen will?<br />
Die vorliegende Arbeit konnte ausgehend <strong>von</strong> der aufgeworfenen Forschungsfrage<br />
zahlreiche konkrete Ergebnisse und Handlungsempfehlungen aufzeigen. Durch die<br />
Präzisierung und die damit verbundene Eingrenzung der erkenntnisleitenden Fragestellung<br />
blieb das Thema Kaufentscheidungsverhalten des Gastes unberücksichtigt.<br />
Dieser Ansatzpunkt ist erst im Rahmen der Forschungsaktivitäten entstanden und<br />
könnte die Basis für eine weiterführende Forschung darstellen. Der Abschluss dieser<br />
Arbeit markiert damit gleichsam den Anfang für die Weiterführung des Forschungsprozesses.<br />
Im Folgenden wird jener Ansatzpunkt diskutiert, welcher aus Sicht des<br />
Forschers <strong>von</strong> besonderem Interesse ist.<br />
Im Rahmen der Experteninterviews wurde mehrmals erwähnt, dass Destinationssysteme<br />
vereinfacht gesagt <strong>von</strong> einem Postleitzahlensystem ausgehen. Die<br />
Nachfrage ist jedoch nicht in diesem Sinne organisiert. Gerade im destinationsfernen<br />
Markt kommen Anfragen, wie, ich hätte gerne einen Urlaub im Salzkammergut, oder,<br />
ich würde gerne einen Skiurlaub verbringen, indem ich keine Piste zweimal fahre.<br />
Hierbei ist es den Buchungswilligen egal, ob der Urlaub nun in Oberösterreich, in<br />
Salzburg oder in der Steiermark stattfindet. Daher ist es zu überdenken, <strong>von</strong> einem<br />
Bundesländerkonzept auszugehen, das wiederum in Regionen unterteilt ist. Es wäre<br />
Eva Guem 67
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
beispielsweise ein Ansatz, die potentiellen Kunden für den Urlaub in den Bergen als<br />
Thema zu sensibilisieren. Wenn man semantisch sinnvollen Content zum Thema<br />
Skifahren generieren würde, und die einzelnen Tourismusregionen in den<br />
Hintergrund stellt, könnte man tatsächlich den Aspekt der Kundenorientierung<br />
verwirklichen.<br />
Man kann dieses Verhalten auch bei der Hotelsuche feststellen. Die Touristen<br />
suchen, wenn sie nach Wien kommen, ein Hotel in der Nähe vom Stephansdom. Das<br />
heißt, es gibt hier eine Begrifflichkeit, die der standardisierten Rasterung, wie sie für<br />
andere Zwecke zum Einsatz kommt, nicht adäquat ist. So gesehen braucht man hier<br />
marktgetriebene Ontologien. Man muss wissen, wie potentielle Kunden ihre<br />
Interessenbereiche konzeptualisieren und diese Begriffsrelationen muss man dann in<br />
Modelle kodieren. Demzufolge kann man auf Basis dieser Kodierungen qualifizierte<br />
Angebote machen, mit der begründeten Hoffnung, dass dieser Ansatz Umsätze<br />
bringt, die man sonst nicht realisiert hätte. Semantische <strong>Technologien</strong> können somit<br />
als Hilfsmittel bezeichnet werden, um eine tourismuspolitische Strategie umzusetzen<br />
und zu fördern.<br />
„Das Aufregendste am semantischen <strong>Web</strong> ist nicht das, was wir uns alles damit<br />
vorstellen können, sondern das, was wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen<br />
können (Zschunke 2003).“<br />
Eva Guem 68
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
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Eva Guem<br />
IX
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X
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Expertengespräche<br />
Ablass, Michael (2009): telefonisches Interview mit Michael Ablass, Geschäftsführer<br />
der Firma Netresearch, geführt <strong>von</strong> Eva Guem am 15.02.2010<br />
Egger, Roman (2009): telefonisches Interview mit Roman Egger, Leiter der Abteilung<br />
Tourismusforschung und Lektor an der Fachhochschule Salzburg, geführt <strong>von</strong> Eva<br />
Guem am 18.02.2010<br />
Fröschl, Karl (2009): persönliches Interview mit Karl Fröschl, Lektor an der<br />
Universität Wien am Institut für Scientific Computing, Mitglied des Präsidiums der<br />
OCG, Leiter des EC3 Projekts „FIT-IT <strong>Semantic</strong> Systems“, geführt <strong>von</strong> Eva Guem am<br />
03.03.2010 in Wien<br />
Gruber, Bernd (2009): persönliches Interview mit Bernd Gruber, Leiter des Projekts<br />
„eb<strong>Semantic</strong>s“ <strong>von</strong> der Wirtschaftskammer Österreich, der Österreich Werbung,<br />
AUSTRIAPRO und der Firma Smart Information Systems, geführt <strong>von</strong> Eva Guem am<br />
11.03.2010 in Wien<br />
