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Lektion 3/2010: Der Versucher und seine Opfer - Übrigen

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Gemeinschaft der <strong>Übrigen</strong> e. V.<br />

Bibelbetrachtung <strong>2010</strong><br />

Juli - August - September<br />

<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Opfer</strong><br />

Ein Studium zur zweiten <strong>und</strong> dritten<br />

Versuchung Jesu<br />

Studium zur Sabbatschule für das dritte Viertel <strong>2010</strong>


Vorwort<br />

Diese <strong>Lektion</strong> konzentriert sich in Fortsetzung der<br />

vorigen auf die Versuchung Jesu. Die Versuchung zum<br />

Sprung von der Zinne des Tempels ist eine Versuchung<br />

zur Vermessenheit. Geschickt reißt der <strong>Versucher</strong><br />

aus <strong>seine</strong>m Psalmzitat das Herzstück heraus,<br />

nämlich die Bewahrung Gottes auf den Wegen, die<br />

Gott in <strong>seine</strong>m Plan vorgesehen hat. <strong>Der</strong> Weg Gottes<br />

in Jesus Christus ist der Weg zum Kreuz <strong>und</strong> nicht<br />

der Weg von der Tempelzinne in die offenen Arme<br />

der allgemeinen Volkserwartung eines militärischen<br />

Befreiermessias. Gottes Bewahrung herabzuholen mit<br />

Verheißungen, um den Allmächtigen zum Dienstboten<br />

eigener menschlicher Wege zu degradieren, das<br />

ist Vermessenheit. Sie hat viele Formen. Auf einige<br />

wird hier eingegangen.<br />

Eine Art Vermessenheit ist die Datierungsmethode der<br />

Evangelien, deren sich die historisch kritische Methode<br />

bedient. Hier wird die Leugnung der prophetischen<br />

Fähigkeit Christi in Abrede gestellt <strong>und</strong> als Datierungshilfe<br />

benutzt. Seine Voraussagen über die Zerstörung<br />

Jerusalems seien nichts anderes als Geschichte im<br />

Rückblick gesehen <strong>und</strong> hinterher als Prophetie ausgegeben<br />

(vaticinum ex eventu). Daher werden die<br />

Evangelien nach der Zerstörung datiert. Wäre Christus<br />

ein unfähiger Prophet, wäre Er auch ein unfähiger<br />

Erlöser, denn wie kann ein unfähiger Prophet<br />

ein fähiger Erlöser sein?<br />

Weiter wird die billige Gnade als Vermessenheit betrachtet,<br />

welche schon im Römerbrief bekämpft wird<br />

<strong>und</strong> bereits die Urgemeinde heimgesucht hat.<br />

Die Versuchung der Reiche dieser Welt <strong>und</strong> ihrer<br />

Herrlichkeit stellt die Scheinherrlichkeit im glänzenden<br />

Scheinwerferlicht in einen Gegensatz zur verhüllten<br />

Herrlichkeit Christi, die nur mit den Augen des<br />

Glaubens gesehen werden kann. <strong>Der</strong> Unglaube ist<br />

gegenüber dieser Herrlichkeit Christi blind. Wie wollen<br />

durch Unglauben blinde Augen Gottes Herrlichkeit<br />

in einem Kind sehen, das in einer Futterkrippe<br />

liegt? Oder wie soll aus der Warte des Unglaubens<br />

im Zimmermannssohn oder im staubigen Wanderprediger<br />

aus Nazareth die Herrlichkeit gesehen werden?<br />

Gleichwohl wäre das Johannesevangelium hier am<br />

Platz, denn die W<strong>und</strong>er Jesu haben Zeichencharakter<br />

<strong>und</strong> deuten auf <strong>seine</strong> Herrlichkeit, die in <strong>seine</strong>m<br />

Leben, Wirken, Leiden, Sterben <strong>und</strong> <strong>seine</strong>r Auferstehung<br />

angebrochen ist <strong>und</strong> in <strong>seine</strong>r Wiederkunft vollendet<br />

wird. Das ist eine ganz andere Herrlichkeit als<br />

die, welche der <strong>Versucher</strong> in Aussicht stellt. Christi<br />

Herrlichkeit ist ewig, die des <strong>Versucher</strong>s vergänglich.<br />

Es wird ferner Versuchung <strong>und</strong> Entstehung der Sucht<br />

nachgegangen <strong>und</strong> aufgezeigt, in welchem Verhältnis<br />

Gehirn <strong>und</strong> Hand, Gedankengewohnheiten <strong>und</strong><br />

Handlungsgewohnheiten stehen, wie das eine Spiegelbild<br />

des anderen ist. Wir werden sehen, dass das<br />

Gehirn keine unveränderliche Betonkonstruktion ist,<br />

denn sonst wäre eine Sinnesänderung nicht möglich.<br />

Es werden vier Rettungsanker aufgezeigt, die aus der<br />

Sucht herausführen. Sie alle aber scheitern ohne den<br />

letzten Anker: die Teilhabe an der Auferstehungskraft<br />

Jesu, die aus sündhaften Abhängigkeiten herauszieht.<br />

Selbsthilfeprogramme sind Versuche, sich selbst am<br />

eigenen Hemdkragen aus dem Sumpf zu ziehen.<br />

Wir werden uns über wissenschaftliche Untersuchungen<br />

informieren, die dazu verführen, alkoholischen<br />

Wein in Maßen zu trinken, weil dieser erwiesenermaßen<br />

ges<strong>und</strong> sei <strong>und</strong> Herzinfarkt entgegenwirke.<br />

Dazu werden Polyphenole angeführt, die im Rotwein<br />

vorhanden seien. Da aber Polyphenole auch im roten<br />

Traubensaft enthalten sind <strong>und</strong> andere wissenschaftliche<br />

Versuche ganz gefährliche Nebenwirkungen festgestellt<br />

haben, die allerdings verschwiegen werden,<br />

besteht die vernünftige Wahl darin, einen „Ges<strong>und</strong>heitstrunk“<br />

ohne Nebenwirkungen dem so genannten<br />

„Ges<strong>und</strong>heitstrunk“ mit gefährlichen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsschädigenden<br />

Nebenwirkungen vorzuziehen.<br />

Da nicht nur die Wissenschaft bemüht wird, zum mäßigen<br />

Alkoholgenuss zu verführen, sondern auch die<br />

Bibel selbst dafür herhalten muss, wird dieses Problem<br />

in ihren verwirrenden Übersetzungen auch<br />

sprachlich untersucht.<br />

Es wird auch die Erziehungsgeschichte Gottes mit<br />

<strong>seine</strong>m Volk aufgegriffen, wobei Gott sündiges Begehren<br />

gestattet, dieses aber in <strong>seine</strong> Erziehungsgeschichte<br />

einspannt, mit der Zielrichtung einer Abkehr<br />

<strong>und</strong> Umkehr solcher Gewohnheiten. Dies ist auch mit<br />

alkoholischem Wein <strong>und</strong> Rauschtrank der Fall. Eph.<br />

5:18 fordert zur Entscheidung, wer im Tempel Gottes<br />

wohnen soll. <strong>Der</strong> alkoholische Weingeist kann nicht<br />

zusammen mit dem Heiligen Geist im Tempel Gottes<br />

wohnen. Jeder ist aufgefordert zu entscheiden, ob der<br />

Weingeist oder der Heilige Geist in <strong>seine</strong>m Leibestempel<br />

wohnen soll.<br />

Wir wünschen uns ein gesegnetes Bibelstudium auch<br />

in diesem Viertel.<br />

Winfried Stolpmann<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ................................................................................................................................ 2<br />

<strong>Lektion</strong> 1 Von der Zinne des Tempels: Quellen <strong>und</strong> Inspration ............................................. 4<br />

<strong>Lektion</strong> 2 Reihenfolge der Versuchungen ............................................................................. 8<br />

<strong>Lektion</strong> 3 Von der Zinne des Tempels: Sünde der Vermessenheit ...................................... 12<br />

<strong>Lektion</strong> 4 Kadesch Barnea: Sünde der Vermessenheit ....................................................... 16<br />

<strong>Lektion</strong> 5 Herrlichkeit der Welt <strong>und</strong> Herrlichkeit Christi ....................................................... 20<br />

<strong>Lektion</strong> 6 Ausweg aus Folgen der Versuchung: die Sünde ................................................. 24<br />

<strong>Lektion</strong> 7 Verleugnung der Prophetie durch Pseudowissen ................................................ 28<br />

<strong>Lektion</strong> 8 Untergang Jerusalems im Licht der Prophetie ..................................................... 32<br />

<strong>Lektion</strong> 9 Entstehung <strong>und</strong> Befreiung von Sucht .................................................................. 36<br />

<strong>Lektion</strong> 10 Alkoholsucht ........................................................................................................ 42<br />

<strong>Lektion</strong> 11 Wein: Versuchung durch Pseudowissenschaft .................................................... 46<br />

<strong>Lektion</strong> 12 Versuchung des Weins ........................................................................................ 50<br />

<strong>Lektion</strong> 13 Wiederholungsfragen dieses Viertels .................................................................. 56<br />

Nachwort .............................................................................................................................. 59<br />

3


<strong>Lektion</strong> 1 4. Juli - 10. Juli <strong>2010</strong><br />

Von der Zinne des Tempels<br />

- Quellenarbeit <strong>und</strong> Inspiration -<br />

Schriftabschnitt: Matth. 4:5-7; Luk. 4:9-12; Psalm 91:11-<br />

12; Mt. 2:19 bis 4:1-11.<br />

Merkvers: „Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein<br />

Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles<br />

lehren <strong>und</strong> euch an alles erinnern, was ich euch gesagt<br />

habe.“ (Joh. 14:26)<br />

SONNTAG<br />

Quellenarbeit <strong>und</strong> Inspiration allgemein<br />

Frage nach Quelle des Lukas<br />

Matthäus <strong>und</strong> Lukas stimmen im Wortlaut der Versuchung<br />

Jesu, von der Zinne des Tempels zu springen, nicht wörtlich<br />

überein, wie es bei der Bußpredigt Johannes des Täufers der<br />

Fall ist. Es sind eine Reihe von Wortabweichungen vorhanden<br />

(Mt. 3:7-10; Lk. 3:7-9.16-17). Dies ändert nichts an der<br />

Sachaussage des Textes. Damit ist aber die Frage nach der<br />

Quelle zu stellen, die Lukas außer Matthäus benutzt haben<br />

kann. <strong>Der</strong> Sinn dieser Fragestellung besteht darin, den Versuch<br />

zu unternehmen, herausfinden, welche Quelle Lukas als<br />

Vorlage für die Versuchungsbegebenheit benutzt hat.<br />

Die Quellen, die E. G. White zur Verdeutlichung <strong>und</strong> Vertiefung<br />

ihrer Visionen benutzt hat, liegen nur r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Jahre<br />

zurück. Manche sind bei E. G. White eifrig bemüht, darauf<br />

hinzuweisen, dass sie abgeschrieben hat. Damit wollen manche<br />

ihre prophetische Rolle in der Adventgeschichte schmälern<br />

oder ganz ablehnen. Daher wird der Quellenarbeit in den<br />

Evangelien an dieser Stelle mit gleichem Eifer nachgegangen,<br />

um herauszustellen, wie Inspiration mit Quellenarbeit in<br />

den Evangelien abläuft.<br />

<strong>Der</strong>selbe Heilige Geist, der Lukas <strong>und</strong> die anderen Evangelisten<br />

in ihrer Quellenarbeit geleitet hat, hat auch die<br />

Trägerin der prophetischen Gabe, Ellen G. White, im Raum<br />

adventistischen Glaubens in der Auswahl ihrer Quellen<br />

geleitet (Joh. 14:26). Wer E. G. White aufgr<strong>und</strong> ihrer Quellenarbeit<br />

meint ablehnen zu müssen, wird konsequenter<br />

Weise mit dem gleichen Argument der Quellenbenutzung<br />

auch Lukas <strong>und</strong> die Evangelien ablehnen <strong>und</strong> deren Inspiration<br />

in Frage stellen müssen.<br />

Fragen: (1) Was bedeutet die Tatsache, dass die Evangelisten<br />

Quellenarbeit betrieben haben, für die Inspiration ihrer<br />

Schriften? (2) Welche Parallele kann für das Leben <strong>und</strong> Werk<br />

Ellen G. Whites gezogen werden? (3) Warum greift das Argument<br />

zu kurz, die prophetische Rolle E.G. Whites stehe in Frage,<br />

weil sie abgeschrieben hat?<br />

Antworten:<br />

Adventistisches Interessenmotiv<br />

Im Raum adventistischen Glaubens sei daran erinnert, das<br />

die Trägerin der prophetischen Gabe, Ellen G. White, nicht<br />

nur übernatürliche Visionserlebnisse hatte, sondern in Verbindung<br />

damit umfangreiche Quellenarbeit betrieben hat. Im<br />

Anschluss an ihre Vision über Ges<strong>und</strong>heitsreform zum Beispiel<br />

hat sie erhebliche Quellenarbeit betrieben.<br />

Adventisten werden nicht müde nachzuweisen, welche Quellen<br />

das gewesen sind, wo sie wörtlich abgeschrieben oder<br />

anderes Quellenmaterial übernommen hat. Das gleiche trifft<br />

auf das Buch „<strong>Der</strong> große Kampf“ zu.<br />

<strong>Der</strong> Heilige Geist <strong>und</strong> die Quellenarbeit<br />

Wo Lukas mehr oder weniger wörtlich mit Matthäus übereinstimmt,<br />

stellt sich die Frage nach der Quelle des Lukas. Aus<br />

Sicht dieser <strong>Lektion</strong> liegt es auf der Hand, dass Lukas Material<br />

von Matthäus übernommen hat, wo er mit Matthäus mehr<br />

oder weniger wörtlich übereinstimmt. In Fragen, wo Lukas vom<br />

Matthäustext abweicht, ist es wesentlich schwieriger herauszufinden,<br />

welche Quelle er sonst noch benutzt hat. Schließlich<br />

liegen diese Quellen, die Lukas selbst allgemein erwähnt (Lk.<br />

1:1-4), r<strong>und</strong> zweitausend Jahre in der Vergangenheit.<br />

4<br />

MONTAG<br />

Unterschiede bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />

Matthäus<br />

„Darauf nahm ihn der Diabolos mit sich in die heilige Stadt<br />

<strong>und</strong> stellte ihn auf die Zinne des Tempels <strong>und</strong> redete zu<br />

ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, wirf dich selbst hinunter.<br />

Seinen Engeln wird er über dir befehlen, <strong>und</strong> auf Händen<br />

werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen<br />

Stein stößt. Jesus sagte ihm aber: Wiederum steht<br />

geschrieben: Du sollst den HERRN, deinen Gott nicht versuchen.“<br />

(Mt. 4:5-7)<br />

Lukas<br />

„Und er führte ihn nach Jerusalem <strong>und</strong> stellte ihn auf<br />

die Zinne des Tempels <strong>und</strong> sprach zu ihm: Wenn du<br />

Gottes Sohn bist, wirf dich selbst von hier hinunter.<br />

Seinen Engeln wird er über dir befehlen, dich zu bewahren,<br />

damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Und<br />

es antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den<br />

HERRN, deinen Gott nicht versuchen.“ (Lk. 4:9-12)<br />

Unterschiede<br />

Das Fettgedruckte zeigt die unterschiedliche Wortwahl an.<br />

Matthäus schreibt: „Darauf nahm ihn der Diabolos mit<br />

sich…“, während Lukas die Bezeichnung des <strong>Versucher</strong>s<br />

nicht noch einmal wiederholt, denn Lukas hatte ihn vorher


schon zweimal erwähnt (Lk. 4:2.3). Matthäus nennt die heilige<br />

Stadt als Ort der Versuchung, während Lukas von Jerusalem<br />

spricht. Bei Matthäus redet der <strong>Versucher</strong> zu Jesus, bei<br />

Lukas spricht er zu Jesus.<br />

Während der <strong>Versucher</strong> zu Jesus sagt: „Wirf dich von hier<br />

hinunter“, lässt Matthäus das Wort „von hier“ aus.<br />

Es wird auch so verstanden, dass Jesus sich „von hier“, von<br />

der Tempelzinne, hinunterwerfen soll.<br />

Im gemeinsamen Zitat aus Psalm 90:11, aus der Septuaginta<br />

(LXX), fällt bei Matthäus im Befehl Gottes an die Engel „dich<br />

zu bewahren“ aus. Gleichwohl leidet der Sinn des Textes nicht<br />

darunter, denn die Bewahrung kommt darin zum Ausdruck,<br />

dass verheißen wird, „damit du deinen Fuß nicht an einen<br />

Stein stößt“. Matthäus führt die Antwort Jesu ein mit: „Jesus<br />

sagte ihm aber“, während es bei Lukas heißt: „Und es antwortete<br />

ihm Jesus.“<br />

Schlussfolgerung<br />

Keine dieser Unterschiede verändert den Sinn des Textes.<br />

Lukas sagt mit anderen Worten das, was Matthäus sagt. Fällt<br />

das eine oder andere aus dem Text heraus, so doch nur soviel,<br />

dass der Sinn des Textes nicht verloren geht. Bei der<br />

Bußpredigt Johannes des Täufers stimmen Lukas <strong>und</strong> Matthäus<br />

wortwörtlich überein, außer der Anrede an das Volk (vgl.<br />

Mt. 3:7; Lk. 3:7). Bei der Versuchung Jesu, von der Tempelzinne<br />

zu springen, liegt dagegen keine wortwörtliche Übereinstimmung<br />

vor. Daher kann nicht mit Sicherheit geschlussfolgert<br />

werden, dass Lukas hier Matthäus als Vorlage benutzt<br />

hat.<br />

Lukas bezieht sich in der Einleitung zu <strong>seine</strong>m Evangelium<br />

auf bereits viele ihm bekannte Quellen (Lk. 1:1-4). Es ist offensichtlich,<br />

dass Lukas einerseits bei der Bußpredigt des Täufers<br />

Matthäus als Vorlage benutzt <strong>und</strong> von ihm abgeschrieben<br />

hat. Bei der Versuchung Jesu aber muss Lukas die geistliche<br />

Freiheit zugestanden werden, eine andere Quelle außer<br />

Matthäus benutzt zu haben: sei es eine noch lebendige mündliche<br />

Überlieferung, oder eine schriftlich fixierte.<br />

Fragen: (1) Welche Unterschiede ergeben sich in der Gegenüberstellung<br />

dieser Versuchungsbegebenheit bei Lukas<br />

<strong>und</strong> Matthäus? (2) Inwiefern verändern diese Unterschiede<br />

nicht den Sinn des Textes? (3) Welche Quellenauswahl steht<br />

Lukas nach <strong>seine</strong>r eigenen Aussage insgesamt zur Verfügung?<br />

(Lk. 1:1-4)<br />

Antworten:<br />

Erklärungsmodell der Redenquelle Q<br />

Nach der Theorie der Redenquelle Q haben beide Evangelisten<br />

eine gemeinsame Redenquelle benutzt, aus ihr abgeschrieben<br />

<strong>und</strong> daraus Stoffe in ihr Evangelium eingefügt. Die Frage<br />

ergibt sich: Wenn beide Evangelisten aus einer Redenquelle<br />

abgeschrieben haben, wieso tritt hier eine solche unterschiedliche<br />

Reihenfolge auf? Eine der Theorien besagt, die Redenquelle<br />

sei ursprünglich ein aramäisches Dokument gewesen.<br />

Davon habe es eine griechische Übersetzung gegeben. Matthäus<br />

habe diese Version benutzt. Es sei auch noch eine primitive<br />

griechische Übersetzung des aramäischen Originals<br />

vorhanden gewesen. Diese Version habe Lukas benutzt. (1)<br />

Wenn Lukas die primitive Übersetzung des aramäischen Originals<br />

benutzt, Matthäus die andere, bessere Übersetzung,<br />

ist damit die unterschiedliche Reihenfolge der Versuchungen<br />

aber nicht erklärt. Die Andersartigkeit der Reihenfolge in der<br />

Begebenheit des Lukas gegenüber Matthäus ergibt sich nicht<br />

aus verschiedenen Übersetzungen.<br />

Mit gleichzeitiger historisch kritischer Datierung der Synoptiker<br />

(Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas) nach der Zerstörung Jerusalems<br />

zwischen 80 <strong>und</strong> 115 n. Chr. habe die Urgemeinde die<br />

Endgestalt der Evangelien selbst produziert (Formkritik). Notgedrungen<br />

muss die Änderung der Reihenfolge der Versuchungen<br />

zwischen Matthäus <strong>und</strong> Lukas der Hand eines anonymen<br />

Redaktors aus dieser Zeit zugeschrieben werden.<br />

Abgrenzung von historisch kritischer Sicht<br />

Dieser Auslegung folgen wir aus zwei Gründen nicht: (1) Die<br />

historisch kritische Datierung der Evangelien nach der Zerstörung<br />

Jerusalems in den späten Jahren zwischen 80 bis<br />

115 n. Chr. leugnet die Echtheit <strong>und</strong> Integrität der Prophetie<br />

als Voraussage. Prophetie sei gr<strong>und</strong>sätzlich Geschichte im<br />

Rückblick als Prophetie ausgegeben. Und (2), ziehen wir es<br />

vor, ein real existierendes, in vielen Handschriften nachweisbares<br />

Dokument als Vorlage für das Lukasevangelium anzusetzen:<br />

das Matthäusevangelium. Alle Schlussfolgerungen<br />

hieraus beruhen auf ein wirklich existierendes Dokument,<br />

während das Erklärungsmodell der Redenquelle Q ganz <strong>und</strong><br />

gar ein in sich geschlossenes Gedankenmodell ist.<br />

Fragen: (1) Wie unterscheiden sich Lukas <strong>und</strong> Matthäus in<br />

der Reihenfolge der Versuchungen? (2) Welche Erklärung<br />

hierfür hat das Erklärungsmodell der Redenquelle Q? (3)<br />

Welche beiden Hauptpunkte führen diese <strong>Lektion</strong> dazu, sich<br />

vom Erklärungsmodell der Redenquelle Q abzugrenzen?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Die unterschiedliche Reihenfolge der Versuchungen<br />

MITTWOCH<br />

Die chronologische Reihenfolge bei Matthäus<br />

In der Reihenfolge der Versuchungen weichen beide Evangelisten<br />

voneinander ab.<br />

Matthäus<br />

Brotversuchung<br />

Tempelzinne<br />

Weltreiche<br />

Lukas<br />

Brotversuchung<br />

Weltreiche<br />

Tempelzinne<br />

5<br />

Die synoptische Fragestellung<br />

Das vorliegende Problem besteht darin, dass Matthäus sich<br />

in der Reihenfolge der Versuchungen chronologisch festlegt,<br />

während Lukas eine andere Reihenfolge hat. Zuerst soll die<br />

Zusammenstellung bei Matthäus untersucht werden. Wie gestaltet<br />

Matthäus die zeitliche Abfolge der Versuchungen Jesu<br />

in <strong>seine</strong>m Evangelium? Aus der chronologischen Festlegung


des Matthäus in der Reihenfolge der Versuchungen <strong>und</strong> der<br />

abweichenden Reihenfolge bei Lukas, ergibt die synoptische<br />

Frage: Warum überliefert Lukas eine andere Reihenfolge?<br />

<strong>Der</strong> grammatische Bef<strong>und</strong> von „tote“ („darauf“)<br />

Matthäus verwendet das Zeitwort „tote“ im Zusammenhang<br />

<strong>seine</strong>r chronologischen Blöcke in der Bedeutung von „darauf“.<br />

Damit wird ein zeitlich nachfolgendes Ereignis eingeführt: Das<br />

grammatische Standardwerk von Blass/Debunner erklärt<br />

hierzu: „Nicht klassisch ist dagegen die besonders von Matthäus<br />

stark verwendete, aber auch bei Lukas (namentlich in<br />

der Apostelgeschichte) sich befindende Verknüpfung mit tote<br />

zur Einführung des zeitlich Nachfolgenden, nicht des in einem<br />

bestimmten Zeitpunkt Geschehenen („darauf“, nicht „damals“)).<br />

(2)<br />

Das griechische Wörterbuch von Walter Bauer beruft sich auf<br />

diese Quelle <strong>und</strong> übernimmt die Erklärung der Grammatik von<br />

Blass Debrunner in eben dieser Bedeutung „(in unklassischer<br />

Weise) zur Einführung des zeitlich Nachfolgenden darauf“ <strong>und</strong><br />

listet Schriftstellen auf, die den Sinn einer solchen zeitlichen<br />

Abfolge beinhalten (Mt. 2:7; 3:13.15; 4:1.5.10.11 <strong>und</strong> öfter).<br />

(3)<br />

Chronologische Blöcke<br />

Uns interessiert, wie Matthäus die Ereignisse bis zur Begebenheit<br />

der Versuchung in zeitlicher Abfolge zusammenstellt<br />

<strong>und</strong> sie mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“) verbindet. Im Überblick<br />

lässt sich sagen: In der Weise, wie Matthäus sein<br />

Material chronologisch in Blöcken ordnet <strong>und</strong> sie mit dem<br />

Zeitwort „tote“ („darauf“) verbindet, so verbindet er auch<br />

die Abfolge von Ereignissen innerhalb eines solches<br />

Blocks mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“). Dies trifft auch<br />

auf die Begebenheit der drei Versuchungen Jesu zu. Im<br />

nächsten Abschnitt werden die einzelnen Blöcke in ihrer<br />

chronologischen Reihenfolge aufgestellt, in denen Matthäus<br />

auch innerhalb des Versuchungsblocks die Reihenfolge<br />

der Versuchungen festlegt.<br />

Fragen: (1) Worin unterscheidet sich die Reihenfolge der Versuchungen<br />

bei Matthäus von der Reihenfolge bei Lukas? (2)<br />

Welche Frage ergibt sich daraus? (3) Mit welchem Zeitwort<br />

ordnet Matthäus die Ereignisse in ihrer zeitlichen Reihenfolge?<br />

Antworten:<br />

Die chronologischen Blöcke bei Matthäus<br />

Block 1 (Mt. 2:1-6)<br />

Wir haben einen Ereignisblock mit der Ankunft der Magier aus<br />

dem Osten, aus Babylonien, die in Jerusalem ankommen <strong>und</strong><br />

anfragen, wo der König der Juden geboren ist, denn sie haben<br />

<strong>seine</strong>n Stern im Osten gesehen <strong>und</strong> sind gekommen, diesen<br />

neugeborenen König anzubeten. Aufgr<strong>und</strong> der Bestürzung<br />

der Bevölkerung <strong>und</strong> des Herodes, erk<strong>und</strong>igt sich dieser bei<br />

den Schriftgelehrten, wo dieser König geboren werden soll<br />

(Mt. 2:1-6).<br />

Block 2 (Mt. 2:7-15)<br />

Obigen Ereignisblock verbindet Matthäus mit dem darauf folgenden<br />

<strong>und</strong> benutzt dabei das Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf<br />

(tote) rief Herodes die Magier heimlich zu sich <strong>und</strong><br />

erk<strong>und</strong>igte sich genau bei ihnen, wann der Stern erschienen<br />

war.“ (Mt. 2:7) <strong>Der</strong> Block enthält die Anweisung des Herodes<br />

an die Magier, nach Bethlehem zu reisen <strong>und</strong> ihm Bericht<br />

zu erstatten, wo das Kind zu finden sei, damit auch er<br />

komme <strong>und</strong> es anbete. Sie folgen dem Stern, finden das Kind,<br />

beten es an <strong>und</strong> schenken Gold, Weihrauch <strong>und</strong> Myrre. Im<br />

Traum werden sie angewiesen, nicht zu Herodes umzukehren,<br />

sondern auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurückzukehren<br />

(Mt. 2:7-15). Angeschlossen ist die Flucht Josefs<br />

<strong>und</strong> Marias mit dem Jesuskind nach Ägypten, wo sie solange<br />

bleiben, bis Herodes gestorben war.<br />

Block 3 (Mt. 2:16-18)<br />

<strong>Der</strong> dritte Ereignisblock beginnt mit dem Satz: „Darauf (tote),<br />

als Herodes sah, dass er von den Magiern an der Nase<br />

herumgeführt worden war, sandte er hin, alle Kinder in<br />

Bethlehem <strong>und</strong> dem dazugehörigen Bezirk zu töten.“ (Mt.<br />

2:16)<br />

Dieser Block greift zurück zum vorigen, knüpft bei Herodes<br />

<strong>und</strong> den Magiern an (Mt. 2:7-12), <strong>und</strong> setzt hier fort. In diesem<br />

Ereignisblock wird der Kindermord von Bethlehem geschildert<br />

(Mt. 2:16-18). Es folgt der Bericht über die Rückkehr Josefs,<br />

Marias <strong>und</strong> des Jesuskindes aus Ägypten (Mt. 2:19-23). Hier<br />

wird zurückgegriffen auf die Flucht nach Ägypten (Mt. 2:13-<br />

15).<br />

Block 4 (Mt. 3:1-12)<br />

Ein weiterer Block wird mit der Zeitbestimmung eingeleitet:<br />

„In jenen Tagen“. (Mt. 3:1a) Es wird zurückgeblickt auf die<br />

Predigt Johannes des Täufers. Es ist eine Zeitabfolge, die nicht<br />

umkehrbar ist. Insgesamt ordnet Matthäus sein Berichtsmaterial<br />

chronologisch. <strong>Der</strong> mit „in jenen Tagen“ eingeleitete Block<br />

läuft von Mt. 3:1-12 <strong>und</strong> beinhaltet die Predigt Johannes des<br />

Täufers.<br />

Block 5 (Mt. 3:13-17)<br />

Sodann setzt Matthäus <strong>seine</strong> chronologische Blockreihe fort<br />

mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf kam Jesus von<br />

Galiläa an den Jordan zu Johannes, von ihm getauft zu<br />

werden.“ (Mt. 3:13). Innerhalb dieses Blocks taucht das Zeitwort<br />

„tote“ („darauf“) noch einmal auf: „Jesus aber antwortete<br />

ihm <strong>und</strong> sprach: Lass es jetzt geschehen, denn so geziemt<br />

es sich uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Darauf<br />

(tote) ließ er es ihm zu.“ (Vers 15)<br />

Damit verwendet Matthäus das Zeitwort „tote“ („darauf“)<br />

auch innerhalb eines Blocks, um nacheinander folgende<br />

Ereignisse zu kennzeichnen. Dies wird auch im Block der<br />

Versuchung Jesu wiederholt. Dieser Block mit dem Bericht<br />

über die Taufe Jesu läuft von Mt. 3:13 bis 17. Mit diesen Blöcken<br />

eins bis fünf nähern wir uns dem Block der Versuchungsbegebenheit.<br />

Fragen: (1) Wie ordnet Matthäus die Ereignisse in <strong>seine</strong>m<br />

Evangelium? (2) Welche Rolle spielt hierbei das Zeitwort „tote“<br />

(„darauf“)? (3) Wie verwendet Matthäus das Zeitwort „tote“<br />

(„darauf“) innerhalb des Blocks über die Taufe Jesu?<br />

Antworten:<br />

6


Donnerstag<br />

Die Versuchungsbegebenheit bei Matthäus<br />

Einführung mit „tote“ („darauf“)<br />

In diesem chronologischen Blockschema geht Matthäus von<br />

der Taufe Jesu zur Versuchung Jesu über. Dabei benutzt er<br />

das verbindende Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf wurde Jesus<br />

in die Wüste hinaufgeführt, vom Diabolos versucht<br />

zu werden.“ (Mt. 4:1)<br />

Reihenfolge innerhalb des Blocks<br />

Wir haben bereits gesehen, wie Matthäus das Zeitwort „tote“<br />

(„darauf“) innerhalb des Blocks über die Taufe Jesu verwendet,<br />

um aufeinander folgende Ereignisse innerhalb dieses<br />

Blocks zu kennzeichnen. Dies wiederholt Matthäus auch im<br />

Ereignisblock der Versuchung Jesu. Matthäus schildert zuerst<br />

die Brotversuchung. Danach verbindet er die Brotversuchung<br />

in zeitlicher Abfolge mit der Versuchung zum Sprung von der<br />

Tempelzinne mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf nahm<br />

ihn der Diabolos mit sich in die heilige Stadt <strong>und</strong> stellte<br />

ihn auf die Zinne des Tempels…“ (Mt. 4:5)<br />

Die dritte Versuchung leitet Matthäus ein mit: „Wiederum<br />

nahm ihn der Diabolos mit sich auf einen hohen Berg…“<br />

(Mt. 4:8) Nach Schilderung der Versuchung der Reiche dieser<br />

Welt verbindet Matthäus wieder innerhalb dieses Blocks zwei<br />

zeitlich aufeinander folgende Ereignisse mit dem Zeitwort „tote“<br />

(„darauf“): „Darauf sprach Jesus zu ihm: Mach, dass du<br />

wegkommst, denn es steht geschrieben: Den HERRN,<br />

deinen Gott, sollst du nicht versuchen.“ (Mt. 4:10; 5. Mose<br />

6:13) Am Ende verbindet Matthäus dieses Auftreten Jesu mit<br />

dem nächsten Ereignis: „Darauf verließ er (der Diabolos)<br />

ihn…“ (Vers 11)<br />

Dieses chronologische Ordnungsprinzip mit dem verbindenden<br />

Zeitwort „tote“ („darauf“) wendet Matthäus auch<br />

innerhalb dieses Ereignisblocks wiederholt an. Damit setzt<br />

er die Versuchung zum Sprung von der Zinne des Tempels<br />

hinter der Brotversuchung an die zweite Stelle <strong>und</strong><br />

die Versuchung zur Herrschaft über die Reiche dieser Welt<br />

ans Ende. Es handelt sich bei Matthäus nicht um eine lose<br />

Aufzählung der Versuchungen, die in beliebiger Reihenfolge<br />

stehen könnten. Matthäus legt sich in <strong>seine</strong>r zeitlichen<br />

Abfolge mit dieser Reihenfolge fest.<br />

Die synoptische Frage<br />

Dies leitet über zu der synoptischen Frage: (1) Warum schildert<br />

Lukas eine andere Reihenfolge als Matthäus? (2) Wenn<br />

Lukas im Versuchungsblock nicht der Vorlage des Matthäusevangeliums<br />

folgt, welche Quelle hat er dann benutzt? (3)<br />

Welcher Unterschied kann sich aus einer anderen Reihenfolge<br />

ergeben? Dies wird in der nächsten <strong>Lektion</strong> erwogen.<br />

Fragen: (1) Wie verwendet Matthäus das Zeitwort „tote“ („darauf“)<br />

in <strong>seine</strong>n Ereignisblöcken? (2) Wie verwendet Matthäus<br />

im Block 5 das Wort „tote“ („darauf“) innerhalb dieses Blocks?<br />

(Mt. 3:15) (3) In wiefern legt Matthäus sich in der Reihenfolge<br />

der Versuchungen fest?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung <strong>und</strong> Vertiefung<br />

(1) In der Untersuchung der Quellenfrage bei Lukas <strong>und</strong><br />

den Evangelien wird deutlich, dass Inspiration mit Quellenarbeit<br />

zusammengeht. Lukas hat an manchen Stellen aus dem<br />

Matthäusevangelium wortwörtlich zitiert. Matthäus aber ist nur<br />

eine der Quellen des Lukas, die er benutzt (Lk. 1:1-4). Neben<br />

Matthäus verwendet Lukas Sondergut <strong>und</strong> füllt so sein Evangelium<br />

aus einer breiten Vielfalt von schriftlichen <strong>und</strong>/oder<br />

mündlichen Quellen auf (Lk. 1:1-4).<br />

(2) Inspiration bedeutet daher nicht Ursprünglichkeit. Das<br />

gleiche Prinzip erinnert im Raum adventistischen Glaubens<br />

an die prophetische Rolle Ellen G. Whites, die ihre übernatürlich<br />

erlebten Visionen mit umfangreicher Quellenarbeit im<br />

Bereich der Ges<strong>und</strong>heitsreform oder Ereignissen in der Geschichte<br />

der Kirche auffüllte <strong>und</strong> verdeutlichte.<br />

(3) Inspiration kommt durch die Wirksamkeit des Heiligen<br />

Geistes zustande, der als der „Geist der Wahrheit“ in „alle<br />

Wahrheit leitet“ (Joh. 16:13). Hierbei reden <strong>und</strong> schreiben<br />

Menschen von Gott <strong>und</strong> <strong>seine</strong>m Heilswirken <strong>und</strong> werden dabei<br />

vom Heiligen Geist getragen (2. Pt. 1:21). Nicht die Buchstaben<br />

sind inspiriert, sondern die Menschen, welche Buchstaben<br />

<strong>und</strong> Sätze schreiben oder unter Anleitung des Heiligen<br />

Geistes Quellenarbeit betreiben <strong>und</strong> so ihre Literatur zusammenstellen.<br />

(4) Das Lukasevangelium ist vielseitiger als Matthäus <strong>und</strong><br />

Markus. Das kommt daher, dass Lukas eine breite Palette von<br />

Quellen erforscht, die er mit gebührender Sorgfalt in sein Evangelium<br />

einfügt (Lk. 1:1-4).<br />

(5) Nicht alle Fragen im Verhältnis von Lukas zu Matthäus<br />

sind mit Sicherheit zu beantworten, denn die Quellen liegen<br />

r<strong>und</strong> zweitausend Jahre zurück. Ein Rätsel bildet die Andersartigkeit<br />

der Reihenfolge der Versuchungen bei Lukas im Vergleich<br />

zu Matthäus. Matthäus legt sich in der zeitlichen Abfolge<br />

<strong>seine</strong>r Blöcke fest. Er setzt die Versuchung zum Sprung<br />

von der Tempelzinne nach der Brotversuchung an die zweite<br />

Stelle. Die Reiche dieser Welt als Versuchungsobjekt stellt<br />

Matthäus ans Ende. Lukas stellt die Versuchung mit den Reichen<br />

der Welt an die zweite Position. Die Tempelzinne kommt<br />

zum Schluss. Daraus ergibt sich die synoptische Frage nach<br />

der Quelle des Lukas <strong>und</strong> dem Gr<strong>und</strong> der Andersartigkeit <strong>seine</strong>r<br />

Reihenfolge.<br />

(6) Die Theorie der Redenquelle Q wird hier nicht in Betracht<br />

gezogen, zumal die Argumentationskette ein Dokument<br />

zugr<strong>und</strong>e legt, das nur in Gedanken existiert. Das Matthäusevangelium<br />

ist ein wirklich existierendes Dokument, das mit<br />

vielen Handschriften bezeugt ist. Hier liegen die Schlussfolgerungen<br />

einem wirklich existierenden Dokument zugr<strong>und</strong>e.<br />

Bei der Theorie der Redenquelle Q werden nur Gedanken auf<br />

Gedanken aufgebaut.<br />

Fußnoten<br />

(1) Ralph P. Martin, New Testament Fo<strong>und</strong>ations, A Guide<br />

for Christian Students, Volume 1, Michigan 1975, Seite 144,<br />

Fußnote 27 mit Hinweis auf M. Black, An Aramaic Approach<br />

to the Gospels and Acts (1968), Seiten 270 ff.<br />

(2) Friedrich Blass, Grammatik des neutestamentlichen<br />

Griechisch, bearbeitet von Albert Debrunner, 13. Auflage:<br />

Göttingen, 1970, § 459.2, Seite 290.<br />

(3) Walter Bauer, GRIECHISCH-DEUTSCHES WÖRTER-<br />

BUCH zu den Schriften des Neuen Testaments <strong>und</strong> der übrigen<br />

urchristlichen Literatur: Berlin, 1963, Seite 1630, Abschnitt<br />

2.<br />

Sabbatanfang:<br />

21.37 Uhr<br />

7


<strong>Lektion</strong> 2 11. Juli - 17 Juli <strong>2010</strong><br />

Untersuchung der Reihenfolge der Versuchungen bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />

Schriftabschnitte: Lk. 4:1-13; Mt. 4:1-11.<br />

Merkvers: „Und als der Teufel alle Versuchungen vollendet<br />

hatte, wich er von ihm eine Zeit lang.“ (Lk. 4:23, LB<br />

1984) „Er aber wandte sich um <strong>und</strong> sprach zu Petrus: Geh<br />

weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du<br />

meinst nicht, was göttlich ist, sondern was menschlich<br />

ist.“ (Mt. 16:23, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde unter anderem betrachtet, wie<br />

Matthäus sich in der zeitlichen Abfolge <strong>seine</strong>r Ereignisblöcke<br />

<strong>und</strong> auch der Versuchungen festlegt. Wie ein Meilenstein ragt<br />

aus <strong>seine</strong>r chronologischen Anordnung das Zeitwort „tote“<br />

(„darauf“) aus <strong>seine</strong>n Ereignisblöcken heraus. Damit verbindet<br />

er einen Block mit dem anderen in zeitlicher Abfolge. Selbst<br />

innerhalb eines Blocks verwendet Matthäus dieses Zeitwort<br />

„tote“ („darauf“), um Ereignisse in ihrer Abfolge zu kennzeichnen.<br />

So in der Begebenheit der Taufe Jesu. Er führt zunächst<br />

den Ereignisblock ein mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf<br />

kam Jesus von Galiläa zu Johannes, von ihm getauft<br />

zu werden.“ (Mt. 3:13)<br />

Matthäus ordnet auch innerhalb dieses Ereignisblocks zwei<br />

aufeinander folgende Ereignisse mit <strong>seine</strong>m Zeitwort „tote“<br />

(„darauf“) in zeitlicher Abfolge. Johannes weigert sich zunächst,<br />

Christus zu taufen. Als Jesus ihm aber erklärt, dies gezieme<br />

sich, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen, schließt Matthäus die<br />

Taufhandlung als nächste zeitliche Abfolge an: „Darauf ließ<br />

er (Johannes) es ihm (Jesus) zu.“ (Mt. 3:14-15)<br />

Dem schließt sich die Beschreibung der Taufhandlung in Einzelheiten<br />

an (Verse 16-17).<br />

dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf sprach Jesus zu ihm:<br />

Mach, dass du wegkommst, Satan, denn es steht geschrieben:<br />

Den Herrn, deinen Gott sollst du anbeten <strong>und</strong> ihm<br />

allein dienen.“ (Mt. 4:10)<br />

Das darauf folgende Ereignis kennzeichnet Matthäus in zeitlicher<br />

Abfolge wieder mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf<br />

verließ ihn der Diabolos <strong>und</strong> siehe, es traten die Engel<br />

hinzu <strong>und</strong> dienten ihm.“ (Vers 11).<br />

Nachdem Matthäus sich eindeutig auf die Reihenfolge der<br />

Versuchungen so festgelegt hat, dass die Brotversuchung die<br />

erste ist, die Versuchung zum Sprung von der Zinne des Tempels<br />

die zweite <strong>und</strong> die Versuchung zur Rolle eines Herrschers<br />

über alle Reiche dieser Welt als die dritte, entsteht im Vergleich<br />

zu Lukas ein synoptisches Problem. Lukas hat mit Matthäus<br />

die Brotversuchung als die erste Versuchung gemeinsam.<br />

Als zweite Versuchung hat Lukas aber nicht die Versuchung<br />

zum Sprung von der Zinne des Tempels, wie Matthäus.<br />

An diese Stelle hat Lukas die Versuchung Jesu zum Herrscher<br />

über alle Reiche dieser Welt. Was Matthäus als zweite<br />

Versuchung festlegt, die Versuchung zum Sprung von der Tempelzinne,<br />

setzt Lukas ans Ende. Diese <strong>Lektion</strong> fragt nach dem<br />

Zustandekommen einer solchen unterschiedlichen Reihenfolge.<br />

Fragen: (1) Welches Schema benutzt Matthäus, um die zeitliche<br />

Abfolge von Ereignissen zu markieren? (2) Wie legt Matthäus<br />

sich in der zeitlichen Abfolge der Versuchungen fest?<br />

(3) Welches („synoptische“) Problem entsteht dadurch mit der<br />

Reihenfolge, die Lukas überliefert? (4) Welche Fragen ergeben<br />

sich daraus, die im nächsten Abschnitt zu untersuchen<br />

sind?<br />

Antworten:<br />

<strong>Der</strong> darauf folgende Ereignisblock ist die Versuchung Jesu.<br />

Die zeitliche Abfolge von Taufe <strong>und</strong> Versuchung markiert Matthäus<br />

wieder mit „tote“ („darauf“): „Darauf wurde Jesus vom<br />

Geist in die Wüste geführt, vom Diabolos versucht zu werden.“<br />

(Mt. 4:1)<br />

Es folgt die Schilderung der Brotversuchung (Verse 2-4). Gemäß<br />

<strong>seine</strong>r chronologischen Verfahrensweise ordnet Matthäus<br />

die darauf folgende Versuchung innerhalb dieses Ereignisblocks<br />

wieder mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“): „Darauf<br />

nahm ihn der Diabolos mit sich in die heilige Stadt <strong>und</strong><br />

stellte ihn auf die Zinne des Tempels…“ (Mt. 4:5)<br />

Damit ordnet Matthäus in <strong>seine</strong>m chronologischen Anordnungsmuster<br />

die Versuchung Jesu, von der Zinne des Tempels<br />

zu springen, als zweite Versuchung ein. In diesem Verfahren<br />

legt Matthäus sich auf die Reihenfolge der Versuchungen<br />

fest.<br />

Die dritte Versuchung leitet er ein mit: „Wiederum (palin)<br />

nahm ihn der Diabolos mit sich auf einen sehr hohen Berg<br />

<strong>und</strong> zeigte ihm alle Reiche dieser Welt in einem Augenblick.“<br />

(Mt. 4:8) Matthäus stellt in dieser Reihenfolge die Versuchung<br />

Jesu, Herrscher über alle Weltreiche zu werden, eindeutig<br />

an den Schluss.<br />

In dieser dritten Versuchung verbindet Matthäus wieder zwei<br />

aufeinander folgende Ereignisse innerhalb eines Blocks mit<br />

8<br />

MONTAG<br />

Vorbemerkung: Ein Blick auf die Art der Komposition des Überlieferungsstoffes<br />

bei Lukas im Vergleich zu Matthäus wird hilfreich<br />

sein, die Andersartigkeit <strong>und</strong> Eigenständigkeit des Lukas<br />

nachzuempfinden, die dann auch in <strong>seine</strong>r andersartigen<br />

Reihenfolge der Versuchungen zum Ausdruck kommt.<br />

<strong>Der</strong> geschichtliche Aufbau nach Lukas<br />

Weltgeschichte als Rahmen<br />

Nach dem Sondergut über den zwölfjährigen Jesus im Tempel<br />

(Lk. 2:41-52) zieht Lukas einen größeren Zeitbogen <strong>und</strong>


kommt im nächsten Ereignisblock zum Auftreten Johannes des<br />

Täufers (Lk. 3:1-20). Lukas ordnet das Auftreten des Täufers<br />

in die Einzelheiten der römischen Weltgeschichte ein (Lk. 3:1-<br />

3). Dabei überliefert er genaue historische Anhaltspunkte: „Im<br />

fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als<br />

Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war, <strong>und</strong> Herodes Landesfürst<br />

in Galiläa <strong>und</strong> sein Bruder Landesfürst von Ituräa<br />

<strong>und</strong> der Landschaft Trachonitis, <strong>und</strong> Lysanias Landesfürst<br />

von Abilene, als Hannas <strong>und</strong> Kaiphas Hohepriester waren,<br />

da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn<br />

des Zacharias in der Wüste.“ (Lk. 3:1-2, Lutherbibel 1984)<br />

Sorgfalt der Quellenarbeit<br />

Diese Zeilen sprechen hinsichtlich der Sorgfalt für sich, mit<br />

der Lukas <strong>seine</strong> Quellenarbeit unter Leitung des Heiligen<br />

Geistes betreibt, wie er es auch in der Einleitung <strong>seine</strong>s Evangeliums<br />

vermerkt: „So habe auch ich`s für gut gehalten,<br />

nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erk<strong>und</strong>et habe,<br />

es für dich, hochgeehrter Theophilus in guter Ordnung<br />

aufzuschreiben, damit du den sicheren Gr<strong>und</strong> der Lehre<br />

erfährst, in der du unterrichtet bist.“ (Lk. 3:3, Lutherbibel<br />

1984) Betonung meine.<br />

Lukas setzt das Auftreten des Täufers in die Zeit des Pontius<br />

Pilatus (26 bis 36 n. Chr.) mit Tiberius als römischen Kaiser<br />

<strong>und</strong> erwähnt die anderen Statthalter mit ihren verschiedenen<br />

Verwaltungsgebieten. Zusätzlich zur weltlichen Obrigkeit zählt<br />

Lukas die geistliche Obrigkeit in Jerusalem auf: Hannas <strong>und</strong><br />

Kaiphas als Hohepriester. Seine Sorgfalt ist beeindruckend.<br />

Das Auftreten des Täufers wird mitten in die römische,<br />

wie jüdische Geschichte hineingestellt.<br />

Fragen: (1) In welch einen weltgeschichtlichen Rahmen setzt<br />

Lukas das Auftreten des Täufers? (2) In wiefern kommt dabei<br />

<strong>seine</strong> Sorgfalt im Umgang mit <strong>seine</strong>n Quellen zum Ausdruck?<br />

(3) Wodurch drückt er selbst <strong>seine</strong> Sorgfalt in der Einleitung<br />

zu <strong>seine</strong>m Evangelium aus?<br />

Auftreten Johannes des Täufers zu dieser Zeit leitet er ein mit<br />

der Notiz: „In jenen Tagen kam Johannes der Täufer <strong>und</strong><br />

predigte in der Wüste Judäas.“ (Mt. 3:1)<br />

Eigene Zeitbögen<br />

Jeder Evangelist geht <strong>seine</strong>n eigenen Weg in Zusammenstellung<br />

<strong>seine</strong>s Evangeliums. So wie Lukas vom zwölfjährigen<br />

Jesus im Tempel einen großen Zeitbogen bis zum Auftreten<br />

des Täufers schlägt, so schlägt Matthäus einen nicht unbeträchtlichen<br />

Zeitbogen von der Zeit des Archeläus bis auf Johannes<br />

den Täufer. Beide beziehen sich je aus ihrer Sicht auf<br />

begleitende historische Weltereignisse, die sie aber nicht<br />

weiter verfolgen, wie etwa Flavius Josephus die Geschichte<br />

des jüdischen Krieges schreibt.<br />

Unterschied der Evangelien zu Märchen<br />

Die Evangelisten schreiben keine Weltgeschichte. Vielmehr<br />

stellen sie die Heilsereignisse heraus, die mitten in dieser<br />

Weltgeschichte sich ereignen, notieren dabei aber den historischen<br />

Rahmen. Sie wollen wirklich Geschehenes schreiben<br />

<strong>und</strong> keine geschichtslosen Fabeln, Phantasieprodukte <strong>und</strong><br />

