Lektion 3/2010: Der Versucher und seine Opfer - Übrigen
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Gemeinschaft der <strong>Übrigen</strong> e. V.<br />
Bibelbetrachtung <strong>2010</strong><br />
Juli - August - September<br />
<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Opfer</strong><br />
Ein Studium zur zweiten <strong>und</strong> dritten<br />
Versuchung Jesu<br />
Studium zur Sabbatschule für das dritte Viertel <strong>2010</strong>
Vorwort<br />
Diese <strong>Lektion</strong> konzentriert sich in Fortsetzung der<br />
vorigen auf die Versuchung Jesu. Die Versuchung zum<br />
Sprung von der Zinne des Tempels ist eine Versuchung<br />
zur Vermessenheit. Geschickt reißt der <strong>Versucher</strong><br />
aus <strong>seine</strong>m Psalmzitat das Herzstück heraus,<br />
nämlich die Bewahrung Gottes auf den Wegen, die<br />
Gott in <strong>seine</strong>m Plan vorgesehen hat. <strong>Der</strong> Weg Gottes<br />
in Jesus Christus ist der Weg zum Kreuz <strong>und</strong> nicht<br />
der Weg von der Tempelzinne in die offenen Arme<br />
der allgemeinen Volkserwartung eines militärischen<br />
Befreiermessias. Gottes Bewahrung herabzuholen mit<br />
Verheißungen, um den Allmächtigen zum Dienstboten<br />
eigener menschlicher Wege zu degradieren, das<br />
ist Vermessenheit. Sie hat viele Formen. Auf einige<br />
wird hier eingegangen.<br />
Eine Art Vermessenheit ist die Datierungsmethode der<br />
Evangelien, deren sich die historisch kritische Methode<br />
bedient. Hier wird die Leugnung der prophetischen<br />
Fähigkeit Christi in Abrede gestellt <strong>und</strong> als Datierungshilfe<br />
benutzt. Seine Voraussagen über die Zerstörung<br />
Jerusalems seien nichts anderes als Geschichte im<br />
Rückblick gesehen <strong>und</strong> hinterher als Prophetie ausgegeben<br />
(vaticinum ex eventu). Daher werden die<br />
Evangelien nach der Zerstörung datiert. Wäre Christus<br />
ein unfähiger Prophet, wäre Er auch ein unfähiger<br />
Erlöser, denn wie kann ein unfähiger Prophet<br />
ein fähiger Erlöser sein?<br />
Weiter wird die billige Gnade als Vermessenheit betrachtet,<br />
welche schon im Römerbrief bekämpft wird<br />
<strong>und</strong> bereits die Urgemeinde heimgesucht hat.<br />
Die Versuchung der Reiche dieser Welt <strong>und</strong> ihrer<br />
Herrlichkeit stellt die Scheinherrlichkeit im glänzenden<br />
Scheinwerferlicht in einen Gegensatz zur verhüllten<br />
Herrlichkeit Christi, die nur mit den Augen des<br />
Glaubens gesehen werden kann. <strong>Der</strong> Unglaube ist<br />
gegenüber dieser Herrlichkeit Christi blind. Wie wollen<br />
durch Unglauben blinde Augen Gottes Herrlichkeit<br />
in einem Kind sehen, das in einer Futterkrippe<br />
liegt? Oder wie soll aus der Warte des Unglaubens<br />
im Zimmermannssohn oder im staubigen Wanderprediger<br />
aus Nazareth die Herrlichkeit gesehen werden?<br />
Gleichwohl wäre das Johannesevangelium hier am<br />
Platz, denn die W<strong>und</strong>er Jesu haben Zeichencharakter<br />
<strong>und</strong> deuten auf <strong>seine</strong> Herrlichkeit, die in <strong>seine</strong>m<br />
Leben, Wirken, Leiden, Sterben <strong>und</strong> <strong>seine</strong>r Auferstehung<br />
angebrochen ist <strong>und</strong> in <strong>seine</strong>r Wiederkunft vollendet<br />
wird. Das ist eine ganz andere Herrlichkeit als<br />
die, welche der <strong>Versucher</strong> in Aussicht stellt. Christi<br />
Herrlichkeit ist ewig, die des <strong>Versucher</strong>s vergänglich.<br />
Es wird ferner Versuchung <strong>und</strong> Entstehung der Sucht<br />
nachgegangen <strong>und</strong> aufgezeigt, in welchem Verhältnis<br />
Gehirn <strong>und</strong> Hand, Gedankengewohnheiten <strong>und</strong><br />
Handlungsgewohnheiten stehen, wie das eine Spiegelbild<br />
des anderen ist. Wir werden sehen, dass das<br />
Gehirn keine unveränderliche Betonkonstruktion ist,<br />
denn sonst wäre eine Sinnesänderung nicht möglich.<br />
Es werden vier Rettungsanker aufgezeigt, die aus der<br />
Sucht herausführen. Sie alle aber scheitern ohne den<br />
letzten Anker: die Teilhabe an der Auferstehungskraft<br />
Jesu, die aus sündhaften Abhängigkeiten herauszieht.<br />
Selbsthilfeprogramme sind Versuche, sich selbst am<br />
eigenen Hemdkragen aus dem Sumpf zu ziehen.<br />
Wir werden uns über wissenschaftliche Untersuchungen<br />
informieren, die dazu verführen, alkoholischen<br />
Wein in Maßen zu trinken, weil dieser erwiesenermaßen<br />
ges<strong>und</strong> sei <strong>und</strong> Herzinfarkt entgegenwirke.<br />
Dazu werden Polyphenole angeführt, die im Rotwein<br />
vorhanden seien. Da aber Polyphenole auch im roten<br />
Traubensaft enthalten sind <strong>und</strong> andere wissenschaftliche<br />
Versuche ganz gefährliche Nebenwirkungen festgestellt<br />
haben, die allerdings verschwiegen werden,<br />
besteht die vernünftige Wahl darin, einen „Ges<strong>und</strong>heitstrunk“<br />
ohne Nebenwirkungen dem so genannten<br />
„Ges<strong>und</strong>heitstrunk“ mit gefährlichen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsschädigenden<br />
Nebenwirkungen vorzuziehen.<br />
Da nicht nur die Wissenschaft bemüht wird, zum mäßigen<br />
Alkoholgenuss zu verführen, sondern auch die<br />
Bibel selbst dafür herhalten muss, wird dieses Problem<br />
in ihren verwirrenden Übersetzungen auch<br />
sprachlich untersucht.<br />
Es wird auch die Erziehungsgeschichte Gottes mit<br />
<strong>seine</strong>m Volk aufgegriffen, wobei Gott sündiges Begehren<br />
gestattet, dieses aber in <strong>seine</strong> Erziehungsgeschichte<br />
einspannt, mit der Zielrichtung einer Abkehr<br />
<strong>und</strong> Umkehr solcher Gewohnheiten. Dies ist auch mit<br />
alkoholischem Wein <strong>und</strong> Rauschtrank der Fall. Eph.<br />
5:18 fordert zur Entscheidung, wer im Tempel Gottes<br />
wohnen soll. <strong>Der</strong> alkoholische Weingeist kann nicht<br />
zusammen mit dem Heiligen Geist im Tempel Gottes<br />
wohnen. Jeder ist aufgefordert zu entscheiden, ob der<br />
Weingeist oder der Heilige Geist in <strong>seine</strong>m Leibestempel<br />
wohnen soll.<br />
Wir wünschen uns ein gesegnetes Bibelstudium auch<br />
in diesem Viertel.<br />
Winfried Stolpmann<br />
2
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort ................................................................................................................................ 2<br />
<strong>Lektion</strong> 1 Von der Zinne des Tempels: Quellen <strong>und</strong> Inspration ............................................. 4<br />
<strong>Lektion</strong> 2 Reihenfolge der Versuchungen ............................................................................. 8<br />
<strong>Lektion</strong> 3 Von der Zinne des Tempels: Sünde der Vermessenheit ...................................... 12<br />
<strong>Lektion</strong> 4 Kadesch Barnea: Sünde der Vermessenheit ....................................................... 16<br />
<strong>Lektion</strong> 5 Herrlichkeit der Welt <strong>und</strong> Herrlichkeit Christi ....................................................... 20<br />
<strong>Lektion</strong> 6 Ausweg aus Folgen der Versuchung: die Sünde ................................................. 24<br />
<strong>Lektion</strong> 7 Verleugnung der Prophetie durch Pseudowissen ................................................ 28<br />
<strong>Lektion</strong> 8 Untergang Jerusalems im Licht der Prophetie ..................................................... 32<br />
<strong>Lektion</strong> 9 Entstehung <strong>und</strong> Befreiung von Sucht .................................................................. 36<br />
<strong>Lektion</strong> 10 Alkoholsucht ........................................................................................................ 42<br />
<strong>Lektion</strong> 11 Wein: Versuchung durch Pseudowissenschaft .................................................... 46<br />
<strong>Lektion</strong> 12 Versuchung des Weins ........................................................................................ 50<br />
<strong>Lektion</strong> 13 Wiederholungsfragen dieses Viertels .................................................................. 56<br />
Nachwort .............................................................................................................................. 59<br />
3
<strong>Lektion</strong> 1 4. Juli - 10. Juli <strong>2010</strong><br />
Von der Zinne des Tempels<br />
- Quellenarbeit <strong>und</strong> Inspiration -<br />
Schriftabschnitt: Matth. 4:5-7; Luk. 4:9-12; Psalm 91:11-<br />
12; Mt. 2:19 bis 4:1-11.<br />
Merkvers: „Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein<br />
Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles<br />
lehren <strong>und</strong> euch an alles erinnern, was ich euch gesagt<br />
habe.“ (Joh. 14:26)<br />
SONNTAG<br />
Quellenarbeit <strong>und</strong> Inspiration allgemein<br />
Frage nach Quelle des Lukas<br />
Matthäus <strong>und</strong> Lukas stimmen im Wortlaut der Versuchung<br />
Jesu, von der Zinne des Tempels zu springen, nicht wörtlich<br />
überein, wie es bei der Bußpredigt Johannes des Täufers der<br />
Fall ist. Es sind eine Reihe von Wortabweichungen vorhanden<br />
(Mt. 3:7-10; Lk. 3:7-9.16-17). Dies ändert nichts an der<br />
Sachaussage des Textes. Damit ist aber die Frage nach der<br />
Quelle zu stellen, die Lukas außer Matthäus benutzt haben<br />
kann. <strong>Der</strong> Sinn dieser Fragestellung besteht darin, den Versuch<br />
zu unternehmen, herausfinden, welche Quelle Lukas als<br />
Vorlage für die Versuchungsbegebenheit benutzt hat.<br />
Die Quellen, die E. G. White zur Verdeutlichung <strong>und</strong> Vertiefung<br />
ihrer Visionen benutzt hat, liegen nur r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Jahre<br />
zurück. Manche sind bei E. G. White eifrig bemüht, darauf<br />
hinzuweisen, dass sie abgeschrieben hat. Damit wollen manche<br />
ihre prophetische Rolle in der Adventgeschichte schmälern<br />
oder ganz ablehnen. Daher wird der Quellenarbeit in den<br />
Evangelien an dieser Stelle mit gleichem Eifer nachgegangen,<br />
um herauszustellen, wie Inspiration mit Quellenarbeit in<br />
den Evangelien abläuft.<br />
<strong>Der</strong>selbe Heilige Geist, der Lukas <strong>und</strong> die anderen Evangelisten<br />
in ihrer Quellenarbeit geleitet hat, hat auch die<br />
Trägerin der prophetischen Gabe, Ellen G. White, im Raum<br />
adventistischen Glaubens in der Auswahl ihrer Quellen<br />
geleitet (Joh. 14:26). Wer E. G. White aufgr<strong>und</strong> ihrer Quellenarbeit<br />
meint ablehnen zu müssen, wird konsequenter<br />
Weise mit dem gleichen Argument der Quellenbenutzung<br />
auch Lukas <strong>und</strong> die Evangelien ablehnen <strong>und</strong> deren Inspiration<br />
in Frage stellen müssen.<br />
Fragen: (1) Was bedeutet die Tatsache, dass die Evangelisten<br />
Quellenarbeit betrieben haben, für die Inspiration ihrer<br />
Schriften? (2) Welche Parallele kann für das Leben <strong>und</strong> Werk<br />
Ellen G. Whites gezogen werden? (3) Warum greift das Argument<br />
zu kurz, die prophetische Rolle E.G. Whites stehe in Frage,<br />
weil sie abgeschrieben hat?<br />
Antworten:<br />
Adventistisches Interessenmotiv<br />
Im Raum adventistischen Glaubens sei daran erinnert, das<br />
die Trägerin der prophetischen Gabe, Ellen G. White, nicht<br />
nur übernatürliche Visionserlebnisse hatte, sondern in Verbindung<br />
damit umfangreiche Quellenarbeit betrieben hat. Im<br />
Anschluss an ihre Vision über Ges<strong>und</strong>heitsreform zum Beispiel<br />
hat sie erhebliche Quellenarbeit betrieben.<br />
Adventisten werden nicht müde nachzuweisen, welche Quellen<br />
das gewesen sind, wo sie wörtlich abgeschrieben oder<br />
anderes Quellenmaterial übernommen hat. Das gleiche trifft<br />
auf das Buch „<strong>Der</strong> große Kampf“ zu.<br />
<strong>Der</strong> Heilige Geist <strong>und</strong> die Quellenarbeit<br />
Wo Lukas mehr oder weniger wörtlich mit Matthäus übereinstimmt,<br />
stellt sich die Frage nach der Quelle des Lukas. Aus<br />
Sicht dieser <strong>Lektion</strong> liegt es auf der Hand, dass Lukas Material<br />
von Matthäus übernommen hat, wo er mit Matthäus mehr<br />
oder weniger wörtlich übereinstimmt. In Fragen, wo Lukas vom<br />
Matthäustext abweicht, ist es wesentlich schwieriger herauszufinden,<br />
welche Quelle er sonst noch benutzt hat. Schließlich<br />
liegen diese Quellen, die Lukas selbst allgemein erwähnt (Lk.<br />
1:1-4), r<strong>und</strong> zweitausend Jahre in der Vergangenheit.<br />
4<br />
MONTAG<br />
Unterschiede bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />
Matthäus<br />
„Darauf nahm ihn der Diabolos mit sich in die heilige Stadt<br />
<strong>und</strong> stellte ihn auf die Zinne des Tempels <strong>und</strong> redete zu<br />
ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, wirf dich selbst hinunter.<br />
Seinen Engeln wird er über dir befehlen, <strong>und</strong> auf Händen<br />
werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen<br />
Stein stößt. Jesus sagte ihm aber: Wiederum steht<br />
geschrieben: Du sollst den HERRN, deinen Gott nicht versuchen.“<br />
(Mt. 4:5-7)<br />
Lukas<br />
„Und er führte ihn nach Jerusalem <strong>und</strong> stellte ihn auf<br />
die Zinne des Tempels <strong>und</strong> sprach zu ihm: Wenn du<br />
Gottes Sohn bist, wirf dich selbst von hier hinunter.<br />
Seinen Engeln wird er über dir befehlen, dich zu bewahren,<br />
damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Und<br />
es antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den<br />
HERRN, deinen Gott nicht versuchen.“ (Lk. 4:9-12)<br />
Unterschiede<br />
Das Fettgedruckte zeigt die unterschiedliche Wortwahl an.<br />
Matthäus schreibt: „Darauf nahm ihn der Diabolos mit<br />
sich…“, während Lukas die Bezeichnung des <strong>Versucher</strong>s<br />
nicht noch einmal wiederholt, denn Lukas hatte ihn vorher
schon zweimal erwähnt (Lk. 4:2.3). Matthäus nennt die heilige<br />
Stadt als Ort der Versuchung, während Lukas von Jerusalem<br />
spricht. Bei Matthäus redet der <strong>Versucher</strong> zu Jesus, bei<br />
Lukas spricht er zu Jesus.<br />
Während der <strong>Versucher</strong> zu Jesus sagt: „Wirf dich von hier<br />
hinunter“, lässt Matthäus das Wort „von hier“ aus.<br />
Es wird auch so verstanden, dass Jesus sich „von hier“, von<br />
der Tempelzinne, hinunterwerfen soll.<br />
Im gemeinsamen Zitat aus Psalm 90:11, aus der Septuaginta<br />
(LXX), fällt bei Matthäus im Befehl Gottes an die Engel „dich<br />
zu bewahren“ aus. Gleichwohl leidet der Sinn des Textes nicht<br />
darunter, denn die Bewahrung kommt darin zum Ausdruck,<br />
dass verheißen wird, „damit du deinen Fuß nicht an einen<br />
Stein stößt“. Matthäus führt die Antwort Jesu ein mit: „Jesus<br />
sagte ihm aber“, während es bei Lukas heißt: „Und es antwortete<br />
ihm Jesus.“<br />
Schlussfolgerung<br />
Keine dieser Unterschiede verändert den Sinn des Textes.<br />
Lukas sagt mit anderen Worten das, was Matthäus sagt. Fällt<br />
das eine oder andere aus dem Text heraus, so doch nur soviel,<br />
dass der Sinn des Textes nicht verloren geht. Bei der<br />
Bußpredigt Johannes des Täufers stimmen Lukas <strong>und</strong> Matthäus<br />
wortwörtlich überein, außer der Anrede an das Volk (vgl.<br />
Mt. 3:7; Lk. 3:7). Bei der Versuchung Jesu, von der Tempelzinne<br />
zu springen, liegt dagegen keine wortwörtliche Übereinstimmung<br />
vor. Daher kann nicht mit Sicherheit geschlussfolgert<br />
werden, dass Lukas hier Matthäus als Vorlage benutzt<br />
hat.<br />
Lukas bezieht sich in der Einleitung zu <strong>seine</strong>m Evangelium<br />
auf bereits viele ihm bekannte Quellen (Lk. 1:1-4). Es ist offensichtlich,<br />
dass Lukas einerseits bei der Bußpredigt des Täufers<br />
Matthäus als Vorlage benutzt <strong>und</strong> von ihm abgeschrieben<br />
hat. Bei der Versuchung Jesu aber muss Lukas die geistliche<br />
Freiheit zugestanden werden, eine andere Quelle außer<br />
Matthäus benutzt zu haben: sei es eine noch lebendige mündliche<br />
Überlieferung, oder eine schriftlich fixierte.<br />
Fragen: (1) Welche Unterschiede ergeben sich in der Gegenüberstellung<br />
dieser Versuchungsbegebenheit bei Lukas<br />
<strong>und</strong> Matthäus? (2) Inwiefern verändern diese Unterschiede<br />
nicht den Sinn des Textes? (3) Welche Quellenauswahl steht<br />
Lukas nach <strong>seine</strong>r eigenen Aussage insgesamt zur Verfügung?<br />
(Lk. 1:1-4)<br />
Antworten:<br />
Erklärungsmodell der Redenquelle Q<br />
Nach der Theorie der Redenquelle Q haben beide Evangelisten<br />
eine gemeinsame Redenquelle benutzt, aus ihr abgeschrieben<br />
<strong>und</strong> daraus Stoffe in ihr Evangelium eingefügt. Die Frage<br />
ergibt sich: Wenn beide Evangelisten aus einer Redenquelle<br />
abgeschrieben haben, wieso tritt hier eine solche unterschiedliche<br />
Reihenfolge auf? Eine der Theorien besagt, die Redenquelle<br />
sei ursprünglich ein aramäisches Dokument gewesen.<br />
Davon habe es eine griechische Übersetzung gegeben. Matthäus<br />
habe diese Version benutzt. Es sei auch noch eine primitive<br />
griechische Übersetzung des aramäischen Originals<br />
vorhanden gewesen. Diese Version habe Lukas benutzt. (1)<br />
Wenn Lukas die primitive Übersetzung des aramäischen Originals<br />
benutzt, Matthäus die andere, bessere Übersetzung,<br />
ist damit die unterschiedliche Reihenfolge der Versuchungen<br />
aber nicht erklärt. Die Andersartigkeit der Reihenfolge in der<br />
Begebenheit des Lukas gegenüber Matthäus ergibt sich nicht<br />
aus verschiedenen Übersetzungen.<br />
Mit gleichzeitiger historisch kritischer Datierung der Synoptiker<br />
(Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas) nach der Zerstörung Jerusalems<br />
zwischen 80 <strong>und</strong> 115 n. Chr. habe die Urgemeinde die<br />
Endgestalt der Evangelien selbst produziert (Formkritik). Notgedrungen<br />
muss die Änderung der Reihenfolge der Versuchungen<br />
zwischen Matthäus <strong>und</strong> Lukas der Hand eines anonymen<br />
Redaktors aus dieser Zeit zugeschrieben werden.<br />
Abgrenzung von historisch kritischer Sicht<br />
Dieser Auslegung folgen wir aus zwei Gründen nicht: (1) Die<br />
historisch kritische Datierung der Evangelien nach der Zerstörung<br />
Jerusalems in den späten Jahren zwischen 80 bis<br />
115 n. Chr. leugnet die Echtheit <strong>und</strong> Integrität der Prophetie<br />
als Voraussage. Prophetie sei gr<strong>und</strong>sätzlich Geschichte im<br />
Rückblick als Prophetie ausgegeben. Und (2), ziehen wir es<br />
vor, ein real existierendes, in vielen Handschriften nachweisbares<br />
Dokument als Vorlage für das Lukasevangelium anzusetzen:<br />
das Matthäusevangelium. Alle Schlussfolgerungen<br />
hieraus beruhen auf ein wirklich existierendes Dokument,<br />
während das Erklärungsmodell der Redenquelle Q ganz <strong>und</strong><br />
gar ein in sich geschlossenes Gedankenmodell ist.<br />
Fragen: (1) Wie unterscheiden sich Lukas <strong>und</strong> Matthäus in<br />
der Reihenfolge der Versuchungen? (2) Welche Erklärung<br />
hierfür hat das Erklärungsmodell der Redenquelle Q? (3)<br />
Welche beiden Hauptpunkte führen diese <strong>Lektion</strong> dazu, sich<br />
vom Erklärungsmodell der Redenquelle Q abzugrenzen?<br />
Antworten:<br />
DIENSTAG<br />
Die unterschiedliche Reihenfolge der Versuchungen<br />
MITTWOCH<br />
Die chronologische Reihenfolge bei Matthäus<br />
In der Reihenfolge der Versuchungen weichen beide Evangelisten<br />
voneinander ab.<br />
Matthäus<br />
Brotversuchung<br />
Tempelzinne<br />
Weltreiche<br />
Lukas<br />
Brotversuchung<br />
Weltreiche<br />
Tempelzinne<br />
5<br />
Die synoptische Fragestellung<br />
Das vorliegende Problem besteht darin, dass Matthäus sich<br />
in der Reihenfolge der Versuchungen chronologisch festlegt,<br />
während Lukas eine andere Reihenfolge hat. Zuerst soll die<br />
Zusammenstellung bei Matthäus untersucht werden. Wie gestaltet<br />
Matthäus die zeitliche Abfolge der Versuchungen Jesu<br />
in <strong>seine</strong>m Evangelium? Aus der chronologischen Festlegung
des Matthäus in der Reihenfolge der Versuchungen <strong>und</strong> der<br />
abweichenden Reihenfolge bei Lukas, ergibt die synoptische<br />
Frage: Warum überliefert Lukas eine andere Reihenfolge?<br />
<strong>Der</strong> grammatische Bef<strong>und</strong> von „tote“ („darauf“)<br />
Matthäus verwendet das Zeitwort „tote“ im Zusammenhang<br />
<strong>seine</strong>r chronologischen Blöcke in der Bedeutung von „darauf“.<br />
Damit wird ein zeitlich nachfolgendes Ereignis eingeführt: Das<br />
grammatische Standardwerk von Blass/Debunner erklärt<br />
hierzu: „Nicht klassisch ist dagegen die besonders von Matthäus<br />
stark verwendete, aber auch bei Lukas (namentlich in<br />
der Apostelgeschichte) sich befindende Verknüpfung mit tote<br />
zur Einführung des zeitlich Nachfolgenden, nicht des in einem<br />
bestimmten Zeitpunkt Geschehenen („darauf“, nicht „damals“)).<br />
(2)<br />
Das griechische Wörterbuch von Walter Bauer beruft sich auf<br />
diese Quelle <strong>und</strong> übernimmt die Erklärung der Grammatik von<br />
Blass Debrunner in eben dieser Bedeutung „(in unklassischer<br />
Weise) zur Einführung des zeitlich Nachfolgenden darauf“ <strong>und</strong><br />
listet Schriftstellen auf, die den Sinn einer solchen zeitlichen<br />
Abfolge beinhalten (Mt. 2:7; 3:13.15; 4:1.5.10.11 <strong>und</strong> öfter).<br />
(3)<br />
Chronologische Blöcke<br />
Uns interessiert, wie Matthäus die Ereignisse bis zur Begebenheit<br />
der Versuchung in zeitlicher Abfolge zusammenstellt<br />
<strong>und</strong> sie mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“) verbindet. Im Überblick<br />
lässt sich sagen: In der Weise, wie Matthäus sein<br />
Material chronologisch in Blöcken ordnet <strong>und</strong> sie mit dem<br />
Zeitwort „tote“ („darauf“) verbindet, so verbindet er auch<br />
die Abfolge von Ereignissen innerhalb eines solches<br />
Blocks mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“). Dies trifft auch<br />
auf die Begebenheit der drei Versuchungen Jesu zu. Im<br />
nächsten Abschnitt werden die einzelnen Blöcke in ihrer<br />
chronologischen Reihenfolge aufgestellt, in denen Matthäus<br />
auch innerhalb des Versuchungsblocks die Reihenfolge<br />
der Versuchungen festlegt.<br />
Fragen: (1) Worin unterscheidet sich die Reihenfolge der Versuchungen<br />
bei Matthäus von der Reihenfolge bei Lukas? (2)<br />
Welche Frage ergibt sich daraus? (3) Mit welchem Zeitwort<br />
ordnet Matthäus die Ereignisse in ihrer zeitlichen Reihenfolge?<br />
Antworten:<br />
Die chronologischen Blöcke bei Matthäus<br />
Block 1 (Mt. 2:1-6)<br />
Wir haben einen Ereignisblock mit der Ankunft der Magier aus<br />
dem Osten, aus Babylonien, die in Jerusalem ankommen <strong>und</strong><br />
anfragen, wo der König der Juden geboren ist, denn sie haben<br />
<strong>seine</strong>n Stern im Osten gesehen <strong>und</strong> sind gekommen, diesen<br />
neugeborenen König anzubeten. Aufgr<strong>und</strong> der Bestürzung<br />
der Bevölkerung <strong>und</strong> des Herodes, erk<strong>und</strong>igt sich dieser bei<br />
den Schriftgelehrten, wo dieser König geboren werden soll<br />
(Mt. 2:1-6).<br />
Block 2 (Mt. 2:7-15)<br />
Obigen Ereignisblock verbindet Matthäus mit dem darauf folgenden<br />
<strong>und</strong> benutzt dabei das Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf<br />
(tote) rief Herodes die Magier heimlich zu sich <strong>und</strong><br />
erk<strong>und</strong>igte sich genau bei ihnen, wann der Stern erschienen<br />
war.“ (Mt. 2:7) <strong>Der</strong> Block enthält die Anweisung des Herodes<br />
an die Magier, nach Bethlehem zu reisen <strong>und</strong> ihm Bericht<br />
zu erstatten, wo das Kind zu finden sei, damit auch er<br />
komme <strong>und</strong> es anbete. Sie folgen dem Stern, finden das Kind,<br />
beten es an <strong>und</strong> schenken Gold, Weihrauch <strong>und</strong> Myrre. Im<br />
Traum werden sie angewiesen, nicht zu Herodes umzukehren,<br />
sondern auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurückzukehren<br />
(Mt. 2:7-15). Angeschlossen ist die Flucht Josefs<br />
<strong>und</strong> Marias mit dem Jesuskind nach Ägypten, wo sie solange<br />
bleiben, bis Herodes gestorben war.<br />
Block 3 (Mt. 2:16-18)<br />
<strong>Der</strong> dritte Ereignisblock beginnt mit dem Satz: „Darauf (tote),<br />
als Herodes sah, dass er von den Magiern an der Nase<br />
herumgeführt worden war, sandte er hin, alle Kinder in<br />
Bethlehem <strong>und</strong> dem dazugehörigen Bezirk zu töten.“ (Mt.<br />
2:16)<br />
Dieser Block greift zurück zum vorigen, knüpft bei Herodes<br />
<strong>und</strong> den Magiern an (Mt. 2:7-12), <strong>und</strong> setzt hier fort. In diesem<br />
Ereignisblock wird der Kindermord von Bethlehem geschildert<br />
(Mt. 2:16-18). Es folgt der Bericht über die Rückkehr Josefs,<br />
Marias <strong>und</strong> des Jesuskindes aus Ägypten (Mt. 2:19-23). Hier<br />
wird zurückgegriffen auf die Flucht nach Ägypten (Mt. 2:13-<br />
15).<br />
Block 4 (Mt. 3:1-12)<br />
Ein weiterer Block wird mit der Zeitbestimmung eingeleitet:<br />
„In jenen Tagen“. (Mt. 3:1a) Es wird zurückgeblickt auf die<br />
Predigt Johannes des Täufers. Es ist eine Zeitabfolge, die nicht<br />
umkehrbar ist. Insgesamt ordnet Matthäus sein Berichtsmaterial<br />
chronologisch. <strong>Der</strong> mit „in jenen Tagen“ eingeleitete Block<br />
läuft von Mt. 3:1-12 <strong>und</strong> beinhaltet die Predigt Johannes des<br />
Täufers.<br />
Block 5 (Mt. 3:13-17)<br />
Sodann setzt Matthäus <strong>seine</strong> chronologische Blockreihe fort<br />
mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf kam Jesus von<br />
Galiläa an den Jordan zu Johannes, von ihm getauft zu<br />
werden.“ (Mt. 3:13). Innerhalb dieses Blocks taucht das Zeitwort<br />
„tote“ („darauf“) noch einmal auf: „Jesus aber antwortete<br />
ihm <strong>und</strong> sprach: Lass es jetzt geschehen, denn so geziemt<br />
es sich uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Darauf<br />
(tote) ließ er es ihm zu.“ (Vers 15)<br />
Damit verwendet Matthäus das Zeitwort „tote“ („darauf“)<br />
auch innerhalb eines Blocks, um nacheinander folgende<br />
Ereignisse zu kennzeichnen. Dies wird auch im Block der<br />
Versuchung Jesu wiederholt. Dieser Block mit dem Bericht<br />
über die Taufe Jesu läuft von Mt. 3:13 bis 17. Mit diesen Blöcken<br />
eins bis fünf nähern wir uns dem Block der Versuchungsbegebenheit.<br />
Fragen: (1) Wie ordnet Matthäus die Ereignisse in <strong>seine</strong>m<br />
Evangelium? (2) Welche Rolle spielt hierbei das Zeitwort „tote“<br />
(„darauf“)? (3) Wie verwendet Matthäus das Zeitwort „tote“<br />
(„darauf“) innerhalb des Blocks über die Taufe Jesu?<br />
Antworten:<br />
6
Donnerstag<br />
Die Versuchungsbegebenheit bei Matthäus<br />
Einführung mit „tote“ („darauf“)<br />
In diesem chronologischen Blockschema geht Matthäus von<br />
der Taufe Jesu zur Versuchung Jesu über. Dabei benutzt er<br />
das verbindende Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf wurde Jesus<br />
in die Wüste hinaufgeführt, vom Diabolos versucht<br />
zu werden.“ (Mt. 4:1)<br />
Reihenfolge innerhalb des Blocks<br />
Wir haben bereits gesehen, wie Matthäus das Zeitwort „tote“<br />
(„darauf“) innerhalb des Blocks über die Taufe Jesu verwendet,<br />
um aufeinander folgende Ereignisse innerhalb dieses<br />
Blocks zu kennzeichnen. Dies wiederholt Matthäus auch im<br />
Ereignisblock der Versuchung Jesu. Matthäus schildert zuerst<br />
die Brotversuchung. Danach verbindet er die Brotversuchung<br />
in zeitlicher Abfolge mit der Versuchung zum Sprung von der<br />
Tempelzinne mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf nahm<br />
ihn der Diabolos mit sich in die heilige Stadt <strong>und</strong> stellte<br />
ihn auf die Zinne des Tempels…“ (Mt. 4:5)<br />
Die dritte Versuchung leitet Matthäus ein mit: „Wiederum<br />
nahm ihn der Diabolos mit sich auf einen hohen Berg…“<br />
(Mt. 4:8) Nach Schilderung der Versuchung der Reiche dieser<br />
Welt verbindet Matthäus wieder innerhalb dieses Blocks zwei<br />
zeitlich aufeinander folgende Ereignisse mit dem Zeitwort „tote“<br />
(„darauf“): „Darauf sprach Jesus zu ihm: Mach, dass du<br />
wegkommst, denn es steht geschrieben: Den HERRN,<br />
deinen Gott, sollst du nicht versuchen.“ (Mt. 4:10; 5. Mose<br />
6:13) Am Ende verbindet Matthäus dieses Auftreten Jesu mit<br />
dem nächsten Ereignis: „Darauf verließ er (der Diabolos)<br />
ihn…“ (Vers 11)<br />
Dieses chronologische Ordnungsprinzip mit dem verbindenden<br />
Zeitwort „tote“ („darauf“) wendet Matthäus auch<br />
innerhalb dieses Ereignisblocks wiederholt an. Damit setzt<br />
er die Versuchung zum Sprung von der Zinne des Tempels<br />
hinter der Brotversuchung an die zweite Stelle <strong>und</strong><br />
die Versuchung zur Herrschaft über die Reiche dieser Welt<br />
ans Ende. Es handelt sich bei Matthäus nicht um eine lose<br />
Aufzählung der Versuchungen, die in beliebiger Reihenfolge<br />
stehen könnten. Matthäus legt sich in <strong>seine</strong>r zeitlichen<br />
Abfolge mit dieser Reihenfolge fest.<br />
Die synoptische Frage<br />
Dies leitet über zu der synoptischen Frage: (1) Warum schildert<br />
Lukas eine andere Reihenfolge als Matthäus? (2) Wenn<br />
Lukas im Versuchungsblock nicht der Vorlage des Matthäusevangeliums<br />
folgt, welche Quelle hat er dann benutzt? (3)<br />
Welcher Unterschied kann sich aus einer anderen Reihenfolge<br />
ergeben? Dies wird in der nächsten <strong>Lektion</strong> erwogen.<br />
Fragen: (1) Wie verwendet Matthäus das Zeitwort „tote“ („darauf“)<br />
in <strong>seine</strong>n Ereignisblöcken? (2) Wie verwendet Matthäus<br />
im Block 5 das Wort „tote“ („darauf“) innerhalb dieses Blocks?<br />
(Mt. 3:15) (3) In wiefern legt Matthäus sich in der Reihenfolge<br />
der Versuchungen fest?<br />
Antworten:<br />
FREITAG: Zusammenfassung <strong>und</strong> Vertiefung<br />
(1) In der Untersuchung der Quellenfrage bei Lukas <strong>und</strong><br />
den Evangelien wird deutlich, dass Inspiration mit Quellenarbeit<br />
zusammengeht. Lukas hat an manchen Stellen aus dem<br />
Matthäusevangelium wortwörtlich zitiert. Matthäus aber ist nur<br />
eine der Quellen des Lukas, die er benutzt (Lk. 1:1-4). Neben<br />
Matthäus verwendet Lukas Sondergut <strong>und</strong> füllt so sein Evangelium<br />
aus einer breiten Vielfalt von schriftlichen <strong>und</strong>/oder<br />
mündlichen Quellen auf (Lk. 1:1-4).<br />
(2) Inspiration bedeutet daher nicht Ursprünglichkeit. Das<br />
gleiche Prinzip erinnert im Raum adventistischen Glaubens<br />
an die prophetische Rolle Ellen G. Whites, die ihre übernatürlich<br />
erlebten Visionen mit umfangreicher Quellenarbeit im<br />
Bereich der Ges<strong>und</strong>heitsreform oder Ereignissen in der Geschichte<br />
der Kirche auffüllte <strong>und</strong> verdeutlichte.<br />
(3) Inspiration kommt durch die Wirksamkeit des Heiligen<br />
Geistes zustande, der als der „Geist der Wahrheit“ in „alle<br />
Wahrheit leitet“ (Joh. 16:13). Hierbei reden <strong>und</strong> schreiben<br />
Menschen von Gott <strong>und</strong> <strong>seine</strong>m Heilswirken <strong>und</strong> werden dabei<br />
vom Heiligen Geist getragen (2. Pt. 1:21). Nicht die Buchstaben<br />
sind inspiriert, sondern die Menschen, welche Buchstaben<br />
<strong>und</strong> Sätze schreiben oder unter Anleitung des Heiligen<br />
Geistes Quellenarbeit betreiben <strong>und</strong> so ihre Literatur zusammenstellen.<br />
(4) Das Lukasevangelium ist vielseitiger als Matthäus <strong>und</strong><br />
Markus. Das kommt daher, dass Lukas eine breite Palette von<br />
Quellen erforscht, die er mit gebührender Sorgfalt in sein Evangelium<br />
einfügt (Lk. 1:1-4).<br />
(5) Nicht alle Fragen im Verhältnis von Lukas zu Matthäus<br />
sind mit Sicherheit zu beantworten, denn die Quellen liegen<br />
r<strong>und</strong> zweitausend Jahre zurück. Ein Rätsel bildet die Andersartigkeit<br />
der Reihenfolge der Versuchungen bei Lukas im Vergleich<br />
zu Matthäus. Matthäus legt sich in der zeitlichen Abfolge<br />
<strong>seine</strong>r Blöcke fest. Er setzt die Versuchung zum Sprung<br />
von der Tempelzinne nach der Brotversuchung an die zweite<br />
Stelle. Die Reiche dieser Welt als Versuchungsobjekt stellt<br />
Matthäus ans Ende. Lukas stellt die Versuchung mit den Reichen<br />
der Welt an die zweite Position. Die Tempelzinne kommt<br />
zum Schluss. Daraus ergibt sich die synoptische Frage nach<br />
der Quelle des Lukas <strong>und</strong> dem Gr<strong>und</strong> der Andersartigkeit <strong>seine</strong>r<br />
Reihenfolge.<br />
(6) Die Theorie der Redenquelle Q wird hier nicht in Betracht<br />
gezogen, zumal die Argumentationskette ein Dokument<br />
zugr<strong>und</strong>e legt, das nur in Gedanken existiert. Das Matthäusevangelium<br />
ist ein wirklich existierendes Dokument, das mit<br />
vielen Handschriften bezeugt ist. Hier liegen die Schlussfolgerungen<br />
einem wirklich existierenden Dokument zugr<strong>und</strong>e.<br />
Bei der Theorie der Redenquelle Q werden nur Gedanken auf<br />
Gedanken aufgebaut.<br />
Fußnoten<br />
(1) Ralph P. Martin, New Testament Fo<strong>und</strong>ations, A Guide<br />
for Christian Students, Volume 1, Michigan 1975, Seite 144,<br />
Fußnote 27 mit Hinweis auf M. Black, An Aramaic Approach<br />
to the Gospels and Acts (1968), Seiten 270 ff.<br />
(2) Friedrich Blass, Grammatik des neutestamentlichen<br />
Griechisch, bearbeitet von Albert Debrunner, 13. Auflage:<br />
Göttingen, 1970, § 459.2, Seite 290.<br />
(3) Walter Bauer, GRIECHISCH-DEUTSCHES WÖRTER-<br />
BUCH zu den Schriften des Neuen Testaments <strong>und</strong> der übrigen<br />
urchristlichen Literatur: Berlin, 1963, Seite 1630, Abschnitt<br />
2.<br />
Sabbatanfang:<br />
21.37 Uhr<br />
7
<strong>Lektion</strong> 2 11. Juli - 17 Juli <strong>2010</strong><br />
Untersuchung der Reihenfolge der Versuchungen bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />
Schriftabschnitte: Lk. 4:1-13; Mt. 4:1-11.<br />
Merkvers: „Und als der Teufel alle Versuchungen vollendet<br />
hatte, wich er von ihm eine Zeit lang.“ (Lk. 4:23, LB<br />
1984) „Er aber wandte sich um <strong>und</strong> sprach zu Petrus: Geh<br />
weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du<br />
meinst nicht, was göttlich ist, sondern was menschlich<br />
ist.“ (Mt. 16:23, LB 1984)<br />
SONNTAG<br />
Rückschau<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde unter anderem betrachtet, wie<br />
Matthäus sich in der zeitlichen Abfolge <strong>seine</strong>r Ereignisblöcke<br />
<strong>und</strong> auch der Versuchungen festlegt. Wie ein Meilenstein ragt<br />
aus <strong>seine</strong>r chronologischen Anordnung das Zeitwort „tote“<br />
(„darauf“) aus <strong>seine</strong>n Ereignisblöcken heraus. Damit verbindet<br />
er einen Block mit dem anderen in zeitlicher Abfolge. Selbst<br />
innerhalb eines Blocks verwendet Matthäus dieses Zeitwort<br />
„tote“ („darauf“), um Ereignisse in ihrer Abfolge zu kennzeichnen.<br />
So in der Begebenheit der Taufe Jesu. Er führt zunächst<br />
den Ereignisblock ein mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf<br />
kam Jesus von Galiläa zu Johannes, von ihm getauft<br />
zu werden.“ (Mt. 3:13)<br />
Matthäus ordnet auch innerhalb dieses Ereignisblocks zwei<br />
aufeinander folgende Ereignisse mit <strong>seine</strong>m Zeitwort „tote“<br />
(„darauf“) in zeitlicher Abfolge. Johannes weigert sich zunächst,<br />
Christus zu taufen. Als Jesus ihm aber erklärt, dies gezieme<br />
sich, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen, schließt Matthäus die<br />
Taufhandlung als nächste zeitliche Abfolge an: „Darauf ließ<br />
er (Johannes) es ihm (Jesus) zu.“ (Mt. 3:14-15)<br />
Dem schließt sich die Beschreibung der Taufhandlung in Einzelheiten<br />
an (Verse 16-17).<br />
dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf sprach Jesus zu ihm:<br />
Mach, dass du wegkommst, Satan, denn es steht geschrieben:<br />
Den Herrn, deinen Gott sollst du anbeten <strong>und</strong> ihm<br />
allein dienen.“ (Mt. 4:10)<br />
Das darauf folgende Ereignis kennzeichnet Matthäus in zeitlicher<br />
Abfolge wieder mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf<br />
verließ ihn der Diabolos <strong>und</strong> siehe, es traten die Engel<br />
hinzu <strong>und</strong> dienten ihm.“ (Vers 11).<br />
Nachdem Matthäus sich eindeutig auf die Reihenfolge der<br />
Versuchungen so festgelegt hat, dass die Brotversuchung die<br />
erste ist, die Versuchung zum Sprung von der Zinne des Tempels<br />
die zweite <strong>und</strong> die Versuchung zur Rolle eines Herrschers<br />
über alle Reiche dieser Welt als die dritte, entsteht im Vergleich<br />
zu Lukas ein synoptisches Problem. Lukas hat mit Matthäus<br />
die Brotversuchung als die erste Versuchung gemeinsam.<br />
Als zweite Versuchung hat Lukas aber nicht die Versuchung<br />
zum Sprung von der Zinne des Tempels, wie Matthäus.<br />
An diese Stelle hat Lukas die Versuchung Jesu zum Herrscher<br />
über alle Reiche dieser Welt. Was Matthäus als zweite<br />
Versuchung festlegt, die Versuchung zum Sprung von der Tempelzinne,<br />
setzt Lukas ans Ende. Diese <strong>Lektion</strong> fragt nach dem<br />
Zustandekommen einer solchen unterschiedlichen Reihenfolge.<br />
Fragen: (1) Welches Schema benutzt Matthäus, um die zeitliche<br />
Abfolge von Ereignissen zu markieren? (2) Wie legt Matthäus<br />
sich in der zeitlichen Abfolge der Versuchungen fest?<br />
(3) Welches („synoptische“) Problem entsteht dadurch mit der<br />
Reihenfolge, die Lukas überliefert? (4) Welche Fragen ergeben<br />
sich daraus, die im nächsten Abschnitt zu untersuchen<br />
sind?<br />
Antworten:<br />
<strong>Der</strong> darauf folgende Ereignisblock ist die Versuchung Jesu.<br />
Die zeitliche Abfolge von Taufe <strong>und</strong> Versuchung markiert Matthäus<br />
wieder mit „tote“ („darauf“): „Darauf wurde Jesus vom<br />
Geist in die Wüste geführt, vom Diabolos versucht zu werden.“<br />
(Mt. 4:1)<br />
Es folgt die Schilderung der Brotversuchung (Verse 2-4). Gemäß<br />
<strong>seine</strong>r chronologischen Verfahrensweise ordnet Matthäus<br />
die darauf folgende Versuchung innerhalb dieses Ereignisblocks<br />
wieder mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf<br />
nahm ihn der Diabolos mit sich in die heilige Stadt <strong>und</strong><br />
stellte ihn auf die Zinne des Tempels…“ (Mt. 4:5)<br />
Damit ordnet Matthäus in <strong>seine</strong>m chronologischen Anordnungsmuster<br />
die Versuchung Jesu, von der Zinne des Tempels<br />
zu springen, als zweite Versuchung ein. In diesem Verfahren<br />
legt Matthäus sich auf die Reihenfolge der Versuchungen<br />
fest.<br />
Die dritte Versuchung leitet er ein mit: „Wiederum (palin)<br />
nahm ihn der Diabolos mit sich auf einen sehr hohen Berg<br />
<strong>und</strong> zeigte ihm alle Reiche dieser Welt in einem Augenblick.“<br />
(Mt. 4:8) Matthäus stellt in dieser Reihenfolge die Versuchung<br />
Jesu, Herrscher über alle Weltreiche zu werden, eindeutig<br />
an den Schluss.<br />
In dieser dritten Versuchung verbindet Matthäus wieder zwei<br />
aufeinander folgende Ereignisse innerhalb eines Blocks mit<br />
8<br />
MONTAG<br />
Vorbemerkung: Ein Blick auf die Art der Komposition des Überlieferungsstoffes<br />
bei Lukas im Vergleich zu Matthäus wird hilfreich<br />
sein, die Andersartigkeit <strong>und</strong> Eigenständigkeit des Lukas<br />
nachzuempfinden, die dann auch in <strong>seine</strong>r andersartigen<br />
Reihenfolge der Versuchungen zum Ausdruck kommt.<br />
<strong>Der</strong> geschichtliche Aufbau nach Lukas<br />
Weltgeschichte als Rahmen<br />
Nach dem Sondergut über den zwölfjährigen Jesus im Tempel<br />
(Lk. 2:41-52) zieht Lukas einen größeren Zeitbogen <strong>und</strong>
kommt im nächsten Ereignisblock zum Auftreten Johannes des<br />
Täufers (Lk. 3:1-20). Lukas ordnet das Auftreten des Täufers<br />
in die Einzelheiten der römischen Weltgeschichte ein (Lk. 3:1-<br />
3). Dabei überliefert er genaue historische Anhaltspunkte: „Im<br />
fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als<br />
Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war, <strong>und</strong> Herodes Landesfürst<br />
in Galiläa <strong>und</strong> sein Bruder Landesfürst von Ituräa<br />
<strong>und</strong> der Landschaft Trachonitis, <strong>und</strong> Lysanias Landesfürst<br />
von Abilene, als Hannas <strong>und</strong> Kaiphas Hohepriester waren,<br />
da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn<br />
des Zacharias in der Wüste.“ (Lk. 3:1-2, Lutherbibel 1984)<br />
Sorgfalt der Quellenarbeit<br />
Diese Zeilen sprechen hinsichtlich der Sorgfalt für sich, mit<br />
der Lukas <strong>seine</strong> Quellenarbeit unter Leitung des Heiligen<br />
Geistes betreibt, wie er es auch in der Einleitung <strong>seine</strong>s Evangeliums<br />
vermerkt: „So habe auch ich`s für gut gehalten,<br />
nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erk<strong>und</strong>et habe,<br />
es für dich, hochgeehrter Theophilus in guter Ordnung<br />
aufzuschreiben, damit du den sicheren Gr<strong>und</strong> der Lehre<br />
erfährst, in der du unterrichtet bist.“ (Lk. 3:3, Lutherbibel<br />
1984) Betonung meine.<br />
Lukas setzt das Auftreten des Täufers in die Zeit des Pontius<br />
Pilatus (26 bis 36 n. Chr.) mit Tiberius als römischen Kaiser<br />
<strong>und</strong> erwähnt die anderen Statthalter mit ihren verschiedenen<br />
Verwaltungsgebieten. Zusätzlich zur weltlichen Obrigkeit zählt<br />
Lukas die geistliche Obrigkeit in Jerusalem auf: Hannas <strong>und</strong><br />
Kaiphas als Hohepriester. Seine Sorgfalt ist beeindruckend.<br />
Das Auftreten des Täufers wird mitten in die römische,<br />
wie jüdische Geschichte hineingestellt.<br />
Fragen: (1) In welch einen weltgeschichtlichen Rahmen setzt<br />
Lukas das Auftreten des Täufers? (2) In wiefern kommt dabei<br />
<strong>seine</strong> Sorgfalt im Umgang mit <strong>seine</strong>n Quellen zum Ausdruck?<br />
(3) Wodurch drückt er selbst <strong>seine</strong> Sorgfalt in der Einleitung<br />
zu <strong>seine</strong>m Evangelium aus?<br />
Auftreten Johannes des Täufers zu dieser Zeit leitet er ein mit<br />
der Notiz: „In jenen Tagen kam Johannes der Täufer <strong>und</strong><br />
predigte in der Wüste Judäas.“ (Mt. 3:1)<br />
Eigene Zeitbögen<br />
Jeder Evangelist geht <strong>seine</strong>n eigenen Weg in Zusammenstellung<br />
<strong>seine</strong>s Evangeliums. So wie Lukas vom zwölfjährigen<br />
Jesus im Tempel einen großen Zeitbogen bis zum Auftreten<br />
des Täufers schlägt, so schlägt Matthäus einen nicht unbeträchtlichen<br />
Zeitbogen von der Zeit des Archeläus bis auf Johannes<br />
den Täufer. Beide beziehen sich je aus ihrer Sicht auf<br />
begleitende historische Weltereignisse, die sie aber nicht<br />
weiter verfolgen, wie etwa Flavius Josephus die Geschichte<br />
des jüdischen Krieges schreibt.<br />
Unterschied der Evangelien zu Märchen<br />
Die Evangelisten schreiben keine Weltgeschichte. Vielmehr<br />
stellen sie die Heilsereignisse heraus, die mitten in dieser<br />
Weltgeschichte sich ereignen, notieren dabei aber den historischen<br />
Rahmen. Sie wollen wirklich Geschehenes schreiben<br />
<strong>und</strong> keine geschichtslosen Fabeln, Phantasieprodukte <strong>und</strong><br />
Märchen (2. Pt. 1:16). Letztere beginnen meist mit den Worten:<br />
„Es war einmal“, ohne jeden geschichtlichen Bezug.<br />
Intensität von Geschichtszügen<br />
Matthäus verweist im Zusammenhang des Auftretens des<br />
Täufers mit der Formel „in jenen Tagen“ (Mt. 3:1a) wie Lukas<br />
ebenfalls auf die römische Weltgeschichte. Im vorhergehenden<br />
Ereignisblock hatte Matthäus die Rückkehr der Familie<br />
Josefs aus Ägypten berichtet. Dabei notiert Matthäus, dass<br />
Herodes gestorben war <strong>und</strong> sein Nachfolger Archelaus die<br />
Nachfolge angetreten hatte (Mt. 2:21-23). Die Intensität der<br />
Geschichtsbezüge ist bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas verschieden.<br />
Lukas detaillierter<br />
Antworten:<br />
DIENSTAG<br />
Unterschiede bei Lukas <strong>und</strong> Matthäus<br />
Eigene weltgeschichtliche Bezüge<br />
Matthäus bezieht sich in <strong>seine</strong>m Ereignisblock auf den Tod<br />
Herodes des Großen, der von 37 bis 4 vor Christus lebte <strong>und</strong><br />
regierte (Mt. 3:19), nennt dessen Sohn Archelaus als Nachfolger,<br />
der von 4 vor Christus bis 6 nach Christus in Judäa<br />
regierte. Gegen diesen geschichtlichen Hintergr<strong>und</strong> schildert<br />
Matthäus die Rückkehr der Familie Josefs aus Ägypten (Mt.<br />
2:20-23). An dieser Stelle zeigt die Weltenuhr das Jahr 4 vor<br />
Christus an. Matthäus schlägt von hier aus einen Bogen bis<br />
