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Das synoptische Problem der Redenquelle Q und der - Übrigen

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Gemeinschaft <strong>der</strong> <strong>Übrigen</strong> e. V.<br />

Bibelbetrachtung 2010<br />

April - Mai - Juni<br />

<strong>Das</strong> <strong>synoptische</strong> <strong>Problem</strong> <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

<strong>und</strong><br />

„Der Mensch lebt nicht von Brot allein.“<br />

Studium zur Sabbatschule für das zweite Viertel 2010


VORWORT<br />

In dieser Lektion blicken wir dem Evangelisten Lukas über<br />

die Schulter, um zu sehen, wie er in <strong>der</strong> Komposition seines<br />

Evangeliums verfahren ist. Zu seiner Zeit hat es bereits viele<br />

Darstellungen über Christus gegeben. Aus diesen Quellen,<br />

ob mündliche o<strong>der</strong> schriftliche, o<strong>der</strong> beides, bezieht sich Lukas<br />

im Vorwort zu seinem Evangelium (Lk. 1:1-4).<br />

Zur Sprache kommt auch das <strong>synoptische</strong> <strong>Problem</strong>. <strong>Das</strong> sind<br />

Erklärungsversuche hinsichtlich Übereinstimmungen <strong>und</strong> Abweichungen<br />

<strong>der</strong> Evangelien voneinan<strong>der</strong>. <strong>Das</strong> gesamte <strong>synoptische</strong><br />

<strong>Problem</strong> kann aus Raum- <strong>und</strong> Zeitgründen in dieser<br />

Lektion nicht entfaltet werden. Es ist aber ein Aspekt herausgegriffen<br />

worden. Es geht darum, die wörtlichen Übereinstimmungen<br />

<strong>und</strong> Abweichungen <strong>der</strong> Texte von Lukas <strong>und</strong> Matthäus<br />

zu betrachten. Zum Beispiel laufen die Abschnitte über<br />

die Bußpredigt Johannes des Täufers wortwörtlich nebeneinan<strong>der</strong><br />

her (Lk. 3:7-9; Mt. 3:7-10). Der einzige Unterschied<br />

ist die Anrede. Bei Matthäus werden die Pharisäer <strong>und</strong> Sadduzäer<br />

mit „Natternbrut“ angeredet, bei Lukas das ganze Volk.<br />

Diese Lektion vertritt die in Deutschland nicht übliche Auffassung,<br />

dass Lukas in seiner Quellenforschung (Lk. 1:1-4) Matthäus<br />

gekannt hat, denn Lukas erwähnt ihn in seinem Evangelium<br />

in <strong>der</strong> Apostelliste (Lk. 6:15), sowie in seiner Apostelgeschichte<br />

(Apg. 1:13). Gerade <strong>der</strong> Apostelkreis als Garant<br />

rechter Lehre <strong>und</strong> Überlieferung (Apg 1:2-3; 2:37.42) stellt<br />

sich dem Quellenforscher Lukas als die Gr<strong>und</strong>quelle seines<br />

Evangeliums <strong>und</strong> <strong>der</strong> Apostelgeschichte dar. Da Lukas bereits<br />

viele Quellen vor sich hat, ist erwartungsgemäß auch das<br />

Matthäusevangelium schon vorhanden, ehe Lukas sein Evangelium<br />

schrieb.<br />

Daher ist Lukas bei <strong>der</strong> Abfassung seines Evangeliums von<br />

Matthäus abhängig, <strong>und</strong> zwar an solchen Stellen, in denen<br />

beide Evangelisten wortwörtlich nebeneinan<strong>der</strong> herlaufen. In<br />

<strong>der</strong> oben erwähnten Bußpredigt des Täufers wird die Unterschiedlichkeit<br />

<strong>der</strong> Anrede bei Matthäus (die Pharisäer <strong>und</strong><br />

Sadduzäer als Natternbrut) <strong>und</strong> Lukas (das ganze Volk als<br />

Natternbrut) auf eine möglicherweise noch mündliche Überlieferung<br />

zurückgehen, die zur Zeit des Lukas noch lebendig<br />

war, <strong>und</strong> die Lukas benutzt. Lukas ergänzt Matthäus, indem<br />

die Heilsbedingung nicht nur auf die Pharisäer <strong>und</strong> Sadduzäer<br />

zutrifft, son<strong>der</strong>n auf das ganze Volk. <strong>Das</strong> entspricht auch<br />

dem universalistischen (allgemeinumfassenden) Rahmen des<br />

Lukas, z. B. <strong>der</strong> Stammbaum Jesu geht auf Adam zurück <strong>und</strong><br />

nicht nur auf Abraham, wie Matthäus es darstellt, <strong>der</strong><br />

insbeson<strong>der</strong>e Juden anspricht.<br />

Im übrigen Abschnitt <strong>der</strong> Bußpredigt des Täufers sind so manche<br />

Unterschiede zwischen Lukas <strong>und</strong> Matthäus feststellbar<br />

(Mt. 3:11-12; Lk. 3:15-18), verb<strong>und</strong>en mit einer eingestreuten<br />

Parallele zu Markus (Mt. 3:11; Mk. 1:7-8; Lk. 3:16). Daher<br />

taucht auch Markus als eine <strong>der</strong> Quellen des Lukas auf. Son<strong>der</strong>gut<br />

des Lukas, das kein an<strong>der</strong>er Evangelist hat, kann auf<br />

noch lebendige Überlieferung zurückzuführen sein, <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />

auf an<strong>der</strong>e schriftliche Quellen, die Lukas zur Verfügung standen.<br />

Ein Wort zur Inspiration: Ursprünglichkeit ist nicht gleichzusetzen<br />

mit Inspiration, etwa, nur was ursprünglich ist,<br />

sei inspiriert. Der Heilige Geist, <strong>der</strong> in alle Wahrheit leitet<br />

<strong>und</strong> in dieser Aufgabe nach <strong>der</strong> Himmelfahrt verheißen<br />

ist (Joh. 14:26; 16:13), leitet Lukas, wie die an<strong>der</strong>en Evangelisten<br />

in <strong>der</strong> Auswahl <strong>und</strong> Verarbeitung ihrer Quellen.<br />

Zu erinnern ist an das literarisch-prophetische Werk Ellen<br />

G. Whites im Raum adventischen Glaubens: Neben<br />

2<br />

dem Bestand ihrer prophetischen Visionen übernatürlicher<br />

Art, hat sie Quellenarbeit betrieben, um das, was ihr<br />

über kirchengeschichtliche Ereignisse in Panoramabil<strong>der</strong>n<br />

visionär gezeigt worden war, anhand von historischen<br />

Quellen zu verdeutlichen (so im Buch: Der Große<br />

Kampf). Wer ihr vorwirft, sie habe abgeschrieben, sei auf<br />

das Studium des <strong>synoptische</strong>n <strong>Problem</strong>s <strong>der</strong> Evangelien<br />

verwiesen, wo ersichtlich wird, dass Inspiration auch im<br />

Rahmen von Quellenarbeit erfolgt.<br />

Ein Wort zur Theorie <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q. Aus den wortwörtlichen<br />

Parallelabschnitten bei Lukas <strong>und</strong> Matthäus wird abgeleitet,<br />

dass es eine <strong>Redenquelle</strong> (Q) gegeben habe, aus <strong>der</strong><br />

beide Evangelisten unabhängig voneinan<strong>der</strong> geschöpft haben.<br />

Im Gegensatz zu Matthäus als Vorlage des Lukas ist<br />

anzumerken: Während das Matthäusevangelium durch<br />

nahezu unzählige Handschriften überliefert ist, handelt es sich<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q um ein rekonstruiertes, theoretisches<br />

Dokument, das durch überlieferte Handschriften nicht als real<br />

existent nachzuweisen ist. Diese Lektion bevorzugt ein real<br />

existierendes Dokument als Quellenvorlage des Lukas gegenüber<br />

<strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q als ein nur rekonstruiertes <strong>und</strong><br />

erdachtes Dokument, das eben nur in Gedanken existiert.<br />

Zudem fehlt <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q das Hauptmerkmal aller Evangelien:<br />

Passion <strong>und</strong> Kreuzestod Christi. Daher ist die <strong>Redenquelle</strong><br />

Q kein Evangelium im eigentlichen Sinne.<br />

Des Weiteren wird <strong>der</strong> rein theoretische Charakter dieses Dokuments<br />

noch deutlicher: Sind Unterschiede innerhalb <strong>der</strong><br />

rekonstruierten <strong>Redenquelle</strong> vorhanden, so wird u.a. weiter<br />

vermutet, es habe ursprünglich ein UR-Q als aramäisches<br />

Original gegeben. Davon seien zwei griechische Übersetzungen<br />

angefertigt worden Q1 <strong>und</strong> Q2. Diese sollen Ursache<br />

dafür sein, dass Lukas <strong>und</strong> Matthäus aus dieser o<strong>der</strong> jener<br />

Version abgeschrieben habe.<br />

<strong>Das</strong> eigentliche Merkmal historisch kritischer Auslegung tritt<br />

bei <strong>der</strong> Datierung <strong>der</strong> Evangelien voll zutage. Als Datierungshilfe<br />

wird die Zerstörung Jerusalems genommen. Unter <strong>der</strong><br />

Voraussetzung <strong>der</strong> Leugnung von Prophetie als Voraussage<br />

zukünftiger Ereignisse wird behauptet, die Reden Jesu über<br />

die Zerstörung Jerusalems im M<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Gemeinde (Formkritik)<br />

sei in Wirklichkeit abgelaufene Geschichte als Prophetie<br />

ausgegeben. Daher werden die Evangelien meist zwischen<br />

90 <strong>und</strong> 110 n. Chr. angesetzt.<br />

Diese Lektion legt die Voraussetzung zugr<strong>und</strong>e, dass Jesus<br />

als Sohn Gottes die Zerstörung Jerusalems wirklich vorausgesagt<br />

hat. Ausgehend von dieser Gr<strong>und</strong>lage echter Prophetie,<br />

sind die Evangelien vor dem Ereignis zu datieren, das sie<br />

in den Endzeitreden Jesu voraussagen: also um 50 bis 60 n.<br />

Chr. Die Apostel bekennen sich ausdrücklich zur Prophetie<br />

als Voraussage von Ereignissen <strong>und</strong> grenzen sich von Fabeln<br />

ab (2. Pt.1:19-21). Wer auf dieser Gr<strong>und</strong>lage steht,<br />

steht auf apostolischem Boden.<br />

Weiterer Schwerpunkt liegt in <strong>der</strong> Versuchung Jesu in <strong>der</strong><br />

Wüste. Während Matthäus nur die drei namentlich bekannten<br />

Versuchungen erwähnt, greift Lukas von Markus die Überlieferung<br />

auf, dass Jesus vierzig Tage lang versucht wurde.<br />

Dann erst folgen die drei bekannten Versuchungen. Auf dieser<br />

Gr<strong>und</strong>lage kann <strong>der</strong> Hebräerbrief sagen, dass Christus<br />

in je<strong>der</strong> Beziehung versucht wurde (Heb. 4:15). Lukas beendet<br />

den Bericht über die Versuchung mit dem Hinweise, dass<br />

<strong>der</strong> Versucher ihn eine Zeit lang verließ (Lk. 4:13). In <strong>der</strong> Tat:<br />

Die Brotversuchung wie<strong>der</strong>holt sich bei <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend,<br />

wobei das Volk Christus zum Brotkönig küren woll-


te (Joh. 6:14). Die Versuchung Jesu erstreckt sich über sein<br />

gesamtes Leben <strong>und</strong> Wirken, bis hin zu seinem Kreuzestod,<br />

wo er spottend versucht wird, vom Kreuz herabzusteigen, die<br />

Rolle des militärischen Messias zu übernehmen, worauf das<br />

Volk gewartet hatte (Mt. 27:42; vgl. Lk. 24:21).<br />

Die Antwort Jesu an den Versucher wird uns beschäftigen:<br />

„Der Mensch lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von einem<br />

jeden Wort, das aus dem M<strong>und</strong>e Gottes geht.“ (Mt.<br />

4:4; Lk. 4:4). Aus dem M<strong>und</strong>e Gottes kommen Verheißungen.<br />

<strong>Das</strong> Manna in <strong>der</strong> Wüste war Wirklichkeit gewordene<br />

Verheißung. In <strong>der</strong> Brotrede Jesu wird das Manna zur Verheißung<br />

des ewigen Lebens, das Jesus in seiner Gestalt dem<br />

Glaubenden bringt (Joh. 6:22-59). <strong>Das</strong> Abendmahl zelebriert<br />

symbolisch das gebrochene Brot als heiliges Symbol des am<br />

Kreuz gebrochenen Leibes Christi, <strong>der</strong> in seinem stellvertretenden<br />

Opfertod unter <strong>der</strong> Bedingung <strong>der</strong> gläubigen Annahme<br />

<strong>der</strong> Welt das ewige Leben gibt (1.Kor. 11:23-26; Mt. 26:26-<br />

28 <strong>und</strong> Parallelen). Der Mensch lebt nicht von Brot allein.<br />

Brot wird zum Symbol ewigen Lebens in Jesus Christus, unserm<br />

HERRN.<br />

Im Leben des Propheten Elia wird aufgezeigt, wie <strong>der</strong> Prophet,<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Hungersnot von Raben versorgt wird, in Wirklichkeit<br />

von <strong>der</strong> vorausgegangenen Verheißung Gottes lebt,<br />

die in <strong>der</strong> Versorgungsaktion <strong>der</strong> Raben Wirklichkeit geworden<br />

ist (1.Könige 17:1-6). In diesem Sinne lebte Elia nicht<br />

von Brot allein, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Verheißung, die aus dem<br />

M<strong>und</strong>e Gottes zuvor ergangen war (5. Mose 8:3). Ebenso<br />

war es mit dem wenigen Mehl <strong>und</strong> Öl <strong>der</strong> Witwe von Zarpat.<br />

Es war die Verheißung des Gottes Israel, von <strong>der</strong> Elia, die<br />

Witwe <strong>und</strong> ihr Sohn während <strong>der</strong> Hungersnot lebten (1. Könige<br />

17:8-16). Daher lebten sie nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n<br />

von <strong>der</strong> Verheißung, die aus dem M<strong>und</strong>e Gottes geht.<br />

Die eschatologische (endzeitliche) Generation, die in <strong>der</strong> letzten<br />

Anbetungskrise lebt, die Antichrist <strong>und</strong> falscher Prophet<br />

herbeiführen, wird ebenfalls nicht von Brot allein leben, son<strong>der</strong>n<br />

von <strong>der</strong> Verheißung, die aus dem M<strong>und</strong>e Gottes kommt,<br />

wenn niemand kaufen o<strong>der</strong> verkaufen kann, er habe denn<br />

das Malzeichen (Kennzeichen) <strong>der</strong> antichristlichen Macht an<br />

<strong>der</strong> rechten Hand o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Stirn angenommen (Offb. 13:11-<br />

18).<br />

Wir wünschen uns auch in diesem Viertel die leitende Hand<br />

des Heiligen Geistes, <strong>der</strong> uns in alle Wahrheit leitet.<br />

Winfried Stolpmann<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ................................................................................................................................ 2<br />

Lektion 1 <strong>Das</strong> <strong>synoptische</strong> <strong>Problem</strong> <strong>der</strong> Redenqelle Q ......................................................... 4<br />

Lektion 2 Matthäus, <strong>Redenquelle</strong> Q <strong>und</strong> Datierung <strong>der</strong> Evangelien ...................................... 8<br />

Lektion 3 Die Aufspaltung <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q .................................................................... 12<br />

Lektion 4 Die Quellenarbeit des Lukas ................................................................................ 16<br />

Lektion 5 Bußpredigt des Täufers bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas ................................................ 20<br />

Lektion 6 Rätsel <strong>der</strong> Taufe Jesu <strong>und</strong> trinitarische Gottesoffenbarung ................................. 24<br />

Lektion 7 Die Versuchung Jesu: die Wüste <strong>und</strong> das Brot ................................................... 28<br />

Lektion 8 Nicht von Brot allein: das Manna als wahr gewordene Verheißung ..................... 32<br />

Lektion 9 Erneute Brotversuchung ...................................................................................... 36<br />

Lektion 10 Abendmahls- <strong>und</strong> Versuchungstypologie ............................................................ 40<br />

Lektion 11 Leben durch Verheißung: Beispiele aus dem Leben Elias .................................. 44<br />

Lektion 12 Der schwache Glaubensheld ............................................................................... 48<br />

Lektion 13 Wie<strong>der</strong>holungsfragen dieses Viertels .................................................................. 52<br />

Nachwort .............................................................................................................................. 54<br />

3


Lektion 1 4. April - 10. April 2010<br />

<strong>Das</strong> <strong>synoptische</strong> <strong>Problem</strong> <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

Schriftabschnitte: Matth. 3:7-10; Lk. 3:7-9.<br />

Merkvers: „Denn wenn wir o<strong>der</strong> ein Engel aus dem Himmel<br />

(euch) ein Evangelium verkündigt, das an<strong>der</strong>s ist als<br />

das, was wir euch verkündigt haben, <strong>der</strong> soll verflucht<br />

sein.“ (Gal. 1:8)<br />

SONNTAG<br />

<strong>Das</strong> <strong>synoptische</strong> <strong>Problem</strong><br />

Synoptiker<br />

Obige Schriftabschnitte handeln von <strong>der</strong> Bußpredigt Johannes<br />

des Täufers. Beide Berichte stimmen mit einer inhaltlichen<br />

Abweichung wörtlich überein. Markus hat diesen Abschnitt<br />

nicht in seinem Evangelium. Es geht hier um das so<br />

genannte „<strong>synoptische</strong> <strong>Problem</strong>“. „Synopsis“ bedeutet „Zusammenschau“.<br />

„Synoptiker“ sind Betrachter, die ein Ereignis zusammen<br />

beschreiben, je<strong>der</strong> aus seiner Sicht. Es kann teils<br />

wörtliche, teil sinngemäße Übereinstimmungen geben, aber<br />

auch Unterschiede.<br />

Synoptisches <strong>Problem</strong><br />

So ist es auch mit den so genannten „Synoptikern“: Matthäus,<br />

Markus <strong>und</strong> Lukas. Die Art <strong>und</strong> Weise ihrer Zusammenschau,<br />

die Übereinstimmungen <strong>und</strong> Unterschiede, werden im Studium<br />

<strong>der</strong> Evangelien als das „<strong>synoptische</strong> <strong>Problem</strong>“ bezeichnet.<br />

<strong>Das</strong> Johannesevangelium gehört nicht zu den Synoptikern.<br />

Johannes als ein Zeichenevangelium (Joh. 21:25) durchdringt<br />

die Handlungen <strong>und</strong> Reden Jesu aus zeitlich weitestem<br />

Abstand in einer enormen Geistestiefe. Ein Bereich des<br />

„<strong>synoptische</strong>n <strong>Problem</strong>s“ ist die Diskussion um die so genannte<br />

<strong>Redenquelle</strong>, auch abgekürzt „Q“ genannt.<br />

Sie ist ein Dokument, das als gedankliches Erklärungsmodell<br />

dient, um wörtliche Übereinstimmungen von Matthäus<br />

<strong>und</strong> Lukas zu erklären.<br />

Fünftes kanonisches Evangelium<br />

Alle Stellen, bei denen Matthäus <strong>und</strong> Lukas in den Reden Jesu<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger wörtlich übereinstimmen, könnten fortlaufend<br />

aufgeschrieben, gedruckt <strong>und</strong> den vier Evangelien in<br />

Buchform hinzugefügt werden. Dann wären fünf Evangelien<br />

vorhanden: Matthäus, Markus, Lukas, die <strong>Redenquelle</strong> Q <strong>und</strong><br />

Johannes. Da die kanonischen Evangelien, Matthäus <strong>und</strong><br />

Lukas aus <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> zitieren <strong>und</strong> sie in sich aufgenommen<br />

hätten, würde die <strong>Redenquelle</strong> Q kanonischen Rang<br />

haben (Kanon = Regel, Richtschnur). Wie aber könnte ein<br />

solches fünftes Evangelium kanonischen Rang besitzen, wenn<br />

es nur ein gedankliches Erklärungsmodell ist?<br />

Fragen: (1) Was wird daraus geschlussfolgert, wenn Matthäus<br />

<strong>und</strong> Lukas bei Reden Jesu wörtlich übereinstimmen, ohne<br />

dass Markus diese Rede Jesu beinhaltet? (2) Was ist <strong>der</strong><br />

Unterschied zwischen einer Handschrift als Quelle <strong>der</strong> Evangelien<br />

<strong>und</strong> einem Erklärungsmodell als Quelle von Lukas <strong>und</strong><br />

Matthäus? (3) Warum kann die genannte <strong>Redenquelle</strong> Q keinen<br />

kanonischen Rang haben?<br />

Antworten:<br />

Leitsatz <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> „Q“<br />

So ist <strong>der</strong> Leitsatz aufgestellt worden: Wo immer Lukas <strong>und</strong><br />

Matthäus in Reden (Logien) übereinstimmen, ohne dass<br />

bei Markus diese Rede zu finden ist, wird vermutet, Matthäus<br />

<strong>und</strong> Lukas hätten unabhängig voneinan<strong>der</strong> eine <strong>Redenquelle</strong><br />

vor sich gehabt. Aus ihr hätten sie Abschnitte<br />

entnommen <strong>und</strong> in ihr Evangelium eingeflochten. Dieser<br />

These wird die Behauptung zugr<strong>und</strong>e gelegt, es sei ausgeschlossen,<br />

dass Lukas das Matthäusevangelium gekannt<br />

habe. Auch könne umgekehrt Matthäus nicht das Lukasevangelium<br />

gekannt haben. So hätten Matthäus <strong>und</strong> Lukas, je<strong>der</strong><br />

für sich, aus einer gemeinsamen Reden- o<strong>der</strong> Spruchquelle<br />

(Q) geschöpft. (1)<br />

Ein Erklärungsmodell<br />

Wirkliche existierende historische Quellen sind Handschriften,<br />

die gef<strong>und</strong>en worden sind <strong>und</strong> in archäologischen Museen<br />

besichtigt werden können. Die so genannte <strong>Redenquelle</strong><br />

„Q“ ist keine wirklich, real existierende Handschrift, die<br />

in einem archäologischen Museum zu besichtigen wäre.<br />

MONTAG<br />

Ausschnitt <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

Der Überblick<br />

<strong>Das</strong> rekonstruierte Evangelium <strong>der</strong> „<strong>Redenquelle</strong> Jesu“ würde<br />

beginnen mit dem Bußruf Johannes des Täufers (Mt. 3:7-<br />

10; Lk. 3:7-9), gefolgt von den Versuchungen Jesu (Mt. 4:1-<br />

11; Lk. 4:1-13), Spruchgut aus <strong>der</strong> Bergpredigt mit den Seligpreisungen<br />

(Mt. 5:3.4.6.11.12; Lk. 6:20-23), Aussagen über<br />

Feindesliebe (Mt. 5:39-42; 44-48; 7:12; Lk. 6:27-46), über das<br />

Richten (Mt. 7:1-5;10:24; 15:14; Lk. 6:37-42), <strong>und</strong> über Hörer<br />

<strong>und</strong> Täter des Wortes (Mt. 7:24-27; Lk. 6:47-49).<br />

Es folgen Erzählungen, in denen Reden Jesu eingebettet sind:<br />

Vom römischen Hauptmann, dessen Diener geheilt wurde (Mt.<br />

7:28a; 8:5-10.13; Lk. 7:1-10), die Frage des Täufers <strong>und</strong> die<br />

4


Antwort Christi (Mt. 11:2-3.4-19; Lk. 7:18-20.22-35). Dann folgen<br />

Reden über Jüngerschaft: Was sie kostet (Mt. 8:19-22;<br />

Lk. 9:57-60), Aufruf zur Mission (Mt. 9:37-38; 10:9-15; 11:21-<br />

23; Lk. 10:2-16); Danksagungen Jesu zum Vater (Mt. 11:25-<br />

27; 13:16-17; Lk. 10:21-24). Hinzu kommen verschiedene Aussprüche<br />

Jesu: <strong>Das</strong> Vaterunser (Mt. 6:9-13; Lk. 11:2-4), Gebetserhörung<br />

(Mt. 7:7-11; Lk. 11: 9-13), <strong>der</strong> Beelzebul-Vorwurf<br />

(Mt. 12:22-30; Lk. 11:14-23), das Zeichen des Propheten Jona<br />

in Andeutung von Tod <strong>und</strong> Auferstehung Jesu (Mt. 12:38-42;<br />

Lk. 11:29-32)…<br />

Antworten:<br />

Es folgt weiteres Redengut Jesu. <strong>Das</strong> Material <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong><br />

endet mit <strong>der</strong> Aussage Jesu über die Art <strong>und</strong> Weise<br />

seiner Wie<strong>der</strong>kunft (Mt. 24:17; 18,26-28, 37-41; Lk. 17:23-<br />

27,33-37). (2)<br />

Schwerwiegen<strong>der</strong> Mangel<br />

In dieser konstruierten <strong>Redenquelle</strong> kommen Tod <strong>und</strong> Auferstehung<br />

Jesu nur als zeichenhafte Andeutung im Jonazeichen<br />

vor (Mt. 12:38-42; Lk. 11:29.32). Von <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise des<br />

Todes, nämlich <strong>der</strong> Kreuzigung, ist aus dem Jonazeichen nichts<br />

zu erfahren, son<strong>der</strong>n nur, wie Jona drei Tage <strong>und</strong> drei Nächte<br />

im Bauch des Fisches war, so wird <strong>der</strong> Menschensohn drei<br />

Tage <strong>und</strong> drei Nächte im Herzen (Innern) <strong>der</strong> Erde sein: im<br />

Grabe. Tod Jesu, was für ein Tod auch immer, <strong>und</strong> seine Auferstehung,<br />

sind nur in dieser zeichenhaften Andeutung enthalten.<br />

Von hier aus springt die <strong>Redenquelle</strong> zu Aussagen über die<br />

Wie<strong>der</strong>kunft Christi hinüber. Ein Leidenswort bei Lukas wird<br />

<strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> zugerechnet: „Zuerst aber muss er (<strong>der</strong><br />

Menschensohn) viel leiden <strong>und</strong> von dieser Generation<br />

verworfen werden.“ (Lk. 17:25) (3). Im angeblich dazugehörigen<br />

Teil <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q, Matthäusabschnitt, fehlt diese<br />

Leidensaussage (Mt. 24:26-28.37-41). Somit kann die Leidensaussage<br />

in Lk. 17:25 nicht <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q zugerechnet<br />

werden (Mt. 24:27-39). Daraus folgt, dass in <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong><br />

Q keinerlei Aussagen über die Passion Christi enthalten<br />

sind, ganz zu schweigen von Aussagen in Erzählabschnitten<br />

<strong>der</strong> Kreuzigung Christi. Die <strong>Redenquelle</strong> Q ist ein Evangelium<br />

ohne Passion <strong>und</strong> Kreuz Christi. Warum hat <strong>der</strong><br />

angebliche Sammler dieser Reden keine Aussagen Christi<br />

aus dessen Leidensgang aufgenommen? Warum lässt<br />

er die letzten Worte des sterbenden Erlösers am Kreuz<br />

unbeachtet? Hat ihn das nicht interessiert?<br />

Spruchgut im Erzählrahmen<br />

An<strong>der</strong>orts begnügt sich die <strong>Redenquelle</strong> nicht mit bloßen Reden<br />

Jesu, son<strong>der</strong>n bettet sie auch in einen Erzählrahmen ein,<br />

wie bei <strong>der</strong> Heilung des Dieners, <strong>der</strong> dem römischen Hauptmann<br />

unterstellt war. Die Aussage Jesu über den Glauben<br />

des Hauptmanns (Mt. 8:10-13; Lk. 7:9-10) steht in einem Erzählrahmen,<br />

welcher <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> zugeschrieben wird (Mt.<br />

8:5-9; Lk. 7:1-8). Ähnlich wäre es möglich gewesen, Leidens<strong>und</strong><br />

Sterbensworte in den Erzählrahmen <strong>der</strong> Passion zu stellen.<br />

Warum hat <strong>der</strong> Redensammler dies unterlassen <strong>und</strong> eine<br />

<strong>Redenquelle</strong> ohne Passion <strong>und</strong> Kreuzesleiden erstellt? Hat<br />

er das Kreuzesereignis für unwichtig gehalten?<br />

Fragen: (1) Nenne einiges Spruchgut, das in <strong>der</strong> so genannten<br />

<strong>Redenquelle</strong> Q enthalten ist? (2) Inwiefern ist <strong>der</strong> Hinweis<br />

über Tod <strong>und</strong> Auferstehung Jesu in dieser <strong>Redenquelle</strong> nicht<br />

aufschlussreich? (3) Womit endet diese <strong>Redenquelle</strong>, <strong>und</strong> was<br />

lässt sie aus?<br />

DIENSTAG<br />

Passion in Versuchung Jesu enthalten<br />

Im Brotmotiv<br />

Ziel <strong>der</strong> Evangelien sind Leiden, Tod <strong>und</strong> Auferstehung Jesu.<br />

Von Anfang an steuert das Evangelium auf dieses Ziel zu.<br />

Christus soll sein Volk von seinen Sünden retten (Mt. 1:21).<br />

Und gerade die Versuchung in <strong>der</strong> Wüste, auch <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong><br />

zugerechnet, schil<strong>der</strong>t, dass Jesus darin versucht wird,<br />

als irdischer Brotkönig aufzutreten (Mt. 4:1-4; Lk. 4:1-4).<br />

Seine Sendung aber bestand darin, selbst als Brot des Lebens,<br />

vom Himmel herabgekommen, <strong>der</strong> Welt das Leben zu<br />

geben (Joh. 6:32-35.48-51). Der Hinweis auf das Abendmahl<br />

gipfelt in seiner Brotrede mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung, sein Fleisch zu<br />

zerkauen <strong>und</strong> sein Blut zu trinken (Verse 51-58).<br />

Im Sprung vom Tempel<br />

Die Versuchung zum Sprung von <strong>der</strong> Tempelzinne soll die<br />

Sendung Christi auf die Erwartung seiner Zeitgenossen zuschneiden.<br />

Er soll in die willkommenen Arme des Volkes fallen,<br />

das auf einen Messias als militärisch-revolutionären Befreier<br />

wartet. Die von vorn herein angelegte messianische Rolle<br />

als Erlöser von Sünden (Mt. 1:21), die am Kreuz vollzogen<br />

wird, soll auf ein rein diesseitiges Heil umgepolt werden. Dabei<br />

würde sich das Kreuz erübrigen <strong>und</strong> sogar im Wege stehen.<br />

Im Weltreichsangebot<br />

<strong>Das</strong> Angebot, über alle Reiche dieser Welt zu herrschen, würde<br />

das Reich Gottes als Reich <strong>der</strong> Gnade <strong>und</strong> <strong>der</strong> Herrlichkeit<br />

danach (Lk. 24:26; 1. Pt. 1:11), eintauschen gegen ein rein<br />

irdisches Weltreich. <strong>Das</strong> Reich Gottes mit dem Kreuzesereignis<br />

als Mittelpunkt (Joh. 12:32-33) sollte verdrängt werden<br />

durch Herrschaft über ein Weltreich.<br />

Diese Zielrichtung auf das Kreuz ist in <strong>der</strong> gedanklich rekonstruierten<br />

<strong>Redenquelle</strong> Q im Versuchungsereignis<br />

enthalten. Umso mehr erstaunt es, dass dieses Ziel des<br />

Evangeliums, Leiden <strong>und</strong> Kreuzestod mit keinem einzigen<br />

Hinweis in <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> enthalten ist. Und gerade<br />

dieser Moment des Leidens <strong>und</strong> stellvertretenden Opfertodes<br />

Christi ist Gegenstand des „Abendmahls“, das die<br />

Urgemeinde ins Zentrum ihres Gottesdienstes stellte <strong>und</strong><br />

heute noch stellt (1. Kor. 11: 23-26). Ein Evangelium ohne<br />

dieses Erlösungsziel ist kein Evangelium.<br />

5


Rumpf ohne Kopf<br />

Ohne Leiden <strong>und</strong> Kreuzestod Christi ist die <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

kein Evangelium. Eine bloße Redensammlung kann vielen<br />

Gurus <strong>und</strong> Weisheitslehrern zugebilligt werden. Hier geht<br />

es aber um das, was Jesus am Kreuz ausrief: „Es ist vollbracht!“<br />

Ist das in einer <strong>Redenquelle</strong> keiner Rede wert? Christus<br />

ist <strong>der</strong> Erlöser von Sünde <strong>und</strong> ewigem Tod. Er ist kein<br />

bloßer Weisheitslehrer, <strong>der</strong>en es viele gab <strong>und</strong> gibt. Die Existenz<br />

einer solchen <strong>Redenquelle</strong> als Vorlage für Matthäus <strong>und</strong><br />

Lukas ist daher überaus fraglich.<br />

Die <strong>Redenquelle</strong> Q gleicht einem Rumpf ohne Kopf. Ein Evangelium<br />

ohne das Kreuzesereignis ist ein Produkt des Unglaubens.<br />

Fragen: (1) In wiefern ist das Kreuzesereignis zielgerichtet in<br />

<strong>der</strong> Versuchung Jesu enthalten? Und zwar (A) In <strong>der</strong> Brotversuchung.<br />

(B) Im Sprung vom Tempel. (C) Im Weltreichsangebot?<br />

Antworten:<br />

Herzstück <strong>der</strong> Evangelien <strong>und</strong> Briefe<br />

Von jeher hat das Blut <strong>der</strong> Opfertiere eine Versöhnungsfunktion<br />

gehabt. Anstelle des Sün<strong>der</strong>s stirbt das Opfertier, an dem<br />

das Urteil für die Übertretung des heiligen Gesetzes vollstreckt<br />

wird (3. Mose 17:10-11). Dieses Opfergesetz hat als Schattendienst<br />

(Heb. 10:1ff) einen Hinweis-Charakter auf den Opfertod<br />

Christi, das Lamm Gottes, das <strong>der</strong> Welt Sünde trägt<br />

(Joh. 1:29.36).<br />

Die apostolischen Briefe verkündigen das Wort vom Kreuz<br />

als Herzstück ihrer Verkündigung, gegründet auf die Evangelien.<br />

Sie sind die Gr<strong>und</strong>lage aller apostolischen Briefe. Ein<br />

Evangelium, welches dieses Herzstück nicht enthält, ist tot.<br />

Und dies kann von <strong>der</strong> so genannten <strong>Redenquelle</strong> Q gesagt<br />

werden.<br />

Fragen: (1) Warum hat Paulus das Evangelium <strong>der</strong> Galater<br />

unter sein „Anathema“ (vom Heil abgeschnitten) gestellt? (2)<br />

In wiefern würde das Urteil des Paulus die <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

treffen? (3) Was ist unverzichtbares das Herzstück des Tieropferdienstes,<br />

sowie <strong>der</strong> Evangelien <strong>und</strong> Briefe?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

<strong>Das</strong> Wort vom Kreuz<br />

Abfall von Gnade<br />

Der Apostel Paulus hatte den Galatern in seiner Predigt den<br />

gekreuzigten Christus vor Augen gemalt (Gal. 3:1). Dieses<br />

Evangelium mit seinem Rechtfertigungsangebot allein aus<br />

Gnaden, empfangen durch den Glauben, hatten die Galater<br />

durch ein an<strong>der</strong>es Evangelium ersetzt, welches das Heil wie<strong>der</strong><br />

als Verdienst von Gesetzeswerken abhängig werden ließ.<br />

Paulus sieht darin einen Abfall von <strong>der</strong> Gnade (Gal. 1:6), hin<br />

zu einem an<strong>der</strong>en Evangelium, obwohl es kein an<strong>der</strong>es gibt.<br />

Er beklagt, dass einige das Evangelium Christi verdrehen (Vers<br />

7). Ein solches verunstaltetes Evangelium stellt er unter sein<br />

„Anathema“ – ein Ausruf des Abgeschnittenseins vom Heil,<br />

ein Zustand, in den die Galater sich selbst hineinmanövrieren<br />

ließen (Verse 8-9).<br />

Wenn Paulus ein Evangelium unter sein Anathema stellt,<br />

das zwar Christus noch enthält, aber durch Werksgerechtigkeit<br />

verdreht ist, was würde er dann zu einem Evangelium<br />

sagen, das den Anspruch erhebt, Evangelium zu sein,<br />

ohne das Kreuzesereignis zu erwähnen <strong>und</strong> für Tod <strong>und</strong><br />

Auferstehung Jesu nur eine Randnotiz im Jonazeichen<br />

übrig hat?<br />

Kreuz öffentlich aufgestellt<br />

<strong>Das</strong> Versöhnungswort vom Kreuz ist bei Paulus eine unverzichtbare<br />

Säule des Glaubens. (4) Ebenso ist die Auferstehung<br />

Christi eine weitere Glaubenssäule des Apostels Paulus.<br />

(5) Er schreibt sinngemäß an die Römer: Gott hat Jesus<br />

Christus am Kreuz von Golgatha als Sühnemittel im Versöhnungsblut<br />

öffentlich aufgestellt. Mit dem Kreuzesereignis soll<br />

Gottes Gerechtigkeit erwiesen werden. Sie wird empfangen<br />

durch die leere Hand des Glaubens (Römer 3:25).<br />

DONNERSTAG<br />

Die Matthäus-Quelle<br />

Erklärung wörtlicher Übereinstimmung<br />

Lukas hat nach seinem Selbstzeugnis in <strong>der</strong> Zusammenstellung<br />

seines Evangeliums <strong>und</strong> <strong>der</strong> Apostelgeschichte Quellenforschung<br />

betrieben, <strong>und</strong> sein zweibändiges Werk zusammengestellt<br />

(Lk. 1:1-4). Diese Lektion vertritt die Auffassung, dass<br />

Lukas das Matthäusevangelium als eine seiner Quellen benutzt<br />

hat. Auf diese Weise sind die wörtlichen Übereinstimmungen<br />

zwischen Lukas <strong>und</strong> Matthäus zu erklären, wenn bei<br />

Markus eine Parallele fehlt. Diese Sicht wird von nicht wenigen<br />

Neutestamentlern vertreten (Rengstorf, Ropes, Butler,<br />

Farrer, Cassian, Turner, Farmer, Argyle, Simpson, Wilkens,<br />

San<strong>der</strong>s). (6)<br />

Im Unterschied zur Theorie <strong>der</strong> Spruchquelle ist das Matthäusevangelium<br />

ein wirkliches Dokument, das in unzähligen<br />

Handschriften vorliegt, während von <strong>der</strong> so genannten<br />

Spruchquelle keine einzige Handschrift je aufgetaucht<br />

ist.<br />

Lukas <strong>und</strong> Matthäus<br />

Es ist <strong>der</strong> Frage nachzugehen, ob Lukas den Matthäus gekannt<br />

hat. Und wenn er ihn gekannt hat, ob er auch dessen<br />

Evangelium gekannt haben kann. An dieser Stelle gibt uns<br />

das Lukasevangelium den Hinweis, dass Lukas gewusst hat,<br />

wer Matthäus ist: einer <strong>der</strong> zwölf Apostel (Lk. 6:15). Es würde<br />

dem historischen Forscherdrang des Lukas wi<strong>der</strong>sprechen,<br />

würde er keine Anstrengungen unternehmen, mit einem Apostel<br />

in Verbindung zu treten. Dies würde eine Gelegenheit bieten,<br />

mündliche <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> schriftliche Informationen zu erhalten,<br />

um sie in sein Evangelium einzuarbeiten.<br />

6


Vorschau<br />

In <strong>der</strong> nächsten Lektion wird weiteren Hinweisen aus <strong>der</strong> Apostelgeschichte<br />

nachgegangen, um mehr Informationen über die<br />

Beziehung von Lukas <strong>und</strong> Matthäus zu erfahren. Während es<br />

sich bei <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q um ein nur rekonstruiertes, gedachtes<br />

Dokument handelt, soll im Matthäusevangelium ein<br />

wirklich existierendes Dokument als eine <strong>der</strong> Quellen des Lukas<br />

in Erwägung gezogen werden.<br />

So wird auf die <strong>Redenquelle</strong> Q verzichtet, die ohne das Kreuzesereignis<br />

das Herz des Evangeliums vermissen lässt <strong>und</strong><br />

eigentlich kein Evangelium ist.<br />

Fragen: (1) Welche an<strong>der</strong>e Möglichkeit besteht, die wörtlichen<br />

Übereinstimmungen zwischen Matthäus <strong>und</strong> Lukas zu<br />

erklären, wenn Markus keine Parallele hat? (2) Welcher gr<strong>und</strong>legende<br />

Unterschied besteht zwischen <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q <strong>und</strong><br />

dem Matthäusevangelium als Quelle des Lukas? (3) Woraus<br />

geht hervor, dass Lukas gewusst hat, wer Matthäus ist? Welche<br />

Möglichkeit ergibt sich daraus?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) „Synoptiker“ sind die Evangelien Matthäus, Markus <strong>und</strong><br />

Lukas. „Synopsis“ ist die Zusammenschau dieser Evangelien.<br />

Je<strong>der</strong> Evangelist berichtet von seinem Blickwinkel aus.<br />

Dabei gibt es mehr o<strong>der</strong> weniger wörtliche Übereinstimmungen,<br />

unterschiedliche Sichtweisen, die sich aus unterschiedlichen<br />

Betrachtungsweisen ergeben. Dies wird als „<strong>synoptische</strong>s<br />

<strong>Problem</strong>“ bezeichnet. Zur Komposition ihrer Evangelien benutzen<br />

die Verfasser unterschiedliche Quellen, mündlicher<br />

o<strong>der</strong> schriftlicher Art.<br />

(2) Ein Teil des <strong>synoptische</strong>n <strong>Problem</strong>s besteht darin, dass<br />

Lukas <strong>und</strong> Matthäus in solchen Schriftabschnitten mehr o<strong>der</strong><br />

weniger wörtlich übereinstimmen, wenn Markus hierfür keine<br />

Parallele hat. Es wird behauptet, Lukas könne das Matthäusevangelium<br />

nicht gekannt haben, wie auch umgekehrt Matthäus<br />

das Lukasevangelium nicht gekannt haben könne.<br />

Daraus wird geschlussfolgert, Lukas <strong>und</strong> Matthäus hätten<br />

unabhängig voneinan<strong>der</strong> ein Schriftstück vor sich gehabt, aus<br />

dem beide zitiert hätten, die <strong>Redenquelle</strong> Q.<br />

(3) Die <strong>Redenquelle</strong> Q ist ein theoretisches Dokument, das<br />

hinter Matthäus <strong>und</strong> Lukas als Bezugsquelle vermutet wird.<br />

<strong>Das</strong> Neue Testament liegt in unzähligen Handschriften vor.<br />

Ein Manuskript, das eine solche <strong>Redenquelle</strong> beinhaltet, ist<br />

als archäologisches F<strong>und</strong>stück nicht vorhanden.<br />

(4) Die so rekonstruierte <strong>Redenquelle</strong> beginnt mit <strong>der</strong> Bußpredigt<br />

Johannes des Täufers <strong>und</strong> umfasst eine Vielzahl von<br />

Reden Jesu. Gegen Ende wird im Jonazeichen Tod <strong>und</strong> Auferstehung<br />

Jesu nur zeichenhaft angedeutet. Dabei ist unklar,<br />

worin <strong>der</strong> Tod bestehen würde. Die <strong>Redenquelle</strong> endet mit<br />

Aussagen über die Wie<strong>der</strong>kunft Jesu. <strong>Das</strong> Kreuzesereignis<br />

ist nicht vorhanden.<br />

(5) Die Leidensaussage in <strong>der</strong> Rede von <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft<br />

Christi bei Lukas (Lk. 17:25) wird mit in die <strong>Redenquelle</strong> hinein<br />

genommen, obwohl die Parallele bei Matthäus keine Leidensaussage<br />

hat. Daher fällt die lukanische Leidensaussage<br />

aus dem Rahmen <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q heraus. Diese angebliche<br />

<strong>Redenquelle</strong> enthält somit keine Leidensaussage <strong>und</strong><br />

auch keine Aussagen des am Kreuz sterbenden Christus.<br />

(6) Die <strong>Redenquelle</strong> Q stellt z. B. den Spruch Jesu über<br />

den Glauben des römischen Hauptmanns mitten in den dazugehörigen<br />

Erzählrahmen ein (Lk. 7:1-10; Mt. 8:5-13). Daher<br />

lässt sich fragen, warum <strong>der</strong> Redensammler nicht ähnlich mit<br />

Leiden <strong>und</strong> Kreuzigung Jesu verfahren ist. Christus hat in seinem<br />

Leidensweg <strong>und</strong> bei seiner Kreuzigung eine ganze Reihe<br />

von Aussagen hervorgebracht. Diese hätten doch wie beim<br />

römischen Hauptmann im dazugehörigen Erzählrahmen aufgenommen<br />

werden können.<br />

(7) <strong>Das</strong> Fehlen <strong>der</strong> Passion <strong>und</strong> des Kreuzesereignisses<br />

lässt die so genannte <strong>Redenquelle</strong> als kopflosen Rumpf erscheinen.<br />

Wenn <strong>der</strong> Apostel Paulus ein von den Galatern verdrehtes<br />

Evangelium unter sein „Anathema“ stellt, wie sollte er<br />

dann ein Evangelium bezeichnen, das nicht einmal das Kreuzesereignis<br />

enthält <strong>und</strong> die Auferstehung Jesu im Jonazeichen<br />

nur als Randnotiz vermerkt?<br />

(8) Herzstück aller kanonischen Evangelien ist das Kreuzesereignis<br />

als Gr<strong>und</strong>lage von Versöhnung <strong>und</strong> Sündenvergebung<br />

allein aus Gnaden <strong>und</strong> empfangen mit <strong>der</strong> leeren Hand<br />

des Glaubens. Die apostolischen Briefe stehen auf dieser<br />

Gr<strong>und</strong>lage. Ein Evangelium wie die <strong>Redenquelle</strong> Q, die das<br />

Kreuz offenbar für nicht „<strong>der</strong> Rede wert“ erachtet, ist we<strong>der</strong><br />

Evangelium noch Gr<strong>und</strong>lage des apostolischen Glaubensgutes.<br />

(9) Lukas weiß, dass Matthäus einer <strong>der</strong> zwölf Apostel ist<br />

(Lk. 6:15). Als Quellenforscher wird Lukas ein Interesse daran<br />

gehabt haben, mit Matthäus in Verbindung zu treten. Dies<br />

würde die Gelegenheit bieten, mündliche <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> schriftliche<br />

Informationen über Christus zu erhalten. Diese könnte er<br />

in sein Konzept des Evangeliums einarbeiten <strong>und</strong> würde erklären,<br />

warum Matthäus <strong>und</strong> Lukas mehr o<strong>der</strong> weniger wörtlich<br />

übereinstimmen, wenn Markus keine Parallele hat. In <strong>der</strong><br />

nächsten Lektion wird anhand <strong>der</strong> Apostelgeschichte <strong>der</strong> Frage<br />

nachgegangen, wo sich weitere Berührungspunkte zwischen<br />

Lukas <strong>und</strong> Matthäus ergeben.<br />

(10) In <strong>der</strong> Versuchungsbegebenheit Jesu wurde deutlich,<br />

dass im Brotwun<strong>der</strong>, im Sturz von <strong>der</strong> Tempelzinne <strong>und</strong> im<br />

Angebot, über alle Reiche dieser Welt zu herrschen, vom Gang<br />

zur Passion <strong>und</strong> zum Kreuz abgelenkt werden sollte. Diese<br />

Begebenheit wird <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q zugeordnet. Wenn diese<br />

<strong>Redenquelle</strong> bereits auf Passion <strong>und</strong> Kreuz abzielt <strong>und</strong> im<br />

Blick hat, verwun<strong>der</strong>t es, wenn <strong>der</strong> Redensammler am Ende<br />

keine Passions- <strong>und</strong> Sterbensreden Jesu in seine Sammlung<br />

aufnimmt <strong>und</strong> ein Evangelium ohne Kreuz vorlegt, das damit<br />

kein Evangelium ist.<br />

Fußnoten<br />

(1) <strong>Das</strong> Neue Testament, übersetzt <strong>und</strong> kommentiert von Ulrich<br />

Wilckens, Zürich 1991, in <strong>der</strong> Einführung zum Matthäusevangelium,<br />

Seite 14.<br />

(2) Ralph Martin, New Testament Fo<strong>und</strong>ations, A Guide for<br />

Christian Students, Volume 1, Michigan: 1975, Seite 150;<br />

Werner Georg Kümmel, Einleitung in das Neue Testament,<br />

Heidelberg: 1973, Seite 39.<br />

(3) Martin, Seite 150 <strong>und</strong> Kümmel, Seite 39, rechnen beide<br />

Abschnitte <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q zu. Da die lukanische Leidensaussage<br />

in Lk. 17:25 bei Matthäus fehlt, fällt Lk. 17:25 aus<br />

<strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q heraus.<br />

(4) Apg. 13:28-29; Gal. 3:1; 5:11; 6:12-14; Eph. 2:16; Phil. 2:8;<br />

3:18; Kol. 1:20; 2:14; 1.Kor: 2:2.8.<br />

(5) Apg. 9: 4-5; 13:29-1; 22:7-8; Römer 1:4; 6:4; 8:11; Phil.<br />

3:10-11.<br />

(6) Kümmel, Seite 37, Fußnote 48.<br />

Sabbatanfang:<br />

7<br />

20.08 Uhr


Lektion 2 11. April - 17. April 2010<br />

Matthäus, die <strong>Redenquelle</strong> Q <strong>und</strong> die Datierung <strong>der</strong> Evangelien<br />

Schriftabschnitte: Mt. 22:1-7; 24:1-44; Mk. 13:1-37: Lk.<br />

19:41-44; 21:5-33.<br />

Merkvers: „Umso fester haben wir das prophetische<br />

Wort, <strong>und</strong> ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf<br />

ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis <strong>der</strong><br />

Tag anbreche <strong>und</strong> <strong>der</strong> Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“<br />

