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Ausgabe Dezember 2008 - Kopswerk II

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<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

Zugestellt durch Post.at<br />

<strong>Ausgabe</strong> 11 / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

www.kopswerk2.at<br />

Information der Vorarlberger Illwerke AG zum Bau des<br />

Pumpspeicherkraftwerks <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> in Gaschurn/Partenen<br />

Plangemäß mit voller Leistung am Netz<br />

Die Schlussprüfung aller Anlagen des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong><br />

erbrachte überall zufrieden stellende Ergebnisse


2 <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

3<br />

Editorial<br />

Pionierarbeit im Kraftwerksbau<br />

Das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> ist sowohl im Turbinen- als auch im Pumpbetrieb ein voll<br />

regelfähiges Pumpspeicherkraftwerk. Vieles in der Anlagenkonzeption ist<br />

ein Novum. Das Know-how basiert auf jahrzehntelanger Erfahrung im<br />

Kraftwerksbau und auf intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit.<br />

Das Grundkonzept erarbeitete der Projektierungsstab der Illwerke. Ebenso<br />

die Planung und das Projektmanagement, Engineering, Maschinenbau,<br />

Elektrotechnik, unterstützt von Spezialisten der EnBW, VKW und führender<br />

Technologieunternehmen. Was an den Schlüsselfunktionen theoretisch<br />

und rechnerisch geplant war, wurde anhand zahlreicher und<br />

umfassender Modellversuche an verschiedenen Universitäten überprüft<br />

und gestaltet.<br />

Gemeinschaftlicher Kraftakt<br />

Im Sommer 2004 fällte der Aufsichtsrat der Illwerke den Baubeschluss für das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong>.<br />

Nach dem kontinuierlichen Ausbau zwischen 1925 und 1984 und zwei Jahrzehnten Stopp<br />

im Wasserkraftausbau war die Zeit reif für ein Pumpspeicherkraftwerk mit besonderen<br />

Eigenschaften. Bereitstellung von hochwertiger Spitzen- und Regelenergie und<br />

das Zusammenwirken mit anderen regenerativen Energien entspricht den Anforderungen<br />

des liberalisierten Strommarktes. Weitere bedeutende Vorteile des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> sind<br />

neben den Synergien innerhalb der Kraftwerksgruppe Obere Ill – Lünersee die<br />

Wertschöpfung und die wirtschaftlichen Impulse für das Land Vorarlberg und das<br />

Montafon.<br />

Fachleute der Illwerke, gemeinsam mit Spezialisten in- und ausländischer Firmen aus<br />

dem Kraftwerks- und Tunnelbau, Maschinenbauer und Elektrotechniker leisteten zum<br />

größten Teil im Schichtbetrieb mehr als drei Millionen Arbeitsstunden. Dabei sind die<br />

Vorarbeiten, Planung und Herstellung der Anlagenteile noch gar nicht berücksichtigt.<br />

Den umfassenden Sicherheitsvorkehrungen ist es zu danken, dass es während der<br />

vier Jahre Bauzeit nur bei wenigen, nicht folgenschweren, Unfällen blieb. Unter so<br />

schwierigen Arbeitsbedingungen, wie sie unter Tage herrschen, ist dies keine<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

Gerade in Zeiten des Klimawandels setzt das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> ein klares Zeichen für eine nachhaltige<br />

und umweltschonende Energieversorgung in der Zukunft. Auch aktuell hinsichtlich<br />

der weltweiten Finanzkrise ist die Verwirklichung des gigantischen Projektes in einem<br />

gemeinsamen Kraftakt ein Signal für wirtschaftliche Zusammenarbeit und den Austausch<br />

von Know-how.<br />

Das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> bestätigt die Spitzenstellung Vorarlbergs bei der Nutzung der Wasserkraft<br />

und trägt wesentlich dazu bei, seine starke Position im liberalisierten Strommarkt<br />

Europas weiter auszubauen.<br />

Der Probebetrieb ist nunmehr voll angelaufen, das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> bringt bereits ganzen<br />

Einsatz. Unser Dank für die hohen Leistungen aller Beteiligten, an die verständnisvollen<br />

Anrainer im Montafon und alle interessierten Besucher und Leser ist verbunden mit<br />

den Wünschen für geruhsame Weihnachtsfeiertage und ein glückliches neues Jahr.<br />

Dr. Ludwig Summer<br />

Vorstandsvorsitzender illwerke vkw<br />

Dr. Christof Germann<br />

Vorstandsdirektor illwerke vkw<br />

Der Bau der großen Kaverne, die erstmalige Anwendung neuer Technologien,<br />

die Neudefinition des Standes der Technik bei einigen Schlüsselelementen<br />

sowie die Sicherstellung des reibungslosen Zusammenwirkens<br />

waren die größte Herausforderung. Die Maschinensätze mit einer<br />

Gesamtleistung von 450 MW im Turbinen- und im Pumpbetrieb sind in<br />

der Lage, Regelenergie in einer Bandbreite von ± 100 % anzubieten, wofür<br />

die Betriebsweise der Regelpumpe (hydraulischer Kurzschluss) zum Einsatz<br />

kommt. Die Ausstattung der Kraftwerksanlage mit Unterwasserdruckluftwasserschlosskammern<br />

und der Einsatz von Peltonturbinen, die mit<br />

ihren Turbinengehäusen jeweils über den Generatoren situiert wurden,<br />

charakterisieren die Besonderheit des hydraulischen Konzepts. An der erfolgreichen<br />

Realisierung waren viele Experten der Illwerke sowie in- und ausländische<br />

Firmen und deren Mitarbeiter beteiligt: Die Inbetriebnahme<br />

des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> im geplanten Zeitrahmen und mit voller Leistung ist<br />

das Werk von vielen tatkräftigen Menschen, die über vier Jahre im<br />

Schichtbetrieb, Tag und Nacht, im Einsatz waren.<br />

Als Projektleiter erfüllt mich das<br />

geschaffene Werk mit Freude, Stolz<br />

und großem Respekt gegenüber den<br />

Leistungen aller Beteiligten, denen ich<br />

an dieser Stelle gratulieren und herzlich<br />

danken möchte.<br />

DI Dr. Ernst Pürer<br />

Projektleiter <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

3<br />

Letzte <strong>Ausgabe</strong> von <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Das Redaktionsteam möchte anlässlich der elften und letzten<br />

<strong>Ausgabe</strong> allen Lesern für das rege Interesse herzlich danken.<br />

Frohe Feiertage und alles Gute im neuen Jahr!<br />

Offizielle Eröffnung von <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

Die offizielle Eröffnung des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> ist für Mai 2009 geplant.<br />

An zwei aufeinander folgenden Tagen der offenen Tür werden alle<br />

Vorarlbergerinnen und Vorarlberger und interessierte Gäste herzlich<br />

willkommen geheißen.


<strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

3<br />

Vier Jahre nach dem Startschuss!<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> erfüllt alle Erwartungen<br />

Das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> liefert mit allen drei Maschinen hochwertige Spitzen- und Regelenergie. Ein Pumpspeicherkraftwerk, das seinesgleichen nicht nur hierzulande<br />

sucht. In Österreich, Europa, ja sogar darüberhinaus ist es das modernste. Viele Köpfe, zahlreiche Firmen und Mitarbeiter – vom genialen Ingenieur bis zum<br />

verlässlichen Arbeiter – sind an diesem großartigen Werk beteiligt. Bescheiden, was man von außen sieht, überwältigend, was sich im Berginnern verbirgt.<br />

Der Illwerke Vorstand und die Projektleiter des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> verfolgen die erfolgreiche Inbetriebsetzung am Maschinenleitstand<br />

"Mit dem <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> haben die Illwerke ihre führende<br />

Rolle beim Bau von Spitzenkraftwerken bewiesen.<br />

Es hat als derzeit weltweit modernstes Pumpspeicherkraftwerk<br />

neue Maßstäbe gesetzt", sieht Vorstand Dr.<br />

Ludwig Summer die Leistungen aller Beteiligten nun<br />

verwirklicht.<br />

In rund 50 Monaten wurde eines der spektakulärsten<br />

Kraftwerke Europas erbaut. Das Projekt hat viele<br />

Väter; Pläne für ein zweites Kopskraftwerk bestanden<br />

schon seit den Sechzigerjahren. Damals war das<br />

<strong>Kopswerk</strong> I erbaut worden. Vor 40 Jahren sensationell,<br />

bis heute ein Meilenstein in der Kraftwerkstechnik<br />

unter Tage. Was die <strong>Kopswerk</strong>e außer Aufsehen<br />

erregenden Maßstäben verbindet, ist ihre Lage im<br />

Berginnern. Aber die Nummer zwei geht in ihrer<br />

Konzeption über die Grenzen bekannter Kavernen-<br />

kraftwerke hinaus. Das zehnte und größte Kraftwerk<br />

der Illwerke mit 450 Megawatt Gesamtleistung ist ein<br />

im Turbinen- und Pumpbetrieb voll regelfähiges<br />

Pumpspeicherkraftwerk mit höchstem Wirkungsgrad.<br />

Es steigert die Kapazitäten der Illwerke im Pumpbetrieb<br />

um 85 % und im Turbinenbetrieb um 36 %.<br />

Guter Plan – perfekt umgesetzt<br />

Das Gesamtkonzept und die Anlageteile des <strong>Kopswerk</strong>es<br />

<strong>II</strong> mussten nicht nur den topografischen<br />

Gegebenheiten und der Einbindung in die Kraftwerksgruppe<br />

Obere Ill – Lünersee gerecht werden. Mehr<br />

noch sollte es die gewünschte Leistungskapazität<br />

hoch flexibel und extrem rasch bereitstellen. Beste<br />

Voraussetzungen bestanden im inneren Montafon:<br />

Der vorhandene Kopssee als hochalpiner Wasserspeicher,<br />

die 800-Meter-Gefällstufe zwischen Kops<br />

und Rifa sowie das Pumpwasservorrats- und Ausgleichsbecken<br />

im Tal. Auch die günstigen geologischen<br />

Voraussetzungen zur Anlage unter Tage waren<br />

eine treffliche Ausgangsbasis, die so schon vor 40<br />

Jahren erkannt wurde. Schließlich verhalfen die veränderten<br />

Rahmenbedingungen des liberalisierten<br />

Strommarktes, die Forcierung der erneuerbaren<br />

Energieträger Wind und Wasser und der technische<br />

Fortschritt einem guten Plan zum perfekten Projekt.<br />

Aus heutiger Sicht selbstverständlich, dass eine<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung abgewickelt werden<br />

musste. Die Umweltverträglichkeitserklärung (UVE)<br />

betraf über 40 verschiedene Materien und umfasste<br />

unzählige Berichte und Pläne, die in 90facher<br />

Ausfertigung den Behörden des Landes vorgelegt<br />

werden musste. Noch nie zuvor war in Vorarlberg eine


4 <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

UVP so aufwändig ausgefallen. Wie sorgfältig die UVE<br />

vorbereitet wurde und wie umweltfreundlich sich<br />

das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> in die Landschaft und die Wasserwirtschaft<br />

im inneren Montafon fügt, dafür spricht<br />

allein schon die Abwicklung des Verfahrens in<br />

Rekordzeit. „Äußerlich unsichtbar“ ist wohl das bemerkenswerteste<br />

Prädikat für ein Kraftwerk dieser<br />

Größenordnung.<br />

Pionierarbeit unter Tage<br />

Die Errichtung des hoch modernen Spitzen- und<br />

Regelkraftwerkes im Berginnern setzte neue Maßstäbe<br />

in Bezug auf die Bautechnik und den geplanten<br />

Zeitrahmen. Die Ausstattung mit Peltonturbinen<br />

in Kombination mit Unterwasserdruckluftkammern<br />

waren Voraussetzungen für einen optimalen Turbinen-<br />

und Regelpumpbetrieb mit höchstem Wirkungsgrad.<br />

Darüber hinaus verlangten die Betriebsweise<br />

im hydraulischen Kurzschluss und die vom<br />

Markt geforderten raschen Stellzeiten für die Turbine<br />

ein besonders großes, technisch komplexes Wasserschloss.<br />

Enorme Herausforderungen erwarteten die<br />

Mineuere und Bautechniker auf allen drei Baulosen<br />

zwischen 1.000 und 1.800 Meter Höhe.<br />

Große Freude über das tadellose Funktionieren aller Anlagen. - Pumpenkugelschieber im Hintergrund<br />

Chronologie des Baugeschehens<br />

Im September 04 war Baubeginn des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong>.<br />

Am 13. Oktober wurde der offizielle Stollenanschlag<br />

gefeiert, und zügig schritt der Vortrieb der Zugangsstollen<br />

auf den drei Baulosen – Rifa, Tafamunt und<br />

Kops/Oberwald – voran. Wochen später waren die<br />

Mineure 100 Meter tief im Berg, die Barbaramesse<br />

am 4. <strong>Dezember</strong> feierte man bereits unter dem<br />

Gewölbe der späteren Transformatorenkaverne.<br />

punkt des Besucherinteresses. Ein mächtiges Gewölbe<br />

wurde geschaffen, gesichert mit einer Vielzahl von<br />

Ankern, von dem es fast wie im Zeitraffer in die Tiefe<br />

ging. Aufsehen erregten auch die zwei Tunnelbohrmaschinen,<br />

die ab März bzw. Juli 2005 den Druckschacht<br />

und den Druckstollen frästen. Letzterer wurde<br />

in einem Arbeitsgang – auch das eine Neuheit bei<br />

einem dynamisch belasteten Druckstollen - mit den<br />

Betonfertigteilen ausgekleidet. In speziell angepassten<br />

Vortriebsverfahren wurden die Transformatorenkaverne,<br />

die riesige Maschinenhalle, ein Großteil<br />

der Ober- und Unterwasserführung, Kammern, Stollen<br />

und Schächte in den Fels gesprengt, gebohrt<br />

und gefräst. Gegen Jahresende war der 1,2 km lange<br />

Druckschacht aufgefahren und die Maschinenkaverne<br />

fertig ausgebrochen. Im Unterwasser stand<br />

der Durchschlag ins Rifabecken kurz bevor. Aus<br />

Brasilien traf die erste von zwei riesigen Drosseln<br />

für die Sperrkammer Kops ein.<br />

Offizieller Stollenanschlag mit den Patinnen<br />

Erstes Baujahr<br />

Wegen ihrer spektakulären Abmessungen stand die<br />

Maschinenkaverne des Krafthauses bald im Mittel-<br />

Kops: Eintreffen des Bohrkopfs der Tunnelfräse<br />

Etappensieg: Durchschlag des Druckschachtes<br />

Zweites Baujahr<br />

2006 begann der Stahl-Wasserbau für die gepanzerte<br />

Auskleidung des steilen Druckschachtes, Teile der<br />

drei Druckluftkammern und das Wasserschloss


<strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

5<br />

Acht Stunden dauerte der Transport für den 2 km langen Abschnitt vom Parkplatz Kops über die<br />