zur Zeit Johannes des Täufers, überspringt dabei r<strong>und</strong> zwanzig<br />
Jahre <strong>und</strong> kommt auf das Jahr 26/27 nach Christus. Das<br />
9<br />
Lukas nimmt in den kleinsten Einzelheiten Bezug auf den<br />
Rahmen der römischen Geschichte. Matthäus ignoriert die<br />
römische Weltgeschichte nicht, nennt den Tod Herodes des<br />
Großen <strong>und</strong> die Nachfolge des Archelaus. Wenn es aber um<br />
den Rahmen des Auftretens des Täufers geht, fasst Matthäus<br />
den weltgeschichtlichen Hintergr<strong>und</strong> zusammen mit der Formel:<br />
„In jenen Tagen“ - was sich allerdings auf Archelaus<br />
bezieht, dessen Regierungszeit aber r<strong>und</strong> zwanzig Jahre vom<br />
Auftreten des Täufers in der Vergangenheit zurückliegt. Lukas<br />
nennt an dieser Stelle den derzeit aktuell regierenden Statthalter<br />
Pontius Pilatus mit allen im Lande regierenden Statthaltern<br />
<strong>und</strong> erwähnt auch die geistliche Obrigkeit, die in Jerusalem<br />
ihren Sitz hat.<br />
Fragen: (1) Welcher Unterschied bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas zeigt<br />
sich in Darstellung des weltgeschichtlichen Hintergr<strong>und</strong>s? (2)<br />
Von wo bis wo schlagen Matthäus <strong>und</strong> Lukas jeweils ihren<br />
eigenen geschichtlichen Zeitbogen? (3) Was ist der Unterschied<br />
zwischen den Evangelien auf der einen Seite <strong>und</strong> Märchen<br />
<strong>und</strong> Fabeln auf der anderen Seite?<br />
Antworten:
MITTWOCH<br />
Vergleich der Evangelien<br />
Das Ergänzungsverhältnis<br />
Im Vergleich zu Matthäus berichtet Lukas nichts von der Flucht<br />
der Josefsfamilie nach Ägypten <strong>und</strong> deren Rückkehr unter Archelaus.<br />
Lukas übernimmt nicht alles aus dem Matthäusevangelium,<br />
denn er hat eine Vielzahl von Quellen zur Auswahl<br />
(Lk. 1:1-4). So stehen die Evangelien in einem einander ergänzenden<br />
Verhältnisbezug. Zwei Zeugen schildern unabhängig<br />
voneinander einen Verkehrsunfall. Jeder berichtet den<br />
Hergang so, wie er es aus <strong>seine</strong>m Standort gesehen hat.<br />
Was dem einen nebensächliche Einzelheiten sind, darauf verzichtet<br />
ein anderer. <strong>Der</strong> eine mag im Geschichtsbezug einen<br />
Hang zur Vereinfachung haben (Matthäus), während der andere<br />
die kleinsten Einzelheiten in einen weltgeschichtlichen<br />
Rahmen hineinlegt (Lukas). Eine solche Eigenständigkeit wird<br />
auch im Aufbau der Reihenfolge der Versuchungen Jesu zu<br />
sehen sein.<br />
Abweichung: das Sichöffnen der Himmel ist bei Matthäus ein<br />
Tätigkeitswort (Verb), Lukas hat die Form desselben Verbs<br />
als Infinitiv (Mt. 3:16; Lk. 3:22). Markus hat ein anderes Wort.<br />
Bei ihm spalten sich die Himmel (Mk 1:10). Bei Matthäus sah<br />
Jesus den Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabkommen<br />
(Mt. 3:16b). Bei Lukas kommt der Heilige Geist in leiblicher<br />
Gestalt wie eine Taube auf Christus (Lk. 3:22). In der Stimme<br />
vom Himmel sind alle drei Evangelisten mit geringen Wortabweichungen<br />
gleich (Mt. 3:17; Mk. 1:11; Lk. 3:22b).<br />
Fragen: (1) Wie ergänzen die Evangelien einander. (2) Wir<br />
haben gesehen, wie Lukas dem Matthäusevangelium in der<br />
Bußpredigt des Täufers wortwörtlich folgt (Mt. 3:7-10; Lk. 3:7-<br />
9). Erkläre, wie Lukas anschließend diesen Ereignisblock mit<br />
Sondergut auffüllt? (3) Wie kommt die Eigenständigkeit des<br />
Lukas gegenüber Matthäus insgesamt zum Ausdruck?<br />
Antworten:<br />
Lukas füllt Ereignisse auf<br />
Lukas folgt im Inhalt <strong>seine</strong>r geschichtlichen Blöcke nicht dem<br />
Matthäusevangelium allein. Gerade in Betrachtung des Auftretens<br />
Johannes des Täufers übernimmt Lukas zwar Passagen<br />
aus der Predigt des Täufers wortwörtlich (Mt. 3:7-10.11-<br />
12; Lk. 3:7-9.11-12), aber er füllt dieses Blockereignis auf mit<br />
Aussagen aus anderen Quellen, die weder Matthäus noch<br />
Markus haben: die so genannte „Standespredigt“, in der verschiedene<br />
Stände den Täufer fragen, was sie tun sollen (Lk.<br />
3:10-14). Das ist Sondergut des Lukas. Er ist nicht auf Matthäus<br />
als einzige Quelle angewiesen, denn er greift nach eigenen<br />
Angaben auf viele Quellen zurück (Lk. 1:1-4).<br />
Die Evangelien <strong>und</strong> der Täufer<br />
Nach der Standespredigt des Täufers als Sondergut (Lk. 3:10-<br />
14) überliefert Lukas als einziger Evangelist die Frage der<br />
Hörer, die sie in ihren Herzen bewegen: Ob dieser Täufer der<br />
Messias sei (Lk. 3:15). Dann laufen Matthäus, Markus <strong>und</strong><br />
Lukas in der Antwort des Täufers zusammen, dass ein größerer<br />
kommen wird, dem er nicht einmal wert sei, dessen Schuhriemen<br />
zu lösen (Mt. 3:11; Mk. 1:7-8; Lk. 3:16b). Jener wird<br />
mit dem Heiligen Geist <strong>und</strong> mit Feuer taufen (Lukas <strong>und</strong> Matthäus),<br />
mit dem Heiligen Geist (Markus). Damit ist Lukas näher<br />
an Matthäus dran als an Markus. Lukas folgt dann wieder<br />
Matthäus im Bildwort des Worfelns der Tenne (Lk. 3:18; Mt.<br />
3:12).<br />
Die Taufe bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />
Lukas hat nur eine knappe Einleitung zur Taufe (Lk. 3:21).<br />
Matthäus dagegen schildert weitere Einzelheiten: (1) Die Ankunft<br />
Jesu von Galiläa an den Jordan, sich von Johannes taufen<br />
zu lassen (Mt. 3:13). (2) Die Weigerung des Täufers, Jesus<br />
zu taufen (Vers 14). (3) Die Antwort Jesu (Vers 15). Lukas<br />
verzichtet nach <strong>seine</strong>r kurzen Einführung auf die unter (2) bis<br />
(3) erzählten Einzelheiten. Lukas ist in der Schilderung der<br />
Taufe Jesu sehr nahe an der Matthäusquelle.<br />
Lukas erwähnt mit der Taufe das Gebet Christi (Lk. 3:21b),<br />
das Matthäus nicht erwähnt, <strong>und</strong> auch Markus nicht. Im Sichöffnen<br />
der Himmel ist Lukas dem Matthäusevangelium wörtlich<br />
fast gleich, nur mit einer nahezu geringen grammatischen<br />
DONNERSTAG<br />
Die Reihenfolge der Versuchungen Jesu<br />
Lose Aufzählung bei Lukas<br />
Nach <strong>seine</strong>m Einschub des Stammbaums Jesu (Lk. 3:23-38)<br />
fügt Lukas den Ereignisblock der Versuchung Jesu an (Lk. 4:<br />
1-13).<br />
Lukas benutzt zwar anderorts das Zeitwort „tote“ (darauf), um<br />
einander folgende Ereignisse zu kennzeichnen (Lk. 11:26;<br />
14:21; 21:10; 24:45; Apg. 1:12), doch verwendet er dieses<br />
Zeitwort in der Versuchungsbegebenheit nicht. Er führt die<br />
Ereignisreihe schlicht <strong>und</strong> einfach ein mit dem Bindewort (Konjunktion)<br />
„<strong>und</strong>“: „Und sogleich trieb ihn der Geist in die Wüste<br />
hinaus.“ (Lk. 4:1) Lukas zählt hier wohl die Versuchungen<br />
lose auf, ohne sich in der Reihenfolge verbindlich festzulegen.<br />
Andere Reihenfolge<br />
Mit der Brotversuchung als erste Versuchung hatte Lukas noch<br />
mit Matthäus gemeinsam begonnen. Während Matthäus die<br />
zweite Versuchung mit <strong>seine</strong>m Zeitwort „tote“ („darauf“) als<br />
Versuchung zum Sprung von der Zinne des Tempels beginnt<br />
<strong>und</strong> so die Reihenfolge in <strong>seine</strong>m Schema festlegt, leitet Lukas<br />
die zweite Versuchung wieder mit dem schlichten Bindewort<br />
„<strong>und</strong>“ ein: „Und er (Satan) führte ihn auf einen hohen<br />
Berg <strong>und</strong> zeigt ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick…“<br />
(Lk. 4:5)<br />
Die Reiche der Welt bilden bei Matthäus die abschließende<br />
dritte Versuchung, die Lukas aber an die zweite Stelle setzt.<br />
Lukas knüpft an diese Versuchung, die Reiche der Welt, <strong>seine</strong><br />
dritte Versuchung an, den Sprung von der Tempelzinne.<br />
10
Dabei benutzt er kein Bindewort: weder „tote“ („darauf“) noch<br />
„kai“ („<strong>und</strong>“). Nur Codex Alexandrinus mit einer Reihe späterer<br />
Handschriften fügt hier das „Und“ ein. Ansonsten heißt es:<br />
„Er führte ihn nach Jerusalem <strong>und</strong> stellte ihn auf die Zinne<br />
des Tempels….“ (Lk. 4:9)<br />
Unterschied Matthäus/Lukas<br />
Warum also hat Lukas eine andere Reihenfolge als Matthäus?<br />
Es ist aufgezeigt worden, dass Matthäus Ereignisketten<br />
von Blöcken mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“) in chronologischer<br />
Abfolge verbindet. Dieses Schema wendet er auch innerhalb<br />
eines Ereignisblocks an. Lukas kennt die Matthäusvorlage.<br />
Er verwendet aber an dieser Stelle nicht dieses Zeitwort<br />
(„tote“ = „darauf“), obwohl, wie ebenfalls aufgezeigt wurde,<br />
Lukas ebenfalls dieses Zeitwort kennt <strong>und</strong> es verwendet,<br />
wenn er Ereignisse in zeitlicher Abfolge kennzeichnet.<br />
Schlussfolgerung<br />
Von daher ist es denkbar, dass es Lukas nicht unbedingt auf<br />
eine zeitliche Reihenfolge ankam. Er kann diese drei Versuchungen<br />
lose miteinander verb<strong>und</strong>en haben, ohne dass er<br />
sich auf eine fest gefügte Reihenfolge festlegte. Ein triftiger<br />
Gr<strong>und</strong>, die festgelegte Reihenfolge des Matthäus umzustellen,<br />
ist nicht erkennbar. Ob Jesus laut Matthäus nach der dritten<br />
Versuchung von einem hohen Berg in der Wüste Judas<br />
nach Galiläas geht, um dort <strong>seine</strong> Wirksamkeit zu beginnen;<br />
oder ob er gemäß Lukas nach der dritten Versuchung von<br />
Jerusalem nach Galiläas zieht, bliebe sich gleich.<br />
Historisch kritischer Weg<br />
Historisch kritisch arbeitende Ausleger, die sich auf die Redenquelle<br />
Q beziehen, müssen annehmen, Matthäus oder<br />
Lukas hätten die Reihenfolge der Versuchungen in der Redenquelle<br />
verändert, zumal die Veränderung der Reihenfolge<br />
sich nicht auf eine der beiden Übersetzungen des angenommenen<br />
aramäischen Originals zurückführen lässt.<br />
Bei einer späten historisch kritischen Datierung der Evangelien<br />
zwischen 90 <strong>und</strong> 115 n. Chr. wäre es die Hand eines Redaktors<br />
aus der Gemeinde gewesen, der „mit dem Rotstift“<br />
eine solche Veränderung in der Reihenfolge der Versuchungen<br />
bei Matthäus oder Lukas vorgenommen habe. Doch aus<br />
welchem Gr<strong>und</strong>e? Und wenn die Hand eines Redaktors aus<br />
der Gemeinde, noch dazu um diese späte Zeit, dazu befugt<br />
gewesen sein soll, Veränderungen am unveränderbaren<br />
apostolischen Überlieferungsgut vorzunehmen (vgl.<br />
1. Joh. 2:24-27; 2. Joh. 2), warum soll nicht Kirche jeden<br />
Zeitalters durch die Hand eines Redaktors (Lehramt des<br />
Papstes) befugt sein, überliefertes apostolisches Glaubensgut<br />
Veränderungen zu unterwerfen? Dadurch wird<br />
das protestantische Schriftprinzip: „Allein die Schrift“<br />
aufgehoben.<br />
Fragen: (1) Wie kommt die unterschiedliche Reihenfolge der<br />
Versuchungen bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas zusammenfassend<br />
zustande? (2) Warum ändert dies nichts am wesentlichen Inhalt<br />
der Versuchungen? (3) Welchen Weg geht die historisch<br />
kritische Auslegung?<br />
Antworten:<br />
FREITAG: Zusammenfassung <strong>und</strong> Vertiefung<br />
(1) Wir sind der Frage nachgegangen, warum Lukas in der<br />
Begebenheit der Versuchung Jesu eine andere Reihenfolge<br />
hat als Matthäus. Dabei wurde die Art <strong>und</strong> Weise betrachtet,<br />
wie Matthäus <strong>und</strong> Lukas ihre Berichte gestalten. Dabei fiel<br />
auf, dass jeder im Aufbau <strong>seine</strong>s Evangeliums eigene Wege<br />
geht. Dieser Umstand lässt die Vielfalt der Evangelien erkennen.<br />
In ihren Unterschieden <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten stehen sie<br />
für den Leser in einem Ergänzungsverhältnis zueinander.<br />
(2) Matthäus reiht <strong>seine</strong> Ereignisblöcke mit dem Zeitwort<br />
„tote“ („darauf“) aneinander. Mitunter verbindet er auch zeitlich<br />
aufeinander folgende Ereignisse innerhalb eines Blocks<br />
mit diesem Zeitwort. So auch innerhalb der Begebenheit der<br />
Versuchung Jesu. Mit diesem Schema legt Matthäus sich in<br />
der zeitlichen Abfolge von Ereignissen chronologisch fest.<br />
(3) Lukas verwendet an späteren Stellen <strong>und</strong> in der Apostelgeschichte<br />
dieses Zeitwort „tote“ („darauf“), um Ereignisse<br />
in ihrer zeitlichen Reihenfolge zu kennzeichnen. Die Versuchungsbegebenheit<br />
leitet er nicht mit diesem Zeitwort „tote“<br />
(„darauf“) ein wie Matthäus, auch verwendet er es nicht innerhalb<br />
der Begebenheit der Versuchung. Schlicht <strong>und</strong> einfach<br />
fügt er diesen Block mit dem Bindewort „kai“ („<strong>und</strong>“) ein. Dieses<br />
Wort verbindet lose die einzelnen Versuchungen<br />
miteinander oder fehlt ganz.<br />
(4) Aufgr<strong>und</strong> dieser Beobachtung kann geschlussfolgert<br />
werden, dass es Lukas nicht auf eine festgelegte Reihenfolge<br />
der Versuchungen abgesehen hat. Ein triftiger Gr<strong>und</strong>, warum<br />
Lukas das Matthäusevangelium in dessen Reihenfolge korrigiert<br />
haben könnte, ist nicht einsichtig. Vielmehr kommt es<br />
ihm darauf an, mit Markus zu betonen, dass Christus vierzig<br />
Tage lang versucht wurde. Die drei namentlich bekannten<br />
Versuchungen bilden insgesamt den Abschluss dieser ganzen<br />
Serie. Dabei ist die Reihenfolge für Lukas unerheblich.<br />
(5) Lukas lässt die Versuchungsbegebenheit auf die Zukunft<br />
hin offen: „Und als der Diabolos alle Versuchung beendet<br />
hatte, entfernte er sich bis auf eine bestimmte Zeit.“<br />
(Lk. 4:13 LB 1984) Damit kommt es Lukas darauf an aufzuzeigen,<br />
dass sich die Versuchungen, die Jesus erlebt, in <strong>seine</strong>m<br />
Leben <strong>und</strong> Wirken, in Passion <strong>und</strong> Kreuz fortsetzen werden.<br />
(6) Bei Matthäus dagegen erscheinen die drei Versuchungen<br />
als ein abgeschlossenes Ganzes: „Darauf verließ ihn<br />
der Diabolos, <strong>und</strong> siehe, die Engel Gottes dienten ihm.“<br />
(Mt. 4:11) Gewiss will Matthäus damit nicht sagen, dass Jesus<br />
von diesem Zeitpunkt an nicht versucht wurde. Gerade<br />
die Einrede des Petrus, der Jesus vom Kreuzweg abhalten<br />
wollte, beantwortet Jesus mit einem Wort, das er an den <strong>Versucher</strong><br />
richtet: „Geh weg von mir Satan! Du bist mir ein<br />
Ärgernis; denn du meinst nicht was göttlich, sondern was<br />
menschlich ist“ (Mt. 16:23, LB 1984)<br />
(7) Historisch kritische Auslegung muss annehmen, dass<br />
die andersartige Reihenfolge der Versuchungen entweder<br />
durch eine Korrektur des Evangelisten an der Redenquelle Q<br />
zustande gekommen ist, oder durch die Hand eines Redaktors<br />
aus der Gemeinde. Diese „Rotstiftmentalität“ würde die<br />
Heilige Schrift menschlicher Willkür unterwerfen, dem Unglauben<br />
Tür <strong>und</strong> Tor öffnen <strong>und</strong> der Gemeinde ihre Glaubensgr<strong>und</strong>lage<br />
entziehen.<br />
(8) Eine korrigierende Hand des Redaktors der Urgemeinde<br />
um 90 bis 115 n. Chr. würde apostolisches Glaubensgut<br />
kirchlicher Willkür unterwerfen, das protestantische Schriftprinzip<br />
„Allein die Schrift“ aufheben <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Fortsetzung im Lehramt<br />
des Papstes finden, wonach Veränderungen <strong>und</strong> Korrekturen<br />
am apostolischen Glaubensgut durch die Kirche selbst<br />
weiterführend vorgenommen werden (s. Dogmengeschichte).<br />
Sabbatanfang:<br />
11<br />
21.31 Uhr
<strong>Lektion</strong> 3 18. Juli - 24. Juli <strong>2010</strong><br />
Von der Zinne des Tempels<br />
- Die Sünde der Vermessenheit -<br />
Schriftabschnitte: Mt. 4:5-7; Lk. 4:9-13<br />
Antworten:<br />
Merkvers: „Was wollen wir nun sagen? Sollen wir denn<br />
in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger<br />
werde? Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben<br />
wollen, der wir doch abgestorben sind?“ (Römer 6:1-2, LB<br />
1984)<br />
SONNTAG<br />
Rückschau<br />
Reihenfolge der Versuchungen<br />
Eigenständigkeit Lukas/Matthäus<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde der Frage nachgegangen, weshalb<br />
Lukas in der Reihenfolge der Versuchungen von Matthäus<br />
abweicht. In der Art der Zusammenstellung des Überlieferungsgutes<br />
wurde festgestellt, dass jeder Evangelist eigenständig<br />
mit <strong>seine</strong>m Quellenmaterial umgeht.<br />
Matthäus legt wert auf die zeitliche Abfolge <strong>seine</strong>r Ereignisblöcke,<br />
die er mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“) verbindet. Auch<br />
innerhalb eines Blocks ordnet er aufeinander folgende Ereignisse<br />
in ihrer zeitlichen Abfolge mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“)<br />
ein. Lukas kennt <strong>und</strong> nutzt auch dieses Zeitwort, um Ereignisse<br />
in ihrer zeitlichen Abfolge zu kennzeichnen. In den<br />
Ereignisblöcken, die der Versuchung Jesu vorausgehen <strong>und</strong><br />
auch im Block der Versuchungen selbst, wendet er dieses<br />
Zeitwort nicht an. Dafür verwendet er das Bindewort (die Konjunktion)<br />
„<strong>und</strong>“, mit der er die Versuchung einleitet, innerhalb<br />
dieses Blocks anwendet oder auch ganz auslässt.<br />
Dies lässt darauf schließen, dass es Lukas nicht unbedingt<br />
auf eine zeitlich festgelegte Abfolge der Versuchungen ankommt,<br />
wie es bei Matthäus der Fall ist. Vielmehr legt er mit<br />
Markus die Betonung auf eine Versuchung, die vierzig Tage<br />
lang gedauert hatte, <strong>und</strong> am Ende derer diese drei genannten<br />
Versuchungen folgen.<br />
Die Endnotiz des Lukas betont weiter, dass der <strong>Versucher</strong> ihn<br />
nur eine Zeitlang verließ. Damit lässt er die Wirksamkeit der<br />
Versuchungen an Christus für die Zukunft offen. Es ist belanglos,<br />
ob Jesus mit Matthäus nach der dritten Versuchung<br />
von einem Berg in Judäa zum Herrscher über alle Reiche dieser<br />
Welt versucht wird, dann von hier aus nach Galiläa gegangen<br />
ist, um dort <strong>seine</strong> Wirksamkeit aufzunehmen; oder ob<br />
Jesus mit Lukas am Ende der dritten Versuchung von Jerusalem<br />
zu diesem Zweck nach Galiläa gegangen ist.<br />
Fragen: (1) Worin kommt die Eigenständigkeit von Lukas <strong>und</strong><br />
Matthäus in der Reihenfolge der Versuchungen zum Ausdruck?<br />
(2) Worauf kommt es Lukas in der Schilderung dieser Begebenheit<br />
eigentlich an? (3) Warum ist die Reihenfolge selbst<br />
eigentlich belanglos?<br />
MONTAG<br />
Exkurs: Historisch kritische Auslegung<br />
Evangelien als Produkt der Gemeinde<br />
Wir haben den Versuch historisch kritischer Auslegung erwähnt.<br />
Dabei hätten Matthäus oder Lukas die Vorlage in der<br />
Redenquelle Q korrigiert, zumal ein solcher Unterschied in<br />
der Reihenfolge nicht auf verschiedene Übersetzungen des<br />
angeblich aramäischen Originals zu erklären ist. Ein triftiger<br />
Gr<strong>und</strong> für diese angenommene Korrektur ist nicht ersichtlich.<br />
Zum anderen datiert historisch kritische Auslegung die Evangelien<br />
sehr spät, zwischen 80 <strong>und</strong> 115 nach Christus, <strong>und</strong><br />
lässt die Gemeinde, statt Empfängerin des Überlieferungsgutes<br />
zu sein, sie letztlich zur Produzentin der Evangelien werden<br />
(Formkritik).<br />
Weiterentwicklung in Dogmengeschichte<br />
Produziert letztlich die Gemeinde das Evangelium, ist im Keim<br />
eine Weiterentwicklung dieser Produktion in der Dogmengeschichte<br />
vorgebildet, in der die Römische Kirche ihre Dogmen<br />
hervorbrachte, die den Aposteln unbekannt waren: Maria<br />
als Gottesmutter, aufgestellt im ökumenischen Konzil von<br />
Ephesus 431; das Dogma von Maria als immerwährende Jungfrau,<br />
aufgestellt zusammen mit den Orthodoxen beim dritten<br />
Konzil von Konstantinopel im Jahre 681; das Dogma der unbefleckten<br />
Empfängnis, wonach Maria von ihren Eltern im<br />
Zeugungsakt von Erbsünde bewahrt, unbefleckt empfangen<br />
sein soll, aufgestellt im Jahr 1854 in Lourdes; das Dogma der<br />
Himmelfahrt Marias, aufgestellt im Jahr 1950; <strong>und</strong> das Dogma<br />
der Unfehlbarkeit des Papstes, aufgestellt im Jahre 1870<br />
(zur Auflistung siehe http://www.mariedenazareth.com/<br />
857.html).<br />
Mahnung der Apostel<br />
Die Apostel haben einer solchen Entwicklung von vorn herein<br />
mit folgenden mahnenden Worten einen Riegel vorgeschoben:<br />
„Was ihr gehört habt von Anfang an, das bleibe in<br />
euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört<br />
habt, so werdet ihr auch im Sohn <strong>und</strong> im Vater bleiben.“<br />
(1. Joh. 2:24, LB 1984) „<strong>Der</strong> Älteste an die auserwählte Herrin<br />
<strong>und</strong> ihre Kinder, die ich lieb habe in der Wahrheit, <strong>und</strong><br />
nicht allein ich, sondern auch alle, die die Wahrheit erkannt<br />
haben, um der Wahrheit willen, die in uns bleibt <strong>und</strong><br />
bei uns sein wird in Ewigkeit.“ (2. Joh. 1-2, LB 1984)<br />
12
Deutlicher kann die Unveränderbarkeit der Wahrheit in Gestalt<br />
apostolischen Glaubensgutes nicht ausgedrückt werden.<br />
Die Unveränderbarkeit betrifft die Gegenwart der Apostel <strong>und</strong><br />
schließt die Unveränderbarkeit der Wahrheit für alle Zeit <strong>und</strong><br />
Ewigkeit ein.<br />
<strong>Der</strong> Redaktor<br />
Bei einer späten Datierung der Evangelien (80 bis 115 n. Chr.)<br />
ist der so genannte Redaktor aus den Reihen der Gemeinde<br />
für Glossen, Einschübe oder Korrekturen verantwortlich, wie<br />
hier in der unterschiedlichen Reihenfolge der Versuchungen<br />
bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas. Ob im Alten oder Neuen Testament:<br />
<strong>Der</strong> Redaktor erscheint gewissermaßen, überspitzt gesagt, als<br />
einer, der mit Vollmacht aus der Höhe ausgestattet, am Überlieferungsgut<br />
Korrekturen anbringt.<br />
Prophetische Säule zerstört<br />
Bei der Rolle der Gemeinde <strong>und</strong> ihres Redaktors als Ausführungsorgan<br />
derselben, geht es nicht um Bagatellkorrekturen,<br />
wie etwa eine Umstellung der Reihenfolge der Versuchungen<br />
Jesu bei Lukas <strong>und</strong> Matthäus, was am wesentlichen Inhalt<br />
nichts ändert. Bei einer so spät angenommenen Datierung<br />
der Evangelien zwischen 80 <strong>und</strong> 115 n. Chr. wird die Prophetie<br />
Jesu über die Zerstörung Jerusalems dahingehend korrigiert,<br />
dass nicht Christus eine solche Voraussage vorgenommen<br />
habe. Vielmehr soll die Gemeinde ihm diese Prophetie in<br />
den M<strong>und</strong> gelegt <strong>und</strong> abgelaufene Geschichte im Rückblick<br />
als Prophetie ausgegeben haben.<br />
In Aberkennung der prophetischen Kapazität des Sohnes<br />
Gottes, den die Apostel als wahren Menschen <strong>und</strong> wahren<br />
Gott bekennen, wird die Gemeinde zu einer Produzentin<br />
des Irrtums degradiert.<br />
Leugnung von Prophetie als Datierungshilfe<br />
Und gerade die Leugnung der Prophetie als Voraussage künftiger<br />
Ereignisse im M<strong>und</strong>e Christi ist die Gr<strong>und</strong>lage für eine so<br />
späte Datierung der Evangelien. Die Leugnung der Prophetie<br />
gilt in historisch kritischer Auslegung als Datierungshilfe. Wo<br />
immer Prophetie in der Schrift vorliegt, wird die Abfassungszeit<br />
nach dem Ereignis datiert, das vorhergesagt wird (vaticinum<br />
ex eventu: die Weissagung nach dem Ereignis).<br />
Sollten adventistische Ausleger mit historisch kritischer Auslegung<br />
liebäugeln - wer fachtheologisch anerkannt sein will,<br />
hat nach dieser Methode zu arbeiten -, wird bekannt sein, dass<br />
prophetisches Wort als eine der Säulen des Adventglaubens<br />
dann in sich zusammenfällt. Dies würde entsprechende Auswirkungen<br />
haben in Auslegung der prophetischen Bücher Jesaja,<br />
Daniel <strong>und</strong> der Apokalypse des Johannes.<br />
Fragen: (1) Was benutzt historisch kritische Auslegung als<br />
eine Datierungshilfe für die Abfassungszeit der Evangelien?<br />
(2) Welche Folgen hat dies mit Blick (a) auf die wahre Gottheit<br />
Christi <strong>und</strong> (b) hinsichtlich <strong>seine</strong>r prophetischen Kapazität?<br />
(3) In wiefern führt der historisch kritische Ansatz der Leugnung<br />
von Prophetie als Voraussage künftiger Ereignisse zur<br />
Vermessenheit?<br />
Antworten:<br />
DIENSTAG<br />
Vermessenheit des Weges ohne Kreuz<br />
Das Psalmzitat<br />
Nach der zweiten Versuchung Jesu im Evangelium des Matthäus<br />
<strong>und</strong> der dritten Versuchung nach Lukas nimmt der <strong>Versucher</strong><br />
Jesus mit sich nach Jerusalem, stellt ihn auf die Zinne<br />
des Tempels <strong>und</strong> fordert ihn auf, hinunter zu springen. Dies<br />
untermauert er mit einer Verheißung aus der Heiligen Schrift<br />
in den Psalmen: „Seinen Engeln wird er über dir befehlen,<br />
<strong>und</strong> auf Händen werden sie dich tragen, damit du deinen<br />
Fuß nicht an einen Stein stößt.“ (Mt. 4:6)<br />
Nach Lukas ist das Zitat etwas voller: „Seinen Engeln wird<br />
er über dir befehlen, dich sorgfältig zu bewahren, <strong>und</strong> auf<br />
Händen werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht<br />
an einen Stein stößt.“ (Lk. 4:10) <strong>Der</strong> Text der Septuaginta,<br />
aus dem beide die Worte des <strong>Versucher</strong>s zitieren, lautet:<br />
„Denn er wird <strong>seine</strong>n Engeln über dir befehlen, dich gründlich<br />
zu bewahren in allen deinen Wegen. Auf Händen werden<br />
sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen<br />
Stein stößt.“ (Psalm 91:11-12)<br />
Unwesentliche Auslassungen<br />
Matthäus lässt in der Wiedergabe der Worte des <strong>Versucher</strong>s<br />
die Wendung aus: „Dich sorgfältig zu bewahren.“ Aber das<br />
ändert nichts am Gesamtsinn des Textes, denn die sorgfältige<br />
Bewahrung, die im Psalmwort verheißen wird, kommt auch in<br />
den Worten zum Ausdruck: „Und auf Händen werden sie<br />
dich tragen.“<br />
Lukas übernimmt die Wendung, die Matthäus auslässt: „Dich<br />
sorgfältig zu bewahren.“ Ob der <strong>Versucher</strong> nun die kürzere<br />
oder längere Fassung gesprochen hat, ist unwesentlich <strong>und</strong><br />
ändert nichts am Gesamtsinn der Aussage.<br />
Herz des Psalms herausgerissen<br />
Matthäus <strong>und</strong> Lukas sind sich aber in einer Sache einig: <strong>Der</strong><br />
<strong>Versucher</strong> lässt aus dem Psalmzitat die Worte aus, wo <strong>und</strong><br />
wobei der HERR <strong>seine</strong> Bewahrung verheißen hat: „In allen<br />
deinen Wegen.“ Christus sagt von sich: „Ich bin der Weg,<br />
die Wahrheit <strong>und</strong> das Leben, niemand kommt zum Vater,<br />
denn durch mich.“ (Joh. 14:6) Sein Weg ist der Weg vom<br />
Vater, mit dem Vater <strong>und</strong> zum Vater, denn Er sagt: „Ich<br />
<strong>und</strong> der Vater sind eins.“ (Joh. 10:30) Damit sind nicht<br />
Abwege gemeint, zu denen der <strong>Versucher</strong> auffordert. <strong>Der</strong><br />
Weg von der Zinne des Tempels ist ein Abweg, der den<br />
Kreuzesweg <strong>und</strong> damit den Erlösungsweg meidet <strong>und</strong><br />
verfehlt.<br />
Versuchung zur Vermessenheit<br />
Es ist der Weg zur unten wartenden Menge, die Ihn als irdisch-politisch-militärischen<br />
Messias in offene Arme schließen<br />
würde. Dies ist nicht der Weg <strong>seine</strong>r Sendung, sein Volk von<br />
ihren Sünden am Kreuz erlösen, wie der Engel dem Josef vor<br />
der Geburt Jesu offenbart hatte (Mt. 1:21). Verheißungen zu<br />
beanspruchen, Gottes bewahrende Hand auf Abwegen zu<br />
bemühen <strong>und</strong> den Allmächtigen zum Eingreifen auf dem Weg<br />
der Sünde zu nötigen, ist nicht Glaube, sondern Vermessenheit.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> reißt das Herz aus dieser Psalmstelle<br />
heraus <strong>und</strong> täuscht mit der toten Hülle des Textes Form ohne<br />
Inhalt vor: einen Erlösungsplan ohne Erlösung, ein Evangelium<br />
ohne Kreuz.<br />
13
Von da her ist zu fragen: Ist es nicht vermessen, die Redenquelle<br />
Q als Evangelium ohne Kreuz geltend zu machen?<br />
Das Fehlen des Herzstücks des Evangeliums, also einer<br />
so großen Lücke, kann nicht damit erklärt werden, dies<br />
sei vorausgesetzt. Für den Unterricht von Taufkandidaten<br />
ist hier nichts vorauszusetzen. Ein solches Dokument eignet<br />
sich auch nicht für die Missionspredigt. Es würde einem<br />
Altar ohne <strong>Opfer</strong> gleichen, was <strong>und</strong>enkbar ist. Wer<br />
würde am Altar ohne <strong>Opfer</strong> erscheinen <strong>und</strong> sagen, das<br />
<strong>Opfer</strong> müsse man sich hinzudenken? Ein solches <strong>Opfer</strong>,<br />
das keines ist, wäre vermessen.<br />
Fragen: (1) In wiefern reißt der <strong>Versucher</strong> das Herz aus der<br />
von ihm zitierten Psalmstelle heraus? (2) In wiefern ist das<br />
Ansinnen des <strong>Versucher</strong>s Vermessenheit <strong>und</strong> nicht Glaube?<br />
(3) In wiefern wird die Redenquelle Q mit einem Altar ohne<br />
<strong>Opfer</strong> verglichen <strong>und</strong> vermessen?<br />
Antworten:<br />
Allversöhnung <strong>und</strong> billige Gnade<br />
Er stellt ihnen allen die Frage, ob Gott etwa ungerecht sei,<br />
wenn Er einerseits die Sünde zur Offenbarung <strong>seine</strong>r Herrlichkeit<br />
benötige <strong>und</strong> somit gut heiße, anderseits aber <strong>seine</strong>n<br />
Gerichtszorn über sie herbeiführe <strong>und</strong> die Welt richte? Das<br />
Gericht wird dabei überflüssig. Direkt um die Ecke der Irrlehre<br />
der billigen lauert bereits die Irrlehre der Allversöhnung,<br />
die Gottes Endgericht ausklammert, denn Allversöhnung<br />
ist nur möglich, wenn das Jüngste Gericht ausfällt.<br />
Die Beseitigung des Jüngsten Gerichts ist bodenlose Vermessenheit.<br />
Billige Gnade <strong>und</strong> Allversöhnung marschieren<br />
einträchtig Hand in Hand, aber wohin? Ins Verderben<br />
des Jüngsten Gerichts.<br />
Dass das Jüngste Gericht stattfindet <strong>und</strong> dann Gottes Zorn<br />
über alles gottlose Wesen offenbart wird, steht beim Apostel<br />
Paulus außer Frage (Römer 2:5; Apg. 17:31; 2. Kor. 5:10).<br />
Eine Allversöhnung rückt nicht in sein Blickfeld, die ja nur<br />
möglich wäre, wenn Gottes Gericht am Ende der Tage aufgehoben<br />
wäre.<br />
Fragen: (1) Was ist billige Gnade? (2) Inwiefern geht sie mit<br />
Allversöhnung zusammen? (3) Warum ist dies Vermessenheit?<br />
Antworten:<br />
MITTWOCH<br />
Vermessenheit der billigen Gnade<br />
Die Argumentation<br />
DONNERSTAG<br />
Nicht nur Christus wurde zur Vermessenheit versucht. <strong>Der</strong><br />
<strong>Versucher</strong> trachtet fortgesetzt danach, auch die Christusgläubigen<br />
zur Vermessenheit zu verführen. <strong>Der</strong> Apostel Pauls wehrt<br />
sich im Römerbrief gegen die Vermessenheit der billigen Gnade.<br />
<strong>Der</strong> Text<br />
„Denn wenn unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit<br />
ins rechte Licht rückt, was werden wir dazu sagen? Ist<br />
Gott etwa ungerecht, der den Zorn darauf herbeiführt. So<br />
etwas kommt gar nicht in Frage! Wie sollte Gott sonst die<br />
Welt richten? Denn wenn die Wahrheit Gottes in meiner<br />
Lüge zu <strong>seine</strong>r Herrlichkeit haushoch die Oberhand gewinnt:<br />
Wie sollte ich da noch als Sünder gerichtet werden?<br />
Und verhält es sich etwa so, wie wir verlästert werden,<br />
wie einige behaupten, dass wir sagen: Lasst uns<br />
Böses tun, damit Gutes (daraus) werde? <strong>Der</strong>en Verurteilung<br />
ist rechtens.“ (Römer 3:5-8)<br />
Sünde für notwendig erklärt<br />
Paulus hat Gegner vor sich, mit denen er sich in diesen Zeilen<br />
auseinandersetzt. Sie behaupten, die Sünde sei notwendig,<br />
damit Gottes Gerechtigkeit aus Gnaden sich darin in vollem<br />
Licht offenbare. Wir sind hier bei der Vermessenheit<br />
der billigen Gnade. Auf Kosten <strong>und</strong> auf Rechnung der<br />
Gnade, die alles bezahlt, wird die Tür geöffnet zu einer<br />
bewussten Lebensführung in Sünde. Auf die Sünde sei<br />
Gott angewiesen, um darin <strong>seine</strong> Gerechtigkeit in Christo<br />
Jesu voll <strong>und</strong> ganz in Gnaden zur Geltung zu bringen.<br />
Paulus fragt <strong>seine</strong> Hörer <strong>und</strong> Gegner, was denn dazu zu sagen<br />
sei.<br />
14<br />
Folgen der Vermessenheits-Irrlehre<br />
Verlästerung der Gemeinde Christi<br />
Die Irrlehre der billigen Gnade, die einige in den Reihen der<br />
Gemeinde vertreten, wird von Außenstehenden, <strong>und</strong>ifferenziert<br />
dem Apostel <strong>und</strong> der ganzen Gemeinde zugeschoben,<br />
um sie mit Spott <strong>und</strong> Häme zu überziehen. Die Apostel <strong>und</strong><br />
die Gemeinde werden darin verlästert, dass behauptet wird,<br />
Paulus <strong>und</strong> die Gemeinde würden auffordern, Böses zu tun<br />
<strong>und</strong> zu sündigen, damit Gutes daraus werde. Es ist nicht<br />
genug, dass der <strong>Versucher</strong> eine solche Irrlehre wie die billige<br />
Gnade, gepaart mit Allversöhnung einführt: vielmehr wird die<br />
Lüge in die Welt gesetzt, die Gemeinde Christi würde das lehren.<br />
<strong>Der</strong> Irrtum einiger wird auf die ganze Gemeinde übertragen.<br />
Verewigung von Sünde <strong>und</strong> Tod<br />
Mit der Irrlehre der billigen Gnade <strong>und</strong> der Allversöhnung würde<br />
Christus zum Sündendiener degradiert werden. Die Rettung<br />
von Sünden (Mt. 1:21) wird umfunktioniert in Rettung in<br />
<strong>und</strong> mit Sünden. Damit würden Sünde <strong>und</strong> Tod in der Neuschöpfung<br />
Gottes fortgesetzt <strong>und</strong> verewigt werden. Gott würde<br />
dann eine neue Welt schaffen, in der nicht Gerechtigkeit,<br />
sondern Ungerechtigkeit <strong>und</strong> Sünde wohnen (2. Pt. 3:13). Dann<br />
wäre die Welt wieder voller Leid, Geschrei <strong>und</strong> Tod: im Gegensatz<br />
zu dem, was Gott verheißen hat (Offb. 21:1-4).<br />
Verewigung der Kreuzesleiden Christi<br />
Christus würde dann nicht ein für allemal für unsere Sünden<br />
gestorben sein (Heb. 9:27-28). Er müsste, wie die Lämmer im
<strong>Opfer</strong>dienst, immer wieder den Gang zum <strong>Opfer</strong>tod antreten,<br />
mit einer Erlösung, die in alle Ewigkeit nie vollbracht wäre. Er<br />
würde in alle Ewigkeit in einem voraus weisenden Schattendienst<br />
leben, immer wieder leiden <strong>und</strong> sterben, wie die <strong>Opfer</strong>tiere<br />
des Alten B<strong>und</strong>es, in Erwartung eines Messias, der eine<br />
solche Welt wirklich von Sünde, Leid, Geschrei <strong>und</strong> Tod befreien<br />
würde. Das Antichristliche dieser Irrlehre ist offensichtlich.<br />
Was für eine Vermessenheit! <strong>Der</strong> ganze Heilsplan Gottes,<br />
den Jesus mit <strong>seine</strong>m Gang zum Kreuz beschritten hat<br />
<strong>und</strong> mit <strong>seine</strong>m: „Es ist vollbracht!“ die Vollendung desselben<br />
ausrief, würde für Null <strong>und</strong> Nichtig erklärt <strong>und</strong> aufgehoben<br />
sein.<br />
Mit dem Sprung von der Tempelzinne will der <strong>Versucher</strong> von<br />
vorn herein den Heilsplan Gottes in eine andere Richtung lenken<br />
<strong>und</strong> damit aufheben. Da dies misslungen war, kommen<br />
aus dieser Quelle immer wieder neue Irrlehren, die den Heilsplan<br />
Gottes in Frage stellen <strong>und</strong> auflösen wollen. Die Wahrheit<br />
wird auf den Kopf gestellt, wie der Prophet Jesaja bereits<br />
treffend geschrieben hat: „Weh denen, die Böses gut <strong>und</strong><br />
Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht <strong>und</strong> aus Licht<br />
Finsternis machen, die aus sauer süß <strong>und</strong> aus süß sauer<br />
machen.“ (Jes. 5:20, LB 1984)<br />
Christus hat den <strong>Versucher</strong> in <strong>seine</strong>m Vermessenheitsversuch,<br />
den Gang zum Kreuz durch den Sprung von der Zinne des<br />
Tempels aufzuheben, mit dem Schriftwort abgewiesen: „Du<br />
sollst den HERRN, deinen Gott, nicht versuchen.“ (Mt. 4:7;<br />
Lk. 4:12; 5. Mose 6:16f, LB 1984)<br />
Heiligung schließt billige Gnade aus<br />
An einer anderen Stelle des Römerbriefes kommt Paulus noch<br />
einmal auf die Vermessenheit billiger Gnade zu sprechen: In<br />
<strong>seine</strong>r Gegenüberstellung von Adam <strong>und</strong> Christus, Sünde <strong>und</strong><br />
Gnade, führt er aus: „Das Gesetz aber ist daneben hineingekommen,<br />
damit die Übertretung im Überfluss vorhanden<br />
sei. Wo aber die Sünde im Überfluss vorhanden ist,<br />
ist die Gnade darüber hinaus im Überfluss vorhanden,<br />
damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tode, so auch die<br />
Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben<br />
durch Jesus Christus, unsern Herrn. Was werden wir<br />
nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit die<br />
Gnade im Überfluss vorhanden sei? Das kommt gar nicht<br />
in Frage. Sind wir der Sünde abgestorben, wie sollen wir<br />
dann in ihr leben?“ (Römer 5:20-6:1-2)<br />
Paulus stellt im folgenden Kapitel klar, dass wir aufgr<strong>und</strong> der<br />
innigen Verbindung mit Christus mit Ihm gestorben sind, symbolisch<br />
dargestellt im Wassergrab der Taufe, mit Ihm auferstanden<br />
sind zu einem neuen Leben, jetzt nicht mehr als Diener<br />
der Sünde, sondern der Gerechtigkeit in Christus Jesus.<br />
Ein solches Leben der Heiligung schließt billige Gnade <strong>und</strong><br />
Allversöhnung aus.<br />
Fragen: (1) Wie verleumdet der <strong>Versucher</strong> die Gemeinde<br />
Christi? (2) Welche Folge würden billige Gnade <strong>und</strong> Allversöhnung<br />
in einer Neuschöpfung Gottes in Bezug auf Sünde<br />
<strong>und</strong> Tod haben? (3) Welche Folge würde sich daraus für das<br />
Erlösungsleiden Christi ergeben? (4) Welche Antwort erteilt<br />
Paulus der billigen Gnade vom Blickpunkt der Auferstehung<br />
Christi?<br />
Antworten:<br />
FREITAG: Zusammenfassung<br />
(1) Historisch kritische Auslegung verwendet die Leugnung<br />
von Prophetie als Datierungshilfe. Jesu Aussage über die Zerstörung<br />
Jerusalems wird ihm im Nachhinein von der Gemeinde<br />
in den M<strong>und</strong> gelegt. Die Evangelien werden daher nach dem<br />
Ereignis datiert, das vorausgesagt ist: nach 70 n. Chr., zwischen<br />
80 <strong>und</strong> 115 n. Chr. Damit wird dem Sohn Gottes die Kapazität<br />
als Prophet abgesprochen. Nach dem gleichen Muster wird in<br />
den Büchern Jesaja, Daniel <strong>und</strong> der Offenbarung des Johannes<br />
vorgegangen. In der präteristischen Auslegung der Offenbarung<br />
des Johannes (alles geschah in der Vergangenheit)<br />
würden die dort beschriebenen Ereignisse nur die Gegenwart<br />
des Verfassers widerspiegeln.<br />
(2) In der Leugnung der Prophetie im M<strong>und</strong>e Jesu Christi<br />
bei <strong>seine</strong>r Vorhersage über die Zerstörung Jerusalems wird <strong>seine</strong><br />
wahre Gottheit mit in Frage gestellt. Das ist Vermessenheit.<br />
Wenn Jesus Christus, den die Urgemeinde <strong>und</strong> die heutige<br />
Gemeinde Christi als wahren Menschen <strong>und</strong> wahren Gott bekennt,<br />
nicht in der Lage gewesen sein soll, die Zerstörung Jerusalems<br />
vorherzusagen, was sich vierzig Jahre später erfüllte,<br />
kann er auch nicht wahrer Gott sein, sondern nur wahrer Mensch.<br />
Da der Mensch aber nicht den Menschen zu erlösen vermag,<br />
<strong>und</strong> die Himmelsleiter um die Hälfte zu kurz wäre, würde das<br />
Kreuzesereignis als Erlösung von Sünden als Erlösungsgeschehen<br />
zum Scheitern verurteilt gewesen sein.<br />
(3) Die Versuchung zum Sprung von der Tempelzinne ist eine<br />
weitere Vermessenheit. <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> bemüht ein Psalmzitat,<br />
lässt aber das Herzstück aus, nämlich, den Weg Gottes, der<br />
gleichzeitig der Weg Jesu zum Kreuz ist. Christus soll sich auf<br />
einen Abweg begeben, indem er von der unten wartenden Menge<br />
als irdisch-politisch-militärischer Erlöser mit offenen Armen<br />
empfangen worden wäre. Auf einem Abweg, der nicht der Erlösungsweg<br />
Gottes ist, eine Bewahrungsverheißung zu beanspruchen,<br />
ist Vermessenheit, wie ein Altar ohne <strong>Opfer</strong>.<br />
(4) Auch die Gemeinde wird zur Vermessenheit versucht.<br />
<strong>Der</strong> Apostel Paulus hat Gegner vor sich, welche die Sünde für<br />
notwendig erklären. Gottes Gerechtigkeit sei auf die Sünde angewiesen,<br />
um sich darin voll <strong>und</strong> ganz offenbaren zu können.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieses Denkens wird ein Lebensstil bewussten Sündigens<br />
begründet oder auch entschuldigt. Dies ist Vermessenheit.<br />
Christus wird zum Sündendiener degradiert. Das Kreuz<br />
würde nicht von Sünde erlösen, sondern sie fördern. Christus<br />
ist den Weg zum Kreuz gegangen. <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> setzt <strong>seine</strong><br />
Versuchungen an der Gemeinde fort. Er will das Kreuz Christi<br />
im Nachhinein durch billige Gnade <strong>und</strong> Allversöhnung in den<br />
Abgr<strong>und</strong> der Bedeutungslosigkeit stürzen.<br />
(5) <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> schadet obendrein dem Ansehen der Gemeinde<br />
in der Welt, indem zwischen Irrlehren <strong>und</strong> wahrer Erlösungslehre<br />
kein Unterschied getroffen <strong>und</strong> die ganze Gemeinde<br />
darin verleumdet wird, dass behauptet wird: Christen würden<br />
lehren, man solle Böses tun, damit Gutes daraus komme.<br />
(6) Auch wird behauptet, die Gnade sei sowieso mächtiger<br />
als die Sünde. Daher bestünden keinerlei Bedenken, in der Sünde<br />
zu verharren. Paulus verweist auf die Taufe, die eine innige<br />
Gemeinschaft mit Christus in Kreuz <strong>und</strong> Auferstehung symbolisiert.<br />
In der Auferstehung mit Christus beginnt ein neues Leben<br />
der Heiligung, welche die Herrschaft der Sünde ausschließt <strong>und</strong><br />
sich unter der Herrschaft Christi gestellt weiß.<br />
(7) Billige Gnade lässt das Jüngste Gericht überflüssig erscheinen.<br />
Wenn Gott Sünde benötigt, um darin <strong>seine</strong> Gerechtigkeit<br />
aus Gnaden zu erweisen, würde Er sich selbst widersprechen,<br />
wenn Er Sünder mit einem Zornesgericht heimsuchte.<br />
Damit gehen Vermessenheit billiger Gnade <strong>und</strong> Vermessenheit<br />
der Allversöhnung einen gemeinsamen Weg in die Verdammnis.<br />
Sabbatbeginn:<br />
21.23 Uhr<br />
15
<strong>Lektion</strong> 4 25. Juli - 31. Juli <strong>2010</strong><br />
Kadesch-Barnea: Vermessenheit in Auseinandersetzung<br />
mit Hoffnung - Glaube <strong>und</strong> Erlöserkraft<br />
Schriftabschnitte: 4. Mose 13:1-33;14:1-45; 5. Mose<br />
1:19-46.<br />
Merkvers: „Aber sie waren so vermessen <strong>und</strong> zogen<br />
hinauf auf die Höhe des Gebirges; aber die Lade des B<strong>und</strong>es<br />
des HERRN <strong>und</strong> Mose wichen nicht aus dem Lager.“<br />
(4. Mose 14:44, LB 1984)<br />
SONNTAG<br />
Fragen: (1) Wie hat der <strong>Versucher</strong>, was er bei Christus nicht<br />
erreichte, im Nachhinein versucht, trotzdem zu erreichen? (2)<br />
Wie hat der Apostel Paulus diese Versuchung abgewiesen?<br />
(3) Inwiefern stellt die historisch kritische Auslegung mit ihrem<br />
Datierungsvorgehen der Evangelien die wahre Gottheit Christi<br />
vermessen in Frage?<br />
Antworten:<br />
Rückschau<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde die Versuchung zur Vermessenheit<br />
behandelt. Die Vermessenheit des <strong>Versucher</strong>s bestand<br />
darin, Christus vom Sprung von der Zinne des Tempels zu<br />
einem Abweg zu bewegen, der den Weg Gottes zur Erlösung<br />
am Kreuz vermeiden sollte. Die unten wartende Menschenmenge<br />
wäre auf ihn da oben auf dem Dach aufmerksam geworden<br />
<strong>und</strong> hätte <strong>seine</strong>n Sprung mit offenen Armen aufgenommen,<br />
um ihn ihrer Erwartung gemäß als militärischen Erlöser<br />
vom Joch der Römer willkommen zu heißen.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> hielt hierfür eine Verheißung aus den Psalmen<br />
bereit, aus der er aber das Herzstück ausgelassen hat: Die<br />
Bewahrung auf dem Weg Gottes.<br />
Christus hat sich auf diesen Abweg nicht eingelassen <strong>und</strong> ist<br />
den Kreuzesweg gegangen. <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> setzt diese Versuchung<br />
auch noch nach Kreuz <strong>und</strong> Auferstehung Jesu fort,<br />
indem er danach trachtet, die Erlösung am Kreuz im<br />
Nachhinein zu Fall zu bringen. <strong>Der</strong> Apostel Paulus hat sich<br />
der Irrlehre der billigen Gnade zu erwehren, in der behauptet<br />
wird, Gott benötige die Sünde, um <strong>seine</strong> Gerechtigkeit aus<br />
Gnaden ins Licht zu rücken (Römer 3:5-8; 6:1). Daraus wird<br />
ein Lebensstil in bewusster Sünde empfohlen <strong>und</strong> in <strong>seine</strong>r<br />