Märchen (2. Pt. 1:16). Letztere beginnen meist mit den Worten:<br />

„Es war einmal“, ohne jeden geschichtlichen Bezug.<br />

Intensität von Geschichtszügen<br />

Matthäus verweist im Zusammenhang des Auftretens des<br />

Täufers mit der Formel „in jenen Tagen“ (Mt. 3:1a) wie Lukas<br />

ebenfalls auf die römische Weltgeschichte. Im vorhergehenden<br />

Ereignisblock hatte Matthäus die Rückkehr der Familie<br />

Josefs aus Ägypten berichtet. Dabei notiert Matthäus, dass<br />

Herodes gestorben war <strong>und</strong> sein Nachfolger Archelaus die<br />

Nachfolge angetreten hatte (Mt. 2:21-23). Die Intensität der<br />

Geschichtsbezüge ist bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas verschieden.<br />

Lukas detaillierter<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Unterschiede bei Lukas <strong>und</strong> Matthäus<br />

Eigene weltgeschichtliche Bezüge<br />

Matthäus bezieht sich in <strong>seine</strong>m Ereignisblock auf den Tod<br />

Herodes des Großen, der von 37 bis 4 vor Christus lebte <strong>und</strong><br />

regierte (Mt. 3:19), nennt dessen Sohn Archelaus als Nachfolger,<br />

der von 4 vor Christus bis 6 nach Christus in Judäa<br />

regierte. Gegen diesen geschichtlichen Hintergr<strong>und</strong> schildert<br />

Matthäus die Rückkehr der Familie Josefs aus Ägypten (Mt.<br />

2:20-23). An dieser Stelle zeigt die Weltenuhr das Jahr 4 vor<br />

Christus an. Matthäus schlägt von hier aus einen Bogen bis<br />

zur Zeit Johannes des Täufers, überspringt dabei r<strong>und</strong> zwanzig<br />

Jahre <strong>und</strong> kommt auf das Jahr 26/27 nach Christus. Das<br />

9<br />

Lukas nimmt in den kleinsten Einzelheiten Bezug auf den<br />

Rahmen der römischen Geschichte. Matthäus ignoriert die<br />

römische Weltgeschichte nicht, nennt den Tod Herodes des<br />

Großen <strong>und</strong> die Nachfolge des Archelaus. Wenn es aber um<br />

den Rahmen des Auftretens des Täufers geht, fasst Matthäus<br />

den weltgeschichtlichen Hintergr<strong>und</strong> zusammen mit der Formel:<br />

„In jenen Tagen“ - was sich allerdings auf Archelaus<br />

bezieht, dessen Regierungszeit aber r<strong>und</strong> zwanzig Jahre vom<br />

Auftreten des Täufers in der Vergangenheit zurückliegt. Lukas<br />

nennt an dieser Stelle den derzeit aktuell regierenden Statthalter<br />

Pontius Pilatus mit allen im Lande regierenden Statthaltern<br />

<strong>und</strong> erwähnt auch die geistliche Obrigkeit, die in Jerusalem<br />

ihren Sitz hat.<br />

Fragen: (1) Welcher Unterschied bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas zeigt<br />

sich in Darstellung des weltgeschichtlichen Hintergr<strong>und</strong>s? (2)<br />

Von wo bis wo schlagen Matthäus <strong>und</strong> Lukas jeweils ihren<br />

eigenen geschichtlichen Zeitbogen? (3) Was ist der Unterschied<br />

zwischen den Evangelien auf der einen Seite <strong>und</strong> Märchen<br />

<strong>und</strong> Fabeln auf der anderen Seite?<br />

Antworten:


MITTWOCH<br />

Vergleich der Evangelien<br />

Das Ergänzungsverhältnis<br />

Im Vergleich zu Matthäus berichtet Lukas nichts von der Flucht<br />

der Josefsfamilie nach Ägypten <strong>und</strong> deren Rückkehr unter Archelaus.<br />

Lukas übernimmt nicht alles aus dem Matthäusevangelium,<br />

denn er hat eine Vielzahl von Quellen zur Auswahl<br />

(Lk. 1:1-4). So stehen die Evangelien in einem einander ergänzenden<br />

Verhältnisbezug. Zwei Zeugen schildern unabhängig<br />

voneinander einen Verkehrsunfall. Jeder berichtet den<br />

Hergang so, wie er es aus <strong>seine</strong>m Standort gesehen hat.<br />

Was dem einen nebensächliche Einzelheiten sind, darauf verzichtet<br />

ein anderer. <strong>Der</strong> eine mag im Geschichtsbezug einen<br />

Hang zur Vereinfachung haben (Matthäus), während der andere<br />

die kleinsten Einzelheiten in einen weltgeschichtlichen<br />

Rahmen hineinlegt (Lukas). Eine solche Eigenständigkeit wird<br />

auch im Aufbau der Reihenfolge der Versuchungen Jesu zu<br />

sehen sein.<br />

Abweichung: das Sichöffnen der Himmel ist bei Matthäus ein<br />

Tätigkeitswort (Verb), Lukas hat die Form desselben Verbs<br />

als Infinitiv (Mt. 3:16; Lk. 3:22). Markus hat ein anderes Wort.<br />

Bei ihm spalten sich die Himmel (Mk 1:10). Bei Matthäus sah<br />

Jesus den Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabkommen<br />

(Mt. 3:16b). Bei Lukas kommt der Heilige Geist in leiblicher<br />

Gestalt wie eine Taube auf Christus (Lk. 3:22). In der Stimme<br />

vom Himmel sind alle drei Evangelisten mit geringen Wortabweichungen<br />

gleich (Mt. 3:17; Mk. 1:11; Lk. 3:22b).<br />

Fragen: (1) Wie ergänzen die Evangelien einander. (2) Wir<br />

haben gesehen, wie Lukas dem Matthäusevangelium in der<br />

Bußpredigt des Täufers wortwörtlich folgt (Mt. 3:7-10; Lk. 3:7-<br />

9). Erkläre, wie Lukas anschließend diesen Ereignisblock mit<br />

Sondergut auffüllt? (3) Wie kommt die Eigenständigkeit des<br />

Lukas gegenüber Matthäus insgesamt zum Ausdruck?<br />

Antworten:<br />

Lukas füllt Ereignisse auf<br />

Lukas folgt im Inhalt <strong>seine</strong>r geschichtlichen Blöcke nicht dem<br />

Matthäusevangelium allein. Gerade in Betrachtung des Auftretens<br />

Johannes des Täufers übernimmt Lukas zwar Passagen<br />

aus der Predigt des Täufers wortwörtlich (Mt. 3:7-10.11-<br />

12; Lk. 3:7-9.11-12), aber er füllt dieses Blockereignis auf mit<br />

Aussagen aus anderen Quellen, die weder Matthäus noch<br />

Markus haben: die so genannte „Standespredigt“, in der verschiedene<br />

Stände den Täufer fragen, was sie tun sollen (Lk.<br />

3:10-14). Das ist Sondergut des Lukas. Er ist nicht auf Matthäus<br />

als einzige Quelle angewiesen, denn er greift nach eigenen<br />

Angaben auf viele Quellen zurück (Lk. 1:1-4).<br />

Die Evangelien <strong>und</strong> der Täufer<br />

Nach der Standespredigt des Täufers als Sondergut (Lk. 3:10-<br />

14) überliefert Lukas als einziger Evangelist die Frage der<br />

Hörer, die sie in ihren Herzen bewegen: Ob dieser Täufer der<br />

Messias sei (Lk. 3:15). Dann laufen Matthäus, Markus <strong>und</strong><br />

Lukas in der Antwort des Täufers zusammen, dass ein größerer<br />

kommen wird, dem er nicht einmal wert sei, dessen Schuhriemen<br />

zu lösen (Mt. 3:11; Mk. 1:7-8; Lk. 3:16b). Jener wird<br />

mit dem Heiligen Geist <strong>und</strong> mit Feuer taufen (Lukas <strong>und</strong> Matthäus),<br />

mit dem Heiligen Geist (Markus). Damit ist Lukas näher<br />

an Matthäus dran als an Markus. Lukas folgt dann wieder<br />

Matthäus im Bildwort des Worfelns der Tenne (Lk. 3:18; Mt.<br />

3:12).<br />

Die Taufe bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />

Lukas hat nur eine knappe Einleitung zur Taufe (Lk. 3:21).<br />

Matthäus dagegen schildert weitere Einzelheiten: (1) Die Ankunft<br />

Jesu von Galiläa an den Jordan, sich von Johannes taufen<br />

zu lassen (Mt. 3:13). (2) Die Weigerung des Täufers, Jesus<br />

zu taufen (Vers 14). (3) Die Antwort Jesu (Vers 15). Lukas<br />

verzichtet nach <strong>seine</strong>r kurzen Einführung auf die unter (2) bis<br />

(3) erzählten Einzelheiten. Lukas ist in der Schilderung der<br />

Taufe Jesu sehr nahe an der Matthäusquelle.<br />

Lukas erwähnt mit der Taufe das Gebet Christi (Lk. 3:21b),<br />

das Matthäus nicht erwähnt, <strong>und</strong> auch Markus nicht. Im Sichöffnen<br />

der Himmel ist Lukas dem Matthäusevangelium wörtlich<br />

fast gleich, nur mit einer nahezu geringen grammatischen<br />

DONNERSTAG<br />

Die Reihenfolge der Versuchungen Jesu<br />

Lose Aufzählung bei Lukas<br />

Nach <strong>seine</strong>m Einschub des Stammbaums Jesu (Lk. 3:23-38)<br />

fügt Lukas den Ereignisblock der Versuchung Jesu an (Lk. 4:<br />

1-13).<br />

Lukas benutzt zwar anderorts das Zeitwort „tote“ (darauf), um<br />

einander folgende Ereignisse zu kennzeichnen (Lk. 11:26;<br />

14:21; 21:10; 24:45; Apg. 1:12), doch verwendet er dieses<br />

Zeitwort in der Versuchungsbegebenheit nicht. Er führt die<br />

Ereignisreihe schlicht <strong>und</strong> einfach ein mit dem Bindewort (Konjunktion)<br />

„<strong>und</strong>“: „Und sogleich trieb ihn der Geist in die Wüste<br />

hinaus.“ (Lk. 4:1) Lukas zählt hier wohl die Versuchungen<br />

lose auf, ohne sich in der Reihenfolge verbindlich festzulegen.<br />

Andere Reihenfolge<br />

Mit der Brotversuchung als erste Versuchung hatte Lukas noch<br />

mit Matthäus gemeinsam begonnen. Während Matthäus die<br />

zweite Versuchung mit <strong>seine</strong>m Zeitwort „tote“ („darauf“) als<br />

Versuchung zum Sprung von der Zinne des Tempels beginnt<br />

<strong>und</strong> so die Reihenfolge in <strong>seine</strong>m Schema festlegt, leitet Lukas<br />

die zweite Versuchung wieder mit dem schlichten Bindewort<br />

„<strong>und</strong>“ ein: „Und er (Satan) führte ihn auf einen hohen<br />

Berg <strong>und</strong> zeigt ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick…“<br />

(Lk. 4:5)<br />

Die Reiche der Welt bilden bei Matthäus die abschließende<br />

dritte Versuchung, die Lukas aber an die zweite Stelle setzt.<br />

Lukas knüpft an diese Versuchung, die Reiche der Welt, <strong>seine</strong><br />

dritte Versuchung an, den Sprung von der Tempelzinne.<br />

10


Dabei benutzt er kein Bindewort: weder „tote“ („darauf“) noch<br />

„kai“ („<strong>und</strong>“). Nur Codex Alexandrinus mit einer Reihe späterer<br />

Handschriften fügt hier das „Und“ ein. Ansonsten heißt es:<br />

„Er führte ihn nach Jerusalem <strong>und</strong> stellte ihn auf die Zinne<br />

des Tempels….“ (Lk. 4:9)<br />

Unterschied Matthäus/Lukas<br />

Warum also hat Lukas eine andere Reihenfolge als Matthäus?<br />

Es ist aufgezeigt worden, dass Matthäus Ereignisketten<br />

von Blöcken mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“) in chronologischer<br />

Abfolge verbindet. Dieses Schema wendet er auch innerhalb<br />

eines Ereignisblocks an. Lukas kennt die Matthäusvorlage.<br />

Er verwendet aber an dieser Stelle nicht dieses Zeitwort<br />

(„tote“ = „darauf“), obwohl, wie ebenfalls aufgezeigt wurde,<br />

Lukas ebenfalls dieses Zeitwort kennt <strong>und</strong> es verwendet,<br />

wenn er Ereignisse in zeitlicher Abfolge kennzeichnet.<br />

Schlussfolgerung<br />

Von daher ist es denkbar, dass es Lukas nicht unbedingt auf<br />

eine zeitliche Reihenfolge ankam. Er kann diese drei Versuchungen<br />

lose miteinander verb<strong>und</strong>en haben, ohne dass er<br />

sich auf eine fest gefügte Reihenfolge festlegte. Ein triftiger<br />

Gr<strong>und</strong>, die festgelegte Reihenfolge des Matthäus umzustellen,<br />

ist nicht erkennbar. Ob Jesus laut Matthäus nach der dritten<br />

Versuchung von einem hohen Berg in der Wüste Judas<br />

nach Galiläas geht, um dort <strong>seine</strong> Wirksamkeit zu beginnen;<br />

oder ob er gemäß Lukas nach der dritten Versuchung von<br />

Jerusalem nach Galiläas zieht, bliebe sich gleich.<br />

Historisch kritischer Weg<br />

Historisch kritisch arbeitende Ausleger, die sich auf die Redenquelle<br />

Q beziehen, müssen annehmen, Matthäus oder<br />

Lukas hätten die Reihenfolge der Versuchungen in der Redenquelle<br />

verändert, zumal die Veränderung der Reihenfolge<br />

sich nicht auf eine der beiden Übersetzungen des angenommenen<br />

aramäischen Originals zurückführen lässt.<br />

Bei einer späten historisch kritischen Datierung der Evangelien<br />

zwischen 90 <strong>und</strong> 115 n. Chr. wäre es die Hand eines Redaktors<br />

aus der Gemeinde gewesen, der „mit dem Rotstift“<br />

eine solche Veränderung in der Reihenfolge der Versuchungen<br />

bei Matthäus oder Lukas vorgenommen habe. Doch aus<br />

welchem Gr<strong>und</strong>e? Und wenn die Hand eines Redaktors aus<br />

der Gemeinde, noch dazu um diese späte Zeit, dazu befugt<br />

gewesen sein soll, Veränderungen am unveränderbaren<br />

apostolischen Überlieferungsgut vorzunehmen (vgl.<br />

1. Joh. 2:24-27; 2. Joh. 2), warum soll nicht Kirche jeden<br />

Zeitalters durch die Hand eines Redaktors (Lehramt des<br />

Papstes) befugt sein, überliefertes apostolisches Glaubensgut<br />

Veränderungen zu unterwerfen? Dadurch wird<br />

das protestantische Schriftprinzip: „Allein die Schrift“<br />

aufgehoben.<br />

Fragen: (1) Wie kommt die unterschiedliche Reihenfolge der<br />

Versuchungen bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas zusammenfassend<br />

zustande? (2) Warum ändert dies nichts am wesentlichen Inhalt<br />

der Versuchungen? (3) Welchen Weg geht die historisch<br />

kritische Auslegung?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung <strong>und</strong> Vertiefung<br />

(1) Wir sind der Frage nachgegangen, warum Lukas in der<br />

Begebenheit der Versuchung Jesu eine andere Reihenfolge<br />

hat als Matthäus. Dabei wurde die Art <strong>und</strong> Weise betrachtet,<br />

wie Matthäus <strong>und</strong> Lukas ihre Berichte gestalten. Dabei fiel<br />

auf, dass jeder im Aufbau <strong>seine</strong>s Evangeliums eigene Wege<br />

geht. Dieser Umstand lässt die Vielfalt der Evangelien erkennen.<br />

In ihren Unterschieden <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten stehen sie<br />

für den Leser in einem Ergänzungsverhältnis zueinander.<br />

(2) Matthäus reiht <strong>seine</strong> Ereignisblöcke mit dem Zeitwort<br />

„tote“ („darauf“) aneinander. Mitunter verbindet er auch zeitlich<br />

aufeinander folgende Ereignisse innerhalb eines Blocks<br />

mit diesem Zeitwort. So auch innerhalb der Begebenheit der<br />

Versuchung Jesu. Mit diesem Schema legt Matthäus sich in<br />

der zeitlichen Abfolge von Ereignissen chronologisch fest.<br />

(3) Lukas verwendet an späteren Stellen <strong>und</strong> in der Apostelgeschichte<br />

dieses Zeitwort „tote“ („darauf“), um Ereignisse<br />

in ihrer zeitlichen Reihenfolge zu kennzeichnen. Die Versuchungsbegebenheit<br />

leitet er nicht mit diesem Zeitwort „tote“<br />

(„darauf“) ein wie Matthäus, auch verwendet er es nicht innerhalb<br />

der Begebenheit der Versuchung. Schlicht <strong>und</strong> einfach<br />

fügt er diesen Block mit dem Bindewort „kai“ („<strong>und</strong>“) ein. Dieses<br />

Wort verbindet lose die einzelnen Versuchungen<br />

miteinander oder fehlt ganz.<br />

(4) Aufgr<strong>und</strong> dieser Beobachtung kann geschlussfolgert<br />

werden, dass es Lukas nicht auf eine festgelegte Reihenfolge<br />

der Versuchungen abgesehen hat. Ein triftiger Gr<strong>und</strong>, warum<br />

Lukas das Matthäusevangelium in dessen Reihenfolge korrigiert<br />

haben könnte, ist nicht einsichtig. Vielmehr kommt es<br />

ihm darauf an, mit Markus zu betonen, dass Christus vierzig<br />

Tage lang versucht wurde. Die drei namentlich bekannten<br />

Versuchungen bilden insgesamt den Abschluss dieser ganzen<br />

Serie. Dabei ist die Reihenfolge für Lukas unerheblich.<br />

(5) Lukas lässt die Versuchungsbegebenheit auf die Zukunft<br />

hin offen: „Und als der Diabolos alle Versuchung beendet<br />

hatte, entfernte er sich bis auf eine bestimmte Zeit.“<br />

(Lk. 4:13 LB 1984) Damit kommt es Lukas darauf an aufzuzeigen,<br />

dass sich die Versuchungen, die Jesus erlebt, in <strong>seine</strong>m<br />

Leben <strong>und</strong> Wirken, in Passion <strong>und</strong> Kreuz fortsetzen werden.<br />

(6) Bei Matthäus dagegen erscheinen die drei Versuchungen<br />

als ein abgeschlossenes Ganzes: „Darauf verließ ihn<br />

der Diabolos, <strong>und</strong> siehe, die Engel Gottes dienten ihm.“<br />

(Mt. 4:11) Gewiss will Matthäus damit nicht sagen, dass Jesus<br />

von diesem Zeitpunkt an nicht versucht wurde. Gerade<br />

die Einrede des Petrus, der Jesus vom Kreuzweg abhalten<br />

wollte, beantwortet Jesus mit einem Wort, das er an den <strong>Versucher</strong><br />

richtet: „Geh weg von mir Satan! Du bist mir ein<br />

Ärgernis; denn du meinst nicht was göttlich, sondern was<br />

menschlich ist“ (Mt. 16:23, LB 1984)<br />

(7) Historisch kritische Auslegung muss annehmen, dass<br />

die andersartige Reihenfolge der Versuchungen entweder<br />

durch eine Korrektur des Evangelisten an der Redenquelle Q<br />

zustande gekommen ist, oder durch die Hand eines Redaktors<br />

aus der Gemeinde. Diese „Rotstiftmentalität“ würde die<br />

Heilige Schrift menschlicher Willkür unterwerfen, dem Unglauben<br />

Tür <strong>und</strong> Tor öffnen <strong>und</strong> der Gemeinde ihre Glaubensgr<strong>und</strong>lage<br />

entziehen.<br />

(8) Eine korrigierende Hand des Redaktors der Urgemeinde<br />

um 90 bis 115 n. Chr. würde apostolisches Glaubensgut<br />

kirchlicher Willkür unterwerfen, das protestantische Schriftprinzip<br />

„Allein die Schrift“ aufheben <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Fortsetzung im Lehramt<br />

des Papstes finden, wonach Veränderungen <strong>und</strong> Korrekturen<br />

am apostolischen Glaubensgut durch die Kirche selbst<br />

weiterführend vorgenommen werden (s. Dogmengeschichte).<br />

Sabbatanfang:<br />

11<br />

21.31 Uhr


<strong>Lektion</strong> 3 18. Juli - 24. Juli <strong>2010</strong><br />

Von der Zinne des Tempels<br />

- Die Sünde der Vermessenheit -<br />

Schriftabschnitte: Mt. 4:5-7; Lk. 4:9-13<br />

Antworten:<br />

Merkvers: „Was wollen wir nun sagen? Sollen wir denn<br />

in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger<br />

werde? Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben<br />

wollen, der wir doch abgestorben sind?“ (Römer 6:1-2, LB<br />

1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

Reihenfolge der Versuchungen<br />

Eigenständigkeit Lukas/Matthäus<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde der Frage nachgegangen, weshalb<br />

Lukas in der Reihenfolge der Versuchungen von Matthäus<br />

abweicht. In der Art der Zusammenstellung des Überlieferungsgutes<br />

wurde festgestellt, dass jeder Evangelist eigenständig<br />

mit <strong>seine</strong>m Quellenmaterial umgeht.<br />

Matthäus legt wert auf die zeitliche Abfolge <strong>seine</strong>r Ereignisblöcke,<br />

die er mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“) verbindet. Auch<br />

innerhalb eines Blocks ordnet er aufeinander folgende Ereignisse<br />

in ihrer zeitlichen Abfolge mit dem Zeitwort „tote“ („darauf“)<br />

ein. Lukas kennt <strong>und</strong> nutzt auch dieses Zeitwort, um Ereignisse<br />

in ihrer zeitlichen Abfolge zu kennzeichnen. In den<br />

Ereignisblöcken, die der Versuchung Jesu vorausgehen <strong>und</strong><br />

auch im Block der Versuchungen selbst, wendet er dieses<br />

Zeitwort nicht an. Dafür verwendet er das Bindewort (die Konjunktion)<br />

„<strong>und</strong>“, mit der er die Versuchung einleitet, innerhalb<br />

dieses Blocks anwendet oder auch ganz auslässt.<br />

Dies lässt darauf schließen, dass es Lukas nicht unbedingt<br />

auf eine zeitlich festgelegte Abfolge der Versuchungen ankommt,<br />

wie es bei Matthäus der Fall ist. Vielmehr legt er mit<br />

Markus die Betonung auf eine Versuchung, die vierzig Tage<br />

lang gedauert hatte, <strong>und</strong> am Ende derer diese drei genannten<br />

Versuchungen folgen.<br />

Die Endnotiz des Lukas betont weiter, dass der <strong>Versucher</strong> ihn<br />

nur eine Zeitlang verließ. Damit lässt er die Wirksamkeit der<br />

Versuchungen an Christus für die Zukunft offen. Es ist belanglos,<br />

ob Jesus mit Matthäus nach der dritten Versuchung<br />

von einem Berg in Judäa zum Herrscher über alle Reiche dieser<br />

Welt versucht wird, dann von hier aus nach Galiläa gegangen<br />

ist, um dort <strong>seine</strong> Wirksamkeit aufzunehmen; oder ob<br />

Jesus mit Lukas am Ende der dritten Versuchung von Jerusalem<br />

zu diesem Zweck nach Galiläa gegangen ist.<br />

Fragen: (1) Worin kommt die Eigenständigkeit von Lukas <strong>und</strong><br />

Matthäus in der Reihenfolge der Versuchungen zum Ausdruck?<br />

(2) Worauf kommt es Lukas in der Schilderung dieser Begebenheit<br />

eigentlich an? (3) Warum ist die Reihenfolge selbst<br />

eigentlich belanglos?<br />

MONTAG<br />

Exkurs: Historisch kritische Auslegung<br />

Evangelien als Produkt der Gemeinde<br />

Wir haben den Versuch historisch kritischer Auslegung erwähnt.<br />

Dabei hätten Matthäus oder Lukas die Vorlage in der<br />

Redenquelle Q korrigiert, zumal ein solcher Unterschied in<br />

der Reihenfolge nicht auf verschiedene Übersetzungen des<br />

angeblich aramäischen Originals zu erklären ist. Ein triftiger<br />

Gr<strong>und</strong> für diese angenommene Korrektur ist nicht ersichtlich.<br />

Zum anderen datiert historisch kritische Auslegung die Evangelien<br />

sehr spät, zwischen 80 <strong>und</strong> 115 nach Christus, <strong>und</strong><br />

lässt die Gemeinde, statt Empfängerin des Überlieferungsgutes<br />

zu sein, sie letztlich zur Produzentin der Evangelien werden<br />

(Formkritik).<br />

Weiterentwicklung in Dogmengeschichte<br />

Produziert letztlich die Gemeinde das Evangelium, ist im Keim<br />

eine Weiterentwicklung dieser Produktion in der Dogmengeschichte<br />

vorgebildet, in der die Römische Kirche ihre Dogmen<br />

hervorbrachte, die den Aposteln unbekannt waren: Maria<br />

als Gottesmutter, aufgestellt im ökumenischen Konzil von<br />

Ephesus 431; das Dogma von Maria als immerwährende Jungfrau,<br />

aufgestellt zusammen mit den Orthodoxen beim dritten<br />

Konzil von Konstantinopel im Jahre 681; das Dogma der unbefleckten<br />

Empfängnis, wonach Maria von ihren Eltern im<br />

Zeugungsakt von Erbsünde bewahrt, unbefleckt empfangen<br />

sein soll, aufgestellt im Jahr 1854 in Lourdes; das Dogma der<br />

Himmelfahrt Marias, aufgestellt im Jahr 1950; <strong>und</strong> das Dogma<br />

der Unfehlbarkeit des Papstes, aufgestellt im Jahre 1870<br />

(zur Auflistung siehe http://www.mariedenazareth.com/<br />

857.html).<br />

Mahnung der Apostel<br />

Die Apostel haben einer solchen Entwicklung von vorn herein<br />

mit folgenden mahnenden Worten einen Riegel vorgeschoben:<br />

„Was ihr gehört habt von Anfang an, das bleibe in<br />

euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört<br />

habt, so werdet ihr auch im Sohn <strong>und</strong> im Vater bleiben.“<br />

(1. Joh. 2:24, LB 1984) „<strong>Der</strong> Älteste an die auserwählte Herrin<br />

<strong>und</strong> ihre Kinder, die ich lieb habe in der Wahrheit, <strong>und</strong><br />

nicht allein ich, sondern auch alle, die die Wahrheit erkannt<br />

haben, um der Wahrheit willen, die in uns bleibt <strong>und</strong><br />

bei uns sein wird in Ewigkeit.“ (2. Joh. 1-2, LB 1984)<br />

12


Deutlicher kann die Unveränderbarkeit der Wahrheit in Gestalt<br />

apostolischen Glaubensgutes nicht ausgedrückt werden.<br />

Die Unveränderbarkeit betrifft die Gegenwart der Apostel <strong>und</strong><br />

schließt die Unveränderbarkeit der Wahrheit für alle Zeit <strong>und</strong><br />

Ewigkeit ein.<br />

<strong>Der</strong> Redaktor<br />

Bei einer späten Datierung der Evangelien (80 bis 115 n. Chr.)<br />

ist der so genannte Redaktor aus den Reihen der Gemeinde<br />

für Glossen, Einschübe oder Korrekturen verantwortlich, wie<br />

hier in der unterschiedlichen Reihenfolge der Versuchungen<br />

bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas. Ob im Alten oder Neuen Testament:<br />

<strong>Der</strong> Redaktor erscheint gewissermaßen, überspitzt gesagt, als<br />

einer, der mit Vollmacht aus der Höhe ausgestattet, am Überlieferungsgut<br />

Korrekturen anbringt.<br />

Prophetische Säule zerstört<br />

Bei der Rolle der Gemeinde <strong>und</strong> ihres Redaktors als Ausführungsorgan<br />

derselben, geht es nicht um Bagatellkorrekturen,<br />

wie etwa eine Umstellung der Reihenfolge der Versuchungen<br />

Jesu bei Lukas <strong>und</strong> Matthäus, was am wesentlichen Inhalt<br />

nichts ändert. Bei einer so spät angenommenen Datierung<br />

der Evangelien zwischen 80 <strong>und</strong> 115 n. Chr. wird die Prophetie<br />

Jesu über die Zerstörung Jerusalems dahingehend korrigiert,<br />

dass nicht Christus eine solche Voraussage vorgenommen<br />

habe. Vielmehr soll die Gemeinde ihm diese Prophetie in<br />

den M<strong>und</strong> gelegt <strong>und</strong> abgelaufene Geschichte im Rückblick<br />

als Prophetie ausgegeben haben.<br />

In Aberkennung der prophetischen Kapazität des Sohnes<br />

Gottes, den die Apostel als wahren Menschen <strong>und</strong> wahren<br />

Gott bekennen, wird die Gemeinde zu einer Produzentin<br />

des Irrtums degradiert.<br />

Leugnung von Prophetie als Datierungshilfe<br />

Und gerade die Leugnung der Prophetie als Voraussage künftiger<br />

Ereignisse im M<strong>und</strong>e Christi ist die Gr<strong>und</strong>lage für eine so<br />

späte Datierung der Evangelien. Die Leugnung der Prophetie<br />

gilt in historisch kritischer Auslegung als Datierungshilfe. Wo<br />

immer Prophetie in der Schrift vorliegt, wird die Abfassungszeit<br />

nach dem Ereignis datiert, das vorhergesagt wird (vaticinum<br />

ex eventu: die Weissagung nach dem Ereignis).<br />

Sollten adventistische Ausleger mit historisch kritischer Auslegung<br />

liebäugeln - wer fachtheologisch anerkannt sein will,<br />

hat nach dieser Methode zu arbeiten -, wird bekannt sein, dass<br />

prophetisches Wort als eine der Säulen des Adventglaubens<br />

dann in sich zusammenfällt. Dies würde entsprechende Auswirkungen<br />

haben in Auslegung der prophetischen Bücher Jesaja,<br />

Daniel <strong>und</strong> der Apokalypse des Johannes.<br />

Fragen: (1) Was benutzt historisch kritische Auslegung als<br />

eine Datierungshilfe für die Abfassungszeit der Evangelien?<br />

(2) Welche Folgen hat dies mit Blick (a) auf die wahre Gottheit<br />

Christi <strong>und</strong> (b) hinsichtlich <strong>seine</strong>r prophetischen Kapazität?<br />

(3) In wiefern führt der historisch kritische Ansatz der Leugnung<br />

von Prophetie als Voraussage künftiger Ereignisse zur<br />

Vermessenheit?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Vermessenheit des Weges ohne Kreuz<br />

Das Psalmzitat<br />

Nach der zweiten Versuchung Jesu im Evangelium des Matthäus<br />

<strong>und</strong> der dritten Versuchung nach Lukas nimmt der <strong>Versucher</strong><br />

Jesus mit sich nach Jerusalem, stellt ihn auf die Zinne<br />

des Tempels <strong>und</strong> fordert ihn auf, hinunter zu springen. Dies<br />

untermauert er mit einer Verheißung aus der Heiligen Schrift<br />

in den Psalmen: „Seinen Engeln wird er über dir befehlen,<br />

<strong>und</strong> auf Händen werden sie dich tragen, damit du deinen<br />

Fuß nicht an einen Stein stößt.“ (Mt. 4:6)<br />

Nach Lukas ist das Zitat etwas voller: „Seinen Engeln wird<br />

er über dir befehlen, dich sorgfältig zu bewahren, <strong>und</strong> auf<br />

Händen werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht<br />

an einen Stein stößt.“ (Lk. 4:10) <strong>Der</strong> Text der Septuaginta,<br />

aus dem beide die Worte des <strong>Versucher</strong>s zitieren, lautet:<br />

„Denn er wird <strong>seine</strong>n Engeln über dir befehlen, dich gründlich<br />

zu bewahren in allen deinen Wegen. Auf Händen werden<br />

sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen<br />

Stein stößt.“ (Psalm 91:11-12)<br />

Unwesentliche Auslassungen<br />

Matthäus lässt in der Wiedergabe der Worte des <strong>Versucher</strong>s<br />

die Wendung aus: „Dich sorgfältig zu bewahren.“ Aber das<br />

ändert nichts am Gesamtsinn des Textes, denn die sorgfältige<br />

Bewahrung, die im Psalmwort verheißen wird, kommt auch in<br />

den Worten zum Ausdruck: „Und auf Händen werden sie<br />

dich tragen.“<br />

Lukas übernimmt die Wendung, die Matthäus auslässt: „Dich<br />

sorgfältig zu bewahren.“ Ob der <strong>Versucher</strong> nun die kürzere<br />

oder längere Fassung gesprochen hat, ist unwesentlich <strong>und</strong><br />

ändert nichts am Gesamtsinn der Aussage.<br />

Herz des Psalms herausgerissen<br />

Matthäus <strong>und</strong> Lukas sind sich aber in einer Sache einig: <strong>Der</strong><br />

<strong>Versucher</strong> lässt aus dem Psalmzitat die Worte aus, wo <strong>und</strong><br />

wobei der HERR <strong>seine</strong> Bewahrung verheißen hat: „In allen<br />

deinen Wegen.“ Christus sagt von sich: „Ich bin der Weg,<br />

die Wahrheit <strong>und</strong> das Leben, niemand kommt zum Vater,<br />

denn durch mich.“ (Joh. 14:6) Sein Weg ist der Weg vom<br />

Vater, mit dem Vater <strong>und</strong> zum Vater, denn Er sagt: „Ich<br />

<strong>und</strong> der Vater sind eins.“ (Joh. 10:30) Damit sind nicht<br />

Abwege gemeint, zu denen der <strong>Versucher</strong> auffordert. <strong>Der</strong><br />

Weg von der Zinne des Tempels ist ein Abweg, der den<br />

Kreuzesweg <strong>und</strong> damit den Erlösungsweg meidet <strong>und</strong><br />

verfehlt.<br />

Versuchung zur Vermessenheit<br />

Es ist der Weg zur unten wartenden Menge, die Ihn als irdisch-politisch-militärischen<br />

Messias in offene Arme schließen<br />

würde. Dies ist nicht der Weg <strong>seine</strong>r Sendung, sein Volk von<br />

ihren Sünden am Kreuz erlösen, wie der Engel dem Josef vor<br />

der Geburt Jesu offenbart hatte (Mt. 1:21). Verheißungen zu<br />

beanspruchen, Gottes bewahrende Hand auf Abwegen zu<br />

bemühen <strong>und</strong> den Allmächtigen zum Eingreifen auf dem Weg<br />

der Sünde zu nötigen, ist nicht Glaube, sondern Vermessenheit.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> reißt das Herz aus dieser Psalmstelle<br />

heraus <strong>und</strong> täuscht mit der toten Hülle des Textes Form ohne<br />

Inhalt vor: einen Erlösungsplan ohne Erlösung, ein Evangelium<br />

ohne Kreuz.<br />

13


Von da her ist zu fragen: Ist es nicht vermessen, die Redenquelle<br />

Q als Evangelium ohne Kreuz geltend zu machen?<br />

Das Fehlen des Herzstücks des Evangeliums, also einer<br />

so großen Lücke, kann nicht damit erklärt werden, dies<br />

sei vorausgesetzt. Für den Unterricht von Taufkandidaten<br />

ist hier nichts vorauszusetzen. Ein solches Dokument eignet<br />

sich auch nicht für die Missionspredigt. Es würde einem<br />

Altar ohne <strong>Opfer</strong> gleichen, was <strong>und</strong>enkbar ist. Wer<br />

würde am Altar ohne <strong>Opfer</strong> erscheinen <strong>und</strong> sagen, das<br />

<strong>Opfer</strong> müsse man sich hinzudenken? Ein solches <strong>Opfer</strong>,<br />

das keines ist, wäre vermessen.<br />

Fragen: (1) In wiefern reißt der <strong>Versucher</strong> das Herz aus der<br />

von ihm zitierten Psalmstelle heraus? (2) In wiefern ist das<br />

Ansinnen des <strong>Versucher</strong>s Vermessenheit <strong>und</strong> nicht Glaube?<br />

(3) In wiefern wird die Redenquelle Q mit einem Altar ohne<br />

<strong>Opfer</strong> verglichen <strong>und</strong> vermessen?<br />

Antworten:<br />

Allversöhnung <strong>und</strong> billige Gnade<br />

Er stellt ihnen allen die Frage, ob Gott etwa ungerecht sei,<br />

wenn Er einerseits die Sünde zur Offenbarung <strong>seine</strong>r Herrlichkeit<br />

benötige <strong>und</strong> somit gut heiße, anderseits aber <strong>seine</strong>n<br />

Gerichtszorn über sie herbeiführe <strong>und</strong> die Welt richte? Das<br />

Gericht wird dabei überflüssig. Direkt um die Ecke der Irrlehre<br />

der billigen lauert bereits die Irrlehre der Allversöhnung,<br />

die Gottes Endgericht ausklammert, denn Allversöhnung<br />

ist nur möglich, wenn das Jüngste Gericht ausfällt.<br />

Die Beseitigung des Jüngsten Gerichts ist bodenlose Vermessenheit.<br />

Billige Gnade <strong>und</strong> Allversöhnung marschieren<br />

einträchtig Hand in Hand, aber wohin? Ins Verderben<br />

des Jüngsten Gerichts.<br />

Dass das Jüngste Gericht stattfindet <strong>und</strong> dann Gottes Zorn<br />

über alles gottlose Wesen offenbart wird, steht beim Apostel<br />

Paulus außer Frage (Römer 2:5; Apg. 17:31; 2. Kor. 5:10).<br />

Eine Allversöhnung rückt nicht in sein Blickfeld, die ja nur<br />

möglich wäre, wenn Gottes Gericht am Ende der Tage aufgehoben<br />

wäre.<br />

Fragen: (1) Was ist billige Gnade? (2) Inwiefern geht sie mit<br />

Allversöhnung zusammen? (3) Warum ist dies Vermessenheit?<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Vermessenheit der billigen Gnade<br />

Die Argumentation<br />

DONNERSTAG<br />

Nicht nur Christus wurde zur Vermessenheit versucht. <strong>Der</strong><br />

<strong>Versucher</strong> trachtet fortgesetzt danach, auch die Christusgläubigen<br />

zur Vermessenheit zu verführen. <strong>Der</strong> Apostel Pauls wehrt<br />

sich im Römerbrief gegen die Vermessenheit der billigen Gnade.<br />

<strong>Der</strong> Text<br />

„Denn wenn unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit<br />

ins rechte Licht rückt, was werden wir dazu sagen? Ist<br />

Gott etwa ungerecht, der den Zorn darauf herbeiführt. So<br />

etwas kommt gar nicht in Frage! Wie sollte Gott sonst die<br />

Welt richten? Denn wenn die Wahrheit Gottes in meiner<br />

Lüge zu <strong>seine</strong>r Herrlichkeit haushoch die Oberhand gewinnt:<br />

Wie sollte ich da noch als Sünder gerichtet werden?<br />

Und verhält es sich etwa so, wie wir verlästert werden,<br />

wie einige behaupten, dass wir sagen: Lasst uns<br />

Böses tun, damit Gutes (daraus) werde? <strong>Der</strong>en Verurteilung<br />

ist rechtens.“ (Römer 3:5-8)<br />

Sünde für notwendig erklärt<br />

Paulus hat Gegner vor sich, mit denen er sich in diesen Zeilen<br />

auseinandersetzt. Sie behaupten, die Sünde sei notwendig,<br />

damit Gottes Gerechtigkeit aus Gnaden sich darin in vollem<br />

Licht offenbare. Wir sind hier bei der Vermessenheit<br />

der billigen Gnade. Auf Kosten <strong>und</strong> auf Rechnung der<br />

Gnade, die alles bezahlt, wird die Tür geöffnet zu einer<br />

bewussten Lebensführung in Sünde. Auf die Sünde sei<br />

Gott angewiesen, um darin <strong>seine</strong> Gerechtigkeit in Christo<br />

Jesu voll <strong>und</strong> ganz in Gnaden zur Geltung zu bringen.<br />

Paulus fragt <strong>seine</strong> Hörer <strong>und</strong> Gegner, was denn dazu zu sagen<br />

sei.<br />

14<br />

Folgen der Vermessenheits-Irrlehre<br />

Verlästerung der Gemeinde Christi<br />

Die Irrlehre der billigen Gnade, die einige in den Reihen der<br />

Gemeinde vertreten, wird von Außenstehenden, <strong>und</strong>ifferenziert<br />

dem Apostel <strong>und</strong> der ganzen Gemeinde zugeschoben,<br />

um sie mit Spott <strong>und</strong> Häme zu überziehen. Die Apostel <strong>und</strong><br />

die Gemeinde werden darin verlästert, dass behauptet wird,<br />

Paulus <strong>und</strong> die Gemeinde würden auffordern, Böses zu tun<br />

<strong>und</strong> zu sündigen, damit Gutes daraus werde. Es ist nicht<br />

genug, dass der <strong>Versucher</strong> eine solche Irrlehre wie die billige<br />

Gnade, gepaart mit Allversöhnung einführt: vielmehr wird die<br />

Lüge in die Welt gesetzt, die Gemeinde Christi würde das lehren.<br />

<strong>Der</strong> Irrtum einiger wird auf die ganze Gemeinde übertragen.<br />

Verewigung von Sünde <strong>und</strong> Tod<br />

Mit der Irrlehre der billigen Gnade <strong>und</strong> der Allversöhnung würde<br />

Christus zum Sündendiener degradiert werden. Die Rettung<br />

von Sünden (Mt. 1:21) wird umfunktioniert in Rettung in<br />

<strong>und</strong> mit Sünden. Damit würden Sünde <strong>und</strong> Tod in der Neuschöpfung<br />

Gottes fortgesetzt <strong>und</strong> verewigt werden. Gott würde<br />

dann eine neue Welt schaffen, in der nicht Gerechtigkeit,<br />

sondern Ungerechtigkeit <strong>und</strong> Sünde wohnen (2. Pt. 3:13). Dann<br />

wäre die Welt wieder voller Leid, Geschrei <strong>und</strong> Tod: im Gegensatz<br />

zu dem, was Gott verheißen hat (Offb. 21:1-4).<br />

Verewigung der Kreuzesleiden Christi<br />

Christus würde dann nicht ein für allemal für unsere Sünden<br />

gestorben sein (Heb. 9:27-28). Er müsste, wie die Lämmer im


<strong>Opfer</strong>dienst, immer wieder den Gang zum <strong>Opfer</strong>tod antreten,<br />

mit einer Erlösung, die in alle Ewigkeit nie vollbracht wäre. Er<br />

würde in alle Ewigkeit in einem voraus weisenden Schattendienst<br />

leben, immer wieder leiden <strong>und</strong> sterben, wie die <strong>Opfer</strong>tiere<br />

des Alten B<strong>und</strong>es, in Erwartung eines Messias, der eine<br />

solche Welt wirklich von Sünde, Leid, Geschrei <strong>und</strong> Tod befreien<br />

würde. Das Antichristliche dieser Irrlehre ist offensichtlich.<br />

Was für eine Vermessenheit! <strong>Der</strong> ganze Heilsplan Gottes,<br />

den Jesus mit <strong>seine</strong>m Gang zum Kreuz beschritten hat<br />

<strong>und</strong> mit <strong>seine</strong>m: „Es ist vollbracht!“ die Vollendung desselben<br />

ausrief, würde für Null <strong>und</strong> Nichtig erklärt <strong>und</strong> aufgehoben<br />

sein.<br />

Mit dem Sprung von der Tempelzinne will der <strong>Versucher</strong> von<br />

vorn herein den Heilsplan Gottes in eine andere Richtung lenken<br />

<strong>und</strong> damit aufheben. Da dies misslungen war, kommen<br />

aus dieser Quelle immer wieder neue Irrlehren, die den Heilsplan<br />

Gottes in Frage stellen <strong>und</strong> auflösen wollen. Die Wahrheit<br />

wird auf den Kopf gestellt, wie der Prophet Jesaja bereits<br />

treffend geschrieben hat: „Weh denen, die Böses gut <strong>und</strong><br />

Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht <strong>und</strong> aus Licht<br />

Finsternis machen, die aus sauer süß <strong>und</strong> aus süß sauer<br />

machen.“ (Jes. 5:20, LB 1984)<br />

Christus hat den <strong>Versucher</strong> in <strong>seine</strong>m Vermessenheitsversuch,<br />

den Gang zum Kreuz durch den Sprung von der Zinne des<br />

Tempels aufzuheben, mit dem Schriftwort abgewiesen: „Du<br />

sollst den HERRN, deinen Gott, nicht versuchen.“ (Mt. 4:7;<br />

Lk. 4:12; 5. Mose 6:16f, LB 1984)<br />

Heiligung schließt billige Gnade aus<br />

An einer anderen Stelle des Römerbriefes kommt Paulus noch<br />

einmal auf die Vermessenheit billiger Gnade zu sprechen: In<br />

<strong>seine</strong>r Gegenüberstellung von Adam <strong>und</strong> Christus, Sünde <strong>und</strong><br />

Gnade, führt er aus: „Das Gesetz aber ist daneben hineingekommen,<br />

damit die Übertretung im Überfluss vorhanden<br />

sei. Wo aber die Sünde im Überfluss vorhanden ist,<br />

ist die Gnade darüber hinaus im Überfluss vorhanden,<br />

damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tode, so auch die<br />

Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben<br />

durch Jesus Christus, unsern Herrn. Was werden wir<br />

nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit die<br />

Gnade im Überfluss vorhanden sei? Das kommt gar nicht<br />

in Frage. Sind wir der Sünde abgestorben, wie sollen wir<br />

dann in ihr leben?“ (Römer 5:20-6:1-2)<br />

Paulus stellt im folgenden Kapitel klar, dass wir aufgr<strong>und</strong> der<br />

innigen Verbindung mit Christus mit Ihm gestorben sind, symbolisch<br />

dargestellt im Wassergrab der Taufe, mit Ihm auferstanden<br />

sind zu einem neuen Leben, jetzt nicht mehr als Diener<br />

der Sünde, sondern der Gerechtigkeit in Christus Jesus.<br />

Ein solches Leben der Heiligung schließt billige Gnade <strong>und</strong><br />

Allversöhnung aus.<br />

Fragen: (1) Wie verleumdet der <strong>Versucher</strong> die Gemeinde<br />

Christi? (2) Welche Folge würden billige Gnade <strong>und</strong> Allversöhnung<br />

in einer Neuschöpfung Gottes in Bezug auf Sünde<br />

<strong>und</strong> Tod haben? (3) Welche Folge würde sich daraus für das<br />

Erlösungsleiden Christi ergeben? (4) Welche Antwort erteilt<br />

Paulus der billigen Gnade vom Blickpunkt der Auferstehung<br />

Christi?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Historisch kritische Auslegung verwendet die Leugnung<br />

von Prophetie als Datierungshilfe. Jesu Aussage über die Zerstörung<br />

Jerusalems wird ihm im Nachhinein von der Gemeinde<br />

in den M<strong>und</strong> gelegt. Die Evangelien werden daher nach dem<br />

Ereignis datiert, das vorausgesagt ist: nach 70 n. Chr., zwischen<br />

80 <strong>und</strong> 115 n. Chr. Damit wird dem Sohn Gottes die Kapazität<br />

als Prophet abgesprochen. Nach dem gleichen Muster wird in<br />

den Büchern Jesaja, Daniel <strong>und</strong> der Offenbarung des Johannes<br />

vorgegangen. In der präteristischen Auslegung der Offenbarung<br />

des Johannes (alles geschah in der Vergangenheit)<br />

würden die dort beschriebenen Ereignisse nur die Gegenwart<br />

des Verfassers widerspiegeln.<br />

(2) In der Leugnung der Prophetie im M<strong>und</strong>e Jesu Christi<br />

bei <strong>seine</strong>r Vorhersage über die Zerstörung Jerusalems wird <strong>seine</strong><br />

wahre Gottheit mit in Frage gestellt. Das ist Vermessenheit.<br />

Wenn Jesus Christus, den die Urgemeinde <strong>und</strong> die heutige<br />

Gemeinde Christi als wahren Menschen <strong>und</strong> wahren Gott bekennt,<br />

nicht in der Lage gewesen sein soll, die Zerstörung Jerusalems<br />

vorherzusagen, was sich vierzig Jahre später erfüllte,<br />

kann er auch nicht wahrer Gott sein, sondern nur wahrer Mensch.<br />

Da der Mensch aber nicht den Menschen zu erlösen vermag,<br />

<strong>und</strong> die Himmelsleiter um die Hälfte zu kurz wäre, würde das<br />

Kreuzesereignis als Erlösung von Sünden als Erlösungsgeschehen<br />

zum Scheitern verurteilt gewesen sein.<br />

(3) Die Versuchung zum Sprung von der Tempelzinne ist eine<br />

weitere Vermessenheit. <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> bemüht ein Psalmzitat,<br />

lässt aber das Herzstück aus, nämlich, den Weg Gottes, der<br />

gleichzeitig der Weg Jesu zum Kreuz ist. Christus soll sich auf<br />

einen Abweg begeben, indem er von der unten wartenden Menge<br />

als irdisch-politisch-militärischer Erlöser mit offenen Armen<br />

empfangen worden wäre. Auf einem Abweg, der nicht der Erlösungsweg<br />

Gottes ist, eine Bewahrungsverheißung zu beanspruchen,<br />

ist Vermessenheit, wie ein Altar ohne <strong>Opfer</strong>.<br />

(4) Auch die Gemeinde wird zur Vermessenheit versucht.<br />

<strong>Der</strong> Apostel Paulus hat Gegner vor sich, welche die Sünde für<br />

notwendig erklären. Gottes Gerechtigkeit sei auf die Sünde angewiesen,<br />

um sich darin voll <strong>und</strong> ganz offenbaren zu können.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieses Denkens wird ein Lebensstil bewussten Sündigens<br />

begründet oder auch entschuldigt. Dies ist Vermessenheit.<br />

Christus wird zum Sündendiener degradiert. Das Kreuz<br />

würde nicht von Sünde erlösen, sondern sie fördern. Christus<br />

ist den Weg zum Kreuz gegangen. <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> setzt <strong>seine</strong><br />

Versuchungen an der Gemeinde fort. Er will das Kreuz Christi<br />

im Nachhinein durch billige Gnade <strong>und</strong> Allversöhnung in den<br />

Abgr<strong>und</strong> der Bedeutungslosigkeit stürzen.<br />

(5) <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> schadet obendrein dem Ansehen der Gemeinde<br />

in der Welt, indem zwischen Irrlehren <strong>und</strong> wahrer Erlösungslehre<br />

kein Unterschied getroffen <strong>und</strong> die ganze Gemeinde<br />

darin verleumdet wird, dass behauptet wird: Christen würden<br />

lehren, man solle Böses tun, damit Gutes daraus komme.<br />

(6) Auch wird behauptet, die Gnade sei sowieso mächtiger<br />

als die Sünde. Daher bestünden keinerlei Bedenken, in der Sünde<br />

zu verharren. Paulus verweist auf die Taufe, die eine innige<br />

Gemeinschaft mit Christus in Kreuz <strong>und</strong> Auferstehung symbolisiert.<br />