Ganiferstraße zum Fensterstollen Oberwald<br />

Außertafamunt. Die drei hydraulischen Stahldrosseln<br />

des gewaltigen Ausgleichselements Wasserschloss<br />

und der genau aufeinander abgestimmte Bau der tief<br />

im Berg situierten Anlage sollte den Mannschaften<br />

im Baulos 2 noch lange alles abfordern. Im Juli erfolgte<br />

der Durchschlag des Druckstollens zwischen Kops<br />

und Tafamunt. Im Krafthaus Rifa schritt vom tiefsten<br />

Kavernenpunkt aus der geschoßweise Betonbau nach<br />

oben zügig voran. Die Voraussetzungen für die<br />

Montage der fast 40 Meter hohen Maschinensätze<br />

Kavernenausbruch Ende 2005 fast am Ziel<br />

waren geschaffen. Unzählige Großtransporte aus<br />

dem In- und Ausland verfrachteten außerhalb der<br />

Hauptverkehrszeiten hunderte tonnenschwere<br />

Anlagenkomponenten per Sattelschlepper und/oder<br />

Bahn ins Kraftwerk.<br />

Drittes und viertes Baujahr<br />

Zusammenbau der Maschinensätze und Infrastruktur<br />

des Krafthauses Rifa, Korrosionsschutz der gepanzerten<br />

Anlagen, Portalbauwerke, Belüftungs- und<br />

Klimatechnik kennzeichneten 2007 den Baufortschritt.<br />

Nachdem mit den maschinenbaulichen Montagen<br />

bereits begonnen wurde, rückte ab Jahresmitte<br />

mit der Fertigstellung des Hochspannungstraktes<br />

Trafokaverne, der Montage der SF 6 -Schaltanlage<br />

über Tage und der Anbindung ans bestehende Hochspannungsnetz<br />

auch die Elektrotechnik in den Mittelpunkt.<br />

Vorbereitungen für die Automatisierung aller<br />

maschinellen Anlagen und das Leittechniksystem liefen<br />

seit 2004 und während der gesamten Bauzeit bei<br />

den Illwerken und in verschiedenen Herstellerfirmen.<br />

Ihre Umsetzung vor Ort hielt die verantwortlichen<br />

Abteilungen und Firmen bis zur Inbetriebnahme<br />

der Maschinensätze in Atem. Ungebrochene<br />

Aufmerksamkeit verlangten nach wie vor auch die<br />

Baulose 1 und 2: Die umfassenden Injektionsarbeiten<br />

im kilometerlangen Druckstollen zwischen Kops und<br />

Tafamunt und der komplexe Endausbau des Wasserschlosses<br />

lagen im zeitlichen Wettstreit mit dem<br />

Baulos 3. Schließlich fügte sich im Sommer dieses<br />

Jahres ein höchst kompliziertes Anlagen-Puzzle lückenlos<br />

zusammen. Alle Anlagen des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> waren<br />

fertig und einsatzbereit. Den wohl bedeutendsten<br />

Höhepunkt nach dem ersten Andrehen im vergangenen<br />

April erlebte die <strong>Kopswerk</strong>smannschaft dann<br />

am 7. September <strong>2008</strong> mit der erfolgreichen<br />

Aufnahme des Probebetriebs der ersten Maschine.<br />

Das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> war planmäßig am europäischen<br />

Stromnetz.<br />

Eine der drei gewaltigen Speicherpumpen im<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

3<br />

illwerke vkw<br />

Pionierleistungen im Kraftwerksbau<br />

in 100 Jahren<br />

1908<br />

Das Kraftwerk Andelsbuch war bei seiner<br />

Inbetriebnahme das größte der Monarchie.<br />

1925<br />

Bau Vermuntwerk mit Speicher Vermunt:<br />

1930 ist es das größte Wasserkraftwerk mit<br />

der größten Staumauer Österreichs.<br />

1952<br />

Bau des Lünerseewerkes: 1958 ist es das<br />

größte Pumpspeicherwerk der Welt.<br />

1965<br />

Der Bau des <strong>Kopswerk</strong>es I sprengte bisherige<br />

Dimensionen: größte Staumauer mit<br />

663.000 m³ Beton, größte Kaverne und<br />

erstes unbemannt betriebenes Großkraftwerk<br />

Österreichs.<br />

1970<br />

Bau des Rodundwerkes <strong>II</strong>: Pumpturbine<br />

und Motorgenerator waren 1976 die<br />

leistungsstärksten Europas.<br />

2004<br />

Bau des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> von 2004 bis <strong>2008</strong>.<br />

Weltweit das modernste Pumpspeicherwerk<br />

mit den schnellsten Umschaltzeiten zwischen<br />

Turbinen- und Pumpbetrieb und dem größten<br />

Kavernenkrafthaus.


6<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

Inbetriebsetzung, Probe- und Netzbetrieb<br />

Seit September am Stromnetz!<br />

Die Inbetriebnahme der Maschinensätze im <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> ist die Vollendung des Kraftwerkprojektes. Der laufende erfolgreiche Probebetrieb bedeutet, dass alle<br />

Anlagenteile und ihre Funktionen erwartungsgemäß zusammenwirken. Das zehnte und größte Kraftwerk der Illwerke ist seit 7. September mit dem ersten<br />

Maschinensatz und seit 16. November mit allen drei Maschinen am Netz.<br />

Freude über den fulminanten Start des ersten Maschinensatzes: Der Leiter der Inbetriebsetzung DI Eugen Schedler (links sitzend) mit den Vorstandsdirektoren<br />

Dr. Christof Germann und Dr. Ludwig Summer, Projektleiter DI Dr. Ernst Pürer und den Illwerke Experten<br />