Konsequenz wird das Jüngste Gericht als aufgehoben betrachtet.<br />
Dies führt zur Irrlehre der Allversöhnung, denn auch hier<br />
wird das Gericht geleugnet. Die Beseitigung von Kreuz <strong>und</strong><br />
Jüngstem Gericht ist ein Akt der Vermessenheit. Hier will der<br />
<strong>Versucher</strong>, was er bei Christus im Vorwege nicht erreicht hat,<br />
im Nachhinein dennoch erreichen. <strong>Der</strong> Apostel Paulus begegnet<br />
dieser Irrlehre der Vermessenheit mit der Taufe als Symbol<br />
inniger Verbindung mit Christus, die in der Gemeinschaft<br />
<strong>seine</strong>s Todes den alten Menschen mit <strong>seine</strong>r Versklavung in<br />
Sünde im Wassergrab der Taufe begräbt <strong>und</strong> mit Christus zu<br />
einem neuen Leben unter <strong>seine</strong>r Herrschaft aufersteht (Römer<br />
6:1-4).<br />
Die historisch kritische Auslegung, stellt die wahre Gottheit<br />
Christi mit in Frage, was Vermessenheit ist, wenn Christus<br />
abgesprochen wird, die Zerstörung Jerusalems vorausgesagt<br />
zu haben. Die Gemeinde soll ihm diese Prophetie in den M<strong>und</strong><br />
gelegt <strong>und</strong> den Eindruck erweckt haben, als sei dies eine Prophetie,<br />
was dann als Anhaltspunkt für eine Datierung der Evangelien<br />
nach dem scheinbar vorausgesagten Ereignis, die Zerstörung<br />
Jerusalems, in Anspruch genommen wird.<br />
MONTAG<br />
Die Vorgeschichte<br />
Notwendigkeit derselben<br />
Die Vermessenheit, die hier geschildert wird, hat eine Vorgeschichte.<br />
Ohne diese würde die Vermessenheit Israels nicht<br />
in vollem Umfang verständlich sein. Daher beginnen wir mit<br />
der Vorgeschichte, die dann zur Vermessenheit führt.<br />
Das böse Gerücht der K<strong>und</strong>schafter<br />
Die Israeliten waren nach langer Wüstenwanderung endlich<br />
am südlichen Teil des verheißenen Landes angekommen <strong>und</strong><br />
lagerten in Kadesch-Barnea. Mose sandte 12 K<strong>und</strong>schafter<br />
in das Land, die über den Zustand des Landes <strong>und</strong> der Bevölkerung<br />
berichten sollten. Als sie nach vierzig Tagen zurückkehrten,<br />
brachten sie Trauben mit, die sie an einer Stange<br />
hängend trugen. Sie berichteten von einem fruchtbaren Land,<br />
aber die Einwohner seien Riesen, sie dagegen Heuschrecken.<br />
Auch fresse das Land <strong>seine</strong> Bewohner. Dies jagte dem Volk<br />
Angst <strong>und</strong> Furcht ein, veranlasst durch den Bericht der K<strong>und</strong>schafter,<br />
die dieses böse Gerücht ins Lager brachten.<br />
Furcht <strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit<br />
Sie weinten <strong>und</strong> schrieen die ganze Nacht <strong>und</strong> beschuldigten<br />
Mose <strong>und</strong> Aaron. wünschten, in Ägypten geblieben zu sein<br />
oder hier in der Wüste zu sterben. Denn warum, so argumentierten<br />
sie, „führt uns der HERR in dies Land, damit wir<br />
durchs Schwert fallen <strong>und</strong> unsere Frauen <strong>und</strong> unsere Kinder<br />
ein Raub werden?“ (4. Mose 14:3, LB 1984)<br />
So beschlossen sie, sich einen neuen Führer zu wählen <strong>und</strong><br />
wieder nach Ägypten zurückzukehren. Zurück in die Vergan-<br />
16
genheit: Zurück in die Sklaverei. Furcht, Angst <strong>und</strong> totale Hoffnungslosigkeit<br />
hatten sie ergriffen.<br />
Was ihnen fehlte<br />
Die Verheißung des HERRN, sie ans Ziel zu bringen war doch<br />
das, woran Hoffnung <strong>und</strong> Glaube sich klammern. Zu Hoffnung,<br />
Glaube <strong>und</strong> Verheißung würde sich die Kraft Gottes gesellen,<br />
die sich im Exodus aus Ägypten offenbart hatte, als der HERR<br />
sie mit starker Hand aus der Sklaverei hinausführte. <strong>Der</strong> sie<br />
mit dieser Schöpfer- <strong>und</strong> Erlöserkraft befreite, würde sie auch<br />
mit derselben Kraft in das verheißene Land hineinführen. Die<br />
Kraft des Schöpfers <strong>und</strong> Erlösers würde den Völkern offenbar<br />
werden. Wo keine Hoffnung ist <strong>und</strong> kein Glaube, ist die Hand<br />
auch nicht da, die Verheißung der Erlöser- <strong>und</strong> Schöpferkraft<br />
Gottes zu erbitten, die für sie stritte.<br />
Hoffnung allein rettet nicht <strong>und</strong> ist, auf sich allein gestellt,<br />
unzureichend. Zur Hoffnung muss sich der Glaube hinzugesellen,<br />
der mit der Kraft Gottes verbindet, die im Schwachen<br />
mächtig ist.<br />
Fragen: (1) Was jagte dem Volk einen solchen Schrecken<br />
ein? (2) Wohin wollten sie in ihrer Angst? (3) Was müsste sich<br />
zu Hoffnung noch hinzugesellen, um Rettung aus dieser Angst<br />
zu erfahren <strong>und</strong> die Eroberung des verheißenen Landes zu<br />
beginnen?<br />
Antworten:<br />
der Warte des Unglaubens <strong>und</strong> der Hoffnungslosigkeit, während<br />
zwei von ihnen dieselben Erlebnisse aus der Warte der<br />
Hoffnung <strong>und</strong> des Glaubens sahen. Die zehn K<strong>und</strong>schafter<br />
impften dem Volk mit ihrem Bericht Hoffnungslosigkeit ein.<br />
Damit war dem Volk der Boden jeglicher Rettung entzogen.<br />
Ohne Hoffnung, kein Glaube, ohne Glaube keine Offenbarung<br />
rettender Schöpfer- <strong>und</strong> Erlöserkraft!<br />
Rettung der Hoffenden <strong>und</strong> Glaubenden<br />
Das Volk forderte man solle, Mose, Aaron, Kaleb <strong>und</strong> Josua,<br />
steinigen. Dieses Todesurteil hätte das Volk kraft demokratischen<br />
Beschlusses denn auch vollstreckt, wenn da nicht die<br />
Wolke der Herrlichkeit des HERRN über der Stiftshütte allen<br />
Israeliten sichtbar erschienen wäre (Vers 10). Hier offenbarte<br />
sich die Kraft Gottes denen, die von Hoffnung <strong>und</strong> Glauben<br />
beseelt waren <strong>und</strong> auf die Kraft Gottes vertrauten. Sie<br />
erlebten eine Erlösung von der Vollstreckung des Todesurteils,<br />
das ihnen ansonsten sicher war.<br />
<strong>Der</strong> HERR fragte Mose, wie lange dieses Volk den Gott Israels<br />
denn lästern wolle. Haben sie doch in der Wüste alle Zeichen<br />
<strong>und</strong> W<strong>und</strong>er erlebt, die er unter ihnen gewirkt hat! „Ich<br />
will sie mit der Pest schlagen <strong>und</strong> sie vertilgen <strong>und</strong> dich<br />
zu einem größeren <strong>und</strong> mächtigeren Volk machen als dieses.“<br />
(Vers 12, LB 1984)<br />
Hatte das Volk das Todesurteil über Mose <strong>und</strong> die drei anderen<br />
gefällt, so fällt jetzt Gott in <strong>seine</strong>m Gerichtsurteil ein Todesurteil<br />
über dieses lästernde <strong>und</strong> aufsässige Volk.<br />
Fragen: (1) Wie versuchen Mose, Aaron, Josua <strong>und</strong> Kaleb<br />
dem verängstigten Volk Hoffnung einzuflößen? (2) Welche sich<br />
zur Hoffnung gesellenden Elemente hätten sie von ihrer Furcht<br />
befreit? (3) Wie erleben die Hoffenden, die auch für die Hoffnung<br />
eintreten, ihre Errettung?<br />
Antworten:<br />
DIENSTAG<br />
Fehlgeschlagene Hoffnungsbeseelung<br />
Mose <strong>und</strong> Aaron, Josua <strong>und</strong> Kaleb suchten zu verhindern,<br />
dass das Volk, von Angst <strong>und</strong> Furcht getrieben, wieder zurück<br />
nach Ägypten in die Sklaverei zieht <strong>und</strong> ermutigten sie, der<br />
HERR würde ihnen das verheißene Land geben, sie sollten<br />
nur nicht abfallen. <strong>Der</strong> HERR ist mit uns, sagten sie, der Schutz<br />
ist von den Bewohnern des Landes gewichen. Sie sollten sich<br />
nicht vor ihnen fürchten (4. Mose 14:5-9). Damit versuchten<br />
die Vier, der vor Angst <strong>und</strong> Furcht weinenden Gemeinde Hoffnung<br />
einzuflößen: die erste Gr<strong>und</strong>bedingung der Rettung,<br />
wenn zu der Hoffnung noch Glaube hinzukäme, die sich an<br />
die Verheißung klammert <strong>und</strong> die Schöpfer- <strong>und</strong> Erlöserkraft<br />
zur Befreiung von Angst <strong>und</strong> Furcht erbittet. Aber der Versuch,<br />
sie mit Hoffnung zu beseelen, die ihre Angst vertriebe, schlug<br />
fehl. Angst, Furcht <strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit standen weiterhin<br />
in ihren Gesichtern geschrieben.<br />
Verschiedene Blickwinkel<br />
Alle zwölf K<strong>und</strong>schafter hatten gemeinsam dasselbe erlebt.<br />
Und doch betrachten zehn K<strong>und</strong>schafter ihre Erlebnisse aus<br />
MITTWOCH<br />
Moses Fürbitte<br />
Mose hätte sagen können: „Das ist ganz recht. Dieses Urteil<br />
haben sie verdient. <strong>Der</strong> Bumerang, den sie auf unseren Kopf<br />
geworfen haben, ist auf sie zurückgegangen <strong>und</strong> trifft sie nun<br />
selbst.“ Stattdessen setzt Mose sich mit einer eindringlichen<br />
Fürbitte für das Volk ein, das eben noch an ihm ihr Todesurteil<br />
vollstrecken wollte. Wenn nun die Völker hören, dass der<br />
HERR das Volk wie einen Mann tötet, so Mose unter anderem,<br />
so würde diese K<strong>und</strong>e sich unter den Völkern verbreiten.<br />
Sie würden dann sagen, der HERR hat sein Volk nicht in das<br />
verheißene Land zu führen vermögen, das Er ihnen geschwo-<br />
17
en hat. Deshalb hat er sie in der Wüste umgebracht (Verse<br />
15-16). Mose erinnert Gott an dessen Geduld <strong>und</strong> große Barmherzigkeit<br />
<strong>und</strong> bittet für sein Volk um Vergebung ihrer Sünde,<br />
wie es bisher der Fall gewesen ist (Verse 18-19).<br />
Für die Übeltäter gebetet<br />
Moses Fürbitte ist ein Zeugnis unerschütterlicher Hoffnung.<br />
Er hofft auch da noch, wo nichts zu hoffen ist. Menschlich<br />
gesehen, wäre bei diesem so aufsässigen Volk, das sich darin<br />
verstiegen hat, Mose hinzurichten, dem Gott am Sinai das<br />
Gesetz gegeben <strong>und</strong> sie bis hierher durch die Wüste geleitet<br />
hat, gewissermaßen als verlängerter Arm Gottes; <strong>und</strong> mit ihm<br />
sollten Aaron, der Hohepriester hingerichtet werden, <strong>und</strong> die<br />
übrigen Hoffnungsträger, Kaleb <strong>und</strong> Josua! Was für ein Verbrechen<br />
wäre das gewesen! Ein Sakrileg vor Gott! Was bliebe<br />
da noch zu hoffen für solche? Wer würde es noch wagen,<br />
mit einem Hoffnungsanliegen wie diesem vor Gott zu treten<br />
<strong>und</strong> für <strong>seine</strong> Henker zu bitten? <strong>Der</strong> leidende Gottesknecht,<br />
Jesus Christus, hat es in der St<strong>und</strong>e <strong>seine</strong>r Kreuzigung getan!<br />
(Jes. 53:12; Lk. 23:34a, vgl. Apg. 7:60).<br />
Vergebung <strong>und</strong> Gericht<br />
<strong>Der</strong> HERR vergab dem Volk, wie Mose gebeten hat (Vers 20).<br />
Doch behält Gott sich vor, das Gericht, das Mose durch <strong>seine</strong><br />
Fürbitte abgewendet hat, in anderer Form zu vollziehen: Alle,<br />
die des HERRN W<strong>und</strong>er in der Wüste erlebt haben, <strong>seine</strong>r<br />
Stimme nicht gehorcht, <strong>und</strong> Ihn immer wieder versucht haben,<br />
von denen soll keiner das gelobte Land betreten. Nur<br />
Kaleb <strong>und</strong> Josua, <strong>und</strong> deren Nachkommen sollten in das verheißene<br />
Land kommen (Verse 24.30; vgl. Josua 1:1-2; 14:6-<br />
15). In <strong>seine</strong>r Gnade vergibt Gott. Doch als gerechter Gott<br />
kann er die Sünde nicht einfach unter den Tisch kehren. Gerechtigkeit<br />
erfordert auch die gerechte Strafe für diese Aufsässigkeit.<br />
Gott streckt das rebellische Volk nicht einfach mit<br />
dem Blitz <strong>seine</strong>r Herrlichkeit nieder, sondern vermischt sein<br />
Gericht mit Gnade, indem Er sie auf der noch künftigen vierzigjährigen<br />
Wüstenwanderung sterben <strong>und</strong> nicht ins verheißene<br />
Land kommen lässt.<br />
Fragen: (1) Welches Argument bringt Mose in <strong>seine</strong>r Fürbitte<br />
vor Gott? (2) Was ist das Unbegreifliche in der Fürbitte Moses<br />
für das Volk? (3) Inwiefern ist Mose ein Hinweis auf den leidenden<br />
Gottesknecht, Jesus Christus? (4) Inwiefern lässt Gott<br />
Gnade <strong>und</strong> Recht in <strong>seine</strong>m Urteil gelten?<br />
Antworten:<br />
DONNERSTAG<br />
Gottes Gericht<br />
Erfüllung ihrer Wünsche<br />
Sodann hält der HERR folgendes Gericht über das aufsässige<br />
Volk: Morgen sollen sie in Richtung Schilfmeer ziehen, denn<br />
sie wollten ja zurück nach Ägypten (vgl. Verse 3 <strong>und</strong> 25). Diese<br />
Richtung, r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Kilometer müssen sie in Richtung<br />
Ägypten zurück, um in einem großen Bogen dann von Osten<br />
18<br />
her, jenseits des Jordan, zum verheißenen Land zu marschieren,<br />
nachdem sie in Kadesch-Barnea den Eintritt ins gelobte<br />
Land vom Süden her durch ihre Aufsässigkeit verpasst hatten.<br />
Hatten sie sich außerdem noch gewünscht, in der Wüste zu<br />
sterben (Vers 2), so soll ihr Wunsch auch hier in Erfüllung<br />
gehen: nicht sofort. In <strong>seine</strong>r Barmherzigkeit lässt der HERR<br />
sie noch am Leben, aber während der noch ausstehenden<br />
Jahre der Wüstenwanderung sollen ihre Leiber in der Wüste<br />
verfallen. Die alte, aufsässige Generation soll nicht in das verheißene<br />
Land gelangen. Ihre Kinder aber, von denen sie behauptet<br />
hatten, sie würden ein Raub der Feinde werden (Vers<br />
3), sollen das verheißene Land betreten (Vers 31). Die zehn<br />
K<strong>und</strong>schafter, die das Volk zum Aufruhr aufgehetzt hatten,<br />
starben alsbald in einer Plage (Verse 36-37). Kaleb <strong>und</strong> Josua<br />
blieben verschont (Vers 38).<br />
Vermessenheit des Volkes<br />
<strong>Der</strong> Anweisung Gottes zum Trotz<br />
Vermessenheit ist eine bewusste Trotzreaktion gegen Anweisungen<br />
Gottes, gegen die aufbegehrt wird, <strong>und</strong> die nicht befolgt<br />
werden. In den jetzt folgenden Ereignissen wird dies deutlich.<br />
Das Volk verfiel in große Trauer. Früh morgens zogen sie<br />
auf die Höhe des Gebirges, auf den Berg Hor, nördlich von<br />
Kadesch-Barnea gelegen. Von hier aus wollten sie auf den<br />
Weg der K<strong>und</strong>schafter in das Land einfallen <strong>und</strong> es einnehmen<br />
– entgegen der ausdrücklichen Anweisung des HERRN.<br />
Sie sprachen zu Mose: „Hier sind wir <strong>und</strong> wollen hinaufziehen<br />
in das Land, von dem der HERR geredet hat; denn wir<br />
haben gesündigt.“ (Vers 40)<br />
Moses Warnung verworfen<br />
Mose erwiderte: „Warum wollt ihr das Wort des HERRN<br />
übertreten? Es wird euch nicht gelingen. Zieht nicht hinauf<br />
- denn der HERR ist nicht unter euch -, dass ihr nicht<br />
geschlagen werdet von euren Feinden. Denn die Amalekiter<br />
<strong>und</strong> Kanaaniter stehen euch dort gegenüber, <strong>und</strong> ihr<br />
werdet durchs Schwert fallen, weil ihr euch vom HERRN<br />
abgekehrt habt, <strong>und</strong> der HERR wird nicht mit euch sein.“<br />
(Vers 40)<br />
Grünes <strong>und</strong> rotes Licht<br />
Gott hatte zuvor durch Mose „grünes Licht“ für den Einzug ins<br />
verheißene Land gegeben. Er selbst stand hinter <strong>seine</strong>m<br />
Schwurwort der Verheißung. Da schon begann die Vermessenheit:<br />
Sie hatten sich zuvor geweigert, durch das Tor zu<br />
gehen, das der HERR zum Eintritt ins verheißene Land geöffnet<br />
hatte. Sie verhielten sich wie ein Autofahrer, der beim Grünsignal<br />
an der Ampel stur stehen bleibt <strong>und</strong> sich weigert, trotz<br />
eindringlicher Hupsignale weiterzufahren.<br />
Jetzt hatte der HERR durch Mose das Signal auf „Rot“ gestellt<br />
<strong>und</strong> den Einzug ins gelobte Land an diesem Ort <strong>und</strong> zu<br />
diesem Zeitpunkt verwehrt. Jetzt verhalten sich wie ein Autofahrer,<br />
der an der Kreuzung vor einer Ampel steht, die auf<br />
„Rot“ geschaltet ist, dieses Haltesignal aber missachtet <strong>und</strong><br />
einfach losfährt. Unweigerlich kommt es zu einem Zusammenstoß.<br />
In beiden Fällen handelt der Autofahrer grob fahrlässig.<br />
Auf geistigem Gebiet ist dies Vermessenheit.<br />
Folgen werden mit entschieden<br />
Wer eine Entscheidung trifft, entscheidet sich auch mit für die<br />
Folgen. So auch hier. <strong>Der</strong> Text berichtet: „Aber sie waren so<br />
vermessen <strong>und</strong> zogen hinauf auf die Höhe des Gebirges;
aber die Lade des B<strong>und</strong>es des HERRN <strong>und</strong> Mose wichen<br />
nicht aus dem Lager. Da kamen die Amalekiter <strong>und</strong> Kanaaniter,<br />
die auf dem Gebirge wohnten, herab <strong>und</strong> schlugen<br />
<strong>und</strong> zersprengten sie bis nach Horma.“ (Verse 44-45, LB<br />
1984) Betonung meine.<br />
Nach diesem Ereignis ist der Ort benannt, denn Horma heißt<br />
„Zerstörung“. Sie waren allein losgezogen: ohne Mose <strong>und</strong><br />
ohne die Lade <strong>und</strong> damit ohne die Gegenwart Gottes. Das ist<br />
Vermessenheit.<br />
Junge Generation vor Vermessenheit gewarnt<br />
Als die aufsässige Generation allmählich auf dem Weg durch<br />
die Wüste zum verheißenen Land gestorben war <strong>und</strong> die nachgewachsene<br />
Generation am Ostufer des Jordans stand, das<br />
verheißene Land zu betreten, hält Mose ihnen eine Mahnrede.<br />
Er redet die junge Generation so an, als würde sie in diesem<br />
Kampf bei Horma mit dabei gewesen sein. Mose will ihnen<br />
damit das Beispiel der Vermessenheit ihrer Väter vor Augen<br />
halten <strong>und</strong> die junge Generation warnen, nicht in dasselbe<br />
Beispiel jener Vermessenheit ihrer Väter zu verfallen. Mose<br />
vergegenwärtigt diese Ereignisse <strong>und</strong> malt sie der herangewachsenen<br />
Generation vor Augen, als wären sie damals<br />
mit dabei gewesen. Sie werden in jene Ereignisse so mit<br />
hinein genommen, als wären sie damals selbst erwachsen<br />
gewesen <strong>und</strong> hätten gemeinsam mit ihren Vätern diesen<br />
vermessenen Weg beschritten. Nachdem Mose noch<br />
einmal die ganze Begebenheit von Kadesch-Barnea geschildert<br />
hat, kommt er auf die Szene der Vermessenheit zu sprechen:<br />
„Da antwortetet ihr <strong>und</strong> spracht zu mir: Wir haben<br />
an dem HERRN gesündigt; wir wollen hinaufziehen <strong>und</strong><br />
kämpfen, wie uns der HERR, unser Gott, geboten hat. Als<br />
ihr euch nun rüstetet, ein jeder mit <strong>seine</strong>n Waffen, <strong>und</strong> es<br />
für ein Leichtes hieltet, ins Gebirge hinauf zu ziehen, da<br />
sprach der HERR zu mir: Sage ihnen, dass sie nicht hinaufziehen,<br />
auch nicht kämpfen - denn ich bin nicht unter<br />
euch-, damit ihr nicht geschlagen werdet von euren Feinden.<br />
Als ich euch das sagte, gehorchtet ihr nicht <strong>und</strong> wurdet<br />
ungehorsam dem M<strong>und</strong>e des HERRN <strong>und</strong> wart vermessen<br />
<strong>und</strong> zogt hinauf ins Gebirge. Da zogen die Amoriter<br />
aus, die auf dem Gebirge wohnten, euch entgegen <strong>und</strong><br />
jagten euch, wie`s die Bienen tun <strong>und</strong> schlugen euch von<br />
Seir bis nach Horma. Als ihr nun wiederkamt <strong>und</strong> vor dem<br />
HERRN weintet, wollte der HERR eure Stimme nicht hören<br />
<strong>und</strong> neigte <strong>seine</strong> Ohren nicht zu euch. So bliebt ihr in<br />
Kadesch eine lange Zeit.“ (5. Mose 1:41-46, LB 1984) Betonungen<br />
meine.<br />
Zu beachten ist, wie der Apostel Paulus die Urgemeinde anhand<br />
ähnlicher Ereignisse warnt, nicht in solche Verhaltensmuster<br />
zu verfallen <strong>und</strong> sich darin nicht zur Vermessenheit<br />
verführen zu lassen (1. Kor. 10:11).<br />
Fragen: (1) Wie hat Gott zwei Wünsche der Aufsässigen aufgegriffen,<br />
einen teilweise erfüllt, den anderen ganz? (2) Worin<br />
besteht die Vermessenheit des Volkes? (3) Mit welchem<br />
Beispiel ist dies verglichen worden? (4) Wie hat Mose die neue,<br />
junge Generation vierzig Jahre später vor Eintritt ins verheißene<br />
Land vor Vermessenheit gewarnt? (5) Wie greift der<br />
Apostel Paulus eine solche Warnung auf?<br />
FREITAG: Zusammenfassung<br />
(1) Vermessenheit ist eine bewusste Trotzreaktion <strong>und</strong><br />
Verweigerungshaltung Israels, von Gott gegebene Weisungen<br />
zu befolgen <strong>und</strong> stattdessen einen eigenen Weg einzuschlagen.<br />
(2) Dies zeigt sich bei den Israeliten, die in Kadesch-Barnea<br />
angelangt waren <strong>und</strong> kurz davor standen, von Süden her<br />
ins verheißene Land einzuziehen. Nachdem die zehn K<strong>und</strong>schafter<br />
ihr böses Gerücht im Lager verbreitet hatten, stürzte<br />
das Volk in hoffnungslose Furcht. Mit dem Fehlen von Hoffnung<br />
war ihnen der Boden unter den Füßen entzogen, so dass<br />
sich auch nicht Glaube hinzu gesellen konnte, die Landesverheißung<br />
in Anspruch zu nehmen <strong>und</strong> das Offenbarwerden der<br />
Schöpfer- <strong>und</strong> Erlöserkraft Gottes zur Rettung zu erbeten.<br />
(3) Sie hatten den Wunsch, mit einem neuen Führer nach<br />
Ägypten zurückzukehren. Demokratisch wurde das Todesurteil<br />
über Mose, Aaron, Josua <strong>und</strong> Kaleb beschlossen, die das<br />
Volk mit Hoffnung beseelen wollten. Die Vollstreckung ihrer<br />
Hinrichtung vereitelte Gott durch die Erscheinung <strong>seine</strong>r Herrlichkeit<br />
<strong>und</strong> gab bekannt, das Volk auszulöschen, um aus Mose<br />
ein größeres Volk zu machen.<br />
(4) Mose vermochte durch eine innige Fürbitte für <strong>seine</strong><br />
Henker, dieses Vernichtungsgericht abzuwenden <strong>und</strong> war<br />
damit ein Vorläufer des leidenden Gottesknechtes, Jesus<br />
Christus, der am Kreuz für <strong>seine</strong> Peiniger <strong>und</strong> Henker beim<br />
Vater Fürbitte einlegte.<br />
(5) Gott vergab dem Volk, musste aber auch in <strong>und</strong> mit<br />
<strong>seine</strong>r Gnade <strong>seine</strong> Gerechtigkeit walten lassen, indem er die<br />
Aufsässigen nicht sogleich durch ein Gericht umbrachte –<br />
außer die zehn K<strong>und</strong>schafter -, sondern sie noch am Leben<br />
ließ <strong>und</strong> ankündigte, sie würden auf ihrer vierzigjährigen Wüstenwanderschaft<br />
sterben. Ins verheißene Land würden sie nicht<br />
kommen.<br />
(6) <strong>Der</strong> HERR wies das Volk an, in Richtung Schilfmeer<br />
zurück zu marschieren, in Richtung Ägypten - denn da wollten<br />
sie ja hin -, um aber im großen Bogen die Reise ins gelobte<br />
Land vom Ostjordantal her zu nehmen. Statt diesen Weg<br />
zu gehen, beschlossen die Israeliten, sogleich ins gelobte Land<br />
einzuziehen <strong>und</strong> es vom Süden her sofort einzunehmen. So<br />
handelten sie in Vermessenheit gegen Gottes ausdrückliche<br />
Anweisung, schlugen auch Moses eindringliche Warnung in<br />
den Wind <strong>und</strong> zogen ohne Mose <strong>und</strong> die Lade Gottes, ohne<br />
Gottes Gegenwart, in den Kampf, wurden vernichtend geschlagen<br />
<strong>und</strong> mussten ihren vermessenen Plan aufgeben.<br />
(7) R<strong>und</strong> vierzig Jahre später steht Mose am Ostufer des<br />
Jordan, kurz vor Einzug des Volkes ins verheißene Land <strong>und</strong><br />
hält eine Mahnrede an die inzwischen neu herangewachsene<br />
Generation. Darin erinnert er auch an diese Begebenheit der<br />
Vermessenheit ihrer Väter <strong>und</strong> warnt sie davor, in dasselbe<br />
Beispiel der Vermessenheit zu verfallen. Auch wir stehen dort<br />
<strong>und</strong> werden ebenfalls vor eigenmächtigen Vermessenheitsaktionen<br />
gewarnt. Wie es auch der Apostel Paulus getan hat<br />
(1. Kor. 10:11).<br />
Sabbatanfang:<br />
21.13 Uhr<br />
Antworten:<br />
19
<strong>Lektion</strong> 5 1. August - 7. August <strong>2010</strong><br />
Die Reiche der Welt <strong>und</strong> ihre Herrlichkeit<br />
Schriftabschnitte: Mt. 4:8-10; Lk. 4:5-8; Offb. 13:11-18<br />
Antworten:<br />
Merkvers: „Den HERRN, deinen Gott sollst du anbeten<br />
<strong>und</strong> Ihm allein dienen.“ (Mt. 4:10; Lk. 4:8)<br />
SONNTAG<br />
Rückschau<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde das Thema der Vermessenheit<br />
zu Kadesch-Barnea betrachtet, sowie deren Beziehung zu<br />
Hoffnung, Glaube, Schöpfer - <strong>und</strong> Erlöserkraft. Mit diesen drei<br />
Elementen wird uns der Ausweg aus Furcht <strong>und</strong> schweren<br />
Krisen geschenkt.<br />
Die Vermessenheit als Trotzreaktion <strong>und</strong> Weigerung, einen<br />
von Gott angewiesenen Weg zu gehen, bildet den Tatbestand<br />
der Vermessenheit. Durch das böse Gerücht der zehn K<strong>und</strong>schafter<br />
geriet das Volk in hoffnungslose Verzweiflung, die in<br />
Aufsässigkeit, Rebellion <strong>und</strong> sogar in einem demokratisch<br />
beschlossenen Todesurteil an Mose, Aaron, Josua <strong>und</strong> Kaleb<br />
zu gipfeln drohte, wäre Gott nicht mit dem Offenbarwerden<br />
<strong>seine</strong>r Herrlichkeit vor den Augen aller eingeschritten.<br />
Das Fürbittgebet Moses, der für <strong>seine</strong> Henker bei Gott Fürbitte<br />
einlegte, erinnert an das Gebet Christi am Kreuz, der für<br />
<strong>seine</strong> Peiniger in Fürbitte vor Gott eintrat. Hatte das Volk begehrt,<br />
nach Ägypten zurückzugehen, so erfüllte ER ihnen diesen<br />
aufsässigen Wunsch teilweise, indem Er anordnete, sie<br />
sollten Richtung Schilfmeer, wo sie ja auch hergekommen<br />
waren, wieder zurückgehen, dann aber sollten sie in einem<br />
Bogen die östliche Richtung einschlagen, um sich dem verheißenen<br />
Land vom Ostjordangebiet her zu nähern.<br />
In ihrer Vermessenheit aber entschlossen sie sich, nicht von<br />
Osten her, wie Gott angewiesen hatte, sondern von Süden<br />
her die Landnahme sofort in Angriff zu nehmen, denn der<br />
Umweg erst Richtung Ägypten, dann der Ostbogen zum Ostjordangebiet,<br />
war in ihren Augen zu langwierig <strong>und</strong> allzu zeitraubend.<br />
So zogen sie los: Ohne Mose, ohne die B<strong>und</strong>eslade,<br />
ohne die Gegenwart Gottes <strong>und</strong> erlitten eine bittere Niederlage,<br />
vor der Mose sie gewarnt hatte.<br />
Nach der vierzigjährigen Wüstenwanderung, als die alte aufsässige<br />
Generation in der Wüste gestorben war, wie Gott es<br />
verkündigt hatte, <strong>und</strong> die junge Generation am Ostufer des<br />
Jordan stand, um das verheißene Land zu betreten, hat Mose<br />
sie vor einer Wiederholung einer solchen Vermessenheitsaktion<br />
gewarnt. Auch der Apostel Paulus hat die Gemeinde Christi<br />
auf solche Vermessenheitsereignisse hingewiesen <strong>und</strong> ihnen<br />
als abschreckendes Beispiel vor Augen gehalten (1. Kor.<br />
10:11).<br />
Fragen: (1) Was ist Vermessenheit? (2) Wie kommt sie in<br />
Kadesch-Barnea zum Ausdruck? (3) Welche Gnadenmittel<br />
hätten sie retten können?<br />
MONTAG<br />
Tabellarische Gegenüberstellung<br />
Mt. 4:8-11 Lk. 4:5-8<br />
8 Wiederum nahm ihn der 5 Und er führte ihn auf ei-<br />
Diabolos auf einen sehr nen hohen Berg, <strong>und</strong> zeighohen<br />
Berg <strong>und</strong> zeigte ihm te ihm alle Reiche des<br />
alle Reiche der Welt (kosmos) Erdkreises (oikoumenä)<br />
<strong>und</strong> ihre Herrlichkeit,<br />
in einem Augenblick.<br />
9 <strong>und</strong> sprach zu ihm: Dies alles 6 Und der Diabolos sprach<br />
werde ich dir geben, wenn du zu ihm: dir werde ich geben<br />
niederfällst <strong>und</strong> mich anbetest. alle diese Weltreiche <strong>und</strong><br />
ihre Herrlichkeit, denn mir<br />
ist sie gegeben worden,<br />
<strong>und</strong> wem ich will, dem gebe<br />
ich sie.<br />
7 Du nun, wenn du vor mir<br />
niederfällst, wird alles dein<br />
sein.<br />
10 Da sprach Jesus zu ihm: Fort 8 Und Jesus antwortete <strong>und</strong><br />
Satan! Denn es steht geschrie- sprach zu ihm: Es steht geben:<br />
Den Herrn, deinen Gott schrieben: Den Herrn, deisollst<br />
du anbeten <strong>und</strong> ihm allein nen Gott sollst du anbeten<br />
dienen.<br />
<strong>und</strong> ihm allein dienen.<br />
11 Da verließ ihn der Diabolos,<br />
<strong>und</strong> siehe, die Engel traten<br />
hinzu <strong>und</strong> dienten ihm.<br />
Aufgabe: Stelle die Unterschiede bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas zusammen<br />
<strong>und</strong> notiere sie auf einem Blatt Papier, ohne die Dienstagslektion<br />
zu Hilfe zu nehmen.<br />
Frage: Welche Schlussfolgerung kannst du aus diesen Unterschieden<br />
hinsichtlich der Quelle ziehen, die beide Evangelisten<br />
benutzt haben?<br />
Antworten:<br />
20
DIENSTAG<br />
Vergleiche<br />
Zum Quellenbezug<br />
Lukas folgt hier, wie auch in <strong>seine</strong>r unterschiedlichen Reihenfolge<br />
der Versuchungen, nicht Matthäus, sondern einer anderen<br />
Quelle, denn er hat viele Quellen zur Auswahl (Lk. 1:1-4).<br />
Er kann sich einer mündlichen Überlieferung bedient haben,<br />
die zu <strong>seine</strong>r Zeit noch lebendig war. Vertreter der Redenquelle<br />
Q müssen annehmen, Lukas habe aus einer Übersetzung<br />
der Redenquelle geschöpft, Matthäus aus einer anderen.<br />
Die auffallenden Auslassungen des Matthäus <strong>und</strong> der<br />
vollere Text des Lukas lassen die Übersetzungstheorie unwahrscheinlich<br />
erscheinen.<br />
dieses Gesamtereignis mit dem Hinweis, dass der <strong>Versucher</strong><br />
nach Vollendung dieser Versuchungen sich von Jesus eine<br />
Zeitlang entfernte (Lk. 4:13).<br />
Fragen: (1) Was besagen die Unterschiede bei Lukas <strong>und</strong><br />
Matthäus über die Quellen, die sie benutzten? (2) Warum hat<br />
Lukas bei der Versuchung der Reiche der Welt nicht mit dem<br />
Befehl abschließen können, der <strong>Versucher</strong> solle sich entfernen?<br />
(3) Warum passt dieser Befehl bei Matthäus als Abschluss<br />
aller Versuchungen?<br />
Antworten:<br />
Beide Evangelisten haben hier offensichtlich je aus einer anderen<br />
Vorlage ihr Material entnommen.<br />
Im Einzelnen<br />
Verschiedene Bezeichnungen<br />
Schaut man im Einzelnen näher hin, so ist bei Matthäus ein<br />
„sehr hoher Berg“ Standort der Versuchung (V. 8), bei Lukas<br />
ist es ein „hoher Berg“ (V. 5). Matthäus spricht von „allen Reichen<br />
der Welt“ (kosmos), während Lukas die Bezeichnung<br />
„alle Reiche des Erdkreises“ (oikoumenä) aus <strong>seine</strong>r Quelle<br />
übernimmt (V. 5). Bei Matthäus zeigt der <strong>Versucher</strong> Jesus alle<br />
Reiche der Welt (Vers 8), bei Lukas zeigte der <strong>Versucher</strong> alle<br />
Reiche des Erdkreises „in einem Augenblick“ (V. 5).<br />
Verschiedener Textumfang<br />
Bei Matthäus ist das Angebot des <strong>Versucher</strong>s kurz <strong>und</strong> knapp<br />
gehalten. In der obigen Tabelle sind es nur drei Zeilen mit<br />
einem einzigen Vers (Mt. 4:9). Bei Lukas sind es sieben Zeilen<br />
in zwei Versen (Lk. 4: 6-7). Lukas war wohl der Bericht<br />
des Matthäus zu knapp. Daher verdanken wir ihm einen volleren<br />
Bericht, den er aus einer anderen Quelle entnommen hat.<br />
Abschluss bei Matthäus<br />
In der Antwort Jesu an den <strong>Versucher</strong> berichtet Matthäus als<br />
Einleitung zu dem Schriftzitat die beiden auffordernden Worte:<br />
„Fort Satan!“ Dies passt auch zur abschließenden Versuchung.<br />
Jesus zitiert das Schriftwort aus den Psalmen, <strong>und</strong><br />
danach heißt es: „Darauf verließ ihn der Diabolos, <strong>und</strong> siehe,<br />
die Engel Gottes traten zu Ihm.“ (Mt. 4:11)<br />
So endet der Bericht des Matthäus mit dem Befehl an den<br />
Diabolos, sich zu entfernen.<br />
Weiterer Vergleich<br />
Bei Lukas, der sonst den volleren Bericht überliefert, fehlt die<br />
Aufforderung Jesu an den Diabolos, sich zu entfernen. Jesus<br />
antwortet sogleich mit dem Schriftzitat. Damit endet denn auch<br />
diese Versuchung. Die Aufforderung an den <strong>Versucher</strong>, sich<br />
zu entfernen, würde hier nicht passen, denn der Diabolos führt<br />
Ihn sogleich nach Jerusalem zur Tempelzinne, die Lukas als<br />
die letzte dieser drei Versuchungen einreiht. Eine Aufforderung<br />
an den <strong>Versucher</strong>, sich zu entfernen, fehlt bei Lukas in<br />
allen drei Versuchungen. Bei Matthäus endet die gesamte<br />
Versuchungsbegebenheit mit dem Sich-Entfernen des <strong>Versucher</strong>s<br />
<strong>und</strong> dem Hinzutreten der Engel (Mt. 4:11). Lukas endet<br />
MITTWOCH<br />
Offenbarung der Herrlichkeit Gottes<br />
Sich verbergende Hand Gottes<br />
Die Versuchung, Herrscher über alle Reiche dieser Welt mit<br />
ihrer Herrlichkeit zu werden, ist der Versuch, Christus vom<br />
Erlöserweg zum Kreuz abzuhalten. Die Herrlichkeit, die Doxa,<br />
ist ursprünglich Gott selbst zu eigen. In <strong>seine</strong>r Offenbarung<br />
verhüllt Er <strong>seine</strong> Herrlichkeit <strong>und</strong> verbirgt sie. Den direkten<br />
Anblick der Herrlichkeit Gottes würde der Mensch nicht überleben<br />
(2. Mose 33:20; 1. Tim. 6:16). Deshalb hat Jahwe dem<br />
Mose die Bitte abgeschlagen, <strong>seine</strong> Herrlichkeit zu sehen (2.<br />
Mose 33:18). Mose wurde angewiesen, auf einem Felsen zu<br />
stehen. Wenn Gott in <strong>seine</strong>r Herrlichkeit vorübergeht, will Er<br />
Mose in eine Felsenkluft stellen, <strong>seine</strong> Hand über ihn halten,<br />
vorübergehen <strong>und</strong> sie wieder abziehen, so dass Mose Gott<br />
hinterher sehen kann. Gottes Angesicht aber kann <strong>und</strong> darf er<br />
als Sünder nicht sehen (2. Mose 33:21-23). So war Gott in<br />
<strong>seine</strong>r verhüllten Herrlichkeit dem Mose, bei dessen Berufung,<br />
verborgen in einer brennenden Flamme im Dornenbusch erschienen<br />
(2. Mose 3:1-5).<br />
Als Weltenrichter in Menschengestalt<br />
So erschien Jahwe dem Abraham in Begleitung zweier Engel<br />
in Menschengestalt. Erst auf dem Weg nach Sodom, als Abraham<br />
in Fürbitte für Sodom eintrat, erkannte Abraham, dass<br />
einer dieser drei Besucher der „Richter der Welt“ war, verhüllt<br />
in Menschengestalt (1. Mose 18:1.16-25). Hier erscheint<br />
Gott als Weltenrichter in dieser Verhüllungsgestalt. Diese Offenbarung<br />
steht im Schatten der Inkarnation, der Fleischwerdung<br />
Gottes, welche der Höhepunkt der Selbstoffenbarung<br />
Gottes in Jesus Christus ist. Dieses Offenbarungsereignis wird<br />
hier proleptisch (vorauslaufend) vorweggenommen <strong>und</strong> wird<br />
zum Zeichen <strong>und</strong> Hinweis auf die Offenbarung aller Offenbarungen<br />
im gottseligen Geheimnis, bei dem Gott sich in Jesus<br />
Christus im Fleisch offenbart (2. Tim. 3:16).<br />
21
Offenbarung in Menschwerdung (Inkarnation)<br />
So wurde Gott in Jesus Christus Mensch, geboren in einer<br />
Krippe, in Windeln gewickelt (Lk. 2:12.16). Gott verhüllt <strong>seine</strong><br />
Herrlichkeit in Menschengestalt. Die Jünger konnten sagen:<br />
„Und das Wort ward Fleisch <strong>und</strong> wohnte unter uns, <strong>und</strong><br />
wir sahen <strong>seine</strong> Herrlichkeit, eine Herrlichkeit vom Vater,<br />
voller Gnade <strong>und</strong> Wahrheit.“ (Joh. 1:14)<br />
Diese Herrlichkeit war verhüllt in Jesus von Nazaret, dem Zimmermanns<br />
Sohn, nur mit den Augen des Herzens, den Augen<br />
des Glaubens, vermag der Sünder diese Herrlichkeit zu sehen.<br />
Viele haben Ihn gesehen (vgl. Eph. 1:15-20). Wenige<br />
haben in Ihm, den gesehen, dessen göttliche Herrlichkeit in<br />
<strong>seine</strong>r wahren Menschengestalt sichtbar war. Die meisten<br />
sahen in Ihm nur einen staubigen Wanderprediger, wie anfangs<br />
die Frau am Jakobsbrunnen, nur einen von langer Wanderung<br />
müden jüdischen Wanderer sah, der durstig am Jakobsbrunnen<br />
saß (Joh. 4:5-9).<br />
Und warum sah sie <strong>seine</strong> Herrlichkeit nicht? Ihre Herzensaugen,<br />
ihre Glaubensaugen, waren durch ihre Sünde geblendet<br />
(Verse 15-18). Die Sünde des Unglaubens (Joh. 16:9) blendet<br />
die Augen, welche dieser verhüllten <strong>und</strong> verborgenen Herrlichkeit<br />
gegenüber blind sind (2. Kor. 4:4).<br />
Fragen: (1) Worin besteht die Eigenart der Herrlichkeit Gottes?<br />
(2) Wie hat Gott <strong>seine</strong> Herrlichkeit (a), dem Abraham <strong>und</strong><br />
(b), dem Mose offenbart? (3) Wie hat sich die Herrlichkeit<br />
Gottes in Jesus Christus offenbart? (4) Wem ist sie sichtbar,<br />
<strong>und</strong> wem nicht?<br />
Antworten:<br />
DONNERSTAG<br />
Die Herrlichkeit der Welt<br />
Habenwollende Gier<br />
Die Herrlichkeit der Welt, die der <strong>Versucher</strong> dem Sohn Gottes<br />
vor Augen hält, ist eine offensichtliche, augenscheinliche, blendende,<br />
anziehende Herrlichkeit. Habenwollende Liebe, die Liebe<br />
der Welt, begehrt sie in ihrer Gier. Davor hat der Apostel<br />
Johannes gewarnt. Im Versuch, den Sinn des Textes zu erfassen,<br />
hört es sich so an: „Gestaltet die Liebe zur Welt <strong>und</strong><br />
auch die Dinge in der Welt nicht zu eurem Lebenswandel.<br />
Wer die Welt als <strong>seine</strong>n Lebenswandel gestaltet, in dem<br />
ist die Liebe des Vaters nicht vorhanden. Dann alles in<br />
der Welt, die Begierde der im Menschen verhafteten Sündhaftigkeit<br />
<strong>und</strong> die Begierde der Augen, die Gaukelei der<br />
Lebensart der Welt, ist nicht vom Vater, sondern von der<br />
Welt. Und die Welt vergeht <strong>und</strong> (mit ihr) die Begierde. Wer<br />
aber nach dem Willen Gottes lebt, der bleibt in Ewigkeit.“<br />
(1. Joh. 2:15-17) (1)<br />
Gebenwollende Liebe Gottes<br />
Im Unterschied zu dieser Art Lebensgestaltung der Liebe zur<br />
Welt, die aus dem inneren Begehren entspringt, dem Habenwollen<br />
<strong>und</strong> Immer-mehr-Habenwollen, steht die Liebe Gottes,<br />
die dieser Liebe der Welt wie Tag <strong>und</strong> Nacht gegenübersteht.<br />
Gottes Liebe ist eine sich in <strong>seine</strong>m Sohn selbst dahingebende<br />
Liebe: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er <strong>seine</strong>n<br />
eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an Ihn<br />
glaubt, nicht zugr<strong>und</strong>e gehe, sondern ewiges Leben habe.“<br />
(Joh. 3:16) Jesus wurde versucht, alle Reiche dieser Welt <strong>und</strong><br />
deren vorgaukelnde Herrlichkeit haben zu wollen. Er wollte<br />
aber nicht diese Welt haben, sondern sich selbst für die Sünden<br />
dieser Welt dahingegen: „Schau! Das Lamm Gottes,<br />
das die Sünde der Welt trägt!“ (Joh. 1:29) Er hat, wie Jesaja<br />
es vorausgesagte, „sein Leben zum Schuldopfer gegeben“.<br />
(Jes. 53:10) Und dieser Weg der Liebe des Vaters <strong>und</strong> des<br />
Sohnes führt zum Kreuz. Dort geschieht die Offenbarung<br />
der Liebe Gottes, die eine sich dahingebende ist.<br />
Maskenball der Sünde<br />
<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> veranstaltet einen Maskenball der Sünde. Christus<br />
lässt sich vom <strong>Versucher</strong> nicht täuschen. Er blickt durch<br />
die Maske vorgaukelnder Herrlichkeit hindurch <strong>und</strong> sieht das<br />
eigentliche Gesicht der Sünde, die sich hinter dieser Maske<br />
verbirgt. Jeder Maskenball endet mit einer Demaskierung.<br />
Solange muss Christus nicht erst wie bei einem Maskenball<br />
warten, bis der <strong>Versucher</strong> sich selbst demaskiert <strong>und</strong> sein<br />
wahres Gesicht zeigt. Christus weiß sofort, wer <strong>und</strong> was hinter<br />
dieser Maske steckt.<br />
Ich kenne deine Werke<br />
<strong>Der</strong> den Zustand aller sieben Gemeinden kennt <strong>und</strong> treffsichere<br />
geistliche Diagnosen über den Zustand <strong>seine</strong>r Gemeinde<br />
im Verlauf der Geschichte der Kirche erstellt: „Ich kenne<br />
deine Werke“ (Offb. 2:2), „ich kenne deine Trübsal <strong>und</strong><br />
deine Armut“ (Vers 9), „ich weiß, wo du wohnst“ (Vers13),<br />
„ich kenne deine Werke“ (Vers 19), „ich kenne deine Werke“<br />
(Offb. 3:1), „ich kenne deine Werke“ (Vers 8), „ich kenne<br />
deine Werke“ (Vers 15) - wie sollte Er nicht durch die Fassade<br />
vortäuschender Herrlichkeit die hässliche Fratze der Sünde<br />
sehen, die der <strong>Versucher</strong> dahinter verbirgt? Christus lässt<br />
sich nicht täuschen, auch dann nicht, wenn Sünde <strong>und</strong> Elend<br />
in ein glitzerndes Brautkleid irdischer Herrlichkeit erscheint.<br />
Fromme Fassade<br />
Diese Herrlichkeit trägt nach außen hin sogar den täuschenden<br />
Schein der Frömmigkeit zur Schau, kommt in frommem<br />
Gewande daher, verleugnet aber die Kraft Gottes durch das<br />
Nichtvorhandensein derselben. Hat nicht schon die Konstantinische<br />
Kirche in ihrer Verbindung mit dem Staat in Prunk<br />
<strong>und</strong> Pracht geprotzt, prächtige Kathedralen gebaut, so<br />
dass es kein W<strong>und</strong>er ist, wenn der Antichrist sich mitten<br />
in dieser Pracht <strong>seine</strong>n Thron errichtet hat, wie der Apostel<br />
Paulus es im Anklang an Daniel 11:36-39, woraus er<br />
zitiert, vorhergesehen hat? (2. Thess. 2:3-4)<br />
<strong>Der</strong> Christus der Herrlichkeit<br />
Christus selbst ist der Abglanz, die Ausstrahlung der Herrlichkeit<br />
Gottes (Heb. 1:3), Christus ist Herrlichkeit von<br />
Herrlichkeit, Licht von Licht, Gott von Gott, wahrer Gott<br />
vom wahren Gott. In Ihm ist das Leben, <strong>und</strong> das Leben war<br />
das Licht der Menschen (Joh. 1:4). In Ihm ist wahre Herrlich-<br />
22
keit verborgen. Eine solche nachgemachte, gefälschte Fassade<br />
der Herrlichkeit benötigt Christus nicht. Wie sollte Er,<br />
der selbst die Herrlichkeit Gottes verhüllt verkörpert, <strong>seine</strong><br />
wahre Herrlichkeit gegen eine Fälschung austauschen?<br />
Das ist Betrug. Diese Versuchung begegnet Christusgläubigen<br />
heute in vielerlei Gestalt. Und wenn es darum geht, von<br />
der Welt um jeden Preis anerkannt zu werden. Solche Versuchungen<br />
wiederholen sich am Ende der Zeit, wenn die Auseinandersetzung<br />
um wahre <strong>und</strong> falsche Anbetung kreist (Offb.<br />
13:11-18).<br />
Auch hier gilt: „Es steht geschrieben: „Den HERRN, deinen<br />
Gott, sollst du anbeten <strong>und</strong> Ihm allein dienen.“ (Mt.<br />
4:10; Lk. 4:8; 5. Mose 6:13-14).<br />
Fragen: (1) Was ist das Verführerische an der Herrlichkeit,<br />
die der <strong>Versucher</strong> Christus vor Augen führt? Was steckt<br />
dahinter? (2) Worin besteht der Unterschied zwischen der Liebe<br />
der Welt, <strong>und</strong> der Liebe Gottes? (3) Mit welcher Herrlichkeit<br />
umgibt sich der Antichrist? (4) Wie wiederholt sich diese<br />
Versuchung am Ende der Tage?<br />
Antworten:<br />
FREITAG: Zusammenfassung<br />
(1) Im Bericht über die Versuchung verwenden Matthäus<br />
<strong>und</strong> Lukas jeder <strong>seine</strong> eigene Quelle. Dies geht aus den Unterschieden<br />
beider Darstellungen hervor. Lukas muss an dieser<br />
Stelle nicht unbedingt Matthäus folgen, wie etwa in <strong>seine</strong>r<br />
wortwörtlichen Übereinstimmung mit Matthäus in der Bußpredigt<br />
des Täufers (Mt. 3.7-10; Lk. 3:7-8), denn Lukas hat viele<br />
Quellen zur Auswahl (Lk. 1:1-4). Sein Text ist daher umfangreicher<br />
als der Text des Matthäus.<br />
(2) Die Redenquelle Q muss an dieser Stelle eine redaktionelle<br />
Bearbeitung entweder des Matthäus oder des Lukas<br />
annehmen, denn die Unterschiede in der Reihenfolge der<br />
Versuchungen <strong>und</strong> der in <strong>seine</strong>r Formulierung andersartige<br />
lukanische Text kann nicht auf eine andere Übersetzung des<br />
angenommenen aramäischen Originals zurückgeführt werden.<br />
Bei einer so späten historisch kritischen Datierung um 80 bis<br />
115 nach Chr. wäre ein Gemeinderedaktor für einen redaktionellen<br />
Eingriff hinzuzuziehen, ohne dass ein triftiger Gr<strong>und</strong><br />
hierfür erkennbar ist.<br />
Selbstoffenbarung der Herrlichkeit Gottes (Joh. 1:14; 1. Tim.<br />
3:16). Die Herrlichkeit aller Reiche dieser Welt ist eine offen<br />
zur Schau gestellte Herrlichkeit, welche auf die Begierde des<br />
Menschen abzielt. Die Liebe zur Welt ist eine Habenwollende<br />
Liebe, die ihre Hand nach einer solchen Herrlichkeit ausstreckt<br />
(1. Joh. 2:15-17).<br />
(4) Die Liebe Gottes ist eine sich selbst dahingebende Liebe,<br />
welche die Welt so sehr liebt, dass der Vater <strong>seine</strong>n eingeborenen<br />
Sohn dahingibt, damit alle, die an Ihn glauben,<br />
ewiges leben haben (Joh. 3:16). Christus selbst ist Herrlichkeit<br />
von Herrlichkeit, Licht von Licht, Gott von Gott, wahrer<br />
Gott vom wahren Gott. Wie sollte Er da diese <strong>seine</strong> Herrlichkeit<br />
gegen eine Fälschung, die Er durchschaut, eintauschen?<br />
(5) Christus durchschaut die Maske vorgaukelnder Herrlichkeit,<br />
die der <strong>Versucher</strong> ihm anbietet <strong>und</strong> sieht dahinter das<br />
elende Gesicht der Sünde, die der <strong>Versucher</strong> hinter dieser<br />
herrlichen Scheinherrlichkeit versteckt. Den Preis, den Er für<br />
eine solche Herrlichkeit auch noch zahlen soll, die Anbetung<br />
des <strong>Versucher</strong>s, weist Christus mit dem Hinweis der Schrift<br />
ab: „Den HERRN, deinen Gott, sollst du anbeten <strong>und</strong> ihm<br />
allein dienen.“<br />
(6) Die Konstantinische Kirche ist in der Verbindung mit<br />