(2. Pt. 1:19)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In <strong>der</strong> vergangenen Lektion wurde die These <strong>der</strong> so genannten<br />

<strong>Redenquelle</strong> Q betrachtet. Anlass hierzu gab die Tatsache,<br />

dass <strong>der</strong> Abschnitt <strong>der</strong> Bußpredigt des Täufers die Einleitung<br />

zu den Reden Jesu, <strong>der</strong> so genannten <strong>Redenquelle</strong><br />

Q, sei. Matthäus <strong>und</strong> Lukas stimmen hier fast wörtlich überein<br />

(Mt. 3:7-9; Lk. 3:7-10). Markus hat hierzu keinen Redebericht.<br />

Wenn Lukas <strong>und</strong> Matthäus Reden Jesu in fast wörtlicher Übereinstimmung<br />

gemeinsam haben, ohne dass Markus einen<br />

Parallelbericht aufweist, wird angenommen, Matthäus <strong>und</strong><br />

Lukas hätten von einer <strong>Redenquelle</strong> Q abgeschrieben <strong>und</strong><br />

dies in ihr Evangelium aufgenommen.<br />

Während das Neue Testament unzählige Handschriften im<br />

Hintergr<strong>und</strong> hat, die auch schriftlich vorliegen, entwe<strong>der</strong> ganz,<br />

in Teilen o<strong>der</strong> Bruchstücken, ist von einer <strong>Redenquelle</strong> Q keine<br />

einzige Handschrift vorhanden. Die <strong>Redenquelle</strong> Q ist eine<br />

Rekonstruktion, die aus einem Vergleich von Matthäus, Lukas<br />

<strong>und</strong> Markus gewonnen wird.<br />

Beim Inhalt dieser gemeinsamen Abschnitte, welche die <strong>Redenquelle</strong><br />

Q beinhalten sollen, werden Tod <strong>und</strong> Auferstehung<br />

Jesu nur als Randnotiz im Jonazeichen angedeutet. Vom Kreuzestod<br />

Jesu ist nichts zu entnehmen (Mt. 12:38-42; Lk. 11:29-<br />

32). Die <strong>Redenquelle</strong> Q endet mit Aussagen Jesu über seine<br />

Wie<strong>der</strong>kunft. Hier befindet sich ein Hinweis darauf, dass <strong>der</strong><br />

Menschensohn von diesem Geschlecht zuvor viel leiden <strong>und</strong><br />

verworfen werden muss (Lk. 17:25). Da Matthäus aber eine<br />

solche Leidensaussage in <strong>der</strong> parallelen Rede von <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft<br />

Jesu nicht hat, fällt die Leidensaussage in Lk. 17:25<br />

aus dem Rahmen <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q heraus. Damit ist auch<br />

<strong>der</strong> allerkleinste Funke einer Passionsaussage in Q erloschen.<br />

Ein Evangelium ohne Passion <strong>und</strong> Kreuz ist kein Evangelium.<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> apostolischen Briefe sind Leiden <strong>und</strong> Kreuz<br />

Christi. Wenn Paulus das Evangelium <strong>der</strong> Galater, das durch<br />

Werksgerechtigkeit entstellt wird, unter sein Anathema stellt,<br />

wie viel mehr ein Evangelium, das we<strong>der</strong> Leiden noch Kreuz<br />

Christi enthält.<br />

Fragen: (1) Wie soll die <strong>Redenquelle</strong> Q zustande gekommen<br />

sein? (2) Was fehlt in diesem Evangelium? (3) Wie ist dieses<br />

Evangelium im Hinblick auf das, was fehlt, zu beurteilen?<br />

Antworten:<br />

MONTAG<br />

Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />

Matthäus bekannt<br />

In diesem Abschnitt wird <strong>der</strong> Frage nachgegangen, wie weit<br />

Lukas den Matthäus gekannt hat. Mit Ablehnung <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong><br />

Q als rekonstruiertes, vermutetes Bezugsdokument,<br />

verbleibt die an<strong>der</strong>e Möglichkeit: Lukas hat das Matthäusevangelium<br />

als Vorlage benutzt <strong>und</strong> in sein Evangelium eingearbeitet.<br />

Dies hat den Vorteil, dass ein wirklich existierendes<br />

Dokument, das Evangelium des Matthäus, als Quelle des Lukas<br />

in Frage kommt, <strong>und</strong> nicht ein vermutetes Dokument. In<br />

seinem Evangelium hat Lukas unter den zwölf Jüngern auch<br />

Matthäus erwähnt (Lk. 6:15). Lukas weiß, wer Matthäus ist.<br />

Er war kein Unbekannter. Auch die Zeitgenossen wussten,<br />

wer Matthäus war.<br />

Die Augenzeugen<br />

In <strong>der</strong> Apostelgeschichte erzählt Lukas die Begebenheit <strong>der</strong><br />

Nachwahl eines Apostels, um die Lücke, die Judas hinterlassen<br />

hatte, auszufüllen: „So muss nun einer von den Männern,<br />

<strong>der</strong> die ganze Zeit mit uns gewesen ist, als <strong>der</strong> Herr<br />

Jesus bei uns ein- <strong>und</strong> ausgegangen ist, angefangen von<br />

<strong>der</strong> Taufe des Johannes, bis zu dem Tag, an dem er von<br />

uns in die Höhe aufgenommen wurde, mit uns Augenzeuge<br />

seiner Auferstehung werden.“ (Apg. 1:21-22)<br />

In diesem Zusammenhang zählt Lukas den Matthäus unter<br />

die Namen <strong>der</strong> elf verbliebenen Apostel auf (Apg. 1:13). Sie<br />

alle sind Augenzeugen <strong>der</strong> Auferstehung Christi <strong>und</strong> Gewährsleute<br />

für die Zeit, die sie in Gemeinschaft mit Christus gelebt<br />

haben: bis zur Himmelfahrt Jesu. <strong>Das</strong> ist das Quellenpotential,<br />

das Lukas vor sich hat.<br />

Matthäus als Quelle für Lukas<br />

Lukas hat in Verbindung mit <strong>der</strong> Abfassung seines Evangeliums<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Apostelgeschichte Quellenforschung betrieben<br />

(Lk. 1:1-4). Er hat gewusst, dass Matthäus einer <strong>der</strong> Apostel<br />

war, einer <strong>der</strong> Augenzeugen, die Christus begleitet, erlebt <strong>und</strong><br />

gehört haben, bis hin zur Kreuzigung, Auferstehung <strong>und</strong> Himmelfahrt<br />

(Apg 1:21-22). Er zählt zum Kreis <strong>der</strong>er, von denen<br />

<strong>der</strong> Apostel Johannes sagt: „Was von Anfang an war, was<br />

wir gehört haben, was wir mit unseren eigenen Augen<br />

gesehen haben, was wir geschaut haben <strong>und</strong> unsere Hände<br />

betastet haben, vom Wort des Lebens... das verkündigen<br />

wir euch.“ (1. Joh. 1:1-4)<br />

8


Es ist durchaus möglich, dass Lukas in seiner Quellenforschung<br />

auf das Matthäusevangelium gestoßen ist. Im Gegensatz<br />

zur <strong>Redenquelle</strong> Q, die nur ein gedachtes Dokument ist,<br />

handelt es sich beim Matthäusevangelium, um ein wirkliches<br />

Dokument. Wörtliche Übereinstimmungen zwischen Lukas <strong>und</strong><br />

Matthäus, wenn Markus keine Parallele hat, sind daher auf<br />

das Matthäusevangelium zurückzuführen, das Lukas in sein<br />

Evangelium aufnimmt. Unterschiede mögen darauf zurückzuführen<br />

sein, das Lukas das Matthäusmaterial in sein Konzept<br />

einbaut <strong>und</strong> gestaltet. Einzelheiten sind an an<strong>der</strong>er Stelle zu<br />

kommentieren.<br />

Literarische Werkstatt des Lukas<br />

Schriftliche Quellen<br />

Lukas gewährt uns in <strong>der</strong> Einleitung zu seinem Evangelium<br />

einen Blick in seine Evangelienwerkstatt: „Nachdem viele<br />

Hand angelegt haben, die Erzählung über die Ereignisse,<br />

die sich unter uns zugetragen haben, <strong>der</strong> Reihe nach wie<strong>der</strong>zugeben,<br />

wie uns überliefert haben, die von Anfang an<br />

Augenzeugen <strong>und</strong> Diener des Wortes geworden sind, hielt<br />

auch ich es für angebracht, nachdem ich alles von Anfang<br />

an sorgfältig erk<strong>und</strong>et habe, es dir genau <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Reihe nach aufzuschreiben, hochgeehrter Theophilus, damit<br />

du über die Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Lehre, in <strong>der</strong> du unterrichtet<br />

bist, genau Bescheid weißt.“ (Apg. 1:1-4)<br />

Lukas berichtet „von vielen, die Hand angelegt haben, den<br />

Bericht über die Ereignisse, die sich unter uns zugetragen<br />

haben, <strong>der</strong> Reihe nach wie<strong>der</strong>zugeben“.<br />

Lukas bezieht sich auf viele schriftliche Quellen, die bereits<br />

vorhanden sind. Von diesen vielen hat er, angeleitet durch<br />

den Heiligen Geist, die Quellen ausgesucht, die dem Zweck<br />

seiner Abfassung entsprachen: den Glauben des Theophilus<br />

auf sicheren Gr<strong>und</strong> zu stellen.<br />

Garanten <strong>der</strong> Lehre<br />

Die Augenzeugen, die Lukas heranzieht, sind durch ihre<br />

Augenzeugenschaft Garanten <strong>der</strong> rechten Lehre (vgl. Apg.<br />

2:27.42; 11:1; 15:2.6.22). Lukas will den bereits absolvierten<br />

Lehrunterricht des Theophilus auf eine sichere Gr<strong>und</strong>lage stellen.<br />

Lukas erwähnt den Kreis von Augenzeugen <strong>und</strong> Garanten:<br />

die Apostel. Sie haben den ganzen Werdegang Christi im<br />

Blick, angefangen mit <strong>der</strong> Taufe des Johannes, bis hin zu Tod,<br />

Auferstehung <strong>und</strong> Himmelfahrt Christi. Lukas legt in diesem<br />

Zeitbogen wert auf Lückenlosigkeit. <strong>Das</strong> Fehlen von Passion<br />

<strong>und</strong> Kreuz, wie die vermutete Redequelle Q, fällt hier völlig<br />

aus dem Rahmen.<br />

Fragen: (1) Woraus geht hervor, dass Lukas schriftliche Quellen<br />

benutzt? (2) Für welchen Zweck hat Lukas seine Quellen<br />

bearbeitet? (3) Welche Hilfestellung bot sich ihm angesichts<br />

<strong>der</strong> bereits vielen Quellen an, die im Umlauf waren? (4) Warum<br />

eignet sich die vermutete <strong>Redenquelle</strong> Q nicht für den<br />

Zweck, den Lukas bei <strong>der</strong> Abfassung des Evangeliums im Blick<br />

hat?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Prophetische Datierungshilfe<br />

Prophetischer Gr<strong>und</strong>satz<br />

Die Datierung <strong>der</strong> Synoptiker (Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas)<br />

erfolgt unter <strong>der</strong> Voraussetzung des Bekenntnisses zur Prophetie<br />

als Voraussage künftiger Zeitereignisse, die den eigenen<br />

Zeithorizont übersteigen o<strong>der</strong> von Zeitgenossen für unmöglich<br />

gehalten werden.<br />

Die Synoptiker beziehen sich insgesamt auf die Prophetie<br />

Christi, <strong>der</strong> r<strong>und</strong> vierzig Jahre vorher die völlige Zerstörung<br />

Jerusalems vorausgesagt hat (Mt. 22:7; 24:15-20; Mk. 13:2.14-<br />

18; Lk. 21:6.20-24). Petrus bekennt sich zur Prophetie: „Desto<br />

fester haben wir das prophetische Wort, <strong>und</strong> ihr tut gut<br />

daran, wenn ihr darauf achtet, wie auf ein Licht, das an<br />

einem dunklen Ort scheint, bis <strong>der</strong> Tag anbreche <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Morgenstern aufleuchte in euren Herzen. Dies sollt ihr vor<br />

allem wissen: Alle Schrift geschieht nicht in eigener Auslegung.<br />

Denn nicht durch den Willen des Menschen wird<br />

Prophetie jemals getragen, son<strong>der</strong>n vom Heiligen Geist<br />

getragen, haben Menschen von Gott geredet.“ (2. Pt. 1:19-<br />

21)<br />

Getragen <strong>und</strong> inspiriert durch den Heiligen Geist, haben<br />

Propheten im Auftrag Gottes Gerichts-Ereignisse vorausgesagt,<br />

die durch Buße <strong>und</strong> Umkehr hätten abgewendet<br />

werden können (vgl. Maleachi 3:23-24).<br />

Prophetie im Weheruf Christi<br />

Im Matthäusevangelium <strong>und</strong> Lukasevangelium beklagt Jesus,<br />

dass Jerusalem die Propheten tötet <strong>und</strong> die Boten steinigt,<br />

die zu dieser Stadt gesandt werden. Vergeblich hat er immer<br />

wie<strong>der</strong> versucht, das Volk zu sammeln wie eine Henne ihre<br />

Küken unter ihre Flügel sammelt. Aber das Volk hat nicht gewollt:<br />

„Euer Haus soll euch wüst gelassen werden.“ (Mt.<br />

23:37-38)<br />

Lukas stimmt in dieser Wehklage Jesu über Jerusalem <strong>und</strong><br />

dessen Zerstörung mit Matthäus mit geringfügigen Abweichungen<br />

mancher Handschriften wörtlich überein (Lk. 13:34-35).<br />

Lukas hat diesen Weheruf nicht in die Rede vom Weltende<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Jesu gesetzt, son<strong>der</strong>n zwischen <strong>der</strong><br />

Feindschaft des Herodes gegenüber Christus (Lk. 13:31-33)<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Heilung eines Wassersüchtigen am Sabbat (Lk. 14:1-<br />

14). Insgesamt gesehen, kann Jesus diese Aussage im Zusammenhang<br />

von zwei verschiedenen Anlässen wie<strong>der</strong>holt<br />

getroffen haben.<br />

Bezug auf Jeremias Prophetie<br />

Eindeutig ist <strong>der</strong> Hinweis auf die Zerstörung Jerusalems. Bei<br />

Matthäus wie Lukas zitiert Christus aus dem Propheten Jeremia<br />

(Jer. 22:5). Jeremia hatte vorausgesagt, wenn das Volk<br />

nicht von seinen gottwidrigen Wegen umkehrt, würde <strong>der</strong> Tempel<br />

wüst gelassen, also zerstört werden. Die Zeitgenossen<br />

des Propheten Jeremia hielten eine solche Prophetie für unsinnig.<br />

Sich in absoluter Sicherheit wiegend, riefen sie ihr<br />

Schlagwort: „Friede, Friede!“ (Jer. 6:14) „Hier ist <strong>der</strong> Tempel<br />

des HERRN! Hier ist <strong>der</strong> Tempel des HERRN!“ (Jer.<br />

7:4)<br />

Jeremias Prophetie war den Erwartungen seiner Zeit entgegengesetzt<br />

wie Tag <strong>und</strong> Nacht.<br />

9


In beeindrucken<strong>der</strong> Weise hat sich diese Prophetie, die durch<br />

Buße <strong>und</strong> Sinnesän<strong>der</strong>ung hätte noch abgewendet werden<br />

können, lei<strong>der</strong> erfüllt: „Am siebenten Tage des fünften Monats,<br />

das ist das neunzehnte Jahr Nebukadnezars, des<br />

Königs von Babel, kam Nebusaradan, <strong>der</strong> Oberste <strong>der</strong><br />

Leibwache, als Feldhauptmann des Königs von Babel nach<br />

Jerusalem <strong>und</strong> verbrannte das Haus des Herrn <strong>und</strong> das<br />

Haus des Königs <strong>und</strong> alle Häuser in Jerusalem: alle großen<br />

Häuser verbrannte er mit Feuer.“ (2. Könige 25:8-9,<br />

Lutherbibel 1984).<br />

Fragen: (1) Welche beiden Merkmale kennzeichnen Prophetie?<br />

(2) Wie drückt Petrus Prophetie als ein vom Heiligen Geist<br />

getragenes Wort aus? (3) Wie kommt eine solche Prophetie<br />

zum Ausdruck: (A) Im Weheruf Christi über Jerusalem? (B) In<br />

<strong>der</strong> Gerichtsprophetie Jeremias?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Die schockierten Jünger<br />

Zerstörung des Unzerstörbaren<br />

Als Christus den Satz ausrief: „Euer Haus soll euch wüst<br />

gelassen werden!“, wussten die bibelk<strong>und</strong>igen Jünger sofort:<br />

Christus meint die totale Zerstörung des Tempels <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stadt<br />

Jerusalem. <strong>Das</strong> halten sie ebenso für unmöglich, wie einst<br />

die Zeitgenossen Jeremias. Deshalb verweisen die entsetzten<br />

Jünger auf die gewaltigen Steinqua<strong>der</strong> des Tempels <strong>und</strong><br />

die massigen Gebäudekomplexe, die von uneinnehmbar geglaubten<br />

Mauern umgeben waren. Alle drei Synoptiker vermerken<br />

dies (Mt. 24:1; Mk. 13:1; Lk. 21:5). Unbeirrt fährt Christus<br />

mit seiner Gerichtsprophetie fort: Von den gewaltigen Qua<strong>der</strong>n<br />

des Tempels <strong>und</strong> den Bauten des Tempels wird nicht ein<br />

Stein auf dem an<strong>der</strong>en bleiben. Auch dies notieren alle drei<br />

Evangelien (Mt. 24:1-2; Mk. 13:1-2; Lk. 21:5-6).<br />

Weltuntergangs-Ereignis<br />

Ein solches Ereignis ist für die Jünger nur in Verbindung mit<br />

dem Ende <strong>der</strong> Welt möglich, wenn alles zerstört wird <strong>und</strong><br />

Christus zur endgültigen Erlösung wie<strong>der</strong>kommt. Tempel <strong>und</strong><br />

Stadt können ihrer Meinung nach nur dann zerstört werden,<br />

wenn die Welt untergeht. Dies weiß Matthäus zu berichten<br />

(Mt. 24:3). Markus <strong>und</strong> Lukas lassen die Jünger fragen, wann<br />

das geschehen soll, <strong>und</strong> welches das Zeichen sein wird, wann<br />

sich dies alles erfüllen wird (Mk. 13:4; Lk. 21:7).<br />

Scheidelinie <strong>der</strong> Datierung<br />

Früher als 70 nach Christus<br />

Was ist aus diesen Ausführungen hinsichtlich <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong><br />

Datierung dieser drei Evangelien zu sagen? Angesichts <strong>der</strong><br />

Prophetie als Aussage über zukünftige Ereignisse, die über<br />

den Zeithorizont hinausgehen, sind die Evangelien, in denen<br />

Christus die Zerstörung Jerusalems voraussagt, vor diesem<br />

Ereignis zu datieren, das vorausgesagt wird. Die Datierung<br />

von Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas ist von diesem Ansatz her<br />

vor das Jahr 70 n. Chr. anzusetzen. Im Allgemeinen wird die<br />

Abfassungszeit um 55-60 nach Christus angesetzt.<br />

Die Diskussion um das genaue Datum übersteigt diese Lektion.<br />

Es war uns darauf angekommen, das Jahr 70 n. Chr. als<br />

Scheidelinie <strong>der</strong> Datierung festzuhalten. Hier scheiden sich<br />

die Geister in solche Kommentatoren, die sich zum prophetischen<br />

Wort bekennen <strong>und</strong> die Evangelien vor 70 n. Chr. datieren<br />

<strong>und</strong> solchen Exegeten, welche die Prophetie als Voraussage<br />

leugnen <strong>und</strong> die Evangelien nach 70 n. Chr. datieren.<br />

Glaubwürdigkeit<br />

Würde die Gemeinde Christi diese prophetische Rede Christi<br />

erst nach dem Ereignis im Evangelium vorgetragen haben,<br />

hätte sie kein glaubwürdiges Gewicht gehabt. Bereits vergangene<br />

Geschichte als Prophetie auszugeben, wäre den Lesern<br />

als Fälschung offenk<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> unglaubwürdig erschienen.<br />

Daher sind die <strong>synoptische</strong>n Evangelien unter <strong>der</strong> Voraussetzung<br />

des Bekenntnisses zur Prophetie vor dem Ereignis zu<br />

datieren, das vorhergesagt wird. Prophetie ist vorausgesagte<br />

Geschichte <strong>und</strong> nicht Geschichte, nachträglich als Prophetie<br />

ausgegeben.<br />

Fragen: (1) Woher wussten die Jünger, dass Christus die völlige<br />

Zerstörung des Tempels <strong>und</strong> Jerusalems meinte, als er<br />

sagte: „Euer Haus soll euch wüst gelassen werden?“ (2) Warum<br />

waren die Jünger völlig schockiert? (3) In wiefern waren<br />

die Prophetie Jeremias <strong>und</strong> Jesu über die Zerstörung des Tempels<br />

den Vorstellungen <strong>der</strong> Zeitgenossen entgegengesetzt wie<br />

Tag <strong>und</strong> Nacht?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Historisch kritische Auslegung<br />

Verständnis von Prophetie<br />

Historisch kritische Auslegung benutzt ebenfalls die Zerstörung<br />

Jerusalems als Datierungshilfe. Die Voraussetzung hierfür<br />

ist die Leugnung von Prophetie als Voraussage zukünftiger<br />

Ereignisse, die den Horizont <strong>der</strong> eigenen Zeit übersteigen.<br />

Prophetie wird als Geschichte im Rückblick gesehen. Die<br />

inzwischen gewachsene Gemeindeüberlieferung hätte die<br />

Zerstörung Jerusalems nachträglich als Prophetie im M<strong>und</strong>e<br />

Jesu dargestellt. (1)<br />

In späten Datierungen erscheinen daher nicht die Synoptiker<br />

selbst als Verfasser, son<strong>der</strong>n die Gemeinde als Überlieferungsträger.<br />

10


Datierung<br />

Der Zeitpunkt, auf den die Prophetie Christi über die Zerstörung<br />

Jerusalems abzielt, 70 nach Christus, wird als Anhaltspunkt<br />

<strong>der</strong> Datierung benutzt. So hätte die Gemeindetradition<br />

auf dieses Ereignis zurückgeblickt, Geschichte als Prophetie<br />

gestaltet <strong>und</strong> die Evangelien entsprechend datiert: entwe<strong>der</strong><br />

nahe an das Jahr 70 heran o<strong>der</strong> auch viel später. Es würde<br />

den Rahmen dieser Lektion sprengen, all die verschiedenen<br />

umstrittenen Datierungen aufzuführen.<br />

Grob gesehen, werden die <strong>synoptische</strong>n Evangelien in einem<br />

Zeitraum um 70 n. Chr. bis 135 n. Chr. verschiedentlich datiert.<br />

<strong>Das</strong> Gleichnis von <strong>der</strong> königlichen Hochzeit, in dem Christus<br />

voraussagt, Jerusalem soll mit Feuer verbrannt werden,<br />

wird von sehr vielen Auslegern als Anhaltspunkt für eine Datierung<br />

zwischen 80 – 100 nach Christus genommen. (2)<br />

Die königliche Hochzeit<br />

Jerusalem verbrennt<br />

Im Gleichnis von <strong>der</strong> königlichen Hochzeit im Evangelium des<br />

Matthäus wird das Himmelreich verglichen mit einem König,<br />

<strong>der</strong> für seinen Sohn die Hochzeit einrichtet. Die Gäste werden<br />

einladen. Als diese nicht kommen wollen, wie<strong>der</strong>holt <strong>der</strong><br />

König die Einladung. Die einen beachten die Einladung nicht,<br />

gehen zu ihrem Acker, die an<strong>der</strong>en wenden sich ihren Geschäften<br />

zu. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ergreifen die Boten des Königs,<br />

misshandeln <strong>und</strong> töten sie: „Da wurde <strong>der</strong> König zornig,<br />

schickte seine Heere, ließ die Mör<strong>der</strong> töten <strong>und</strong> ihre Stadt<br />

in Brand stecken.“ (Mt. 22:1-7)<br />

Verfolgung vorausgesagt<br />

Christus sagt hier voraus, dass seine Nachfolger von ihren<br />

eigenen Volksgenossen verfolgt <strong>und</strong> getötet werden. Dies hat<br />

sich auch so erfüllt. Mit <strong>der</strong> Steinigung des Stephanus begannen<br />

die Juden eine große Verfolgung unter den Anhängern<br />

<strong>der</strong> Christusnachfolger (Apg 8:1-2 Apg 9:23-25), fortgesetzt<br />

mit Unterbrechung (Apg. 9:31; 13:50-51; 14:1-2.5-6.19-20;<br />

17:5-9; 18:12-17; 20:22-23; 21:27-30; 22:21-22; 23:12-15;<br />

2.Kor. 11:24-27; 1. Thess. 2:14-16).<br />

Gericht vorausgesagt<br />

Als Gericht für diese Untaten sagt Christus die Zerstörung<br />

Jerusalems voraus. Die Heere des Königs sind die Heere <strong>der</strong><br />

Römer. In den Händen Gottes werden sie zu Gerichtsinstrumenten.<br />

In gleicher Weise hat Gott einst die Ägypter, Assyrer<br />

<strong>und</strong> Babylonier als Gerichtsinstrumente an seinem abtrünnigen<br />

Volk benutzt (Jes.7:18-20; 8:5-8; 9:7-11; 10:14; 2. Könige<br />

24:1-3). Jesu Prophezeiungen über Verfolgung seiner Boten<br />

<strong>und</strong> das Gericht Gottes über Jerusalem hat sich wie<br />

vorausgesagt erfüllt. Daher sind die <strong>synoptische</strong>n Evangelien,<br />

in denen Christus diese Ereignisse voraussagt, vor<br />

dem Ereignis zu datieren, das vorausgesagt wird - früher<br />

als das Jahr 70 nach Christus (siehe oben).<br />

Fragen: (1) Wie beurteilt Petrus die Prophetie? (2) Wie deuten<br />

historisch kritische Ausleger die Prophetie Jesu über die<br />

Zerstörung Jerusalems? (3) Wie benutzen sie die Zerstörung<br />

Jerusalems als Datierungshilfe für die <strong>synoptische</strong>n Evangelien?<br />

(3) Wie benutzten Ausleger, welche sich zur Prophetie<br />

bekennen, die Zerstörung Jerusalems als Datierungshilfe <strong>der</strong><br />

Evangelien?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Wir haben abgewogen, ob die <strong>Redenquelle</strong> Q o<strong>der</strong> das<br />

Matthäusevangelium als Quelle für die Konzeption des Lukasevangeliums<br />

in Frage kommt. Die Wahl erfolgt zwischen<br />

einem wirklich existierenden Dokument, wie das Matthäusevangelium,<br />

o<strong>der</strong> einem Dokument, das nur als Rekonstruktion<br />

existiert.<br />

(2) Es wurde festgestellt, dass Lukas wusste, wer Matthäus<br />

war. Er wird im Lukasevangelium <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Apostelgeschichte<br />

erwähnt. Zudem gehört Matthäus, dem Zwölferkreis<br />

<strong>der</strong> Apostel angehörend, zu den ursprünglichen Augenzeugen<br />

des Wirkens Christi. Er hat mit den an<strong>der</strong>en Aposteln den<br />

Auferstandenen gesehen <strong>und</strong> die Himmelfahrt Christi miterlebt.<br />

(3) Es liegt nahe, dass Lukas in seiner Quellenforschung<br />

auf ein wirklich existierendes Dokument, das Matthäusevangelium,<br />

zurückgegriffen <strong>und</strong> es in sein Evangelium eingearbeitet<br />

hat. Die wörtlichen Übereinstimmungen zwischen Lukas<br />

<strong>und</strong> Matthäus, wenn Markus keine Parallele hat, sind damit<br />

erklärbar. Unterschiede lassen sich so erklären, dass Lukas<br />

aus dem Material des Matthäusevangeliums Schriftstellen<br />

ausgewählt <strong>und</strong> sie seinem eigenen Konzept angepasst<br />

hat.<br />

(4) Die <strong>Redenquelle</strong> Q erscheint ohne Passion <strong>und</strong> Tod<br />

Christi. Die Auferstehung ist im Jonazeichen nur angedeutet.<br />

Die Rede Jesu vom Weltende <strong>und</strong> seiner Wie<strong>der</strong>kunft erscheint<br />

allzu bruchstückhaft. Insgesamt kann die <strong>Redenquelle</strong><br />

Q ohne Passion <strong>und</strong> Tod Christi nicht als Evangelium betrachtet<br />

werden.<br />

(5) Prophetie ist Zukunftsvoraussage über den Zeithorizont<br />

des Propheten hinaus. Sie wird nach dem Bekenntnis des<br />

Petrus vom Heiligen Geist getragen (2. Pt. 1:19-21). <strong>Das</strong> Bekenntnis<br />

zur Prophetie beinhaltet, dass <strong>der</strong> Prophet vor dem<br />

Ereignis, das er prophezeit, gelebt <strong>und</strong> geschrieben hat. Christus<br />

hat die Zerstörung Jerusalems vorausgesagt, die sich im<br />

Jahr 70 nach Christus erfüllte. Aufgr<strong>und</strong> dieses prophetischen<br />

Verständnisses werden die <strong>synoptische</strong>n Evangelien vor dem<br />

Jahre 70 nach Christus datiert.<br />

(6) Historisch kritische Ausleger lehnen die Prophetie als<br />

Zukunftsvoraussage ab. Eine gewachsene Überlieferung <strong>der</strong><br />

Gemeinde habe in mehr o<strong>der</strong> weniger zeitlichem Abstand auf<br />

die Zerstörung Jerusalems zurückgeblickt <strong>und</strong> dieses Geschichtsereignis<br />

als Prophetie aus dem M<strong>und</strong>e Jesu dargestellt.<br />

Der Heilige Geist, welcher die Propheten in ihrem Reden<br />

trägt, hat hier keinen Platz. Eine echte Prophetie, von<br />

Christus vorgetragen, wird nicht zugelassen.<br />

(7) Diese Lektion bekennt sich zur Prophetie im obigen<br />

Sinne <strong>und</strong> datiert die <strong>synoptische</strong>n Evangelien vor <strong>der</strong> Zerstörung<br />

Jerusalems, die Christus mehrfach vorausgesagt hat.<br />

Fußnoten<br />

(1) Werner Georg Kümmel, Einleitung in das Neue Testament,<br />

17. Auflage, Heidelberg: 1973, Seite 70.<br />

(2) Kümmel, Seite 90 <strong>und</strong> Fußnote 66.<br />

Sabbatanfang:<br />

20.20 Uhr<br />

11


Lektion 3 18. April - 24. April 2010<br />

Die Aufspaltung <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

Schriftabschnitte: Katechese (Unterweisung) in Urgemeinde<br />

(Eph. 4:21; Heb. 5:11-12; Apg. 2:42; 1. Pt. 2:2). Kreuz<br />

in Missionspredigt (Apg. 2:22-23.36; 4:8.12; 13:28-29.38 <strong>und</strong><br />

öfter).<br />

Merkvers: „Darum danken wir auch Gott ohne Unterlass,<br />

dass ihr das Wort göttlicher Predigt, als ihr es von<br />

uns empfingt, nicht aufnahmt als Menschenwort, son<strong>der</strong>n,<br />

wie es das in Wahrheit ist, als Gottes Wort, welches auch<br />

wirkt in euch, die ihr glaubt.“ (1. Thess. 2:13, Lutherbibel<br />

1970)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />

Die Theorie <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

Kein Evangelium<br />

Der Hebräerbrief erwähnt ebenfalls die Gepflogenheit <strong>der</strong> Lehrunterweisung,<br />

angefangen mit dem A B C des Glaubens. Der<br />

Verfasser beklagt, dass die Gläubigen im Hören inzwischen<br />

abgestumpft sind <strong>und</strong> fährt fort: „Während ihr in dieser Zeit<br />

inzwischen Lehrer sein solltet, habt ihr es nötig, dass euch<br />

jemand die Anfangselemente (die Gr<strong>und</strong>begriffe, das A B<br />

C) des Wortes Gottes lehrt.“ (Heb. 5:11-12) Die weiter zu<br />

verfolgende Frage ist die, inwieweit die so genannte <strong>Redenquelle</strong><br />

Q für Missionspredigt, Lehrunterweisung von Taufkandidaten,<br />

sowie zur weiterführenden Lehrunterweisung <strong>der</strong><br />

Gläubigen in Frage kommt.<br />

Fragen: (1) Warum kann die <strong>Redenquelle</strong> Q kein Evangelium<br />

im eigentlichen Sinne sein? (2) Welche Schwierigkeit besteht<br />

bei <strong>der</strong> Verwendung dieser <strong>Redenquelle</strong> als Unterweisungsdokument<br />

für Taufkandidaten? (3) Woraus geht hervor, dass<br />

die Gläubigen <strong>der</strong> Urgemeinde vor <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Taufe in Lehrunterweisung<br />

standen?<br />

Antworten:<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, ob die<br />

so genannte <strong>Redenquelle</strong> Q eine <strong>der</strong> Quellen des Lukas gewesen<br />

sei, o<strong>der</strong> ob hierfür das Matthäusevangelium in Frage<br />

käme. Q war ein gedachtes, rekonstruiertes Dokument <strong>und</strong><br />

sollte wörtliche Übereinstimmungen zwischen Lukas <strong>und</strong> Matthäus<br />

erklären, wenn Markus an dieser Stelle nichts berichtet.<br />

Dieses Modell hatte den Mangel, dass die Auferstehung Christi<br />

am dritten Tage nur angedeutet im Jonazeichen vorkam (Lk.<br />

11:29-32; Mt. 12:38-42). Passion <strong>und</strong> Tod Christi fehlen. Die<br />

Rede Jesu Christi über das Weltende <strong>und</strong> seine Wie<strong>der</strong>kunft<br />

wird nur bruchstückhaft wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Kein Lehrdokument<br />

Eine solche <strong>Redenquelle</strong> Jesu wäre gewichtig genug gewesen,<br />

in <strong>der</strong> Katechese, also im Tauf- <strong>und</strong> Unterweisungsunterricht<br />

danach, in <strong>der</strong> Urgemeinde genutzt zu werden. Einen<br />

solchen Unterricht hat es damals gegeben. Der Apostel Paulus<br />

warnt die Gemeinde in Ephesus vor Rückfall in ein lie<strong>der</strong>liches,<br />

lasterhaftes Leben, wie es unter den „Heiden“ üblich<br />

war <strong>und</strong> erinnert an den vorbereitenden Unterricht zur Taufe:<br />

„So aber habt ihr (von) Christus nicht gelernt; wenn ihr<br />

ihn doch gehört habt <strong>und</strong> in ihm gelehrt worden seid, wie<br />

die Wahrheit in Jesus ist.“ (Eph. 4:21).<br />

Petrus schreibt von frisch getauften Gemeindeglie<strong>der</strong>n, wenn<br />

er sie als „soeben geborene Säuglinge“ bezeichnet, denen<br />

nach vernünftiger, ungepanschter Milch verlangt (1. Pt. 2:2).<br />

Damit meint Petrus den Lehrunterricht nach <strong>der</strong> Taufe, <strong>der</strong><br />

auch schon vor <strong>der</strong> Taufe als Einführung stattgef<strong>und</strong>en hat.<br />

Die Schriftzitate <strong>und</strong> das Bildmaterial aus dem Alten Testament,<br />

verb<strong>und</strong>en mit Hinweisen auf die Christenlehre in dieser<br />

Taufepistel, setzen vorangegangene Lehrunterweisung voraus<br />

(1. Pt. 1:2. 3-9. 10-12.15-16.18. 23-25; 2:4-10).<br />

Die <strong>Redenquelle</strong> Q als Dokument zur Lehrunterweisung<br />

für Taufkandidaten, um sie in die Christenlehre einzuführen,<br />

ohne den Erlösertod Christi am Kreuz, wi<strong>der</strong>spricht<br />

dem, wo die Evangelien alle hinzielen.<br />

12<br />

MONTAG<br />

Missionspredigt <strong>und</strong> Katechese in <strong>der</strong> Urgemeinde<br />

In Predigt des Petrus<br />

Die Lehrunterweisung beginnt direkt nach dem Pfingstereignis:<br />

„Sie hielten aber fest an <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> Apostel <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft, im Brechen des Brots <strong>und</strong> im Gebet.“<br />

(Apg. 2:42)<br />

Die Pfingstpredigt des Petrus spiegelt das Muster <strong>der</strong> Missionspredigt<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Lehrunterweisung wie<strong>der</strong>: Kreuzigung<br />

Christi (Apg. 2:22-23.36), Auferstehung (Verse 23-32), Himmelfahrt<br />

mit Erhöhung zur Rechten Gottes (Verse 33-35). Den<br />

Abschluss bilden Bußruf, Taufauffor<strong>der</strong>ung mit <strong>der</strong> Verheißung<br />

<strong>der</strong> Sündenvergebung <strong>und</strong> Empfang des Heiligen Geistes<br />

(Vers 38).<br />

Dies ist <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> Missionspredigt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Katechese (Lehrunterweisung).<br />

Petrus wie<strong>der</strong>holt diese Kernpunkte bei seiner<br />

Predigt in <strong>der</strong> Halle Salomos. Hier nimmt <strong>der</strong> Kreuzestod<br />

Christi einen weiten Raum ein (Apg. 3:12-18). Darin lässt Petrus<br />

die Auferstehung Christi hell aufleuchten (Verse 13a, 15b),


gefolgt vom Bußruf wie zuvor (Vers 19), endend mit dem Hinweis<br />

auf die Wie<strong>der</strong>kunft Christi (Verse 20-21). In <strong>der</strong> Verantwortung<br />

vor dem Hohen Rat lässt Petrus in seinem Bekenntnis<br />

Kreuz <strong>und</strong> Auferstehung zum Zuge kommen (Apg. 4:8.12).<br />

In seiner Missionspredigt im Hause des Kornelius predigt Petrus<br />

die Johannestaufe, die Wirksamkeit Jesu, Kreuz, Auferstehung<br />

<strong>und</strong> Christus als Richter <strong>der</strong> Lebenden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Toten<br />

am Jüngsten Tage (Apg. 10:37-43; vgl. Apg. 1:21-22).<br />

In Missionspredigt des Paulus<br />

<strong>Das</strong> gleiche Muster nimmt Paulus in seiner Missionspredigt<br />

auf: Kreuzigung (Apg. 13:28-29), Tod <strong>und</strong> Auferstehung Christi<br />

(Verse 30-37). Paulus schließt ab mit <strong>der</strong> Verheißung <strong>der</strong> Sündenvergebung<br />

<strong>und</strong> Rechtfertigung durch den, <strong>der</strong> am Kreuz<br />

gestorben <strong>und</strong> auferstanden ist (Vers 38).<br />

In Lehrüberlieferung<br />

Der Apostel Paulus steht in <strong>der</strong> Überlieferung dessen, was<br />

<strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> zwölf Apostel als „Lehre <strong>der</strong> Apostel“ <strong>der</strong> Gemeinde<br />

überliefert hat. In seinem Brief an die Korinther begegnet<br />

ihm die Leugnung <strong>der</strong> Auferstehung. Dagegen setzt<br />

Paulus in knapper Form die Kernpunkte des Lehrguts, das<br />

auf die Apostel zurückgeht. Hier geht es um die Verteidigung<br />

<strong>der</strong> rechten Lehre (Apologetik). Zu achten ist auf die knappe,<br />

stichwortartige Zusammenfassung <strong>der</strong> Christenlehre: „Denn<br />

ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen<br />

habe: <strong>Das</strong>s Christus gestorben ist für unsere Sünden<br />

nach den Schriften, <strong>und</strong> dass er begraben wurde, <strong>und</strong> dass<br />

er auferstanden ist am dritten Tage nach den Schriften.“<br />

(1. Kor. 15:3-4)<br />

Seine Ausführungen über Tod, Begräbnis, Auferstehung<br />

Christi <strong>und</strong> Auferstehung <strong>der</strong> Toten am Ende <strong>der</strong> Tage,<br />

gipfelt im Ausblick auf die Wie<strong>der</strong>kunft Christi (Verse 50ff).<br />

Ergebnis<br />

Die Katechese (Lehrunterweisung) ist in ihren Kernpunkten<br />

als Lehre <strong>der</strong> Apostel fest verankert. Dieses Gr<strong>und</strong>muster<br />

beinhaltet: Johannestaufe, Wirksamkeit Jesu, Leiden, Kreuzestod,<br />

Auferstehung, Himmelfahrt. Erhöhung zur Rechten<br />

Gottes <strong>und</strong> Erwartung seiner Wie<strong>der</strong>kunft. In <strong>der</strong> vermuteten<br />

<strong>Redenquelle</strong> Q fehlt <strong>der</strong> eigentliche Kern des Evangeliums:<br />

Leiden <strong>und</strong> Versöhnungstod Christi am Kreuz.<br />

Fragen: (1) In welcher Lehre wurden die Gläubigen unterwiesen?<br />

(2) Welches Muster zeichnet sich in <strong>der</strong> urchristlichen<br />

Missionspredigt ab? (3) In wiefern steht Paulus in einer fest<br />

gefügten Lehrüberlieferung? (4) Was fehlt <strong>der</strong> vermuteten<br />

<strong>Redenquelle</strong> Q?<br />

DIENSTAG<br />

<strong>Das</strong> <strong>Problem</strong> <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

Variantenvielzahl<br />

Die Rekonstruktion <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q ist nicht nur ein theoretisches<br />

Dokument, das vermutet wird. Vielmehr gibt es eine<br />

Vielzahl von Rekonstruktionsversuchen des genauen Inhalts<br />

von Q. So sind sechzehn verschiedene Fassungen <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong><br />

Q erstellt worden.<br />

(1) Es ist also nicht möglich, einen Text zu rekonstruieren<br />

<strong>und</strong> zu sagen: „<strong>Das</strong> war die <strong>Redenquelle</strong> Q.“ Sie ist ein Rekonstruktionsprodukt<br />

des Auslegers.<br />

Vermutete Unterschiede in Q<br />

Vorweg zur Erläuterung: Wie bereits gesagt, wird vermutet,<br />

Lukas <strong>und</strong> Matthäus hätten von <strong>der</strong> rekonstruierten <strong>Redenquelle</strong><br />

„Q“ Abschnitte entnommen <strong>und</strong> in ihr Evangelium eingesetzt.<br />

Wenn beide aus <strong>der</strong> gleichen Quelle zitieren, stimmen<br />

beide in ihrem Text weitgehend überein. In vielen Abschnitten<br />

aber treten erhebliche Unterschiede auf, wo Lukas<br />

<strong>und</strong> Matthäus sich angeblich auf die <strong>Redenquelle</strong> Q beziehen.<br />

Daher wird zusätzlich zur bereits vermuteten <strong>Redenquelle</strong><br />

Q eine zweite <strong>Redenquelle</strong> vermutet, um die Unterschiede zu<br />

erklären. Matthäus habe aus einer <strong>Redenquelle</strong> zitiert, Lukas<br />

aus einer an<strong>der</strong>en.<br />

Im Einzelnen<br />

Einmal seien Unterschiede darauf zurückzuführen, dass Lukas<br />

von einer <strong>Redenquelle</strong> Jesu, genannt „Q 1“, Schriftabschnitte<br />

entnommen habe, während Matthäus von einer an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Redenquelle</strong>, genannt „Q 2“, an<strong>der</strong>e Varianten entnommen<br />

habe. Sodann wird hinterfragt, wieso zwei verschiedene<br />

<strong>Redenquelle</strong>n Jesu vorhanden sein können. Es wird vermutet,<br />

beide Fassungen würden auf eine ursprüngliche <strong>Redenquelle</strong><br />

zurückgehen, genannt „UR-Q“. Aus dieser ursprünglichen<br />

<strong>Redenquelle</strong> hätten sich die beiden Fassungen Q 1 <strong>und</strong><br />

Q 2 herausgebildet. (2)<br />

Hier wird deutlich, dass die <strong>Redenquelle</strong> Q nicht nur eine Rekonstruktion<br />

ist, die in sechzehn verschiedenen Varianten<br />

vorgetragen wird. Vielmehr ergeht sich diese Theorie in verschachtelten<br />

Abzweigungen.<br />

Fragen: (1) Wie wird versucht, Unterschiede zwischen Matthäus<br />

<strong>und</strong> Lukas zu erklären, wenn beide aus <strong>der</strong> vermuteten<br />

<strong>Redenquelle</strong> Q zitieren? (2) Welche weitere Vermutung<br />

schließt sich an? (3) Welchen Eindruck hinterlässt diese Konstruktion?<br />

Antworten:<br />

Antworten:<br />

13


MITTWOCH<br />

Einige Theorie-Beispiele<br />

Übersetzungs-Theorie<br />

Ein aramäisches Dokument sei die ursprüngliche <strong>Redenquelle</strong><br />

Q gewesen, genannt „Q 1“. Von dieser Urfassung seien<br />

zwei Übersetzungen in die griechischer Sprache vorgenommen<br />

worden. Eine Übersetzung sei „Q 1“ gewesen, die an<strong>der</strong>e<br />

„Q 2“. Die Unterschiede werden auf unterschiedliche Übersetzungen<br />

des aramäischen Originals ins Griechische erklärt.<br />

(3) Diese Theorie stößt auf ihre Grenzen, wenn ganz erhebliche<br />

Unterschiede auftreten, die nicht mehr aufgr<strong>und</strong><br />

verschiedener Übersetzungen zu erklären sind.<br />

1:1-4). Außerdem hätte Lukas im Matthäusevangelium ein real<br />

existierendes Dokument als eine seiner Quellen vor sich, während<br />

die drei <strong>Redenquelle</strong>n mit „UR-Q“, “Q 1“ <strong>und</strong> „Q 2“ nur<br />

als Rekonstruktion existieren. Der Ansatz hierzu wurde in Lektion<br />

2 zu Montag anvisiert.<br />

Fragen: (1) Wie erklärt die Übersetzungetheorie die Unterschiede<br />

zwischen Matthäus <strong>und</strong> Lukas? (2) Wie erklärt die<br />

Redaktor-Theorie diese Unterschiede? Warum ist dies ein<br />

willkürliches Vorgehen? (3) Wie lassen sich die Unterschiede<br />

zwischen Lukas <strong>und</strong> Matthäus erklären, wenn Lukas das Matthäusevangelium<br />

als Vorlage benutzt?<br />

Antworten:<br />

Ähnlich ist die Sicht, wonach Matthäus eine <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

(Q 1) benutzt habe, die in Griechisch geschrieben worden sein<br />

soll. Dagegen habe Lukas eine primitive griechische Übersetzung<br />

<strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q aus dem Aramäischen vor sich gehabt.<br />

Dadurch seien die Unterschiede zu erklären. (4)<br />

Selbst wenn dies zuträfe, würde diese Theorie, wie oben, dort<br />

auf Grenzen stoßen, wo grobe Unterschiede nicht auf eine<br />

primitive Übersetzung <strong>der</strong> aramäischen Vorlage zurückzuführen<br />

sind.<br />

Der Evangelist als Redaktor<br />

An<strong>der</strong>e erklären, je<strong>der</strong> Evangelist habe die Freiheit gehabt,<br />

kleinere Verän<strong>der</strong>ungen an seiner Bezugsquelle vorzunehmen,<br />

um so das Evangelium zu gestalten <strong>und</strong> weiterzugeben. (5)<br />

Bei großen Unterschieden, wie sie in <strong>der</strong> Begebenheit des<br />

Hauptmanns zu Kapernaum vorkommen ( Mt. 8:5-13; Lk. 7:1-<br />

10; siehe Lektion 4), genügt diese Erklärung nicht, so dass<br />

man sich wohl genötigt sieht, mehrere <strong>Redenquelle</strong>n zu vermuten<br />

(siehe oben). Und gerade diese Begebenheit gehört<br />

zur Auflistung <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q.<br />

Mündliche Überlieferung neben Q<br />

An<strong>der</strong>e erklären die Unterschiede <strong>der</strong> beiden <strong>Redenquelle</strong>n<br />

Q 1 <strong>und</strong> Q 2 damit, dass die schriftliche <strong>Redenquelle</strong> „Q 1“<br />

noch nahe an <strong>der</strong> mündlichen Überlieferung grenzte. „Q 1“<br />

sei daher unter ständigem Einfluss dieser mündlichen Überlieferung<br />

gewesen. Lukas könnte beispielsweise an einer Stelle<br />

die mündliche Überlieferungsform von Q herangezogen haben,<br />

während Matthäus aus <strong>der</strong> bereits schriftlich fixierten Form<br />

zitierte, so dass sich daraus Unterschiede zwischen Lukas<br />

<strong>und</strong> Matthäus ergeben. (6) Diese Theorie hat den Vorzug,<br />

dass Lukas nicht eigenmächtig mit <strong>der</strong> Textvorlage umgeht,<br />

also nicht aus sich heraus nach eigenem Ermessen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen vornimmt, son<strong>der</strong>n immer noch Quellenarbeit<br />

betreibt (Lk. 1:1-4).<br />

Übertragbarkeit auf Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />

Diese Theorie kann auf das Verhältnis von Lukas zu Matthäus<br />

übertragen werden. Wenn Lukas direkt das Matthäusevangelium<br />

als Vorlage benutzt hat, ergeben sich die gleichen <strong>Problem</strong>e<br />

wörtlicher Übereinstimmungen <strong>und</strong> Unterschiede. Lukas<br />

wäre an vielen Stellen dem Matthäusevangelium in<br />

wörtlicher Übernahme gefolgt. In solchen Abschnitten sind<br />

aber Unterschiede festzustellen. Diese würden auf eine<br />

mündliche Überlieferung zurückzuführen sein, die Lukas<br />

benutzt, um das Matthäusevangelium zu ergänzen. Dies<br />

würde <strong>der</strong> Quellenarbeit entsprechen, die Lukas betreibt (Lk.<br />