„Bei einer Inbetriebsetzung geht es eigentlich immer<br />

auf und ab. – Die Anfangsversuche waren gut, zwischendurch<br />

gab es erwartungsgemäß viele kleinere<br />

Anpassungen, Behebungen, Korrekturen – das ist<br />

so ganz normal“, umreißt der Leiter der Inbetriebsetzung<br />

DI Eugen Schedler die vielfältigen Aufgaben<br />

rund um die drei Maschinensätze. Als Leiter ist er oberster<br />

Koordinator und Controller, „dass schließlich<br />

alles so läuft wie vorgesehen“, – die Inbetriebsetzungsversuche<br />

selbst müssen von den Lieferanten<br />

durchgeführt werden. Das sind im Maschinenbau<br />

VA Tech Escher Wyss/Ravensburg für die Peltonturbinen<br />

samt Regler und Voith Siemens/St. Pölten für<br />

die Speicherpumpen und Synchronisierwandler. In der<br />

Elektrotechnik sind VA Tech Hydro/Wien für die<br />

Generatoren, VA Tech/Linz für die Transformatoren<br />

und ABB/Wien für Automatik und Maschinenschutz<br />

zuständig. Eine ganze Reihe von Versuchen war es,<br />

– zunächst und unüblich – ohne oberwasserseitiges<br />

Wasserschloss, an dem noch Arbeiten durchzuführen<br />

waren. Aber schon diese Vorversuche erbrachten<br />

beste Ergebnisse.<br />

Volle Kraft voraus<br />

Mit Freigabe des Wasserschlosses am 15. Juli begannen<br />

die „scharfen“ Inbetriebsetzungsversuche, sprich<br />

Lastversuche. Diese betreffen den gesamten<br />

Maschinensatz, bei dem es um die Überprüfung der<br />

Nenn- und Überdrehzahlen geht sowie um die<br />

Kontrolle, ob die berechneten Drücke eingehalten<br />

werden. „Bei den Lastabschaltungen wird die<br />

Maschine bei voller Leistung vom Netz getrennt und<br />

Turbine, Speicherpumpe, Motorgenerator sowie alle<br />

Absperrorgane werden einem extremen Härtetest<br />

unterzogen“, erklärt Schedler. Alle Wechsel – die<br />

Übergänge vom Turbinen- in den Pumpbetrieb und<br />

in den Regelpumpbetrieb – müssen minutiös getestet<br />

werden. Für die einzelnen Agenden im Maschinenbau<br />

oder in der Elektrotechnik sind bei der<br />

Inbetriebsetzung die Experten der Lieferfirmen und<br />

der Illwerke voll gefordert. In der Spitze sind das zwischen<br />

25 und 30 Leute. Am Ende aller dieser Tests,<br />

die wohlgemerkt im „Handbetrieb“ erfolgen, steht<br />

dann die Automatisierung – die Steuerung des<br />

Maschinensatzes auf Knopfdruck. Zunächst erfolgt<br />

diese automatische Steuerung durch die Maschinenleittechnik<br />

vom provisorischen Leitstand im<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong>. Erst wenn alles routiniert läuft, werden<br />

die Maschinen des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> (wie die aller anderen<br />

Illwerke-Kraftwerke) über die leittechnische<br />

Anbindung ans Illwerke Control Center, Rodund, und<br />

von dort aus eingesetzt.<br />

Ein Quantum Trost<br />

So viel zur planmäßigen Inbetriebnahme der Maschinensätze,<br />

die vorerst nicht nur bei Maschine 3 (M3)<br />

perfekt lief, sondern auch bei M2 und M1 sehr zufrie-


<strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

7<br />

den stellend angelaufen war. Die Netzfreigabe von<br />

Maschine 3 auf Anfang August war buchstäblich in<br />

Reichweite, als sich in Sekunden durch einen unbeabsichtigten<br />

Vorgang in der Steuerung alles änderte:<br />

„Es passierte beim letzten definitiven Test der<br />

Speicherpumpe“, erzählt DI Schedler: „Der Schaden<br />

an der Zahnkupplung entstand in nur zwei bis drei<br />

Sekunden, weil Generator und Pumpe nicht mehr synchron<br />

waren und eine Schutzauslösung erfolgte.“ Nur<br />

ein Detail bei über 2.000 verknüpften Datenpunkten<br />

pro Maschine, aber mit heftiger Wirkung. Solche<br />

Ereignisse sind im Zuge der vielschichtigen Inbetriebnahmeversuche<br />

leider nicht vorhersehbar, führt<br />

Schedler aus. Statt der erwarteten Freigabe musste<br />

die Ursache gefunden werden, und der Probbetrieb<br />

von M3 war vorerst vereitelt. Dennoch verschmerzbar<br />

im Zeitrahmen: Die spätere Entdeckung des<br />

Fehlers hätte alle drei Maschinen betreffen können,<br />

weil ihre anlagenbaulichen und elektronischen<br />

Einrichtungen identisch sind.<br />

war erst spät Feierabend – von 38-Stunden-Wochen<br />

keine Rede!“, beschreibt er das riesige Pensum.<br />

Maschinen bringen volle Power<br />

Etwa eineinhalb Monate verzögerte sich die<br />

Inbetriebnahme der Maschinen. Statt Anfang August<br />

war die erste am 7. September am Netz. Vorübergehend<br />

konnte die zweite im Turbinenbetrieb zusätzlich<br />

eingesetzt werden. Und bei Maschine 3 sorgte der<br />

Einbau eines Ersatzzahnkranzes, der schneller als<br />

erwartet vonstatten ging, am 12. Oktober für ihren<br />

Start im Probebetrieb. Freude und Genugtuung<br />

wichen den Anspannungen der vergangen Monate,<br />

als am 16. November auch Maschine 2 mit allen<br />

Funktionen rund lief. Damit war das Kraftwerk mit<br />

allen Maschinen uneingeschränkt für den sogenannten<br />

Probebetrieb freigegeben.<br />

Das Vorzeigekraftwerk der Illwerke ist ein voller Erfolg<br />

– „die Krönung auch seiner Laufbahn“, bestätigt<br />

Eugen Schedler. Es war in jeder Hinsicht, von der<br />

Größe, dem Investitionsvolumen und der Komplexität<br />

her, eine besondere Herausforderung. Weder er<br />

noch einer der Ingenieure von den Illwerken hatte bislang<br />

ein so großes und komplexes Projekt umgesetzt.<br />

„Es ist nicht nur das größte in Vorarlberg realisierte<br />

Kraftwerk, hier wurden darüber hinaus zahlreiche<br />

technische Neuheiten, wie der Regelpumpenbetrieb<br />

oder die Gegendruck-Peltonturbine, erfolgreich<br />

verwirklicht.“<br />

Absperrorgane in der Schieberhalle: Lastversuche<br />

bravourös absolviert<br />

Mit Ungeduld erwartet: Maschinenbauer inspizieren<br />

die Lieferung der neuen Zahnkupplung<br />

Mannschaften am Limit<br />

Während der Fehler bei M3 behoben und das beschädigte<br />

Zahnrad ausgebaut wurde, konzentrierte man<br />

sich auf die zweite Maschine. Aber auch dort machte<br />

den Technikern ein Problem in der ölhydraulischen<br />

Steuerung des Synchronisierwandlers zu<br />

schaffen. – Es kam bei völlig anderer Ursache zu<br />

einem gleichartigen Schaden an der Zahnkupplung<br />

wie bei Maschine 3.<br />

„Die Inbetriebsetzungen sind generell eine sehr stressige<br />

Angelegenheit und erfordern enorme Konzentration“,<br />

blickt Schedler auf einen langen Zeitraum<br />

zurück: „Mit der Inbetriebsetzung des ersten Maschinensatzes<br />

wurde in der zweiten Märzhälfte <strong>2008</strong><br />

begonnen; sie dauerte für alle drei Maschinen fast<br />

bis Ende November <strong>2008</strong>. Die konzentrierte, pedantische<br />

Arbeit zehrt an den Verantwortlichen bei den<br />

Illwerken und beteiligten Firmen. – Man merkt, die<br />

Mannschaft war gegen Ende ausgepowert. Tagelang<br />

Feinarbeit mit Augenmaß war der Wieder-Einbau des neuen Zahnkranzes beim Synchronisierwandler der Pumpe


8 <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

Auf Herz und Nieren geprüft<br />

Extremversuche sind ausschlaggebend<br />

Nach dem erfolgreichen Probebetrieb aller Maschinensätze erfolgte Ende November eine weitere spannende Phase des Inbetriebnahme-Prozederes. Die<br />