dem Staat der Versuchung zur irdischen Herrlichkeit erlegen<br />
gewesen, denn Prunk <strong>und</strong> Pracht kehrten in die Kirche ein.<br />
So ist es kein W<strong>und</strong>er, dass der Antichrist <strong>seine</strong>n Sitz mitten<br />
in einer solchen Prachtkirche errichtete, wie der Apostel Paulus<br />
im Anklang <strong>und</strong> Rückgriff auf Daniel 11:36-39 voraussagte,<br />
dass der Antichrist <strong>seine</strong>n Thron im Tempel Gottes aufrichten<br />
würde (2. Thess. 2:3-4).<br />
(7) In der Endzeit wiederholt sich die Versuchung in der<br />
Frage der Anbetung, wenn Antichrist <strong>und</strong> falscher Prophet die<br />
Welt zu einer falschen Anbetung verführen <strong>und</strong> auch zwingen<br />
wollen (Offb. 13:11-18). Mit dem gleichen Schriftwort, mit dem<br />
Christus diese Versuchung abwies ist auch diese <strong>und</strong> jede<br />
falsche Anbetung abzuweisen.<br />
Fußnote:<br />
1. Joh. 2:15: Das Tätigkeitswort „agapate“ im Imperativ Präsens<br />
<strong>und</strong> „agapa“ im Präsens drückt die Handlung linear aus,<br />
„in ihrer Dauer (in ihrem Verlauf)“. Daher wurde versucht, den<br />
Sinn wiederzugeben mit: „Gestaltet die Liebe zur Welt <strong>und</strong><br />
auch die Dinge in der Welt nicht zu eurem Lebenswandel.<br />
Wer die Welt zu <strong>seine</strong>m Lebenswandel gestaltet….“ Dieser<br />
Sinn drückt die Dauerhaftigkeit der Handlung aus. Zur Aktionsart<br />
des Präsens siehe das grammatische Standardwerk<br />
Blass/Debrunner § 318,2.<br />
<strong>Der</strong> Begriff „Fleisch“ ist wiedergegeben mit: „Die im Menschen<br />
verhaftete Sündhaftigkeit“, eben das Habenwollen der Begierde.<br />
Sabbatanfang:<br />
21.01 Uhr<br />
(3) Es besteht ein Unterschied zwischen der Herrlichkeit<br />
der Reiche der Welt, die der <strong>Versucher</strong> feilhält <strong>und</strong> der Herrlichkeit<br />
Gottes. Die Herrlichkeit Gottes ist eine sich selbst verhüllende<br />
Herrlichkeit. Gott offenbart sich in der Geschichte<br />
Israels in verhüllter Form, denn der sündige Mensch wäre nicht<br />
in der Lage, den Anblick dieser Herrlichkeit zu ertragen. Die<br />
Inkarnation (Fleischwerdung Gottes) ist die höchste Form der<br />
23
<strong>Lektion</strong> 6 8. August - 14. August <strong>2010</strong><br />
Ausweg aus den Folgen der Versuchung<br />
Schriftstellen: 1. Mose 2:15-17; 3:1-6; Lk. 23:39-43; Offb.<br />
14:6-20; 1. Kor. 5:9-13; 6:9-10.<br />
Merkvers: „Und Gott der HERR gebot dem Menschen<br />
<strong>und</strong> sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten,<br />
aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten <strong>und</strong><br />
Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du<br />
von ihm isst, musst du des Todes sterben.“ (1. Mose 2:16-<br />
17, LB 1984)<br />
SONNTAG<br />
Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde das Hauptgewicht auf die Herrlichkeit<br />
gelegt, die der <strong>Versucher</strong> im Unterschied zur Herrlichkeit<br />
Gottes in Jesus Christus feilhält. Die Herrlichkeit Gottes<br />
ist die ursprüngliche, wahre Herrlichkeit, die dem Menschen<br />
nur in Verhüllung begegnen kann. Den direkten, unverhüllten<br />
Anblick der Herrlichkeit Gottes vermag der Mensch nicht zu<br />
ertragen <strong>und</strong> müsste sterben. So musste Gott dem Mose die<br />
Bitte abschlagen, die Herrlichkeit Gottes sehen zu wollen. Stattdessen<br />
durfte Mose Gott von hinten nachschauen (2. Mose<br />
33:12-23).<br />
Im Garten Eden wird der Mensch von der Schlange versucht,<br />
gleich sein zu wollen wie Gott (1. Mose 3:4-5). Paulus sagt<br />
vom Antichrist voraus, dass „er sich über alles überhebt,<br />
was Gott oder Gegenstand religiöser Verehrung (sebasma)<br />
genannt wird, so dass er sich in den Tempel Gottes<br />
setzt <strong>und</strong> sich selbst als Gott darstellt“. (2. Thess 2:3-4)<br />
Gleichzeitig geht es hierbei um Anbetung, die der Antichrist<br />
kraft <strong>seine</strong>r Stellung beansprucht. In der Endzeit wirken Antichrist<br />
<strong>und</strong> falscher Prophet gerade in dieser Hinsicht, die Welt<br />
zu einer falschen Anbetung zu verführen <strong>und</strong> auch zu zwingen.<br />
Hier wird es um die Erprobung von Treue <strong>und</strong> Glauben<br />
gehen (Offb. 13:11-18).<br />
Fragen: (1) Worin besteht der Unterschied zwischen der Herrlichkeit,<br />
die der <strong>Versucher</strong> feilhält <strong>und</strong> der Herrlichkeit Gottes?<br />
(2) Inwiefern geht es in der Versuchung der Reiche dieser<br />
Welt um Anbetung? (3) Wie wirkt sich dies in der Wirksamkeit<br />
des Antichristen in Geschichte <strong>und</strong> Endzeit aus?<br />
Antworten:<br />
Die alles überbietende Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in<br />
verhüllter Gestalt erfolgt in der Inkarnation (Menschwerdung<br />
Gottes): „Das Wort (Christus) wurde Fleisch <strong>und</strong> schlug<br />
sein Zelt unter uns auf. Und wir sahen <strong>seine</strong> Herrlichkeit,<br />
eine Herrlichkeit wie eines Einziggeborenen, vom Vater,<br />
voller Gnade <strong>und</strong> Wahrheit.“ (Joh. 1:14; vgl. 1. Tim. 3:16)<br />
Die Herrlichkeit, die der <strong>Versucher</strong> in <strong>und</strong> mit den Reichen der<br />
Welt Christus feilbietet, ist eine gefälschte Herrlichkeit. Sie ist<br />
eine Maske, hinter der sich das gesch<strong>und</strong>ene, kranke Gesicht<br />
der Sünde verbirgt. Christus durchschaut diese Fassade <strong>und</strong><br />
lässt sich nicht täuschen. Wie sollte Er, der selbst Abglanz<br />
der Herrlichkeit Gottes ist (Heb. 1:3), Herrlichkeit von Herrlichkeit,<br />
Licht von Licht, Gott von Gott, wahrer Gott vom<br />
wahren Gott, diese <strong>seine</strong> Herrlichkeit eintauschen gegen<br />
eine bloße Maske, welche Herrlichkeit nur vortäuscht?<br />
Noch dazu für den Preis der Anbetung des <strong>Versucher</strong>s.<br />
<strong>Der</strong> als „Diabolos“ (Durcheinanderwürfler) Bezeichnete stellt<br />
die Werte der Anbetung in lästerlicher Weise derart auf den<br />
Kopf, dass Christus, der Schöpfer (Joh. 1:1-3.10; 1. Kor. 8:6;<br />
Kol. 1:16-17; Heb. 1:2), das Geschöpf anbeten soll. Wenn<br />
Christus alles geschaffen hat „was im Himmel ist“ (Kol. 1:16),<br />
hat Er auch die Engel geschaffen. <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> ist ein gefallener<br />
Engelfürst gewesen <strong>und</strong> wurde ursprünglich, ehe er im<br />
Himmel einen Aufruhr anzettelte <strong>und</strong> auf die Erde geworfen<br />
wurde (Offb. 12:7-12; Lk. 10:18), in ewiger Vorzeit von Christus<br />
mit allen anderen Engeln geschaffen.<br />
Im Begehren, von Christus, dem Schöpfer, angebetet zu werden,<br />
überhebt der <strong>Versucher</strong> sich in <strong>seine</strong>r Hybris (Selbstüberhebung)<br />
über Gott. Solches Begehren haben schon die<br />
Propheten beschrieben (Jes. 14:12-14; Hes. 28:11-19).<br />
In dieser <strong>Lektion</strong> beginnen wir mit der Versuchung des Menschen<br />
im Paradies. Dabei kommt es zu einem Vertrauenswandel,<br />
verb<strong>und</strong>en mit einem Wertewandel. Diese Versuchung<br />
im Paradies betrifft nach dem Sündenfall alle Menschen, die<br />
auf Erden leben. Selbst die gröbsten Sünder sind infolge von<br />
Versuchung auf diesen Sündenweg geraten. Wir werden die<br />
Hoffnung herausarbeiten, die hierbei in Anspruch genommen<br />
werden kann. Dies wird anhand des einen Verbrechers am<br />
Kreuz dargestellt.<br />
MONTAG<br />
<strong>Der</strong> Wandel<br />
Das Wertemaß<br />
Mitten im Garten Eden hatte der Schöpfer dem ersten Menschenpaar<br />
einen Wertmaßstab gegeben. Gott der HERR hat<br />
<strong>seine</strong>n Offenbarungswert in Gebotsform gegeben <strong>und</strong> mitten<br />
in eine persönliche Beziehung hineingestellt. „Und Gott der<br />
HERR gebot dem Menschen <strong>und</strong> sprach: Du darfst essen<br />
von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis<br />
des Guten <strong>und</strong> Bösen sollst du nicht essen; denn<br />
24
an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes<br />
sterben.“ (1. Mose 3:16-17, LB 1984)<br />
<strong>Der</strong> Wertewandel<br />
Diese offenbarte Wertigkeit liegt nicht in Buchstaben, sondern<br />
in dem, der dahinter steht: der Schöpfer. Diese Wertigkeits-<br />
Offenbarung regelt die persönliche Beziehung zwischen Geschöpf<br />
<strong>und</strong> Schöpfer, dem ersten Menschenpaar <strong>und</strong> Gott.<br />
Wie kommt es nun, dass Adam <strong>und</strong> Eva von dieser offenbarten<br />
Wertigkeit abkamen <strong>und</strong> zu einer anderen Wertevorstellung<br />
übergewechselt sind? Es war ja nicht so, dass sie sich<br />
eines Tages überlegten, ob sie nicht vielleicht ihr eigenes<br />
Wertemaß schaffen, <strong>und</strong> so einen Wertewandel herbeiführen<br />
sollten.<br />
<strong>Der</strong> Vertrauenswandel<br />
Von allein sind sie auf einen solchen Gedanken nicht gekommen,<br />
denn sie waren in einer persönlichen Beziehung mit ihrem<br />
Schöpfer verb<strong>und</strong>en. Ihre Beziehung war in IHM verankert.<br />
In tiefer Verb<strong>und</strong>enheit mit IHM war für sie diese offenbarte<br />
Wertigkeit unantastbar <strong>und</strong> tabu. Es geht nicht allein<br />
darum, dass Adam <strong>und</strong> Eva durch ihre eigene Entscheidung<br />
von einem Wertekanon zu einem anderen überwechselten,<br />
sondern auch darum, dass die im Gr<strong>und</strong>e genommen von einer<br />
Personenbeziehung (Mensch-Schöpfer) zu einer anderen<br />
übergewechselt sind (Mensch-Schlange). Es kommt zu einem<br />
Vertrauensbruch. <strong>Der</strong> Mensch bricht sein Vertrauen gegenüber<br />
dem Schöpfer <strong>und</strong> vertraut der Schlange.<br />
Fragen: (1) Worin besteht der Unterschied zwischen einer<br />
Buchstabenbeziehung <strong>und</strong> einer Personenbeziehung? (2) Wie<br />
ist diese Beziehung im Gebot Gottes im Paradies zu erkennen?<br />
(3) Welcher Vertrauenswechsel ereignet sich in dieser<br />
Versuchung?<br />
Antworten:<br />
begibt, führt in weiteren Verstrickungen zu einer Gefangenschaft<br />
in Sünde. <strong>Der</strong> Messias ist gekommen, den Gefangenen<br />
die Freiheit zu verkündigen, <strong>und</strong> nicht nur zu verkündigen,<br />
sondern sie tatsächlich von ihrem Gefangensein zu befreien<br />
(Lk. 4: 18-19; Joh. 8:30-35).<br />
Die schweren Sünder<br />
Auch Christus wurde versucht. <strong>Der</strong> Kontakt mit dem Bösen<br />
vollzog sich in der Anfechtung, die an Ihn herantrat <strong>und</strong> unvermeidlich<br />
war, <strong>und</strong> ist es auch für uns, denn wir können<br />
diese Welt, die ganz <strong>und</strong> gar im Argen liegt (1. Joh. 5:19),<br />
nicht verlassen, um auf einer Insel der Glückseligen zu leben<br />
<strong>und</strong> dieser bösen Welt dorthin zu entfliehen, wie es der Apostel<br />
Paulus im Blick auf <strong>seine</strong>n dritten Brief schreibt (der verloren<br />
gegangen ist): „Ich habe euch in dem Brief geschrieben,<br />
dass ihr nichts zu schaffen haben sollt mit den Unzüchtigen.<br />
Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen<br />
dieser Welt oder die Geizigen oder die Räuber oder<br />
Götzendiener, sonst müsstet ihr ja die Welt räumen. Vielmehr<br />
habe ich euch geschrieben: Ihr sollt mit einem nichts<br />
zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt <strong>und</strong> ist<br />
ein Unzüchtiger oder Geiziger oder ein Götzendiener oder<br />
ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit<br />
so einem sollt ihr nicht essen. Habt ihr nicht die zu richten,<br />
die drinnen sind? Gott aber wird die draußen sind<br />
richten. Verstoßt ihr den Bösen aus eurer Mitte.“ (1. Kor.<br />
5:9-13, ÖB 1984)<br />
Hier will der Apostel andeuten: Paulus als der Größte aller<br />
Sünder (1.Tim. 1:15-16; Apg. 8:1; 9:1-2; Gal. 1:13) hat die<br />
vergebende Barmherzigkeit Gottes in der Vergebung <strong>seine</strong>r<br />
Sünden erfahren. Diese Barmherzigkeit billigt er auch anderen<br />
„großen Sündern“ zu, die er hier wie in einer Liste aufzählt.<br />
Fragen: (1) In welche Lage gerät der Mensch, wenn er sich in<br />
der Versuchung verstrickt hat? (3) Welche Art Sünder beschreibt<br />
Paulus? (3) Wie betrachtet der Apostel sich selbst?<br />
(4) Welche Hoffnung besteht <strong>und</strong> zeigt einen Ausweg aus einer<br />
solchen Lage?<br />
Antworten:<br />
DIENSTAG<br />
Gefangenschaft in Sünde<br />
Die Vertrauensbeziehung zwischen dem Menschen <strong>und</strong> Gott<br />
im Paradies ging solange gut, bis Adam <strong>und</strong> Eva zu einer anderen<br />
Beziehung überwechselten. Vordergründig geht es<br />
nicht um einen Wandel von einer Wertigkeit zu einer anderen,<br />
von einer Wahrheit zu einer anderen, von einer Lehre<br />
zu einer anderen, sondern von einer Personenbeziehung<br />
zu einer anderen, von einer Vertrauensbeziehung zu<br />
einer anderen. <strong>Der</strong> Wertewandel ist nur die Folge des vorausgegangenen<br />
Vertrauenswandels. Das Pendel<br />
schwingt von einer Dazugehörigkeit zu einer anderen. Die<br />
Dazugehörigkeit zum <strong>Versucher</strong>, in dessen Fänge man sich<br />
MITTWOCH<br />
<strong>Der</strong> Verbrecher am Kreuz<br />
Mit Jesus im Paradies<br />
Dies erinnert an den einen Verbrecher am Kreuz, der neben<br />
Christus hing <strong>und</strong> <strong>seine</strong>n Verbrecherkumpanen tadelte: „Da<br />
antwortete der andere, tadelte ihn <strong>und</strong> sprach: Auch du<br />
fürchtest dich nicht vor Gott, der du in dem gleichen Ur-<br />
25
teil bist? Wir zwar sind rechtens verurteilt, entsprechend<br />
dessen, das wir getan haben, empfangen wir; dieser aber<br />
hat nichts Böses getan. Und er sprach: Jesus, gedenke<br />
an mich, wenn du in deinem Reiche (wieder)kommst. Und<br />
er (Jesus) antwortete ihm: Darauf kannst du dich verlassen<br />
(amen), dir sage ich heute (unter diesen Umständen):<br />
Mit mir wirst du im Paradies sein.“ (Lk. 23:40-43, eigene<br />
Übersetzung).<br />
Antworten:<br />
<strong>Opfer</strong> von Versuchung<br />
Jesus hing mitten zwischen diesen beiden Verbrechern, die<br />
<strong>Opfer</strong> von Versuchungen geworden waren, so dass ihr Leben<br />
in Gefangenschaft dessen geriet, der sie versucht hat: der<br />
<strong>Versucher</strong>. Aber einer von ihnen hatte die Hoffnung nicht verloren.<br />
Er wandte sich an Jesus, den Sieger über alle Versuchungen,<br />
mit der Bitte, an ihn zu denken, wenn dieser Christus<br />
in <strong>seine</strong>m Reiche wiederkommt.<br />
Echo der Worte des Verbrechers<br />
Im Herrenmahl<br />
Das Echo dieser Worte wird von einem Herrenmahl zum anderen<br />
weitergesagt: „<strong>Der</strong> HERR Jesus, in der Nacht, da er<br />
verraten ward, nahm er das Brot, dankte, brach´s <strong>und</strong><br />
sprach: Das ist meine Leib, der für euch gegeben wird,<br />
das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch<br />
den Kelch nach dem Mahl <strong>und</strong> sprach: Dieser Kelch ist<br />
der Neue B<strong>und</strong> in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus<br />
trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem<br />
Brot esst <strong>und</strong> aus dem Kelch trinkt verkündigt ihr den Tod<br />
des HERRN, bis er kommt.“ (1. Kor. 11:23-26, LB 1984) Betonung<br />
meine.<br />
In Rede Jesu von <strong>seine</strong>r Wiederkunft<br />
Matthäus schreibt in <strong>seine</strong>m Evangelium: „Wenn aber der<br />
Menschensohn kommen wird in <strong>seine</strong>r Herrlichkeit <strong>und</strong><br />
alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron <strong>seine</strong>r<br />
Herrlichkeit.“ (Mt. 25:31, LB 1984)<br />
So hat der Ausblick des Verbrechers am Kreuz sein Echo im<br />
Herrenmahl, sowie auch in den Worten des Matthäusevangeliums<br />
über die Wiederkunft Jesu. In Christi Reich wird jener<br />
Verbrecher, der jetzt noch am Kreuz hängt, gesammelt werden,<br />
sowie alle Sünder, die Paulus in <strong>seine</strong>r Sünderliste erwähnt<br />
hat, insofern sie, wie jener Verbrecher, Gottes Gnade<br />
noch zu Lebzeiten annehmen: Die Unzüchtigen, die Geizigen,<br />
die Räuber, die Götzendiener <strong>und</strong> was sonst noch für Sünder<br />
genannt werden mögen.<br />
Alle, die <strong>Opfer</strong> der Versuchung geworden sind, die Christus<br />
aus den Fängen dieser Gefangenschaft in Sünde befreit hat,<br />
werden mit Abraham, Isaak <strong>und</strong> Jakob am Tisch sitzen <strong>und</strong><br />
das messianische Freudenmahl mit Ihm halten (vgl. Mt. 13:11-<br />
12)<br />
Was jener Verbrecher am Kreuz gesagt hat, findet sein Echo<br />
im Herrenmahl, sowie in allen Verheißungen über die Wiederkunft<br />
Jesu.<br />
Fragen: (1) Welche Hoffnung hat der eine Verbrecher am<br />
Kreuz? (2) Inwiefern finden <strong>seine</strong> Worte ein Widerhall (a), im<br />
Herrenmahl <strong>und</strong> (b), in der Rede Jesu vom Weltende? (3) Für<br />
welche Art von Sündern besteht Hoffnung auf Rettung?<br />
DONNERSTAG<br />
Echo in Dreiengelsbotschaft<br />
Fürchtet Gott<br />
Aber da ist noch ein anderes Wort, das der Verbrecher am<br />
Kreuz sprach, das im letzten Buch der Bibel, im Buch der Offenbarung,<br />
sein Echo findet. <strong>Der</strong> Verbrecher am Kreuz, der<br />
neben Jesus hing, tadelt <strong>seine</strong>n Kumpanen mit den Worten:<br />
„Auch du fürchtest dich nicht vor Gott, der du doch in<br />
dem gleichen Urteil bist!“ (Lk. 23:40).<br />
<strong>Der</strong> Seher von Patmos sieht drei Engel mit einer allerletzten<br />
Dringlichkeitsbotschaft durch den Himmel fliegen. Er hat denen,<br />
die auf Erden wohnen, ein Evangelium zu verkündigen.<br />
Johannes erinnert sich <strong>und</strong> schreibt: „Und ich sah einen anderen<br />
Engel mitten im Lufthimmel fliegen. <strong>Der</strong> hatte ein<br />
ewiges Evangelium zu verkündigen, denen, die auf Erden<br />
wohnen: Allem Volk, jedem Stamm, jeder Sprache <strong>und</strong><br />
Nation <strong>und</strong> rief mit lauter Stimme: ´Fürchtet Gott <strong>und</strong> gebt<br />
ihm die Ehre, denn die St<strong>und</strong>e <strong>seine</strong>s Gerichts ist gekommen<br />
<strong>und</strong> betet den an, der den Himmel gemacht hat, die<br />
Erde, das Meer <strong>und</strong> die Wasserquellen!`“ (Offb. 14:6, Eigenübersetzung)<br />
Das ist das Echo, das der eine Verbrecher am Kreuz als Mahnung<br />
an <strong>seine</strong>n Kumpanen aussprach <strong>und</strong> damit an alle, die<br />
so oder so, oder auch anders, Sünder sind <strong>und</strong> der vergebenden<br />
Gnade Gottes in Christo Jesu bedürfen.<br />
Zu treffende Entscheidung<br />
Diese letzte Engelsbotschaft, die das Echo jenes Verbrechers<br />
am Kreuz ist, mündet im Zusammenhang in zwei Bildworte<br />
ein, welche Vernichtung oder Errettung darstellen: Die Traubenernte<br />
stellt das Vernichtungsgericht dar, denn die Trauben<br />
werden gepresst. Die Getreideernte stellt die Rettung derer<br />
dar, die im Reich Gottes gerettet werden. Jesus hat dem einen<br />
Verbrecher verheißen, bei der Getreideernte dabei zu sein.<br />
<strong>Der</strong> andere Verbrecher am Kreuz hat die Traubenernte gewählt.<br />
<strong>Der</strong> eine hat das Vernichtungsgericht gewählt, denn<br />
Verbrecher wird es im Reich Gottes, im Reich der Herrlichkeit,<br />
nicht geben (Offb. 22:15). <strong>Der</strong> andere aber hat die Getreideernte<br />
gewählt, <strong>und</strong> wird, im Bilde der Getreideernte gesprochen,<br />
in die Scheunen der Ewigkeit gesammelt (Offb. 14:<br />
14-20).<br />
Wie jeder der beiden Verbrecher am Kreuz <strong>seine</strong> Wahl getroffen<br />
hat, so trifft jeder Mensch <strong>seine</strong> Wahl. Versucht worden<br />
26
<strong>und</strong> in Sünde gefallen sind alle Menschen. Es kommt darauf<br />
an, die rechte Entscheidung zu treffen.<br />
Fragen: (1) In wiefern hat der Verbrecher am Kreuz die erste<br />
Engelsbotschaft vorweggenommen? (2) Mit welchem doppelten<br />
Erntebild endet diese Dreiengelsbotschaft? (3) In welcher<br />
Kategorie der beiden Ernten werden alle Menschen sich aufteilen?<br />
(4) Wie wird sich dies auf die beiden Verbrecher am<br />
Kreuz auswirken?<br />
Antworten:<br />
<strong>Der</strong> Verbrecher am Kreuz hat diese Botschaft schon vorweggenommen<br />
<strong>und</strong> sie am Kreuz schon verkündet. Begnadete<br />
Sünder verkündigen diese Botschaft.<br />
(5) Dieser letzten Evangeliumsbotschaft folgt das Bildwort<br />
der doppelten Ernte: die Traubenernte als Vernichtungsgericht<br />
<strong>und</strong> die Getreideernte als Rettung in das Reich Gottes.<br />
<strong>Der</strong> eine Verbrecher am Kreuz wird bei der einen Ernte dabei<br />
sein, der andere bei der anderen. Wir alle entscheiden uns,<br />
bei welcher Ernte wir dabei sein werden (Offb. 14:14-20).<br />
(6) <strong>Der</strong> eine Verbrecher am Kreuz wird mit Abraham, Isaak<br />
<strong>und</strong> Jakob im Reich der Herrlichkeit an einem Tisch zusammensitzen<br />
<strong>und</strong> das messianische Freudenmahl mitfeiern, der<br />
andere nicht (Mt. 8:11-12), aber auch solche nicht, die sich<br />
selber für fromm halten <strong>und</strong> Gott dafür danken, dass sie nicht<br />
so sind wie die Verbrecher dieser Welt (Lk. 18:9-14).<br />
Schlussbesinnung: „Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen,<br />
dass er nicht falle. Bisher hat euch nur menschliche<br />
Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch<br />
nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass<br />
eure Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihrs ertragen<br />
könnt.“ (1. Kor. 10:12-13, LB 1984)<br />
FREITAG: Wiederholung<br />
(1) Bei der Versuchung im Paradies ist es zu einem Vertrauenswechsel<br />
gekommen. Adam <strong>und</strong> Eva lösten ihr Vertrauen<br />
zu Gott <strong>und</strong> setzten ihr Vertrauen auf das, was die Schlange<br />
versprach. Damit ging ihr Vertrauen auf die Schlange über.<br />
Mit diesem Vertrauenswechsel geht ein Wertewechsel einher.<br />
<strong>Der</strong> Mensch wandte sich von der Werteoffenbarung des Gebotes<br />
Gottes ab <strong>und</strong> nahm die Wertevorstellung der Schlange<br />
an, die Lüge. Auch in unseren Versuchungen kann es zu<br />
solchen Veränderungen kommen, die bereits im Paradies aufgetreten<br />
sind.<br />
(2) <strong>Der</strong> Apostel Paulus nennt in <strong>seine</strong>r Liste ganz schwere<br />
Sünder, die nach erfolgter Versuchung in ihrem Sündenleben<br />
ganz <strong>und</strong> gar verstrickt sind. Paulus selbst sieht sich als den<br />
größten aller Sünder, denn er hat mit Morden gewütet, um die<br />
Gemeinde Christi vom Erdboden auszulöschen (Apg. 9:1-3;<br />
Gal. 1:13; 1.Tim. 1:15-16). Aber ihm ist Barmherzigkeit widerfahren<br />
(1. Tim. 1:16). Wenn schon dem größten aller Sünder<br />
Barmherzigkeit widerfahren ist, wie viel mehr allen anderen<br />
Sündern? Paulus stellt die Allwirksamkeit der vergebenden<br />
Gnade heraus, die an ihm selbst, dem allergrößten Sünder,<br />
wirksam geworden ist.<br />
(3) <strong>Der</strong> eine Verbrecher am Kreuz ist ein solcher schwerer<br />
Sünder. Er hat <strong>seine</strong> Hoffnung in Christus gesetzt, der neben<br />
ihm hing <strong>und</strong> Ihn gebeten, <strong>seine</strong>r zu gedenken, wenn Er in<br />
<strong>seine</strong>m Reiche wiederkommt (Lk. 23:42). Diese Worte finden<br />
ihr Echo im Herrenmahl (1. Kor. 11:23-26), sowie in Aussagen<br />
über die Wiederkunft Jesu in Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit (Mt.<br />
25:31).<br />
(4) Die Worte des einen Verbrechers tadeln <strong>seine</strong>n ehemaligen<br />
Kumpanen, der an der anderen Seite des Kreuzes<br />
Christi hängt. Seine Worte streichen an Christus vorüber, der<br />
sie hört: „Fürchtest du nicht Gott, der du in der gleichen<br />
Verurteilung bist!“ (Lk. 23:40). Das Echo dieser Worte erklingt<br />
in der erste Engelsbotschaft: „Fürchtet Gott <strong>und</strong> gebt<br />
Ihm die Ehre, denn die St<strong>und</strong>e <strong>seine</strong>s Gerichts ist gekommen…“<br />
(Offb. 14:6-7)<br />
Sabbatanfang:<br />
20.48 Uhr<br />
27
<strong>Lektion</strong> 7 15. August - 21. August <strong>2010</strong><br />
Verleugnung der Prophetie Christi durch Pseudowissen<br />
Schriftabschnitte: 1. Mose 3:1-6; Mt. 22:7; 24:1-2; Mk<br />
13:1-2; Lk. 19:41-44; 21:5-6; 1. Pt. 1:10-12; 2. Pt. 1:19-21.<br />
Merkvers: „Nach dieser Seligkeit haben gesucht <strong>und</strong><br />
geforscht, die von der Gnade geweissagt haben, die für<br />
euch bestimmt ist, <strong>und</strong> haben geforscht, auf welche <strong>und</strong><br />
was für eine Zeit der Geist Christi deutete, der in ihnen<br />
war <strong>und</strong> zuvor bezeugt hat die Leiden, die über Christus<br />
kommen sollten, <strong>und</strong> die Herrlichkeit danach.“ (1. Pt. 1:10-<br />
11, LB 1984)<br />
Fragen: (1) Welch ein Wandel geht bei einer Versuchung vor<br />
sich? (2) Warum besteht Hoffnung sogar für die größten aller<br />
Sünder? (3) Wie kommt diese Hoffnung beim Verbrecher am<br />
Kreuz zum Ausdruck? (4) Inwiefern verkündet er am Kreuz<br />
die erste Engelsbotschaft?<br />
Antworten:<br />
SONNTAG<br />
Rückschau<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde mit der ersten Versuchung im<br />
Paradies begonnen. Dort war es zu einem Vertrauenswandel<br />
gekommen. Das Geschöpf löste sich vom Vertrauen zum<br />
Schöpfer <strong>und</strong> setzte das Vertrauen auf die Schlange. Dies<br />
führte zu einem Wertewandel. Nicht mehr das Gebot des<br />
Schöpfers galt, sondern die lügenhafte Verheißung der Schlange.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> setzt <strong>seine</strong> Versuchungen am Menschen<br />
auch <strong>und</strong> gerade nach dem Sündenfall fort. Damit könnte die<br />
ganze Geschichte Israels gefüllt werden.<br />
Unser Augenmerk lag aber auf solche, die in infolge von Versuchungen<br />
in schwere Sünden geraten waren, die Paulus in<br />
<strong>seine</strong>r Liste von Übeltätern außerhalb der Gemeinde aufnimmt<br />
(1. Kor. 5:9-10). Paulus warnt aber auch vor Rückfall von Gemeindegliedern,<br />
die einst zu solchen zählten, jetzt aber „rein<br />
gewaschen“, „geheiligt“ <strong>und</strong> „gerecht geworden“ sind (1. Kor.<br />
6:11; vgl. 5:11-13; Eph. 4:17-20). Die Versuchung schlägt vor<br />
wie auch nach der Taufe zu. Die Versuchung ist ständiger<br />
Begleiteter der Gemeinde. Die Schlange, die einst Eva im<br />
Paradies ansprach <strong>und</strong> verführte, spricht auch heute noch<br />
selbst die Auserwählten an, um, wenn es möglich ist, auch sie<br />
zu verführen (Mt. 24:24).<br />
Anhand des einen Verbrechers am Kreuz wurde die rettende<br />
Gnade Gottes hervorgehoben, in die der Apostel Paulus sich<br />
selbst als der größte Sünder einreiht (1. Tim. 1:16). Aber ihm<br />
ist Barmherzigkeit widerfahren (Vers 16). Wenn schon dem<br />
größten aller Sünder die vergebende Gnade gewährt wird, wie<br />
viel mehr allen anderen Sündern!<br />
Die Worte des einen Verbrechers am Kreuz, Christus möge<br />
an ihn gedenken, wenn er in <strong>seine</strong>m Reich wiederkommt (Lk.<br />
23:42), erfährt sein Echo im Herrenmahl, das im Ausblick auf<br />
die Wiederkunft Jesu ausklingt (1. Kor. 11:23-26). Dieser begnadete<br />
Verbrecher am Kreuz hat die erste Engelsbotschaft<br />
vorweggenommen als er <strong>seine</strong>n ehemaligen Kumpanen, der<br />
auch am Kreuz hing tadelte: „Auch du fürchtest dich nicht<br />
vor Gott, der du in dem gleichen Urteil bist…“ (Lk. 23: 40).<br />
Seine Worte wiederholt der erste Engel, den der Seher von<br />
Patmos mitten durch den Himmel fliegen sieht: „Fürchtet Gott<br />
<strong>und</strong> gebt ihm die Ehre, denn die St<strong>und</strong>e <strong>seine</strong>s Gerichts<br />
ist gekommen…“ (Offb. 14:6-7)<br />
MONTAG<br />
Jesu Versuchung<br />
Kontakt <strong>und</strong> Dazugehörigkeit<br />
Nicht Christus trat an den <strong>Versucher</strong> heran, vielmehr war es<br />
umgekehrt: <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> trat an Christus heran <strong>und</strong> suchte<br />
IHN in ein Dazugehörigkeitsverhältnis einzubinden, ähnlich wie<br />
bei Eva im Paradies. Hätte Christus auch nur eine der Anweisungen<br />
des <strong>Versucher</strong>s befolgt, wäre Er in ein Dazugehörigkeits-Verhältnis<br />
<strong>und</strong> auch in ein neues, anderes Vertrauensverhältnis<br />
eingeb<strong>und</strong>en gewesen. Sein Vertrauen zum Vater<br />
wäre aufgebrochen worden.<br />
Orientierungsbeispiel<br />
Aber darauf ließ Christus sich nicht ein. War auch der Kontakt<br />
mit dem <strong>Versucher</strong> unvermeidlich, so zog Christus doch eine<br />
deutliche Grenze zwischen Gesprächskontakt, mit dem er<br />
konfrontiert wurde, <strong>und</strong> Dazugehörigkeit. Ein Beziehungswandel<br />
ist bei Ihm nicht eingetreten, wie bei Eva, <strong>und</strong> damit auch<br />
kein Wertewandel. Damit hinterlässt Christus <strong>seine</strong>r Gemeinde<br />
ein Orientierungsbeispiel, das Ausrichtung <strong>und</strong> Wegweisung<br />
zugleich ist. Ohne eine solche Orientierung irrt die Gemeinde<br />
Jesu in der Wüste der Versuchungen orientierungslos<br />
umher <strong>und</strong> gerät auf Abwegen, in die sie vom <strong>Versucher</strong><br />
hineingelockt wird.<br />
Evas Beziehungswandel<br />
Kehren wir zur Versuchung im Paradies zurück <strong>und</strong> betrachten<br />
im Gegensatz zu Christus den Beziehungswandel, der bei<br />
Eva mit einem darauf folgenden Wertewandel eingetreten ist.<br />
Eva ließ sich in eine Beziehung mit der Schlange ein. Beziehungen<br />
öffnen neue Tore, neue Entscheidungen, neue Pers-<br />
28
pektiven, neue Erfahrungen, neue Wege, neue Erkenntnisse,<br />
neue Wahrheiten, neue Lehren, neue Fortschritte, neues Wissen.<br />
Wer will da rückständig sein? Das Neue hat <strong>seine</strong>n Reiz.<br />
Neue Verbindungen bieten die Gelegenheit, Neues auszuprobieren.<br />
Eine neue Beziehung wird geknüpft: zwischen der<br />
Schlange <strong>und</strong> Eva, in die Adam, der später auf den Plan tritt,<br />
sich mit einbezieht. Die Schlange knüpft die Beziehung, indem<br />
sie sich unwissend stellt <strong>und</strong> fragt, ob es denn verboten<br />
sei von allen Bäumen im Garten zu essen. Noch ist es ein<br />
Gesprächskontakt, gleichwohl in Form einer raffinierten Versuchung,<br />
die an Eva herantritt.<br />
Fragen: (1) Welche Rolle spielen Kontakt <strong>und</strong> Dazugehörigkeit<br />
(a) bei der Versuchung Jesu <strong>und</strong> (b) bei Eva im Paradies?<br />
(2) Inwiefern ist Christus ein Orientierungsbeispiel für <strong>seine</strong><br />
versuchte Gemeinde? (3) Welche Aussichten erschienen Eva<br />
so verlockend? (4) Was kann auch heute so verlockend an<br />
Versuchungen sein?<br />
Antworten:<br />
Schlange belehrt Eva<br />
Hat die Schlange die offenbarte Wertigkeit Gottes anfangs<br />
noch von hinten rum in Frage gestellt, geht sie nun zum Frontalangriff<br />
über <strong>und</strong> leugnet glattweg das offenbarte Wertemaß<br />
des Schöpfers: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,<br />
sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden<br />
eure Augen aufgetan <strong>und</strong> ihr werdet sein wie Gott <strong>und</strong><br />
wissen, was gut <strong>und</strong> böse ist.“ (1.Mose 3:5, LB 1984)<br />
Die von Gott offenbarte Wertigkeit sei nur ein fadenscheiniger<br />
Vorwand. Gott sei neidisch auf Adam <strong>und</strong> Eva. Durch dieses<br />
Gebot, wolle der Schöpfer ihnen einen Riegel vorschieben,<br />
damit sie ja nicht in neue Seins- <strong>und</strong> Wissensgebiete<br />
aufstiegen, die sonst nur der Gottheit vorbehalten seien. Von<br />
primitiver Gläubigkeit würden sie zu neuem Wissen aufsteigen<br />
<strong>und</strong> Dinge als Wissende zu beurteilen in der Lage sein.<br />
Die Schlange erweckt den Anschein, als rede sie aus dieser<br />
Wissenssphäre heraus als eine Wissende. Sie will der Eva<br />
Zugang zu diesem Wissensraum verschaffen <strong>und</strong> die Tür<br />
hierfür öffnen. <strong>Der</strong> Spieß ist umgedreht: Hatte Eva anfangs<br />
die Schlange belehrt, so belehrt die Schlange jetzt die Eva.<br />
<strong>Der</strong> Gegensatz<br />
DIENSTAG<br />
<strong>Der</strong> Belehrungsdialog<br />
Eva belehrt Schlange<br />
Natürlich hat der Schöpfer Adam <strong>und</strong> Eva nicht verboten, von<br />
allen Früchten im Garten zu essen! Wozu sollte Er denn all<br />
die Bäume, die Frucht tragen, gepflanzt haben! Es wäre ja<br />
absurd, Nahrung zu beschaffen, die nicht gegessen werden<br />
darf, Speise auf den Tisch zu servieren, die niemand anrühren<br />
darf! So belehrt Eva die sich unwissend stellende Schlange.<br />
Eva lässt sich in diese Beziehung ein <strong>und</strong> erteilt bereitwillig<br />
Auskunft. Selbstverständlich dürfen sie von allen Bäumen<br />
im Garten essen, nur von einem Baum nicht, der mitten im<br />
Garten steht.<br />
Eva legt Zeugnis ab von der Wertevorstellung, die Gott ihnen<br />
offenbart hatte <strong>und</strong> verschärft den Wertemaßstab sogar noch<br />
dahingehend, dass sie die verbotene Frucht nicht einmal berühren<br />
dürften. Schon die Berührung stünde unter dem Todesurteil.<br />
Nun war die Schlange nicht erschienen, um sich von Eva<br />
belehren zu lassen, auch nicht, um sich zur offenbarten<br />
Wertigkeit Gottes <strong>und</strong> damit zur Wahrheit zu bekehren.<br />
Die Belehrung der Schlange durch Eva läuft ins Leere. Eva<br />
wird von der Schlange umgarnt. Es ist schmeichelhaft,<br />
gefragt zu werden <strong>und</strong> belehren zu dürfen. Wer will nicht<br />
gern umworben werden? Es ist aber ein Spinnennetz, das<br />
hier im weiteren Verlauf des Gesprächs fein gesponnen<br />
wird <strong>und</strong> das Netz um Eva immer enger werden lässt.<br />
An dieser Stelle kann der Unterschied zwischen dem, was<br />
Gott gesagt hat, <strong>und</strong> dem, was die Schlange sagt, nicht größer<br />
sein.<br />
Gott hatte deutlich gesagt, sie würden ganz gewiss des Todes<br />
sterben. Die Schlange sagt, sie würden auf gar keinen<br />
Fall des Todes sterben. Das wäre der Punkt, an dem die<br />
Schlange hätte zurückgewiesen werden sollen. Aber hinterher<br />
sind wir alle immer klüger. Das ist leider nicht geschehen. Und<br />
so ging der Gesprächskontakt, mit dem Eva in einer Anfechtung<br />
konfrontiert wurde, über in ein neues Dazugehörigkeitsverhältnis,<br />
in das die Schlange Eva einbindet. <strong>Der</strong> Gegensatz<br />
der Werte ist zwar deutlich, doch die Verlockung blendet die<br />
Augen vor der Unvereinbarkeit von Wahrheit <strong>und</strong> Lüge.<br />
Fließende Wahrheit<br />
Die Schlange lockt <strong>und</strong> ködert mit verlockenden Angeboten.<br />
Die Aussichten erscheinen in rosigen Farben. Adam <strong>und</strong> Eva<br />
sollen zu neuen Ufern aufbrechen. Neue Wahrheiten werde<br />
es zu entdecken geben. Wahrheit stehe nicht auf einem Fleck<br />
wie der verbotene Baum, den Gott mitten im Garten gepflanzt<br />
hat. Wahrheit sei kein still stehendes Gewässer, sondern ein<br />
ständig fließender Fluss. Wahrheit <strong>und</strong> Ethik sei nicht zementiertes<br />
F<strong>und</strong>ament auf dem man stehe, sondern Wachs, das<br />
sich immer wieder neu formen lasse <strong>und</strong> neue Formen annehme.<br />
Antike, ethische Vorstellungen von gestern sind überholt.<br />
Was gestern noch Wahrheit war, sei heute überholt. Was<br />
heute Wahrheit ist, sei morgen schon überholt. Was morgen<br />
Wahrheit ist, sei schon am nächsten Tag veraltet <strong>und</strong> müsse<br />
neu gestaltet werden. Wahrheit befinde sich in einem ständigen<br />
Veränderungsprozess.<br />
Fragen: (1) In welcher raffinierten Art <strong>und</strong> Weise ist die Schlange<br />
vorgegangen? (3) Welche Vorstellungen von Wahrheit verbergen<br />
sich in der Verlockung zu höherem Wissen, das die<br />
Schlange anbietet? Welche neuen Wege werden vorgegaukelt?<br />
(4) Warum hat Eva den so krassen Unterschied zwischen<br />
der Wahrheit Gottes <strong>und</strong> der Lüge der Schlange nicht erkannt?<br />
29
Antworten:<br />
Antworten:<br />
MITTWOCH<br />
Eine neue Wissenschaft<br />
Aufstieg in neue, ungeahnte Wissenssphären verheißt die<br />
Schlange. Sie würden sein wie Gott, könnten Ihn als ihresgleichen<br />
auf die Schulter klopfen <strong>und</strong> den Allmächtigen <strong>und</strong><br />
Allwissenden mit „Herr Kollege“ anreden. In dessen Allwissenheit<br />
würden sie einsteigen. Göttliche Wissenschaftler würden<br />
sie werden, wissenschaftliche Maßstäbe der Schriftauslegung<br />
setzen, Religion <strong>und</strong> Offenbarung unter das Diktat ihrer<br />
Wissenschaft stellen. Offenbarung <strong>und</strong> Inspiration würden<br />
mit der Messlatte der Bibelwissenschaft gemessen werden.<br />
Vorsicht!<br />
Doch da ist Vorsicht geboten. Wenn die Schlange die Bibel<br />
auslegt, so legt sie einen Maßstab an, welcher der<br />
Heiligen Schrift fremd ist. Die Bibel ist mit ihrem eigenen,<br />
ihrem innewohnenden Maßstab zu messen, der ihr gegeben<br />
ist: Jesus Christus, der selbst die Wahrheit ist (Joh.<br />
14:6; Apg. 4:12; Joh. 5:39), <strong>und</strong> der Heilige Geist, der in alle<br />
Wahrheit leitet (Joh. 16:13). Ein fremder Maßstab, welcher<br />
der Bibel von außerhalb her auferlegt wird, verfremdet die<br />
Schrift <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene Zeugnis, das Reden <strong>und</strong><br />
Predigen der Gemeinde Christi, die auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />
Schrift die darin offenbarte Wahrheit bezeugt.<br />
Prophetie verleugnet<br />
Mit dem neuen Maß der Bibelwissenschaft würden sie den<br />
Anspruch der Propheten, die Zukunft vorauszusagen, einer<br />
gründlichen Untersuchung unterziehen. <strong>Der</strong> Prophetie soll es<br />
mit Hilfe neuer Bibelwissenschaft an den Kragen gehen. Dann<br />
würden sie feststellen, dass es Prophetie als Voraussage auf<br />
die Zukunft, die den eigenen Zeithorizont übersteigt, nicht gibt.<br />
Was in der Bibel als Prophetie ausgegeben wird, seien abgelaufene<br />
Ereignisse, welche die Gemeinde hinterher als Prophetie<br />
ausgegeben habe. Die Schlange, die damals geredet<br />
hat, redet heute noch in Leugnung von Prophetie durch<br />
die pseudo-wissenschaftliche Methode historisch kritischer<br />
Auslegung der Bibel.<br />
Fragen: (1) In welche Wissenssphären soll der Mensch nach<br />
der Verlockung der Schlange aufsteigen? (2) Warum entpuppt<br />
sich diese Art von Wissen als antigöttlich? (3) In welchem<br />
Gewand taucht ein solches Wissen heute auf? (4) Warum ist<br />
diese moderne heutige Bibelwissenschaft antiprophetisch?<br />
DONNERSTAG<br />
Christus verleugnet<br />
In der modernen Bibelwissenschaft historisch kritischer Auslegung<br />
wird mit dem Angriff auf die Prophetie gleichzeitig ein<br />
Angriff gegen Christus ausgeführt, denn wer die Prophetie<br />
Christi leugnet, leugnet Christus. Die Leugnung der Prophetie<br />
als Zukunfts-Voraussage, die den eigenen Zeithorizont<br />
übersteigt, wird in der modernen Bibelwissenschaft des<br />
Neuen Testaments als Instrument zur Datierungshilfe der<br />
synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) verwendet.<br />
Die Prophetie Christi über die Zerstörung Jerusalems, die sich<br />
vierzig Jahre später erfüllt hat, wird Christus in Abrede gestellt.<br />
Christus hat in <strong>seine</strong>m Gleichnis der königlichen Hochzeit<br />
die Zerstörung Jerusalems aber mit einbezogen, wenn er<br />
sagt: „Einige aber ergriffen <strong>seine</strong> Knechte, verhöhnten <strong>und</strong><br />
töteten sie. Da wurde der König zornig <strong>und</strong> schickte <strong>seine</strong><br />
Heere aus <strong>und</strong> brachte diese Mörder um <strong>und</strong> zündete ihre<br />
Stadt an.“ (Mt. 22:7, LB 1984)<br />
Datierungen<br />
Die Datierung der Synoptiker (Matthäus, Markus, Lukas) erfolgt<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage der Leugnung der prophetischen Fähigkeit<br />
Jesu. Vielmehr werden diese prophetischen Aussagen<br />
der Entwicklung der späteren Gemeindeordnung zugeschrieben.<br />
Markus als frühestes Evangelium sei entweder kurz vor<br />
der Zerstörung Jerusalems geschrieben worden, als die Ereignisse<br />
bereits greifbar nahe waren, oder aber nach diesen<br />
Ereignissen, also nach 70 n. Chr. Aufgr<strong>und</strong> der Abhängigkeit<br />
des Matthäus von Markus (Matthäus nimmt einen erheblichen<br />
Bestand des Markus in sein Evangelium auf), wird geschlussfolgert,<br />
das Matthäusevangelium sei nach 70 verfasst worden:<br />
zwischen 80 <strong>und</strong> 100 n. Chr.<br />
Was Lukas betrifft, so blicke er auf die Zerstörung Jerusalems<br />
zurück, also auf das Jahr 70. Drohweissagung gestalte<br />
er ex eventu, nach dem bereits abgelaufenen Ereignis. So<br />
datieren die einen das Lukasevangelium zwischen 115-135<br />
n. Chr., andere zwischen 70 <strong>und</strong> 90. Dass Jesus die Zerstörung<br />
Jerusalems in so vielen Einzelheiten voraussagt, ist für<br />
historisch kritische Ausleger abgelaufene Geschichte als Prophetie<br />
ausgegeben. Das gleiche gilt dem prophetischen Hinweis<br />
Jesu im Gleichnis der königlichen Hochzeit, wo Christus<br />
voraussagt, dass die Stadt durch Feuer feindlicher Heere in<br />
Brand gesteckt <strong>und</strong> zerstört wird (Mt. 22:7). Dass die Voraussagefähigkeit<br />
Jesu in diesen synoptischen Studien ganz allgemein<br />
geleugnet wird, bestätigt Prof. Donald Guthrie aus-<br />
30
drücklich in <strong>seine</strong>r r<strong>und</strong> tausend Seiten umfassenden Einleitung<br />
zum Neuen Testament. (1)<br />
Die Kernfrage<br />
Wenn Christus unfähig sein soll, prophetische Voraussagen<br />
zu treffen, die über <strong>seine</strong>n irdischen Zeithorizont hinausgehen,<br />
wie soll es dann mit <strong>seine</strong>r Erlösungsfähigkeit<br />
bestellt sein? Ist Er am Ende gar erlösungsunfähig? Würde<br />
das nicht heißen, auf <strong>seine</strong>n Ausruf am Kreuz: „Es ist<br />
vollbracht!“, sei kein Verlass? Würde <strong>seine</strong> ihm zugeschriebene<br />
prophetische Unfähigkeit nicht auch <strong>seine</strong> Erlösungsunfähigkeit<br />
bedeuten? Denn wie soll ein zur Prophetie Unfähiger,<br />
zur Erlösung fähig sein? Ist Er, der da kommen soll,<br />
oder sollen wir auf einen anderen Erlöser warten, der beides<br />
ist: Fähiger Prophet <strong>und</strong> fähiger Erlöser?<br />
Fragen: (1) Inwiefern wird Christus die Fähigkeit abgesprochen,<br />
prophetische Voraussagen zu treffen, die <strong>seine</strong>n eigenen<br />
Zeithorizont übersteigen? (2) Wenn Christus der Prophetie<br />
unfähig sein soll, was wäre dann von <strong>seine</strong>r Erlösungsfähigkeit<br />
zu halten? (3) Woraus ergibt sich neben dem Antiprophetischen<br />
auch das Antichristliche dieser Bibelwissenschaft?<br />
Antworten:<br />
(4) Diese Leugnung der Prophetie aus dem M<strong>und</strong>e Jesu<br />
wird als Datierungshilfe der synoptischen Evangelien verwendet.<br />
Daher werden die Evangelien nach den Ereignissen datiert,<br />
die sie vorausgesagt haben, also zwischen 70 <strong>und</strong> 90<br />
oder später.<br />
(5) Die Christus zugeschriebene Unfähigkeit, die Zerstörung<br />
Jerusalems vorauszusagen, die sich 40 Jahre nach <strong>seine</strong>m<br />
Kreuzestod erfüllt hat, wirft einen Schatten auf <strong>seine</strong> Erlösungsfähigkeit.<br />
Wäre Christus solcher Prophetie unfähig,<br />
würde er auch der Erlösung am Kreuz unfähig sein. Denn wie<br />
soll ein zu prophetischen Aussagen unfähiger Prophet zur<br />
Erlösung von Sünden fähig sein?<br />
(6) Die Apostel jedenfalls bekräftigen das prophetische<br />
Wort, welches die moderne Bibelwissenschaft verleugnet (2.<br />
Pt.1:19-21).<br />
Fußnote<br />
.<br />
(1) Siehe zu diesem Komplex: Werner Georg Kümmel,<br />
Einleitung ins Neue Testament, 17. Auflage, Heidelberg: 1973,<br />
Seiten 70, 90, 119-120; <strong>und</strong> Donald Guthrie, New Testament<br />
Introduction, Illinois 1970, Seiten 45-55.72-76.110-116. Zur<br />
Bestätigung der Leugnung der Prophetie Jesu: „Diese Voraussagefähigkeit<br />
Jesu wird von synoptischen Forschern so<br />
allgemein geleugnet, dass es kein W<strong>und</strong>er ist, dass die Datierung<br />
von Markus, Matthäus <strong>und</strong> Lukas von der Datierung des<br />
Markus abhängig sind.“ (S. 55)<br />
Sabbatanfang:<br />
20.34 Uhr<br />
FREITAG: Zusammenfassung<br />
(1) Die Schlange hat Eva im Paradies den Aufstieg in höhere<br />
Wissenssphären gelobt. In einer Erhebung auf göttlicher<br />
Ebene gibt sich diese Wissenschaft als antigöttlich zu erkennen.<br />
Eva ist aber durch diese Verlockung derart geblendet,<br />
dass sie dies nicht erkennt. Sie hält die Lüge der Schlange für<br />
Wahrheit <strong>und</strong> die Wahrheit des offenbarten Wertemaßes Gottes<br />