In der Auferstehung mit Christus beginnt ein neues Leben<br />

der Heiligung, welche die Herrschaft der Sünde ausschließt <strong>und</strong><br />

sich unter der Herrschaft Christi gestellt weiß.<br />

(7) Billige Gnade lässt das Jüngste Gericht überflüssig erscheinen.<br />

Wenn Gott Sünde benötigt, um darin <strong>seine</strong> Gerechtigkeit<br />

aus Gnaden zu erweisen, würde Er sich selbst widersprechen,<br />

wenn Er Sünder mit einem Zornesgericht heimsuchte.<br />

Damit gehen Vermessenheit billiger Gnade <strong>und</strong> Vermessenheit<br />

der Allversöhnung einen gemeinsamen Weg in die Verdammnis.<br />

Sabbatbeginn:<br />

21.23 Uhr<br />

15


<strong>Lektion</strong> 4 25. Juli - 31. Juli <strong>2010</strong><br />

Kadesch-Barnea: Vermessenheit in Auseinandersetzung<br />

mit Hoffnung - Glaube <strong>und</strong> Erlöserkraft<br />

Schriftabschnitte: 4. Mose 13:1-33;14:1-45; 5. Mose<br />

1:19-46.<br />

Merkvers: „Aber sie waren so vermessen <strong>und</strong> zogen<br />

hinauf auf die Höhe des Gebirges; aber die Lade des B<strong>und</strong>es<br />

des HERRN <strong>und</strong> Mose wichen nicht aus dem Lager.“<br />

(4. Mose 14:44, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Fragen: (1) Wie hat der <strong>Versucher</strong>, was er bei Christus nicht<br />

erreichte, im Nachhinein versucht, trotzdem zu erreichen? (2)<br />

Wie hat der Apostel Paulus diese Versuchung abgewiesen?<br />

(3) Inwiefern stellt die historisch kritische Auslegung mit ihrem<br />

Datierungsvorgehen der Evangelien die wahre Gottheit Christi<br />

vermessen in Frage?<br />

Antworten:<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde die Versuchung zur Vermessenheit<br />

behandelt. Die Vermessenheit des <strong>Versucher</strong>s bestand<br />

darin, Christus vom Sprung von der Zinne des Tempels zu<br />

einem Abweg zu bewegen, der den Weg Gottes zur Erlösung<br />

am Kreuz vermeiden sollte. Die unten wartende Menschenmenge<br />

wäre auf ihn da oben auf dem Dach aufmerksam geworden<br />

<strong>und</strong> hätte <strong>seine</strong>n Sprung mit offenen Armen aufgenommen,<br />

um ihn ihrer Erwartung gemäß als militärischen Erlöser<br />

vom Joch der Römer willkommen zu heißen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> hielt hierfür eine Verheißung aus den Psalmen<br />

bereit, aus der er aber das Herzstück ausgelassen hat: Die<br />

Bewahrung auf dem Weg Gottes.<br />

Christus hat sich auf diesen Abweg nicht eingelassen <strong>und</strong> ist<br />

den Kreuzesweg gegangen. <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> setzt diese Versuchung<br />

auch noch nach Kreuz <strong>und</strong> Auferstehung Jesu fort,<br />

indem er danach trachtet, die Erlösung am Kreuz im<br />

Nachhinein zu Fall zu bringen. <strong>Der</strong> Apostel Paulus hat sich<br />

der Irrlehre der billigen Gnade zu erwehren, in der behauptet<br />

wird, Gott benötige die Sünde, um <strong>seine</strong> Gerechtigkeit aus<br />

Gnaden ins Licht zu rücken (Römer 3:5-8; 6:1). Daraus wird<br />

ein Lebensstil in bewusster Sünde empfohlen <strong>und</strong> in <strong>seine</strong>r<br />

Konsequenz wird das Jüngste Gericht als aufgehoben betrachtet.<br />

Dies führt zur Irrlehre der Allversöhnung, denn auch hier<br />

wird das Gericht geleugnet. Die Beseitigung von Kreuz <strong>und</strong><br />

Jüngstem Gericht ist ein Akt der Vermessenheit. Hier will der<br />

<strong>Versucher</strong>, was er bei Christus im Vorwege nicht erreicht hat,<br />

im Nachhinein dennoch erreichen. <strong>Der</strong> Apostel Paulus begegnet<br />

dieser Irrlehre der Vermessenheit mit der Taufe als Symbol<br />

inniger Verbindung mit Christus, die in der Gemeinschaft<br />

<strong>seine</strong>s Todes den alten Menschen mit <strong>seine</strong>r Versklavung in<br />

Sünde im Wassergrab der Taufe begräbt <strong>und</strong> mit Christus zu<br />

einem neuen Leben unter <strong>seine</strong>r Herrschaft aufersteht (Römer<br />

6:1-4).<br />

Die historisch kritische Auslegung, stellt die wahre Gottheit<br />

Christi mit in Frage, was Vermessenheit ist, wenn Christus<br />

abgesprochen wird, die Zerstörung Jerusalems vorausgesagt<br />

zu haben. Die Gemeinde soll ihm diese Prophetie in den M<strong>und</strong><br />

gelegt <strong>und</strong> den Eindruck erweckt haben, als sei dies eine Prophetie,<br />

was dann als Anhaltspunkt für eine Datierung der Evangelien<br />

nach dem scheinbar vorausgesagten Ereignis, die Zerstörung<br />

Jerusalems, in Anspruch genommen wird.<br />

MONTAG<br />

Die Vorgeschichte<br />

Notwendigkeit derselben<br />

Die Vermessenheit, die hier geschildert wird, hat eine Vorgeschichte.<br />

Ohne diese würde die Vermessenheit Israels nicht<br />

in vollem Umfang verständlich sein. Daher beginnen wir mit<br />

der Vorgeschichte, die dann zur Vermessenheit führt.<br />

Das böse Gerücht der K<strong>und</strong>schafter<br />

Die Israeliten waren nach langer Wüstenwanderung endlich<br />

am südlichen Teil des verheißenen Landes angekommen <strong>und</strong><br />

lagerten in Kadesch-Barnea. Mose sandte 12 K<strong>und</strong>schafter<br />

in das Land, die über den Zustand des Landes <strong>und</strong> der Bevölkerung<br />

berichten sollten. Als sie nach vierzig Tagen zurückkehrten,<br />

brachten sie Trauben mit, die sie an einer Stange<br />

hängend trugen. Sie berichteten von einem fruchtbaren Land,<br />

aber die Einwohner seien Riesen, sie dagegen Heuschrecken.<br />

Auch fresse das Land <strong>seine</strong> Bewohner. Dies jagte dem Volk<br />

Angst <strong>und</strong> Furcht ein, veranlasst durch den Bericht der K<strong>und</strong>schafter,<br />

die dieses böse Gerücht ins Lager brachten.<br />

Furcht <strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit<br />

Sie weinten <strong>und</strong> schrieen die ganze Nacht <strong>und</strong> beschuldigten<br />

Mose <strong>und</strong> Aaron. wünschten, in Ägypten geblieben zu sein<br />

oder hier in der Wüste zu sterben. Denn warum, so argumentierten<br />

sie, „führt uns der HERR in dies Land, damit wir<br />

durchs Schwert fallen <strong>und</strong> unsere Frauen <strong>und</strong> unsere Kinder<br />

ein Raub werden?“ (4. Mose 14:3, LB 1984)<br />

So beschlossen sie, sich einen neuen Führer zu wählen <strong>und</strong><br />

wieder nach Ägypten zurückzukehren. Zurück in die Vergan-<br />

16


genheit: Zurück in die Sklaverei. Furcht, Angst <strong>und</strong> totale Hoffnungslosigkeit<br />

hatten sie ergriffen.<br />

Was ihnen fehlte<br />

Die Verheißung des HERRN, sie ans Ziel zu bringen war doch<br />

das, woran Hoffnung <strong>und</strong> Glaube sich klammern. Zu Hoffnung,<br />

Glaube <strong>und</strong> Verheißung würde sich die Kraft Gottes gesellen,<br />

die sich im Exodus aus Ägypten offenbart hatte, als der HERR<br />

sie mit starker Hand aus der Sklaverei hinausführte. <strong>Der</strong> sie<br />

mit dieser Schöpfer- <strong>und</strong> Erlöserkraft befreite, würde sie auch<br />

mit derselben Kraft in das verheißene Land hineinführen. Die<br />

Kraft des Schöpfers <strong>und</strong> Erlösers würde den Völkern offenbar<br />

werden. Wo keine Hoffnung ist <strong>und</strong> kein Glaube, ist die Hand<br />

auch nicht da, die Verheißung der Erlöser- <strong>und</strong> Schöpferkraft<br />

Gottes zu erbitten, die für sie stritte.<br />

Hoffnung allein rettet nicht <strong>und</strong> ist, auf sich allein gestellt,<br />

unzureichend. Zur Hoffnung muss sich der Glaube hinzugesellen,<br />

der mit der Kraft Gottes verbindet, die im Schwachen<br />

mächtig ist.<br />

Fragen: (1) Was jagte dem Volk einen solchen Schrecken<br />

ein? (2) Wohin wollten sie in ihrer Angst? (3) Was müsste sich<br />

zu Hoffnung noch hinzugesellen, um Rettung aus dieser Angst<br />

zu erfahren <strong>und</strong> die Eroberung des verheißenen Landes zu<br />

beginnen?<br />

Antworten:<br />

der Warte des Unglaubens <strong>und</strong> der Hoffnungslosigkeit, während<br />

zwei von ihnen dieselben Erlebnisse aus der Warte der<br />

Hoffnung <strong>und</strong> des Glaubens sahen. Die zehn K<strong>und</strong>schafter<br />

impften dem Volk mit ihrem Bericht Hoffnungslosigkeit ein.<br />

Damit war dem Volk der Boden jeglicher Rettung entzogen.<br />

Ohne Hoffnung, kein Glaube, ohne Glaube keine Offenbarung<br />

rettender Schöpfer- <strong>und</strong> Erlöserkraft!<br />

Rettung der Hoffenden <strong>und</strong> Glaubenden<br />

Das Volk forderte man solle, Mose, Aaron, Kaleb <strong>und</strong> Josua,<br />

steinigen. Dieses Todesurteil hätte das Volk kraft demokratischen<br />

Beschlusses denn auch vollstreckt, wenn da nicht die<br />

Wolke der Herrlichkeit des HERRN über der Stiftshütte allen<br />

Israeliten sichtbar erschienen wäre (Vers 10). Hier offenbarte<br />

sich die Kraft Gottes denen, die von Hoffnung <strong>und</strong> Glauben<br />

beseelt waren <strong>und</strong> auf die Kraft Gottes vertrauten. Sie<br />

erlebten eine Erlösung von der Vollstreckung des Todesurteils,<br />

das ihnen ansonsten sicher war.<br />

<strong>Der</strong> HERR fragte Mose, wie lange dieses Volk den Gott Israels<br />

denn lästern wolle. Haben sie doch in der Wüste alle Zeichen<br />

<strong>und</strong> W<strong>und</strong>er erlebt, die er unter ihnen gewirkt hat! „Ich<br />

will sie mit der Pest schlagen <strong>und</strong> sie vertilgen <strong>und</strong> dich<br />

zu einem größeren <strong>und</strong> mächtigeren Volk machen als dieses.“<br />

(Vers 12, LB 1984)<br />

Hatte das Volk das Todesurteil über Mose <strong>und</strong> die drei anderen<br />

gefällt, so fällt jetzt Gott in <strong>seine</strong>m Gerichtsurteil ein Todesurteil<br />

über dieses lästernde <strong>und</strong> aufsässige Volk.<br />

Fragen: (1) Wie versuchen Mose, Aaron, Josua <strong>und</strong> Kaleb<br />

dem verängstigten Volk Hoffnung einzuflößen? (2) Welche sich<br />

zur Hoffnung gesellenden Elemente hätten sie von ihrer Furcht<br />

befreit? (3) Wie erleben die Hoffenden, die auch für die Hoffnung<br />

eintreten, ihre Errettung?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Fehlgeschlagene Hoffnungsbeseelung<br />

Mose <strong>und</strong> Aaron, Josua <strong>und</strong> Kaleb suchten zu verhindern,<br />

dass das Volk, von Angst <strong>und</strong> Furcht getrieben, wieder zurück<br />

nach Ägypten in die Sklaverei zieht <strong>und</strong> ermutigten sie, der<br />

HERR würde ihnen das verheißene Land geben, sie sollten<br />

nur nicht abfallen. <strong>Der</strong> HERR ist mit uns, sagten sie, der Schutz<br />

ist von den Bewohnern des Landes gewichen. Sie sollten sich<br />

nicht vor ihnen fürchten (4. Mose 14:5-9). Damit versuchten<br />

die Vier, der vor Angst <strong>und</strong> Furcht weinenden Gemeinde Hoffnung<br />

einzuflößen: die erste Gr<strong>und</strong>bedingung der Rettung,<br />

wenn zu der Hoffnung noch Glaube hinzukäme, die sich an<br />

die Verheißung klammert <strong>und</strong> die Schöpfer- <strong>und</strong> Erlöserkraft<br />

zur Befreiung von Angst <strong>und</strong> Furcht erbittet. Aber der Versuch,<br />

sie mit Hoffnung zu beseelen, die ihre Angst vertriebe, schlug<br />

fehl. Angst, Furcht <strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit standen weiterhin<br />

in ihren Gesichtern geschrieben.<br />

Verschiedene Blickwinkel<br />

Alle zwölf K<strong>und</strong>schafter hatten gemeinsam dasselbe erlebt.<br />

Und doch betrachten zehn K<strong>und</strong>schafter ihre Erlebnisse aus<br />

MITTWOCH<br />

Moses Fürbitte<br />

Mose hätte sagen können: „Das ist ganz recht. Dieses Urteil<br />

haben sie verdient. <strong>Der</strong> Bumerang, den sie auf unseren Kopf<br />

geworfen haben, ist auf sie zurückgegangen <strong>und</strong> trifft sie nun<br />

selbst.“ Stattdessen setzt Mose sich mit einer eindringlichen<br />

Fürbitte für das Volk ein, das eben noch an ihm ihr Todesurteil<br />

vollstrecken wollte. Wenn nun die Völker hören, dass der<br />

HERR das Volk wie einen Mann tötet, so Mose unter anderem,<br />

so würde diese K<strong>und</strong>e sich unter den Völkern verbreiten.<br />

Sie würden dann sagen, der HERR hat sein Volk nicht in das<br />

verheißene Land zu führen vermögen, das Er ihnen geschwo-<br />

17


en hat. Deshalb hat er sie in der Wüste umgebracht (Verse<br />

15-16). Mose erinnert Gott an dessen Geduld <strong>und</strong> große Barmherzigkeit<br />

<strong>und</strong> bittet für sein Volk um Vergebung ihrer Sünde,<br />

wie es bisher der Fall gewesen ist (Verse 18-19).<br />

Für die Übeltäter gebetet<br />

Moses Fürbitte ist ein Zeugnis unerschütterlicher Hoffnung.<br />

Er hofft auch da noch, wo nichts zu hoffen ist. Menschlich<br />

gesehen, wäre bei diesem so aufsässigen Volk, das sich darin<br />

verstiegen hat, Mose hinzurichten, dem Gott am Sinai das<br />

Gesetz gegeben <strong>und</strong> sie bis hierher durch die Wüste geleitet<br />

hat, gewissermaßen als verlängerter Arm Gottes; <strong>und</strong> mit ihm<br />

sollten Aaron, der Hohepriester hingerichtet werden, <strong>und</strong> die<br />

übrigen Hoffnungsträger, Kaleb <strong>und</strong> Josua! Was für ein Verbrechen<br />

wäre das gewesen! Ein Sakrileg vor Gott! Was bliebe<br />

da noch zu hoffen für solche? Wer würde es noch wagen,<br />

mit einem Hoffnungsanliegen wie diesem vor Gott zu treten<br />

<strong>und</strong> für <strong>seine</strong> Henker zu bitten? <strong>Der</strong> leidende Gottesknecht,<br />

Jesus Christus, hat es in der St<strong>und</strong>e <strong>seine</strong>r Kreuzigung getan!<br />

(Jes. 53:12; Lk. 23:34a, vgl. Apg. 7:60).<br />

Vergebung <strong>und</strong> Gericht<br />

<strong>Der</strong> HERR vergab dem Volk, wie Mose gebeten hat (Vers 20).<br />

Doch behält Gott sich vor, das Gericht, das Mose durch <strong>seine</strong><br />

Fürbitte abgewendet hat, in anderer Form zu vollziehen: Alle,<br />

die des HERRN W<strong>und</strong>er in der Wüste erlebt haben, <strong>seine</strong>r<br />

Stimme nicht gehorcht, <strong>und</strong> Ihn immer wieder versucht haben,<br />

von denen soll keiner das gelobte Land betreten. Nur<br />

Kaleb <strong>und</strong> Josua, <strong>und</strong> deren Nachkommen sollten in das verheißene<br />

Land kommen (Verse 24.30; vgl. Josua 1:1-2; 14:6-<br />

15). In <strong>seine</strong>r Gnade vergibt Gott. Doch als gerechter Gott<br />

kann er die Sünde nicht einfach unter den Tisch kehren. Gerechtigkeit<br />

erfordert auch die gerechte Strafe für diese Aufsässigkeit.<br />

Gott streckt das rebellische Volk nicht einfach mit<br />

dem Blitz <strong>seine</strong>r Herrlichkeit nieder, sondern vermischt sein<br />

Gericht mit Gnade, indem Er sie auf der noch künftigen vierzigjährigen<br />

Wüstenwanderung sterben <strong>und</strong> nicht ins verheißene<br />

Land kommen lässt.<br />

Fragen: (1) Welches Argument bringt Mose in <strong>seine</strong>r Fürbitte<br />

vor Gott? (2) Was ist das Unbegreifliche in der Fürbitte Moses<br />

für das Volk? (3) Inwiefern ist Mose ein Hinweis auf den leidenden<br />

Gottesknecht, Jesus Christus? (4) Inwiefern lässt Gott<br />

Gnade <strong>und</strong> Recht in <strong>seine</strong>m Urteil gelten?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Gottes Gericht<br />

Erfüllung ihrer Wünsche<br />

Sodann hält der HERR folgendes Gericht über das aufsässige<br />

Volk: Morgen sollen sie in Richtung Schilfmeer ziehen, denn<br />

sie wollten ja zurück nach Ägypten (vgl. Verse 3 <strong>und</strong> 25). Diese<br />

Richtung, r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Kilometer müssen sie in Richtung<br />

Ägypten zurück, um in einem großen Bogen dann von Osten<br />

18<br />

her, jenseits des Jordan, zum verheißenen Land zu marschieren,<br />

nachdem sie in Kadesch-Barnea den Eintritt ins gelobte<br />

Land vom Süden her durch ihre Aufsässigkeit verpasst hatten.<br />

Hatten sie sich außerdem noch gewünscht, in der Wüste zu<br />

sterben (Vers 2), so soll ihr Wunsch auch hier in Erfüllung<br />

gehen: nicht sofort. In <strong>seine</strong>r Barmherzigkeit lässt der HERR<br />

sie noch am Leben, aber während der noch ausstehenden<br />

Jahre der Wüstenwanderung sollen ihre Leiber in der Wüste<br />

verfallen. Die alte, aufsässige Generation soll nicht in das verheißene<br />

Land gelangen. Ihre Kinder aber, von denen sie behauptet<br />

hatten, sie würden ein Raub der Feinde werden (Vers<br />

3), sollen das verheißene Land betreten (Vers 31). Die zehn<br />

K<strong>und</strong>schafter, die das Volk zum Aufruhr aufgehetzt hatten,<br />

starben alsbald in einer Plage (Verse 36-37). Kaleb <strong>und</strong> Josua<br />

blieben verschont (Vers 38).<br />

Vermessenheit des Volkes<br />

<strong>Der</strong> Anweisung Gottes zum Trotz<br />

Vermessenheit ist eine bewusste Trotzreaktion gegen Anweisungen<br />

Gottes, gegen die aufbegehrt wird, <strong>und</strong> die nicht befolgt<br />

werden. In den jetzt folgenden Ereignissen wird dies deutlich.<br />

Das Volk verfiel in große Trauer. Früh morgens zogen sie<br />

auf die Höhe des Gebirges, auf den Berg Hor, nördlich von<br />

Kadesch-Barnea gelegen. Von hier aus wollten sie auf den<br />

Weg der K<strong>und</strong>schafter in das Land einfallen <strong>und</strong> es einnehmen<br />

– entgegen der ausdrücklichen Anweisung des HERRN.<br />

Sie sprachen zu Mose: „Hier sind wir <strong>und</strong> wollen hinaufziehen<br />

in das Land, von dem der HERR geredet hat; denn wir<br />

haben gesündigt.“ (Vers 40)<br />

Moses Warnung verworfen<br />

Mose erwiderte: „Warum wollt ihr das Wort des HERRN<br />

übertreten? Es wird euch nicht gelingen. Zieht nicht hinauf<br />

- denn der HERR ist nicht unter euch -, dass ihr nicht<br />

geschlagen werdet von euren Feinden. Denn die Amalekiter<br />

<strong>und</strong> Kanaaniter stehen euch dort gegenüber, <strong>und</strong> ihr<br />

werdet durchs Schwert fallen, weil ihr euch vom HERRN<br />

abgekehrt habt, <strong>und</strong> der HERR wird nicht mit euch sein.“<br />

(Vers 40)<br />

Grünes <strong>und</strong> rotes Licht<br />

Gott hatte zuvor durch Mose „grünes Licht“ für den Einzug ins<br />

verheißene Land gegeben. Er selbst stand hinter <strong>seine</strong>m<br />

Schwurwort der Verheißung. Da schon begann die Vermessenheit:<br />

Sie hatten sich zuvor geweigert, durch das Tor zu<br />

gehen, das der HERR zum Eintritt ins verheißene Land geöffnet<br />

hatte. Sie verhielten sich wie ein Autofahrer, der beim Grünsignal<br />

an der Ampel stur stehen bleibt <strong>und</strong> sich weigert, trotz<br />

eindringlicher Hupsignale weiterzufahren.<br />

Jetzt hatte der HERR durch Mose das Signal auf „Rot“ gestellt<br />

<strong>und</strong> den Einzug ins gelobte Land an diesem Ort <strong>und</strong> zu<br />

diesem Zeitpunkt verwehrt. Jetzt verhalten sich wie ein Autofahrer,<br />

der an der Kreuzung vor einer Ampel steht, die auf<br />

„Rot“ geschaltet ist, dieses Haltesignal aber missachtet <strong>und</strong><br />

einfach losfährt. Unweigerlich kommt es zu einem Zusammenstoß.<br />

In beiden Fällen handelt der Autofahrer grob fahrlässig.<br />

Auf geistigem Gebiet ist dies Vermessenheit.<br />

Folgen werden mit entschieden<br />

Wer eine Entscheidung trifft, entscheidet sich auch mit für die<br />

Folgen. So auch hier. <strong>Der</strong> Text berichtet: „Aber sie waren so<br />

vermessen <strong>und</strong> zogen hinauf auf die Höhe des Gebirges;


aber die Lade des B<strong>und</strong>es des HERRN <strong>und</strong> Mose wichen<br />

nicht aus dem Lager. Da kamen die Amalekiter <strong>und</strong> Kanaaniter,<br />

die auf dem Gebirge wohnten, herab <strong>und</strong> schlugen<br />

<strong>und</strong> zersprengten sie bis nach Horma.“ (Verse 44-45, LB<br />

1984) Betonung meine.<br />

Nach diesem Ereignis ist der Ort benannt, denn Horma heißt<br />

„Zerstörung“. Sie waren allein losgezogen: ohne Mose <strong>und</strong><br />

ohne die Lade <strong>und</strong> damit ohne die Gegenwart Gottes. Das ist<br />

Vermessenheit.<br />

Junge Generation vor Vermessenheit gewarnt<br />

Als die aufsässige Generation allmählich auf dem Weg durch<br />

die Wüste zum verheißenen Land gestorben war <strong>und</strong> die nachgewachsene<br />

Generation am Ostufer des Jordans stand, das<br />

verheißene Land zu betreten, hält Mose ihnen eine Mahnrede.<br />

Er redet die junge Generation so an, als würde sie in diesem<br />

Kampf bei Horma mit dabei gewesen sein. Mose will ihnen<br />

damit das Beispiel der Vermessenheit ihrer Väter vor Augen<br />

halten <strong>und</strong> die junge Generation warnen, nicht in dasselbe<br />

Beispiel jener Vermessenheit ihrer Väter zu verfallen. Mose<br />

vergegenwärtigt diese Ereignisse <strong>und</strong> malt sie der herangewachsenen<br />

Generation vor Augen, als wären sie damals<br />

mit dabei gewesen. Sie werden in jene Ereignisse so mit<br />

hinein genommen, als wären sie damals selbst erwachsen<br />

gewesen <strong>und</strong> hätten gemeinsam mit ihren Vätern diesen<br />

vermessenen Weg beschritten. Nachdem Mose noch<br />

einmal die ganze Begebenheit von Kadesch-Barnea geschildert<br />

hat, kommt er auf die Szene der Vermessenheit zu sprechen:<br />

„Da antwortetet ihr <strong>und</strong> spracht zu mir: Wir haben<br />

an dem HERRN gesündigt; wir wollen hinaufziehen <strong>und</strong><br />

kämpfen, wie uns der HERR, unser Gott, geboten hat. Als<br />

ihr euch nun rüstetet, ein jeder mit <strong>seine</strong>n Waffen, <strong>und</strong> es<br />

für ein Leichtes hieltet, ins Gebirge hinauf zu ziehen, da<br />

sprach der HERR zu mir: Sage ihnen, dass sie nicht hinaufziehen,<br />

auch nicht kämpfen - denn ich bin nicht unter<br />

euch-, damit ihr nicht geschlagen werdet von euren Feinden.<br />

Als ich euch das sagte, gehorchtet ihr nicht <strong>und</strong> wurdet<br />

ungehorsam dem M<strong>und</strong>e des HERRN <strong>und</strong> wart vermessen<br />

<strong>und</strong> zogt hinauf ins Gebirge. Da zogen die Amoriter<br />

aus, die auf dem Gebirge wohnten, euch entgegen <strong>und</strong><br />

jagten euch, wie`s die Bienen tun <strong>und</strong> schlugen euch von<br />

Seir bis nach Horma. Als ihr nun wiederkamt <strong>und</strong> vor dem<br />

HERRN weintet, wollte der HERR eure Stimme nicht hören<br />

<strong>und</strong> neigte <strong>seine</strong> Ohren nicht zu euch. So bliebt ihr in<br />

Kadesch eine lange Zeit.“ (5. Mose 1:41-46, LB 1984) Betonungen<br />

meine.<br />

Zu beachten ist, wie der Apostel Paulus die Urgemeinde anhand<br />

ähnlicher Ereignisse warnt, nicht in solche Verhaltensmuster<br />

zu verfallen <strong>und</strong> sich darin nicht zur Vermessenheit<br />

verführen zu lassen (1. Kor. 10:11).<br />

Fragen: (1) Wie hat Gott zwei Wünsche der Aufsässigen aufgegriffen,<br />

einen teilweise erfüllt, den anderen ganz? (2) Worin<br />

besteht die Vermessenheit des Volkes? (3) Mit welchem<br />

Beispiel ist dies verglichen worden? (4) Wie hat Mose die neue,<br />

junge Generation vierzig Jahre später vor Eintritt ins verheißene<br />

Land vor Vermessenheit gewarnt? (5) Wie greift der<br />

Apostel Paulus eine solche Warnung auf?<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Vermessenheit ist eine bewusste Trotzreaktion <strong>und</strong><br />

Verweigerungshaltung Israels, von Gott gegebene Weisungen<br />

zu befolgen <strong>und</strong> stattdessen einen eigenen Weg einzuschlagen.<br />

(2) Dies zeigt sich bei den Israeliten, die in Kadesch-Barnea<br />

angelangt waren <strong>und</strong> kurz davor standen, von Süden her<br />

ins verheißene Land einzuziehen. Nachdem die zehn K<strong>und</strong>schafter<br />

ihr böses Gerücht im Lager verbreitet hatten, stürzte<br />

das Volk in hoffnungslose Furcht. Mit dem Fehlen von Hoffnung<br />

war ihnen der Boden unter den Füßen entzogen, so dass<br />

sich auch nicht Glaube hinzu gesellen konnte, die Landesverheißung<br />

in Anspruch zu nehmen <strong>und</strong> das Offenbarwerden der<br />

Schöpfer- <strong>und</strong> Erlöserkraft Gottes zur Rettung zu erbeten.<br />

(3) Sie hatten den Wunsch, mit einem neuen Führer nach<br />

Ägypten zurückzukehren. Demokratisch wurde das Todesurteil<br />

über Mose, Aaron, Josua <strong>und</strong> Kaleb beschlossen, die das<br />

Volk mit Hoffnung beseelen wollten. Die Vollstreckung ihrer<br />

Hinrichtung vereitelte Gott durch die Erscheinung <strong>seine</strong>r Herrlichkeit<br />

<strong>und</strong> gab bekannt, das Volk auszulöschen, um aus Mose<br />

ein größeres Volk zu machen.<br />

(4) Mose vermochte durch eine innige Fürbitte für <strong>seine</strong><br />

Henker, dieses Vernichtungsgericht abzuwenden <strong>und</strong> war<br />

damit ein Vorläufer des leidenden Gottesknechtes, Jesus<br />

Christus, der am Kreuz für <strong>seine</strong> Peiniger <strong>und</strong> Henker beim<br />

Vater Fürbitte einlegte.<br />

(5) Gott vergab dem Volk, musste aber auch in <strong>und</strong> mit<br />

<strong>seine</strong>r Gnade <strong>seine</strong> Gerechtigkeit walten lassen, indem er die<br />

Aufsässigen nicht sogleich durch ein Gericht umbrachte –<br />

außer die zehn K<strong>und</strong>schafter -, sondern sie noch am Leben<br />

ließ <strong>und</strong> ankündigte, sie würden auf ihrer vierzigjährigen Wüstenwanderschaft<br />

sterben. Ins verheißene Land würden sie nicht<br />

kommen.<br />

(6) <strong>Der</strong> HERR wies das Volk an, in Richtung Schilfmeer<br />

zurück zu marschieren, in Richtung Ägypten - denn da wollten<br />

sie ja hin -, um aber im großen Bogen die Reise ins gelobte<br />

Land vom Ostjordantal her zu nehmen. Statt diesen Weg<br />

zu gehen, beschlossen die Israeliten, sogleich ins gelobte Land<br />

einzuziehen <strong>und</strong> es vom Süden her sofort einzunehmen. So<br />

handelten sie in Vermessenheit gegen Gottes ausdrückliche<br />

Anweisung, schlugen auch Moses eindringliche Warnung in<br />

den Wind <strong>und</strong> zogen ohne Mose <strong>und</strong> die Lade Gottes, ohne<br />

Gottes Gegenwart, in den Kampf, wurden vernichtend geschlagen<br />

<strong>und</strong> mussten ihren vermessenen Plan aufgeben.<br />

(7) R<strong>und</strong> vierzig Jahre später steht Mose am Ostufer des<br />

Jordan, kurz vor Einzug des Volkes ins verheißene Land <strong>und</strong><br />

hält eine Mahnrede an die inzwischen neu herangewachsene<br />

Generation. Darin erinnert er auch an diese Begebenheit der<br />

Vermessenheit ihrer Väter <strong>und</strong> warnt sie davor, in dasselbe<br />

Beispiel der Vermessenheit zu verfallen. Auch wir stehen dort<br />

<strong>und</strong> werden ebenfalls vor eigenmächtigen Vermessenheitsaktionen<br />

gewarnt. Wie es auch der Apostel Paulus getan hat<br />

(1. Kor. 10:11).<br />

Sabbatanfang:<br />

21.13 Uhr<br />

Antworten:<br />

19


<strong>Lektion</strong> 5 1. August - 7. August <strong>2010</strong><br />

Die Reiche der Welt <strong>und</strong> ihre Herrlichkeit<br />

Schriftabschnitte: Mt. 4:8-10; Lk. 4:5-8; Offb. 13:11-18<br />

Antworten:<br />

Merkvers: „Den HERRN, deinen Gott sollst du anbeten<br />

<strong>und</strong> Ihm allein dienen.“ (Mt. 4:10; Lk. 4:8)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde das Thema der Vermessenheit<br />

zu Kadesch-Barnea betrachtet, sowie deren Beziehung zu<br />

Hoffnung, Glaube, Schöpfer - <strong>und</strong> Erlöserkraft. Mit diesen drei<br />

Elementen wird uns der Ausweg aus Furcht <strong>und</strong> schweren<br />

Krisen geschenkt.<br />

Die Vermessenheit als Trotzreaktion <strong>und</strong> Weigerung, einen<br />

von Gott angewiesenen Weg zu gehen, bildet den Tatbestand<br />

der Vermessenheit. Durch das böse Gerücht der zehn K<strong>und</strong>schafter<br />

geriet das Volk in hoffnungslose Verzweiflung, die in<br />

Aufsässigkeit, Rebellion <strong>und</strong> sogar in einem demokratisch<br />

beschlossenen Todesurteil an Mose, Aaron, Josua <strong>und</strong> Kaleb<br />

zu gipfeln drohte, wäre Gott nicht mit dem Offenbarwerden<br />

<strong>seine</strong>r Herrlichkeit vor den Augen aller eingeschritten.<br />

Das Fürbittgebet Moses, der für <strong>seine</strong> Henker bei Gott Fürbitte<br />

einlegte, erinnert an das Gebet Christi am Kreuz, der für<br />

<strong>seine</strong> Peiniger in Fürbitte vor Gott eintrat. Hatte das Volk begehrt,<br />

nach Ägypten zurückzugehen, so erfüllte ER ihnen diesen<br />

aufsässigen Wunsch teilweise, indem Er anordnete, sie<br />

sollten Richtung Schilfmeer, wo sie ja auch hergekommen<br />

waren, wieder zurückgehen, dann aber sollten sie in einem<br />

Bogen die östliche Richtung einschlagen, um sich dem verheißenen<br />

Land vom Ostjordangebiet her zu nähern.<br />

In ihrer Vermessenheit aber entschlossen sie sich, nicht von<br />

Osten her, wie Gott angewiesen hatte, sondern von Süden<br />

her die Landnahme sofort in Angriff zu nehmen, denn der<br />

Umweg erst Richtung Ägypten, dann der Ostbogen zum Ostjordangebiet,<br />

war in ihren Augen zu langwierig <strong>und</strong> allzu zeitraubend.<br />

So zogen sie los: Ohne Mose, ohne die B<strong>und</strong>eslade,<br />

ohne die Gegenwart Gottes <strong>und</strong> erlitten eine bittere Niederlage,<br />

vor der Mose sie gewarnt hatte.<br />

Nach der vierzigjährigen Wüstenwanderung, als die alte aufsässige<br />

Generation in der Wüste gestorben war, wie Gott es<br />

verkündigt hatte, <strong>und</strong> die junge Generation am Ostufer des<br />

Jordan stand, um das verheißene Land zu betreten, hat Mose<br />

sie vor einer Wiederholung einer solchen Vermessenheitsaktion<br />

gewarnt. Auch der Apostel Paulus hat die Gemeinde Christi<br />

auf solche Vermessenheitsereignisse hingewiesen <strong>und</strong> ihnen<br />

als abschreckendes Beispiel vor Augen gehalten (1. Kor.<br />

10:11).<br />

Fragen: (1) Was ist Vermessenheit? (2) Wie kommt sie in<br />

Kadesch-Barnea zum Ausdruck? (3) Welche Gnadenmittel<br />

hätten sie retten können?<br />

MONTAG<br />

Tabellarische Gegenüberstellung<br />

Mt. 4:8-11 Lk. 4:5-8<br />

8 Wiederum nahm ihn der 5 Und er führte ihn auf ei-<br />

Diabolos auf einen sehr nen hohen Berg, <strong>und</strong> zeighohen<br />

Berg <strong>und</strong> zeigte ihm te ihm alle Reiche des<br />

alle Reiche der Welt (kosmos) Erdkreises (oikoumenä)<br />

<strong>und</strong> ihre Herrlichkeit,<br />

in einem Augenblick.<br />

9 <strong>und</strong> sprach zu ihm: Dies alles 6 Und der Diabolos sprach<br />

werde ich dir geben, wenn du zu ihm: dir werde ich geben<br />

niederfällst <strong>und</strong> mich anbetest. alle diese Weltreiche <strong>und</strong><br />

ihre Herrlichkeit, denn mir<br />

ist sie gegeben worden,<br />

<strong>und</strong> wem ich will, dem gebe<br />

ich sie.<br />

7 Du nun, wenn du vor mir<br />

niederfällst, wird alles dein<br />

sein.<br />

10 Da sprach Jesus zu ihm: Fort 8 Und Jesus antwortete <strong>und</strong><br />

Satan! Denn es steht geschrie- sprach zu ihm: Es steht geben:<br />

Den Herrn, deinen Gott schrieben: Den Herrn, deisollst<br />

du anbeten <strong>und</strong> ihm allein nen Gott sollst du anbeten<br />

dienen.<br />

<strong>und</strong> ihm allein dienen.<br />

11 Da verließ ihn der Diabolos,<br />

<strong>und</strong> siehe, die Engel traten<br />

hinzu <strong>und</strong> dienten ihm.<br />

Aufgabe: Stelle die Unterschiede bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas zusammen<br />

<strong>und</strong> notiere sie auf einem Blatt Papier, ohne die Dienstagslektion<br />

zu Hilfe zu nehmen.<br />

Frage: Welche Schlussfolgerung kannst du aus diesen Unterschieden<br />

hinsichtlich der Quelle ziehen, die beide Evangelisten<br />

benutzt haben?<br />

Antworten:<br />

20


DIENSTAG<br />

Vergleiche<br />

Zum Quellenbezug<br />

Lukas folgt hier, wie auch in <strong>seine</strong>r unterschiedlichen Reihenfolge<br />

der Versuchungen, nicht Matthäus, sondern einer anderen<br />

Quelle, denn er hat viele Quellen zur Auswahl (Lk. 1:1-4).<br />

Er kann sich einer mündlichen Überlieferung bedient haben,<br />

die zu <strong>seine</strong>r Zeit noch lebendig war. Vertreter der Redenquelle<br />

Q müssen annehmen, Lukas habe aus einer Übersetzung<br />

der Redenquelle geschöpft, Matthäus aus einer anderen.<br />

Die auffallenden Auslassungen des Matthäus <strong>und</strong> der<br />

vollere Text des Lukas lassen die Übersetzungstheorie unwahrscheinlich<br />

erscheinen.<br />

dieses Gesamtereignis mit dem Hinweis, dass der <strong>Versucher</strong><br />

nach Vollendung dieser Versuchungen sich von Jesus eine<br />

Zeitlang entfernte (Lk. 4:13).<br />

Fragen: (1) Was besagen die Unterschiede bei Lukas <strong>und</strong><br />

Matthäus über die Quellen, die sie benutzten? (2) Warum hat<br />

Lukas bei der Versuchung der Reiche der Welt nicht mit dem<br />

Befehl abschließen können, der <strong>Versucher</strong> solle sich entfernen?<br />

(3) Warum passt dieser Befehl bei Matthäus als Abschluss<br />

aller Versuchungen?<br />

Antworten:<br />

Beide Evangelisten haben hier offensichtlich je aus einer anderen<br />

Vorlage ihr Material entnommen.<br />

Im Einzelnen<br />

Verschiedene Bezeichnungen<br />

Schaut man im Einzelnen näher hin, so ist bei Matthäus ein<br />

„sehr hoher Berg“ Standort der Versuchung (V. 8), bei Lukas<br />

ist es ein „hoher Berg“ (V. 5). Matthäus spricht von „allen Reichen<br />

der Welt“ (kosmos), während Lukas die Bezeichnung<br />

„alle Reiche des Erdkreises“ (oikoumenä) aus <strong>seine</strong>r Quelle<br />

übernimmt (V. 5). Bei Matthäus zeigt der <strong>Versucher</strong> Jesus alle<br />

Reiche der Welt (Vers 8), bei Lukas zeigte der <strong>Versucher</strong> alle<br />

Reiche des Erdkreises „in einem Augenblick“ (V. 5).<br />

Verschiedener Textumfang<br />

Bei Matthäus ist das Angebot des <strong>Versucher</strong>s kurz <strong>und</strong> knapp<br />

gehalten. In der obigen Tabelle sind es nur drei Zeilen mit<br />

einem einzigen Vers (Mt. 4:9). Bei Lukas sind es sieben Zeilen<br />

in zwei Versen (Lk. 4: 6-7). Lukas war wohl der Bericht<br />

des Matthäus zu knapp. Daher verdanken wir ihm einen volleren<br />

Bericht, den er aus einer anderen Quelle entnommen hat.<br />

Abschluss bei Matthäus<br />

In der Antwort Jesu an den <strong>Versucher</strong> berichtet Matthäus als<br />

Einleitung zu dem Schriftzitat die beiden auffordernden Worte:<br />

„Fort Satan!“ Dies passt auch zur abschließenden Versuchung.<br />

Jesus zitiert das Schriftwort aus den Psalmen, <strong>und</strong><br />

danach heißt es: „Darauf verließ ihn der Diabolos, <strong>und</strong> siehe,<br />

die Engel Gottes traten zu Ihm.“ (Mt. 4:11)<br />

So endet der Bericht des Matthäus mit dem Befehl an den<br />

Diabolos, sich zu entfernen.<br />

Weiterer Vergleich<br />

Bei Lukas, der sonst den volleren Bericht überliefert, fehlt die<br />

Aufforderung Jesu an den Diabolos, sich zu entfernen. Jesus<br />

antwortet sogleich mit dem Schriftzitat. Damit endet denn auch<br />

diese Versuchung. Die Aufforderung an den <strong>Versucher</strong>, sich<br />

zu entfernen, würde hier nicht passen, denn der Diabolos führt<br />

Ihn sogleich nach Jerusalem zur Tempelzinne, die Lukas als<br />

die letzte dieser drei Versuchungen einreiht. Eine Aufforderung<br />

an den <strong>Versucher</strong>, sich zu entfernen, fehlt bei Lukas in<br />

allen drei Versuchungen. Bei Matthäus endet die gesamte<br />

Versuchungsbegebenheit mit dem Sich-Entfernen des <strong>Versucher</strong>s<br />

<strong>und</strong> dem Hinzutreten der Engel (Mt. 4:11). Lukas endet<br />

MITTWOCH<br />

Offenbarung der Herrlichkeit Gottes<br />

Sich verbergende Hand Gottes<br />

Die Versuchung, Herrscher über alle Reiche dieser Welt mit<br />

ihrer Herrlichkeit zu werden, ist der Versuch, Christus vom<br />

Erlöserweg zum Kreuz abzuhalten. Die Herrlichkeit, die Doxa,<br />

ist ursprünglich Gott selbst zu eigen. In <strong>seine</strong>r Offenbarung<br />

verhüllt Er <strong>seine</strong> Herrlichkeit <strong>und</strong> verbirgt sie. Den direkten<br />

Anblick der Herrlichkeit Gottes würde der Mensch nicht überleben<br />

(2. Mose 33:20; 1. Tim. 6:16). Deshalb hat Jahwe dem<br />

Mose die Bitte abgeschlagen, <strong>seine</strong> Herrlichkeit zu sehen (2.<br />

Mose 33:18). Mose wurde angewiesen, auf einem Felsen zu<br />

stehen. Wenn Gott in <strong>seine</strong>r Herrlichkeit vorübergeht, will Er<br />

Mose in eine Felsenkluft stellen, <strong>seine</strong> Hand über ihn halten,<br />

vorübergehen <strong>und</strong> sie wieder abziehen, so dass Mose Gott<br />

hinterher sehen kann. Gottes Angesicht aber kann <strong>und</strong> darf er<br />

als Sünder nicht sehen (2. Mose 33:21-23). So war Gott in<br />

<strong>seine</strong>r verhüllten Herrlichkeit dem Mose, bei dessen Berufung,<br />

verborgen in einer brennenden Flamme im Dornenbusch erschienen<br />

(2. Mose 3:1-5).<br />

Als Weltenrichter in Menschengestalt<br />

So erschien Jahwe dem Abraham in Begleitung zweier Engel<br />

in Menschengestalt. Erst auf dem Weg nach Sodom, als Abraham<br />

in Fürbitte für Sodom eintrat, erkannte Abraham, dass<br />

einer dieser drei Besucher der „Richter der Welt“ war, verhüllt<br />

in Menschengestalt (1. Mose 18:1.16-25). Hier erscheint<br />

Gott als Weltenrichter in dieser Verhüllungsgestalt. Diese Offenbarung<br />

steht im Schatten der Inkarnation, der Fleischwerdung<br />

Gottes, welche der Höhepunkt der Selbstoffenbarung<br />

Gottes in Jesus Christus ist. Dieses Offenbarungsereignis wird<br />

hier proleptisch (vorauslaufend) vorweggenommen <strong>und</strong> wird<br />

zum Zeichen <strong>und</strong> Hinweis auf die Offenbarung aller Offenbarungen<br />

im gottseligen Geheimnis, bei dem Gott sich in Jesus<br />

Christus im Fleisch offenbart (2. Tim. 3:16).<br />

21


Offenbarung in Menschwerdung (Inkarnation)<br />

So wurde Gott in Jesus Christus Mensch, geboren in einer<br />

Krippe, in Windeln gewickelt (Lk. 2:12.16). Gott verhüllt <strong>seine</strong><br />

Herrlichkeit in Menschengestalt. Die Jünger konnten sagen:<br />

„Und das Wort ward Fleisch <strong>und</strong> wohnte unter uns, <strong>und</strong><br />

wir sahen <strong>seine</strong> Herrlichkeit, eine Herrlichkeit vom Vater,<br />

voller Gnade <strong>und</strong> Wahrheit.“ (Joh. 1:14)<br />

Diese Herrlichkeit war verhüllt in Jesus von Nazaret, dem Zimmermanns<br />

Sohn, nur mit den Augen des Herzens, den Augen<br />

des Glaubens, vermag der Sünder diese Herrlichkeit zu sehen.<br />

Viele haben Ihn gesehen (vgl. Eph. 1:15-20). Wenige<br />

haben in Ihm, den gesehen, dessen göttliche Herrlichkeit in<br />

<strong>seine</strong>r wahren Menschengestalt sichtbar war. Die meisten<br />

sahen in Ihm nur einen staubigen Wanderprediger, wie anfangs<br />

die Frau am Jakobsbrunnen, nur einen von langer Wanderung<br />

müden jüdischen Wanderer sah, der durstig am Jakobsbrunnen<br />

saß (Joh. 4:5-9).<br />

Und warum sah sie <strong>seine</strong> Herrlichkeit nicht? Ihre Herzensaugen,<br />

ihre Glaubensaugen, waren durch ihre Sünde geblendet<br />

(Verse 15-18). Die Sünde des Unglaubens (Joh. 16:9) blendet<br />

die Augen, welche dieser verhüllten <strong>und</strong> verborgenen Herrlichkeit<br />

gegenüber blind sind (2. Kor. 4:4).<br />

Fragen: (1) Worin besteht die Eigenart der Herrlichkeit Gottes?<br />

(2) Wie hat Gott <strong>seine</strong> Herrlichkeit (a), dem Abraham <strong>und</strong><br />

(b), dem Mose offenbart? (3) Wie hat sich die Herrlichkeit<br />

Gottes in Jesus Christus offenbart? (4) Wem ist sie sichtbar,<br />

<strong>und</strong> wem nicht?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Die Herrlichkeit der Welt<br />

Habenwollende Gier<br />

Die Herrlichkeit der Welt, die der <strong>Versucher</strong> dem Sohn Gottes<br />

vor Augen hält, ist eine offensichtliche, augenscheinliche, blendende,<br />

anziehende Herrlichkeit. Habenwollende Liebe, die Liebe<br />

der Welt, begehrt sie in ihrer Gier. Davor hat der Apostel<br />

Johannes gewarnt. Im Versuch, den Sinn des Textes zu erfassen,<br />

hört es sich so an: „Gestaltet die Liebe zur Welt <strong>und</strong><br />

auch die Dinge in der Welt nicht zu eurem Lebenswandel.<br />

Wer die Welt als <strong>seine</strong>n Lebenswandel gestaltet, in dem<br />

ist die Liebe des Vaters nicht vorhanden. Dann alles in<br />

der Welt, die Begierde der im Menschen verhafteten Sündhaftigkeit<br />

<strong>und</strong> die Begierde der Augen, die Gaukelei der<br />

Lebensart der Welt, ist nicht vom Vater, sondern von der<br />

Welt. Und die Welt vergeht <strong>und</strong> (mit ihr) die Begierde. Wer<br />

aber nach dem Willen Gottes lebt, der bleibt in Ewigkeit.“<br />

(1. Joh. 2:15-17) (1)<br />

Gebenwollende Liebe Gottes<br />

Im Unterschied zu dieser Art Lebensgestaltung der Liebe zur<br />

Welt, die aus dem inneren Begehren entspringt, dem Habenwollen<br />

<strong>und</strong> Immer-mehr-Habenwollen, steht die Liebe Gottes,<br />

die dieser Liebe der Welt wie Tag <strong>und</strong> Nacht gegenübersteht.<br />

Gottes Liebe ist eine sich in <strong>seine</strong>m Sohn selbst dahingebende<br />

Liebe: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er <strong>seine</strong>n<br />

eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an Ihn<br />

glaubt, nicht zugr<strong>und</strong>e gehe, sondern ewiges Leben habe.“<br />

(Joh. 3:16) Jesus wurde versucht, alle Reiche dieser Welt <strong>und</strong><br />

deren vorgaukelnde Herrlichkeit haben zu wollen. Er wollte<br />

aber nicht diese Welt haben, sondern sich selbst für die Sünden<br />

dieser Welt dahingegen: „Schau! Das Lamm Gottes,<br />

das die Sünde der Welt trägt!“ (Joh. 1:29) Er hat, wie Jesaja<br />

es vorausgesagte, „sein Leben zum Schuldopfer gegeben“.<br />

(Jes. 53:10) Und dieser Weg der Liebe des Vaters <strong>und</strong> des<br />

Sohnes führt zum Kreuz. Dort geschieht die Offenbarung<br />

der Liebe Gottes, die eine sich dahingebende ist.<br />

Maskenball der Sünde<br />

<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> veranstaltet einen Maskenball der Sünde. Christus<br />

lässt sich vom <strong>Versucher</strong> nicht täuschen. Er blickt durch<br />

die Maske vorgaukelnder Herrlichkeit hindurch <strong>und</strong> sieht das<br />

eigentliche Gesicht der Sünde, die sich hinter dieser Maske<br />

verbirgt. Jeder Maskenball endet mit einer Demaskierung.<br />

Solange muss Christus nicht erst wie bei einem Maskenball<br />

warten, bis der <strong>Versucher</strong> sich selbst demaskiert <strong>und</strong> sein<br />

wahres Gesicht zeigt. Christus weiß sofort, wer <strong>und</strong> was hinter<br />

dieser Maske steckt.<br />

Ich kenne deine Werke<br />

<strong>Der</strong> den Zustand aller sieben Gemeinden kennt <strong>und</strong> treffsichere<br />

geistliche Diagnosen über den Zustand <strong>seine</strong>r Gemeinde<br />

im Verlauf der Geschichte der Kirche erstellt: „Ich kenne<br />

deine Werke“ (Offb. 2:2), „ich kenne deine Trübsal <strong>und</strong><br />

deine Armut“ (Vers 9), „ich weiß, wo du wohnst“ (Vers13),<br />

„ich kenne deine Werke“ (Vers 19), „ich kenne deine Werke“<br />

(Offb. 3:1), „ich kenne deine Werke“ (Vers 8), „ich kenne<br />

deine Werke“ (Vers 15) - wie sollte Er nicht durch die Fassade<br />

vortäuschender Herrlichkeit die hässliche Fratze der Sünde<br />

sehen, die der <strong>Versucher</strong> dahinter verbirgt? Christus lässt<br />

sich nicht täuschen, auch dann nicht, wenn Sünde <strong>und</strong> Elend<br />

in ein glitzerndes Brautkleid irdischer Herrlichkeit erscheint.<br />

Fromme Fassade<br />

Diese Herrlichkeit trägt nach außen hin sogar den täuschenden<br />

Schein der Frömmigkeit zur Schau, kommt in frommem<br />

Gewande daher, verleugnet aber die Kraft Gottes durch das<br />

Nichtvorhandensein derselben. Hat nicht schon die Konstantinische<br />

Kirche in ihrer Verbindung mit dem Staat in Prunk<br />

<strong>und</strong> Pracht geprotzt, prächtige Kathedralen gebaut, so<br />

dass es kein W<strong>und</strong>er ist, wenn der Antichrist sich mitten<br />

in dieser Pracht <strong>seine</strong>n Thron errichtet hat, wie der Apostel<br />