Maschinen wurden unter Volllast gefahren, zyklische Versuche und Notabschaltungen mussten beweisen, dass alle Anlagen auch unter Ausnahmebedingungen<br />

perfekt, ohne nachteilige Folgen, funktionieren. Bei der anschließenden Entleerung wurde das ganze System begangen und überprüft.<br />

Begehung der entleerten gesamten Kraftwerksanlage nach den Extremversuchen: Auch die Druckluftkammern<br />

in der Unterwasserführung widerstanden den gewaltigen Drücken erwartungsgemäß ohne jeden Kratzer<br />

Inspektion der Turbinen: Illwerke Techniker nehmen<br />

jedes Detail an den Düsen und an den Schaufeln des<br />

Turbinenlaufrades unter die Lupe<br />

Wenn nach dem Turbinenbetrieb die drei Maschinen<br />

gleichzeitig in den Pumpbetrieb wechseln und die drei<br />

Speicherpumpen die riesige Wassersäule in die<br />

Gegenrichtung bewegen, entstehen zyklische<br />

Schwingungen in den Wasserführungen. Die einhergehenden<br />

Belastungen der Triebwasserführung und<br />

das Aufschwingen des Wassers im Wasserschloss<br />

sind immens. – Nur einer der vielen Extremversuche,<br />

die jüngst durchgeführt wurden.<br />

Worst Case<br />

Härtetests mit allen Maschinen gleichzeitig und unter<br />

Volllast gehören zu den ganz normalen Inbetriebnahmeversuchen<br />

eines neuen Kraftwerks. Sie waren<br />

erst möglich, nachdem alle drei Maschinen des<br />

<strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> voll einsatzfähig und die vorgängigen<br />

Versuche in maschinenbaulicher und elektrotechnischer<br />

Hinsicht erfolgreich waren, schildert Einsatzleiter<br />

Dr. Reinhard Mader. Die Ergebnisse der hydrodynamischen<br />

Extremlastversuche ließen bald erkennen,<br />

dass Triebwasserführung, Wasserschloss und Absperrorgane<br />

optimal ausgelegt sind. Wie sich das einzigartige<br />

hydraulische Konzept des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong><br />

auch in Extremsituationen und im so genannten<br />

„Worst Case“ bewährt, ob alle numerischen<br />

Berechnungen mit der Praxis übereinstimmen, müssen<br />

diese Tests nachweisen. Neben eingangs beschriebenem<br />

Beispiel handelt es sich auch um Versuche,<br />

bei denen die Pumpen mit voller Kraft arbeiten,<br />

obgleich die Drosselklappe beim Kopssee verschlossen<br />

bleibt. – Kein normaler Fall, aber auch diesem<br />

außergewöhnlichen Druck muss das System einwandfrei<br />

standhalten; die riesige anstehende<br />

Wassermenge kann über einen Entlastungsschacht<br />

in den Kopssee abfließen.<br />

<strong>Kopswerk</strong> zeigt Pokerface<br />

Nach dem vom Ober- bis zum Unterwasser alle<br />

Anlagen bis zum Maximum herausgefordert werden,<br />

folgt die Entleerung aller im Normalbetrieb<br />

wasserführenden Stollen und Anlagenteile. Dies dauert<br />

bei der Oberwasserführung etwa dreiundsechzig<br />

Stunden, bei der Unterwasserführung nur gut zwölf.<br />

Sodann begehen bzw. befahren die Illwerke-Experten<br />

die Anlagen Druckstollen, Wasserschloss, Druckschacht<br />

und Unterwasser und nehmen alles genau<br />

unter die Lupe. Am 26. November kam der Tag der<br />

Wahrheit: Anspannung bei den Inspektionsteams, die<br />

bald totaler Entspannung wich! Die gigantischen<br />

Stollen und Kammern zeigten sich von den Herausforderungen<br />

unberührt in bester Verfassung. Damit<br />

wurde in wenigen Tagen einer der wichtigsten Schritte<br />

für den uneingeschränkten Netzbetrieb gesetzt: Das<br />

hydraulische Konzept passt bis ins Detail.<br />

Präzise Prüfung des Korrosionsschutzanstrichs aller<br />

stahlgepanzerten Anlagen


<strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

9<br />

Staub, Lärm, Verkehr, Sprengungen, Deponien<br />

Anrainer resümieren das Baugeschehen<br />

Mit der ökologische Baubegleitung des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> war seitens der Illwerke Hansjörg Schwarz beauftragt. Zum Mandat Anrainer-Kommunikation und Umwelt<br />

gehörten die Überwachung der Einhaltung von Umweltauflagen und ein offenes Ohr für Anliegen und Beschwerden. Zusätzlich waren 44 externe Sachverständige<br />

eingeschaltet.<br />

Das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> ist fertig ausgebaut, Baustelleneinrichtungen<br />

verschwinden, begrünte Deponien<br />

bedeckt Winterschnee – die alte Ordnung ist nun wieder<br />

hergestellt.<br />

Die ökologische Baubegleitung<br />

war vom ersten bis zum letzten Tag klar definierter<br />

Auftrag der Illwerke. Hansjörg Schwarz hat in dieser<br />

Funktion nicht nur die Interessen der Anrainer vertreten,<br />

er war darüber hinaus mit der Erfüllung der<br />

Umwelt-Auflagen, Überwachung und Kontrolle sowie<br />

mit den Sicherheitsagenden außerhalb und innerhalb<br />

des Kraftwerkes befasst. So war er immer kompetenter<br />

Ansprechpartner. „Ohne ökologische Bauaufsicht<br />

wären anstehende Probleme sicher weniger effizient<br />

gelöst worden oder erst entstanden“, meint<br />

Schwarz, dem seine kommunikative Arbeit ein echtes<br />

Anliegen war.<br />

Anwohnern in nächster Umgebung ist die Zeit des<br />

Kavernen- und Stollenausbruchs zwischen Herbst<br />

2004 und Mitte 2006 sowie die Deponiebewirtschaftung<br />

in Rifa als schwierigste Phase in Erinnerung.<br />

Andreas Tschanun warb bei Gästen um Verständnis<br />

Für die einen waren das installierte Förderband und<br />

die Betonmischanlage ein Segen, dank der Verringerung<br />

der Materialtransporte durchs Tal, für<br />

direkt Angrenzende aber manchmal eine Lärmbelastung.<br />

Für sie kamen präventive Maßnahmen wie<br />

Schallschutzfenster oder Entschädigungen für<br />

Geschäftseinbußen zum Tragen.<br />

„Das Förderband mit dem Ausbruchmaterial ging<br />

genau am Haus vorbei zur Deponie. Weil es Tag und<br />

Nacht lief, war es sehr unangenehm, wenn wieder<br />

einmal eine Rolle klapperte oder das Band quietsch-<br />

te“, schildern Tschanuns von der Pension Mottabella.<br />

Erleichterung, wenn beim Frühstück doch nur wenig<br />

oder keine Kritik von den Gästen kam. „Einige sagten<br />

bei der Erwähnung des Wortes Baustelle die<br />

Buchung sofort ab; andere, wie Ingenieure oder<br />

Leute, die sich mit Elektrizitätswirtschaft oder Bau auskannten,<br />

wollten vieles zum <strong>Kopswerk</strong> genauer wissen.<br />

Sobald sie es gesehen haben, waren sie<br />

begeistert.“<br />

„Wahnsinn, dass ein so gewaltiges Kraftwerk in der<br />

kurzen Zeit geschaffen wurde“, resümieren Sylvia und<br />

Elmar Schönlechner aus Gaschurn Trantrauas, die es<br />

als Vermieter mit der Baustelle „voll erwischt“ hat.<br />

„Wahnsinn, dass ein so gewaltiges<br />

Kraftwerk in der kurzen Zeit<br />

geschaffen wurde.”<br />

Sylvia und Elmar Schönlechner<br />

Ökologische Baubegleitung durch<br />

Ing. Hansjörg Schwarz<br />

Frage der positiven Einstellung<br />

Eine ganze Reihe von Anrainern und Betrieben erhielt<br />

mit dem <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> einen gewichtigen Nachbar: Der<br />