für Unwahrheit. <strong>Der</strong> Aufstieg in höhere Wissenssphären<br />
lässt Wahrheit als eine sich ständig ändernde <strong>und</strong> stets aufsteigende<br />
Größe erkennen, die immer im Fluss ist.<br />
(2) Die im Paradies in dieser Weise redende Schlange redet<br />
heute noch in der modernen Bibelwissenschaft, die sich<br />
darin überhebt, dass sie Christus, dem Sohn Gottes die prophetische<br />
Fähigkeit abspricht, dergestalt, dass Er, der die Propheten<br />
des Alten Testaments inspiriert hat (1. Pt. 1:10-12),<br />
nicht in der Lage gewesen sei, die Zerstörung Jerusalems<br />
vorauszusagen.<br />
(3) Diese Voraussagen der Synoptiker (Matthäus, Markus,<br />
Lukas) seien in Wirklichkeit einer späteren Gemeindeentwicklung<br />
zuzuschreiben. Prophetie sei nichts anderes als abgelaufene<br />
Geschichte, die nach den Ereignissen hinterher als<br />
Prophetie ausgegeben sei (vaticinum ex eventu: Vorhersage<br />
nach dem Ereignis erfolgt).<br />
31
<strong>Lektion</strong> 8 22. August - 28. August <strong>2010</strong><br />
<strong>Der</strong> Untergang Jerusalems im Licht der Prophetie<br />
Schriftabschnitte: Mt. 24:1-2; Daniel 9:27; Mt. 24:15-<br />
20; Mk. 13: 14-18; Lk. 19:41-44; Lk. 21:20-24; 1. Kor. 11:23-<br />
26; Mt. 26:29; Mk. 14: 25; Lk. 22:29-30; Joh. 14:14; Mt. 25:31<br />
Antworten:<br />
Merkvers: „Und als er nahe hinzukam, sah er die Stadt<br />
an <strong>und</strong> weinte über sie.“ (Lk. 19:41, LB 1984)<br />
SONNTAG<br />
Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde bei der Versuchung im Paradies<br />
festgestellt, dass die Schlange der Eva den Aufstieg in höhere<br />
Wissenssphären in Aussicht stellt. Dieses Wissen, das sich<br />
bis auf die Ebene Gottes selbst aufschwingt, würde mit der<br />
üblichen Infragestellung der Schlange (sollte Gott gesagt haben?)<br />
Gott selbst in Frage stellen. Genau das ist in der Evolutionswissenschaft<br />
der Fall, wobei Gott selbst als Schöpfer<br />
durch das Element reinen Zufalls ersetzt wird.<br />
MONTAG<br />
Prophetische Aussagen Jesu<br />
Aber auch in der modernen Bibelwissenschaft wird Gott in<br />
Frage gestellt. Bei der Datierung der synoptischen Evangelien<br />
(Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas) tritt dies zutage. In Frage<br />
gestellt <strong>und</strong> geleugnet wird die prophetische Qualität Christi.<br />
Es wird ihm abgesprochen, die Zerstörung Jerusalems vorausgesagt<br />
zu haben, wie die Evangelien es berichten (Mt. 22:7;<br />
24:1-2; Mk 13:1-2; Lk. 19:41-44; 21:5-6). Gr<strong>und</strong>sätzlich wird<br />
abgelehnt dass ein Mensch eine prophetische Aussage treffen<br />
kann, die über den Horizont <strong>seine</strong>r Zeit hinausgeht. Prophetie<br />
sei ein „Ex-eventu-Ereignis“, das heißt, ein Ereignis,<br />
das nach dessen Ablauf hinterher als erfüllte Prophetie ausgegeben<br />
worden sei. So sei die Voraussage Jesu über die<br />
Zerstörung Jerusalems nichts anderes als Geschichte im Rückblick,<br />
von der Gemeinde als Prophetie ausgegeben.<br />
Die Christus zugeschriebene Unfähigkeit zu einer solchen<br />
prophetischen Aussage wirft einen entsprechenden Schatten<br />
auf den Erlösertod Christi am Kreuz, denn wer ein unfähiger<br />
Prophet ist, ist auch ein unfähiger Erlöser. In der modernen<br />
Bibelwissenschaft, die sich auch als „historisch kritische Methode“<br />
bezeichnet, ist das Reden der Schlange zu hören, die<br />
hier ihre Infragestellung an die prophetische Fähigkeit Christi<br />
anbringt <strong>und</strong> damit auch an die Fähigkeit Christi als Erlöser<br />
des Menschen von Sünde.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Leugnung der Prophetie Jesu werden<br />
die synoptischen Evangelien daher zwischen 70 <strong>und</strong> 100 nach<br />
Christus <strong>und</strong> später datiert.<br />
Diese antichristliche Methode steht im Widerspruch zum apostolischen<br />
Zeugnis, welches die Echtheit von Prophetie als<br />
Voraussage von Ereignissen bekennt, die den eigenen Zeithorizont<br />
des Propheten übersteigen (1. Pt. 1:10-12; 2:9-21;<br />
Apg. 2:16-21; 29-31 3:18; 8:29-35; 13:29.32-37).<br />
Besinnungsfrage: Welche Auswirkung hat die Sicht der modernen<br />
Bibelwissenschaft mit ihrer historisch kritischen Methode<br />
beispielsweise in Bezug auf prophetische Aussagen des<br />
Buches Daniel, wo es um das antichristliche „kleine Horn“<br />
geht? (Daniel 7:21-25; 8:9-12)<br />
32<br />
Zerstörung Jerusalems<br />
Als Jesus dem Tempel den Rücken kehrt <strong>und</strong> von ihm wegging,<br />
wiesen <strong>seine</strong> Jünger stolz auf die mächtigen Quadern,<br />
woraufhin Jesus ihnen sagte: „Wahrlich, ich sage euch: Es<br />
wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht<br />
zerbrochen werde.“ (Mt. 24:1-2; Mk. 13:1-2; Lk. 21:5-6)<br />
Im weiteren Verlauf verweist Christus auf die Erfüllung der<br />
Worte des Propheten Daniel in Bezug auf die Zerstörung Jerusalems:<br />
„Wenn ihr nun sehen werdet das Gräuelbild der<br />
Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt<br />
ist durch den Propheten Daniel (Dan. 9:27; 11:31) - der<br />
das liest, der merke darauf! - alsdann fliehe auf die Berge,<br />
wer in Judäa ist; <strong>und</strong> wer auf dem Dach ist, der steige<br />
nicht hinunter, etwas aus <strong>seine</strong>m Haus zu holen; <strong>und</strong> wer<br />
aus dem Feld ist, der kehre nicht zurück, <strong>seine</strong>n Mantel<br />
zu holen. Weh aber den Schwangeren <strong>und</strong> Stillenden zu<br />
jener Zeit! Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im<br />
Winter oder am Sabbat.“ (Mt. 24:15-20, LB 1984; vgl. Mk.<br />
13:14-18, hat es ähnlich.)<br />
Was denn mit dem „Gräuelbild der Verwüstung gemeint ist,<br />
beschreibt Lukas aus <strong>seine</strong>r Quelle noch genauer. Auch wird<br />
in diesen Aussagen die Zerstörung Jerusalems deutlich beschrieben:<br />
„Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem<br />
von einem Heer belagert wird, dann erkennt, dass <strong>seine</strong><br />
Verwüstung nahe herbeigekommen ist. Alsdann wer in<br />
Judäa ist, der fliehe ins Gebirge, <strong>und</strong> wer in der Stadt ist,<br />
gehe hinaus, <strong>und</strong> wer auf dem Lande ist, komme nicht<br />
herein. Denn das sind die Tage der Vergeltung, dass erfüllt<br />
werde alles, was geschrieben ist. Weh aber den<br />
Schwangeren <strong>und</strong> Stillenden an jenen Tagen! Denn es wird<br />
große Not auf Erden sein <strong>und</strong> Zorn über dies Volk kommen,<br />
<strong>und</strong> sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes<br />
<strong>und</strong> gefangen weggeführt unter alle Völker, <strong>und</strong> Jerusalem<br />
wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten<br />
der Heiden erfüllt sind.“ (Lk. 21: 20-24, LB 1984)
Wenn die historisch kritische Bibelwissenschaft diese Vorhersagen<br />
Jesus nicht zutraut <strong>und</strong> sie der späteren Gemeindetradition<br />
zuschreibt, dann wird auch die Ankündigung Jesu über<br />
<strong>seine</strong> Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit hinfällig, denn die Begleitumstände,<br />
die zur Zerstörung Jerusalems als „Zeichen der Zeit“ geschildert<br />
werden, sind als Kleindarstellung globaler Ereignisse<br />
angelegt, die der Wiederkunft Christi vorausgehen.<br />
Dann wird auch das Herrenmahl hinfällig <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Feier bedeutungslos,<br />
zumal das Herrenmahl auf den Tod Jesu zurückblickt<br />
<strong>und</strong> auf <strong>seine</strong> Wiederkunft vorausblickt, also eschatologisch,<br />
das heißt endgeschichtlich ausgerichtet ist (1. Kor.<br />
11:23-26; Mt. 26:29; Mk. 14:25; Lk. 22:29-30; Joh. 14:1-3 <strong>und</strong><br />
öfter).<br />
Bei <strong>seine</strong>m Einzug in Jerusalem weint Jesus über die Stadt<br />
<strong>und</strong> beklagt, dass künftige Ereignisse der jubelnden Menge<br />
vor ihren Augen verborgen sind <strong>und</strong> sagt in Einzelheiten den<br />
Untergang der Stadt voraus: „Denn es wird eine Zeit über<br />
dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall<br />
aufwerfen, dich belagern <strong>und</strong> von allen Seiten bedrängen<br />
<strong>und</strong> werden dich dem Erdboden gleichmachen, samt deinen<br />
Kindern in dir <strong>und</strong> keinen Stein auf dem andern lassen<br />
in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du<br />
heimgesucht worden bist.“ (Lk. 19:41-44, LB 1984)<br />
Im Gleichnis von der königlichen Hochzeit sagt Jesus die Zerstörung<br />
der Stadt durch Feuer voraus: „Da wurde der König<br />
zornig <strong>und</strong> schickte <strong>seine</strong> Heere aus <strong>und</strong> brachte diese<br />
Mörder um <strong>und</strong> zündete ihre Stadt an.“ (Mt. 22:7, LB 1984)<br />
Fragen: (1) Welche Einzelzeiten nennt Jesus in Verbindung<br />
mit der Zerstörung Jerusalems, die er voraussagt? (2) Was<br />
bedeutet der „Gräuel der Verwüstung“ in der Schilderung des<br />
Lukasevangeliums, das diese Worte aus dem M<strong>und</strong>e Jesu<br />
wiedergibt? (3) Welche Verbindung besteht zwischen der Zerstörung<br />
Jerusalems einerseits <strong>und</strong> dem Ende der Welt<br />
andererseits? (4) In welch einer Prophetie gipfelt die Rede<br />
Jesu von der Zerstörung Jerusalems <strong>und</strong> des Endes der Welt?<br />
(5) Inwiefern wird diese Prophetie im Herrenmahl aufgegriffen?<br />
Antworten:<br />
Feuer entfacht, das rasend um sich griff. Ein Eilbote meldete<br />
es dem Feldherrn Titus. Dieser veranlasste, das Feuer zu löschen.<br />
Aber inmitten eines fürchterlichen Chaos <strong>und</strong> Kampfgetümmels<br />
ging schließlich der ganze Tempel gegen den Willen des<br />
Titus in Flammen auf. (1) Josephus berichtet weiter: „Da nun<br />
die Römer der Ansicht waren, dass nach der Einäscherung<br />
des Tempels die Schonung der umliegenden Gebäudekomplexe<br />
keinen Sinn mehr habe, steckten sie alles übrige vollends<br />
in Brand, nämlich die Reste der Hallen <strong>und</strong> die sämtlichen<br />
Tore, mit Ausnahme von zweien, des östlichen <strong>und</strong> des südlichen,<br />
die sie indes später gleichfalls zerstörten…. Alsdann<br />
ging es an die noch unversehrte Halle des äußeren Tempelhofes,<br />
in welche sich Weiber, Kinder <strong>und</strong> ein zahlreicher gemischter<br />
Volkshaufe, etwa sechstausend Köpfe stark, geflüchtet<br />
hatten. Bevor jedoch der Caesar in betreff dieser Leute<br />
sich schlüssig machte, oder die Offiziere einen Befehl hierzu<br />
erteilten, zündeten die Soldaten in ihrer Wut die Halle an,<br />
worauf die einen mitten in den Flammen umkamen, die anderen,<br />
indem sie sich daraus hervorstürzten; von der ganzen<br />
Menge ward auch nicht eine Seele gerettet.“ (2)<br />
Es sei noch einmal an das Gleichnis von der königliche Hochzeit<br />
erinnert, worin Jesus die Erfüllung dieser Ereignisse vorausgesehen<br />
<strong>und</strong> vorausgesagt hat, wie sie hier beschrieben<br />
werden: „Da wurde der König zornig <strong>und</strong> schickte <strong>seine</strong><br />
Heere aus <strong>und</strong> brachte diese Mörder um <strong>und</strong> zündete ihre<br />
Stadt an.“ (Mt. 22:7, LB 1984).<br />
Genauso hat es sich erfüllt. Geschichte ist hier Erfüllung<br />
von Prophetie. Prophetie ist nicht Geschichte im Rückblick<br />
gesehen, wie historisch kritische Bibelwissenschaft<br />
es deutet.<br />
Zerstörung der unteren Stadt<br />
Titus bot den Empörern Gnade an. Er forderte sie auf, ihre<br />
Waffen wegzuwerfen <strong>und</strong> sich zu ergeben, so wolle er ihnen<br />
das Leben schenken. Die Juden aber weigerten sich, dem<br />
nachzukommen <strong>und</strong> baten stattdessen um freien Abzug in die<br />
Wüste. Erbost darüber, dass sie als die Besiegten ihm, dem<br />
Sieger, auch noch Bedingungen vorschrieben, ordnete er an,<br />
nach Kriegsbrauch zu verfahren, wobei sie sich wehren dürften,<br />
<strong>und</strong> wer sich retten könne, solle sich retten: „Alsdann befahl<br />
er <strong>seine</strong>n Soldaten, die Stadt in Brand zu stecken <strong>und</strong> zu<br />
plündern. Jenen Tag warteten sie noch; am folgenden Tage<br />
aber legten sie das Archiv, den Stadtteil Akra, das Rathaus<br />
<strong>und</strong> den Bezirk Ophla in Asche, wobei sich das Feuer bis zum<br />
Palast der Helena verbreitete, der mitten in der Akra stand.<br />
Auch die Gassen <strong>und</strong> Häuser, die mit Leichen von Verhungerten<br />
angefüllt waren, gingen in Flammen auf.“ (3)<br />
Zerstörung der oberen Stadt<br />
DIENSTAG<br />
Die Erfüllung<br />
Einäscherung von Tempel <strong>und</strong> Gebäuden<br />
<strong>Der</strong> jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus, Augenzeuge<br />
<strong>seine</strong>r Zeit, beschreibt, was Christus hier vorausgesagt<br />
hat. Eigenmächtig hatte ein römischer Soldat, von einem Kameraden<br />
emporgehoben, durch das Innere eines goldenen<br />
Fensters eine Feuerfackel ins Tempelinnere geworfen <strong>und</strong> das<br />
Die Juden hielten noch die obere Stadt besetzt, die, auf einem<br />
Abhang stehend, eigentlich nicht einzunehmen war. (4)<br />
Aber auch diesen Stadtteil bedrängten die Römer mit ihren<br />
Belagerungsmaschinen <strong>und</strong> nahmen sie ein. Die in die obere<br />
Stadt stürmenden Soldaten steckten die Häuser in Brand. Josephus<br />
endet die Beschreibung der Zerstörung dieses Restes<br />
der Stadt mit den Worten: „Am achten Gorpiaios (September)<br />
ging die Sonne über den rauchenden Trümmern Jerusalems<br />
auf, einer Stadt, die während ihrer Belagerung von so<br />
vielen Drangsalen heimgesucht wurde, dass sie, seit ihrer<br />
Gründung ebensoviel Glück genossen, in der Tat beneidenswert<br />
gewesen wäre; aber durch nichts anderes hatte sie so<br />
33
großes Unglück verdient, als dadurch, dass sie ein Geschlecht<br />
erzeugte wie das, welches sie ins Verderben stürzte.“ (5)<br />
<strong>Der</strong> Leser wird wissen, dass Josephus selbst ein jüdischer<br />
Geschichtsschreiber war.<br />
Fragen: (1) Wie schildert der Zeitzeuge <strong>und</strong> Geschichtsschreiber<br />
Flavius Josephus die Zerstörung von Tempel <strong>und</strong> Gebäuden<br />
der Stadt? Nenne einige Einzelheiten. (2) Wie hatte der<br />
römische Feldherr Titus den Tempel zu retten versucht? Woran<br />
scheiterte sein Versuch? (3) Wem schreibt der jüdische<br />
Geschichtsschreiber Josephus die Schuld am Untergang der<br />
Stadt zu?<br />
Antworten:<br />
<strong>und</strong> wer auf dem Dach ist, steige nicht hinunter, etwas<br />
aus <strong>seine</strong>m Hause zu holen, <strong>und</strong> wer auf dem Feld ist,<br />
kehre nicht zurück, <strong>seine</strong>n Mantel zu holen. Weh aber den<br />
Schwangeren <strong>und</strong> Stillenden zu jener Zeit. Bittet aber, dass<br />
eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat.“<br />
(Mt. 24:15-20, LB 1984)<br />
Im Geschichtswerk des Josephus wird in einer Fußnote auf<br />
das Geschick der Christen in Jerusalem während der Belagerung<br />
Bezug genommen: „Bezüglich des Schicksals der Christen<br />
zu Jerusalem erfahren wir bei Eusebius (Hist. Eccl. 5),<br />
dass sie vor der Belagerung nach Pella geflohen waren. (6)<br />
Von welcher Belagerung ist hier die Rede?<br />
Im Zusammenhang wird über den Endsieg der Römer unter<br />
ihrem Feldherrn Titus geschrieben, wie die Römer in die Stadt<br />
einmarschierten <strong>und</strong> sich der Stadt bemächtigten.<br />
Rettendes Fluchtsignal<br />
Mit „vor der Belagerung“ ist die Zeit gemeint, in der Cestius<br />
zuvor aus keinem ersichtlichen Anlass heraus, die Belagerung<br />
abbrach <strong>und</strong>, von den Juden verfolgt, im Rückzug nahezu<br />
aufgerieben wurde.<br />
MITTWOCH<br />
Barmherzigkeit Christi<br />
Über die Juden in der belagerten Stadt<br />
Bei <strong>seine</strong>m triumphalen Einzug in Jerusalem sah Christus vor<br />
<strong>seine</strong>m prophetischen Auge diese jämmerlichen Ereignisse<br />
abrollen. In <strong>seine</strong>m Mitgefühl jammerte es ihn – nicht um der<br />
Steine willen, die später geschleift wurden, noch um den Verlust<br />
von Gold <strong>und</strong> Silber, sondern um die Menschen, die umkamen.<br />
Sein prophetisches Auge sah diese Szenen im Voraus<br />
(Lk. 19:41-44).<br />
Gerade diese prophetische Voraussicht leugnet rein<br />
menschliche Bibelwissenschaft <strong>und</strong> stellt die prophetische<br />
Qualität des Sohnes Gottes in Abrede. Wer historisch<br />
kritisch arbeiten will <strong>und</strong> auf moderne Bibelwissenschaft<br />
pocht, wacht hoffentlich spätestens an dieser Stelle<br />
auf. Da wird es darum gehen, die synoptischen Evangelien,<br />
Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas, vor der Zerstörung<br />
Jerusalems zu datieren <strong>und</strong> sich zum prophetischen Wort<br />
zu bekennten, oder aber man datiert diese Evangelien historisch<br />
kritisch weit nach der Zerstörung Jerusalems auf<br />
der Gr<strong>und</strong>lage der Leugnung von Prophetie. Dabei wird<br />
nicht einmal davor zurückschreckt, Jesus Christus, dem<br />
Sohn des lebendigen Gottes, die prophetische Qualität in<br />
Form von Zukunftsvoraussage, die über <strong>seine</strong>n eigenen<br />
Zeithorizont hinausging, abzusprechen.<br />
Über die Christen in Bedrängnis<br />
Christus sah das Elend der Belagerung <strong>und</strong> sogar die Möglichkeit<br />
der Flucht <strong>seine</strong>r Christengemeinde in Jerusalem voraus:<br />
„Wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung<br />
stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt ist durch<br />
den Propheten Daniel (Dan. 9:27;11:31) - wer das liest, der<br />
merke auf! - alsdann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist;<br />
Diese Gelegenheit haben die Christen genutzt, um, von Juden<br />
<strong>und</strong> Römern unbehelligt, eingedenk der Voraussage Christi,<br />
aus der Stadt zu fliehen <strong>und</strong> sich nach Pella abzusetzen.<br />
Sie haben in diesen Ereignissen die Erfüllung der Prophetie<br />
Jesu erkannt, der ihnen dieses Fluchtsignal voraussagte, das<br />
ihnen das Leben rettete.<br />
Unbegreiflicher Rückzug der Römer<br />
Josephus berichtet, wie es unter den Juden in der Stadt zwei<br />
Parteien gab: Die einen wollten die Stadt den Römern übergeben,<br />
die anderen aber nicht. Die Römer hatten das Tor fast<br />
untergraben, während die pro-römische Partei die Tore öffnen<br />
wollte, da geschah das Unbegreifliche, wie Josephus es berichtet:<br />
„Cestius nämlich, der weder von der Verzweiflung der<br />
Belagerten noch von der Stimmung des Volkes Kenntnis zu<br />
haben schien, ließ plötzlich die Soldaten den Rückzug antreten,<br />
gab, obwohl kein Missgeschick ihn getroffen, alle Hoffnung<br />
auf <strong>und</strong> verließ unbegreiflicherweise die Stadt. Infolge<br />
<strong>seine</strong>s ganz unerwarteten Abmarsches gewannen die Banditen<br />
ihre Kühnheit wieder, fielen über die Nachhut der Römer<br />
her <strong>und</strong> machten eine Menge Reiter <strong>und</strong> Fußvolk nieder.“ (7)<br />
Im Folgenden berichtet Josephus in Einzelheiten, wie die<br />
Römer mit schweren Verlusten von den nachjagenden Juden<br />
aufgerieben wurden. (8)<br />
Mitten in diesem fürchterlichen Kriegsgemetzel feindlicher<br />
Heere hatte das prophetische Auge Jesu mit einem Herzen<br />
voller Erbarmen über <strong>seine</strong> Gemeinde ein Rettungssignal erspäht,<br />
auf das sie zu ihrer Rettung achten sollten. Wer Christus<br />
diese prophetische Zukunftsschau abspricht, spricht ihm<br />
die sich darin offenbarende Barmherzigkeit ab.<br />
Fragen: (1) Wie äußert sich das tiefe Mitgefühl Jesu in <strong>seine</strong>r<br />
Prophetie über die Zerstörung Jerusalems: (a), über die Juden<br />
in der Stadt <strong>und</strong> (b), über die Christen, <strong>seine</strong> eigene Gemeinde?<br />
(2) Was bedeutet es für uns, wenn Christus sich über<br />
Juden wie Christen in ihrer jeweiligen Not erbarmt? (3) Warum<br />
sind die Juden bei der Zerstörung in tragischer Weise<br />
umgekommen, die Christen aber nicht?<br />
34
Stellenwert der Prophetie<br />
Antworten:<br />
DONNERSTAG<br />
Barmherzigkeit Christi in Kreuzesrede<br />
Seine Barmherzigkeit über diese Stadt bewegte ihn noch auf<br />
<strong>seine</strong>m Wege zur Kreuzigung, als Simon von Kyrene das Kreuz<br />
Jesu tragen musste, weil Jesus in <strong>seine</strong>r menschlichen Gestalt<br />
für solchen Hinrichtungs-Balken zu schwach war. Begleitet<br />
von einer großen Menge weinender <strong>und</strong> klagender Frauen,<br />
schritt er zur Kreuzigungsstätte. Da wendet er sich um,<br />
denn vor <strong>seine</strong>m prophetischen Auge sieht er den jämmerlichen<br />
Untergang <strong>und</strong> mitten drin das Elend der Töchter dieser<br />
Stadt.<br />
Aus <strong>seine</strong>m Herzen voller Barmherzigkeit quillt <strong>seine</strong> letzte<br />
Ansprache, die uns Lukas überliefert: „Ihr Töchter von Jerusalem,<br />
weint nicht über mich, sondern weint über euch<br />
selbst <strong>und</strong> über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit<br />
kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren<br />
<strong>und</strong> die Leiber, die nicht geboren haben, <strong>und</strong> die<br />
Brüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie anfangen<br />
zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns!, <strong>und</strong> zu den<br />
Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man das tut am grünen<br />
Holz, was wird am dürren werden?“ (Lk. 23:26-31, LB 1984)<br />
Das Ende von Tempel <strong>und</strong> Stadt<br />
Jesus hatte vorausgesagt, dass vom Tempel kein Stein auf<br />
dem andern bleiben <strong>und</strong> die Stadt dem Erdboden gleich gemacht<br />
werden sollte (Mt. 24:1-2; Mk. 13:1-2; Lk. 21:5-6; Lk.<br />
19:44).<br />
Nach Eroberung der unteren <strong>und</strong> oberen Stadt „befahl er (Titus)<br />
den noch erhaltenen Teil der Stadt vollends zu zerstören<br />
<strong>und</strong> die Mauern zu schleifen; die drei Türme aber ließ er als<br />
Denkmal <strong>seine</strong>s Glückes, das ihm selbst uneinnehmbare Bollwerke<br />
bezwingen half, stehen“. (9)<br />
Schätzungsweise befanden sich r<strong>und</strong> zwei Millionen <strong>und</strong> siebenh<strong>und</strong>erttausend<br />
Juden in der Stadt, bedingt durch das<br />
Passahfest, bei dem fast das ganze Volk zusammenströmte.<br />
Davon betrug die Zahl der gefangenen Juden etwa sieben<strong>und</strong>neunzigtausend<br />
<strong>und</strong> die der Getöteten etwa eine Million<br />
<strong>und</strong> h<strong>und</strong>erttausend Menschen. (10) Nach diesem verheerenden<br />
Bericht endet Josephus das Kapitel mit den Worten: „Die<br />
Römer steckten nun auch noch die entferntesten Stadtteile in<br />
Brand <strong>und</strong> machten die Mauern dem Erdboden gleich.“ (11)<br />
Dem allem waren die Christen aufgr<strong>und</strong> der prophetischen<br />
Warnung Jesu, der vierzig Jahre vor dem Ereignis ihnen das<br />
Fluchtsignal gegeben hatte, entflohen.<br />
Eine Existenzfrage<br />
DIE GEMEINDE CHRISTI VERDANKT DER PROPHETIE<br />
CHRISTI IHRE EXISTENZ, EBENSO WIE DIE ADVENTBE-<br />
WEGUNG IHRE EXISTENZ DEM PROPHETISCHEN WORT<br />
VERDANKT, DENN NACH IHREM SELBSTVERSTÄNDNIS<br />
IST DIE ADVENTBEWEGUNG ALS ERFÜLLUNG VON PRO-<br />
PHETIE INS LEBEN GERUFEN WORDEN. HISTORISCH<br />
KRITISCHE AUSLEGUNG INNERHALB DIESER BEWE-<br />
GUNG MIT DER GRUNDSÄTZLICHEN LEUGNUNG VON<br />
PROPHETIE IST EIN ANGRIFF AUF DIE EXISTENZ DER<br />
ADVENTBEWEGUNG UND GLEICHZEITIG EIN ANGRIFF<br />
AUF DEN, DER SIE INS LEBEN GERUFEN HAT. VERTEIDI-<br />
GUNG UND BEWAHRUNG ANGESICHTS DIESER STRÖ-<br />
MUNGEN LIEGT IN SEINER, NICHT IN UNSERER HAND.<br />
Feststellung<br />
Die bibelwissenschaftliche, historisch kritische Auslegung leugnet<br />
Prophetie als Zukunftsvoraussage, die über den Zeithorizont<br />
des Propheten hinausgeht <strong>und</strong> betrachtet sie als Geschichte<br />
im Rückblick gesehen <strong>und</strong> hinterher als Prophetie<br />
ausgegeben (vaticinum ex eventu). Es bleibt dann der Hand<br />
eines Redaktors der Gemeinde vorbehalten, diese Rede Jesus<br />
in den M<strong>und</strong> zu legen <strong>und</strong> als Prophetie auszugeben. Die<br />
Leugnung der prophetischen Rede Jesu leugnet zugleich<br />
Christi Barmherzigkeit, die in dieser Rede zum Ausdruck<br />
kommt. Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, Herrlichkeit<br />
von Herrlichkeit, Licht von Licht, Gott von Gott, wahrer<br />
Gott vom wahren Gott, benötigt keine Nachhilfe <strong>seine</strong>r Gemeinde,<br />
die ihm Prophetie <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Barmherzigkeit<br />
in den M<strong>und</strong> legt. Die Gemeinde ist nicht der Vorm<strong>und</strong><br />
Jesu Christi.<br />
Ausblick<br />
<strong>Der</strong> gleiche wissenschaftliche Maßstab wird an der Prophetie<br />
des Alten Testaments angelegt. Es würde den Rahmen dieser<br />
<strong>Lektion</strong> sprengen, anhand der prophetischen Bücher Jesaja<br />
<strong>und</strong> Daniel, dies in Einzelheiten aufzugreifen. Das gleiche Prinzip<br />
der Leugnung von Prophetie als Zukunftsvoraussage, die<br />
den eigenen Zeithorizont übersteigt, wird auch dort als Datierungshilfe<br />
genommen. Diese Bücher oder Teile davon, werden<br />
nach den Ereignissen datiert, die sie voraussagen.<br />
Prophetische Mahnung <strong>und</strong> Zuspruch<br />
„Welches ist der heutige Zustand der Welt? Wird nicht<br />
der Glaube der Bibel durch höhere Kritik <strong>und</strong> Spekulation<br />
ebenso wirksam zerstört wie es durch Überlieferung <strong>und</strong><br />
Rabbinismus zurzeit Jesu geschah?“ (E.G. White, THE<br />
MINISTRY OF HEALING, Seite 142)<br />
Philosophische Spekulationen <strong>und</strong> wissenschaftliche Forschung,<br />
in der Gott nicht anerkannt wird, macht Tausende zu<br />
Skeptikern. In heutigen Schulen werden Schlussfolgerungen,<br />
die Gelehrte als Ergebnis ihrer wissenschaftlichen Untersuchung<br />
gezogen haben, gründlich gelehrt <strong>und</strong> vollständig erklärt;<br />
während der deutliche Eindruck erweckt wird: Wenn diese<br />
Gelehrten recht haben, kann die Bibel nicht recht haben. Skeptizismus<br />
(Zweifelsgeist) ist anziehend für den menschlichen<br />
Geist. Die Jugend sieht darin eine Unabhängigkeit, welche<br />
die Geistesvorstellung gefangen nimmt, <strong>und</strong> sie getäuscht<br />
werden. Satan triumphiert.<br />
35
„Er hegt jedes Samenkorn des Zweifels, das in junge Herzen<br />
gesät wird. Er lässt es wachsen <strong>und</strong> Frucht tragen,<br />
<strong>und</strong> alsbald wird eine reiche Ernte des Unglaubens eingebracht.<br />
Weil das menschliche Herz zum Bösen neigt, deshalb<br />
ist es so gefährlich, die Saat des Skeptizismus (des<br />
Zweifelsgeistes) in die Gedanken Jugendlicher zu säen.<br />
Was immer den Glauben an Gott schwächt, raubt der Seele<br />
die Kraft, Versuchungen zu widerstehen. Es beseitigt<br />
den einzigen Schutz(wall) gegen Sünde. Wir benötigen<br />
Schulen, in denen Jugendliche gelehrt werden, dass Größe<br />
darin besteht, Gott dadurch zu ehren, dass sein Charakter<br />
im täglichen Leben sichtbar wird. Durch sein Wort<br />
<strong>und</strong> <strong>seine</strong> Werke müssen wir von Gott lernen, damit unser<br />
Leben Gottes Zielsetzung entspricht.“ (E.G. White, THE<br />
MINISTRY OF HEALING, Seiten 439-440)<br />
„Aus der Erfahrung Elias während jener Tage der Entmutigung<br />
<strong>und</strong> augenscheinlicher Niederlage sind viele Lehren<br />
zu ziehen, Lehren, die für Diener Gottes in dieser Zeit<br />
von unschätzbarem Wert sind, gekennzeichnet durch ein<br />
allgemeines Abweichen von Recht. <strong>Der</strong> Abfall, der heutzutage<br />
vorherrscht, ist dem ähnlich, der zurzeit des Propheten<br />
(Elia) sich in Israel verbreitete. In der Erhebung<br />
des Menschlichen über das Göttliche, in der Verehrung<br />
volkstümlicher Leiter, in der Anbetung des Mammon, <strong>und</strong><br />
in der Erhebung der Wissenschaft über die Wahrheit der<br />
Offenbarung, folgen heute die Massen dem Baal.“ (E. G.<br />
White, Prophets and Kings, Seite 170).<br />
„Und desto fester haben wir das prophetische Wort, <strong>und</strong><br />
ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht,<br />
das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche<br />
<strong>und</strong> der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und<br />
das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in<br />
der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist<br />
noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht<br />
worden, sondern getrieben vom Heiligen<br />
Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.“ (2. Pt.<br />
1:19-21, LB 1984)<br />
FREITAG: Zusammenfassung<br />
(1) Es wurde festgestellt, dass Christus sogar die Einzelheiten<br />
der Zerstörung Jerusalems vorausgesagt hat, einschließlich<br />
der dazu hinführenden Begleitumstände als Zeichen<br />
des nahenden Endes der heiligen Stadt. Seine prophetische<br />
Rede von der Zerstörung Jerusalems mit jenen dazugehörigen,<br />
ankündigenden Zeichen bilden eine symbolische<br />
Kleindarstellung der Zerstörung der alten, ganz <strong>und</strong> gar in<br />
Sünde verstrickten Welt, verb<strong>und</strong>en mit der Wiederkunft Jesu<br />
<strong>und</strong> einer Neuschöpfung.<br />
(4) Christus empfindet tiefstes Mitgefühl über dem<br />
Verderben <strong>und</strong> dem Elend, das die Juden bei der Zerstörung<br />
ihrer heiligen Stadt erwartet. Von eben diesem Mitgefühl sind<br />
<strong>seine</strong> Worte an <strong>seine</strong> Gemeinde getragen, die in dieser Stadt<br />
durch den Belagerungsring der Römer eingeschlossen sein<br />
werden. Im Hinblick auf die Prophetie Daniels vom „Gräuel<br />
der Verwüstung“ aber gibt Christus <strong>seine</strong>r Gemeinde ein<br />
Fluchtsignal. In dem ganz <strong>und</strong> gar unnötigen <strong>und</strong> unerwarteten<br />
Rückzug der Römer durch den Feldherrn Cestius wird ihr Weg<br />
frei zur Flucht nach Pella, während die Juden in einer<br />
Vernichtungsschlacht den Römern folgen <strong>und</strong> diese fast<br />
aufreiben. Als Titus später die Belagerung wieder aufnimmt,<br />
eilt die Stadt ihrem Untergang <strong>und</strong> damit der Erfüllung der<br />
Prophetie Jesu zu.<br />
(5) <strong>Der</strong> jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus<br />
schildert die völlige Zerstörung der Stadt <strong>und</strong> des Tempels<br />
durch Feuer, bis hin zum Schleifen der Stadt. Die Schuld am<br />
Untergang dieser Stadt gibt Josephus dem halsstarrigen<br />
Verhalten <strong>seine</strong>r Volks- <strong>und</strong> Zeitgenossen.<br />
(6) Das Erbarmen Christi über Juden wie Christen in dieser<br />
Stadt erinnert an die Worte Jesu: „Und ich, wenn ich erhöht<br />
werde von der Erde, will ich sie alle zu mir ziehen.“ (Joh.<br />
12:32 LB 1984) Das Kreuz will sie alle durch die Barmherzigkeit<br />
Gottes nahe ans Vaterherz bringen.<br />
Fußnoten:<br />
(1) Flavius Josephus, Geschichte des Jüdischen Krieges,<br />
Buch VI, Kapitel 4, Abschnitt 5.<br />
(2) Josephus, Buch VI, Kapitel 5, Abschnitt 2.<br />
(3) Josephus, Buch VI, Kapitel 6, Abschnitt 3.<br />
(4) Josephus, Buch VI, Kapitel 8, Abschnitt 1.<br />
(5) Josephus, Buch VI, Kapitel 8, Abschnitt 4.<br />
(6) Eusebius, Hist. Eccl. III 5, zitiert in Josephus, Buch VI,<br />
Kapitel 9, Abschnitt 3, Fußnote 1.<br />
(7) Josephus, Buch II, Kapitel 19, Abschnitt 7.<br />
(8) Josephus, Buch II, Kapitel 19, Abschnitte 8-9.<br />
(9) Josephus, Buch VI, Kapitel 9, Abschnitt 1.<br />
(10) Josephus, Buch VI, Kapitel 9, Abschnitt 3.<br />
(11) Josephus, Buch VI, Kapitel 9, Abschnitt 4.<br />
Sabbatanfang:<br />
20.19 Uhr<br />
(2) Die Leugnung der Fähigkeit prophetischen Redens, das<br />
über den Zeithorizont Jesu hinausgeht, führt auch zu einer<br />
Leugnung der prophetischen Voraussage <strong>seine</strong>r Wiederkunft<br />
in Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit, denn die prophetische Rede Jesu<br />
von der Zerstörung Jerusalems <strong>und</strong> des Endes der Welt gipfelt<br />
in der Voraussage <strong>seine</strong>r Wiederkunft in Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit<br />
(Mt. 25:31-46)<br />
(3) Die Leugnung dieser prophetischen Fähigkeit Jesu führt<br />
auch dazu, dass das Herrenmahl bedeutungslos wird, denn<br />
es blickt auf den Kreuzestod Jesu zurück in die Vergangenheit<br />
<strong>und</strong> voraus in die Zukunft auf <strong>seine</strong> Wiederkunft. Die Leugnung<br />
der prophetischen Qualität Jesu beraubt das Abendmahl<br />
dieses eschatologischen (endgeschichtlichen) Ausblicks.<br />
36
<strong>Lektion</strong> 9 29. August - 4. September <strong>2010</strong><br />
Entstehung <strong>und</strong> Befreiung von Sucht<br />
Schriftabschnitte: Verführung <strong>und</strong> Versuchung: 1. Mose<br />
3:6; 2. Mose 20:17; 1. Kor. 10:11-13; 2. Pt. 2:9; Rettungsanker:<br />
(A) Verheißungen - Joh. 8:32; Lk. 4:18; Jes. 43:2; (B)<br />
Glaube - Heb. 12:2; Joh. 6:29; (C) Hoffnung - Römer 8:4-5;<br />
Eph. 1:18; Eph. 4:4; Kraft - Jes. 40:29-31; Phil. 3:10; (D)<br />
einander helfen: Gal. 6:1-2.<br />
Merkvers: „Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.“<br />
(Römer 5:5a, LB 1984)<br />
SONNTAG<br />
Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />
Glaubensprüfung durch Prophetie<br />
Die Belagerungsvoraussage<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurden die Voraussagen Jesu über die<br />
Zerstörung Jerusalems betrachtet. Kein Stein sollte auf dem<br />
anderen bleiben (Mt. 24:1-2; Mk. 13:1-2; Lk. 19:44; 21:5-6),<br />
die Stadt sollte verbrannt (Mt. 22:7) <strong>und</strong> Jerusalem von einem<br />
Heer belagert werden(Lk. 21:20). Die Feinde würden einen<br />
Belagerungswall aufwerfen <strong>und</strong> die Stadt ringsum von allen<br />
Seiten belagern (Lk. 19:43).<br />
Christus verweist auf eine Prophetie Daniels vom Gräuel der<br />
Verwüstung an der heiligen Städte - was im Lukasevangelium<br />
als Belagerung eines feindlichen Heeres erscheint (Mt. 24:15;<br />
Lk. 21:20-21). Wer das liest, soll darauf achten. Sodann rät<br />
Christus angesichts der sich dann erfüllenden Prophetie zur<br />
Flucht (Lk. 21:21; Mt. 24:16-20; Mk. 13:14-18).<br />
Zum Zeitpunkt der Voraussage Jesu über diese künftigen Ereignisse,<br />
war noch nicht klar, wie dies geschehen soll. Im<br />
Bericht des Lukas wird Jerusalem von einem Heer belagert<br />
<strong>und</strong> dann verwüstet (Lk. 21:20). Zuvor hatte Christus gesagt:<br />
„Denn es werden Tage über dich (Jerusalem) kommen,<br />
da werden deine Feinde dir einen Palisadenswall aufwerfen,<br />
<strong>und</strong> sie werden dich ringsum einschließen, <strong>und</strong> sie<br />
werden dich von allen Seiten bedrängen.“ (Lk. 19:43, Eigenübersetzg.)<br />
Angesichts dieses Belagerungszustandes, bei dem die Stadt<br />
ringsum im Würgegriff der Römer eingeschlossen ist, dass<br />
keine Maus aus Jerusalem herauszukommen in der Lage ist,<br />
wird nach dem Lukasevangelium der prophetische Rat erteilt<br />
zu entfliehen: „Alsdann, wer in Judäa ist, fliehe ins Gebirge,<br />
<strong>und</strong> wer in der Stadt ist, gehe hinaus…“ (Lk. 21:22-21,<br />
LB 1984).<br />
Das Rätsel des Fluchtsignals<br />
Prophetie übersteigt den Verstand, denn ein Signal zur Flucht<br />
erscheint als Widerspruch in sich, als Rätsel. Prophetie erklärt<br />
nicht alles, lässt manches offen, was im Glauben <strong>und</strong><br />
Vertrauen anzunehmen ist. Die Beziehung zur Prophetie ist<br />
keine Buchstabenbeziehung. Es geht um den, der hinter der<br />
Prophetie steht: der Prophet, hier ist es Christus, der hinter<br />
<strong>seine</strong>r Prophetie steht. Die mit den Juden eingeschlossene<br />
Gemeinde Jesu mag sich gefragt haben, wie denn der prophetischen<br />
Rat Jesu in dieser ausweglosen Lage umzusetzen<br />
sei.<br />
Des Rätsels Lösung<br />
Und dann war es soweit: Unter dem Feldherrn Cestius hatten<br />
die Römer schon das Tor untergraben, bald sollte die Stadt<br />
eingenommen werden. Wie sollte denn da eine Flucht aus<br />
dieser Umklammerung vorgenommen werden?<br />
Da geschah es, dass Cestius aus unerklärlichem Gr<strong>und</strong> den<br />
Befehl zum Rückzug erteilte. Die Römer zogen ab. Die Juden<br />
verfolgten die Römer im Siegesrausch <strong>und</strong> rieben das römische<br />
Heer fast auf. Das war des Rätsels Lösung. Diese hatte<br />
Christus ihnen vorher nicht mitgeteilt. Es galt, <strong>seine</strong>m prophetischen<br />
Wort zu vertrauen. „Weg hast du aller Wege, an Mitteln<br />
fehlt dir´ nicht!“, so sagt es der Liederdichter.<br />
Es gilt, der Prophetie deshalb zu vertrauen, weil Christus<br />
dahinter steht. Er ist es, der auch alle alttestamentlichen Propheten<br />
inspiriert hat <strong>und</strong> hinter den Propheten steht (1. Pt.<br />
1:10-12; vgl. 2. Pt. 1:19-21).<br />
In dieser <strong>Lektion</strong> befassen wir uns mit der Versuchung <strong>und</strong><br />
Verführung, welche in die Sucht hineinführt. Die frohe Botschaft,<br />
das Evangelium aber weiß einen Ausweg, der anschließend<br />
behandelt wird.<br />
Besinnungsfrage: Inwiefern ist die Prophetie Jesu im Hinblick<br />
auf die Flucht aus Jerusalem eine Glaubensprüfung für<br />
<strong>seine</strong> Gemeinde gewesen? Inwiefern kann es auch heute so<br />
sein?<br />
Antworten:<br />
Nach dem Matthäusevangelium ergeht die Aufforderung zur<br />
Flucht mit dem Signal, dass der Feind, der Gräuel der Verwüstung,<br />
an der heiligen Stätte steht (Mt. 24:15-20), so auch<br />
bei Markus (Mk 13:14-18). Bei Lukas aber ist der Gräuel der<br />
Verwüstung das Römerheer, welches einen Palisadenwall<br />
rings um die Stadt errichtet hat, die Bewohner sind eingesperrt<br />
wie in einem Gefängnis. Und das soll das Fluchtsignal sein?<br />
37
MONTAG<br />
Einkaufsversuchung heute<br />
Allgemein<br />
Wie in der Versuchung bei Eva, ist auch heute noch das Auge<br />
nicht nur ein Wahrnehmungsorgan, sondern auch ein Begehrungsorgan,<br />
das Dinge vor sich sieht <strong>und</strong> haben will. In den<br />
zehn Geboten werden wir gewarnt, nicht zu begehren (2. Mose<br />
20:17; vgl. Mt. 5:27-28). Das Auge, sagt man im Volksm<strong>und</strong>,<br />
ist größer als der Magen. Und weil das Auge eine so große<br />
Rolle des Begehrens spielt, werden wir mit einer Flut von Reklame<br />
<strong>und</strong> Katalogen zugedeckt, die unsere Briefkästen verstopfen<br />
<strong>und</strong> ins Haus fluten. Während es zu früheren Zeiten<br />
in „Tante Emmaläden“ recht nüchtern zuging, man kaufte, was<br />
auf dem Zettel stand <strong>und</strong> verließ nach einem Plausch den<br />
Laden.<br />
Kauf einer Schachtel Streichhölzer<br />
Heute ist alles auf „Selbstbedienung“ angelegt. Hat man früher<br />
der Tante Emma gesagt: „Bitte eine Schachtel Streichhölzer!“,<br />
bekam man die sofort. Heute geht man in einen Supermarkt<br />
auf Suche nach einer solchen Schachtel Streichhölzer,<br />
irrt durch unzählige Gänge, schaut nach rechts <strong>und</strong> links, tritt<br />
hierhin <strong>und</strong> dahin, bleibt hier stehen <strong>und</strong> dort stehen, packt<br />
dies noch ein <strong>und</strong> jenes noch. Wenn ich da nur eine Schachtel<br />
Streichhölzer in den geräumigen Einkaufswagen lege, denken<br />
andere: „<strong>Der</strong> hat wohl kein Geld <strong>und</strong> kann sich nichts leisten.“<br />
Also einpacken: Zwei Kisten Bier aus der Edelbrauerei<br />
für die Fußballweltmeisterschaft. Knabbergebäck nicht vergessen!<br />
Für den kleinen Hunger 3 Tafeln Edelschokolade. Die<br />
Käseabteilung - den Edelpilz mitnehmen. Die Fleischabteilung:<br />
„Bitte eine Leberwurst“. Die Gefriertruhe: Drei Pizzen mit Salami<br />
hinein. Einen Packen Müsliriegel zur Zwischenmahlzeit.<br />
Schokomüsli. Müsli ist ges<strong>und</strong>. <strong>Der</strong> Linksaußen von Borussia<br />
isst die auch. Deshalb ist der so ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> schießt so viel<br />
Tore!<br />
Die Technikabteilung - ein neues Computerspiel: „Kampf der<br />
Gladiatoren!“. Da kann man selbst mitkämpfen. Toll! Jetzt ist<br />
der Einkaufswagen voll, wie die anderen Einkaufswägen auch.<br />
Kann sich sehen lassen. Den ganzen Supermarkt will man<br />
aber auch nicht leer kaufen. Die anderen wollen ja auch noch<br />
was haben. Zur Kasse. Die Chipkarte. Wird vom Konto abgebucht.<br />
Wie viel mag noch drauf sein? Egal. Hab` Überziehung.<br />
Ach, ich wollte doch eine Schachtel Streichhölzer haben.<br />
Die hole ich nächstes Mal.<br />
Besinnungsfragen: (1) Wie kommt es, dass der Mann kauft,<br />
was er zu kaufen gar nicht beabsichtigt hat? (2) Was ist eine<br />
Sucht? (3) Wie kann eine Einkaufssucht entstehen? (4) Wie<br />
könnte eine solche von vorn herein vermieden werden?<br />
Antworten:<br />
Im nächsten Abschnitt betrachten wir die Mittel, die zur Einkaufssucht<br />
<strong>und</strong> damit zu aller Sucht führen können.<br />
DIENSTAG<br />
Die Verführungstechnik im Supermarkt<br />
Das Ziel<br />
Markforschung befasst sich bei enormem Technikaufwand mit<br />
Verhaltensforschung von K<strong>und</strong>en. Sie sollen angeblich die<br />
Waren besser finden können. Es liegt aber auf der Hand, dass<br />
der eigentliche Zweck dieses Aufwands der ist, K<strong>und</strong>en dazu<br />
anzureizen, mehr zu kaufen als das, was auf ihrem Zettel steht.<br />
Und die nichts aufgeschrieben haben, sollen dazu gebracht<br />
werden, von den Angeboten recht viel in den Einkaufswagen<br />
einzupacken. Entsprechend werden die Verkaufsgänge <strong>und</strong><br />
die Aufmachung in den Regalen angeordnet. Das eigentliche<br />
Ziel dieses Aufwands besteht darin, die Umsätze zu steigern.<br />
Virtuelle Hochleistungstechnik<br />
In England kann man jeden Supermarkt im Computer nachbauen,<br />
mit all den Gängen, Regalen <strong>und</strong> Einlagen. Versuchspersonen<br />
werden virtuell, das heißt auf dem Computerbildschirm,<br />
durch die vielen Gänge eines Supermarktes geschickt<br />
<strong>und</strong> wähnen sich wirklich in einem Supermarkt mit Einkaufswagen<br />
unterwegs. Jeder Blick nach rechts <strong>und</strong> links wird mit<br />
Farbblitzen registriert. Wohin der K<strong>und</strong>e blickt, auf welches<br />
Regal, auf welches Produkt: alles wird mit blitzartigen Pfeilen<br />
sichtbar. Kein Augenzucken entgeht der Technik. Wo bewegt<br />
sich der K<strong>und</strong>e, wo bleibt er stehen: alles wird genauestens<br />
festgehalten. Präzise wird das Verhalten von K<strong>und</strong>en auf ihrem<br />
Weg durch die Gänge, vorbei an Regalen, ausgewertet.<br />
Entsprechende Verbesserungen <strong>und</strong> Umgestaltungen von<br />
Gängen <strong>und</strong> Waren, Leuchteffekten oder Musikauswahl werden<br />
umgesetzt. Alles zum Wohl des K<strong>und</strong>en. <strong>Der</strong> soll sich wie<br />
zu Hause fühlen.<br />
<strong>Der</strong> K<strong>und</strong>en-Kontrollgang<br />
In einer Sendung wurde gezeigt, wie ein Marktforscher einer<br />
K<strong>und</strong>in, angeblich mit deren Einverständnis, in gebührendem<br />
Abstand folgt. Als wäre er mit der Registrierung irgendwelcher<br />
Waren an den Regalen beschäftigt, hält er ein elektronisches<br />
Tablett <strong>und</strong> einen elektronischen Stift in <strong>seine</strong>r Hand.<br />
Er blickt hier hin <strong>und</strong> dort hin, gibt sich den Anschein, als würde<br />
er Waren registrieren, beobachtet aber aus dem Augenwinkel,<br />
damit andere <strong>seine</strong>n Kontrollgang nicht bemerken,<br />
wohin die K<strong>und</strong>in geht <strong>und</strong> wo stehen bleibt. Dabei setzt er<br />
Punkte auf die elektronische Skizze, die alle Wandelgänge<br />
aufgezeichnet hat. <strong>Der</strong> Gang der K<strong>und</strong>ig wird mit Punkten auf<br />
diesem elektronischen Tablett aufgezeichnet, festgehalten <strong>und</strong><br />
hinterher im Labor genau ausgewertet.<br />
Die Verführungsatmosphäre<br />
38<br />
Besondere Beleuchtung lässt die Äpfel erstrahlen <strong>und</strong> glänzen,<br />
als seien sie gerade im Paradies gepflückt worden <strong>und</strong><br />
von dort soeben eingetroffen. Exotische Lampen wie im Wohnzimmer<br />
sind Blickfang, damit der K<strong>und</strong>e stehen bleibt <strong>und</strong> sich<br />
das angestrahlte Weinsortiment anschaut. Sanfte Musik verwandelt<br />
den Supermarkt in ein Wohlfühlstudio <strong>und</strong> lädt zum<br />
langen Verweilen ein, denn je länger der K<strong>und</strong>e im Geschäft<br />
ist, desto mehr sieht er, denn das verweilende Auge des K<strong>und</strong>en<br />
ist enorm wichtig. Ehe der K<strong>und</strong>e den Supermarkt betritt,<br />
kommt er meist aus einer Stresssituation <strong>und</strong> hat keine Zeit.