DONNERSTAG<br />

Schriftliche Überlieferung<br />

Die Treuhand<br />

Die Ältesten o<strong>der</strong> Bischöfe haben als Hüter des überlieferten<br />

Heilsgutes die apostolischen Handschriften nach Empfang<br />

nicht nur gelesen, son<strong>der</strong>n mit einem hohen Grad <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit<br />

auch aufbewahrt <strong>und</strong> nicht achtlos „entsorgt“<br />

(vgl. (Römer 1:7; Kol. 4:16; Phil. 1:1 <strong>und</strong> öfter). Dieses Verwahrungsgut<br />

wurde oft abgeschrieben, damit auch an<strong>der</strong>e<br />

Gemeinden auf sicherem Boden apostolischen Glaubensgutes<br />

stünden. Wenn <strong>der</strong> Seher von Patmos die Offenbarung<br />

an die sieben Gemeinden in Kleinasien schreibt, richtet er sich<br />

an den Boten <strong>der</strong> jeweiligen Gemeinde, den Ältesten o<strong>der</strong> Bischof,<br />

<strong>der</strong> die Gemeinde vertritt. Als treuhändlerischer Sachverwalter<br />

<strong>und</strong> Glaubenswächter verwahrt <strong>und</strong> verwaltet er dieses<br />

Schriftgut (Offb. 1:4; 2:1.8.12.18; 3:17.14).<br />

Die Schriftrollen<br />

Aus dem Mark <strong>der</strong> Papyrusstaude wurden Schriftrollen hergestellt.<br />

Die Stängel <strong>der</strong> Papyrusstaude wurden in Streifen<br />

geschnitten <strong>und</strong> senkrecht aneinan<strong>der</strong> gelegt. Darauf wurde<br />

eine waagerechte Schicht gelegt <strong>und</strong> auf die untere Schicht<br />

gepresst. Die Stängelhälften klebten aneinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> bildeten<br />

ein Blatt. Viele Blätter wurden aneinan<strong>der</strong> geklebt <strong>und</strong> konnten<br />

zu einer Schriftrolle zusammengerollt werden. Sollte sie<br />

beschrieben werden, wurde sie ein Stück aufgerollt. Auf <strong>der</strong><br />

freien Fläche wurde mit einer Art „Tinte“ geschrieben. Dann<br />

wurde weiter aufgerollt <strong>und</strong> das zweite Blatt geschrieben, <strong>und</strong><br />

so weiter. Dann wurde die Schreibfläche wie<strong>der</strong> zugerollt <strong>und</strong><br />

die Rolle zugeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> versiegelt (vgl. Jes. 8:16; Offb. 5:1).<br />

Wollte man sie lesen, wurde sie aufgerollt <strong>und</strong> nach dem Lesen<br />

zugerollt. Dies klingt noch an, wenn es heißt: „Und <strong>der</strong><br />

Himmel entwich wie eine zusammengerollte Schriftrolle.“<br />

(Offb. 6:14)<br />

Der Lufthimmel wird mit einer Schriftrolle verglichen. Nach dem<br />

Zusammenrollen des Lufthimmels wird <strong>der</strong> Thron Gottes sichtbar<br />

(Vers 16). Bei <strong>der</strong> Lesung in <strong>der</strong> Synagoge wurde die<br />

Schriftrolle aufgerollt, bis man die Stelle fand, die vorgelesen<br />

14


werden sollte. Nach dem Lesen wurde sie wie<strong>der</strong> zugerollt<br />

(Lk. 4:17). (7)<br />

Die Handschriften<br />

Vom Neuen Testament sind 85 Papyri erhalten geblieben, die<br />

bis zum 4. Jhd. n. Chr. verwendet wurden (8). Ursprünglich<br />

wurde in Großbuchstaben (Majuskeln) geschrieben. Vom 4.<br />

bis 13. Jhd. wurde Pergament benutzt, ein Material aus Tierhäuten<br />

(9). Von den Majuskeln (Handschriften in Großbuchstaben)<br />

sind 268 Handschriften bekannt. Die Handschriften in<br />

Großbuchstaben (Majuskeln) wurden bis zum 10. Jhd. n. Chr.<br />

verwendet. (10) Ab dem 9. Jhd. ging man zu Kleinbuchstaben<br />

über (Minuskeln). Es sind 2792 solcher Minuskel-Handschriften<br />

bekannt.<br />

Die 268 Majuskeln <strong>und</strong> die 2792 Minuskeln summieren sich<br />

zu insgesamt 3060 Handschriften. (11) Die vermutete <strong>Redenquelle</strong><br />

Q ist nicht mit dabei.<br />

Ergebnis<br />

Wenn die <strong>Redenquelle</strong> Q in ihrer Urform (UR Q) <strong>und</strong> in ihren<br />

davon abgeleiteten Formen (Q 1 <strong>und</strong> Q 2) vorhanden gewesen<br />

sein sollen <strong>und</strong> eine so bedeutende Aufgabe inne gehabt<br />

hätten, wie Lehrunterweisung <strong>der</strong> Gemeinde, muss das Verschwinden<br />

dieses Unterrichtsgutes erstaunen. Außerdem erübrigt<br />

sich eine solche Unterweisung durch die <strong>Redenquelle</strong><br />

Q. Die Unterweisung <strong>der</strong> Gemeine direkt durch Matthäus <strong>und</strong><br />

Lukas, lässt eine Unterweisung durch eine vermutete <strong>Redenquelle</strong><br />

Q als überflüssig erscheinen. <strong>Das</strong> spurlose Verschwinden<br />

eines so bedeutenden Überlieferungsguts passt nicht in<br />

die Landschaft damaliger Überlieferungssorgfalt <strong>und</strong> Überlieferungsmühe.<br />

Außerdem enthält Matthäus als schriftliche Vorlage<br />

für Lukas das, was die vermutete <strong>Redenquelle</strong> Q nicht<br />

enthält: den Versöhnungstod Christi am Kreuz als unverzichtbarer<br />

Bestand von Gemeindelehre.<br />

Fragen: (1) Wer war die Treuhand <strong>der</strong> apostolischen Schreiben?<br />

(2) Wie viele Handschriften vom Neuen Testament sind<br />

uns schriftlich überliefert worden? (3) Wie viel verschiedene<br />

<strong>Redenquelle</strong>n Q soll es gegeben haben? (4) Warum ist das<br />

Matthäusevangelium als Vorlage für Lukas <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong><br />

Q vorzuziehen? Wir denken hier an die Belehrung von Taufkandidaten<br />

<strong>und</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong>n?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Die <strong>Redenquelle</strong> Q kann nicht als Evangelium angesprochen<br />

werden, denn es fehlt <strong>der</strong> heilsgeschichtliche Bezug<br />

auf das für den Sün<strong>der</strong> vollbrachte stellvertretende Leiden<br />

<strong>und</strong> Sterben Christi. Aus eben diesem Gr<strong>und</strong>e kann die<br />

<strong>Redenquelle</strong> Q auch nicht als Unterweisungsdokument für die<br />

Urgemeinde in Frage kommen.<br />

(2) Was in <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q fehlt, <strong>der</strong> Bezug zum Kreuzesereignis,<br />

ist gerade unverzichtbarer Kernbestand <strong>der</strong> apostolischen<br />

Missionspredigt, wie auch des Lehrunterrichts <strong>der</strong><br />

Gemeinde. Deshalb eignet sich das Matthäusevangelium als<br />

Vorlage für Lukas, denn das Matthäusevangelium hat, was<br />

die <strong>Redenquelle</strong> Q nicht hat: das Kreuz. Ein Evangelium ohne<br />

Kreuz ist kein Evangelium <strong>und</strong> kann „keinen Sitz im Leben“<br />

<strong>der</strong> Urgemeinde haben.<br />

(3) Wenn Matthäus <strong>und</strong> Lukas angeblich aus <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong><br />

Q zitieren, stimmen sie wörtlich überein. An vielen an<strong>der</strong>en<br />

Stellen aber zeigen beide in wörtlichen Übereinstimmungs-Abschnitten<br />

Unterschiede. Dies führt man auf zwei<br />

<strong>Redenquelle</strong>n Q (Q 1 <strong>und</strong> Q 2) zurück. Um das Vorhanden<br />

sein von Q 1 <strong>und</strong> Q 2 zu erklären, wird eine Urform <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong><br />

Q vermutet (UR Q), aus <strong>der</strong> sich die beiden Ableitungen<br />

(Q 1 <strong>und</strong> Q 2) herausgebildet haben sollen.<br />

(4) Eine dieser Theorien vermutet ein aramäisches Original<br />

als Urform <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> (UR-Q). Davon seien zwei<br />

unterschiedliche griechische Übersetzungen angefertigt worden:<br />

Q 1 <strong>und</strong> Q 2. Die Unterschiede in wörtlichen Übereinstimmungs-Abschnitten<br />

von Lukas <strong>und</strong> Matthäus werden mit<br />

diesen unterschiedlichen Übersetzungen erklärt.<br />

(5) Eine an<strong>der</strong>e These besagt, dass die mündliche Überlieferung<br />

<strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q zur Zeit <strong>der</strong> schriftlichen Form<br />

<strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q noch aktiv gewesen sei. So könne erklärt<br />

werden, dass z. B. Lukas an einer Stelle die an<strong>der</strong>s lautende<br />

mündliche Überlieferung übernimmt, während Matthäus aus<br />

<strong>der</strong> schriftlich fixierten Form <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q zitiere. Daraus<br />

würden sich die Unterschiede ergeben.<br />

(6) Vorausgesetzt, Lukas hat direkt das Evangelium des<br />

Matthäus als Quelle benutzt: Dann würde sich zwar das gleiche<br />

<strong>Problem</strong> von Unterschieden zwischen Lukas <strong>und</strong> Matthäus<br />

ergeben. Doch könnte Lukas als Quellenforscher (Lk. 1:1-<br />

4), eine mündliche Überlieferung als Quelle übernommen haben,<br />

um Matthäus zu ergänzen, woraus die Unterschiede zu<br />

erklären wären.<br />

(7) Obgleich das Neue Testament in mehr als dreitausend<br />

Handschriften überliefert worden ist, die uns heute noch erhalten<br />

sind, fehlt von <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q jede Spur. We<strong>der</strong> die<br />

Urform <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> als aramäisches Original, noch die<br />

beiden unterschiedlichen griechischen Übersetzungen, sind<br />

als Handschriften überliefert worden. Wenn <strong>der</strong> Sitz im Gemeindeleben<br />

dieser <strong>Redenquelle</strong> die Katechese (Lehrunterweisung)<br />

gewesen wäre, würde zu erwarten sein, dass solche<br />

Unterweisungsdokumente aufbewahrt <strong>und</strong> abgeschrieben<br />

worden wären, wie es mit den an<strong>der</strong>en r<strong>und</strong> 3000 Handschriften<br />

auch <strong>der</strong> Fall gewesen ist.<br />

Fußnoten<br />

(1) Donald Guthrie, New Testament Introduction, Illinois<br />

USA, 3. Auflage 1970: Seite 146, verweist auf J. Moffat, Introduction<br />

to the Literature of the New Testament: 1918, Seiten<br />

197ff <strong>der</strong> sechzehn verschiedene Rekonstruktionen des Inhalts<br />

von Q vorträgt.<br />

(2) Ebd, S. 150; (3) ebd. S. 149, beson<strong>der</strong>s Fußnote 4.<br />

(4) M. Black, An Aramaic Approach to the Gospels and Acts,<br />

pp. 270ff in: Ralph P. Martin, New Testament Fo<strong>und</strong>ations: A<br />

Guide for Christian Students, Michigan: 1975, Seite 144, Fußnote<br />

27.<br />

(5) Martin, Seite 143.<br />

(6) G. Bornkamp, G. Jesus of Nazareth (London, ET 1960),<br />

Seite 218 in: Martin 144, Fußnote 25.<br />

(7) Werner Georg Kümmel, Einleitung in das Neue Testament,<br />

17. Auflage, Heidelberg: 1975, Seite 454; siehe Ernst<br />

Würthwein, Der Text des Alten Testaments, Stuttgart, 1963,<br />

Seiten 13-14.<br />

(8) Ebd. S. 455; (9) ebd. S. 454; (10) ebd. S. 455; (11) ebd.<br />

Sabbatanfang:<br />

20.31 Uhr<br />

15


Lektion 4 25. April - 01. Mai 2010<br />

Die Quellenarbeit des Lukas<br />

Schriftabschnitte: Lk. 1:1-4; Lk. 7:1-10; Mt. 8:5-13; Lk.<br />

13:22-30; Lk. 24:44-53.<br />

Merkvers: „Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein<br />

Dach gehst, son<strong>der</strong>n sprich nur ein Wort, so wird mein<br />

Knecht ges<strong>und</strong>.“ (Mt. 8:8, Lutherbibel 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />

Die Vermutungskette <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong>n<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurde die Aufspaltung <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong><br />

Q behandelt. Aus <strong>der</strong> Vermutung einer <strong>Redenquelle</strong> entstand<br />

die Vermutung dreier <strong>Redenquelle</strong>n. Warum? Wenn Lukas<br />

<strong>und</strong> Matthäus aus dieser <strong>Redenquelle</strong> Q zitieren, komme<br />

es zu wörtlichen Übereinstimmungen. Oft weichen diese wörtlichen<br />

Übereinstimmungen in Unterschieden voneinan<strong>der</strong> ab.<br />

Um diese zu erklären, wird eine zweite <strong>Redenquelle</strong> vermutet,<br />

Q 2 genannt. Bei Schriftstellen, wo beide trotz sonst wörtlicher<br />

Übereinstimmung voneinan<strong>der</strong> abweichen, habe Matthäus<br />

aus einer <strong>Redenquelle</strong> zitiert (Q 1), Lukas aus einer an<strong>der</strong>en<br />

(Q 2). Um die Existenz dieser beiden <strong>Redenquelle</strong>n zu<br />

erklären, wird eine Urfassung <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> vermutet (UR<br />

Q). Aus dieser hätten sich die beiden an<strong>der</strong>en Fassungen<br />

entfaltet, Q 1 <strong>und</strong> Q 2. Die Theorie <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong>n ist auf<br />

eine Kette von Vermutungen aufgebaut, ohne auf eine einzige,<br />

wirklich überlieferte <strong>und</strong> vorhandene Handschrift zurückgreifen<br />

zu können.<br />

Es ist ein Unterschied, ob eine Vermutung auf eine an<strong>der</strong>e<br />

Vermutung aufgebaut ist, o<strong>der</strong> ob eine Vermutung sich<br />

auf eine real existierende Handschrift bezieht. <strong>Das</strong> Matthäusevangelium<br />

kommt daher als Quellen-Vorlage des<br />

Lukas eher in Frage als die nur vermutete <strong>Redenquelle</strong> Q.<br />

Einzelne Theorien<br />

Im Einzelnen wird z. B. als Urfassung (UR Q) ein aramäisches<br />

Dokument vermutet. Daraus seien, so wird weiter vermutet,<br />

zwei griechische Übersetzungen angefertigt worden: Q 1 <strong>und</strong><br />

Q 2. Die Unterschiede zwischen Matthäus <strong>und</strong> Lukas in Nutzung<br />

<strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> werden mit Hinweis auf diese unterschiedlichen,<br />

vermuteten Übersetzungen zu erklären versucht.<br />

An<strong>der</strong>e vermuten, <strong>der</strong> Evangelist habe in die Bezugsquelle<br />

als Redaktor eingegriffen <strong>und</strong> die Freiheit gehabt, kleinere<br />

Verän<strong>der</strong>ungen vorzunehmen <strong>und</strong> sie so weiterzugeben. Dies<br />

stößt bei größeren Unterschieden auf Schwierigkeiten <strong>und</strong><br />

nötigt dazu, auf obige Modelle auszuweichen.<br />

Nach einer an<strong>der</strong>en Sicht sei zur Zeit <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q noch<br />

die Form <strong>der</strong> mündlichen Überlieferung <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> lebendig<br />

gewesen. Bei Abweichungen des Lukasevangeliums<br />

vom Matthäusevangelium habe das eine Evangelium sich auf<br />

die schriftliche Form <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> bezogen, das an<strong>der</strong>e<br />

Evangelium auf die mündliche Überlieferungsform.<br />

16<br />

Der gemeinsame Nenner <strong>der</strong> Q-Theorien<br />

Insgesamt haben alle diese Theorien einen gemeinsamen<br />

Nenner: Sie beziehen sich nicht nur auf vermutete Dokumente,<br />

son<strong>der</strong>n rekonstruieren ein Evangelium ohne das Kreuzesereignis.<br />

Für ein Evangelium ohne Kreuz besteht in <strong>der</strong><br />

Urgemeinde keine Verwendung. Ein Evangelium ohne Kreuz<br />

ist zur Unterweisung von Taufkandidaten in <strong>der</strong> Christenlehre<br />

nicht zu gebrauchen. <strong>Das</strong> Kreuzesereignis ist unverzichtbarer<br />

Bestand <strong>der</strong> Apostellehre wie die Missionspredigt.<br />

Fragen: (1) Auf welche Vermutungskette ist die Theorie <strong>der</strong><br />

<strong>Redenquelle</strong> Q aufgebaut? (2) Auf welche Weise werden Unterschiede<br />

im Matthäusevangelium gegenüber dem Lukasevangelium<br />

erklärt? (3) Warum ist das Matthäusevangelium<br />

als Vorlage des Lukas vorzuziehen?<br />

Antworten:<br />

MONTAG<br />

Matthäus als Quelle des Lukas<br />

Die Rede vom Kreuz<br />

<strong>Das</strong> Matthäusevangelium eignet sich als Vorlage für die Quellenarbeit<br />

des Lukas weitaus besser als die vermutete <strong>Redenquelle</strong><br />

Q, die in drei Vermutungsketten entwickelt wird <strong>und</strong><br />

noch dazu ohne das Wort vom Kreuz auskommen will: eine<br />

<strong>Redenquelle</strong> ohne die Rede vom Kreuz. Die Pfingstpredigt<br />

des Petrus, seine Ansprache in <strong>der</strong> Halle Salomos, sein Zeugnis<br />

vor dem Hohen Rat, sind ohne die Rede vom Kreuz <strong>und</strong>enkbar<br />

(Apg. 2:36; 3:11-17; 4:8-12). Sie ist in ihrem geistgetragenen<br />

Zeugnis Folge <strong>der</strong> Geistesausgießung zu Pfingsten.<br />

So war Petrus vor dem Hohen Rat „voll Heiligen Geistes“<br />

aufgetreten (Apg. 4:8). <strong>Das</strong> Werden <strong>und</strong> Wachsen <strong>der</strong> Evangelien<br />

ist ebenso Folge <strong>der</strong> Ausgießung des Heiligen Geistes<br />

zu Pfingsten. Die Evangelien mit ihrem Kreuzesinhalt<br />

sind Produkt des Pfingstereignisses.<br />

Die Quellen-Vorlage des Lukas<br />

Im Matthäusevangelium nimmt das Kreuzesereignis in Verbindung<br />

mit Auferstehung <strong>und</strong> Himmelfahrt einen weiten Raum<br />

ein (Mt. 26-28). Auch daher ist das Matthäusevangelium als<br />

Vorlage des Lukas <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> vorzuziehen, nicht nur,<br />

weil das Matthäusevangelium in Handschriften überliefert<br />

worden <strong>und</strong> vorhanden ist. Die Kreuzesrede findet ihren Nie<strong>der</strong>schlag<br />

in Lehrunterricht <strong>und</strong> Verkündigung <strong>der</strong> Urgemeinde.<br />

Christenlehre ist Christenlehre nur dann, wenn sie den<br />

Gekreuzigten bezeugt. <strong>Das</strong> gleiche gilt auch <strong>der</strong> apostolischen<br />

Missionspredigt. So ist das Matthäusevangelium<br />

weitaus besser als Quellenvorlage für Lukas qualifiziert<br />

als eine vermutete <strong>Redenquelle</strong> ohne die Rede vom Kreuz.


Geist <strong>und</strong> Evangelium<br />

Der Heilige Geist kam zu Pfingsten auf die Apostel <strong>und</strong> Jünger<br />

herab. Die apostolische Lehre <strong>und</strong> Missionspredigt stehen<br />

im Zeichen dieser Geistesausgießung. Kerninhalt ist <strong>der</strong><br />

Kreuzestod Christi. Dieser ist Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Versöhnungslehre<br />

(2. Kor 5:19-21). <strong>Das</strong> Pfingstereignis ist die Folge des<br />

Kreuzesereignisses. Lukas verbindet Leiden <strong>und</strong> Kreuzestod<br />

Christi mit <strong>der</strong> Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten.<br />

<strong>Das</strong> eine kann ohne das an<strong>der</strong>e nicht sein. Lukas berichtet<br />

aus seinem Son<strong>der</strong>gut die letzten Worte Jesu, die er vor seiner<br />

Himmelfahrt sprach. Son<strong>der</strong>gut, das heißt, Matthäus <strong>und</strong><br />

Markus haben diese Rede nicht. Hier werden Kreuzesereignis<br />

<strong>und</strong> Pfingstereignis miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en.<br />

Fragen: (1) Welcher Unterschied besteht zwischen dem Matthäusevangelium<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> vermuteten <strong>Redenquelle</strong> Q hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Rede vom Kreuz? (2) Warum wäre hier das Matthäusevangelium<br />

als Vorlage für Lukas eine bessere Wahl? (3) In<br />

welcher Beziehung stehen Kreuz <strong>und</strong> Pfingsten bei Lukas<br />

zueinan<strong>der</strong>?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

nimmt ein Quellengut auf, das Kreuz, Sündenvergebung, Himmelfahrt<br />

<strong>und</strong> Geistesausgießung zu Pfingsten enthält. An<br />

Quellen, die we<strong>der</strong> für Kreuz noch Pfingsten Raum haben,<br />

dürfte Lukas nicht interessiert sein. Die Verbindung von Kreuz<br />

<strong>und</strong> Pfingsten wird in <strong>der</strong> oben zitierten Abschiedsrede Jesu<br />

deutlich. Kreuz, Himmelfahrt <strong>und</strong> Pfingsten ist <strong>der</strong> heilsgeschichtliche<br />

Höhepunkt, von dem in <strong>der</strong> vermuteten Redequelle<br />

Q nichts zu finden ist.<br />

Wort <strong>und</strong> Heilsgeschichte verflochten<br />

Wort <strong>und</strong> Heilsgeschichte sind miteinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> ineinan<strong>der</strong> zu<br />

einer Einheit verflochten. Lk. 24:44-49 zitiert die Abschiedsrede<br />

Jesu unmittelbar vor seiner Himmelfahrt. Die Verse 50 - 53<br />

schil<strong>der</strong>n die Himmelfahrt Christi in Einzelheiten. Wort (Verse<br />

44-49) <strong>und</strong> Heilsgeschehen (Verse 50-53) sind miteinan<strong>der</strong><br />

verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> treten nicht getrennt voneinan<strong>der</strong> auf. So war<br />

es auch in <strong>der</strong> Begebenheit des Hauptmanns zu Kapernaum.<br />

Die <strong>Redenquelle</strong> Q, als Redensammlung Jesu deklariert, hat<br />

die Neigung, Wort <strong>und</strong> Heilsgeschichte voneinan<strong>der</strong> zu trennen.<br />

Fragen: (1) Wie verbindet Lukas Rede <strong>und</strong> Heilsgeschichte<br />

miteinan<strong>der</strong>? (Markiere die Unterschiede im obigen Text mit<br />

zwei Farben) (2) Wie verbindet Lukas Kreuz <strong>und</strong> Pfingsten<br />

miteinan<strong>der</strong>? (3) Warum passt die <strong>Redenquelle</strong> Q nicht in dieses<br />

heilsgeschichtliche Muster?<br />

Antworten:<br />

Kreuz <strong>und</strong> Pfingsten<br />

In letzter Rede Jesu<br />

„Er sprach aber zu ihnen: Dies sind meine Worte, die ich<br />

zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass erfüllt<br />

werden musste alles, was im Gesetz <strong>und</strong> in den Propheten<br />

<strong>und</strong> den Psalmen von mir geschrieben steht. Dann<br />

öffnete er ihnen das Verständnis, die Schriften zu verstehen.<br />

Und er sprach zu ihnen: So steht geschrieben, dass<br />

<strong>der</strong> Messias leiden <strong>und</strong> auferstehen muss von den Toten<br />

am dritten Tage, <strong>und</strong> dass verkündigt werden muss in<br />

seinem Namen Buße (Sinnesän<strong>der</strong>ung) zur Vergebung <strong>der</strong><br />

Sünden allen Völkern: beginnend in Jerusalem. Ihr seid<br />

hiervon Zeugen. Und (siehe), ich sende die Verheißung<br />

meines Vaters auf euch. Ihr aber sollt sitzen bleiben in <strong>der</strong><br />

Stadt, bis ihr bekleidet werdet mit Kraft aus <strong>der</strong> Höhe. Er<br />

führte sie aber hinaus (aus Jerusalem) bis Bethanien, hob<br />

seine Hände auf <strong>und</strong> segnete sie. Und es geschah, als er<br />

sie segnete, entfernte er sich von ihnen <strong>und</strong> wurde hinaufgetragen<br />

(von einer Wolke, vgl. Apg. 1:9) in den Himmel.<br />

Und sie beteten Ihn an, kehrten um nach Jerusalem<br />

mit großer Freude <strong>und</strong> waren andauernd im Tempel <strong>und</strong><br />

lobten Gott.“ (Lk. 24:44-53)<br />

Die heilsgeschichtliche Reihenfolge bei Lukas setzt sich zusammen<br />

aus: Kreuzestod Christi mit Sündenvergebung, Himmelfahrt<br />

<strong>und</strong> Geistesempfang als Verheißung des Vaters (vgl.<br />

Apg. 1:8). Dies ist die heilsgeschichtliche Klammer, die alles<br />

zusammenhält. Was hier geschieht, wird allen Völkern angeboten<br />

(Lk. 24:47).<br />

<strong>Redenquelle</strong> Q ohne Kreuz <strong>und</strong> Pfingsten<br />

Die <strong>Redenquelle</strong> Q beinhaltet kein Kreuzesereignis <strong>und</strong><br />

hat also auch keine Gr<strong>und</strong>lage für das Pfingstereignis,<br />

denn ohne das Kreuzesereignis gibt es keine Sündenvergebung<br />

<strong>und</strong> auch kein Pfingstereignis. Lukas dagegen<br />

MITTWOCH<br />

Der Hauptmann von Kapernaum nach Matthäus<br />

Der Erzählstil<br />

Matthäus berichtet: „Als er (Jesus) nun nach Kapernaum<br />

kam, trat ein Hun<strong>der</strong>tschaften-Führer zu ihm <strong>und</strong> sprach:<br />

Herr, mein Diener liegt gelähmt im Hause <strong>und</strong> wird von<br />

Schmerzen gequält.“ Jesus antwortet: „Ich gehe hin <strong>und</strong><br />

werde ihn heilen.“ Der Bericht setzt im Erzählstil mit <strong>der</strong> Antwort<br />

des Hauptmanns fort: „Und <strong>der</strong> Hun<strong>der</strong>tschaften-Führer<br />

sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein<br />

Dach eingehst, son<strong>der</strong>n sprich nur ein Wort, <strong>und</strong> mein<br />

Diener wird ges<strong>und</strong>. Denn auch ich bin ein Mensch unter<br />

Autorität <strong>und</strong> habe unter mir Soldaten; wenn ich zu diesem<br />

sage: Geh! So geht er. Und zu einem an<strong>der</strong>en: Komm!<br />

So kommt er. Und zu meinem Sklaven: Tue dies! So tut er<br />

es.“ Die Erzählung führt die Rede Jesu mit einer Einführungsformel<br />

ein: „Aber Jesus wun<strong>der</strong>te sich <strong>und</strong> sprach zu denen,<br />

die ihm folgten: Wahrhaftig, ich sage euch: Bei niemandem<br />

in Israel habe ich solchen Glauben gef<strong>und</strong>en.“<br />

(Mt. 8:5-10)<br />

Erzväter mit Heiden im Reich Gottes<br />

Matthäus setzt seine Rede mit einem provokanten Spruch fort,<br />

indem er den Glauben des römischen Hauptmanns den Juden<br />

nicht nur als beschämendes Beispiel vor Augen stellt,<br />

son<strong>der</strong>n auch noch zum Anlass für die Heidenmission nimmt:<br />

„Ich sage euch aber: viele werden vom Osten <strong>und</strong> vom<br />

Westen kommen <strong>und</strong> mit Abraham <strong>und</strong> Isaak <strong>und</strong> Jakob<br />

im Himmelreich zu Tische nie<strong>der</strong> liegen, aber die Söhne<br />

17


des Reiches werden hinausgeworfen in die äußere Finsternis.<br />

Dort werden sein Weinen <strong>und</strong> Zähneknirschen (als<br />

Ausdruck des Entsetzens).“ (Mt. 8:11-12)<br />

Kein Wi<strong>der</strong>spruch<br />

Lukas hat dieses Jesuswort nicht in seiner Erzählung vom<br />

Hauptmann zu Kapernaum. Dieser Ausspruch findet sich bei<br />

Lukas in sinngemäßer Übereinstimmung an einer an<strong>der</strong>en<br />

Stelle <strong>und</strong> in einem an<strong>der</strong>en Zusammenhang, in etwas erweiterten<br />

Form (Lk. 13:28-29). Dort tritt Jesus nicht in Kapernaum<br />

auf, son<strong>der</strong>n in Jerusalem. Er beantwortet die ihm gestellte<br />

Frage: „Herr, werden wenige gerettet?“ (Verse 22-27) Es<br />

ist kein Wi<strong>der</strong>spruch, wenn Christus eine Aussage bei einer<br />

an<strong>der</strong>en Gelegenheit sinngemäß wie<strong>der</strong>holt.<br />

Im Matthäusevangelium beendet Jesus seine Rede mit einem<br />

Wort an den Hauptmann: „Gehe hin. Wie du glaubst, so<br />

geschehe dir.“ (Mt. 8:13) Die Erzählung endet mit <strong>der</strong> Nachricht:<br />

„Und sein Diener wurde zu jener St<strong>und</strong>e geheilt.“<br />

Die Begebenheit des Hauptmanns zu Kapernaum ist <strong>der</strong> Form<br />

nach eine Erzählung. Sie beinhaltet die Begebenheit <strong>der</strong> Heilung<br />

des Hauptmanns Diener. Dabei wird <strong>der</strong> außergewöhnliche<br />

Glaube des römischen Hauptmanns herausgestellt. Solcher<br />

Glaube ermöglicht die Heilung seines Dieners. Den Juden<br />

wird <strong>der</strong> Glaube dieses „Heiden“ als Vorbild vor Augen<br />

gehalten. Der heidnische Hauptmann mit seinem Glauben<br />

an Christus nimmt bereits das messianische Endzeitmahl<br />

vorweg. Dann <strong>und</strong> dort sitzen die „Heiden“ mit Abraham,<br />

Isaak <strong>und</strong> Jakob im messianischen Mahl an einem Tisch,<br />

während die Söhne des Reiches Gottes durch ihren Unglauben<br />

ausgeschlossen sind.<br />

<strong>Das</strong> Ganze ist eine Erzählung über den Glauben des römischen<br />

Hauptmanns, <strong>der</strong> mit seinem absoluten Vertrauen zu<br />

Christus den Glauben <strong>der</strong> „Heiden“ vorwegnimmt, die mit Abraham,<br />

Isaak <strong>und</strong> Jakob beim messianischen Freudenmahl<br />

zusammensitzen, während die Gegner Jesu unter den Juden<br />

in ihrem Unglauben nicht daran teilhaben, obwohl sie <strong>der</strong><br />

Geburt nach Kin<strong>der</strong> Abrahams, Isaaks <strong>und</strong> Jakobs sind. Eine<br />

bloße Wortsammlung ist dies jedenfalls nicht, obwohl dieses<br />

Stück <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q zugeordnet wird.<br />

Fragen: (1) Inwiefern kann die Begebenheit über den Hauptmann<br />

zu Kapernaum eigentlich keine Redensammlung sein?<br />

(2) Wie würde dieser Abschnitt zu überschreiben sein? (3) In<br />

wiefern überrascht Jesus seine Hörer in seinem Ausspruch<br />

über das messianische Mahl?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Der Lukasbericht<br />

Lukas hat eine umfangreichere Erzählung als Matthäus:<br />

„Nachdem er (Jesus) alle diese Reden in die Ohren des<br />

Volkes vollendet hatte, ging er nach Kapernaum. Eines<br />

Hun<strong>der</strong>tschaften-Führers Diener aber, <strong>der</strong> ihm beson<strong>der</strong>s<br />

wert war, lag krank <strong>und</strong> war im Begriff zu sterben. Als er<br />

(<strong>der</strong> Hauptmann) aber von Jesus hörte, sandte er die Ältesten<br />

<strong>der</strong> Juden zu ihm, ihn zu bitten, dass er käme <strong>und</strong><br />

seinen Diener hindurch rette. Als sie nun bei Jesus ankamen,<br />

baten sie ihn dringend <strong>und</strong> sprachen: Er ist würdig,<br />

dass du ihm dies gewährst, denn er liebt unser Volk <strong>und</strong><br />

18<br />

hat uns die Synagoge gebaut. Und Jesus ging mit ihnen.<br />

Als er aber noch nicht weit entfernt vom Haus war, sandte<br />

<strong>der</strong> Hun<strong>der</strong>tschaften-Führer seine Fre<strong>und</strong>e. Die sprachen<br />

zu ihm: Herr, bemühe dich nicht, denn ich bin nicht wert,<br />

dass du unter mein Dach eingehst. Daher bin ich selbst<br />

auch nicht würdig, zu dir zu kommen, son<strong>der</strong>n sprich (nur)<br />

ein Wort, so wird mein Diener geheilt. Denn auch ich bin<br />

ein Mensch unter Autorität gestellt <strong>und</strong> habe unter mir<br />

Soldaten, <strong>und</strong> wenn ich zu diesem sage: Geh! So geht er;<br />

<strong>und</strong> zu einem an<strong>der</strong>en: Komm! So kommt er; <strong>und</strong> zu meinem<br />

Sklaven: Tue dies! So tut er es. Als Jesus das hörte,<br />

wun<strong>der</strong>te er sich, wandte sich zum Volk, das ihm nachfolgte<br />

<strong>und</strong> sprach: Wahrhaftig, ich sage euch, selbst nicht<br />

in Israel habe ich einen solchen Glauben gef<strong>und</strong>en. Und<br />

als die Gesandten zum Haus zurückkehrten, fanden sie<br />

den Diener ges<strong>und</strong>.“ (Lk. 7:1-10)<br />

Damit endet die Erzählung vom Hauptmann bei Lukas. <strong>Das</strong><br />

Wort von Abraham, Isaak <strong>und</strong> Jakob mit den Heiden am Tisch<br />

im Reiche Gottes, hat Lukas an einer an<strong>der</strong>en Stelle in einem<br />

an<strong>der</strong>en Zusammenhang. (Siehe zu Mittwoch: Erzväter <strong>und</strong><br />

Heiden im Reich Gottes zu Lk. 13: 28-29.)<br />

Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede<br />

Gemeinsamkeiten<br />

Lukas <strong>und</strong> Matthäus berichten über dasselbe Ereignis in Kapernaum.<br />

Bei beiden geht es um den Glauben des römischen<br />

Hauptmanns. Bei beiden sind die Reden Jesu in <strong>der</strong> Erzählung<br />

eingebettet <strong>und</strong> Teil <strong>der</strong>selben. Bei beiden ist <strong>der</strong> Diener<br />

des Hauptmanns schwer krank <strong>und</strong> wird aufgr<strong>und</strong> des Glaubens<br />

des Hauptmanns geheilt. Bei beiden fühlt sich <strong>der</strong> Hauptmann<br />

nicht würdig, dass Jesus unter sein Dach kommt. Bei<br />

beiden ist <strong>der</strong> Glaube des Hauptmanns auf die Vollmacht Jesu<br />

gegründet. So wie <strong>der</strong> Hauptmann auf irdischer Ebene Befehlsvollmacht<br />

besitzt, so sieht er in Jesus Christus den Befehlshaber<br />

auf geistlich-himmlischer Ebene. So wie das Befehlswort<br />

irdischer Autoritäten befolgt wird, so auch das Befehlswort<br />

Jesu auf geistlicher Ebene. Deshalb genügt es, wenn<br />

Jesus nur ein Befehlswort spricht, dann wird sein Diener ges<strong>und</strong>.<br />

Und so geschah es auch. <strong>Das</strong> sind die Gemeinsamkeiten.<br />

Unterschiede<br />

Bei Matthäus wird <strong>der</strong> Diener des Hauptmanns von Schmerzen<br />

geplagt. Bei Lukas liegt er schon im Sterben. Bei Matthäus<br />

spricht <strong>der</strong> Hauptmann mit Jesus <strong>und</strong> bittet ihn um Heilung<br />

seines Dieners. Bei Lukas sendet <strong>der</strong> Hauptmann zuerst eine<br />

jüdische Gesandtschaft <strong>der</strong> Ortsältesten zu Jesus. Die bitten<br />

ihn dringend, den Diener des Hauptmanns zu heilen, denn er<br />

sei es würdig, weil er das Volk <strong>der</strong> Juden liebt <strong>und</strong> ihnen am<br />

Ort eine Synagoge gebaut hat. Diese Notiz <strong>der</strong> Würdigkeit<br />

des Hauptmanns durch seine Leistung findet sich bei Matthäus<br />

nicht. Bei Lukas tritt dadurch ein Gegensatz in <strong>der</strong> Würdigkeit<br />

des Hauptmanns hervor: in den Augen <strong>der</strong> Juden wird <strong>der</strong><br />

Hauptmann <strong>der</strong> Heilung für würdig erachtet. Aus Sicht des<br />

Hauptmanns selbst, ist er nicht würdig.<br />

Unwürdigkeit des Hauptmanns<br />

<strong>Das</strong> erinnert an die St<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Umkehr des verlorenen Sohnes,<br />

<strong>der</strong> bei seiner Heimkehr zum Vater sagte: „Vater, ich<br />

habe gesündigt gegen den Himmel <strong>und</strong> vor dir. Ich bin<br />

nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden.“ Seine Bitte,<br />

als Lohnarbeiter angestellt zu werden, blieb ihm im Halse stecken<br />

<strong>und</strong> ging unter in <strong>der</strong> Freude des Vaters <strong>und</strong> im anbrechenden<br />

Festjubel (Lk. 15:18.21ff.) Wer zum Vater durch Je-


sus Christus kommt, muss sich nicht erst durch Werke<br />

würdig machen. Des Menschensohn ist gekommen, zu<br />

retten, was verloren ist (Lk. 19:10). Die Würdigkeit des verlorenen<br />

Sün<strong>der</strong>s wird im Lichte des Kreuzes wie<strong>der</strong> hergestellt.<br />

Was hier in den Evangelien deutlich wird, fehlt in<br />

<strong>der</strong> vermuteten <strong>Redenquelle</strong> Q.<br />

Bei Lukas sendet <strong>der</strong> Hauptmann eine zweite Abordnung,<br />

diesmal aus seinem Fre<strong>und</strong>eskreis, in seinem Namen um<br />

Heilung seines Dieners zu bitten. Er lässt sagen, er halte sich<br />

nicht für würdig, dass Jesus unter sein Dach eingehe. <strong>Das</strong><br />

steht auch bei Matthäus (Mt. 8:8). Lukas erweitert dies dahingehend,<br />

dass <strong>der</strong> Hauptmann es aufgr<strong>und</strong> seiner Unwürdigkeit<br />

auch nicht wage, zu Christus zu kommen. Lukas ergänzt<br />

<strong>und</strong> verstärkt die Aussage des Matthäus aufgr<strong>und</strong> seiner Quellenforschung<br />

(vgl. Lk. 1:1-4).<br />

<strong>Das</strong> Wort von den Erzvätern Abraham, Isaak <strong>und</strong> Jakob, die<br />

mit den Heiden im messianischen Mahl am Tisch sitzen, hat<br />

Lukas an an<strong>der</strong>er Stelle, <strong>und</strong> dort etwas erweitert (Lk. 13:28-<br />

29). Näheres siehe zu Mittwoch unter: Kein Wi<strong>der</strong>spruch.<br />

<strong>Das</strong> Ergänzungsverhältnis<br />

Es geht hier nicht um die Frage, was richtig ist <strong>und</strong> was nicht,<br />

son<strong>der</strong>n um das Ergänzungsverhältnis <strong>der</strong> Evangelien untereinan<strong>der</strong>.<br />

Die verschiedenen Quellen, ob mündliche o<strong>der</strong><br />

schriftliche, ergänzen einan<strong>der</strong>. Matthäus weiß aus seiner<br />

Quelle, dass <strong>der</strong> Hauptmann mit Jesus sprach. Lukas berichtet<br />

aus seiner Quelle, dass <strong>der</strong> Hauptmann durch zwei Gesandtschaften<br />

mit Jesus redet, die zeitlich nacheinan<strong>der</strong> auftreten.<br />

Trotz Distanz zwischen dem Hauptmann <strong>und</strong> Christus<br />

wird die Dringlichkeit <strong>der</strong> Bitte des Hauptmanns bei Lukas<br />

durch die Doppelsendung von zwei Gesandtschaften überaus<br />

deutlich.<br />

Der Hauptmann hat mit Jesus gesprochen, wie Matthäus es<br />

berichtet. Doch Lukas in seiner Quellenforschung (vgl. Lk. 1:1-<br />

4) schaut noch genauer hin. Seine Quelle weiß, dass <strong>der</strong><br />

Hauptmann durch zwei Gesandtschaften zu Christus redete.<br />

Insgesamt redet <strong>der</strong> Hauptmann mit Jesus, jedoch durch zwei<br />

Gesandtschaften. Dies verstärkt auch die Sicht des Hauptmanns,<br />

<strong>der</strong> sich ganz <strong>und</strong> gar für unwürdig erachtet. Deshalb<br />

redet er zu Christus nicht selbst, son<strong>der</strong>n durch Gesandte.<br />

Deshalb will er nicht, dass Jesus unter sein Dach eingeht.<br />

Deshalb will er auch nicht selbst zu Jesus kommen. <strong>Das</strong> gesprochene<br />

Wort des Herrn genügt ihm.<br />

So wird <strong>der</strong> römische Hauptmann zum Glaubensvorbild<br />

<strong>der</strong> Juden. Doch wird Abraham nicht beiseite gesetzt. Vielmehr<br />

sitzen <strong>der</strong> römische Hauptmann als Vorhut <strong>und</strong> die<br />

Heiden mit Abraham, Isaak <strong>und</strong> Jakob beim messianischen<br />

Mahl an einem Tisch. So etwas wurde damals im Judentum<br />

als Skandal empf<strong>und</strong>en (vgl. Apg. 10:9-16; 28.34-35;<br />

11:1-3; 21:28; 22:21-23).<br />

Dieses Wort ist bei Matthäus in <strong>der</strong> Erzählung des Hauptmanns<br />

eingebettet. Bei Lukas findet sich diese Stelle an<strong>der</strong>swo, <strong>und</strong><br />

in einem an<strong>der</strong>en Zusammenhang. <strong>Das</strong> ist insofern glaubwürdig,<br />

als dass Jesus eine bestimmte Aussage zu verschiedenen<br />

Gelegenheiten trifft. Im Großen <strong>und</strong> Ganzen vertieft <strong>und</strong><br />

ergänzt Lukas von seiner ihm zugänglichen Quelle das,<br />

was Matthäus berichtet.<br />

Fragen: (1) Welche Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede zwischen<br />

Matthäus <strong>und</strong> Lukas treten in <strong>der</strong> Erzählung vom römischen<br />

Hauptmann auf? (2) In wiefern vertieft Lukas das Matthäusevangelium<br />

(a), in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Unwürdigkeit des Hauptmanns<br />

<strong>und</strong> (b), in <strong>der</strong> Dringlichkeit seiner Bitte? (3) In wiefern<br />

wird das Wort vom messianischen Mahl im Judentum als unerhörter<br />

Skandal aufgefasst? (4) Wie wird <strong>der</strong> Leidensweg<br />

Christi hierin vorgebildet?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Lukas verbindet in <strong>der</strong> Abschiedsrede Jesu das Kreuzesereignis<br />

mit dem Pfingstereignis. Die Himmelfahrt ist <strong>der</strong><br />

Weg zum Pfingstereignis, denn <strong>der</strong> zur Rechten Gottes erhöhte<br />

Christus erfüllt die Verheißung des Vaters, die Ausgießung<br />

des Heiligen Geistes.<br />

(2) Die vermutete <strong>Redenquelle</strong> Q beinhaltet nicht das Kreuzesereignis.<br />

Damit ist keine Gr<strong>und</strong>lage gegeben für Himmelfahrt<br />

<strong>und</strong> Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten. An<br />

einer Redensammlung Jesu ohne die Rede vom Kreuz als<br />

Gr<strong>und</strong>lage des Pfingstereignisses kann Lukas kein Interesse<br />

gehabt haben. Leidensweg Jesu, Sündenvergebung, Kreuzigung,<br />

Auferstehung, Himmelfahrt, Erhöhung zur Rechten Gottes,<br />

Ausgießung des Heiligen Geistes <strong>und</strong> Heidenmission sind<br />

die heilsgeschichtlichen Ereignisse, die im Interessenbereich<br />

des Lukas liegen.<br />

(3) <strong>Das</strong> Matthäusevangelium liegt eher im Interessenbereich<br />

des Lukas, denn es enthält das Kreuzesereignis als<br />

Höhepunkt des Erlösungsgeschehens. Zudem ist das Matthäusevangelium<br />

ein wirklich existierendes Dokument, das uns<br />

in vielen Handschriften überliefert worden ist.<br />

(4) Die Begebenheit vom Hauptmann zu Kapernaum wird<br />

in Erzählform überliefert. Darin geht es um ein Glaubensgeschehen.<br />

In diesem Geschehensbericht sind die Aussagen<br />

Jesu mit eingeflochten: <strong>Das</strong> Glaubenswort Jesu <strong>und</strong> seine<br />

Aussage über die Erzväter Abraham, Isaak <strong>und</strong> Jakob, die mit<br />

den Heiden im messianischen Mahl zusammensitzen, sind in<br />

dieser Erzählung verflochten. Dieser Erzählstil lässt die Zuordnung<br />

zu einer Redensammlung als fraglich erscheinen.<br />

(5) Die Erzählung des Lukas ist umfangreicher als die des<br />

Matthäus. Aus den Quellen, die Lukas zur Verfügung stehen,<br />

erweitert, ergänzt <strong>und</strong> vertieft er, was aus dem Matthäusevangelium<br />

überliefert ist. Dieses Ergänzungsverhältnis bereichert<br />

die Evangelien.<br />

(6) Die Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede stehen in einem<br />

Ergänzungs-, Vertiefungs- <strong>und</strong> Verstärkungsverhältnis<br />

zueinan<strong>der</strong>. Wenn Matthäus berichtet, <strong>der</strong> Hauptmann habe<br />

mit Christus gesprochen, so hat er auch mit ihm gesprochen.<br />

Lukas aber weiß aufgr<strong>und</strong> seiner Quellenforschung mehr über<br />

die Art <strong>und</strong> Weise dieses Sprechens. Der Hauptmann spricht<br />

durch Boten mit Christus.<br />

(7) Wenn Matthäus berichtet, <strong>der</strong> Hauptmann fühle sich<br />

unwürdig, so dass Christus nicht unter sein Dach kommen<br />

soll, so fügt Lukas hinzu, <strong>der</strong> Hauptmann wolle aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

Unwürdigkeit auch nicht zu Jesus kommen. Damit verstärkt<br />

Lukas das Unwürdigkeitsgefühl des Hauptmanns. Dies<br />

bezeugt Lukas aus dem ihm zur Verfügung stehenden Quellengut.<br />

(8) Wenn das Wort vom messianischen Mahl bei Matthäus<br />

in <strong>der</strong> Begebenheit <strong>der</strong> Heilung des Dieners des Hauptmanns<br />

untergebracht ist, bei Lukas aber an einer ganz an<strong>der</strong>en Stelle<br />

<strong>und</strong> in einem ganz an<strong>der</strong>en Zusammenhang, so ist dies kein<br />

Wi<strong>der</strong>spruch. Christus kann ein <strong>und</strong> die gleiche Aussage an<br />

zwei o<strong>der</strong> sogar mehreren Gelegenheiten wie<strong>der</strong>holen. Zudem<br />

erscheint die lukanische Fassung in sinngemäß den gleichen<br />

Worten <strong>und</strong> in erweiterter Form (vgl. Mt. 8:11-13; Lk. 13:22-<br />

30).<br />

Sabbatanfang:<br />

19<br />

20.43 Uhr


Lektion 5 2. Mai - 8. Mai 2010<br />

Die Bußpredigt des Täufers bei Lukas <strong>und</strong> Matthäus<br />

Schriftabschnitte: Mt. 3:7-10; Lk. 3:7-9.<br />

Merkvers: „Aber <strong>der</strong> Beistand, <strong>der</strong> Heilige Geist, den<br />

<strong>der</strong> Vater in meinem Namen senden wird, jener wird euch<br />

alles lehren <strong>und</strong> euch an alles erinnern, was ich euch gesagt<br />

habe.“ (Joh. 14:26)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

Kreuz als Gr<strong>und</strong>lage des Heilsgeschehens<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurde die Quellenarbeit des Lukas betrachtet.<br />