wurde freundlich akzeptiert oder herzlich begrüßt,<br />

machte aber nicht nur Freunde. Gut, dass sich das<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> künftig bedeckt hält, meinen die von<br />

der Bauzeit Betroffenen, schade, dass sie vorbei ist,<br />

sagen am Projekt beteiligte Unternehmer. Einige<br />

der Familien und Betriebe nahmen für unsere Zeitung<br />

Stellung zur abgelaufenen Bauzeit.<br />

2005: Per Förderband und Muldenkipper wurde das Ausbruchmaterial auf die Deponie in Rifa verbracht


10 <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

Gruber am Hangplateau gegenüber dem <strong>Kopswerk</strong>portal<br />

weniger gestört als der Tschambreutunnel,<br />

und: „Dafür, dass es so ein Bauwerk ist, sieht man<br />

gar nichts mehr!“. „Alles erledigt, vorbei und passt“<br />

meint auch ihr Sohn Robert, der direkt oberhalb der<br />

ehemaligen Zwischendeponie und einstigen Betonmischanlage<br />

wohnt. Gleich zu Baubeginn erhielt er<br />

Lärmschutzfenster: „Wenn sie im Stollen geschossen<br />

haben, hat das ganze Haus gewackelt“, erzählt er.<br />

„Erst als sie mehr als 100 Meter weit drin waren, wurde<br />

es besser. Extrem waren aber die Bagger, Radlader<br />

und die Muldenkipper rund um die Uhr – viel gravierender<br />

als die Sprengerei oder die Betonmischanlage.“<br />

Bis 2006 kamen rund 300.000 Kubikmeter Gestein aus dem Berginnern auf die Deponien Rifa Ost und West<br />

Tröstlich der Gast, der sich total fürs <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

begeisterte, ernüchternd wenn „andere reklamierten<br />

und früher abreisten. - Es war viel, aber jetzt ist<br />

es wieder sehr ruhig und schön“.<br />

Keine Chance auf Feriengäste hatten Klingers an<br />

ihrem Standort zwischen Baubereich Rifa, Tschambreutunnel<br />

und Umschlagplatz Partenen. Aber sehr<br />

zentral für die <strong>Kopswerk</strong>-Bauleute von auswärts. Die<br />

wurden kurzerhand ihre neuen Mieter. „Alles sehr<br />

nette und angenehme Männer mit guten Manieren“,<br />

lacht Frau Inge. Das Baugeschehen bekam das<br />

Ehepaar Klinger mit LKW- und Materialtransportverkehr<br />

und je nach Föhnlage bzw. Wind mit vehementer<br />

Staubentwicklung zu spüren. Dem wichen sie<br />

wenn möglich geschickt durch Abwesenheit aus,<br />

machten eine Ski- oder Bergtour.<br />

„Die Illwerke haben sich wenigstens immer gekümmert“,<br />

hebt Frau Rita Gruber den persönlichen<br />

Kontakt zu Hansjörg Schwarz und auch zu Peter Matt<br />

besonders hervor. Der Kraftwerksbau hat Familie<br />

Mit Ende des Felsausbruchs in Rifa, Anfang 2006 fuhren<br />

die LKWs deutlich weniger, vom umtriebigen<br />

Geschehen im Inneren des Berges blieb man eher verschont.<br />

Der Umfang von Lärm, Staub und Dreck hielt<br />

sich dank befolgter Auflagen wie Emissionsmessungen,<br />

Lärmschutzwände, Straßenreinigung in erträglichen<br />

Grenzen. Während der Bauzeit waren 44<br />

externe, unabhängige Sachverständige eingeschaltet.<br />

Die Einhaltung aller Grenzwerte war oberstes<br />

Ziel, Anrainer-Beschwerden wurde zu allen Tages- und<br />

Nachtzeiten nachgegangen und Missstände wo machbar<br />

behoben.<br />

„Ist ja jetzt kalter Kaffee“ winkt Tischlermeister Franz<br />

Netzer ironisch ab. Aber Deponie und Materialtransporten<br />

empfand er als „Umwelt- und Lärmbelastung“<br />

und kritisiert die schweren LKWs mit zu hoher<br />

Geschwindigkeit: „…dass es einen Druck gab, der<br />

einen von den Socken gerissen hat.“ Seine Tochter<br />

meint dagegen beschwichtigend: „Wenn man weiß,<br />

es geht vorbei, dann ist alles kein Problem, und bei<br />

den Illwerken wird es immer eine tolle Sache und sie<br />

räumen immer ordentlich auf.“<br />

Inge und Franz Klinger: Bauzeit im Großen und<br />

Ganzen nicht so wild<br />

Hans Gruber: Beruhigung nach Ende des<br />

Felsausbruchs<br />

Markus Felbermayer betrieb offene<br />

Informationspolitik<br />

Franz Netzer: Transporter verursachten viel Staub<br />

Offensive Informationspolitik<br />

Markus Felbermayer vom Kurhotel Felbermayer<br />

Gaschurn hat sich in der Funktion als Obmann der<br />

Wirtevereinigung Gaschurn-Partenen früh mit der<br />

Projektleitung auseinander gesetzt und wichtige PR-<br />

Maßnahmen initiiert: „Meine Devise war, eine offensive<br />

Informationspolitik gegenüber den Gästen und<br />

anstehende Probleme in Zusammenarbeit mit der<br />

Bauleitung möglichst pragmatisch zu lösen.“<br />

Schließlich, meint er, lebe man ja vom Tourismus, von<br />

den Stammgästen, „wirbt mit ruhiger, schöner<br />

Umgebung“, da müsse man schon rechtzeitig steuern.<br />

In drei Prospekten hatte er bereits im Vorfeld auf<br />

die Bauzeit aufmerksam gemacht. Einzelne<br />

Bauphasen, die des Felsausbruchs, Lärm durch erhöhten<br />

LKW-Verkehr und das Förderband – davon war<br />

auch sein Hotel betroffen. Wichtig, sagt er, waren die<br />

Begleitmaßnahmen Kraftwerksfolder, Bauzeitung,


<strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

11<br />

Wirtepaar Dona: bestes Einvernehmen mit allen<br />

Bauleuten<br />

Sepp Tschofen: viele Erdbauarbeiten auf Deponie<br />

Rifa<br />

Rainer Wachter: Wäre auch beim nächsten Projekt<br />

gleich dabei<br />

Infomails sowie Flugblätter zu allen punktuellen<br />

Aktionen wie Straßensperren, Verlegung der Loipe<br />

oder Wanderrouten sowie Großtransporte. Letztere<br />

wurden für viele Gäste ebenso eine sehenswerte<br />

Attraktion wie das Infozentrum energie.raum und das<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> selbst. Ein nicht wegzudenkendes alternatives<br />