Gleich von Anbeginn soll er dazu gebracht werden, <strong>seine</strong>n<br />
„Laufschritt“ in einen „Verweilschritt“ zurückzuschalten, damit<br />
für das so wichtige Auge Zeit bleibt, die unzähligen Angebote<br />
zu betrachten <strong>und</strong> auszuwählen. Er soll möglichst mehr kaufen<br />
als er ursprünglich vorhatte. Manche fangen das Eiltempo<br />
des K<strong>und</strong>en gleich am Anfang mit der Obst <strong>und</strong> Gemüseabteilung<br />
ab, denn das braucht fast jeder Haushalt. Da bleibt<br />
man erst mal stehen, um dann gemächlich, hier <strong>und</strong> dorthin<br />
blickend, weiterzuflanieren. Wohlfühlmusik, gedämpftes Licht,<br />
hier <strong>und</strong> da rotes oder auch blaues Licht mutet an, als sei<br />
man in einer heiligen Halle, in der man langsam <strong>und</strong> andächtig<br />
nach rechts <strong>und</strong> links schauend, bedächtig von einem Regal<br />
zum anderen im Schneckentempo sich vorwärts bewegt,<br />
den Einkaufswagen vor sich herschiebend, der sich allmählich<br />
füllt. <strong>Der</strong> K<strong>und</strong>e soll nicht mitrechnen. Gerechnet wird<br />
später an der Kasse.<br />
Fragen: (1) Mit welchem Ziel lassen Supermärkte Marktforschungsinstitute<br />
für sich arbeiten? Schildere Einzelheiten. (2)<br />
Mit welchen Mitteln soll dieses Ziel erreicht werden? Schildere<br />
Einzelheiten solcher Kaufswerbetechnik. (3) Wie kann man<br />
sich verhalten, um nicht <strong>Opfer</strong> einer solchen massiven Kaufbeeinflussung<br />
zu werden?<br />
Antworten:<br />
es noch mal wiederholt, <strong>und</strong> noch einmal <strong>und</strong> noch einmal.<br />
Die neue Gewohnheit ist jetzt im Netzwerk des Gehirns<br />
fest registriert <strong>und</strong> gespeichert. Wir sind abhängig oder<br />
süchtig geworden: Kaufsüchtig.<br />
Hirn <strong>und</strong> Hand<br />
Bei der Sucht spiegelt das Sichtbare das Unsichtbare wieder<br />
<strong>und</strong> das Unsichtbare das Sichtbare. Das heißt: Die sichtbare<br />
Kaufgewohnheit spiegelt wieder, was im Gehirn registriert ist.<br />
Was im Gehirn unsichtbar registriert ist, spiegelt wieder, was<br />
in der Gewohnheit sichtbar wird. Das eine bedingt das andere.<br />
Das eine ist vom anderen ebenso untrennbar wie Himmel<br />
<strong>und</strong> Erde. Hirn <strong>und</strong> Hand bedingen einander <strong>und</strong> sind eine<br />
Einheit. Von dieser ganzheitlichen Sicht ist es gleich, ob in<br />
der Apokalypse des Johannes die Anhänger des Antichristen<br />
<strong>und</strong> des falschen Propheten ihr Malzeichen an ihre rechte Hand<br />
oder an ihre Stirn annehmen. Das Malzeichen an der Hand<br />
symbolisiert die Handlung. Diese wird im Gehirn registriert <strong>und</strong><br />
wird zur Gewohnheit. Wer das Malzeichen an der Stirn annimmt,<br />
nimmt es in <strong>seine</strong>r Gesinnung an, die registriert wird.<br />
Was im Gehirn registriert ist, manifestiert sich in Handlungs-<br />
Gewohnheiten. Daher ist es egal, wo solche ihr Malzeichen<br />
setzen: an ihrer Stirn oder an ihrer rechten Hand (Offb. 13:16).<br />
Kaufsucht <strong>und</strong> andere Süchte<br />
In unserem Gehirnzellen-Netzwerk sind ganze Gedankenautobahnen<br />
registriert <strong>und</strong> programmiert. Die Autos, die darauf<br />
fahren, sind die Gewohnheiten, in unserem Fall ist es die Kaufsucht.<br />
Verhalten <strong>und</strong> Gesinnung sind aufeinander bezogen <strong>und</strong><br />
miteinander untrennbar verb<strong>und</strong>en. Es gibt unzählige Arten<br />
von Sucht, die Abhängigkeit beinhalten: Esssucht, Drogensucht,<br />
Alkoholsucht, Rauchersucht, Streitsucht, Arbeitssucht,<br />
Nörgelsucht, Fernsehsucht, Glücksspielsucht, Ehrsucht, Gewinnsucht,<br />
Beifallssucht, <strong>und</strong> andere Süchte. Wie die Entstehung<br />
der Kaufsucht oben beschrieben wird, so geschieht<br />
es auch im Prinzip bei jeder anderen Sucht.<br />
MITTWOCH<br />
Wechselwirkung von Gehirn <strong>und</strong> Gewohnheit<br />
Manipulierung des Gehirns<br />
Die Aufmachung der Packung, die Atmosphäre, die Musik:<br />
alles soll das sonst nüchterne Denken des K<strong>und</strong>en gefangen<br />
nehmen <strong>und</strong>, wenn möglich, ausblenden. Ob wir´s wahr haben<br />
wollen oder nicht: Es erfolgt ein Angriff auf unser<br />
Gehirn, auf unser Denken, denn das ist der Sitz unserer<br />
Entscheidungen. Das Gehirn soll erobert werden. Und wir<br />
sollen dazu gebracht werden, uns zu entscheiden, das zu<br />
kaufen, was wir gar nicht eingeplant haben. Wir können<br />
das auch als „Verführung“ <strong>und</strong> „Versuchung“ bezeichnen.<br />
Entstehung von Sucht<br />
Es werden Impulse zum Gehirn gesendet: Wohlfühlimpulse,<br />
Habenwollen-Impulse. Die Kaufentscheidung wird per Impuls<br />
an das Nervennetzwerk des Gehirns gesendet. Eine neue<br />
Entscheidung wird dort registriert. Dem folgt eine neue Erfahrung:<br />
die neue Einkaufserfahrung wird registriert. Wohfühl-<br />
Impulse werden gesendet: die Stimmung ist gehoben. <strong>Der</strong><br />
Einkauf schafft Freude, Einkaufsfreude. Selbstbelohnung befriedigt<br />
fehlende Anerkennung: „Man hat ja sonst nichts vom<br />
Leben <strong>und</strong> gönnt sich mal was.“ Und weil das so gut war, wird<br />
Ausschaltung des Wächterzentrums<br />
Professionelle Einbrecher schalten zuerst die Alarmanlage<br />
eines Hauses aus, ehe sie einsteigen. Bei der Verführung<br />
wird das Zentrum unseres Lebens ausgeschaltet: das<br />
Gehirn. Verführungstechniken legen die dreifache Alarmanlage<br />
unseres Gehirnzentrums lahm: Verstand, Wille <strong>und</strong><br />
Gewissen. <strong>Der</strong> Süchtige ist der Freiheit <strong>seine</strong>s Handelns beraubt.<br />
Er ist in <strong>seine</strong>n Gewohnheiten gefangen, die in <strong>seine</strong>m<br />
Netzwerk des Gehirns einprogrammiert sind. Es ist eine Gefangenschaft<br />
in Denk- <strong>und</strong> Handlungsgewohnheiten.<br />
Vorhaltungen unangebracht<br />
Völlig fehl am Platz sind Vorhaltungen <strong>und</strong> Besserwisserei.<br />
All dies würde die Bitterkeit des Betroffenen nur noch vertiefen.<br />
Auf Vorwürfe würde er sich erst recht verteidigen <strong>und</strong> <strong>seine</strong><br />
Gewohnheiten verteidigen <strong>und</strong> sich darin versteifen. Wir<br />
würden ein solches <strong>Opfer</strong> von Versuchungen nur noch tiefer<br />
in die Fänge von Versuchung treiben. Im nächsten Abschnitt<br />
wollen wir den Ausweg aus der Sucht aufzeigen.<br />
Fragen: (1) Wie entsteht eine Sucht? (2) Welche Rolle spielen<br />
Gesinnung <strong>und</strong> Gewohnheit, Gehirn <strong>und</strong> Hand in ihrem<br />
Zusammenspiel? (3) Warum sind Vorwürfe bei einem Süchtigen<br />
fehl am Platz?<br />
39
Antworten:<br />
DONNERSTAG<br />
Gottgegebene Rettungsanker<br />
Die freie Entscheidung<br />
Die Sucht hat mit einer Entscheidung begonnen, die im Gehirn<br />
registriert worden ist. Ebenso beginnt der Ausstieg aus<br />
der Sucht mit einer Entscheidung. Die freie Entscheidung hat<br />
Gott uns gegeben. Es ist eines der Werkzeuge, von denen<br />
Gott erwartet, dass wir sie anwenden. Wären wir Roboter,<br />
hätten wir keine Entscheidungsmöglichkeit. Wir wären in einer<br />
Sucht unrettbar gefangen, ohne Möglichkeit auszusteigen.<br />
Nun aber dürfen wir uns entscheiden. Wir entscheiden uns<br />
dafür: „Ich will aus der Sucht aussteigen.“ Gott schafft das<br />
Wollen <strong>und</strong> auch das Vollbringen nach <strong>seine</strong>m Wohlgefallen<br />
(Phil. 2:13). Durch das Werben <strong>und</strong> Wirken des Heiligen Geistes<br />
macht er uns willig, willig zu sein. dann treffen wir eine<br />
solche Entscheidung. Diese neue Entscheidung wird als neue<br />
Entscheidung sofort im Gehirn als etwas Neues registriert.<br />
Das Gehirn ist keine starre, unveränderliche Stahl- <strong>und</strong><br />
Betonkonstruktion, sondern eine veränderbare Größe,<br />
sonst wäre eine Erneuerung der Gesinnung nicht möglich<br />
(vgl. Römer 12:2).<br />
Die Verheißung<br />
Ein weiterer Anker aus Gottes Hand ist die Verheißung: „Wen<br />
der Sohn frei macht, den macht er recht frei.“ (Joh. 8:36).<br />
Unser Blick auf die Verheißung wird im Gehirn registriert. „Wen<br />
der Sohn frei macht, den macht er recht frei“, ist kein Satz als<br />
Buchstabenbeziehung. Es kommt auf den an, der dahinter<br />
steht: <strong>Der</strong> Sohn Gottes, der Retter aus dem Suchtverhalten in<br />
Sünde. Das schafft eine neue Beziehung. Das Gehirn registriert<br />
diese neue Beziehung als neue Erfahrung. Diese neue<br />
Erfahrung nimmt die Stelle der bisherigen Suchterfahrung ein.<br />
Das suchtprogrammierte Gehirn wird neu programmiert, wird<br />
erneuert. Mit unsichtbaren Händen programmiert Christus, der<br />
Schöpfer, eine neue Gesinnung in uns, schafft sie neu: „Und<br />
ich will euch ein neues Herz <strong>und</strong> einen neuen Geist in euch<br />
geben <strong>und</strong> will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen<br />
<strong>und</strong> will euch ein fleischernes Herz geben. Und<br />
ich will meinen Geist in euch geben <strong>und</strong> will solche Leute<br />
aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln <strong>und</strong><br />
meine Rechte halten <strong>und</strong> danach tun.“ (Hes. 36:26-27, LB<br />
1984)<br />
So entsteht eine neue Erfahrung <strong>und</strong> eine neue Gewohnheit,<br />
die Gott wohlgefällig ist.<br />
<strong>Der</strong> Glaube<br />
Ein dritter Anker aus Gottes Hand bei der Rekonstruktion unserer<br />
Gesinnung <strong>und</strong> Ausstieg aus einer Sucht ist der Glaube.<br />
Christus ist der Anfänger <strong>und</strong> Vollender des Glaubens (Heb.<br />
12:2). Zudem ist es das Werk Gottes, das wir glauben (Joh.<br />
6:29). Mit Hilfe dieses Glaubens ergreifen wir die Verheißung<br />
<strong>und</strong> nehmen sie als Gottes Verheißungswort in Anspruch. Es<br />
entstehen <strong>und</strong> verfestigen sich das Vertrauen <strong>und</strong> der Glaube<br />
an Christus. Eine neue Erfahrung bahnt sich an. Statt der alten<br />
Suchterfahrung bahnt sich eine Glaubenserfahrung mit<br />
Christus an. Diese neue Erfahrung wird im Gehirn registriert.<br />
Das Gehirn mit <strong>seine</strong>n Milliarden Gehirnzellen ist keine<br />
unveränderliche Betonkonstruktion. Wir haben keinen<br />
„Betonkopf“! Vielmehr ist das Gehirn eine stets veränderbare<br />
Größe. Wäre dies nicht so, dann hätten Johannes<br />
der Täufer, Christus <strong>und</strong> die Apostel die frohe Botschaft<br />
von der Änderung der Gesinnung nicht verkündigen können<br />
(Mt. 3:2: 4:17; Apg. 2:38; 3:19; Römer 12:2). Die Aufforderung<br />
„Buße zu tun“ beinhaltet die vom Heiligen Geist gewirkte<br />
Änderung der Gesinnung >metanoia
erneuert werden. Dies setzt tägliche, erneuerte Hingabe<br />
an Christus voraus, sonst kann es zu einem Rückfall in<br />
alte Süchte kommen.<br />
Fragen: (1) Welche vier Rettungsanker befreien aus einer<br />
Suchtgewohnheit? (2) Warum würden die drei Rettungsanker<br />
ohne das letzte nicht ausreichen, um aus Suchtverhalten zu<br />
befreien? (3) Welcher Schritt nach Römer 12:1-2 ist notwendig,<br />
um nicht wieder rückfällig zu werden?<br />
FREITAG: Zusammenfassung<br />
(1) Anhand von Werbemaßnahmen der Marktforschungsinstitute<br />
wurde aufgezeigt, dass diese Kaufverführungstechniken<br />
dazu angelegt sind, am Gefühl anzuknüpfen <strong>und</strong> dabei<br />
Verstand, Wille <strong>und</strong> warnendes Gewissen zu beschwichtigen,<br />
in den Hintergr<strong>und</strong> treten zu lassen, oder ganz auszuschalten,<br />
um uns zum Kauf dessen zu verführen, was wir eigentlich<br />
gar nicht zu kaufen beabsichtigt haben. Dieses Verführungsprinzip<br />
tritt bei allen Arten der Sucht auf.<br />
(2) Kaufsucht <strong>und</strong> jede andere Sucht entsteht durch eine<br />
neue Entscheidung, die im Gehirn registriert wird. Damit ist<br />
eine neue Erfahrung verb<strong>und</strong>en, die ebenfalls im Gehirn registriert<br />
<strong>und</strong> einprogrammiert wird. Die neue Erfahrung besteht<br />
in einem Hochgefühl (Euphorie), die auf Wiederholung drängt.<br />
Ein neue Abhängigkeit oder Sucht ist entstanden.<br />
(3) Die sichtbare Suchtgewohnheit ist ein Spiegelbild der<br />
neu erfolgten Einprogrammierung im Netzwerk der Gehirnzellen.<br />
Anders herum ist die unsichtbare Einprogrammierung im<br />
Gehirn ein Spiegelbild der sichtbaren Suchtgewohnheit. Das<br />
Sichtbare <strong>und</strong> das Unsichtbare sind untrennbar verb<strong>und</strong>en wie<br />
Himmel <strong>und</strong> Erde, Hirn <strong>und</strong> Hand.<br />
(4) Das Gehirn ist keine fest gefügte Betonkonstruktion,<br />
die einer Veränderung unfähig wäre. Weil das Gehirn aber<br />
eine veränderbare Größe ist, deshalb haben Johannes der<br />
Täufer, Christus <strong>und</strong> die Apostel die Veränderung der Gesinnung<br />
als ein Werk Gottes an uns verkündigt (Römer 12:1-2).<br />
(5) Aufgr<strong>und</strong> der Veränderbarkeit des Gehirns ist denn auch<br />
der Ausstieg aus der Sucht möglich. Gott schenkt uns hierzu<br />
Rettungsanker. Unser Teil besteht darin, sie anzunehmen:<br />
Verheißung, Glaube, Hoffnung <strong>und</strong> Kraft. Nehmen wir diese<br />
Anker an, so wird eine neue Verheißungserfahrung, eine neue<br />
Glaubenserfahrung, eine neue Hoffnungserfahrung <strong>und</strong> eine<br />
neue Krafterfahrung auf dem Wege von Impulsen zum Gehirn<br />
geleitet, dort registriert <strong>und</strong> neu programmiert. Unsere Gesinnung<br />
wird unter den unsichtbaren Händen Christi neu gestaltet<br />
<strong>und</strong> erneuert. Als Folge dieser erneuerten Gesinnung entstehen<br />
entsprechende neue Gewohnheiten, die Gott wohlgefällig<br />
sind. <strong>Der</strong> neue Lebensstil ist Folge einer neuen, veränderten<br />
Gesinnung.<br />
(6) Diese erneuerte Gesinnung mit den neuen Gewohnheiten<br />
bedarf täglicher Hingabe an Christus. Täglich aufs Neue<br />
muss die Gesinnung erneuert werden, denn wir leben in einer<br />
Welt der Sünde, der Verführung <strong>und</strong> Versuchung <strong>und</strong> werden<br />
täglich erneut angefochten. Ohne eine tägliche Erneuerung<br />
der Gesinnung <strong>und</strong> ohne tägliche Hingabe an Christus, fallen<br />
wir bald in alte Suchtgewohnheiten zurück.<br />
Sabbatanfang:<br />
20.04 Uhr<br />
41
<strong>Lektion</strong> 10 5. September - 11. September <strong>2010</strong><br />
Alkoholsucht<br />
Schriftabschnitte: 1. Mose 3:6; Spr. 23:29-35; 3.Mose<br />
Kap. 10; 3.Mose 9:23-24; 3.Mose 8:31; 5. Mose 33:8.10;<br />
Mal.2:7; 1. Pt. 2:9.<br />
Merkvers: „Sieh den Wein nicht an, wie er so rot ist<br />
<strong>und</strong> im Glase so schön steht: Er geht glatt ein, aber danach<br />
beißt er wie eine Schlange <strong>und</strong> sticht wie eine Otter. Da<br />
werden deine Augen seltsame Dinge sehen, <strong>und</strong> dein Herz<br />
wird Verkehrtes reden, <strong>und</strong> du wirst sein wie einer, der<br />
auf hoher See sich schlafen legt, <strong>und</strong> wie einer der oben<br />
im Mastkorb liegt.“ (Spr. 23:31-34, LB 1984)<br />
SONNTAG<br />
Vertiefung der vorigen <strong>Lektion</strong><br />
Entstehung <strong>und</strong> Wesen der Sucht<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurden Wesen <strong>und</strong> Entstehung der<br />
Sucht anhand der Kaufverführung in Spitzen-Supermärkten<br />
betrachtet. Das dabei auftretende Verführungsprinzip, aus dem<br />
ein Suchtverhalten entstehen kann, ist bei allen anderen Süchten,<br />
die namentlich genannt werden können, gleich.<br />
Verführung knüpft beim Auge an. Schon bei Eva hatte das<br />
Ansehen der Frucht zur verlockenden Begehrlichkeit geführt.<br />
<strong>Der</strong> Apostel Jakobus schildert den Werdegang von Verführung<br />
<strong>und</strong> Versuchung so: „Sondern ein jeder, der versucht<br />
wird, wird von <strong>seine</strong>n eigenen Begierden gereizt <strong>und</strong> gelockt.<br />
Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert<br />
sie die Sünde, die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, den<br />
Tod.“ (Jak. 1:14-15, LB 1984)<br />
Das Beispiel Achans<br />
Begierde <strong>und</strong> Gegenstand des Begehrens vereinen sich wie<br />
ein Ehepaar <strong>und</strong> gebären die Sünde. Sie ist das Kind von<br />
Begierde <strong>und</strong> Gegenstand des Begehrens. Dieser Werdegang<br />
wird aus den eigenen Worten Achans deutlich: „Ich sah unter<br />
der Beute einen babylonischen Mantel <strong>und</strong> zweih<strong>und</strong>ert<br />
Lot Silber <strong>und</strong> eine Stange von Gold, fünfzig Lot<br />
schwer, <strong>und</strong> danach gelüstete mich <strong>und</strong> ich nahm es. Und<br />
siehe, es ist verscharrt in der Erde in meinem Zelt <strong>und</strong><br />
das Silber darunter.“ (Josua 7:21, LB 1984) Betonung meine.<br />
Sehen, gelüsten, nehmen <strong>und</strong> verscharren, um aus diesem<br />
Reichtum eine gesicherte Zukunft zu gewährleisten. Achan<br />
ist fest verwurzelt in Tat <strong>und</strong> Gesinnung. Er hat sich abhängig<br />
oder süchtig gemacht in <strong>seine</strong>m ganzen Denken <strong>und</strong> Handeln.<br />
Er mag sich einen Weinberg kaufen, Angestellte für sich<br />
arbeiten lassen <strong>und</strong> gute Tage leben wollen. Das alles lässt<br />
sich fein säuberlich im Gehirn ausmalen. Achan ist <strong>und</strong> bleibt<br />
in Gesinnung <strong>und</strong> Vorhaben ein Gefangener <strong>seine</strong>r Tat <strong>und</strong><br />
<strong>seine</strong>r Gesinnung. Er will <strong>seine</strong> Zukunft absichern durch Sünde.<br />
Die hatte darin bestanden, sich an etwas zu vergreifen,<br />
das Gott verboten hatte (Josua 7:1).<br />
Achan verscharrte sein Diebesgut nicht nur in der Erde, sondern<br />
auch in <strong>seine</strong>n Gedanken. Auf Geheiß Gottes ließ Josua<br />
alle Stämme antreten, um aufgr<strong>und</strong> des Loses zu ergründen,<br />
welcher Stamm betroffen sei. Als der Stamm Juda getroffen<br />
war, wurden alle Geschlechter dieses Stammes geprüft. Da<br />
traf es das Geschlecht der Serachiter. In diesem Geschlecht<br />
wurde Sabdi vom Los getroffen. Dessen Familie wurde Mann<br />
für Mann mit dem Los konfrontiert, bis es Achan traf.<br />
Hatte er, geblendet durch <strong>seine</strong>n unlauter erworbenen Reichtum,<br />
gehofft, das Los würde an ihm vorübergehen, so dass er<br />
ungeschoren davonkäme? Aber das Los traf ihn. Nachdem<br />
nun bewiesen war, dass er der Täter war, durch dessen Sünde<br />
das Unglück über Israel gekommen war, bekannte er <strong>seine</strong><br />
Sünde. Viele Übeltäter bekennen nur das, was ihnen<br />
ohnehin nachgewiesen worden ist. Viele werden am Jüngsten<br />
Tag ihre Sünden bekennen, aber dann ist es zu spät. Die<br />
Gnadenzeit ist abgelaufen. Als Gott die Arche Noahs abgeschlossen<br />
hatte, viele Einlass begehrten <strong>und</strong> ihre Sünden<br />
bekannten, war es zu spät. Achan hatte vorher Gelegenheit<br />
gehabt, zu bereuen <strong>und</strong> sich von <strong>seine</strong>r Schuld reinigen zu<br />
lassen. Aber er ließ sich ganz <strong>und</strong> gar von <strong>seine</strong>r Sucht gefangen<br />
nehmen.<br />
Die Rettungsanker aus Sucht<br />
Jede Sucht, das haben wir in der vergangenen <strong>Lektion</strong> aufgezeigt,<br />
kann überw<strong>und</strong>en werden durch Rettungsanker, die Gott<br />
uns gegeben hat: (1) Die Entscheidung, die Befreiung in Christus<br />
anzunehmen. (2) <strong>Der</strong> Glaube <strong>und</strong> das Vertrauen in die<br />
Verheißung Gottes frei werden zu können. (3) Die Hoffnung,<br />
dass alles neu anfangen wird. (4) Die Kraft Christi, die aus<br />
dem Sumpf der Sucht befreit <strong>und</strong> herauszieht. All dies wird<br />
nacheinander im Gehirn registriert, das Gott so geschaffen<br />
hat, dass es zum Bösen oder zum Guten veränderbar ist: was<br />
eine böse oder gute Gesinnung beinhalten kann. Wie haben<br />
am Beispiel der Kaufsucht aufgezeigt, wie Sucht entsteht <strong>und</strong><br />
wie diese vier Rettungsanker von Sucht befreien - gleich welcher<br />
Art. Es wurde auf die Notwendigkeit täglicher Erneuerung<br />
der Gesinnung verwiesen. Dies geschieht in ganzer Hingabe<br />
an Christus, der unsere Gesinnung, die täglich angefochten<br />
wird, durch den Heiligen Geist jeden Tag erneuert.<br />
Fragen: (1) Warum ist das Verhalten Achans Beispiel einer<br />
Sucht? (2) Warum <strong>und</strong> wodurch war er verblendet? (3) Warum<br />
kam sein Sündenbekenntnis zu spät? (4) Durch welche<br />
vier Rettungsanker kann Gott uns in Christo Jesu von jeder<br />
Sucht befreien?<br />
Antworten:<br />
42
In dieser <strong>Lektion</strong> befassen wir <strong>und</strong> mit der Versuchung <strong>und</strong><br />
Sucht, die durch Alkohol entstehen kann.<br />
MONTAG<br />
Augenlust<br />
Bei Eva<br />
Ein Aspekt der Versuchung zur Begehrlichkeit liegt in den<br />
Worten, die sich auf Eva beziehen <strong>und</strong> sie veranlassten, von<br />
der verbotenen Frucht zu essen: „Und die Frau sah, dass<br />
von dem Baum gut zu essen wäre <strong>und</strong> dass er eine Lust<br />
für die Augen wäre <strong>und</strong> verlockend, weil er klug machte.<br />
Und sie nahm von der Frucht <strong>und</strong> aß <strong>und</strong> gab ihrem Mann,<br />
der bei ihr war, auch davon, <strong>und</strong> er aß.“ (1. Mose 3:6, LB<br />
1984)<br />
Die Augen spielen bei Begehrlichkeiten eine besondere Rolle.<br />
Das besagt auch der geflügelte Ausspruch: „Die Augen sind<br />
größer als der Magen.“<br />
Beim Wein<br />
Salomo erwähnt die Augenlust beim Anblick eines roten, prickelnden<br />
Weinglases: „Sieh den Wein nicht an, wie er so<br />
rot ist, <strong>und</strong> im Glase so schön steht. Er geht glatt ein,<br />
danach aber beißt er wie eine Schlange <strong>und</strong> sticht wie eine<br />
Otter. Dann werden deine Augen seltsame Dinge sehen,<br />
<strong>und</strong> dein Herz wird Verkehrtes reden, <strong>und</strong> du wirst sein<br />
wie einer, der auf hoher See sich schlafen legt, <strong>und</strong> wie<br />
einer, der oben im Mastkorb liegt.“ (Sprüche 23:31-34, LB<br />
1984)<br />
Fragen: (1) Welches Erlebnis schien Eva so verlockend zu<br />
sein? (2) Welche Rolle spielt das Auge? (3) Wie beschreibt<br />
Salomo die Rolle des Auges im Anblick des Weinglases? (4)<br />
Wie wird der Zustand danach beschrieben?<br />
Antworten:<br />
DIENSTAG<br />
Verführung Nadabs <strong>und</strong> Abihus<br />
Feuer ist Feuer<br />
Nadab <strong>und</strong> Abihu, die beiden Söhne Aarons, schickten sich<br />
an, ihren Räucherdienst im Heiligtum anzutreten (3. Mose<br />
10:1a).<br />
Wie aus dem ganzen Abschnitts rekonstruiert werden kann<br />
(Verse 1-10), haben Nadab <strong>und</strong> Abihu zum Weinglas gegriffen,<br />
ehe sie ihre Räucherpfannen mit „fremdem Feuer“ füllten,<br />
denn Gottes Gericht trifft sie hinterher wegen wissentlicher<br />
Sünde (Verse 2-7). Danach erfolgt ein strenges Alkoholverbot<br />
beim Dienst an der Stiftshütte (Verse 8-10). <strong>Der</strong> Wein<br />
versetzt sie <strong>seine</strong>r Wirkung zufolge in eine gehobene, leichtfertige<br />
Stimmung. Vieles ist da einerlei. Feuer ist Feuer!<br />
ging aus von dem HERRN <strong>und</strong> verzehrte das Brandopfer<br />
<strong>und</strong> das Fett auf dem Altar.“ (3. Mose 9:24, LB 1984).<br />
Dieses heilige Feuer war für das Räucherwerk vorgesehen.<br />
Draußen vor dem Heiligtum hatten die Priester eine Kochstelle,<br />
wo sie das Fleisch, das ihnen von den <strong>Opfer</strong>teilen zustand<br />
(4. Mose 18:18-19), auf einem Feuer zu kochen pflegten. So<br />
hatte Gott Mose <strong>und</strong> Aron angewiesen: „Kocht das Fleisch<br />
vor der Tür der Stiftshütte <strong>und</strong> esst es daselbst.“ (3. Mose<br />
8:31, LB 1984)<br />
Nadab <strong>und</strong> Abihu nahmen gewöhnliches Feuer von dieser<br />
Kochstelle.<br />
Fremdes Feuer<br />
Mit diesem „fremden Feuer“ wollten sie an dem Feuer des<br />
HERRN, das auf dem Brandopferaltar im Vorhof brannte, vorübergehen,<br />
um in der Abteilung des Heiligen ihren priesterlichen<br />
Räucherdienst auszuführen. Sie ignorierten schlichtweg<br />
das Feuer des HERRN, so als existiere es gar nicht. Dabei<br />
wussten sie aus den <strong>Opfer</strong>vorschriften des Räucherdienstes:<br />
„Und Aaron soll darauf verbrennen (auf dem Brandopferaltar<br />
in der Abteilung des Heiligen) gutes Räucherwerk<br />
jeden Morgen, wenn er die Lampen zurichtet. Desgleichen<br />
wenn er die Lampen anzündet gegen Abend, soll er solches<br />
Räucherwerk auch verbrennen. Das soll das tägliche<br />
Räucheropfer sein vor dem HERRN bei euren Nachkommen.<br />
Ihr sollt kein fremdes Räucherwerk darauf tun,<br />
auch kein Brandopfer, Speisopfer oder Trankopfer darauf<br />
opfern.“ (2. Mose 30:7-9, LB 1984) Betonung meine.<br />
Als sie infolge alkoholischer Benebelung diese ausdrücklichen<br />
Anweisungen missachteten, traf sie das Gericht Gottes <strong>und</strong><br />
streckte sie nieder (Vers 2). Wer das Weinglas an die Lippen<br />
setzt <strong>und</strong> trinkt, ist für sämtliche Folgen, die sich<br />
daraus ergeben, voll <strong>und</strong> ganz <strong>und</strong> ungeschmälert verantwortlich.<br />
Alkoholverbot beim Heiligtumsdienst<br />
<strong>Der</strong> HERR schärfte Aaron aus diesem Anlass ein: „Du <strong>und</strong><br />
deine Söhne, ihr sollt weder Wein noch starkes Getränk<br />
trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht, damit ihr nicht<br />
sterbt. Das sei eine ewige Ordnung für alle eure Nachkommen.<br />
Ihr sollt unterscheiden, was heilig <strong>und</strong> unheilig,<br />
was rein <strong>und</strong> unrein ist. Und Israel lehren alle Ordnungen,<br />
die der HERR ihnen durch Mose verkündigt hat.“ (3. Mose<br />
10:9-11, LB 1984).<br />
Es sei an dieser Stelle noch vermerkt: Das Alkoholverbot für<br />
Priester ist nicht nur auf den Heiligtumsdienst beschränkt. Es<br />
wird ausgeweitet auf ihr Lehramt, das sie im Volk innehaben.<br />
Es ist also ein allgemeines Alkoholverbot, das mit Priesterdienst<br />
<strong>und</strong> Lehrfunktion ihren gesamten Dienst betrifft. Weitere<br />
Einzelheiten siehe zu Donnerstag.<br />
Fragen: (1) Welche Handlung war für den Räucherdienst vorgesehen?<br />
(2) Woraus geht hervor, dass Nadab <strong>und</strong> Abihu vor<br />
ihrem Räucherdienst Wein getrunken haben? (3) Wozu führte<br />
ihr Weingenuss? (4) Welchen Umfang hatte das Alkoholverbot<br />
für Priester?<br />
Antworten:<br />
Feuer von Kochstelle<br />
Eigentlich hätten sie Feuer vom Brandopferaltar nehmen sollen,<br />
das der HERR selbst entzündet hatte: „Und das Feuer<br />
43
MITTWOCH<br />
<strong>Der</strong> Verstand<br />
Ausgeschaltet <strong>und</strong> entthront<br />
Anhand des Beispiels von Nadab <strong>und</strong> Abihu wird deutlich,<br />
wie der Wein wirkt. <strong>Der</strong> Verstand als Instrument <strong>und</strong><br />
Sitz des Urteilens wird benebelt <strong>und</strong> damit ausgeschaltet<br />
<strong>und</strong> entthront. Tor <strong>und</strong> Tür für Versuchung <strong>und</strong> <strong>Versucher</strong><br />
stehen weit offen. Eine Unterscheidung zwischen heilig <strong>und</strong><br />
unheilig, zwischen dem heiligen Feuer des HERRN <strong>und</strong> dem<br />
gewöhnlichen Feuer von ihrer Kochstelle, wird nicht getroffen.<br />
In nüchternem Zustand weiß der Priester diesen Unterschied<br />
zu treffen. Weingenuss aber nimmt alles auf die leichte<br />
Schulter.<br />
Die beiden Priester werfen alles in einen Topf, das Heilige<br />
<strong>und</strong> das Gewöhnliche, das Feuer des HERRN vom Brandopferaltar,<br />
<strong>und</strong> das Feuer von der Kochstelle außerhalb des Heiligtums,<br />
wo ihre Nahrung jeden Tag gekocht wird.<br />
Zweckentfremdung von Feuer<br />
Feuer ist eben nicht Feuer. Da ist der Unterschied zwischen<br />
dem „Feuer des HERRN“ auf dem Brandopferaltar im Vorhof<br />
einerseits, <strong>und</strong> dem Feuer außerhalb des Heiligtums zum alltäglichen<br />
Kochen, andererseits. Dieses Kochstellenfeuer<br />
erfüllt im Alltag <strong>seine</strong>n Zweck als Feuer zum Kochen von<br />
Fleischgerichten <strong>und</strong> Suppen. Es ist aber nicht für den<br />
Räucherdienst im Heiligtum vorgesehen. Nadab <strong>und</strong> Abihu<br />
haben das gewöhnliche Feuer zweckentfremdet. Daher<br />
wird es als „fremdes Feuer“ oder auch „fremdes Räucherwerk“<br />
bezeichnet (2. Mose 30:9; 3. Mose 10:1). Das<br />
zweckgeb<strong>und</strong>ene Feuer des HERRN haben sie missachtet.<br />
<strong>Der</strong> Bericht vermerkt: „Aber danach schlug ihm das Herz,<br />
dass er den Zipfel vom Rock Sauls abgeschnitten hatte.“<br />
(1. Samuel 24:6, LB 1984)<br />
„Herz“ ist die Umschreibung für das Gewissen. Während David<br />
den Rockzipfel Sauls abschneidet, schlägt das Gewissen<br />
Davids aus wie die Nadel eines Seismographen, der Erderschütterungen<br />
misst <strong>und</strong> vor beginnenden Erdbeben warnt.<br />
David, der sich in einem nüchternen Zustand befindet, wird<br />
durch sein Gewissen gewarnt, auf gar keinen Fall das Schwert<br />
gegen Saul zu erheben, denn Saul als der König ist der Gesalbte<br />
des HERRN.<br />
Taktik des <strong>Versucher</strong>s<br />
Die Taktik des <strong>Versucher</strong>s ist erkennbar. Wein ist ein Mittel<br />
der Versuchung deshalb, weil erstens, der Verstand ausgeschaltet<br />
wird, der Unterschiede zwischen dem trifft, was Sünde<br />
ist <strong>und</strong> was nicht. Zweitens, auch das Gewissen, die Alarmglocke,<br />
wird ausgeschaltet, die im nüchternen Zustand immer<br />
dann schrillt, wenn Gläubige Gefahr laufen, zur Sünde verführt<br />
zu werden. Mit dem ausgeschalteten Verstand <strong>und</strong> dem<br />
abgestellten Gewissen hat der <strong>Versucher</strong>, die alte Schlange,<br />
leichtes Spiel, ihre <strong>Opfer</strong> zur Sünde zu verführen. Was mit<br />
heiterem Höhenflug der Gefühle beginnt, endet mit bitterem<br />
Erwachen. Vom Wein schrieb Salomo: „Er geht glatt ein, aber<br />
danach beißt er wie eine Schlange <strong>und</strong> sticht wie eine Otter.“<br />
(Sprüche 23:31-32, LB 1984)<br />
Fragen: (1) was geschieht mit Verstand, Willen <strong>und</strong> Gewissen<br />
im Weindusel? (2) Welche Folgen hat dies im Hinblick<br />
auf Versuchungen? (3) Wie verhält sich Davids Gewissen in<br />
der Höhle von En-Gedi?<br />
Antworten:<br />
Benebelung der Gehirnzentrale<br />
Bei Nüchternheit wären Nadab <strong>und</strong> Abihu in der Lage gewesen,<br />
eine solche Unterscheidung zu treffen. Schon beim Gedanken,<br />
Feuer aus ihrer Kochstelle für die Räucherpfanne zu<br />
nehmen, hätte ihr Gewissen sofort Alarm geschlagen. Vernunft,<br />
Wille <strong>und</strong> Gewissen werden vernebelt <strong>und</strong> verfehlen<br />
den Gott wohlgefälligen Weg. Mit Vernebelung der Gehirnzentrale<br />
stehen die Türen für die Versuchung weit offen.<br />
Niemand wird beim Parken <strong>seine</strong>s Autos die Wagentüren weit<br />
offenlassen, die Alarmanlage ausschalten, den Zündschlüssel<br />
stecken lassen <strong>und</strong> dann <strong>seine</strong>s Weges gehen. Diebe<br />
werden offen eingeladen, einzusteigen <strong>und</strong> loszufahren. Alkoholdusel<br />
lädt den <strong>Versucher</strong> ein, den Schlüssel des Gehirns,<br />
das die Schaltzentrale ist, in die Hand zu nehmen <strong>und</strong> sich<br />
der Gedanken- <strong>und</strong> Handlungsgewohnheiten zu bemächtigen.<br />
Davids Gewissen<br />
Wie das Gewissen im nüchternen Zustand Alarm schlägt, geht<br />
aus der Begebenheit hervor, in der David das Leben Sauls<br />
verschont. Saul war hinter David her, ihn umzubringen. Als<br />
David sich mit <strong>seine</strong>n Männern hinten in der Höhle von En-<br />
Gedi versteckt hatte, geschah es, dass Saul <strong>seine</strong> Notdurft zu<br />
verrichten suchte, in die Höhle kam, <strong>und</strong> sich setzte. Davids<br />
Männer rieten David, diese goldene Gelegenheit am Schopf<br />
zu packen <strong>und</strong> Saul umzubringen. David schlich sich leise an<br />
den wehrlosen Saul heran <strong>und</strong> schnitt unbemerkt einen Zipfel<br />
vom Rock Sauls ab.<br />
DONNERSTAG<br />
Alkoholverbot für Priester notwendig<br />
Ihr Lehrauftrag am Volk<br />
Das Alkoholverbot für Priester bezog sich auf ihren Heiligtumsdienst,<br />
aber darüber hinaus auch auf ihre Lehrtätigkeit im Volk.<br />
Priester hatten nicht nur die Aufgabe, am Heiligtum zu dienen,<br />
sondern auch als Lehrer des Volkes aufzutreten <strong>und</strong> das<br />
Volk im Gesetz zu unterrichten: „Ihr sollt weder Wein noch<br />
starkes Getränk trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht,<br />
damit ihr nicht sterbt. Das sei eine ewige Ordnung für alle<br />
eure Nachkommen. Ihr sollt unterscheiden, was heilig <strong>und</strong><br />
unheilig, was rein <strong>und</strong> unrein ist, <strong>und</strong> Israel lehren alle<br />
Ordnungen, die der HERR ihnen durch Mose verordnet<br />
hat.“ (3. Mose 10:9-11, LB 1984) Betonung meine.<br />
44
Allumfassender Aufgabenbereich<br />
Alles, was der HERR Mose offenbart hatte, war Inhalt der<br />
Unterweisung am Volk. Dies setzt eine tiefe Kenntnis des Offenbarungsgutes<br />
voraus: Gottes Heilstaten in Schöpfung <strong>und</strong><br />
Geschichte. Zudem mussten sie beherrschen, wie sie ihre in<br />
alle Einzelheiten gehenden <strong>Opfer</strong>handlungen durchzuführen<br />
hatten. Außerdem waren die <strong>Opfer</strong>nden zu unterweisen, wie<br />
sie ihre <strong>Opfer</strong> darzubringen hatten. Die Aufgabe der Priester<br />
war allumfassend <strong>und</strong> erforderte absolute Nüchternheit. Würde<br />
Weingenuss ihren Verstand benebeln <strong>und</strong> ihr Gewissen<br />
ausschalten, wären sie für eine solche Aufgabe untauglich<br />
gewesen. Gerade bei ihnen wurden diesbezüglich hohe Anforderungen<br />
gestellt. Die levitischen Priester hatten mit den<br />
Richtern Streitfälle zu richten. Sie mussten das Urteil fällen<br />
<strong>und</strong> die streitenden Parteien nach dem Gesetz Moses belehren<br />
(5. Mose 17:8-13). Dies setzt absolute Nüchternheit voraus.<br />
Weingenuss würde ihr Urteils- <strong>und</strong> Lehrvermögen vernebeln.<br />
Ferner haben sie bei Aussatz <strong>und</strong> anderen Krankheiten Diagnosen<br />
zu stellen <strong>und</strong> die Patienten, die zu ihnen kommen, zu<br />
belehren, wie sie sich zu verhalten haben (5. Mose 24:8).<br />
Weingenuss würde ihre Diagnose sowie ihre Belehrung in<br />
Frage stellen. <strong>Der</strong> Prophet Jesaja klagt: „Priester <strong>und</strong> Propheten<br />
sind toll von starkem Getränk, sie sind vom Wein<br />
verwirrt. Sie taumeln von starkem Getränk, sie sind toll<br />
beim Weissagen <strong>und</strong> wanken beim Rechtsprechen.“ (Jes.<br />
28:7, LB 1984)<br />
<strong>Der</strong> Prophet Maleachi erinnert die Priester an ihren verantwortlichen<br />
Dienst: „Des Priesters Lippen sollen die Lehre<br />
bewahren, dass man aus <strong>seine</strong>m M<strong>und</strong>e Weisung suche;<br />
denn er ist ein Bote des HERRN Zebaoth.“ (Maleachi 2:7,<br />
LB 1984) Dies erfordert strikte Nüchternheit <strong>und</strong> Alkoholabstinenz.<br />
Diese Anforderung wird im Neuen B<strong>und</strong> übernommen <strong>und</strong> auf<br />
Diakone, Älteste <strong>und</strong> Bischöfe direkt übertragen (1. Tim. 3:1.8).<br />
Vom Blickpunkt des allgemeinen Priestertums, das bezeichnet<br />
wird als „das auserwählte Geschlecht“, als „königliche<br />
Priesterschaft“, als „heiliges Volk“, als „Volk des Eigentums“,<br />
welches die „die Wohltaten dessen verkündigen,<br />
der euch berufen hat von der Finsternis zu einem w<strong>und</strong>erbaren<br />
Licht“ (1. Pt. 2:9), wird zur Ausübung eines solchen<br />
hohen Dienstes absolute Nüchternheit in völliger Alkoholabstinenz<br />
vorausgesetzt.<br />
Fragen: (1) Welche doppelte Aufgabe hatten die Priester? (2)<br />
Warum ist in ihrer Aufgabe absolute Nüchternheit erforderlich<br />
gewesen? (3) Was beklagt der Prophet Jesaja? (4) Inwiefern<br />
ist dieses Nüchternheitsprinzip (a), auf die Ämter der Gemeinde<br />
Christi <strong>und</strong> (b), auf die ganze Gemeinde selbst übertragbar?<br />
Antworten:<br />
FREITAG: Zusammenfassung<br />
(1) Die Augenlust in ihrer Begehrlichkeit leitete die Sünde<br />
Evas ein. Vor dem gleichen Prinzip der Verführung warnt auch<br />
Salomo in <strong>seine</strong>n Sprüchen, den Wein nicht anzusehen, denn<br />
Sehen führt zum Trinken mit allen Folgen, die sich daraus ergeben<br />
(Spr. 23: 29-35).<br />
(2) Wein <strong>und</strong> Alkohol in jeder Form greifen das Zentrum<br />
unseres Seins an, das Gehirn, von dem aus leibliches <strong>und</strong><br />
geistliches Leben gesteuert wird. Vernebelt <strong>und</strong> außer Kraft<br />
gesetzt werden Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen. <strong>Der</strong> Verstand<br />
ist Zentrum ges<strong>und</strong>en Urteilens. <strong>Der</strong> Wille trifft eine Entscheidung,<br />
die vom ges<strong>und</strong>en Urteil bestimmt ist. Das Gewissen<br />
ist die Alarmanlage, wodurch der Heilige vor Handlungen warnt,<br />
die unser geistliches Leben <strong>und</strong> unsere Beziehung zu Christus<br />
beschädigen. Ist dieses Zentrum ausgeschaltet, hat der<br />
<strong>Versucher</strong> leichtes Spiel, uns in Versuchungen hineinzuziehen.<br />
Zugangsbrücke zur Versuchung ist Alkohol, welcher die<br />
Abwehrzentrale lähmt.<br />
(3) Noah hatte gewiss unmäßig getrunken, denn er hatte<br />
sich betrunken <strong>und</strong> sich in <strong>seine</strong>m Weindusel ausgezogen<br />
<strong>und</strong> lag nackt in <strong>seine</strong>m Zelt (1. Mose 20-21). Nun könnte<br />
jemand sagen, man könne doch Wein <strong>und</strong> Alkohol mäßig trinken,<br />
obwohl auch Noah mit dem ersten Glas auch mäßig begonnen<br />
hatte.<br />
(4) Die Schrift warnt aber durch ein anderes Beispiel auch<br />
vor mäßigem Wein- <strong>und</strong> Alkoholgenuss. Nadab <strong>und</strong> Abihu<br />
waren nicht so sehr betrunken, dass sie in dem Zustand angetroffen<br />
wurden, wie es bei Noah der Fall war. Sie hatten in<br />
mäßiger Form Wein getrunken <strong>und</strong> schickten sich an, ihren<br />
Räucherdienst im Heiligtum auszuführen. Ihr Verstand, Wille<br />
<strong>und</strong> Gewissen waren selbst bei mäßigem Weingenuss bereits<br />
so sehr vernebelt, dass sie ein verkehrtes Urteil fällten: Feuer<br />
ist Feuer. Ihre Räucherpfannen füllten sie mit gewöhnlichem<br />
Feuer von der Kochstelle außerhalb des Heiligtums, wo sie<br />
sonst „Suppe“ kochten. Ihr Wille war vernebelt, denn sie entschieden<br />
sich dafür, mit diesem fremden Feuer ihren Räucherdienst<br />
auszuführen. Eigentlich war vorgesehen, dafür das<br />
Feuer des HERRN vom Brandopferaltar zu nehmen (3. Mose<br />
10:1-11; 9:24; 8:31).<br />
(5) Ihr Gewissen war durch ihren mäßigen Weingenuss<br />
auch benebelt, so dass diese Alarmanlage ausgeschaltet war<br />
<strong>und</strong> die warnende Stimme des Geistes Gottes sie infolge<br />