Paulus es im Anklang an Daniel 11:36-39, woraus er<br />

zitiert, vorhergesehen hat? (2. Thess. 2:3-4)<br />

<strong>Der</strong> Christus der Herrlichkeit<br />

Christus selbst ist der Abglanz, die Ausstrahlung der Herrlichkeit<br />

Gottes (Heb. 1:3), Christus ist Herrlichkeit von<br />

Herrlichkeit, Licht von Licht, Gott von Gott, wahrer Gott<br />

vom wahren Gott. In Ihm ist das Leben, <strong>und</strong> das Leben war<br />

das Licht der Menschen (Joh. 1:4). In Ihm ist wahre Herrlich-<br />

22


keit verborgen. Eine solche nachgemachte, gefälschte Fassade<br />

der Herrlichkeit benötigt Christus nicht. Wie sollte Er,<br />

der selbst die Herrlichkeit Gottes verhüllt verkörpert, <strong>seine</strong><br />

wahre Herrlichkeit gegen eine Fälschung austauschen?<br />

Das ist Betrug. Diese Versuchung begegnet Christusgläubigen<br />

heute in vielerlei Gestalt. Und wenn es darum geht, von<br />

der Welt um jeden Preis anerkannt zu werden. Solche Versuchungen<br />

wiederholen sich am Ende der Zeit, wenn die Auseinandersetzung<br />

um wahre <strong>und</strong> falsche Anbetung kreist (Offb.<br />

13:11-18).<br />

Auch hier gilt: „Es steht geschrieben: „Den HERRN, deinen<br />

Gott, sollst du anbeten <strong>und</strong> Ihm allein dienen.“ (Mt.<br />

4:10; Lk. 4:8; 5. Mose 6:13-14).<br />

Fragen: (1) Was ist das Verführerische an der Herrlichkeit,<br />

die der <strong>Versucher</strong> Christus vor Augen führt? Was steckt<br />

dahinter? (2) Worin besteht der Unterschied zwischen der Liebe<br />

der Welt, <strong>und</strong> der Liebe Gottes? (3) Mit welcher Herrlichkeit<br />

umgibt sich der Antichrist? (4) Wie wiederholt sich diese<br />

Versuchung am Ende der Tage?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Im Bericht über die Versuchung verwenden Matthäus<br />

<strong>und</strong> Lukas jeder <strong>seine</strong> eigene Quelle. Dies geht aus den Unterschieden<br />

beider Darstellungen hervor. Lukas muss an dieser<br />

Stelle nicht unbedingt Matthäus folgen, wie etwa in <strong>seine</strong>r<br />

wortwörtlichen Übereinstimmung mit Matthäus in der Bußpredigt<br />

des Täufers (Mt. 3.7-10; Lk. 3:7-8), denn Lukas hat viele<br />

Quellen zur Auswahl (Lk. 1:1-4). Sein Text ist daher umfangreicher<br />

als der Text des Matthäus.<br />

(2) Die Redenquelle Q muss an dieser Stelle eine redaktionelle<br />

Bearbeitung entweder des Matthäus oder des Lukas<br />

annehmen, denn die Unterschiede in der Reihenfolge der<br />

Versuchungen <strong>und</strong> der in <strong>seine</strong>r Formulierung andersartige<br />

lukanische Text kann nicht auf eine andere Übersetzung des<br />

angenommenen aramäischen Originals zurückgeführt werden.<br />

Bei einer so späten historisch kritischen Datierung um 80 bis<br />

115 nach Chr. wäre ein Gemeinderedaktor für einen redaktionellen<br />

Eingriff hinzuzuziehen, ohne dass ein triftiger Gr<strong>und</strong><br />

hierfür erkennbar ist.<br />

Selbstoffenbarung der Herrlichkeit Gottes (Joh. 1:14; 1. Tim.<br />

3:16). Die Herrlichkeit aller Reiche dieser Welt ist eine offen<br />

zur Schau gestellte Herrlichkeit, welche auf die Begierde des<br />

Menschen abzielt. Die Liebe zur Welt ist eine Habenwollende<br />

Liebe, die ihre Hand nach einer solchen Herrlichkeit ausstreckt<br />

(1. Joh. 2:15-17).<br />

(4) Die Liebe Gottes ist eine sich selbst dahingebende Liebe,<br />

welche die Welt so sehr liebt, dass der Vater <strong>seine</strong>n eingeborenen<br />

Sohn dahingibt, damit alle, die an Ihn glauben,<br />

ewiges leben haben (Joh. 3:16). Christus selbst ist Herrlichkeit<br />

von Herrlichkeit, Licht von Licht, Gott von Gott, wahrer<br />

Gott vom wahren Gott. Wie sollte Er da diese <strong>seine</strong> Herrlichkeit<br />

gegen eine Fälschung, die Er durchschaut, eintauschen?<br />

(5) Christus durchschaut die Maske vorgaukelnder Herrlichkeit,<br />

die der <strong>Versucher</strong> ihm anbietet <strong>und</strong> sieht dahinter das<br />

elende Gesicht der Sünde, die der <strong>Versucher</strong> hinter dieser<br />

herrlichen Scheinherrlichkeit versteckt. Den Preis, den Er für<br />

eine solche Herrlichkeit auch noch zahlen soll, die Anbetung<br />

des <strong>Versucher</strong>s, weist Christus mit dem Hinweis der Schrift<br />

ab: „Den HERRN, deinen Gott, sollst du anbeten <strong>und</strong> ihm<br />

allein dienen.“<br />

(6) Die Konstantinische Kirche ist in der Verbindung mit<br />

dem Staat der Versuchung zur irdischen Herrlichkeit erlegen<br />

gewesen, denn Prunk <strong>und</strong> Pracht kehrten in die Kirche ein.<br />

So ist es kein W<strong>und</strong>er, dass der Antichrist <strong>seine</strong>n Sitz mitten<br />

in einer solchen Prachtkirche errichtete, wie der Apostel Paulus<br />

im Anklang <strong>und</strong> Rückgriff auf Daniel 11:36-39 voraussagte,<br />

dass der Antichrist <strong>seine</strong>n Thron im Tempel Gottes aufrichten<br />

würde (2. Thess. 2:3-4).<br />

(7) In der Endzeit wiederholt sich die Versuchung in der<br />

Frage der Anbetung, wenn Antichrist <strong>und</strong> falscher Prophet die<br />

Welt zu einer falschen Anbetung verführen <strong>und</strong> auch zwingen<br />

wollen (Offb. 13:11-18). Mit dem gleichen Schriftwort, mit dem<br />

Christus diese Versuchung abwies ist auch diese <strong>und</strong> jede<br />

falsche Anbetung abzuweisen.<br />

Fußnote:<br />

1. Joh. 2:15: Das Tätigkeitswort „agapate“ im Imperativ Präsens<br />

<strong>und</strong> „agapa“ im Präsens drückt die Handlung linear aus,<br />

„in ihrer Dauer (in ihrem Verlauf)“. Daher wurde versucht, den<br />

Sinn wiederzugeben mit: „Gestaltet die Liebe zur Welt <strong>und</strong><br />

auch die Dinge in der Welt nicht zu eurem Lebenswandel.<br />

Wer die Welt zu <strong>seine</strong>m Lebenswandel gestaltet….“ Dieser<br />

Sinn drückt die Dauerhaftigkeit der Handlung aus. Zur Aktionsart<br />

des Präsens siehe das grammatische Standardwerk<br />

Blass/Debrunner § 318,2.<br />

<strong>Der</strong> Begriff „Fleisch“ ist wiedergegeben mit: „Die im Menschen<br />

verhaftete Sündhaftigkeit“, eben das Habenwollen der Begierde.<br />

Sabbatanfang:<br />

21.01 Uhr<br />

(3) Es besteht ein Unterschied zwischen der Herrlichkeit<br />

der Reiche der Welt, die der <strong>Versucher</strong> feilhält <strong>und</strong> der Herrlichkeit<br />

Gottes. Die Herrlichkeit Gottes ist eine sich selbst verhüllende<br />

Herrlichkeit. Gott offenbart sich in der Geschichte<br />

Israels in verhüllter Form, denn der sündige Mensch wäre nicht<br />

in der Lage, den Anblick dieser Herrlichkeit zu ertragen. Die<br />

Inkarnation (Fleischwerdung Gottes) ist die höchste Form der<br />

23


<strong>Lektion</strong> 6 8. August - 14. August <strong>2010</strong><br />

Ausweg aus den Folgen der Versuchung<br />

Schriftstellen: 1. Mose 2:15-17; 3:1-6; Lk. 23:39-43; Offb.<br />

14:6-20; 1. Kor. 5:9-13; 6:9-10.<br />

Merkvers: „Und Gott der HERR gebot dem Menschen<br />

<strong>und</strong> sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten,<br />

aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten <strong>und</strong><br />

Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du<br />

von ihm isst, musst du des Todes sterben.“ (1. Mose 2:16-<br />

17, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde das Hauptgewicht auf die Herrlichkeit<br />

gelegt, die der <strong>Versucher</strong> im Unterschied zur Herrlichkeit<br />

Gottes in Jesus Christus feilhält. Die Herrlichkeit Gottes<br />

ist die ursprüngliche, wahre Herrlichkeit, die dem Menschen<br />

nur in Verhüllung begegnen kann. Den direkten, unverhüllten<br />

Anblick der Herrlichkeit Gottes vermag der Mensch nicht zu<br />

ertragen <strong>und</strong> müsste sterben. So musste Gott dem Mose die<br />

Bitte abschlagen, die Herrlichkeit Gottes sehen zu wollen. Stattdessen<br />

durfte Mose Gott von hinten nachschauen (2. Mose<br />

33:12-23).<br />

Im Garten Eden wird der Mensch von der Schlange versucht,<br />

gleich sein zu wollen wie Gott (1. Mose 3:4-5). Paulus sagt<br />

vom Antichrist voraus, dass „er sich über alles überhebt,<br />

was Gott oder Gegenstand religiöser Verehrung (sebasma)<br />

genannt wird, so dass er sich in den Tempel Gottes<br />

setzt <strong>und</strong> sich selbst als Gott darstellt“. (2. Thess 2:3-4)<br />

Gleichzeitig geht es hierbei um Anbetung, die der Antichrist<br />

kraft <strong>seine</strong>r Stellung beansprucht. In der Endzeit wirken Antichrist<br />

<strong>und</strong> falscher Prophet gerade in dieser Hinsicht, die Welt<br />

zu einer falschen Anbetung zu verführen <strong>und</strong> auch zu zwingen.<br />

Hier wird es um die Erprobung von Treue <strong>und</strong> Glauben<br />

gehen (Offb. 13:11-18).<br />

Fragen: (1) Worin besteht der Unterschied zwischen der Herrlichkeit,<br />

die der <strong>Versucher</strong> feilhält <strong>und</strong> der Herrlichkeit Gottes?<br />

(2) Inwiefern geht es in der Versuchung der Reiche dieser<br />

Welt um Anbetung? (3) Wie wirkt sich dies in der Wirksamkeit<br />

des Antichristen in Geschichte <strong>und</strong> Endzeit aus?<br />

Antworten:<br />

Die alles überbietende Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in<br />

verhüllter Gestalt erfolgt in der Inkarnation (Menschwerdung<br />

Gottes): „Das Wort (Christus) wurde Fleisch <strong>und</strong> schlug<br />

sein Zelt unter uns auf. Und wir sahen <strong>seine</strong> Herrlichkeit,<br />

eine Herrlichkeit wie eines Einziggeborenen, vom Vater,<br />

voller Gnade <strong>und</strong> Wahrheit.“ (Joh. 1:14; vgl. 1. Tim. 3:16)<br />

Die Herrlichkeit, die der <strong>Versucher</strong> in <strong>und</strong> mit den Reichen der<br />

Welt Christus feilbietet, ist eine gefälschte Herrlichkeit. Sie ist<br />

eine Maske, hinter der sich das gesch<strong>und</strong>ene, kranke Gesicht<br />

der Sünde verbirgt. Christus durchschaut diese Fassade <strong>und</strong><br />

lässt sich nicht täuschen. Wie sollte Er, der selbst Abglanz<br />

der Herrlichkeit Gottes ist (Heb. 1:3), Herrlichkeit von Herrlichkeit,<br />

Licht von Licht, Gott von Gott, wahrer Gott vom<br />

wahren Gott, diese <strong>seine</strong> Herrlichkeit eintauschen gegen<br />

eine bloße Maske, welche Herrlichkeit nur vortäuscht?<br />

Noch dazu für den Preis der Anbetung des <strong>Versucher</strong>s.<br />

<strong>Der</strong> als „Diabolos“ (Durcheinanderwürfler) Bezeichnete stellt<br />

die Werte der Anbetung in lästerlicher Weise derart auf den<br />

Kopf, dass Christus, der Schöpfer (Joh. 1:1-3.10; 1. Kor. 8:6;<br />

Kol. 1:16-17; Heb. 1:2), das Geschöpf anbeten soll. Wenn<br />

Christus alles geschaffen hat „was im Himmel ist“ (Kol. 1:16),<br />

hat Er auch die Engel geschaffen. <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> ist ein gefallener<br />

Engelfürst gewesen <strong>und</strong> wurde ursprünglich, ehe er im<br />

Himmel einen Aufruhr anzettelte <strong>und</strong> auf die Erde geworfen<br />

wurde (Offb. 12:7-12; Lk. 10:18), in ewiger Vorzeit von Christus<br />

mit allen anderen Engeln geschaffen.<br />

Im Begehren, von Christus, dem Schöpfer, angebetet zu werden,<br />

überhebt der <strong>Versucher</strong> sich in <strong>seine</strong>r Hybris (Selbstüberhebung)<br />

über Gott. Solches Begehren haben schon die<br />

Propheten beschrieben (Jes. 14:12-14; Hes. 28:11-19).<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> beginnen wir mit der Versuchung des Menschen<br />

im Paradies. Dabei kommt es zu einem Vertrauenswandel,<br />

verb<strong>und</strong>en mit einem Wertewandel. Diese Versuchung<br />

im Paradies betrifft nach dem Sündenfall alle Menschen, die<br />

auf Erden leben. Selbst die gröbsten Sünder sind infolge von<br />

Versuchung auf diesen Sündenweg geraten. Wir werden die<br />

Hoffnung herausarbeiten, die hierbei in Anspruch genommen<br />

werden kann. Dies wird anhand des einen Verbrechers am<br />

Kreuz dargestellt.<br />

MONTAG<br />

<strong>Der</strong> Wandel<br />

Das Wertemaß<br />

Mitten im Garten Eden hatte der Schöpfer dem ersten Menschenpaar<br />

einen Wertmaßstab gegeben. Gott der HERR hat<br />

<strong>seine</strong>n Offenbarungswert in Gebotsform gegeben <strong>und</strong> mitten<br />

in eine persönliche Beziehung hineingestellt. „Und Gott der<br />

HERR gebot dem Menschen <strong>und</strong> sprach: Du darfst essen<br />

von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis<br />

des Guten <strong>und</strong> Bösen sollst du nicht essen; denn<br />

24


an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes<br />

sterben.“ (1. Mose 3:16-17, LB 1984)<br />

<strong>Der</strong> Wertewandel<br />

Diese offenbarte Wertigkeit liegt nicht in Buchstaben, sondern<br />

in dem, der dahinter steht: der Schöpfer. Diese Wertigkeits-<br />

Offenbarung regelt die persönliche Beziehung zwischen Geschöpf<br />

<strong>und</strong> Schöpfer, dem ersten Menschenpaar <strong>und</strong> Gott.<br />

Wie kommt es nun, dass Adam <strong>und</strong> Eva von dieser offenbarten<br />

Wertigkeit abkamen <strong>und</strong> zu einer anderen Wertevorstellung<br />

übergewechselt sind? Es war ja nicht so, dass sie sich<br />

eines Tages überlegten, ob sie nicht vielleicht ihr eigenes<br />

Wertemaß schaffen, <strong>und</strong> so einen Wertewandel herbeiführen<br />

sollten.<br />

<strong>Der</strong> Vertrauenswandel<br />

Von allein sind sie auf einen solchen Gedanken nicht gekommen,<br />

denn sie waren in einer persönlichen Beziehung mit ihrem<br />

Schöpfer verb<strong>und</strong>en. Ihre Beziehung war in IHM verankert.<br />

In tiefer Verb<strong>und</strong>enheit mit IHM war für sie diese offenbarte<br />

Wertigkeit unantastbar <strong>und</strong> tabu. Es geht nicht allein<br />

darum, dass Adam <strong>und</strong> Eva durch ihre eigene Entscheidung<br />

von einem Wertekanon zu einem anderen überwechselten,<br />

sondern auch darum, dass die im Gr<strong>und</strong>e genommen von einer<br />

Personenbeziehung (Mensch-Schöpfer) zu einer anderen<br />

übergewechselt sind (Mensch-Schlange). Es kommt zu einem<br />

Vertrauensbruch. <strong>Der</strong> Mensch bricht sein Vertrauen gegenüber<br />

dem Schöpfer <strong>und</strong> vertraut der Schlange.<br />

Fragen: (1) Worin besteht der Unterschied zwischen einer<br />

Buchstabenbeziehung <strong>und</strong> einer Personenbeziehung? (2) Wie<br />

ist diese Beziehung im Gebot Gottes im Paradies zu erkennen?<br />

(3) Welcher Vertrauenswechsel ereignet sich in dieser<br />

Versuchung?<br />

Antworten:<br />

begibt, führt in weiteren Verstrickungen zu einer Gefangenschaft<br />

in Sünde. <strong>Der</strong> Messias ist gekommen, den Gefangenen<br />

die Freiheit zu verkündigen, <strong>und</strong> nicht nur zu verkündigen,<br />

sondern sie tatsächlich von ihrem Gefangensein zu befreien<br />

(Lk. 4: 18-19; Joh. 8:30-35).<br />

Die schweren Sünder<br />

Auch Christus wurde versucht. <strong>Der</strong> Kontakt mit dem Bösen<br />

vollzog sich in der Anfechtung, die an Ihn herantrat <strong>und</strong> unvermeidlich<br />

war, <strong>und</strong> ist es auch für uns, denn wir können<br />

diese Welt, die ganz <strong>und</strong> gar im Argen liegt (1. Joh. 5:19),<br />

nicht verlassen, um auf einer Insel der Glückseligen zu leben<br />

<strong>und</strong> dieser bösen Welt dorthin zu entfliehen, wie es der Apostel<br />

Paulus im Blick auf <strong>seine</strong>n dritten Brief schreibt (der verloren<br />

gegangen ist): „Ich habe euch in dem Brief geschrieben,<br />

dass ihr nichts zu schaffen haben sollt mit den Unzüchtigen.<br />

Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen<br />

dieser Welt oder die Geizigen oder die Räuber oder<br />

Götzendiener, sonst müsstet ihr ja die Welt räumen. Vielmehr<br />

habe ich euch geschrieben: Ihr sollt mit einem nichts<br />

zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt <strong>und</strong> ist<br />

ein Unzüchtiger oder Geiziger oder ein Götzendiener oder<br />

ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit<br />

so einem sollt ihr nicht essen. Habt ihr nicht die zu richten,<br />

die drinnen sind? Gott aber wird die draußen sind<br />

richten. Verstoßt ihr den Bösen aus eurer Mitte.“ (1. Kor.<br />

5:9-13, ÖB 1984)<br />

Hier will der Apostel andeuten: Paulus als der Größte aller<br />

Sünder (1.Tim. 1:15-16; Apg. 8:1; 9:1-2; Gal. 1:13) hat die<br />

vergebende Barmherzigkeit Gottes in der Vergebung <strong>seine</strong>r<br />

Sünden erfahren. Diese Barmherzigkeit billigt er auch anderen<br />

„großen Sündern“ zu, die er hier wie in einer Liste aufzählt.<br />

Fragen: (1) In welche Lage gerät der Mensch, wenn er sich in<br />

der Versuchung verstrickt hat? (3) Welche Art Sünder beschreibt<br />

Paulus? (3) Wie betrachtet der Apostel sich selbst?<br />

(4) Welche Hoffnung besteht <strong>und</strong> zeigt einen Ausweg aus einer<br />

solchen Lage?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Gefangenschaft in Sünde<br />

Die Vertrauensbeziehung zwischen dem Menschen <strong>und</strong> Gott<br />

im Paradies ging solange gut, bis Adam <strong>und</strong> Eva zu einer anderen<br />

Beziehung überwechselten. Vordergründig geht es<br />

nicht um einen Wandel von einer Wertigkeit zu einer anderen,<br />

von einer Wahrheit zu einer anderen, von einer Lehre<br />

zu einer anderen, sondern von einer Personenbeziehung<br />

zu einer anderen, von einer Vertrauensbeziehung zu<br />

einer anderen. <strong>Der</strong> Wertewandel ist nur die Folge des vorausgegangenen<br />

Vertrauenswandels. Das Pendel<br />

schwingt von einer Dazugehörigkeit zu einer anderen. Die<br />

Dazugehörigkeit zum <strong>Versucher</strong>, in dessen Fänge man sich<br />

MITTWOCH<br />

<strong>Der</strong> Verbrecher am Kreuz<br />

Mit Jesus im Paradies<br />

Dies erinnert an den einen Verbrecher am Kreuz, der neben<br />

Christus hing <strong>und</strong> <strong>seine</strong>n Verbrecherkumpanen tadelte: „Da<br />

antwortete der andere, tadelte ihn <strong>und</strong> sprach: Auch du<br />

fürchtest dich nicht vor Gott, der du in dem gleichen Ur-<br />

25


teil bist? Wir zwar sind rechtens verurteilt, entsprechend<br />

dessen, das wir getan haben, empfangen wir; dieser aber<br />

hat nichts Böses getan. Und er sprach: Jesus, gedenke<br />

an mich, wenn du in deinem Reiche (wieder)kommst. Und<br />

er (Jesus) antwortete ihm: Darauf kannst du dich verlassen<br />

(amen), dir sage ich heute (unter diesen Umständen):<br />

Mit mir wirst du im Paradies sein.“ (Lk. 23:40-43, eigene<br />

Übersetzung).<br />

Antworten:<br />

<strong>Opfer</strong> von Versuchung<br />

Jesus hing mitten zwischen diesen beiden Verbrechern, die<br />

<strong>Opfer</strong> von Versuchungen geworden waren, so dass ihr Leben<br />

in Gefangenschaft dessen geriet, der sie versucht hat: der<br />

<strong>Versucher</strong>. Aber einer von ihnen hatte die Hoffnung nicht verloren.<br />

Er wandte sich an Jesus, den Sieger über alle Versuchungen,<br />

mit der Bitte, an ihn zu denken, wenn dieser Christus<br />

in <strong>seine</strong>m Reiche wiederkommt.<br />

Echo der Worte des Verbrechers<br />

Im Herrenmahl<br />

Das Echo dieser Worte wird von einem Herrenmahl zum anderen<br />

weitergesagt: „<strong>Der</strong> HERR Jesus, in der Nacht, da er<br />

verraten ward, nahm er das Brot, dankte, brach´s <strong>und</strong><br />

sprach: Das ist meine Leib, der für euch gegeben wird,<br />

das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch<br />

den Kelch nach dem Mahl <strong>und</strong> sprach: Dieser Kelch ist<br />

der Neue B<strong>und</strong> in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus<br />

trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem<br />

Brot esst <strong>und</strong> aus dem Kelch trinkt verkündigt ihr den Tod<br />

des HERRN, bis er kommt.“ (1. Kor. 11:23-26, LB 1984) Betonung<br />

meine.<br />

In Rede Jesu von <strong>seine</strong>r Wiederkunft<br />

Matthäus schreibt in <strong>seine</strong>m Evangelium: „Wenn aber der<br />

Menschensohn kommen wird in <strong>seine</strong>r Herrlichkeit <strong>und</strong><br />

alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron <strong>seine</strong>r<br />

Herrlichkeit.“ (Mt. 25:31, LB 1984)<br />

So hat der Ausblick des Verbrechers am Kreuz sein Echo im<br />

Herrenmahl, sowie auch in den Worten des Matthäusevangeliums<br />

über die Wiederkunft Jesu. In Christi Reich wird jener<br />

Verbrecher, der jetzt noch am Kreuz hängt, gesammelt werden,<br />

sowie alle Sünder, die Paulus in <strong>seine</strong>r Sünderliste erwähnt<br />

hat, insofern sie, wie jener Verbrecher, Gottes Gnade<br />

noch zu Lebzeiten annehmen: Die Unzüchtigen, die Geizigen,<br />

die Räuber, die Götzendiener <strong>und</strong> was sonst noch für Sünder<br />

genannt werden mögen.<br />

Alle, die <strong>Opfer</strong> der Versuchung geworden sind, die Christus<br />

aus den Fängen dieser Gefangenschaft in Sünde befreit hat,<br />

werden mit Abraham, Isaak <strong>und</strong> Jakob am Tisch sitzen <strong>und</strong><br />

das messianische Freudenmahl mit Ihm halten (vgl. Mt. 13:11-<br />

12)<br />

Was jener Verbrecher am Kreuz gesagt hat, findet sein Echo<br />

im Herrenmahl, sowie in allen Verheißungen über die Wiederkunft<br />

Jesu.<br />

Fragen: (1) Welche Hoffnung hat der eine Verbrecher am<br />

Kreuz? (2) Inwiefern finden <strong>seine</strong> Worte ein Widerhall (a), im<br />

Herrenmahl <strong>und</strong> (b), in der Rede Jesu vom Weltende? (3) Für<br />

welche Art von Sündern besteht Hoffnung auf Rettung?<br />

DONNERSTAG<br />

Echo in Dreiengelsbotschaft<br />

Fürchtet Gott<br />

Aber da ist noch ein anderes Wort, das der Verbrecher am<br />

Kreuz sprach, das im letzten Buch der Bibel, im Buch der Offenbarung,<br />

sein Echo findet. <strong>Der</strong> Verbrecher am Kreuz, der<br />

neben Jesus hing, tadelt <strong>seine</strong>n Kumpanen mit den Worten:<br />

„Auch du fürchtest dich nicht vor Gott, der du doch in<br />

dem gleichen Urteil bist!“ (Lk. 23:40).<br />

<strong>Der</strong> Seher von Patmos sieht drei Engel mit einer allerletzten<br />

Dringlichkeitsbotschaft durch den Himmel fliegen. Er hat denen,<br />

die auf Erden wohnen, ein Evangelium zu verkündigen.<br />

Johannes erinnert sich <strong>und</strong> schreibt: „Und ich sah einen anderen<br />

Engel mitten im Lufthimmel fliegen. <strong>Der</strong> hatte ein<br />

ewiges Evangelium zu verkündigen, denen, die auf Erden<br />

wohnen: Allem Volk, jedem Stamm, jeder Sprache <strong>und</strong><br />

Nation <strong>und</strong> rief mit lauter Stimme: ´Fürchtet Gott <strong>und</strong> gebt<br />

ihm die Ehre, denn die St<strong>und</strong>e <strong>seine</strong>s Gerichts ist gekommen<br />

<strong>und</strong> betet den an, der den Himmel gemacht hat, die<br />

Erde, das Meer <strong>und</strong> die Wasserquellen!`“ (Offb. 14:6, Eigenübersetzung)<br />

Das ist das Echo, das der eine Verbrecher am Kreuz als Mahnung<br />

an <strong>seine</strong>n Kumpanen aussprach <strong>und</strong> damit an alle, die<br />

so oder so, oder auch anders, Sünder sind <strong>und</strong> der vergebenden<br />

Gnade Gottes in Christo Jesu bedürfen.<br />

Zu treffende Entscheidung<br />

Diese letzte Engelsbotschaft, die das Echo jenes Verbrechers<br />

am Kreuz ist, mündet im Zusammenhang in zwei Bildworte<br />

ein, welche Vernichtung oder Errettung darstellen: Die Traubenernte<br />

stellt das Vernichtungsgericht dar, denn die Trauben<br />

werden gepresst. Die Getreideernte stellt die Rettung derer<br />

dar, die im Reich Gottes gerettet werden. Jesus hat dem einen<br />

Verbrecher verheißen, bei der Getreideernte dabei zu sein.<br />

<strong>Der</strong> andere Verbrecher am Kreuz hat die Traubenernte gewählt.<br />

<strong>Der</strong> eine hat das Vernichtungsgericht gewählt, denn<br />

Verbrecher wird es im Reich Gottes, im Reich der Herrlichkeit,<br />

nicht geben (Offb. 22:15). <strong>Der</strong> andere aber hat die Getreideernte<br />

gewählt, <strong>und</strong> wird, im Bilde der Getreideernte gesprochen,<br />

in die Scheunen der Ewigkeit gesammelt (Offb. 14:<br />

14-20).<br />

Wie jeder der beiden Verbrecher am Kreuz <strong>seine</strong> Wahl getroffen<br />

hat, so trifft jeder Mensch <strong>seine</strong> Wahl. Versucht worden<br />

26


<strong>und</strong> in Sünde gefallen sind alle Menschen. Es kommt darauf<br />

an, die rechte Entscheidung zu treffen.<br />

Fragen: (1) In wiefern hat der Verbrecher am Kreuz die erste<br />

Engelsbotschaft vorweggenommen? (2) Mit welchem doppelten<br />

Erntebild endet diese Dreiengelsbotschaft? (3) In welcher<br />

Kategorie der beiden Ernten werden alle Menschen sich aufteilen?<br />

(4) Wie wird sich dies auf die beiden Verbrecher am<br />

Kreuz auswirken?<br />

Antworten:<br />

<strong>Der</strong> Verbrecher am Kreuz hat diese Botschaft schon vorweggenommen<br />

<strong>und</strong> sie am Kreuz schon verkündet. Begnadete<br />

Sünder verkündigen diese Botschaft.<br />

(5) Dieser letzten Evangeliumsbotschaft folgt das Bildwort<br />

der doppelten Ernte: die Traubenernte als Vernichtungsgericht<br />

<strong>und</strong> die Getreideernte als Rettung in das Reich Gottes.<br />

<strong>Der</strong> eine Verbrecher am Kreuz wird bei der einen Ernte dabei<br />

sein, der andere bei der anderen. Wir alle entscheiden uns,<br />

bei welcher Ernte wir dabei sein werden (Offb. 14:14-20).<br />

(6) <strong>Der</strong> eine Verbrecher am Kreuz wird mit Abraham, Isaak<br />

<strong>und</strong> Jakob im Reich der Herrlichkeit an einem Tisch zusammensitzen<br />

<strong>und</strong> das messianische Freudenmahl mitfeiern, der<br />

andere nicht (Mt. 8:11-12), aber auch solche nicht, die sich<br />

selber für fromm halten <strong>und</strong> Gott dafür danken, dass sie nicht<br />

so sind wie die Verbrecher dieser Welt (Lk. 18:9-14).<br />

Schlussbesinnung: „Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen,<br />

dass er nicht falle. Bisher hat euch nur menschliche<br />

Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch<br />

nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass<br />

eure Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihrs ertragen<br />

könnt.“ (1. Kor. 10:12-13, LB 1984)<br />

FREITAG: Wiederholung<br />

(1) Bei der Versuchung im Paradies ist es zu einem Vertrauenswechsel<br />

gekommen. Adam <strong>und</strong> Eva lösten ihr Vertrauen<br />

zu Gott <strong>und</strong> setzten ihr Vertrauen auf das, was die Schlange<br />

versprach. Damit ging ihr Vertrauen auf die Schlange über.<br />

Mit diesem Vertrauenswechsel geht ein Wertewechsel einher.<br />

<strong>Der</strong> Mensch wandte sich von der Werteoffenbarung des Gebotes<br />

Gottes ab <strong>und</strong> nahm die Wertevorstellung der Schlange<br />

an, die Lüge. Auch in unseren Versuchungen kann es zu<br />

solchen Veränderungen kommen, die bereits im Paradies aufgetreten<br />

sind.<br />

(2) <strong>Der</strong> Apostel Paulus nennt in <strong>seine</strong>r Liste ganz schwere<br />

Sünder, die nach erfolgter Versuchung in ihrem Sündenleben<br />

ganz <strong>und</strong> gar verstrickt sind. Paulus selbst sieht sich als den<br />

größten aller Sünder, denn er hat mit Morden gewütet, um die<br />

Gemeinde Christi vom Erdboden auszulöschen (Apg. 9:1-3;<br />

Gal. 1:13; 1.Tim. 1:15-16). Aber ihm ist Barmherzigkeit widerfahren<br />

(1. Tim. 1:16). Wenn schon dem größten aller Sünder<br />

Barmherzigkeit widerfahren ist, wie viel mehr allen anderen<br />

Sündern? Paulus stellt die Allwirksamkeit der vergebenden<br />

Gnade heraus, die an ihm selbst, dem allergrößten Sünder,<br />

wirksam geworden ist.<br />

(3) <strong>Der</strong> eine Verbrecher am Kreuz ist ein solcher schwerer<br />

Sünder. Er hat <strong>seine</strong> Hoffnung in Christus gesetzt, der neben<br />

ihm hing <strong>und</strong> Ihn gebeten, <strong>seine</strong>r zu gedenken, wenn Er in<br />

<strong>seine</strong>m Reiche wiederkommt (Lk. 23:42). Diese Worte finden<br />

ihr Echo im Herrenmahl (1. Kor. 11:23-26), sowie in Aussagen<br />

über die Wiederkunft Jesu in Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit (Mt.<br />

25:31).<br />

(4) Die Worte des einen Verbrechers tadeln <strong>seine</strong>n ehemaligen<br />

Kumpanen, der an der anderen Seite des Kreuzes<br />

Christi hängt. Seine Worte streichen an Christus vorüber, der<br />

sie hört: „Fürchtest du nicht Gott, der du in der gleichen<br />

Verurteilung bist!“ (Lk. 23:40). Das Echo dieser Worte erklingt<br />

in der erste Engelsbotschaft: „Fürchtet Gott <strong>und</strong> gebt<br />

Ihm die Ehre, denn die St<strong>und</strong>e <strong>seine</strong>s Gerichts ist gekommen…“<br />

(Offb. 14:6-7)<br />

Sabbatanfang:<br />

20.48 Uhr<br />

27


<strong>Lektion</strong> 7 15. August - 21. August <strong>2010</strong><br />

Verleugnung der Prophetie Christi durch Pseudowissen<br />

Schriftabschnitte: 1. Mose 3:1-6; Mt. 22:7; 24:1-2; Mk<br />

13:1-2; Lk. 19:41-44; 21:5-6; 1. Pt. 1:10-12; 2. Pt. 1:19-21.<br />

Merkvers: „Nach dieser Seligkeit haben gesucht <strong>und</strong><br />

geforscht, die von der Gnade geweissagt haben, die für<br />

euch bestimmt ist, <strong>und</strong> haben geforscht, auf welche <strong>und</strong><br />

was für eine Zeit der Geist Christi deutete, der in ihnen<br />

war <strong>und</strong> zuvor bezeugt hat die Leiden, die über Christus<br />

kommen sollten, <strong>und</strong> die Herrlichkeit danach.“ (1. Pt. 1:10-<br />

11, LB 1984)<br />

Fragen: (1) Welch ein Wandel geht bei einer Versuchung vor<br />

sich? (2) Warum besteht Hoffnung sogar für die größten aller<br />

Sünder? (3) Wie kommt diese Hoffnung beim Verbrecher am<br />

Kreuz zum Ausdruck? (4) Inwiefern verkündet er am Kreuz<br />

die erste Engelsbotschaft?<br />

Antworten:<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde mit der ersten Versuchung im<br />

Paradies begonnen. Dort war es zu einem Vertrauenswandel<br />

gekommen. Das Geschöpf löste sich vom Vertrauen zum<br />

Schöpfer <strong>und</strong> setzte das Vertrauen auf die Schlange. Dies<br />

führte zu einem Wertewandel. Nicht mehr das Gebot des<br />

Schöpfers galt, sondern die lügenhafte Verheißung der Schlange.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> setzt <strong>seine</strong> Versuchungen am Menschen<br />

auch <strong>und</strong> gerade nach dem Sündenfall fort. Damit könnte die<br />

ganze Geschichte Israels gefüllt werden.<br />

Unser Augenmerk lag aber auf solche, die in infolge von Versuchungen<br />

in schwere Sünden geraten waren, die Paulus in<br />

<strong>seine</strong>r Liste von Übeltätern außerhalb der Gemeinde aufnimmt<br />

(1. Kor. 5:9-10). Paulus warnt aber auch vor Rückfall von Gemeindegliedern,<br />

die einst zu solchen zählten, jetzt aber „rein<br />

gewaschen“, „geheiligt“ <strong>und</strong> „gerecht geworden“ sind (1. Kor.<br />

6:11; vgl. 5:11-13; Eph. 4:17-20). Die Versuchung schlägt vor<br />

wie auch nach der Taufe zu. Die Versuchung ist ständiger<br />

Begleiteter der Gemeinde. Die Schlange, die einst Eva im<br />

Paradies ansprach <strong>und</strong> verführte, spricht auch heute noch<br />

selbst die Auserwählten an, um, wenn es möglich ist, auch sie<br />

zu verführen (Mt. 24:24).<br />

Anhand des einen Verbrechers am Kreuz wurde die rettende<br />

Gnade Gottes hervorgehoben, in die der Apostel Paulus sich<br />

selbst als der größte Sünder einreiht (1. Tim. 1:16). Aber ihm<br />

ist Barmherzigkeit widerfahren (Vers 16). Wenn schon dem<br />

größten aller Sünder die vergebende Gnade gewährt wird, wie<br />

viel mehr allen anderen Sündern!<br />

Die Worte des einen Verbrechers am Kreuz, Christus möge<br />

an ihn gedenken, wenn er in <strong>seine</strong>m Reich wiederkommt (Lk.<br />

23:42), erfährt sein Echo im Herrenmahl, das im Ausblick auf<br />

die Wiederkunft Jesu ausklingt (1. Kor. 11:23-26). Dieser begnadete<br />

Verbrecher am Kreuz hat die erste Engelsbotschaft<br />

vorweggenommen als er <strong>seine</strong>n ehemaligen Kumpanen, der<br />

auch am Kreuz hing tadelte: „Auch du fürchtest dich nicht<br />

vor Gott, der du in dem gleichen Urteil bist…“ (Lk. 23: 40).<br />

Seine Worte wiederholt der erste Engel, den der Seher von<br />

Patmos mitten durch den Himmel fliegen sieht: „Fürchtet Gott<br />

<strong>und</strong> gebt ihm die Ehre, denn die St<strong>und</strong>e <strong>seine</strong>s Gerichts<br />

ist gekommen…“ (Offb. 14:6-7)<br />

MONTAG<br />

Jesu Versuchung<br />

Kontakt <strong>und</strong> Dazugehörigkeit<br />

Nicht Christus trat an den <strong>Versucher</strong> heran, vielmehr war es<br />

umgekehrt: <strong>Der</strong> <strong>Versucher</strong> trat an Christus heran <strong>und</strong> suchte<br />

IHN in ein Dazugehörigkeitsverhältnis einzubinden, ähnlich wie<br />

bei Eva im Paradies. Hätte Christus auch nur eine der Anweisungen<br />

des <strong>Versucher</strong>s befolgt, wäre Er in ein Dazugehörigkeits-Verhältnis<br />

<strong>und</strong> auch in ein neues, anderes Vertrauensverhältnis<br />

eingeb<strong>und</strong>en gewesen. Sein Vertrauen zum Vater<br />

wäre aufgebrochen worden.<br />

Orientierungsbeispiel<br />

Aber darauf ließ Christus sich nicht ein. War auch der Kontakt<br />

mit dem <strong>Versucher</strong> unvermeidlich, so zog Christus doch eine<br />

deutliche Grenze zwischen Gesprächskontakt, mit dem er<br />

konfrontiert wurde, <strong>und</strong> Dazugehörigkeit. Ein Beziehungswandel<br />

ist bei Ihm nicht eingetreten, wie bei Eva, <strong>und</strong> damit auch<br />

kein Wertewandel. Damit hinterlässt Christus <strong>seine</strong>r Gemeinde<br />

ein Orientierungsbeispiel, das Ausrichtung <strong>und</strong> Wegweisung<br />

zugleich ist. Ohne eine solche Orientierung irrt die Gemeinde<br />

Jesu in der Wüste der Versuchungen orientierungslos<br />

umher <strong>und</strong> gerät auf Abwegen, in die sie vom <strong>Versucher</strong><br />

hineingelockt wird.<br />

Evas Beziehungswandel<br />

Kehren wir zur Versuchung im Paradies zurück <strong>und</strong> betrachten<br />

im Gegensatz zu Christus den Beziehungswandel, der bei<br />

Eva mit einem darauf folgenden Wertewandel eingetreten ist.<br />

Eva ließ sich in eine Beziehung mit der Schlange ein. Beziehungen<br />

öffnen neue Tore, neue Entscheidungen, neue Pers-<br />

28


pektiven, neue Erfahrungen, neue Wege, neue Erkenntnisse,<br />

neue Wahrheiten, neue Lehren, neue Fortschritte, neues Wissen.<br />

Wer will da rückständig sein? Das Neue hat <strong>seine</strong>n Reiz.<br />

Neue Verbindungen bieten die Gelegenheit, Neues auszuprobieren.<br />

Eine neue Beziehung wird geknüpft: zwischen der<br />

Schlange <strong>und</strong> Eva, in die Adam, der später auf den Plan tritt,<br />

sich mit einbezieht. Die Schlange knüpft die Beziehung, indem<br />

sie sich unwissend stellt <strong>und</strong> fragt, ob es denn verboten<br />

sei von allen Bäumen im Garten zu essen. Noch ist es ein<br />

Gesprächskontakt, gleichwohl in Form einer raffinierten Versuchung,<br />

die an Eva herantritt.<br />

Fragen: (1) Welche Rolle spielen Kontakt <strong>und</strong> Dazugehörigkeit<br />

(a) bei der Versuchung Jesu <strong>und</strong> (b) bei Eva im Paradies?<br />

(2) Inwiefern ist Christus ein Orientierungsbeispiel für <strong>seine</strong><br />

versuchte Gemeinde? (3) Welche Aussichten erschienen Eva<br />

so verlockend? (4) Was kann auch heute so verlockend an<br />

Versuchungen sein?<br />

Antworten:<br />

Schlange belehrt Eva<br />

Hat die Schlange die offenbarte Wertigkeit Gottes anfangs<br />

noch von hinten rum in Frage gestellt, geht sie nun zum Frontalangriff<br />

über <strong>und</strong> leugnet glattweg das offenbarte Wertemaß<br />

des Schöpfers: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,<br />

sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden<br />

eure Augen aufgetan <strong>und</strong> ihr werdet sein wie Gott <strong>und</strong><br />

wissen, was gut <strong>und</strong> böse ist.“ (1.Mose 3:5, LB 1984)<br />

Die von Gott offenbarte Wertigkeit sei nur ein fadenscheiniger<br />

Vorwand. Gott sei neidisch auf Adam <strong>und</strong> Eva. Durch dieses<br />

Gebot, wolle der Schöpfer ihnen einen Riegel vorschieben,<br />

damit sie ja nicht in neue Seins- <strong>und</strong> Wissensgebiete<br />

aufstiegen, die sonst nur der Gottheit vorbehalten seien. Von<br />

primitiver Gläubigkeit würden sie zu neuem Wissen aufsteigen<br />

<strong>und</strong> Dinge als Wissende zu beurteilen in der Lage sein.<br />

Die Schlange erweckt den Anschein, als rede sie aus dieser<br />

Wissenssphäre heraus als eine Wissende. Sie will der Eva<br />

Zugang zu diesem Wissensraum verschaffen <strong>und</strong> die Tür<br />

hierfür öffnen. <strong>Der</strong> Spieß ist umgedreht: Hatte Eva anfangs<br />

die Schlange belehrt, so belehrt die Schlange jetzt die Eva.<br />

<strong>Der</strong> Gegensatz<br />

DIENSTAG<br />

<strong>Der</strong> Belehrungsdialog<br />

Eva belehrt Schlange<br />

Natürlich hat der Schöpfer Adam <strong>und</strong> Eva nicht verboten, von<br />

allen Früchten im Garten zu essen! Wozu sollte Er denn all<br />

die Bäume, die Frucht tragen, gepflanzt haben! Es wäre ja<br />

absurd, Nahrung zu beschaffen, die nicht gegessen werden<br />

darf, Speise auf den Tisch zu servieren, die niemand anrühren<br />

darf! So belehrt Eva die sich unwissend stellende Schlange.<br />

Eva lässt sich in diese Beziehung ein <strong>und</strong> erteilt bereitwillig<br />

Auskunft. Selbstverständlich dürfen sie von allen Bäumen<br />

im Garten essen, nur von einem Baum nicht, der mitten im<br />

Garten steht.<br />

Eva legt Zeugnis ab von der Wertevorstellung, die Gott ihnen<br />

offenbart hatte <strong>und</strong> verschärft den Wertemaßstab sogar noch<br />

dahingehend, dass sie die verbotene Frucht nicht einmal berühren<br />

dürften. Schon die Berührung stünde unter dem Todesurteil.<br />

Nun war die Schlange nicht erschienen, um sich von Eva<br />

belehren zu lassen, auch nicht, um sich zur offenbarten<br />

Wertigkeit Gottes <strong>und</strong> damit zur Wahrheit zu bekehren.<br />

Die Belehrung der Schlange durch Eva läuft ins Leere. Eva<br />

wird von der Schlange umgarnt. Es ist schmeichelhaft,<br />

gefragt zu werden <strong>und</strong> belehren zu dürfen. Wer will nicht<br />

gern umworben werden? Es ist aber ein Spinnennetz, das<br />

hier im weiteren Verlauf des Gesprächs fein gesponnen<br />

wird <strong>und</strong> das Netz um Eva immer enger werden lässt.<br />

An dieser Stelle kann der Unterschied zwischen dem, was<br />

Gott gesagt hat, <strong>und</strong> dem, was die Schlange sagt, nicht größer<br />

sein.<br />

Gott hatte deutlich gesagt, sie würden ganz gewiss des Todes<br />

sterben. Die Schlange sagt, sie würden auf gar keinen<br />

Fall des Todes sterben. Das wäre der Punkt, an dem die<br />

Schlange hätte zurückgewiesen werden sollen. Aber hinterher<br />

sind wir alle immer klüger. Das ist leider nicht geschehen. Und<br />

so ging der Gesprächskontakt, mit dem Eva in einer Anfechtung<br />

konfrontiert wurde, über in ein neues Dazugehörigkeitsverhältnis,<br />

in das die Schlange Eva einbindet. <strong>Der</strong> Gegensatz<br />

der Werte ist zwar deutlich, doch die Verlockung blendet die<br />

Augen vor der Unvereinbarkeit von Wahrheit <strong>und</strong> Lüge.<br />

Fließende Wahrheit<br />

Die Schlange lockt <strong>und</strong> ködert mit verlockenden Angeboten.<br />

Die Aussichten erscheinen in rosigen Farben. Adam <strong>und</strong> Eva<br />

sollen zu neuen Ufern aufbrechen. Neue Wahrheiten werde<br />

es zu entdecken geben. Wahrheit stehe nicht auf einem Fleck<br />

wie der verbotene Baum, den Gott mitten im Garten gepflanzt<br />

hat. Wahrheit sei kein still stehendes Gewässer, sondern ein<br />

ständig fließender Fluss. Wahrheit <strong>und</strong> Ethik sei nicht zementiertes<br />

F<strong>und</strong>ament auf dem man stehe, sondern Wachs, das<br />

sich immer wieder neu formen lasse <strong>und</strong> neue Formen annehme.<br />

Antike, ethische Vorstellungen von gestern sind überholt.<br />

Was gestern noch Wahrheit war, sei heute überholt. Was<br />

heute Wahrheit ist, sei morgen schon überholt. Was morgen<br />

Wahrheit ist, sei schon am nächsten Tag veraltet <strong>und</strong> müsse<br />

neu gestaltet werden. Wahrheit befinde sich in einem ständigen<br />

Veränderungsprozess.<br />

Fragen: (1) In welcher raffinierten Art <strong>und</strong> Weise ist die Schlange<br />

vorgegangen? (3) Welche Vorstellungen von Wahrheit verbergen<br />

sich in der Verlockung zu höherem Wissen, das die<br />

Schlange anbietet? Welche neuen Wege werden vorgegaukelt?<br />

(4) Warum hat Eva den so krassen Unterschied zwischen<br />

der Wahrheit Gottes <strong>und</strong> der Lüge der Schlange nicht erkannt?<br />

29


Antworten:<br />

Antworten:<br />

MITTWOCH<br />

Eine neue Wissenschaft<br />

Aufstieg in neue, ungeahnte Wissenssphären verheißt die<br />

Schlange. Sie würden sein wie Gott, könnten Ihn als ihresgleichen<br />

auf die Schulter klopfen <strong>und</strong> den Allmächtigen <strong>und</strong><br />

Allwissenden mit „Herr Kollege“ anreden. In dessen Allwissenheit<br />

würden sie einsteigen. Göttliche Wissenschaftler würden<br />

sie werden, wissenschaftliche Maßstäbe der Schriftauslegung<br />

setzen, Religion <strong>und</strong> Offenbarung unter das Diktat ihrer<br />

Wissenschaft stellen. Offenbarung <strong>und</strong> Inspiration würden<br />

mit der Messlatte der Bibelwissenschaft gemessen werden.<br />

Vorsicht!<br />

Doch da ist Vorsicht geboten. Wenn die Schlange die Bibel<br />

auslegt, so legt sie einen Maßstab an, welcher der<br />

Heiligen Schrift fremd ist. Die Bibel ist mit ihrem eigenen,<br />

ihrem innewohnenden Maßstab zu messen, der ihr gegeben<br />

ist: Jesus Christus, der selbst die Wahrheit ist (Joh.<br />

14:6; Apg. 4:12; Joh. 5:39), <strong>und</strong> der Heilige Geist, der in alle<br />