Schlechtwetterprogramm, betont Felbermayer,<br />

für das er im hausinternen TV Kanal wirkungsvoll<br />

warb.<br />

Ansässige Unternehmen profitierten<br />

Stärkste Befürworter des Kraftwerks waren beauftragte<br />

Unternehmer, die eine deutliche Geschäftsbelebung<br />

verzeichneten. Ausschließlich Positives hatten die von<br />

der Redaktion besuchten Unternehmer zu berichten.<br />

„Ein so großes Projekt im Ort voll begrüßt“ haben<br />

Sepp Tschofen und seine Familie aus Partenen. Sie<br />

betrachten den Bau des <strong>Kopswerk</strong>es als wichtige<br />

Wertschöpfung – auch im Sinne der Einbindung ansässiger<br />

Betriebe. Es war ihr größter Auftrag bislang.<br />

Als einheimisches Gasthaus ist der Partenerhof seit 20<br />

Jahren beliebter Mittags- und Abendtreff von Illwerke-<br />

Bediensteten. Der Bau des <strong>Kopswerk</strong>es bzw. dessen<br />

Auswirkungen auf die Gästefrequenz „waren die<br />

Krönung“ dieser Zusammenarbeit, sieht Lothar Dona<br />

keinen Grund zur Klage und lobt das gute Einvernehmen<br />

mit den Bau- und Maschinenbaufirmen.<br />

„Von Anfang an ein aufregendes Projekt“ war das<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> für Unternehmerin Heidi Rudigier aus<br />

Gaschurn. Ihr Auftrag in der heißen Bauphase war die<br />

Straßenreinigung, bei der sie in Stresszeiten auch<br />

selbst am Steuer des Traktors saß.<br />

„Mehr oder weniger vom ersten bis zum letzten Tag<br />

im Einsatz“ war auch Heinrich Tschofen vom gleichnamigen<br />

Transportunternehmen mit Sitz in Partenen<br />

und St. Gallenkirch. Er und seine Mitarbeiter übernahmen<br />

Spezialtransporte zwischen Partenen und<br />

Oberwald, Baggerarbeiten und lieferten 3.500 Kubikmeter-<br />

Schnitt- und Rundholz für die Baustellen.<br />

Für viele Kleinaufträge vom Einrichten der Baustellen,<br />

über Baggerarbeiten, Schneeräumung bis zur Rekultivierung<br />

und dem „Aufräumen“ war Rainer Wachter<br />

der zuverlässige Allrounder. Wenn’s nach dem Partener<br />

Unternehmer ginge, „könnten die Illwerke das<br />

<strong>Kopswerk</strong> gleich nochmals bauen oder gleich eine<br />

neue Großbaustelle beginnen.“<br />

Heinrich Tschofen: Baggerarbeiten schon beim<br />

Sondierstollen 2003<br />

Heidi Rudigier: Tüchtige Frau in einer<br />

Männerdomäne<br />

Kurzer Weg vom Zugangstollen zur Zwischendeponie Rifa<br />

Betonmischanlage versorgte vor Ort


12 <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

Portalbauwerk <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

Parzelle Rifa im Spätherbst <strong>2008</strong>: Die ehemalige Deponie Rifa West links im Vordergrund ist begrünt und harmonisch in die Landschaft eingebettet<br />

Rekultivierungen bestens gelungen<br />

Ein Bild von einer Landschaft!<br />

Baustellenabbau und Rekultivierung des Baustellenumfeldes in Kops, Tafamunt, Partenen und Rifa sowie der Rückbau der Ganiferstraße sind am Ende des Jahres<br />

<strong>2008</strong> abgeschlossene Projekte. Aus der Luft und von nahem zeigt sich ein ansprechendes Landschaftsbild. Standortgerecht und streng im Einklang mit dem<br />

durchgeführten Umweltprüfverfahren wurde begrünt und gestaltet. Ökologische Ausgleichsmaßnahmen sollen dem Lebensraum nachhaltig Nutzen bringen.<br />

Die in den ursprünglichen Baustellenbereichen Rifa,<br />

Tafamunt und Kops geschaffenen Deponien verdienen<br />

diese Bezeichnung längst nicht mehr. Das auf die<br />

umliegenden Flächen verbrachte, streng kontrollierte<br />

Material ist ausschließlich Gestein vom Ausbruch<br />

der Stollen und der Kaverne unter Tage. In Rifa West<br />

und Ost gelangten zusammen etwa 300.000 m³<br />

Ausbruchmaterial, in Kops fast 290.000 m³, zur<br />

Endlagerung. Nicht nur die harmonische Integration<br />

in die umgebende Landschaft, sondern darüber hinaus<br />

die professionelle Begrünung und Bepflanzung<br />

waren Herausforderungen an das erfahrene Team<br />

der Abteilung Forst- und Liegenschaftsbewirtschaftung<br />

der Illwerke.<br />

Während in Rifa bereits die Kühe auf den „neuen“<br />

Wiesen grasten und nun Schnee die ideal renaturierte<br />

Augenweide bedeckt, waren auf Tafamunt<br />

und Kops noch Rekultivierungen im Gange. Der<br />

spätere Baustellenabbau und die hochalpine Lage<br />

setzten andere Bedingungen und Maßstäbe.


<strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

13<br />

Eindrucksvolle Flugaufnahmen vom Herbst <strong>2008</strong>. Abb. o.: Die neu befestigte und rückgebaute Ganiferstraße<br />

zwischen Kops und Oberwald. darunter: Die erhöhten Schutzwälle auf Tafamunt<br />

Auf Kops wurde nicht die Situation von 2004, sondern<br />

sogar der Zustand vor dem Bau des <strong>Kopswerk</strong>es I aus<br />

den 60ern angestrebt. Das gelungene Ergebnis ist ein<br />

Geländerücken wie vormals. In verschiedenen<br />

"Begrünungsversuchen" mit eigenen Testfeldern<br />

wurde die perfekte Saatgutmischung gesucht und<br />

gefunden. Die Heugrassaat, Aufforstungen und sensible<br />

Gestaltung zeigten bereits diesen Herbst eine<br />

harmonische Berglandschaft.<br />

Auf Tafamunt weist nur noch das unauffällige Tor im<br />

Berghang auf die neue Station „Baulos 2“ hin. Im<br />

Gebiet der bestehenden Bergstation profitieren<br />

Wanderer und Umwelt durch die „ökologischen<br />

Ausgleichsmaßnahmen. Sie betreffen unter anderem<br />

den Wanderweg zum Wiegensee. Dieser wurde heuer<br />

im Sommer schon der Expertengruppe des Landes<br />

und interessierten, wanderfreudigen Gästen im naturnahen<br />

Rückbau präsentiert.<br />

Der ehemalige Deponie- und Baustellenbereich Kops zeigt sich heute wieder als harmonische Berglandschaft


14 <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

Portalbauwerk Rifa, SF 6 -Anlage, Kavernengestaltung<br />

Architektur über und unter Tage<br />

Das Portalbauwerk des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> ist nicht nur Hauptzugang in das Kraftwerk. Hier sind darüber hinaus wichtige technische Anlagen untergebracht. Der<br />

seitliche Fassadenabschluss übersetzt Kraftwerksoptik in Form eines massiven (Stau)Mauersegments. Das Gebäude wurde nach Plänen des Bludenzer Architekt<br />