Seine heilsgeschichtliche Klammer, die alles zusammenhält,<br />

verbindet Kreuz, Sündenvergebung, Verheißung des<br />

Heiligen Geistes, Himmelfahrt, Erhöhung Christi zur Rechten<br />

Gottes <strong>und</strong> das Pfingstereignis. <strong>Das</strong> Kreuzesereignis bildet<br />

die Gr<strong>und</strong>lage dieses Heilsgeschehens. Die <strong>Redenquelle</strong> Q,<br />

ohne die Rede vom Kreuz, dürfte daher nicht im Interessenbereich<br />

des Lukas gelegen haben. <strong>Das</strong> Matthäusevangelium<br />

eignet sich eher als Quellenvorlage für Lukas. Einmal ist es<br />

ein real existierendes Dokument, das in vielen Handschriften<br />

überliefert ist. Zum an<strong>der</strong>en beinhaltet es den Leidensweg<br />

Christi, Kreuzestod, Auferstehung <strong>und</strong> Himmelfahrt. Dieses<br />

Konzept berührt sich mit dem Lukasevangelium <strong>und</strong> dürfte<br />

das Interesse des Lukas auf sich gezogen haben.<br />

Trotzdem wird die Erzählung vom römischen Hauptmann zu<br />

Kapernaum <strong>der</strong> Redensammlung Jesu zugeordnet - obwohl<br />

es keine Redensammlung ist.<br />

<strong>Das</strong> Ergänzungsverhältnis Lukas/Matthäus<br />

Es wurden die Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede dieser<br />

Begebenheit bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas betrachtet. Der Bericht<br />

des Lukas ist ausführlicher als <strong>der</strong> von Matthäus. Es besteht<br />

bei Unterschieden ein Ergänzungs-, Verstärkungs- <strong>und</strong> Vertiefungsverhältnis,<br />

bei dem Lukas aufgr<strong>und</strong> seiner umfangreicheren<br />

Quellenforschung Matthäus ergänzt <strong>und</strong> vertieft.<br />

Fragen: (1) Welchen heilsgeschichtlichen Gr<strong>und</strong>riss haben<br />

Lukas <strong>und</strong> Matthäus? (2) In welchem Verhältnis stehen Wort<br />

<strong>und</strong> Heilsgeschichte bei Lukas? (3) Warum ist die Begebenheit<br />

über den Hauptmann von Kapernaum eigentlich keine<br />

Redensammlung Jesu?<br />

Antworten:<br />

Einheit von Rede <strong>und</strong> Heilsgeschehen<br />

In <strong>der</strong> lukanischen Abschiedsrede Jesu <strong>und</strong> dem darauf folgenden<br />

Bericht über seine Himmelfahrt, sind Rede Jesu, seine<br />

Abschiedsworte, (Lk. 24:44-49) <strong>und</strong> Heilsgeschichte, Einzelheiten<br />

seiner Himmelfahrt (Verse 50-53), miteinan<strong>der</strong> verflochten.<br />

Wort <strong>und</strong> Heilsgeschichte sind bei Lukas <strong>und</strong> auch<br />

bei Matthäus eng verknüpft. Die Theorie <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q<br />

neigt dazu, Wort <strong>und</strong> Heilsgeschichte voneinan<strong>der</strong> zu trennen.<br />

Erzählstil bettet Redengut ein<br />

Die Begebenheit <strong>der</strong> Heilung des Dieners des römischen<br />

Hauptmanns erscheint bei Matthäus wie Lukas in Form einer<br />

Erzählung. <strong>Das</strong> Glaubenswort Jesu über den Hauptmann ist<br />

bei Matthäus wie Lukas in dieser Erzählform eingebettet (Mt.<br />

8:5-13). Die Erzählung steuert auf dieses Glaubenswort zu<br />

(Verse 1-9), ehe das Herrenwort gesprochen wird: „Wahrhaftig,<br />

ich sage euch, bei niemandem in Israel habe ich einen<br />

solchen Glauben gef<strong>und</strong>en.“ (Vers 10)<br />

Auch bei Lukas zielt die Erzählung auf diese Aussage ab (Lk.<br />

7:1-9a), ehe Christus spricht: „Ich sage euch, selbst in Israel<br />

habe ich einen solchen Glauben nicht gef<strong>und</strong>en.“ (Vers<br />

10)<br />

<strong>Das</strong> Ganze ist eine Erzählung. Dies ist keine bloße Sammlung<br />

von Spruchgut <strong>und</strong> Reden Jesu.<br />

MONTAG<br />

Die Bußpredigt des Täufers (Mt. 3:7-10; Lk. 3:7-9)<br />

Verhältnis Lukas zu Matthäus<br />

Wörtliche Übereinstimmung<br />

In <strong>der</strong> nebenstehenden Tabelle laufen die Schriftabschnitte<br />

von Matthäus <strong>und</strong> Lukas parallel nebeneinan<strong>der</strong>. Außer dem<br />

Unterschied im ersten Satz, wird die wörtliche Übereinstimmung<br />

zwischen Lukas <strong>und</strong> Matthäus sichtbar. Die Spalte für<br />

Markus ist schmal angedeutet <strong>und</strong> leer, denn bei Markus ist<br />

dieser Abschnitt nicht zu finden. Lukas hat in diesem Abschnitt<br />

das Matthäusevangelium vor sich gehabt <strong>und</strong> daraus zitiert.<br />

Daher die wörtliche Übereinstimmung. Nicht wenige Neutestamentler<br />

vertreten die Auffassung, dass Lukas das Matthäusevangelium<br />

als Quellenvorlage benutzt hat. (1)<br />

Die Tabelle<br />

Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />

Matthäus 3:7-10 Lukas 3:7-9<br />

20


Matthäus<br />

Markus Lukas<br />

7 Als nun viele Pharisäer 7 Er sprach aber zu den<br />

<strong>und</strong> Sadduzäer zu seiner<br />

Volksmassen, die herauskamen,<br />

Taufe kamen, sprach er zu<br />

sich von ihm taufen zu lassen:<br />

ihnen:<br />

Ihr Natternbrut! Wer hat euch<br />

Ihr Natternbrut! Wer hat euch<br />

angewiesen zu fliehen vom<br />

angewiesen zu fliehen vom<br />

kommenden Zorn?<br />

kommenden Zorn?<br />

8 Bringt Frucht hervor, die 8 Bringt Frucht hervor, die<br />

<strong>der</strong> Sinnesän<strong>der</strong>ung entspricht<br />

<strong>der</strong> Sinnesän<strong>der</strong>ung entspricht<br />

9 <strong>und</strong> meint nicht, bei euch <strong>und</strong> fangt nicht an, bei euch<br />

zu sagen: Einen Vater haben<br />

zu sagen: Einen Vater haben<br />

wir - den Abraham! Denn ich<br />

wir - den Abraham! Denn ich<br />

sage euch: Gott vermag aus<br />

sage euch: Gott vermag aus<br />

diesen Steinen dem Abraham<br />

Diesen Steinen dem Abraham<br />

Kin<strong>der</strong> zu erwecken.<br />

Kin<strong>der</strong> zu erwecken.<br />

10 Denn schon ist die Axt an 9 Denn schon ist die Axt an<br />

die Wurzel <strong>der</strong> Bäume gelegt.<br />

die Wurzel <strong>der</strong> Bäume gelegt.<br />

Je<strong>der</strong> Baum daher, <strong>der</strong> keine<br />

Je<strong>der</strong> Baum daher, <strong>der</strong> keine<br />

gute Frucht hervorbringt, wird<br />

gute Frucht hervorbringt, wird<br />

abgehauen <strong>und</strong> ins Feuer<br />

abgehauen <strong>und</strong> ins Feuer<br />

geworfen.<br />

geworfen.<br />

Die Abhängigkeitsfrage<br />

Ist Lukas von Matthäus abhängig o<strong>der</strong> Matthäus von Lukas?<br />

<strong>Das</strong> heißt: Benutzt Matthäus das Lukasevangelium als Vorlage<br />

o<strong>der</strong> benutzt Lukas das Matthäusevangelium, um daraus<br />

zu zitieren?<br />

Damals war es nicht üblich, Zitate mit einer Fußnote zu versehen,<br />

um die Quelle zu belegen, aus <strong>der</strong> zitiert wird. Deshalb<br />

bleibt uns heute die Arbeit, zu rekonstruieren, wer wen zitiert<br />

hat: Matthäus den Lukas o<strong>der</strong> Lukas den Matthäus. Die Antwort<br />

auf diese Frage ist aufgr<strong>und</strong> von Anhaltspunkten zu suchen?<br />

Ein Anhaltspunkt sind die Worte, die Lukas in seinem<br />

Evangelium als Einleitung zu seinem Geschichtswerk schreibt.<br />

Dies wird im nächsten Abschnitt erläutert.<br />

Fragen: (1) Was ist <strong>der</strong> einzige Unterschied im Vergleich bei<strong>der</strong><br />

Texte in <strong>der</strong> obigen Tabelle? (2) Wie kommt eine wortwörtliche<br />

Übereinstimmung ganz allgemein zustande? (3)<br />

Welche Frage ist angesichts <strong>der</strong> wortwörtlichen Übereinstimmung<br />

zwischen Lukas <strong>und</strong> Matthäus noch zu beantworten?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Der Anhaltspunkt<br />

<strong>Das</strong>s Lukas das Matthäusevangelium als eine seiner Quellen<br />

benutzt hat <strong>und</strong> daraus zitiert, kann aus <strong>der</strong> Einleitung des<br />

Lukasevangeliums geschlussfolgert werden. Dies ist <strong>der</strong> Anhaltspunkt:<br />

„Zumal viele Hand angelegt haben, <strong>der</strong> Reihe<br />

nach die Erzählung über die Geschehnisse wie<strong>der</strong>zugeben,<br />

die sich unter uns ereignet haben, wie uns überliefert<br />

haben, die von Anfang an Augenzeugen <strong>und</strong> Diener<br />

des Wortes geworden sind, gefiel es auch mir, nachdem<br />

ich von Anfang an genau <strong>und</strong> <strong>der</strong> Reihe nach allem nachgegangen<br />

bin, dir zu schreiben, hochgeehrter Theophilus,<br />

damit du die Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Lehre genau kennst, in<br />

<strong>der</strong> du unterrichtet bist.“ (Lk. 1:1-4)<br />

Quellenbezug des Lukas<br />

Lukas bezieht sich auf viele schriftliche Quellen, die zur Zeit<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift seines Evangeliums bereits existiert haben.<br />

„Nachdem viele Hand angelegt haben“, umschreibt die<br />

schriftstellerische Handarbeit <strong>der</strong> Ausarbeitungen, die Lukas<br />

als Quelle vorgelegen haben. Es hat zu dieser Zeit, als Lukas<br />

schrieb, bereits viele gegeben, die eine schriftliche Abfassung<br />

dieser Ereignisse vorgelegt haben.<br />

Demnach waren zur Zeit <strong>der</strong> Abfassung des Lukasevangeliums<br />

schon viele schriftliche Quellen vorhanden, auf die Lukas<br />

zurückgreifen konnte.<br />

Es kann geschlussfolgert werden, dass das Matthäusevangelium<br />

zu den schriftlichen Quellen gehörte, aus denen<br />

Lukas sein Material bezog. Matthäus gehört als Apostel<br />

zu den Hauptzeugen <strong>der</strong> Heilsereignisse um Jesus<br />

Christus. Lukas hat die Apostel als Garanten rechter Überlieferung<br />

im Blick (Apg. 1:21-11), <strong>und</strong> dazu gehört auch<br />

Matthäus. Weitere Einzelheiten hierzu siehe zu Mittwoch.<br />

21


Hilfsfunktion des Heiligen Geistes<br />

In seiner Abfassung des Evangeliums stand Lukas, wie auch<br />

die an<strong>der</strong>en Evangelisten, unter dem Einfluss <strong>der</strong> Ausgießung<br />

des Heiligen Geistes zu Pfingsten, denn die Verheißung des<br />

Heiligen Geistes galt auch den Generationen danach <strong>und</strong> „allen<br />

denen in <strong>der</strong> Ferne, die <strong>der</strong> HERR, unser Gott, hinzu<br />

rufen wird.“ (Apg. 2:38-39)<br />

Lukas ist einer von denen, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Ferne hinzu gerufen<br />

worden ist, um heilsgeschichtliche Ereignisse um Jesus Christus<br />

in seinem Evangelium nie<strong>der</strong>zuschreiben, sowie die Umsetzung<br />

des Missionsbefehls in <strong>der</strong> Kraft des Heiligen Geistes<br />

im Werden <strong>und</strong> Wachsen <strong>der</strong> Gemeinde des Auferstandenen<br />

(Apg. 1:8). Die Verheißung des Heiligen Geistes durften<br />

in beson<strong>der</strong>er Weise die Evangelisten in Anspruch nehmen,<br />

die die Heilsereignisse um Jesus Christus für die Nachwelt<br />

schriftlich nie<strong>der</strong>legten: „Aber <strong>der</strong> Beistand, <strong>der</strong> Heilige<br />

Geist, den <strong>der</strong> Vater in meinem Namen senden wird, jener<br />

wird euch alles lehren <strong>und</strong> euch an alles erinnern, was ich<br />

euch gesagt habe.“ (Joh. 14:26)<br />

Fragen: (1) Auf welche Quellen bezieht sich Lukas bei <strong>der</strong><br />

Abfassung seines Evangeliums <strong>und</strong> <strong>der</strong> Apostelgeschichte?<br />

(2) In wiefern ordnet sich Matthäus in eine dieser Quellen ein?<br />

(3) Welche Hilfe stand Lukas bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>und</strong> Bearbeitung<br />

seiner Quellen zur Verfügung?<br />

Antworten:<br />

Nach Ausscheiden Judas Iskariots, <strong>der</strong> Christus verriet, schlägt<br />

Petrus in seiner Rede einen Ersatz vor, damit die Zwölfzahl<br />

<strong>der</strong> Apostel wie<strong>der</strong> voll wird. Indem Lukas die Rede des Petrus<br />

zitiert, markiert er die Qualifikation <strong>der</strong>er, die zum Zwölferkreis<br />

<strong>der</strong> Apostel gehören: „Es muss nun von den Männern,<br />

die mit uns zusammengekommen waren, in dem gesamten<br />

Zeitabschnitt, in dem <strong>der</strong> Herr Jesus unter uns<br />

einging <strong>und</strong> ausging, beginnend seit <strong>der</strong> Taufe des Johannes,<br />

bis zu dem Tage, an dem er (Christus) von uns<br />

entrückt wurde, einer Zeuge sein seiner Auferstehung.“<br />

(Apg. 1: 21-22)<br />

Garanten rechter Überlieferung<br />

Die Apostel sind als Augenzeugen befähigt, die Rechtmäßigkeit<br />

<strong>der</strong> Überlieferung zu garantieren. Ihre Zeugenschaft umfasst<br />

den Zeitraum von <strong>der</strong> Taufe des Johannes bis zur Himmelfahrt<br />

Jesu. Mit diesem Apostelkreis hat Lukas seine<br />

Hauptquelle vor sich. Zu ihr gehört auch Matthäus. Dessen<br />

Evangelium hat Lukas bereits vorgef<strong>und</strong>en.<br />

Matthäus gehört zum Kreis <strong>der</strong>er, von dem Lukas schreibt:<br />

„Zumal viele Hand angelegt haben, <strong>der</strong> Reihe nach die<br />

Erzählung über die Geschehnisse wie<strong>der</strong>zugeben, die sich<br />

unter uns ereignet haben, die von Anfang an Augenzeuge<br />

<strong>und</strong> Diener des Wortes geworden sind.“ (Lk. 1:1-2)<br />

Hier reiht sich Matthäus unter den vielen ein, die schriftstellerisch<br />

tätig geworden sind <strong>und</strong> „Hand angelegt“, also<br />

geschrieben haben. Von daher ist abzuleiten: Nicht Matthäus<br />

hat aus dem Lukasevangelium zitiert, son<strong>der</strong>n umgekehrt:<br />

Lukas hat aus dem Matthäusevangelium zitiert, was<br />

die wörtliche Übereinstimmung solcher Abschnitte erklärt<br />

(siehe obige Gegenüberstellung in <strong>der</strong> Tabelle).<br />

Fragen: (1) Woraus geht hervor, dass Lukas schriftliche Quellen<br />

benutzt hat? (2) Was will Lukas in <strong>der</strong> Begebenheit <strong>der</strong><br />

Nachwahl eines Apostels ausdrücken? (3) Inwiefern sind die<br />

Apostel die Hauptzeugen des Lukas?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Die schriftlichen Quellen<br />

Apostelkreis<br />

Welcher Personenkreis stand Lukas zur Verfügung? Es geht<br />

um die „Erzählung über die Geschehnisse, die sich unter<br />

uns ereignet haben, wie uns überliefert haben, die von<br />

Anfang an Augenzeugen <strong>und</strong> Diener des Wortes geworden<br />

sind.“<br />

Der Kreis <strong>der</strong> Augenzeugen, auf den Lukas sich bei den schriftliche<br />

Quellen seines Berichts bezieht, ist auf die Apostel Jesu<br />

Christi zugeschnitten. <strong>Das</strong> sind die Hauptzeugen an die Lukas<br />

bei Erstellung seines Berichts denkt.<br />

DONNERSTAG<br />

Die mündlichen Quellen<br />

Vision des Zacharias<br />

Im Rahmen dieser Lektion wird die mündliche Überlieferung<br />

am Beispiel <strong>der</strong> Geburt Johannes des Täufers illustriert. Als<br />

Zacharias in den Tempel ging, um seiner Priesterordnung gemäß<br />

den Räucherdienst zu übernehmen, wartete das ganze<br />

Volk draußen vor dem Tempel (Lk. 1:5-10). Sie wun<strong>der</strong>ten sich,<br />

weshalb er so lange im Tempel zubrachte. Als er endlich aus<br />

dem Tempel trat <strong>und</strong> statt den Segen auszusprechen (4. Mose<br />

6:24-26), stumm war <strong>und</strong> nur Zeichen von sich gab, verstanden<br />

alle, dass er im Tempel eine Vision gesehen hatte (Lk.<br />

1:21-22).<br />

Ganz Israel betreffend<br />

Die Frage stand im Raum: „Was für eine Vision hat <strong>der</strong> Priester<br />

Zacharias im Tempel gesehen?“ Inhalt <strong>der</strong> Vision war die<br />

22


Ankündigung des Vorläufers des Messias (Lk. 1:11-20). Dies<br />

betraf ganz Israel. <strong>Das</strong> Volk, das auf Zacharias vor dem<br />

Tempel gewartet hatte, blieb nicht im Ungewissen, was<br />

Gott <strong>der</strong> HERR für sein Volk dem amtierenden Priester<br />

offenbart hatte. Sollte das Volk von diesem Ereignis, das<br />

das ganze Volk betraf, in Kenntnis gesetzt werden, musste<br />

diese Nachricht von M<strong>und</strong> zu M<strong>und</strong> weiter erzählt <strong>und</strong><br />

unter dem Volk verbreitet werden. So entsteht mündliche<br />

Überlieferung, die Lukas aufnimmt <strong>und</strong> in sein Evangelium<br />

einbringt.<br />

Mündliche K<strong>und</strong>e im Umlauf<br />

Elisabeth<br />

Als Elisabeth das Kind geboren hatte <strong>und</strong> es am 8. Tage beschnitten<br />

wurde, wollte man es nach üblichem Brauch nach<br />

seinem Vater „Zacharias“ nennen. Elisabeth aber beharrte<br />

darauf, das Kind solle „Johannes“ heißen (Lk. 1:57-60). Woher<br />

wusste sie, dass <strong>der</strong> Engel dem Zacharias im Tempel geboten<br />

hatte, er solle Johannes heißen? (Lk. 1:13) Ihr stummer<br />

Ehemann muss ihr durch Zeichen <strong>und</strong> Schrifttafel zu verstehen<br />

gegeben haben, dass <strong>der</strong> Engel ihm einen solchen Namen<br />

zugewiesen hatte. Als man Zacharias bat, dem Kind den<br />

richtigen Namen zu geben, welcher <strong>der</strong> üblichen Sitte entsprach,<br />

nämlich „Zacharias“, bestätigte er zum Erstaunen aller<br />

den Namen „Johannes“ auf einer Schrifttafel (Lk. 1:63).<br />

Geöffneter M<strong>und</strong><br />

Für die mündliche Überlieferung genügt es nicht, dass nur<br />

Elisabeth von dieser Ankündigung erfährt. Der HERR öffnete<br />

den M<strong>und</strong> des Zacharias, <strong>und</strong> er prophezeite <strong>und</strong> pries<br />

Gott im Lobgesang (Verse 67-80). Mit Öffnen seines M<strong>und</strong>es<br />

beginnt die Quelle mündlicher Überlieferung zu sprudeln,<br />

die von M<strong>und</strong> zu M<strong>und</strong> immer weitere Kreise zog.<br />

Dies wird auch in den Worten ausgedrückt: „Und es kam allen<br />

große Furcht an, (die das hörten), die drum herum<br />

wohnten, <strong>und</strong> in <strong>der</strong> ganzen Gebirgsgegend Judäs wurden<br />

diese Worte weiter erzählt.“ (Lk. 1:65)<br />

Lukas hat dieses Überlieferungsgut in sein Evangelium aufgenommen.<br />

Ergänzung durch mündliche Überlieferung<br />

Im Einführungssatz zur Bußpredigt Johannes des Täufers wird<br />

ein Unterschied sichtbar (siehe Tabelle oben). Bei Matthäus<br />

redet <strong>der</strong> Täufer die Pharisäer <strong>und</strong> Schriftgelehrten an mit „Ihr<br />

Natternbrut!“ (Mt. 3:7) Bei Lukas redet <strong>der</strong> Täufer mit denselben<br />

Worten die Volksmassen an (Lk. 3:7). Lukas kann eine<br />

mündliche Überlieferung verwendet haben, um Matthäus<br />

zu ergänzen. Er will damit sagen: Es gilt für alle, dass eine<br />

formelle Taufe in Selbstgerechtigkeit unzureichend ist.<br />

Sündenbekenntnis legt den Gr<strong>und</strong> für Glaubensfrucht.<br />

Fragen: (1) Wie entsteht mündliche Überlieferung? (2) Woher<br />

wusste Elisabeth, dass das Kind „Johannes“ heißen sollte?<br />

(3) Wie setzt <strong>der</strong> geöffnete M<strong>und</strong> des Zacharias mündliche<br />

Überlieferung in Gang?<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Die Bußpredigt Johannes des Täufers stimmt - abgesehen<br />

vom einleitenden Satz- bei Lukas <strong>und</strong> Matthäus wortwörtlich<br />

überein (siehe Tabelle).<br />

(2) Lukas teilt eingangs seines Evangeliums mit, dass er<br />

schriftliche Quellen benutzt, <strong>der</strong>en es zu seiner Zeit bereits<br />

viele gab (Lk. 1:1-4). Dies ist ein Anhaltspunkt dafür, dass eine<br />

<strong>der</strong> schriftlichen Quellen des Lukas das Matthäusevangelium<br />

in schriftlicher Form ist, denn Matthäus gehört zum Kreis <strong>der</strong><br />

Apostel, die Lukas als Hauptzeugen im Blick hat (Apg. 1:21-<br />

22). In <strong>der</strong> Bußpredigt des Täufers zitiert Lukas wörtlich aus<br />

dem Matthäusevangelium <strong>und</strong> stimmt daher wortwörtlich mit<br />

Matthäus überein.<br />

(3) In <strong>der</strong> Rede des Petrus zur Nachwahl eines Apostels<br />

erscheint <strong>der</strong> Zwölferkreis als Garant rechter Überlieferung.<br />

Sie alle sind Augenzeugen <strong>der</strong> Ereignisse, beginnend mit <strong>der</strong><br />

Johannestaufe, bis hin zur Himmelfahrt. Die Apostel, wozu<br />

auch Matthäus gehörte, sind Hauptzeugen des Lukas.<br />

(4) Neben diesen schriftlichen Quellen stand dem Lukas<br />

auch mündliches Überlieferungut zur Verfügung. Die Ankündigung<br />

<strong>der</strong> Geburt des Vorläufers des Messias betraf das ganze<br />

Volk. Deshalb bleibt diese Nachricht nicht bei Zacharias<br />

<strong>und</strong> Elisabeth stecken, son<strong>der</strong>n wird von M<strong>und</strong> zu M<strong>und</strong> unter<br />

dem Volk weiterverbreitet.<br />

(5) <strong>Das</strong> ganze Volk war Augenzeuge des langen Verweilens<br />

des Zacharias im Tempel. Sie erlebten das Stummsein<br />

des Priesters, das Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Namensgebung, die bisherigen<br />

Brauch beiseite setzte <strong>und</strong> Neues ankündigte. Sie erlebten<br />

auch, wie <strong>der</strong> Priester Zacharias wie<strong>der</strong> sprechen konnte<br />

<strong>und</strong> den Gang mündlichen Weitersagens in Gang setzte. Die<br />

ganze Begebenheit <strong>der</strong> Geburt des Täufers wurde in <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> ganzen Gebirgsgegend Judäas von M<strong>und</strong><br />

zu M<strong>und</strong> weiter erzählt. Lukas kann in seinem Son<strong>der</strong>gut, das<br />

nur er hat, auf umfangreiche mündliche Überlieferung zurückgreifen.<br />

(6) Während <strong>der</strong> Täufer im Matthäusevangelium die Pharisäer<br />

<strong>und</strong> Sadduzäer mit „Natternbrut“ anredet, lässt Lukas<br />

so das ganze Volk anreden. Damit will er unter Zuhilfenahme<br />

mündlicher Überlieferung Matthäus ergänzen <strong>und</strong> sagen: „Die<br />

Bedingung wahrer Taufe gilt für alle.“<br />

(7) Die Evangelien stehen im Zeichen von Pfingsten. Der<br />

verheißene Heilige Geist war ihnen hilfreich, für die Heilsgeschichte<br />

relevantes Material aus schriftlicher <strong>und</strong> mündlicher<br />

Überlieferung auszuwählen.<br />

Fußnote<br />

(1) Kümmel, a.a. Ort, Seite 37, Fußnote 48. Die Abhängigkeit<br />

des Lukas von Matthäus wird vertreten von: Rengstorf,<br />

Schlatter, Ropes, Butler, Farrer, Cassian, Turner, Farmer, Argyle,<br />

Simpson, Wilkens, San<strong>der</strong>s.<br />

Antworten:<br />

Sabbatanfang:<br />

20.54 Uhr<br />

23


Lektion 6 9. Mai - 15. Mai 2010<br />

<strong>Das</strong> Rätsel <strong>der</strong> Taufe Jesu <strong>und</strong> die trinitarische Gottesoffenbarung<br />

Schriftabschnitte: Die Taufe Jesu: Mt. 3:13-17; Mk. 1:9-<br />

11; Lk. 3:21-22. Die Fülle <strong>der</strong> Gerechtigkeit im leidenden Gottesknecht:<br />

Jes., Kap. 53. Die Sünde als Urkrankheit <strong>und</strong> ihre<br />

Heilung: Jes. 1:1-18; 53:4. Die personelle Gestalt des Heilige<br />

Geistes: Mt. 3:16; Mk. 1:10; Lk. 3:22; seine personelle Tätigkeit:<br />

Mt. 4:1; Mk. 1:12; Lk. 4:1. Vater <strong>und</strong> Sohn: Mt. 3:17; Mk.<br />

3:17; Lk. 3:22; Joh. 3:16.<br />

Merkvers: „Und <strong>der</strong> Heilige Geist fuhr hernie<strong>der</strong> auf ihn<br />

in leiblicher Gestalt wie eine Taube, <strong>und</strong> eine Stimme kam<br />

aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe<br />

ich Wohlgefallen.“ (Lk. 3:22, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />

Bußpredigt des Täufers<br />

Wörtliche Übereinstimmung <strong>und</strong> Unterschiede<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurde u. a. die Bußpredigt Johannes<br />

des Täufers bei Lukas <strong>und</strong> Matthäus gegenübergestellt. <strong>Das</strong><br />

Sichtbild <strong>der</strong> vergleichenden Tabelle ergab, dass beide Fassungen<br />

wortwörtlich übereinstimmten. Davon ausgenommen<br />

war <strong>der</strong> einleitende Satz, wobei <strong>der</strong> Täufer im Matthäusevangelium<br />

die Pharisäer <strong>und</strong> Sadduzäer mit „Natternbrut“ anredet,<br />

während <strong>der</strong> Täufer im Lukasevangelium das Volk so<br />

anredet. Es wurde untersucht, wie diese Unterschiede <strong>und</strong><br />

Gemeinsamkeiten zustande gekommen sein konnten.<br />

Apostelkreis als Hauptzeugen des Lukas<br />

Im Eingangswort des Lukasevangeliums (Lk. 1:1-4) trat zutage,<br />

dass Lukas bereits viele schriftliche Quellen zur Verfügung<br />

hatte, aus <strong>der</strong> er Informationen für die Zusammenstellung seines<br />

Evangeliums schöpfte. Für Lukas waren die zwölf Apostel<br />

als Garanten rechter Überlieferung die Hauptzeugen, auf<br />

die er sich berufen konnte. Dies geht insbeson<strong>der</strong>e aus <strong>der</strong><br />

Petrusrede bei <strong>der</strong> Nachwahl eines Apostels hervor, <strong>der</strong> die<br />

Stelle des Judas Ischariot einnehmen <strong>und</strong> die Zwölfzahl wie<strong>der</strong>herstellen<br />

sollte. Darin wird die Eignung des Zwölferkreises<br />

vorgesehen, dass sie alle Augenzeugen des Heilswirkens<br />

Christi <strong>und</strong> seiner Auferstehung sein sollten, angefangen von<br />

<strong>der</strong> Johannestaufe bis zur Himmelfahrt (Apg. 1:21-22).<br />

Lukas übernimmt Text des Matthäus<br />

Im Matthäusevangelium redet <strong>der</strong> Täufer die Pharisäer <strong>und</strong><br />

Sadduzäer mit „Natternbrut“ an. Im Lukasevangelium dagegen<br />

redet <strong>der</strong> Täufer das Volk mit dieser Anrede an. Lukas<br />

kann an dieser Stelle aus einer mündlichen Überlieferung geschöpft<br />

haben, die damals noch neben den schriftlichen Quellen<br />

lebendig war. Damit ergänzt Lukas den Sachverhalt dahingehend,<br />

dass <strong>der</strong> Täufer die Bedingung wahrer Taufe, soll<br />

sie nicht nur Formsache sein, unter Zuhilfenahme mündlicher<br />

Überlieferung auf das ganze Volk ausweitet. Lukas will damit<br />

sagen, die Bedingung wahrer Taufe gilt nicht nur einer Gruppe,<br />

son<strong>der</strong>n allen, die zur Taufe kommen. Nicht um selbstgerechten<br />

Stolz auf Abraham als Vater geht es, son<strong>der</strong>n Reue<br />

<strong>und</strong> Sündenbekenntnis wird für alle eingefor<strong>der</strong>t. Die Entstehung<br />

<strong>und</strong> Verbreitung mündlicher Überlieferung wurde anhand<br />

<strong>der</strong> Ereignisse <strong>der</strong> Geburt des Täufers als Beispiel aufgezeigt.<br />

Fragen: (1) Wie kommt die wörtliche Übereinstimmung <strong>der</strong><br />

Bußpredigt des Täufers bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas zustande?<br />

(2) Wie ist <strong>der</strong> Unterschied im Eingangssatz zu erklären? (3)<br />

Aus welchen beiden Quellen schöpft Lukas bei Abfassung seines<br />

Evangeliums?<br />

Antworten:<br />

MONTAG<br />

Die Taufe Jesu im Matthäusevangelium (Mt. 3:13-<br />

17)<br />

Der Textabschnitt<br />

„Zu jener Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu<br />

Johannes, von ihm getauft zu werden. Aber Johannes<br />

wollte es verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> sprach: Ich habe es nötig, von<br />

dir getauft zu werden, <strong>und</strong> du kommst zu mir? Jesus aber<br />

sprach zu ihm: Lass es jetzt geschehen, denn so geziemt<br />

es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Dann ließ er es zu.<br />

Als Jesus aber getauft war, stieg er sogleich heraus vom<br />

Wasser. Und siehe, die Himmel wurden geöffnet, <strong>und</strong> er<br />

sah den Geist Gottes herabkommen wie eine Taube <strong>und</strong><br />

auf ihn kommen. Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel<br />

sprach: <strong>Das</strong> ist mein geliebter Sohn. An ihm habe ich<br />

Wohlgefallen.“<br />

Die schriftlichen Quellen, auf die Lukas sich in seinem Eingangswort<br />

bezieht (Lk. 1:1-3), weisen in die apostolische Richtung.<br />

Da nun die Bußpredigt des Täufers wortwörtlich im Matthäus-<br />

<strong>und</strong> Lukasevangelium übereinstimmt - außer dem Einleitungssatz<br />

-, ergibt sich die Schlussfolgerung, dass Lukas<br />

die Bußpredigt des Matthäusevangeliums in ihrer wortwörtlichen<br />

Fassung übernommen hat.<br />

Der Unterschied<br />

24<br />

Die Sün<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sündlose<br />

Matthäus hat in <strong>der</strong> Weigerung des Täufers, Jesus zu taufen,<br />

ein Son<strong>der</strong>gut. <strong>Das</strong> heißt, we<strong>der</strong> Markus noch Lukas berichten<br />

dies, <strong>und</strong> auch Johannes in seinem Evangelium nicht. Die<br />

Taufe Jesu ist zunächst ein Rätsel. Gr<strong>und</strong>sätzlich war die Johannestaufe<br />

für Sün<strong>der</strong> vorgesehen. Von den Täuflingen<br />

schreibt Matthäus: „Und sie wurden von ihm (Johannes)<br />

im Jordanfluss getauft <strong>und</strong> bekannten ihre Sünden.“ (Mt.<br />

3:6) Johannes hatte viele Sün<strong>der</strong> getauft <strong>und</strong> viele Sünden im<br />

Bekenntnis <strong>der</strong> Taufkandidaten gehört. Die mit Sünden Beladenen<br />

bekannten ihre Sünden, ließen sich taufen <strong>und</strong> kamen


erleichtert aus dem Taufwasser hervor. Da aber kommt jemand,<br />

<strong>der</strong> nicht von Sünden gezeichnet ist <strong>und</strong> will sich taufen lassen:<br />

ein Sündloser.<br />

<strong>Das</strong> Rätsel <strong>der</strong> Taufe Jesu<br />

Warum unterzieht sich <strong>der</strong> Sündlose <strong>der</strong> Taufe, die er nicht<br />

benötigt? In seiner abwehrenden Haltung hat Johannes <strong>der</strong><br />

Täufer diesen augenscheinlichen Wi<strong>der</strong>spruch gesehen. Auf<br />

den ersten Blick jedenfalls ist es ein Wi<strong>der</strong>spruch in sich selbst,<br />

wenn <strong>der</strong> sündlose Christus sich <strong>der</strong> Taufe unterzieht, die nur<br />

für Sün<strong>der</strong> gedacht ist. Daher will Johannes das richtig stellen<br />

<strong>und</strong> den Wi<strong>der</strong>spruch dadurch beseitigen, dass er als Sün<strong>der</strong><br />

sich von Christus, dem Sündlosen, taufen lassen würde. Dann<br />

wäre <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch beseitigt.<br />

<strong>Das</strong> Hebräerevangelium<br />

Schon früh hat man dieses <strong>Problem</strong> zu ergründen gesucht.<br />

So im Hebräerevangelium. Es ist in lateinischen Texten <strong>der</strong><br />

Kirchenväter bekannt <strong>und</strong> wird um das 2. Jhd. n. Chr. datiert.<br />

Darin heißt es: „Siehe die Mutter Jesu <strong>und</strong> seine Brü<strong>der</strong><br />

sprachen zu ihm: Johannes <strong>der</strong> Täufer tauft zur Vergebung<br />

<strong>der</strong> Sünden: Lasst uns gehen <strong>und</strong> von ihm getauft<br />

werden. Aber er (Christus) sprach zu ihnen: Was habe ich<br />

gesündigt, dass ich hingehe <strong>und</strong> von ihm getauft werde?<br />

Außer wenn, was ich sage, gegebenenfalls Unwissenheit<br />

ist.“ (1)<br />

Solidarische Haltung<br />

Nach diesem Text würde Christus sich von seiner Mutter <strong>und</strong><br />

seinen Brü<strong>der</strong>n überredet lassen haben, mit ihnen zum Jordan<br />

zu gehen, um sich von Johannes taufen zu lassen. Dies<br />

wäre eine solidarische Haltung Christi. Jesus würde sich angesichts<br />

seiner Sündlosigkeit solidarisch mit seiner Familie<br />

<strong>und</strong> dem Volk erklärt haben <strong>und</strong> zur Taufe gekommen sein.<br />

Indes liegt für die Teilnahme Jesu an <strong>der</strong> Taufe ein noch tieferer<br />

Gr<strong>und</strong> vor, den er selbst in seiner eigenen Antwort an den<br />

Täufer andeutet.<br />

Fragen: (1) Woran erkannte <strong>der</strong> Täufer die An<strong>der</strong>sartigkeit<br />

Jesu bei <strong>der</strong> Taufe? (2) Welches Rätsel gibt uns die Taufe<br />

Jesu auf? (3) Welche Antwort erteilt das Hebräerevangelium?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Die Antwort Christi<br />

Arten von Krankheit<br />

Körperliche<br />

Hier bezieht sich Jesus auf den leidenden Gottesknecht aus<br />

Jesaja. Dort wird weiter erläutert, wie <strong>der</strong> leidende Gottesknecht<br />

Gerechtigkeit schafft: „In <strong>der</strong> Tat, unsere Krankheiten<br />

hat er getragen, <strong>und</strong> unsere Schmerzen, er hat sie auf<br />

sich genommen, aber wir hielten ihn für bestraft, geschlagen<br />

von Gott <strong>und</strong> geplagt.“ (Jes. 53:4)<br />

Es geht hier um den Begriff „Krankheit“. Der leidende Gottesknecht<br />

wird auch genannt: „Mann <strong>der</strong> Schmerzen, bekannt<br />

mit Krankheit.“ (Vers 3) Krankheit ist die Folge <strong>der</strong> Sünde,<br />

wie auch <strong>der</strong> Tod. Matthäus berichtet, wie Christus Kranke<br />

<strong>und</strong> Besessene heilt <strong>und</strong> vermerkt: „So wurde erfüllt das<br />

Wort durch den Propheten Jesaja, <strong>der</strong> sagt: Er selbst hat<br />

unsere Schwachheiten auf sich genommen <strong>und</strong> die (unsere)<br />

Krankheiten getragen.“ (Mt. 8:14-17; Jes. 53:4 nach<br />

<strong>der</strong> Septuaginta)<br />

Sünde als Urkrankheit<br />

Der Begriff „Krankheit“ wird auch auf die Sünde bezogen. Sie<br />

ist eigentlich die Urkrankheit, an <strong>der</strong> alle Menschen leiden. So<br />

finden sich Schriftstellen, die den Begriff „Krankheit“ auf Erscheinungsformen<br />

<strong>der</strong> Sünde beziehen (Jes. 1:6; Jer. 6:7;<br />

10:19; Pred. 5:16; 6:2 - nicht bei allen Übersetzungen als Sünde<br />

erkennbar). Jesaja beschreibt die Krankheit <strong>der</strong> Sünde,<br />

auf Israel bezogen eindeutig so: „Höret ihr Himmel <strong>und</strong> Erde,<br />

nimm zu Ohren, denn <strong>der</strong> HERR redet! Ich habe Kin<strong>der</strong><br />

großgezogen <strong>und</strong> hochgebracht, <strong>und</strong> sie sind von mir<br />

abgefallen! Ein Ochse kennt seinen HERRN; aber Israel<br />

kennt´s nicht, <strong>und</strong> mein Volk versteht´s nicht. Weh dem<br />

sündigen Volk, dem Volk mit Schuld beladen, dem boshaften<br />

Geschlecht, den ver<strong>der</strong>bten Kin<strong>der</strong>n, die den<br />

HERRN verlassen, den Heiligen Israels lästern, die abgefallen<br />

sind! Wohin soll mach euch noch schlagen, die ihr<br />

doch weiter im Abfall verharrt? <strong>Das</strong> ganze Haupt ist krank,<br />

das ganze Herz ist matt. Von <strong>der</strong> Fußsohle bis zum Haupt<br />

ist nichts Ges<strong>und</strong>es an euch, son<strong>der</strong>n Beulen <strong>und</strong> Striemen<br />

<strong>und</strong> frische W<strong>und</strong>en, die nicht gereinigt noch verb<strong>und</strong>en<br />

sind... Höret des HERRN Wort, ihr Herren von<br />

Sodom! Nimm zu Ohren, die Weisung unseres Gottes, du<br />

Volk von Gomorra... <strong>und</strong> wenn ihr auch eure Hände ausbreitet,<br />

verberge ich doch meine Augen vor euch, <strong>und</strong><br />

wenn ihr auch viel betet, so höre ich euch doch nicht, denn<br />

eure Hände sind voll Blut...“ (Jes. 1:2-6.10.15, Luther 1984)<br />

Fragen: (1) Welche Antwort erteilt Christus dem zögernden<br />

Täufer? (2) Inwiefern wird hier ein Element des leidenden<br />

Gottesknechts aufgegriffen? (3) In welchem Sinn schil<strong>der</strong>t<br />

Jesaja die Urkrankheit <strong>der</strong> Sünde gleich im ersten Kapitel?<br />

Antworten:<br />

Alle Gerechtigkeit zu erfüllen<br />

Christus bringt Licht in das Dunkel dieses Rätsels, wenn er<br />

Johannes antwortet: „Lass es jetzt geschehen, denn so geziemt<br />

es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ (Mt. 3: 15)<br />

Gerechtigkeit ist das Stichwort. Es soll alle Gerechtigkeit erfüllt<br />

werden, die Fülle <strong>der</strong> Gerechtigkeit. Im Hintergr<strong>und</strong> dieser<br />

Worte steht die Prophetie über den leidenden Gottesknecht<br />

(Jes. 53). Da heißt es an <strong>der</strong> entsprechenden Stelle, wo es<br />

um Gerechtigkeit geht: „Durch das Ungemach seiner Seele<br />

wird er schauen <strong>und</strong> das Vollmaß haben. Durch seine Erkenntnis<br />

wird gerecht machen <strong>der</strong> Gerechte, mein Knecht,<br />

die Vielen, <strong>und</strong> ihre Sünden trägt er.“ (Jes. 53:11)<br />

25<br />

MITTWOCH<br />

Die Heilung<br />

Einladung zur Rechtssache<br />

Nach ausgiebiger Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Urkrankheit <strong>der</strong> Sünde<br />

spricht <strong>der</strong> Prophet im Namen Gottes von <strong>der</strong> Heilung dieser<br />

Krankheit. Dies ist gleichbedeutend mit <strong>der</strong> Rechtfertigung des<br />

Sün<strong>der</strong>s: „So kommt nun, <strong>und</strong> lasst uns miteinan<strong>der</strong><br />

rechten, spricht <strong>der</strong> HERR. Wenn eure Sünde auch blutrot


ist, so soll sie doch schneeweiß werden, <strong>und</strong> wenn sie rot<br />

ist wie Scharlach, soll sie wie Wolle werden.“ (Jes. 1:18,<br />

LB 1984)<br />

Heilung <strong>der</strong> Sündenkrankheit<br />

Die Sündenkrankheit des Volkes ist total. Da ist nichts<br />

Ges<strong>und</strong>es. Gott lädt sein Volk zu einer Rechtssache ein.<br />

„Lasst uns mit einan<strong>der</strong> rechten!“ Diese Rechtssache für<br />

das Volk wäre aussichtslos. Nur ein Verdammungsurteil wäre<br />

für das „Volk von Sodom <strong>und</strong> Gomorra“ zu erwarten<br />

gewesen (Jes. 1:10) - wäre da nicht <strong>der</strong> leidende Gottesknecht,<br />

<strong>der</strong> als <strong>der</strong> Gerechte den Vielen Gerechtigkeit schafft, indem<br />

er sein Leben stellvertretend als Schuldopfer für die darbringt,<br />

die todkrank in Sünde sind (Jes. 53:4.10-11). <strong>Das</strong> Rechten,<br />

wozu Gott sein Volk einlädt, besteht in Heilung dieser<br />

Sündenkrankheit. Die Sünden, die blutrot sind, sollen<br />

schneeweiß werden. Wie Scharlach, so werden sie wie Wolle.<br />

Dieses Rechten wird so ausgeführt, dass <strong>der</strong> leidende<br />

Gottesknecht die Sündenkrankheit auf sich nimmt, sie<br />

stellvertretend trägt <strong>und</strong> daran stirbt, damit wir leben.<br />

Taufkandidaten des Johannes<br />

Da ist wie<strong>der</strong> das Wort von <strong>der</strong> Gerechtigkeit, das Jesus dem<br />

Täufer zur Antwort gab, als dieser sich anschickte, den vor<br />

ihm stehenden sündlosen Christus nicht zu taufen. Dieser war<br />

gekommen, alle Gerechtigkeit in Fülle zu erfüllen. Und damit<br />

dies zum Zuge kommt, hat Johannes die Taufe des Sündlosen<br />

zugelassen. Und die Täuflinge, die zu Johannes dem Täufer<br />

kamen, litten alle an dieser Krankheit, bereuten ihre Sünden,<br />

bekannten sie, ließen sich taufen <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Geb<strong>und</strong>enheit<br />

ihrer Sündenkrankheit heilen. Dies war deshalb möglich, weil<br />

<strong>der</strong> leidende Gottesknecht ihre Sündenkrankheiten auf sich<br />

genommen hat.<br />

Christi stellvertretendes Leiden<br />

Es scheint, als sei <strong>der</strong> leidende Gottesknecht von Gott gestraft,<br />

geschlagen <strong>und</strong> geplagt. Es ist ein stellvertretendes Leiden,<br />

wie es Luther unnachahmlich übersetzt: „Aber er ist um<br />

unserer Missetat willen verw<strong>und</strong>et <strong>und</strong> um unserer Sünde<br />

willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir<br />

Frieden hätten, <strong>und</strong> durch seine W<strong>und</strong>en sind wir geheilt.“<br />

(Jes. 53:5, Luther 1984)<br />

Christus zur Sünde gemacht<br />

Christus ist kein Sün<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Sündlose. Aber <strong>der</strong><br />

Sündlose trägt die Sünden <strong>der</strong> Vielen, die zur<br />

Johannestaufe kommen. In seiner Zerschlagenheit gibt er<br />

sein Leben als Schuldopfer dahin (Jes. 53:10). Der Apostel<br />

Paulus drückt es später so aus: „Denn er hat den, <strong>der</strong> von<br />

keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit<br />

wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“ (2.<br />

Kor. 5:21, LB 1984)<br />

Fragen: (1) Mit welcher Einladung wendet sich Gott an sein<br />

sündenkrankes Volk? (2) Was wäre normalerweise von einer<br />

solchen Rechtssache zu erwarten gewesen? (3) Wie geht<br />

diese Rechtssache aus?<br />

Antworten:<br />

26<br />

DONNERSTAG<br />

Dreieinige Gottesoffenbarung<br />

Die Geistesoffenbarung<br />

„Als Jesus aber getauft war, stieg er sogleich heraus aus<br />

dem Wasser. Und siehe, die Himmel wurden geöffnet, <strong>und</strong><br />

er sah den Geist Gottes herabkommen wie eine Taube <strong>und</strong><br />

auf ihn kommen.“ (Mt. 3:16)<br />

Bei <strong>der</strong> Taufe sieht <strong>der</strong> Täufer den Geist Gottes, den Heiligen<br />

Geist, aus dem Himmel in Symbolgestalt einer Taube auf<br />

Christus herabkommen. Die Taube symbolisiert nach den<br />

Worten Jesu Unverdorbenheit <strong>und</strong> Reinheit (Mt. 10:15; vgl.<br />

Römer 16:19, Phil. 2:15, wo <strong>der</strong>selbe Begriff „akeraios“<br />

vorkommt). Damit wird die Unverdorbenheit des Heiligen<br />

Geistes dargestellt, <strong>der</strong> Christus, den Sündlosen <strong>und</strong> ebenso<br />

Unverdorbenen, auf seinem Erlösungswerk begleitet. Dieser<br />

unverdorbene <strong>und</strong> reine Heilige Geist tritt im Gegensatz auf<br />

zu den unreinen <strong>und</strong> bösen Geistern, die <strong>der</strong> Böse in die Welt<br />

sendet, Menschenleben zu ruinieren (Mt.12:43-45).<br />

Geist begleitet Christus<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit diesen unreinen <strong>und</strong> bösen<br />

Geistesmächten steht Christus bevor (Mt. 12:22-32). Alsbald<br />

nach <strong>der</strong> Taufe wird es zur ersten Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

zwischen Christus, begleitet vom Heiligen Geist, <strong>und</strong> dem<br />

Obersten aller unreinen <strong>und</strong> bösen Geister in <strong>der</strong> Begebenheit<br />

<strong>der</strong> Versuchung kommen (Mt. 4:1-11; Mk. 1:12-13; Lk. 4:1-<br />

13). Der Heilige Geist begleitet <strong>und</strong> rüstet Christus für diese<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung aus (Mt. 4:1; Mk. 1:12 Lk. 4:1). Der<br />

Heilige Geist als Person begleitet Christus als Person.<br />

Verhüllte Symbolgestalt des Geistes<br />

Der Heilige Geist offenbart sich bei <strong>der</strong> Taufe Jesu in sichtbarer<br />

Symbolgestalt, um überhaupt von Sün<strong>der</strong>n gesehen werden<br />

zu können. Gott offenbart sich uns Sün<strong>der</strong>n stets verhüllt (1.<br />

Mose 18:1-2.22-23; 2. Mose 3:1-5; 13:21-22; 14:19.24; 16:13;<br />

19:9; 33:24; 40:34-38; 3. Mose 16:13; 4. Mose 9:15-23; Joh.<br />

1:4; 1. Tim. 3:16). Würde Gott dem Sün<strong>der</strong> unverhüllt<br />

erscheinen, müsste er sterben (2. Mose 33:20; 1. Tim. 6:16).<br />

Daher erscheint auch Gott, <strong>der</strong> Heilige Geist, in sichtbarer,<br />

aber verhüllter Symbolgestalt.<br />

Personale Leiblichkeit<br />

Lukas berichtet sogar: „Und <strong>der</strong> Heilige Geist kam herab<br />

auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube.“ (Lk. 3:22)<br />

Gott, <strong>der</strong> Heilige Geist, erscheint „in leiblicher Gestalt“, in<br />