Wahrheit leitet (Joh. 16:13). Ein fremder Maßstab, welcher<br />

der Bibel von außerhalb her auferlegt wird, verfremdet die<br />

Schrift <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene Zeugnis, das Reden <strong>und</strong><br />

Predigen der Gemeinde Christi, die auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Schrift die darin offenbarte Wahrheit bezeugt.<br />

Prophetie verleugnet<br />

Mit dem neuen Maß der Bibelwissenschaft würden sie den<br />

Anspruch der Propheten, die Zukunft vorauszusagen, einer<br />

gründlichen Untersuchung unterziehen. <strong>Der</strong> Prophetie soll es<br />

mit Hilfe neuer Bibelwissenschaft an den Kragen gehen. Dann<br />

würden sie feststellen, dass es Prophetie als Voraussage auf<br />

die Zukunft, die den eigenen Zeithorizont übersteigt, nicht gibt.<br />

Was in der Bibel als Prophetie ausgegeben wird, seien abgelaufene<br />

Ereignisse, welche die Gemeinde hinterher als Prophetie<br />

ausgegeben habe. Die Schlange, die damals geredet<br />

hat, redet heute noch in Leugnung von Prophetie durch<br />

die pseudo-wissenschaftliche Methode historisch kritischer<br />

Auslegung der Bibel.<br />

Fragen: (1) In welche Wissenssphären soll der Mensch nach<br />

der Verlockung der Schlange aufsteigen? (2) Warum entpuppt<br />

sich diese Art von Wissen als antigöttlich? (3) In welchem<br />

Gewand taucht ein solches Wissen heute auf? (4) Warum ist<br />

diese moderne heutige Bibelwissenschaft antiprophetisch?<br />

DONNERSTAG<br />

Christus verleugnet<br />

In der modernen Bibelwissenschaft historisch kritischer Auslegung<br />

wird mit dem Angriff auf die Prophetie gleichzeitig ein<br />

Angriff gegen Christus ausgeführt, denn wer die Prophetie<br />

Christi leugnet, leugnet Christus. Die Leugnung der Prophetie<br />

als Zukunfts-Voraussage, die den eigenen Zeithorizont<br />

übersteigt, wird in der modernen Bibelwissenschaft des<br />

Neuen Testaments als Instrument zur Datierungshilfe der<br />

synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) verwendet.<br />

Die Prophetie Christi über die Zerstörung Jerusalems, die sich<br />

vierzig Jahre später erfüllt hat, wird Christus in Abrede gestellt.<br />

Christus hat in <strong>seine</strong>m Gleichnis der königlichen Hochzeit<br />

die Zerstörung Jerusalems aber mit einbezogen, wenn er<br />

sagt: „Einige aber ergriffen <strong>seine</strong> Knechte, verhöhnten <strong>und</strong><br />

töteten sie. Da wurde der König zornig <strong>und</strong> schickte <strong>seine</strong><br />

Heere aus <strong>und</strong> brachte diese Mörder um <strong>und</strong> zündete ihre<br />

Stadt an.“ (Mt. 22:7, LB 1984)<br />

Datierungen<br />

Die Datierung der Synoptiker (Matthäus, Markus, Lukas) erfolgt<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der Leugnung der prophetischen Fähigkeit<br />

Jesu. Vielmehr werden diese prophetischen Aussagen<br />

der Entwicklung der späteren Gemeindeordnung zugeschrieben.<br />

Markus als frühestes Evangelium sei entweder kurz vor<br />

der Zerstörung Jerusalems geschrieben worden, als die Ereignisse<br />

bereits greifbar nahe waren, oder aber nach diesen<br />

Ereignissen, also nach 70 n. Chr. Aufgr<strong>und</strong> der Abhängigkeit<br />

des Matthäus von Markus (Matthäus nimmt einen erheblichen<br />

Bestand des Markus in sein Evangelium auf), wird geschlussfolgert,<br />

das Matthäusevangelium sei nach 70 verfasst worden:<br />

zwischen 80 <strong>und</strong> 100 n. Chr.<br />

Was Lukas betrifft, so blicke er auf die Zerstörung Jerusalems<br />

zurück, also auf das Jahr 70. Drohweissagung gestalte<br />

er ex eventu, nach dem bereits abgelaufenen Ereignis. So<br />

datieren die einen das Lukasevangelium zwischen 115-135<br />

n. Chr., andere zwischen 70 <strong>und</strong> 90. Dass Jesus die Zerstörung<br />

Jerusalems in so vielen Einzelheiten voraussagt, ist für<br />

historisch kritische Ausleger abgelaufene Geschichte als Prophetie<br />

ausgegeben. Das gleiche gilt dem prophetischen Hinweis<br />

Jesu im Gleichnis der königlichen Hochzeit, wo Christus<br />

voraussagt, dass die Stadt durch Feuer feindlicher Heere in<br />

Brand gesteckt <strong>und</strong> zerstört wird (Mt. 22:7). Dass die Voraussagefähigkeit<br />

Jesu in diesen synoptischen Studien ganz allgemein<br />

geleugnet wird, bestätigt Prof. Donald Guthrie aus-<br />

30


drücklich in <strong>seine</strong>r r<strong>und</strong> tausend Seiten umfassenden Einleitung<br />

zum Neuen Testament. (1)<br />

Die Kernfrage<br />

Wenn Christus unfähig sein soll, prophetische Voraussagen<br />

zu treffen, die über <strong>seine</strong>n irdischen Zeithorizont hinausgehen,<br />

wie soll es dann mit <strong>seine</strong>r Erlösungsfähigkeit<br />

bestellt sein? Ist Er am Ende gar erlösungsunfähig? Würde<br />

das nicht heißen, auf <strong>seine</strong>n Ausruf am Kreuz: „Es ist<br />

vollbracht!“, sei kein Verlass? Würde <strong>seine</strong> ihm zugeschriebene<br />

prophetische Unfähigkeit nicht auch <strong>seine</strong> Erlösungsunfähigkeit<br />

bedeuten? Denn wie soll ein zur Prophetie Unfähiger,<br />

zur Erlösung fähig sein? Ist Er, der da kommen soll,<br />

oder sollen wir auf einen anderen Erlöser warten, der beides<br />

ist: Fähiger Prophet <strong>und</strong> fähiger Erlöser?<br />

Fragen: (1) Inwiefern wird Christus die Fähigkeit abgesprochen,<br />

prophetische Voraussagen zu treffen, die <strong>seine</strong>n eigenen<br />

Zeithorizont übersteigen? (2) Wenn Christus der Prophetie<br />

unfähig sein soll, was wäre dann von <strong>seine</strong>r Erlösungsfähigkeit<br />

zu halten? (3) Woraus ergibt sich neben dem Antiprophetischen<br />

auch das Antichristliche dieser Bibelwissenschaft?<br />

Antworten:<br />

(4) Diese Leugnung der Prophetie aus dem M<strong>und</strong>e Jesu<br />

wird als Datierungshilfe der synoptischen Evangelien verwendet.<br />

Daher werden die Evangelien nach den Ereignissen datiert,<br />

die sie vorausgesagt haben, also zwischen 70 <strong>und</strong> 90<br />

oder später.<br />

(5) Die Christus zugeschriebene Unfähigkeit, die Zerstörung<br />

Jerusalems vorauszusagen, die sich 40 Jahre nach <strong>seine</strong>m<br />

Kreuzestod erfüllt hat, wirft einen Schatten auf <strong>seine</strong> Erlösungsfähigkeit.<br />

Wäre Christus solcher Prophetie unfähig,<br />

würde er auch der Erlösung am Kreuz unfähig sein. Denn wie<br />

soll ein zu prophetischen Aussagen unfähiger Prophet zur<br />

Erlösung von Sünden fähig sein?<br />

(6) Die Apostel jedenfalls bekräftigen das prophetische<br />

Wort, welches die moderne Bibelwissenschaft verleugnet (2.<br />

Pt.1:19-21).<br />

Fußnote<br />

.<br />

(1) Siehe zu diesem Komplex: Werner Georg Kümmel,<br />

Einleitung ins Neue Testament, 17. Auflage, Heidelberg: 1973,<br />

Seiten 70, 90, 119-120; <strong>und</strong> Donald Guthrie, New Testament<br />

Introduction, Illinois 1970, Seiten 45-55.72-76.110-116. Zur<br />

Bestätigung der Leugnung der Prophetie Jesu: „Diese Voraussagefähigkeit<br />

Jesu wird von synoptischen Forschern so<br />

allgemein geleugnet, dass es kein W<strong>und</strong>er ist, dass die Datierung<br />

von Markus, Matthäus <strong>und</strong> Lukas von der Datierung des<br />

Markus abhängig sind.“ (S. 55)<br />

Sabbatanfang:<br />

20.34 Uhr<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Die Schlange hat Eva im Paradies den Aufstieg in höhere<br />

Wissenssphären gelobt. In einer Erhebung auf göttlicher<br />

Ebene gibt sich diese Wissenschaft als antigöttlich zu erkennen.<br />

Eva ist aber durch diese Verlockung derart geblendet,<br />

dass sie dies nicht erkennt. Sie hält die Lüge der Schlange für<br />

Wahrheit <strong>und</strong> die Wahrheit des offenbarten Wertemaßes Gottes<br />

für Unwahrheit. <strong>Der</strong> Aufstieg in höhere Wissenssphären<br />

lässt Wahrheit als eine sich ständig ändernde <strong>und</strong> stets aufsteigende<br />

Größe erkennen, die immer im Fluss ist.<br />

(2) Die im Paradies in dieser Weise redende Schlange redet<br />

heute noch in der modernen Bibelwissenschaft, die sich<br />

darin überhebt, dass sie Christus, dem Sohn Gottes die prophetische<br />

Fähigkeit abspricht, dergestalt, dass Er, der die Propheten<br />

des Alten Testaments inspiriert hat (1. Pt. 1:10-12),<br />

nicht in der Lage gewesen sei, die Zerstörung Jerusalems<br />

vorauszusagen.<br />

(3) Diese Voraussagen der Synoptiker (Matthäus, Markus,<br />

Lukas) seien in Wirklichkeit einer späteren Gemeindeentwicklung<br />

zuzuschreiben. Prophetie sei nichts anderes als abgelaufene<br />

Geschichte, die nach den Ereignissen hinterher als<br />

Prophetie ausgegeben sei (vaticinum ex eventu: Vorhersage<br />

nach dem Ereignis erfolgt).<br />

31


<strong>Lektion</strong> 8 22. August - 28. August <strong>2010</strong><br />

<strong>Der</strong> Untergang Jerusalems im Licht der Prophetie<br />

Schriftabschnitte: Mt. 24:1-2; Daniel 9:27; Mt. 24:15-<br />

20; Mk. 13: 14-18; Lk. 19:41-44; Lk. 21:20-24; 1. Kor. 11:23-<br />

26; Mt. 26:29; Mk. 14: 25; Lk. 22:29-30; Joh. 14:14; Mt. 25:31<br />

Antworten:<br />

Merkvers: „Und als er nahe hinzukam, sah er die Stadt<br />

an <strong>und</strong> weinte über sie.“ (Lk. 19:41, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde bei der Versuchung im Paradies<br />

festgestellt, dass die Schlange der Eva den Aufstieg in höhere<br />

Wissenssphären in Aussicht stellt. Dieses Wissen, das sich<br />

bis auf die Ebene Gottes selbst aufschwingt, würde mit der<br />

üblichen Infragestellung der Schlange (sollte Gott gesagt haben?)<br />

Gott selbst in Frage stellen. Genau das ist in der Evolutionswissenschaft<br />

der Fall, wobei Gott selbst als Schöpfer<br />

durch das Element reinen Zufalls ersetzt wird.<br />

MONTAG<br />

Prophetische Aussagen Jesu<br />

Aber auch in der modernen Bibelwissenschaft wird Gott in<br />

Frage gestellt. Bei der Datierung der synoptischen Evangelien<br />

(Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas) tritt dies zutage. In Frage<br />

gestellt <strong>und</strong> geleugnet wird die prophetische Qualität Christi.<br />

Es wird ihm abgesprochen, die Zerstörung Jerusalems vorausgesagt<br />

zu haben, wie die Evangelien es berichten (Mt. 22:7;<br />

24:1-2; Mk 13:1-2; Lk. 19:41-44; 21:5-6). Gr<strong>und</strong>sätzlich wird<br />

abgelehnt dass ein Mensch eine prophetische Aussage treffen<br />

kann, die über den Horizont <strong>seine</strong>r Zeit hinausgeht. Prophetie<br />

sei ein „Ex-eventu-Ereignis“, das heißt, ein Ereignis,<br />

das nach dessen Ablauf hinterher als erfüllte Prophetie ausgegeben<br />

worden sei. So sei die Voraussage Jesu über die<br />

Zerstörung Jerusalems nichts anderes als Geschichte im Rückblick,<br />

von der Gemeinde als Prophetie ausgegeben.<br />

Die Christus zugeschriebene Unfähigkeit zu einer solchen<br />

prophetischen Aussage wirft einen entsprechenden Schatten<br />

auf den Erlösertod Christi am Kreuz, denn wer ein unfähiger<br />

Prophet ist, ist auch ein unfähiger Erlöser. In der modernen<br />

Bibelwissenschaft, die sich auch als „historisch kritische Methode“<br />

bezeichnet, ist das Reden der Schlange zu hören, die<br />

hier ihre Infragestellung an die prophetische Fähigkeit Christi<br />

anbringt <strong>und</strong> damit auch an die Fähigkeit Christi als Erlöser<br />

des Menschen von Sünde.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Leugnung der Prophetie Jesu werden<br />

die synoptischen Evangelien daher zwischen 70 <strong>und</strong> 100 nach<br />

Christus <strong>und</strong> später datiert.<br />

Diese antichristliche Methode steht im Widerspruch zum apostolischen<br />

Zeugnis, welches die Echtheit von Prophetie als<br />

Voraussage von Ereignissen bekennt, die den eigenen Zeithorizont<br />

des Propheten übersteigen (1. Pt. 1:10-12; 2:9-21;<br />

Apg. 2:16-21; 29-31 3:18; 8:29-35; 13:29.32-37).<br />

Besinnungsfrage: Welche Auswirkung hat die Sicht der modernen<br />

Bibelwissenschaft mit ihrer historisch kritischen Methode<br />

beispielsweise in Bezug auf prophetische Aussagen des<br />

Buches Daniel, wo es um das antichristliche „kleine Horn“<br />

geht? (Daniel 7:21-25; 8:9-12)<br />

32<br />

Zerstörung Jerusalems<br />

Als Jesus dem Tempel den Rücken kehrt <strong>und</strong> von ihm wegging,<br />

wiesen <strong>seine</strong> Jünger stolz auf die mächtigen Quadern,<br />

woraufhin Jesus ihnen sagte: „Wahrlich, ich sage euch: Es<br />

wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht<br />

zerbrochen werde.“ (Mt. 24:1-2; Mk. 13:1-2; Lk. 21:5-6)<br />

Im weiteren Verlauf verweist Christus auf die Erfüllung der<br />

Worte des Propheten Daniel in Bezug auf die Zerstörung Jerusalems:<br />

„Wenn ihr nun sehen werdet das Gräuelbild der<br />

Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt<br />

ist durch den Propheten Daniel (Dan. 9:27; 11:31) - der<br />

das liest, der merke darauf! - alsdann fliehe auf die Berge,<br />

wer in Judäa ist; <strong>und</strong> wer auf dem Dach ist, der steige<br />

nicht hinunter, etwas aus <strong>seine</strong>m Haus zu holen; <strong>und</strong> wer<br />

aus dem Feld ist, der kehre nicht zurück, <strong>seine</strong>n Mantel<br />

zu holen. Weh aber den Schwangeren <strong>und</strong> Stillenden zu<br />

jener Zeit! Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im<br />

Winter oder am Sabbat.“ (Mt. 24:15-20, LB 1984; vgl. Mk.<br />

13:14-18, hat es ähnlich.)<br />

Was denn mit dem „Gräuelbild der Verwüstung gemeint ist,<br />

beschreibt Lukas aus <strong>seine</strong>r Quelle noch genauer. Auch wird<br />

in diesen Aussagen die Zerstörung Jerusalems deutlich beschrieben:<br />

„Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem<br />

von einem Heer belagert wird, dann erkennt, dass <strong>seine</strong><br />

Verwüstung nahe herbeigekommen ist. Alsdann wer in<br />

Judäa ist, der fliehe ins Gebirge, <strong>und</strong> wer in der Stadt ist,<br />

gehe hinaus, <strong>und</strong> wer auf dem Lande ist, komme nicht<br />

herein. Denn das sind die Tage der Vergeltung, dass erfüllt<br />

werde alles, was geschrieben ist. Weh aber den<br />

Schwangeren <strong>und</strong> Stillenden an jenen Tagen! Denn es wird<br />

große Not auf Erden sein <strong>und</strong> Zorn über dies Volk kommen,<br />

<strong>und</strong> sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes<br />

<strong>und</strong> gefangen weggeführt unter alle Völker, <strong>und</strong> Jerusalem<br />

wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten<br />

der Heiden erfüllt sind.“ (Lk. 21: 20-24, LB 1984)


Wenn die historisch kritische Bibelwissenschaft diese Vorhersagen<br />

Jesus nicht zutraut <strong>und</strong> sie der späteren Gemeindetradition<br />

zuschreibt, dann wird auch die Ankündigung Jesu über<br />

<strong>seine</strong> Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit hinfällig, denn die Begleitumstände,<br />

die zur Zerstörung Jerusalems als „Zeichen der Zeit“ geschildert<br />

werden, sind als Kleindarstellung globaler Ereignisse<br />

angelegt, die der Wiederkunft Christi vorausgehen.<br />

Dann wird auch das Herrenmahl hinfällig <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Feier bedeutungslos,<br />

zumal das Herrenmahl auf den Tod Jesu zurückblickt<br />

<strong>und</strong> auf <strong>seine</strong> Wiederkunft vorausblickt, also eschatologisch,<br />

das heißt endgeschichtlich ausgerichtet ist (1. Kor.<br />

11:23-26; Mt. 26:29; Mk. 14:25; Lk. 22:29-30; Joh. 14:1-3 <strong>und</strong><br />

öfter).<br />

Bei <strong>seine</strong>m Einzug in Jerusalem weint Jesus über die Stadt<br />

<strong>und</strong> beklagt, dass künftige Ereignisse der jubelnden Menge<br />

vor ihren Augen verborgen sind <strong>und</strong> sagt in Einzelheiten den<br />

Untergang der Stadt voraus: „Denn es wird eine Zeit über<br />

dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall<br />

aufwerfen, dich belagern <strong>und</strong> von allen Seiten bedrängen<br />

<strong>und</strong> werden dich dem Erdboden gleichmachen, samt deinen<br />

Kindern in dir <strong>und</strong> keinen Stein auf dem andern lassen<br />

in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du<br />

heimgesucht worden bist.“ (Lk. 19:41-44, LB 1984)<br />

Im Gleichnis von der königlichen Hochzeit sagt Jesus die Zerstörung<br />

der Stadt durch Feuer voraus: „Da wurde der König<br />

zornig <strong>und</strong> schickte <strong>seine</strong> Heere aus <strong>und</strong> brachte diese<br />

Mörder um <strong>und</strong> zündete ihre Stadt an.“ (Mt. 22:7, LB 1984)<br />

Fragen: (1) Welche Einzelzeiten nennt Jesus in Verbindung<br />

mit der Zerstörung Jerusalems, die er voraussagt? (2) Was<br />

bedeutet der „Gräuel der Verwüstung“ in der Schilderung des<br />

Lukasevangeliums, das diese Worte aus dem M<strong>und</strong>e Jesu<br />

wiedergibt? (3) Welche Verbindung besteht zwischen der Zerstörung<br />

Jerusalems einerseits <strong>und</strong> dem Ende der Welt<br />

andererseits? (4) In welch einer Prophetie gipfelt die Rede<br />

Jesu von der Zerstörung Jerusalems <strong>und</strong> des Endes der Welt?<br />

(5) Inwiefern wird diese Prophetie im Herrenmahl aufgegriffen?<br />

Antworten:<br />

Feuer entfacht, das rasend um sich griff. Ein Eilbote meldete<br />

es dem Feldherrn Titus. Dieser veranlasste, das Feuer zu löschen.<br />

Aber inmitten eines fürchterlichen Chaos <strong>und</strong> Kampfgetümmels<br />

ging schließlich der ganze Tempel gegen den Willen des<br />

Titus in Flammen auf. (1) Josephus berichtet weiter: „Da nun<br />

die Römer der Ansicht waren, dass nach der Einäscherung<br />

des Tempels die Schonung der umliegenden Gebäudekomplexe<br />

keinen Sinn mehr habe, steckten sie alles übrige vollends<br />

in Brand, nämlich die Reste der Hallen <strong>und</strong> die sämtlichen<br />

Tore, mit Ausnahme von zweien, des östlichen <strong>und</strong> des südlichen,<br />

die sie indes später gleichfalls zerstörten…. Alsdann<br />

ging es an die noch unversehrte Halle des äußeren Tempelhofes,<br />

in welche sich Weiber, Kinder <strong>und</strong> ein zahlreicher gemischter<br />

Volkshaufe, etwa sechstausend Köpfe stark, geflüchtet<br />

hatten. Bevor jedoch der Caesar in betreff dieser Leute<br />

sich schlüssig machte, oder die Offiziere einen Befehl hierzu<br />

erteilten, zündeten die Soldaten in ihrer Wut die Halle an,<br />

worauf die einen mitten in den Flammen umkamen, die anderen,<br />

indem sie sich daraus hervorstürzten; von der ganzen<br />

Menge ward auch nicht eine Seele gerettet.“ (2)<br />

Es sei noch einmal an das Gleichnis von der königliche Hochzeit<br />

erinnert, worin Jesus die Erfüllung dieser Ereignisse vorausgesehen<br />

<strong>und</strong> vorausgesagt hat, wie sie hier beschrieben<br />

werden: „Da wurde der König zornig <strong>und</strong> schickte <strong>seine</strong><br />

Heere aus <strong>und</strong> brachte diese Mörder um <strong>und</strong> zündete ihre<br />

Stadt an.“ (Mt. 22:7, LB 1984).<br />

Genauso hat es sich erfüllt. Geschichte ist hier Erfüllung<br />

von Prophetie. Prophetie ist nicht Geschichte im Rückblick<br />

gesehen, wie historisch kritische Bibelwissenschaft<br />

es deutet.<br />

Zerstörung der unteren Stadt<br />

Titus bot den Empörern Gnade an. Er forderte sie auf, ihre<br />

Waffen wegzuwerfen <strong>und</strong> sich zu ergeben, so wolle er ihnen<br />

das Leben schenken. Die Juden aber weigerten sich, dem<br />

nachzukommen <strong>und</strong> baten stattdessen um freien Abzug in die<br />

Wüste. Erbost darüber, dass sie als die Besiegten ihm, dem<br />

Sieger, auch noch Bedingungen vorschrieben, ordnete er an,<br />

nach Kriegsbrauch zu verfahren, wobei sie sich wehren dürften,<br />

<strong>und</strong> wer sich retten könne, solle sich retten: „Alsdann befahl<br />

er <strong>seine</strong>n Soldaten, die Stadt in Brand zu stecken <strong>und</strong> zu<br />

plündern. Jenen Tag warteten sie noch; am folgenden Tage<br />

aber legten sie das Archiv, den Stadtteil Akra, das Rathaus<br />

<strong>und</strong> den Bezirk Ophla in Asche, wobei sich das Feuer bis zum<br />

Palast der Helena verbreitete, der mitten in der Akra stand.<br />

Auch die Gassen <strong>und</strong> Häuser, die mit Leichen von Verhungerten<br />

angefüllt waren, gingen in Flammen auf.“ (3)<br />

Zerstörung der oberen Stadt<br />

DIENSTAG<br />

Die Erfüllung<br />

Einäscherung von Tempel <strong>und</strong> Gebäuden<br />

<strong>Der</strong> jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus, Augenzeuge<br />

<strong>seine</strong>r Zeit, beschreibt, was Christus hier vorausgesagt<br />

hat. Eigenmächtig hatte ein römischer Soldat, von einem Kameraden<br />

emporgehoben, durch das Innere eines goldenen<br />

Fensters eine Feuerfackel ins Tempelinnere geworfen <strong>und</strong> das<br />

Die Juden hielten noch die obere Stadt besetzt, die, auf einem<br />

Abhang stehend, eigentlich nicht einzunehmen war. (4)<br />

Aber auch diesen Stadtteil bedrängten die Römer mit ihren<br />

Belagerungsmaschinen <strong>und</strong> nahmen sie ein. Die in die obere<br />

Stadt stürmenden Soldaten steckten die Häuser in Brand. Josephus<br />

endet die Beschreibung der Zerstörung dieses Restes<br />

der Stadt mit den Worten: „Am achten Gorpiaios (September)<br />

ging die Sonne über den rauchenden Trümmern Jerusalems<br />

auf, einer Stadt, die während ihrer Belagerung von so<br />

vielen Drangsalen heimgesucht wurde, dass sie, seit ihrer<br />

Gründung ebensoviel Glück genossen, in der Tat beneidenswert<br />

gewesen wäre; aber durch nichts anderes hatte sie so<br />

33


großes Unglück verdient, als dadurch, dass sie ein Geschlecht<br />

erzeugte wie das, welches sie ins Verderben stürzte.“ (5)<br />

<strong>Der</strong> Leser wird wissen, dass Josephus selbst ein jüdischer<br />

Geschichtsschreiber war.<br />

Fragen: (1) Wie schildert der Zeitzeuge <strong>und</strong> Geschichtsschreiber<br />

Flavius Josephus die Zerstörung von Tempel <strong>und</strong> Gebäuden<br />

der Stadt? Nenne einige Einzelheiten. (2) Wie hatte der<br />

römische Feldherr Titus den Tempel zu retten versucht? Woran<br />

scheiterte sein Versuch? (3) Wem schreibt der jüdische<br />

Geschichtsschreiber Josephus die Schuld am Untergang der<br />

Stadt zu?<br />

Antworten:<br />

<strong>und</strong> wer auf dem Dach ist, steige nicht hinunter, etwas<br />

aus <strong>seine</strong>m Hause zu holen, <strong>und</strong> wer auf dem Feld ist,<br />

kehre nicht zurück, <strong>seine</strong>n Mantel zu holen. Weh aber den<br />

Schwangeren <strong>und</strong> Stillenden zu jener Zeit. Bittet aber, dass<br />

eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat.“<br />

(Mt. 24:15-20, LB 1984)<br />

Im Geschichtswerk des Josephus wird in einer Fußnote auf<br />

das Geschick der Christen in Jerusalem während der Belagerung<br />

Bezug genommen: „Bezüglich des Schicksals der Christen<br />

zu Jerusalem erfahren wir bei Eusebius (Hist. Eccl. 5),<br />

dass sie vor der Belagerung nach Pella geflohen waren. (6)<br />

Von welcher Belagerung ist hier die Rede?<br />

Im Zusammenhang wird über den Endsieg der Römer unter<br />

ihrem Feldherrn Titus geschrieben, wie die Römer in die Stadt<br />

einmarschierten <strong>und</strong> sich der Stadt bemächtigten.<br />

Rettendes Fluchtsignal<br />

Mit „vor der Belagerung“ ist die Zeit gemeint, in der Cestius<br />

zuvor aus keinem ersichtlichen Anlass heraus, die Belagerung<br />

abbrach <strong>und</strong>, von den Juden verfolgt, im Rückzug nahezu<br />

aufgerieben wurde.<br />

MITTWOCH<br />

Barmherzigkeit Christi<br />

Über die Juden in der belagerten Stadt<br />

Bei <strong>seine</strong>m triumphalen Einzug in Jerusalem sah Christus vor<br />

<strong>seine</strong>m prophetischen Auge diese jämmerlichen Ereignisse<br />

abrollen. In <strong>seine</strong>m Mitgefühl jammerte es ihn – nicht um der<br />

Steine willen, die später geschleift wurden, noch um den Verlust<br />

von Gold <strong>und</strong> Silber, sondern um die Menschen, die umkamen.<br />

Sein prophetisches Auge sah diese Szenen im Voraus<br />

(Lk. 19:41-44).<br />

Gerade diese prophetische Voraussicht leugnet rein<br />

menschliche Bibelwissenschaft <strong>und</strong> stellt die prophetische<br />

Qualität des Sohnes Gottes in Abrede. Wer historisch<br />

kritisch arbeiten will <strong>und</strong> auf moderne Bibelwissenschaft<br />

pocht, wacht hoffentlich spätestens an dieser Stelle<br />

auf. Da wird es darum gehen, die synoptischen Evangelien,<br />

Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas, vor der Zerstörung<br />

Jerusalems zu datieren <strong>und</strong> sich zum prophetischen Wort<br />

zu bekennten, oder aber man datiert diese Evangelien historisch<br />

kritisch weit nach der Zerstörung Jerusalems auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage der Leugnung von Prophetie. Dabei wird<br />

nicht einmal davor zurückschreckt, Jesus Christus, dem<br />

Sohn des lebendigen Gottes, die prophetische Qualität in<br />

Form von Zukunftsvoraussage, die über <strong>seine</strong>n eigenen<br />

Zeithorizont hinausging, abzusprechen.<br />

Über die Christen in Bedrängnis<br />

Christus sah das Elend der Belagerung <strong>und</strong> sogar die Möglichkeit<br />

der Flucht <strong>seine</strong>r Christengemeinde in Jerusalem voraus:<br />

„Wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung<br />

stehen an der heiligen Stätte, wovon gesagt ist durch<br />

den Propheten Daniel (Dan. 9:27;11:31) - wer das liest, der<br />

merke auf! - alsdann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist;<br />

Diese Gelegenheit haben die Christen genutzt, um, von Juden<br />

<strong>und</strong> Römern unbehelligt, eingedenk der Voraussage Christi,<br />

aus der Stadt zu fliehen <strong>und</strong> sich nach Pella abzusetzen.<br />

Sie haben in diesen Ereignissen die Erfüllung der Prophetie<br />

Jesu erkannt, der ihnen dieses Fluchtsignal voraussagte, das<br />

ihnen das Leben rettete.<br />

Unbegreiflicher Rückzug der Römer<br />

Josephus berichtet, wie es unter den Juden in der Stadt zwei<br />

Parteien gab: Die einen wollten die Stadt den Römern übergeben,<br />

die anderen aber nicht. Die Römer hatten das Tor fast<br />

untergraben, während die pro-römische Partei die Tore öffnen<br />

wollte, da geschah das Unbegreifliche, wie Josephus es berichtet:<br />

„Cestius nämlich, der weder von der Verzweiflung der<br />

Belagerten noch von der Stimmung des Volkes Kenntnis zu<br />

haben schien, ließ plötzlich die Soldaten den Rückzug antreten,<br />

gab, obwohl kein Missgeschick ihn getroffen, alle Hoffnung<br />

auf <strong>und</strong> verließ unbegreiflicherweise die Stadt. Infolge<br />

<strong>seine</strong>s ganz unerwarteten Abmarsches gewannen die Banditen<br />

ihre Kühnheit wieder, fielen über die Nachhut der Römer<br />

her <strong>und</strong> machten eine Menge Reiter <strong>und</strong> Fußvolk nieder.“ (7)<br />

Im Folgenden berichtet Josephus in Einzelheiten, wie die<br />

Römer mit schweren Verlusten von den nachjagenden Juden<br />

aufgerieben wurden. (8)<br />

Mitten in diesem fürchterlichen Kriegsgemetzel feindlicher<br />

Heere hatte das prophetische Auge Jesu mit einem Herzen<br />

voller Erbarmen über <strong>seine</strong> Gemeinde ein Rettungssignal erspäht,<br />

auf das sie zu ihrer Rettung achten sollten. Wer Christus<br />

diese prophetische Zukunftsschau abspricht, spricht ihm<br />

die sich darin offenbarende Barmherzigkeit ab.<br />

Fragen: (1) Wie äußert sich das tiefe Mitgefühl Jesu in <strong>seine</strong>r<br />

Prophetie über die Zerstörung Jerusalems: (a), über die Juden<br />

in der Stadt <strong>und</strong> (b), über die Christen, <strong>seine</strong> eigene Gemeinde?<br />

(2) Was bedeutet es für uns, wenn Christus sich über<br />

Juden wie Christen in ihrer jeweiligen Not erbarmt? (3) Warum<br />

sind die Juden bei der Zerstörung in tragischer Weise<br />

umgekommen, die Christen aber nicht?<br />

34


Stellenwert der Prophetie<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Barmherzigkeit Christi in Kreuzesrede<br />

Seine Barmherzigkeit über diese Stadt bewegte ihn noch auf<br />

<strong>seine</strong>m Wege zur Kreuzigung, als Simon von Kyrene das Kreuz<br />

Jesu tragen musste, weil Jesus in <strong>seine</strong>r menschlichen Gestalt<br />

für solchen Hinrichtungs-Balken zu schwach war. Begleitet<br />

von einer großen Menge weinender <strong>und</strong> klagender Frauen,<br />

schritt er zur Kreuzigungsstätte. Da wendet er sich um,<br />

denn vor <strong>seine</strong>m prophetischen Auge sieht er den jämmerlichen<br />

Untergang <strong>und</strong> mitten drin das Elend der Töchter dieser<br />

Stadt.<br />

Aus <strong>seine</strong>m Herzen voller Barmherzigkeit quillt <strong>seine</strong> letzte<br />

Ansprache, die uns Lukas überliefert: „Ihr Töchter von Jerusalem,<br />

weint nicht über mich, sondern weint über euch<br />

selbst <strong>und</strong> über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit<br />

kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren<br />

<strong>und</strong> die Leiber, die nicht geboren haben, <strong>und</strong> die<br />

Brüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie anfangen<br />

zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns!, <strong>und</strong> zu den<br />

Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man das tut am grünen<br />

Holz, was wird am dürren werden?“ (Lk. 23:26-31, LB 1984)<br />

Das Ende von Tempel <strong>und</strong> Stadt<br />

Jesus hatte vorausgesagt, dass vom Tempel kein Stein auf<br />

dem andern bleiben <strong>und</strong> die Stadt dem Erdboden gleich gemacht<br />

werden sollte (Mt. 24:1-2; Mk. 13:1-2; Lk. 21:5-6; Lk.<br />

19:44).<br />

Nach Eroberung der unteren <strong>und</strong> oberen Stadt „befahl er (Titus)<br />

den noch erhaltenen Teil der Stadt vollends zu zerstören<br />

<strong>und</strong> die Mauern zu schleifen; die drei Türme aber ließ er als<br />

Denkmal <strong>seine</strong>s Glückes, das ihm selbst uneinnehmbare Bollwerke<br />

bezwingen half, stehen“. (9)<br />

Schätzungsweise befanden sich r<strong>und</strong> zwei Millionen <strong>und</strong> siebenh<strong>und</strong>erttausend<br />

Juden in der Stadt, bedingt durch das<br />

Passahfest, bei dem fast das ganze Volk zusammenströmte.<br />

Davon betrug die Zahl der gefangenen Juden etwa sieben<strong>und</strong>neunzigtausend<br />

<strong>und</strong> die der Getöteten etwa eine Million<br />

<strong>und</strong> h<strong>und</strong>erttausend Menschen. (10) Nach diesem verheerenden<br />

Bericht endet Josephus das Kapitel mit den Worten: „Die<br />

Römer steckten nun auch noch die entferntesten Stadtteile in<br />

Brand <strong>und</strong> machten die Mauern dem Erdboden gleich.“ (11)<br />

Dem allem waren die Christen aufgr<strong>und</strong> der prophetischen<br />

Warnung Jesu, der vierzig Jahre vor dem Ereignis ihnen das<br />

Fluchtsignal gegeben hatte, entflohen.<br />

Eine Existenzfrage<br />

DIE GEMEINDE CHRISTI VERDANKT DER PROPHETIE<br />

CHRISTI IHRE EXISTENZ, EBENSO WIE DIE ADVENTBE-<br />

WEGUNG IHRE EXISTENZ DEM PROPHETISCHEN WORT<br />

VERDANKT, DENN NACH IHREM SELBSTVERSTÄNDNIS<br />

IST DIE ADVENTBEWEGUNG ALS ERFÜLLUNG VON PRO-<br />

PHETIE INS LEBEN GERUFEN WORDEN. HISTORISCH<br />

KRITISCHE AUSLEGUNG INNERHALB DIESER BEWE-<br />

GUNG MIT DER GRUNDSÄTZLICHEN LEUGNUNG VON<br />

PROPHETIE IST EIN ANGRIFF AUF DIE EXISTENZ DER<br />

ADVENTBEWEGUNG UND GLEICHZEITIG EIN ANGRIFF<br />

AUF DEN, DER SIE INS LEBEN GERUFEN HAT. VERTEIDI-<br />

GUNG UND BEWAHRUNG ANGESICHTS DIESER STRÖ-<br />

MUNGEN LIEGT IN SEINER, NICHT IN UNSERER HAND.<br />

Feststellung<br />

Die bibelwissenschaftliche, historisch kritische Auslegung leugnet<br />

Prophetie als Zukunftsvoraussage, die über den Zeithorizont<br />

des Propheten hinausgeht <strong>und</strong> betrachtet sie als Geschichte<br />

im Rückblick gesehen <strong>und</strong> hinterher als Prophetie<br />

ausgegeben (vaticinum ex eventu). Es bleibt dann der Hand<br />

eines Redaktors der Gemeinde vorbehalten, diese Rede Jesus<br />

in den M<strong>und</strong> zu legen <strong>und</strong> als Prophetie auszugeben. Die<br />

Leugnung der prophetischen Rede Jesu leugnet zugleich<br />

Christi Barmherzigkeit, die in dieser Rede zum Ausdruck<br />

kommt. Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, Herrlichkeit<br />

von Herrlichkeit, Licht von Licht, Gott von Gott, wahrer<br />

Gott vom wahren Gott, benötigt keine Nachhilfe <strong>seine</strong>r Gemeinde,<br />

die ihm Prophetie <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Barmherzigkeit<br />

in den M<strong>und</strong> legt. Die Gemeinde ist nicht der Vorm<strong>und</strong><br />

Jesu Christi.<br />

Ausblick<br />

<strong>Der</strong> gleiche wissenschaftliche Maßstab wird an der Prophetie<br />

des Alten Testaments angelegt. Es würde den Rahmen dieser<br />

<strong>Lektion</strong> sprengen, anhand der prophetischen Bücher Jesaja<br />

<strong>und</strong> Daniel, dies in Einzelheiten aufzugreifen. Das gleiche Prinzip<br />

der Leugnung von Prophetie als Zukunftsvoraussage, die<br />

den eigenen Zeithorizont übersteigt, wird auch dort als Datierungshilfe<br />

genommen. Diese Bücher oder Teile davon, werden<br />

nach den Ereignissen datiert, die sie voraussagen.<br />

Prophetische Mahnung <strong>und</strong> Zuspruch<br />

„Welches ist der heutige Zustand der Welt? Wird nicht<br />

der Glaube der Bibel durch höhere Kritik <strong>und</strong> Spekulation<br />

ebenso wirksam zerstört wie es durch Überlieferung <strong>und</strong><br />

Rabbinismus zurzeit Jesu geschah?“ (E.G. White, THE<br />

MINISTRY OF HEALING, Seite 142)<br />

Philosophische Spekulationen <strong>und</strong> wissenschaftliche Forschung,<br />

in der Gott nicht anerkannt wird, macht Tausende zu<br />

Skeptikern. In heutigen Schulen werden Schlussfolgerungen,<br />

die Gelehrte als Ergebnis ihrer wissenschaftlichen Untersuchung<br />

gezogen haben, gründlich gelehrt <strong>und</strong> vollständig erklärt;<br />

während der deutliche Eindruck erweckt wird: Wenn diese<br />

Gelehrten recht haben, kann die Bibel nicht recht haben. Skeptizismus<br />

(Zweifelsgeist) ist anziehend für den menschlichen<br />

Geist. Die Jugend sieht darin eine Unabhängigkeit, welche<br />

die Geistesvorstellung gefangen nimmt, <strong>und</strong> sie getäuscht<br />

werden. Satan triumphiert.<br />

35


„Er hegt jedes Samenkorn des Zweifels, das in junge Herzen<br />

gesät wird. Er lässt es wachsen <strong>und</strong> Frucht tragen,<br />

<strong>und</strong> alsbald wird eine reiche Ernte des Unglaubens eingebracht.<br />

Weil das menschliche Herz zum Bösen neigt, deshalb<br />

ist es so gefährlich, die Saat des Skeptizismus (des<br />

Zweifelsgeistes) in die Gedanken Jugendlicher zu säen.<br />

Was immer den Glauben an Gott schwächt, raubt der Seele<br />

die Kraft, Versuchungen zu widerstehen. Es beseitigt<br />

den einzigen Schutz(wall) gegen Sünde. Wir benötigen<br />

Schulen, in denen Jugendliche gelehrt werden, dass Größe<br />

darin besteht, Gott dadurch zu ehren, dass sein Charakter<br />

im täglichen Leben sichtbar wird. Durch sein Wort<br />

<strong>und</strong> <strong>seine</strong> Werke müssen wir von Gott lernen, damit unser<br />

Leben Gottes Zielsetzung entspricht.“ (E.G. White, THE<br />

MINISTRY OF HEALING, Seiten 439-440)<br />

„Aus der Erfahrung Elias während jener Tage der Entmutigung<br />

<strong>und</strong> augenscheinlicher Niederlage sind viele Lehren<br />

zu ziehen, Lehren, die für Diener Gottes in dieser Zeit<br />

von unschätzbarem Wert sind, gekennzeichnet durch ein<br />

allgemeines Abweichen von Recht. <strong>Der</strong> Abfall, der heutzutage<br />

vorherrscht, ist dem ähnlich, der zurzeit des Propheten<br />

(Elia) sich in Israel verbreitete. In der Erhebung<br />

des Menschlichen über das Göttliche, in der Verehrung<br />

volkstümlicher Leiter, in der Anbetung des Mammon, <strong>und</strong><br />

in der Erhebung der Wissenschaft über die Wahrheit der<br />

Offenbarung, folgen heute die Massen dem Baal.“ (E. G.<br />

White, Prophets and Kings, Seite 170).<br />

„Und desto fester haben wir das prophetische Wort, <strong>und</strong><br />

ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht,<br />

das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche<br />

<strong>und</strong> der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und<br />

das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in<br />

der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist<br />

noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht<br />

worden, sondern getrieben vom Heiligen<br />

Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.“ (2. Pt.<br />

1:19-21, LB 1984)<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Es wurde festgestellt, dass Christus sogar die Einzelheiten<br />

der Zerstörung Jerusalems vorausgesagt hat, einschließlich<br />

der dazu hinführenden Begleitumstände als Zeichen<br />

des nahenden Endes der heiligen Stadt. Seine prophetische<br />

Rede von der Zerstörung Jerusalems mit jenen dazugehörigen,<br />

ankündigenden Zeichen bilden eine symbolische<br />

Kleindarstellung der Zerstörung der alten, ganz <strong>und</strong> gar in<br />

Sünde verstrickten Welt, verb<strong>und</strong>en mit der Wiederkunft Jesu<br />

<strong>und</strong> einer Neuschöpfung.<br />

(4) Christus empfindet tiefstes Mitgefühl über dem<br />

Verderben <strong>und</strong> dem Elend, das die Juden bei der Zerstörung<br />

ihrer heiligen Stadt erwartet. Von eben diesem Mitgefühl sind<br />

<strong>seine</strong> Worte an <strong>seine</strong> Gemeinde getragen, die in dieser Stadt<br />

durch den Belagerungsring der Römer eingeschlossen sein<br />

werden. Im Hinblick auf die Prophetie Daniels vom „Gräuel<br />

der Verwüstung“ aber gibt Christus <strong>seine</strong>r Gemeinde ein<br />

Fluchtsignal. In dem ganz <strong>und</strong> gar unnötigen <strong>und</strong> unerwarteten<br />

Rückzug der Römer durch den Feldherrn Cestius wird ihr Weg<br />

frei zur Flucht nach Pella, während die Juden in einer<br />

Vernichtungsschlacht den Römern folgen <strong>und</strong> diese fast<br />

aufreiben. Als Titus später die Belagerung wieder aufnimmt,<br />

eilt die Stadt ihrem Untergang <strong>und</strong> damit der Erfüllung der<br />

Prophetie Jesu zu.<br />

(5) <strong>Der</strong> jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus<br />

schildert die völlige Zerstörung der Stadt <strong>und</strong> des Tempels<br />

durch Feuer, bis hin zum Schleifen der Stadt. Die Schuld am<br />

Untergang dieser Stadt gibt Josephus dem halsstarrigen<br />

Verhalten <strong>seine</strong>r Volks- <strong>und</strong> Zeitgenossen.<br />

(6) Das Erbarmen Christi über Juden wie Christen in dieser<br />

Stadt erinnert an die Worte Jesu: „Und ich, wenn ich erhöht<br />

werde von der Erde, will ich sie alle zu mir ziehen.“ (Joh.<br />

12:32 LB 1984) Das Kreuz will sie alle durch die Barmherzigkeit<br />

Gottes nahe ans Vaterherz bringen.<br />

Fußnoten:<br />

(1) Flavius Josephus, Geschichte des Jüdischen Krieges,<br />

Buch VI, Kapitel 4, Abschnitt 5.<br />

(2) Josephus, Buch VI, Kapitel 5, Abschnitt 2.<br />

(3) Josephus, Buch VI, Kapitel 6, Abschnitt 3.<br />

(4) Josephus, Buch VI, Kapitel 8, Abschnitt 1.<br />

(5) Josephus, Buch VI, Kapitel 8, Abschnitt 4.<br />

(6) Eusebius, Hist. Eccl. III 5, zitiert in Josephus, Buch VI,<br />

Kapitel 9, Abschnitt 3, Fußnote 1.<br />

(7) Josephus, Buch II, Kapitel 19, Abschnitt 7.<br />

(8) Josephus, Buch II, Kapitel 19, Abschnitte 8-9.<br />

(9) Josephus, Buch VI, Kapitel 9, Abschnitt 1.<br />

(10) Josephus, Buch VI, Kapitel 9, Abschnitt 3.<br />

(11) Josephus, Buch VI, Kapitel 9, Abschnitt 4.<br />

Sabbatanfang:<br />

20.19 Uhr<br />

(2) Die Leugnung der Fähigkeit prophetischen Redens, das<br />

über den Zeithorizont Jesu hinausgeht, führt auch zu einer<br />

Leugnung der prophetischen Voraussage <strong>seine</strong>r Wiederkunft<br />

in Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit, denn die prophetische Rede Jesu<br />

von der Zerstörung Jerusalems <strong>und</strong> des Endes der Welt gipfelt<br />

in der Voraussage <strong>seine</strong>r Wiederkunft in Macht <strong>und</strong> Herrlichkeit<br />

(Mt. 25:31-46)<br />

(3) Die Leugnung dieser prophetischen Fähigkeit Jesu führt<br />

auch dazu, dass das Herrenmahl bedeutungslos wird, denn<br />

es blickt auf den Kreuzestod Jesu zurück in die Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> voraus in die Zukunft auf <strong>seine</strong> Wiederkunft. Die Leugnung<br />

der prophetischen Qualität Jesu beraubt das Abendmahl<br />

dieses eschatologischen (endgeschichtlichen) Ausblicks.<br />

36


<strong>Lektion</strong> 9 29. August - 4. September <strong>2010</strong><br />

Entstehung <strong>und</strong> Befreiung von Sucht<br />

Schriftabschnitte: Verführung <strong>und</strong> Versuchung: 1. Mose<br />

3:6; 2. Mose 20:17; 1. Kor. 10:11-13; 2. Pt. 2:9; Rettungsanker:<br />

(A) Verheißungen - Joh. 8:32; Lk. 4:18; Jes. 43:2; (B)<br />

Glaube - Heb. 12:2; Joh. 6:29; (C) Hoffnung - Römer 8:4-5;<br />

Eph. 1:18; Eph. 4:4; Kraft - Jes. 40:29-31; Phil. 3:10; (D)<br />

einander helfen: Gal. 6:1-2.<br />

Merkvers: „Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.“<br />

(Römer 5:5a, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau <strong>und</strong> Vertiefung<br />

Glaubensprüfung durch Prophetie<br />

Die Belagerungsvoraussage<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurden die Voraussagen Jesu über die<br />

Zerstörung Jerusalems betrachtet. Kein Stein sollte auf dem<br />

anderen bleiben (Mt. 24:1-2; Mk. 13:1-2; Lk. 19:44; 21:5-6),<br />

die Stadt sollte verbrannt (Mt. 22:7) <strong>und</strong> Jerusalem von einem<br />

Heer belagert werden(Lk. 21:20). Die Feinde würden einen<br />

Belagerungswall aufwerfen <strong>und</strong> die Stadt ringsum von allen<br />

Seiten belagern (Lk. 19:43).<br />

Christus verweist auf eine Prophetie Daniels vom Gräuel der<br />

Verwüstung an der heiligen Städte - was im Lukasevangelium<br />

als Belagerung eines feindlichen Heeres erscheint (Mt. 24:15;<br />

Lk. 21:20-21). Wer das liest, soll darauf achten. Sodann rät<br />

Christus angesichts der sich dann erfüllenden Prophetie zur<br />

Flucht (Lk. 21:21; Mt. 24:16-20; Mk. 13:14-18).<br />

Zum Zeitpunkt der Voraussage Jesu über diese künftigen Ereignisse,<br />

war noch nicht klar, wie dies geschehen soll. Im<br />

Bericht des Lukas wird Jerusalem von einem Heer belagert<br />

<strong>und</strong> dann verwüstet (Lk. 21:20). Zuvor hatte Christus gesagt:<br />

„Denn es werden Tage über dich (Jerusalem) kommen,<br />

da werden deine Feinde dir einen Palisadenswall aufwerfen,<br />

<strong>und</strong> sie werden dich ringsum einschließen, <strong>und</strong> sie<br />

werden dich von allen Seiten bedrängen.“ (Lk. 19:43, Eigenübersetzg.)<br />

Angesichts dieses Belagerungszustandes, bei dem die Stadt<br />

ringsum im Würgegriff der Römer eingeschlossen ist, dass<br />

keine Maus aus Jerusalem herauszukommen in der Lage ist,<br />

wird nach dem Lukasevangelium der prophetische Rat erteilt<br />

zu entfliehen: „Alsdann, wer in Judäa ist, fliehe ins Gebirge,<br />

<strong>und</strong> wer in der Stadt ist, gehe hinaus…“ (Lk. 21:22-21,<br />

LB 1984).<br />

Das Rätsel des Fluchtsignals<br />

Prophetie übersteigt den Verstand, denn ein Signal zur Flucht<br />

erscheint als Widerspruch in sich, als Rätsel. Prophetie erklärt<br />

nicht alles, lässt manches offen, was im Glauben <strong>und</strong><br />

Vertrauen anzunehmen ist. Die Beziehung zur Prophetie ist<br />

keine Buchstabenbeziehung. Es geht um den, der hinter der<br />

Prophetie steht: der Prophet, hier ist es Christus, der hinter<br />

<strong>seine</strong>r Prophetie steht. Die mit den Juden eingeschlossene<br />

Gemeinde Jesu mag sich gefragt haben, wie denn der prophetischen<br />

Rat Jesu in dieser ausweglosen Lage umzusetzen<br />

sei.<br />

Des Rätsels Lösung<br />

Und dann war es soweit: Unter dem Feldherrn Cestius hatten<br />

die Römer schon das Tor untergraben, bald sollte die Stadt<br />

eingenommen werden. Wie sollte denn da eine Flucht aus<br />

dieser Umklammerung vorgenommen werden?<br />

Da geschah es, dass Cestius aus unerklärlichem Gr<strong>und</strong> den<br />

Befehl zum Rückzug erteilte. Die Römer zogen ab. Die Juden<br />

verfolgten die Römer im Siegesrausch <strong>und</strong> rieben das römische<br />