Bruno Spagolla gestaltet, der auch für die Planung des SF 6 -Anlagengebäudes und die Innenarchitektur des Kavernenobergeschoßes beauftragt war.<br />

Schmal und schlank wurde das Portalgebäude von Architekt Mag. Bruno Spagolla konzipiert<br />

Obgleich stattlich, wirkt das am Fuß der aufstrebenden<br />

Felswand in Rifa situierte Portalgebäude unaufdringlich,<br />

so wie es sich schmal und schlank der Linie<br />

des Hanges anpasst. Vom anfänglich gedachten „Tor<br />

im Berghang“ weicht es aber deutlich ab. Hauptsächlich,<br />

weil im Eingangsbereich verschiedene technische<br />

Einrichtungen für die Notstromaggregate,<br />

Entrauchungsanlage, Belüftung und der Kabelstollenausgang<br />

zusammentreffen. Die Entscheidung für ein<br />

kompaktes Gebäude anstatt eines Kompromisses<br />

zwischen Stahltor und abgesetzten Infrastrukturräumen<br />

folgte den Intentionen von Bruno Spagolla.<br />

Einheitliche Architektur<br />

Alles unter einen Hut zu bringen, erwies sich zunächst<br />

als kompliziertes Unterfangen, beschreibt der erfahrene<br />

Architekt: Die von den Firmen verbaute techni-<br />

sche Infrastruktur setzte vorrangig funktionelle<br />

Prioritäten. Es lief darauf hinaus, dass jede Kompaktanlage<br />

ihren eigene Umhausung in unterschiedlicher<br />

Ausführung brauchte. Witterungsschutz,<br />

Sicherheitsaspekte, Zugänglichkeit, Platzansprüche<br />

– all das spielte dabei eine Rolle. „Zusätzlich gab es<br />

da aber noch den beachtlichen Stolleneingang als<br />

wichtige Zuluftöffnung. Konfrontiert mit diesen<br />

Anforderungen, überlegte ich mir ein großes Flugdach<br />

über dem Stollentor, unter das ich diese Container<br />

stelle.“<br />

Die Lösung brachte dann die folgende Sitzung mit den<br />

Illwerke-Verantwortlichen und Technikern, nach der<br />

Spagolla seinen neuen Plan skizzierte: Großzügig<br />

mit einer oberen Etage, geschickt unterteilt, dass<br />

alles seinen Platz hat, mit einem seitlich verschiebbaren<br />

Tor zum Zugangsstollen. Funktional und optisch<br />

waren damit alle Probleme gelöst. Die realisierte<br />

Endfassung mit einem Mauerwerk als Abschluss, das<br />

wie ein „herausgeschnittenes Stück der Kopsseestaumauer“<br />

wirkt, enthält dennoch einen Kompromiss:<br />

„Ich hätte diesen Teil mehr geschwungen<br />

ausgeführt, da habe ich doch zu schnell nachgegeben“,<br />

stellt er mit Selbstironie fest.<br />

So wie das Portalgebäude veranschaulicht auch die<br />

Umhausung der SF 6 -Schaltanlage mit dem Abspannportal<br />

Bruno Spagollas Gespür für Industrie-Ästhetik.<br />

Sie ist als Sockelbauwerk ausgeführt, „seine schräge<br />

Wand thematisiert das Wehrhafte gegenüber dem<br />

Fels“, erläutert er. Der aufgesetzte Glaskörper und<br />

die zu- und abgehenden Drähte der Abspannanlage<br />

machen die Funktion des Gebäudes transparent.


<strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

15<br />

Gesamtansicht des Portalgebäudes, an dem im Herbst noch Restarbeiten liefen<br />

Der seitliche Abschluss des Portals symbolisiert ein<br />

„Stück Staumauer“<br />

High-Architecture – Highlights<br />

Betriebe oder technische Objekte in alpiner Landschaft<br />

sollten sich möglichst homogen präsentieren. Mit seiner<br />

Bauart sieht sich Bruno Spagolla in der Tradition<br />

der Illwerke, die, wie er sagt, seit dem Vermuntwerk,<br />

einem klassischen Industriebau der Zwanzigerjahre,<br />

einer anspruchsvollen Baukultur verpflichtet sind.<br />

Beim <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> war für ihn die spannendste Aufgabe<br />

neben SF 6 -Anlage und Portalbauwerk die Planung<br />

eines multifunktionalen Deckenelements und die<br />

Frontgestaltung in der Maschinenhalle. In diesem<br />

„unglaublich gigantischen Raum“ versuchte er sich<br />

komplexe Verbindungs-, Montage- und Service-Ebene<br />

am Gewölbe der Maschinenhalle. Das war denn auch<br />

die größte planerische Herausforderung, sagt<br />

Spagolla, denn die komplizierte Konstruktion verlangte<br />

ein präzises Zeitmanagement von den eingebundenen<br />

Herstellerfirmen. Schließlich musste der<br />

aus vielen Einzelelementen bestehende Plafond noch<br />

während des Maschinenzusammenbaus realisiert<br />

werden. Das Resultat aller gemeinsamen Anstrengung<br />

ist eine Hightech-Decke, die sich als wahres<br />

High-Light unter Tage präsentiert!<br />

Spannende Projekte für Architekt Bruno Spagolla<br />

SF 6 -Anlage: Kompakte Schaltanlage gegenüber<br />

dem <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

erfolgreich am Spagat zwischen Ästhetik und Pragmatismus.<br />

Versah raue Beton-Oberflächen mit linearen<br />

Motiven und schärfte damit die Konturen des<br />

Kraftzentrums innerhalb der voluminösen Säulenhalle.<br />

Überspannt von einem Himmel aus Licht in gut<br />

20 Meter Höhe. – Die eingezogene Decke ist weit<br />

mehr als mächtiger Beleuchtungskörper, nämlich<br />

Leuchtende Deckenkonstruktion der Maschinenhalle


16 <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong><br />

dabei<br />

Aus dem ganzen Land und vom Landtag beehrt<br />

In den vergangenen vier Jahren hatte das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> viele Besucher. Das Echo des unsichtbaren Riesen trug weit über die Grenzen hinaus. Alt und jung, Vereine<br />

und Betriebe, Schüler und Studenten, Partner und Berufskollegen erlebten Sternstunden des Ausbaus und der Technik. Die geführten Besichtigungen waren besondere<br />

Erlebnisse, können ihre begeisterten Aussagen zusammengefasst werden. Mit Freude und hoher Motivation gaben engagierte Illwerke Bedienstete ihr Wissen<br />

an Interessierte und technische Insider weiter.<br />

Von der erfolgreichen Inbetriebnahme des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> konnte sich der Vorarlberger Landtag ein umfassendes Bild machen. Die politischen Vertreter des Landes<br />

zeigten sich vom fertig ausgebauten Krafthaus beeindruckt<br />

3<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Vorarlberger Illwerke AG – ein Unternehmen von illwerke vkw<br />

Redaktionsanschrift: Vorarlberger Illwerke AG, Weidachstraße 6, 6900 Bregenz, Austria<br />

Redaktion: Vorarlberger Illwerke AG, Elisabeth Fischer<br />

Gestaltung: Konzett & Brenndörfer – Werbeagentur, 6900 Bregenz, Austria<br />

Information: Internet: www.kopswerk2.at, E-Mail: info-kopswerk2@illwerke.at, Hotline: +43 5556 701

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