Symbolgestalt einer Taube. Diese Gottesoffenbarung enthüllt,<br />

dass <strong>der</strong> Heilige Geist ebenso eine leibliche Gestalt ist wie<br />

Gott, <strong>der</strong> Vater <strong>und</strong> Gott, <strong>der</strong> Sohn. Der Heilige Geist ist nicht<br />

nur eine personelle Gestalt, son<strong>der</strong>n tritt auch mit<br />

personeller Tätigkeit auf.<br />

Personelle Tätigkeit<br />

Die darauf folgende Begebenheit <strong>der</strong> Versuchung Jesu<br />

bestätigt dies: „Zu jener Zeit wurde Jesus vom Geist in die<br />

Wüste geführt, um vom Diabolos versucht zu werden.“<br />

(Mt. 4:1) Der Heilige Geist führt Jesus in die Wüste. <strong>Das</strong> ist<br />

eine personelle Tätigkeit. Nur eine Person vermag eine an<strong>der</strong>e<br />

Person zu führen. Der Heilige Geist weiß auch, warum er<br />

Jesus in die Wüste führt: „Um vom Diabolos versucht zu<br />

werden.“ Markus hat hier eine verstärkte Form (ekballei), was


so viel heißt wie: „Er treibt hinaus“. „Und sogleich trieb<br />

<strong>der</strong> Geist ihn hinaus in die Wüste.“ (Mk. 1;12) Der Heilige<br />

Geist hat es hier eilig <strong>und</strong> treibt Christus sogleich in die Wüste.<br />

Die Personalität des Heiligen Geistes ist auch hier ebenso<br />

deutlich wie die Personalität Christi.<br />

Von Person ausgehende Kraft<br />

Lukas berichtet: „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte<br />

um vom Jordan <strong>und</strong> wurde vom Geist in die Wüste<br />

geführt.“ (Lk. 4:1)<br />

Die personelle Gegenwart des Heiligen Geistes, <strong>der</strong> ihn in<br />

die Wüste führt (hinaustreibt), erfüllt ihn auch mit <strong>der</strong> Kraft,<br />

die von ihm, dem Heiligen Geist, ausgeht. Der Heilige Geist<br />

ist keine Kraft, aber seine Kraft geht von Ihm aus (vgl. Apg.<br />

1:8). Deshalb begegnet Christus dem Versucher „voll<br />

Heiligen Geistes.“ Als wahrer Mensch ist Christus in<br />

Begleitung des Heiligen Geistes, <strong>der</strong> Christus mit <strong>der</strong> Kraft<br />

des Heiligen Geistes angesichts <strong>der</strong> anstehenden Versuchung<br />

ausrüstet. Aus den Evangelienberichten über die Taufe Jesu<br />

ist daher zu entnehmen: Der Heilige Geist begleitet Christus<br />

in die Wüste als Person <strong>und</strong> erfüllt Christus mit Kraft, die von<br />

ihm, dem Heiligen Geist, ausgeht.<br />

Die Offenbarung von Vater <strong>und</strong> Sohn<br />

Matthäus endet seinen Bericht über die Taufe Jesu mit den<br />

Worten: „Siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach:<br />

Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen<br />

habe.“ (Mt. 3:17) Markus berichtet: „Du bist mein geliebter<br />

Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Mk. 1:11) Lukas hat<br />

dieselben Worte wie Markus (Lk. 3:22). <strong>Das</strong> Begriffspaar<br />

„Vater <strong>und</strong> Sohn“ beinhaltet kein genetisches<br />

Herkunftsverhältnis, denn es gibt keine Gottesmutter, die Jesus<br />

geboren hätte. Gott redet in unserer Sprache <strong>und</strong> gibt uns zu<br />

verstehen, dass mit „Gott Vater <strong>und</strong> Gott Sohn“ ein Verhältnis<br />

retten<strong>der</strong>, sich selbst aufopfern<strong>der</strong> Liebe besteht, wie <strong>der</strong><br />

Apostel Johannes es ausdrückt: „So sehr hat Gott die Welt<br />

geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle,<br />

die an ihn glauben, nicht verloren gehen, son<strong>der</strong>n ewiges<br />

Leben haben.“ (Joh. 3:16)<br />

Mit <strong>der</strong> Stimme vom Himmel: „Dies ist mein lieber Sohn,<br />

an dem ich Wohlgefallen habe“, bestätigt Gott, <strong>der</strong> Vater,<br />

die Taufe Jesu mit dem Ziel <strong>der</strong> Erfüllung „aller<br />

Gerechtigkeit“, die am Kreuz aufgerichtet wird. Die Taufe Jesu<br />

ist eine Theophanie, eine Gotteserscheinung. Es ist insgesamt<br />

eine trinitarische Theophanie, eine Offenbarung des<br />

dreieinigen Gottes, <strong>der</strong> in Einheit <strong>und</strong> Verschiedenheit bei <strong>der</strong><br />

Erlösung des Sün<strong>der</strong>s wirksam ist.<br />

Fragen: (1) Warum erscheint Gott, <strong>der</strong> Heilige Geist, in<br />

leiblicher Verhüllungsgestalt? (2) Welche personelle Tätigkeit<br />

wird ihm zugeschrieben? (3) Welche Aufgabe hat <strong>der</strong> Heilige<br />

Geist im Hinblick auf Christus? (4) Wie offenbart sich Gott <strong>der</strong><br />

Vater bei <strong>der</strong> Taufe?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Die Taufe Jesu ist ein Rätsel. Der Täufer hat nur Sün<strong>der</strong><br />

getauft. Hier aber kommt ein Sündloser <strong>und</strong> begehrt die Taufe.<br />

<strong>Das</strong> Herbräerevangelium meint, Jesus würde sich nur deshalb<br />

taufen lassen haben, weil seine Mutter <strong>und</strong> seine Brü<strong>der</strong> ihn<br />

dazu aufgefor<strong>der</strong>t hätten. Trotz des Einwands seiner<br />

Sündlosigkeit sei er aus solidarischen Gründen zur Taufe<br />

gekommen. Solidarische Anteilnahme des Sündlosen mit den<br />

Sün<strong>der</strong>n mag ein Gesichtspunkt sein. Aber es liegt noch ein<br />

tieferer Gr<strong>und</strong> seiner Taufe vor.<br />

(2) Dem zögernden Täufer antwortet Jesus, seine Taufe<br />

ist notwendig, um „alle Gerechtigkeit zu erfüllen“. Christus<br />

erklärt sich nicht nur mit dem Sün<strong>der</strong> solidarisch, son<strong>der</strong>n<br />

nimmt als <strong>der</strong> leidende Gottesknecht, wie <strong>der</strong> Prophet Jesaja<br />

ihn beschreibt (Jes. 53), die Sünden stellvertretend auf sich<br />

<strong>und</strong> begräbt sie im Wassergrab. Am Kreuz erfüllt er alle<br />

Gerechtigkeit, indem ihm die Sünden <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> angerechnet<br />

werden <strong>und</strong> die gerechte Sündenstrafe an ihm stellvertretend<br />

vollzogen wird. Dem Sün<strong>der</strong> wird die makellose Gerechtigkeit<br />

Christi angerechnet, so dass er auf diesem Wege Gottes<br />

Gerechtigkeit in Christus Jesus geschenkt bekommt.<br />

Bei <strong>der</strong> Geburt Christi wurde gesagt, Christus würde sein Volk<br />

von seinen Sünden erretten (Mt. 1:21) Dies geschieht durch<br />

die Fülle <strong>der</strong> Gerechtigkeit Christi. Einer solchen Gerechtigkeit<br />

öffnet sich <strong>der</strong> Himmel, <strong>der</strong> sich für den gerechtfertigten Sün<strong>der</strong><br />

öffnet.<br />

(3) Der leidende Gottesknecht nimmt unsere Krankheit auf<br />

sich (Jes. 53:4). Die Sünde ist die Urkrankheit <strong>der</strong> Menschheit,<br />

die Christus auf sich nimmt. Der Prophet Jesaja beschreibt<br />

Sünde als schwere Krankheit des Volkes, die Gott heilen will<br />

(Jes. 1:6). Deshalb ladet er zu einer Rechtssache ein, in<br />

welcher dem Sün<strong>der</strong> nicht nur vergeben (Jes. 1:18), son<strong>der</strong>n<br />

er auch von <strong>der</strong> Geb<strong>und</strong>enheit dieser Krankheit geheilt wird.<br />

(4) Bei <strong>der</strong> Taufe Jesu offenbart sich Gott, <strong>der</strong> Heilige Geist,<br />

in verhüllter Gestalt wie eine Taube. Alle drei Evangelisten<br />

beschreiben die Gestalt des Heiligen Geistes „wie“ eine Taube<br />

(Mt. 3:16; Mk. 1:10; Lk. 3:22). Es war keine Taube, die herab<br />

flog, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „Heilige Geist in leiblicher Gestalt wie eine<br />

Taube“ kam herab (Lk. 3:22).<br />

(5) Zusätzlich zur personellen Beschreibung <strong>der</strong> Gestalt<br />

des Heiligen Geistes vermerken alle drei Evangelisten die<br />

personelle Handlung des Heiligen Geistes: Er führt Jesus in<br />

die Wüste (Mt. 4:1) o<strong>der</strong> treibt Christus hinaus in die Wüste<br />

(Mk. 1:12). Voll Heiligen Geistes wird Jesus vom Geist in die<br />

Wüste geführt (Lk. 4:1). Hier tritt <strong>der</strong> Heilige Geist als Person<br />

<strong>und</strong> als Kraft auf. Als Person, die Jesus in die Wüste führt<br />

<strong>und</strong> als Kraft, die von <strong>der</strong> führenden Person des Heiligen<br />

Geistes ausgeht <strong>und</strong> Christus erfüllt, um ihn für die Versuchung<br />

in <strong>der</strong> Wüste auszurüsten.<br />

(6) Die Stimme aus dem Himmel: „<strong>Das</strong> ist mein lieber Sohn,<br />

an dem ich Wohlgefallen habe“ (Mt. 3:17), offenbart das<br />

Verhältnis von Gott Vater <strong>und</strong> Gott Sohn in menschlicher<br />

Redeweise. Damit ist keine genetische Geburtsbeziehung<br />

gemeint, son<strong>der</strong>n eine Beziehung <strong>der</strong> Retterliebe des ewigen<br />

Vaters, <strong>der</strong> in Jesus Christus, dem ewigen Sohn, alles<br />

dahingibt, damit die Fülle <strong>der</strong> Gerechtigkeit Christi am Kreuz<br />

zum Zuge kommt <strong>und</strong> dem Sün<strong>der</strong> den Himmel öffnet. Der<br />

ewige Heilige Geist begleitet Christus persönlich <strong>und</strong> rüstet<br />

ihn mit <strong>der</strong> Kraft aus, die von Ihm, dem Heiligen Geist, ausgeht.<br />

Fußnote<br />

(1) „Ecce mater Domini et fratres eius dicebant ei: Johannes<br />

baptista baptizat in reminissionem peccatorum: eamus et<br />

baptizemur ab eo. Dixit autem eis: Quid peccavi, ut vadam et<br />

baptizer ab eo? Nisi forte hoc ipsum quod dixio, ignorantia<br />

est.“ (Evg. Sec. Hebraeos, in: SYNOPSIS QUATTUOR<br />

EVANGELIORUM, Kurt Aland: Stuttgart, 10. Aufl. 1978, S. 27)<br />

Sabbatanfang:<br />

21.05 Uhr<br />

27


Lektion 7 16. Mai - 22. Mai 2010<br />

Die Versuchung Jesu - Die Wüste <strong>und</strong> das Brot<br />

Schriftabschnitte: Mt. 4:1-11; Mk. 1:12-13; Lk. 4:1-13;<br />

Jes. 11:6-8; Römer 3:19-23.<br />

Merkvers: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, son<strong>der</strong>n<br />

von einem jeglichen Wort, das aus dem M<strong>und</strong>e Gottes<br />

geht.“ (Mt. 4:4, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />

<strong>Das</strong> Rätsel <strong>der</strong> Taufe Jesu<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurde das Rätsel <strong>der</strong> Taufe Jesu behandelt.<br />

Der sündlose Christus erscheint bei Johannes <strong>und</strong><br />

will sich taufen lassen. Die Johannestaufe war aber nur für<br />

Sün<strong>der</strong> vorgesehen. <strong>Das</strong> Taufbegehren Jesu war dem Täufer<br />

ein Rätsel. So schickte Johannes sich an, dies richtig zu stellen<br />

<strong>und</strong> wollte sich, Sün<strong>der</strong> <strong>der</strong> er wie alle Menschen war, von<br />

Christus, dem Sündlosen, taufen lassen. <strong>Das</strong> Hebräerevangelium<br />

sucht dieses Rätsel dadurch zu lösen, dass die Verwandten<br />

Jesu ihn auffor<strong>der</strong>ten, mit ihnen zum Jordan zu gehen<br />

<strong>und</strong> sich vom Täufer taufen zu lassen. Jesus habe sich<br />

trotz seines Einwands seiner Sündlosigkeit dazu überreden<br />

lassen <strong>und</strong> sei aus solidarischen Gründen mit zur Taufe gegangen.<br />

Lösung des Rätsels<br />

Hier geht es bei <strong>der</strong> Lösung des Rätsels <strong>der</strong> Taufe des sündlosen<br />

Christus darum, alle Gerechtigkeit, die Fülle <strong>der</strong> Gerechtigkeit,<br />

dem Sün<strong>der</strong> zukommen zu lassen. Dies soll im<br />

Zusammenhang <strong>der</strong> Rechtfertigung des Sün<strong>der</strong>s geschehen,<br />

dem die makellose Gerechtigkeit des Sündlosen angerechnet<br />

wird, während die Sünde des Sün<strong>der</strong>s Christus zugerechnet<br />

wird. <strong>Das</strong> Gericht über die Sünde wird <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />

gemäß am Kreuz vollstreckt, denn die Gerechtigkeit erfor<strong>der</strong>t<br />

die Bestrafung <strong>der</strong> Sünde. Der Sün<strong>der</strong> erhält aus Gnaden <strong>und</strong><br />

im Glauben die Gerechtigkeit Christi geschenkt <strong>und</strong> geht, vom<br />

Gerichtsurteil nicht betroffen, frei aus. Auf diese Weise wird<br />

die Fülle <strong>der</strong> Gerechtigkeit in Gericht <strong>und</strong> Gnade vollzogen.<br />

Dem Sün<strong>der</strong> steht <strong>der</strong> Himmel offen, wie bei <strong>der</strong> Taufe Jesu<br />

ersichtlich ist.<br />

Die Taufe Jesu lässt eine trinitarische Theophanie (Gotteserscheinung)<br />

erkennen. Der Vater, <strong>der</strong> Sohn <strong>und</strong> <strong>der</strong> Heilige<br />

Geist verbürgen sich für diese Fülle <strong>der</strong> Gerechtigkeit.<br />

Fragen: (1) Wie wird das Rätsel <strong>der</strong> Taufe Jesu gelöst, zumal<br />

ein Sündloser keiner Taufe bedarf? (2) Inwiefern ist die Taufe<br />

Jesu eine zeichenhafte Vorwegnahme von Tod <strong>und</strong> Auferstehung<br />

Christi? (3) Wie benutzt <strong>der</strong> Apostel Paulus dieses Taufsymbol<br />

in Römer 6:1-4? (4) Inwiefern verbürgt sich <strong>der</strong> dreieinige<br />

Gott für diese Fülle <strong>der</strong> Gerechtigkeit Christi bei <strong>der</strong> Taufe<br />

Jesu?<br />

Antworten:<br />

MONTAG<br />

Christus selbst löst dieses Rätsel seiner Taufe mit dem Hinweis,<br />

es sei auf diese Weise notwendig, alle Gerechtigkeit zu<br />

erfüllen. Es geht also darum, dass Christus zwar sündlos ist,<br />

aber im Heilsplan Gottes doch zur Sünde gemacht wird (2.<br />

Kor. 5:21), indem er als Lamm Gottes die Sünden <strong>der</strong> Welt<br />

trägt (Joh. 1:29.35) <strong>und</strong> sie im Wassergrab begräbt. So gesehen,<br />

werden Reue, Sündenbekenntnis <strong>und</strong> Taufe <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong><br />

erst durch Christi Taufe gültig, denn sie vermögen nicht selbst,<br />

ihre Sünden im Wassergrab zu begraben, als könne das Sündenproblem<br />

in Eigenaktion ohne Christus gelöst werden.<br />

Vorwegnahme von Tod <strong>und</strong> Auferstehung Jesu<br />

<strong>Das</strong> Hinabsteigen ins Wassergrab <strong>und</strong> das Herauskommen<br />

aus demselben ist bereits eine zeichenhafte Vorwegnahme<br />

seines Hinabsteigens in das Grab des Todes nach seiner Kreuzigung<br />

<strong>und</strong> seines Hervorkommens aus dem Grab des Todes<br />

am Auferstehungsmorgen. Dieses Motiv greift <strong>der</strong> Apostel<br />

Paulus im Römerbrief auf, wo <strong>der</strong> Gläubige in engster Verb<strong>und</strong>enheit<br />

mit Christus bei <strong>der</strong> Taufe ebenfalls zeichenhaft<br />

mit Christus stirbt, mit ihm aufersteht <strong>und</strong> mit ihm ein neues<br />

Leben beginnt (Römer 6:1-4).<br />

Die Fülle <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />

28<br />

Die Brotversuchung<br />

Nach Matthäus 4:1-4<br />

„Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, vom<br />

Verleum<strong>der</strong> (Diabolos) versucht zu werden. Und er fastete<br />

vierzig Tage <strong>und</strong> Nächte; danach hungerte ihn. Und es<br />

trat hinzu <strong>der</strong> Versucher <strong>und</strong> sprach zu ihm: Wenn du<br />

Gottes Sohn bist, dann sprich, dass diese Steine Brot<br />

werden. Aber er antwortete <strong>und</strong> sprach: Es steht geschrieben:<br />

Nicht vom Brot allein lebt <strong>der</strong> Mensch, son<strong>der</strong>n von<br />

jedem Wort, das aus dem M<strong>und</strong>e Gottes kommt.“<br />

Nach Lukas 4:1-4<br />

„Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte um vom Jordan<br />

<strong>und</strong> wurde vom Geist in die Wüste geführt. Und wurde<br />

vierzig Tage vom Verleum<strong>der</strong> (Diabolos) versucht <strong>und</strong> aß<br />

nichts in jenen Tagen. Und als sie geendet hatten, hungerte<br />

ihn. Es sprach aber <strong>der</strong> Verleum<strong>der</strong> (<strong>der</strong> Diabolos)<br />

zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, sprich zu diesem Stein,<br />

dass er Brot wird. Und Jesus antwortete ihm: Es steht<br />

geschrieben: Nicht vom Brot allein lebt <strong>der</strong> Mensch (son<strong>der</strong>n<br />

von jedem Wort Gottes).“<br />

Nach Markus 1:12-13<br />

„Und sogleich trieb ihn <strong>der</strong> Geist hinaus in die Wüste. Und<br />

er war vierzig Tage in <strong>der</strong> Wüste, versucht vom Verkläger<br />

<strong>und</strong> war bei den Tieren.“


Markus fasst die Versuchung kurz zusammen <strong>und</strong> geht nicht<br />

auf die Einzelheiten <strong>der</strong>selben ein, so dass sich hier in den<br />

einzelnen Versuchungen kein Vergleich ergibt.<br />

Vergleich <strong>der</strong> Reihenfolge<br />

Matthäus: (1) Auftreten des Täufers mit Bußpredigt (Mt. 3:1-<br />

12 (2) Taufe Jesu (Mt. 4:13-17). (3) Versuchung Jesu (Mt. 4:1-<br />

11).<br />

Markus: (1) Auftreten des Täufers ohne Bußpredigt (Mk. 1:2-<br />

8). (2) Taufe Jesu (Mk. 1:9-11). (3) Versuchung Jesu (Mk. 1:12-<br />

13).<br />

Lukas: (1) Auftreten des Täufers mit Bußpredigt, Anfrage des<br />

Volkes, was sie tun sollen, Zeugnis des Täufers über Christus<br />

(Lk. 3:1-19). (2) Taufe Jesu (Lk. 3:21-22). (3) Zwischenstück<br />

mit Stammbaum Jesu (Lk. 3:23-37). (4) Versuchung Jesu (Lk.<br />

4:1-13).<br />

Im groben Überblick haben alle drei die gleiche Reihenfolge:<br />

(1) Auftreten Johannes des Täufers. (2) Taufe Jesu. (3) Versuchung<br />

Jesu. Abgesehen vom Stammbaum als Zwischenstück<br />

zwischen Taufe <strong>und</strong> Versuchung Jesu bei Lukas.<br />

Unverän<strong>der</strong>bare Reihenfolge<br />

Diese Reihenfolge liegt in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache. Die Reihenfolge<br />

ist nun einmal: Auftreten des Täufers, Taufe Jesu <strong>und</strong><br />

Versuchung Jesu. <strong>Das</strong> weiß vor allem <strong>der</strong> Apostelkreis als<br />

Garant rechter Lehre <strong>und</strong> auch mündlich umlaufende Überlieferung.<br />

Diese Reihenfolge ist nicht verän<strong>der</strong>bar <strong>und</strong> prägt sich<br />

dem Gedächtnis beim Weitererzählen ein. Die Reihenfolge<br />

<strong>der</strong> Ereignisse <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene Ordnungsgefüge<br />

würden auseinan<strong>der</strong> brechen, hieße die Reihenfolge: Taufe<br />

Jesu, Auftreten des Johannes <strong>und</strong> anschließend die Versuchung<br />

Jesu.<br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Evangelien voneinan<strong>der</strong><br />

Die Apostel als Hauptzeugen kennen die rechte Reihenfolge.<br />

Lukas aber ist auf Quellen angewiesen: Matthäus, Markus <strong>und</strong><br />

mündliche Überlieferung. Daher ist es naheliegend, dass Lukas<br />

sich in seiner Reihenfolge nach Matthäus <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Markus<br />

richtet. Aber auch mündliche Überlieferung kommt in Frage.<br />

Fragen: (1) Welche allgemeine Übereinstimmung in <strong>der</strong> Ordnungsstruktur<br />

findet sich bei allen drei Evangelien? (2) Welches<br />

sind die Hauptzeugen <strong>und</strong> Garanten für diese Reihenfolge?<br />

(3) Lukas ist auf Quellen angewiesen. Welche Quellen<br />

stehen ihm für den Aufbau dieser Reihenfolge zur Verfügung?<br />

Antworten:<br />

Wüste (Mk. 1:12). Lukas ergänzt vermutlich aus mündlicher<br />

Überlieferung, dass Jesus „voll Heiligen Geistes vom Jordan<br />

umkehrte“ <strong>und</strong> vom Geist in die Wüste geführt wurde<br />

(Lk. 4:1). Lukas will damit die innere Zurüstung Jesu herausstellen.<br />

Der auf ihn herabgekommene Heilige Geist, sichtbar<br />

in leiblicher Gestalt wie eine Taube (Lk. 3:22), führt <strong>und</strong> erfüllt<br />

ihn mit Kraft. Christus geht nicht unvorbereitet <strong>und</strong> nicht ohne<br />

diese Ausrüstung in diese Versuchung hinein.<br />

Unser Beistand<br />

Die Gegenwart des Heiligen Geistes, des Geistes <strong>der</strong> Wahrheit,<br />

des „an<strong>der</strong>en Beistands“, ist uns verheißen (Joh. 14:16).<br />

Der Heilige Geist als unser Beistand geht mit uns <strong>und</strong> lässt<br />

uns nicht in Versuchungen allein. Er trennt sich nicht von uns.<br />

Aber wir können uns von Ihm trennen <strong>und</strong> Ihn betrüben, dass<br />

Er sich zurückzieht (Eph. 4:30; Heb. 10:29; Ps. 51:12-13). Dann<br />

sind wir den Versuchungen schutzlos preisgegeben.<br />

Versuchung am Schwachpunkt<br />

Matthäus fährt fort: „Und nachdem er vierzig Tage <strong>und</strong> vierzig<br />

Nächte gefastet hatte hungerte ihn. Und es trat herzu<br />

<strong>der</strong> Versucher <strong>und</strong> sprach: ´Wenn du Gottes Sohn bist,<br />

sprich, dass diese Steine Brot werden.“ (Mt. 4:2-3a) Die<br />

Fastenzeit beträgt vierzig Tage <strong>und</strong> vierzig Nächte. Da hatte<br />

Christus kein Brot gegessen, weil es in <strong>der</strong> Wüste keines gab.<br />

Danach tritt <strong>der</strong> Versucher herzu <strong>und</strong> versucht ihn an diesem<br />

Schwachpunkt des Hungers. Der Versucher greift an, wenn<br />

Christus nach dieser Fastenzeit von Hunger geplagt ist, nachdem<br />

er vierzig Tage <strong>und</strong> vierzig Nächte kein Brot gegessen<br />

hat.<br />

Die Versuchung wird dann angesetzt, wenn eine menschliche<br />

Schwäche erkennbar ist. Matthäus berichtet: „Danach (nach<br />

dieser Zeit) hungerte ihn.“ Auf diesen Zeitpunkt hat <strong>der</strong> Versucher<br />

gewartet. In <strong>der</strong> Zeit dieses nagenden Hungers spricht<br />

er von Brot. Er spricht nicht nur davon, son<strong>der</strong>s zeigt auch<br />

den sofortigen Weg auf, diesen Wunsch sogleich wahr werden<br />

zu lassen.<br />

Auch bei uns<br />

Auch an uns erspäht <strong>der</strong> Versucher eine Schwäche, um gerade<br />

an dieser Stelle seine Versuchung anzusetzen. Wer einen<br />

Hang zu irgendwelchen Begehrlichkeiten hat, dem wird <strong>der</strong><br />

Versucher alsbald begehrenswerte Objekte in greifbarer Nähe<br />

vor Augen halten. Daher sind wir gewarnt. Wer <strong>der</strong> Kraft <strong>der</strong><br />

Auferstehung Christi teilhaftig <strong>und</strong> obendrein Teilhaber <strong>der</strong><br />

göttlichen Natur geworden ist (Phil. 3:10; 2. Pt. 1: 4), wird mit<br />

<strong>der</strong> ihm geschenkten Überwindungskraft in <strong>der</strong> Lage sein, die<br />

Versuchung abzuwehren.<br />

Der Versucher als Wohltäter<br />

DIENSTAG<br />

Die Brotversuchung<br />

Die Zurüstung Christi<br />

Bei Matthäus wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt,<br />

vom Verleum<strong>der</strong> versucht zu werden (Mt. 4:1). Bei Markus<br />

treibt <strong>der</strong> Geist sogleich (nach <strong>der</strong> Taufe) Jesus hinaus in die<br />

29<br />

Der Versucher legt nahe, wenn Christus Gottes Sohn ist, wie<br />

die Stimme vom Himmel gesagt hat, ist er doch in <strong>der</strong> Lage,<br />

sich selbst zu helfen <strong>und</strong> einen Ausweg aus seinem Hunger<br />

zu schaffen. Christus, <strong>der</strong> nach Offenbarung <strong>der</strong> Schrift <strong>und</strong><br />

unserem christlichen Bekenntnis Schöpfer ist (Joh. 1:1-3; Kol.<br />

1.16-17; Heb. 1:2.10), schon vor Abraham existierte <strong>und</strong> Mose<br />

am brennenden Busch erschienen ist (Joh. 8:58-50; 2. Mose<br />

3:14), <strong>der</strong> Israel als <strong>der</strong> mitfolgende Fels Wasser <strong>und</strong> Manna<br />

(Brot) in <strong>der</strong> Wüste, gegeben hat (1. Kor. 10:4), <strong>der</strong>selbe hätte<br />

ohne weiters ein Brotwun<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wüste schaffen können.<br />

Der Versucher tritt als einer auf, <strong>der</strong> es gut meint. Er<br />

kommt in Gestalt eines Wohltäters. Es geht aber um mehr<br />

als um Brot <strong>und</strong> augenblicklichen Hunger. In Aussicht gestellt<br />

wird eine Karriere als Brotkönig Israels. Verdrängt


werden soll die „Kreuzeskarriere“. Brotkönig statt Dornenkönig<br />

mit Dornenkrone! Wir hören an dieser Stelle schon<br />

das Wort, mit dem später <strong>der</strong> Satan den Petrus inspirierte:<br />

„Gott ist dir doch gnädig, HERR! <strong>Das</strong> wird dir nicht geschehen!“<br />

(Mt. 16:21-23)<br />

Fragen: (1) Mit welcher Zurüstung begegnete Christus den<br />

Versuchungen in <strong>der</strong> Wüste? (2) Zu welchem Zeitpunkt trat<br />

<strong>der</strong> Versucher an Christus heran? (3) Inwiefern tritt <strong>der</strong> Versucher<br />

als Wohltäter auf? Was will er erreichen?<br />

Antworten:<br />

die nicht erwähnt werden. „Vierzig Tage wurde er vom Verleum<strong>der</strong><br />

versucht, <strong>und</strong> er aß nichts in jenen Tagen, <strong>und</strong><br />

nachdem sie ganz geendet hatten, hungerte ihn. Es sprach<br />

aber <strong>der</strong> Diabolos zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist…“<br />

(Lk. 4:2-3a)<br />

Bei Lukas wird die höchste Intensität <strong>der</strong> Versuchung Christi<br />

geschil<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> unablässige Versuchungsdruck, <strong>der</strong> ihm tagtäglich<br />

begegnete. Christus wird nicht nur während <strong>der</strong> vierzig<br />

Tage versucht, wie bei Markus, son<strong>der</strong>n auch noch obendrein<br />

nach Abschluss dieser Versuchungstage, in denen offenbar<br />

jeden Tag eine neue Versuchung wartete. Als alle diese Versuchungen<br />

fehlschlugen <strong>und</strong> Christus als wahrer Mensch den<br />

wahren Hunger durchlitt, kommen obendrein noch diese drei<br />

letzten Versuchungen hinzu.<br />

Versucht in je<strong>der</strong> Beziehung (kata panta)<br />

MITTWOCH<br />

Die Dauer <strong>der</strong> Versuchung<br />

Vierzig Tage lang<br />

Markus vermerkt: „Und er war in <strong>der</strong> Wüste vierzig Tage<br />

versucht vom Satan (Verkläger).“ (Mk. 1:13) Die Formulierung<br />

bei Lukas stimmt mit Markus überein. Markus wörtlich:<br />

„Und er war in <strong>der</strong> Wüste vierzig Tage versucht vom Satan.“<br />

(Mk. 1:13) Lukas: „Und er wurde geführt vom Geist in<br />

die Wüste, vierzig Tage versucht vom Diabolos (Verleum<strong>der</strong>)“.<br />

„Vierzig Tage versucht“ - diese Formulierung stimmt<br />

bei Lukas <strong>und</strong> Markus überein. Bei beiden wird Jesus während<br />

<strong>der</strong> vierzig Tage versucht.<br />

Übersetzungen (Mk. 1:13)<br />

Angesichts dieser massiven Versuchungen über den Zeitraum<br />

von vierzig Tagen <strong>und</strong> obendrein noch <strong>der</strong> drei namentlich<br />

erwähnten Hauptversuchungen nach Ablauf dieser Zeit, stellt<br />

<strong>der</strong> Hebräerbrief fest: „Denn wir haben einen Hohenpriester,<br />

<strong>der</strong> mit unseren Schwachheiten mit zu leiden vermag,<br />

<strong>der</strong> versucht worden ist in je<strong>der</strong> Beziehung (kata panta)<br />

wie wir, (aber) ohne Sünde.“ (Heb. 4:15) „In je<strong>der</strong> Beziehung“<br />

(kata panta), dies beinhaltet nicht nur die drei namentlich<br />

erwähnten Versuchungen, son<strong>der</strong>n einschließlich aller<br />

ungenannten Versuchungen, denen Christus während <strong>der</strong> vierzig<br />

Tage tagein, tagaus begegnete. Dieser gewaltige Versuchungsdruck<br />

hatte ein Ziel: Christus vom Kreuzesweg abzubringen.<br />

Fragen: (1) Was berichtet Markus über die Dauer <strong>der</strong> Versuchung<br />

Jesu? (2) In wiefern schil<strong>der</strong>t Lukas den höchsten Versuchungsdruck<br />

Jesu? (3) Inwiefern wird verständlich, dass<br />

Jesus „in je<strong>der</strong> Beziehung“ (kata panta) versucht wurde? (Heb.<br />

4:15)<br />

Antworten:<br />

Die Übersetzung Neues Leben gibt diesen Gedanken sehr<br />

deutlich wie<strong>der</strong>: „vierzig Tage lang wurde er dort von Satan<br />

versucht.“ Ähnlich Hoffnung für Alle: „Vierzig Tage war<br />

er dort den Versuchungen Satans ausgesetzt.“ Von den<br />

englischsprachigen Übersetzungen, die New American Standard<br />

Bible: „And he was in the wil<strong>der</strong>ness being tempted<br />

by Satan.“ Die Amplified Bible: “And he stayed in the wil<strong>der</strong>ness<br />

(desert) forty days being tempted (all the while)<br />

by Satan.” The Message: „Forty days and nights he was<br />

tested by Satan.“ Contemporary English Version: “He stayed<br />

there forty days while Satan tested him.” Darby Translation:<br />

“And he was in the wil<strong>der</strong>ness forty days tempted<br />

by Satan.” New Living Translation: “And he was in the desert<br />

forty days where he was tempted by Satan forty days.”<br />

Diese Übersetzungen betonen den Gedanken beson<strong>der</strong>s,<br />

dass Jesus vierzig Tage lang versucht wurde. Aber auch bei<br />

den übrigen Übersetzungen geht hervor: Die Versuchungen<br />

erfolgten während <strong>der</strong> vierzig Tage - jeden Tag <strong>und</strong> tagtäglich.<br />

Matthäus hatte nur die Versuchungen nach den<br />

vierzig Tagen im Blickfeld gehabt. Markus ergänzt, dass<br />

Christus während <strong>der</strong> vierzig Tage versucht wurde, tagtäglich.<br />

Unablässiger Versuchungsdruck (Lk. 4:2)<br />

Lukas greift aufgr<strong>und</strong> seines Quellenstudiums (Lk. 1:1-4) diesen<br />

Gedanken des Markus auf. Bei Lukas bilden die drei<br />

Versuchungen Jesu nach Abschluss dieser vierzig Tage<br />

den Höhepunkt aller vorausgegangenen Versuchungen,<br />

30<br />

DONNERSTAG<br />

Sonstige Aspekte<br />

Die Wüste<br />

Menschliche Einsamkeit<br />

Es war nicht nur <strong>der</strong> Hunger, den Christus im Zusammenhang<br />

dieser Fastenzeit bedrängte. Die Einsamkeit <strong>der</strong> Wüste umgab<br />

ihn. Es gab keinen Besuch in <strong>der</strong> Synagoge, keine gemeinsame<br />

Anbetung, kein Gespräch mit seiner Mutter, seinem<br />

Vater, seinen Brü<strong>der</strong>n, seinen Verwandten <strong>und</strong> Bekannten.<br />

Hunger <strong>und</strong> Einsamkeit waren seine irdischen Begleiter.<br />

Er war menschenseelenallein.<br />

Einsamkeit <strong>der</strong> Gegend<br />

Anhand von Photographien ist die Wüste Judas eine hügelige,<br />

unfruchtbare, trockene Landschaft, einen trostlosen Eindruck<br />

hinterlassend: Vereinzelt sind grasartiges Gestrüpp zu<br />

sehen <strong>und</strong> viele Steine verschiedenster Größen. Am Tag glühende<br />

Hitze <strong>und</strong> nachts bittere Kälte. Kein Haus, keine Hütte.<br />

Ein Dach über den Kopf findet man nur in Berghöhlen.


Die Gefahr<br />

In <strong>der</strong> Wüste lebten wilde Tiere, Raubtiere: Wölfe, Bären, Hyänen,<br />

Schakale <strong>und</strong> Leoparden. Markus vermerkt als einziger:<br />

„Und er war bei den Tieren.“ (Mk. 1:13b) Nachts o<strong>der</strong><br />

auch tags umherstreifende Raubtiere können gefährlich werden.<br />

Christus ist hier nicht im Paradies. Die Tiere sind in ihrer<br />

Furcht <strong>und</strong> Gefährlichkeit seit dem Fall Adams <strong>und</strong> Evas von<br />

den Folgen <strong>der</strong> Sünde gezeichnet. Dies ist auch nicht das<br />

Paradies des messianischen Friedens.<br />

Hoffnung für Tierwelt <strong>und</strong> Natur<br />

„Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen <strong>und</strong> die<br />

Panter bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber<br />

<strong>und</strong> junge Löwen <strong>und</strong> Mastvieh miteinan<strong>der</strong> treiben.<br />

Kühe <strong>und</strong> Bären werden zusammen weiden, dass ihre<br />

Jungen beieinan<strong>der</strong> liegen, <strong>und</strong> Löwen werden Stroh fressen<br />

wie die Rin<strong>der</strong>, <strong>und</strong> ein Säugling wird spielen am Loch<br />

<strong>der</strong> Otter, <strong>und</strong> ein entwöhntes Kind wird stecken seine<br />

Hand in die Höhle <strong>der</strong> Natter.“ (Jes. 11:6-8, Lutherbibel 1975)<br />

Der Apostel Paulus schreibt vom ängstlichen Harren <strong>der</strong> Kreatur,<br />

die auf das Offenbarwerden <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Gottes wartet,<br />

frei zu werden vom Unterworfensein in Vergänglichkeit <strong>und</strong><br />

Tod (Römer 8:19-23).<br />

<strong>Das</strong> ist nicht die Gegenwart, die Christus erlebte, son<strong>der</strong>n das<br />

zukünftige messianische Friedensreich, in das auch die Tierwelt,<br />

die ganze Natur, einbezogen ist. Christus war gekommen,<br />

die ganze Schöpfung in eine Neuschöpfung zu verwandeln.<br />

Es geht nicht nur um die Erlösung des Menschen, son<strong>der</strong>n<br />

um die Erlösung <strong>der</strong> gesamten, von Sünde, Ver<strong>der</strong>ben<br />

<strong>und</strong> Tod gezeichneten Schöpfung, die unter <strong>der</strong> Last <strong>der</strong> Sünde<br />

wie ein totkrankes Reh ächzt, stöhnt <strong>und</strong> aufschreit.<br />

Die dienenden Engel<br />

Markus berichtet als einziger Evangelist: „Und die Engel dienten<br />

ihm.“ (Mk. 1:13) Als Elia auf <strong>der</strong> Flucht vor Isebel war,<br />

sich unter einen Wachol<strong>der</strong>busch legte, sterben wollte <strong>und</strong><br />

auch einschlief, kam ein Engel vom Himmel, röstete Brot, besorgte<br />

eine Kanne Wasser, stellte beides an seine Kopfseite<br />

<strong>und</strong> weckte ihn: „Steh auf <strong>und</strong> iss!“ (1. Könige 19:3-5) Aber<br />

da war kein Engel, <strong>der</strong> Christus Brot röstete <strong>und</strong> dies mit einer<br />

Kanne Wasser vor ihn hinstellte. Die Aufgabe <strong>der</strong> Engel, die<br />

Christus in <strong>der</strong> Wüste dienten, bestand darin, ihn in seiner<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den täglichen Versuchungen zu stärken.<br />

Lukas vermerkt in <strong>der</strong> Begebenheit des Gebetsringens<br />

Jesu: „Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel <strong>und</strong><br />

stärkte ihn.“ (Lk. 22:43, Lutherbibel 1975) Wir sind in den<br />

uns betreffenden Versuchungen nicht allein gelassen. Von den<br />

Engeln heißt es: „Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister,<br />

ausgesandt zum Dienst um <strong>der</strong>er willen, die das Heil<br />

ererben sollen?“ (Heb. 1:14)<br />

Fragen: (1) Inwiefern zeichnet Lukas das umfassendste Bild<br />

<strong>der</strong> Versuchung Jesu? (2) Inwiefern ist die Wüste ein Bild <strong>der</strong><br />

Einsamkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gefahr? (3) Worin besteht die Erlösungshoffnung<br />

auch für die Tierwelt <strong>und</strong> die gesamte Schöpfung?<br />

(4) Inwiefern dienten die Engel Christus? Welcher Trost ist<br />

dies für uns?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas haben alle die gleiche<br />

Reihenfolge: Auftreten Johannes des Täufers, Taufe Jesu, <strong>und</strong><br />

Versuchung. Nur Lukas schiebt zwischen Taufe Jesu <strong>und</strong> Versuchung<br />

den Stammbaum Jesu ein. Diese Reihenfolge liegt<br />

auch in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Sache <strong>und</strong> ist nicht verän<strong>der</strong>bar. Je<strong>der</strong><br />

Evangelist hat seine eigene Wortwahl, außer im Brotwort, wo<br />

Lukas sich ziemlich wörtlich an Matthäus hält.<br />

(2) Lukas hat aufgr<strong>und</strong> seiner intensiven Quellenforschung<br />

den umfangreichsten Bericht. Von Markus entnimmt er die<br />

tagtäglichen Versuchungen Jesu während <strong>der</strong> vierzig Tage <strong>und</strong><br />

schließt mit Matthäus die vierzig Tage mit den drei namentlich<br />

erwähnten Versuchungen ab. Dabei unterscheidet sich Lukas<br />

von Matthäus dadurch, dass Christus nicht nur während<br />

<strong>der</strong> vierzig Tage fastete, son<strong>der</strong>n während dieser Zeit auch<br />

tagtäglich versucht wurde. Daher hat Lukas das intensivste<br />

Bild <strong>der</strong> Versuchung Jesu. Dies entspricht <strong>der</strong> Versuchung<br />

„kata panta“ - in je<strong>der</strong> Beziehung (Heb. 4:15).<br />

(3) Matthäus <strong>und</strong> Lukas stimmen darin überein, dass <strong>der</strong><br />

Versucher an Christus nach <strong>der</strong> vierzigtägigen Fastenzeit mit<br />

den drei namentlich genannten Versuchungen herantrat <strong>und</strong><br />

so den schwächsten Punkt Jesu, den Hunger, für sich auszunutzen<br />

suchte. Der Hunger Jesu als Schwäche ist keine Sünde,<br />

denn als wahrer Mensch spürt Christus auch den wahren<br />

Hunger des Menschen (vgl. Joh. 4:6-7).<br />

(4) In <strong>der</strong> Brotversuchung tritt <strong>der</strong> Versucher als Wohltäter<br />

auf <strong>und</strong> for<strong>der</strong>t Christus auf, wenn er Gottes Sohn ist, könnte<br />

er doch zur Selbsthilfe greifen <strong>und</strong> aus Steinen Brot machen,<br />

seinen Hunger zu stillen. Darüber hinaus schließt dies die<br />

Karriere als messianischer Brotkönig ein. So würde er sich<br />

den Weg als Dornenkönig mit einer Dornenkrone am Kreuz<br />

ersparen. Dies wird in wohlmeinen<strong>der</strong> Absicht vorgetragen (vgl.<br />

Mt. 16:22-23).<br />

(5) Die Wüste lässt Christus die Einsamkeit verspüren,<br />

sowie die Hitze des Tages <strong>und</strong> die Kälte <strong>der</strong> Nacht. Die Berghöhlen<br />

sind das einzige „Dach über dem Kopf“, nachts Zuflucht<br />

zu nehmen. Als wahrer Mensch teilt er das Geschick<br />

<strong>der</strong>er, die in ähnlichen Umständen leben müssen.<br />

(6) Die „Gesellschaft“ von Raubtieren zeigt das gefährliche<br />

Gesicht <strong>der</strong> Wüste. Christus als Schöpfer erlebt die von<br />

Sünde entartete Natur <strong>der</strong> Raubtiere. Christi Mission besteht<br />

nicht nur darin, „sein Volk von ihren Sünden zu retten“ (Mt.<br />

1:21), son<strong>der</strong>n auch darin, die gesamte Schöpfung von Tod<br />

<strong>und</strong> Vergänglichkeit zu erlösen (Römer 8:19-23), wo Tier <strong>und</strong><br />

Mensch in einer messianischen Friedenswelt in Harmonie<br />

miteinan<strong>der</strong> leben (Jes. 11:6-9).<br />

(7) Mitten in dieser Einsamkeit dienen die Engel Christus<br />

(Mk. 1:13). Der Dienst <strong>der</strong> Engel bestand darin, dass sie Christus<br />

in seinen Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit den täglichen Versuchungen<br />

stärkten, ähnlich wie ein Engel Christus in seinem<br />

Gebetsringen stärkte, als es um den Todeskelch ging <strong>und</strong> die<br />

Erlösung <strong>der</strong> Menschheit auf <strong>der</strong> Waagschale stand (Lk.<br />

22:43). Auch uns dienen Engel in Zeiten <strong>der</strong> Not <strong>und</strong> Bedrängnis<br />

(Heb. 1:14).<br />

Fußnoten<br />

(1) ABC III, Seite 1144<br />

(2) THE WESTMINSTER HISTORICAL ATLAS TO THE<br />

BIBLE, Herausgeber Georg Ernest Wright, Floyd Vivian Filson<br />

<strong>und</strong> William Foxwell Albright, Seite 67.<br />

Sabbatanfang:<br />

21.15 Uhr<br />

31


Lektion 8 21. Mai - 29. Mai 2010<br />

Nicht von Brot allein: das Manna als wahr gewordene Verheißung<br />

Schriftabschnitte: Mt. 4:2-4; Lk. 4:3-4; 5. Mose 8:3; 2.<br />

Mose 15:22-27; 16:1-4.14-21.<br />

Antworten:<br />

Merksvers: „Ich bin hungrig gewesen, <strong>und</strong> ihr habt mir<br />

zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, <strong>und</strong> ihr habt<br />

mir zu trinken gegeben.“ (Mt. 25:35, Lutherbibel 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurde <strong>der</strong> Zeitraum <strong>und</strong> die Intensität<br />

<strong>der</strong> Versuchungen Jesu betrachtet. Matthäus berichtet von <strong>der</strong><br />

vierzigtägigen Fastenzeit Jesu. Danach tritt <strong>der</strong> Versucher mit<br />

den drei namentlich genannten Versuchungen auf. Markus<br />

formuliert in seinem kurzen Bericht, dass Jesus vierzig Tage<br />

lang versucht wurde. Dies legt die Intensität <strong>der</strong> Versuchungen<br />

auf jeden einzelnen <strong>der</strong> vierzig Tage. Lukas greift dies auf<br />

<strong>und</strong> verstärkt die Intensität <strong>der</strong> Versuchungen damit, dass nach<br />

diesen vierzig Versuchungstagen die drei namentlich bekannten<br />

Versuchungen folgen. Lukas hat so den umfassendsten<br />

Bericht. Dies weiß er aufgr<strong>und</strong> seines gründlichen Quellenstudiums<br />

(Lk. 1:1-4).<br />

Diese Intensität <strong>der</strong> Versuchungen, die vierzig Tage lang anhalten,<br />

mit den zusätzlichen Hauptversuchungen am Ende<br />

dieser Zeit, legen den Gr<strong>und</strong> zur Aussage, dass Jesus „kata<br />

panta“, in je<strong>der</strong> Hinsicht versucht wurde (Heb. 4:15). Doch<br />

ebenso wie <strong>der</strong> Heilige Geist Christus begleitete <strong>und</strong> ihn erfüllte<br />

<strong>und</strong> die Engel ihm dienten, ebenso ist uns diese Hilfe in<br />

unseren Versuchungen verheißen (Heb. 1:14).<br />

Christus ist vom Thron des Himmels herabgestiegen <strong>und</strong> erlebt<br />

in <strong>der</strong> Wüste die Einsamkeit. Hitze brütet tags <strong>und</strong> Kälte<br />

kriecht unter die Haut des Nachts. Berghöhlen bieten Obdach.<br />

Obdachlosigkeit <strong>und</strong> Hunger ist sein Los. In einer solchen<br />

Schwächesituation, die nach vierzig Tagen ihren Höhepunkt<br />

erreicht hat, greift <strong>der</strong> Versucher mit seinen Hauptversuchungen<br />

an. Dies blüht auch uns, doch sind wir nicht ohne himmlischen<br />

Beistand gelassen.<br />

Der Versucher gibt sich als gut meinen<strong>der</strong> Wohltäter, <strong>der</strong> Christus<br />

auffor<strong>der</strong>t, seine Göttlichkeit zu beweisen <strong>und</strong> in Selbsthilfe<br />

Steine in Brot zu verwandeln. Außerdem erwartet ihn die<br />

Karriere als Brotkönig. So könne er den Weg zum Kreuz vermeiden.<br />

Brotkönig statt Dornenkönig mit Dornenkrone: das ist<br />

die wohl gemeinte Verlockung, die in ähnlichen Formen <strong>und</strong><br />

Variationen auch uns begegnet.<br />

In dieser Lektion werden wir sehen, dass es in dieser Versuchung<br />

um mehr als um Brot geht.<br />

Fragen: (1) Wie passt die Aussage in Heb. 4:15, dass Jesus<br />

„kata panta“, in je<strong>der</strong> Beziehung versucht wurde, am besten<br />

zum Bericht des Lukasevangeliums? (2) Welchen Abstieg vom<br />

Thron Gottes erlebt Christus in <strong>der</strong> Wüste? (3) Warum steigt<br />

Christus so tief herab? (4) Wo steigt Christus noch tiefer herab?<br />

(Phil. 2:5-8)<br />

MONTAG<br />

Die Brotversuchung<br />

Unerheblicher Unterschied<br />

Die Antwort Jesu an den Versucher in <strong>der</strong> Brotversuchung<br />

stimmt bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas fast wörtlich überein. Der einzig<br />

auffallende Unterschied besteht darin, dass <strong>der</strong> Versucher<br />

nach Matthäus sagt: „Wenn du Gottes Sohn bist, sprich,<br />

dass diese Steine Brot werden.“ (Mt. 4:3) Bei Lukas sagt<br />

<strong>der</strong> Versucher: „Wenn du Gottes Sohn bist, sprich zu diesem<br />