Heer fast auf. Das war des Rätsels Lösung. Diese hatte<br />

Christus ihnen vorher nicht mitgeteilt. Es galt, <strong>seine</strong>m prophetischen<br />

Wort zu vertrauen. „Weg hast du aller Wege, an Mitteln<br />

fehlt dir´ nicht!“, so sagt es der Liederdichter.<br />

Es gilt, der Prophetie deshalb zu vertrauen, weil Christus<br />

dahinter steht. Er ist es, der auch alle alttestamentlichen Propheten<br />

inspiriert hat <strong>und</strong> hinter den Propheten steht (1. Pt.<br />

1:10-12; vgl. 2. Pt. 1:19-21).<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> befassen wir uns mit der Versuchung <strong>und</strong><br />

Verführung, welche in die Sucht hineinführt. Die frohe Botschaft,<br />

das Evangelium aber weiß einen Ausweg, der anschließend<br />

behandelt wird.<br />

Besinnungsfrage: Inwiefern ist die Prophetie Jesu im Hinblick<br />

auf die Flucht aus Jerusalem eine Glaubensprüfung für<br />

<strong>seine</strong> Gemeinde gewesen? Inwiefern kann es auch heute so<br />

sein?<br />

Antworten:<br />

Nach dem Matthäusevangelium ergeht die Aufforderung zur<br />

Flucht mit dem Signal, dass der Feind, der Gräuel der Verwüstung,<br />

an der heiligen Stätte steht (Mt. 24:15-20), so auch<br />

bei Markus (Mk 13:14-18). Bei Lukas aber ist der Gräuel der<br />

Verwüstung das Römerheer, welches einen Palisadenwall<br />

rings um die Stadt errichtet hat, die Bewohner sind eingesperrt<br />

wie in einem Gefängnis. Und das soll das Fluchtsignal sein?<br />

37


MONTAG<br />

Einkaufsversuchung heute<br />

Allgemein<br />

Wie in der Versuchung bei Eva, ist auch heute noch das Auge<br />

nicht nur ein Wahrnehmungsorgan, sondern auch ein Begehrungsorgan,<br />

das Dinge vor sich sieht <strong>und</strong> haben will. In den<br />

zehn Geboten werden wir gewarnt, nicht zu begehren (2. Mose<br />

20:17; vgl. Mt. 5:27-28). Das Auge, sagt man im Volksm<strong>und</strong>,<br />

ist größer als der Magen. Und weil das Auge eine so große<br />

Rolle des Begehrens spielt, werden wir mit einer Flut von Reklame<br />

<strong>und</strong> Katalogen zugedeckt, die unsere Briefkästen verstopfen<br />

<strong>und</strong> ins Haus fluten. Während es zu früheren Zeiten<br />

in „Tante Emmaläden“ recht nüchtern zuging, man kaufte, was<br />

auf dem Zettel stand <strong>und</strong> verließ nach einem Plausch den<br />

Laden.<br />

Kauf einer Schachtel Streichhölzer<br />

Heute ist alles auf „Selbstbedienung“ angelegt. Hat man früher<br />

der Tante Emma gesagt: „Bitte eine Schachtel Streichhölzer!“,<br />

bekam man die sofort. Heute geht man in einen Supermarkt<br />

auf Suche nach einer solchen Schachtel Streichhölzer,<br />

irrt durch unzählige Gänge, schaut nach rechts <strong>und</strong> links, tritt<br />

hierhin <strong>und</strong> dahin, bleibt hier stehen <strong>und</strong> dort stehen, packt<br />

dies noch ein <strong>und</strong> jenes noch. Wenn ich da nur eine Schachtel<br />

Streichhölzer in den geräumigen Einkaufswagen lege, denken<br />

andere: „<strong>Der</strong> hat wohl kein Geld <strong>und</strong> kann sich nichts leisten.“<br />

Also einpacken: Zwei Kisten Bier aus der Edelbrauerei<br />

für die Fußballweltmeisterschaft. Knabbergebäck nicht vergessen!<br />

Für den kleinen Hunger 3 Tafeln Edelschokolade. Die<br />

Käseabteilung - den Edelpilz mitnehmen. Die Fleischabteilung:<br />

„Bitte eine Leberwurst“. Die Gefriertruhe: Drei Pizzen mit Salami<br />

hinein. Einen Packen Müsliriegel zur Zwischenmahlzeit.<br />

Schokomüsli. Müsli ist ges<strong>und</strong>. <strong>Der</strong> Linksaußen von Borussia<br />

isst die auch. Deshalb ist der so ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> schießt so viel<br />

Tore!<br />

Die Technikabteilung - ein neues Computerspiel: „Kampf der<br />

Gladiatoren!“. Da kann man selbst mitkämpfen. Toll! Jetzt ist<br />

der Einkaufswagen voll, wie die anderen Einkaufswägen auch.<br />

Kann sich sehen lassen. Den ganzen Supermarkt will man<br />

aber auch nicht leer kaufen. Die anderen wollen ja auch noch<br />

was haben. Zur Kasse. Die Chipkarte. Wird vom Konto abgebucht.<br />

Wie viel mag noch drauf sein? Egal. Hab` Überziehung.<br />

Ach, ich wollte doch eine Schachtel Streichhölzer haben.<br />

Die hole ich nächstes Mal.<br />

Besinnungsfragen: (1) Wie kommt es, dass der Mann kauft,<br />

was er zu kaufen gar nicht beabsichtigt hat? (2) Was ist eine<br />

Sucht? (3) Wie kann eine Einkaufssucht entstehen? (4) Wie<br />

könnte eine solche von vorn herein vermieden werden?<br />

Antworten:<br />

Im nächsten Abschnitt betrachten wir die Mittel, die zur Einkaufssucht<br />

<strong>und</strong> damit zu aller Sucht führen können.<br />

DIENSTAG<br />

Die Verführungstechnik im Supermarkt<br />

Das Ziel<br />

Markforschung befasst sich bei enormem Technikaufwand mit<br />

Verhaltensforschung von K<strong>und</strong>en. Sie sollen angeblich die<br />

Waren besser finden können. Es liegt aber auf der Hand, dass<br />

der eigentliche Zweck dieses Aufwands der ist, K<strong>und</strong>en dazu<br />

anzureizen, mehr zu kaufen als das, was auf ihrem Zettel steht.<br />

Und die nichts aufgeschrieben haben, sollen dazu gebracht<br />

werden, von den Angeboten recht viel in den Einkaufswagen<br />

einzupacken. Entsprechend werden die Verkaufsgänge <strong>und</strong><br />

die Aufmachung in den Regalen angeordnet. Das eigentliche<br />

Ziel dieses Aufwands besteht darin, die Umsätze zu steigern.<br />

Virtuelle Hochleistungstechnik<br />

In England kann man jeden Supermarkt im Computer nachbauen,<br />

mit all den Gängen, Regalen <strong>und</strong> Einlagen. Versuchspersonen<br />

werden virtuell, das heißt auf dem Computerbildschirm,<br />

durch die vielen Gänge eines Supermarktes geschickt<br />

<strong>und</strong> wähnen sich wirklich in einem Supermarkt mit Einkaufswagen<br />

unterwegs. Jeder Blick nach rechts <strong>und</strong> links wird mit<br />

Farbblitzen registriert. Wohin der K<strong>und</strong>e blickt, auf welches<br />

Regal, auf welches Produkt: alles wird mit blitzartigen Pfeilen<br />

sichtbar. Kein Augenzucken entgeht der Technik. Wo bewegt<br />

sich der K<strong>und</strong>e, wo bleibt er stehen: alles wird genauestens<br />

festgehalten. Präzise wird das Verhalten von K<strong>und</strong>en auf ihrem<br />

Weg durch die Gänge, vorbei an Regalen, ausgewertet.<br />

Entsprechende Verbesserungen <strong>und</strong> Umgestaltungen von<br />

Gängen <strong>und</strong> Waren, Leuchteffekten oder Musikauswahl werden<br />

umgesetzt. Alles zum Wohl des K<strong>und</strong>en. <strong>Der</strong> soll sich wie<br />

zu Hause fühlen.<br />

<strong>Der</strong> K<strong>und</strong>en-Kontrollgang<br />

In einer Sendung wurde gezeigt, wie ein Marktforscher einer<br />

K<strong>und</strong>in, angeblich mit deren Einverständnis, in gebührendem<br />

Abstand folgt. Als wäre er mit der Registrierung irgendwelcher<br />

Waren an den Regalen beschäftigt, hält er ein elektronisches<br />

Tablett <strong>und</strong> einen elektronischen Stift in <strong>seine</strong>r Hand.<br />

Er blickt hier hin <strong>und</strong> dort hin, gibt sich den Anschein, als würde<br />

er Waren registrieren, beobachtet aber aus dem Augenwinkel,<br />

damit andere <strong>seine</strong>n Kontrollgang nicht bemerken,<br />

wohin die K<strong>und</strong>in geht <strong>und</strong> wo stehen bleibt. Dabei setzt er<br />

Punkte auf die elektronische Skizze, die alle Wandelgänge<br />

aufgezeichnet hat. <strong>Der</strong> Gang der K<strong>und</strong>ig wird mit Punkten auf<br />

diesem elektronischen Tablett aufgezeichnet, festgehalten <strong>und</strong><br />

hinterher im Labor genau ausgewertet.<br />

Die Verführungsatmosphäre<br />

38<br />

Besondere Beleuchtung lässt die Äpfel erstrahlen <strong>und</strong> glänzen,<br />

als seien sie gerade im Paradies gepflückt worden <strong>und</strong><br />

von dort soeben eingetroffen. Exotische Lampen wie im Wohnzimmer<br />

sind Blickfang, damit der K<strong>und</strong>e stehen bleibt <strong>und</strong> sich<br />

das angestrahlte Weinsortiment anschaut. Sanfte Musik verwandelt<br />

den Supermarkt in ein Wohlfühlstudio <strong>und</strong> lädt zum<br />

langen Verweilen ein, denn je länger der K<strong>und</strong>e im Geschäft<br />

ist, desto mehr sieht er, denn das verweilende Auge des K<strong>und</strong>en<br />

ist enorm wichtig. Ehe der K<strong>und</strong>e den Supermarkt betritt,<br />

kommt er meist aus einer Stresssituation <strong>und</strong> hat keine Zeit.


Gleich von Anbeginn soll er dazu gebracht werden, <strong>seine</strong>n<br />

„Laufschritt“ in einen „Verweilschritt“ zurückzuschalten, damit<br />

für das so wichtige Auge Zeit bleibt, die unzähligen Angebote<br />

zu betrachten <strong>und</strong> auszuwählen. Er soll möglichst mehr kaufen<br />

als er ursprünglich vorhatte. Manche fangen das Eiltempo<br />

des K<strong>und</strong>en gleich am Anfang mit der Obst <strong>und</strong> Gemüseabteilung<br />

ab, denn das braucht fast jeder Haushalt. Da bleibt<br />

man erst mal stehen, um dann gemächlich, hier <strong>und</strong> dorthin<br />

blickend, weiterzuflanieren. Wohlfühlmusik, gedämpftes Licht,<br />

hier <strong>und</strong> da rotes oder auch blaues Licht mutet an, als sei<br />

man in einer heiligen Halle, in der man langsam <strong>und</strong> andächtig<br />

nach rechts <strong>und</strong> links schauend, bedächtig von einem Regal<br />

zum anderen im Schneckentempo sich vorwärts bewegt,<br />

den Einkaufswagen vor sich herschiebend, der sich allmählich<br />

füllt. <strong>Der</strong> K<strong>und</strong>e soll nicht mitrechnen. Gerechnet wird<br />

später an der Kasse.<br />

Fragen: (1) Mit welchem Ziel lassen Supermärkte Marktforschungsinstitute<br />

für sich arbeiten? Schildere Einzelheiten. (2)<br />

Mit welchen Mitteln soll dieses Ziel erreicht werden? Schildere<br />

Einzelheiten solcher Kaufswerbetechnik. (3) Wie kann man<br />

sich verhalten, um nicht <strong>Opfer</strong> einer solchen massiven Kaufbeeinflussung<br />

zu werden?<br />

Antworten:<br />

es noch mal wiederholt, <strong>und</strong> noch einmal <strong>und</strong> noch einmal.<br />

Die neue Gewohnheit ist jetzt im Netzwerk des Gehirns<br />

fest registriert <strong>und</strong> gespeichert. Wir sind abhängig oder<br />

süchtig geworden: Kaufsüchtig.<br />

Hirn <strong>und</strong> Hand<br />

Bei der Sucht spiegelt das Sichtbare das Unsichtbare wieder<br />

<strong>und</strong> das Unsichtbare das Sichtbare. Das heißt: Die sichtbare<br />

Kaufgewohnheit spiegelt wieder, was im Gehirn registriert ist.<br />

Was im Gehirn unsichtbar registriert ist, spiegelt wieder, was<br />

in der Gewohnheit sichtbar wird. Das eine bedingt das andere.<br />

Das eine ist vom anderen ebenso untrennbar wie Himmel<br />

<strong>und</strong> Erde. Hirn <strong>und</strong> Hand bedingen einander <strong>und</strong> sind eine<br />

Einheit. Von dieser ganzheitlichen Sicht ist es gleich, ob in<br />

der Apokalypse des Johannes die Anhänger des Antichristen<br />

<strong>und</strong> des falschen Propheten ihr Malzeichen an ihre rechte Hand<br />

oder an ihre Stirn annehmen. Das Malzeichen an der Hand<br />

symbolisiert die Handlung. Diese wird im Gehirn registriert <strong>und</strong><br />

wird zur Gewohnheit. Wer das Malzeichen an der Stirn annimmt,<br />

nimmt es in <strong>seine</strong>r Gesinnung an, die registriert wird.<br />

Was im Gehirn registriert ist, manifestiert sich in Handlungs-<br />

Gewohnheiten. Daher ist es egal, wo solche ihr Malzeichen<br />

setzen: an ihrer Stirn oder an ihrer rechten Hand (Offb. 13:16).<br />

Kaufsucht <strong>und</strong> andere Süchte<br />

In unserem Gehirnzellen-Netzwerk sind ganze Gedankenautobahnen<br />

registriert <strong>und</strong> programmiert. Die Autos, die darauf<br />

fahren, sind die Gewohnheiten, in unserem Fall ist es die Kaufsucht.<br />

Verhalten <strong>und</strong> Gesinnung sind aufeinander bezogen <strong>und</strong><br />

miteinander untrennbar verb<strong>und</strong>en. Es gibt unzählige Arten<br />

von Sucht, die Abhängigkeit beinhalten: Esssucht, Drogensucht,<br />

Alkoholsucht, Rauchersucht, Streitsucht, Arbeitssucht,<br />

Nörgelsucht, Fernsehsucht, Glücksspielsucht, Ehrsucht, Gewinnsucht,<br />

Beifallssucht, <strong>und</strong> andere Süchte. Wie die Entstehung<br />

der Kaufsucht oben beschrieben wird, so geschieht<br />

es auch im Prinzip bei jeder anderen Sucht.<br />

MITTWOCH<br />

Wechselwirkung von Gehirn <strong>und</strong> Gewohnheit<br />

Manipulierung des Gehirns<br />

Die Aufmachung der Packung, die Atmosphäre, die Musik:<br />

alles soll das sonst nüchterne Denken des K<strong>und</strong>en gefangen<br />

nehmen <strong>und</strong>, wenn möglich, ausblenden. Ob wir´s wahr haben<br />

wollen oder nicht: Es erfolgt ein Angriff auf unser<br />

Gehirn, auf unser Denken, denn das ist der Sitz unserer<br />

Entscheidungen. Das Gehirn soll erobert werden. Und wir<br />

sollen dazu gebracht werden, uns zu entscheiden, das zu<br />

kaufen, was wir gar nicht eingeplant haben. Wir können<br />

das auch als „Verführung“ <strong>und</strong> „Versuchung“ bezeichnen.<br />

Entstehung von Sucht<br />

Es werden Impulse zum Gehirn gesendet: Wohlfühlimpulse,<br />

Habenwollen-Impulse. Die Kaufentscheidung wird per Impuls<br />

an das Nervennetzwerk des Gehirns gesendet. Eine neue<br />

Entscheidung wird dort registriert. Dem folgt eine neue Erfahrung:<br />

die neue Einkaufserfahrung wird registriert. Wohfühl-<br />

Impulse werden gesendet: die Stimmung ist gehoben. <strong>Der</strong><br />

Einkauf schafft Freude, Einkaufsfreude. Selbstbelohnung befriedigt<br />

fehlende Anerkennung: „Man hat ja sonst nichts vom<br />

Leben <strong>und</strong> gönnt sich mal was.“ Und weil das so gut war, wird<br />

Ausschaltung des Wächterzentrums<br />

Professionelle Einbrecher schalten zuerst die Alarmanlage<br />

eines Hauses aus, ehe sie einsteigen. Bei der Verführung<br />

wird das Zentrum unseres Lebens ausgeschaltet: das<br />

Gehirn. Verführungstechniken legen die dreifache Alarmanlage<br />

unseres Gehirnzentrums lahm: Verstand, Wille <strong>und</strong><br />

Gewissen. <strong>Der</strong> Süchtige ist der Freiheit <strong>seine</strong>s Handelns beraubt.<br />

Er ist in <strong>seine</strong>n Gewohnheiten gefangen, die in <strong>seine</strong>m<br />

Netzwerk des Gehirns einprogrammiert sind. Es ist eine Gefangenschaft<br />

in Denk- <strong>und</strong> Handlungsgewohnheiten.<br />

Vorhaltungen unangebracht<br />

Völlig fehl am Platz sind Vorhaltungen <strong>und</strong> Besserwisserei.<br />

All dies würde die Bitterkeit des Betroffenen nur noch vertiefen.<br />

Auf Vorwürfe würde er sich erst recht verteidigen <strong>und</strong> <strong>seine</strong><br />

Gewohnheiten verteidigen <strong>und</strong> sich darin versteifen. Wir<br />

würden ein solches <strong>Opfer</strong> von Versuchungen nur noch tiefer<br />

in die Fänge von Versuchung treiben. Im nächsten Abschnitt<br />

wollen wir den Ausweg aus der Sucht aufzeigen.<br />

Fragen: (1) Wie entsteht eine Sucht? (2) Welche Rolle spielen<br />

Gesinnung <strong>und</strong> Gewohnheit, Gehirn <strong>und</strong> Hand in ihrem<br />

Zusammenspiel? (3) Warum sind Vorwürfe bei einem Süchtigen<br />

fehl am Platz?<br />

39


Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Gottgegebene Rettungsanker<br />

Die freie Entscheidung<br />

Die Sucht hat mit einer Entscheidung begonnen, die im Gehirn<br />

registriert worden ist. Ebenso beginnt der Ausstieg aus<br />

der Sucht mit einer Entscheidung. Die freie Entscheidung hat<br />

Gott uns gegeben. Es ist eines der Werkzeuge, von denen<br />

Gott erwartet, dass wir sie anwenden. Wären wir Roboter,<br />

hätten wir keine Entscheidungsmöglichkeit. Wir wären in einer<br />

Sucht unrettbar gefangen, ohne Möglichkeit auszusteigen.<br />

Nun aber dürfen wir uns entscheiden. Wir entscheiden uns<br />

dafür: „Ich will aus der Sucht aussteigen.“ Gott schafft das<br />

Wollen <strong>und</strong> auch das Vollbringen nach <strong>seine</strong>m Wohlgefallen<br />

(Phil. 2:13). Durch das Werben <strong>und</strong> Wirken des Heiligen Geistes<br />

macht er uns willig, willig zu sein. dann treffen wir eine<br />

solche Entscheidung. Diese neue Entscheidung wird als neue<br />

Entscheidung sofort im Gehirn als etwas Neues registriert.<br />

Das Gehirn ist keine starre, unveränderliche Stahl- <strong>und</strong><br />

Betonkonstruktion, sondern eine veränderbare Größe,<br />

sonst wäre eine Erneuerung der Gesinnung nicht möglich<br />

(vgl. Römer 12:2).<br />

Die Verheißung<br />

Ein weiterer Anker aus Gottes Hand ist die Verheißung: „Wen<br />

der Sohn frei macht, den macht er recht frei.“ (Joh. 8:36).<br />

Unser Blick auf die Verheißung wird im Gehirn registriert. „Wen<br />

der Sohn frei macht, den macht er recht frei“, ist kein Satz als<br />

Buchstabenbeziehung. Es kommt auf den an, der dahinter<br />

steht: <strong>Der</strong> Sohn Gottes, der Retter aus dem Suchtverhalten in<br />

Sünde. Das schafft eine neue Beziehung. Das Gehirn registriert<br />

diese neue Beziehung als neue Erfahrung. Diese neue<br />

Erfahrung nimmt die Stelle der bisherigen Suchterfahrung ein.<br />

Das suchtprogrammierte Gehirn wird neu programmiert, wird<br />

erneuert. Mit unsichtbaren Händen programmiert Christus, der<br />

Schöpfer, eine neue Gesinnung in uns, schafft sie neu: „Und<br />

ich will euch ein neues Herz <strong>und</strong> einen neuen Geist in euch<br />

geben <strong>und</strong> will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen<br />

<strong>und</strong> will euch ein fleischernes Herz geben. Und<br />

ich will meinen Geist in euch geben <strong>und</strong> will solche Leute<br />

aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln <strong>und</strong><br />

meine Rechte halten <strong>und</strong> danach tun.“ (Hes. 36:26-27, LB<br />

1984)<br />

So entsteht eine neue Erfahrung <strong>und</strong> eine neue Gewohnheit,<br />

die Gott wohlgefällig ist.<br />

<strong>Der</strong> Glaube<br />

Ein dritter Anker aus Gottes Hand bei der Rekonstruktion unserer<br />

Gesinnung <strong>und</strong> Ausstieg aus einer Sucht ist der Glaube.<br />

Christus ist der Anfänger <strong>und</strong> Vollender des Glaubens (Heb.<br />

12:2). Zudem ist es das Werk Gottes, das wir glauben (Joh.<br />

6:29). Mit Hilfe dieses Glaubens ergreifen wir die Verheißung<br />

<strong>und</strong> nehmen sie als Gottes Verheißungswort in Anspruch. Es<br />

entstehen <strong>und</strong> verfestigen sich das Vertrauen <strong>und</strong> der Glaube<br />

an Christus. Eine neue Erfahrung bahnt sich an. Statt der alten<br />

Suchterfahrung bahnt sich eine Glaubenserfahrung mit<br />

Christus an. Diese neue Erfahrung wird im Gehirn registriert.<br />

Das Gehirn mit <strong>seine</strong>n Milliarden Gehirnzellen ist keine<br />

unveränderliche Betonkonstruktion. Wir haben keinen<br />

„Betonkopf“! Vielmehr ist das Gehirn eine stets veränderbare<br />

Größe. Wäre dies nicht so, dann hätten Johannes<br />

der Täufer, Christus <strong>und</strong> die Apostel die frohe Botschaft<br />

von der Änderung der Gesinnung nicht verkündigen können<br />

(Mt. 3:2: 4:17; Apg. 2:38; 3:19; Römer 12:2). Die Aufforderung<br />

„Buße zu tun“ beinhaltet die vom Heiligen Geist gewirkte<br />

Änderung der Gesinnung >metanoia


erneuert werden. Dies setzt tägliche, erneuerte Hingabe<br />

an Christus voraus, sonst kann es zu einem Rückfall in<br />

alte Süchte kommen.<br />

Fragen: (1) Welche vier Rettungsanker befreien aus einer<br />

Suchtgewohnheit? (2) Warum würden die drei Rettungsanker<br />

ohne das letzte nicht ausreichen, um aus Suchtverhalten zu<br />

befreien? (3) Welcher Schritt nach Römer 12:1-2 ist notwendig,<br />

um nicht wieder rückfällig zu werden?<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Anhand von Werbemaßnahmen der Marktforschungsinstitute<br />

wurde aufgezeigt, dass diese Kaufverführungstechniken<br />

dazu angelegt sind, am Gefühl anzuknüpfen <strong>und</strong> dabei<br />

Verstand, Wille <strong>und</strong> warnendes Gewissen zu beschwichtigen,<br />

in den Hintergr<strong>und</strong> treten zu lassen, oder ganz auszuschalten,<br />

um uns zum Kauf dessen zu verführen, was wir eigentlich<br />

gar nicht zu kaufen beabsichtigt haben. Dieses Verführungsprinzip<br />

tritt bei allen Arten der Sucht auf.<br />

(2) Kaufsucht <strong>und</strong> jede andere Sucht entsteht durch eine<br />

neue Entscheidung, die im Gehirn registriert wird. Damit ist<br />

eine neue Erfahrung verb<strong>und</strong>en, die ebenfalls im Gehirn registriert<br />

<strong>und</strong> einprogrammiert wird. Die neue Erfahrung besteht<br />

in einem Hochgefühl (Euphorie), die auf Wiederholung drängt.<br />

Ein neue Abhängigkeit oder Sucht ist entstanden.<br />

(3) Die sichtbare Suchtgewohnheit ist ein Spiegelbild der<br />

neu erfolgten Einprogrammierung im Netzwerk der Gehirnzellen.<br />

Anders herum ist die unsichtbare Einprogrammierung im<br />

Gehirn ein Spiegelbild der sichtbaren Suchtgewohnheit. Das<br />

Sichtbare <strong>und</strong> das Unsichtbare sind untrennbar verb<strong>und</strong>en wie<br />

Himmel <strong>und</strong> Erde, Hirn <strong>und</strong> Hand.<br />

(4) Das Gehirn ist keine fest gefügte Betonkonstruktion,<br />

die einer Veränderung unfähig wäre. Weil das Gehirn aber<br />

eine veränderbare Größe ist, deshalb haben Johannes der<br />

Täufer, Christus <strong>und</strong> die Apostel die Veränderung der Gesinnung<br />

als ein Werk Gottes an uns verkündigt (Römer 12:1-2).<br />

(5) Aufgr<strong>und</strong> der Veränderbarkeit des Gehirns ist denn auch<br />

der Ausstieg aus der Sucht möglich. Gott schenkt uns hierzu<br />

Rettungsanker. Unser Teil besteht darin, sie anzunehmen:<br />

Verheißung, Glaube, Hoffnung <strong>und</strong> Kraft. Nehmen wir diese<br />

Anker an, so wird eine neue Verheißungserfahrung, eine neue<br />

Glaubenserfahrung, eine neue Hoffnungserfahrung <strong>und</strong> eine<br />

neue Krafterfahrung auf dem Wege von Impulsen zum Gehirn<br />

geleitet, dort registriert <strong>und</strong> neu programmiert. Unsere Gesinnung<br />

wird unter den unsichtbaren Händen Christi neu gestaltet<br />

<strong>und</strong> erneuert. Als Folge dieser erneuerten Gesinnung entstehen<br />

entsprechende neue Gewohnheiten, die Gott wohlgefällig<br />

sind. <strong>Der</strong> neue Lebensstil ist Folge einer neuen, veränderten<br />

Gesinnung.<br />

(6) Diese erneuerte Gesinnung mit den neuen Gewohnheiten<br />

bedarf täglicher Hingabe an Christus. Täglich aufs Neue<br />

muss die Gesinnung erneuert werden, denn wir leben in einer<br />

Welt der Sünde, der Verführung <strong>und</strong> Versuchung <strong>und</strong> werden<br />

täglich erneut angefochten. Ohne eine tägliche Erneuerung<br />

der Gesinnung <strong>und</strong> ohne tägliche Hingabe an Christus, fallen<br />

wir bald in alte Suchtgewohnheiten zurück.<br />

Sabbatanfang:<br />

20.04 Uhr<br />

41


<strong>Lektion</strong> 10 5. September - 11. September <strong>2010</strong><br />

Alkoholsucht<br />

Schriftabschnitte: 1. Mose 3:6; Spr. 23:29-35; 3.Mose<br />

Kap. 10; 3.Mose 9:23-24; 3.Mose 8:31; 5. Mose 33:8.10;<br />

Mal.2:7; 1. Pt. 2:9.<br />

Merkvers: „Sieh den Wein nicht an, wie er so rot ist<br />

<strong>und</strong> im Glase so schön steht: Er geht glatt ein, aber danach<br />

beißt er wie eine Schlange <strong>und</strong> sticht wie eine Otter. Da<br />

werden deine Augen seltsame Dinge sehen, <strong>und</strong> dein Herz<br />

wird Verkehrtes reden, <strong>und</strong> du wirst sein wie einer, der<br />

auf hoher See sich schlafen legt, <strong>und</strong> wie einer der oben<br />

im Mastkorb liegt.“ (Spr. 23:31-34, LB 1984)<br />

SONNTAG<br />

Vertiefung der vorigen <strong>Lektion</strong><br />

Entstehung <strong>und</strong> Wesen der Sucht<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurden Wesen <strong>und</strong> Entstehung der<br />

Sucht anhand der Kaufverführung in Spitzen-Supermärkten<br />

betrachtet. Das dabei auftretende Verführungsprinzip, aus dem<br />

ein Suchtverhalten entstehen kann, ist bei allen anderen Süchten,<br />

die namentlich genannt werden können, gleich.<br />

Verführung knüpft beim Auge an. Schon bei Eva hatte das<br />

Ansehen der Frucht zur verlockenden Begehrlichkeit geführt.<br />

<strong>Der</strong> Apostel Jakobus schildert den Werdegang von Verführung<br />

<strong>und</strong> Versuchung so: „Sondern ein jeder, der versucht<br />

wird, wird von <strong>seine</strong>n eigenen Begierden gereizt <strong>und</strong> gelockt.<br />

Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert<br />

sie die Sünde, die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, den<br />

Tod.“ (Jak. 1:14-15, LB 1984)<br />

Das Beispiel Achans<br />

Begierde <strong>und</strong> Gegenstand des Begehrens vereinen sich wie<br />

ein Ehepaar <strong>und</strong> gebären die Sünde. Sie ist das Kind von<br />

Begierde <strong>und</strong> Gegenstand des Begehrens. Dieser Werdegang<br />

wird aus den eigenen Worten Achans deutlich: „Ich sah unter<br />

der Beute einen babylonischen Mantel <strong>und</strong> zweih<strong>und</strong>ert<br />

Lot Silber <strong>und</strong> eine Stange von Gold, fünfzig Lot<br />

schwer, <strong>und</strong> danach gelüstete mich <strong>und</strong> ich nahm es. Und<br />

siehe, es ist verscharrt in der Erde in meinem Zelt <strong>und</strong><br />

das Silber darunter.“ (Josua 7:21, LB 1984) Betonung meine.<br />

Sehen, gelüsten, nehmen <strong>und</strong> verscharren, um aus diesem<br />

Reichtum eine gesicherte Zukunft zu gewährleisten. Achan<br />

ist fest verwurzelt in Tat <strong>und</strong> Gesinnung. Er hat sich abhängig<br />

oder süchtig gemacht in <strong>seine</strong>m ganzen Denken <strong>und</strong> Handeln.<br />

Er mag sich einen Weinberg kaufen, Angestellte für sich<br />

arbeiten lassen <strong>und</strong> gute Tage leben wollen. Das alles lässt<br />

sich fein säuberlich im Gehirn ausmalen. Achan ist <strong>und</strong> bleibt<br />

in Gesinnung <strong>und</strong> Vorhaben ein Gefangener <strong>seine</strong>r Tat <strong>und</strong><br />

<strong>seine</strong>r Gesinnung. Er will <strong>seine</strong> Zukunft absichern durch Sünde.<br />

Die hatte darin bestanden, sich an etwas zu vergreifen,<br />

das Gott verboten hatte (Josua 7:1).<br />

Achan verscharrte sein Diebesgut nicht nur in der Erde, sondern<br />

auch in <strong>seine</strong>n Gedanken. Auf Geheiß Gottes ließ Josua<br />

alle Stämme antreten, um aufgr<strong>und</strong> des Loses zu ergründen,<br />

welcher Stamm betroffen sei. Als der Stamm Juda getroffen<br />

war, wurden alle Geschlechter dieses Stammes geprüft. Da<br />

traf es das Geschlecht der Serachiter. In diesem Geschlecht<br />

wurde Sabdi vom Los getroffen. Dessen Familie wurde Mann<br />

für Mann mit dem Los konfrontiert, bis es Achan traf.<br />

Hatte er, geblendet durch <strong>seine</strong>n unlauter erworbenen Reichtum,<br />

gehofft, das Los würde an ihm vorübergehen, so dass er<br />

ungeschoren davonkäme? Aber das Los traf ihn. Nachdem<br />

nun bewiesen war, dass er der Täter war, durch dessen Sünde<br />

das Unglück über Israel gekommen war, bekannte er <strong>seine</strong><br />

Sünde. Viele Übeltäter bekennen nur das, was ihnen<br />

ohnehin nachgewiesen worden ist. Viele werden am Jüngsten<br />

Tag ihre Sünden bekennen, aber dann ist es zu spät. Die<br />

Gnadenzeit ist abgelaufen. Als Gott die Arche Noahs abgeschlossen<br />

hatte, viele Einlass begehrten <strong>und</strong> ihre Sünden<br />

bekannten, war es zu spät. Achan hatte vorher Gelegenheit<br />

gehabt, zu bereuen <strong>und</strong> sich von <strong>seine</strong>r Schuld reinigen zu<br />

lassen. Aber er ließ sich ganz <strong>und</strong> gar von <strong>seine</strong>r Sucht gefangen<br />

nehmen.<br />

Die Rettungsanker aus Sucht<br />

Jede Sucht, das haben wir in der vergangenen <strong>Lektion</strong> aufgezeigt,<br />

kann überw<strong>und</strong>en werden durch Rettungsanker, die Gott<br />

uns gegeben hat: (1) Die Entscheidung, die Befreiung in Christus<br />

anzunehmen. (2) <strong>Der</strong> Glaube <strong>und</strong> das Vertrauen in die<br />

Verheißung Gottes frei werden zu können. (3) Die Hoffnung,<br />

dass alles neu anfangen wird. (4) Die Kraft Christi, die aus<br />

dem Sumpf der Sucht befreit <strong>und</strong> herauszieht. All dies wird<br />

nacheinander im Gehirn registriert, das Gott so geschaffen<br />

hat, dass es zum Bösen oder zum Guten veränderbar ist: was<br />

eine böse oder gute Gesinnung beinhalten kann. Wie haben<br />

am Beispiel der Kaufsucht aufgezeigt, wie Sucht entsteht <strong>und</strong><br />

wie diese vier Rettungsanker von Sucht befreien - gleich welcher<br />

Art. Es wurde auf die Notwendigkeit täglicher Erneuerung<br />

der Gesinnung verwiesen. Dies geschieht in ganzer Hingabe<br />

an Christus, der unsere Gesinnung, die täglich angefochten<br />

wird, durch den Heiligen Geist jeden Tag erneuert.<br />

Fragen: (1) Warum ist das Verhalten Achans Beispiel einer<br />

Sucht? (2) Warum <strong>und</strong> wodurch war er verblendet? (3) Warum<br />

kam sein Sündenbekenntnis zu spät? (4) Durch welche<br />

vier Rettungsanker kann Gott uns in Christo Jesu von jeder<br />

Sucht befreien?<br />

Antworten:<br />

42


In dieser <strong>Lektion</strong> befassen wir <strong>und</strong> mit der Versuchung <strong>und</strong><br />

Sucht, die durch Alkohol entstehen kann.<br />

MONTAG<br />

Augenlust<br />

Bei Eva<br />

Ein Aspekt der Versuchung zur Begehrlichkeit liegt in den<br />

Worten, die sich auf Eva beziehen <strong>und</strong> sie veranlassten, von<br />

der verbotenen Frucht zu essen: „Und die Frau sah, dass<br />

von dem Baum gut zu essen wäre <strong>und</strong> dass er eine Lust<br />

für die Augen wäre <strong>und</strong> verlockend, weil er klug machte.<br />

Und sie nahm von der Frucht <strong>und</strong> aß <strong>und</strong> gab ihrem Mann,<br />

der bei ihr war, auch davon, <strong>und</strong> er aß.“ (1. Mose 3:6, LB<br />

1984)<br />

Die Augen spielen bei Begehrlichkeiten eine besondere Rolle.<br />

Das besagt auch der geflügelte Ausspruch: „Die Augen sind<br />

größer als der Magen.“<br />

Beim Wein<br />

Salomo erwähnt die Augenlust beim Anblick eines roten, prickelnden<br />

Weinglases: „Sieh den Wein nicht an, wie er so<br />

rot ist, <strong>und</strong> im Glase so schön steht. Er geht glatt ein,<br />

danach aber beißt er wie eine Schlange <strong>und</strong> sticht wie eine<br />

Otter. Dann werden deine Augen seltsame Dinge sehen,<br />

<strong>und</strong> dein Herz wird Verkehrtes reden, <strong>und</strong> du wirst sein<br />

wie einer, der auf hoher See sich schlafen legt, <strong>und</strong> wie<br />

einer, der oben im Mastkorb liegt.“ (Sprüche 23:31-34, LB<br />

1984)<br />

Fragen: (1) Welches Erlebnis schien Eva so verlockend zu<br />

sein? (2) Welche Rolle spielt das Auge? (3) Wie beschreibt<br />

Salomo die Rolle des Auges im Anblick des Weinglases? (4)<br />

Wie wird der Zustand danach beschrieben?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Verführung Nadabs <strong>und</strong> Abihus<br />

Feuer ist Feuer<br />

Nadab <strong>und</strong> Abihu, die beiden Söhne Aarons, schickten sich<br />

an, ihren Räucherdienst im Heiligtum anzutreten (3. Mose<br />

10:1a).<br />

Wie aus dem ganzen Abschnitts rekonstruiert werden kann<br />

(Verse 1-10), haben Nadab <strong>und</strong> Abihu zum Weinglas gegriffen,<br />

ehe sie ihre Räucherpfannen mit „fremdem Feuer“ füllten,<br />

denn Gottes Gericht trifft sie hinterher wegen wissentlicher<br />

Sünde (Verse 2-7). Danach erfolgt ein strenges Alkoholverbot<br />

beim Dienst an der Stiftshütte (Verse 8-10). <strong>Der</strong> Wein<br />

versetzt sie <strong>seine</strong>r Wirkung zufolge in eine gehobene, leichtfertige<br />

Stimmung. Vieles ist da einerlei. Feuer ist Feuer!<br />

ging aus von dem HERRN <strong>und</strong> verzehrte das Brandopfer<br />

<strong>und</strong> das Fett auf dem Altar.“ (3. Mose 9:24, LB 1984).<br />

Dieses heilige Feuer war für das Räucherwerk vorgesehen.<br />

Draußen vor dem Heiligtum hatten die Priester eine Kochstelle,<br />

wo sie das Fleisch, das ihnen von den <strong>Opfer</strong>teilen zustand<br />

(4. Mose 18:18-19), auf einem Feuer zu kochen pflegten. So<br />

hatte Gott Mose <strong>und</strong> Aron angewiesen: „Kocht das Fleisch<br />

vor der Tür der Stiftshütte <strong>und</strong> esst es daselbst.“ (3. Mose<br />

8:31, LB 1984)<br />

Nadab <strong>und</strong> Abihu nahmen gewöhnliches Feuer von dieser<br />

Kochstelle.<br />

Fremdes Feuer<br />

Mit diesem „fremden Feuer“ wollten sie an dem Feuer des<br />

HERRN, das auf dem Brandopferaltar im Vorhof brannte, vorübergehen,<br />

um in der Abteilung des Heiligen ihren priesterlichen<br />

Räucherdienst auszuführen. Sie ignorierten schlichtweg<br />

das Feuer des HERRN, so als existiere es gar nicht. Dabei<br />

wussten sie aus den <strong>Opfer</strong>vorschriften des Räucherdienstes:<br />

„Und Aaron soll darauf verbrennen (auf dem Brandopferaltar<br />

in der Abteilung des Heiligen) gutes Räucherwerk<br />

jeden Morgen, wenn er die Lampen zurichtet. Desgleichen<br />

wenn er die Lampen anzündet gegen Abend, soll er solches<br />

Räucherwerk auch verbrennen. Das soll das tägliche<br />

Räucheropfer sein vor dem HERRN bei euren Nachkommen.<br />

Ihr sollt kein fremdes Räucherwerk darauf tun,<br />

auch kein Brandopfer, Speisopfer oder Trankopfer darauf<br />

opfern.“ (2. Mose 30:7-9, LB 1984) Betonung meine.<br />

Als sie infolge alkoholischer Benebelung diese ausdrücklichen<br />

Anweisungen missachteten, traf sie das Gericht Gottes <strong>und</strong><br />

streckte sie nieder (Vers 2). Wer das Weinglas an die Lippen<br />

setzt <strong>und</strong> trinkt, ist für sämtliche Folgen, die sich<br />

daraus ergeben, voll <strong>und</strong> ganz <strong>und</strong> ungeschmälert verantwortlich.<br />

Alkoholverbot beim Heiligtumsdienst<br />

<strong>Der</strong> HERR schärfte Aaron aus diesem Anlass ein: „Du <strong>und</strong><br />

deine Söhne, ihr sollt weder Wein noch starkes Getränk<br />

trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht, damit ihr nicht<br />

sterbt. Das sei eine ewige Ordnung für alle eure Nachkommen.<br />

Ihr sollt unterscheiden, was heilig <strong>und</strong> unheilig,<br />

was rein <strong>und</strong> unrein ist. Und Israel lehren alle Ordnungen,<br />

die der HERR ihnen durch Mose verkündigt hat.“ (3. Mose<br />

10:9-11, LB 1984).<br />

Es sei an dieser Stelle noch vermerkt: Das Alkoholverbot für<br />

Priester ist nicht nur auf den Heiligtumsdienst beschränkt. Es<br />

wird ausgeweitet auf ihr Lehramt, das sie im Volk innehaben.<br />

Es ist also ein allgemeines Alkoholverbot, das mit Priesterdienst<br />

<strong>und</strong> Lehrfunktion ihren gesamten Dienst betrifft. Weitere<br />

Einzelheiten siehe zu Donnerstag.<br />

Fragen: (1) Welche Handlung war für den Räucherdienst vorgesehen?<br />

(2) Woraus geht hervor, dass Nadab <strong>und</strong> Abihu vor<br />

ihrem Räucherdienst Wein getrunken haben? (3) Wozu führte<br />

ihr Weingenuss? (4) Welchen Umfang hatte das Alkoholverbot<br />

für Priester?<br />

Antworten:<br />

Feuer von Kochstelle<br />

Eigentlich hätten sie Feuer vom Brandopferaltar nehmen sollen,<br />

das der HERR selbst entzündet hatte: „Und das Feuer<br />

43


MITTWOCH<br />

<strong>Der</strong> Verstand<br />

Ausgeschaltet <strong>und</strong> entthront<br />

Anhand des Beispiels von Nadab <strong>und</strong> Abihu wird deutlich,<br />

wie der Wein wirkt. <strong>Der</strong> Verstand als Instrument <strong>und</strong><br />

Sitz des Urteilens wird benebelt <strong>und</strong> damit ausgeschaltet<br />

<strong>und</strong> entthront. Tor <strong>und</strong> Tür für Versuchung <strong>und</strong> <strong>Versucher</strong><br />

stehen weit offen. Eine Unterscheidung zwischen heilig <strong>und</strong><br />

unheilig, zwischen dem heiligen Feuer des HERRN <strong>und</strong> dem<br />

gewöhnlichen Feuer von ihrer Kochstelle, wird nicht getroffen.<br />

In nüchternem Zustand weiß der Priester diesen Unterschied<br />

zu treffen. Weingenuss aber nimmt alles auf die leichte<br />

Schulter.<br />

Die beiden Priester werfen alles in einen Topf, das Heilige<br />

<strong>und</strong> das Gewöhnliche, das Feuer des HERRN vom Brandopferaltar,<br />

<strong>und</strong> das Feuer von der Kochstelle außerhalb des Heiligtums,<br />

wo ihre Nahrung jeden Tag gekocht wird.<br />

Zweckentfremdung von Feuer<br />

Feuer ist eben nicht Feuer. Da ist der Unterschied zwischen<br />

dem „Feuer des HERRN“ auf dem Brandopferaltar im Vorhof<br />

einerseits, <strong>und</strong> dem Feuer außerhalb des Heiligtums zum alltäglichen<br />

Kochen, andererseits. Dieses Kochstellenfeuer<br />

erfüllt im Alltag <strong>seine</strong>n Zweck als Feuer zum Kochen von<br />

Fleischgerichten <strong>und</strong> Suppen. Es ist aber nicht für den<br />

Räucherdienst im Heiligtum vorgesehen. Nadab <strong>und</strong> Abihu<br />

haben das gewöhnliche Feuer zweckentfremdet. Daher<br />

wird es als „fremdes Feuer“ oder auch „fremdes Räucherwerk“<br />

bezeichnet (2. Mose 30:9; 3. Mose 10:1). Das<br />

zweckgeb<strong>und</strong>ene Feuer des HERRN haben sie missachtet.<br />

<strong>Der</strong> Bericht vermerkt: „Aber danach schlug ihm das Herz,<br />

dass er den Zipfel vom Rock Sauls abgeschnitten hatte.“<br />

(1. Samuel 24:6, LB 1984)<br />

„Herz“ ist die Umschreibung für das Gewissen. Während David<br />

den Rockzipfel Sauls abschneidet, schlägt das Gewissen<br />

Davids aus wie die Nadel eines Seismographen, der Erderschütterungen<br />

misst <strong>und</strong> vor beginnenden Erdbeben warnt.<br />

David, der sich in einem nüchternen Zustand befindet, wird<br />

durch sein Gewissen gewarnt, auf gar keinen Fall das Schwert<br />

gegen Saul zu erheben, denn Saul als der König ist der Gesalbte<br />

des HERRN.<br />

Taktik des <strong>Versucher</strong>s<br />

Die Taktik des <strong>Versucher</strong>s ist erkennbar. Wein ist ein Mittel<br />

der Versuchung deshalb, weil erstens, der Verstand ausgeschaltet<br />

wird, der Unterschiede zwischen dem trifft, was Sünde<br />

ist <strong>und</strong> was nicht. Zweitens, auch das Gewissen, die Alarmglocke,<br />

wird ausgeschaltet, die im nüchternen Zustand immer<br />

dann schrillt, wenn Gläubige Gefahr laufen, zur Sünde verführt<br />

zu werden. Mit dem ausgeschalteten Verstand <strong>und</strong> dem<br />

abgestellten Gewissen hat der <strong>Versucher</strong>, die alte Schlange,<br />

leichtes Spiel, ihre <strong>Opfer</strong> zur Sünde zu verführen. Was mit<br />

heiterem Höhenflug der Gefühle beginnt, endet mit bitterem<br />

Erwachen. Vom Wein schrieb Salomo: „Er geht glatt ein, aber<br />

danach beißt er wie eine Schlange <strong>und</strong> sticht wie eine Otter.“<br />

(Sprüche 23:31-32, LB 1984)<br />

Fragen: (1) was geschieht mit Verstand, Willen <strong>und</strong> Gewissen<br />

im Weindusel? (2) Welche Folgen hat dies im Hinblick<br />

auf Versuchungen? (3) Wie verhält sich Davids Gewissen in<br />

der Höhle von En-Gedi?<br />

Antworten:<br />

Benebelung der Gehirnzentrale<br />

Bei Nüchternheit wären Nadab <strong>und</strong> Abihu in der Lage gewesen,<br />

eine solche Unterscheidung zu treffen. Schon beim Gedanken,<br />

Feuer aus ihrer Kochstelle für die Räucherpfanne zu<br />

nehmen, hätte ihr Gewissen sofort Alarm geschlagen. Vernunft,<br />

Wille <strong>und</strong> Gewissen werden vernebelt <strong>und</strong> verfehlen<br />

den Gott wohlgefälligen Weg. Mit Vernebelung der Gehirnzentrale<br />

stehen die Türen für die Versuchung weit offen.<br />

Niemand wird beim Parken <strong>seine</strong>s Autos die Wagentüren weit<br />

offenlassen, die Alarmanlage ausschalten, den Zündschlüssel<br />

stecken lassen <strong>und</strong> dann <strong>seine</strong>s Weges gehen. Diebe<br />

werden offen eingeladen, einzusteigen <strong>und</strong> loszufahren. Alkoholdusel<br />

lädt den <strong>Versucher</strong> ein, den Schlüssel des Gehirns,<br />

das die Schaltzentrale ist, in die Hand zu nehmen <strong>und</strong> sich<br />

der Gedanken- <strong>und</strong> Handlungsgewohnheiten zu bemächtigen.<br />

Davids Gewissen<br />

Wie das Gewissen im nüchternen Zustand Alarm schlägt, geht<br />

aus der Begebenheit hervor, in der David das Leben Sauls<br />

verschont. Saul war hinter David her, ihn umzubringen. Als<br />

David sich mit <strong>seine</strong>n Männern hinten in der Höhle von En-<br />

Gedi versteckt hatte, geschah es, dass Saul <strong>seine</strong> Notdurft zu<br />

verrichten suchte, in die Höhle kam, <strong>und</strong> sich setzte. Davids<br />

Männer rieten David, diese goldene Gelegenheit am Schopf<br />

zu packen <strong>und</strong> Saul umzubringen. David schlich sich leise an<br />

den wehrlosen Saul heran <strong>und</strong> schnitt unbemerkt einen Zipfel<br />

vom Rock Sauls ab.<br />

DONNERSTAG<br />

Alkoholverbot für Priester notwendig<br />

Ihr Lehrauftrag am Volk<br />

Das Alkoholverbot für Priester bezog sich auf ihren Heiligtumsdienst,<br />

aber darüber hinaus auch auf ihre Lehrtätigkeit im Volk.<br />

Priester hatten nicht nur die Aufgabe, am Heiligtum zu dienen,<br />

sondern auch als Lehrer des Volkes aufzutreten <strong>und</strong> das<br />

Volk im Gesetz zu unterrichten: „Ihr sollt weder Wein noch<br />

starkes Getränk trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht,<br />

damit ihr nicht sterbt. Das sei eine ewige Ordnung für alle<br />

eure Nachkommen. Ihr sollt unterscheiden, was heilig <strong>und</strong><br />

unheilig, was rein <strong>und</strong> unrein ist, <strong>und</strong> Israel lehren alle<br />