Weinbenebelung nicht erreichte. Mit ihrem fremden Feuer gingen<br />
sie an dem Feuer des HERRN im Vorhof vorüber, um in<br />
der Abteilung des Heiligen zu räuchern. Das Gottesurteil traf<br />
sie sofort. Dieses Beispiel warnt vor mäßigem Genuss von<br />
Alkohol.<br />
(6) Das Weinverbot galt für Priester während ihres Heiligtumsdienstes.<br />
Aber sie hatten auch die Aufgabe, das Volk zu<br />
belehren <strong>und</strong> mit den Richtern Streitfälle zu richten. Dies erfordert<br />
die Aufrechterhaltung des Prinzips der Nüchternheit<br />
innerhalb <strong>und</strong> außerhalb des Heiligtums, denn Priester <strong>und</strong><br />
Lehrer sind sie allezeit, was fortwährende Nüchternheit vernotwendigt.<br />
(7) Die Gemeinde Christi wird als „auserwähltes Geschlecht“,<br />
als „königliche Priesterschaft“, als „heiliges Volk“,<br />
als „Volk des Eigentums“ bezeichnet, welches verkündigen<br />
soll „die Wohltaten dessen, der sie berufen hat von der Finsternis<br />
zu einem w<strong>und</strong>erbaren Licht“. Hierzu ist absolute Nüchternheit<br />
erforderlich, die auch immer wieder im Neuen Testament<br />
herausgestellt wird (1. Pt. 5:8; 1. Thess. 5:6.8; Lk. 12:35-<br />
40; 1. Tim 3:2.11; Titus 2:2; 2. Tim. 4:5; 1. Pt. 1:13; 1. Pt. 4:7).<br />
Sabbatanfang:<br />
19.48 Uhr<br />
45
<strong>Lektion</strong> 11 12. September - 18. September <strong>2010</strong><br />
Wein <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
- Versuchung durch Pseudowissenschaft -<br />
Begriffsbestimmung<br />
Unter Pseudowissenschaft ist hier Wissenschaft zu verstehen,<br />
die alkoholische Getränke <strong>und</strong> Wein in Tests bei mäßigem<br />
Genuss als ges<strong>und</strong>heitsförderlich zu beweisen sucht <strong>und</strong><br />
dabei nachweislich Ergebnisse sogar manipuliert. Die vielen<br />
anderen Versuche, die ebenfalls die ges<strong>und</strong>heitliche Wirkung<br />
mäßigen Alkohol- <strong>und</strong> Weingenusses nachzuweisen suchen,<br />
verschweigen viele andere wissenschaftliche Versuche, in<br />
denen mäßiger Weingenuss als nachgewiesene Ursache für<br />
Krebs <strong>und</strong> Brustkrebs dokumentiert ist. Medikamente mit solchen<br />
Risiken würden auf dem Ges<strong>und</strong>heitsmarkt nicht zugelassen<br />
werden. Würden sie erscheinen, würden sie sofort<br />
verboten werden. Vor mäßigem Weingenuss als Medizin kann<br />
daher nur gewarnt werden, ebenso vor solcher Pseudowissenschaft,<br />
welche die Gesamtforschung unter den Tisch kehrt<br />
<strong>und</strong> mündige Bürger daran hindert, nach Kenntnis aller Fakten<br />
eine Entscheidung aus dem Gesamtbef<strong>und</strong> zu treffen,<br />
anstatt aufgr<strong>und</strong> vom Gesamtbef<strong>und</strong> isolierter Einzeluntersuchungen.<br />
Schriftabschnitte: 3. Mose 10:1-11; Sprüche 23:29-35.<br />
Merkvers: „Sieh den Wein nicht an, wie er so rot ist<br />
<strong>und</strong> im Glase so schön steht: Er geht glatt ein. Aber danach<br />
beißt er wie eine Schlange <strong>und</strong> sticht wie eine Otter.“ (Spr.<br />
23:31, LB 1984)<br />
der Volltrunkenheit Noahs (1. Mose 9:20-21), aber auch in<br />
Nadab <strong>und</strong> Abihu ein abschreckendes Beispiel mäßigen Trinkens<br />
von Wein <strong>und</strong> alkoholischen Getränken. Bei mäßigem<br />
Trinken von Wein lagen sie nicht nackt in ihrem Haus wie der<br />
volltrunkene Noah: sie waren immerhin fähig, ihren Priesterdienst<br />
auszuführen, aber in ihrer Wein-Leichtfertigkeit ließen<br />
sie sich vom falschen Urteil leiten: Feuer sei Feuer. Sie nahmen<br />
fremdes Feuer, um im Heiligtum zu räuchern. Ihre Urteilskraft<br />
war benebelt, sowie ihre Willenskraft, denn ihr Wille<br />
richtete sich nach ihrem falschen, oberflächlichen Urteil. Ihr<br />
Gewissen war benebelt. Gott erreichte sie nicht mehr durch<br />
ihr vernebeltes Gewissen (3. Mose 10:1-11).<br />
Absolute Nüchternheit ist der Gemeinde Jesu geboten, um<br />
als heiliges, königliches Priestertum den Versuchungen nicht<br />
Tür <strong>und</strong> Tor zu öffnen (1. Pt. 2:9). Die Gemeinde wird auf den<br />
Weg unverzichtbarer Nüchternheit gewiesen (1. Petr. 1:13;<br />
5:8; 2. Thess. 5:6-7)<br />
Fragen: (1) Was lehrt uns die Volltrunkenheit Noahs im Licht<br />
von Sprüche 23:29-35? (2) Was lehrt uns das Beispiel von<br />
Nadab <strong>und</strong> Abihu über mäßiges Weintrinken? (3) Inwiefern<br />
schließt das Prinzip der Nüchternheit auch mäßigen Weingenuss<br />
aus?<br />
Antworten:<br />
SONNTAG<br />
Rückschau<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde die Stellung des Alkohols im Leben<br />
der Gläubigen betrachtet. In der Versuchung ist Alkohol<br />
ein Mittel des <strong>Versucher</strong>s, die zentrale Schaltstelle des <strong>Opfer</strong>s<br />
auszuschalten. Diese Zentrale menschlichen Seins ist der<br />
im Gehirn thronende Verstand. Dieser ist die Instanz rechten<br />
<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en Urteils. Aufgr<strong>und</strong> dieser von Gott gegebenen<br />
Urteilsfähigkeit wird eine Entscheidung getroffen. Diese Entscheidung<br />
trifft der Wille, der entweder sagt: „Das will ich“,<br />
oder: „Das will ich nicht.“ Auf Verstand <strong>und</strong> Willen wirkt Gott<br />
durch <strong>seine</strong>n werbenden Heiligen Geist ein, uns in rechtem,<br />
Gott wohlgefälligen Verhalten zu bewahren. Verstand <strong>und</strong> Wille<br />
sind daher auch unser geistliches Zentrum, das uns mit Gott<br />
in ständiger Verbindung hält. Verstand <strong>und</strong> Wille werden vom<br />
Wort Gottes her geprägt.<br />
Im Wort Gottes waltet der Geist Gottes, der im Wortstudium,<br />
bei dem der Verstand Mittel des Verstehens ist, unser Denken,<br />
Wesen <strong>und</strong> Handeln beeinflusst <strong>und</strong> uns auf Gott wohlgefälligem<br />
Wege führt. Das Gewissen ist die Instanz, durch<br />
die der Heilige Geist uns warnt, wenn wir Gefahr laufen, Entscheidungen<br />
zu treffen, die Gott nicht wohlgefällig sind, die<br />
uns aber selbst als wohlgefällig erscheinen.<br />
Wein <strong>und</strong> Alkohol in jeder Form schaltet diese Urteils-, Willens-<br />
<strong>und</strong> Warninstanz aus. <strong>Der</strong> Weg wird frei für Versuchungen<br />
jeder Art. Die Bibel gibt uns ein abschreckendes Beispiel<br />
46<br />
In dieser <strong>Lektion</strong> werden wir pseudowissenschaftliche Studien<br />
betrachten, die mäßigen Weingenuss als ges<strong>und</strong>heitsförderlich<br />
ansehen, aber andere wissenschaftliche Forschungen<br />
verschweigen, die ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> lebensgefährliche Risiken<br />
mäßigen Weingenusses dokumentieren. Eine Schlussfolgerung<br />
ist nach Kenntnis des Gesamtbef<strong>und</strong>s zu ziehen<br />
<strong>und</strong> nicht anhand einseitiger Studien, welche den Rest der<br />
Welt <strong>und</strong> deren Forschung auf diesem Gebiet einfach ignorieren.<br />
MONTAG<br />
Pseudowissenschaftliche Studie über Weintrinken<br />
Weintrinken sei ges<strong>und</strong><br />
Weit <strong>und</strong> breit wird argumentiert, mäßiger Weingenuss sei<br />
ges<strong>und</strong>. Die Franzosen trinken regelmäßig Wein. Dort sei eine<br />
wissenschaftliche Studie erstellt worden, die dies ergeben<br />
habe. In diesem Experiment wurden 87 Personen zwei Jahre<br />
lang observiert <strong>und</strong> untersucht. Zwei Kontrollgruppen wurden<br />
gegenüber gestellt. Eine Gruppe bestand aus solchen, die<br />
keinen Wein konsumierten.<br />
Die andere Gruppe trank mäßig <strong>und</strong> regelmäßig Wein. Als<br />
Ergebnis wurde festgestellt, dass die regelmäßigen Weintrinker<br />
hinterher gesünder waren als die andere Gruppe, die keinen<br />
Wein trank. (1)
Schlussfolgerung daraus<br />
Daraus würde sich die unausweichliche logische Schlussfolgerung<br />
ergeben, dass regelmäßiger Weingenuss zur Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />
gehöre. Wer Wein nicht mäßig <strong>und</strong> regelmäßig<br />
trinkt, würde <strong>seine</strong>m Körper entziehen, was zu <strong>seine</strong>r Ges<strong>und</strong>heit<br />
dient. Und wer auf das verzichtet, was <strong>seine</strong>r Ges<strong>und</strong>heit<br />
dient, würde <strong>seine</strong>r Ges<strong>und</strong>heit schaden. Wenn der Leib ein<br />
Tempel des Heilige Geistes ist, würde man in letzter Konsequenz<br />
diesem Tempel durch Weinverzicht Schaden zufügen<br />
(1. Kor. 3:16; 6:19). Wein-Abstinenzler müssten daher ein<br />
schlechtes Gewissen im Verzicht auf dieses Ges<strong>und</strong>heitsmittel<br />
haben. Mäßiges Weintrinken müsste dann in die „Ges<strong>und</strong>heitsreform“<br />
der Adventbewegung <strong>und</strong> jeder anderen Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />
aufgenommen werden.<br />
Dieses Argument würde dazu verführen, trotz Warnung der<br />
Schrift vor Weintrinken (<strong>Lektion</strong> 10), beim nächsten Einkauf<br />
im Supermarkt eine Flasche Rotwein in den Einkaufswagen<br />
zu legen, um regelmäßig <strong>und</strong> mäßig der Ges<strong>und</strong>heit zuliebe<br />
mit dem Weintrinken zu beginnen. Ist das wirklich so? Im<br />
nächsten Abschnitt wird dies etwas näher betrachtet <strong>und</strong> Erstaunliches<br />
festgestellt.<br />
Fragen: (1) Welche Auffassung über mäßiges, regelmäßiges<br />
Weintrinken ist weit verbreitet? (2) Was besagt die wissenschaftliche<br />
Studie, die dieser Auffassung zugr<strong>und</strong>e liegt? (3)<br />
Welche Schlussfolgerung für „Ges<strong>und</strong>heitsreform“ würde diese<br />
Studie ergeben?<br />
Antworten:<br />
DIENSTAG<br />
Pseudowissenschaftliche Studie manipuliert<br />
Was jene pseudowissenschaftliche Studie betrifft, die herausgef<strong>und</strong>en<br />
haben will, dass regelmäßiges Weintrinken ges<strong>und</strong><br />
sei, <strong>und</strong> dass regelmäßige Weintrinker ges<strong>und</strong>heitlich besser<br />
abgeschnitten haben sollen als Nicht-Weintrinker, wurde in<br />
einer Nachprüfung folgendes festgestellt:<br />
(1) In der Kontrollgruppe von Nicht-Weintrinkern wurden<br />
Personen aufgenommen, die früher Alkoholiker waren <strong>und</strong><br />
wegen Schäden an ihrer Ges<strong>und</strong>heit mit dem Alkoholtrinken<br />
aufgehört hatten. Ihre ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden wurden in<br />
dieser Weise den Wein-Abstinenzlern zugeschrieben. So ist<br />
es kein W<strong>und</strong>er, dass die Wein-Abstinenzgruppe ges<strong>und</strong>heitlich<br />
schlechter beurteilt wurde. (2)<br />
(2) Dieses davon abgeleitete, im Volksm<strong>und</strong> weit verbreitete<br />
Argument, regelmäßiges Weintrinken sei ges<strong>und</strong>heitsförderlich,<br />
ist in Wirklichkeit ein Verführungsargument, das Menschen<br />
zum Weintrinken verführt (siehe Sprüche 23:29-35).<br />
47<br />
(3) Wenden wir uns der anderen Gruppe zu, die regelmäßig<br />
<strong>und</strong> mäßig Wein tranken. Sie wurden mit einem besonderen<br />
Ernährungs- <strong>und</strong> Bewegungsprogramm betreut. <strong>Der</strong> Wein-<br />
Abstinenzgruppe wurde diese Sonderbetreuung vorenthalten.<br />
(3)<br />
(4) Insgesamt lässt sich sagen: Die Wein-Abstinenzgruppe<br />
wurde einseitig benachteiligt, indem dort Personen untergebracht<br />
waren, die früher Alkoholiker waren <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Schäden in die Wein-Abstinzengruppe mit hineinbrachten.<br />
Die andere Kontrollgruppe, die regelmäßig Wein trank,<br />
wurde einseitig bevorzugt, indem sie durch ein Ernährungs<strong>und</strong><br />
Bewegungsprogramm bevorzugt behandelt wurde. Dieses<br />
so manipulierte Ergebnis kommt der Alkoholindustrie<br />
entgegen.<br />
<strong>Der</strong> geistliche Aspekt der Verführung<br />
Leugnung von Tatsachen<br />
Im Paradies war die Schlange Medium des <strong>Versucher</strong>s. Sie<br />
wird beschrieben als „listiger als alle Tiere auf dem Felde“.<br />
(1. Mose 3:1) Sie gab vor, im Besitz besonderen Wissens zu<br />
sein. Was sollte das für ein Wissen sein? Wenn Adam <strong>und</strong><br />
Eva von dieser verbotenen Frucht essen, würden sie<br />
keineswegs, wie Gott gesagt hatte, des Todes sterben. Vielmehr<br />
würden ihre Augen geöffnet werden, sie würden sein<br />
wie Gott <strong>und</strong> wissen, was gut <strong>und</strong> böse ist (Vers 5). Die Kerntatsache<br />
von Krankheit <strong>und</strong> Tod wurde glattweg geleugnet.<br />
Gott wird als einer dargestellt, der dem Menschen<br />
vorenthält, was gut für ihn sei. Im obigen pseudowissenschaftlichen<br />
Versuch wird suggeriert, Wein-Abstinenzler<br />
<strong>und</strong> Verfechter derselben würden den Menschen etwas<br />
vorenthalten wollen, was der Ges<strong>und</strong>heit dienlich <strong>und</strong> förderlich<br />
sei.<br />
Ignorierung anderer Studien<br />
Die so genannte wissenschaftliche Studie ignoriert andere<br />
Studien, die sogar ernsthafte ges<strong>und</strong>heitliche Schäden bei<br />
mäßigem Weingenuss feststellen. Wir kommen im nächsten<br />
Abschnitt auf Einzelheiten zu sprechen. Es ist unlauter, einen<br />
wissenschaftlichen Versuch auf ein Ergebnis hin zu<br />
manipulieren <strong>und</strong> gleichzeitig andere wissenschaftliche<br />
Untersuchungen, die das Gegenteil beweisen, unter den<br />
Tisch fallen zu lassen. Vielleicht will die Volkstümlichkeit des<br />
Weintrinkens auch Beweise nicht hören, die auf Gefahren ihrer<br />
lieb gewordene Gewohnheit des Weintrinkens hinweisen.<br />
Im Spinnennetz der Sucht<br />
Solche Pseudostudie führt Menschen dazu, erst einmal ans<br />
Weintrinken hinzuführen. Sind sie erst einmal in diesen alkoholischen<br />
Fängen, laufen sie Gefahr, sich immer weiter darin<br />
zu verstricken, bis sie mit ihrer Gewohnheit süchtig geworden<br />
sind. Ob eine Fliege sich an den Rand eines Spinnennetzes<br />
setzt, oder gleich in die Mitte: sie befindet sich im<br />
Spinnennetz. Liest man Sprüche 23:29-35 als gesamten Abschnitt,<br />
fällt auf, dass die Verse 20-30 Volltrunkenheit beschreiben.<br />
Vers 31 beginnt mit der Verführung beim Ansehen eines<br />
Glases Wein <strong>und</strong> des beginnenden mäßigen Trinkens (sieh<br />
den Wein nicht an…), gefolgt von den Nebenwirkungen (sticht<br />
wie eine Schlange...), um dann wieder zum Vollrausch zurückzukehren<br />
(Verse 33-35).<br />
Tatsachen auf den Kopf gestellt<br />
Wir kommen später noch auf andere Untersuchungen zu sprechen,<br />
die bestätigen, dass selbst mäßiger Alkoholgenuss gravierende<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschäden verursachen kann (sticht wie<br />
eine Schlange). Hinzu kommt die Benebelung von Verstand,<br />
Wille <strong>und</strong> Gewissen, wodurch Versuchungen aller Art Tür <strong>und</strong><br />
Tor geöffnet werden. Wie die Schlange als Folge des Genusses<br />
der verbotenen Frucht Krankheit <strong>und</strong> Tod leugnete, so<br />
werden Bef<strong>und</strong>e ignoriert, die ernste ges<strong>und</strong>heitliche Gefahren<br />
belegen. Gleichzeitig will diese Art Wissenschaft Alkoholabstinenzlern<br />
bescheinigen, infolge ihrer Alkoholabs-
tinenz würden sie ihrer Ges<strong>und</strong>heit Ges<strong>und</strong>heitsförderliches<br />
entziehen <strong>und</strong> somit ihrer Ges<strong>und</strong>heit schaden. Dabei<br />
wird alles auf den Kopf gestellt. Dies erinnert an ein Wort des<br />
Propheten Jesaja: „Weh denen, die Böses gut <strong>und</strong> Gutes<br />
böse nennen, die aus Finsternis Licht <strong>und</strong> aus Licht Finsternis<br />
machen, die aus sauer süß <strong>und</strong> aus sauer süß machen.“<br />
(Jes. 5:20, LB 1984)<br />
Fragen: (1) Wie ist diese so genannte wissenschaftliche Studie<br />
zu dem Ergebnis gekommen, dass Nicht-Alkoholtrinker<br />
schlechter abschnitten als mäßige Alkoholtrinker? (2) Warum<br />
ist dies ein Verführungsargument? (3) Inwiefern bestätigt sich<br />
hier die Klugheit der Schlange, die schon bei der Verführung<br />
Evas arglistig auftrat?<br />
Antworten:<br />
DONNERSTAG<br />
Weitere Pro-Alkohol-Studien<br />
Wein beuge Herzinfarkt vor<br />
Trotzdem ist die Literatur in Artikeln voll davon, welche die<br />
Auffassung vertreten, ein wenig Alkohol in Maßen getrunken,<br />
sei ges<strong>und</strong> für das Herz. Geht man ins Internet in die Suchmaschine<br />
„Google“ <strong>und</strong> tippt „Wein <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“ ein, so<br />
hat man eine unübersehbare Fülle von Informationen vor sich,<br />
die fast alle behaupten, Wein sei ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> beuge Herzinfarkt<br />
vor. Solche Literatur verweist auf eine bestimmte Altersgruppe<br />
mittleren Alters unter Männern, bei denen dies der Fall<br />
sei. Jetzt aber heißt es, auch Frauen dieses Alters würden in<br />
Bezug auf ihre Herzges<strong>und</strong>heit von mäßigem Weingenuss<br />
profitieren (6).<br />
Studie an Spaniern<br />
MITTWOCH<br />
Wein als Krebsverursacher<br />
Krebs allgemein<br />
England <strong>und</strong> Amerika arbeiten in wissenschaftlichen Forschungen<br />
eng zusammen. Eine umfangreiche Anzahl von Studien<br />
über Ges<strong>und</strong>heit ist in dieser Zusammenarbeit gegen Ende<br />
des Jahres 2007 entstanden. Darin wurde der Zusammenhang<br />
zwischen Alkohol <strong>und</strong> Krebs erforscht. Es wurde kategorisch<br />
festgestellt: Erstens, Alkohol ist ein bewiesener Verursacher<br />
von Krebs. Zweitens, eine sichere Verschreibungsdosis<br />
besteht nicht. (4)<br />
Brustkrebs<br />
Weiter wurde festgestellt, dass Frauen, die ein Glas Wein jeden<br />
Tag trinken, ein erhöhtes Brustkrebsrisiko von r<strong>und</strong> 10<br />
Prozent haben. Trinken sie zwei Gläser jeden Tag, steigt das<br />
Brustkrebsrisiko an auf 20 bis 30 Prozent. Bei drei Gläsern<br />
Wein jeden Tag steigt das Risiko bis zu 50 Prozent an. Dabei<br />
ist zu beachten, dass Frauen ohnehin bereits ein allgemeines<br />
Brustkrebsrisiko von 10 Prozent haben. Brustkrebs ist ein<br />
Hauptproblem. Dieses wird durch mäßigen Weingenuss noch<br />
entsprechend verschärft <strong>und</strong> erhöht. Das Gesamtrisiko ist dann<br />
enorm hoch. (5) Das würde bedeuten: Bei einem Glas Wein<br />
jeden Tag besteht ein Gesamt-Brustkrebsrisiko von 20 Prozent,<br />
bei zwei Gläsern sind es 30 bis 40 Prozent <strong>und</strong> bei drei<br />
Gläsern sind es r<strong>und</strong> 60 Prozent.<br />
Fragen: (1) Was haben britisch-amerikanische Studien über<br />
Weingenuss <strong>und</strong> allgemeinem Krebs festgestellt? (2) Was<br />
haben diese Forschungen über mäßiges Trinken von Wein<br />
bei Frauen festgestellt? (3) Wenn dazu noch die Belastung<br />
des Gehirns <strong>und</strong> der Leber durch Alkohol hinzukommt: Wie<br />
sind dann die Nebenwirkungen zu betrachten, will man Wein<br />
als Medizin einnehmen?<br />
Antworten:<br />
In der britischen Fachzeitschrift „heart“ wurde ein Artikel über<br />
eine Langzeitstudie von zehn Jahren an 41 000 Männern <strong>und</strong><br />
Frauen in Spanien veröffentlicht, die mäßig Alkohol tranken.<br />
Bei einem Volumen von 5 bis 30 Gramm <strong>und</strong> höchstens 0,3<br />
Liter Weißwein täglich, sei das Infarktrisiko bei einem Mann<br />
um 54 Prozent vermindert worden. Wer nur wenig trinkt, 0,5<br />
Gramm täglich, habe ein vermindertes Infarktrisiko von 35<br />
Prozent gehabt. Selbst bei Vieltrinkern, die 90 Gramm Alkohol<br />
täglich tranken - das ist etwa ein Liter Weißwein -, habe<br />
man festgestellt, das Infarktrisiko sei offenbar halbiert worden.<br />
Auch bei Frauen habe sich das Infarktrisiko vermindert,<br />
allerdings nicht erheblich, da Frauen sowieso weniger Herzinfarkte<br />
haben als Männer. Von der 41 000 untersuchten Spaniern<br />
erlitten in diesem Zeitraum von zehn Jahren 609 einen<br />
Herzinfarkt oder ein ähnliches Herzleiden. Von den Frauen<br />
bekamen 128 einen Herzinfarkt.<br />
Die Wissenschaftler haben allerdings darauf hingewiesen,<br />
dass Alkohol der Ges<strong>und</strong>heit im Allgemeinen doch schadet.<br />
Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) schätzt, dass<br />
von den zwei Milliarden Menschen sechs<strong>und</strong>siebzig Millionen<br />
Menschen, die regelmäßig Alkohol trinken, ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Schäden aufweisen. (7)<br />
Wein als Medizin ungeeignet<br />
Was ist daraus insgesamt zu entnehmen? Wer würde ein<br />
Medikament einnehmen wollen, das mit einem Beipackzettel<br />
versehen ist, auf dem diese Medizin (a), erwiesene Ursache<br />
von Krebs allgemein ist <strong>und</strong> (b), dass Frauen, die ohnehin ein<br />
Brustkrebsrisiko von 10 Prozent haben, bei einem Glas Wein<br />
täglich noch zehn Prozent Risiko dazubekommen, bei zwei<br />
Gläsern Wein täglich 20 bis 30 Prozent <strong>und</strong> bei drei Gläsern<br />
noch 50 Prozent. Ein solches Medikament mit diesen gravierenden<br />
<strong>und</strong> erschreckenden Nebenwirkungen würde erst gar<br />
nicht auf dem Markt zugelassen <strong>und</strong> auch verboten werden.<br />
Es ist daher völlig absurd, Alkohol mit diesen Nebenwirkungen<br />
als Medizin betrachten zu wollen. Es ist nicht integer<br />
(nicht ganzheitlich betrachtet), wenn Wein als Infarkthemmer<br />
herausgehoben wird, andererseits aber solche erschreckenden<br />
Nebenwirkungen ignoriert werden. Von anderen<br />
Schäden durch Alkohol, wie Schrumpfung des Gehirns <strong>und</strong><br />
der Leber (Trinkerleber) ganz zu schweigen.<br />
48
Wein <strong>und</strong> roter Traubensaft<br />
Im Ges<strong>und</strong>heitsmagazin, Medizin im Internet, wurde ausgeführt,<br />
dass mäßiger Rotweingenuss dem Herzinfarkt vorbeuge.<br />
Dies sei auf die so genannten Polyphenole im Rotwein<br />
zurückzuführen. Diese haben einen Einfluss auf die Fettzusammensetzung<br />
des Blutes. Erstens, reduzieren sie schädliches<br />
Cholesterin, <strong>und</strong> zweitens aktivieren sie bestimmte Blutkörperchen.<br />
Beides wirke einer Verkalkung der Gefäße<br />
entgegen.<br />
Es lagere sich weniger Plaque (Ablagerung) ab. Dadurch werden<br />
Thrombosen <strong>und</strong> Arterienverkalkung vorgebeugt. Es wird<br />
aber auch zur Vorsicht gemahnt. Wein belaste das Gehirn <strong>und</strong><br />
die Leber. Die Obergrenze sei 0,3 Liter pro Tag. Jugendliche,<br />
Schwangere <strong>und</strong> stillende Mütter sollten keinen Wein trinken.<br />
Aber auch für sie gebe es eine Alternative. Auch im Roten<br />
Traubensaft sei dieser Inhaltsstoff (Polyphenol) vorhanden<br />
<strong>und</strong> würde so wirkungsvoll vor Gefäßverkalkung <strong>und</strong><br />
Herzinfarkt schützen. (8)<br />
Wenn also Roter Traubensaft mit dem gleichen Inhaltsstoff<br />
von Polyphenol gleichermaßen vor Herzinfarkt wirkungsvoll<br />
schützt, ist nicht nachzuvollziehen, weshalb Traubensaft in<br />
gegorenem Zustand (alkoholischer Wein) als Medizin genossen<br />
werden soll, <strong>und</strong> dies auch noch im Hinblick auf lebensgefährliche<br />
Risiken, wie Krebs <strong>und</strong> Brustkrebs bei Frauen.<br />
Außerdem besteht die Gefahr der Schädigung von Gehirn <strong>und</strong><br />
Leber.<br />
Dass Polyphenol als bioaktive Substanz mit krebs- <strong>und</strong> infarkthemmender<br />
Wirkung in Pflanzen vorhanden ist, wie in<br />
Trauben der roten Weinbeere, im Fruchtfleisch der Mangostatenfrucht,<br />
im Saft des Granatapfels <strong>und</strong> im Ginkgo, wird auch<br />
anderorts belegt. Es wird auf die hemmende Wirkung von<br />
Krebszellen in Brustdrüse, Lunge, Haut, Darm <strong>und</strong> Prostata<br />
verwiesen, sowie auch auf die Verminderung von Zellablagerungen<br />
(Plaques) in Blutgefäßen, was Herzinfarkt vorbeugt.<br />
(9)<br />
Es ist also ganz <strong>und</strong> gar unnötig, auf vergorenen Traubensaft<br />
(Wein <strong>und</strong> Alkohol) zurückzugreifen.<br />
Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation <strong>und</strong> wissenschaftliche Literatur<br />
weisen außerdem darauf hin: Für eine Person, die keinen<br />
Alkohol trinkt, sind die Gefahren derart, dass Alkohol als<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmaßnahme (Medizin) nicht verordnet werden sollte.<br />
Außerdem haben Organisationen der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
festegestellt, dass eine sichere Dosis nicht erstellt<br />
noch verschrieben werden kann. (10) Dies streitet gegen die<br />
Behauptung einer Obergrenze von 0,3 Liter am Tag.<br />
Fragen: (1) Was haben Studien allgemein ergeben, die mäßiges<br />
Weintrinken empfehlen? (3) Welche schwerwiegenden<br />
Nebenwirkungen aber werden in diesen Studien verschwiegen,<br />
die andere Studien wiederum dokumentieren? (3) Warum<br />
ist Weintrinken in Anbetracht aller Fakten als Ges<strong>und</strong>heitstrunk<br />
oder gar als Medizin gänzlich unzulässig? (4) Begründe,<br />
weshalb Roter Traubensaft Krebs- <strong>und</strong> Herzinfarkt hemmend<br />
wirkt, so dass der Griff zu Vergorenem unnötig ist?<br />
Antworten:<br />
FREITAG: Zusammenfassung<br />
(1) Eine Fülle von Studien will belegen, Wein sei ges<strong>und</strong>heitsfördernd<br />
<strong>und</strong> sogar Herzinfarkt vorbeugend. Im Falle einer Studie<br />
in Frankreich wurde das Ergebnis von vorn herein manipuliert,<br />
so dass Maßnahmen durchgeführt wurden, die auf ein solches<br />
Ergebnis hinzielten. Es gibt eine Fülle von anderen Untersuchungen<br />
<strong>und</strong> Veröffentlichungen, die allesamt behaupten, Alkohol<br />
<strong>und</strong> Wein, in Maßen genossen, sei ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> vermindere<br />
Herzinfarkt. Diese Untersuchungen sind unlauter, da nicht ganzheitlich<br />
beurteilt wird. Alle Fakten sind zu berücksichtigen, <strong>und</strong><br />
unter diesen allen ist ein Beurteilungs-Strich zu ziehen. Die Studien,<br />
welche Wein für die Ges<strong>und</strong>heit befürworten, greifen aus<br />
der Fülle von Bef<strong>und</strong>en heraus, was ihrer These dienlich ist: dass<br />
Wein angeblich ges<strong>und</strong>heitsförderlich sei.<br />
(2) Dagegen ist auf Studien zu verweisen, welche die gravierenden<br />
Nebenwirkungen <strong>und</strong> Schädigungen der Ges<strong>und</strong>heit von<br />
mäßigem Wein- <strong>und</strong> Alkoholgenuss belegen. Die auch durch<br />
mäßigen Weingenuss auftretenden Schäden sind allgemeiner<br />
Krebs <strong>und</strong> Brustkrebs bei Frauen mit enormem Risiko. Außerdem<br />
ist zu nennen: Erhöhung des Blutdrucks, Belastung von<br />
Gehirn <strong>und</strong> Leber. Ein Medikament mit solchen gravierenden<br />
Nebenwirkungen würde auf dem Markt nicht zugelassen<br />
werden <strong>und</strong> sogar verboten werden. Daher ist Wein <strong>und</strong> Alkohol<br />
als Ges<strong>und</strong>heitselexier gänzlich ungeeignet <strong>und</strong> contraindiziert.<br />
(3) Das Ges<strong>und</strong>heitsmagazin, „Medizin im Internet“ macht auf<br />
Polyphenole im Rotwein aufmerksam, welche in ihrer Wirksamkeit<br />
Ablagerungen (Plaques) in den Gefäßen abbauen <strong>und</strong> so<br />
Thrombosen verhindern. Müttern, Jugendlichen <strong>und</strong> stillenden<br />
Müttern wird Wein nicht empfohlen, sondern wegen Belastung<br />
von Gehirn <strong>und</strong> Leber abgeraten, wenn die tägliche Dosis 0,3<br />
Liter pro Tag übersteigt. Die Alternative sei Roter Traubensaft,<br />
der die gleichen Inhaltsstoffe (Polyphenole) enthält <strong>und</strong> ebenso<br />
wirksam Gefäßverkalkung <strong>und</strong> Herzinfarkt vorbeugt. Wenn für<br />
diese Personengruppe roter Traubensaft empfohlen wird,<br />
warum nicht allen? Warum dieser U N W E G zu einer solchen<br />
Droge, die derartige ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Nebenwirkungen<br />
hat?<br />
(4) Dass roter Traubensaft Polyphenol enthält, verb<strong>und</strong>en mit<br />
krebshemmender <strong>und</strong> infarkthemmender Wirkung, ist auch allgemein<br />
bekannt (siehe in „Wikipedia“ zu „Polyphenole“). So ist<br />
der Griff zum vergorenen Traubensaft (Wein) angesichts gravierender<br />
ges<strong>und</strong>heitsschädlicher Nebenwirkungen ganz <strong>und</strong> gar<br />
unnötig.<br />
(5) Wir stellen fest, dass die ganze Welt unter dem Vorwand<br />
der Ges<strong>und</strong>heit zu einer ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Droge Alkohol<br />
verführt wird. Instrument dieser Verführung ist ein Teil der Wissenschaft,<br />
die eklektizistisch vorgeht, das heißt, aus dem gesamten<br />
Bereich wissenschaftlicher Forschung nur das herauspickt,<br />
was ihrer These dienlich ist <strong>und</strong> alles, was an Nebenwirkungen<br />
dagegen spricht, einfach weglässt. Das gleicht einem Medikament<br />
ohne Beipackzettel, auf dem die so gravierenden Ges<strong>und</strong>heitsschäden<br />
gar nicht erst aufgeführt sind, was sofort von „Stiftung<br />
Warentest“ beanstandet werden würde.<br />
Fußnoten<br />
(1) http://www.lifesbeat.org/episodes/moderation-all-things.<br />
(2) Ebenda. So auch: Adult Teachers Sabbath School Bible<br />
Study Guide, Seventh-Day-Adventist Church, April/Mai/June <strong>2010</strong>,<br />
“Temperance”, Lesson 9, Seite 106.<br />
(3) Adult Teachers Sabbath School, ebenda.<br />
(4) Lifesbeat, (5) ebd., (6) ebd.<br />
(7) http://www.welt.de/wissenschaft/article5264574/taeglicheralkoholgenuss-sucht-herzinfarkt.html<br />
(8) “Wein <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit”, in: http://www.lifeline.de/cda/webtv.html.<br />
(9) http://www.de.wikipedia.org.wiki/polyphenole.<br />
(10) Lifesbeat.<br />
Sabbatbeginn:<br />
49<br />
19.32 Uhr
<strong>Lektion</strong> 12 19. September - 25. September <strong>2010</strong><br />
Die Versuchung des Weins<br />
- sprachlich <strong>und</strong> erziehungsgeschichtlich -<br />
Schriftabschnitte: 1. Mose 9:21; 19:30-38; Jes. 5:11-<br />
14; 28:1.7-10; Jer. 7:5-7; Amos 2:11-12; Micha 2:11; 5. Mose<br />
14:22-29; 1. Kor. 3:16; 6:19-20; 2. Kor. 6:16; Eph. 5:18.<br />
Merkvers: „Und auch diese wanken vom Wein <strong>und</strong> taumeln<br />
von starkem Getränk: Priester <strong>und</strong> Propheten wanken<br />
von starkem Getränk, sind übermannt vom Wein, taumeln<br />
von starkem Getränk; sie wanken beim Gesicht,<br />
schwanken beim Rechtsprechen.“ (Jes. 28:7, Elberfelder<br />
Übersetzung)<br />
SONNTAG<br />
Rückschau<br />
Wein <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
Versuch an Franzosen<br />
In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurden Untersuchungen über Wein <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit an französischen Konsumenten betrachtet. In einem<br />
Versuch wurden zwei Kontrollgruppen gegenübergestellt:<br />
Die eine Gruppe trank mäßig <strong>und</strong> regelmäßig jeden Tag Wein,<br />
während die andere Gruppe Alkoholabstinenz lebte. <strong>Der</strong> Versuch<br />
wurde von vorn herein manipuliert. Durch besondere<br />
Maßnahmen wurde auf das gewünschte Ergebnis hingearbeitet.<br />
Dies ist nicht wissenschaftlich, sondern pseudowissenschaftlich,<br />
eigentlich Betrug: Ehemalige Alkoholtrinker, die<br />
wegen akuter Ges<strong>und</strong>heitsschäden mit dem Trinken von Alkohol<br />
aufgehört hatten, wurden in die Kontrollgruppe der Alkoholabstinenzler<br />
aufgenommen, so dass ihre immer noch<br />
vorhandenen Ges<strong>und</strong>heitsschäden der Alkololabstinenz mit<br />
zugerechnet wurden.<br />
Außerdem wurde die Kontrollgruppe der Abstinenzler noch<br />
dadurch benachteiligt, dass die mäßigen Weintrinker zusätzlich<br />
mit einem Bewegungs- <strong>und</strong> Diätprogramm versorgt wurden.<br />
So war es kein W<strong>und</strong>er, dass das „aus dem Hut gezauberte<br />
Ergebnis“ zugunsten der mäßig Wein trinkenden Kontrollgruppe<br />
ausfiel.<br />
So kam man zu dem Trugschluss, mäßiger Weingenuss sei<br />
ges<strong>und</strong>heitsförderlich. Es entsteht sogar der Eindruck, dass<br />
Alkoholabstinenz ges<strong>und</strong>heitsschädlich sei, zumal dem Körper<br />
ges<strong>und</strong>heitsförderliche Stoffe vorenthalten würden <strong>und</strong><br />
mäßiger Weingenuss daher in der Ges<strong>und</strong>heitsreform aufzunehmen<br />
sei.<br />
Versuch an Spaniern<br />
In einer anderen Studie wurden 41 000 Spanier untersucht.<br />
Es wurde ähnlich festgestellt, dass mäßiges Trinken von Wein<br />
das Herzinfarktrisiko verringere. Die Wissenschaftler haben<br />
allerdings mit Blick auf die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation zugegeben,<br />
dass der Genuss von Alkohol, weltweit gesehen, im<br />
Allgemeinen ges<strong>und</strong>heitliche Schäden nach sich zieht.<br />
Das Internet <strong>und</strong> die Medien sind voll davon, ein Loblied auf<br />
mäßiges Weintrinken zu singen, weil die so genannten „Polyphenole“<br />
im Rotwein Herzinfarkt entgegenwirken, indem sie<br />
die Ablagerungen (Plaques) in den Blutadern auflösen.<br />
Die Polyphenole<br />
Polyphenole mit der Wirkung der Herzinfarktverminderung sind<br />
auch nachweislich im Traubensaft enthalten. Daher ist der<br />
mäßige Griff zur Weinflasche, der zur Sucht führen kann, unnötig.<br />
Zudem werden Tatsachen anderer wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen unter den Teppich gekehrt, die belegen, dass<br />
mäßiger Weingenuss Ursachefaktor für Krebs ist <strong>und</strong> zudem<br />
ein ganz enormes Risiko für Brustkrebs darstellt. Ein Medikament<br />
mit solchen Nebenwirkungen würde auf dem Markt nicht<br />
zugelassen <strong>und</strong> bei Erscheinen sogar verboten werden. Die<br />
Mehrheit der Medien scheut sich aber nicht, mäßigen Weingenuss<br />
als Medizin darzustellen <strong>und</strong> so Menschen irrezuführen.<br />
Wer dennoch auf Wein schwört, nimmt diese Risiken <strong>und</strong><br />
Nebenwirkungen selbst in Kauf. Die Warnung vor solcher, der<br />
Ges<strong>und</strong>heit schädlichen Arznei, ist angesichts anderer wissenschaftlicher<br />
Fakten eine Pflicht, die ihre eigentliche Quelle<br />
in Warnungen der Heiligen Schrift hat (Sprüche 23:29-35;<br />
Jes. 5:11-14; 28:1:7-10 <strong>und</strong> öfter).<br />
Überleitung<br />
In dieser <strong>Lektion</strong> werden Aussagen aus der Bibel betrachtet,<br />
die Befürworter mäßigen Alkoholtrinkens anführen, um ihre<br />
Gewohnheit trotz eindeutiger Warnungen der Heiligen Schrift,<br />
aus derselben Heiligen Schrift zu befürworten. Dies ist keine<br />
Bevorm<strong>und</strong>ung sondern ernste Warnung in Anmahnung für<br />
Verantwortlichkeit gegenüber der Gesellschaft, denn Mitmenschen<br />
müssen unter Alkoholgenuss anderer leiden (Unfälle<br />
durch Alkohol mit Körperverletzung, Tod <strong>und</strong> Schrottschäden;<br />
Krebs, Leber- <strong>und</strong> Gehirnschäden mit Invalidität <strong>und</strong> als Folge<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Verdienstausfall als Trauma für die Familie;<br />
Streit, ruhestörender Lärm, Körperverletzung, zerrüttete Familien,<br />
Ehebruch, im „Suff“ gezeugte <strong>und</strong> geschädigte Kinder,<br />
<strong>und</strong> so weiter). Kein Mensch ist eine Insel. Und keiner lebt<br />
sich selber, <strong>und</strong> keiner stirbt sich selber. Um eine solche sich<br />
selbst <strong>und</strong> andere zerstörende Lebensgewohnheit zu<br />
rechtfertigen, werden ges<strong>und</strong>heitliche <strong>und</strong> sogar biblische<br />
Gründe ins Feld geführt, die in Wirklichkeit zur Verführung<br />
dieses Übels dienen.<br />
Fragen: Polyphenole, enthalten im Wein, sollen das Herzinfarktrisiko<br />
verringern. (a) Warum ist dieser Weg einer Verringerung<br />
von Herzinfarkt unnötig <strong>und</strong> sogar gefährlich? (b)<br />
Welche andere Möglichkeit besteht, Herzinfarkt verringernde<br />
Polyphenole wirksam werden zu lassen?<br />
Antworten:<br />
50
MONTAG<br />
„Jajin“ (Wein) als Traubensaft<br />
Nahrung für Säuglinge <strong>und</strong> Kinder<br />
<strong>Der</strong> Prophet Jeremia blickt zurück auf Zeit der Belagerung<br />
Jerusalems durch die Babylonier. Drei Jahre lang dauerte die<br />
damit verb<strong>und</strong>ene Hungersnot (588-586). Im folgenden Abschnitt<br />
wird deutlich, dass der biblische Begriff „Wein“ (hebr.<br />
„jajin“; gr. „oinos“) auch im Sinne von ungegorenem Wein (Traubensaft)<br />
verstanden wird: „Ich habe mir fast die Augen ausgeweint,<br />
mein Leib tut mir weh, mein Herz ist auf die Erde<br />
ausgeschüttet über dem Jammer der Töchter meines Volkes,<br />
weil die Säuglinge <strong>und</strong> Unmündigen auf den Gassen<br />
der Stadt verschmachten. Zu ihren Müttern sprechen sie:<br />
Wo ist Brot <strong>und</strong> Wein?, da sie auf den Gassen in der Stadt<br />
verschmachten wie die tödlich Verw<strong>und</strong>eten <strong>und</strong> in den<br />
Armen der Mütter ihren Geist aufgeben.“ (Klagelieder Jeremias<br />
2:11-12, LB 1984) Betonung meine.<br />
Hier kein alkoholischer Wein<br />
In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff „Jajin“<br />
(Wein) auf unvergorenen Traubesaft, denn nur dieser kommt<br />
mit Brot als Nahrung für Säuglinge <strong>und</strong> Kinder in Frage. Es<br />
wäre absurd anzunehmen, alkoholischer Wein <strong>und</strong> Brot wären<br />
die Nahrung für Säuglinge <strong>und</strong> Kinder. Die meisten Übersetzungen<br />
haben hier für „Jajin“ Wein <strong>und</strong> hinterlassen<br />
ebenfalls ein solches Absurdum, als würden Säuglinge <strong>und</strong><br />
Kinder von ihren Müttern alkoholischen Wein vorgesetzt bekommen.<br />
Diesen Eindruck erwecken eine Anzahl Übersetzungen,<br />
wie Lutherbibel 1984, Hans Bruns, die Revidierte Elberfelder,<br />
Schlachter 2000, die Einheitsübersetzung, die New International<br />
Version <strong>und</strong> die King James Version <strong>und</strong> andere.<br />
Fragen: (1) Welche Bedeutung hat der Begriff „Jajin“, in Klagelieder<br />
2:11-12, meist mit (alkoholischem) „Wein“ übersetzt,<br />
an dieser Stelle im Zusammenhang in Wirklichkeit? (2) Warum<br />
kann „Jajin“ hier nicht „alkoholischen Wein“ bedeuten? (3)<br />
Worauf ist zu achten, wenn uns dieser Begriff begegnet?<br />
Antworten:<br />
wurde eine quadratische oder r<strong>und</strong>e Vertiefung gemeißelt. <strong>Der</strong><br />
Boden war schräg. Die Weintrauben wurden in diese Vertiefung<br />
gekippt. Mit den Füßen wurden die Weintrauben getreten.<br />
Dabei wurden die Kleider mit rotem Traubensanft rot gespritzt<br />
<strong>und</strong> verfärbt (Jes. 63:2-3).<br />
<strong>Der</strong> so frisch ausgepresste Traubensaft lief entlang der Schrägung<br />
zu einem Ausgang, der zu einer anderen, tiefer gelegenen<br />
Aushöhlung führte. Dort sammelte sich der Traubensaft<br />
<strong>und</strong> wurde mit einem Krug abgeschöpft. Das „Keltertreten“<br />
war begleitet mit Freudengesängen (siehe ABC VIII, Seite<br />
1149).<br />
Frischer Traubensaft („Jajin“)<br />
<strong>Der</strong> Prophet Jesaja beschreibt eine solche Weintraubenernte<br />
im fruchtbaren Lande Moab. Die Freudengesänge beim<br />
Treten der Trauben werden durch einfallende Kriegsheere unterbrochen<br />
(Jes. 16:1-9). „Und vom Weingarten hat aufgehört<br />
Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Frohlocken; <strong>und</strong> in den Weingärten wird<br />
nicht mehr gejubelt <strong>und</strong> nicht mehr gejauchzt. Traubensaft<br />
(„Jajin“ hier als Traubensaft) in den Keltern wird nicht<br />
mehr getreten die Kelter: Freudenrufe haben aufgehört.“<br />
(Jes. 16:10, Eigenübersetzg.)<br />
„Jajin“ bezieht sich hier in diesem Zusammenhang eindeutig<br />
auf den frisch ausgepressten Traubensaft, der mit den Füßen<br />
in der Kelter gerade ausgetreten wird. Ähnlich war es im obigen<br />
Abschnitt von Klagelieder Jeremia 2:11-12, wo „Jajin“<br />
ebenfalls frischer Traubensaft war, für Säuglinge <strong>und</strong> Kinder<br />
die übliche Nahrung, wie hier der frisch ausgepresste Traubensaft<br />
oder die Trauben selbst mit ihrem noch unvergorenen<br />
Saft.<br />
Verschiedene Bedeutungen möglich<br />
Beim Begriff „Jajin“ kann man nicht von vorn herein kategorisch<br />
sagen, damit sei immer frischer Traubensaft<br />
gemeint oder immer gegorener Traubensaft, also alkoholischer<br />
Wein. <strong>Der</strong> Zusammenhang entscheidet, um welche<br />
Phase des Produkts es sich handelt: um noch ungegorenen<br />
oder gegorenen Traubensaft.<br />
Falscher Eindruck durch Übersetzungen<br />
In Jesaja 16:10 (siehe oben) übersetzen die meisten Übersetzungen<br />
unsachgemäß mit „Wein“ <strong>und</strong> erwecken den Eindruck,<br />
als seien die soeben ausgepressten Trauben bereits<br />
alkoholischer Wein (so die Revidierte Elberfelder, Schlachter<br />
2000, New International Version, King James Version <strong>und</strong><br />
andere), was gar nicht der Fall sein kann.<br />
„Jajin“ übersetzt als „Weintrauben“<br />
DIENSTAG<br />
„Jajin“ als Traubensaft beim Keltertreten<br />
Die Einheitsübersetzung in Jes. 16:10 kommt dem Sachverhalt<br />
schon näher: „Niemand stampft mehr in der Kelter die<br />
Trauben.“ Ähnlich auch Neues Leben: „Es werden auch keine<br />
Trauben mehr gekeltert.“ Beide Übersetzungen haben<br />
sich dem Gedanken des frischen Traubensafts haarscharf<br />
genähert, denn Trauben, die gekeltert (getreten) werden,<br />
geben Traubensaft von sich <strong>und</strong> keinen alkoholischen<br />
Wein.<br />
Beschreibung der Weinernte<br />
Die Weinernte in Palästina, im heißen Jordantal <strong>und</strong> im Gazastreifen,<br />
dauerte von Juni bis August. An Berggegenden<br />
wurde der Wein im September geerntet. Auf einem Felsen<br />
51<br />
Von den englischsprachigen Übersetzungen übersetzen viele<br />
„Jajin“ in Jes. 16:10 mit „Weintrauben“ „grapes“: „No trading<br />
of grapes in the vineyards.“ (New Living Translation) „There<br />
are no joyful shouts where grapes were pressed. “ (Con-
temporary English Version) „No on stomps on grapes in the<br />
winepress. “ (God’s Word Translation <strong>und</strong> die KJV des 21.<br />
Jhd.)<br />
“No on tramples grapes in the winepress.” (Holman Christian<br />
Standard Bible)<br />
Fragen: (1) Beschreibe den Vorgang der Weinernte. (2) Woraus<br />
geht hervor, dass „Jajin“ in Jesaja 16:10 die Bedeutung<br />
von unvergorenem Traubensaft hat? (3) Warum ist die Übersetzung<br />
von „Jajin“ als „Weintrauben“ in diesem Zusammenhang<br />
ebenso sachgemäß richtig wie „Traubensaft“? (4) In<br />
welchen beiden Formen also kann „Jajin“ vorkommen?<br />
Antworten:<br />
Die Kanaaniter stammen von ihrem Vater Kanaan ab <strong>und</strong> besiedelten<br />
das Gebiet von Sidon im Norden bis Gaza im Süden:<br />
insgesamt: das Gebiet Palästinas, einschließlich Sodom<br />
<strong>und</strong> Gomorrah (1. Mose 10:6.15-20). Dies schlägt eine Brücke<br />
zur Verdorbenheit dieser beiden Städte, in der Lot wohnte.<br />
Vor der Zerstörung Sodoms <strong>und</strong> Gomorras zog Lot mit <strong>seine</strong>n<br />
beiden Töchtern aus <strong>und</strong> wohnte in einer Höhle. Um von<br />
ihrem Vater Nachkommen zu erhalten, weil es angeblich keine<br />
Männer mehr gab – obwohl doch die Nachkommen von<br />
Sem <strong>und</strong> Japhet lebten -, gaben beide Töchter, eine nach der<br />
anderen, ihrem Vater alkoholischen Wein („Jajin“) zu trinken:<br />
„Da gaben sie ihrem Vater Wein („Jajin“) zu trinken in derselben<br />
Nacht. Und die erste ging hinein <strong>und</strong> legte sich zu<br />
ihrem Vater, <strong>und</strong> er ward´s nicht gewahr, als sie sich legte,<br />
noch als sie aufstand.“ (1. Mose 19:23, Lutherbibel 1974)<br />
Weinverführung zur Blutschande<br />
Solche Praktiken der Blutschande hatten sie aus Sodom <strong>und</strong><br />
Gomorra mitgenommen. Diese Sitte wendeten sie jetzt an.<br />
Bei vollem Bewusstsein hätte Lot nicht darin eingewilligt, denn<br />
die Bibel bezeichnet ihn als „gerecht“ (2. Pt. 2:7-8). So benutzten<br />
<strong>seine</strong> Töchter alkoholisierten Wein, um ihn zu dieser<br />
Blutschande zu verführen.<br />
Alkohol spült alle Hemmungen weg. Die Hemmschwelle hierzu<br />
beseitigt alkoholischer Wein. Israel hatte sich damit auseinanderzusetzen,<br />
als sie in das Land Kanaan hineinkamen. Wie<br />
viel Sünde <strong>und</strong> Unzucht <strong>und</strong> wie viel Kinder im Suff gezeugt<br />
worden sind, an denen der Hang zu damit verb<strong>und</strong>enen Krankheiten<br />
<strong>und</strong> Sünde über die Gene weitergegeben wird, steht in<br />
den Büchern des Himmels geschrieben.<br />
MITTWOCH<br />
Verführung durch alkoholischen Wein<br />
Trunkenheit Noahs<br />
Nach der überstandenen Flut pflanzte Noah einen Weingarten<br />
<strong>und</strong> wurde Weingärtner: „Und er trank von dem Wein<br />
(„Jajin“) <strong>und</strong> berauschte sich <strong>und</strong> entblößte sich inmitten<br />
<strong>seine</strong>s Zeltes.“ (1. Mose 9:21, Eigenübers.)<br />
Dieser Zusammenhang weist den „Jajin“ in <strong>seine</strong>m vergorenen,<br />
alkoholhaltigen Zustand aus, im Unterschied zu „Jajin“ in<br />
<strong>seine</strong>r ursprünglichen, unvergorenen Phase (siehe oben).<br />
Noah hatte sicher etwas von diesem Wein getrunken, dann<br />
noch etwas, <strong>und</strong> noch etwas, bis Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen<br />
benebelt <strong>und</strong> ausgeschaltet waren. Er war betrunken <strong>und</strong><br />
zog sich mitten in <strong>seine</strong>m Zelt nackt aus. <strong>Der</strong> mit jedem Hammerschlag<br />
an <strong>seine</strong>r Arche die Flut angekündigt hatte, der sich<br />
nicht von <strong>seine</strong>m Auftrag abbringen ließ, der Spott <strong>und</strong> Hohn<br />
auf sich nahm, den der Hebräerbrief als einen der Glaubenszeugen<br />
aufführt, ihn als „Erben der Glaubensgerechtigkeit“<br />
bezeichnet (Heb. 11:7), den Petrus „Prediger der Gerechtigkeit“<br />
nennt (2. Pt. 2:5), der wurde durch den „Jajin“, Wein in<br />
alkoholischer Gestalt, in Versuchung übermannt <strong>und</strong> setzte<br />
sich dem Spott <strong>seine</strong>s Sohnes Hams aus, der ein Vater Kanaans<br />
war (1. Mose 10:6).<br />
Weinsitten der Kanaaniter<br />
Vom Sohn der Älteren, Moab, kommen die Moabiter, <strong>und</strong> vom<br />
Sohn der Jüngeren, Ammon, kommen die Ammoniter her.<br />
Beide wurden in der späteren Geschichte Erzfeinde des Volkes<br />
Gottes.<br />
Verführung Israels<br />
Als Israel das verheißene Land einnahm <strong>und</strong> unter den Kanaanitern<br />
lebte, war Gottes Volk diesen Versuchungen ausgesetzt<br />
<strong>und</strong> hatte sich damit auseinanderzusetzen. Alkoholischer<br />
Wein war bei den Kanaanitern das Förderungsmittel zu Unzucht<br />
jeder Art. Das abschreckende Beispiel des Sturzbetrunkenen<br />
Noah <strong>und</strong> die Blutschande der beiden Töchter Lots sind<br />
eine Warnung an Israel. Alkoholischer Wein ist das klassische<br />
Mittel, Gottes Volk zur Sünde zu verführen. Daher greifen<br />
die Sprüche <strong>und</strong> die Propheten diese Warnung auf <strong>und</strong><br />
warnen eindringlich (Sprüche 20:1; 23:29-35; Jes. 5:11-17;<br />
28:1-2.7-13; Jer. 13:12-14; Hosea 7:5; Joel 1:5; Amos 2:12;<br />
6:1-6; Micha 2:11). Wer diese Texte liest, wird beeindruckt sein<br />
von der Verführbarkeit des Volkes Gottes im Weingenuss <strong>und</strong><br />
von der Besorgtheit Gottes, der durch <strong>seine</strong> Diener <strong>und</strong> Propheten<br />
solche ernsten Warnungen vor dem Trinken alkoholischen<br />
Weins ausspricht.<br />
Fragen: (1) Welche Warnung vor alkoholischem Wein liegt<br />
im Beispiel Noahs <strong>und</strong> der Töchter Lots zugr<strong>und</strong>e? (2) Welcher<br />
Sitten haben sich die Töchter Lots bedient? (3) Welche<br />
Rolle spielte alkoholischer Wein bei den Kanaanitern? (4)<br />
Warum mussten die Propheten das Volk Gottes so eindringlich<br />
vor Genuss alkoholischen Weins warnen?<br />
Antworten:<br />
52
DONNERSTAG<br />
Erziehungsgeschichte Gottes mit <strong>seine</strong>m Volk<br />
Warnung <strong>und</strong> Umkehr<br />
Das Volk Israel befand sich in einer Erziehungsgeschichte.<br />
Gott hat sündhaftes Begehren <strong>seine</strong>s Volkes gestattet, denn<br />
der Mensch ist mit freiem Willen ausgestattet, <strong>und</strong> wenn der<br />
Sünder einen sündhaften Weg begehrt, überlässt Gott ihn dem<br />
selbst erwählten Weg. Das bedeutet aber nicht, dass Gott<br />
dadurch, dass Er sündiges Begehren gestattet, dieses gleichzeitig<br />
befürwortet. Ganz im Gegenteil: Er warnt das Volk durch<br />
<strong>seine</strong> Diener <strong>und</strong> Propheten vor solchen sündhaften Wegen<br />
<strong>und</strong> fordert zur Umkehr von diesen Wegen auf. Am Ende eines<br />
Reifeprozesses steht das Ziel der Abkehr vor solchen<br />
Abwegen <strong>und</strong> Unwegen.<br />
Vater <strong>und</strong> Erzieher <strong>seine</strong>s Volkes (Heb. 12:5-11) sündigem<br />
Begehren stattgegeben, nicht aber, ohne davor zu warnen <strong>und</strong><br />
im Laufe einer schmerzlichen Erziehungsgeschichte von sündigem<br />
Begehren abzubringen. Was Gott hier gestattet, befürwortet<br />
er nicht. Deshalb der Ruf zur Umkehr. Zudem erspart<br />
Gott <strong>seine</strong>m Volke nicht die Folgen solchen sündhaften Begehrens.<br />
Fragen: (1) Inwiefern gehören manche Sitten <strong>und</strong> Gebräuche<br />
des Volkes Gottes der Vergangenheit an <strong>und</strong> sind nicht für die<br />
Gegenwart als „biblisch“ einzufordern? (2) Welche Rolle spielt<br />
hierfür die Erziehungsgeschichte Gottes an <strong>seine</strong>m Volk? (3)<br />
Warum bedeutet das Gestatten der Sünde nicht, dass Gott<br />
sie befürwortet?<br />
Antworten:<br />
Sklaverei<br />
So gestattete Gott dem Volk Israel das Halten von Sklaven,<br />
schützte diese aber vor Misshandlung (2. Mose 21:20) <strong>und</strong><br />
ließ auch die Sklaven am Sabbat ruhen (5. Mose 5:12-15). In<br />
der Christengemeinde waren alle Kinder Gottes durch den<br />
Glauben an Jesus Christus. Standesunterschiede, wie Herr<br />
<strong>und</strong> Sklave, waren aufgehoben (Gal. 3:27-29). Und wo noch<br />
Sklaven in der Gemeinde waren, wurden sie als Glaubensbrüder<br />
betrachtet (Philemon 16). Sklaven waren Glaubensbrüder,<br />
denn alle waren eins in Christus: „Hier ist nicht Sklave<br />
noch Freier… ihr seid allesamt einer in Christus.“ (Gal.<br />
3:28, LB 1984)<br />
Damit ist die Sklaverei ohne Sklavenaufstand <strong>und</strong> ohne Blutvergießen<br />
de facto aufgehoben. Diese Dinge sind in der<br />
Perspektive der Erziehungsgeschichte Gottes mit <strong>seine</strong>m<br />
Volk zu betrachten, wobei solche Sitten <strong>und</strong> Gebräuche<br />
im Reifeprozess des Volkes der Vergangenheit angehören.<br />
<strong>Der</strong> Scheidebrief<br />
Ähnlich verhält es sich mit dem Scheidebrief, der den Mann<br />
berechtigte, <strong>seine</strong> Ehefrau aus der Ehe zu entlassen, meinte<br />
er etwas Schändliches an ihr gef<strong>und</strong>en zu haben (5. Mose<br />
24:1). Christus erklärt den Pharisäern, die sich auf diesen<br />
Scheidebrief beriefen <strong>und</strong> als „Gummiparagraphen“ benutzten:<br />
„Mose hat euch wegen der Verhärtung eures Herzens<br />
erlaubt, eure Frauen zu entlassen, von Anfang an war dies<br />
nicht so.“ (Mt. 19:8)<br />
Erst auf den Wunsch verhärteter Herzen hin hat Gott den<br />
Scheidebrief gestattet. <strong>Der</strong> Scheidebrief gehört im Verlauf der<br />
Erziehungsgeschichte der Vergangenheit an.<br />
Vielehe (Polygamie)<br />
Es wird sich auch niemand auf Jakob berufen, der vier Frauen<br />
hatte. Neben Rahel war noch Lea <strong>seine</strong> Ehefrau. Dazu<br />
nahm er Bilha, die Magd Rahels <strong>und</strong> Silpa, die Magd Leas (1.<br />
Mose 29 bis 30:1-24). Christus hat in <strong>seine</strong>r Antwort auf das<br />
Problem des Scheidebriefes die Ehe auf das paradiesisch<br />
vorgegebene Muster der Einehe (Monogamie) gegründet (Mt.<br />
19:3-6). Auch die Vielehe gehört im Laufe der Erziehungsgeschichte<br />
Gottes mit <strong>seine</strong>m Volk der Vergangenheit an.<br />
Ob es sich nun um die Sklaverei handelt, den Scheidebrief,<br />
die Ehe mit mehreren Frauen (Polygamie), so hat Gott als<br />
FREITAG<br />
Alkoholischer Wein <strong>und</strong> Rauschtrank<br />
Ursprung nach dem Sündenfall<br />
Auch alkoholischer Wein <strong>und</strong> Rauschtrank (vergorener Schekar)<br />
ist eingebettet in der Erziehungsgeschichte Gottes mit<br />
<strong>seine</strong>m Volk. Im Paradies hat es weder alkoholischen Wein<br />
gegeben, noch zusammengebrauten Rauschtrank. Erst mit<br />
Eintritt der Sünde hat es mit einsetzender Verderbnis, Fäulnis,<br />
Krankheit <strong>und</strong> Tod, auch gegorenes Getränk gegeben.<br />
So wie Christus in der Ehefrage auf die noch unverdorbene<br />
Ehe im Paradies hingewiesen hat (Mt. 19:3-6), so<br />
ist in der Weinfrage auf das Ursprüngliche <strong>und</strong> Unvergorene<br />
des Paradieses zu verweisen.<br />
Schekar als Rauschtrank<br />
Sündhaften Begehrens des Volkes hat Gott stattgegeben, denn<br />
Er verweigert die Entscheidung des Sünders nicht, sucht aber<br />
ihn von <strong>seine</strong>m halsstarrigen Verhalten in <strong>seine</strong>r Erziehungsgeschichte<br />
abzubringen. So begehrten <strong>und</strong> wünschten selbst<br />
die Hirten des Volkes, vergorenen Wein (Jajin) <strong>und</strong> Rauschtrank<br />
(vergorenen Schekar) zu trinken, <strong>und</strong> Gott lässt sie gewähren<br />
(Jes. 56:12), doch die Warnungen davor sind in den<br />
Sprüchen <strong>und</strong> bei den Propheten unüberhörbar (siehe zu Mittwoch<br />
unter: „Verführung Israels“). Vergorener „Schekar“ ist in<br />
<strong>seine</strong>r Wirkung Rauschtrank, wie aus einigen Stellen hervorgeht,<br />
wo dieser Begriff mit einer solchen berauschenden Wirkung<br />
oft zusammen mit alkoholischen Wein auftaucht (1. Samuel<br />
1:12-15; Jes. 5:11.22; 28:7; 29:9; 56:12; Micha 2:11).<br />
„Schekar“ ist als Rauschtrank ein Gebräu aus Getreide, Obst,<br />
Honig <strong>und</strong> Datteln (Gesenius, 829).<br />
Unvergorener „Scheckar“ ist aber wie der unvergorene „Jaijin“<br />
eigentlich ein ges<strong>und</strong>es Getränk. So bedeutet „Scheckar“<br />
53
in erster Linie „süsses Getränk“. Gustav Tobler beschreibt in<br />
<strong>seine</strong>m Buch „Leben ohne Alkohol“ (Advent-Verlag Zürich) sehr<br />
ausführlich den Begriff „Scheckar“ (S. 69ff), der 23mal im AT<br />
vorkommt: „Scheckar bedeutet ´süsses Getränk` aus anderen<br />
Früchten ausgepresst als aus der Weintraube, das im unvergorenen<br />
wie im vergorenen Zustand getrunken wurde.“ (S.<br />
70) <strong>Der</strong> Zusammenhang zeigt wie bei Jaijin, ob es sich um<br />
vergorenen oder unvergorenen Scheckar handelt. Die weitaus<br />
meisten Texte weisen auf den vergorenen Scheckar als<br />
Rauschtrank hin. Aber mindestens zwei Texte verweisen auf<br />
den unvergorenen Scheckar, der aus Obst <strong>und</strong> Palmenfrüchten<br />
gepresst wurde (in 4. Mose 28:7 als Trankopfer <strong>und</strong> in 5.<br />
Mose 14:26 in Verbindung mit dem Armenzehnten, wo Gott<br />
den Rat gibt, Schekar zu kaufen).<br />
Deshalb ist auch die Übersetzung mit „Rauschtrank“ in vielen<br />
Bibeln nicht immer korrekt, genauso wie Jajin immer mit „Wein“<br />
übersetzt wird, anstatt an manchen Stellen auch mit „Traubensaft“<br />
zu übersetzen.<br />
Begehren <strong>und</strong> Wünschen des Menschen<br />
In Jesaja 56 werden insbesondere die Wächter <strong>und</strong> Hirten<br />
des Volkes angesprochen, die wie viele andere im Volk sich<br />
nur vergnügen wollen: „´Kommt her, (sprechen sie,) ich will<br />
Wein holen, da wollen wir uns volltrinken mit Rauschtrank,<br />
<strong>und</strong> morgen soll es zugehen wie heute, hochher <strong>und</strong><br />
herrlich!“ (Jes. 56:12, Zürcher Übersetzung)<br />
Korrigierende Erziehungsgeschichte<br />
<strong>Der</strong> Wunsch nach einem herrlichen Leben in Saus <strong>und</strong> Braus,<br />
insbesondere der Wächter <strong>und</strong> Hirten des Volkes, ist in diesem<br />
Text unübersehbar. Gott gibt diesem Begehren statt: nicht<br />
ohne auch in den Sprüchen <strong>und</strong> Propheten davor zu warnen<br />
(zu den vielen Texten siehe oben unter „Schekar als Rauschtrank“).<br />
Die Benebelung von Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen<br />
versetzt Konsumenten von alkoholischem Wein <strong>und</strong> Rauschtrankgebräu<br />
in einen Zustand, in dem sie ein leichtes <strong>Opfer</strong><br />
für Versuchungen werden: Siehe der fromme Noah in <strong>seine</strong>m<br />
Vollrausch (1. Mose 9:21) <strong>und</strong> der gerechte Lot, den <strong>seine</strong><br />
Töchter mit alkoholischem Wein zur Blutschande verführten<br />
1. Mose 19:30-38).<br />
Das Begehren <strong>und</strong> Wünschen des Volkes <strong>und</strong> ihrer Hirten<br />
beinhaltet, dass das Trinken von alkoholischem Wein <strong>und</strong><br />
Rauschtrank des Menschen Wille ist, nicht aber der Wille<br />
Gottes. Wohl gestattet Gott den Menschen ihren Willen, die<br />
Alkohol trinken wollen, aber der Herr geht ihnen als Gott <strong>und</strong><br />
Vater in <strong>seine</strong>r Erziehungsgeschichte nach, um solche von<br />
ihrem verderblichen Willen abzubringen <strong>und</strong> ihr Leben zu korrigieren.<br />
Gräber des Begehrens<br />
Hier geht es um Begehren, deren Endstation Gräber sind. Gott<br />
gewährt <strong>seine</strong>m Volk durchaus, was es begehrt, auch wenn<br />
es schädlich ist. Israel war mit dem Brot vom Himmel, dem<br />
Manna, unzufrieden <strong>und</strong> schrie nach den Fleischtöpfen<br />
Ägyptens (4. Mose 11:1-6). Dieses Begehren erfüllte ihnen<br />
Gott <strong>und</strong> sandte ihnen eine gewaltige Menge von Wachteln,<br />
über die sie sich in ihrer Gier hermachten, bis Gottes Zorn<br />
entbrannte <strong>und</strong> sie umbrachte (Verse 31-33). <strong>Der</strong> Ort wurde<br />
mit dem Namen „Lustgräber“ (wörtlich: „Gräber des<br />
Begehrens“) benannt (Vers 35). Hier wird daran erinnert,<br />
dass Gott den sündigen Willen des Volkes gewähren lässt.<br />
Die Folgen jedoch muss der tragen, der solchem<br />
verderblichen Begehren nachgeht. Dass Gott dem<br />
Menschen, der sich nicht warnen lässt, <strong>seine</strong> selbst<br />
gewählten sündigen Wege überlässt, ist auch andernorts<br />
belegt (Römer 1:22-31; 2. Thess. 2:9-12).<br />
Pneumatologische Sicht<br />
„Pneumatologisch“ - vom Blickpunkt des Heiligen Geistes aus<br />
gesehen. <strong>Der</strong> Apostel Paulus bringt dies in <strong>seine</strong>m Brief an<br />
die Epheser auf den Punkt: „Und betrinkt euch nicht mit<br />
Wein, in welchem Heillosigkeit (asootia) ist, sondern lasst<br />
euch mit dem (Heiligen) Geist erfüllen.“ (Eph. 5:18)<br />
Das ist die pneumatologische Sicht. Bei Paulus ist der Leib<br />
Tempel <strong>und</strong> Wohnung des Heiligen Geistes (1. Kor. 3:16; 6:19-<br />
20; 2. Kor. 6:16).<br />
<strong>Der</strong> Weingeist, welcher Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen<br />
benebelt, <strong>und</strong> der Heilige Geist, können unmöglich in<br />
einem Tempel zusammen wohnen. Entweder wohnt der<br />
Weingeist im Tempel Gottes, wodurch der Tempel Gottes<br />
verderbt wird, oder der Heilige Geist wohnt in dem Tempel,<br />
der Ihm gehört.<br />
Medizinischer Rat des Paulus<br />
Von da her hat jeder die Entscheidung zu treffen, wer in <strong>seine</strong>n<br />
Leib, welcher der Tempel Gottes ist, einzieht <strong>und</strong> dort wohnt:<br />
der Heilige Geist, oder der alkoholische Weingeist. Das wird<br />
auch nicht aufgehoben durch den Rat des Paulus an<br />
Timotheus, er solle ein wenig Wein als Medizin für <strong>seine</strong>n<br />
Magen benutzten (1. Tim. 5:23), was manche so deuten,<br />
Paulus meine hier alkoholischen Wein als Medizin für<br />
Timotheus. <strong>Der</strong> Heilige Geist hätte hier durch den Apostel<br />
Paulus einen sehr schlechten Rat gegeben, denn Wein im<br />
gegorenen Zustand ist aufgr<strong>und</strong> von dokumentierten<br />
Studien als Verursacher von Krebs <strong>und</strong> Brustkrebs<br />
erwiesen worden (<strong>Lektion</strong> 11).<br />
Sprachliches<br />
Zudem ist aufgezeigt worden, dass der Begriff „Oinos“, übersetzt<br />
mit „Wein“, Traubensaft im gegorenen oder unvergorenen<br />
Zustand bedeuten kann (siehe zu Montag). „Jajin“ in der<br />
hebräischen Bibel kann also beides heißen: gegorener oder<br />
nicht gegorener Traubensaft.<br />
Zudem ist hinzuzufügen, dass der hebräische Betriff „Tirosch“<br />
für unvergorenen Traubensaft verwendet wird (Joel 2:24; Sprüche<br />
3:10; Richter 9:13; Hosea 9:2). An allen diesen Stellen<br />
übersetzt die Septuaginta diesen Begriff mit „Oinos“. Wenn<br />
also im Neuen Testament der Begriff „Oinos“ auftaucht,<br />
kann damit Traubensaft oder alkoholischer Wein gemeint<br />
sein. <strong>Der</strong> Zusammenhang entscheidet. Als medizinischer<br />
Rat, den Paulus an Timotheus erteilt, kann daher nur ungegorener<br />
Traubensaft in Frage kommen.<br />
Hochzeit zu Kana<br />
Was Christus auf der Hochzeit zu Kana geschaffen hat, war<br />
Traubensaft im unvergorenen Zustand, was auch der paradiesischen<br />
unverdorbenen Schöpfung entspricht, denn Christus<br />
offenbarte in diesem W<strong>und</strong>er <strong>seine</strong> Herrlichkeit, <strong>und</strong> die<br />
kann nur im Zusammenhang mit von Sünde Unvergorenem<br />
stehen (Joh. 2:11). Christus als Schöpfer schafft nichts, was<br />
durch die Sünde verdorben ist <strong>und</strong> auch nicht Symbol <strong>seine</strong>s<br />
unbefleckten Erlöserblutes sein kann (1. Pt. 1:2.18; Heb.<br />
12:24).<br />
54
Endnotiz: Wir haben in Deutschland 2,5 Millionen Alkoholiker,<br />
die dauerhaft Alkoholiker bleiben, auch wenn sie „trocken“<br />
sind, denn selbst ein Glas kann ihr Begehren wieder aufleben<br />
lassen <strong>und</strong> sie erneut in die Hölle der Abhängigkeit stürzen.<br />
Unermesslich ist das Heer der Toten, die durch Alkohol am<br />
Steuer starben <strong>und</strong> ihre Familie in tiefste Trauer stürzten, unermesslich<br />
auch der materielle Schaden von zertrümmerten<br />
Autos, unermesslich die Milliardensummen, welche die Krankenkassen<br />
ausgeben, um die ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden, die<br />
der Alkohol verursacht, zu behandeln. Alkohol ist ein Ungeheuer,<br />
das auf die Menschheit losgelassen wird <strong>und</strong> unermesslichen<br />
Schaden angerichtet hat <strong>und</strong> immer noch täglich anrichtet.<br />
Worin soll denn angesichts eines solchen unermesslichen<br />
Schadens der Nutzen des Alkohols bestehen?<br />
Diese Antwort sind diejenigen der Gesellschaf schuldig,<br />
die Alkoholgetränke produzieren <strong>und</strong> verkaufen.<br />
Fragen: (1) Was begehrten selbst die Hirten des Volkes zur<br />
Zeit Jesajas (siehe Jes. 56:12)? 2) Warum ist in diesem Text<br />
nicht vom Willen Gottes, sondern vom Begehren des Menschen<br />
die Rede? (3) Wie ist dieser Text in die Erziehungsgeschichte<br />
Gottes mit <strong>seine</strong>m Volk einzuordnen? (4) Auf welches<br />
Ziel steuert der Wille Gottes nach Eph. 5:18 hin? (5) Wie<br />
sind der medizinische Rat des Paulus an Timotheus <strong>und</strong> der<br />
Wein auf der Hochzeit zu Kana einzuordnen? (6) Warum ist<br />
Alkohol ein Ungeheuer, das an Mensch, Material <strong>und</strong> Krankheitskosten<br />
unermesslichen Schaden anrichtet?<br />
Antworten:<br />
Zusammenfassung<br />
(1) <strong>Der</strong> hebräische Begriff „Jajin“ kann unvergorenen oder<br />
vergorenen Traubensaft bedeuten: je nach Zusammenhang.<br />
Beides übersetzt die Septuaginta mit „Oinos“. Eine Anzahl<br />
Übersetzungen geben diesen Begriff als alkoholischen „Wein“<br />
wieder, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um unvergorenen<br />
oder vergorenen Traubensaft dem Zusammenhang nach handelt.<br />
Damit wird der Eindruck erweckt, als sei mit „Jajin“ oder<br />
„Oinos“ in allen Fällen alkoholischer Wein gemeint. Allerdings<br />
ist manchen Übersetzungen aufgefallen, dass „Jajin“ <strong>und</strong><br />
„Oinos“ in manchen Fällen auch in die Richtung von Traubensaft<br />
geht.<br />
vielen Stellen für alkoholischen Wein verwendet. Übersetzungen<br />
geben zumeist „Oinos“ mit „Wein“ wieder.<br />
(4) Im Neuen Testament wird der Begriff „Oinos“ ebenfalls<br />
verwendet, was auch hier mit (alkoholischem) „Wein“ übersetzt<br />
wird. So entsteht der Eindruck, als würde Paulus dem<br />
Timotheus einen ganz schlechten medizinischen Rat erteilt<br />
haben, wenn alkoholisierter „Wein“ („Oinos“) für einen kranken<br />
Magen <strong>und</strong> sonstige Krankheiten empfohlen wird, zumal<br />
heute durch dokumentierte Untersuchungen erwiesen ist, dass<br />
mäßiger Weingenuss Ursache für Krebs <strong>und</strong> mit hohem Risiko<br />
für Brustkrebs verantwortlich ist.<br />
(5) Ebenso entsteht der Eindruck, Christus habe auf der<br />
Hochzeit zu Kanaan alkoholischen Wein geschaffen <strong>und</strong> darin<br />
<strong>seine</strong> Herrlichkeit offenbart, was absurd ist, denn <strong>seine</strong><br />
Herrlichkeit kann nur in dem offenbart werden, was durch<br />
Sünde unverdorben ist <strong>und</strong> Symbol <strong>seine</strong>s unbefleckten Blutes<br />
ist, dessen im Abendmahl gedacht wird.<br />
(6) In der Erziehungsgeschichte Israels hat Gott sündhaftes<br />
Begehren gestattet (Sklavenhaltung, Scheidebrief, Vielehe).<br />
Im Laufe dieser Erziehungsgeschichte sucht Gott sündhaftes<br />
Begehren zu korrigieren <strong>und</strong> in einem Reifeprozess<br />
abzugewöhnen.<br />
(7) Auch alkoholischer Wein <strong>und</strong> Rauschtrankgebräu sind<br />
in diese korrigierende Erziehungsgeschichte einbezogen. Dem<br />
Begehren des Herzens nach alkoholischem Wein <strong>und</strong><br />
Rauschtrank hat Gott stattgegeben (Jes. 56:12), begleitet mit<br />
unüberhörbaren Warnungen in den Sprüchen <strong>und</strong> den Propheten.<br />
Wohin sündiges Begehren führt, zeigt sich beispielhaft<br />
an den „Gräbern des Begehrens“ oder „Lustgräbern“ (4.<br />
Mose 11:34-35). Die Folgen des auch heute so begehrten Alkoholgenusses<br />
enden in Gräbern, Kliniken, Armenhäusern,<br />
Verbrechen <strong>und</strong> Selbstmorden.<br />
(8) Aus pneumatologischer Sicht ist der Leib ein Tempel<br />
des Heiligen Geistes, in dem der Geist Gottes wohnt (1. Kor.<br />
3:16; 6:19-20; 2. Kor. 6:16). In diesem Tempel kann nicht der<br />
alkoholische Weingeist mit dem Heiligen Geist zusammen<br />
wohnen (Eph. 5:18). Dieser Weingeist benebelt Verstand, Wille<br />
<strong>und</strong> Gewissen. Gerade am Verstand, Willen <strong>und</strong> Gewissen<br />
wirkt der Heilige Geist <strong>und</strong> bringt den Sünder zur Sinnesänderung.<br />
Jeder ist damit vor die Entscheidung gestellt, wer in<br />
<strong>seine</strong>m Leibestempel wohnen soll. <strong>Der</strong> Heilige Geist will nicht<br />
betrübt werden (Eph. 4:30).<br />
Sabbatanfang:<br />
19.16 Uhr<br />
(2) Am Beispiel von Noah <strong>und</strong> den Töchtern Lots wird ganz<br />
am Anfang der Geschichte des Volkes Gottes vor alkoholisiertem<br />
Wein gewarnt. Noah erliegt dem Alkohol in zutiefst<br />
beschämender Pose. Die Töchter Lots verführen ihren Vater<br />
mit alkoholischem Wein zur Blutschande.<br />
(3) <strong>Der</strong> hebräische Begriff „Tirosch“ (Traubensaft im unvergorenen<br />
Zustand) wird in der Septuaginta mit „Oinos“ (Wein)<br />
übersetzt. Das ist verwirrend, denn der Begriff „Oinos“ wird an<br />
55
Wiederholung 26. September - 2. Oktober <strong>2010</strong><br />
Wiederholung: <strong>Lektion</strong>en 1 - 12<br />
<strong>Lektion</strong> 1<br />
(1) „Inspiration bei den Evangelien ist nicht gleichbedeutend<br />
Ursprünglichkeit.“ Erkläre dies anhand von Lukas 1:1-4.<br />
(2) Wie kommt dieses Prinzip auch im Schrifttum von Ellen<br />
G. White zum Ausdruck?<br />
Antworten:<br />
<strong>Lektion</strong> 4<br />
(1) Was ist bei der Rebellion Israels zu Kadesch-Barnea<br />
Vermessenheit? (Zusammenfassung Punkt 1)<br />
(2) Wie drückt sich hier die Vermessenheit aus? (Punkt 6)<br />
(3) An welcher Stelle kommt Mose auf dieses Ereignis zurück<br />
<strong>und</strong> warnt Israel vor einer Wiederholung der Vermessenheit?<br />
Was lernen wir daraus? (Siehe zu Donnerstag)<br />
Antworten:<br />
<strong>Lektion</strong> 2<br />
(1) Bitte Fehlendes ausfüllen: „In ihren Unterschieden <strong>und</strong><br />
Gemeinsamkeiten stehen die Evangelien in einem_________________<br />
zueinander.“ (Zusammenfassung,<br />
Punkt 1)<br />
(2) Woran ist erkennbar, dass Matthäus sich in der Reihenfolge<br />
der Versuchungen genau festlegt, während Lukas<br />
die Versuchungen eher lose aneinander reiht <strong>und</strong> eine andere<br />
Reihenfolge hat? (Zusammenfassung, Punkte 3-4)<br />
Antworten:<br />
<strong>Lektion</strong> 5<br />
(1) Im Bericht über die Versuchung der Reiche dieser Welt<br />
<strong>und</strong> ihrer Herrlichkeit hat Lukas im Vergleich zu Matthäus einen<br />
eigenständigen Text (siehe zu Montag). Was für eine<br />
Quelle käme hier in Frage, wenn Lukas sich nicht nach Matthäus<br />
richtet? (Siehe zu Dienstag)<br />
(2) Worin besteht der Unterschied zwischen der Herrlichkeit,<br />
die der <strong>Versucher</strong> anbietet, <strong>und</strong> der Herrlichkeit, die sich<br />
in Christus offenbart? (siehe zu Mittwoch <strong>und</strong> Donnerstag oder<br />
Zusammenfassung Punkt 3)<br />
Antworten:<br />
<strong>Lektion</strong> 3<br />
(1) Inwiefern reißt der <strong>Versucher</strong> in <strong>seine</strong>m Zitat aus Psalm<br />
91:11-12 das Herzstück des Textes heraus, ohne dass es sonderlich<br />
auffällt? (Mt. 4:6; Lk. 4:10-11, Punkt 3)<br />
(2) Was ist Vermessenheit? (Zusammenfassung Punkt 3)<br />
(3) Wie wird die Gemeinde zur Vermessenheit verführt (Zusammenfassung<br />
Punkte 4-7).<br />
Antworten:<br />
<strong>Lektion</strong> 6<br />
(1) Beschreibe den Vertrauens- <strong>und</strong> Wertewandel, den<br />
Adam <strong>und</strong> Eva bei der Versuchung durchlaufen? (Zusammenfassung<br />
Punkt 1)<br />
(2) Welche Hoffnung besteht für Sünder wie Saulus <strong>und</strong><br />
den Schächer am Kreuz, die der Versuchung erlegen <strong>und</strong><br />
Gefangene der Sünde gewesen waren? (Punkte 3-4)<br />
(3) Inwiefern hat der Schächer am Kreuz die erste Engelsbotschaft<br />
schon vorweggenommen? (Punkt 4)<br />
Antworten:<br />
56
<strong>Lektion</strong> 7<br />
(1) Inwiefern benutzt die historisch kritische Methode bei<br />
den Evangelien die Verleugnung der Prophetie als Datierungshilfe?<br />
(Zusammenfassung Punkt 4)<br />
Antworten:<br />
(2) Inwiefern wird dadurch die Erlösungsfähigkeit Christi<br />
in Frage gestellt? (Punkt 5)<br />
(3) Inwiefern redet die Schlange heute noch in einer solchen<br />
Bibelkritik? (Punkte 1-2)<br />
Antworten:<br />
<strong>Lektion</strong> 10<br />
(1) Inwiefern war Achan einer Sucht verfallen (Siehe zu<br />
Sonntag)<br />
(2) Welche vier Rettungsanker weisen den Ausweg aus<br />
einer Sucht? (Sonntag)<br />
(3) Welche Folge hatte es bei Nadab <strong>und</strong> Abihu, die sich<br />
der Sucht mit mäßigem Weingenuss näherten? (Dienstag)<br />
<strong>Lektion</strong> 8<br />
(1) Welche Einzelheiten hat Christus über die Zerstörung<br />
vorausgesagt? (Siehe zu Montag)<br />
(2) In welchem Gleichnis hat Jesus vorausgesagt, dass<br />
Jerusalem verbrannt werden soll? (Siehe zu Montag)<br />
(3) Was hat Jesus über die Rettung <strong>seine</strong>r Gemeinde in<br />
der eingeschlossenen Stadt vorausgesagt? (Siehe zu Montag)<br />
(4) Welche Wirkung hatte ihr mäßiger Weingenuss auf<br />
Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen? (Mittwoch)<br />
(5) In welcher doppelten Aufgabe der Priester war ständige<br />
Nüchternheit unabdingbare Voraussetzung? (Donnerstag)<br />
(6) Inwiefern ist unabdingbare Nüchternheit auf die Gemeinde<br />
Jesu übertragbar? (Donnerstag)<br />
Antworten:<br />
(4) Wie kam es, dass die Gemeinde trotz der Belagerung<br />
fliehen konnte? (Siehe zu Mittwoch).<br />
(5) Inwiefern verdankt die Urgemeinde <strong>und</strong> die Adventgemeinde<br />
ihre Existenz der Prophetie?<br />
Antworten:<br />
<strong>Lektion</strong> 11<br />
(1) Warum ist eine Studie über mäßig weintrinkende Franzosen,<br />
in der festgestellt wurde, mäßiges Weintrinken sei gesünder<br />
als Weinabstinenz, eigentlich ein Betrug <strong>und</strong> Irreführung<br />
der Öffentlichkeit? (Siehe zu Montag <strong>und</strong> Dienstag)<br />
<strong>Lektion</strong> 9<br />
(1) Wie versuchen Spitzensupermärkte K<strong>und</strong>en zum Kauf<br />
von Waren zu verführen, die sie vorher eigentlich nicht kaufen<br />
wollten? (Siehe zu Montag <strong>und</strong> Dienstag)<br />
(2) Wie entsteht Kaufsucht als Modell der Entstehung von<br />
Sucht überhaupt? (Siehe Mittwoch)<br />
(3) Welche Rolle dabei spielen Gehirn <strong>und</strong> Hand, bzw.<br />
Gewohnheit? Zeige dabei auf, inwiefern das Unsichtbare im<br />
Gehirn das Sichtbare der Gewohnheit widerspiegelt <strong>und</strong> umgekehrt.<br />
(Mittwoch)<br />
(4) Bei der Verführung zur Sucht werden _______, sowie<br />
_______ <strong>und</strong> auch das __________ ausgeschaltet. Bitte Fehlendes<br />
einfügen. (Siehe zu Mittwoch unter „Ausschaltung des<br />
Wächterzentrums“)<br />
(2) Welche andere Langzeitstudie will herausgef<strong>und</strong>en<br />
haben, dass mäßiges Weintrinken Herzinfarkt entgegenwirke?<br />
(Donnerstag)<br />
(3) Welche ganz gefährlichen Nebenwirkungen haben gemeinsame<br />
britische <strong>und</strong> amerikanische Studien in Versuchen<br />
bei mäßigen Weintrinkern feststellen müssen? (Mittwoch)<br />
(4) Was hat die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) bei<br />
mäßigen Weintrinkern leider auch feststellen müssen? (Donnerstag)<br />
(5) Aufgr<strong>und</strong> welcher gefährlichen Nebenwirkungen ist<br />
Wein als Medizin gänzlich ungeeignet? (Donnerstag <strong>und</strong> Mittwoch)<br />
(6) Die bioaktiven Polyphenole im Rotwein sollen durch<br />
Entgegenwirken von Ablagerungen (Plaques) Herzinfarkt vorbeugen.<br />
Gleichzeitig wird zugegeben <strong>und</strong> ist auch in Wikipe-<br />
57
dia zu erfahren, dass Polyphenole im Roten Traubensaft vorhanden<br />
sind. Was folgt daraus, wenn die Nebenwirkungen<br />
von Weinalkohol in Betracht gezogen werden? (Siehe zu Donnerstag)<br />
Sabbatanfang:<br />
19.00 Uhr<br />
Antworten:<br />
<strong>Lektion</strong> 12<br />
(1) Welche doppelte Bedeutung kann der hebräische Begriff<br />
„Jajin“, meist mit „alkoholischem Wein“ übersetzt, haben?<br />
(Montag <strong>und</strong> Dienstag)<br />
(2) <strong>Der</strong> hebräische Begriff „Tirosch“ ist unvergorener Wein.<br />
Die griechische Übersetzung das Alten Testaments, die Septuaginta,<br />
übersetzt „Jajin“ <strong>und</strong> „Tirosch“ aber gleichermaßen<br />
mit „Oinos“, „Wein“. Welche Missverständnisse ergeben sich<br />
daraus? (Montag <strong>und</strong> Dienstag)<br />
(3) Inwiefern sind die abschreckenden Beispiele von Noah<br />
<strong>und</strong> den Töchtern Lots gleich am Anfang der Geschichte Gottes<br />
mit <strong>seine</strong>m Volk eine ernste Warnung?<br />
(4) Welche Missverständnisse ergeben sich, wenn das<br />
Neue Testament den Begriff „Oinos“ übernimmt, der gegorenen<br />
Traubensaft oder alkoholischen Wein bedeuten kann?<br />
Erläutere dies anhand einiger Texte (Freitag).<br />
(5) Inwiefern gestattet Gott sündiges Begehren <strong>seine</strong>s<br />
Volkes, <strong>und</strong> spannt dieses aber ein in <strong>seine</strong>r Erziehungsgeschichte,<br />
die in einem Reifeprozess auf Abkehr <strong>und</strong> Umkehr<br />
solchen Begehrens abzielt? (Freitag)<br />
(6) Inwiefern hat Gott dem Begehren der Hirten <strong>seine</strong>s<br />
Volkes stattgegeben (siehe Jes. 56:12) in Anbetracht der Tatsache,<br />
dass das dort erwähnte „Schekar“ („Rauschtrank) an<br />
vielen Stellen eindeutig ein alkoholisches Getränk ist? (Freitag)<br />
(7) Inwiefern stellt Eph. 5:18 zusammen mit dem Nüchternheitsgebot<br />
das Ziel der Erziehungsgeschichte dar, zur<br />
Abkehr von solchen Rauschmitteln hinzuwirken, damit die<br />
Gläubigen nicht durch Benebelung von Verstand, Wille <strong>und</strong><br />
Gewissen dem <strong>Versucher</strong> als leichte Beute in die Hände fallen?<br />
Schreibe die Antwort auf ein Blatt Papier <strong>und</strong> trage die<br />
Gedanken im Gesprächskreis vor.<br />
Antworten:<br />
Wir beten das Vaterunser unter Betonung der Bewahrungsbitte.<br />
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NACHWORT<br />
Ausgehend von der Versuchung Evas durch die Schlange, ist für die nächste <strong>Lektion</strong> geplant, das<br />
Thema des Wertewandels infolge von Bündnissen zu betrachten. Eva war vorübergehend in ihrer<br />
Vertrauensposition von Gott zur Schlange hinübergewechselt. Sie hatte sich vom Vertrauen dessen,<br />
was Gott ihr gesagt hatte, getrennt <strong>und</strong> sich dem angeschlossen, was die Schlange sagte. Es war<br />
ein vorübergehendes Bündnis zwischen der Schlange <strong>und</strong> dem Menschen zustande gekommen,<br />
das Gott dann mit <strong>seine</strong>m Feindschaftswort Einhalt gebot: „Ich will Feindschaft setzen zwischen<br />
dir (Schlange) <strong>und</strong> der Frau, zwischen deinem Nachkommen <strong>und</strong> ihrem Nachkommen…“ (1.<br />
Mose 3:15)<br />
Das Gebot Gottes, nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten <strong>und</strong> Bösen zu essen, stellte die<br />
Schlange <strong>und</strong> mit ihr Eva in Frage. Es erfolgte nicht nur ein Vertrauenswandel, sondern auch ein<br />
Wertewandel. Nicht mehr war das Wertemaß, was Gott offenbart hatte, sondern das, was die Schlange<br />
einflüsterte.<br />
Von diesem Ansatz wird die Geschichte Gottes mit <strong>seine</strong>m Volke betrachtet <strong>und</strong> herausgearbeitet<br />
werden, welchen Werte- <strong>und</strong> Vertrauenswandel Bündnisse zur Folge haben <strong>und</strong> wohin sie führen.<br />
Änderungen vorbehalten.<br />
Wir freuen uns auf dieses <strong>und</strong> das nächste Viertel <strong>und</strong> wollen einander zu eifrigem Bibelstudium<br />
ermutigen.<br />
Winfried Stolpmann<br />
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