Stein, dass er Brot wird.“ (Lk. 4:3)<br />

Der Unterschied ist unerheblich. Tatsache ist: Jesus wurde in<br />

<strong>der</strong> Wüste vierzig Tage lang versucht <strong>und</strong> nach Ablauf dieser<br />

Zeit noch einmal mit drei Hauptversuchungen, eine davon die<br />

Brotversuchung.<br />

Bedeutung für die Inspiration<br />

Ein solcher Unterschied kommt durch den Vorgang <strong>der</strong> Überlieferung<br />

zustande. Der Prozess <strong>der</strong> mündlichen <strong>und</strong> schriftlichen<br />

Überlieferung wird nicht von Robotermaschinen getragen,<br />

son<strong>der</strong>n von Menschen, die in Randaussagen unterschiedlich<br />

gehört <strong>und</strong> weitergegeben haben. Gott hat keine<br />

Computer inspiriert, son<strong>der</strong>n Menschen. Ob Christus einen<br />

Stein, o<strong>der</strong> mehrere Steine in Brot verwandeln soll, ist unwichtig.<br />

Die Antwort Jesu<br />

<strong>Das</strong> Zitat<br />

Matthäus wie auch Lukas lassen Jesus dasselbe Schriftwort<br />

aus dem Mosebuch zitieren: „Nicht allein von Brot lebt <strong>der</strong><br />

Mensch, son<strong>der</strong>n von jedem Wort, das aus dem M<strong>und</strong><br />

Gottes kommt.“ (Mt. 4:4; Lk. 4:4; 5. Mose 8:3)<br />

Der hebräische Text lautet: „Und er demütigte dich, <strong>und</strong> er<br />

ließ dich hungern, <strong>und</strong> er ließ dich Manna essen, das du<br />

nicht gekannt hast, <strong>und</strong> deine Väter nicht gekannt haben,<br />

damit er dich wissen lässt, dass <strong>der</strong> Mensch nicht von<br />

Brot allein leben soll, son<strong>der</strong>n von allem, was aus dem<br />

M<strong>und</strong> Jahwes hervorgeht, soll <strong>der</strong> Mensch leben.“ (5. Mose<br />

8:3)<br />

32


Symbol <strong>der</strong> Verheißung<br />

Die Hauptaussage lautet: „Er ließ dich Manna essen, damit<br />

er dich wissen lässt, dass <strong>der</strong> Mensch von allem leben<br />

soll, was aus dem M<strong>und</strong> Gottes hervorgeht.“ Die Septuaginta<br />

hat im Wesentlichen den gleichen Sinn. Gott hat seinem<br />

Volk in <strong>der</strong> Wüste Manna zu essen gegeben, um damit eine<br />

geistliche Wahrheit mit dem Manna symbolisch darzustellen<br />

<strong>und</strong> zu lehren.<br />

Zuerst wird deutlich: <strong>Das</strong> Manna ist ein Ergebnis <strong>der</strong> Verheißung<br />

Gottes, die aus seinem M<strong>und</strong>e hervorgegangen ist. Dies<br />

will sagen: Israel lebte nicht allein von Manna, son<strong>der</strong>n eigentlich<br />

von <strong>der</strong> Verheißung Gottes, welche das Brot vom Himmel<br />

verheißen hatte. So ist das Manna ein Symbol für die<br />

Verheißung Gottes.<br />

Fragen: (1) Warum fällt <strong>der</strong> Unterschied bei Matthäus <strong>und</strong><br />

Lukas in den Worten des Versuchers nicht ins Gewicht? (2)<br />

Wie kommen solche Unterschiede in <strong>der</strong> Überlieferung zustande?<br />

(3) Welche Bedeutung hat dies für die Inspiration?<br />

(4) In wiefern ist das Manna ein Symbol?<br />

Antworten:<br />

Sie zogen weiter <strong>und</strong> hielten Rast in <strong>der</strong> Oase Elim <strong>und</strong> erfrischten<br />

sich bei den zwölf Wasserquellen <strong>und</strong> siebzig Palmen<br />

(2. Mose 15:27). Diese Oase mitten in <strong>der</strong> Wüste war<br />

nicht die Endstation. Hier konnten sie nicht für immer bleiben.<br />

Es war ein Ort zum „Auftanken“. Wie ein Auto an <strong>der</strong> Tankstelle<br />

nur tankt, nicht dort bleibt, son<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong> weiterfährt, so<br />

mussten auch sie wie<strong>der</strong> weiter ziehen. In <strong>der</strong> Glaubenswan<strong>der</strong>schaft<br />

finden wir jeden Sabbat eine solche Heilsoase. Aber<br />

dann geht es wie<strong>der</strong> in die Arbeitswoche hinein, die uns auslaugt,<br />

bis wir wie<strong>der</strong> zu einer neuen Sabbat-Oase kommen.<br />

Tägliche Oasen sind auch die Morgen- <strong>und</strong> Abendandacht,<br />

wo wir geistliche Kraft in Wort <strong>und</strong> Gebet aufladen.<br />

Zukunftsangst<br />

Von <strong>der</strong> Oase Elim zogen sie in die dürre, öde Wüste Sin, die<br />

zwischen Elim <strong>und</strong> dem Berg Sinai liegt. Ein Monat seit dem<br />

Auszug war vergangen (2. Mose 15:1). Die mitgebrachte<br />

Wegzehrung, das ohne Sauerteig gebackene Brot, ging zur<br />

Neige.<br />

Obst <strong>und</strong> Gemüse wuchsen in <strong>der</strong> Wüste nicht. Die Herden<br />

nahmen ab. Wovon sollten sie in <strong>der</strong> Wüste leben? <strong>Das</strong> Brot<br />

war nach einem Monat fast aufgebraucht, <strong>der</strong> Bestand an Tieren,<br />

die Fleischnahrung lieferten, verringerte sich.<br />

Woher soll Nahrung im Marsch durch die Wüste in Zukunft<br />

genommen werden. Ihre Kin<strong>der</strong> würden dem Hungertod ausgeliefert<br />

sein. Im Augenblick hatten sie noch zu essen, wenn<br />

es auch nur ein Restbestand war. Aber was soll aus <strong>der</strong> Zukunft<br />

werden? Zu einem Hunger, bei dem sie verhungerten,<br />

war es noch nicht gekommen. Der kümmerliche Rest <strong>der</strong><br />

Wegzehrung bot ihnen dürftige Speise. Aber was soll in <strong>der</strong><br />

Zukunft aus uns werden? Haben wir auch Zukunftsängste,<br />

die uns am Glauben zweifeln <strong>und</strong> verzweifeln lassen? Wir<br />

denken daran, wie Verheißungen Gottes in Krisenzeiten unseren<br />

Glauben stärken können.<br />

Fragen: (1) Wie viel Menschen zogen aus Ägypten aus? (2)<br />

Und welche Nahrung hatten sie? (3) Welche Lehren ziehen<br />

wir aus Mara <strong>und</strong> Elim? (4) Warum hatten sie Angst vor <strong>der</strong><br />

Zukunft?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Der Auszug<br />

Mara<br />

Sechshun<strong>der</strong>ttausend Mann, die Frauen <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong> nicht mitgezählt,<br />

zogen aus Ägypten. Hochgerechnet waren es über<br />

eine Million Menschen. Mit ihnen zog sehr viel fremdes Volk,<br />

dazu Herden von Schafen <strong>und</strong> Rin<strong>der</strong>n. Ungesäuerten Backteig<br />

<strong>und</strong> Backschüsseln hatten sie als Wegzehrung mitgenommen<br />

(2. Mose 12:34-38). Nach dem Durchzug durch das Schilfmeer<br />

kamen sie in die Wüste Schur. Dort fanden sie kein<br />

Wasser. In Mara war Wasser, aber das war so bitter, dass sie<br />

es nicht trinken konnten. Daher <strong>der</strong> Name „Mara“ (Bitterkeit).<br />

Sie begehrten gegen Mose auf <strong>und</strong> beschwerten sich. Der<br />

HERR zeigte ihnen ein Süßholz, welches das Wasser genießbar<br />

machte (2. Mose 15:22-25). Wir denken an bittere Stationen<br />

unseres Lebens, die Gott wie<strong>der</strong> umgewandelt hat.<br />

Elim<br />

MITTWOCH<br />

Nicht von Brot allein<br />

Im Rückblick auf jene Krise predigte Mose später kurz vor<br />

dem Einzug ins verheißene Land <strong>und</strong> erinnert nach vierzig<br />

Jahren Wüstenwan<strong>der</strong>ung an diese Zeit: „Er demütigte dich<br />

<strong>und</strong> ließ dich hungern <strong>und</strong> speiste dich mit Manna, das du<br />

<strong>und</strong> deine Väter nie gekannt hatten, auf dass er dir k<strong>und</strong>täte,<br />

dass <strong>der</strong> Mensch nicht lebt vom Brot allein, son<strong>der</strong>n<br />

von allem, was aus dem M<strong>und</strong> des HERRN geht.“ (5. Mose<br />

8:3, Luther 1984)<br />

Die Empörung<br />

In diesem Zustand kärglich vorhandener Nahrung <strong>und</strong> Angst<br />

vor dem Hungertod in <strong>der</strong> Wüste, entzündete sich eine Empörungsflut<br />

<strong>der</strong> ganzen Gemeinde gegen Mose <strong>und</strong> Aaron:<br />

33


„Wollte Gott, wir wären in <strong>der</strong> Wüste gestorben durch des<br />

HERRN Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen <strong>und</strong><br />

hatten Brot die Fülle zu essen. Denn ihr habt uns dazu<br />

herausgeführt in diese Wüste, dass ihr die ganze Gemeinde<br />

an Hunger sterben lässt.“ (2. Mose 16:2-3, Luther 1984)<br />

Die Wüste als Tisch<br />

Die Hauptfrage lautet: Wovon lebt Israel? Antwort: Von Brot.<br />

Aber woher kommt das Brot? In <strong>der</strong> Wüste gibt es keine Bäckereien.<br />

Wovon also lebt Israel in <strong>der</strong> Wüste, wo es kein<br />

Säen <strong>und</strong> kein Ernten gibt?<br />

Die Antwort lautet: Israel lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n<br />

von <strong>der</strong> Verheißung Gottes, die zu Brot wird. Gott benutzt<br />

die Wüste als Tisch, um darauf Brot vom Himmel für seine<br />

Kin<strong>der</strong> aufzutischen: „Du bereitest vor mir einen Tisch<br />

im Angesicht meiner Feinde.“ (Psalm 23:5, LB 1984).<br />

„Da sprach <strong>der</strong> HERR zu Mose: Siehe ich will euch Brot<br />

vom Himmel regnen lassen <strong>und</strong> das Volk soll hinausgehen<br />

<strong>und</strong> sammeln, was es für den Tag bedarf...“ (2. Mose<br />

16:4, Lutherbibel 1984)<br />

Wahr gewordene Verheißung<br />

<strong>Das</strong> Manna ist hier nichts an<strong>der</strong>es als die wahr gewordene<br />

Verheißung Gottes, die aus dem M<strong>und</strong> Gottes hervorgegangen<br />

ist. Es geht also nicht um Brot allein, son<strong>der</strong>n um<br />

die Verheißung, die zu Brot geworden ist. <strong>Das</strong> Manna ist im<br />

Rückblick Symbol <strong>der</strong> Verheißung Gottes, die im Brot vom<br />

Himmel sichtbar geworden ist <strong>und</strong> wovon Israel lebt.<br />

Letztlich lebt Israel von <strong>der</strong> Verheißung Gottes, die zu Brot<br />

wurde. Gäbe es diese Verheißung nicht, würde es auch das<br />

Manna nicht gegeben haben. Gott versorgt sein Volk auf dessen<br />

beschwerlichen Marsch durch die Wüste bis ins verheißene<br />

Land mit seiner Verheißung, die im Manna Gestalt angenommen<br />

hat. Ähnlich beten wir im Vaterunser: „Unser täglich<br />

Brot gib uns heute.“ (Mt. 6:11)<br />

Unser tägliches Brot ist wahr gewordene Verheißung Gottes.<br />

Daher leben wir nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Verheißung<br />

Gottes, die im Brot wahr geworden ist.<br />

Fragen: (1) Woran erinnert Mose das Volk in seinem Rückblick<br />

nach vierzig Jahren Wüstenwan<strong>der</strong>ung? (2) Was bedeutet<br />

es, dass Israel nicht allein von Brot lebt? (3) In welcher<br />

Beziehung stehen Verheißung <strong>und</strong> Manna zueinan<strong>der</strong>?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Exkurs<br />

Hunger auf <strong>der</strong> Welt<br />

Ungleichverteilung von Nahrung<br />

Der Hunger auf <strong>der</strong> Welt ist nicht in Verbindung zu bringen mit<br />

nicht wahr gewordener Verheißung: als würde Gott seine Verheißung<br />

nur an denen erfüllen, <strong>der</strong>en Tische sich vor Nahrung<br />

biegen, während an<strong>der</strong>e am Hungertuch nagen. Die<br />

Ungleichverteilung <strong>der</strong> Nahrung auf dieser Erde geht auf das<br />

Konto von Ichsucht, Gewalt <strong>und</strong> Krieg. Hungersnöte, Kriege,<br />

zunehmende Gesetzlosigkeit <strong>und</strong> Naturkatastrophen sind<br />

Zeichen des Endes dieser ganz im Bösen <strong>und</strong> Elend liegenden<br />

Welt (1. Joh. 5:19) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Christi, die eine<br />

Neuschöpfung einleitet (Mt. 24:6-8.12; 2. Pt. 3:10-13).<br />

<strong>Das</strong> Muster in <strong>der</strong> Wüste<br />

Gott <strong>der</strong> HERR hatte in <strong>der</strong> Wüste die Anweisung erteilt: „Ein<br />

je<strong>der</strong> sammle, soviel er zum Essen braucht, einen Krug<br />

voll für jeden nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Leute in seinem Zelte.<br />

Und die Israeliten taten´s <strong>und</strong> sammelten, einer viel, <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e wenig. Als man´s nachmaß, hatte <strong>der</strong> nicht darüber,<br />

<strong>der</strong> viel gesammelt hatte, <strong>und</strong> <strong>der</strong> nicht darunter, <strong>der</strong> wenig<br />

gesammelt hatte. Je<strong>der</strong> hatte gesammelt, soviel er zum<br />

Essen brauchte. Und Mose sprach zu ihnen: Niemand lasse<br />

davon etwas übrig bis zum nächsten Morgen.“ (2. Mose<br />

16:16-19, Lutherbibel 1984)<br />

Zwischen denen, die viel <strong>und</strong> denen, die wenig hatten, war<br />

ein Ausgleich geschaffen worden. <strong>Das</strong> Mehr <strong>und</strong> das Weniger<br />

hat nichts mit Fleiß <strong>und</strong> Faulheit zu schaffen: Jünglinge<br />

<strong>und</strong> Frauen mit flinken Händen sammeln mehr als Alte mit<br />

krummem Rücken.<br />

Missbrauch von Nahrung<br />

Aber auch dort fanden sich einige, die das Manna horten wollten<br />

<strong>und</strong> ließen davon übrig bis zum nächsten Morgen. Aber<br />

das Manna wimmelte von Maden <strong>und</strong> verfaulte unter ihren<br />

Händen (2. Mose 16:20). Schon hier beginnt das Horten von<br />

Lebensmitteln, das zum Ungleichgewicht führt. Gott beabsichtigte<br />

mit seiner Anweisung einen Ausgleich von Lebensmitteln.<br />

Die Ichsucht des Menschen durchbricht dieses Muster<br />

<strong>und</strong> will für sich selber raffen.<br />

Der reiche Kornbauer<br />

Christus veranschaulicht diese Ichsucht, die auch eine Sucht<br />

ist, mit dem Gleichnis vom reichen Kornbauern. Der freute<br />

sich über eine überreiche Ernte. Seine Scheunen zur Bergung<br />

<strong>der</strong> Ernte waren zu klein <strong>und</strong> vermochten nicht, eine solche<br />

Menge zu fassen. Kurzerhand ließ er sie abreißen <strong>und</strong> größere<br />

bauen. Dann sagte er zu sich selbst: „Liebe Seele, du<br />

hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe,<br />

iss <strong>und</strong> trink <strong>und</strong> habe guten Mut!“ (Lk. 12:19, Lutherbibel<br />

1984)<br />

Die Armen ringsum kümmerten ihn nicht. An sie verschwendet<br />

er keinen Gedanken. Sie kommen in seinem Denken<br />

überhaupt nicht vor. Sie sind ihm Luft. Gott hatte ihm diese<br />

reiche Ernte beschert, aber nicht für ihn allein. Auch die Armen<br />

sollten mit Anteil haben an seiner Ernte.<br />

34


Aktualisierung<br />

So ist es auch auf dieser Erde. Während in gigantischen Lagerhallen<br />

unvorstellbare Mengen von Butter <strong>und</strong> Fleisch lagern,<br />

stochern abgemagerte Gestalten im Abfall nach Essbarem<br />

herum. Tonnenweise Getreide wird für die Mästung riesiger<br />

Bullenherden verwendet, damit in Imbissläden reicher<br />

Län<strong>der</strong> Fleischspezialitäten als „Fastfood“ verzehrt werden<br />

können <strong>und</strong> Gewinne fließen. Aus diesen gewaltigen Getreidemassen<br />

ließe sich Brot für die Versorgung <strong>der</strong> Weltbevölkerung<br />

backen. Achtlos weggeworfene Brotschnitten <strong>und</strong> nicht<br />

mehr benötigte Lebensmittel für den Schweinetrog, ist ein<br />

weiterer Bereich <strong>der</strong> Versündigung an Lebensmittel.<br />

Unsere Aufgabe<br />

Es ist nicht genug, dass Gemeinde Christi auf die Wie<strong>der</strong>kunft<br />

Christi wartet, die den Hunger beendet <strong>und</strong> eine Welt<br />

<strong>der</strong> Gerechtigkeit schafft (Jes. 65:21-22; 2. Pt. 3:13). Christus<br />

begegnet uns in Gestalt <strong>der</strong> Hungernden, wenn er am Jüngsten<br />

Tag zu den wahren Gläubigen, die ihren Glauben ausgelebt<br />

haben sagt: „Ich bin hungrig gewesen, <strong>und</strong> ihr habt<br />

mir zu essen gegeben.“ (Mt. 25:35a)<br />

Inzwischen gibt es die Lebensmitteltafel für Bedürftige.<br />

„Solange die Erde steht soll nicht aufhören Saat <strong>und</strong> Ernte“<br />

(1. Mose 8:22)<br />

Diese Verheißung wird jedes Mal wahr, wenn unser Tisch mit<br />

Brot gedeckt wird. Unser tägliches Brot ist wahr gewordene<br />

Verheißung. Wer sich das vor Augen hält, wird damit sorgsamer<br />

umgehen, denn Brot ist Symbol einer Gotteszusage.<br />

Fragen: (1) Welches Muster gleichmäßiger Nahrungsversorgung<br />

hat Gott für Israel in <strong>der</strong> Wüste angeordnet? (2) Wie<br />

haben einige dieses Muster missbraucht? (2) Wie veranschaulicht<br />

Jesus im Gleichnis des reichen Kornbauern die Ichsucht<br />

des Anhäufens von Nahrung? (3) Welche Formen des Nahrungsmissbrauchs<br />

erleben wir heute? (4) Worin bestehen<br />

unsere Hoffnung <strong>und</strong> unsere Aufgabe?<br />

Antworten:<br />

(2) Es geht um das Gr<strong>und</strong>verständnis <strong>der</strong> Aussage: „Der<br />

Mensch lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von jedem Wort,<br />

das aus dem M<strong>und</strong>e Gottes hervorgeht.“ Als Israel nach kurzer<br />

Wüstenwan<strong>der</strong>ung erlebte, wie die mitgebrachte Wegzehrung<br />

zur Neige ging <strong>und</strong> die Vieherden abnahmen, befürchteten<br />

sie in ihrem Aufruhr den Hungertod für die Zukunft. Wie<br />

sollten über eine Million Menschen in <strong>der</strong> Wüste gegenwärtig<br />

<strong>und</strong> künftig ernährt werden?<br />

(3) Es erwies sich, dass Israel in <strong>der</strong> Wüste von <strong>der</strong> Verheißung<br />

lebte, die aus dem M<strong>und</strong>e Gottes kam. Ohne die<br />

Verheißung hätte es kein Manna gegeben. Manna als Brot<br />

vom Himmel war die wahr gewordene Verheißung. Sie hatte<br />

im Manna Gestalt angenommen. Und davon lebte Israel. Also<br />

nicht von Brot allein, denn hinter dem Brot stand die Verheißung.<br />

Gott benutzt die Wüste als Tisch, um darauf Brot vom<br />

Himmel für sein Volk aufzutischen. Manna ist ein Heilssymbol,<br />

das auf die Verheißung zurückblickt.<br />

(4) Im Exkurs ging es um die Anweisung Gottes, dass alle<br />

die gleiche Menge Manna haben <strong>und</strong> nicht für den an<strong>der</strong>en<br />

Tag horten sollten. Einige haben dies missachtet <strong>und</strong> begonnen,<br />

für den an<strong>der</strong>en Tag beiseite zu legen. Diese Nahrung<br />

verfaulte unter ihren Händen. Hierin offenbarte sich ihre Eigensucht.<br />

(5) Der Missbrauch im Umgang mit Lebensmitteln ist heute<br />

weltweit sichtbar. In unserer europäischen Welt werden gigantische<br />

Mengen von Lebensmitteln in riesigen Hallen gehortet,<br />

währen Menschen in armen Län<strong>der</strong>n im Abfall nach<br />

Essbarem herumstochern. Tonnenweise von Getreide geht für<br />

Brot durch die Mast riesiger Bullenherden verloren, damit in<br />

unseren Imbissstuben Fleischspezialitäten serviert werden<br />

können. Dadurch gehen Unmengen von Brot für die Ernährung<br />

<strong>der</strong> Weltbevölkerung verloren.<br />

(6) Hunger gehört zwar zu den Zeichen des Endes <strong>der</strong> Welt<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Christi mit dem Beginn einer Neuschöpfung<br />

ohne Hunger, doch reicht diese Haltung nicht aus. Zu<br />

dieser Hoffnung paart sich die Aufgabe, soviel in unserer Macht<br />

steht, dazu beizutragen, dass Hungernde gespeist werden.<br />

Wir lassen uns zum achtsamen Umgang mit Lebensmitteln<br />

ermahnen.<br />

(7) <strong>Das</strong> Brot, das auf unsere Tische kommt, ist Symbol <strong>der</strong><br />

Verheißung Gottes <strong>und</strong> gleichzeitig wahr gewordene Verheißung:<br />

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat <strong>und</strong><br />

Ernte…“ (1. Mose 8:22)<br />

Sabbatanfang:<br />

21.24 Uhr<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Geringe Unterschiede im Vergleich zwischen Lukas <strong>und</strong><br />

Matthäus sind auf den Verlauf mündlicher <strong>und</strong> schriftlicher<br />

Überlieferung zurückzuführen, än<strong>der</strong>n aber nichts am Ereignis<br />

<strong>der</strong> Versuchung insgesamt. Im Überlieferungsvorgang hat<br />

Gott Menschen inspiriert, nicht Maschinen. Ob <strong>der</strong> Versucher<br />

nach Lukas zu Jesus sagt, er soll diesen Stein in Brot verwandeln<br />

o<strong>der</strong> nach Matthäus diese Steine, ist für den Gesamtbef<strong>und</strong><br />

unerheblich.<br />

35


Lektion 9 30. Mai - 5. Juni 2010<br />

Erneute Brotversuchung<br />

Schriftabschnitte: Joh. 6:1-15; 22-71.<br />

Merkvers: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, nicht<br />

Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, son<strong>der</strong>n<br />

mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.“ (Joh.<br />

6:32, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />

Manna als Verheißungssymbol<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurde in <strong>der</strong> Kernsache das Manna <strong>der</strong><br />

Verheißung gegenübergestellt. Manna, das Brot vom Himmel,<br />

war die wahr gewordene Verheißung. Im Rückblick geht das<br />

Manna auf die Verheißung Gottes zurück. So ist das Manna<br />

ein Verheißungssymbol. Israel lebte nicht von Manna allein,<br />

son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Verheißung, die täglich hinter dem Manna<br />

stand. Ohne Verheißung hätte es kein Manna gegeben.<br />

Trennung von Brot <strong>und</strong> Verheißung<br />

Christus hatte den Versucher abgewiesen, weil dieser das Brot<br />

von <strong>der</strong> Verheißung <strong>und</strong> damit von Gott trennte. Christus wurde<br />

versucht, in Eigenaktion ohne Gott <strong>und</strong> ohne nach Gottes<br />

Verheißung zu handeln. Gott hatte we<strong>der</strong> verheißen noch angewiesen,<br />

dass <strong>der</strong> Messias Steine in Brot verwandeln soll.<br />

Christus folgt nicht <strong>der</strong> Anweisung des Versuchers. Christus<br />

ist nicht dessen Weisungsempfänger. Der Versucher schiebt<br />

sich zwischen Gott <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verheißung, denn die Eigenaktion<br />

ohne Gottes Verheißung würde die Verheißung beiseite setzen<br />

<strong>und</strong> nicht nach Gottes Weisung fragen.<br />

<strong>Das</strong> Beispiel Israels<br />

Vergessen <strong>der</strong> Verheißung<br />

Israel wurde in <strong>der</strong> Wüste versucht, das Brot von <strong>der</strong> Verheißung<br />

zu trennen. Diese Gefahr tritt dann auf, wenn das Brot<br />

zwar gegessen, die Verheißung aber, <strong>und</strong> <strong>der</strong> sie verheißen<br />

hat, vergessen wird. Vor dieser Urversuchung hat Mose das<br />

Volk Israel vor Eintritt ins verheißene Land gewarnt: „Denn<br />

<strong>der</strong> HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, darin<br />

Bäche <strong>und</strong> Brunnen <strong>und</strong> Seen sind, die an den Bergen<br />

<strong>und</strong> in den Auen fließen; ein Land, darin Weizen, Gerste,<br />

Weinstöcke, Feigenbäume <strong>und</strong> Granatäpfel wachsen; ein<br />

Land, darin es Ölbäume <strong>und</strong> Honig gibt; ein Land, wo du<br />

Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt… <strong>und</strong><br />

wenn du gegessen hast <strong>und</strong> satt bist, sollst du den HERRN,<br />

deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben<br />

hat. So hüte dich nun davor, den HERRN, deinen Gott, zu<br />

vergessen…“ (5. Mose 7-11, Lutherbibel 1984)<br />

Im Vergessen wird das Brot von <strong>der</strong> Verheißung getrennt <strong>und</strong><br />

unbeachtet gelassen. Aber Mose warnt auch davor, sich den<br />

Brotertrag selbst zuzuschreiben: „Und speiste dich mit Manna<br />

in <strong>der</strong> Wüste, von dem deine Väter nichts gewusst haben,<br />

auf dass er dich demütigte <strong>und</strong> versuchte, damit er<br />

dir hernach wohl täte. Du könntest sonst sagen in deinem<br />

Herzen: Meine Kräfte <strong>und</strong> meiner Hände Stärke haben mir<br />

diesen Reichtum gewonnen. Son<strong>der</strong>n gedenke an den<br />

HERRN, deinen Gott; denn er ist‘s, <strong>der</strong> dir Kräfte gibt,<br />

Reichtum zu gewinnen, auf dass er hielte seinen B<strong>und</strong>,<br />

den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute<br />

ist.“ (5. Mose 8:16-18, Lutherbibel 1984)<br />

Verheißung als B<strong>und</strong>esachse<br />

Die Verheißung ist Bestandteil des B<strong>und</strong>es Gottes mit seinem<br />

Volk. Die Verheißung von Gott zu trennen, bedeutet, sich außerhalb<br />

des B<strong>und</strong>es zu stellen. Der Versucher wollte die<br />

Verheißung vom B<strong>und</strong> trennen <strong>und</strong> Christus außerhalb des<br />

B<strong>und</strong>es stellen. Ein Angriff auf die Verheißung ist ein Angriff<br />

auf den B<strong>und</strong> Gottes, den er mit seinem Volk geschlossen<br />

hat. Die B<strong>und</strong>esverheißung ist die Achse des B<strong>und</strong>es,<br />

um die sich das Heilsgeschehen dreht. Ist diese Achse<br />

zerstört, entsteht ein B<strong>und</strong>esbruch. Christus wird zur<br />

Untreue versucht.<br />

Versuchung zur Untreue<br />

Dies aber lässt Christus nicht zu: „Der Mensch lebt nicht<br />

von Brot allein, son<strong>der</strong>n von einem jeden Wort, das aus<br />

dem M<strong>und</strong> Gottes hervorgeht.“<br />

Nicht von Brot allein - denn Brot ist wahr gewordene Verheißung.<br />

Brot <strong>und</strong> Verheißung sind in <strong>der</strong> Antwort Jesu an den<br />

Versucher in unzerstörbarer Einheit zusammengehalten. So<br />

lebt <strong>der</strong> Mensch nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Verheißung,<br />

die in Brot Gestalt annimmt <strong>und</strong> wahr wird. An<strong>der</strong>s gesagt:<br />

Brot ist Symbol <strong>der</strong> Verheißung Gottes. Der Versucher<br />

will Brot ohne Verheißung empfehlen. Christus hält beides<br />

zusammen. Brot ist im Rahmen des B<strong>und</strong>es nicht ohne die<br />

Verheißung zu haben <strong>und</strong> auch nicht zu denken.<br />

Fragen: (1) Inwiefern warnt Mose das Volk vor <strong>der</strong> Gefahr,<br />

Brot <strong>und</strong> Verheißung zu trennen? (2) Warum ist dies ein Angriff<br />

gegen den B<strong>und</strong> Gottes mit seinem Volk? (3) Inwiefern<br />

wird Christus im Hinblick auf den B<strong>und</strong> zur Untreue versucht?<br />

Antworten:<br />

36


MONTAG<br />

<strong>Das</strong> Brotwun<strong>der</strong> Jesu<br />

Zeichenhaftes Geschehen<br />

<strong>Das</strong> Johannesevangelium berichtet von <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend<br />

(Joh. 6:1-15). <strong>Das</strong> Ganze ist ein zeichenhaftes Geschehen.<br />

<strong>Das</strong> Passahfest war nahe (Vers 4). Entsprechend<br />

wuchs zu dieser Zeit schon viel Gras <strong>und</strong> Grünes (Vers 10).<br />

Christus wird nun ein Brotzeichen wirken. Passah <strong>und</strong> Brotwun<strong>der</strong><br />

deuten an, dass jetzt ein neuer Exodus beginnt. Wie<br />

Mose das Volk Israel aus <strong>der</strong> ägyptischen Sklaverei im Auftrag<br />

Gottes herausgeführt <strong>und</strong> mit Brot versorgt hat, so will<br />

Christus jetzt das Volk zu einem neuen Exodus bewegen <strong>und</strong><br />

es auf diesem Wege mit Brot versorgen, das er aber selbst in<br />

eigener Person ist, das lebendige Brot vom Himmel herabgekommen.<br />

Wer davon isst, soll in Ewigkeit leben (Joh. 6:51).<br />

<strong>Das</strong> Brot soll zum Symbol des ewigen Lebens werden. Aber<br />

das wird Jesus ihnen noch in Einzelheiten erklären (Joh. 6:22-<br />

59).<br />

Erwartung des zweiten Mose<br />

Israel indes wartet auf den zweiten Mose (5. Mose 18:15), <strong>der</strong><br />

sein Volk zu einem Exodus aus <strong>der</strong> Geb<strong>und</strong>enheit <strong>der</strong> römischen<br />

Herrschaft herausführen sollte. In Erwartung dessen<br />

rufen sie nach dem Brotwun<strong>der</strong> Jesu spontan aus: „<strong>Das</strong> ist<br />

wahrhaftig <strong>der</strong> Prophet, <strong>der</strong> in die Welt kommen soll!“ (Joh.<br />

6:14) In <strong>der</strong> Synagoge von Kapernaum fragen sie Christus:<br />

„Was für ein Zeichen wirkst du nun, damit wir sehen <strong>und</strong><br />

dir glauben? Was wirkst du (für ein Zeichen)? Unsere Väter<br />

haben Manna gegessen in <strong>der</strong> Wüste, wie geschrieben<br />

steht: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.“ (Joh.<br />

6:30-31; 2. Mose 16:15).<br />

Die Zeitgenossen Jesu warten auf einen zweiten Mose, <strong>der</strong><br />

sich durch ein Zeichen ausweist <strong>und</strong> ihnen im Auszug aus <strong>der</strong><br />

Knechtschaft <strong>der</strong> Römer vorangeht. Nachdem Jesus die Fünftausend<br />

gespeist hat, waren sie noch <strong>der</strong> Auffassung gewesen:<br />

<strong>Das</strong> ist <strong>der</strong> Brotkönig. Ähnlich wie bei Mose, geschieht<br />

auch hier ein Brotwun<strong>der</strong>. <strong>Das</strong> ist er! <strong>Das</strong> muss er sein, auf<br />

den Israel wartet, <strong>der</strong> zweite Mose! Der Auszug aus <strong>der</strong> Sklaverei<br />

unter den Römern kann beginnen! Die Speisung <strong>der</strong><br />

Fünftausend sehen sie als ein Beglaubigungszeichen an. Da<br />

Jesus sich nicht als Brotkönig feiern lassen will, wollen sie ihn<br />

mit Gewalt dazu erheben. Er aber entweicht allein zu einem<br />

Berg (Joh. 6:14-15).<br />

Fragen: (1) Inwiefern ist die Speisung <strong>der</strong> Fünftausend ein<br />

zeichenhaftes Geschehen? (2) In welcher Erwartung lebten<br />

die Zeitgenossen Jesu? (3) Wie unterscheidet Christus sich<br />

von dieser Erwartung?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Versuchung mit Zwang<br />

Bei Christus<br />

Der Versucher hatte Christus versucht, Steine in Brot zu verwandeln<br />

<strong>und</strong> Brotkönig Israels <strong>und</strong> dieser Welt zu werden.<br />

Diese Versuchung wie<strong>der</strong>holt sich im Versuch <strong>der</strong>er, die durch<br />

das Brotwun<strong>der</strong> satt geworden waren <strong>und</strong> Ihn als Brotkönig<br />

ausriefen. Die Versuchung ist hier aber noch intensiver,<br />

denn sie wollen Christus mit Gewalt zum Brotkönig erheben.<br />

Dieser Gewalt hat Christus sich entzogen (Joh. 6:14-<br />

15). Der Versucher kann wohl versuchen, zur Sünde zwingen<br />

aber vermag er nicht. Niemand wird zur Sünde gezwungen.<br />

Christus hat sich ihr durch seinen Weggang entzogen.<br />

Christus hätte dem gewaltsamen Drängen seiner Brotverehrer<br />

nachgeben können, aber er gab nicht nach <strong>und</strong> willigte in<br />

ihr Vorhaben nicht ein. Zur Sünde gehört die Einwilligung<br />

dessen, <strong>der</strong> versucht wird.<br />

Bei Josef<br />

Eine Parallele hierzu findet sich in <strong>der</strong> Versuchung Josefs.<br />

Nachdem die Frau des Potifar vergeblich versucht hatte, Josef<br />

zur Unzucht zu verführen, griff sie zur Gewalt: „Es begab<br />

sich eines Tages, dass Josef in das Haus ging, seine Arbeit<br />

zu tun, <strong>und</strong> kein Mensch vom Gesinde des Hauses<br />

war dabei. Und sie erwischte ihn bei seinem Kleid <strong>und</strong><br />

sprach: Lege dich zu mir! Aber er ließ das Kleid in ihrer<br />

Hand <strong>und</strong> floh <strong>und</strong> lief zum Haus hinaus.“ (1. Mose 39:12,<br />

Lutherbibel 1984)<br />

Josef war Sklave. Und <strong>der</strong> hatte seiner Herrin zu gehorchen.<br />

Der Gewaltakt bestand darin, dass sie sich seines Kleids bemächtigte<br />

<strong>und</strong> ihm befahl, sich zu ihr zu legen. Wohl hatte<br />

die Frau Potifars Gewalt über das Kleid Josefs, nicht aber<br />

über sein Gewissen, das an die Ehrfurcht Gottes geb<strong>und</strong>en<br />

war. Auch er konnte nicht zur Sünde gezwungen werden<br />

<strong>und</strong> entzog sich durch Flucht. Kein Gläubiger, <strong>der</strong> in<br />

Gemeinschaft mit Christus lebt, kann zur Sünde gezwungen<br />

werden. Josef hätte unter dem Druck <strong>der</strong> Situation nachgeben<br />

<strong>und</strong> in die Sünde einwilligen können. Aber er willigte nicht<br />

ein.<br />

Bei den Hebräern in Babel<br />

Sadrach, Mesech <strong>und</strong> Abed Nego waren dem Befehl Nebukadnezars<br />

<strong>und</strong> dem glühenden Ofen ausgesetzt <strong>und</strong> sollten<br />

unter dieser gewaltsamen Drohung mit allen Völkern im Tale<br />

Dura das goldene Standbild anbeten. Diesem Zwang entzogen<br />

sie sich durch ihre freie Entscheidung, nicht vor dem Bilde<br />

nie<strong>der</strong>zufallen, ganz gleich, ob Gott sie errette o<strong>der</strong> nicht<br />

(Daniel 3:13-18). Auch Daniel ließ sich nicht zur Sünde zwingen<br />

angesichts des Gebots, in dreißig Tagen einzig <strong>und</strong> allein<br />

den Perserkönig anzubeten. Selbst die Löwengrube vermochte<br />

ihn nicht zur Sünde zwingen (Daniel 6:6-18). Es kann niemand<br />

zur Sünde gezwungen werden, es sei denn, er willigt ein. Gewaltsames<br />

Vorgehen ist eines <strong>der</strong> Varianten des Versuchers,<br />

Menschen in Versuchung zu Fall zu bringen. Wir haben die<br />

Möglichkeit, einzuwilligen o<strong>der</strong> uns dem zu wi<strong>der</strong>setzen. Gezwungen<br />

werden zur Sünde kann kein Gläubiger.<br />

37<br />

Fragen: (1) Worin bestand die Gewaltsamkeit <strong>der</strong> Versuchung<br />

Jesu nach seinem Brotwun<strong>der</strong>? (2) Wie hat Jesus sich <strong>der</strong><br />

Gewalt entzogen? (3) Welche Beispiele an gewaltsamen Versuchungen<br />

finden wir (a), bei Josef im Hause Potifars (b), bei


Sadrach, Mesech <strong>und</strong> Abed Nego (c), bei Daniel? (4) Was<br />

lernen wir daraus?<br />

Antworten:<br />

Wie unser tägliches Brot mit irdischem Leben verb<strong>und</strong>en ist,<br />

so ist Christus, das lebendige Brot vom Himmel gekommen,<br />

Inbegriff <strong>und</strong> Angebot ewigen Lebens. So geht es bei <strong>der</strong> Speisung<br />

<strong>der</strong> Fünftausend nicht allein um Brot. Brot ist hier zeichenhaftes<br />

Symbol <strong>und</strong> Verheißung zugleich für das ewige<br />

Leben, das Christus als das lebendige Brot vom Himmel gekommen,<br />

<strong>der</strong> Welt gibt. Brot ist das Zeichen, Christus in seinem<br />

Opfertod die Wirklichkeit.<br />

Brot für Israel <strong>und</strong> die Welt<br />

Zwölf Körbe voll von den Bruchstücken blieben noch übrig.<br />

Dieses Brot des Lebens, Christus, sollte zeichenhaft nicht allein<br />

für die Fünftausend das Brot des Lebens sein, son<strong>der</strong>n<br />

für ganz Israel, symbolisiert in den zwölf Körben, die den zwölf<br />

Stämmen Israels entsprechen. Darüber hinaus bietet Christus<br />

dieses Brot des Lebens <strong>der</strong> ganzen Welt an: „Denn das<br />

Brot Gottes ist, das aus dem Himmel herabkommt <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Welt das Leben gibt.“ (Joh. 6:33) All das verstanden die<br />

Fünftausend aber nicht, denn Christus sucht es ihnen später<br />

in seiner Brotrede zu erklären. Der Brothandlung folgt die Brotrede.<br />

MITTWOCH<br />

<strong>Das</strong> vorweggenommene Abendmahl<br />

In Zeichenhandlung<br />

Kehren wir zurück zum Brotwun<strong>der</strong>, das Jesus an den Fünftausend<br />

wirkte. Zunächst deutet Christus zeichenhaft an, dass<br />

es hier nicht um Brot allein geht. <strong>Das</strong> Brot wird zu seinem<br />

Symbol, das auf ihn selbst als das lebendige Brot weist, das<br />

aus dem Himmel gekommen ist (Joh. 6:32-33.41. 48-51). Dieses<br />

Zeichen verstanden sie aber nicht. Jesus wirkt zuerst dieses<br />

Zeichen <strong>und</strong> erklärt es später. Christus nimmt bereits das<br />

Gedächtnismahl vorweg, das in Erinnerung an seinen Kreuzestod<br />

gehalten werden wird: „Jesus nahm nun die Brote,<br />

<strong>und</strong> dankte <strong>und</strong> gab sie denen, die sich gelagert hatten,<br />

desgleichen auch von den Fischen, soviel sie wollten. Als<br />

sie aber satt geworden waren, spricht er zu seinen Jüngern:<br />

Sammelt die überschüssigen Bruchstücke, damit<br />

nichts umkomme. Sie sammelten nun <strong>und</strong> füllten zwölf<br />

Körbe mit Bruchstücken von den fünf Gerstenbrote, die<br />

denen übrig geblieben waren, die gespeist worden waren.“<br />

(Joh. 6:11-13) <strong>Das</strong> ist eine heilige Zeichenhandlung.<br />

<strong>Das</strong> wahre Abendmahl<br />

Mit den gleichen Begriffen redet Jesus bei <strong>der</strong> Einsetzung des<br />

Abendmahls: „Als sie aber gegessen hatten, nahm Jesus<br />

das Brot, <strong>und</strong> dankte <strong>und</strong> brachs <strong>und</strong> gabs den Jüngern<br />

<strong>und</strong> sprach: Nehmt, esst, das ist mein Leib.“ (Mt. 26:26).<br />

Lukas hat nach gut überlieferten Handschriften den Zusatz:<br />

„Der für euch gegeben ist. Dieses tut zu meinem Gedenken.“<br />

(Lk. 22:19)<br />

Was Jesus bei <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend zeichenhaft<br />

angedeutet hat, ist hier Wirklichkeit. <strong>Das</strong> Brot, das Jesus<br />

durch ein Wun<strong>der</strong> vermehrt, zusammen mit <strong>der</strong> dazugehörigen<br />

Handlung, ist zeichenhafter Hinweis auf seinen<br />

Kreuzestod, dessen im Abendmahl gedacht werden wird.<br />

Er starb für unsere Sünden. Sein Tod ist unser Leben.<br />

Brot als Inbegriff ewigen Lebens<br />

Fragen: (1) Worin bestand die Zeichenhandlung Jesu bei <strong>der</strong><br />

Speisung <strong>der</strong> Fünftausend? (2) Worin bestand die Wirklichkeit,<br />

auf die Christi Zeichenhandlung hinwies? (3) Wem gilt<br />

das, was Christus den Fünftausend anbietet?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Die Brotrede<br />

Sattheit<br />

Die von den Broten satt geworden waren <strong>und</strong> Christus gewaltsam<br />

zum Brotkönig küren wollten, suchen Christus. Aber<br />

warum? Jesus stellt fest: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,<br />

ihr sucht mich, nicht weil ihr Zeichen gesehen habt, son<strong>der</strong>n<br />

weil ihr von den Broten gegessen habt <strong>und</strong> satt geworden<br />

seid.“ (Joh. 6: 26)<br />

Sie sind am rein irdischen Brot interessiert. <strong>Das</strong> Zeichen, das<br />

Jesus wirkte, <strong>und</strong> was es bedeutete, war ihnen verschlossen.<br />

In ihrem gesättigten Zustand suchen sie Jesus auch nicht,<br />

um nach <strong>der</strong> Bedeutung des Zeichens zu fragen. So bleibt<br />

ihnen die Bedeutung <strong>der</strong> Zeichenhandlung durch ihre leibliche<br />

<strong>und</strong> geistliche Sattheit verschlossen. (vgl. Offb. 3:17)<br />

Erwerb des Lebensbrots<br />

Jesus for<strong>der</strong>t sie auf, nicht ver<strong>der</strong>bliches Brot zu erwerben,<br />

son<strong>der</strong>n Brot, das ewig bleibt, das <strong>der</strong> Menschensohn ihnen<br />

gibt. Denen drückt Gott sein Bestätigungssiegel auf (Vers 27).<br />

Die Hörer wollen dieses Brot erwerben <strong>und</strong> fragen, was sie<br />

tun sollen, die Werke Gottes zu wirken, um sich dieses Brot<br />

zu verdienen (Vers 28). Jesus antwortet: „<strong>Das</strong> ist das Werk<br />

Gottes, das ihr an den glaubt, den jener (<strong>der</strong> Vater) ge-<br />

38


sandt hat.“ (Vers 29). Nicht mit Werken ist dieses Lebensbrot<br />

zu verdienen: es wird ihnen geschenkt, wenn sie an den<br />

glauben, den <strong>der</strong> Vater gesandt hat, Christus.<br />

Größeres Wun<strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>t<br />

Nachdem die Hörer bereits das Brotwun<strong>der</strong> Jesu erlebt haben<br />

<strong>und</strong> Christus gewaltsam zum Brotkönig Israels erheben<br />

wollten, fragen sie nach einem weiteren Zeichen, welches das<br />

Zeichen, das er vor ihren Augen wirkte, noch überbieten soll.<br />

Auch dies ist eine Situation <strong>der</strong> Versuchung. Jesus soll<br />

herausgefor<strong>der</strong>t werden, ein noch größeres Wun<strong>der</strong> zu<br />

wirken, um sich als Messias auszuweisen. Wir hören im<br />

Hintergr<strong>und</strong> das Versuchungsgeflüster: „Wenn du Gottes Sohn<br />

bist, dann wirke ein noch größeres Wun<strong>der</strong>, um dich als Messias<br />

auszuweisen. Was du gestern als Zeichen gewirkt hast,<br />

ist unzureichend.“ Sie vergleichen Christus mit Mose <strong>und</strong> formulieren<br />

dies so: „Was für ein Wun<strong>der</strong> wirkst du, dass wir<br />

sehen <strong>und</strong> dir glauben? Was wirkst du? Unsere Väter haben<br />

Manna gegessen wie geschrieben steht: Brot vom<br />

Himmel gab er ihnen zu essen.“ (Joh. 6:30-31) Mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten: Mose hat vierzig Jahre lang Manna vom Himmel kommen<br />

lassen. Der zweite Mose muss da schon ein zumindest<br />

gleichwertiges Wun<strong>der</strong> wirken, wenn nicht gar überbieten.<br />

Überbietung des Mannawun<strong>der</strong>s<br />

Christus überbietet das Wun<strong>der</strong> Moses in seiner eigenen Person:<br />

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, nicht Mose gab<br />

euch das Brot aus dem Himmel (wie ihr meint), son<strong>der</strong>n<br />

mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel.<br />

Denn das Brot Gottes ist das, welches aus dem Himmel<br />

kommt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Welt das Leben gibt.“ (Joh. 6: 32-33).<br />

<strong>Das</strong> Manna als Brot vom Himmel war nur ein Symbol auf das<br />

wahrhaftige Brot, das in Gestalt des Menschensohnes vom<br />

Himmel herabkommt. Und dies überbietet das Wun<strong>der</strong>, das<br />

Gott einst in <strong>der</strong> Wüste wirkte <strong>und</strong> durch Mose dem Volk verkündigte.<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart<br />

Zu beachten ist auch das Zitat <strong>der</strong> Hörer <strong>und</strong> die Antwort Jesu.<br />

<strong>Das</strong> Mosezitat ist in <strong>der</strong> Vergangenheit angesiedelt: „Brot vom<br />

Himmel gab er ihnen zu essen.“ Christus verweist auf das<br />

gegenwärtige Heilshandeln Gottes in Jesus Christus: „Mein<br />

Vater gibt euch das wahrhaftige Brot vom Himmel.“<br />

Den staunenden Hörern sagt Jesus im Verlauf des Gesprächs:<br />

„Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, dem<br />

wird nimmermehr hungern, <strong>und</strong> wer an mich glaubt, wird<br />

nimmermehr dürsten. Aber ich habe es „euch“ gesagt,<br />

denn ihr seht mich <strong>und</strong> glaubt nicht.“ (Joh. 6: 35-36) Ebenso<br />

wie „gab“ <strong>und</strong> „gibt“ die Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart gegenüberstellt,<br />

ebenso stellt „ihnen“ <strong>und</strong> „euch“ Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> Gegenwart gegenüber.<br />

Auf die Gegenwart kommt es an. Christus steht als das lebendige<br />

<strong>und</strong> wahrhaftige Brot, aus dem Himmel herabgekommen,<br />

den Hörern gegenwärtig gegenüber. Hatten die Hörer Mose<br />

mit den Worten zitiert: „Brot vom Himmel gab er ihnen zu<br />

essen“ (Joh. 6:31), hält ihnen Jesus entgegen: „Mein Vater<br />

gibt euch das wahrhaftige Brot vom Himmel.“ (Joh. 6:32)<br />

<strong>Das</strong> folgende Gespräch geht im Unglauben <strong>der</strong> Hörer <strong>und</strong> auch<br />

<strong>der</strong> siebzig Jünger unter, so dass Christus den Zwölferkreis<br />

fragt, ob sie auch weggehen wollen (Verse 37-71).<br />

Fragen: (1) Was will Christus seinen Hörern mit seiner Gegenüberstellung<br />

von „gab“ <strong>und</strong> „gibt“ sagen? (2) Wie betont<br />

Christus das Gleiche in <strong>der</strong> Gegenüberstellung von „ihnen“<br />

<strong>und</strong> „euch“? (3) Woran liegt es, dass die Hörer dies nicht<br />

verstehen <strong>und</strong> im Unglauben ablehnen?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Manna war die wahr gewordene Verheißung Gottes.<br />