Ordnungen, die der HERR ihnen durch Mose verordnet<br />

hat.“ (3. Mose 10:9-11, LB 1984) Betonung meine.<br />

44


Allumfassender Aufgabenbereich<br />

Alles, was der HERR Mose offenbart hatte, war Inhalt der<br />

Unterweisung am Volk. Dies setzt eine tiefe Kenntnis des Offenbarungsgutes<br />

voraus: Gottes Heilstaten in Schöpfung <strong>und</strong><br />

Geschichte. Zudem mussten sie beherrschen, wie sie ihre in<br />

alle Einzelheiten gehenden <strong>Opfer</strong>handlungen durchzuführen<br />

hatten. Außerdem waren die <strong>Opfer</strong>nden zu unterweisen, wie<br />

sie ihre <strong>Opfer</strong> darzubringen hatten. Die Aufgabe der Priester<br />

war allumfassend <strong>und</strong> erforderte absolute Nüchternheit. Würde<br />

Weingenuss ihren Verstand benebeln <strong>und</strong> ihr Gewissen<br />

ausschalten, wären sie für eine solche Aufgabe untauglich<br />

gewesen. Gerade bei ihnen wurden diesbezüglich hohe Anforderungen<br />

gestellt. Die levitischen Priester hatten mit den<br />

Richtern Streitfälle zu richten. Sie mussten das Urteil fällen<br />

<strong>und</strong> die streitenden Parteien nach dem Gesetz Moses belehren<br />

(5. Mose 17:8-13). Dies setzt absolute Nüchternheit voraus.<br />

Weingenuss würde ihr Urteils- <strong>und</strong> Lehrvermögen vernebeln.<br />

Ferner haben sie bei Aussatz <strong>und</strong> anderen Krankheiten Diagnosen<br />

zu stellen <strong>und</strong> die Patienten, die zu ihnen kommen, zu<br />

belehren, wie sie sich zu verhalten haben (5. Mose 24:8).<br />

Weingenuss würde ihre Diagnose sowie ihre Belehrung in<br />

Frage stellen. <strong>Der</strong> Prophet Jesaja klagt: „Priester <strong>und</strong> Propheten<br />

sind toll von starkem Getränk, sie sind vom Wein<br />

verwirrt. Sie taumeln von starkem Getränk, sie sind toll<br />

beim Weissagen <strong>und</strong> wanken beim Rechtsprechen.“ (Jes.<br />

28:7, LB 1984)<br />

<strong>Der</strong> Prophet Maleachi erinnert die Priester an ihren verantwortlichen<br />

Dienst: „Des Priesters Lippen sollen die Lehre<br />

bewahren, dass man aus <strong>seine</strong>m M<strong>und</strong>e Weisung suche;<br />

denn er ist ein Bote des HERRN Zebaoth.“ (Maleachi 2:7,<br />

LB 1984) Dies erfordert strikte Nüchternheit <strong>und</strong> Alkoholabstinenz.<br />

Diese Anforderung wird im Neuen B<strong>und</strong> übernommen <strong>und</strong> auf<br />

Diakone, Älteste <strong>und</strong> Bischöfe direkt übertragen (1. Tim. 3:1.8).<br />

Vom Blickpunkt des allgemeinen Priestertums, das bezeichnet<br />

wird als „das auserwählte Geschlecht“, als „königliche<br />

Priesterschaft“, als „heiliges Volk“, als „Volk des Eigentums“,<br />

welches die „die Wohltaten dessen verkündigen,<br />

der euch berufen hat von der Finsternis zu einem w<strong>und</strong>erbaren<br />

Licht“ (1. Pt. 2:9), wird zur Ausübung eines solchen<br />

hohen Dienstes absolute Nüchternheit in völliger Alkoholabstinenz<br />

vorausgesetzt.<br />

Fragen: (1) Welche doppelte Aufgabe hatten die Priester? (2)<br />

Warum ist in ihrer Aufgabe absolute Nüchternheit erforderlich<br />

gewesen? (3) Was beklagt der Prophet Jesaja? (4) Inwiefern<br />

ist dieses Nüchternheitsprinzip (a), auf die Ämter der Gemeinde<br />

Christi <strong>und</strong> (b), auf die ganze Gemeinde selbst übertragbar?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Die Augenlust in ihrer Begehrlichkeit leitete die Sünde<br />

Evas ein. Vor dem gleichen Prinzip der Verführung warnt auch<br />

Salomo in <strong>seine</strong>n Sprüchen, den Wein nicht anzusehen, denn<br />

Sehen führt zum Trinken mit allen Folgen, die sich daraus ergeben<br />

(Spr. 23: 29-35).<br />

(2) Wein <strong>und</strong> Alkohol in jeder Form greifen das Zentrum<br />

unseres Seins an, das Gehirn, von dem aus leibliches <strong>und</strong><br />

geistliches Leben gesteuert wird. Vernebelt <strong>und</strong> außer Kraft<br />

gesetzt werden Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen. <strong>Der</strong> Verstand<br />

ist Zentrum ges<strong>und</strong>en Urteilens. <strong>Der</strong> Wille trifft eine Entscheidung,<br />

die vom ges<strong>und</strong>en Urteil bestimmt ist. Das Gewissen<br />

ist die Alarmanlage, wodurch der Heilige vor Handlungen warnt,<br />

die unser geistliches Leben <strong>und</strong> unsere Beziehung zu Christus<br />

beschädigen. Ist dieses Zentrum ausgeschaltet, hat der<br />

<strong>Versucher</strong> leichtes Spiel, uns in Versuchungen hineinzuziehen.<br />

Zugangsbrücke zur Versuchung ist Alkohol, welcher die<br />

Abwehrzentrale lähmt.<br />

(3) Noah hatte gewiss unmäßig getrunken, denn er hatte<br />

sich betrunken <strong>und</strong> sich in <strong>seine</strong>m Weindusel ausgezogen<br />

<strong>und</strong> lag nackt in <strong>seine</strong>m Zelt (1. Mose 20-21). Nun könnte<br />

jemand sagen, man könne doch Wein <strong>und</strong> Alkohol mäßig trinken,<br />

obwohl auch Noah mit dem ersten Glas auch mäßig begonnen<br />

hatte.<br />

(4) Die Schrift warnt aber durch ein anderes Beispiel auch<br />

vor mäßigem Wein- <strong>und</strong> Alkoholgenuss. Nadab <strong>und</strong> Abihu<br />

waren nicht so sehr betrunken, dass sie in dem Zustand angetroffen<br />

wurden, wie es bei Noah der Fall war. Sie hatten in<br />

mäßiger Form Wein getrunken <strong>und</strong> schickten sich an, ihren<br />

Räucherdienst im Heiligtum auszuführen. Ihr Verstand, Wille<br />

<strong>und</strong> Gewissen waren selbst bei mäßigem Weingenuss bereits<br />

so sehr vernebelt, dass sie ein verkehrtes Urteil fällten: Feuer<br />

ist Feuer. Ihre Räucherpfannen füllten sie mit gewöhnlichem<br />

Feuer von der Kochstelle außerhalb des Heiligtums, wo sie<br />

sonst „Suppe“ kochten. Ihr Wille war vernebelt, denn sie entschieden<br />

sich dafür, mit diesem fremden Feuer ihren Räucherdienst<br />

auszuführen. Eigentlich war vorgesehen, dafür das<br />

Feuer des HERRN vom Brandopferaltar zu nehmen (3. Mose<br />

10:1-11; 9:24; 8:31).<br />

(5) Ihr Gewissen war durch ihren mäßigen Weingenuss<br />

auch benebelt, so dass diese Alarmanlage ausgeschaltet war<br />

<strong>und</strong> die warnende Stimme des Geistes Gottes sie infolge<br />

Weinbenebelung nicht erreichte. Mit ihrem fremden Feuer gingen<br />

sie an dem Feuer des HERRN im Vorhof vorüber, um in<br />

der Abteilung des Heiligen zu räuchern. Das Gottesurteil traf<br />

sie sofort. Dieses Beispiel warnt vor mäßigem Genuss von<br />

Alkohol.<br />

(6) Das Weinverbot galt für Priester während ihres Heiligtumsdienstes.<br />

Aber sie hatten auch die Aufgabe, das Volk zu<br />

belehren <strong>und</strong> mit den Richtern Streitfälle zu richten. Dies erfordert<br />

die Aufrechterhaltung des Prinzips der Nüchternheit<br />

innerhalb <strong>und</strong> außerhalb des Heiligtums, denn Priester <strong>und</strong><br />

Lehrer sind sie allezeit, was fortwährende Nüchternheit vernotwendigt.<br />

(7) Die Gemeinde Christi wird als „auserwähltes Geschlecht“,<br />

als „königliche Priesterschaft“, als „heiliges Volk“,<br />

als „Volk des Eigentums“ bezeichnet, welches verkündigen<br />

soll „die Wohltaten dessen, der sie berufen hat von der Finsternis<br />

zu einem w<strong>und</strong>erbaren Licht“. Hierzu ist absolute Nüchternheit<br />

erforderlich, die auch immer wieder im Neuen Testament<br />

herausgestellt wird (1. Pt. 5:8; 1. Thess. 5:6.8; Lk. 12:35-<br />

40; 1. Tim 3:2.11; Titus 2:2; 2. Tim. 4:5; 1. Pt. 1:13; 1. Pt. 4:7).<br />

Sabbatanfang:<br />

19.48 Uhr<br />

45


<strong>Lektion</strong> 11 12. September - 18. September <strong>2010</strong><br />

Wein <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

- Versuchung durch Pseudowissenschaft -<br />

Begriffsbestimmung<br />

Unter Pseudowissenschaft ist hier Wissenschaft zu verstehen,<br />

die alkoholische Getränke <strong>und</strong> Wein in Tests bei mäßigem<br />

Genuss als ges<strong>und</strong>heitsförderlich zu beweisen sucht <strong>und</strong><br />

dabei nachweislich Ergebnisse sogar manipuliert. Die vielen<br />

anderen Versuche, die ebenfalls die ges<strong>und</strong>heitliche Wirkung<br />

mäßigen Alkohol- <strong>und</strong> Weingenusses nachzuweisen suchen,<br />

verschweigen viele andere wissenschaftliche Versuche, in<br />

denen mäßiger Weingenuss als nachgewiesene Ursache für<br />

Krebs <strong>und</strong> Brustkrebs dokumentiert ist. Medikamente mit solchen<br />

Risiken würden auf dem Ges<strong>und</strong>heitsmarkt nicht zugelassen<br />

werden. Würden sie erscheinen, würden sie sofort<br />

verboten werden. Vor mäßigem Weingenuss als Medizin kann<br />

daher nur gewarnt werden, ebenso vor solcher Pseudowissenschaft,<br />

welche die Gesamtforschung unter den Tisch kehrt<br />

<strong>und</strong> mündige Bürger daran hindert, nach Kenntnis aller Fakten<br />

eine Entscheidung aus dem Gesamtbef<strong>und</strong> zu treffen,<br />

anstatt aufgr<strong>und</strong> vom Gesamtbef<strong>und</strong> isolierter Einzeluntersuchungen.<br />

Schriftabschnitte: 3. Mose 10:1-11; Sprüche 23:29-35.<br />

Merkvers: „Sieh den Wein nicht an, wie er so rot ist<br />

<strong>und</strong> im Glase so schön steht: Er geht glatt ein. Aber danach<br />

beißt er wie eine Schlange <strong>und</strong> sticht wie eine Otter.“ (Spr.<br />

23:31, LB 1984)<br />

der Volltrunkenheit Noahs (1. Mose 9:20-21), aber auch in<br />

Nadab <strong>und</strong> Abihu ein abschreckendes Beispiel mäßigen Trinkens<br />

von Wein <strong>und</strong> alkoholischen Getränken. Bei mäßigem<br />

Trinken von Wein lagen sie nicht nackt in ihrem Haus wie der<br />

volltrunkene Noah: sie waren immerhin fähig, ihren Priesterdienst<br />

auszuführen, aber in ihrer Wein-Leichtfertigkeit ließen<br />

sie sich vom falschen Urteil leiten: Feuer sei Feuer. Sie nahmen<br />

fremdes Feuer, um im Heiligtum zu räuchern. Ihre Urteilskraft<br />

war benebelt, sowie ihre Willenskraft, denn ihr Wille<br />

richtete sich nach ihrem falschen, oberflächlichen Urteil. Ihr<br />

Gewissen war benebelt. Gott erreichte sie nicht mehr durch<br />

ihr vernebeltes Gewissen (3. Mose 10:1-11).<br />

Absolute Nüchternheit ist der Gemeinde Jesu geboten, um<br />

als heiliges, königliches Priestertum den Versuchungen nicht<br />

Tür <strong>und</strong> Tor zu öffnen (1. Pt. 2:9). Die Gemeinde wird auf den<br />

Weg unverzichtbarer Nüchternheit gewiesen (1. Petr. 1:13;<br />

5:8; 2. Thess. 5:6-7)<br />

Fragen: (1) Was lehrt uns die Volltrunkenheit Noahs im Licht<br />

von Sprüche 23:29-35? (2) Was lehrt uns das Beispiel von<br />

Nadab <strong>und</strong> Abihu über mäßiges Weintrinken? (3) Inwiefern<br />

schließt das Prinzip der Nüchternheit auch mäßigen Weingenuss<br />

aus?<br />

Antworten:<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurde die Stellung des Alkohols im Leben<br />

der Gläubigen betrachtet. In der Versuchung ist Alkohol<br />

ein Mittel des <strong>Versucher</strong>s, die zentrale Schaltstelle des <strong>Opfer</strong>s<br />

auszuschalten. Diese Zentrale menschlichen Seins ist der<br />

im Gehirn thronende Verstand. Dieser ist die Instanz rechten<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en Urteils. Aufgr<strong>und</strong> dieser von Gott gegebenen<br />

Urteilsfähigkeit wird eine Entscheidung getroffen. Diese Entscheidung<br />

trifft der Wille, der entweder sagt: „Das will ich“,<br />

oder: „Das will ich nicht.“ Auf Verstand <strong>und</strong> Willen wirkt Gott<br />

durch <strong>seine</strong>n werbenden Heiligen Geist ein, uns in rechtem,<br />

Gott wohlgefälligen Verhalten zu bewahren. Verstand <strong>und</strong> Wille<br />

sind daher auch unser geistliches Zentrum, das uns mit Gott<br />

in ständiger Verbindung hält. Verstand <strong>und</strong> Wille werden vom<br />

Wort Gottes her geprägt.<br />

Im Wort Gottes waltet der Geist Gottes, der im Wortstudium,<br />

bei dem der Verstand Mittel des Verstehens ist, unser Denken,<br />

Wesen <strong>und</strong> Handeln beeinflusst <strong>und</strong> uns auf Gott wohlgefälligem<br />

Wege führt. Das Gewissen ist die Instanz, durch<br />

die der Heilige Geist uns warnt, wenn wir Gefahr laufen, Entscheidungen<br />

zu treffen, die Gott nicht wohlgefällig sind, die<br />

uns aber selbst als wohlgefällig erscheinen.<br />

Wein <strong>und</strong> Alkohol in jeder Form schaltet diese Urteils-, Willens-<br />

<strong>und</strong> Warninstanz aus. <strong>Der</strong> Weg wird frei für Versuchungen<br />

jeder Art. Die Bibel gibt uns ein abschreckendes Beispiel<br />

46<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> werden wir pseudowissenschaftliche Studien<br />

betrachten, die mäßigen Weingenuss als ges<strong>und</strong>heitsförderlich<br />

ansehen, aber andere wissenschaftliche Forschungen<br />

verschweigen, die ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> lebensgefährliche Risiken<br />

mäßigen Weingenusses dokumentieren. Eine Schlussfolgerung<br />

ist nach Kenntnis des Gesamtbef<strong>und</strong>s zu ziehen<br />

<strong>und</strong> nicht anhand einseitiger Studien, welche den Rest der<br />

Welt <strong>und</strong> deren Forschung auf diesem Gebiet einfach ignorieren.<br />

MONTAG<br />

Pseudowissenschaftliche Studie über Weintrinken<br />

Weintrinken sei ges<strong>und</strong><br />

Weit <strong>und</strong> breit wird argumentiert, mäßiger Weingenuss sei<br />

ges<strong>und</strong>. Die Franzosen trinken regelmäßig Wein. Dort sei eine<br />

wissenschaftliche Studie erstellt worden, die dies ergeben<br />

habe. In diesem Experiment wurden 87 Personen zwei Jahre<br />

lang observiert <strong>und</strong> untersucht. Zwei Kontrollgruppen wurden<br />

gegenüber gestellt. Eine Gruppe bestand aus solchen, die<br />

keinen Wein konsumierten.<br />

Die andere Gruppe trank mäßig <strong>und</strong> regelmäßig Wein. Als<br />

Ergebnis wurde festgestellt, dass die regelmäßigen Weintrinker<br />

hinterher gesünder waren als die andere Gruppe, die keinen<br />

Wein trank. (1)


Schlussfolgerung daraus<br />

Daraus würde sich die unausweichliche logische Schlussfolgerung<br />

ergeben, dass regelmäßiger Weingenuss zur Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />

gehöre. Wer Wein nicht mäßig <strong>und</strong> regelmäßig<br />

trinkt, würde <strong>seine</strong>m Körper entziehen, was zu <strong>seine</strong>r Ges<strong>und</strong>heit<br />

dient. Und wer auf das verzichtet, was <strong>seine</strong>r Ges<strong>und</strong>heit<br />

dient, würde <strong>seine</strong>r Ges<strong>und</strong>heit schaden. Wenn der Leib ein<br />

Tempel des Heilige Geistes ist, würde man in letzter Konsequenz<br />

diesem Tempel durch Weinverzicht Schaden zufügen<br />

(1. Kor. 3:16; 6:19). Wein-Abstinenzler müssten daher ein<br />

schlechtes Gewissen im Verzicht auf dieses Ges<strong>und</strong>heitsmittel<br />

haben. Mäßiges Weintrinken müsste dann in die „Ges<strong>und</strong>heitsreform“<br />

der Adventbewegung <strong>und</strong> jeder anderen Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />

aufgenommen werden.<br />

Dieses Argument würde dazu verführen, trotz Warnung der<br />

Schrift vor Weintrinken (<strong>Lektion</strong> 10), beim nächsten Einkauf<br />

im Supermarkt eine Flasche Rotwein in den Einkaufswagen<br />

zu legen, um regelmäßig <strong>und</strong> mäßig der Ges<strong>und</strong>heit zuliebe<br />

mit dem Weintrinken zu beginnen. Ist das wirklich so? Im<br />

nächsten Abschnitt wird dies etwas näher betrachtet <strong>und</strong> Erstaunliches<br />

festgestellt.<br />

Fragen: (1) Welche Auffassung über mäßiges, regelmäßiges<br />

Weintrinken ist weit verbreitet? (2) Was besagt die wissenschaftliche<br />

Studie, die dieser Auffassung zugr<strong>und</strong>e liegt? (3)<br />

Welche Schlussfolgerung für „Ges<strong>und</strong>heitsreform“ würde diese<br />

Studie ergeben?<br />

Antworten:<br />

DIENSTAG<br />

Pseudowissenschaftliche Studie manipuliert<br />

Was jene pseudowissenschaftliche Studie betrifft, die herausgef<strong>und</strong>en<br />

haben will, dass regelmäßiges Weintrinken ges<strong>und</strong><br />

sei, <strong>und</strong> dass regelmäßige Weintrinker ges<strong>und</strong>heitlich besser<br />

abgeschnitten haben sollen als Nicht-Weintrinker, wurde in<br />

einer Nachprüfung folgendes festgestellt:<br />

(1) In der Kontrollgruppe von Nicht-Weintrinkern wurden<br />

Personen aufgenommen, die früher Alkoholiker waren <strong>und</strong><br />

wegen Schäden an ihrer Ges<strong>und</strong>heit mit dem Alkoholtrinken<br />

aufgehört hatten. Ihre ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden wurden in<br />

dieser Weise den Wein-Abstinenzlern zugeschrieben. So ist<br />

es kein W<strong>und</strong>er, dass die Wein-Abstinenzgruppe ges<strong>und</strong>heitlich<br />

schlechter beurteilt wurde. (2)<br />

(2) Dieses davon abgeleitete, im Volksm<strong>und</strong> weit verbreitete<br />

Argument, regelmäßiges Weintrinken sei ges<strong>und</strong>heitsförderlich,<br />

ist in Wirklichkeit ein Verführungsargument, das Menschen<br />

zum Weintrinken verführt (siehe Sprüche 23:29-35).<br />

47<br />

(3) Wenden wir uns der anderen Gruppe zu, die regelmäßig<br />

<strong>und</strong> mäßig Wein tranken. Sie wurden mit einem besonderen<br />

Ernährungs- <strong>und</strong> Bewegungsprogramm betreut. <strong>Der</strong> Wein-<br />

Abstinenzgruppe wurde diese Sonderbetreuung vorenthalten.<br />

(3)<br />

(4) Insgesamt lässt sich sagen: Die Wein-Abstinenzgruppe<br />

wurde einseitig benachteiligt, indem dort Personen untergebracht<br />

waren, die früher Alkoholiker waren <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Schäden in die Wein-Abstinzengruppe mit hineinbrachten.<br />

Die andere Kontrollgruppe, die regelmäßig Wein trank,<br />

wurde einseitig bevorzugt, indem sie durch ein Ernährungs<strong>und</strong><br />

Bewegungsprogramm bevorzugt behandelt wurde. Dieses<br />

so manipulierte Ergebnis kommt der Alkoholindustrie<br />

entgegen.<br />

<strong>Der</strong> geistliche Aspekt der Verführung<br />

Leugnung von Tatsachen<br />

Im Paradies war die Schlange Medium des <strong>Versucher</strong>s. Sie<br />

wird beschrieben als „listiger als alle Tiere auf dem Felde“.<br />

(1. Mose 3:1) Sie gab vor, im Besitz besonderen Wissens zu<br />

sein. Was sollte das für ein Wissen sein? Wenn Adam <strong>und</strong><br />

Eva von dieser verbotenen Frucht essen, würden sie<br />

keineswegs, wie Gott gesagt hatte, des Todes sterben. Vielmehr<br />

würden ihre Augen geöffnet werden, sie würden sein<br />

wie Gott <strong>und</strong> wissen, was gut <strong>und</strong> böse ist (Vers 5). Die Kerntatsache<br />

von Krankheit <strong>und</strong> Tod wurde glattweg geleugnet.<br />

Gott wird als einer dargestellt, der dem Menschen<br />

vorenthält, was gut für ihn sei. Im obigen pseudowissenschaftlichen<br />

Versuch wird suggeriert, Wein-Abstinenzler<br />

<strong>und</strong> Verfechter derselben würden den Menschen etwas<br />

vorenthalten wollen, was der Ges<strong>und</strong>heit dienlich <strong>und</strong> förderlich<br />

sei.<br />

Ignorierung anderer Studien<br />

Die so genannte wissenschaftliche Studie ignoriert andere<br />

Studien, die sogar ernsthafte ges<strong>und</strong>heitliche Schäden bei<br />

mäßigem Weingenuss feststellen. Wir kommen im nächsten<br />

Abschnitt auf Einzelheiten zu sprechen. Es ist unlauter, einen<br />

wissenschaftlichen Versuch auf ein Ergebnis hin zu<br />

manipulieren <strong>und</strong> gleichzeitig andere wissenschaftliche<br />

Untersuchungen, die das Gegenteil beweisen, unter den<br />

Tisch fallen zu lassen. Vielleicht will die Volkstümlichkeit des<br />

Weintrinkens auch Beweise nicht hören, die auf Gefahren ihrer<br />

lieb gewordene Gewohnheit des Weintrinkens hinweisen.<br />

Im Spinnennetz der Sucht<br />

Solche Pseudostudie führt Menschen dazu, erst einmal ans<br />

Weintrinken hinzuführen. Sind sie erst einmal in diesen alkoholischen<br />

Fängen, laufen sie Gefahr, sich immer weiter darin<br />

zu verstricken, bis sie mit ihrer Gewohnheit süchtig geworden<br />

sind. Ob eine Fliege sich an den Rand eines Spinnennetzes<br />

setzt, oder gleich in die Mitte: sie befindet sich im<br />

Spinnennetz. Liest man Sprüche 23:29-35 als gesamten Abschnitt,<br />

fällt auf, dass die Verse 20-30 Volltrunkenheit beschreiben.<br />

Vers 31 beginnt mit der Verführung beim Ansehen eines<br />

Glases Wein <strong>und</strong> des beginnenden mäßigen Trinkens (sieh<br />

den Wein nicht an…), gefolgt von den Nebenwirkungen (sticht<br />

wie eine Schlange...), um dann wieder zum Vollrausch zurückzukehren<br />

(Verse 33-35).<br />

Tatsachen auf den Kopf gestellt<br />

Wir kommen später noch auf andere Untersuchungen zu sprechen,<br />

die bestätigen, dass selbst mäßiger Alkoholgenuss gravierende<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschäden verursachen kann (sticht wie<br />

eine Schlange). Hinzu kommt die Benebelung von Verstand,<br />

Wille <strong>und</strong> Gewissen, wodurch Versuchungen aller Art Tür <strong>und</strong><br />

Tor geöffnet werden. Wie die Schlange als Folge des Genusses<br />

der verbotenen Frucht Krankheit <strong>und</strong> Tod leugnete, so<br />

werden Bef<strong>und</strong>e ignoriert, die ernste ges<strong>und</strong>heitliche Gefahren<br />

belegen. Gleichzeitig will diese Art Wissenschaft Alkoholabstinenzlern<br />

bescheinigen, infolge ihrer Alkoholabs-


tinenz würden sie ihrer Ges<strong>und</strong>heit Ges<strong>und</strong>heitsförderliches<br />

entziehen <strong>und</strong> somit ihrer Ges<strong>und</strong>heit schaden. Dabei<br />

wird alles auf den Kopf gestellt. Dies erinnert an ein Wort des<br />

Propheten Jesaja: „Weh denen, die Böses gut <strong>und</strong> Gutes<br />

böse nennen, die aus Finsternis Licht <strong>und</strong> aus Licht Finsternis<br />

machen, die aus sauer süß <strong>und</strong> aus sauer süß machen.“<br />

(Jes. 5:20, LB 1984)<br />

Fragen: (1) Wie ist diese so genannte wissenschaftliche Studie<br />

zu dem Ergebnis gekommen, dass Nicht-Alkoholtrinker<br />

schlechter abschnitten als mäßige Alkoholtrinker? (2) Warum<br />

ist dies ein Verführungsargument? (3) Inwiefern bestätigt sich<br />

hier die Klugheit der Schlange, die schon bei der Verführung<br />

Evas arglistig auftrat?<br />

Antworten:<br />

DONNERSTAG<br />

Weitere Pro-Alkohol-Studien<br />

Wein beuge Herzinfarkt vor<br />

Trotzdem ist die Literatur in Artikeln voll davon, welche die<br />

Auffassung vertreten, ein wenig Alkohol in Maßen getrunken,<br />

sei ges<strong>und</strong> für das Herz. Geht man ins Internet in die Suchmaschine<br />

„Google“ <strong>und</strong> tippt „Wein <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“ ein, so<br />

hat man eine unübersehbare Fülle von Informationen vor sich,<br />

die fast alle behaupten, Wein sei ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> beuge Herzinfarkt<br />

vor. Solche Literatur verweist auf eine bestimmte Altersgruppe<br />

mittleren Alters unter Männern, bei denen dies der Fall<br />

sei. Jetzt aber heißt es, auch Frauen dieses Alters würden in<br />

Bezug auf ihre Herzges<strong>und</strong>heit von mäßigem Weingenuss<br />

profitieren (6).<br />

Studie an Spaniern<br />

MITTWOCH<br />

Wein als Krebsverursacher<br />

Krebs allgemein<br />

England <strong>und</strong> Amerika arbeiten in wissenschaftlichen Forschungen<br />

eng zusammen. Eine umfangreiche Anzahl von Studien<br />

über Ges<strong>und</strong>heit ist in dieser Zusammenarbeit gegen Ende<br />

des Jahres 2007 entstanden. Darin wurde der Zusammenhang<br />

zwischen Alkohol <strong>und</strong> Krebs erforscht. Es wurde kategorisch<br />

festgestellt: Erstens, Alkohol ist ein bewiesener Verursacher<br />

von Krebs. Zweitens, eine sichere Verschreibungsdosis<br />

besteht nicht. (4)<br />

Brustkrebs<br />

Weiter wurde festgestellt, dass Frauen, die ein Glas Wein jeden<br />

Tag trinken, ein erhöhtes Brustkrebsrisiko von r<strong>und</strong> 10<br />

Prozent haben. Trinken sie zwei Gläser jeden Tag, steigt das<br />

Brustkrebsrisiko an auf 20 bis 30 Prozent. Bei drei Gläsern<br />

Wein jeden Tag steigt das Risiko bis zu 50 Prozent an. Dabei<br />

ist zu beachten, dass Frauen ohnehin bereits ein allgemeines<br />

Brustkrebsrisiko von 10 Prozent haben. Brustkrebs ist ein<br />

Hauptproblem. Dieses wird durch mäßigen Weingenuss noch<br />

entsprechend verschärft <strong>und</strong> erhöht. Das Gesamtrisiko ist dann<br />

enorm hoch. (5) Das würde bedeuten: Bei einem Glas Wein<br />

jeden Tag besteht ein Gesamt-Brustkrebsrisiko von 20 Prozent,<br />

bei zwei Gläsern sind es 30 bis 40 Prozent <strong>und</strong> bei drei<br />

Gläsern sind es r<strong>und</strong> 60 Prozent.<br />

Fragen: (1) Was haben britisch-amerikanische Studien über<br />

Weingenuss <strong>und</strong> allgemeinem Krebs festgestellt? (2) Was<br />

haben diese Forschungen über mäßiges Trinken von Wein<br />

bei Frauen festgestellt? (3) Wenn dazu noch die Belastung<br />

des Gehirns <strong>und</strong> der Leber durch Alkohol hinzukommt: Wie<br />

sind dann die Nebenwirkungen zu betrachten, will man Wein<br />

als Medizin einnehmen?<br />

Antworten:<br />

In der britischen Fachzeitschrift „heart“ wurde ein Artikel über<br />

eine Langzeitstudie von zehn Jahren an 41 000 Männern <strong>und</strong><br />

Frauen in Spanien veröffentlicht, die mäßig Alkohol tranken.<br />

Bei einem Volumen von 5 bis 30 Gramm <strong>und</strong> höchstens 0,3<br />

Liter Weißwein täglich, sei das Infarktrisiko bei einem Mann<br />

um 54 Prozent vermindert worden. Wer nur wenig trinkt, 0,5<br />

Gramm täglich, habe ein vermindertes Infarktrisiko von 35<br />

Prozent gehabt. Selbst bei Vieltrinkern, die 90 Gramm Alkohol<br />

täglich tranken - das ist etwa ein Liter Weißwein -, habe<br />

man festgestellt, das Infarktrisiko sei offenbar halbiert worden.<br />

Auch bei Frauen habe sich das Infarktrisiko vermindert,<br />

allerdings nicht erheblich, da Frauen sowieso weniger Herzinfarkte<br />

haben als Männer. Von der 41 000 untersuchten Spaniern<br />

erlitten in diesem Zeitraum von zehn Jahren 609 einen<br />

Herzinfarkt oder ein ähnliches Herzleiden. Von den Frauen<br />

bekamen 128 einen Herzinfarkt.<br />

Die Wissenschaftler haben allerdings darauf hingewiesen,<br />

dass Alkohol der Ges<strong>und</strong>heit im Allgemeinen doch schadet.<br />

Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) schätzt, dass<br />

von den zwei Milliarden Menschen sechs<strong>und</strong>siebzig Millionen<br />

Menschen, die regelmäßig Alkohol trinken, ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Schäden aufweisen. (7)<br />

Wein als Medizin ungeeignet<br />

Was ist daraus insgesamt zu entnehmen? Wer würde ein<br />

Medikament einnehmen wollen, das mit einem Beipackzettel<br />

versehen ist, auf dem diese Medizin (a), erwiesene Ursache<br />

von Krebs allgemein ist <strong>und</strong> (b), dass Frauen, die ohnehin ein<br />

Brustkrebsrisiko von 10 Prozent haben, bei einem Glas Wein<br />

täglich noch zehn Prozent Risiko dazubekommen, bei zwei<br />

Gläsern Wein täglich 20 bis 30 Prozent <strong>und</strong> bei drei Gläsern<br />

noch 50 Prozent. Ein solches Medikament mit diesen gravierenden<br />

<strong>und</strong> erschreckenden Nebenwirkungen würde erst gar<br />

nicht auf dem Markt zugelassen <strong>und</strong> auch verboten werden.<br />

Es ist daher völlig absurd, Alkohol mit diesen Nebenwirkungen<br />

als Medizin betrachten zu wollen. Es ist nicht integer<br />

(nicht ganzheitlich betrachtet), wenn Wein als Infarkthemmer<br />

herausgehoben wird, andererseits aber solche erschreckenden<br />

Nebenwirkungen ignoriert werden. Von anderen<br />

Schäden durch Alkohol, wie Schrumpfung des Gehirns <strong>und</strong><br />

der Leber (Trinkerleber) ganz zu schweigen.<br />

48


Wein <strong>und</strong> roter Traubensaft<br />

Im Ges<strong>und</strong>heitsmagazin, Medizin im Internet, wurde ausgeführt,<br />

dass mäßiger Rotweingenuss dem Herzinfarkt vorbeuge.<br />

Dies sei auf die so genannten Polyphenole im Rotwein<br />

zurückzuführen. Diese haben einen Einfluss auf die Fettzusammensetzung<br />

des Blutes. Erstens, reduzieren sie schädliches<br />

Cholesterin, <strong>und</strong> zweitens aktivieren sie bestimmte Blutkörperchen.<br />

Beides wirke einer Verkalkung der Gefäße<br />

entgegen.<br />

Es lagere sich weniger Plaque (Ablagerung) ab. Dadurch werden<br />

Thrombosen <strong>und</strong> Arterienverkalkung vorgebeugt. Es wird<br />

aber auch zur Vorsicht gemahnt. Wein belaste das Gehirn <strong>und</strong><br />

die Leber. Die Obergrenze sei 0,3 Liter pro Tag. Jugendliche,<br />

Schwangere <strong>und</strong> stillende Mütter sollten keinen Wein trinken.<br />

Aber auch für sie gebe es eine Alternative. Auch im Roten<br />

Traubensaft sei dieser Inhaltsstoff (Polyphenol) vorhanden<br />

<strong>und</strong> würde so wirkungsvoll vor Gefäßverkalkung <strong>und</strong><br />

Herzinfarkt schützen. (8)<br />

Wenn also Roter Traubensaft mit dem gleichen Inhaltsstoff<br />

von Polyphenol gleichermaßen vor Herzinfarkt wirkungsvoll<br />

schützt, ist nicht nachzuvollziehen, weshalb Traubensaft in<br />

gegorenem Zustand (alkoholischer Wein) als Medizin genossen<br />

werden soll, <strong>und</strong> dies auch noch im Hinblick auf lebensgefährliche<br />

Risiken, wie Krebs <strong>und</strong> Brustkrebs bei Frauen.<br />

Außerdem besteht die Gefahr der Schädigung von Gehirn <strong>und</strong><br />

Leber.<br />

Dass Polyphenol als bioaktive Substanz mit krebs- <strong>und</strong> infarkthemmender<br />

Wirkung in Pflanzen vorhanden ist, wie in<br />

Trauben der roten Weinbeere, im Fruchtfleisch der Mangostatenfrucht,<br />

im Saft des Granatapfels <strong>und</strong> im Ginkgo, wird auch<br />

anderorts belegt. Es wird auf die hemmende Wirkung von<br />

Krebszellen in Brustdrüse, Lunge, Haut, Darm <strong>und</strong> Prostata<br />

verwiesen, sowie auch auf die Verminderung von Zellablagerungen<br />

(Plaques) in Blutgefäßen, was Herzinfarkt vorbeugt.<br />

(9)<br />

Es ist also ganz <strong>und</strong> gar unnötig, auf vergorenen Traubensaft<br />

(Wein <strong>und</strong> Alkohol) zurückzugreifen.<br />

Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation <strong>und</strong> wissenschaftliche Literatur<br />

weisen außerdem darauf hin: Für eine Person, die keinen<br />

Alkohol trinkt, sind die Gefahren derart, dass Alkohol als<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmaßnahme (Medizin) nicht verordnet werden sollte.<br />

Außerdem haben Organisationen der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />

festegestellt, dass eine sichere Dosis nicht erstellt<br />

noch verschrieben werden kann. (10) Dies streitet gegen die<br />

Behauptung einer Obergrenze von 0,3 Liter am Tag.<br />

Fragen: (1) Was haben Studien allgemein ergeben, die mäßiges<br />

Weintrinken empfehlen? (3) Welche schwerwiegenden<br />

Nebenwirkungen aber werden in diesen Studien verschwiegen,<br />

die andere Studien wiederum dokumentieren? (3) Warum<br />

ist Weintrinken in Anbetracht aller Fakten als Ges<strong>und</strong>heitstrunk<br />

oder gar als Medizin gänzlich unzulässig? (4) Begründe,<br />

weshalb Roter Traubensaft Krebs- <strong>und</strong> Herzinfarkt hemmend<br />

wirkt, so dass der Griff zu Vergorenem unnötig ist?<br />

Antworten:<br />

FREITAG: Zusammenfassung<br />

(1) Eine Fülle von Studien will belegen, Wein sei ges<strong>und</strong>heitsfördernd<br />

<strong>und</strong> sogar Herzinfarkt vorbeugend. Im Falle einer Studie<br />

in Frankreich wurde das Ergebnis von vorn herein manipuliert,<br />

so dass Maßnahmen durchgeführt wurden, die auf ein solches<br />

Ergebnis hinzielten. Es gibt eine Fülle von anderen Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> Veröffentlichungen, die allesamt behaupten, Alkohol<br />

<strong>und</strong> Wein, in Maßen genossen, sei ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> vermindere<br />

Herzinfarkt. Diese Untersuchungen sind unlauter, da nicht ganzheitlich<br />

beurteilt wird. Alle Fakten sind zu berücksichtigen, <strong>und</strong><br />

unter diesen allen ist ein Beurteilungs-Strich zu ziehen. Die Studien,<br />

welche Wein für die Ges<strong>und</strong>heit befürworten, greifen aus<br />

der Fülle von Bef<strong>und</strong>en heraus, was ihrer These dienlich ist: dass<br />

Wein angeblich ges<strong>und</strong>heitsförderlich sei.<br />

(2) Dagegen ist auf Studien zu verweisen, welche die gravierenden<br />

Nebenwirkungen <strong>und</strong> Schädigungen der Ges<strong>und</strong>heit von<br />

mäßigem Wein- <strong>und</strong> Alkoholgenuss belegen. Die auch durch<br />

mäßigen Weingenuss auftretenden Schäden sind allgemeiner<br />

Krebs <strong>und</strong> Brustkrebs bei Frauen mit enormem Risiko. Außerdem<br />

ist zu nennen: Erhöhung des Blutdrucks, Belastung von<br />

Gehirn <strong>und</strong> Leber. Ein Medikament mit solchen gravierenden<br />

Nebenwirkungen würde auf dem Markt nicht zugelassen<br />

werden <strong>und</strong> sogar verboten werden. Daher ist Wein <strong>und</strong> Alkohol<br />

als Ges<strong>und</strong>heitselexier gänzlich ungeeignet <strong>und</strong> contraindiziert.<br />

(3) Das Ges<strong>und</strong>heitsmagazin, „Medizin im Internet“ macht auf<br />

Polyphenole im Rotwein aufmerksam, welche in ihrer Wirksamkeit<br />

Ablagerungen (Plaques) in den Gefäßen abbauen <strong>und</strong> so<br />

Thrombosen verhindern. Müttern, Jugendlichen <strong>und</strong> stillenden<br />

Müttern wird Wein nicht empfohlen, sondern wegen Belastung<br />

von Gehirn <strong>und</strong> Leber abgeraten, wenn die tägliche Dosis 0,3<br />

Liter pro Tag übersteigt. Die Alternative sei Roter Traubensaft,<br />

der die gleichen Inhaltsstoffe (Polyphenole) enthält <strong>und</strong> ebenso<br />

wirksam Gefäßverkalkung <strong>und</strong> Herzinfarkt vorbeugt. Wenn für<br />

diese Personengruppe roter Traubensaft empfohlen wird,<br />

warum nicht allen? Warum dieser U N W E G zu einer solchen<br />

Droge, die derartige ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Nebenwirkungen<br />

hat?<br />

(4) Dass roter Traubensaft Polyphenol enthält, verb<strong>und</strong>en mit<br />

krebshemmender <strong>und</strong> infarkthemmender Wirkung, ist auch allgemein<br />

bekannt (siehe in „Wikipedia“ zu „Polyphenole“). So ist<br />

der Griff zum vergorenen Traubensaft (Wein) angesichts gravierender<br />

ges<strong>und</strong>heitsschädlicher Nebenwirkungen ganz <strong>und</strong> gar<br />

unnötig.<br />

(5) Wir stellen fest, dass die ganze Welt unter dem Vorwand<br />

der Ges<strong>und</strong>heit zu einer ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Droge Alkohol<br />

verführt wird. Instrument dieser Verführung ist ein Teil der Wissenschaft,<br />

die eklektizistisch vorgeht, das heißt, aus dem gesamten<br />

Bereich wissenschaftlicher Forschung nur das herauspickt,<br />

was ihrer These dienlich ist <strong>und</strong> alles, was an Nebenwirkungen<br />

dagegen spricht, einfach weglässt. Das gleicht einem Medikament<br />

ohne Beipackzettel, auf dem die so gravierenden Ges<strong>und</strong>heitsschäden<br />

gar nicht erst aufgeführt sind, was sofort von „Stiftung<br />

Warentest“ beanstandet werden würde.<br />

Fußnoten<br />

(1) http://www.lifesbeat.org/episodes/moderation-all-things.<br />

(2) Ebenda. So auch: Adult Teachers Sabbath School Bible<br />

Study Guide, Seventh-Day-Adventist Church, April/Mai/June <strong>2010</strong>,<br />

“Temperance”, Lesson 9, Seite 106.<br />

(3) Adult Teachers Sabbath School, ebenda.<br />

(4) Lifesbeat, (5) ebd., (6) ebd.<br />

(7) http://www.welt.de/wissenschaft/article5264574/taeglicheralkoholgenuss-sucht-herzinfarkt.html<br />

(8) “Wein <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit”, in: http://www.lifeline.de/cda/webtv.html.<br />

(9) http://www.de.wikipedia.org.wiki/polyphenole.<br />

(10) Lifesbeat.<br />

Sabbatbeginn:<br />

49<br />

19.32 Uhr


<strong>Lektion</strong> 12 19. September - 25. September <strong>2010</strong><br />

Die Versuchung des Weins<br />

- sprachlich <strong>und</strong> erziehungsgeschichtlich -<br />

Schriftabschnitte: 1. Mose 9:21; 19:30-38; Jes. 5:11-<br />

14; 28:1.7-10; Jer. 7:5-7; Amos 2:11-12; Micha 2:11; 5. Mose<br />

14:22-29; 1. Kor. 3:16; 6:19-20; 2. Kor. 6:16; Eph. 5:18.<br />

Merkvers: „Und auch diese wanken vom Wein <strong>und</strong> taumeln<br />

von starkem Getränk: Priester <strong>und</strong> Propheten wanken<br />

von starkem Getränk, sind übermannt vom Wein, taumeln<br />

von starkem Getränk; sie wanken beim Gesicht,<br />

schwanken beim Rechtsprechen.“ (Jes. 28:7, Elberfelder<br />

Übersetzung)<br />

SONNTAG<br />

Rückschau<br />

Wein <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Versuch an Franzosen<br />

In der vorigen <strong>Lektion</strong> wurden Untersuchungen über Wein <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit an französischen Konsumenten betrachtet. In einem<br />

Versuch wurden zwei Kontrollgruppen gegenübergestellt:<br />

Die eine Gruppe trank mäßig <strong>und</strong> regelmäßig jeden Tag Wein,<br />

während die andere Gruppe Alkoholabstinenz lebte. <strong>Der</strong> Versuch<br />

wurde von vorn herein manipuliert. Durch besondere<br />

Maßnahmen wurde auf das gewünschte Ergebnis hingearbeitet.<br />

Dies ist nicht wissenschaftlich, sondern pseudowissenschaftlich,<br />

eigentlich Betrug: Ehemalige Alkoholtrinker, die<br />

wegen akuter Ges<strong>und</strong>heitsschäden mit dem Trinken von Alkohol<br />

aufgehört hatten, wurden in die Kontrollgruppe der Alkoholabstinenzler<br />

aufgenommen, so dass ihre immer noch<br />

vorhandenen Ges<strong>und</strong>heitsschäden der Alkololabstinenz mit<br />

zugerechnet wurden.<br />

Außerdem wurde die Kontrollgruppe der Abstinenzler noch<br />

dadurch benachteiligt, dass die mäßigen Weintrinker zusätzlich<br />

mit einem Bewegungs- <strong>und</strong> Diätprogramm versorgt wurden.<br />

So war es kein W<strong>und</strong>er, dass das „aus dem Hut gezauberte<br />

Ergebnis“ zugunsten der mäßig Wein trinkenden Kontrollgruppe<br />

ausfiel.<br />

So kam man zu dem Trugschluss, mäßiger Weingenuss sei<br />

ges<strong>und</strong>heitsförderlich. Es entsteht sogar der Eindruck, dass<br />

Alkoholabstinenz ges<strong>und</strong>heitsschädlich sei, zumal dem Körper<br />

ges<strong>und</strong>heitsförderliche Stoffe vorenthalten würden <strong>und</strong><br />

mäßiger Weingenuss daher in der Ges<strong>und</strong>heitsreform aufzunehmen<br />

sei.<br />

Versuch an Spaniern<br />

In einer anderen Studie wurden 41 000 Spanier untersucht.<br />

Es wurde ähnlich festgestellt, dass mäßiges Trinken von Wein<br />

das Herzinfarktrisiko verringere. Die Wissenschaftler haben<br />

allerdings mit Blick auf die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation zugegeben,<br />

dass der Genuss von Alkohol, weltweit gesehen, im<br />

Allgemeinen ges<strong>und</strong>heitliche Schäden nach sich zieht.<br />

Das Internet <strong>und</strong> die Medien sind voll davon, ein Loblied auf<br />

mäßiges Weintrinken zu singen, weil die so genannten „Polyphenole“<br />

im Rotwein Herzinfarkt entgegenwirken, indem sie<br />

die Ablagerungen (Plaques) in den Blutadern auflösen.<br />

Die Polyphenole<br />

Polyphenole mit der Wirkung der Herzinfarktverminderung sind<br />

auch nachweislich im Traubensaft enthalten. Daher ist der<br />

mäßige Griff zur Weinflasche, der zur Sucht führen kann, unnötig.<br />

Zudem werden Tatsachen anderer wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen unter den Teppich gekehrt, die belegen, dass<br />

mäßiger Weingenuss Ursachefaktor für Krebs ist <strong>und</strong> zudem<br />

ein ganz enormes Risiko für Brustkrebs darstellt. Ein Medikament<br />

mit solchen Nebenwirkungen würde auf dem Markt nicht<br />

zugelassen <strong>und</strong> bei Erscheinen sogar verboten werden. Die<br />

Mehrheit der Medien scheut sich aber nicht, mäßigen Weingenuss<br />

als Medizin darzustellen <strong>und</strong> so Menschen irrezuführen.<br />

Wer dennoch auf Wein schwört, nimmt diese Risiken <strong>und</strong><br />

Nebenwirkungen selbst in Kauf. Die Warnung vor solcher, der<br />

Ges<strong>und</strong>heit schädlichen Arznei, ist angesichts anderer wissenschaftlicher<br />

Fakten eine Pflicht, die ihre eigentliche Quelle<br />

in Warnungen der Heiligen Schrift hat (Sprüche 23:29-35;<br />

Jes. 5:11-14; 28:1:7-10 <strong>und</strong> öfter).<br />

Überleitung<br />

In dieser <strong>Lektion</strong> werden Aussagen aus der Bibel betrachtet,<br />

die Befürworter mäßigen Alkoholtrinkens anführen, um ihre<br />

Gewohnheit trotz eindeutiger Warnungen der Heiligen Schrift,<br />

aus derselben Heiligen Schrift zu befürworten. Dies ist keine<br />

Bevorm<strong>und</strong>ung sondern ernste Warnung in Anmahnung für<br />

Verantwortlichkeit gegenüber der Gesellschaft, denn Mitmenschen<br />

müssen unter Alkoholgenuss anderer leiden (Unfälle<br />

durch Alkohol mit Körperverletzung, Tod <strong>und</strong> Schrottschäden;<br />

Krebs, Leber- <strong>und</strong> Gehirnschäden mit Invalidität <strong>und</strong> als Folge<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Verdienstausfall als Trauma für die Familie;<br />

Streit, ruhestörender Lärm, Körperverletzung, zerrüttete Familien,<br />

Ehebruch, im „Suff“ gezeugte <strong>und</strong> geschädigte Kinder,<br />

<strong>und</strong> so weiter). Kein Mensch ist eine Insel. Und keiner lebt<br />

sich selber, <strong>und</strong> keiner stirbt sich selber. Um eine solche sich<br />

selbst <strong>und</strong> andere zerstörende Lebensgewohnheit zu<br />

rechtfertigen, werden ges<strong>und</strong>heitliche <strong>und</strong> sogar biblische<br />

Gründe ins Feld geführt, die in Wirklichkeit zur Verführung<br />

dieses Übels dienen.<br />

Fragen: Polyphenole, enthalten im Wein, sollen das Herzinfarktrisiko<br />

verringern. (a) Warum ist dieser Weg einer Verringerung<br />

von Herzinfarkt unnötig <strong>und</strong> sogar gefährlich? (b)<br />

Welche andere Möglichkeit besteht, Herzinfarkt verringernde<br />

Polyphenole wirksam werden zu lassen?<br />

Antworten:<br />

50


MONTAG<br />

„Jajin“ (Wein) als Traubensaft<br />

Nahrung für Säuglinge <strong>und</strong> Kinder<br />

<strong>Der</strong> Prophet Jeremia blickt zurück auf Zeit der Belagerung<br />

Jerusalems durch die Babylonier. Drei Jahre lang dauerte die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene Hungersnot (588-586). Im folgenden Abschnitt<br />

wird deutlich, dass der biblische Begriff „Wein“ (hebr.<br />

„jajin“; gr. „oinos“) auch im Sinne von ungegorenem Wein (Traubensaft)<br />

verstanden wird: „Ich habe mir fast die Augen ausgeweint,<br />

mein Leib tut mir weh, mein Herz ist auf die Erde<br />

ausgeschüttet über dem Jammer der Töchter meines Volkes,<br />

weil die Säuglinge <strong>und</strong> Unmündigen auf den Gassen<br />

der Stadt verschmachten. Zu ihren Müttern sprechen sie:<br />

Wo ist Brot <strong>und</strong> Wein?, da sie auf den Gassen in der Stadt<br />

verschmachten wie die tödlich Verw<strong>und</strong>eten <strong>und</strong> in den<br />