Linder, Markus (2009): persönliches Interview mit Markus Linder, Geschäftsführer<br />
der Firma Smart Information Systems, geführt <strong>von</strong> Eva Guem am 09.03.2010 in Wien<br />
Eva Guem<br />
XI
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
Müller, Paul (2009): Fragebogenbeantwortung <strong>von</strong> Paul Müller, Leiter des<br />
Forschungsbereiches Intelligente Kommunikationssysteme am Deutschen<br />
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, 08.02.2010<br />
Öllrich, Jens (2009): Fragebogenbeantwortung <strong>von</strong> Jens Öllrich, Geschäftsführer des<br />
Tourismusblogs „Tourismuszukunft“, Autor zu den Themen Neue Medien, Internet im<br />
Tourismus und eTourismus, 25.02.2010<br />
Schuster, Michael (2009): persönliches Interview mit Michael Schuster,<br />
Geschäftsführer der Firma System One, geführt <strong>von</strong> Eva Guem am 05.03.2010<br />
in Wien<br />
Wahl, Harald (2009): persönliches Interview mit Harald Wahl, Stellvertretender<br />
Studiengangsleiter Bachelor Intelligente Verkehrssysteme & Master<br />
Informationsmanagement und Computersicherheit, geführt <strong>von</strong> Eva Guem am<br />
05.03.2010 in Wien<br />
Eva Guem<br />
XII
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
ANHANG<br />
Interviewleitfaden<br />
Interviewleitfaden zum Thema:<br />
<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> – <strong>Nutzbarmachung</strong> <strong>von</strong> <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> zur<br />
Verbesserung des Kundenservices in einer Tourismusdestination<br />
Name:<br />
Beruf:<br />
Datum:<br />
1. Ab wann kann man eigentlich <strong>von</strong> „<strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong>“ sprechen?<br />
2. Wo steht Österreich im internationalen Vergleich forschungstechnisch?<br />
3. Kann man bereits schon sagen, dass semantische <strong>Technologien</strong> erfolgreich<br />
bzw. produktiv in der Praxis angewendet werden? Wenn ja, in welchen<br />
Bereichen?<br />
4. Wie und vor allem durch wen kann dann die Notwendigkeit des <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong><br />
den touristischen Leistungsanbietern kommuniziert werden?<br />
5. Wird sich das <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> durchsetzen? Wenn ja, wie lange wird das<br />
dauern? Die Frage ist auch, ab wann kann da<strong>von</strong> gesprochen werden, dass<br />
sich eine Technologie durchgesetzt hat?<br />
Eva Guem<br />
XIII
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
6. Was würde sich am Suchergebnis ändern, wenn man Daten semantisch<br />
anreichert, bzw. was ist der Unterschied zwischen normalen Datenbank-<br />
Lösungen (z.B. Empfehlungssysteme, die individuelle Angebote<br />
zusammenstellen) und semantischen Empfehlungssystemen?<br />
7. Ist es realistisch, dass sich Hersteller bzw. Anbieter gleichermaßen einig über<br />
die Basiskriterien <strong>von</strong> Produkten/Dienstleistungen werden können?<br />
8. In welchem Bereich ist der größte Nutzen zur Verbesserung des<br />
Kundenservices in einer Tourismusdestination gegeben?<br />
a. Semantische Empfehlungssysteme<br />
(Ist dies auf regionaler bzw. Länderebene überhaupt sinnvoll?)<br />
b. Semantische Mobile Dienste<br />
c. Andere Bereiche<br />
9. Was wäre Ihrer Meinung nach ein geeignetes Projekt für eine<br />
Tourismusdestination?<br />
10. Wie könnte der Prozessablauf aussehen bzw. welche Schritte müssten<br />
getätigt werden, um ein <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-Projekt in einer touristischen<br />
Organisation umzusetzen?<br />
11. Wäre der Kosten – Nutzen Effekt bei der Umsetzung eines <strong>Semantic</strong>-<strong>Web</strong>-<br />
Projektes gegeben?<br />
12. Welche Möglichkeiten und Vorteile bestehen (in Bezug auf den Unternehmer<br />
und den Gast) bei der Verwendung <strong>von</strong> semantischen <strong>Technologien</strong>?<br />
Eva Guem<br />
XIV
Fachhochschul-Studiengang für Tourismus-Management<br />
13. Welche Herausforderungen bestehen, und welche Barrieren gibt es zu<br />
überwinden, um eine weit reichende Durchdringung semantischer<br />
<strong>Technologien</strong> im Tourismus zu erreichen?<br />
14. Wo liegen die Gefahren bei Nutzer und Unternehmen, falls <strong>Semantic</strong> <strong>Web</strong> im<br />
Bereich des E-Commerce Realität wird?<br />
Eva Guem<br />
XV