Daher lebte Israel von <strong>der</strong> Verheißung <strong>und</strong> nicht allein vom<br />

Manna. Manna <strong>und</strong> Verheißung sind untrennbar.<br />

(2) Die Verheißung ist die Achse des B<strong>und</strong>es, um die sich<br />

das gesamte Heilsgeschehen dreht. Der Versucher versuchte,<br />

nicht nur die Verheißung vom Brot zu trennen, son<strong>der</strong>n<br />

damit auch die Verheißung vom B<strong>und</strong> zu lösen. Dem wi<strong>der</strong>setzte<br />

sich Jesus mit seinem: „Nicht von Brot allein.“ <strong>Das</strong> Brot<br />

Gottes ist in Verheißung <strong>und</strong> B<strong>und</strong> eingebettet.<br />

(3) Nach <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend tritt an Jesus erneut<br />

die Brotversuchung heran. Diesmal will das Volk ihn gewaltsam<br />

zum Brotkönig Israels erheben. Jesus aber entzieht<br />

sich dieser Gewaltaktion, indem <strong>der</strong> den Ort <strong>der</strong> Versuchung<br />

verlässt. Es kann niemand mit Gewalt zur Sünde gezwungen<br />

werden. Dazu gehört die Einwilligung dessen, <strong>der</strong> sich einer<br />

solchen Situation ausgesetzt sieht. Dies wurde am Beispiel<br />

Josefs im Alten Testament <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hebräer in Babel weiter<br />

vertieft.<br />

(4) Christus hat in <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend zeichenhaft<br />

das Abendmahl vorweggenommen, denn die Worte, die<br />

er dort sprach, nehmen auch seine eigenen Einsetzungsworte<br />

zum Abendmahl vorweg. Bei Brot geht es um Leben. Irdisches<br />

Brot erhält irdisches Leben. Christus als das Brot des<br />

Lebens bietet <strong>der</strong> Welt das ewige Leben.<br />

(5) Die Hörer for<strong>der</strong>n Christus auf, sein gestriges Wun<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend zu überbieten. Dazu zitieren<br />

sie einen Mosetext, aus dem hervorgeht, das er (Mose) ihnen<br />

Brot vom Himmel zu essen gab. Jesus deutet dieses Wüstenmanna<br />

als Symbol, das auf ihn selbst als das wahre Brot vom<br />

Himmel gekommen, hinweist. Dabei stellt Christus die Vergangenheit<br />

<strong>der</strong> Gegenwart gegenüber. Nicht Mose gab ihnen<br />

das Manna, son<strong>der</strong>n „mein Vater gibt euch das wahre Brot<br />

vom Himmel“. (Joh. 6:32)<br />

(6) Christus stellt mit „gab“ <strong>und</strong> „gibt“, „ihnen“ <strong>und</strong> „euch“<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart gegenüber. Dabei ist das Manna<br />

in <strong>der</strong> Wüste, das ihnen vom Himmel gegeben worden war,<br />

Symbol des wahren Brotes, das vom Himmel kommt <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Welt das Leben gibt.<br />

(7) Infolge <strong>der</strong> Sattheit <strong>der</strong> Hörer <strong>und</strong> ihrer rein irdisch politischen<br />

Hoffnung auf einen zweiten Mose als Führungsgestalt<br />

in einem erneuten Exodus, diesmal aus <strong>der</strong> Knechtschaft<br />

<strong>der</strong> Römer, geht die Brotrede Christi im Unglauben unter, so<br />

dass auch die Jünger angefochten werden. Christus als <strong>der</strong><br />

zweite Mose ist eine Führungsgestalt, die das Volk aus <strong>der</strong><br />

Knechtschaft <strong>der</strong> Sünde herausführen will.<br />

Sabbatanfang:<br />

21.32 Uhr<br />

39


Lektion 10 6. Juni - 12. Juni 2010<br />

Abendmahls- <strong>und</strong> Versuchungstypologie<br />

Schriftabschnitte: Mt. 14:13-21; Mk. 6:32-44; Lk. 9:10-<br />

17; Joh. 6:1-15. 22-59.<br />

Merkvers: „Wer mein Fleisch isst <strong>und</strong> mein Blut trinkt,<br />

<strong>der</strong> bleibt in mir <strong>und</strong> ich in ihm.“ (Joh. 6:56, Lutherbibel<br />

1984)<br />

„Dies wi<strong>der</strong>fuhr ihnen als Vorbild. Es ist aber uns geschrieben<br />

zur Warnung, auf die das Ende <strong>der</strong> Zeiten gekommen<br />

ist.“ (1. Kor. 10:11, LB 1984)<br />

Fragen: (1) Inwiefern wurde Christus nach dem Bericht des<br />

Johannesevangeliums nach <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend<br />

erneut versucht? (2) Welches Ziel hatte diese Versuchung?<br />

(3) Woraus geht hervor, dass Christus (a) in seiner Zeichenhandlung<br />

die Abendmahlsworte vorwegnahm <strong>und</strong> (b) die Abendmahlsgemeinde?<br />

Antworten:<br />

SONNTAG<br />

Rückschau mit Vertiefung<br />

Ablenkung vom Kreuz<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurde die erneute Brotversuchung Jesu<br />

bei <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend im Johannesevangelium<br />

betrachtet (Joh. 6:1-5). Als Einziger <strong>der</strong> Evangelisten berichtet<br />

Johannes, dass die Gesättigten Jesus gewaltsam zum Brotkönig<br />

erheben wollten, Christus sich aber dem entzieht (Joh.<br />

6: 14-15). Während Jesus in <strong>der</strong> Versuchungsbegebenheit,<br />

wie Matthäus <strong>und</strong> Lukas es berichten, noch vom Versucher<br />

aufgefor<strong>der</strong>t wird, Steine in Brot zu verwandeln, um seine<br />

Gottessohnschaft zu beweisen (Mt. 4:3; Lk. 4:3), tritt die Versuchung<br />

an Ihn mit einem Gewaltversuch heran, irdischer Brotkönig<br />

zu werden. Christus soll von seinem Erlösungsweg zum<br />

Kreuz abgelenkt werden.<br />

Vorweggenommene Abendmahlsworte<br />

Durch die vorweggenommenen Einsetzungsworte des Abendmahls<br />

bei <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend deutet Jesus aber<br />

gerade diesen Kreuzesweg zeichenhaft an (Joh. 6:11-12).<br />

Auch die Synoptiker (Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas) berichten<br />

die Speisung <strong>der</strong> Fünftausend <strong>und</strong> überliefern ebenfalls die<br />

vorweggenommenen Abendmahlsworte Jesu bei dieser Speisung:<br />

Nahm, dankte, brach <strong>und</strong> gab (vgl. Mt. 26:26; Lk. 14:22;<br />

vgl. 1. Kor. 11:23-24).<br />

Vorweggenommene Abendmahlsgemeinde<br />

Während Johannes berichtet, dass Jesus das gebrochene Brot<br />

unter den Lagernden verteilte (Joh. 6:11), berichten die Synoptiker<br />

übereinstimmend, dass Jesus das gebrochene Brot<br />

zuerst den Jüngern gab, <strong>und</strong> diese verteilten es unter den<br />

Lagernden (Mt. 14:19; Mk. 6:41; Lk. 9:16). Damit hat Jesus<br />

in <strong>der</strong> Zeichenhandlung nicht nur die Abendmahlsworte<br />

vorweggenommen, son<strong>der</strong>n auch die Abendmahlsgemeinde,<br />

<strong>der</strong> das gebrochene Brot von den Ältesten im Gedächtnismahl<br />

gereicht wird. Christus hat das Kreuz fest im Blick<br />

<strong>und</strong> lässt sich vom Versucher nicht von diesem Erlösungsziel<br />

abbringen.<br />

MONTAG<br />

Brotkönig ganz an<strong>der</strong>er Art<br />

Im Johannesevangelium geht in <strong>der</strong> erklärenden Brotrede das<br />

Brot über in „sein Fleisch“: „Und das Brot, das ich geben<br />

werde, ist mein Fleisch für das Leben <strong>der</strong> Welt.“ (Joh. 6:51)<br />

Mit „Fleisch“ deutet Jesus seinen Kreuzestod an <strong>und</strong> verwendet<br />

ganz deutliche Abendmahlsworte, die seine Hörer<br />

allerdings missverstehen <strong>und</strong> Anstoß nehmen: „Wer mein<br />

Fleisch zerkaut <strong>und</strong> mein Blut trinkt, hat ewiges Leben,<br />

<strong>und</strong> ich werde ihn am letzten Tage auferwecken.“ (Joh.<br />

6:54)<br />

Christus ist in Wirklichkeit ein Brotkönig, aber ein Brotkönig<br />

ganz an<strong>der</strong>er Art. Welcher Art, das hat er in seiner<br />

Brotrede deutlich gesagt. Der Brotkönig, zu dem die Hörer<br />

ihn nach <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend erheben wollten,<br />

will Christus nicht sein. Die volkstümliche Vorstellung<br />

eines irdisch-politischen, eines militärischen Brotkönigs,<br />

würde ihn vom Erlösungsweg zum Kreuz abhalten.<br />

Versuchung durch Werkzeuge<br />

Petrus<br />

Letztlich haben alle drei Versuchungen, die Matthäus <strong>und</strong><br />

Lukas namentlich berichten, <strong>und</strong> die sich nach <strong>der</strong> Speisung<br />

<strong>der</strong> Fünftausend im Johannesevangelium wie<strong>der</strong>holt, dieses<br />

eine Ziel: das Erlösungsgeschehen am Kreuz nicht stattfinden<br />

zu lassen. Der Versucher tritt an Christus durch Werkzeuge<br />

heran. Petrus ist ein Beispiel dafür. Als Christus seine<br />

Jünger auf diesen Leidensweg hinwies (Mt. 16:21), ermahnte<br />

Petrus ihn ernstlich: „Gott ist dir doch gnädig, Herr, dieses<br />

wird dir nicht geschehen!“ (Vers 22)<br />

Wie<strong>der</strong> hat es Christus mit dem Versucher zu tun: „Gehe hinter<br />

mich, Satan, du bist mir ein Ärgernis, denn du bist nicht<br />

40


auf die Angelegenheiten Gottes bedacht, son<strong>der</strong>n auf die<br />

<strong>der</strong> Menschen!“ (Vers 23)<br />

Der Versucher war zwischen Christus <strong>und</strong> Petrus getreten <strong>und</strong><br />

hatte den Blick des Petrus zu Jesus verdunkelt. Petrus wurde<br />

zum Versuchungsinstrument des Erzversuchers. Deshalb wird<br />

<strong>der</strong> Versucher aufgefor<strong>der</strong>t, nicht zwischen Christus <strong>und</strong> Petrus<br />

zu treten <strong>und</strong> sich zu entfernen. Die Versuchungen Jesu<br />

reißen auf seinem Weg zum Kreuz nicht ab, denn <strong>der</strong> Versucher<br />

arbeitet verdeckt durch Werkzeuge.<br />

An<strong>der</strong>e Beispiele<br />

Im Paradies benutzt <strong>der</strong> Versucher die Schlange als Medium,<br />

Eva zu verführen. Sodann benutzt er Eva, die Verführte, als<br />

Verführerin. Und <strong>der</strong> Versucher hat sicher auch Balaam als<br />

Werkzeug benutzt, die Israeliten zum Opferfest <strong>der</strong> Moabiter<br />

zu verführen: mit fatalen Folgen (4. Mose 31:16; 25:1-15). Der<br />

Versucher benutzt in <strong>der</strong> Gemeinde Pergamus Irrlehrer, welche<br />

die Lehre Balaams vertreten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gemeinde Schaden<br />

zufügen (Offb. 2:14-15).<br />

Fragen: (1) Wie benutzt <strong>der</strong> Versucher Petrus als Mittelsmann,<br />

Jesus erneut zu versuchen? (2) Wo befand sich <strong>der</strong> Versucher<br />

selbst? (3) Was hat Christus ihm vorgehalten?<br />

Antworten:<br />

Der Versuchung<br />

Der Typologie des Abendmahls folgt die Typologie <strong>der</strong> Versuchung.<br />

Von dieser war das Israel des Alten B<strong>und</strong>es betroffen,<br />

wie auch gegenbildlich das Israel des Neuen B<strong>und</strong>es, die<br />

Gemeinde Christi. Die Versuchung betrifft hier nicht Einzelpersonen,<br />

son<strong>der</strong>n die ganze Gemeinde. Paulus führt einige<br />

solcher Beispiele an <strong>und</strong> deutet sie als warnendes Beispiel<br />

für die Gemeinde Christi.<br />

Rückfall am Sinai<br />

Götzenopfermahl <strong>und</strong> Lustbarkeit<br />

„Diese Ereignisse sind uns zum (mahnenden) Vorbild geworden,<br />

damit wir nicht Böses begehren, wie jene begehrt<br />

haben. Werdet auch keine Götzendiener, wie geschrieben<br />

steht: <strong>Das</strong> Volk setzte sich zu essen <strong>und</strong> zu trinken <strong>und</strong><br />

stand auf zu tanzen.“ (1. Kor. 10:6-7; 2. Mose 32:6).<br />

Man achte hier auf die Worte „essen“ <strong>und</strong> „trinken“ als typologische<br />

Vorwegnahme von Götzen(opfer)mahlzeiten im Götzentempel,<br />

verb<strong>und</strong>en mit Zügellosigkeit: das <strong>Problem</strong> <strong>der</strong> Gemeinde<br />

zu Korinth. In <strong>der</strong> Wüste hatten die Israeliten Gemeinschaft<br />

mit dem Götzen in Gestalt des goldenen Stieres. Dies<br />

drückten sie mit dem „Essen“ <strong>und</strong> „Trinken“ aus. In <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Korinth tritt das gleiche <strong>Problem</strong> in Verbindung mit<br />

Götzenopfermahlzeiten im Götzentempel auf (1. Kor. 10:14-<br />

22; 6:12-20).<br />

Rückfall<br />

DIENSTAG<br />

Typologie<br />

Des Abendmahls<br />

Typologie beinhaltet ein Muster im Alten B<strong>und</strong>, dessen wahres<br />

Gegenbild im Neuen B<strong>und</strong> in Christus gegenübergestellt<br />

wird. Der Apostel Paulus sieht Taufe <strong>und</strong> Abendmahl bereits<br />

in <strong>der</strong> Wüste typologisch vorgebildet: „Denn ich will euch<br />

nicht unwissentlich lassen, Brü<strong>der</strong>: Unsere Väter waren<br />

alle unter <strong>der</strong> Wolke, <strong>und</strong> alle gingen durchs Meer, <strong>und</strong><br />

alle ließen sich auf Mose taufen in <strong>der</strong> Wolke (in <strong>der</strong> Christus<br />

war) <strong>und</strong> im Meer, <strong>und</strong> alle aßen die gleiche geistliche<br />

Speise, <strong>und</strong> alle tranken den gleichen geistlichen Trank.<br />

Sie tranken aber von dem geistlichen Fels, <strong>der</strong> mitfolgte:<br />

<strong>der</strong> Fels aber war Christus.“ (1. Kor. 10:1-4)<br />

<strong>Das</strong> lange Ausbleiben Moses wird zum Anlass genommen,<br />

Aaron aufzufor<strong>der</strong>n, einen Gott zu machen, <strong>der</strong> sie nach Ägypten<br />

zurückführt. Aaron verschaffte ihnen einen goldenen Stier,<br />

<strong>der</strong> diesen Gott symbolisieren sollte. Der Stier war den Ägyptern<br />

heilig. Gewiss hätten die Ägypter die Hebräer mit offenen<br />

Armen empfangen. Der neue Gottesdienst Israels bestand in<br />

zuchtloser Lustbarkeit <strong>und</strong> Götzenmahlzeit. Dies stiftete Gemeinschaft<br />

untereinan<strong>der</strong> im Götzendienst (2. Mose 32:1-6).<br />

Hier bricht <strong>der</strong> offene Schl<strong>und</strong> des Rückfalls auf <strong>und</strong> droht<br />

Israel mit sich in die Tiefe zu reißen. In <strong>der</strong> Wüste am Sinai,<br />

sowie in <strong>der</strong> Gemeinde Korinth tritt <strong>der</strong> gleiche Rückfall auf.<br />

Dabei ist <strong>der</strong> Rückfall Israels in <strong>der</strong> Wüste eine typologische<br />

Warnung für die Gemeinde in Korinth.<br />

Fragen: (1) Wie werden Taufe <strong>und</strong> Abendmahl in <strong>der</strong> Wüste<br />

typologisch vorgebildet? (2) Wie haben die Israeliten ihre Gemeinschaft<br />

miteinan<strong>der</strong> im Götzendienst ausgedrückt? (3) Inwiefern<br />

zeichnet sich hier eine typologische Parallele zur Gemeinde<br />

in Korinth ab?<br />

Antworten:<br />

Christus hat in <strong>der</strong> Wüste dem Volk Israel das Manna vom<br />

Himmel gegeben <strong>und</strong> Wasser aus dem Felsen. Damit ist<br />

das christliche Abendmahl bereits in <strong>der</strong> Wüste vorgebildet.<br />

41


MITTWOCH<br />

Rückfall in Korinth<br />

Die allgemeine Situation<br />

diesen Ritualen so hingezogen? (3) Wozu führt dies nach den<br />

Worten des Apostel Paulus?<br />

Antworten:<br />

Der Apostel Paulus setzt das Beispiel des Rückfalls am Sinai<br />

mit dem Götzenmahl <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zuchtlosigkeit des alten Israel in<br />

Beziehung zur gegenwärtigen Versuchung <strong>der</strong> Gemeinde in<br />

Korinth. Die sich vom Heidentum zu Christus bekehrt hatten,<br />

unterrichtet <strong>und</strong> getauft worden waren <strong>und</strong> am Abendmahl<br />

teilnahmen, gingen in die Götzentempel <strong>und</strong> nahmen dort an<br />

Götzenopfermahlzeiten teil. Die Götzentempel übten auf sie<br />

immer noch eine Anziehung aus, so dass sie an den Ritualen<br />

teilnahmen, wie auch am Abendmahl im Gottesdienst <strong>der</strong><br />

Gemeinde. Sie schwankten zwischen Herrenmahl <strong>und</strong> Götzenopfermahl<br />

hin <strong>und</strong> her.<br />

Warnung des Apostels<br />

Paulus sagt, was die Heiden opfern, opfern sie den Dämonen.<br />

Teilnahme an diesen Opfermahlen bedeutet, Gemeinschaft<br />

mit den Dämonen zu haben: „Ihr könnt nicht aus dem<br />

Kelch des HERRN trinken <strong>und</strong> aus dem Kelch <strong>der</strong> Dämonen.<br />

Ihr könnt nicht am Tisch des HERRN teilhaben <strong>und</strong><br />

am Tisch <strong>der</strong> Dämonen.“ (1. Kor. 10:14-22)<br />

Dabei wird die Götzenmahlzeit am goldenen Kalb zum Typos<br />

einer solchen Zwiespältigkeit. Israel aß vom Manna, dem Brot<br />

vom Himmel, <strong>und</strong> trank vom geistlichen Fels, <strong>der</strong> mitfolgte,<br />

Christus (1. Kor. 10:1-4). Im Gegensatz dazu aber saßen sie<br />

um den goldenen Stier herum, aßen <strong>und</strong> tranken <strong>und</strong> pflegten<br />

so Gemeinschaft mit diesem Götzen. Anschließend standen<br />

sie auf <strong>und</strong> gaben sich zügelloser Lustbarkeit hin. Ähnlich war<br />

es in Korinth. Verb<strong>und</strong>en mit solchen Götzenopfermahlzeiten<br />

war die „sakrale Prostitution“ (Unzucht), ein Bestandteil solcher<br />

Rituale.<br />

Davor warnt Paulus eindringlich: „Wisst ihr nicht, dass eure<br />

Leiber Glie<strong>der</strong> Christi sind? Soll ich denn etwa die Glie<strong>der</strong><br />

Christi nehmen <strong>und</strong> ein Hurenglied daraus machen?<br />

<strong>Das</strong> kommt gar nicht in Frage! O<strong>der</strong> wisst ihr nicht, wer<br />

sich mit einer Hure verbindet, ist ein Leib (mit ihr)? Denn<br />

sie werden, so heißt es (in <strong>der</strong> Schrift) ein Fleisch sein.<br />

Wer aber einer Hure anhängt, ist eines Geistes mit ihr.“<br />

(1. Kor. 6:15-16)<br />

Paulus will sagen: <strong>Das</strong> Götzenopfermahl im Götzentempel hat<br />

zum einen Gemeinschaft mit Dämonen zur Folge. Zum an<strong>der</strong>en<br />

führt es nicht nur zur leiblichen Unzucht in Verbindung mit<br />

einer Hierodule, vielmehr kommt es auch zu einer geistlichen<br />

Gemeinschaft mit ihr, denn Essen wie Trinken beim Götzenopfermahl<br />

<strong>und</strong> Tempelprostitution: alles geschieht zu Ehren<br />

von Götzen <strong>und</strong> Dämonen. So kommt es zu einer Einheit auch<br />

im Geist. Hier haben wir es mit einer Versuchungsvariante zu<br />

tun, die nicht durch Argumente wirkt, son<strong>der</strong>n durch verlockende<br />

Anziehung.<br />

Der Apostel rät: „Daher, meine Lieben, flieht vom Götzendienst!“<br />

(1. Kor. 10:14) Wer verweilt, zögert, anschaut, rückt<br />

immer näher, wird schließlich in den Strudel <strong>der</strong> Versuchung<br />

hineingezogen <strong>und</strong> versinkt. Joseph brachte seine Seele in<br />

extremer Versuchung durch Flucht in Sicherheit (1. Mose<br />

39:12).<br />

Fragen: (1) Welche Rituale wurden im Götzentempel ausgeführt?<br />

(2) Warum fühlte sich ein Teil <strong>der</strong> Gemeindeglie<strong>der</strong> zu<br />

DONNERSTAG<br />

Auch auf dem Gebiet sonstigen Lebenswandels kann es zum<br />

Rückfall mit Versuchung zu längst abgelegten Lebensgestaltungen<br />

kommen, die vor Wie<strong>der</strong>geburt <strong>und</strong> Taufe üblich waren.<br />

Versuchung zum Rückfall<br />

Warnung an die Epheser<br />

Vor dieser Gefahr warnt Paulus die Epheser. Wir lassen einen<br />

Schriftabschnitt des Apostels Paulus für sich selbst reden.<br />

Darin taucht die Gefahr auf, dass die Gemeinde in Lebensgewohnheiten<br />

vor Bekehrung, Taufunterricht <strong>und</strong> Taufe<br />

zurückfallen kann: „<strong>Das</strong> aber sage ich <strong>und</strong> bezeuge im<br />

HERRN, dass ihr euer Leben nicht gestaltet wie die Heiden,<br />

die in <strong>der</strong> Nichtigkeit ihrer Gesinnung leben, verfinstert<br />

in ihrem Urteilsvermögen, entfremdet vom Leben Gottes<br />

durch die Unwissenheit, die ihnen innewohnt, die abgestumpft<br />

(verstockt) sind <strong>und</strong> sich selbst dahingeben in<br />

Zügellosigkeit, zur Betätigung aller Unreinheit in Habsucht.<br />

Ihr aber habt so Christus (die Christenlehre o<strong>der</strong> Katechese<br />

vor <strong>der</strong> Taufe) nicht gelernt, wie die Wahrheit ist in<br />

Jesus: nämlich dass ihr ablegt den vorherigen Lebenswandel<br />

des alten Menschen, <strong>der</strong> verdorben wird durch trügerische<br />

Begierde. Ihr sollt aber erneuert werden im Geist<br />

eurer Gesinnung <strong>und</strong> anziehen den neuen Menschen, <strong>der</strong><br />

nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit <strong>und</strong> Heiligkeit<br />

<strong>der</strong> Wahrheit.“ (Eph. 4:17-24)<br />

Liste des Rückfalls<br />

Es ist bereits ein Rückfall eingetreten, denn Pauls mahnt die<br />

Epheser: „Deshalb legt die Lüge ab, redet ein je<strong>der</strong> die<br />

Wahrheit mit seinem Nächsten.“ (Eph. 4:25)<br />

Wer gestohlen hat, soll nicht mehr stehlen (Vers 28). Kein<br />

faules Wort soll aus ihrem M<strong>und</strong>e gehen (Vers 29). Der Heilige<br />

Geist soll nicht durch Rückfall in solche alten Gewohnheiten<br />

betrübt werden (Vers 30). Alle Bitterkeit <strong>und</strong> Zorn <strong>und</strong><br />

Geschrei <strong>und</strong> Lästerung sollen sie aus ihrem Leben entfernen<br />

samt aller Bosheit (Vers 31). Unzucht, alle Unreinheit <strong>und</strong><br />

alle Habsucht sollen bei den Heiligen nicht einmal genannt<br />

werden (Eph. 5:3). Schmutzige Zoten, törichtes <strong>und</strong> zynisches<br />

Geschwätz weist Paulus als ungehörig ab (Vers 4) <strong>und</strong> endet<br />

schließlich mit einer Warnung vor Rückfall in Weinschwelgerei<br />

(Vers 18).<br />

42


Hilfe bei eingetretenem Rückfall<br />

Der Rückfall dieser Heidenchristen in alte Lebensgewohnheiten<br />

vor <strong>der</strong> Taufe ist die dringende Gefahr, vor <strong>der</strong> Paulus<br />

warnt. Aus seinen Zeilen geht hervor, dass dies bereits<br />

teilweise eingetreten ist. Wer einmal gerettet ist, ist nicht für<br />

immer gerettet. Nach <strong>der</strong> Taufe sind die Gläubigen Versuchungen<br />

ausgesetzt, die sie wie<strong>der</strong> in ihr altes Sündenleben vor<br />

<strong>der</strong> Taufe zurückbringen wollen. <strong>Das</strong> Neue Testament ist voll<br />

von solchen Warnungen (vgl. 2. Pt. 2:1-22; Judas 1-24).<br />

Indem Christus selbst gelitten hat <strong>und</strong> versucht wurde,<br />

vermag er denen zu helfen, die versucht werden (Heb. 2:<br />

18). <strong>Das</strong> ist Hilfe, die wir in Versuchungssituationen in Anspruch<br />

nehmen können.<br />

Fragen: (1) Wie hat sich die Versuchung zum Rückfall in alte<br />

Lebensgewohnheiten bei den Ephesern gezeigt? (2) Welche<br />

Beispiele erwähnt Paulus? (3) Inwiefern ist uns die Verheißung<br />

in Heb. 2:18 eine Hilfe bei solchen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Versuchungen?<br />

Antworten:<br />

(5) In <strong>der</strong> Mitte Israels am Sinai stand <strong>der</strong> goldene Stier.<br />

Ringsum das essende <strong>und</strong> trinkende Volk. Dieses Götzenmahl<br />

stiftete Gemeinschaft im Götzendienst, denn gemeinsames<br />

Essen miteinan<strong>der</strong>, <strong>und</strong> noch dazu in Gegenwart des<br />

Götzen, begründet Gemeinschaft untereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> mit dem<br />

Götzen.<br />

(6) Paulus weist darauf hin, dass die Teilnahme an Götzenopfermahlzeiten<br />

eine Gemeinschaft mit Dämonen stiftet.<br />

Es ist nicht möglich einerseits im Abendmahl Gemeinschaft<br />

mit Christus haben zu wollen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits in Götzenopfermahlen<br />

mit Dämonen.<br />

(7) Im Hinblick auf Tempelprostitution sieht Paulus nicht<br />

nur eine leibliche, son<strong>der</strong>n darüber hinaus eine geistliche Vereinigung<br />

mit <strong>der</strong> Hierodule <strong>und</strong> dem Götzendienst überhaupt.<br />

(8) Der Versucher benutzt Werkzeuge, um mit seinen Versuchungen<br />

zum Ziel zu kommen. So benutzt er Petrus, <strong>der</strong><br />

Christus überreden will, nicht den Kreuzesweg zu gehen (Mt.<br />

16:21-23). Schon im Paradies versucht <strong>der</strong> Versucher Eva,<br />

die zur verführten Verführerin wird.<br />

(9) Paulus setzt sich im Epheserbrief mit einem Rückfall<br />

<strong>der</strong> Heidenchristen auseinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> warnt davor, in Lebensstile<br />

zurückzufallen, die vor <strong>der</strong> Taufe üblich waren. Am Beispiel<br />

von Korinth <strong>und</strong> den Ephesern (von 2. Pt. 2:1-22 <strong>und</strong><br />

dem Judasbrief ganz zu schweigen) wird deutlich, dass es<br />

nicht nur um Versuchung des einzelnen Gläubigen geht: vielmehr<br />

ist die ganze Gemeinde Ziel <strong>der</strong> Versuchung. Gerade in<br />

<strong>der</strong> Endzeit, in <strong>der</strong> selbst die Auserwählten, wenn möglich,<br />

verführt werden können (Mt. 24:24), sind Warnungen vor Versuchungen<br />

<strong>und</strong> Verführungen dringen<strong>der</strong> denn je.<br />

Sabbatanfang:<br />

21.38 Uhr<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Jesus nimmt bei <strong>der</strong> Speisung <strong>der</strong> Fünftausend zeichenhaft<br />

das Abendmahl vorweg (Joh. 6:11-12) <strong>und</strong> teilt das Brot<br />

aus. Matthäus <strong>und</strong> Markus schalten in <strong>der</strong> Verteilung des Brots<br />

die Jünger ein, welche den Gelagerten das gebrochene Brot<br />

reichen (Mt. 14:19; Mk. 6:41; Lk. 9:16). Damit hat Jesus die<br />

Abendmahlsgemeinde im Voraus angedeutet, die von den<br />

Ältesten die Abendmahlselemente ausgeteilt bekommt.<br />

(2) Christus ist ein Brotkönig ganz an<strong>der</strong>er Art als seine<br />

Zeitgenossen es erwarten. Er erklärt sich als das wahre, lebendige<br />

Brot vom Himmel gekommen: das wahrhaftige Brot,<br />

auf welches das Manna typologisch hingewiesen hat. Dies ist<br />

eines <strong>der</strong> Gründe seiner Verwerfung.<br />

(3) Durchzug durchs Schilfmeer, Manna <strong>und</strong> Wasser aus<br />

dem Fels, sieht Paulus als typologisch vorweg genommene<br />

Taufe <strong>und</strong> Abendmahl im Neuen B<strong>und</strong>. Christus hat Israel mit<br />

Manna <strong>und</strong> Wasser versorgt, weil Er <strong>der</strong> geistliche Fels war,<br />

<strong>der</strong> mitfolgte (1. Kor. 10:1-4).<br />

(4) Der Abendmahlstypologie folgt die Versuchungstypologie.<br />

Paulus sieht unter an<strong>der</strong>en Beispielen den goldenen<br />

Stier am Sinai als warnendes typologisches Muster für die<br />

Gemeinde Christi im Neuen B<strong>und</strong>. In Korinth üben die Götzentempel<br />

mit ihren verführerischen Ritualen immer noch eine<br />

Anziehungskraft auf solche aus, die vor ihrer Taufe dort zu<br />

Hause waren. Teilnahme am Götzenopfermahl <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tempelprostitution<br />

for<strong>der</strong>t die Warnung des Apostels heraus.<br />

43


Lektion 11 13. Juni - 19. Juni 2010<br />

Leben durch Verheißung: Beispiele aus dem Leben Elias<br />

Schriftanschnitte: 1. Könige 17:1-16; 5. Mose 8:3; Mt.<br />

4:4; 4. Mose 23:19; Jes. 7:9; 43:2; Daniel 12:1; Offb. 16:1-21;<br />

Daniel 3:24-25; 17:14; 19:7-8; Jes. 65:10.<br />

Antworten:<br />

Merkvers: „Denn so spricht <strong>der</strong> HERR, <strong>der</strong> Gott Israels:<br />

<strong>Das</strong> Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, <strong>und</strong> dem<br />

Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem <strong>der</strong><br />

HERR regnen lassen wird auf Erden.“ (1. Könige 17:14, LB<br />

1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurden Abendmahls- <strong>und</strong> Versuchungstypologie<br />

gegenübergestellt. In <strong>der</strong> Abendmahlstypologie waren<br />

Durchzug durchs Schilfmeer <strong>und</strong> Versorgung Israels mit<br />

Manna <strong>und</strong> Wasser aus dem Fels typologisches Vorbild für<br />

Taufe <strong>und</strong> Abendmahl (1. Kor. 10:1-4). Die sich daran anschließende<br />

Versuchungstypologie setzt z. B. im Rückfall Israels<br />

am Sinai mit dem goldenen Stier ein warnendes Muster für<br />

die Gemeinde Christi, insbeson<strong>der</strong>e in Korinth. <strong>Das</strong> Essen<br />

<strong>und</strong> Trinken Israels in Verbindung mit dem goldenen Stier stiftet<br />

eine Mahlgemeinschaft im Götzendienst mit anschließen<strong>der</strong><br />

Lustbarkeit (2. Mose 32:6).<br />

Dies nimmt Paulus als warnendes Beispiel für die Situation in<br />

Korinth (1. Kor. 10:7). Die Heidenchristen fühlen sich immer<br />

noch vom Ritual <strong>der</strong> Götzentempel angezogen. Sie nehmen<br />

Teil an den Opfermahlen <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Tempelprostitution<br />

(1. Kor. 10:14-22; 6:12-20).<br />

Paulus warnt die zum Rückfall verführten Gläubigen eindringlich<br />

vor <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Gemeinschaft mit Dämonen,<br />

denen die Heiden opfern. Der Kelch des HERRN beim Abendmahl<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kelch <strong>der</strong> Dämonen in Götzentempeln sind<br />

miteinan<strong>der</strong> unvereinbar (1. Kor. 10:20-22).<br />

Der Versucher hat vergeblich versucht, Christus in <strong>der</strong> Wüste<br />

auf Abwege zu verführen, die Ihn vom Kreuz ablenken sollten.<br />

Seit dem Paradies trachtet <strong>der</strong> Versucher danach, einzelne<br />

Gläubige zu versuchen, aber auch die ganze Gemeinde,<br />

wie es in Korinth <strong>der</strong> Fall war.<br />

In seinem Brief an die Epheser setzt Paulus sich mit einem<br />

teilweisen Rückfall <strong>der</strong> Heidenchristen in alte, vor <strong>der</strong> Taufe<br />

liegende Lebensgewohnheiten auseinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> warnt<br />

ebenfalls eindringlich vor solchen Rückfällen.<br />

Christus hat bei <strong>der</strong> Versuchung in <strong>der</strong> Wüste gelitten <strong>und</strong> ist<br />

in je<strong>der</strong> Beziehung versucht worden. Deshalb vermag er uns<br />

in unseren Versuchungen zu verstehen <strong>und</strong> auch zu helfen<br />

(Heb. 4:14; 2:18).<br />

Besinnungsfrage: Auf welchen Gebieten liegen allgemein die<br />

Hauptversuchungen in <strong>der</strong> Endzeit, in <strong>der</strong> wir leben?<br />

MONTAG<br />

Die Verheißung<br />

In dieser Lektion werden Erfahrungen aus dem Leben Elias<br />

betrachtet. Er hat erlebt, dass <strong>der</strong> Mensch nicht allein von<br />

Brot lebt, son<strong>der</strong>n von jedem Wort, das aus dem M<strong>und</strong>e Gottes<br />

geht (5. Mose 8:3; Mt. 4:4). Damit war das Manna als wahr<br />

gewordene Verheißung gemeint. Brot als wahr gewordene<br />

Verheißung im Leben Elias: darum soll es hier gehen. Elia<br />

hatte Ahab vor <strong>der</strong> Dürre gewarnt, die über das ganze Land<br />

als Strafe wegen des Abfalls im Baalskult kommen sollte (1.<br />

Könige 17:1-2).<br />

Von Verheißung leben<br />

<strong>Das</strong> ist nichts an<strong>der</strong>es als die Ankündigung einer Hungersnot.<br />

Da wird es um Brot gehen. Wenn es nicht regnet, kann auch<br />

keine Getreidesaat wachsen. Wächst keine Getreidesaat, gibt<br />

es auch kein Brot. Elia hätte sich die Frage stellen können,<br />

wovon er denn in dieser Hungersnot leben soll. Er sollte von<br />

dem leben, was Gott ihm verheißt. In dieser Krise wird das<br />

Wort für Elia lebendig, was er von Mose kannte: „Der Mensch<br />

lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von allem, was aus dem<br />

M<strong>und</strong> des HERRN geht.“ (5. Mose 8:3, LB 1984) Von dieser<br />

Verheißung lebte Israel in <strong>der</strong> Wüste, als es mit Manna gespeist<br />

wurde. Und davon wird auch Elia leben, wie auch die<br />

heidnische Witwe, zu <strong>der</strong> Gott Elia gewiesen hat.<br />

Raben als Werkzeug <strong>der</strong> Verheißung<br />

Durch diese Verheißung würde auch er überleben. Gott erneuert<br />

diese Verheißung, <strong>und</strong> schneidet sie auf die Lage Elias<br />

zu: „Da kam das Wort des HERRN zu ihm: Geh weg von<br />

hier <strong>und</strong> wende dich nach Osten <strong>und</strong> verbirg dich am Bach<br />

Krit, <strong>der</strong> zum Jordan fließt. Da sollst du aus dem Bach<br />

trinken <strong>und</strong> ich habe den Raben geboten, dass sie dich<br />

dort versorgen sollen.“ (1. Könige 17:2-3, LB 1984)<br />

<strong>Das</strong> ist die Verheißung, von <strong>der</strong> Elia leben soll. Der HERR<br />

geht ungewöhnliche Wege. Er benutzt Raben, um seine Verheißung<br />

wahr werden zu lassen. Brot <strong>und</strong> Fleisch, sowie<br />

44


Wasser aus dem Bach Krit ist wahr gewordene Verheißung,<br />

von <strong>der</strong> Elia einstweilen lebte.<br />

Vertrauen in Verheißung<br />

Elia nimmt diese Verheißung im Glauben <strong>und</strong> Vertrauen zu<br />

Gott an. Der HERR hatte ihm den Auftrag gegeben <strong>und</strong> wird<br />

ihn auch versorgen. Elia soll nicht von Brot allein leben. <strong>Das</strong><br />

Brot, das ihm die Raben bringen sollen, ist nicht allein. Es<br />

kommt zu Elia durch die Verheißung. Verheißung ohne Brot<br />

wäre leeres Versprechen. Doch was Gott zusagt, das hält Er<br />

gewiss. Was Bileam einst sagte, gilt auch hier <strong>und</strong> heute: „Gott<br />

ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind,<br />

dass ihn etwas gereue. Sollte er etwas sagen <strong>und</strong><br />

nicht tun? Sollte er etwas reden <strong>und</strong> nicht halten?“ (4. Mose<br />

23:19, LB 1984)<br />

So hinterfragt Elia die Verheißung Gottes nicht nach dem<br />

Wahrheits- <strong>und</strong> Wahrscheinlichkeitsgrad ihres Eintreffens.<br />

Er vertraut dem HERRN, <strong>der</strong> ihm dies verheißen hat. Ohne<br />

Brot im Reisegepäck, nur mit <strong>der</strong> Verheißung Gottes im<br />

Herzen, begab er sich im fraglosen Gehorsam auf den<br />

Weg: „Er aber ging hin <strong>und</strong> tat nach dem Wort des HERRN<br />

<strong>und</strong> setzte sich nie<strong>der</strong> am Bach Krit, <strong>der</strong> zum Jordan fließt.“<br />

(Vers 5, LB 1984).<br />

Die Verheißung erfüllte sich: „Und die Raben brachten ihm<br />

Brot <strong>und</strong> Fleisch des Morgens <strong>und</strong> des Abends, <strong>und</strong> er<br />

trank aus dem Bach.“ (Vers 6, LB 1984)<br />

Nicht von Brot allein lebt Elia, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Verheißung<br />

Gottes, die in Brot <strong>und</strong> Fleisch, das ihm die Raben brachten,<br />

wahr geworden war.<br />

Fragen: (1) Inwiefern lebte Israel in <strong>der</strong> Wüste von <strong>der</strong> Verheißung<br />

<strong>und</strong> nicht von Brot allein? (2) Wie wie<strong>der</strong>holt sich<br />

dies bei Elia? (3) Wie hat Elia darauf reagiert, als er von Gott<br />

die Verheißung empfing? (4) Was lernen wir daraus?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Elia von Hungersnot mit betroffen<br />

Aber <strong>der</strong> Prophet bekam auch die Hungersnot zu spüren, die<br />

er im Auftrag Gottes angesagt hatte: „Und es geschah nach<br />

einiger Zeit, dass <strong>der</strong> Bach vertrocknete; denn es war kein<br />

Regen im Land.“ (1. Könige 17:7, LB 1984)<br />

Israel hatte auf Baal als den Herrn über Regen <strong>und</strong> Fruchtbarkeit<br />

geschworen. Nun müssen sie die Ohnmacht Baals<br />

erleben. Er ist unfähig, dem Land Regen zu bringen. Die Hungersnot<br />

ist keine Willkür Gottes. Durch diese schmerzliche<br />

Erfahrung sollen sie lernen, dass Baal, <strong>der</strong> Gott des Regens<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Fruchtbarkeit, ohnmächtig ist. Die Botschaft Elias hatte<br />

gelautet: „Es soll diese Jahre we<strong>der</strong> Tau noch Regen kommen,<br />

ich sage es denn.“ (1. Könige 17:1, LB 1984)<br />

Elia hatte diese Hungernot angesagt <strong>und</strong> musste nun<br />

selbst darunter leiden, denn das Wasser des Baches Krit<br />

vertrocknete, <strong>und</strong> von den Raben, die ihm Brot <strong>und</strong> Fleisch<br />

brachten, hört man nichts mehr. Der HERR löst Elia nicht<br />

aus dieser Hungersnot heraus, indem er ihn durch eine<br />

Entrückung vor <strong>der</strong> Hungersnot bewahrt. Elia steht immer<br />

noch auf dem Boden dieser landesweiten Dürre. Seine<br />

Fußsohlen betreten diesen staubigen, verkrusteten Boden,<br />

seine Lungen atmen die heiße, trockene Luft. Wasser <strong>und</strong><br />

Nahrung sind auch ihm jetzt ausgegangen.<br />

Endgeschichtliche Parallele<br />

So ist es auch endgeschichtlich: „Zu jener Zeit wird Michael,<br />

<strong>der</strong> große Engelfürst, <strong>der</strong> für dein Volk eintritt, sich aufmachen.<br />

Denn es wird eine Zeit so großer Trübsal sein,<br />

wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu<br />

jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden,<br />

alle, die im Buch geschrieben stehen.“ (Daniel 12:1)<br />

In dieser großen Trübsalzeit, die <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Christi <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Auferstehung <strong>der</strong> Toten vorausgeht, wird die Gemeinde<br />

Christi nicht vorher entrückt. Sie schreitet auf dem Boden <strong>der</strong><br />

Heilsgeschichte weiter mitten durch diese Trübsalzeit hindurch,<br />

begleitet von <strong>der</strong> Verheißung, dass <strong>der</strong> „große Engelfürst Michael“<br />

sich aufmacht, mit seinem Volk mitgeht <strong>und</strong> es errettet.<br />

Ebenso wie Elia durch diese Trübsalzeit, die von Hunger<br />

<strong>und</strong> Verfolgung gekennzeichnet war, mitten hindurch<br />

schreitet, ebenso geht die Gemeinde Christi in <strong>der</strong> Endzeit<br />

mitten durch die große Trübsal hindurch. So wie Elia<br />

von <strong>der</strong> Verheißung lebte, ebenso lebt Gottes Volk in <strong>der</strong><br />

Trübsal <strong>der</strong> Endzeit von <strong>der</strong> Verheißung <strong>und</strong> wird durch<br />

die Verheißung hindurch getragen.<br />

In den sieben letzten Plagen (Offb. 16:1-21)versammeln sich<br />

die Mächte des Bösen zu einer allerletzten Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

(Offb. 16:12:14). In diesem Getümmel schreitet die Gemeinde<br />

Christi mitten hindurch <strong>und</strong> wird vorher nicht entrückt,<br />

denn die Schar <strong>der</strong> Getreuen wird mit einer Verheißung angesprochen:<br />

„Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, wer<br />

da wacht <strong>und</strong> sein Klei<strong>der</strong> bewahrt, damit er nicht nackt<br />

gehe <strong>und</strong> man seine Blöße sehen.“ (Offb. 16:15, LB 1984)<br />

Dieses Bildwort ermahnt, das geschenkte Kleid <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />

Christi zu bewahren (Offb. 19:7-8; Jes. 65:10). Von den<br />

bösen Mächten heißt es: „Diese werden gegen das Lamm<br />

kämpfen, <strong>und</strong> das Lamm wird sie besiegen, denn es ist<br />

<strong>der</strong> HERR <strong>der</strong> HERREN <strong>und</strong> <strong>der</strong> KÖNIG DER KÖNIGE, <strong>und</strong><br />

mit ihm sind seine Berufenen <strong>und</strong> Auserwählten.“ (Offb.<br />

17:14) Daraus geht hervor, dass die Gemeinde Jesu siegreich<br />

durch die letzte Trübsalszeit geht.<br />

Fragen: (1) Welche Parallele kann zwischen Elia <strong>und</strong> <strong>der</strong> Endzeit-Trübsal<br />

gezogen werden? (2) Woraus geht hervor, dass<br />

die Gemeinde vor <strong>der</strong> Trübsalszeit nicht entrückt wird? (3) Was<br />

hält Elia <strong>und</strong> die Gemeinde in diesen Trübsalen am Leben?<br />

Antworten:<br />

45


MITTWOCH<br />

Erneute Verheißung<br />

Elia lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von allem, was aus<br />

dem M<strong>und</strong>e Gottes geht: „Da kam das Wort des HERRN zu<br />

ihm: Mach dich auf <strong>und</strong> geht nach Zarpat, das bei Sidon<br />

liegt; <strong>und</strong> bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten,<br />

dich zu versorgen.“ (1. Könige 17:8-9, LB 1984)<br />

<strong>Das</strong> war die Verheißung, durch die Elia leben sollte, nachdem<br />

<strong>der</strong> Bach Krit vertrocknet war <strong>und</strong> die Raben ausgeblieben<br />

waren. Auffallend ist <strong>der</strong> vertrauensvolle Gehorsam des Propheten.<br />

Er befand sich auf <strong>der</strong> Flucht vor Ahab <strong>und</strong> Isebel.<br />

Sein erstes Versteck, von Gott angewiesen, war <strong>der</strong> Bach Krit<br />

gewesen (1. Könige 17:3). Elia wurde steckbrieflich gesucht.<br />

Jedes Land, in dem er nicht gef<strong>und</strong>en wurde, hatte mit einem<br />

Eid zu bestätigen, dass er nicht auffindbar war (2 Könige<br />

18:10).<br />

Grenzenloses Vertrauen<br />

Und nun weist Gott den Elia an, sich in Isebels Heimat von<br />

einer Witwe in <strong>der</strong> Stadt Zarpat versorgen zu lassen (1. Könige<br />

17:9). Im Lande regierte Etbaal, <strong>der</strong> Vater Isebels. Auch<br />

von ihm war, wie in allen Län<strong>der</strong>n, ein Eid abgenommen worden,<br />

dass Elia im Lande nicht aufzufinden war. Und dort soll<br />

Elia bei einer Witwe leben <strong>und</strong> sich von ihr versorgen lassen!<br />

Elia hätte einwenden können, dies sei ein schlechtes Versteck.<br />

Würde er dort nicht erkannt werden? In einer Stadt, wo alle<br />

ein- <strong>und</strong> ausgehen? Wäre es nicht besser, sich nach Ägypten<br />

abzusetzen? Elia stellt keine Fragen: „Und er machte sich<br />

auf <strong>und</strong> ging nach Zarpat.“ (2. Könige 17:10a, LB 1984)<br />

Elia vertraut dem allwissenden Gott. Er allein weiß, warum<br />

Elia sich gerade dort aufhalten soll. Was für ein grenzenloses<br />

Vertrauen!<br />

Christi Gegenwart verheißen<br />

In <strong>der</strong> allerletzten Zeit <strong>der</strong> großen Trübsal, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Engelfürst<br />

Michael aufmacht, für sein Volk einzustehen (Daniel<br />

12:1), sind die Gläubigen im grenzenlosen Vertrauen zu Gott<br />

in sicheren Händen. Christus ist <strong>der</strong> Fels in <strong>der</strong> Brandung. Die<br />

Gemeinde Gottes lebt gerade in <strong>der</strong> allerletzten Trübsal durch<br />

das, was aus dem M<strong>und</strong>e Gottes geht: die Verheißung. Die<br />

Gemeinde sagt aufgr<strong>und</strong> des prophetischen Wortes eine solche<br />

allerletzte große Trübsal voraus, durch die sie selbst hindurch<br />

schreitet. So wie Israel in <strong>der</strong> Wüste vom geistlichen<br />

<strong>und</strong> lebendigen, Wasser spendenden Fels, Christus, begleitet<br />

wurde (1. Kor. 10:4), ebenso begleitet Christus, <strong>der</strong> Fels,<br />

die Gemeinde durch diese Notzeit hindurch. Der verheißen<br />

hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an <strong>der</strong> Welt<br />

Ende“, (Mt. 8:20) wird seine Gemeinde in <strong>der</strong> Trübsal nicht<br />

allein lassen. Der es verheißen hat, begleitet die Gemeinde<br />

mit seiner Verheißung mitten in diesem glühenden Ofen (vgl.<br />

Jes. 43:2; Daniel 3:24-25).<br />

Es ist nicht Gottes offenbarte Absicht, dass die Gemeinde<br />

diese Trübsalzeit verkündigt, um sich dann sozusagen in<br />

einer Entrückung „aus dem Staub zu machen“. Eine Entrückung<br />

ist im Plan Gottes nicht vor <strong>der</strong> letzten Trübsal vorgesehen,<br />

son<strong>der</strong>n danach, wenn Jesus wie<strong>der</strong>kommt (1. Thess.<br />