Armen der Mütter ihren Geist aufgeben.“ (Klagelieder Jeremias<br />

2:11-12, LB 1984) Betonung meine.<br />

Hier kein alkoholischer Wein<br />

In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff „Jajin“<br />

(Wein) auf unvergorenen Traubesaft, denn nur dieser kommt<br />

mit Brot als Nahrung für Säuglinge <strong>und</strong> Kinder in Frage. Es<br />

wäre absurd anzunehmen, alkoholischer Wein <strong>und</strong> Brot wären<br />

die Nahrung für Säuglinge <strong>und</strong> Kinder. Die meisten Übersetzungen<br />

haben hier für „Jajin“ Wein <strong>und</strong> hinterlassen<br />

ebenfalls ein solches Absurdum, als würden Säuglinge <strong>und</strong><br />

Kinder von ihren Müttern alkoholischen Wein vorgesetzt bekommen.<br />

Diesen Eindruck erwecken eine Anzahl Übersetzungen,<br />

wie Lutherbibel 1984, Hans Bruns, die Revidierte Elberfelder,<br />

Schlachter 2000, die Einheitsübersetzung, die New International<br />

Version <strong>und</strong> die King James Version <strong>und</strong> andere.<br />

Fragen: (1) Welche Bedeutung hat der Begriff „Jajin“, in Klagelieder<br />

2:11-12, meist mit (alkoholischem) „Wein“ übersetzt,<br />

an dieser Stelle im Zusammenhang in Wirklichkeit? (2) Warum<br />

kann „Jajin“ hier nicht „alkoholischen Wein“ bedeuten? (3)<br />

Worauf ist zu achten, wenn uns dieser Begriff begegnet?<br />

Antworten:<br />

wurde eine quadratische oder r<strong>und</strong>e Vertiefung gemeißelt. <strong>Der</strong><br />

Boden war schräg. Die Weintrauben wurden in diese Vertiefung<br />

gekippt. Mit den Füßen wurden die Weintrauben getreten.<br />

Dabei wurden die Kleider mit rotem Traubensanft rot gespritzt<br />

<strong>und</strong> verfärbt (Jes. 63:2-3).<br />

<strong>Der</strong> so frisch ausgepresste Traubensaft lief entlang der Schrägung<br />

zu einem Ausgang, der zu einer anderen, tiefer gelegenen<br />

Aushöhlung führte. Dort sammelte sich der Traubensaft<br />

<strong>und</strong> wurde mit einem Krug abgeschöpft. Das „Keltertreten“<br />

war begleitet mit Freudengesängen (siehe ABC VIII, Seite<br />

1149).<br />

Frischer Traubensaft („Jajin“)<br />

<strong>Der</strong> Prophet Jesaja beschreibt eine solche Weintraubenernte<br />

im fruchtbaren Lande Moab. Die Freudengesänge beim<br />

Treten der Trauben werden durch einfallende Kriegsheere unterbrochen<br />

(Jes. 16:1-9). „Und vom Weingarten hat aufgehört<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Frohlocken; <strong>und</strong> in den Weingärten wird<br />

nicht mehr gejubelt <strong>und</strong> nicht mehr gejauchzt. Traubensaft<br />

(„Jajin“ hier als Traubensaft) in den Keltern wird nicht<br />

mehr getreten die Kelter: Freudenrufe haben aufgehört.“<br />

(Jes. 16:10, Eigenübersetzg.)<br />

„Jajin“ bezieht sich hier in diesem Zusammenhang eindeutig<br />

auf den frisch ausgepressten Traubensaft, der mit den Füßen<br />

in der Kelter gerade ausgetreten wird. Ähnlich war es im obigen<br />

Abschnitt von Klagelieder Jeremia 2:11-12, wo „Jajin“<br />

ebenfalls frischer Traubensaft war, für Säuglinge <strong>und</strong> Kinder<br />

die übliche Nahrung, wie hier der frisch ausgepresste Traubensaft<br />

oder die Trauben selbst mit ihrem noch unvergorenen<br />

Saft.<br />

Verschiedene Bedeutungen möglich<br />

Beim Begriff „Jajin“ kann man nicht von vorn herein kategorisch<br />

sagen, damit sei immer frischer Traubensaft<br />

gemeint oder immer gegorener Traubensaft, also alkoholischer<br />

Wein. <strong>Der</strong> Zusammenhang entscheidet, um welche<br />

Phase des Produkts es sich handelt: um noch ungegorenen<br />

oder gegorenen Traubensaft.<br />

Falscher Eindruck durch Übersetzungen<br />

In Jesaja 16:10 (siehe oben) übersetzen die meisten Übersetzungen<br />

unsachgemäß mit „Wein“ <strong>und</strong> erwecken den Eindruck,<br />

als seien die soeben ausgepressten Trauben bereits<br />

alkoholischer Wein (so die Revidierte Elberfelder, Schlachter<br />

2000, New International Version, King James Version <strong>und</strong><br />

andere), was gar nicht der Fall sein kann.<br />

„Jajin“ übersetzt als „Weintrauben“<br />

DIENSTAG<br />

„Jajin“ als Traubensaft beim Keltertreten<br />

Die Einheitsübersetzung in Jes. 16:10 kommt dem Sachverhalt<br />

schon näher: „Niemand stampft mehr in der Kelter die<br />

Trauben.“ Ähnlich auch Neues Leben: „Es werden auch keine<br />

Trauben mehr gekeltert.“ Beide Übersetzungen haben<br />

sich dem Gedanken des frischen Traubensafts haarscharf<br />

genähert, denn Trauben, die gekeltert (getreten) werden,<br />

geben Traubensaft von sich <strong>und</strong> keinen alkoholischen<br />

Wein.<br />

Beschreibung der Weinernte<br />

Die Weinernte in Palästina, im heißen Jordantal <strong>und</strong> im Gazastreifen,<br />

dauerte von Juni bis August. An Berggegenden<br />

wurde der Wein im September geerntet. Auf einem Felsen<br />

51<br />

Von den englischsprachigen Übersetzungen übersetzen viele<br />

„Jajin“ in Jes. 16:10 mit „Weintrauben“ „grapes“: „No trading<br />

of grapes in the vineyards.“ (New Living Translation) „There<br />

are no joyful shouts where grapes were pressed. “ (Con-


temporary English Version) „No on stomps on grapes in the<br />

winepress. “ (God’s Word Translation <strong>und</strong> die KJV des 21.<br />

Jhd.)<br />

“No on tramples grapes in the winepress.” (Holman Christian<br />

Standard Bible)<br />

Fragen: (1) Beschreibe den Vorgang der Weinernte. (2) Woraus<br />

geht hervor, dass „Jajin“ in Jesaja 16:10 die Bedeutung<br />

von unvergorenem Traubensaft hat? (3) Warum ist die Übersetzung<br />

von „Jajin“ als „Weintrauben“ in diesem Zusammenhang<br />

ebenso sachgemäß richtig wie „Traubensaft“? (4) In<br />

welchen beiden Formen also kann „Jajin“ vorkommen?<br />

Antworten:<br />

Die Kanaaniter stammen von ihrem Vater Kanaan ab <strong>und</strong> besiedelten<br />

das Gebiet von Sidon im Norden bis Gaza im Süden:<br />

insgesamt: das Gebiet Palästinas, einschließlich Sodom<br />

<strong>und</strong> Gomorrah (1. Mose 10:6.15-20). Dies schlägt eine Brücke<br />

zur Verdorbenheit dieser beiden Städte, in der Lot wohnte.<br />

Vor der Zerstörung Sodoms <strong>und</strong> Gomorras zog Lot mit <strong>seine</strong>n<br />

beiden Töchtern aus <strong>und</strong> wohnte in einer Höhle. Um von<br />

ihrem Vater Nachkommen zu erhalten, weil es angeblich keine<br />

Männer mehr gab – obwohl doch die Nachkommen von<br />

Sem <strong>und</strong> Japhet lebten -, gaben beide Töchter, eine nach der<br />

anderen, ihrem Vater alkoholischen Wein („Jajin“) zu trinken:<br />

„Da gaben sie ihrem Vater Wein („Jajin“) zu trinken in derselben<br />

Nacht. Und die erste ging hinein <strong>und</strong> legte sich zu<br />

ihrem Vater, <strong>und</strong> er ward´s nicht gewahr, als sie sich legte,<br />

noch als sie aufstand.“ (1. Mose 19:23, Lutherbibel 1974)<br />

Weinverführung zur Blutschande<br />

Solche Praktiken der Blutschande hatten sie aus Sodom <strong>und</strong><br />

Gomorra mitgenommen. Diese Sitte wendeten sie jetzt an.<br />

Bei vollem Bewusstsein hätte Lot nicht darin eingewilligt, denn<br />

die Bibel bezeichnet ihn als „gerecht“ (2. Pt. 2:7-8). So benutzten<br />

<strong>seine</strong> Töchter alkoholisierten Wein, um ihn zu dieser<br />

Blutschande zu verführen.<br />

Alkohol spült alle Hemmungen weg. Die Hemmschwelle hierzu<br />

beseitigt alkoholischer Wein. Israel hatte sich damit auseinanderzusetzen,<br />

als sie in das Land Kanaan hineinkamen. Wie<br />

viel Sünde <strong>und</strong> Unzucht <strong>und</strong> wie viel Kinder im Suff gezeugt<br />

worden sind, an denen der Hang zu damit verb<strong>und</strong>enen Krankheiten<br />

<strong>und</strong> Sünde über die Gene weitergegeben wird, steht in<br />

den Büchern des Himmels geschrieben.<br />

MITTWOCH<br />

Verführung durch alkoholischen Wein<br />

Trunkenheit Noahs<br />

Nach der überstandenen Flut pflanzte Noah einen Weingarten<br />

<strong>und</strong> wurde Weingärtner: „Und er trank von dem Wein<br />

(„Jajin“) <strong>und</strong> berauschte sich <strong>und</strong> entblößte sich inmitten<br />

<strong>seine</strong>s Zeltes.“ (1. Mose 9:21, Eigenübers.)<br />

Dieser Zusammenhang weist den „Jajin“ in <strong>seine</strong>m vergorenen,<br />

alkoholhaltigen Zustand aus, im Unterschied zu „Jajin“ in<br />

<strong>seine</strong>r ursprünglichen, unvergorenen Phase (siehe oben).<br />

Noah hatte sicher etwas von diesem Wein getrunken, dann<br />

noch etwas, <strong>und</strong> noch etwas, bis Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen<br />

benebelt <strong>und</strong> ausgeschaltet waren. Er war betrunken <strong>und</strong><br />

zog sich mitten in <strong>seine</strong>m Zelt nackt aus. <strong>Der</strong> mit jedem Hammerschlag<br />

an <strong>seine</strong>r Arche die Flut angekündigt hatte, der sich<br />

nicht von <strong>seine</strong>m Auftrag abbringen ließ, der Spott <strong>und</strong> Hohn<br />

auf sich nahm, den der Hebräerbrief als einen der Glaubenszeugen<br />

aufführt, ihn als „Erben der Glaubensgerechtigkeit“<br />

bezeichnet (Heb. 11:7), den Petrus „Prediger der Gerechtigkeit“<br />

nennt (2. Pt. 2:5), der wurde durch den „Jajin“, Wein in<br />

alkoholischer Gestalt, in Versuchung übermannt <strong>und</strong> setzte<br />

sich dem Spott <strong>seine</strong>s Sohnes Hams aus, der ein Vater Kanaans<br />

war (1. Mose 10:6).<br />

Weinsitten der Kanaaniter<br />

Vom Sohn der Älteren, Moab, kommen die Moabiter, <strong>und</strong> vom<br />

Sohn der Jüngeren, Ammon, kommen die Ammoniter her.<br />

Beide wurden in der späteren Geschichte Erzfeinde des Volkes<br />

Gottes.<br />

Verführung Israels<br />

Als Israel das verheißene Land einnahm <strong>und</strong> unter den Kanaanitern<br />

lebte, war Gottes Volk diesen Versuchungen ausgesetzt<br />

<strong>und</strong> hatte sich damit auseinanderzusetzen. Alkoholischer<br />

Wein war bei den Kanaanitern das Förderungsmittel zu Unzucht<br />

jeder Art. Das abschreckende Beispiel des Sturzbetrunkenen<br />

Noah <strong>und</strong> die Blutschande der beiden Töchter Lots sind<br />

eine Warnung an Israel. Alkoholischer Wein ist das klassische<br />

Mittel, Gottes Volk zur Sünde zu verführen. Daher greifen<br />

die Sprüche <strong>und</strong> die Propheten diese Warnung auf <strong>und</strong><br />

warnen eindringlich (Sprüche 20:1; 23:29-35; Jes. 5:11-17;<br />

28:1-2.7-13; Jer. 13:12-14; Hosea 7:5; Joel 1:5; Amos 2:12;<br />

6:1-6; Micha 2:11). Wer diese Texte liest, wird beeindruckt sein<br />

von der Verführbarkeit des Volkes Gottes im Weingenuss <strong>und</strong><br />

von der Besorgtheit Gottes, der durch <strong>seine</strong> Diener <strong>und</strong> Propheten<br />

solche ernsten Warnungen vor dem Trinken alkoholischen<br />

Weins ausspricht.<br />

Fragen: (1) Welche Warnung vor alkoholischem Wein liegt<br />

im Beispiel Noahs <strong>und</strong> der Töchter Lots zugr<strong>und</strong>e? (2) Welcher<br />

Sitten haben sich die Töchter Lots bedient? (3) Welche<br />

Rolle spielte alkoholischer Wein bei den Kanaanitern? (4)<br />

Warum mussten die Propheten das Volk Gottes so eindringlich<br />

vor Genuss alkoholischen Weins warnen?<br />

Antworten:<br />

52


DONNERSTAG<br />

Erziehungsgeschichte Gottes mit <strong>seine</strong>m Volk<br />

Warnung <strong>und</strong> Umkehr<br />

Das Volk Israel befand sich in einer Erziehungsgeschichte.<br />

Gott hat sündhaftes Begehren <strong>seine</strong>s Volkes gestattet, denn<br />

der Mensch ist mit freiem Willen ausgestattet, <strong>und</strong> wenn der<br />

Sünder einen sündhaften Weg begehrt, überlässt Gott ihn dem<br />

selbst erwählten Weg. Das bedeutet aber nicht, dass Gott<br />

dadurch, dass Er sündiges Begehren gestattet, dieses gleichzeitig<br />

befürwortet. Ganz im Gegenteil: Er warnt das Volk durch<br />

<strong>seine</strong> Diener <strong>und</strong> Propheten vor solchen sündhaften Wegen<br />

<strong>und</strong> fordert zur Umkehr von diesen Wegen auf. Am Ende eines<br />

Reifeprozesses steht das Ziel der Abkehr vor solchen<br />

Abwegen <strong>und</strong> Unwegen.<br />

Vater <strong>und</strong> Erzieher <strong>seine</strong>s Volkes (Heb. 12:5-11) sündigem<br />

Begehren stattgegeben, nicht aber, ohne davor zu warnen <strong>und</strong><br />

im Laufe einer schmerzlichen Erziehungsgeschichte von sündigem<br />

Begehren abzubringen. Was Gott hier gestattet, befürwortet<br />

er nicht. Deshalb der Ruf zur Umkehr. Zudem erspart<br />

Gott <strong>seine</strong>m Volke nicht die Folgen solchen sündhaften Begehrens.<br />

Fragen: (1) Inwiefern gehören manche Sitten <strong>und</strong> Gebräuche<br />

des Volkes Gottes der Vergangenheit an <strong>und</strong> sind nicht für die<br />

Gegenwart als „biblisch“ einzufordern? (2) Welche Rolle spielt<br />

hierfür die Erziehungsgeschichte Gottes an <strong>seine</strong>m Volk? (3)<br />

Warum bedeutet das Gestatten der Sünde nicht, dass Gott<br />

sie befürwortet?<br />

Antworten:<br />

Sklaverei<br />

So gestattete Gott dem Volk Israel das Halten von Sklaven,<br />

schützte diese aber vor Misshandlung (2. Mose 21:20) <strong>und</strong><br />

ließ auch die Sklaven am Sabbat ruhen (5. Mose 5:12-15). In<br />

der Christengemeinde waren alle Kinder Gottes durch den<br />

Glauben an Jesus Christus. Standesunterschiede, wie Herr<br />

<strong>und</strong> Sklave, waren aufgehoben (Gal. 3:27-29). Und wo noch<br />

Sklaven in der Gemeinde waren, wurden sie als Glaubensbrüder<br />

betrachtet (Philemon 16). Sklaven waren Glaubensbrüder,<br />

denn alle waren eins in Christus: „Hier ist nicht Sklave<br />

noch Freier… ihr seid allesamt einer in Christus.“ (Gal.<br />

3:28, LB 1984)<br />

Damit ist die Sklaverei ohne Sklavenaufstand <strong>und</strong> ohne Blutvergießen<br />

de facto aufgehoben. Diese Dinge sind in der<br />

Perspektive der Erziehungsgeschichte Gottes mit <strong>seine</strong>m<br />

Volk zu betrachten, wobei solche Sitten <strong>und</strong> Gebräuche<br />

im Reifeprozess des Volkes der Vergangenheit angehören.<br />

<strong>Der</strong> Scheidebrief<br />

Ähnlich verhält es sich mit dem Scheidebrief, der den Mann<br />

berechtigte, <strong>seine</strong> Ehefrau aus der Ehe zu entlassen, meinte<br />

er etwas Schändliches an ihr gef<strong>und</strong>en zu haben (5. Mose<br />

24:1). Christus erklärt den Pharisäern, die sich auf diesen<br />

Scheidebrief beriefen <strong>und</strong> als „Gummiparagraphen“ benutzten:<br />

„Mose hat euch wegen der Verhärtung eures Herzens<br />

erlaubt, eure Frauen zu entlassen, von Anfang an war dies<br />

nicht so.“ (Mt. 19:8)<br />

Erst auf den Wunsch verhärteter Herzen hin hat Gott den<br />

Scheidebrief gestattet. <strong>Der</strong> Scheidebrief gehört im Verlauf der<br />

Erziehungsgeschichte der Vergangenheit an.<br />

Vielehe (Polygamie)<br />

Es wird sich auch niemand auf Jakob berufen, der vier Frauen<br />

hatte. Neben Rahel war noch Lea <strong>seine</strong> Ehefrau. Dazu<br />

nahm er Bilha, die Magd Rahels <strong>und</strong> Silpa, die Magd Leas (1.<br />

Mose 29 bis 30:1-24). Christus hat in <strong>seine</strong>r Antwort auf das<br />

Problem des Scheidebriefes die Ehe auf das paradiesisch<br />

vorgegebene Muster der Einehe (Monogamie) gegründet (Mt.<br />

19:3-6). Auch die Vielehe gehört im Laufe der Erziehungsgeschichte<br />

Gottes mit <strong>seine</strong>m Volk der Vergangenheit an.<br />

Ob es sich nun um die Sklaverei handelt, den Scheidebrief,<br />

die Ehe mit mehreren Frauen (Polygamie), so hat Gott als<br />

FREITAG<br />

Alkoholischer Wein <strong>und</strong> Rauschtrank<br />

Ursprung nach dem Sündenfall<br />

Auch alkoholischer Wein <strong>und</strong> Rauschtrank (vergorener Schekar)<br />

ist eingebettet in der Erziehungsgeschichte Gottes mit<br />

<strong>seine</strong>m Volk. Im Paradies hat es weder alkoholischen Wein<br />

gegeben, noch zusammengebrauten Rauschtrank. Erst mit<br />

Eintritt der Sünde hat es mit einsetzender Verderbnis, Fäulnis,<br />

Krankheit <strong>und</strong> Tod, auch gegorenes Getränk gegeben.<br />

So wie Christus in der Ehefrage auf die noch unverdorbene<br />

Ehe im Paradies hingewiesen hat (Mt. 19:3-6), so<br />

ist in der Weinfrage auf das Ursprüngliche <strong>und</strong> Unvergorene<br />

des Paradieses zu verweisen.<br />

Schekar als Rauschtrank<br />

Sündhaften Begehrens des Volkes hat Gott stattgegeben, denn<br />

Er verweigert die Entscheidung des Sünders nicht, sucht aber<br />

ihn von <strong>seine</strong>m halsstarrigen Verhalten in <strong>seine</strong>r Erziehungsgeschichte<br />

abzubringen. So begehrten <strong>und</strong> wünschten selbst<br />

die Hirten des Volkes, vergorenen Wein (Jajin) <strong>und</strong> Rauschtrank<br />

(vergorenen Schekar) zu trinken, <strong>und</strong> Gott lässt sie gewähren<br />

(Jes. 56:12), doch die Warnungen davor sind in den<br />

Sprüchen <strong>und</strong> bei den Propheten unüberhörbar (siehe zu Mittwoch<br />

unter: „Verführung Israels“). Vergorener „Schekar“ ist in<br />

<strong>seine</strong>r Wirkung Rauschtrank, wie aus einigen Stellen hervorgeht,<br />

wo dieser Begriff mit einer solchen berauschenden Wirkung<br />

oft zusammen mit alkoholischen Wein auftaucht (1. Samuel<br />

1:12-15; Jes. 5:11.22; 28:7; 29:9; 56:12; Micha 2:11).<br />

„Schekar“ ist als Rauschtrank ein Gebräu aus Getreide, Obst,<br />

Honig <strong>und</strong> Datteln (Gesenius, 829).<br />

Unvergorener „Scheckar“ ist aber wie der unvergorene „Jaijin“<br />

eigentlich ein ges<strong>und</strong>es Getränk. So bedeutet „Scheckar“<br />

53


in erster Linie „süsses Getränk“. Gustav Tobler beschreibt in<br />

<strong>seine</strong>m Buch „Leben ohne Alkohol“ (Advent-Verlag Zürich) sehr<br />

ausführlich den Begriff „Scheckar“ (S. 69ff), der 23mal im AT<br />

vorkommt: „Scheckar bedeutet ´süsses Getränk` aus anderen<br />

Früchten ausgepresst als aus der Weintraube, das im unvergorenen<br />

wie im vergorenen Zustand getrunken wurde.“ (S.<br />

70) <strong>Der</strong> Zusammenhang zeigt wie bei Jaijin, ob es sich um<br />

vergorenen oder unvergorenen Scheckar handelt. Die weitaus<br />

meisten Texte weisen auf den vergorenen Scheckar als<br />

Rauschtrank hin. Aber mindestens zwei Texte verweisen auf<br />

den unvergorenen Scheckar, der aus Obst <strong>und</strong> Palmenfrüchten<br />

gepresst wurde (in 4. Mose 28:7 als Trankopfer <strong>und</strong> in 5.<br />

Mose 14:26 in Verbindung mit dem Armenzehnten, wo Gott<br />

den Rat gibt, Schekar zu kaufen).<br />

Deshalb ist auch die Übersetzung mit „Rauschtrank“ in vielen<br />

Bibeln nicht immer korrekt, genauso wie Jajin immer mit „Wein“<br />

übersetzt wird, anstatt an manchen Stellen auch mit „Traubensaft“<br />

zu übersetzen.<br />

Begehren <strong>und</strong> Wünschen des Menschen<br />

In Jesaja 56 werden insbesondere die Wächter <strong>und</strong> Hirten<br />

des Volkes angesprochen, die wie viele andere im Volk sich<br />

nur vergnügen wollen: „´Kommt her, (sprechen sie,) ich will<br />

Wein holen, da wollen wir uns volltrinken mit Rauschtrank,<br />

<strong>und</strong> morgen soll es zugehen wie heute, hochher <strong>und</strong><br />

herrlich!“ (Jes. 56:12, Zürcher Übersetzung)<br />

Korrigierende Erziehungsgeschichte<br />

<strong>Der</strong> Wunsch nach einem herrlichen Leben in Saus <strong>und</strong> Braus,<br />

insbesondere der Wächter <strong>und</strong> Hirten des Volkes, ist in diesem<br />

Text unübersehbar. Gott gibt diesem Begehren statt: nicht<br />

ohne auch in den Sprüchen <strong>und</strong> Propheten davor zu warnen<br />

(zu den vielen Texten siehe oben unter „Schekar als Rauschtrank“).<br />

Die Benebelung von Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen<br />

versetzt Konsumenten von alkoholischem Wein <strong>und</strong> Rauschtrankgebräu<br />

in einen Zustand, in dem sie ein leichtes <strong>Opfer</strong><br />

für Versuchungen werden: Siehe der fromme Noah in <strong>seine</strong>m<br />

Vollrausch (1. Mose 9:21) <strong>und</strong> der gerechte Lot, den <strong>seine</strong><br />

Töchter mit alkoholischem Wein zur Blutschande verführten<br />

1. Mose 19:30-38).<br />

Das Begehren <strong>und</strong> Wünschen des Volkes <strong>und</strong> ihrer Hirten<br />

beinhaltet, dass das Trinken von alkoholischem Wein <strong>und</strong><br />

Rauschtrank des Menschen Wille ist, nicht aber der Wille<br />

Gottes. Wohl gestattet Gott den Menschen ihren Willen, die<br />

Alkohol trinken wollen, aber der Herr geht ihnen als Gott <strong>und</strong><br />

Vater in <strong>seine</strong>r Erziehungsgeschichte nach, um solche von<br />

ihrem verderblichen Willen abzubringen <strong>und</strong> ihr Leben zu korrigieren.<br />

Gräber des Begehrens<br />

Hier geht es um Begehren, deren Endstation Gräber sind. Gott<br />

gewährt <strong>seine</strong>m Volk durchaus, was es begehrt, auch wenn<br />

es schädlich ist. Israel war mit dem Brot vom Himmel, dem<br />

Manna, unzufrieden <strong>und</strong> schrie nach den Fleischtöpfen<br />

Ägyptens (4. Mose 11:1-6). Dieses Begehren erfüllte ihnen<br />

Gott <strong>und</strong> sandte ihnen eine gewaltige Menge von Wachteln,<br />

über die sie sich in ihrer Gier hermachten, bis Gottes Zorn<br />

entbrannte <strong>und</strong> sie umbrachte (Verse 31-33). <strong>Der</strong> Ort wurde<br />

mit dem Namen „Lustgräber“ (wörtlich: „Gräber des<br />

Begehrens“) benannt (Vers 35). Hier wird daran erinnert,<br />

dass Gott den sündigen Willen des Volkes gewähren lässt.<br />

Die Folgen jedoch muss der tragen, der solchem<br />

verderblichen Begehren nachgeht. Dass Gott dem<br />

Menschen, der sich nicht warnen lässt, <strong>seine</strong> selbst<br />

gewählten sündigen Wege überlässt, ist auch andernorts<br />

belegt (Römer 1:22-31; 2. Thess. 2:9-12).<br />

Pneumatologische Sicht<br />

„Pneumatologisch“ - vom Blickpunkt des Heiligen Geistes aus<br />

gesehen. <strong>Der</strong> Apostel Paulus bringt dies in <strong>seine</strong>m Brief an<br />

die Epheser auf den Punkt: „Und betrinkt euch nicht mit<br />

Wein, in welchem Heillosigkeit (asootia) ist, sondern lasst<br />

euch mit dem (Heiligen) Geist erfüllen.“ (Eph. 5:18)<br />

Das ist die pneumatologische Sicht. Bei Paulus ist der Leib<br />

Tempel <strong>und</strong> Wohnung des Heiligen Geistes (1. Kor. 3:16; 6:19-<br />

20; 2. Kor. 6:16).<br />

<strong>Der</strong> Weingeist, welcher Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen<br />

benebelt, <strong>und</strong> der Heilige Geist, können unmöglich in<br />

einem Tempel zusammen wohnen. Entweder wohnt der<br />

Weingeist im Tempel Gottes, wodurch der Tempel Gottes<br />

verderbt wird, oder der Heilige Geist wohnt in dem Tempel,<br />

der Ihm gehört.<br />

Medizinischer Rat des Paulus<br />

Von da her hat jeder die Entscheidung zu treffen, wer in <strong>seine</strong>n<br />

Leib, welcher der Tempel Gottes ist, einzieht <strong>und</strong> dort wohnt:<br />

der Heilige Geist, oder der alkoholische Weingeist. Das wird<br />

auch nicht aufgehoben durch den Rat des Paulus an<br />

Timotheus, er solle ein wenig Wein als Medizin für <strong>seine</strong>n<br />

Magen benutzten (1. Tim. 5:23), was manche so deuten,<br />

Paulus meine hier alkoholischen Wein als Medizin für<br />

Timotheus. <strong>Der</strong> Heilige Geist hätte hier durch den Apostel<br />

Paulus einen sehr schlechten Rat gegeben, denn Wein im<br />

gegorenen Zustand ist aufgr<strong>und</strong> von dokumentierten<br />

Studien als Verursacher von Krebs <strong>und</strong> Brustkrebs<br />

erwiesen worden (<strong>Lektion</strong> 11).<br />

Sprachliches<br />

Zudem ist aufgezeigt worden, dass der Begriff „Oinos“, übersetzt<br />

mit „Wein“, Traubensaft im gegorenen oder unvergorenen<br />

Zustand bedeuten kann (siehe zu Montag). „Jajin“ in der<br />

hebräischen Bibel kann also beides heißen: gegorener oder<br />

nicht gegorener Traubensaft.<br />

Zudem ist hinzuzufügen, dass der hebräische Betriff „Tirosch“<br />

für unvergorenen Traubensaft verwendet wird (Joel 2:24; Sprüche<br />

3:10; Richter 9:13; Hosea 9:2). An allen diesen Stellen<br />

übersetzt die Septuaginta diesen Begriff mit „Oinos“. Wenn<br />

also im Neuen Testament der Begriff „Oinos“ auftaucht,<br />

kann damit Traubensaft oder alkoholischer Wein gemeint<br />

sein. <strong>Der</strong> Zusammenhang entscheidet. Als medizinischer<br />

Rat, den Paulus an Timotheus erteilt, kann daher nur ungegorener<br />

Traubensaft in Frage kommen.<br />

Hochzeit zu Kana<br />

Was Christus auf der Hochzeit zu Kana geschaffen hat, war<br />

Traubensaft im unvergorenen Zustand, was auch der paradiesischen<br />

unverdorbenen Schöpfung entspricht, denn Christus<br />

offenbarte in diesem W<strong>und</strong>er <strong>seine</strong> Herrlichkeit, <strong>und</strong> die<br />

kann nur im Zusammenhang mit von Sünde Unvergorenem<br />

stehen (Joh. 2:11). Christus als Schöpfer schafft nichts, was<br />

durch die Sünde verdorben ist <strong>und</strong> auch nicht Symbol <strong>seine</strong>s<br />

unbefleckten Erlöserblutes sein kann (1. Pt. 1:2.18; Heb.<br />

12:24).<br />

54


Endnotiz: Wir haben in Deutschland 2,5 Millionen Alkoholiker,<br />

die dauerhaft Alkoholiker bleiben, auch wenn sie „trocken“<br />

sind, denn selbst ein Glas kann ihr Begehren wieder aufleben<br />

lassen <strong>und</strong> sie erneut in die Hölle der Abhängigkeit stürzen.<br />

Unermesslich ist das Heer der Toten, die durch Alkohol am<br />

Steuer starben <strong>und</strong> ihre Familie in tiefste Trauer stürzten, unermesslich<br />

auch der materielle Schaden von zertrümmerten<br />

Autos, unermesslich die Milliardensummen, welche die Krankenkassen<br />

ausgeben, um die ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden, die<br />

der Alkohol verursacht, zu behandeln. Alkohol ist ein Ungeheuer,<br />

das auf die Menschheit losgelassen wird <strong>und</strong> unermesslichen<br />

Schaden angerichtet hat <strong>und</strong> immer noch täglich anrichtet.<br />

Worin soll denn angesichts eines solchen unermesslichen<br />

Schadens der Nutzen des Alkohols bestehen?<br />

Diese Antwort sind diejenigen der Gesellschaf schuldig,<br />

die Alkoholgetränke produzieren <strong>und</strong> verkaufen.<br />

Fragen: (1) Was begehrten selbst die Hirten des Volkes zur<br />

Zeit Jesajas (siehe Jes. 56:12)? 2) Warum ist in diesem Text<br />

nicht vom Willen Gottes, sondern vom Begehren des Menschen<br />

die Rede? (3) Wie ist dieser Text in die Erziehungsgeschichte<br />

Gottes mit <strong>seine</strong>m Volk einzuordnen? (4) Auf welches<br />

Ziel steuert der Wille Gottes nach Eph. 5:18 hin? (5) Wie<br />

sind der medizinische Rat des Paulus an Timotheus <strong>und</strong> der<br />

Wein auf der Hochzeit zu Kana einzuordnen? (6) Warum ist<br />

Alkohol ein Ungeheuer, das an Mensch, Material <strong>und</strong> Krankheitskosten<br />

unermesslichen Schaden anrichtet?<br />

Antworten:<br />

Zusammenfassung<br />

(1) <strong>Der</strong> hebräische Begriff „Jajin“ kann unvergorenen oder<br />

vergorenen Traubensaft bedeuten: je nach Zusammenhang.<br />

Beides übersetzt die Septuaginta mit „Oinos“. Eine Anzahl<br />

Übersetzungen geben diesen Begriff als alkoholischen „Wein“<br />

wieder, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um unvergorenen<br />

oder vergorenen Traubensaft dem Zusammenhang nach handelt.<br />

Damit wird der Eindruck erweckt, als sei mit „Jajin“ oder<br />

„Oinos“ in allen Fällen alkoholischer Wein gemeint. Allerdings<br />

ist manchen Übersetzungen aufgefallen, dass „Jajin“ <strong>und</strong><br />

„Oinos“ in manchen Fällen auch in die Richtung von Traubensaft<br />

geht.<br />

vielen Stellen für alkoholischen Wein verwendet. Übersetzungen<br />

geben zumeist „Oinos“ mit „Wein“ wieder.<br />

(4) Im Neuen Testament wird der Begriff „Oinos“ ebenfalls<br />

verwendet, was auch hier mit (alkoholischem) „Wein“ übersetzt<br />

wird. So entsteht der Eindruck, als würde Paulus dem<br />

Timotheus einen ganz schlechten medizinischen Rat erteilt<br />

haben, wenn alkoholisierter „Wein“ („Oinos“) für einen kranken<br />

Magen <strong>und</strong> sonstige Krankheiten empfohlen wird, zumal<br />

heute durch dokumentierte Untersuchungen erwiesen ist, dass<br />

mäßiger Weingenuss Ursache für Krebs <strong>und</strong> mit hohem Risiko<br />

für Brustkrebs verantwortlich ist.<br />

(5) Ebenso entsteht der Eindruck, Christus habe auf der<br />

Hochzeit zu Kanaan alkoholischen Wein geschaffen <strong>und</strong> darin<br />

<strong>seine</strong> Herrlichkeit offenbart, was absurd ist, denn <strong>seine</strong><br />

Herrlichkeit kann nur in dem offenbart werden, was durch<br />

Sünde unverdorben ist <strong>und</strong> Symbol <strong>seine</strong>s unbefleckten Blutes<br />

ist, dessen im Abendmahl gedacht wird.<br />

(6) In der Erziehungsgeschichte Israels hat Gott sündhaftes<br />

Begehren gestattet (Sklavenhaltung, Scheidebrief, Vielehe).<br />

Im Laufe dieser Erziehungsgeschichte sucht Gott sündhaftes<br />

Begehren zu korrigieren <strong>und</strong> in einem Reifeprozess<br />

abzugewöhnen.<br />

(7) Auch alkoholischer Wein <strong>und</strong> Rauschtrankgebräu sind<br />

in diese korrigierende Erziehungsgeschichte einbezogen. Dem<br />

Begehren des Herzens nach alkoholischem Wein <strong>und</strong><br />

Rauschtrank hat Gott stattgegeben (Jes. 56:12), begleitet mit<br />

unüberhörbaren Warnungen in den Sprüchen <strong>und</strong> den Propheten.<br />

Wohin sündiges Begehren führt, zeigt sich beispielhaft<br />

an den „Gräbern des Begehrens“ oder „Lustgräbern“ (4.<br />

Mose 11:34-35). Die Folgen des auch heute so begehrten Alkoholgenusses<br />

enden in Gräbern, Kliniken, Armenhäusern,<br />

Verbrechen <strong>und</strong> Selbstmorden.<br />

(8) Aus pneumatologischer Sicht ist der Leib ein Tempel<br />

des Heiligen Geistes, in dem der Geist Gottes wohnt (1. Kor.<br />

3:16; 6:19-20; 2. Kor. 6:16). In diesem Tempel kann nicht der<br />

alkoholische Weingeist mit dem Heiligen Geist zusammen<br />

wohnen (Eph. 5:18). Dieser Weingeist benebelt Verstand, Wille<br />

<strong>und</strong> Gewissen. Gerade am Verstand, Willen <strong>und</strong> Gewissen<br />

wirkt der Heilige Geist <strong>und</strong> bringt den Sünder zur Sinnesänderung.<br />

Jeder ist damit vor die Entscheidung gestellt, wer in<br />

<strong>seine</strong>m Leibestempel wohnen soll. <strong>Der</strong> Heilige Geist will nicht<br />

betrübt werden (Eph. 4:30).<br />

Sabbatanfang:<br />

19.16 Uhr<br />

(2) Am Beispiel von Noah <strong>und</strong> den Töchtern Lots wird ganz<br />

am Anfang der Geschichte des Volkes Gottes vor alkoholisiertem<br />

Wein gewarnt. Noah erliegt dem Alkohol in zutiefst<br />

beschämender Pose. Die Töchter Lots verführen ihren Vater<br />

mit alkoholischem Wein zur Blutschande.<br />

(3) <strong>Der</strong> hebräische Begriff „Tirosch“ (Traubensaft im unvergorenen<br />

Zustand) wird in der Septuaginta mit „Oinos“ (Wein)<br />

übersetzt. Das ist verwirrend, denn der Begriff „Oinos“ wird an<br />

55


Wiederholung 26. September - 2. Oktober <strong>2010</strong><br />

Wiederholung: <strong>Lektion</strong>en 1 - 12<br />

<strong>Lektion</strong> 1<br />

(1) „Inspiration bei den Evangelien ist nicht gleichbedeutend<br />

Ursprünglichkeit.“ Erkläre dies anhand von Lukas 1:1-4.<br />

(2) Wie kommt dieses Prinzip auch im Schrifttum von Ellen<br />

G. White zum Ausdruck?<br />

Antworten:<br />

<strong>Lektion</strong> 4<br />

(1) Was ist bei der Rebellion Israels zu Kadesch-Barnea<br />

Vermessenheit? (Zusammenfassung Punkt 1)<br />

(2) Wie drückt sich hier die Vermessenheit aus? (Punkt 6)<br />

(3) An welcher Stelle kommt Mose auf dieses Ereignis zurück<br />

<strong>und</strong> warnt Israel vor einer Wiederholung der Vermessenheit?<br />

Was lernen wir daraus? (Siehe zu Donnerstag)<br />

Antworten:<br />

<strong>Lektion</strong> 2<br />

(1) Bitte Fehlendes ausfüllen: „In ihren Unterschieden <strong>und</strong><br />

Gemeinsamkeiten stehen die Evangelien in einem_________________<br />

zueinander.“ (Zusammenfassung,<br />

Punkt 1)<br />

(2) Woran ist erkennbar, dass Matthäus sich in der Reihenfolge<br />

der Versuchungen genau festlegt, während Lukas<br />

die Versuchungen eher lose aneinander reiht <strong>und</strong> eine andere<br />

Reihenfolge hat? (Zusammenfassung, Punkte 3-4)<br />

Antworten:<br />

<strong>Lektion</strong> 5<br />

(1) Im Bericht über die Versuchung der Reiche dieser Welt<br />

<strong>und</strong> ihrer Herrlichkeit hat Lukas im Vergleich zu Matthäus einen<br />

eigenständigen Text (siehe zu Montag). Was für eine<br />

Quelle käme hier in Frage, wenn Lukas sich nicht nach Matthäus<br />

richtet? (Siehe zu Dienstag)<br />

(2) Worin besteht der Unterschied zwischen der Herrlichkeit,<br />

die der <strong>Versucher</strong> anbietet, <strong>und</strong> der Herrlichkeit, die sich<br />

in Christus offenbart? (siehe zu Mittwoch <strong>und</strong> Donnerstag oder<br />

Zusammenfassung Punkt 3)<br />

Antworten:<br />

<strong>Lektion</strong> 3<br />

(1) Inwiefern reißt der <strong>Versucher</strong> in <strong>seine</strong>m Zitat aus Psalm<br />

91:11-12 das Herzstück des Textes heraus, ohne dass es sonderlich<br />

auffällt? (Mt. 4:6; Lk. 4:10-11, Punkt 3)<br />

(2) Was ist Vermessenheit? (Zusammenfassung Punkt 3)<br />

(3) Wie wird die Gemeinde zur Vermessenheit verführt (Zusammenfassung<br />

Punkte 4-7).<br />

Antworten:<br />

<strong>Lektion</strong> 6<br />

(1) Beschreibe den Vertrauens- <strong>und</strong> Wertewandel, den<br />

Adam <strong>und</strong> Eva bei der Versuchung durchlaufen? (Zusammenfassung<br />

Punkt 1)<br />

(2) Welche Hoffnung besteht für Sünder wie Saulus <strong>und</strong><br />

den Schächer am Kreuz, die der Versuchung erlegen <strong>und</strong><br />

Gefangene der Sünde gewesen waren? (Punkte 3-4)<br />

(3) Inwiefern hat der Schächer am Kreuz die erste Engelsbotschaft<br />

schon vorweggenommen? (Punkt 4)<br />

Antworten:<br />

56


<strong>Lektion</strong> 7<br />

(1) Inwiefern benutzt die historisch kritische Methode bei<br />

den Evangelien die Verleugnung der Prophetie als Datierungshilfe?<br />

(Zusammenfassung Punkt 4)<br />

Antworten:<br />

(2) Inwiefern wird dadurch die Erlösungsfähigkeit Christi<br />

in Frage gestellt? (Punkt 5)<br />

(3) Inwiefern redet die Schlange heute noch in einer solchen<br />

Bibelkritik? (Punkte 1-2)<br />

Antworten:<br />

<strong>Lektion</strong> 10<br />

(1) Inwiefern war Achan einer Sucht verfallen (Siehe zu<br />

Sonntag)<br />

(2) Welche vier Rettungsanker weisen den Ausweg aus<br />

einer Sucht? (Sonntag)<br />

(3) Welche Folge hatte es bei Nadab <strong>und</strong> Abihu, die sich<br />

der Sucht mit mäßigem Weingenuss näherten? (Dienstag)<br />

<strong>Lektion</strong> 8<br />

(1) Welche Einzelheiten hat Christus über die Zerstörung<br />

vorausgesagt? (Siehe zu Montag)<br />

(2) In welchem Gleichnis hat Jesus vorausgesagt, dass<br />

Jerusalem verbrannt werden soll? (Siehe zu Montag)<br />

(3) Was hat Jesus über die Rettung <strong>seine</strong>r Gemeinde in<br />

der eingeschlossenen Stadt vorausgesagt? (Siehe zu Montag)<br />

(4) Welche Wirkung hatte ihr mäßiger Weingenuss auf<br />

Verstand, Wille <strong>und</strong> Gewissen? (Mittwoch)<br />

(5) In welcher doppelten Aufgabe der Priester war ständige<br />

Nüchternheit unabdingbare Voraussetzung? (Donnerstag)<br />

(6) Inwiefern ist unabdingbare Nüchternheit auf die Gemeinde<br />

Jesu übertragbar? (Donnerstag)<br />

Antworten:<br />

(4) Wie kam es, dass die Gemeinde trotz der Belagerung<br />

fliehen konnte? (Siehe zu Mittwoch).<br />

(5) Inwiefern verdankt die Urgemeinde <strong>und</strong> die Adventgemeinde<br />

ihre Existenz der Prophetie?<br />

Antworten:<br />

<strong>Lektion</strong> 11<br />

(1) Warum ist eine Studie über mäßig weintrinkende Franzosen,<br />

in der festgestellt wurde, mäßiges Weintrinken sei gesünder<br />

als Weinabstinenz, eigentlich ein Betrug <strong>und</strong> Irreführung<br />

der Öffentlichkeit? (Siehe zu Montag <strong>und</strong> Dienstag)<br />

<strong>Lektion</strong> 9<br />

(1) Wie versuchen Spitzensupermärkte K<strong>und</strong>en zum Kauf<br />

von Waren zu verführen, die sie vorher eigentlich nicht kaufen<br />

wollten? (Siehe zu Montag <strong>und</strong> Dienstag)<br />

(2) Wie entsteht Kaufsucht als Modell der Entstehung von<br />

Sucht überhaupt? (Siehe Mittwoch)<br />

(3) Welche Rolle dabei spielen Gehirn <strong>und</strong> Hand, bzw.<br />

Gewohnheit? Zeige dabei auf, inwiefern das Unsichtbare im<br />

Gehirn das Sichtbare der Gewohnheit widerspiegelt <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

(Mittwoch)<br />

(4) Bei der Verführung zur Sucht werden _______, sowie<br />

_______ <strong>und</strong> auch das __________ ausgeschaltet. Bitte Fehlendes<br />

einfügen. (Siehe zu Mittwoch unter „Ausschaltung des<br />

Wächterzentrums“)<br />

(2) Welche andere Langzeitstudie will herausgef<strong>und</strong>en<br />

haben, dass mäßiges Weintrinken Herzinfarkt entgegenwirke?<br />

(Donnerstag)<br />

(3) Welche ganz gefährlichen Nebenwirkungen haben gemeinsame<br />

britische <strong>und</strong> amerikanische Studien in Versuchen<br />

bei mäßigen Weintrinkern feststellen müssen? (Mittwoch)<br />

(4) Was hat die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) bei<br />

mäßigen Weintrinkern leider auch feststellen müssen? (Donnerstag)<br />

(5) Aufgr<strong>und</strong> welcher gefährlichen Nebenwirkungen ist<br />

Wein als Medizin gänzlich ungeeignet? (Donnerstag <strong>und</strong> Mittwoch)<br />

(6) Die bioaktiven Polyphenole im Rotwein sollen durch<br />

Entgegenwirken von Ablagerungen (Plaques) Herzinfarkt vorbeugen.<br />

Gleichzeitig wird zugegeben <strong>und</strong> ist auch in Wikipe-<br />

57


dia zu erfahren, dass Polyphenole im Roten Traubensaft vorhanden<br />

sind. Was folgt daraus, wenn die Nebenwirkungen<br />

von Weinalkohol in Betracht gezogen werden? (Siehe zu Donnerstag)<br />

Sabbatanfang:<br />

19.00 Uhr<br />

Antworten:<br />

<strong>Lektion</strong> 12<br />

(1) Welche doppelte Bedeutung kann der hebräische Begriff<br />

„Jajin“, meist mit „alkoholischem Wein“ übersetzt, haben?<br />

(Montag <strong>und</strong> Dienstag)<br />

(2) <strong>Der</strong> hebräische Begriff „Tirosch“ ist unvergorener Wein.<br />

Die griechische Übersetzung das Alten Testaments, die Septuaginta,<br />

übersetzt „Jajin“ <strong>und</strong> „Tirosch“ aber gleichermaßen<br />

mit „Oinos“, „Wein“. Welche Missverständnisse ergeben sich<br />

daraus? (Montag <strong>und</strong> Dienstag)<br />

(3) Inwiefern sind die abschreckenden Beispiele von Noah<br />

<strong>und</strong> den Töchtern Lots gleich am Anfang der Geschichte Gottes<br />

mit <strong>seine</strong>m Volk eine ernste Warnung?<br />

(4) Welche Missverständnisse ergeben sich, wenn das<br />

Neue Testament den Begriff „Oinos“ übernimmt, der gegorenen<br />

Traubensaft oder alkoholischen Wein bedeuten kann?<br />

Erläutere dies anhand einiger Texte (Freitag).<br />

(5) Inwiefern gestattet Gott sündiges Begehren <strong>seine</strong>s<br />

Volkes, <strong>und</strong> spannt dieses aber ein in <strong>seine</strong>r Erziehungsgeschichte,<br />

die in einem Reifeprozess auf Abkehr <strong>und</strong> Umkehr<br />

solchen Begehrens abzielt? (Freitag)<br />

(6) Inwiefern hat Gott dem Begehren der Hirten <strong>seine</strong>s<br />

Volkes stattgegeben (siehe Jes. 56:12) in Anbetracht der Tatsache,<br />

dass das dort erwähnte „Schekar“ („Rauschtrank) an<br />

vielen Stellen eindeutig ein alkoholisches Getränk ist? (Freitag)<br />

(7) Inwiefern stellt Eph. 5:18 zusammen mit dem Nüchternheitsgebot<br />

das Ziel der Erziehungsgeschichte dar, zur<br />

Abkehr von solchen Rauschmitteln hinzuwirken, damit die<br />

Gläubigen nicht durch Benebelung von Verstand, Wille <strong>und</strong><br />

Gewissen dem <strong>Versucher</strong> als leichte Beute in die Hände fallen?<br />

Schreibe die Antwort auf ein Blatt Papier <strong>und</strong> trage die<br />

Gedanken im Gesprächskreis vor.<br />

Antworten:<br />

Wir beten das Vaterunser unter Betonung der Bewahrungsbitte.<br />

58


NACHWORT<br />

Ausgehend von der Versuchung Evas durch die Schlange, ist für die nächste <strong>Lektion</strong> geplant, das<br />

Thema des Wertewandels infolge von Bündnissen zu betrachten. Eva war vorübergehend in ihrer<br />

Vertrauensposition von Gott zur Schlange hinübergewechselt. Sie hatte sich vom Vertrauen dessen,<br />

was Gott ihr gesagt hatte, getrennt <strong>und</strong> sich dem angeschlossen, was die Schlange sagte. Es war<br />

ein vorübergehendes Bündnis zwischen der Schlange <strong>und</strong> dem Menschen zustande gekommen,<br />

das Gott dann mit <strong>seine</strong>m Feindschaftswort Einhalt gebot: „Ich will Feindschaft setzen zwischen<br />

dir (Schlange) <strong>und</strong> der Frau, zwischen deinem Nachkommen <strong>und</strong> ihrem Nachkommen…“ (1.<br />

Mose 3:15)<br />

Das Gebot Gottes, nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten <strong>und</strong> Bösen zu essen, stellte die<br />

Schlange <strong>und</strong> mit ihr Eva in Frage. Es erfolgte nicht nur ein Vertrauenswandel, sondern auch ein<br />

Wertewandel. Nicht mehr war das Wertemaß, was Gott offenbart hatte, sondern das, was die Schlange<br />

einflüsterte.<br />

Von diesem Ansatz wird die Geschichte Gottes mit <strong>seine</strong>m Volke betrachtet <strong>und</strong> herausgearbeitet<br />

werden, welchen Werte- <strong>und</strong> Vertrauenswandel Bündnisse zur Folge haben <strong>und</strong> wohin sie führen.<br />

Änderungen vorbehalten.<br />

Wir freuen uns auf dieses <strong>und</strong> das nächste Viertel <strong>und</strong> wollen einander zu eifrigem Bibelstudium<br />

ermutigen.<br />

Winfried Stolpmann<br />

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