4:23-18).<br />

Fragen: (1) Woran ist Elias grenzenloses Vertrauen zu erkennen?<br />

(2) In wiefern ermutigt uns dies in Zeiten gegenwärtiger<br />

<strong>und</strong> zukünftiger Trübsal? (3) Woraus geht hervor, dass<br />

die Gemeinde nicht vor, son<strong>der</strong>n nach <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Trübsal<br />

entrückt wird?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Der Witwe letzte Mahlzeit<br />

Wir begleiten Elia auf dem Weg nach Zarpat. Nach langem<br />

Fußmarsch ist die Stadt endlich in Sicht. Am Tor <strong>der</strong> Stadt<br />

sieht er eine Witwe, die Holz sammelt. Er bittet sie, ein wenig<br />

Wasser in ihrem Gefäß für ihn zum Trinken zu holen. Sie geht,<br />

um diese heilige Pflicht <strong>der</strong> Gastfre<strong>und</strong>schaft dem Fremden<br />

gegenüber zu erfüllen. Elia ruft ihr nach: „Bringe mir auch<br />

einen Bissen Brot mit!“ Der durch die Dürre verbreitete Mangel<br />

an Lebensmitteln hat auch dieses Land erreicht. Elia vernimmt<br />

die erschütternde Nachricht: „So wahr <strong>der</strong> HERR, dein<br />

Gott, lebt: Ich habe nichts Gebackenes, nur eine Handvoll<br />

Mehl im Topf <strong>und</strong> ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich<br />

habe einen Scheit Holz o<strong>der</strong> zwei aufgelesen <strong>und</strong> gehe<br />

heim <strong>und</strong> will mir <strong>und</strong> meinem Sohn zurichten, dass wir<br />

essen - <strong>und</strong> sterben.“ (1. Könige 17:10-11, LB 1984)<br />

Die letzte Mahlzeit vor dem Hungertod von Mutter <strong>und</strong> Sohn.<br />

Die Verheißung<br />

Elia antwortet: „Fürchte dich nicht! Geh hin <strong>und</strong> mach´s,<br />

wie du gesagt hast. Doch mache zuerst mir etwas Gebackenes<br />

davon <strong>und</strong> bringe mir´s heraus; dir aber <strong>und</strong> deinem<br />

Sohn sollst du danach auch etwas backen, denn so<br />

spricht <strong>der</strong> HERR, <strong>der</strong> Gott Israels: <strong>Das</strong> Mehl im Topf soll<br />

nicht verzehrt werden, <strong>und</strong> dem Ölkrug soll nichts mangeln,<br />

bis auf den Tag, an dem <strong>der</strong> HERR regnen lassen<br />

wird auf Erden.“ (Vers 14)<br />

Elia lebte in <strong>der</strong> Verheißung. Daher konnte er so reden. Mose<br />

hatte ja gesagt: „Der Mensch lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n<br />

von allem, was aus dem M<strong>und</strong> des HERRN geht.“ (5.<br />

Mose. 8:3, LB 1984)<br />

Zuerst hatte <strong>der</strong> HERR ihn angewiesen, sich am Bach Krit zu<br />

verbergen. Dort sollte er aus dem Bach trinken. Den Raben<br />

hatte Gott geboten, ihn mit Brot <strong>und</strong> Fleisch zu versorgen (1.<br />

Könige 17:2-6). <strong>Das</strong> hatte Elia auch so erlebt. Er hatte von<br />

dieser Verheißung, die aus dem M<strong>und</strong>e Gottes hervorging,<br />

gelebt. Jetzt stand er unter einer erneuten Verheißung. Er war<br />

an diesen Ort nach Zarpat gekommen. Derselbe Gott, <strong>der</strong> den<br />

Raben geboten hatte, Elia mit Brot <strong>und</strong> Fleisch zu versorgen,<br />

hatte einer Witwe geboten, ihn zu versorgen. Und dieser Witwe<br />

war er nun begegnet. Begleitet von den Verheißungen<br />

Gottes, vermochte Elia so zu ihr zu reden.<br />

46


Der Glaube <strong>der</strong> heidnischen Witwe<br />

Elia ermutigt sie daher: „Fürchte dich nicht!“ Er lässt sie an<br />

<strong>der</strong> Verheißung teilhaben. Hat Gott dieser Witwe geboten, ihn<br />

zu versorgen, so ist es für Gott ein Kleines, dies durch viel<br />

o<strong>der</strong> wenig wahr werden zu lassen. Die Auffor<strong>der</strong>ung Elias,<br />

die Witwe soll zuerst für ihn Brot backen, dann für sich <strong>und</strong><br />

ihren Sohn, wird zu einer Herausfor<strong>der</strong>ung für ihren Glauben.<br />

Sie stellt keine Fragen, son<strong>der</strong>n glaubt <strong>der</strong> Verheißung des<br />

Gottes Israels. <strong>Das</strong> Mehl im Topf <strong>und</strong> das Öl im Krug wurden<br />

nicht alle, solange die Hungersnot währte. Auch die Witwe<br />

von Zarpat lebte von <strong>der</strong> Verheißung Gottes, die sie im Glauben<br />

<strong>und</strong> festem Vertrauen in Anspruch nahm. In seiner Antrittspredigt<br />

in Nazareth erwähnt Christus die Witwe von Zarpat,<br />

<strong>der</strong>en Glaubensvorbild für Israel zum Ärgernis wurde (Lk.<br />

4:25: vgl. Lk. 7:1-10; Mt. 8:5-13).<br />

Verheißung in <strong>der</strong> Anbetungskrise <strong>der</strong> Endzeit<br />

In <strong>der</strong> allerletzten Anbetungsentscheidung werden Antichrist<br />

<strong>und</strong> falscher Prophet, wie <strong>der</strong> Seher von Patmos es in seiner<br />

Vision schaut, eine falsche Anbetung zwangsweise einführen<br />

<strong>und</strong> sogar die Todesstrafe bei Wi<strong>der</strong>stand androhen. In diesem<br />

Zusammenhang bricht über die Getreuen ein materieller<br />

Notstand herein. Es wird angeordnet, dass alle ein „Malzeichen“<br />

an ihrer Stirn o<strong>der</strong> ihre Hand tragen sollen. Wer sich<br />

weigert, hat keine Möglichkeit, etwas zu kaufen o<strong>der</strong> zu verkaufen<br />

(Offb. 13:14-16). In dieser Zeit wird noch einmal das<br />

Wort lebendig: „Der Mensch lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n<br />

von jedem Wort, das aus dem M<strong>und</strong>e Gottes geht.“<br />

(Mt. 4:4)<br />

Die Getreuen <strong>der</strong> letzten Tage leben wie Elia von Gottes wahr<br />

gewordener Verheißung. Der HERR hat bei Elia die Raben<br />

als Werkzeuge benutzt <strong>und</strong> dann die Witwe. Welcher Werkzeuge<br />

Er sich in <strong>der</strong> Endzeit bedient, wird dann offenbar werden.<br />

Historisch kritische Notiz<br />

Elia legt an den Verheißungen keinen historisch kritischen<br />

Maßstab an. <strong>Das</strong>s Raben einen Menschen mit Nahrung versorgen,<br />

ist in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Menschheit nicht bekannt<br />

gewesen. Deshalb würde diese Verheißung aus historisch<br />

kritischer Sicht mit an hoher Wahrscheinlichkeit grenzen<strong>der</strong><br />

Sicherheit nicht eintreffen. Mit einem solchen Denken wäre<br />

Elia irgendwo in <strong>der</strong> Wüste umgekommen.<br />

Den gleichen Maßstab hätte er auch an <strong>der</strong> Verheißung Gottes<br />

anlegen können, dass Mehl im Topf <strong>und</strong> Öl im Krug <strong>der</strong><br />

Witwe nicht mangeln würden, bis es wie<strong>der</strong> im Lande regnet.<br />

Mit diesem Denken wäre die Mahlzeit mit dem Restbestand<br />

von Mehl <strong>und</strong> Öl die allerletzte vor dem Hungertod gewesen.<br />

Fragen: (1) Welche Werkzeuge hat Gott benutzt, um seine<br />

Verheißung zu erfüllen? (2) Was erstaunt am Verhalten <strong>der</strong><br />

heidnischen Witwe? (3) Welche Hoffnung wird uns für die letzte<br />

Anbetungskrise mitgegeben? (4) Wozu hätte historisch kritisches<br />

Denken im Umgang mit Verheißungen geführt?<br />

Antworten:<br />

FREITAG Zusammenfassung<br />

(1) Elia hatte die Dürre vorausgesagt <strong>und</strong> musste in dieser<br />

Zeit leben. Er wurde aber durch die Verheißung Gottes, die<br />

aus dem M<strong>und</strong>e Gottes kam, ernährt. Er lebte nicht von Brot<br />

allein, denn das Brot war wahr gewordene Verheißung. Ohne<br />

Verheißung <strong>und</strong> Walten Gottes in <strong>der</strong> Verheißung würden ihm<br />

die Raben we<strong>der</strong> Brot noch Fleisch gebracht haben. Ohne die<br />

Verheißung würden Mehl im Topf <strong>und</strong> Öl im Krug <strong>der</strong> heidnischen<br />

Witwe die allerletzte Mahlzeit vor dem Hungertod gewesen<br />

sein.<br />

(2) So wie Elia in dieser Krisenzeit nicht entrückt wird, son<strong>der</strong>n<br />

durch diese von ihm selbst vorausgesagte Krise hindurchging,<br />

so geht die letzte Generation vor <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft Christi<br />

durch die letzte Zeit <strong>der</strong> Trübsal hindurch <strong>und</strong> lebt nicht von<br />

Brot allein, denn das Brot wird auch in dieser Zeit wahr gewordene<br />

Verheißung sein.<br />

(3) Elia wie auch die Witwe von Zarpat haben <strong>der</strong> Verheißung<br />

Gottes grenzenlos <strong>und</strong> fraglos vertraut. Elia hatte nicht<br />

hinterfragt, wie es denn möglich sei, dass Raben ihm Brot<br />

<strong>und</strong> Fleisch bringen könnten. Auch die heidnische Witwe von<br />

Zarpat hat nicht hinterfragt, wie es denn möglich sein könne,<br />

dass dieser kümmerliche Rest von Mehl <strong>und</strong> Öl für sie selbst,<br />

ihren Sohn <strong>und</strong> auch noch für Elia reichen könnte, noch dazu<br />

für die ganze Zeit <strong>der</strong> Hungersnot.<br />

(4) Elia denkt auch nicht historisch kritisch. Er fragt nicht,<br />

wie es denn möglich sei, dass ihn Raben mit Nahrung am<br />

Bach Krit versorgen sollen? So etwas hat es in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Menschheit nicht gegeben. Daher würde dies mit an<br />

hoher Wahrscheinlichkeit grenzen<strong>der</strong> Sicherheit auszuschließen<br />

sein. Mit einem solchen Denken wäre Elia den Hungertod<br />

gestorben.<br />

(5) Der Glaube ist die Hand, welche die Verheißung in tiefer<br />

Dankbarkeit annimmt. Auch hier gilt: „Glaubt ihr nicht, so<br />

bleibt ihr nicht.“ (Jes. 7:9) Auch die heidnische Witwe von<br />

Zarpat vertraut <strong>der</strong> Verheißung des Gottes Israels, dass Mehl<br />

im Topf <strong>und</strong> Öl im Krug nicht aufhören werden, bis <strong>der</strong> HERR<br />

es im Lande regnen lassen wird. Hierin wird sie dem Volk Israel<br />

ein Vorbild im Glauben. Als Jesus sie in seiner Antrittspredigt<br />

in Nazareth erwähnt, wird dies als Ärgernis verworfen.<br />

(6) <strong>Das</strong> Brot als wahr gewordene Verheißung wird gerade<br />

in <strong>der</strong> Endzeit aktuell, wenn Antichrist <strong>und</strong> falscher Prophet<br />

unter Todesdrohung eine falsche Anbetung einführen <strong>und</strong> allen<br />

anordnen, ein Malzeichen an Stirn o<strong>der</strong> Hand zu tragen.<br />

Wer ein solches Kennzeichen nicht tragen will, weil er sich<br />

dieser verführerischen Anbetung wi<strong>der</strong>setzt, wird we<strong>der</strong> kaufen<br />

noch verkaufen können. Dadurch werden die Getreuen<br />

vom Hungertod bedroht. Wie Elia durch die Verheißung Gottes<br />

in seiner Krisezeit überlebte, so überleben die Gläubigen<br />

in dieser Anbetungskrise durch die Verheißung Gottes.<br />

Sabbatanfang:<br />

21.41 Uhr<br />

47


Lektion 12 20. Juni - 26. Juni 2010<br />

Der schwache Glaubensheld<br />

Schriftabschnitte: 1. Könige, Kapitel 18 bis 19; Offb.<br />

2:10; Joh. 14:1.27; 16:33.<br />

Merkvers: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig,<br />

<strong>und</strong> wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.“<br />

(2. Mose 33:19, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />

In <strong>der</strong> vorigen Lektion wurde anhand <strong>der</strong> Erfahrungen des<br />

Propheten Elia aufgezeigt, wie er in <strong>der</strong> Krisenzeit <strong>der</strong> Dürre<br />

von <strong>der</strong> Verheißung Gottes lebte. „Der Mensch lebt nicht<br />

von Brot allein, son<strong>der</strong>n von einem jeden Wort, das aus<br />

dem M<strong>und</strong> Gottes geht.“ (Mt. 4:4).<br />

in den Tod stürzen wollen (Lk. 4:16-30). Endgeschichtlich übertragen<br />

sollen die Gläubigen, die durch die letzte Botschaft aus<br />

„Babylon“ herausgerufen werden, an den Verheißungen des<br />

B<strong>und</strong>es teilhaben.<br />

Fragen: (1) Welche typologische Parallele eröffnet sich zwischen<br />

<strong>der</strong> Verheißung Elias <strong>und</strong> <strong>der</strong> Endzeit? (2) Was ist das<br />

Ungewöhnliche am Verhalten <strong>der</strong> Witwe von Zarpat? (3) Wie<br />

wie<strong>der</strong>holt sich ihr Verhalten an denen, die durch die Dreiengelsbotschaft<br />

aus „Babylon“ herausgerufen werden?<br />

Antworten:<br />

Elia wird verheißen, dass Raben ihn mit Nahrung versorgen<br />

sollen (1. Könige 17:4). Die bringen ihm morgens <strong>und</strong> abends<br />

Brot <strong>und</strong> Fleisch zu essen. Der Bach Krit hält Wasser für ihn<br />

bereit. Brot <strong>und</strong> Fleisch sind wahr gewordene Verheißung für<br />

Elia.<br />

In <strong>der</strong> Endzeit geht die letzte Generation durch eine Krisenzeit,<br />

in welcher <strong>der</strong> Antichrist <strong>und</strong> <strong>der</strong> falsche Prophet eine<br />

falsche Anbetung auch unter Todesdrohung zu erzwingen suchen<br />

(0ffb. 13:11-18). Allen wird ein „Malzeichen“ an die rechte<br />

Hand o<strong>der</strong> an die Stirn anzunehmen befohlen. Verweigerer<br />

dürfen nichts kaufen <strong>und</strong> auch nichts verkaufen. Die Getreuen<br />

werden mit einer Hungersnot bedroht. Sie werden von <strong>der</strong><br />

Verheißung begleitet, die einst Israel <strong>und</strong> Elia erlebten: „Der<br />

Mensch lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von einem jeden<br />

Wort, das aus dem M<strong>und</strong> Gottes geht.“ (Mt 4:4)<br />

Brot wird in dieser letzten Entscheidungskrise wahr gewordene<br />

Verheißung sein, von <strong>der</strong> die Getreuen leben werden.<br />

Ebensowenig wie Elia vor <strong>der</strong> Landeskrise <strong>der</strong> Hungersnot<br />

entrückt wird, um sich ihr zu entziehen, ebensowenig wird die<br />

letzte Generation vor <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> letzten Trübsal entrückt, um<br />

sich <strong>der</strong> Todesbedrohung zu entziehen. Gott begleitet sein Volk<br />

mit seiner Verheißung durch diese schwere Zeit, indem er den<br />

großen Engelfürsten Michael beauftragt, für sein Volk einzustehen<br />

<strong>und</strong> es zu retten. Wie Elia später, nach <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong><br />

Dürre <strong>und</strong> Hungersnot, entrückt wird (2. Könige 2:11), so wird<br />

die letzte Generation nach überstandener Anbetungskrise in<br />

den Himmel entrückt werden, wenn Christus wie<strong>der</strong>kommt (1.<br />

Thess. 4:13-18).<br />

Die Witwe von Zarpat soll vom kümmerlichen Rest des Mehls<br />

im Topf <strong>und</strong> des Öls im Krug zuerst für Elia Brot backen <strong>und</strong><br />

dann erst für sich <strong>und</strong> ihren Sohn. Mehl <strong>und</strong> Öl sollen nicht<br />

aufhören, bis <strong>der</strong> HERR es im Lande regnen lässt.<br />

Dieses Unglaubliche glaubt die heidnische Frau <strong>und</strong> wird so<br />

von Christus zum Glaubensvorbild für Israel hervorgehoben,<br />

ganz zum Ärger <strong>und</strong> Leidwesen <strong>der</strong> Hörer in <strong>der</strong> Synagoge,<br />

die Christus aus <strong>der</strong> Stadt führen <strong>und</strong> ihn von einem Abhang<br />

48<br />

MONTAG<br />

Die Zeit nach <strong>der</strong> Reformation<br />

Geistliches Hoch <strong>und</strong> Tief<br />

<strong>Das</strong> geistliche Hoch auf dem Berg Karmel hatte Elia den Sieg<br />

über die Baals- <strong>und</strong> Ascherapriester beschert. Von diesem<br />

Siegesgipfel stürzte Elia in ein geistliches Tief. Konfrontiert<br />

mit <strong>der</strong> Todesdrohung Isebels, flieht er aus Furcht um sein<br />

Leben. Im angrenzenden Tal des Karmelgebirges lag die Stadt<br />

Jesreel. Hier wohnten Ahab <strong>und</strong> Isebel in ihrem Palast. (1)<br />

Von diesem Ort läuft Elia die gewaltige Strecke vom Norden<br />

bis zum Süden, zunächst bis Beer-Scheba an die Südgrenze<br />

Judas. Als er dort ankam, hatte er 152 Kilometer hinter sich<br />

gebracht. Dort wähnte er sich aber immer noch nicht sicher,<br />

denn Juda war zu jener Zeit eng mit Israel verb<strong>und</strong>en. (2)<br />

Gefahr <strong>und</strong> Furcht saßen ihm im Nacken. Deshalb flieht er<br />

weiter. Seinen Diener hatte er in Beer-Scheba zurückgelassen.<br />

Jetzt war er ganz allein unterwegs. Sein ständiger Begleiter<br />

war die Furcht vor Isebels Todesdrohung. So brachte<br />

er eine weitere Tagereise hinter sich. Hier sollte Endstation<br />

sein, die Endstation seines Lebens: „Er setzte sich unter<br />

einen Wachol<strong>der</strong> <strong>und</strong> wünschte sich zu sterben <strong>und</strong><br />

sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele;<br />

ich bin nicht besser als meine Väter.“ (1. Könige 19:4, LB<br />

1984).<br />

Furcht ist nicht Gottes Verheißung<br />

Der Prophet war auf dieser Strecke nicht im Auftrag Gottes<br />

unterwegs. Er war seinen eigenen Weg gegangen, den Weg


<strong>der</strong> Furcht. Es war nicht Gott, <strong>der</strong> ihm Furcht eingejagt hatte.<br />

Furcht gehört nicht zur Verheißung Gottes, die aus dem M<strong>und</strong>e<br />

Gottes geht. Wir haben Ehrfrucht vor Gott, aber keine Angst<br />

<strong>und</strong> Furcht. Die Gegenwart Gottes bannt die Furcht: „Euer<br />

Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott <strong>und</strong> glaubt an<br />

mich!“, sagt Christus seinen Jüngern in seiner Abschiedsrede<br />

(Joh. 14:1, LB 1984)<br />

Weiter sagt er: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden<br />

gebe sich euch. Nicht gebe ich, wie die Welt gibt. Euer<br />

Herz erschrecke nicht <strong>und</strong> fürchte sich nicht.“ (Vers 27)<br />

Im Hinblick auf seine Jünger, die Christus in <strong>der</strong> St<strong>und</strong>e seines<br />

Leidens <strong>und</strong> Todes verlassen, fliehen <strong>und</strong> zerstreut werden,<br />

sagt Jesus: „<strong>Das</strong> habe ich mit euch geredet, damit ihr<br />

in mir Frieden habt. In <strong>der</strong> Welt habt ihr Angst, aber seid<br />

getrost, ich habe die Welt überw<strong>und</strong>en.“ (Joh. 16:33, LB<br />

1984)<br />

Was Elia hierzu getrieben hatte, war die Furcht als Triebfe<strong>der</strong><br />

seiner Flucht vor Isebel. Den Sieg über die Priester des Baal<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Aschera hatte er, von Furcht getrieben, aus <strong>der</strong> Hand<br />

gegeben <strong>und</strong> den Ort seines Wirkens verlassen.<br />

Fragen: (1) Welche Strecke hatte Elia auf seiner Flucht bis<br />

Beer-Scheba zurückgelegt? (2) Warum ist er noch weiter geflohen?<br />

(3) Was war die Triebfe<strong>der</strong> seiner Flucht gewesen?<br />

(4) In welcher vergleichbaren Lage waren die Jünger nach<br />

<strong>der</strong> Kreuzigung Jesu? (5) Wie ermutigt Jesus sie?<br />

Antworten:<br />

Gegenreformation Isebels<br />

In Jesreel<br />

Mit diesem evangelistischen Vortrag <strong>und</strong> Feuer vom Himmel<br />

war die Reformation Elias nicht vollendet. Je<strong>der</strong> Evangelisation<br />

folgt die Nacharbeit. Wird diese versäumt, ist Isebel<br />

zur Stelle, um in einer Gegenreformation verlorenes Gebiet<br />

wie<strong>der</strong> zurückzuerobern. So war Elia geflohen <strong>und</strong><br />

hatte das Feld <strong>der</strong> Gegenreformation Isebels überlassen,<br />

die mit Ahab in Jesreel residierte. Wir denken an die römisch<br />

katholische Gegenreformation, welche an vielen Orten<br />

ihren verlorenen Boden wie<strong>der</strong> für Rom zurückeroberte. Der<br />

Prophet hat seine Botschaft <strong>und</strong> seinen Auftrag aufgegeben<br />

<strong>und</strong> das Feld dem Feind, <strong>der</strong> Isebel, sang- <strong>und</strong> klanglos überlassen.<br />

Statt Weiterführung <strong>der</strong> Reformation in Jesreel, überlässt<br />

Elia <strong>der</strong> Isebel das Feld für ihre Gegenreformation.<br />

In Thyatira<br />

<strong>Das</strong> gleiche wie<strong>der</strong>holt sich im Sendschreiben an die Gemeinde<br />

zu Thyatira: „Aber ich lege dir zur Last, dass du <strong>der</strong><br />

Frau Isebel, die sich als Prophetin ausgibt, erlaubst, meine<br />

Diener zu verführen <strong>und</strong> zu lehren, Hurerei zu treiben<br />

<strong>und</strong> Götzenopferfleisch zu essen.“ (Offb. 2:20)<br />

Die Gemeinde Thyatira lässt <strong>der</strong> Isebel freie Hand <strong>und</strong> gewährt<br />

ihr Freiraum. Diesen füllt sie sofort mit ihrem Abfall vom<br />

Evangelium aus. Anliegen <strong>der</strong> Isebelpartei war es, das Evangelium<br />

den heidnischen Kulten anzugleichen: eine Vermischung<br />

des Evangeliums mit Heidentum (Synkretismus).<br />

Dies wird mit dem Symbolwort „Hurerei“ ausgedrückt. Die Teilnahme<br />

an heidnischen Kulten ist verb<strong>und</strong>en mit <strong>der</strong> Verführung<br />

zum Essen des Götzenopferfleisches in Götzentempeln,<br />

wovor schon Paulus eindringlich gewarnt hatte (1. Kor. 10:14-<br />

22). Eine Gegenreformation war auch hier voll im Gange.<br />

Flucht nach außen <strong>und</strong> innen<br />

DIENSTAG<br />

Gott nicht wetterwendisch<br />

Elia hatte bisher von <strong>der</strong> Verheißung gelebt: „Der Mensch<br />

lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von allem, was aus dem<br />

M<strong>und</strong>e Gottes geht.“ (5. Mose 8:3)<br />

Er hatte in den Jahren <strong>der</strong> Dürre von <strong>der</strong> Verheißung gelebt,<br />

die aus dem M<strong>und</strong>e Gottes kam. Auf wun<strong>der</strong>bare Weise war<br />

er bewahrt worden. Sollte <strong>der</strong>selbe Gott, <strong>der</strong> unwandelbar ist<br />

(Ps. 89:35; Jes. 41:4; Heb. 13:8), gestern noch mit Feuer vom<br />

Himmel den Sieg über den Baalskult beschert haben, um heute<br />

seinen Diener zu verlassen, <strong>und</strong> das Feld <strong>der</strong> Isebel <strong>und</strong> dem<br />

Baalskult überlassen? Ist Gott wetterwendisch? Ist er heute<br />

so, <strong>und</strong> morgen wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s? Wie sollte man sich dann auf<br />

Ihn verlassen können? Gott ist nicht wetterwendisch, son<strong>der</strong>n<br />

Elia. Er entzieht sich durch seine Flucht dem weiteren Wirken<br />

Gottes. Die begonnene Reformation lässt er im Stich. Jetzt<br />

hat Isebel freie Hand.<br />

Elia hatte die Flucht nach außen angetreten <strong>und</strong> Isebel das<br />

Feld überlassen. Die Gemeinde Thyatira trat die Flucht nach<br />

innen an. Die Gemeindeglie<strong>der</strong> waren im Gottesdienst leiblich<br />

anwesend. Aber geistlich hatten sie die Flucht angetreten<br />

<strong>und</strong> die Gemeinde <strong>der</strong> falschen Prophetie Isebels überlassen.<br />

Die Flucht nach innen wie nach außen ist eine bedingungslose<br />

Kapitulation. Mit erhobenen Händen kommen die<br />

bisherigen Verteidiger <strong>der</strong> Wahrheit aus ihren Stellungen<br />

heraus <strong>und</strong> ergeben sich <strong>der</strong> Isebel in Thyatira. Schon Elia<br />

zog es vor, den Ort <strong>der</strong> Reformation zu verlassen <strong>und</strong> vor Isebel<br />

zu kapitulieren. Die Geschichte wie<strong>der</strong>holt sich auch in<br />

<strong>der</strong> Endzeit. Die Gemeinde hat wachsam zu sein <strong>und</strong> sich auf<br />

Gottes Verheißung zu verlassen.<br />

Fragen: (1) In wiefern hat Elia bedingungslos vor Isebel kapituliert?<br />

(2) Wie wie<strong>der</strong>holt sich dies in <strong>der</strong> Ortsgemeinde von<br />

Thyatira? (3) Wie unterscheidet sich die Flucht nach außen<br />

von <strong>der</strong> Flucht nach innen? (4) Was können wir daraus für die<br />

Endzeit lernen?<br />

Antworten:<br />

49


MITTWOCH<br />

Die Kraft <strong>der</strong> Verheißung<br />

Vergessene Verheißung<br />

Bei seiner Flucht hat Elia die Verheißung vergessen: „Der<br />

Mensch lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von allem, was<br />

aus dem M<strong>und</strong>e Gottes geht.“ (5. Mose. 8:3)<br />

Aus dem M<strong>und</strong>e Gottes geht die Verheißung. Diese war<br />

Elia in dieser St<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Gefahr nachgegangen. Die in <strong>der</strong><br />

Ortsgemeinde Thyatira sich <strong>der</strong> Isebel ergeben haben,<br />

hätten sich ebenso auf das berufen können, das aus dem<br />

M<strong>und</strong>e Gottes geht: die Verheißung.<br />

„Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich<br />

bin dein Gott. Ich stärke dich durch die rechte Hand meiner<br />

Gerechtigkeit.“ (Jes. 41:10, LB 1984)<br />

„Wenn du durchs Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass<br />

dich die Ströme nicht ersäufen sollen, <strong>und</strong> wenn du ins<br />

Feuer gehst, sollst du nicht brennen, <strong>und</strong> die Flamme soll<br />

dich nicht versengen.“ (Jes. 43:2, LB 1984)<br />

Der todesmüde Prophet<br />

Elia war auf seiner Flucht müde <strong>und</strong> ermattet in Beer-Scheba<br />

angekommen <strong>und</strong> ließ dort seinen Diener zurück, um allein in<br />

die Wüste Judas zu fliehen, sich dem Zugriff <strong>der</strong> Isebel zu<br />

entziehen (siehe zu Montag). Nach einem Tagesmarsch legt<br />

er sich unter einen Wachol<strong>der</strong>busch. Tief betrübt, bittet er Gott,<br />

ihn sterben zu lassen <strong>und</strong> legt sich schlafen, nicht mehr aufzuwachen.<br />

Er ist todmüde. Es wird aber kein Todesschlaf. Ein<br />

Engel rührt in an <strong>und</strong> weckt ihn auf:„Steh auf <strong>und</strong> iss!“<br />

Als Elia sich umblickt, sieht er vor sich ein geröstetes Brot<br />

<strong>und</strong> einen Krug mit Wasser. Er isst <strong>und</strong> trinkt <strong>und</strong> legt sich<br />

wie<strong>der</strong> schlafen. Auch dies wird kein Todesschlaf, denn <strong>der</strong><br />

Engel des HERRN rührt ihn wie<strong>der</strong> an <strong>und</strong> weckt ihn nochmals<br />

auf: „Steh auf <strong>und</strong> iss! Denn du hast einen weiten Weg vor<br />

dir.“ Elia steht jetzt auf, isst <strong>und</strong> trinkt <strong>und</strong> macht sich auf den<br />

Weg. Durch die Kraft dieser Speise geht er vierzig Tage <strong>und</strong><br />

Nächte bis zum Horeb (1. Könige 19:1-8).<br />

Mehr als Brot<br />

Fragen: (1) Welche Verheißung hatte Elia auf seiner Flucht<br />

vergessen? (2) Welche Verheißungen wären für die Gemeinde<br />

Thyatira hilfreich gewesen? (4) Was eigentlich befähigte<br />

Elia, nach seinem Marsch von 152 Kilometer von Jesreel bis<br />

Beer-Scheba noch vierzig Tage <strong>und</strong> vierzig Nächte Fußmarsch<br />

bis zum Horeb zurückzulegen?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Versuchung am Schwachpunkt<br />

Christus in <strong>der</strong> Wüste<br />

Als Christus vierzig Tage <strong>und</strong> vierzig Nächte gefastet hatte<br />

stellte sich <strong>der</strong> Hunger in all seiner Not ein (Mt. 4:2; Lk. 4:2).<br />

Der Versucher tritt mit <strong>der</strong> Brotversuchung nicht am Anfang<br />

dieser Fastenzeit auf <strong>und</strong> auch nicht zwischendurch, son<strong>der</strong>n<br />

am Ende, als <strong>der</strong> Hunger am meisten spürbar war. Im<br />

schwächsten Augenblick tritt die Brotversuchung an Ihn heran.<br />

Elia<br />

In <strong>der</strong> Dürrezeit<br />

So war es auch mit Elia. Er hatte drei Jahre <strong>und</strong> sechs Monate<br />

Hungersnot mit Hitze <strong>und</strong> Dürre erlebt. Überlebt hat er im<br />

Glauben an die Verheißung. Die Raben als Gottes Werkzeuge<br />

hatten ihm Brot <strong>und</strong> Fleisch gebracht. Die Witwe von Zarpat<br />

versorgte ihn durch die Verheißung Gottes, das Mehl im<br />

Topf <strong>und</strong> das Öl im Krug würden nicht alle werden, bis es wie<strong>der</strong><br />

im Lande regnete. Diese Verheißung hielten Elia <strong>und</strong> mit ihm<br />

die Witwe <strong>und</strong> ihren Sohn am Leben.<br />

„Der Mensch lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von allem,<br />

was aus dem M<strong>und</strong> des HERRN geht.“ (5. Mose 8:3)<br />

Gott hatte Elia zweimal durch die Hand des Engels mit Brot<br />

<strong>und</strong> Wasser versorgt. Er hatte Elia mit leiblicher <strong>und</strong> geistlicher<br />

Nahrung versorgt. Verb<strong>und</strong>en mit <strong>der</strong> Nahrung waren die<br />

ermutigenden Worte des Engels: „Steh auf <strong>und</strong> iss, denn<br />

du hast einen weiten Weg vor dir.“ (1. Könige 19:7, LB 1984)<br />

Diese Ermutigung war mit einer neuen Aufgabe verb<strong>und</strong>en.<br />

Der HERR war dem fliehenden Propheten auf dessen verkehrten<br />

Weg nachgegangen. Elia hatte seinen eigenen Weg<br />

gewählt, den Gott ihm nicht aufgetragen hatte. Trotzdem wird<br />

Elia nicht ohne Ermutigung <strong>und</strong> Hoffnung gelassen. Nicht von<br />

Brot allein - es waren Ermutigung <strong>und</strong> Hoffnung, die dem Propheten<br />

Kraft verliehen, seinen Gewaltmarsch vierzig Tage <strong>und</strong><br />

vierzig Nächte lang bis zum Berg Horeb durchzuhalten. Trost,<br />

Ermutigung <strong>und</strong> Hoffnung aus dem Wort Gottes helfen uns<br />

auf unserer Glaubenswan<strong>der</strong>schaft wie<strong>der</strong> auf, wenn es nicht<br />

mehr weiterzugehen scheint <strong>und</strong> wir bereits aufgegeben haben.<br />

„Der Mensch lebt nicht von Brot allein, son<strong>der</strong>n von<br />

einem jeden Wort, das aus dem M<strong>und</strong>e Gottes geht.“ (Mt.<br />

4:4)<br />

50<br />

Waagschale auf Leben <strong>und</strong> Tod<br />

Auf dem Karmel hatte Elia sein Leben gegen die Übermacht<br />

von vierhun<strong>der</strong>tfünfzig Propheten Baals <strong>und</strong> vierhun<strong>der</strong>t Propheten<br />

Ascheras auf die Waagschale von Leben <strong>und</strong> Tod gesetzt.<br />

Gott hatte sich durch Feuer vom Himmel zu ihm bekannt.<br />

<strong>Das</strong> im Alten B<strong>und</strong> angesagte Gottesgericht <strong>und</strong> Todesurteil<br />

über Propheten o<strong>der</strong> Träumer, die lehren, von Gott<br />

zu an<strong>der</strong>en Göttern abzufallen (5. Mose 13:6), ließ Elia vom<br />

Volk an den insgesamt achthun<strong>der</strong>tfünfzig falschen Propheten<br />

vollstrecken (1. Könige 18:40).<br />

Verheißung <strong>und</strong> Erfüllung<br />

Elia hatte vor Einbruch dieser Dürrezeit zu Ahab gesagt: „Es<br />

soll dieser Tage we<strong>der</strong> Tau noch Regen kommen, ich sage<br />

es denn.“ (1. Könige 17:1, LB 1984)<br />

Nach dem Sieg über die Baals- <strong>und</strong> Ascherapropheten ließ<br />

Elia seinen Diener siebenmal nach Regen Ausschau halten,<br />

bis dieser beim siebenten Mal von einer kleinen Wolke aus<br />

dem Meer berichtete, die nicht größer war als eines Mannes


Hand (1. Könige 18:42-44a). Elia lässt Ahab ausrichten:<br />

„Spann an <strong>und</strong> fahre hinab, damit dich <strong>der</strong> Regen nicht<br />

aufhält!“ (Vers 44b, LB 1984)<br />

Der Himmel wurde schwarz von Regenwolken, die sich in einem<br />

Wolkenbruch über das Land ergossen (Vers 45). Im strömenden,<br />

peitschenden Regen kam die Hand (Kraft) Gottes<br />

über Elia. Er lief vor dem Pfer<strong>der</strong>ennwagen Ahabs einher: vom<br />

Karmelgebirge bis hinab ins Tal Jesreel, wo Ahab <strong>und</strong> Isebel<br />

ihren Palast bewohnten (1. Könige 18:19-46).<br />

Die leere Batterie<br />

Kein Mensch vermag im Dauereinsatz ununterbrochen an<br />

vor<strong>der</strong>ster Front, Glaubensheld zu sein. Irgendwann setzt<br />

menschliche Schwäche ein. „Elia war ein schwacher<br />

Mensch wie wir“, schreibt Jakobus <strong>und</strong> attestiert ihm rein<br />

menschliche Schwäche, von <strong>der</strong> auch wir betroffen sind.<br />

Jakobus stellt auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Stärke Elias heraus:<br />

„Er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, <strong>und</strong> es<br />

regnete nicht auf Erden drei Jahre <strong>und</strong> sechs Monate. Und<br />

er betete abermals, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Himmel gab den Regen, <strong>und</strong><br />

die Erde brachte ihre Frucht.“ (Jak. 5:17-18, LB 1984)<br />

Dreieinhalb Jahre Dauereinsatz für Gott in einer <strong>der</strong> schwersten<br />

Krisen im Lande. Nach den Ereignissen auf dem Karmel<br />

war die Batterie Elias leer. Er war ausgelaugt.<br />

Der Deserteur<br />

In dieser Schwäche tritt die Versuchung in Gestalt <strong>der</strong> Todesdrohung<br />

Isebels an Elia heran. Die Versuchung erwischt ihn<br />

bei seinem Schwachpunkt. Elia gab <strong>der</strong> Versuchung nach <strong>und</strong><br />

floh. Gott handelt mit seinem Diener nicht so, wie das Militär<br />

mit einem Deserteur verfährt. Ein Soldat, <strong>der</strong> seinen Posten<br />

aus Feigheit vor dem Feind verlässt <strong>und</strong> flieht, wird, wenn er<br />

gefasst wird, standrechtlich erschossen. Gott lässt nicht Feuer<br />

vom Himmel für Elia fallen, um seinen Diener als Deserteur<br />

hinzurichten. Vielmehr geht <strong>der</strong> Engel des HERRN ihm in seiner<br />

Schwäche nach, versorgt <strong>und</strong> ermutigt ihn. Am Horeb gar<br />

beauftragt Gott ihn mit neuen Aufgaben: Er soll Hasael zum<br />

König in Syrien salben <strong>und</strong> Jehu zum König von Israel. Elisa<br />

soll er zum Propheten an seiner statt berufen (1. Könige 19:15).<br />

Gott hat sich <strong>der</strong> Schwäche seines Deserteurs angenommen<br />

<strong>und</strong> ihn sogar in einem Feuerwagen in den Himmel<br />

aufgenommen (2. Könige 2:11-12). Welch eine Frohbotschaft<br />

des barmherzigen Gottes, <strong>der</strong> sich des Schwachen<br />

erbarmt! (2. Mose 33:19; 34:5-7).<br />

Fragen: (1) Warum ist es nicht möglich, ununterbrochen ein<br />

Glaubensheld im Glaubenskampf zu sein? (2) Wo lag <strong>der</strong><br />

Schwachpunkt des Glaubenshelden Elia? (3) Wie geht <strong>der</strong><br />

HERR mit Elia um, <strong>der</strong> ein Deserteur geworden war? (4) Welche<br />

Ermutigung können wir daraus entnehmen?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Von einem geistlichen Hoch stürzt Elia in ein geistliches<br />

Tief. Glaubensheld zu sein, ist kein ununterbrochener<br />

Dauerzustand. Nach Verzehr aller seiner Kräfte im Laufe <strong>der</strong><br />

dreieinhalb Jahre Hungersnot <strong>und</strong> Dürre, sowie nach dem<br />

Kampf auf Leben <strong>und</strong> Tod mit den insgesamt achthun<strong>der</strong>tfünfzig<br />

falschen Propheten <strong>und</strong> seinem Lauf vor dem Rennwagen<br />

Ahabs im strömenden Regen, war seine Reservebatterie<br />

leer.<br />

(2) Die Versuchung trifft ihn genau an diesem Schwachpunkt.<br />

Er wird zum Deserteur, <strong>der</strong> sich seinen Kampfplatz durch<br />

Flucht entzieht. Gott räumt ihn aber nicht mit Feuer vom Himmel<br />

aus dem Weg, son<strong>der</strong>n geht ihm nach. Der Engel des<br />

HERRN versorgt ihn. Anstatt ihn seines Todesschlafs zu überlassen,<br />

wird Elia mit Brot <strong>und</strong> Wasser versorgt <strong>und</strong> mit Ermutigung<br />

<strong>und</strong> Hoffnung auf seinen Weg weitergeschickt.<br />

(3) Elia erhält, obgleich er von seinem Posten aus<br />

Schwachheit geflohen war, neue Aufgaben. Die Salbung des<br />

Königs Hasael über Syrien, sowie Jehus über Israel, soll ein<br />

Gottesgericht über das erneut in den Baalskult gedriftete Israel<br />

vollstrecken, um den Weg für eine neue Reformation zu<br />

öffnen. Der Prophet Elisa soll an Elias statt berufen werden<br />

<strong>und</strong> das Werk Elias fortsetzen.<br />

(4) Auch wir geraten in Situationen, in denen unsere Glaubensbatterie<br />

leer ist. An unseren Schwachpunkten setzt die<br />

Versuchung an. Es ist ermutigend zu wissen, dass Gott uns<br />

nachgeht <strong>und</strong> uns im Glauben bewahrt, wenn wir aus<br />

Schwachheit versagen <strong>und</strong> in Versuchung fallen. Nicht Feuer<br />

vom Himmel erwartet uns, son<strong>der</strong>n mehr als nur Brot, nämlich<br />

Ermutigung <strong>und</strong> Hoffnung, mit <strong>der</strong> wir neu beseelt unseren<br />

Glaubensweg erneut fortsetzen.<br />

(5) Kaum hatte Elia durch seine Flucht <strong>der</strong> Isebel das Feld<br />

überlassen, geht diese zur Gegenreformation über <strong>und</strong> führt<br />

den Baalskult wie<strong>der</strong> ein. Die Flucht des Elia nach außen hin<br />

hat Isebel sofort für ihren Gegenzug genutzt <strong>und</strong> den entstandenen<br />

Freiraum mit ihrem Baalsdienst aufgefüllt.<br />

(6) Die Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde Thyatira haben angesichts<br />

<strong>der</strong> falschen Prophetin Isebel die Flucht nach innen angetreten<br />

<strong>und</strong> das Feld <strong>der</strong> Isebel überlassen, so dass diese das<br />

Evangelium dem Götzenkult anzupassen imstande war (Synkretismus).<br />

Die gleiche Gefahr droht auch in <strong>der</strong> Endzeit, wenn<br />

die Verführung überhand nimmt <strong>und</strong>, wenn möglich, auch die<br />

Auserwählten verführt werden (Mt. 24:24).<br />

(7) Furcht vor Isebel ist die Triebfe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Flucht Elias gewesen.<br />

Der unerschütterliche Glaube an die Verheißung, die<br />

mehr verheißt als Brot, überwindet die Furcht <strong>und</strong> bewahrt<br />

davor, die Flucht nach außen o<strong>der</strong> innen anzutreten.<br />

Fußnoten<br />

(1) ABC VIII, S. 577; vgl. DER BIBELATLAS; Johanan<br />

Aharoni/Michael Avi-Yona, Augsburg 1990, Tafel 128.<br />

(2) ABC II, S. 823.<br />

Sabbatanfang:<br />

21.42 Uhr<br />

51


Lektion 13 27. Juni - 3. Juli 2010<br />

Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Lektionen 1 - 12<br />

Lektionen 1 bis 5: zum Verhältnis <strong>der</strong> Evangelien<br />

zueinan<strong>der</strong><br />

(1) Wie hat Lukas nach seinen eigenen Worten die Evangelien<br />

geschrieben? (Lk. 1:1-4)<br />

(2) An vielen Stellen stimmt Lukas mit dem Matthäusevangelium<br />

wörtlich überein. Was können wir daraus aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Aussage des Lukas in Lk. 1:1-4 entnehmen?<br />

(3) Warum ist die Inspiration des Lukas nicht beeinträchtigt,<br />

wenn er Abschnitte aus dem Matthäusevangelium wortwörtlich<br />

aufnimmt?<br />

(4) Woraus gehr hervor, dass das Matthäusevangelium<br />

dem Lukas bekannt war? ( Lk. 6:15; Apg. 1:13)<br />

Lektion 6: Zur Taufe Jesu<br />

(1) Warum ist die Taufe Jesu zunächst ein Rätsel?<br />

(2) Wie hat das Hebräerevangelium versucht, dieses Rätsel<br />

zu lösen?<br />

(3) Mit welcher Antwort hat Jesus dieses Rätsel gelöst?<br />

(4) Was genau hat Er mit seiner Antwort gemeint?<br />

(5) Inwiefern ist die Taufe Jesu eine trinitarische Gottesoffenbarung?<br />

Antworten:<br />

(5) Wie sollen die wörtlichen Übereinstimmungen des Lukas<br />

mit Matthäus nach <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q zustande<br />

gekommen sein?<br />

(6) Welcher entscheidende Bestand fehlt <strong>der</strong> so genannten<br />

<strong>Redenquelle</strong> Q, um den Anspruch erheben zu können, ein<br />

Evangelium zu sein?<br />

(7) <strong>Das</strong> Matthäusevangelium ist ein wirklich existierendes<br />

Dokument, das in vielen Handschriften überliefert ist. Was ist<br />

im Gegensatz dazu von <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q zu sagen?<br />

(8) Inwiefern wird die <strong>Redenquelle</strong> Q in mehrere unterschiedliche<br />

<strong>Redenquelle</strong>n gespalten, um Unterschiede innerhalb<br />

<strong>der</strong> rekonstruierten <strong>Redenquelle</strong> zu erklären?<br />

(9) Warum passt die Begebenheit des Hauptmanns von<br />

Kapernaum nicht in das Konzept <strong>der</strong> <strong>Redenquelle</strong> Q?<br />

(10) Inwiefern leugnet die historisch kritische Auslegung bei<br />

<strong>der</strong> Datierung <strong>der</strong> Evangelien die Prophetie? Hinweis: Es geht<br />

um die Zerstörung Jerusalems als Datierungshilfe.<br />

Antworten:<br />

Lektion 7: Zur Versuchung Jesu<br />

(1) Wie lange wurde Jesus nach dem Markusevangelium<br />

<strong>und</strong> dem Lukasevangelium versucht?<br />

(2) Nach welchem Zeitabschnitt folgen bei Lukas die drei<br />

namentlich bekannten Versuchungen?<br />

(3) Inwiefern hat Lukas aufgr<strong>und</strong> seiner Quellenforschung<br />

(Lk. 1:1-4) die Versuchungsbegebenheit des Matthäusevangeliums<br />

ergänzt?<br />

(4) Inwiefern entsprechen hier Lukas <strong>und</strong> Markus am besten<br />

<strong>der</strong> Aussage des Hebräerbriefes, dass Jesus „in je<strong>der</strong><br />

Beziehung“ versucht wurde? (Heb. 4:15)<br />

(5) Mit welcher Notiz beendet das Markusevangelium die<br />

Begebenheit <strong>der</strong> Versuchung? Welche Ermutigung liegt darin?<br />

52


Antworten:<br />

Lektionen 8 bis 12: Die Brotversuchung<br />

(1) Wovon lebt <strong>der</strong> Mensch, wenn nicht von Brot allein?<br />

(2) Inwiefern hat Israel nicht von Manna allein gelebt?<br />

(3) Warum sind Manna <strong>und</strong> Wasser in <strong>der</strong> Wüste eine<br />

Vorausdarstellung des christlichen Abendmahls? Wie kommt<br />

hierin das Wort Jesu: „Nicht von Brot allein“ zum Ausdruck?<br />

(4) Wovon lebt die Gemeinde Christi beim Abendmahl?<br />

(5) In welcher Beziehung steht Brot zur Verheißung?<br />

(6) Inwiefern hat sich die Brotversuchung bei <strong>der</strong> Speisung<br />

<strong>der</strong> 5000 wie<strong>der</strong>holt, wie es das Johannesevangelium schil<strong>der</strong>t?<br />

(7) In welch einer Beziehung stehen Verheißung <strong>und</strong> Brot<br />

zueinan<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Erfahrung Elias?<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

In <strong>der</strong> Begebenheit mit den Raben am Bach Krit.<br />

Zu Gast bei <strong>der</strong> Witwe von Zarpat.<br />

Auf seiner Flucht vor Isebel?<br />

(8) Inwiefern ist unser tägliches Brot täglich wahr werdende<br />

Verheißung? (1. Mose 8:22)<br />

Antworten:<br />

Sabbatanfang:<br />

21.41 Uhr<br />

53


Nachwort<br />

Fortsetzung wäre die Versuchung Jesu zum Sprung von <strong>der</strong> Zinne des Tempels. Christus wird<br />

versucht, Gott zu versuchen, den Vater im Himmel zum Eingreifen zu zwingen <strong>und</strong> den Allmächtigen<br />

zum Dienstboten zu degradieren. Der Versucher bedient sich hierbei selbst <strong>der</strong> Schrift. Die<br />

Versuchung zum Herrscher über alle Reiche dieser Welt will noch einmal die irdisch-politischmilitärische<br />

Rolle des Messias durchsetzen <strong>und</strong> den Gang vom Kreuz abwenden.<br />

Der Versuchung folgt die erste Wirksamkeit Jesu mit Berufung <strong>der</strong> ersten Jünger, <strong>der</strong> Hochzeit zu<br />

Kana <strong>und</strong> <strong>der</strong> darauf folgenden ersten Reise nach Jerusalem mit <strong>der</strong> Tempelreinigung <strong>und</strong> seiner<br />

Wirksamkeit in Jerusalem.<br />

Wir hoffen, auch dort so manchen Edelstein <strong>der</strong> Wahrheit in Jesus Christus bestaunen zu dürfen.<br />

Mit den besten Segenswünschen<br />

Winfried Stolpmann<br />

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